Die Bibel warnt uns mit gutem Grund davor, unerfahren zu bleiben.

Brüder, seid nicht Kinder am Verstande, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstande aber werdet Erwachsene. (W. Vollkommene; im Griech. für „Erwachsene“ gebraucht)
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 14,20

Geschwister, seid doch nicht wie Kinder, wenn es darum geht, diese Dinge zu beurteilen! Wie Kinder sollt ihr nur in Bezug auf das Böse sein; in eurem Urteilsvermögen erweist euch als erwachsene Menschen!
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 14,20

Liebe Brüder und Schwestern, seid, was eure Vernunft betrifft, doch nicht wie kleine Kinder, die nicht verstehen, was man ihnen erklärt! Im Bösen, darin sollt ihr unerfahren sein wie Kinder; in eurem Denken aber sollt ihr reife, erwachsene Menschen sein.
Hoffnung für Alle – 1.Korinther 14:20

Kannst du – nur mit deiner Bibel – biblische Themen erklären?
Und wie wäre es, wenn man dir eine andere Bibelübersetzung in die Hand drücken würde?
Früher ging es mir so, dass ich nur „meine Bibelübersetzung“ wirklich kannte – aber in dieser genau wußte, ob der Text „oben rechts“ oder „unten links“ zu finden war. Aber sobald ich eine „fremde“ Bibel in den Händen hielt, wurde es doch schwierig. Dazu kam, dass ich nur den Wortlaut dieser einen Übersetzung kannte. Heute haben die meisten Bibelleser aber keine Übersetzung mehr in der Hand, sondern nur noch Übertragungen, wie die „Hoffnung für alle“ oder die „Neue Welt-Übersetung 2018“.
Eine gute Übersicht deutscher Bibeln gibt es auf https://www.die-bibel.de/bibeln/wissen-zur-bibel/wissen-bibeluebersetzung/deutsche-bibeluebersetzungen-im-vergleich/


Die Vorliebe der Korinther für die Zungenrede ist für Paulus ein weiterer Beweis für ihre Unreife und weltliche Gesinnung (vgl. 1Kor 3,1-3). Er hofft jedoch, daß sich das vor allem zugunsten einer höheren Bewertung der Gabe der prophetischen Rede ändern wird und daß die Gemeinde die Bedeutung dieser Gabe für die gottesdienstliche Versammlung erkennt. Die Schlußworte des Apostels, die noch einmal eine Gegenüberstellung der Zungenrede und der prophetischen Rede enthalten (1Kor 14,21-25), sollen seine Ermahnung, die in Vers 1 begann, abschließen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

„Geschwister, seid nicht Kindlein im Denken, sondern im Bösen (oder: in Bezug auf das Böse) seid unmündig, im Denken aber seid vollkommen [= erwachsen].“ In 1. Kor 13,11 hatte Paulus die Korinther indirekt darauf hingewiesen, dass ihr Denken und Reden noch wie das eines „Unmündigen“ war. In 1. Kor 3,1 hatte er sie als „Unmündige“ bezeichnet, die noch keine „feste Speise“ vertragen, wobei er betont hatte, dass sie nicht „geistlich“, sondern „fleischlich“ waren. Nun drückt der Apostel sich noch einmal sehr deutlich aus: Hört doch bitte auf, in Bezug auf das „Zungenreden“ wie kleine Kinder zu sein! Das Ziel Gottes ist, dass Christen im Glaubensleben erwachsen werden und lernen, vernünftig als Christen im biblischen Sinn zu denken und zu handeln. Der Verstand soll dabei nicht ausgeschaltet werden, sondern vielmehr der biblischen Offenbarung untergeordnet werden. So schreibt Paulus in 2. Kor 10,5–6: „Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienst Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken unter den Gehorsam Christi gefangen …“ Wenn er nun die Korinther auffordert, in Bezug auf das Böse (kakịa bezeichnet die böse Gesinnung, die zur Tat führt) „unmündig“ zu sein, so bezieht er sich auf das „kindische“ bzw. „fleischliche“ Denken und Handeln der Korinther, das nicht der Erbauung der Gemeinde, sondern vielmehr der egoistischen „Selbstverwirklichung“ diente.

Jacob Thiessen – der 1. Korintherbrief: Eine Auslegung für die Gemeinde

Der Apostel richtet jetzt einen kräftigen Appell an sie. Er ist um ihr Wachstum besorgt, daß sie aufhören, Kinder ( paidion) am Verstand zu sein, und statt dessen erwachsen werden. In dieser ganzen Sache benehmen sie sich wie Kinder. Sie hatten eine kindische Freude an der spektakulären Gabe der Sprachenrede und gebrauchten sie zur Selbstdarstellung. Dann gesteht er ihnen zu, daß sie bezüglich der Bosheit Babys ( nêpiazô) und nicht bloß Kinder sein sollten, aber im Verstand sollten sie Erwachsene sein, die Intelligenz im Gebrauch der Gabe bewiesen. Bosheit, wie es hier gebraucht wird, bezeichnet die Haltung, die sie angenommen hatten und die schlechten Beziehungen, die sich daraus ergaben. Ein Hinwachsen zum Verständnis würde die Situation korrigieren. Dieser Vers zeigt im Gegensatz zu der einseitigen Betonung der spektakulären Gaben sehr anschaulich die Rolle des Verstandes in der christlichen Erfahrung. Manche denken, es wäre Bosheit, wenn die Gabe zur Selbstdarstellung der Eitelkeit gebraucht würde, anstatt zur Erbauung.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die Mahnung des Apostels bleibt immer eingebunden in die Liebe, die den andern hält. Die Anrede »Brüder« verdeutlicht das. Ein Christ, ein Jünger Jesu, kann und braucht den Verstand gewiß nicht abzulegen – das ist notwendigste Klarstellung gegenüber den Christen in Korinth, die in der Verzückung, in der nicht verstehbaren und nachvollziehbaren Zungenrede die höchste Stufe der Vollkommenheit sahen. Nein, nicht »Kleinkinder in eurem Überlegen« (so wörtlich) sollen die Korinther sein. Ganz hart sagt der Apostel, ihre Hochschätzung der Zungenrede sei kindisch. Sie sollen Kinder sein gegenüber dem Bösen, dort sollen sie sich ruhig nichtskönnend, ja einfältig verhalten. Im »Verstehen« aber gilt es für sie, vollkommen zu sein. Das griechische Wort meint das verständige Denken, den Verstand in seiner Urteilskraft. Heiliger Geist und Vernunft sind keine sich ausschließenden Gegensätze. Im Gegenteil, der Heilige Geist erfaßt und durchläutert den ganzen Menschen, auch und gerade seine Vernunft. Erst unter der Leitung des Geistes Gottes kann die menschliche Vernunft, befreit und befruchtet, wirklich erkennen und urteilen (vgl. Röm 12,2; Eph 4,23; auch Apg 26,25; 2 Kor 10,5; 1 Petr 2,2).

Edition C Bibelkommentar