EIN Hirte – und die anderen??

Denn ich weiß dieses , daß nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen.
Elberfelder 1871 – Apg 20,29

denn dieses weiß ich, dass nach meinem Weggehen schlimme Wölfe zu euch hineinkommen werden und die kleine Herde nicht schonen werden.
Jantzen & Jettel 2017 – Apostelgeschichte 20,29

Denn ich weiß: Wenn ich nicht mehr da bin, werden sich falsche Lehrer in die Gemeinde einschleichen und wie reißende Wölfe über euch herfallen.
Hoffnung für Alle 2015 – Apostelgeschicht 20:29

Wessen Herde??
Es gibt nur einen Hirten! Alle anderen, die versuchen, die Herde zu übernehmen, sind wie Wölfe, nämlich nur auf das Leben der Schafe aus!

Der Apostel Paulus sagte voraus, daß ein Abfall vom wahren Christentum eintreten und daß die religiöse Klasse des „Menschen der Gesetzlosigkeit“ aufkommen und sich selbst erhöhen werde (2 Thessalonicher 2:3, 4). Er wies darauf hin, daß sich dieser „Mensch der Gesetzlosigkeit“ aus einer Gruppe von Ältesten bzw. von Aufsehern („Bischöfen“, Herder-Bibel) entwickeln werde, die „aufstehen und verdrehte Dinge reden“ würden, „um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apostelgeschichte 20:28-30).
In Erfüllung dieser Prophezeiung trat nach dem Tod der treuen Apostel Jesu das „Unkraut“ in Erscheinung, d. h. die falschen oder Scheinchristen (Matthäus 13:24-30, 36-43). Einige bildeten Splittergruppen und verdrehten die Heilige Schrift (2 Petrus 3:16). Daraus resultierte ein Schachzug, den der eine oder andere als unbedeutend abtun mag, aber für die Bibel war er verderblich.
„Die Heilige Schrift, die Glauben in uns pflanzt, den Vorläufer der Erkenntnis, nützt dir nichts, es sei denn, du würdest sie richtig verstehen“, sagte Augustinus, ein Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts. Auch in dem Werk De Principiis lesen wir:
„Doch bleibt dabei die kirchliche Verkündigung erhalten, die in der Ordnung der Nachfolge von den Aposteln her überliefert ist und bis heute in den Kirchen fortdauert; und so darf man denn nur das als Wahrheit glauben, was in nichts von der kirchlichen und apostolischen Überlieferung abweicht.“
Die „kirchliche Verkündigung“ und die „kirchliche und apostolische Überlieferung“ wurden der Heiligen Schrift gleichgestellt, um das Aufkommen von Häresien oder das Lehren angeblicher Irrtümer zu verhindern.
Gleichzeitig wurde den kirchlichen Zeremonien und Riten große Aufmerksamkeit geschenkt. Diese seien für den Gläubigen von größerem Nutzen, meinte man, als wenn er versuche, in die „Tiefen der Heiligen Schrift“ einzudringen, weil er dadurch nur verwirrt würde. Der an den Wänden der prachtvollen Kirchen angebrachte Bilderschmuck, Szenen aus der Bibel, und die Steinskulpturen, die biblische Gestalten darstellten, galten als eine Art „Bibel der Armen“.
Doch Kirchenlehrer wie Chrysostomus (4. Jahrhundert) traten immer noch dafür ein, daß jeder einzelne die Bibel lesen sollte. Aber die Würfel waren bereits gefallen. Die große Mehrheit der „Christen“ legte keinen Wert mehr auf das persönliche Lesen und Erforschen der Bibel. Einige hielten Chrysostomus entgegen:
„Ich treibe ein Handwerk; ich habe Frau und Kinder zu ernähren; . . . ich bin ein Weltlicher; mein Geschäft ist es nicht, in der Schrift zu lesen; sondern das gehört für Leute, welche der Welt entsagt haben.“
Mit der Zeit glaubte man, es sei nur die Aufgabe von Geistlichen und Gelehrten, die Bibel zu lesen und zu erforschen.

Erwachet! 8.1.1980

„Ich weiß, daß nach meinem Weggang bedrückende Wölfe bei euch eindringen und die Herde nicht schonen werden, und aus eurer Mitte selbst werden Männer aufstehen und verdrehte Dinge reden, um die Jünger hinter sich her wegzuziehen“ (Apostelgeschichte 20:29, 30). Ja, nach dem Tod der zwölf Apostel Christi würden falsche Lehrer aufstehen. Sie würden im Namen des Christentums „verdrehte Dinge“ lehren. Die Zugehörigkeit zu einer Denomination, die behauptet, christlich zu sein, ist somit noch lange keine Gewähr dafür, daß man den rechten Glauben hat.
„Spielt es denn überhaupt eine Rolle, was man glaubt?“ mag jemand fragen. „Kommt es nicht eher darauf an, daß man aufrichtig ist, und darauf, wie man seine Mitmenschen behandelt?“ Wird eine unrechte Tat dadurch, daß sie in Aufrichtigkeit begangen wird, zu einer guten Tat? Wie war es beim Apostel Paulus? Handelte er in den Augen Gottes richtig, als er sich eifrig für die jüdische Tradition einsetzte? Er selbst machte folgendes Geständnis: „. obwohl ich früher ein Lästerer und ein Verfolger und ein unverschämter Mann war. Dennoch wurde mir Barmherzigkeit erwiesen, weil ich unwissend war und im Unglauben handelte“ (1 Timotheus 1:13).

Erwachet! 8.2.1974

Diese Verse erklären, warum Paulus den Ältesten ihr eigenes Wohl und das der Herde so sehr ans Herz legen mußte (V. 28). Falsche Lehrer, reißende Wölfe, würden kommen und die Herde nicht verschonen, ja sogar Männer aus ihrer Mitte würden Verkehrtes lehren. Diese Warnung wird durch die Verweise auf die Vorgänge in der Gemeinde in Ephesus, die wir im Neuen Testament finden, bestätigt (1Tim 1,6-7.19.20;4,1-7; 2Tim 1,15;2,16-18;3,1-9; Offb 2,1-7). Nochmals forderte Paulus die Ältesten auf: Seid wachsam! und warnte sie sogar unter Tränen (vgl. Apg 20,19) vor falschen Lehrern.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In den Versen 29-30 werden zwei Gründe genannt, warum die Ältesten in Ephesus aufpassen müssen. Der erste Grund wird in Vers 29 genannt: Ich weiß, dass nach meinem Weggang schmerzliche Wölfe unter euch eindringen werden, die die Herde nicht verschonen. Das griechische Wort für „schmerzlich“, bareis, bedeutet „raubgierig“ oder „hart“. Das griechische Wort für „Wölfe“, lykoi, ist ein Begriff, den Jeschua in Johannes 10,12 für Irrlehrer verwendet. Nachdem Paulus gegangen war, wurde die Herde, die diese Ältesten bewachen sollten, von Irrlehrern überfallen, die von außen eindrangen und einige dazu brachten, sich zu zerstreuen. Aber da die Ältesten den Dienst des Paulus fortsetzten und den ganzen Ratschluss Gottes lehrten, würde dies dazu beitragen, die Gefahr zu minimieren.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

Die Gemeinde bedarf treuer Hirten, weil es auch nicht an Feinden fehlen wird, die sie zu verderben suchen. Paulus weiß, daß noch schwere Kämpfe zu überstehen sind. Sein Weggang wird die Feinde ermutigen. Das ist aber nicht die einzige Gefahr. Er rechnet nicht darauf, daß wenigstens in der Gemeinde alle im Glauben und in der Wahrheit bleiben, sondern die Verführung kommt auch aus der Christenheit selbst. Es wird in dieser Männer geben, denen das Evangelium des Apostels nicht auf die Dauer gefällt, sondern die es durch ihre Meinungen ersetzen und dafür um den Beifall der Jünger werben und diese an ihre Person und Lehre ketten möchten. Das Merkmal derer, die ihr Christentum verderben, ist, daß sie für ihren eigenen Einfluß arbeiten und die Gemeinde sich unterwerfen wollen.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament