Schlagwort: Gott

Sie setzen sich alle über die Verordnungen des Kaisers hinweg, indem (oder weil) sie behaupten, ein anderer sei der wahre Herrscher, nämlich Jesus

Diese, welche den Erdkreis aufgewiegelt haben, sind auch hierher gekommen, welche Jason beherbergt hat; und diese alle handeln wider die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, daß ein anderer König sei – Jesus.
Elberfelder 1871 – Apg 17,6b–7

Jason hat sie bei sich aufgenommen, und diese Leute verstoßen alle gegen die Verordnungen des Kaisers, denn sie behaupten, ein anderer sei König, nämlich Jesus.«
Menge – Apostelgeschichte 17,7

Diese, die den Erdkreis in Aufruhr versetzt haben, sind auch hierher gekommen; ( Apg 16:20 ) die hat Jason aufgenommen. Und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein andrer sei König, (nämlich) Jesus. ( Lu 23:2; Joh 19:12 )
Zürcher 1931 – Apostelgeschichte 17:6b–7

„Und jetzt sind sie auch noch bei uns und pennen bei Jason. Alles, was der oberste Präsident sagt, ist ihnen total egal, und sie behaupten, ein anderer hätte jetzt das Sagen, und der heißt Jesus.“
VolxBibel – Apostegeschichte 17:7

Was wird Paulus als Nachfolger Jesu vorgeworfen? War er bei „rot“ über die Ampel gefahren? War er zu schnell mit dem Auto unterwegs? Hatte er die Fahrkarte oder die Steuern unterschlagen? Hatte er jemanden betrogen, gelogen? Hatte er Familien auseinandergebracht? Oder hatte er von Straftaten gewusst, und dann aber verheimlicht, weil ihm der zweite oder dritte Zeuge fehlte?
NEIN! Nichts von dem! Sondern ihm wird vorgeworfen: Jesus ist der aktive König, um Jesus ist die Treue zu halten! Also Jesus ist nach den Aussagen von Paulus wohl schon 1.Jahrhundert der „andere König“ dem die alleinige Treue zu halten ist!

Das war nichts Neues. Ähnliches hatten die religiösen Führer bereits Jesus zur Last gelegt und zu Pilatus gesagt: „Wir fanden, dass dieser Mensch unsere Nation aufwiegelt . . . und sagt, er selbst sei Christus, ein König“ (Luk 23:2). Weil ihm das vom Kaiser als Hochverrat hätte ausgelegt werden können, bekam Pilatus womöglich kalte Füße und ließ Jesus hinrichten. Die Anklagen in Thessalonich hätten die Christen also durchaus Kopf und Kragen kosten können. In einem Kommentar zur Apostelgeschichte wird gesagt: „Die Gefahr, in die sie diese Anklage brachte, ist nur schwer zu übertreiben, denn ‚allein der Hinweis auf Verrat gegen den Kaiser erwies sich oft als fatal für die Angeklagten‘.“

Legt gründlich Zeugnis ab für Gottes Königreich – Ausgabe 2018

Dass sie Feinde der bestehenden Regierung waren (Vers 7): „Sie handeln ‚alle gegen die Verordnungen des Kaisers‘, denn sie sagen, ‚ein anderer sei König, nämlich Jesus!‘ “ Es stimmt, dass die römische Regierung sehr misstrauisch war, dass nicht ein Statthalter unter ihrer Gewalt sich den Titel König zulegte, und es stimmt, dass die Nachfolger Jesu sagten, „Jesus ist ein König“, doch er war kein irdischer König. In der Botschaft Christi gab es nichts, das zur Entthronung von Herrschern führte. Die Juden wussten dies sehr gut. Es ziemte sich aus allen Völkern nicht für die Juden, eine solche Anklage vorzubringen, da sie den Kaiser und seine Herrschaft so hassten. Sie erwarteten einen Messias, der ein weltlicher Herrscher sein würde, der die Throne und Reiche stürzen würde, und widersetzten sich deshalb unserem Herrn Jesus, weil er nicht als diese Art von Herrscher auftrat.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Ein anderer König! Sie haben die Botschaft also tatsächlich verstanden. Jesus ist Herr und der Kaiser ist es nicht – das grundlegende „Gesetz“ oder „Dogma“ des Kaisers lautet, dass er und er allein der Herrscher ist. Nordgriechenland war ein Jahrhundert zuvor der Ort der schrecklichen Bürgerkriege gewesen, in denen Brutus und Cassius nach dem Tod von Julius Cäsar gegen Antonius und Octavian gekämpft hatten, und dann hatten Antonius und Octavian (Augustus) gegeneinander um die Alleinherrschaft gekämpft. Ein Ausdruck wie „ein anderer König“ klang sehr danach, als wollten die betreffenden Leute einen weiteren Bürgerkrieg anfangen mit dem Ziel, Kaiser Claudius zu vertreiben und einen anderen Kandidaten einzusetzen. Wenn all dies um das Jahr 50 n. Chr. stattfand (was recht wahrscheinlich ist), sollten wir uns daran erinnern, dass weniger als zwei Jahrzehnte später nicht weniger als drei Herrscher in weit verstreuten Teilen des Reichs als „ein anderer König“ bejubelt und schnell nacheinander eingesetzt wurden, wodurch sie das Jahr 69 n. Chr. zum „Vierkaiserjahr“ machten. So etwas war also sehr gut möglich und die Anklage daher sehr glaubwürdig.
War Paulus also ein treuer, römischer Bürger, oder war er es nicht? Es hängt alles von unserer Antwort auf die Frage ab, welche Art von „König“ Paulus im Blick auf Jesus wirklich vor Augen hatte. Es ist einfach, Jesu berühmten Spruch zu zitieren: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Johannes schrieb allerdings: „Mein Reich stammt nicht aus dieser Welt“ (Johannes 18,36). Er implizierte damit ganz klar: Obwohl Jesu Reich natürlich von anderswo herkommt, ist es doch eindeutig für diese Welt. Und es lässt sich leicht erweisen, dass die Anklage gegen Jesus, er hätte behauptet, ein König zu sein (Lukas berichtet davon in Kapitel 23,2 seines Evangeliums), bestenfalls höchst irreführend war – was auch für die anderen Anschuldigungen gilt, die zu jener Zeit im Umlauf waren.

Apostelgeschichte für heute

Und wir? Halten wir uns an ALLE Gesetze in dem Land in dem wir momentan leben? Und ist es der einzigste Anklagepunkt, dass wir einen „anderen König“ über uns haben – einen König, der seit seiner Auferstehung im Himmel herrscht, und sehr bald die Herrschaft über die gesamte Erde übernehmen wird?

Plötzlich gab es Krieg im Himmel. Michael und seine Engel starteten einen Angriff gegen den Drachen. Der Drache wehrte sich mit seinen dunklen Engeln. Aber er verlor den Kampf und durfte nicht länger im Himmel bleiben.

Und es entstand ein Kampf in dem Himmel: Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel; und sie siegten nicht ob, auch wurde ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 12,7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus. Michael mit seinen Engeln kämpfte gegen den Drachen. Der Drache mit seinen Engeln wehrte sich;  aber er konnte nicht standhalten. Samt seinen Engeln musste er seinen Platz im Himmel räumen.
Gute Nachricht Bibel – Offenbarung 12:7–8

Dann brach im Himmel ein Krieg aus: Michael und seine Engel griffen den Drachen an. Der Drache schlug mit seinem Heer von Engeln zurück; doch sie verloren den Kampf und durften nicht länger im Himmel bleiben.
Hoffnung für Alle – Offenbarung 12,7–8

Wer ist „Michael“? Adventistische Bibelausleger sind allgemein der Auffassung, dass es sich hier um Christus handelt. In den biblischen Paralleltexten wird Michael jedoch als (Engel)Fürst“ (bzw. Völkerengel) oder „Erzengel“ vorgestellt (Dan 10,13: „Aber der Fürst des Königreichs Persien stand mir 21 Tage entgegen. Und siehe, Michael, einer der ersten Fürsten, kam, um mir zu helfen, und ich wurde dort entbehrlich bei den Königen von Persien.“; Dan 10,21: „… und es gibt keinen einzigen, der mir gegen jene mutig beisteht als nur Michael, euer Fürst.“; Dan 12,1: „Und in jener Zeit wird Michael auftreten, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes eintritt …“; Jud 9: „Michael aber, der Erzengel, wagte nicht, als er mit dem Teufel stritt und Wortwechsel um den Leib Moses hatte, ein lästerndes Urteil zu fällen, sondern sprach: Der Herr schelte dich!“).

Der Kampf zwischen Michael und dem Drachen findet im Himmel statt. Dabei ist vorausgesetzt, dass „der Drache“ – also „der Teufel und Satan“ (12,9) – dort Zugang hat. Im AT tritt Satan im Himmel als Ankläger der Menschen auf (Hiob 1,6ff; 2,1ff.; Sach 3,1).

Warum es gerade jetzt zu einem „Kampf im Himmel“ kommt, wird nicht gesagt. Er steht aber im Zusammenhang mit der Himmelfahrt Jesu. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass dieses Ereignis der Anlass dafür ist, den Drachen aus dem Himmel zu entfernen. „Wo … Jesus herrscht … hat der Widersacher Gottes weder Raum noch Recht.“ (Roloff, 129).

Der Kampf geht von Michael und seinen Engeln aus. Wörtlich übersetzt muss es heißen: „Michael und seine Engel waren bereit bzw. verpflichtet gegen den Drachen zu kämpfen“ (ein substantivierter Infinitiv drückt die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung aus; Neuer sprachlicher Schlüssel zum griechischen Neuen Testament, zur Stelle; vgl. Maier II, 45).

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Diese Verse bieten uns die Erklärung, warum es in der Mitte der Jahrwoche zu solch dramatischen Veränderungen auf der Erde kommt. Die Ursache ist die, dass im Himmel ein Kampf gefochten wird, dessen Ergebnisse auf der Erde zu spüren sind. Das Wort „Krieg“, polemos , steht hier für eine Schlacht. JND erklärt in den Anmerkungen zu seiner Bibelübersetzung den Aorist „entstand“, egeneto, wie folgt: „hat jetzt stattgefunden, hat angefangen“. Plötzlich bricht im Himmel eine Schlacht aus. Es ist möglich, dass Satan, der gesehen hat, wie die Gemeinde in den Himmel entrückt und vor den Richterstuhl des Christus gestellt wurde und nun ahnt, dass die Vereinigung der Gemeinde mit dem Herrn in der Hochzeit des Lammes bald geschehen muss, meint, dass jetzt der günstige Moment zum Angriff auf den Thron gekommen sei. Der Erfolg seiner Pläne auf der Erde – seine beiden Werkzeuge auf der Erde sind aufgekommen und die beiden Zeugen sind ermordet worden – kann ihn in seiner Illusion bestärkt haben. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass der Drache jetzt, angreift, um das Ausgießen der letzten Gerichte auf seine Werkzeuge zu verhindern. Denn er hat nicht mehr viel Zeit. Die Bibel sagt uns nicht, wer die Schlacht begann, aber die Reihenfolge der Wörter im Vers legen nahe, dass Michael auf Gottes Geheiß die Initiative ergriff, um das Universum von diesem Urheber aller Rebellion zu reinigen. Diese Sicht wird durch Daniel 12,1 gestützt, wo auf den gleichen Zeitpunkt zur Hälfte der Jahrwoche Bezug genommen wird: „Und in jener Zeit wird Michael aufstehen, der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht; und es wird eine Zeit der Drangsal sein, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht bis zu jener Zeit.“ Es ist gut möglich, dass angesichts des wachsenden Druckes auf das Volk Israel Michael von Gott den Auftrag zum Handeln bekommt.
Michael, dessen Name „Wer ist wie Gott?“ bedeutet, wird in der Bibel fünfmal erwähnt. In Dan 10,13 wird er „einer der ersten Fürsten“ genannt, in 10,21 „euer Fürst“. In Dan 12,1 heißt er „der große Fürst“, und in Judas 1,9 „der Erzengel“ (als einziger in der Bibel). Hier ist er der Anführer einer großen Engelschar; diese steht unter seinem Befehl und sie heißen darum „seine Engel“. Gegen die himmlischen Heerscharen haben sich die feindlichen Mächte aufgestellt, die hier „der Drache und seine Engel“ genannt werden. Es entspinnt sich ein gigantisches Ringen. Das Verb „siegten nicht ob“ lässt ahnen, wie große Anstrengungen der Drache und seine Engel machten, um den Himmel zu besiegen.
Über den Ort, wo dieser Kampf stattfindet, ist viel diskutiert worden, wiewohl es hier heißt, er finde „im Himmel“ statt. Der auferstandene Herr ist „durch die Himmel gegangen“ (Heb 4,14), womit ganz klar der atmosphärische Himmel und der astronomische Himmel gemeint sind. Jetzt, da er „höher als die Himmel geworden“ ist (Heb 7,26), ist er eingegangen „in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“ (Heb 9,24). Der dritte Himmel wird in 2.Kor 12,2-4 identifiziert als das Paradies, wo Gott ist und Christus wohnt, und wohin die von der Erde Geretteten genommen werden, um bei Christus zu sein (Lk 23,43). Das kann aber kaum der Bereich sein, in dem dieser Krieg toben wird. Er findet auch nicht „in den himmlischen Örtern“ von Eph 6 statt, denn mit dem dort beschriebenen Kampf ist etwas vollständig anderes gemeint. Die Worte Christi in Lk 10,18 beziehen sich auf den Sturz Satans von seiner Stellung als der „gesalbte Cherub“ (Hes 28,14), der so nahe bei Gottes Thron stand. Jenes Geschehen ist bereits Geschichte; es liegt irgendwo zwischen 1.Mo 2; 3. Es ist klar, dass Satan seit jenem Fall nicht mehr in der unmittelbaren Gegenwart Gottes wohnen kann. Es ist aber gleichzeitig deutlich, dass es gewisse himmlische Regionen gibt, zu denen Satan noch immer Zugang hat (Hi 1,6; 2,1) und wo er als der Verkläger der Brüder die Freiheit hat, seine Klagen bei Gott vorzubringen. Es ist von jener „Stätte“, aus der der Satan und seine Engel nun hinabgeworfen werden. Diese Erklärung wird durch das besitzanzeigende „ihre“ gestützt: „Auch wurde ihre Stätte nicht mehr im Himmel gefunden.“ Es scheint, dass sie ihre besondere Stätte hatten, in der sie sich noch aufhalten durften. Es ist anzunehmen, dass sie nicht allein aus ihrer Stätte vertrieben werden, sondern dass diese Region nun für immer geschlossen wird, dass also Michael den Kosmos von allem Bösen reinigt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Und es geschah ein Kampf im Himmel. Einer der beiden Kämpfenden wird in Vers 9 auf das Genaueste vorgestellt. Dagegen verlautet von seinem Widersacher außerhalb dieses Verses nichts und auch hier nur sein Name. Darum sprechen auch wir bis zum Exkurs 10 (nadi V. 11) kommentarlos von „Michael“ . Einerseits waren Michael und seine Engel, bereit zu kämpfen, und andererseits kämpfte der Drache und seine Engel.
Dreimal enthält dieser kurze Vers „Kampf“ oder „kämpfen“. Als Folge der Inthronisation des Messias in Vers 5 tut sich Unerhörtes in den geistlichen Dimensionen. Dieser Kampf im Himmel will mit einem zweiten Kampf auf der „Erde“ in 19, 19 zusammengehalten werden. Jener Erdenkampf vervollständigt diesen Himmelskampf. Beide Kämpfe enden mit einem Satanssturz. Hier stürzt der Satan vom Himmel auf die Erde (V. 9), dort von der Erde in den Abgrund (20, 3). In beiden Fällen wird das Gericht durch einen Engel vollstreckt. Hier heißt er Michael, dort fehlt eine Nennung seines Namens. Als Folge der Inthronisation des Messias vollzieht sich also im Grunde ein Kampf, der aber in zwei Akten abläuft. Dazwischen liegt die „kleine Zeit“ von Vers 12.
Die Initiative zum Kampf geht von Michael aus. Er tritt sogleich mit Kampfabsicht auf den Plan, bereit zu kämpfen und den Drachen in eine Auseinandersetzung zu verwickeln. Die meisten Kommentare sagen es umgekehrt: Der Drache begibt sich, nachdem ihm der Messias entkommen war, schnaubend auf Verfolgungsjagd und stürmt den Bergungsort des Flüchtenden. Da stellt sich ihm Michael mit seinen Scharen entgegen und wehrt den „Himmelssturm“ erfolgreich ab. Satan und seine Gesellen werden auf die Erde zurückgeworfen.
Es zahlt sich für die Auslegung dieses Abschnittes aus, nichts aus den vorangegangenen Versen zu verlieren. Wir arbeiteten für die „Entrückung“ des Messias Vers 5 den Rechtshintergrund heraus: Der vom Weibe geborene Knabe gewann einen Gerichtsprozeß gegen den Drachen, der ihm als Fürst dieser Welt den außerordentlichen Rang und Platz bei Gott, nämlich seine Messianität und Gottessohnschaft und damit die Weltherrschaft streitig machen wollte. Durch die Entrückung auf Gottes Thron wird der Knabe jedoch darin bestätigt und voll gerechtfertigt. Der „Verkläger“ (V. 10) hatte unter Mißbrauch seines Verklägeramtes eine falsche Anklage vorgebracht. Nach israelitischem Recht genügte jetzt nicht allein die Rechtfertigung des unschuldig Angeklagten, sondern es mußte auch noch dem falschen Ankläger der Prozeß gemacht werden (5 Mo 19, 16–19). Ihm gebührte die gleiche Strafe, die er dem Unschuldigen gewünscht hatte. Der Drache wollte Christus seinen Platz bei Gott rauben, so verliert er seinen eigenen Platz im Himmel, nämlich seine Funktion als Ankläger (V. 8b).
Im neuen Abschnitt geht es hintergründig um einen solchen Nachfolgeprozeß. Schon darum ist in diesem zweiten Prozeß keinesfalls der Drache initiativ, sondern der bisher verklagte Messias wird zum Ankläger. Doch Michael ist sein Anwalt und Vollstrecker. Der Drache bietet alles auf, um seine Position zu behaupten: Der Drache kämpfte und seine Engel .
[8] Und er vermochte nicht zu bestehen. Dieser Ausdruck könnte durchaus einen gerichtlichen Beiklang haben und hindurchschimmern lassen, daß Johannes hinter den geschauten „Zeichen“ eines physischen Kampfes die Wirklichkeit eines Rechtsstreites wußte. In diesem Rechtsstreit vermochte der Drache nicht zu bestehen, da er seine Stellung durch die falsche Anklage des Gerechten und Heiligen hoffnungslos verspielt hatte.
Und es wurde für sie nicht mehr ein Ort im Himmel gefunden. Für immer und restlos wurde ihm die entscheidende – nicht aber die einzige! (s. u.) – Operationsbasis genommen. Nie wieder wird er im Himmel als Verkläger angenommen. Rein gar nichts kann er dort noch ausrichten. Im Himmel herrschen nur noch Gott und der mitthronende Gesalbte. Die biblische Rede von dem Ort (Bd. 1, Anm. 108), der nicht mehr aufzufinden ist, wird Hes 27 unvergeßlich anschaulich: Ein prachtvolles, stolzes Kaufmannsschiff versinkt im Meer. Die Wogen schlagen darüber zusammen und schweigen alles Gewesene tot.
Dem dreimaligen „Kampf, kämpfen“ in Vers 7 entspricht hier in Vers 9 das dreimalige „geworfen“. „Werfen“ begegnete uns schon oft in den Gerichtsvollzügen der Offb. Der Gerichtete wird vierfach, also allseitig und erschöpfend identifiziert. [9] Und es wurde geworfen der große Drache, die uralte Schlange, genannt Diabolos und Satan. Diese Sprechweise klingt wie ein Auszug aus einer Urteilsverkündigung. Zu Beginn werden die Personalien des Verurteilten, seine Herkunft und sein Tun und Lassen genau aufgeführt.
Es ist der große Drache. „Drache“ bezeichnete vor allem eine Riesenschlange, wiederum besonders die Seeschlange und das Seeungeheuer. Daran läßt der Wasserstrahl denken, den dieser Drache nach Vers 15 herausschießt. Aber die Beifügung groß übersteigert diesen Drachen gegenüber jedem natürlichen Wesen. Ein riesenhafter Riesendrache! So entsteht ein Bild für eine Größe, die alle Zoologie hinter sich läßt, nämlich für die Wirklichkeit des Satanischen.
In der Offb ist Satan der Gegner Gottes. Gern wäre er auch Gegengott, bringt es aber nicht weiter als bis zu einem „Affen Gottes“ (Luther). Wäre er Gegengott, ständen wir unter einem Dualismus zweier selbständiger Mächte. Gottes Volk hat darauf zu achten daß es Satan diese Ehre nicht antut. „Er lebt von dem Respekt, den man ihm zollt“ (Lamparter). Wir haben darum nicht an ihn zu glauben, sondern ihm zu widerstehen (1 Pt 5, 9; Jak 4, 7). Wir sollen ihn uns auch nicht genau vorstellen wollen und uns weder in eine Betrachtung des Satanischen vertiefen noch eine ausführliche Satanslehre anstreben noch in unserer Umwelt Satansgewißheit verbreiten. Nicht einmal dann, wenn andere den Satan wegdisputieren, streiten wir beharrlich mit ihnen. Wohl tut ein Hinweis auf den Ausspruch Goethes gut: „Den Teufel spürt das Völkchen nicht, und wenn er sie beim Kragen hält.“ Aber wer sich in Belehrung über Satan und Dämonen ergeht, gewinnt für das Heil rein gar nichts. Das Mittelalter strotzte nur so vor Teufelsglaube und war doch so arm an Christuserkenntnis und so in Fesseln geschlagen durch Gewalt, Unrecht und Unverstand.
Auch hier verfolgen wir nur die kurze Skizzierung des Satanischen, ohne sie mit allen möglichen Gesichtspunkten und Fragestellungen auszugleichen. Der große Drache wird auch die uralte Schlange genannt. Die Schlange spielte in der Umwelt Israels eine für uns unvorstellbare Rolle. Sie war fast überall verbreitet und bekannt. Schlangenkulte sind schon aus der Zeit 4500 v. Chr. belegt. Mancherlei Umstände förderten diese Kulte: der überlegene, hypnotisierende Blick der Schlange, ihr kaum merklicher, aber tödlicher Biß, ihre Heimtücke und Schnelligkeit und ihre Dressierbarkeit.
Aber nicht nur als Verderbensmacht wurde sie empfunden. Besonders die Griechen richteten sie als Haustier ab und verehrten sie als Lebensmacht. Die Schlange ist ja besonders der Erde verbunden, lebt in Grotten und Ritzen, kriecht auf der Erde, scheint Erde zu fressen und galt als „Seele“ der Erde, als Erdgottheit. Da die Erde aber Symbol für das Mütterliche und Weibliche ist, erscheint die Schlange auf den Abbildungen der Fruchtbarkeitsgöttinnen.
Weil die Schlange häufig an Quellen haust, schien sie mit unterirdischen, verborgenen Schätzen in Verbindung zu stehen. Sie galt als hellseherisches Orakeltier. Besonders an Heil quellen verehrte man sie, verfügte sie doch nicht nur über Gift, sondern auch über Gegengift, vgl. den Hinweis auf den blühenden Asklepioskult zu 2, 13. Schließlich konnte die Beobachtung, wie sich die Schlange häutet und sich auf diese Weise zu verjüngen und zu erneuern scheint, sie zum Symbol der Wiedergeburt und des ewigen Lebens werden lassen.
Bei der allgemeinen Hochschätzung des Schlangenkultes in allen umwohnenden Völkern ist es nicht verwunderlich, wenn Israel die Schlange als Verkörperung des Heidentums ansah. Daher der entschiedene Abscheu vor Schlangen im AT. Nie diente sie als Haustier, Opfertier oder als Speise. Sie ist das widerlich Schmierige, Schillernde, Zwielichtige, Mörderische und darum das Satanische.
An unserer Stelle finden wir eine ausdrückliche Gleichsetzung mit der Paradiesesschlange von 1 Mo 3: die uralte Schlange. So alt sie ist, sie hat ihre Feindschaft gegen Gott und alles Göttliche nie vergessen.
Erst jetzt erklingt zweisprachig (Anm. 301) der eigentliche Name des Drachen und der Schlange. Wir erörtern zunächst das hebräische Wort Satan. Es bezeichnet ursprünglich völlig neutral den Opponenten. Im israelitischen Gerichtswesen hat es möglicherweise die Planstelle für einen Ankläger gegeben, der zur Rechten des Angeklagten stand (Sach 3, 1; 1 Chr 21, 1; Ps 109, 6). Mit Feindseligkeit und Bosheit hat diese gesellschaftliche Funktion noch nichts zu schaffen. Auch im Hiobbuch hat „Satan“ noch keinen bösen Beiklang. Er achtet wie ein guter Staatsanwalt darauf, daß man nicht einfach dem Augenschein traut und beantragt den Beweisgang. Teuflische Lust am Bösen liest man für ihn höchstens in den Text hinein. Er ist nicht Widersacher Gottes, sondern dient der genauen göttlichen Rechtsprechung.
Erst im Judentum wird „Satan“ zum Eigennamen für die aktiv böse Macht. Sie ist Gott und den Menschen, vor allem aber den Gerechten, feindlich gesinnt. Als Nachklang des AT bleibt bestehen, daß Satan ein von Gott abhängiges Geschöpf ist, nämlich ein Engelfürst.
Eine Zusammenfassung seines Tuns bietet das bekannte Zitat aus dem babylonischen Talmud: „Der Satan kommt herab und verführt, steigt hinauf und klagt an, nimmt Vollmacht und nimmt die Seele.“ Zunächst verführt er also zur Sünde, indem er Gott und die Sünde verharmlost und diese begehrenswert macht wie in 1 Mo 3. Sobald er den Menschen zum Sündigen gebracht hat, eilt er ins himmlische Gericht, um flammende Anklage gegen den zu erheben, den er selbst gereizt, gelockt und überredet hat. In „heiligster“ Entrüstung und unter Berufung auf Gottes Gebote fordert er Strafgerechtigkeit. Bevollmächtigt kehrt er zurück und vollstreckt die Strafe, indem er den Sünder tötet. So hat er sein Ziel erreicht: den Tod des Menschen, den Gott doch zum Leben geschaffen hat.
Nach jüdischer Lehre fungiert vor dem himmlischen Gericht aber auch ein Verteidiger Israels, nämlich der Erzengel Michael. Er trägt die Tugenden der Juden vor Gottes Thron. Er kann auch den Satan abweisen. Aber von Fall zu Fall steigt dieser immer wieder herauf, um frisch verführte Opfer anzuklagen und Vollmacht über sie zu gewinnen.
Als Verführer arbeitet der Satan also mit Lüge und als Vollstrecker mit Gewalt, aber als Verkläger arbeitet er mit Wahrheit. Kein Gewaltsystem verachtet eine gewisse Rechtlichkeit. Jede Lüge, die Erfolg haben will, bedarf einer Prise Wahrheit. Darum liegt die wesentliche Macht Satans in seiner mittleren Funktion begründet. Nirgendwo ist er so satanisch wie gerade in seiner Anklage, wo er vollmächtig von Gott scheidet und die Schuldwand zwischen Gott und Sünder himmelhoch emporzieht.
Haben Jesus und die Apostel diese jüdischen Anschauungen einfach übernommen? Nach dem Evangelium ist die furchtbare Verklägerfunktion Satans gelöscht. Das bedeutet die Lehre vom Satanssturz. Seine wesentliche Kraft ist gebrochen. Darauf bezieht sich in Vers 9 das jubelnde, dreimalige „gestürzt, gestürzt, gestürzt!“ Zwar geht er weiter als Lügner und Mörder um, doch die Rechtsposition ist ihm genommen. Er stürzte in die Illegalität. Sein Reich ist darum ohne Bestand.
Die grie Bezeichnung Diabolos wird gern mit „Durcheinanderbringer“ wiedergegeben. Er schafft in einer Gemeinschaft durch Verleumdung und Streitsucht Mißverständnisse und liebt das Chaos. Vielleicht wäre auch die Wiedergabe durch „Auseinanderbringer“ angebracht. Er bringt Gott und Menschen auseinander. Aber das Wort ist als Übersetzung von „Satan“ in die Bibel gekommen und also deckungsgleich aufzufassen.

Wuppertaler Studienbibel

Nach einer alten jüdischen Auslegung sind Michael und Gabriel die Höchsten, die zur Rechten und Linken Gottes stehen (Hiob 25,2). Michael heißt: Wer ist wie Gott? Eine alte Geschichte erzählt, daß, als Satan (Luzifer, Jesaja 14,12), einer der ersten drei der sieben Engelfürsten, von Gott abfiel, um wie Gott zu werden (1 Mose 3,5), Michael ihm und denen, die ihm folgten, mahnend zurief: „Wer ist wie Gott?“ Da scharten sich um ihn und um diese seine heilige Losung alle treu gebliebenen Engel. Und das Bekenntnis seines Mundes blieb fortan sein Name.
Diese ist „der vornehmsten Fürsten einer“. Es gibt auch weniger vornehme Engelsfürsten. , z. B. der Fürst des Königreichs im Perserland (Daniel 10,13. 14). Vielleicht hat so jedes der siebzig Völker seinen Elohim, seinen Engelfürsten und Herrn?
Vgl. Daniel 10,21; 2 Thessalonicher 2,7; 1 Korinther 8,5; 1 Mose 10; 11,7
Aber über alle ist Der, „dessen Rede ist wie Volksgetümmel“ (Daniel 10,6). „Der große Fürst Michael, der für die Kinder deines Volkes steht“, hielt mit unantastbarer Hoheit Wache am Leichnam Mosis. Er ist Fürst über Israel auf Erden und über viele Engel im Himmel, mit denen er ernst den Drachen und seine Engel endgültig überwinden wird.
(Daniel 10,13. 21; 12,1; Judas 9; Offenbarung 12,7-9)
Wer ist „der Fürst über das Heer des Herrn“? (Josua 5,13-15)

Carl August Flügge – Bibelarbeiten aus Der Bibelforscher

In Vers 7 unseres Kapitels wird eine andere überraschende Sache vor unsere Blicke gebracht: ein Kampf in dem Himmel. Dies mag ein erstaunlicher Gedanke sein für solche, die sich den Himmel nur als einen Ort der Ruhe und Glückseligkeit vorstellen, und für die abgeschiedenen Heiligen Gottes ist er auch ein solcher, denn ausheimisch von dem Leibe bedeutet einheimisch bei dem Herrn zu sein, in dessen Gegenwart Fülle von Freude ist. Aber was die Himmel selbst betrifft, zeigt uns die Schrift, dass sie in den Augen Gottes nicht rein sind, weil Satan und seine Engel Zugang haben zu den himmlischen Örtern. Epheser 6 zeigt uns, dass der geistliche Kampf des Gläubigen in den himmlischen Örtern ist. Das Buch Hiob zeigt uns, dass, wenn die Engel kommen, um sich vor Gott zu stellen, auch Satan in ihrer Mitte kommt als der Verkläger Hiobs. Hier in Offenbarung 12 wird uns gezeigt, dass dieser Kampf in dem Himmel von dem Eingreifen Gottes zugunsten Seines Volkes Israel redet. Michael wird in der Epistel des Judas der Erzengel genannt, der Oberste der Engel,
In Daniel 10 wird Michael gezeigt, wie er die Sache des irdischen Volkes Gottes unterstützt, während Daniel 12,1 ihn deutlich nennt: „der große Fürst, der für die Kinder deines Volkes steht“, und das besonders in der großen Drangsalszeit, die als zukünftiges Teil des Volkes Gottes angekündigt ist. Michael hat zahllose Scharen von Engeln unter seinem Befehl. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 26, 53: „Meinst du, dass ich nicht jetzt meinen Vater bitten könne, und er mir mehr als zwölf Legionen Engel stellen werde?“ Doch auch Satan hat seine Scharen böser Geister, die ihm folgen. In Judas lesen wir, dass Michael nicht wagte, ein lästerndes Urteil über ihn zu fallen, sondern sprach: Der Herr schelte dich! Aber hier in Offenbarung 12 lesen wir, dass Michael und seine Engel mit dem Drachen kämpften, und dass auch der Drache kämpfte und seine Engel. Es ist die letzte und größte Anstrengung von Seiten Satans, seinen Platz im Himmel zu behaupten, aber es ist ein hoffnungsloser Kampf für ihn, denn die Schrift versichert uns, dass sie nicht obsiegten und auch ihre Stätte nicht mehr in dem Himmel gefunden wurde. Von dem großen Drachen lesen wir schon in Kapitel 11, aber hier wird ausdrücklich gesagt, dass es Satan selbst ist. Er ist die alte Schlange, oder, wie J.N.D. es ausgedrückt hat, die Schlange von alters her. Dieser Vers in Verbindung mit 2 Korinther 11,3 macht es klar, dass mit der Schlange Satan selbst gemeint ist, in der geschickten Verschmitztheit, durch welche er zu täuschen sucht. Es wird auch von ihm gesprochen als dem Teufel, dem Widersacher, Er wird als ein Engel des Lichts gesehen, wenn er zu täuschen sucht, aber auch als ein brüllender Löwe, der da sucht, welche er verschlinge. Hier wird er als der gesehen, der die ganze Welt zu betrügen sucht. Jetzt kommt für ihn die Zeit, wo er aus dem Himmel geworfen wird und alle seine Engel mit ihm.

H.G. Moss – Das Buch der Offenbarung

In der Mitte der Trübsal, während der Krieg auf der Erde zwischen dem Antichristen und den zehn Königen ausbricht, bricht auch ein Krieg in den atmosphärischen Himmeln aus (V. 7). Der Konflikt findet zwischen dem Erzengel Michael und seinen Truppen und dem Erzfeind Satan und seinen Truppen statt. Michael siegt, und Satan und seine Helfer werden aus den atmosphärischen Himmeln vertrieben und auf der Erde eingesperrt (V. 8-9). Fünf Namen werden dem Satan gegeben, die alle seine Person und sein Wirken beschreiben. In „der große Drache“ wird seine Grimmigkeit und Grausamkeit gesehen. „Die alte Schlange“ verweist auf den Garten Eden, wo der Mensch aufgrund der Versuchung durch Satan fiel und Sünde und Tod in die menschliche Erfahrung brachte. Die große Trübsal ist ein Gericht über die Sünde des Menschen. In dem Wort „Teufel“ wird Satan als der Ankläger aller Kinder Gottes betrachtet. „Satan“ bedeutet „Widersacher“, und in diesem Namen wird er als der Gegner von Gottes Programm gesehen. Als „der Verführer“ wird er als der große Meisterfälscher bezeichnet, der versucht, Auserwählte und Nichterwählte gleichermaßen zu täuschen.
Die Gefangenschaft Satans auf der Erde hat zwei Folgen. Erstens wird ihm der Zugang zum Himmel verwehrt, und er kann nicht mehr vor dem Thron Gottes stehen und die Geschwister anklagen. Darüber freut sich der Himmel (V. 10-12a). Zweitens: Satan ist jetzt voller Zorn (V. 12b). Sein Zorn rührt daher, dass er weiß, dass seine Zeit kurz ist, nämlich 3½ Jahre. Wegen des Zorns Satans ist es „wehe der Erde“. Dies ist ein sehr wichtiger Punkt für das Verständnis dessen, was in der mittleren und zweiten Hälfte der Trübsal geschieht. Die volle Bedeutung wird später in dieser Studie deutlich werden.

Arnold G. Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias: Eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse – 2020

Noch immer zur Führung Israels sprechend, fuhr Jeschua fort: „Ihr werdet mich von nun an nicht mehr sehen, bis ihr sagen werdet: Gesegnet der, der im Namen des Herrn kommt (Matthäus 23,39). Mit dieser offiziellen messianischen Begrüßung, die auf Psalm 118,26 basiert, stellte Jeschua die Vorbedingung für das zweite Kommen auf: Er wird nicht zurückkehren, bis die jüdischen Führer Ihn bitten, zurückzukommen. So wie die jüdischen Führer einst die Nation dazu brachten, Ihn abzulehnen, muss ein Tag kommen, an dem sie die Nation dazu bringen, Ihn anzunehmen.

Dies wiederum liefert die theologische Grundlage für den Antisemitismus. Satan hat einen speziellen Krieg gegen die Juden im Allgemeinen, aber im Besonderen gegen die messianischen Juden geführt, führt ihn noch und wird ihn auch führen. Satan weiß, dass seine Karriere zu Ende sein wird, wenn der Messias auf Wunsch des jüdischen Volkes wiederkommt. Wenn es ihm gelingen würde, die Juden zu vernichten, bevor sie um seine Rückkehr bitten, dann wird Jeschua nicht wiederkommen und Satans „Karriere“ ist für immer gesichert. Dies erklärt die Motivation für den unerbittlichen Krieg des Teufels gegen die Juden, der sich in den Kreuzzügen, den russischen Pogromen, dem Nazi-Holocaust usw. zeigt. Sobald Satan in der Trübsal auf der Erde gefangen ist (Offenbarung 12:7-17), wird er, da er weiß, dass seine Zeit kurz ist, all seine Energie darauf verwenden, die Juden ein für allemal zu vernichten. Antisemitismus in jeder Form, aktiv oder passiv, ob politisch, national, rassisch, ethnisch, sozial, religiös, theologisch oder anderweitig, ist Teil der satanischen Strategie, das zweite Kommen zu verhindern.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

In Dan 12,1 ist Michael zwar zum Schutz Israels bestellt, aber vom Teufel ist noch keine Spur zu sehen (»In jener Zeit tritt Michael auf, der große Fürst, der über den Söhnen eines Volkes schützend steht. Es wird eine Zeit der Drangsal sein …«). Noch in den Dorfkirchen der Uckermark findet sich an der Nordseite außen nicht selten eine Nische mit dem Erzengel Michael, der das Heilige schützt (z. B. in Kleinow Kr. Perleberg).
Zum einschlägigen Material gehört auch TestXII Dan 6, 2 f.: »Tretet heran zu Gott und zu dem Engel, der bittend eintritt für euch, und dieser ist als Mittler zwischen Gott und den Menschen für den Frieden Israels gegenüber dem Reich des Feindes aufgestellt (vgl. Lk 11,18 f.: Satan … sein Reich). Deswegen eifert der Teufel darum, die zu Fall zu bringen, die den Herrn anrufen. Denn er weiß, dass an dem Tag, da Israel zum Glauben kommt, das Reich des Feindes sein Ende finden wird.« Der fürbittend für Israel eintretende Engel ist üblicherweise Michael. Später besiegt Michael stets den Antichrist (PCiStB Nr. 1917 victor).
Nicolaus Cusanus, Sermon CCX vom 7. 12. 1455 (Brixen) geht aus von einem Kampf auf zwei Ebenen: Der Kampf im Himmel wird geführt von der Weisheit Gottes (!) gegen Luzifer. Der Kampf auf Erden wird geführt von Christus gegen den Antichrist.

■ Auf Michael bezieht sich 1 QM 17, 5–7: »Heute ist seine Zeit (sc. die des Gottes Israels), niederzuzwingen und zu erniedrigen den Fürsten der Herrschaft des Frevels und Er sendet ewige Hilfe dem Los seiner Erlösung durch die Macht des prachtvollen Engels für Michaels Herrschaft … in ewigem Licht.«
■ Thomas-Apk (lat), S. 274 beschreibt in 12,7 den Krieg der Engel untereinander, vgl. S. 434.
■ (Gregorius Magn.) In Evang Hom II, 34, 9: Michael/Drache ist der Kampf gegen den Stolz (Gott ähnlich zu sein).
■ Zu 12,7.9: Nach Meinung Alkuins (9. Jh.) beschreibt Johannes in Apk 12 nicht ein einmaliges und gänzlich abgeschlossenes Geschehen, vielmehr ist Satan noch immer der Ankläger, und sein Sturz geschieht täglich und ist täglich notwendig. Kommentar: Da die Apk ohnehin unsere geltenden Vorstellungen von Geschehensein und Zukunft »frei« behandelt, ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass Alkuin Teile unserer Wahrnehmung von Wirklichkeit richtig deutet. – Nach Oecumenius, Komm. und Hippolyt, Danielkommentar III, 12, 3 beziehen sich die Worte des Apokalyptikers Johannes auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Doch ähnlich wie in der paulinischen Theologie ist wohl wichtig, dass das Entscheidende schon geschehen ist, so dass die Christenheit schon »über den Berg« gelangt ist. Ähnlich wie Alkuin 12,7.9 streng auf die Gegenwart der Kirche deutet, sieht er auch nach 12,6 in dem von Gott bereiteten Ort, an den die Kirche flieht, etwas gegenwärtig Aktuelles, denn er möchte nicht an eine körperliche Flucht denken, sondern an einen spiritualis ascensus (geistlichen Aufstieg). Diese Deutung ist m. E. eine Überstrapazierung sämtlicher Aussagen über Flucht und Wüste in Kap. 12.
■ Cantabr (10. Jh.): Michael und seine Engel: Christus und die Heiligen (Hinweis auf Hiob).
■ Ps-Ephraem-Apk (syr), S. 202: Die göttliche Gerechtigkeit ruft Michael. (204) Gottes Gerechtigkeit erhebt sich und zerstört das Römerreich.
■ Petrus-Apk (karschun), S. 244: Michael als Retter der Endzeit wird geschickt. S. 277: Michael als Kriegsführer stößt nur einen Schrei aus, und das genügt.
■ Ps-Beda, De temporum ratione: Percusso autem illo perditionis filio sive ab ipso Domino sive a Michaele … [Wenn aber der Sohn des Verderbens durchbohrt ist, sei es vom Herrn selbst, sei es von Michael …].
■ Berengaudus S. 961: Michael bedeutet Christus.
■ Der geistlich Mantel unser lieben Frauen (unpubl. mhd. Handschrift um 1475): Michael »Fürst der engelschlichen Ritterschaft«, dem gestattet sei, »das guldi fenli des ewigen Triumph vor allen himmlischen Heer« zu tragen. Da er auf Bergen verehrt wird: auf Bergen beten. Der Mantel ist belegt mit »geschlagenen untz gold«, »das kepli … an dissem Mantel ist von ainem edlen stain, haist ametistus, der jst vyol farb und als die rosen gibt er ainen schin«, der Mantelverschluss ist von »buliertem erhabnem gold«, umgeben von Bildern, darunter »ain luter guldis lernli tragent ain für rots fenli«: Saphir, grüner Smaragd, Amethyst, Rubin, Carfunckel (Granat), roter Jacinth, weißer Asteric, Topas, Chrysolith, Andrea.
■ Ps-Bonaventura, Sp. 544 (seine Engel): Gabriel und Raphael. Der Teufel dagegen kämpft mit (dem) Elefanten, daran zeigt sich seine Stärke.
■ Kommentar: Die zahlreichen Nennungen des hl. Erzengels Michael (auch auf Glocken etc.) weisen auf eine bestimmte Lücke in der christlichen Verkündigung: Wer besiegt das je gegenwärtige Böse? Was manche Kommentatoren zu Apk 12 angemerkt haben, gilt auch allgemeiner: Wie ist es um die soteriologische Rolle Jesu Christi im Alltag bestellt?

KLaus Berger – Die Apokalypse des Johannes

Trotz der Bedeutsamkeit der Vorgänge behält Johannes seinen knappen Stil bei: Und es kam zu einem Krieg im Himmel (Καὶ ἐγένετο πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [Kai egeneto polemos en to urano]), V. 7. Die Satzkonstruktion ist hier so ungewöhnlich, dass Bousset „eine völlig irreguläre Konstruktion“ annahm. Düsterdieck schlug wegen dieser Schwierigkeiten vor, die Worte πόλεμος ἐν τῷ οὐρανῷ [polemos en to urano] (Krieg im Himmel) zu streichen. Er konnte für seine Konjektur freilich nicht eine einzige Handschrift anführen, sie war also ein reiner Verzweiflungsschritt. Ganz ungewöhnlich ist übrigens die Satzkonstruktion in V. 1 nicht, wenn man mit Blass-Debrunner zweierlei in Rechnung stellt: a) die Neigung des Verfassers, „den Nom. statt anderer Kasus zu gebrauchen“. So kommt es zur Fortsetzung ὁ Μιχαὴλ [ho Michael] nach οὐρανῷ [urano]. b) Die auch in der LXX vorkommende Konstruktion mit τοῦ [tu] vertritt den hebräischen Inf. cstr. mit לְ [le]. Sie drückt „die Bereitschaft oder Verpflichtung zu einer Handlung“ aus. So kommt es zu der Fortsetzung τοῦ πολεμῆσαι [tu polemesai] usw. Wir sollten also in V. 1 bei dem jetzt von Nestle-Aland abgedruckten Text bleiben.
Wieso es gerade jetzt zu einem Krieg im Himmel kam, wird nicht näher erläutert. Wir können nur aus dem Zusammenhang schließen, dass der Drache durch die Geburt und Entrückung des Messias (12,4–6) aufs Äußerste erregt war und auch aufs Äußerste gehen wollte, um den Fortgang des Heils zu verhindern. Sonst hätte er sich unmöglich auf einen Krieg im Himmel eingelassen. Begonnen hat er diesen Krieg freilich nicht.
ἐγένετο [egeneto] sollte man nicht mit „entbrannte“mübersetzen, sondern bei der Wortbedeutung „es geschah“, „es entstand“, „es kam zu“ (= hebr. וַיְהִי [wajehi]) bleiben. So viel Widerstand, dass ein Kampf „entbrannte“, war dem Drachen gar nicht möglich.
Dass im Himmel ein Krieg sein soll, ist für uns befremdlich. Himmel und Krieg passen in der postmodernen Romantik nicht zusammen. Bousset wollte 2Makk 5,2f und Josephus B. J. VI, 296ff zur Erklärung heranziehen. Aber dort ist nur von Erscheinungen „am Himmel“ (sky) und nicht von einem Krieg „im Himmel“ (heaven) die Rede. Auch Ass Mo 10,1ff taugt hier nicht, weil hier nur die Geisterwelt angerufen wird. Viel näher liegen biblische Stellen wie Sach 3,2; Dan 10,13.20f; 12,1; Jud 9, die zeigen, dass die Engelwelt in die Kämpfe des Gottesvolkes hineingezogen ist. Schlatter wollte Jes 27,1 als Erklärungsbasis heranziehen. Aber in Jes 27,1 ist es Jahwe selbst, der zum Schwert greift, sodass diese Stelle nur eine sehr entfernte Parallele darstellt. Die genannten biblischen Stellen spiegeln sich übrigens auch in der Qumranliteratur, sodass wir dort ebenfalls Parallelen zu Offb 12,7 finden (vgl. 1QM IX, 15; XVII, 5ff). Alle Parallelen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Vorgang in Offb 12,7 einzigartig ist. Denn hier wird der Himmel, der Ort des Heiligen, entweiht und gespalten durch den Kampf der Engelheere. Man versteht von da aus, warum „selbst die Himmel nicht rein sind vor“ Gott (Hiob 15,15; vgl. 4,18; 25,5).
Im Folgenden nennt V. 7 die Gegner: Michael und seine Engel (ὁ Μιχαὴλ καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho Michael kai hoi anggeloi autu]) und der Drache und seine Engel (ὁ δράκων καὶ οἱ ἄγγελοι αὐτοῦ [ho drakon kai hoi anggeloi autu]).
Michael, hebr. מִיכָאֵל [michael], ist niemand anders als der aus dem AT und dem frühen Judentum, aber auch dem NT wohlbekannte Engelfürst (vgl. Dan 10,13.21; 12,1; Jud 9; ä Hen 9,1; 10,11; 20,5; 24,6; 40,9; 68,2; 69,14ff; 1QM XVII, 6ff). Zwar gibt es auch den menschlichen Personennamen Michael (Num 13,13 u. ö.), aber hier kann kein Zweifel sein, dass der Engel Michael gemeint ist. „Michael“ heißt: „Wer ist wie Gott?“ Seine Persönlichkeit tritt also ganz hinter seinem Zeugnis zurück. Im Danielbuch wird er „Fürst“ (שַׂר [sar]) genannt, in Jud 9 „Erzengel“ (ἀρχάγγελος [archanggelos]). Außer Michael findet sich im AT nur noch „Gabriel“ als Engelname (Dan 8,16; 9,21), ebenso im NT (Lk 1,19.26), hinzu kommt in den Apokryphen „Rafael“ (Tobit 3,17; 12,15). Vermutlich hat Hadorn recht mit seiner Annahme, dass Johannes nur deshalb in Offb 12,7 ausnahmsweise einen Engelnamen nennt, „weil dieser Name in der Schrift bezeugt ist“. Sonst befleißigt sich Johannes den Engeln gegenüber äußerster Zurückhaltung. Ein Engelkult wird in der Offenbarung ebenso schroff abgelehnt wie im übrigen NT (vgl. Offb 22,8f; Röm 8,38; 1Kor 6,3; Gal 1,8; Kol 2,18).
Neben Michael stellt Johannes seine Engel. Das erstaunt. Denn es können ja nur Gottes Engel sein. Sein drückt also kein Besitzverhältnis aus, sondern nur die Zugehörigkeit: Es sind die zu Michael gehörenden, an seiner Seite kämpfenden Engel. Ein Name fällt hier nicht mehr. Allerdings ist klar, dass Michael dieses Heer der guten Engel Gottes anführt. Spätestens jetzt ergibt sich eine weitere wichtige Beziehung: „Michael und seine Engel“ treten wie in Dan 10,13; 10,20f; 12,1 für das Volk Gottes = die Gemeinde ein. Deshalb heißt Jahwe auch „Jahwe Zebaoth“ = „Jahwe der Heerscharen“.
Wir wenden uns der Gegenseite zu. Hier stehen der Drache und seine Engel. Der Drache (δράκων [drakon]) erhält keinen Namen. In V. 9 aber wird er identifiziert. Seine Engel bedeutet: Es gibt ein Engelheer, das von Gott abgefallen ist und jetzt seinem Anführer, dem Drachen, anhängt. Auch Jesus spricht in Mt 25,41 vom „Teufel und seinen Engeln“. Vgl. zum Abfall einer unbekannten Zahl von Engeln Gen 6,1ff; Hiob 1,6ff; 2,1ff; 4,18; 15,15; 25,5; Jes 14,12ff; Sach 3,1ff; 1Kor 6,3; 2Kor 12,7; 2Petr 2,4; Jud 1,6ff. Es zieht sich ein tiefer Riss durch die unsichtbare Welt.
Kein Zweifel: Michael und sein Heer beginnen diesen Krieg im Himmel. Denn dort, wo wir übersetzten: kämpften mit dem Drachen, ist der Sinn zugleich: „Sie mussten mit dem Drachen kämpfen“. Letzten Endes geht es also um einen Krieg auf Anordnung und im Auftrag Gottes. Sein Ziel ist eine erste Reinigung des Himmels, darüber hinaus aber auch die Verweisung des Drachen in seine Grenzen. Wenn Bousset schreibt, in Offb 12,7 begegne uns die „Vorstellung, dass der Drache hier mit Gewalt den Himmel zu stürmen sucht“, dann stellt er die Verhältnisse auf den Kopf. Das wird in der Fortsetzung noch deutlicher.
Noch einmal sei das Erstaunliche unterstrichen: Der Drache nimmt den Kampf an: Und auch der Drache kämpfte und seine Engel. Welche Vermessenheit!
Allerdings hatte schon in Offb 11,7 „das Tier aus dem Abgrund“ mit der christlichen Gemeinde in Gestalt der zwei Zeugen gekämpft und sie besiegt. Und auch in Jud 9 wagt sich der Drache = Teufel in einen Streit mit Michael. Sehr vorsichtig kann man vermuten, dass der Drache seine Sache noch nicht verloren gibt, solange er es mit „untergeordneten“ Wesen zu tun hat: mit der Gemeinde, mit anderen Engeln, mit dem Mensch gewordenen und „niedrigen“ Gottessohn (vgl. Joh 14,30).
Aber gerade dadurch fällt Licht auf einen elementaren Umstand: Nicht Christus, nicht „der Erhöhte selbst tritt hier … in Aktion“, geschweige denn Gott der Vater. Sondern nur ein Engel, wie es der Drache selbst ja ist: nur Michael. Das genügt.
Der knappen Art des Johannes entspricht es, auch das Resultat des Krieges so knapp wie möglich zu formulieren: aber sie (= der Drache und seine Engel) konnten nicht standhalten, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (V. 8).
In den Handschriften gibt es zwei ernsthafte Möglichkeiten beim dritten Wort des Verses: ἴσχυσεν [ischysen] oder ἴσχυσαν [ischysan]. Die beiden sonst verlässlichsten Textzeugen, A und C211, sind hier gespalten. Da nach dem vorausgehenden ἐπολέμησεν [epolemesen] eine Änderung in ἴσχυσεν [ischysen] leichter denkbar ist, wird wohl ἴσχυσαν [ischysan] (= sie konnten standhalten) als lectio difficilior vorzuziehen sein. Das griechische οὐδέ [ude] bedeutet „auch nicht“, „nicht einmal“.
ἰσχύω [ischyo] geht auf hebr./aram. יכל [jachal] zurück. יכל [jachal] hat wie ἰσχύω [ischyo] die Bedeutungen „können; vermögen; gelingen; überlegen sein; siegen; fassen; ertragen; aushalten (können)“. In Offb 12,8 liegt die gesamte Bandbreite vor. Vom Kontext her empfiehlt sich nicht standhalten können. Uns scheint, dass Offb 12,8 in bewusstem Gegensatz zu Dan 7,21 formuliert ist, wo es heißt: „Und dieses Horn führte Krieg mit den Heiligen und besiegte sie“ (וְיָכְלָה לְהוֹן [wejochlah lehon]). Das „Horn“ = der Antichrist siegt also (vgl. Offb 13,7). Der Drache aber mit seinem Engelheer siegt nicht! In „sie konnten nicht standhalten“ steckt vielleicht mehr als die trockene Notiz über eine Niederlage. Nicht einmal ein Teilsieg, nicht einmal ein echter Kampf ist dem Drachen möglich. Er hat schlichtweg nichts aufzubieten gegen einen Michael, der durch Gottes Gerechtigkeit den Kampf führt (vgl. Eph 6,11ff; 2Thess 2,8; Offb 19,15). Überhaupt darf man sich bei diesen himmlischen Kämpfen nicht an irdischen Schlachtenbildern und materialistischen Vorstellungen orientieren.
Der folgende Satz und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel (οὐδὲ τόπος εὑρέθη αὐτῶν ἔτι ἐν τῷ οὐρανῷ [ude topos heurethe auton eti en to urano]) hat viele Diskussionen ausgelöst. Er markiert zunächst den Gipfel der Niederlage: Der Drache und sein Heer verlieren nicht nur den Kampf, sondern auch die Heimstätte. Im Gegensatz zur Frau, die nach V. 6 „einen Ort (τόπον) hat, der von Gott vorbereitet ist“, haben sie jetzt „im Himmel“ keinen Ort (τόπος), keine Stätte mehr. In Helmut Kösters Worten: „Nur wer seinen Platz hat, kann wirklich bestehen.“ Hier kündigt sich das Ende des Drachen und damit das Ende alles Bösen an.
Hatten demnach der Drache und seine Engel vorher einen „Ort“, genauer: Aufenthaltsberechtigung und Wohnort im Himmel? Gerade da setzt die Diskussion an. Man kann die gestellte Frage aber nur bejahen, trotz aller Rätsel, die sie mit sich bringt. Schon im AT ist klar erkennbar, dass der Teufel = Satan und Drache zusammen mit den anderen Engeln „im Himmel“ weilt (Hiob 1,6ff; 2,1ff; Sach 3,1ff, andeutungsweise auch Jes 14,12ff). Jesus vertritt dieselbe Sicht (Lk 10,18). Dann aber ist der Schluss unausweichlich, dass der „Drache“ ehemals ein guter Engel Gottes war, wie die anderen Engel von Gott geschaffen, vermutlich sogar ein hochgestellter Engel, der aber von Gott abfiel, weil er selbst wie Gott sein wollte (vgl. Jes 14,14; Gen 3,5). Als solcher genoss er aus Gottes unergründlicher Liebe noch lange ein Zutritts- und Aufenthaltsrecht im Himmel. Wenn ihm verschiedene Forscher aber einen Wohnort „im untersten Himmel“ zugewiesen haben, so ist das reine Spekulation.

Gerhadt Maier – Die Offenbarung des Johannes


Weisheit

Die Weisheit schreit draußen, sie läßt auf den Straßen ihre Stimme erschallen.
Elberfelder 1871 – Sprüche 1,20

Die hohe Weisheit klagt auf der Gasse,
über die Plätze gibt ihre Stimme sie hin,
zuhäupten der lärmenden Straßen ruft sie,
in den Einlässen der Tore in der Stadt redet sie ihre Reden:
»Bis wann noch, Einfältige, wollt die Einfalt ihr lieben,
haben Dreiste an der Dreistigkeit Gefallen,
hassen Toren Erkenntnis,
kehrt ihr von meiner Rüge euch ab!
Nun lasse sprudeln ich auf euch meinen Geist,
kund mache ich euch meine Worte.
Buber & Rosenzweig Sprüche 1:20–23

Die Weisheit ( Im Hebr.: Mehrzahl. Die Weisheit ist als eine göttliche Macht dargestellt, also die zweite Person der Gottheit. (Athan., Cyrill, Gregor Naz., Tertull., Aug., Beda) – Hebr.: An die Ecke lärmender (Straßen). – Das Hebr. fügt bei: überall in der Stadt. Also überall da, wo viele sie hören können. – Frage der Ungeduld. ) ruft laut auf der Straße, lässt ihre Stimme auf den freien Plätzen erschallen.
An der Spitze der Volkshaufen ruft sie, an den Eingängen der Stadttore redet sie ihre Worte und spricht:
Wie lange wollt ihr Einfältigen die Einfalt lieben? Und die Toren das verlangen, was ihnen schädlich ist, und die Unweisen die Einsicht hassen? ( Hebr.: Wie lange wollt ihr Einfältigen die Einfalt lieben? Und (wie lange wollen) die Spötter Lust am Spotten haben und die Toren Erkenntnis hassen? – Die Unerfahrenen sind am leichtesten zu verführen. Die Spötter sind die Freigeister, die meinen, es gebe keinen Gott, Gott sehe nicht auf das Tun der Menschen. Die Toren sind ein höherer Grad der Einfältigen, die, welche, um genießen zu können, die Wahrheit, dass Gott die Bösen straft, unbeachtet lassen oder selbst hassen. )
Kehret um auf meine Zurechtweisung! Sehet, ich will euch meinen Geist kundtun und euch meine Worte wissen lassen. ( Ob die Weisheit hier wartet, dass sich jemand von den Angeredeten zu ihr wende? Nach einigen: Siehe, ich spreche euch meinen Unmut aus (Beda), tue euch meine Entschließungen kund. – Drohend. – Vergl. [Ps 2,4]. – Hebr.: Wenn Schrecken über euch kommt. – Wo ihr euch am sichersten wähnt. )
Allioli Bibel – AT – Sprüche 1,20–23

Je nach der Strömung, aus der ich kommen, lese ich diese Verse anders:
der eine vermutet, dass hier von der Weisheit gesprochen wird, der andere meint, hier ist von Jesus die Red, der nächste sieht seine eigene Religionsgemeinschaft in diesem Vers. Wir sind also „sehr voreingenommen“ was die Auslegung betrifft.

Es gibt sogar eine Broschüre mit diesem Namen . – diese ist wirklich lesenswert!

Hier ein paar Beispiele:

Eine weitere Methode des Zeugnisgebens wurde 1940 eingeführt. Im Einklang mit dem Bibeltext, der besagt, daß ‘die wahre Weisheit auf der Straße laut ruft’, begannen Jehovas Zeugen im Februar jenes Jahres damit, die Zeitschriften Der Wachtturm und Trost (heute Erwachet!) auf der Straße anzubieten (Spr 1:20).

Jehovas Zeugen — Verkündiger des Königreiches Gottes

»Die Weisheit schreit«, sie handelt wie eine Person. Die Weisheit wird hier nicht »personifiziert«, wie manchmal gesagt wird, sondern sie ist eine Person. Die Weisheit ist unser Herr Jesus Christus, der ewige Logos Gottes, die Summe aller Weisheit, die Himmel und Erde erschaffen hat (Spr 3,19; Joh 1,1–3). Er ist »Gottes Weisheit« (1Kor 1,24), und er ist in die Welt gekommen und ist uns geworden »Weisheit von Gott« (1Kor 1,30). Wenn wir das sehen und berücksichtigen, können wir dieses Buch recht lesen und auf uns anwenden: Wir sollen den Sohn Gottes erkennen und mit ihm verbunden werden.
Die Weisheit wendet sich an den Sohn der Weisheit, der von seinen Eltern gute Lehre empfangen und angenommen hat, und bestärkt in ihm alles, was er zu Hause gelernt hat. Und sie ruft zu allen, die ihr noch fern sind, damit sie umkehren von ihrer Torheit, hören und weise werden zur Errettung.

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Zwischenspiel A: Frau Weisheit züchtigt die Törichten. In den Zwischenspielen A, D und E wird die Weisheit wie eine Frau beschrieben (im Hebräischen ist das Wort für Weisheit „ḥokhmah“ ein weibliches abstraktes Substantiv). Eine solche Personifizierung wird in 2,3; 3,13-20; 4,8-9; 7,4 kurz angedeutet. Es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung der Personifizierung der Weisheit. Einige Kommentatoren glauben, dass sie von einer Göttin abstammt, z. B. von einer kanaanäischen Weisheitsgöttin (obwohl keine solche Gottheit bekannt ist) oder von der ägyptischen Ma’at, der Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit, oder von der ägyptischen Isis, der Göttin der Weisheit. Die Weisheitsgöttin weist einige Ähnlichkeiten mit altorientalischen Göttinnen auf, aber in den Sprüchen ist sie eine literarische Figur, die geschaffen wurde, um anschaulich und einprägsam über menschliche Weisheit zu sprechen. 20-21: Die Weisheit ist keineswegs geheim oder esoterisch. Sie ist öffentlich, verkehrt an den belebtesten Plätzen der Stadt (an den Toren einer Stadt wurden viele öffentliche und private Geschäfte abgewickelt) und fordert alle auf, sie anzunehmen. Vgl. 8,1.

Die Jüdische Studienbibel

Die Weisheit ist kein abstraktes Konzept; sie wird personifiziert: Sie wird als Frau beschrieben (20). Die Personifizierung der Weisheit ist kein (bloßes) literarisches Mittel; sie spiegelt das Wesen der biblischen Weisheit wider. Die Weisheit wird verkörpert. Weisheit ist zum Leben da. Tatsächlich ist nichts wirklich bekannt, solange es nicht in der alltäglichen Welt ausgelebt wird.

NIV Bible Speaks Today

Er schrieb damals seinem Freund David Baron: „Die Weisheit schreit draußen und lässt auf den Plätzen ihre Stimme erschallen“(Sprüche 1,20). Doktoren, Pofessoren, Beamte und gebildete Frauen kommen in mein Haus. Hochgestellte Familien und viele Ausländer besuchen mich, die das harte Verhalten des hiesigen Rabbinats mir gegenüber verurteilen. Oft habe ich ernsten und wichtigen Gedankenaustausch mit Talmudisten und Rabbinern, die von weit her kommen und mich zu einem Kompromiss bringen möchten. Bedeutsamerweise haben viele, die früher das Neue Testament nicht kannten und mich verständnislos und ungläubig anstarrten, wenn ich seine erhabenen Lehren anführte, nachher um ein Neues Testament gebeten.

BeitSarShalom – Die Weisheit ruft

Die personifizierte Weisheit (V. 20), besonders auch in Sprüche 8, lässt sich gleichfalls auf Jesus hin deuten: Gemäß dem Anfang des Johannes-Evangeliums verkörpert Christus den „Logos“, Gottes weises schöpferisches Wort. Ein Teil von dem, was dort in Johannes 1,1-3 über ihn geschrieben steht, finden wir auch in Sprüche 8,23. Dass in Christus alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis (Kol 2,3) liegen, verleiht den Weisheits-Sprüchen dieses ersten Kapitels eine prophetische Dimension.
Auch die Verse 29-32 können in einem Bezug zu Jesus gelesen werden, nämlich zu dem, was er selbst in Johannes 3,18-21 über die logische (kommt auch wieder von Logos!) Konsequenz des freien menschlichen Willens sagt.
Nach so viel Bibelstellen-Nachlagen lassen wir nun zum Abschluss dieses Weisheitskapitels den ersten Generalsekretär des schweizerischen Bibellesebundes zu Wort kommen:
„Jegliche Weisheit, die sich nicht der Furcht Gottes unterstellt, führt den Menschen am Ziel vorbei und oft ins Verderben, während die wahre Weisheit zu Gott und zum Bruch mit dem Bösen führt.“ (Ernst Aebi)

ERF – Die Sprüche

Die Stimme des Heils (V. 20-33). Wie spricht die Weisheit? Mit einer laut klingenden Stimme, die jeder hören kann! Sowohl durch die Schöpfung (Röm 10,18; Ps 19,1-4) als auch durch das Gewissen (Röm 2,14-16) ist „das, was von Gott erkannt wird, in ihnen [der verlorenen Welt] offenbar geworden, denn Gott hat es ihnen gezeigt“ (Röm 1,19, NKJV). Die Aufgabe der Kirche ist es, die Botschaft des Evangeliums zu verkünden, damit alle hören, glauben und gerettet werden können. Wie die Weisheit müssen wir das Wort kompromisslos verkünden.

Wo spricht die Weisheit? Auf den belebten Straßen und öffentlichen Plätzen, wo sich geschäftige Menschen versammeln, um den Geschäften des Lebens nachzugehen. Die Botschaft von Gottes Wahrheit ist für den Markt gemacht, nicht für den Elfenbeinturm; wir müssen sie „an der Spitze der lärmenden Straßen“ (Spr 1,21, NIV) weitergeben. Die Weisheit ging sogar bis zum Stadttor, wo die führenden Persönlichkeiten ihre offiziellen Geschäfte abwickelten. Egal, wo die Menschen sind, sie müssen den Ruf der Weisheit hören.
Zu wem spricht die Weisheit? Zu drei Klassen von Sündern: den Einfältigen, den Spöttern (NIV) und den Narren ( 3 3 In den Sprüchen werden drei hebräische Wörter mit „Narr“ übersetzt: kesyl, der stumpfe, dumme Narr; ewiyl, der verdorbene Narr, der moralisch pervertiert ist; nabal, der sture, brutale Narr, dessen Meinung feststeht und der sich nicht überzeugen lässt. Ein anschauliches Beispiel für diese dritte Art von Narr findet sich in 1 Samuel 25. ) (V. 22). Die Einfältigen sind naive Menschen, die alles glauben (14:15), aber nichts prüfen. Sie sind leichtgläubig und lassen sich leicht in die Irre führen. Die Spötter meinen, sie wüssten alles (21:24) und lachen über die Dinge, die wirklich wichtig sind. Während der Einfältige einen ausdruckslosen Blick auf seinem Gesicht hat, trägt der Spötter einen spöttischen Blick. Narren sind Menschen, die die Wahrheit nicht kennen, weil sie dumm und stur sind. Ihr Problem ist nicht ein niedriger IQ oder eine schlechte Bildung; ihr Problem ist ein Mangel an geistlichem Verlangen, Gottes Weisheit zu suchen und zu finden. Narren genießen ihre Torheit, aber sie wissen nicht, wie töricht sie sind! Die Sichtweise der Narren ist rein materialistisch und humanistisch. Sie hassen Wissen und haben kein Interesse an den ewigen Dingen. Ich werde in einem späteren Kapitel noch mehr über jeden dieser Punkte sagen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Der jüdische Verfasser der Weisheit Salomos entnahm die Idee der personifizierten Weisheit als Frau dem Buch der Sprüche. ( Die Weisheit wird als Frau dargestellt, weil das hebräische Wort für „Weisheit“ (חכמה, hokmah) grammatisch weiblich ist. Das grammatikalische Geschlecht hat oft nichts mit dem biologischen Geschlecht zu tun. Im Deutschen ist z. B. das Wort für „Mädchen“ (mädchen) ein Neutrum im Geschlecht. Sprachen verwenden das Geschlecht als Mittel zur Klassifizierung von Substantiven. Manchmal kommt dieses Klassifizierungsmittel in der Übersetzung zum Tragen. Zum Beispiel bezeichnen wir Schiffe als weiblich („sie war ein schönes Schiff“) oder bezeichnen Länder als „Mutterland“ oder „Vaterland“. ) Während sich der Begriff meist auf ein praktisches, einsichtsvolles Leben nach Gottes Gesetz bezieht, stellt der Verfasser der Sprüche die Weisheit manchmal als Frau dar („ihre Stimme“; vgl. Spr 1,20-33; 3,13-16; 4,6; 7,4; 9,1-6). In Sprüche 8,1 wird beschrieben, wie die Weisheit zu Gottes Volk spricht („Ruft nicht die Weisheit, erhebt nicht der Verstand seine Stimme?“). Aber was an der Weisheit in Sprüche 8,22-30 besonders bemerkenswert ist, ist, dass sie als Gottes Mitschöpferin beschrieben wird:
Der HERR hat mich als das erste seiner Werke hervorgebracht, vor seinen Taten von alters her; ich war von Ewigkeit her bestimmt, von Anfang an, bevor die Welt begann … bevor die Berge an ihren Platz gesetzt wurden, vor den Hügeln, wurde ich geboren … Ich war dabei, als er [Gott] die Himmel an ihren Platz setzte, als er den Horizont auf dem Antlitz der Tiefe absteckte … Dann war ich der Handwerker an seiner Seite (NIV).
Der Wortlaut erinnert an Sprüche 3,19, wo es heißt: „Durch Weisheit hat der HERR die Erde gegründet; durch Verstand hat er den Himmel aufgerichtet“ (NIV; vgl. Jer 10,12). Die Weisheit, personifiziert als Frau, wird im Alten Testament als Gottes Schöpfungsagentin dargestellt.

Wie ist das mit der neutestamentlichen Lehre über Jesus vereinbar? Wir brauchen ein wenig mehr Hintergrund, um diese Frage zu beantworten.
Etwa 250 Jahre vor Jesus setzten jüdische Theologen die Tora mit Weisheit gleich, hauptsächlich weil Tora (תורה) im Hebräischen auch ein grammatikalisch weibliches Wort war und die Tora weise machte. Dies bedeutete, dass für viele Juden die Tora (Weisheit) göttlich war:

– • Sirach 24:1-3, 22: „Die Weisheit lobt sich selbst und erzählt von ihrer Herrlichkeit in der Mitte ihres Volkes. In der Versammlung des Allerhöchsten öffnet sie ihren Mund, und in der Gegenwart seiner Heerscharen erzählt sie von ihrer Herrlichkeit: ‚Ich ging aus dem Mund des Allerhöchsten hervor und bedeckte die Erde wie ein Nebel‘ … All dies ist das Buch des Bundes des Allerhöchsten Gottes, das Gesetz, das Mose uns geboten hat“ (NRSV).

– • Weisheit Salomos 9:1, 4, 10, 18: „Gott meiner Vorfahren und Herr der Barmherzigkeit … gib mir die Weisheit, die bei deinem Thron sitzt … Sende sie aus den heiligen Himmeln, und vom Thron deiner Herrlichkeit sende sie … damit ich lerne, was dir wohlgefällig ist … und die Menschen wurden gelehrt, was dir wohlgefällig ist, und wurden durch Weisheit gerettet“ (NRSV).

Für diese Autoren war das von Gott bei der Schöpfung in Genesis 1:3 gesprochene Wort die Weisheit – das Wort der Tora. In Sprüche 8,22 wird diese gesprochene Weisheit als eine lebendige göttliche Entität dargestellt, deren Anweisungen später von Mose niedergeschrieben werden. Die Weisheit (Tora) war Gottes Schöpfungsagenten und sogar der Erlöser für die jüdische Theologie.

Die Autoren des Neuen Testaments hatten eine andere Sichtweise. Paulus‘ Beschreibung Jesu als „die Weisheit Gottes“ (1 Kor 1,24.30) und Gottes Schöpfungshandeln war für jüdische Ohren ein theologischer Schock. Es stellt Paulus‘ Bemühen, das Evangelium „unabhängig vom Gesetz (Tora)“ zu formulieren, in ein völlig neues Licht (Röm 3,21). Die Weisheit als Jesus zu definieren, war für Paulus eine weitere Möglichkeit zu sagen, dass Jesus tatsächlich das Wort der Schöpfung war, der Vertreter zur Rechten Gottes, wie es auch Johannes getan hatte (Joh 1,1-4). Und das bedeutete auch, dass Jesus die Weisheit (Tora) war, das Mittel zur Erlösung. In der Tat behauptet Jesus, dass er die Erfüllung der Tora ist (Mt 5,17-20). Es war Jesus, der als Überbringer des Heils den Charakter Gottes auf die Menschheit ausstrahlte. Zusammen mit Paulus und Johannes artikulierte der Autor des Hebräerbriefs diese verblüffende Sichtweise, indem er Jesus „die Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes“ nannte.

Sprüche 8 und die Identifizierung von Jesus mit der Weisheit war für die frühe Kirche ein kontroverses Thema. In den Debatten auf dem Konzil von Nizäa suchten diejenigen, die Jesus für Gottes erste Schöpfung hielten, Bestätigung in Sprüche 8,22, wo der Herr die Weisheit „hervorgebracht“ hat. Der Ausdruck „hervorgebracht“ ist ein hebräisches Verb (קנה, qanah), das für Schöpfung verwendet werden kann (siehe Ps 139,13 [„du hast mein Inneres geformt“]; Gen 14,19.22 [„Schöpfer des Himmels und der Erde“; einige Übersetzungen haben „Besitzer“, was auch möglich ist]). Die Interpretation dieses Verbs war ein Faktor bei der Unterscheidung zwischen der „gezeugten, nicht gemachten“ Sprache des Nizänischen Glaubensbekenntnisses.
Da die Weisheit eine Personifizierung eines Attributs Gottes ist, lauten die Schlüsselfragen: „Gab es jemals eine Zeit, in der Gott keine Weisheit hatte? Wenn ja, wie kann Gott dann Gott sein?“ Für den biblischen Schreiber wäre es undenkbar, dass es dem Gott Israels irgendwann an Weisheit mangelte. Weisheit ist ewig, da Gott (mit seinen Attributen) ewig ist – „hervorgebracht“ als der Akteur der Schöpfung.

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen

Weisheit

Die Beschreibung göttlicher Eigenschaften als personifizierte Wesen ist ein bekanntes Merkmal der alten jüdischen religiösen Sprache. Die Weisheit ist das bekannteste Beispiel, das tief in der Geschichte des alten Israel verwurzelt ist. Obwohl man argumentieren könnte, dass Passagen wie Hiob 15,7-8 und 28,12-28 die Personifizierung der Weisheit nur schemenhaft widerspiegeln, sind sich die Gelehrten einig, dass wir im Buch der Sprüche das erste klare Beispiel für die personifizierte Weisheit als persönliches Wesen finden (siehe Spr 1,20-33; 3,13-18; 8,1-9,12). Hier wendet sich die Weisheit, eine weibliche Gestalt, an die Leser und lädt sie ein, mit ihr zu kommunizieren. Von besonderem Interesse ist die Stelle in Sprüche 8,22-31, wo die Weisheit davon spricht, dass sie bei der Erschaffung der Welt als Gottes Gefährtin, ja als sein „Architekt“ oder „Werkmeister“ (RSV) anwesend war.

In späteren jüdischen Schriften setzt sich diese Personifizierung der Weisheit fort, wie in Weish 6,12-11,1 gezeigt wird. Hier ist die Weisheit „die Schöpferin aller Dinge“ (7,22), „eine Teilhaberin an seinen [Gottes] Werken“ (8,4), diejenige, durch die Gott „den Menschen geformt“ hat (9,2), und ihr Einfluss erstreckt sich auf alle Dinge (8,1). Sie ist eng mit Gott verbunden als „eine reine Ausstrahlung der Herrlichkeit des Allmächtigen“, „ein makelloser Spiegel des Wirkens Gottes und ein Abbild seiner Güte“ (7,25-26), und sie wird als neben Gottes Thron sitzend dargestellt (9,4). In ähnlicher Weise wird die Weisheit in Sirach (Ecclesiasticus) als Mitglied des himmlischen Rates Gottes (24,2) mit ewiger Existenz (V. 9) dargestellt, die die Leser in intimen Worten auffordert, von ihr zu lernen (V. 19-22; vgl. auch 4,11-19).

Jüdische Texte zeigen auch die Identifizierung der Weisheit mit dem jüdischen religiösen Leben im Allgemeinen und mit dem Gesetz des Mose (tôrāh) im Besonderen. So wird z. B. auch in den Sprüchen die Weisheit mit der Gottesfurcht und dem Gehorsam gegenüber seinen Geboten in Verbindung gebracht (z. B. Spr 1,7.29; 2,1-6). In Sir. 24,8 kann der Weisheitsbefehl: „Mache deine Wohnung in Jakob, und in Israel nimm dein Erbe an“ nur ein Hinweis auf die Übergabe des Gesetzes durch Mose sein. Diese Verbindung der Weisheit mit der Tora wird in Sir. 24:23: „Dies alles ist das Buch des Bundes des Höchsten Gottes, das Gesetz, das Mose uns zum Erbe für die Gemeinden Jakobs gegeben hat.“ In ähnlicher Weise wird in der Meditation über die Weisheit in Bar. 3,9-4,4 wird derselbe Zusammenhang deutlich gemacht (besonders in 4,1; man beachte die Anspielung auf Dtn 30,11-12 in Bar. 3,29-30).

Offensichtlich geht es bei dieser Identifizierung darum, die Verpflichtungen der Tora zu verherrlichen, indem sie zum Wesen der himmlischen Weisheit gemacht werden, wodurch der jüdische religiöse „Lebensstil“ zur irdischen Verkörperung des göttlichen Plans und des Auslebens der göttlichen Wahrheit wird. Dies ist sicherlich eine Polemik gegen die Anfechtung der jüdischen religiösen Besonderheiten in der antiken Welt. Vielleicht haben die Gelehrten auch Recht mit ihrer Vermutung, dass die jüdische Behandlung der weiblichen Figur der Weisheit von den Beschreibungen bestimmter Göttinnenfiguren heidnischer Religionen beeinflusst und teilweise als Polemik gegen diese gedacht gewesen sein könnte. Aber was auch immer die möglichen Quellen der verwendeten Bilder sein mögen, die Verbindung der Weisheit mit den religiösen Verpflichtungen des Judentums (Tora) und die Beschreibung der Weisheitsfigur als Vertreterin des Gottes des alten Israel zeigen, dass wir es mit einer Kategorie des Denkens zu tun haben, die in den Kontext der grundlegenden religiösen Verpflichtungen des jüdischen Glaubens eingebettet war und von diesen bestimmt wurde.

In der Weisheit Salomos, von der man gemeinhin annimmt, dass sie aus der Diaspora stammt, wird zwar keine ausdrückliche Verbindung zwischen Weisheit und Tora hergestellt, aber es ist dennoch klar, dass die Meditationen des Autors über die Weisheit in erster Linie durch seinen jüdischen Glauben motiviert sind. Dies zeigt sich an der Art und Weise, wie der Autor die Weisheit mit der heiligen Geschichte Israels verknüpft. Nachdem er die Könige der Erde ermahnt hat, Gottes Gesetz zu halten und „nach dem Ratschluss Gottes zu wandeln“ (Weish 6,1-11), offenbar alternative Begriffe für die göttliche Weisheit, verspricht der Autor, den Weg der Weisheit „vom Anfang der Schöpfung an“ nachzuzeichnen (6,22). Dann folgt die Geschichte Salomos, dem die Weisheit gegeben wird (7,1-22), und eine längere Meditation über das Wesen der Weisheit und ihre Rolle in Gottes Schöpfung und Herrschaft über die Welt (7,22-9,18), die die ausführlichste Personifizierung und das erhabenste Lob der Weisheit in der antiken jüdischen Literatur enthält. Danach verknüpft der Autor die Weisheit mit wichtigen Ereignissen in der biblischen Geschichte, beginnend mit der Erschaffung Adams (10,1-2) und über Abraham (10,5), Lot und Sodom (10,6-8), Jakob (10,9-12), Joseph (10,13-14) und die Geschichte von Exodus/Wildnis/Eroberung (10,15-12,11), wobei der letzte Abschnitt am ausführlichsten behandelt wird. Sicherlich zeigt dieser Autor eine gewisse Vertrautheit mit dem griechischen Denken, aber für ihn sind die wichtigsten Manifestationen der Weisheit und der Index ihres Inhalts in den jüdischen Schriften mit ihrem Zeugnis für die Taten Gottes gegeben. Die lebendige Personifizierung und Verherrlichung der Weisheit in diesem Buch muss auch im Zusammenhang mit dem festen Bekenntnis des Autors zur Einzigartigkeit Gottes und zur besonderen Erwählung Israels gesehen werden, die in Wis. 12:12-19:22.

So zeigt sich, dass in den späteren Phasen des nachexilischen Weisheitsdenkens, wie sie in Sirach, Baruch und der Weisheit Salomos zum Ausdruck kommen, auch die nachdrücklichste und ausdrücklichste Verbindung der Weisheit mit dem Gott Israels und mit der Offenbarung Gottes und seines Willens in den jüdischen Schriften besteht. Diese Definition der Weisheit als Tora setzt sich in der rabbinischen Literatur fort, in der die Personifizierung der Weisheit durch die lebendige Personifizierung von tôrāh ersetzt wird, die einen Großteil der Bedeutung und Rolle der Weisheit übernimmt (z. B. Midr. Ber. R. 1:1, 4).

Für meine Zwecke ist der wichtigste Aspekt der Personifizierung der Weisheit jedoch die Beschreibung der Weisheit als Gottes Hauptakteurin, wobei die Sprache des göttlichen Wirkens verwendet wird, um auf ein Attribut Gottes hinzuweisen. Obwohl Sprüche 8,22-31 die Weisheit hauptsächlich als Gottes Gefährtin bei der Erschaffung aller anderen Wesen darstellt, scheint die aktivere Rolle, die ihr in der Weisheit Salomos zugewiesen wird (z. B. 7,22; 8,2), die Vorstellung widerzuspiegeln, dass Gott einen Hauptdiener bei der Ausführung von Gottes Werk einsetzt. Man beachte noch einmal die Beschreibung der Weisheit: als Herrscherin über die ganze Erde (8,1), als Gottes „Mitarbeiterin in seinen Werken“ (8,4), als diejenige, die neben Gottes Thron sitzt (9,4; vgl. V. 10) und der alle göttlichen Absichten bekannt sind (9,9-11). Die bereits zitierte Sprache von 7,25-26 („ein Hauch der Kraft Gottes“, „eine reine Ausstrahlung der Herrlichkeit des Allmächtigen“, „ein Abglanz des ewigen Lichts, ein makelloser Spiegel des Wirkens Gottes und ein Abbild seiner Güte“) ordnet die Weisheit sowohl Gott unter als auch erhebt sie zu einer herausragenden Stellung im Vergleich zu allen anderen Geschöpfen, wie der Sonne und den Sternen (7,29-30).

Obwohl in Sirach 24 (anders als in der Weisheit Salomos) die Weisheit nicht als Schöpferin beschrieben wird, vermitteln die herausragende Stellung, die ihr in der himmlischen Versammlung Gottes eingeräumt wird (V. 2), ihre erhabene Position im Himmel (V. 4) und ihre Verbindung mit der gesamten Schöpfung (V. 5-6) sicherlich eine Priorität in Gottes Gefolge. Der göttliche Befehl an die Weisheit, Israel zu ihrer Wohnung und ihrem „Erbe“ zu machen (V. 8) und in Jerusalem „zu herrschen“ (V. 10-12), deutet darauf hin, dass die Weisheit hier als Gottes Stellvertreterin für die Führung und Betreuung seines auserwählten Volkes dargestellt wird

Larry Hurtado Ein Gott, ein Herr – Frühchristliche Frömmigkeit und antiker jüdischer Monotheismus

Die Weisheit ruft, so beginnt der neue Abschnitt. »Weisheit« steht hier in der Mehrzahl. Vielleicht soll damit angedeutet werden, daß nicht irgendein Teilgebiet des Wissens und der Erkenntnis gemeint ist, sondern die alle Bereiche umfassende, absolute und volle Weisheit. Wenn der Schüler ihr folgt, wird es ihm wohlergehen, und er wird keine strafrechtliche Verfolgung fürchten müssen. Deshalb kann die Weisheit ganz anders auftreten als die Gewalttätigen. Jene müssen nämlich eine günstige Gelegenheit abpassen, um in einer einsamen, finsteren Ecke dem zu Werbenden ihr Angebot ins Ohr zu flüstern.
Die Weisheit betreibt keine Flüsterpropaganda, sie gibt keinen Privatunterricht und wendet sich nicht nur an Eingeweihte. Die breite Öffentlichkeit ist ihr Ziel. Die Weise ihres Redens zeigt das an wie auch die Orte ihrer Wirksamkeit. Gellend laut ruft sie – nicht in geschlossenen, auch nicht in sakralen Räumen, sondern draußen, auf den Straßen und freien Plätzen. Eine Stadt konnte mehrere Plätze haben. Dort spielten Kinder, dort unterhielten sich die Alten. Es traten aber auch Volksredner auf. Als ein solcher erscheint die Weisheit und heischt Gehör. Sie kann offensichtlich davon ausgehen, daß alle Menschen sie verstehen können.

Wuppertaler Studienbibel

Aber egal, wie du diesen Vers siehst: Jehovah ist der einzige Quell der wahren Weisheit – und du findest diese Weisheit garantiert NUR bei IHM und nur Seinem Buch der Bibel!

Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn für ihn leben sie alle.“

Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Moses angedeutet „in dem Dornbusch“, wenn er den Herrn „den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs“ nennt. (2Mose 3,6)
Er ist aber nicht Gott der Toten, sondern der Lebendigen; denn für ihn leben alle.
Elberfelder 1871 – Lukas 20,37–38

Daß aber die Toten auferweckt werden, hat auch Moses angezeigt bei dem Dornbusch, wenn er den Herrn nennt den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs. 2Mo 3,2.6; Apg 7,32; Heb 11,16.
Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen; denn sie leben Ihm alle.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Lukas 20,37–38

 Gott ist nicht Toter, sondern Lebender ( Dieses Wort kennzeichnet das Verständnis Jesu von Auferstehung: Der ganze Mensch mit Leib und Seele ist bereits in seinem irdischen Leben in einer Gemeinschaft mit Gott geborgen, gegen die keine Macht der Welt, nicht einmal der Tod, etwas vermag. Die Sadduzäer lehnen mit Recht eine Vorstellung von Auferstehung im Sinn eines bloßen Fortlebens nach dem Tod ab, das man sich auch abgesehen von Gott vorstellen könnte, aber sie halten diese abergläubische Vorstellung zu Unrecht für die des Glaubens (vgl. z. B. auch die abergläubische Spuk-Vorstellung des Herodes Antipas von einer „Wiederkehr“ von Johannes dem Täufer, Mt 14,2). Mit dem ewigen Leben ist nicht eine Art zeitlich unbegrenzten Urlaubs in der Karibik gemeint, sondern das Geborgensein in Gott, das wie Gott selbst alles Begreifen und Vorstellen übersteigt (vgl. 1 Kor 2,9). ); denn alle leben ihm.“
Das neue Testament – Übersetzt von Peter Knauer – Lukas 20:38

Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebenden Gott, denn für ihn (Man hat aus dieser Stelle folgern wollen, als sage Jesus, die Erzväter hätten damals, oder gar zur Zeit Moses, schon gelebt. Dies kann aber der Sinn Jesu nicht sein, denn er will ja die noch zukünftige Auferstehung (V.35) beweisen; auch widerspräche dies 1Kor 15,23 – Man fasse das Wort Jesu scharf ins Auge, so wird man finden, daß Jesus nicht sagt, daß sie überhaupt leben, sondern nur für Gott leben sie, so daß er sie wieder auferwecken kann. Ein Beispiel aus der Natur mag dies verdeutlichen: Die gebundene Wärme ist für uns wie gar nicht mehr existierend, für Gott aber ist die durchaus nicht verloren, sondern nach Jahrtausenden kommt sie alsbald ganz und unvermindert zum Vorschein, sobald Gott sie durch seine Gesetze entbindet. Ähnlich verhält es sich nach dem Worte Jesu mit der höchsten aller Kräfte, der selbstbewußten Seele des Menschen, und namentlich des Gläubigen, der in lebendige Gemeinschaft mit Gott getreten ist, Er wird leben, ob er gleich stürbe.) leben alle.
Die vier Evangelien des Reinhardt – Lukas 20:38

Und dann legte der Herr eine der in den Synagogen am häufigsten zitierten Stellen des AT korrekt aus: „Und er sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs“ (2Mo 3,6). Die Worte, die Gott an Moses aus dem brennenden Busch richtete, wurden mehrere hundert Jahre nach dem Tod der Erzväter gesprochen, und doch sagt Gott nicht: „Ich war der Gott Abrahams“, denn Er offenbart Moses die Bedeutung des unumschränkten „Ich bin“. Tote Dinge können einen Schöpfer haben, aber nur lebendige Menschen können den lebendigen Gott kennen. „Ich bin der Gott Abrahams“ bedeutet: „Ich bin sein Gott heute“, und das bedeutet, daß Abraham noch immer lebt, nicht dem Leibe nach, aber als der Geist eines Gerechten. Er lebt mit Gott und erwartet den Tag, da „die Geister der Gerechten“ in der Auferstehung „vollendet“ werden sollen (Hebräer 12,23). Nur Lukas fügt hinzu: „Denn für ihn leben alle“, das heißt, sie leben im Blick auf Gott. In unserer Welt sind sie tot, aber sie leben in Gottes Regionen des Lebens.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Das ist schön und gut für die Lebenden“, magst du sagen, „doch was geschieht mit den Milliarden Menschen, die bereits gestorben sind? Mit Gottes treuen Propheten, wie Abraham, Isaak, Jakob und Moses, die schon Jahrtausende tot sind?“ Wir freuen uns, sagen zu können, daß es auch für die Toten eine Hoffnung gibt. Wir teilen nicht die Ansichten der Sekte der jüdischen Sadduzäer, die diese Hoffnung nicht hatten, da sie nicht glaubten, daß unter Gottes Königreich die Toten auferstehen. Jesus Christus sagte zu ihnen von jenen, die auferweckt werden: „Sie sind Gottes Kinder, indem sie Kinder der Auferstehung sind. Daß aber die Toten auferweckt werden, hat selbst Moses in seinem Bericht über den Dornbusch enthüllt, wenn er Jehova ,den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs‘ nannte. Er ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen, denn sie leben alle, von seinem Standpunkt aus betrachtet.“ — Lukas 20:36-38, NW.
Für Gott, der in die Zukunft blickte, lebten Abraham, Isaak, Jakob und die übrigen der Toten alle wieder unter seinem von Christus regierten Königreich. Obwohl Abraham, Isaak und Jakob zu der Zeit, als ihr Nachkomme Moses lebte, tot waren, wußte Gott genau, daß er sein Vorhaben, die Toten wieder aufzuwecken, verwirklichen würde, und sprach deshalb nicht von sich als Abrahams, Isaaks und Jakobs Gott der Vergangenheit, sondern als ihrem zukünftigen Gott, wie wenn sie schon wieder gelebt hätten.

Wachtturm – 15.Oktober 1962

Gegen ihre sadduzäischen Kontrahenten versuchten die Pharisäer – wie Jesus – die Auferstehung aus dem mosaischen Gesetz zu beweisen. Jesus argumentiert, dass Gott nicht behaupten würde, der Gott von Menschen zu sein, die gar nicht mehr existieren. Darüber hinaus verlangt Gottes Bundestreue, die über den Tod hinausreicht, dass der Tod nicht das letzte Wort hat. Eines der bekanntesten jüdischen Gebete jener Zeit spricht von Gottes Treue gegenüber Abraham, Isaak und Jakob als einer aktuellen, lebendigen Realität (vgl. auch 4.Makk 7,19; 16,25).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Gott ist der Gott der Auferstehung. Die Sadduzäer hatten sich für ihre schlaue Fragestellung auf Mose berufen. Der Herr weist sie nun auch auf Mose hin, und zwar auf einen Ausspruch Moses „in dem Dornbusch“ (2Mo 3,6.15.16). Diesen Ausspruch gebraucht Er, um deutlich zu machen, dass auch Mose an die Auferstehung glaubte. Das erkennt man daran, dass Mose den HERRN, das ist JAHWE, „den Gott Abrahams und den Gott Isaaks und den Gott Jakobs“ nennt.
Es fällt auf, dass Mose Gott hier den Gott eines jeden Einzelnen der Erzväter nennt und nicht von ihnen insgesamt spricht als dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gott hat eine persönliche Beziehung zu jedem Einzelnen von ihnen. Der Herr sagt, dass Mose das gesagt hat, während in 2. Mose 3,15 steht, dass Gott das sagt. Der Grund ist, dass Mose das aufgeschrieben hat und dem also zustimmt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieses Zitates ist, dass es zeigt, dass der Mensch mit dem Tod nicht aufhört zu existieren. Zu dem Zeitpunkt, als Gott das gegenüber Mose ausspricht, sind Abraham, Isaak und Jakob schon lange gestorben. Für Gott sind sie jedoch nicht gestorben, denn für Ihn leben sie, sie leben in seiner Gegenwart.
Die Sadduzäer gehen davon aus, dass die Beziehung, die in diesem Leben zwischen Gott und Menschen entsteht, nur von zeitlicher Dauer ist. Aber das ist nicht so. Weil Gott ewig ist, sind die Beziehungen, die Er knüpft, auch ewig. Mit den Toten, das heißt mit denen, die im Unglauben gestorben sind, hat Gott keine Verbindung, wohl mit denen, die im Glauben gestorben sind. Für Ihn leben alle, die im Glauben gestorben sind.
Einige der Schriftgelehrten halten diese Antwort, die Er ihren Feinden in der Lehre, den Sadduzäern, gibt, für ausgezeichnet. Sie machen dem Herrn dafür ein Kompliment. Sie finden, dass es richtig war, die Sadduzäer so zurechtzuweisen. Die sind zum Schweigen gebracht und sagen auch nichts mehr, da sie sich fürchten, Ihn noch etwas zu fragen; sie wollen nicht noch eine Niederlage erleiden. Aber an diese Schriftgelehrten, sie sich ins Fäustchen lachen, hat der Herr seinerseits eine Frage.

Ger de Koning – Das Evangelium nach Lukas

Jesus folgert aus dieser Selbstbenennung Gottes, daß Gott kein Gott der Toten, sondern der Lebendigen ist. Wenn Sich Gott den Gott der Erzväter nennt, die längst gestorben waren, so müssen sie auch nach dem Tode noch leben, oder, wie es hier steht, Ihm leben (Hbr 11, 16). Jesus widerlegte aus dem „Fünfbuch Mose“ die Ansicht der Sadduzäer, weil sie aus dem mosaischen Gesetze die Leugnung der Auferstehung beweisen wollten. Aus dem Gesetze selbst wird ihnen ihr Irrtum und Mangel an rechtem Schriftverständnis bewiesen.

Rienecker – Wuppertaler Studienbibel

Aus der Geschichte vom Dornbusch führt Jesus jetzt seinen Beweis: »Gott aber ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Denn alle leben für ihn« (V. 38). Kein »Gott der Toten«! Abraham, Isaak und Jakob müssen also in Zukunft »leben«. Das heißt, sie müssen auferstehen. Das heißt zugleich: Es muss eine Auferstehung stattfinden (vgl. 1 Kor 15,12-50; Röm 14,8). Freilich gab es bei den Ägyptern und auch sonst im Nahen Osten und im Römerreich spezielle Götter der Toten. Aber Jesus schlägt sich hier nicht mit heidnisch -menschlichen Phantasievorstellungen herum, sondern redet mit anderen Juden über die Bibel. Und da ist es klar: Der lebendige Gott der Bibel ist stärker als der Tod. »Du wirst mich nicht dem Tode überlassen« (Ps 16,10; vgl. Ps 31,6; 49,16; 73,24). Der Tod kann Gott die geliebten Menschen nicht entreißen. … Später werden sie auferstehen. Auch und gerade Abraham, Isaak und Jakob. Deshalb werden wir »Abraham, Isaak und Jakob« einmal »sehen« und mit ihnen »zu Tische sitzen« (Lk 13,28ff.). Vielleicht steckt in den Worten »alle leben für ihn« auch die Aussage, dass sich kein Mensch durch den Tod der Verantwortung vor Gott entziehen kann.

Gerhard Maier – Edition C

Erstens appelliert Jeschua an die Macht Gottes, die sich in der Auferstehung zeigt (Lukas 20,35-36). Diejenigen, die gläubig sind, sind wie Engel im Himmel (Matthäus 22,30). Die Auferstehung wird nicht nur eine Wiedererweckung oder eine Wiederherstellung zurück zum natürlichen Leben sein, sondern eine Verwandlung des physischen Körpers, wo die Verwesung die Unverweslichkeit und die Sterblichkeit die Unsterblichkeit anzieht (1 Korinther 15,53).


Die Auferstehung im abrahamitischen Bund
Zweitens beantwortete Jeschua die Frage der Sadduzäer, indem er sich auf den abrahamitischen Bund bezog: Ich bin der Gott Avrahams und der Gott Yitzchaks und der Gott Yaakovs (Matthäus 22:32). Dies ist die biblische Formel für den Bund, den Gott mit Abraham in der Genesis schloss. Jeschua hatte einen guten Grund, die drei klassischen alttestamentlichen Stellen über die Auferstehung nicht zu zitieren: Daniel 12,2, Jesaja 26,19 und Hiob 19,25-26. Wie bereits erwähnt, war einer der lehrmäßigen Unterschiede zwischen Pharisäern und Sadduzäern die Auferstehung. Ein weiterer großer Unterschied war, dass die Pharisäer glaubten, dass die Lehre aus allen Teilen der Schrift abgeleitet werden könne, die Sadduzäer aber glaubten, dass alle Lehre nur aus den fünf Büchern Mose abgeleitet werden könne. Es war zwar zulässig, die Propheten und die Schriften zur Veranschaulichung der Lehre zu verwenden, aber jede Lehre musste aus Mose stammen. Wenn Jeschua Daniel, Hiob oder Jesaja zitiert hätte, wäre das für die Pharisäer maßgebend gewesen, aber es wäre für die Sadduzäer nicht akzeptabel gewesen. Deshalb zitierte er das Gesetz aus Exodus, einen Teil der Bibel, den beide Fraktionen voll akzeptierten, wo Gott zu Mose sagte: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Avrahams, der Gott Yitzchaks und der Gott Yaakovs“ (Ex 3,6-7), die Formel für den abrahamitischen Bund.

Es stellt sich die Frage, wo in diesem Bund Gott eine Auferstehung versprochen hat. Sie findet sich in diesem Prinzip: Wenn Gott einem Menschen eine Verheißung gibt und dieser Mensch stirbt, bevor die Verheißung erfüllt ist, verpflichtet sich Gott, diesen Menschen wieder zum Leben zu erwecken, um die Verheißung zu erfüllen. Jedes Versprechen Gottes muss erfüllt werden, und zwar für die Person, der es gegeben wurde. Dieses Prinzip hatte Abraham im Sinn, als Gott ihn aufforderte, Isaak zu opfern (Hebräer 11,17-19). Aufgrund dieses Prinzips zögerte Abraham nicht, Gott zu gehorchen, da er wusste, dass Gott Isaak, wenn er ihn töten müsste, wieder zum Leben erwecken würde. Wie konnte er das wissen? Abraham wusste, dass Gott ein Bundestreuer ist. Da Gott bestimmte Verheißungen in Bezug auf Isaak gemacht hatte, die noch nicht erfüllt waren, war er verpflichtet, Isaak von den Toten auferstehen zu lassen.

Außerdem sagte Gott in Bezug auf den abrahamitischen Bund zu verschiedenen Zeiten zu allen drei Männern, Abraham, Isaak und Jakob: „Dir und deinem Samen will ich dieses Land geben.“ Gott versprach das Land nicht nur den Nachkommen von Abraham, Isaak und Jakob, sondern auch den Patriarchen selbst. Alle drei Männer starben, doch der Umfang ihres gemeinsamen Grundbesitzes im verheißenen Land war eine zu einem stark überhöhten Preis gekaufte Grabhöhle, einige Brunnen und ein Stück Land in der Nähe von Sichem, für das sie gutes Geld bezahlten. Wie wird Gott sein Versprechen an Abraham, Isaak und Jakob erfüllen? Er muss sie zuerst von den Toten auferwecken und sie dann in das Land zurückbringen. So findet sich die Auferstehung im abrahamitischen Bund kraft der unerfüllten Verheißungen.

Der Gott der Lebenden
Drittens beantwortete Jeschua die Frage der Sadduzäer nach der kinderlosen Witwe mit der Aussage: Gott ist nicht der Toten, sondern der Lebenden (Matthäus 22:32). Gott hat eine lebendige Beziehung zu den Patriarchen; deshalb kann Er sie nicht tot lassen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Was ist, wenn die Bibel recht hat, und Jehovah außerhalb von Raum und Zeit ist? Was ist, wenn Jehovah nicht der Zeit unterworfen ist? Wenn ER sich sogar in der Zeit bewegen könnte? Dann könnte ER sich „in unsere Zukunft bewegen“ und auch „in unser Jetzt“ zurückkehren. Wenn Jehovah sich in der Zeit bewegen könnte – oder gar die Zeit wie einen Zeitstrahl übersehen könnte – dann sieht ER Abraham und Isaak und Jakob nicht nur in der Vergangenheit, sondern sieht alle Gerechten, auch in der Zukunft – und kann sehen, was die betreffenden Menschen dann tun werden. Wenn Jehovah sich in der Zeit bewegen kann – oder gar die Zeit wie einen Zeitstrahl übersehen kann – dann sieht ER was du und ich heute tun, was wir getan haben und was wir in Zukunft tun werden – und ER kann entscheiden, dass wir in dem Augenblick, den wir als sterben definieren, dass ER uns auferweckt – und dann sieht ER uns direkt in dieser Zukunft – und für IHN leben wir also direkt weiter!
Jehovah hatte Abraham nicht belogen, als ER ihm das Land verheißen hat – den in „naher Zukunft“ wird Abraham in diesem „seinem Land“ leben – in enger Gemeinschaft mit „seinem Gott“! , aber auch mit seinem Sohn Issak, seinem Enkel Jakob und mit seiner Frau Sara (die alle in der selben Grabanlage beerdigt wurden – im festen Glauben an die Auferstehung).

Denn Jehova ist gut; Seine liebende Güte währt auf unabsehbare Zeit; und seine Treue für Generation um Generation.

Denn gütig ist Jehova, ewig währt seine Gnade; und auf Geschlecht und Geschlecht seine Treue.
van Ess – Psalm 100,5

Denn gut ist Jehova; seine Güte währt ewiglich, und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.
Elberfelder 1871 – Psalm 100:5

Denn gut ist Jehovah, ewig ist Seine Barmherzigkeit, und auf Geschlecht und Geschlecht Seine Wahrheit.
Tafelbibel – Psalm 100,5

Gott ist einfach so verdammt gut zu dir. Freundlich als Person, immer gerecht und fair. Seine Liebe nimmt ununterbrochen kein Ende, seine Treue erst recht nicht, darum hebt jetzt eure Hände.
VolxBibel – Psalm 100:5

Die Verse 2, 2, 3 , und 4, 4 hatten wir ja schon….

In Psalm 100:5 wird erklärt: „Denn Jehova ist gut.“ Das trifft in vielerlei Hinsicht zu. Gott hat insbesondere für gute Dinge gesorgt, die uns nicht nur am Leben erhalten, sondern uns auch gleichzeitig Freude bereiten. Wir wohnen auf der Erde, die Gott gehört, und wir leben von ihrem Ertrag (Jes 45:18; Apg 14:15-17). Wenn dir ein Freund eine köstliche, nahrhafte Frucht gibt, bedankst du dich gewiß dafür. Diese Frucht und alle anderen Speisen, die wir genießen, stammen letzten Endes von Jehova Gott (1Mose 2:9, 15, 16; Ps 104:10-15, 24; 145:15, 16). Was empfindest du gegenüber Gott angesichts all der Nahrungsmittel, für die er gesorgt hat? (1Tim 4:3, 4).
Gott dankbar zu sein bedeutet für uns, anders zu sein als die meisten unserer Zeitgenossen. Sie lassen Gott und das, was er getan hat, immer mehr außer acht. Selbst viele, in deren Familie es Brauch ist, vor einer Mahlzeit ein kurzes Dankgebet zu sprechen, lassen in ihrem Leben nicht erkennen, daß sie Gott wirklich dankbar sind. Sie ziehen bei ihren Plänen den Willen Gottes selten in Betracht. Sind wir aber anders als sie? Wir sollten es sein.
Wie bereits erwähnt, schrieb der Apostel Paulus: „Der Friede des Christus herrsche in eurem Herzen, denn dazu seid ihr in der Tat in e i n e m Leibe berufen worden. Und erweist euch als dankbar“ (Kol 3:15). Gott wirklich dankbar zu sein schließt also mehr ein, als sich bei ihm nur mit Worten zu bedanken. Unsere Lebensweise muß erkennen lassen, daß wir ihm dankbar sind. Das ist nur möglich, wenn wir sein Wort studieren, um festzustellen, was er heute von uns getan haben möchte, und es dann auch tun (Joh 13:17).

Wachtturm 1.Juli 1981

»Denn gut ist der HERR«: Das bekennen die heiligen Sänger und Propheten immer wieder (Ps 25,8; 34,9; 73,1; 119,68; 145,9; Nah 1,7). Seine Werke beweisen, dass er gut ist, in der Erschaffung der Welt (1Mo 1,31) wie in der Erlösung Israels. Seine Gaben sind gut (Jak 1,17). Er gab Israel sein gutes Wort (Ps 19; 119,39; Jer 29,10), er gab ihm ein gutes Land (2Mo 3,8; 5Mo 8,7), er gab ihm seinen guten Geist, um es zu unterweisen (Neh 9,20), er gab ihm in der Fülle der Zeit seinen Sohn. Täglich tut er den Menschen Gutes (Mt 5,45; Apg 14,17). Gott allein ist gut (Mt 19,17), denn in ihm ist nur Licht und gar keine Finsternis (1Jo 1,5); kein Mensch ist gut, und darum ist auch keiner, der Gutes tue (Ps 14,3). Was gut ist, misst sich an Gott; was er tut und befiehlt, was er verordnet und verhängt, ist gut, auch wenn es uns unpassend oder schmerzlich erscheint; denn er verfolgt in allem ein gutes Ziel, und darum muss alles zum Guten zusammenwirken (Röm 8,28). Die Gerichte, die über die Erde kommen müssen, wenn der HERR kommt und sein Reich aufrichtet, sind gut. Die Drangsal, durch die er Jakob führte (Jer 30,7), war gut. Darum preise das Volk Gottes den HERRN, »denn er ist gut, und seine Gnade währt ewig« (Ps 136,1).
»seine Gnade und seine Treue« sind Eigenschaften, die bestätigen, dass der HERR gut ist. In seiner Gnade gibt er Menschen Gutes, das sie nicht verdient haben; in seiner Treue bewahrt er ihnen das Gute, das sie sonst verlieren würden. Petrus sagt, dass Gott uns in seiner Barmherzigkeit wiedergezeugt hat zu einem unverweslichen Erbteil (1Petr 1,3.4); dieses Erbteil bewahrt er für uns im Himmel, und er bewahrt uns in dieser Welt so lange, bis wir unser Erbe antreten (1Petr 1,4.5).
»ewig … für Geschlecht um Geschlecht«: Gott ist unveränderlich (Mal 1,6; Hebr 13,8). Er bleibt gut und gnädig und treu. Wessen er sich erbarmt, dessen erbarmt er sich; wem er gnädig ist, dem ist er gnädig (Röm 9,15), bei ihm ist keine Veränderung, nicht einmal ein Schatten davon (Jak 1,17). Sein Erbarmen hört deshalb nie auf, seine Gnade kennt kein Ende. Das besingt und bezeugt allein der Psalm 136 ganze 26-mal. Darum jauchzen die Erlösten dem HERRN, darum dienen sie ihm mit Freuden, darum kommen sie vor sein Angesicht mit Jubel.

Benedikt Peters – Die Psalmen

Der Grund für den Lobpreis Jahwes wird im abschließenden Vers genannt. Wieder werden die beiden Worte verwendet, die Jahwes Beziehung zu seinem Volk am treffendsten beschreiben: seine unerschütterliche Liebe und seine Treue. In einigen Sprachen wird es notwendig sein, seine unerschütterliche Liebe und seine Treue in Form von Sätzen zu formulieren, z. B. „er liebt sein Volk ewiglich und ist ihm treu in Ewigkeit“.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Diese Verse nehmen den Tag vorweg, an dem die Völker nach Zion strömen, um den Herrn anzubeten (Jes 2,1-4; Mich 4,1). Gott hat seine Verheißungen gegenüber Israel eingehalten, was der ganzen Welt zugute kommt (Ps 100,5). Diejenigen, die durch Jesus zu Gott kommen, kommen auf den Berg Zion (Hebr 12,22-23). Durch das Evangelium sammelt Gott sein auserwähltes Volk aus den Nationen, und sein Geist baut einen neuen Ort, an dem Gott auf der Erde wohnt – die Gemeinde des Herrn Jesus Christus (Eph 2,19-22; 1 Pe 2,4-5).

The NIV Grace and Truth Study Bible

GOTT, Treue-Gott ist nicht wankelmütig. Seine gute, liebende Treue bleibt für immer dieselbe. Wir können uns auf ihn verlassen.

CSB Studienbibel für Jünger

Jehovah ist treu, und deshalb wird ER seine Verheißungen mit Abraham erfüllen.

… Liebt daher Wahrheit und Frieden.

So spricht Jehova der Heerscharen: Das Fasten des vierten und das Fasten des fünften und das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten Monats wird dem Hause Juda zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden. Doch liebet die Wahrheit und den Frieden.
Elberfelder 1871- Sacharja 8,19

So spricht der Ewige der Heerscharen: Das Fasten des vierten und das Fasten des fünften und das Fasten des siebten und das Fasten des zehnten (Mondes) wird dem Hause Jehudah zu Wonne und Freude und zu fröhlichen Festen werden: Nur, liebt die Wahrheit und den Frieden.
Die Philippson-Bibel -Sacharja 8:19

So sagt Jehova, der Umscharte: Das Fasten des Vierten (Einnahme Jerusalems) und das Fasten des Fünften und das Fasten des Siebten und das Fasten des Zehnten (Anfang der Belagerung Jerusalems) wird sein dem Hause Judas zum Aufspringen und zur Freude und zu guten Festversammlungszeiten, und das Wahrheitsamen und den Frieden habt lieb.
Pfleiderer Übersetzung – Sacharja 8,19

Jehovah verspricht eine große Veränderung! Und deshalb sollen die Hörer der Verheißung „ab jetzt Wahrheit und Frieden total gut finden“! Es geht in dem Vers nicht darum, dass ich mich anstrengen soll : „die Wahrheit zu lieben und immer ehrlich zu sein“ 😉
Jehovah wird dafür sorgen, dass wir uns freuen können – mit Seinem wiederhergestellten Volk Israel!

Diese gewaltigen Verheissungen und grossartigen Perspektiven für die Zukunft Israels dürfen aber nicht als Freibrief für ein oberflächliches Leben, das nicht Gott zum Ziel hat, oder gar für die Sünde werden. Darum werden jetzt noch einmal die Worte aufgegriffen, die wir schon in Kapitel 7,9–10 gelesen haben: «Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet nur die Wahrheit einer mit dem anderen! Fällt zuverlässigen und heilsamen Rechtsspruch in euren Toren! Und sinnt nicht – keiner von euch – in euren Herzen auf das Unglück des anderen und falschen Eid liebt nicht! Denn all dieses ist es, was ich hasse, spricht der HERR» (Sach 8,16–17). Und in dem Freudenvers 19 heisst es am Schluss: «Doch die Wahrheit und den Frieden liebt.» Die Zukunft Israels wird von Gott her bestimmt, aber die Israeliten sollen sich auf Gott ausrichten.
Zur Gemeinschaft mit Gott gehört immer auch ein geheiligtes Leben. Niemand kann aufrichtig an die Güte Gottes glauben und gleichzeitig in der Sünde leben wollen. Vielmehr soll der Glaube sich in Taten bewähren. Wir können nicht vorgeben, Gott zu lieben und gleichzeitig unseren Bruder hassen. Wir können auch nicht sagen, dem Herrn zu folgen und Ihn gleichzeitig betrügen. Und wir können uns auch nicht der Wahrheit des Wortes Gottes rühmen und gleichzeitig lügen.
«Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus dem guten Wandel seine Werke in Sanftmut der Weisheit! Wenn ihr aber bittere Eifersucht und Eigennutz in eurem Herzen habt, so rühmt euch nicht und lügt nicht gegen die Wahrheit!» (Jak 3,13–14). Wer Jesus hat, der hat das Leben, und dieses Leben soll und muss unseren Alltag bestimmen! Sonst betrügen wir uns selbst.

Norbert Lieth – Was am Ende geschieht: Der Prophet Sacharja

Während der babylonischen Gefangenschaft fügten die Juden an den Jahrestagen großer nationaler Unglücksfälle so genannte Gedenkfeste hinzu. Offensichtlich war dies eine ungesunde religiöse Bewegung. Was müßig als nationale Katastrophen beklagt wurde, waren in Wirklichkeit göttliche Gerichte, die durch nationale Sünden verursacht worden waren, und hätten als gerecht anerkannt werden müssen, indem sich das Volk in wahrer Reue von seinen Sünden abwandte und sich Gott zuwandte. Dies war, wenn wir es richtig verstehen, der Sinn der Antwort Sacharjas (Sach 7; 8) auf die Frage, ob die Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monats nach der Rückkehr der Verbannten aus Babylon fortgesetzt werden sollten. Gleichzeitig zeigt die Anfrage, dass die vier großen jüdischen Fasten, die neben dem Versöhnungstag und dem Fasten von Esther immer noch gehalten werden, schon während der babylonischen Gefangenschaft eingehalten wurden (Sach 8,19). Das „Fasten des vierten Monats“ fand am 17. Thammus (etwa im Juni oder Juli) statt, zum Gedenken an die Einnahme Jerusalems durch Nebukadnezar und die Unterbrechung des täglichen Opfers. Die Überlieferung fügt hinzu, dass dies auch der Jahrestag der Herstellung des goldenen Kalbs und des Bruchs der Gesetzestafeln durch Mose war. Das Fasten im fünften Monat, am 9. Ab, wurde wegen der Zerstörung des ersten (und später des zweiten) Tempels gehalten. Es ist bezeichnend, dass der zweite Tempel (der von Herodes) am ersten Tag der Woche zerstört wurde. Die Überlieferung besagt, dass Gott an diesem Tag das Urteil verkündet hatte, dass die Leichen aller, die aus Ägypten gekommen waren, in der Wüste fallen sollten, und auch, dass er viel später Zeuge der Erfüllung von Jeremia 26,18-23 werden sollte, als ein römischer Hauptmann die Pflugschar über die Stätte des Zions und des Tempels ziehen ließ. Das Fasten im siebten Monat, am 2. Tischri, soll der Überlieferung nach der Ermordung Gedaljas und seiner Gefährten in Mizpa gedenken (Jer 41,1). Das Fasten im zehnten Monat“ war am 10. Tebeth, als die Belagerung Jerusalems durch Nebukadnezar begann.


Weitere Einzelheiten würden uns von einer Beschreibung des Tempeldienstes zu denen der Synagoge führen. Es ist jedoch interessant zu sehen, wie sehr die römische Kirche die Praktiken der Synagoge übernommen hat. In Anlehnung an die vier jüdischen Fasten, die in Sacharja 8,19 erwähnt werden, wurde das Jahr in vier Quatember eingeteilt, die jeweils durch ein Fasten gekennzeichnet waren. Drei dieser Fasten gehen der Überlieferung nach auf Bischof Kallistus (223) und das vierte auf Papst Leo I. (44) zurück. Im Jahr 1095 legte Urban II. diese vier Fasten auf die Mittwoche nach dem Aschermittwoch, den Pfingstsonntag, das Fest der Kreuzerhöhung und das Fest der Heiligen Lucia (13. Dezember) fest. Die frühe Kirche ersetzte die beiden wöchentlichen jüdischen Fastentage – Montag und Donnerstag – durch die so genannten „dies stationum“, die „Wachtage“ des christlichen Soldaten, oder die christlichen Fastentage – Mittwoch und Freitag, an denen der Heiland verraten bzw. gekreuzigt worden war.

Alfred Edersheim – Tempeldienst zur Zeit Jesu Christi

In Vers 18hat der Prophet die Frage nach den Fasten klar beantwortet. Es wird der Tag kommen, an dem der Messias regieren wird und alle Fasten Israels zu Festen werden! „Und ich will mich über Jerusalem freuen und mein Volk fröhlich machen, und man soll nicht mehr in ihr weinen und nicht mehr schreien hören“ (Jes 65,19). Sacharja und Jesaja sagten beide: „Lebt nicht in der Vergangenheit, lebt in der Zukunft! Freut euch über die Verheißungen, die Gott euch für eine freudige Zukunft gibt!“ ( Ihr Fasten hat übrigens nichts bewirkt, weil ihr Herz nicht mit Gott im Reinen war (Sach. 7:4-14). Sie führten nur ein religiöses Ritual durch, das mehr schadete als nützte. Es ist besser, es überhaupt nicht zu tun, als es zu tun und es nicht zu meinen.)

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

„So spricht der Herr Zebaoth: Das Fasten im vierten und das Fasten im fünften Monat soll dem Hause Juda zur Freude und Wonne werden und zu angenehmen Festtagen. Liebet nur die Wahrheit und den Frieden!“
Das war die positive, große, gewaltige Gotteskunde für ein seufzendes, innerlich zerrissenes Volk. Was sollte durch dieses Wort geschehen? Doch nichts anderes, als dass der Blick der Trauernden einmal hinweggelenkt werden sollte von dem Gegenwärtigen hin zu dem Kommenden. Der wesentliche Inhalt dieser großen Gotteskunde war nichts Geringeres als jene gewaltige Heilsbotschaft, dass die Auferstehung des Neuen aus den Trümmern der Vergangenheit noch viel herrlicher sein wird, als das Untergegangene gewesen ist. Daher werden die einstigen Fasttage zu Gedenktagen der Freude und Wonne gemacht werden. Denn nicht dem Tode, dem Leben gehört die Zukunft. Nicht dem Gericht, der Gerechtigkeit gehört die Erde. Nicht der Verelendung, sondern der Erlösung gehört der Mensch und seine Kultur.
So sollte durch diese wunderbare Gotteskunde der Blick der innerlich so zerrissenen Seele einmal gelöst werden von Trauer- und Gedenktagen. Er sollte geweitet werden für dass Große, das die Barmherzigkeit Gottes in Zukunft zu geben vermag. Die Gläubigen Judas sollten innerlich loskommen von ihrem Fasten und wieder ein wartendes Volk werden. Denn allein den Wartenden gehört die Zukunft.
Nur wer ein Neues, ein Größeres wie eine lebendige Hoffnung in seiner Seele trägt, wird auch Neues vorzubereiten und Größeres zu ererben vermögen.
Möchte Gott es auch uns geben, dass wir nicht stehen bleiben bei unserem Fasten, bei den Gedenktagen unserer zusammengebrochenen Größe und bei dem Wehklagen über unser zertrümmertes Glück.
Nicht als ob wir uns über so manches Dunkle der Gegenwart hinwegtäuschen wollten. Nicht, als ob wir sagen wollten: „Friede, Friede!“, wo kein Friede ist. Nicht, als ob wir uns über den Schutt und die Trümmer auch auf heiligen Gebieten so hinwegsetzen wollten, als gäbe es für die Hand der Bauenden im Reiche Gottes nichts mehr zu tun. Das wäre innere Unwahrhaftigkeit.
Wenn je, so dürstet die Gegenwart auf allen Gebieten des Lebens, nach durch und durch wahren Persönlichkeiten. Nein! Wer aber dauernd seinen Blick auf den Boden der Gegenwart und auf die zurückgelassenen Trümmer der Gerichte richtet, der steht eines Tages mit gebrochener Kraft da. Er erweist sich unfähig zu schöpferischem Mitwirken an jenem Neuen, das Gott zu geben vermag. Bleiben wir stehen bei unserm Fasten, dann verlieren wir Den, der unsere Fasttage durch das Neue der Zukunft in Freude und Wonne verwandeln wil

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

„So spricht Jehova…“, bringt der Prophet unermüdlich zum Ausdruck (Verse 1,3,4,6,7,9,14,19,20,23). Wenn wir die Bibel lesen oder sie anderen gegenüber anführen, dann lasst uns nie aus den Augen verlieren, dass Gott es ist, der spricht.
Die armen Söhne Judas hören Verheißungen, die ihrem gegenwärtigen Zustand entsprechen, denn ihr Gott wird sie nicht vergessen (Sacharja bedeutet übrigens: Jehova gedenkt seiner). Das unbewohnte und verwüstete Jerusalem wird von neuem bevölkert und belebt werden (Nehemia 11,1.2). Und der erste, der dahin zurückkehrt, wird Jehova selbst sein (Vers 3; siehe Kapitel 1,16). Mit Ihm wird die Segnung wiederkommen, die Furcht wird entfliehen. Ist es nicht geistlicherweise ebenso in der Versammlung? Die Gegenwart des Herrn in der Mitte der Seinen gewährleistet alles, was sie nötig haben.
Lasst uns die Ermahnung des 16. Verses, die in Epheser 4,25 wiederholt wird, für uns nehmen: „Redet die Wahrheit, einer mit dem anderen.“ Und der Schluss des 19. Verses besteht darauf: „Liebet die Wahrheit.“
Jetzt kann Jehova den Abgeordneten von Bethel über die Fasttage Antwort geben (Kapitel 7,2.3): sie werden zur Wonne und zur Freude und zu fröhlichen Festzeiten werden (Vers 19; die Erfüllung von Psalm 122). Könnten sie trauern, sie, die sich der Gegenwart des Bräutigams in ihrer Mitte erfreuen? (vergleiche Matthäus 9,14.15).

Jean Koechlin – Ährenlese im Alten Testament Sacharja

Vom Fasten zum Schmausen und vom Fluchen zum Segnen (V. 18-23)
Vom Fasten zum Schlemmen (V. 18-19)
Das Volk hatte den Herrn gefragt, ob sie die vier jährlichen Fastenzeiten, die sie während ihrer Gefangenschaft in Babylon begonnen hatten, fortsetzen sollten (7,1-3), und der Herr hatte ihnen geantwortet, dass ihr Fasten nicht für ihn, sondern für sie sei (7,5-6) und dass sie sich nicht auf das Fasten, sondern auf Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Mitleid konzentrieren sollten (7,9). Nun versprach er, diese Fastenzeiten in Festzeiten zu verwandeln! Zeiten des Fastens sind Zeiten des Kummers. Zeiten des Feierns sind Zeiten der Freude. Der Herr versprach also, ihren Kummer in Freude zu verwandeln.
Das hatte er bereits zu einem großen Teil getan. Er hatte sie in ihre Heimat zurückgebracht, und er hatte sie ermutigt und gestärkt, während sie am Tempel arbeiteten. Wie wir bald sehen werden, hatte er noch größere Segnungen für sie im Sinn. Alles, was Gott getan hatte und was er tun würde, gab ihnen Grund zur Freude.
Sie konnten es sich nicht erlauben, Gottes Segnungen für selbstverständlich zu halten. Deshalb forderte Gott sie auf, „Wahrheit und Frieden“ zu lieben (V. 18). Die Wahrheit zu lieben bedeutet, Treue oder Integrität zu lieben. Es bedeutet, die Art von Leben zu lieben, die in Übereinstimmung mit Gottes Gesetzen lebt. Den Frieden zu lieben bedeutet, die Ruhe und Stabilität zu lieben, die sich aus der Befolgung von Gottes Gesetzen ergeben. Der Teufel, der immer lügt, möchte uns glauben machen, dass der Gehorsam gegenüber Gott eine traurige Angelegenheit ist, die das ganze Glück aus dem Leben nimmt. Die Wahrheit ist, dass Gehorsam das Glück sichert. Wo Christus in den Herzen von Männern und Frauen regiert, gibt es ein immerwährendes Fest der Freude (Jes. 25:6-9).

Opening Up Zechariah

Die Rettung kommt von den Juden: Der letzte Spruch in dieser Reihe hebt zwei weitere Merkmale dieser internationalen Hinwendung zum Herrn hervor. Sie wird von der Anerkennung der Rechte und Vorrechte der Juden begleitet sein, und sie wird durch Berichte darüber motiviert sein, wie der Herr sie gesegnet hat und wie er in ihrer Mitte zu finden ist. So sagt der Herr, der Allmächtige: „In jenen Tagen werden zehn Männer aus allen Sprachen und Völkern einen Juden am Saum seines Gewandes festhalten und sagen: ‚Lasst uns mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist'“ (8,23).
Es ist umstritten, wann und wie genau diese beiden letzten Prophezeiungen und andere ähnliche erfüllt werden sollen. Eine solche allgemeine Anerkennung des Herrn, der Israel zu seinem Volk gemacht hatte, gab es in der Zeit zwischen den Testamenten nicht. In der Gruppe der Parther, Meder und Elamiter, der Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, Pontus und Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Teilen Libyens in der Nähe von Kyrene, der Besucher aus Rom (sowohl Juden als auch zum Judentum Bekehrte), der Kreter und Araber“, die am Pfingsttag versammelt waren, können wir etwas von diesem Segen erkennen (Apg 2,9-11). Figuren wie der äthiopische Eunuch (Apostelgeschichte 8,26-39) und Kornelius (Apostelgeschichte 10) zeigen, dass sich der Segen auf alle Völker ausbreitet. Sie waren der Beginn der Verwirklichung dieses Segens. Das Heil ging von den Juden aus und breitete sich von Jerusalem bis an die Enden der Erde aus (Apg 1,8), indem es die Welt erleuchtete, indem es das Evangelium dessen verkündete, der „zum Licht für die Heiden“ (Jes 42,6; 49,6) bestimmt worden war.

Haggai, Zechariah, Malachi: God’s Restored People

In 8:19 finden wir endlich die Antwort auf die Frage der Männer aus Bethel in 7:3, ob sie ihr rituelles Fasten aufgeben sollten. Ihre Frage konnte nicht mit einem einfachen „Ja“ beantwortet werden, denn eine „Ja“-Antwort hätte den Eindruck erwecken können, dass das Fasten aufhören kann, nur weil der Tempel kurz vor der Fertigstellung steht. Stattdessen stellt Sacharja die Frage nach Fasten und Schlemmen in den Kontext des Bundes. Der Grund, mit dem Fasten aufzuhören, liegt nicht darin, dass der Tempel fast wiederhergestellt ist oder dass die 70 Jahre (vgl. 7,5) fast abgelaufen sind, sondern darin, dass Gott gehandelt hat, um seinen Bund mit seinem Volk wiederherzustellen, und dass die Segnungen des Bundes auf ihm liegen. Aus diesem Grund werden die Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monats (die an verschiedene markante Ereignisse im Zusammenhang mit der Zerstörung Jerusalems erinnerten) stattdessen zu Momenten des Feierns. Der letzte Satz dieses Verses bekräftigt die Aussage aus 8,16-17, dass auf die Wiederherstellung des Bundes Gehorsam folgen muss. Die Antwort, die Gott von seinem Bundesvolk verlangt, sind nicht die rituellen Handlungen von Fasten oder Festen, sondern dass sie „Wahrheit und Frieden lieben“ (8:19).

Zechariah: The Lord Returns

Die Zeit des Trauerns ist vorbei. Sacharja 8,18-19 kehrt unerwartet zu der Frage zurück, mit der dieser Abschnitt des Buches Sacharja begann. Die samarische Delegation, die zu Sacharja kam (7,1-3), stellte dem Propheten eine Frage. Im Wesentlichen fragte die Delegation, ob es an der Zeit sei, die Trauer um Jerusalem zu beenden, indem sie fragte, ob die rituelle Trauer im fünften Monat fortgesetzt werden sollte. In den letzten siebzig Jahren hatte das Fasten des fünften Monats die Zerstörung des Tempels beklagt, aber jetzt, wo der Wiederaufbau des Tempels in vollem Gange war, stellte sich die Frage nach der Notwendigkeit dieses Rituals.
Merkwürdigerweise beantwortet der Herausgeber von Sacharja diese Frage auf merkwürdige Weise, indem er eine direkte Antwort hinauszögert, indem er einen großen Block von zusammenhängenden Materialien einfügt (7,4-8,17). Erst am Ende von Kapitel 8 erhält die Frage der Delegation eine direkte Antwort. Obwohl die direkte Antwort unerwartet kommt, ergibt sie sich ganz natürlich aus den Ideen in 7:4-8:17. Eines der wiederkehrenden Themen in diesen Kapiteln ist zum Beispiel, dass mit dem Wiederaufbau des Tempels ein neues Zeitalter angebrochen ist. In dieser neuen Zeit begann Gott damit, die Fruchtbarkeit des Landes wiederherzustellen und die Bedrohungen durch die umliegenden Völker zu beseitigen. Daher hatte die Trauer über die Zerstörung des Tempels nicht mehr die gleiche Bedeutung wie zu der Zeit, als man an diesem einst heiligen Ort nur noch die Tempelruinen sah. Mit diesem neuen Zeitalter kommt auch die Notwendigkeit, nach vorne zu schauen. Daher hebt die prophetische Antwort in 8,19 nicht nur das Fasten des fünften Monats auf, nach dem die Delegation gefragt hatte, sondern auch alle exilischen Fasten, die mit den Ereignissen rund um die Zerstörung Jerusalems verbunden waren: das Fasten des vierten, fünften, siebten und zehnten Monats, die alle an die katastrophalen Ereignisse erinnerten, die zur babylonischen Unterwerfung führten. Mit anderen Worten: Nicht nur dieses Fasten, sondern alle Zeiten der Trauer um die Zerstörung Jerusalems sind nun vorbei, antwortet der Prophet. Die Tempelstätte ist gereinigt, der Wiederaufbau ist in vollem Gange, und der Prophet möchte, dass sich das Volk auf eine Zukunft konzentriert, in der Fasten zu Festen wird, in der sich Trauer in Freude verwandelt. Kurz gesagt: JHWH ist nach Jerusalem zurückgekehrt und handelt in ihrem Namen. Aus Dankbarkeit sind die Menschen aufgerufen, mit der Liebe zur Wahrheit und zum Frieden zu antworten. Wenn die Beziehung zwischen JHWH und seinem Volk am besten ist, bringt sie schließlich Wahrheit und Frieden hervor (siehe 7,9; 8,16-17).

The Book of the Twelve: Hosea–Malachi, 2 vols. (Smyth & Helwys Bible Commentary | SHBC)

Sie müssen denjenigen kennen und ihm vertrauen, der es sehr wohl versteht und genau weiß. was er tut

Und um dieses bete ich, daß eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüfen möget, was das Vorzüglichere sei, auf daß ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi, erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum ist, zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes.
Elberfelder 1871 – Philipper 1,9–11

Und das ist meine Bitte an Gott: dass er eure Liebe, verbunden mit der rechten Erkenntnis und dem nötigen Einfühlungsvermögen, immer größer werden lässt. Dann werdet ihr in allem ein sicheres Urteil haben und werdet ein reines, untadeliges Leben führen, bereit für den Tag, an dem Christus wiederkommti. Durch ihn, Jesus Christus, wird euer Tun von dem geprägt sein, was gut und richtig ist – zum Ruhm und zur Ehre Gottes.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Philipper 1:9–11

Ich bete darum, dass eure Liebe immer mehr und mehr überströmt, sodass ihr voller Erkenntnis und großer Einfühlungskraft seid. Dann könnt ihr euch in allen offenen Fragen ein klares Urteil bilden und so vorbildlich und untadelig leben in der Erwartung des großen Tages des Messias. So wird sich bei euch die Frucht eines solchen Lebens voller Gerechtigkeit ganz entfalten. Sie entsteht letztlich durch Jesus, den Messias, zur Ehre und Verherrlichung Gottes.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 1,9–11

Da wir den Vers 10 vor ein paar Tagen schon einmal hatten, hier nun auch ein bißchen der Zusammenhang…

Spüren Sie Paulus’ Begeisterung? Sie ist ziemlich anders als die Begeisterung, die oft unsere Gebete lenkt. Dieses Gebet ist sowohl echt als auch hoffnungsvoll. Paulus kennt die Menschen. für die er betet, mit all ihren Schwächen und Herausforderungen. Doch wenn er über sie nachdenkt, sprudelt er über vor Zuversicht! Seine Zuversicht beruht jedoch nicht auf der Fähigkeit seiner Leser, die Kurve zu kriegen. Paulus hat Zuversicht in Bezug auf diese Menschen, aber sie gründet nicht auf ihnen. Sie kommt aus der Vertikalen —— Mensch zu Gott — und ist persönlich. Paulus ist zuversichtlich in Bezug auf die Gläubigen in Philippi, weil seine Zuversicht auf Jesus Christus beruht. Paulus ist überzeugt, dass Jesus das gute Werk, das er in ihnen angefangen hat, auch vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi (Verse 3-5). Wenn Paulus die Philipper betrachtet, kann er auch mit Freude beten. Er ist voll Freude über ihre Gemeinschaft am Evangelium. Er ist voll Freude über das anhaltende Werk Christi in ihrem Leben. Er ist voll Freude in seiner Liebe zu ihnen und in ihrem Anteil an der Gnade mit ihm. Paulus will, dass sie wissen, dass sie alle diese Dinge erfahren können und sie auch so sein können wie er: positiv, zuversichtlich, erwartungsvoll und aktiv. Die Art von Wachstum, die sich Paulus für die Philipper wünscht (Verse 9-11), gründet in einer Liebe zu Christus. die
• überströmt in Erkenntnis und Urteilsvermögen;
• lauter und ohne Anstoß ist;
• erfüllt ist mit Früchten der Gerechtigkeit.
Paulus betet für die Gläubigen in Philippi, dass Ihre Liebe zu Gott zu Werken der Liebe an anderen führt. Dorthin will Gott sie führen, und dorthin will Gott auch uns führen. Egal, was Ihnen heute begegnet, Sie können ermutigt sein, dass Gottes Werk in Ihrem Leben weitergeht, auch wenn Sie es nicht sehen. Gott führt sein Werk fort, inmitten dieser schwierigen Situation an der Arbeitsstelle oder mit Ihrem Teenager oder im Ringen in Bezug auf Ihr Gewicht oder in Ihrem Kampf gegen die Entmutigung. Gott bringt Sie voran, wenn Sie sich ihm unterordnen. Sein gegenwärtiges und treues Werk gibt uns Zuversicht. Während Sie ein schwieriges Gespräch mit einem Kollegen haben, können Sie zu sich selbst sagen: „Christus arbeitet gerade jetzt daran, das, was er in mir angefangen hat, zu Vollenden.“ Während Sie mit Ihren Finanzen kämpfen, können Sie zu Ihrer Frau sagen: „Wir können damit fertig werden, weil Christus gerade jetzt daran arbeitet, das zu vollenden, was er in uns angefangen hat.“ Wenn es scheint, als ständen Sie im Kampf gegen die Sünden auf verlorenem Posten, können Sie sagen: „Ich habe Hoffnung auf Sieg, weil Christus gerade jetzt daran arbeitet, das zu vollenden, was er in mir angefangen hat.“
Diese auf Christus ausgerichtete Zuversicht bewegt uns auf unser endgültiges Ziel hin, die Sache, für die wir geschaffen wurden: die Ehre und das Lob Gottes (Vers 11). Denken Sie daran, dass Paulus im Gefängnis war, als er den Philippern schrieb, und genau diese Wahrheiten selbst erprobte, von denen er so unbedingt wollte, dass sie sie verstehn!
Das Leben ist selten einfach. Wachstum in Gottes Gnade ist ein Prozess und kein einmaliges Ereignis. Schwierige Dinge verändern sich. nicht über Nacht, weil Sie diese dem Herrn anvertraut haben. In der Bibel wird ehrlich beschrieben, wie schwierig und vielfältig unser Kampf mit der Sünde ist. Menschen, Freundschaften, Gemeinden, Ehen und Nachbarschaften verändern sich nicht im Nu. In der Bibel wird das Leben als Christ als eine Reise beschrieben, die uns oft durch die Wüste führt. Sie werden müde und verwirrt sein. Sie werden Momente erleben, in denen Sie sich fragen, wo Gott ist. Sie werden darum kämpfen, dass Gottes Verheißungen in Ihrem Leben wirksam werden. Sie werden das Gefühl haben, dass Gott nachzufolgen Ihnen mehr Leiden als Segen bringt. Sie werden durch Zeiten gehen, in denen es scheint, als würden die Grundsätze der Schrift nicht funktionieren. Es wird manchmal aussehen, als würde die falsche Seite gewinnen. Es wird Zeiten geben, in denen Sie sich allein und missverstanden fühlen. Es wird Momente geben, in denen Sie am liebsten aufgeben würden.
Diese Stelle ist dazu bestimmt, Sie zur Hoffnung zu ermutigen, inmitten der Dinge, die Sie nicht vollständig verstehen. Sie müssen nicht alles begreifen. Aber Sie müssen denjenigen kennen und ihm vertrauen, der es sehr wohl versteht und genau weiß. was er tut. Sehen Sie Ihr Leben so, wie Paulus das Leben der Philipper und sein eigenes sah? Leben Sie in einer Zuversicht, die auf Christus ausgerichtet ist? Wollen Sie das. was Gott für Sie will. oder klammern Sie sich an ihre eigenen Pläne? Gott wird nicht aufgeben, bis jedes Detail seines Werkes in jedem seiner Kinder vollendet ist. Wir können Mut und Hoffnung haben in jeder Situation. Gottes Traum für uns wird in Erfüllung gehen.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

In Philipper 1,9-11 wird uns dieser Effekt ganz praktisch vor Augen geführt: Dort hat das Gebet des Apostels Paulus für die Philipper eine ganze Reihe von schönen Ergebnissen zum Ziel, die wir zu unserer Ermunterung anschauen wollen, um im Gebet weiter anzuhalten.
Es beginnt mit den Worten: „Und um dieses bete ich“. Paulus praktizierte ein intensives Gebetsleben, worin er Christus sehr ähnlich und uns zum Vorbild geworden ist. Der Apostel war stets um das Wohl und die geistliche Reife der Gläubigen in den einzelnen Versammlungen besorgt – so flehte er „Nacht und Tag über die Maßen“ für die Thessalonicher (1 Thessalonicher 3,10). Bei den Philippern wünschte er im ersten Schritt, ihre Liebe anzufachen.

„… dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme …“ (V. 9a)
Hier wird deutlich, dass die Liebe zu dem Herrn Jesus und auch zu unseren Mitgeschwistern nie groß genug sein kann – denn die Liebe kann nicht aufhören zu wachsen: sie soll überströmen, ja sogar mehr, und noch mehr überströmen. Hierin lässt sich schon erahnen, wie groß die Auswirkungen eines einfachen Gebets sein können! Dabei benötigen wir das gegenseitige Gebet füreinander, damit unsere Liebe wachsen kann. Dieser eindrucksvolle Effekt des Gebets ist sehr bemerkenswert. Doch worin besteht nun das Wachstum der Liebe?

„… in Erkenntnis und aller Einsicht …“ (V. 9b)
Ein menschliches Sprichwort sagt: „Liebe macht blind.“ In geistlicher Hinsicht erfahren wir aber genau das Gegenteil, denn die von Gott bewirkte Liebe führt zu Erkenntnis und Einsicht der Person Christi und seiner Gedanken. Auch im Hinblick auf das Wohl und die Bedürfnisse unserer Mitgeschwister erhalten wir einen aufmerksameren Blick, der mit liebendem Herzen dem begegnet, was unserem Bruder oder unserer Schwester Not bereitet.

„… damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist …“ (V. 10a)
Erkenntnis und Einsicht befähigen uns dann auch, das Vorzüglichere zu ergreifen: wir sollen prüfen, was das Bessere ist. Es geht hierbei nicht um die Unterscheidung von Gutem und Bösem, sondern darum, unter dem Guten das Bessere auszuwählen.

„… damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi …“ (V. 10b)
Das Streben nach dem, was vorzüglicher ist, hat in der Folge unmittelbare Auswirkungen auf unseren Wandel, und zwar in zweierlei Hinsicht: „lauter“ bedeutet, „authentisch, ohne Heuchelei“ zu sein im Hinblick auf die eigene Person, damit ein Wandel „ohne Anstoß“ im Hinblick auf meinen Nächsten ermöglicht wird.

„… erfüllt mit der Frucht der Gerechtigkeit, die durch Jesus Christus ist …“ (V. 11a)
Dies alles führt dazu, dass wir in unserem Leben Frucht für Gott bringen können. All das, was in uns gewirkt wird, wenn wir in Liebe handeln (V. 9), das Bessere suchen (V. 10a) und in Rechtschaffenheit leben (V. 10b), bewirkt Frucht für Gott. Diese Frucht der Gerechtigkeit ist nur in Christus Jesus möglich, denn durch den Glauben an Ihn sind wir gerechtfertigt und in der Lage, „Gerechtigkeit zu tun“ (1 Johannes 3,7), das heißt, die Frucht der Gerechtigkeit zu vollbringen. Ein Ungläubiger, der kein Leben aus Gott hat, kann eine solche Gerechtigkeit nur äußerlich vorgeben, ohne deren Frucht wirklich im Herzen zu besitzen (s. Lk 16,15).

„… zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes.“ (V. 11b)
Im Endeffekt summieren sich alle diese aufeinanderfolgenden Auswirkungen des Gebets zur Herrlichkeit und zum Preise Gottes. Gott zu verherrlichen heißt, sein Wesen in Worten und Taten auf dem praktischen Glaubensweg widerzuspiegeln. Seine Herrlichkeit ist gleichermaßen die Zusammenfassung seiner Wesenszüge, die wir dann in unserem Leben darstellen dürfen. Dieses Vorrecht ist auch Verantwortung zugleich. Wird Gott durch mein Leben verherrlicht? Eine ernste Frage, der wir nicht ausweichen dürfen. Wir sehen also, welch weitreichende Auswirkungen mit dem Gebet verbunden sind, das wie ein zarter Flügelschlag eines Schmetterlings große Effekte herbeiführen kann. Dies soll uns als Ermunterung dienen, „allezeit zu beten und nicht zu ermatten“ (Lk 18,1).

Bleib in mir 2021 – Matthias Wölfi

Er bezeugte in den Versen 3.4, daß er für sie betete; jetzt nennt er den Inhalt seines Gebets für sie. Er verwendet das Wort proseuchomai , das immer für Gebet zu Gott steht, während deomai für an Menschen gerichtete Bitten gebraucht wird (Apg 8,34; 21,39; Gal 4,12). Lenski bemerkt, daß proseuchomai ein Durativ Präsens ist und daher umschrieben » ich bleibe am Beten « bedeutet. Die Absicht des Betens wird durch den Gebrauch von hina (» damit « , » auf daß «) angezeigt. „Eure Liebe « (agape), welche, wie Lightfoot vermerkt, nicht einem besonderen Individuum gilt, sondern Liebe im absoluten Sinn meint, der innere Zustand der Seele. W.E. Vine bietet eine hilfreiche Notiz: » Dieses Wort sollte von Zuneigung, die stärker gefühlsbetont ist, unterschieden werden. Ihre Verbindung mit Erkenntnis und Unterscheidungsvermögen zeigt, daß Urteilen, nicht Fühlen, den Willen bestimmt. Sie hatten bereits mit der Tat ihre Liebe zu Gott (V. 5). und zu Paulus (V. 7; 4,10) unter Beweis gestellt. Taktvoll drückt er nun seinen Wunsch aus, daß sie immer mehr zunehmen möchte. Bengel bemerkt in der ihm eigenen Weise: » Das Feuer im Herzen des Apostels ließ ihn nie sagen, es genügend zurückliegende und gegenwärtige Errungenschaften seien genug « Der Gedanke des Überfließens läßt an weit Besseres denken wie in 1,23. Es wird verwendet für das Werk Gottes (1.Kor 15,58); die Freigebigkeit der Heiligen (2.Kor 8,2); die Freude des Paulus (Phil 1,26); seine Umstände (4,12.18); für die Liebe untereinander (1.Thess 3,12; 4,10) und das Wohlgefallen Gottes (1.Thess 4,1).
    Die Präposition epi vor dem Wort Erkenntnis dient der Verstärkung der Bedeutung und weist auf fortgeschrittene, volle Erkenntnis hin. Es ist die Erkenntnis des Herzens und nicht des Kopfes wie Lenski bemerkt Es ist auf Erfahrung beruhende Erkenntnis im Gegensatz zu gnosis, worauf W.E. Vine hinweist. Gnosis kann wahre und falsche Erkenntnis sein; epignosis hingegen ist immer wahre Erkenntnis, und zwar in geistlichen Belangen. Es ist interessant zu beachten, daß Gottes Erkenntnis gnosis ist (Röm 11,33; Kol 2,3) und nicht epignos is, denn bei Gott ist Erkenntnis absolut und kann nicht gradweise zunehmen. Im Gebet des Paulus für die Epheser wünschte er ihnen einen Geist der Weisheit und Offenbarung in der vollen Erkenntnis Seiner Selbst (Eph 1,17); und für die Kolosser erbat er volle Erkenntnis Seines Willens (1,9). Das Wort » Einsicht « bedeutet auch » Unterscheidung « . Lightfoot bemerkt, daß Erkenntnis allgemein Grundsätze zum Gegenstand hat, während » Einsicht « oder » Unterscheidung « mehr mit praktischen Anwendungen zu tun hat. Dieses Wort aisthesis kommt im NT nicht mehr vor. Es bezeichnet weniger intellektuelle als viel mehr sittliche Empfindsamkeit. Das Wort » aller « entspricht, wie Lightfoot bemerkt, dem Wort » voll « bei » Erkenntnis « . Die beiden Wörter werden in Spr 1,4; 2,1; 8,12 miteinander verbunden.
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Das ist das Ziel für ihre Liebe, daß sie in voller Erkenntnis und Sittlichem Urteilsvermögen » prüfen « mögen. Dieses Wort dokimazo wird verwendet für das » Beurteilen « des Angesichts des Himmels (Luk 12,56); das » Versuchen « der fünf Joch Ochsen (Luk 14,29); das » Prüfen « des Willens Gottes (Röm 12,2) das » Bewähren « des Werkes eines jeden vor dem Bema (Richterstuhl) des Herrn (1.Kor 3,13); für das » Prüfen « von sich selbst vor dem Mahl des Herrn (1.Kor 11, 28). Es wird auch für das » Prüfen « der Geister verwendet, ob sie aus Gott seien (1.Joh 4,1). Der weite Bedeutungsumfang reicht von » Untersuchen « bis hin zum daraus resultierenden » wählen « . Trench sagt: » Etwas prüfen, ob es der Annahme wert sei oder nicht. « Das » Vorzüglichere « wird am besten gedeutet als » Dinge, die sich unterscheidend. Das Wort diaphero heißt » hindurchtragen « (Mark 11,16). Der Gedanke » sich unterscheidend kommt in Luk 12,24 zum Ausdruck: » Um wieviel vorzüglicher seid ihr als die Vögel! « in 1.Kor 15,41 unterscheiden sich die Sterne voneinander an Klarheit. Zu Röm 2,1 S, wo es wörtlich heißt » und prüfst das sich Unterscheidende macht Bengel eine treffende Bemerkung: » Das Prüfen und Festhalten dessen, das nicht allein im Vergleich mit dem Schlechten gut ist, sondern das unter den guten Dingen das Beste ist. « Wir wählen sehr genau aus, wenn es um zeitliche Dinge geht; warum dann nicht auch in geistlichen Dingen? In 1.Thess 5,21 werden wir aufgefordert, alles zu prüfen und das Gute ZU behalten. In Matth 10,31 und Luk 12,7.24 wird der Gedanke das Vorzüglicheren entwickelt.
    Wiederum bezeichnet das Bindewort hina Absicht: » auf daß ihr lauter seid « . Die Bedeutung des Wortes heilikrines, lauter, ist ein wenig umstritten. Buchsei meint im ThWNT (Bd 2, 397), es gehe auf Wurzeln mit der Bedeutung » Warme « oder « Licht der Sonne « zurück; die volle Bedeutung wäre also » im Licht der Sonne geprüft, vollkommen rein, fleckenlos « Benseler-Kaegi geben in ihrem ausgezeichneten Wörterbuch a) » sonnenklar, offenbar, deutliche, b) » echt, lauter, rein tadellos « an.
    Moulton und Milligan bieten in ihrem Vocabulary of the New Testam ent » im Licht der Sonne geprüfte Es bezieht sich auf die innere Haltung und bezeichnet das Fehlen unreiner Motive. Es beschreibt die Reinheit und Aufrichtigkeit des Herzens, welches von geistlichem Takt und der Fähigkeit zur Unterscheidung, worum der Apostel betet, geführt ist. » Unanstößig « ist das gleiche Wort, das in Apostelgeschichte 24,16 und auch in 1.Kor 10,32 verwendet wird, wo der Apostel die Heiligen ermahnt, niemandem ein Anstoß zu sein. Eine Reihe von Auslegern wie Alford, Lightfoot, Eadie und Lenski sagen, das Verb sei intransitive, weshalb es hier nicht darum gehe, daß man anderen einen Anstoß bereitet, sondern daß man selbst von einer Haltung gekennzeichnet ist, die mit » aufrichtig « Hand in Hand geht: » aufrichtige « wäre dabei die positive, » unanstößig die negative Seite. Es geht darum, daß die Heiligen in sich selbst passend sind im Blick auf den Tag des Christus.
    Das Wort » auf « (eis) bedeutet auch » hin zu « , oder auch » hinsichtlich « des Tages des Christus. Zum Tag des Christus siehe Kommentar zum Vers 6.11 Man beachte den Gegensatz zwischen V. 10 und V. 11. In Vers 10 sollen sie unanstößig sein. In V. 11 sollen sie erfüllt sein. Das Wort » erfüllt « ist in der Zeitform perfekt, im Modus passiv. Sie können nur deshalb frei von den in V. 10 genannten Dingen sein, weil sie erfüllt worden sind und jetzt erfüllt sind (das ist die Bedeutung des Perfekts). Am Passiv erkennen wir, daß sie nicht selbst etwas erworben haben, sondern daß ein anderer etwas für sie getan hat. W.E. Vine und H.C.C. Boule meinen, der Vers spreche rückblickend vom Richterstuhl des Christus aus und besage, sie seien damals erfüllt worden, als sie noch in der Welt waren. Wir ziehen mit anderen die Deutung vor, daß eine gegenwärtige Verwirklichung gemeint ist. Das Wort » Frucht « kommt in 1,22 und in 4,17 vor. Das Wort » Gerechtigkeit « bezeichnet den Charakter der Frucht. Einige beziehen diese auf die Rechtfertigung. Obwohl das inbegriffen ist, ist es besser die Gerechtigkeit hier als die praktisch ausgelebte denn durch die Stellung geschenkte anzusehen. In diesem sittlichen Sinn wird sie auch in 2.Kor 9,10; 1.Tim 6,11; 2.Tim 2,22; 3,16; Jak 3,18 verwendet. Die letzgenannte Stelle deckt sich mit Phil 1,11 (siehe auch 1.Petr 2,24; 1.Joh 2,29; 3,7.10). in Gal 5,22 wird uns gesagt, was der Heilige Geist hervorbringt, und in Eph 5,9 was die rechte Frucht des Lichts in aller Gütigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit ist.
    Hier wir die Präposition dia, » durch Jesus Christus « verwendet. In V. I hingegen werden die Heiligen als in Christus Jesus gesehen, so daß wir hier erkennen sollen, daß Christus auch in ihnen ist. Das ist der Grund für die passive Formulierung » erfüllt « , die Wirklichkeit Seiner Gegenwart und Seines Wirkens in ihrem Leben. Er ist der Gerechte in 1.Joh 2,1; und Gerechtigkeit ist es, die Er im Leben Seiner Heiligen hervorbringt.
    Die Herrlichkeit Gottes definiert nicht nur den Ausdruck Seines Charakters, sondern auch die Offenbarung Seiner Macht. Das ist der höchste Sinn aller Werke Gottes und besonders Seines Werkes in den Gläubigen (Eph 1,6). H.C.G. Moule bemerkt: » Dies ist das wahre Ziel und der Sinn des ganzen Werkes des Gnade. Für Ihn sind alle Dinge, dem die Herrlichkeit sei in Ewigkeit. Amen (Röm 11,36).

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt