Schlagwort: Gott

Der Herr kennt die Gedanken der Klugen

Und wiederum: „Der Herr kennt die Überlegungen der Weisen, daß sie eitel sind“. (Ps 94,11)
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 3,20

Und noch einmal: „Der HERR kennt die Gedanken der Weisen, dass sie sinnlos sind.“
Luther 2019 – 1.Korinther 3:20

Und an einer anderen Stelle heißt es:
»Der Herr kennt die Gedanken der Klugen;
er weiß, wie unnütz ihre Überlegungen sind.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Kor 3,20

Und an einer anderen Stelle steht: »Gott der Herr kennt die Überlegungen der Weisen. Er weiß, dass sie ins Nichts führen!«
Roland Werner – Das Buch – 1. Kor 3:20

In 2,5 warnte Paulus die Korinther davor, sich auf Menschen zu verlassen; jetzt warnt er sie davor, sich der Menschen zu rühmen (V. 18-23). Unreife Christen lieben es, sich im Licht der „großen Männer“ zu sonnen. Paulus bezieht sich in den Versen 19 und 20 auf Hiob 5,13 und Ps. 94,11. Warum müssen wir uns in Menschen rühmen, wenn wir in Christus alles haben? Wenn Paulus oder Apollos ein Segen für sie waren, sollten sie Gott verherrlichen und nicht die Menschen. Alles, was wir haben, kommt von Gott, seien es begabte Männer und Frauen, die Segnungen des Lebens oder die Dinge, die noch kommen werden. Und wenn diese Segnungen von Gott kommen, sollten wir Gott die Ehre geben und nicht den Menschen.
Es ist wichtig, dass neue Christen ihre Beziehung zur Ortsgemeinde und zum Pfarrer erkennen. Als Mitglieder der Familie (V. 1-5) nehmen wir die Nahrung auf und wachsen (siehe Eph. 4,1-16).
Als „Parzellen“ in Gottes Garten (V. 6-9) nehmen wir den Samen des Wortes auf und bringen Frucht. Als lebendige Steine im Tempel (V. 10-15 und siehe 1. Petrus 2,4-8) helfen wir dem Tempel, zu wachsen und zur Ehre Gottes stark zu sein. Das Leben, das wir führen, trägt dazu bei, ob die Kirche mit Gold, Silber und Edelsteinen oder mit Holz, Heu und Stoppeln gebaut wird. Der Christ soll seinen Pastor nicht verherrlichen, sondern ihn respektieren und ihm gehorchen, wie er dem Herrn gehorcht (siehe Hebr 13,17).

Warren W. Wiersbe – Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

In Gottes Wort ist Weisheit für die enthalten, die weise genug sind, darauf zu achten, obwohl sie dadurch in den Augen dieser alten Welt als Toren erscheinen mögen. Auch kann das unmissverständliche Zeichen von den letzten Tagen und dem Nahen der vernichtenden Winterzeit von Harmagedon jetzt unterschieden werden. Der Umstand, dass solches dieser Welt wie Torheit erscheint und sie es als unpraktisch ansieht, ist kein Grund für uns, es ebenso anzusehen und so unpraktisch zu sein, dass wir mit der Welt zusammen umkommen. Lass nicht zu, dass sich auf deiner Bibel Staub ansammle. Studiere sie. Empfange ihre Weisheit. Verstehe ihren praktischen Wert. Passe dich ihren Grundsätzen an. Gehorche ihren Geboten und erhalte den göttlichen Schutz, den sie den Gehorsamen verheisst. So wirst du die Hoffnung haben, den Winter von Harmagedon zu überleben, der unversehens über die Mehrheit der Menschen hereinbricht und sie in Grabeskälte erstarren lässt. Lass das Zeichen vom Herannahen Harmagedons nicht ausser acht, ebensowenig wie die Tiere das Kommen des Winters unbeachtet lassen. Gleichwie sie dem instinktiven Drang, sich darauf vorzubereiten, folgen, den Gott ihnen eingepflanzt hat, so handle auch du gemäss dem dir von Gott verliehenen Verstande, während du Umschau hältst, das kombinierte Zeichen vom Ende des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge siehst und dich vorbereitest, um in Übereinstimmung mit Jehovas Vorkehrung hindurchzugelangen. Geh ein in ewiges Leben in einer neuen Welt, die frei ist von Sünde und Leiden, von Kummer und Tod. Das ist jetzt der einzig praktische Lauf inmitten dieser sterbenden alten Welt. Und da die Bibel das einzige Buch ist, das diesen Lauf deutlich zeigt, ist die Bibel d a s praktische Buch, besonders für unsere Tage.

Wachtturm August 1951

Gott »weiß der Weisen Gedanken«, und das heißt: er durchschaut sie. Mögen sie noch so faszinierend und großartig vorgetragen werden und Menschen – auch die Korinther – in ihren Bann ziehen, so sind sie doch »nichtig« (das griechische Wort bedeutet »eitel«, »ohne Wahrheit«, »ohne Nutzen«, »ohne Erfolg«, »ohne Kraft«, ja »untergehend«). Gegen alle Anschläge der Gottlosen in Psalm 94, vom Beter hilferufend vor Gott gebracht, steht die tröstende Erkenntnis, gelehrt von Gott: Sie sind nur ein Hauch, eine Nichtigkeit, ein verwehendes Nichts.
Glauben die Korinther der Mahnung des Paulus nicht (viele berufen sich ja nur auf Apollos), dann glauben sie vielleicht dem Zeugnis der Heiligen Schrift, so mag Paulus denken.

Edition C Bibelkommentar

Der Selbstbetrug, vor dem sich alle hüten sollen, besteht darin, daß sie sich selbst oder andere als weise bewundern. Es gab in Korinth solche, die von sich selber dachten, sie seien in ihrer Erkenntnis reich, und auch den anderen diese Meinung beibrachten. Aber in dieser Zeit, in der Dunkelheit und Armut unseres irdischen Lebens, sich für weise auszugeben, das hält Paulus für ein verkehrtes, törichtes Beginnen. Jetzt findet unser Auge den Weg zu Gottes herrlichen Gedanken noch nicht. Da bleibt alles, was wir denken, kindisch, schattig, unfertig. Darum ist es jetzt noch nicht die rechte Zeit, daß wir unsere Erkenntnisse bewundern und in ihnen unsere Größe sehen. Der beste Rat, der diesen Weisen gegeben werden kann, ist der, daß sie Toren werden, sowohl im Urteil der Menschen, die sie sicher für närrisch halten, wenn sie nach der Wahrheit Gottes denken und handeln, als nach ihrem eigenen Urteil, dadurch, daß sie die blendenden Worte, mit denen sie prunken, wegwerfen und sich deutlich machen, wie tief beschattet ihr ganzes Denken in dieser Zeit notwendig bleibt, so daß sie sich weder vor Gott noch vor den Menschen auf ihr Wissen stützen können. So werden wir wirklich weise, dadurch nämlich, daß wir unsere dünkelhafte Weisheit weglegen, nicht aber dadurch, daß wir unser Wissen bewundern und für dasselbe uns bewundern lassen. Diese Bekehrung aus der Weisheit in die Torheit, die erkennt, daß wir von Gottes Regierung nichts verstehen, ist deshalb für alle der einzig richtige Weg, weil das, was die Menschheit jetzt für Weisheit hält und als solche verehrt und lehrt, vor Gott Torheit ist. Denn es fehlt ihr der Blick auf Gott. Sie hat ihn mit ihrer Weisheit nicht erkannt und sieht deshalb auch nicht, wo ihr das Leben erscheint und wo ihr das Verderben droht. Auch die Schrift warnt die Weisen. Ihre List ist gerade das Mittel, durch das Gott sie fängt. Sie entgehen ihm durch ihre klugen Pläne und versteckten Absichten nicht, sondern aus diesen ergibt sich für sie der Fall. Das sagt Paulus denen, die sich in Korinth an ihren hohen Ideen und klugen Plänen freuen. Sie sollen vorsichtig sein; es könnte leicht ihre Weisheit das Mittel sein, das ihren Fall bewirkt. Der zweite Spruch sagt, daß Gott anders über die Pläne und Berechnungen der Weisen urteilt als sie. Sie halten sie für wohl erwogen, für sicher; für das rechte Mittel, durch das sie ihr Ziel erreichen. Gott aber weiß, daß ihre Gedanken zergehen. So wird es auch mit der Weisheit, die jetzt in Korinth sich groß macht, nicht vorwärts gehen; sie zerrinnt in nichts. Das sagt Paulus nicht nur zur Warnung, sondern auch zum Trost für die, die unter dem Streit und der Verwirrung litten.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Zu dem Wort des Hiob (5, 13) stellt Paulus Ps 94, 11: „Der Herr kennt die Gedankengänge der Weisen, daß sie nichtig sind.“ Das hier verwendete Wort „mataios“ hat den Sinn von „eitel, nichtig, ohne Wahrheit, ohne Nutzen, ohne Erfolg, ohne Kraft“. Wir werden es in Kap. 15, 17 mit „vergeblich“ übersetzen. Die „Weisen“ haben ihre Gedankengänge, ihre Überlegungen, die sie immer wieder verfolgen und zum Ausdruck bringen, und von denen sie selbst ebenso wie ihre Hörer sehr erfüllt sein können. Paulus sah das in Korinth mit Sorge. Denn Gott weiß, wie diesen Gedankengängen die letzte Wahrheit und Gültigkeit fehlt, wie nichtig alle diese Überlegungen bleiben. Darum wird auch im Laufe der Geistesgeschichte eine Weisheit von der andern immer wieder verdrängt und widerlegt, und keine führt zum Ziel wirklicher Weisheit. Dieser „Nichtigkeit“ des Denkens entgeht man nur um den Preis, daß man es wagt, ein „Tor“ zu sein, der Gottes eigenen „Gedankengängen“ folgt. Wer sich dem Wort vom Kreuz öffnet, verfällt nicht „nichtigen“ Gedanken. Sein Denken ist nicht mehr anmaßend und leer.

Wuppertaler Studienbibel

Deutlich wird diese „Weisheit“ auch in den heutigen Tagen. Da sehen wir die Nachrichten, die sich um Israel drehen – und die einen, die immer auf eine „Vorentrückung“ warten, sagen nun laut und deutlich: „keine Angst, da wir noch nicht entrückt sind, ist es noch lange nicht so weit!“. – und dann die anderen, die immer noch glauben „das Jehovah sein Volk Israel verworfen hat“, und dass deshalb nun „sie das geistige Israel“ seien, bestehen weiterhin darauf, und kommen nun zu dem Schluss, das „viele, die jetzt leben, doch nicht die Wiederkunft Jesu erleben werden“. Meinen diese Menschen wirklich, dass Jehovah sich ihrer Meinung anpassen wird? Nein, Jehovah wird keine Abstimmung durchführen, um Seinen Plan zu verwirklichen!

Siehe, ich tue dir zu Gunsten auch in dieser Sache

Und er sprach zu ihm: Siehe, auch in diesem Stücke habe ich dich angesehen, daß ich die Stadt nicht umkehre, von der du geredet hast.
Elberfelder 1871 – Genesis 19,21

Er sprach zu ihm:
Wohl, auch darin achte ich dein, unumgestürzt zu lassen die Stadt, von der du redest,
Buber & Rosenzweig – Genesis 19:21

Da antwortete er ihm: »Nun gut, ich will dir auch in diesem Stück zu Willen sein, indem ich den Ort, von dem du sprichst, nicht mit zerstöre.
Menge 2003 – 1.Mose 19,21

Da sprach er zu ihm: Siehe, ich habe dir auch in dieser Beziehung Berücksichtigung gewährt, dass ich die Stadt, von der du gesprochen, nicht verderbe.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – 1.Mose 19:21

Und er sprach zu ihm: Siehe, ich tue dir zu Gunsten auch in dieser Sache, dass ich nicht zerstöre die Stadt, von der du geredet.
Die Philippson-Bibel – Gen 19,21

Gen. 19:21 — Auch in dieser Sache, nicht genug für dich, dass du gerettet wirst; sondern auch die ganze Stadt werde ich um deinetwillen retten.“
Gen. 19:21 — Ich zerstöre wie הופך אני, ebenso (Gen.48:5), »bis ich komme«; (Gen.16:13) »nachdem ich gesehen«; (Jer. 31:19) »so oft ich von ihm spreche«.“

Rabbi Schlomo ben Isaak – Raschi auf Bereschit (Genesis)

Am Morgen, also sehr früh, eilten die beiden Männer zu Lot, der vor Entsetzen gelähmt war. Er hatte die ganze Verderbtheit der Männer von Sodom gesehen, und er wusste auch, dass das Gericht fällig war, denn er flehte seine Familie an, die Stadt zu verlassen. Die beiden Männer übernahmen die Verantwortung und führten Lot, seine Frau und seine beiden unverheirateten Töchter aus der Stadt (V. 15). An diesem Punkt war Lot auf sich allein gestellt, aber zuerst gaben ihm die Engel eine Warnung. Er sollte die ganze Gegend verlassen und in die Berge gehen, um sein Leben zu retten (V. 16-17). Andernfalls würde er von dem feurigen Ende der Städte der Ebene verzehrt werden. Lot war zweifellos die ganze Nacht wach gewesen und er war erschöpft, also bat er, nachdem er ihnen für ihre Barmherzigkeit gedankt hatte (V. 19), um die Erlaubnis, in Zoar zu rasten (V. 20-23). Dies sollte ein Zwischenstopp auf ihrer Flucht sein. Es war bereits heller Tag, als sie Zoar erreichten (V. 23). Der Name Zoar bedeutet im Hebräischen klein. Die Engel versprachen, das Gericht über die Städte der Ebene zurückzuhalten, bis Lot sicher in Zoar war (V. 22). Diese Tatsache sollte uns zögern lassen, Lot zu verdammen. Zugegeben, es war Abrahams Flehen, das die Hauptursache war, dennoch müssen wir Gottes Rücksicht auf Lot erkennen. Wird Gott jemals eine Stadt verschonen, um deinet- oder meinetwillen?

Dann, als Lot in Zoar war, ließ Gott Feuer und Schwefel auf die Städte und die ganze Ebene regnen (V. 24-25). Früh am Morgen schaute Abraham, der wusste, dass Gott diese Städte zerstören würde, in die Ebene und sah den Rauch (V. 27-28). In der Zwischenzeit schaute Lots Frau, die seinen Glauben nicht teilte und offenbar die gegebenen Warnungen missachtete (V. 26), „zurück“ oder blieb zurück, um in ihr Haus zurückzukehren. Die Explosionen reduzierten sie oder oxidierten sie zu einer verkohlten Säule.

Lot wurde jedoch aufgrund der Verheißung Gottes an Abraham geschützt (V. 29).

Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch – Genesis

Mose 19,18-20 berichtet von Lots Bitte, die in Vers 18 mit einer Verneinung beginnt: Und Lot sagte zu ihnen: Ach, nicht doch, mein Herr, ein Protest gegen den Rat des Engels. In Vers 19 begründet er dann seine Bitte. Sein erster Grund war die Barmherzigkeit Gottes gegenüber Lot: Siehe, dein Knecht hat Gnade vor dir gefunden, und du hast deine Güte vergrößert, die du mir erwiesen hast, indem du mein Leben gerettet hast. Die zweite Grundlage war Lots selbst ausgedrücktes Unvermögen: Ich kann nicht auf den Berg fliehen, damit mich nicht das Böse [Unglück] überkommt und ich sterbe. Dann kam die Bitte in Vers 20: Siehe, diese Stadt ist nahe, dorthin zu fliehen, und sie ist klein. Oh, lass mich dorthin fliehen (ist sie nicht eine kleine Stadt?). Lot betonte zweimal „klein“. Mit anderen Worten, diese Stadt war so klein im Vergleich zu den anderen vier, dass Gott vielleicht diese Stadt in Ruhe lassen und Lot dorthin fliehen lassen könnte, damit [Lots] Seele am Leben bleibt.
In 19:21-22a kam die Antwort der Engel. In Vers 21 wurde die Bitte erfüllt: Siehe, ich habe dich auch in dieser Sache angenommen. Auch hier zeigte sich also die Gnade Gottes gegenüber Lot, die wiederum eine Stadt vor der Zerstörung bewahrte. Der Engel sagt: Ich werde die Stadt, von der du gesprochen hast, nicht umstürzen. Vergleicht man Abraham mit Lot, so war Abraham zwar offensichtlich der gläubigere Mann, doch die Art und Weise, wie Gott Gebetsanliegen erhört, hängt nicht immer vom Grad des Glaubens ab. Abrahams Fürbitte für Sodom hat Sodom nicht verschont, aber Lots Fürbitte für Zoar hat Zoar verschont. Manche Gebetserhörungen beruhen auf dem Maß des Glaubens; aber zu anderen Zeiten wird der Wille Gottes das Gebet von gläubigen Menschen überstimmen. Dann, in Vers 22a, erhielt Lot eine neue Anweisung: Beeilt euch, flieht dorthin; denn ich kann nichts tun, bis ihr dorthin gekommen seid.
Das Ergebnis dieses erhörten Gebets findet sich in 19:22b: „Darum wurde die Stadt Zoar genannt. An diesem Punkt wurde der Name der Stadt zu Zoar. Im hebräischen Text gibt es ein Wortspiel. Das hebräische Wort für wenig, das hier verwendet wird, ist das Wort meitzar, und Zoar heißt auf Hebräisch tzoar. Der ursprüngliche Name der Stadt war Bela (14:2, 8). Zoar war also die einzige der fünf Städte in der Ebene, die den Umsturz überlebte, und das nur aufgrund von Lots Fürsprache für Zoar. Obwohl Lot, wie Vers 30 zeigt, lieber dorthin als auf den Berg gehen wollte, sah er sich schließlich gezwungen, Zoar zu verlassen; und er ging schließlich auf den Berg, auf den Gott ihn zuerst hatte gehen lassen.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Schließlich ist noch ein weiteres Merkmal dieser Befreiung und der Art und Weise, wie sie geschah, zu beachten, das besonders deutlich macht, dass sie vom Herrn kommt. Die Souveränität des Herrn zeigt sich nicht nur in dem unnachgiebigen Ton der Autorität und in der zwingenden Hand der Macht, die Lot gewissermaßen aus Sodom vertreiben; die Gnade des Herrn zeigt sich auch in dem persönlichen Gespräch, das ihm zur rechten Zeit gewährt wurde, und in der zärtlichen und väterlichen Fürsorge, die ihm nicht nur für seinen unmittelbaren Trost, sondern auch für seine endgültige Sicherheit entgegengebracht wurde. Denn der Herr zeigt sich Lot gegenüber auf eine andere Art und Weise als gegenüber der Welt, nämlich auf eine Art und Weise der besonderen Gunst, indem er sein Flehen erhört und seiner Bitte stattgibt (Vers 18-21).

Dass es der Herr selbst ist, der sich nun mit Lot unterhält, lässt sich aus der Verwendung des Singularpronomens anstelle des Plurals schließen, was darauf hindeutet, dass es sich um einen anderen als die „zwei Männer“ oder Engel handelt, die ihm zuerst gedient hatten, und auch aus dem Stil von Lots Ansprache und der Antwort dieser göttlichen Person. Lot wendet sich an ihn wie an den höchsten Gott, und in dieser Eigenschaft spricht er auch zu Lot. Er nimmt die göttlichen Vorrechte auf sich, die Person des Gottesfürchtigen anzunehmen, sein Gebet zu erhören und die Zeit des Gerichts über die Gottlosen zu bestimmen. So scheint es, dass er, der bei Abraham zurückgeblieben war, während seine beiden Begleiter nach Sodom weiterzogen, nun selbst wieder erscheint, um an der schrecklichen Szene teilzunehmen. Er kommt um der Auserwählten willen und ist inmitten der Schrecken des dunklen Tages willkommen.

Lot steht angenommen vor ihm und beruft sich kühn auf sein Vorrecht der Rechtfertigung: „Siehe, dein Knecht hat Gnade gefunden vor deinen Augen, und du hast deine Barmherzigkeit groß gemacht, die du mir erwiesen hast, dass du mein Leben gerettet hast“ (Vers 19). Er ist „stark im Glauben und gibt Gott die Ehre“. Und worauf stützt er seine Zuversicht? Ganz einfach auf die reiche Barmherzigkeit, die Gott für ihn verherrlicht hat, und auf das große Heil, das Gott für ihn gewirkt hat. Die Annahme, die Rechtfertigung, auf die er sich verlässt, ist völlig unentgeltlich und frei. Es ist der Barmherzigkeit des Herrn zu verdanken, dass er nicht verloren ist. Durch die Gnade ist er gerettet; durch die Gnade ist „sein Herz fest“. Er hat alles verloren; sein Korn und sein Wein reichen nicht mehr aus; seine größten irdischen Hoffnungen sind zerstört und seine liebste Zuneigung zerrissen. Doch inmitten von Trostlosigkeit und Verzweiflung kann er Gott anrufen und sagen: „Ich habe Gnade vor deinen Augen gefunden, und du hast deine Barmherzigkeit groß gemacht, indem du mich gerettet hast.“ Das Licht von Gottes Antlitz scheint auf ihn; sein Erlöser, sein Retter, ist bei ihm, und das ist genug. Er glaubt, und er hat Frieden im Glauben. „Wenn auch die Feigenbäume nicht blühen und die Reben keine Früchte tragen, wenn auch die Arbeit der Oliven ausbleibt und die Felder keinen Ertrag bringen, wenn auch die Herde von der Herde weggetrieben wird und keine Herde in den Ställen ist, so will ich doch fröhlich sein im Herrn und mich freuen über den Gott meines Heils“ (Hab. 3:17, 18).

Und das ist noch nicht alles. Sein Erlöser ist jemand, der seine Schwächen mitfühlt und sein Gebet nicht abweist. „Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben“ ist schließlich das beste Bekenntnis, das eine schwache Seele abgeben kann. Der Glaube von Lot, so einfach und aufrichtig er auch war, konnte nicht als vollkommen angesehen werden; er hatte seine Zweifel und Bedenken. Die Entfernung und die Gefahr des Zufluchtsortes, zu dem er fliehen musste, erfüllten ihn mit Angst und Sorge: „Ich kann nicht auf den Berg fliehen, damit mich nicht ein Unglück ereilt und ich sterbe“ (Vers 19). Konnte er keinen näheren, sichereren und weniger trostlosen Unterschlupf finden? Es ist schwer, auf einmal in die einsame Wildnis hinausgeworfen zu werden. Solche Gedanken quälten die gerettete Seele von Lot. Doch bei Gott fand er Erleichterung. Er trug diese melancholischen Gedanken nicht mürrisch und misstrauisch in seinem eigenen Schoß vor sich her. Er schüttete sie in die Ohren des Herrn. Mit demütiger und heiliger Kühnheit wagte er es, seinen Fall einem gegenwärtigen und mitfühlenden Gott darzulegen – zu bitten, zu argumentieren, zu argumentieren – mit einem rührenden und pathetischen, einem kindlichen Ernst, wie ihn nur der Geist der Adoption, der Geist, der „Abba, Vater“ ruft, hervorrufen kann: „Siehe, diese Stadt ist nahe, dorthin zu fliehen, und sie ist eine kleine Stadt: Oh, lass mich dorthin fliehen (ist sie nicht klein?) und meine Seele wird leben“ (Vers 20). Der Appell war nicht vergeblich. Er, der unser Wesen kennt, war nicht beleidigt über die Freiheit, die sich sein Diener nahm: „Siehe, ich habe dich auch in dieser Sache angenommen, dass ich diese Stadt nicht umstürzen werde, um dessentwillen du gesprochen hast“ (Vers 21).

Auch wenn der Segen gewährt wurde, so wusste der Herr doch, dass er Lot wenig helfen würde. Der Untergang der Städte sollte in Wirklichkeit so viel schrecklicher sein, als es die Vorstellungskraft vermuten ließ, dass selbst Zoar bald als unsicher empfunden werden würde und Lot froh sein würde, endlich auf den Berg zu fliehen (Vers 30). Es ist möglich, dass der Herr dies voraussah und der kleinen Stadt nur einen vorübergehenden Aufschub gewährte, was in der Tat alles war, was Lots Bitte erforderte. Aber wie gnädig wurde diese Bitte erhört, auch wenn sie am Ende unnötig und vergeblich schien! Zumindest als vorübergehender Aufenthaltsort für den bedrängten Pilger war es ein angemessener Akt der Güte, die kleine Stadt zu verschonen – ein Akt, der ein deutliches Beispiel dafür ist, dass der Herr nicht nur für die endgültige Rettung seines Volkes sorgt, sondern auch für ihre Erfrischung und ihren Trost auf dem Weg – wie die Fußwaschung der Jünger als Vorbereitung auf die harte Pilgerreise, auf die er sie schicken will.

So können wir immer, in kleinen wie in großen Dingen, die Güte des Herrn im Land der Lebenden sehen. Selbst im schlimmsten Fall ist die Welt nicht ganz unfruchtbar. Selbst in der größten Verwüstung, die die Häuser und Städte unserer Heimat dem Erdboden gleichmacht, und in der weiten Einöde, unter der alles Helle und Schöne begraben zu sein scheint, gibt es noch ein kleines Zoar, einen Ort der Ruhe, an dem der müde Geist neue Kraft schöpfen kann. Um eine solche irdische Erfrischung darf das erlöste Kind Gottes, das Sodom den Rücken gekehrt hat, mit Recht bitten: um ein grünes Fleckchen in der Wüste, um eine kleine Stadt der Zuflucht inmitten des Sturms, um den häuslichen Frieden und die Zärtlichkeiten eines ruhigen Heims, damit es nicht über Gebühr geprüft wird. Nur soll seine Bitte maßvoll sein: „Seht, es ist ein kleines Kind, ist es nicht ein kleines Kind?“ Es soll auch eine Bitte sein, die er im Glauben an einen Freund und Vater stellt, mit Unterwerfung unter seine Weisheit und Vertrauen in seine Liebe. Und wenn die Bitte erfüllt wird, wenn das Objekt seiner Liebe, für das er spricht, ihm erspart bleibt, wenn er ein kleines Zoar bekommt, in das er fliehen kann, dann soll er sein Herz nicht zu sehr daran hängen. Für eine kurze Zeit mag er sich daran erfreuen, aber er soll bereit sein, es bald wieder zu verlassen, wie Lot es tat, und wenn nötig, auf dem Berg und in der Höhle zu bleiben. Das könnte die Art und Weise sein, wie der Herr ihn gründlich demütigt und prüft, damit seine Errettung sich als reine Gnade erweist.

Robert S. Candlish – Das Buch Genesis

    Dagegen sollen eure Wünsche in jeder Gebets- und Bittzeit zusammen mit Danksagung Gott gegenüber kundgetan werden.

    Seid um nichts besorgt, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden;
    Elberfelder 1871 – Philipper 4,6

    Macht euch um nichts Sorgen! Wendet euch vielmehr in jeder Lage mit Bitten und Flehen und voll Dankbarkeit an Gott und bringt eure Anliegen vor ihn.
    Neue Genfer Übersetzung 2013 – Philipper 4:6

    Seid um nichts besorgt! Dagegen sollen eure Wünsche in jeder Gebets- und Bittzeit zusammen mit Danksagung Gott gegenüber kundgetan werden.
    Gottes Agenda – Phil 4,6

    Lasst euch nicht von Sorgen kaputt machen! Stattdessen sagt Gott in eurem Zwiegespräch mit ihm und in euren Bitten an ihn frei und offen das, was ihr braucht, und drückt dabei eure Dankbarkeit aus!
    Das Buch – 2009 – Phil 4:6

    im vorhergehenden Vers hat Paulus zu Nachgiebigkeit aufgerufen. Jetzt fordert er sie zu einer beständigen Haltung des Gebets auf. Das Wort für besorgt Seine, merimnao wurde für die Sorge des Timotheus um die Gläubigen zu Philippi gebraucht (2,20). in Matth 6,25 belehrte verwahrt wurde, und in 1.Petr 1,5, daß Gott uns durch Seine Macht bewahrt, (eigentlich über uns Wache hält; B.P.).
        Herz und Verstand werden miteinander verbunden, und sie stehen auch in Sprüche 23,7 zueinander in Beziehung. Das Herz, kardia, ist die unsichtbare Quelle aller Aktivität, wie die zahlreichen Stellen im AT wie im NT belegen. Petrus spricht vom » verborgenen Menschen des Herzens « (1.Petr 3,4). Für » Sinn « steht hier noäma, was in 2.Kor 2,11; 10,5 mit » Gedanken « wiedergegeben wird. » In Christus Jesus « betont die Bewahrung durch den Herrn selbst. Die Reihenfolge der Titel ist wichtig: Es geht um den Herrn Jesus als den Auferstandenen und zur Herrlichkeit Erhöhten.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Freude und Güte (V. 4-5) sollten eigentlich, zusammen mit dem Bewußtsein, daß die Rückkehr Christi unmittelbar bevorsteht, jede Angst vertreiben. Paulus fordert die Philipper denn auch auf: „Sorgt euch um nichts.“ Das ist allerdings kein Aufruf zu einem leichtfertigen Leben. Sich um etwas zu kümmern und wirklich Anteil zu nehmen, ist eines, sich zu ängstigen ein anderes. Paulus und Timotheus engagierten sich für die Menschen, denen sie dienten ( 2Kor 11,28; Phil 2,20), doch sie setzten ihr Vertrauen auch dabei auf Gott. Schon Jesus hatte die Menschen vor der Angst und Sorge gewarnt, die das Vertrauen auf Gott untergraben ( Mt 6,25-33 ).
    Paulus ermahnt die Philipper statt dessen zum Gebet. Gebet und Danksagung erwachsen aus dem Vertrauen auf Gott. Mit vier Begriffen wird hier die Gemeinschaft und das Gespräch des Gläubigen mit Gott beschrieben. „Im Gebet“ (proseuchE) bezeichnet den Weg, auf dem der Christ sich Gott nähert. „Das Flehen“ (deEsai) betont die Bitte um Antwort auf ein bestimmtes Bedürfnis. „Danksagung“ (eucharistias) ist eine innere Einstellung, die im Gebet niemals fehlen darf. Die „Bitten“ (aitEmata) beziehen sich auf ganzbestimmte Dinge, um deren Erfüllung der Gläubige bittet.

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Vers 6 erläutert die zweite Hälfte des Bekanntmachens. War es im vorangehenden Vers darum gegangen, bei unseren Mitmenschen für unsere Milde bekannt zu sein, so wird hier betont, dass wir das Notvolle und Beschwerliche unseres Lebens bei Gott bekanntmachen sollen. Wir dürfen und sollen all das, was wir nicht in Milde tragen können, bei Gott abladen. Bei Gott dürfen wir uns »abreagieren«. Mit allem, was wir zu erbitten haben, dürfen wir zu Gott kommen. Natürlich ist auch hier wichtig, wie wir im Vaterunser gelehrt werden, »dein Wille geschehe« in rechter Weise zu beten.
    Dieser Vers sagt uns Grundsätzliches über das Beten und über die Art und Weise, in der es verrichtet werden soll. Wir haben hier eine kleine Sammlung der Begriffe für das Gebet: Anbetung, Bittgebet, Flehen/Verlangen und Dankgebet. Jeder dieser aufgeführten Begriffe kann mit »Gebet« wiedergegeben werden. Jedoch hat jeder einzelne Begriff seine besondere Bedeutung. Die Anbetung meint das Gebet, das an Gott in Lob und Preis gerichtet wird. Das Bittgebet meint das Beten, das auch den deutschen Begriff »Gebet« prägt: das Bitten. Das »Flehen« verstärkt diese Form des Betens (das Verbum aiteo bedeutet »fragen«, »erbitten«, »benötigend und »verlangen«) und bringt das Ringen mit Gott im Gebet zum Ausdruck. dass Gebet aber auch »Danksagung« ist, zeigt das letzte Wort. Diese vier sind nicht einfach verschiedene Möglichkeiten, mit Gott zu reden. Vielmehr gehören alle vier Aspekte des Gebetes zusammen, um in geeigneter Weise mit Gott reden zu können.
    In der Aufforderung »sorgt euch um nichts« finden wir eine Entsprechung zu »freuet euch allewege« (V. 4). Es sind zwei Seiten einer Mitteilung. In beiden Hälften wird die Ausschließlichkeit betont. Einmal soll die Freude immer vorhanden sein, auf der anderen Seite soll es keine Sache geben, deretwegen der Christ sich sorgt. Auch in diesem zweiten Punkt wird der Grund genannt. Weil wir zu Gott kommen dürfen mit alldem, was uns sonst Sorgen bereiten würde, gibt es keinen Anlass, sich selber Sorgen darüber zu machen. Wenn wir wirklich glauben, dass Gott Gebete erhört und über Bitten und Verstehen tut, dann ist es nur folgerichtig, wenn wir die Sorgen mit den Problemen gleich abgeben. Manchmal tut der Christ so, als ob Gott mit seinen Problemen nicht fertig werden würde. Er sagt ihm zwar seine Nöte, trägt aber weiterhin alle Sorgen mit sich herum. Es ist nicht einfach, die Sorgen loszulassen, geschweige denn, sie »auf Gott zu werfen«. Alles Menschliche und Natürliche in uns wehrt sich dagegen. Und doch will es Gott von uns, dass wir dies lernen.

    Gerhard Maier – Edition C

    Nichts aber stört so leicht jene wahre Christenfreude, als die Besorgniss um unser irdisches Ergehen, die im Blick auf die drohenden Gesahren und Trübsale ängstlich nach Hülfe umherschaut. Darum soll der Christ in keinem Stücke sorgen, vielmehr soll er in allen Stücken sich damit begnügen, seine Wünsche vor Gottes Angesicht kund werden zu lassen, und damit zeigen, dass er weiss, wo sicher Hülfe zu finden ist. Er soll es thun in dem Gebete, das, ohne rathlos umherzublicken, sich gläubig und getrost direct an den rechten Helfer, an Gott selbst, wendet, und in dem Flehen, das auf alle Selbsthülfe verzichtend, demüthig alles allein von Gott erbittet. Dieses Gebet aber muss stets begleitet sein mit Danksagung für alle empfangenen Wohlthaten, auch für das, was auf den ersten Vlick nicht wie Wohlthat erscheint; denn so allein zeigt man zugleich die wahre Ergebung in den göttlichen Willen, welche jedes Gebet erhörlich macht und alle Sorge überwindet.

    Bernhard Weiss – Der Philipperbrief Ausgelegt und die Geschichte Seiner Auslegung Kritisch Dargestellt: Kommentar

    Wie gut hat es eine Gemeinde Jesu! Das, wozu sie „gemahnt“ wird, ist ja doch lauter Glück! „Freude“, „Milde“ und nun auch „Sorglosigkeit!“ Warum ist solche Aufforderung „Um nichts macht euch Sorgen!“ etwas anderes als eine erbauliche Rederei, die man am Sonntag von zehn bis elf in der Kirche anhören mag, aber am Montagmorgen beim Aufstehen in die Woche hinein doch nicht durchführen kann? Weil hier dem negativen „Nichts sorgen“ das mächtige, tragende Positivum zur Seite tritt: „sondern beten!“ „Sondern in allem sollen durch das Gebet und durch das Bitten mit Danksagung eure Anliegen kundwerden zu Gott!“ Statt „in allem“ sollten wir vielleicht noch besser übersetzen „in jedem einzelnen Fall“. Die „Anliegen“ sind im griechischen Wort „die Dinge, die man vom andern begehrt und erbittet“. Was wir in unserer Lage brauchen, das hat Gott für uns reichlich bereit. Darum sollen wir das, was wir haben müssen, nicht sorgend uns selbst vorerzählen – das ergibt einen wahren „Teufelskreis“ der ständigen Steigerung des Sorgens und Ängstens –, sondern bittend im Gebet zu Gott hin kundwerden lassen. Daß wir wirklich vertrauensvoll beten und nicht nur unsere Not hinausrufen, wird sich daran zeigen, daß wir auch jetzt „danken“ und dankend dessen gedenken, was Gottes Hilfe uns so oft schon gegeben hat. Das „Bitten mit Danksagung“ legt Zuversicht und Kraft in unser Beten. Sind wir Christen in einer von Angst und Sorgen umgetriebenen Welt als die heilig Sorglosen erkennbar?

    de Boor – Wuppertaler Studienbibel

    Um nichts besorgt sein
    „Seid um nichts besorgt“ (Phil 4,6). Was für ein herrliches Wort! Ich habe seine tröstende Kraft oft erfahren. Selbst wenn uns eine schwere Prüfung auferlegt ist, gilt dennoch: „Seid um nichts besorgt.“
    Du sagst: „Es geht nicht um Kleinigkeiten; es geht um Gläubige, die einen falschen Weg gehen.“ Nun, „seid um nichts besorgt“. Nicht dass du gleichgültig sein sollst – aber du versuchst, die Last zu tragen, und damit zermarterst du dein Herz. Wie oft hat eine Last den Sinn eines Gläubigen vereinnahmt, und wenn er versucht, sie abzuschütteln, kommt sie zurück und quält ihn. Aber: „Seid um nichts besorgt“ ist ein Gebot, und es ist wunderbar, so ein Gebot zu haben.
    Es ist ein Gebot Gottes: „Seid um nichts besorgt“.
    Was soll ich dann tun? Zu Gott gehen. „In allem lasst durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden“ (Phil 4,6). Dann kannst du inmitten aller Sorgen danken. Du musst nicht warten, bis du herausgefunden hast, ob das, was du dir wünschst, der Wille Gottes ist. Nein. „Lasst eure Anliegen kundwerden.“
    Liegt eine Last auf deinem Herzen? Geh damit zu Gott! Er sagt nicht, dass du das, um was du bittest, bekommen wirst. Als Paulus betete, bekam er zur Antwort: „Meine Gnade genügt dir“ (2 Korinther 12,9). Aber der Friede Gottes wird dein Herz und deinen Sinn bewahren – du selbst kannst diesen Frieden nicht bewahren. Ist Gott je durch die kleinen Dinge beunruhigt, die uns beunruhigen? Erschüttern sie seinen Thron? Er denkt an uns, wir wissen es; aber Er ist nicht in Unruhe. Und der Friede, der in Gottes Herz ist, soll uns bewahren. Ich bringe alles zu Ihm, und ich finde, dass Er ganz in Ruhe darüber ist.
    Ich bringe alles zu Ihm, und ich finde, dass Er ganz in Ruhe darüber ist.
    Es ist alles entschieden: Er weiß ganz genau, was Er tun wird. Ich habe meine Last niedergelegt am Thron der Gnade, der nie erschüttert wird, und habe die vollkommene Gewissheit, dass Gott Interesse an mir hat. So bewahrt der Friede, in dem Er selbst ist, mein Herz, und ich kann Ihm danken, noch bevor die Not vorüber ist. Ich kann sagen: „Gott sei Dank! Er hat ein Interesse an mir.“ Es ist wunderbar, dass ich diesen Frieden besitzen kann. Ich darf zu Gott gehen und mein Anliegen vorbringen – vielleicht ein sehr törichtes Anliegen – und kann darüber in Gemeinschaft mit Gott sein, anstatt über die Prüfungen zu grübeln.

    Im Glauben leben 03-2016

    Sorgen sind überall zu Hause. Es gibt keinen Kontinent, kein Land, keine Stadt und kein Haus, wo sie nicht wohnen würden. Sorgen sind an keine Zeit gebunden. Sie sind in schweren Stunden gegenwärtig, aber sie verdunkeln auch die schönsten Augenblicke. Keiner liebt sie. Jeder kennt sie.
    Doch Kinder Gottes brauchen um nichts besorgt zu sein! Keine einzige Not soll uns niederdrücken, kein Gedanke quälen. Denn wir haben eine Anlaufstation, wo wir unsere Sorgen „entsorgen“ können – bei Gott. Wenn Sorgen in unseren Herzen aufsteigen, sollten wir darum aus ihnen immer ein Anliegen machen, das wir vor Gott bringen. „Werft es mit Haufen hinaus … Und sollten es eitel Säcke voll Mangels sein. Alles hinaus!“ (M. Luther). Wer so alles hinauswirft, kann das genießen, was Gott uns geben will: seinen eigenen Frieden.
    Gott sitzt auf seinem Thron in völliger Ruhe. Nichts kann den Souverän erschüttern, kein Ereignis im Universum Ihn unruhig machen, niemand Ihn erschrecken. Und das Herrliche ist: Was für den großen Gott im Himmel gilt, soll auch für kleine Menschen auf der Erde wahr werden. Wir sollen Frieden haben! Auch dann, wenn das Lebensschiff auf den Wellen der Erprobungen bedenklich schaukelt und uns der Sturm der Erprobung ins Gesicht bläst.
    Bringen wir Gott unsere Sorgen, schenkt Er uns seinen Frieden. Wahrlich ein großartiger Tausch! Natürlich ändern sich die Umstände nicht sofort, wenn wir gebetet haben. Aber wir ändern uns. Nachdem Hanna im Schmerz der Kinderlosigkeit ihre bittere Seele vor Gott ausgeschüttet hatte, war ihr Angesicht nicht mehr dasselbe und sie ging hin in Frieden (1 Samuel 1,17.18). Das kann auch deine Erfahrung sein.

    Gerrid Setzer – Im Glauben leben 06-2017

    wie ein Dieb

    Denn ihr selbst wisset genau, daß der Tag des Herrn also kommt wie ein Dieb in der Nacht
    Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicher 5,2

    Denn ihr selbst wißt sehr wohl, daß Jehovas Tag genauso kommt wie ein Dieb in der Nacht.
    neue Welt Übersetzung – Bi 12 – 1.Thessalonicher 5:2

    Denn ihr wisst ja ganz genau, dass der große Gottestag kommen wird, wie ein Dieb in der Nacht kommt.
    Das Buch – 2009 – 1.Thess 5,2

    denn selbst wisst ihr höchst genau, dass, was Tag des Kyrios heißt, also kommt, wie ein Dieb in der Nacht.
    Pfleiderer Übersetzung – 1.Thess 5:2

    αὐτοὶ γὰρ ἀκριβῶς οἴδατε, ὅτι [ἡ] ἡμέρα κυρίου ὡς κλέπτης ἐν νυκτὶ οὕτως ἔρχεται.
    Von Soden – Die Schriften des Neuen Testaments – 1. Thess 5,2

    הֲרֵי אַתֶּם יוֹדְעִים הֵיטֵב שֶׁיּוֹם יהוה יָבוֹא כְּגַנָּב בַּלַּיְלָה.
    ha-Berit ha-ḥadashah_2000 – 1.Thess 5:2

    Paulus stellt hier eine Reihe von Gegensätzen zwischen den Christen und den Verlorenen vor:

    A. Licht/Dunkelheit.
    Das Kommen Christi wird für die Welt plötzlich und unerwartet sein, wie ein Dieb in der Nacht; aber nicht für den Gläubigen. Wir warten darauf, dass er kommt. Die Ungläubigen tappen im Dunkeln: Ihr Verstand ist verfinstert (Eph 4,18; 5,8); sie lieben die Finsternis (Joh 3,19-21; Eph 5,11); sie werden von der Macht der Finsternis beherrscht (Eph 6,12); und sie sind auf dem Weg in die ewige Finsternis (Mt 8,12). Der Christ aber ist mit dem Licht verbunden, denn Gott ist Licht, und Christus ist das Licht der Welt (Johannes 8,12). Der Christ ist ein Kind des Lichts (Eph 5,8-14), obwohl er einst selbst Finsternis war. Der Wandel, der sich vollzog, wird in 2. Korinther 4,1-6, Kolosser 1,13 und 1. Petrus 2,9 beschrieben. Da Christen dem Tag angehören, sollten sie im Licht leben und für die Wiederkunft Christi bereit sein.

    B. Wissen/Ignoranz.
    Satan mag es, Menschen im Dunkeln zu lassen (Apostelgeschichte 26:18). Judas tappte im Dunkeln (Johannes 13:27-30), ebenso Ananias und Sapphira (Apostelgeschichte 5). Die Welt weiß nichts von Gottes Plänen, weil die Welt Christus und die Bibel abgelehnt hat. Lesen Sie Jesaja 8,20, um zu sehen, warum sogar intelligente Weltpolitiker im Dunkeln tappen, wenn es darum geht zu verstehen, was in der Welt vor sich geht. Sie richten sich nach dem äußeren Anschein und sagen: „Wo ist die Verheißung seines Kommens?“ (siehe 2. Petrus 3) Aber der Christ, der seine Bibel liest und seine Augen offen hält, weiß, wie Gott in dieser Welt wirkt, und ist nicht unwissend.

    C. Erwartung/Überraschung.
    Die unerlöste Welt lebt in falscher Sicherheit, wie die Menschen vor der Sintflut (Gen 6) oder die Bürger von Sodom und Gomorra (Gen 18-19). Paulus zieht zwei Vergleiche zum Kommen Christi: (1) den Dieb, der die Überraschung und Unvorbereitetheit der Betroffenen beschreibt; (2) die gebärende Frau, die die Plötzlichkeit und das damit verbundene Leid beschreibt. Wenn Christus die Kirche aus der Welt herausgenommen hat, wird der Tag des Herrn beginnen, eine siebenjährige Periode der Bedrängnis und des Leidens für die Welt. Der Tag des Herrn wird also für die Welt wie ein Dieb in der Nacht kommen, aber nicht für die Gläubigen.

    D. Nüchternheit/Betrunkenheit.
    Christen, die auf die Ankunft Christi warten, werden wach bleiben und aufmerksam sein; sie werden nicht trunken werden wie die Menschen der Welt. „Wachen“ und „schlafen“ bedeuten hier nicht „lebendig“ und „tot“ wie in 4,13-18; sie bedeuten „wachsam“ und „unachtsam“. Christen sollten ein reines, engagiertes Leben führen, wenn Jesus kommt

    Warren W. Wiersbe – Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

    Das Wort »Tag« ( hêmera ) wird im AT und im NT mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet:
    Eine Periode von 24 Stunden mit einem Teil Licht und einem Teil Finsternis (1.Mo 1,5).
    Eine von bestimmten Merkmalen geprägte Periode: z.B. der Tag des Heils (2.Kor 6,2), der Tag des Grichts (Röm 2,5).
    Eine Periode im heilsgeschichtlichen Sinn. Die folgenden sollten unterschieden werden:
    a) Der Tag des Menschen (1.Kor 4,3, englische Revised Version, Fußnote). Dieser umfaßt die gegenwärtige Periode der Rebellion des Menschen gegen Gott.
    (AdÜ: Es soll nicht bestritten werden, daß eine solche Periode in der Schrift zu unterscheiden ist; doch meint die zitierte Stelle vielleicht etwas ganz anderes: anthrôpinê hêmera, ganz wörtl. »menschlicher Tag« ist ein menschlicher Gerichtstag, hier im Gegensatz zum Gerichtstag Gottes. Sämtliche von mir nachgeschlagene 20 deutsche Übersetzungen lesen »menschlicher (Gerichts-)Tag«, »menschliches Gericht«).
    b) Der Tag Christi (Phil 1,10; 2,16), der Tag Jesu Christi (Phim 1,16), der Tag des Herrn Jesus (1.Kor 5,5; 2.Kor 1,14), der Tag unseres Herrn Jesus Christus (1.Kor 1,8). Der Textzusammenhang jedes dieser Ausdrücke zeigt, daß derselbe Tag gemeint ist, nämlich der Seiner Freude und Genugtuung, wenn Seine Gemeinde vollständig vor dem (Preis-)Richterstuhl ( bêma ) erscheint.
    c) Der Tag des Herrn
    Im AT kommt der Ausruck bei den Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Obadja, Amos, Zephanja, Sacharja und Maleachi vor. Während er sich in manchen Fällen auf örtlich und zeitlich begrenzte Umstände in Israels Kriegen gegen ihre Feinde bezieht, weist er in vielen Fällen auf einen »großen und furchtbaren Tag Jahwes« (Joe 2,31; Mal 4,5) in der Zukunft voraus. »Dieser Tag wird den endgültigen Triumph Jahwes im völligen Sieg über die heidnischen Weltmächte (Jes 13,9-11; 34,8; Dan 2,34.44; Ob 1,15) bringen, sowie die damit verbundene Errettung Israels, Seines Volkes von alters her und die Einsetzung »Seines Königs auf Zion, Seinem heiligen Berg‘ (Ps 2,6; vgl. Ps 110)« (Hogg und Vine). Sacharja 9-14 verwendet bei der Beschreibung der Ereignisse des Tages des Herrn den Ausdruck »jener Tag« achtzehnmal. Im NT findet sich der Ausdruck »Tag des Herrn« nur in Apostelgeschichte 2,20; 1.Thess 5,2; 2.Thess 2,2; 2.Petr 3,10 (vgl. Offenbarung 6,17). Ein sorgfältiges Studium all dieser Stellen zeigt, daß der Tag des Herrn Zustände und Ereignisse auf der Erde nach der Entrückung der Gemeinde beschreibt. Er ist eine Zeit des Gerichts über Israel und die Nationen. Er umfaßt die Große Drangsal, die Schlacht von Armagedon, die Erscheinung des Herrn in Herrlichkeit und Sein tausendjähriges Friedensreich, mit der letzten Rebellion an dessen Ende.
    d) Der Tag Gottes (2.Petr 3,12-13).
    Dieser Ausdruck kommt nur ein einziges Mal in der Schrift vor. Er beschreibt die Auflösung der Himmel und der Erde und den Beginn des ewigen Zustandes, in welchem Gerechtigkeit wohnt.
    Während der »Tag des Herrn« sich über eine sehr lange Zeitperiode mit vielen die Erde erschütternden Ereignissen erstreckt, beschäftigt sich Paulus hier mit seinem Beginn. Er vergleicht ihn mit einem Dieb, der in der Dunkelheit wirkt. Wenn ein Dieb in ein Haus einbricht, kündigt er sein Kommen nicht vorher an. Seine Absicht ist, zu stehlen, und zwar so unbemerkt wie möglich. Das Bild wird von unserem Herrn in Mt. 24,43 und von Petrus in 2.Petr 3,10 verwendet, wobei beide sich auf den »Tag des Herrn« beziehen. Bei der Entrückung kommt der Herr nicht wie ein Dieb (V. 4), sondern als Bräutigam. Der Dieb kommt schweigend im Dunkeln und trägt oft eine gefährliche Waffe bei sich. Sein Besuch zeitigt Verlust und Angst. Der Bräutigam kommt mit einem Siegesruf zurück und bringt die Seinen in eine Umgebung unbeschreiblichen Lichts und unsagbarer Freude (2,19.20; Jud 1,24). Das Bild des raubenden und plündernden Diebes spricht von der Plötzlichkeit des Beginns des »Tages des Herrn« und dem Charakter dieser Periode; er ist geprägt durch finstere Nacht.

    Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

      Paulus kann auch hier auf Bekanntes zurückgreifen: »Denn ihr wisst selbst genau«. Mit dieser Formulierung erinnert er in diesem Brief mehrfach an die persönliche Unterweisung, die er während seines Besuchs den Thessalonichern vermittelt hat (1Thess 1,5 u. ö.). »Genau« wird bei Paulus außer hier nur noch in Eph 5,15 gebraucht (sonst im NT in Mt 2,8; Lk 1,3; Apg 18,25ff.; Apg 23,15.20; 24,22). Man hat vermutet, dass darin die Anfrage der Thessalonicher zitiert sein könnte: »Sag uns genau, wann die Wiederkunft erfolgt!« Sollte dies zutreffen, so würde Paulus diese Anfrage den Thessalonichern mit dem Hinweis zurückgeben, dass nicht einzelne Begleitumstände, sondern die Art und Weise von Jesu Kommen »genau« zu wissen sei: »wie ein Dieb in der Nacht«. Paulus wiederholt hier die Absage an alle Berechnungen, so wie dies Jesus zuvor gegenüber seinen Jüngern getan hat (Mt 24,36; Apg 1,7). Zwar sollen Christen keineswegs unbeteiligt an den Zeitereignissen vorübergehen; vielmehr gilt ihnen der doppelte Aufruf: »Seht zu und erschreckt nicht« (Mt 24,6). Dan die Erlösung naht, soll der Blick auf den Kommenden gerichtet werden (Lk 21,28). Doch hat die nüchterne und prüfende Begleitung des Weltgeschehens nicht zu Rechenexperimenten, sondern zur Erneuerung der Wachsamkeit zu führen. Letztlich bewirkt die Erstellung eines »Endzeitfahrplans« das Gegenteil von dem, worum es der apostolischen Verkündigung ging: Der Blick wird gefangengenommen durch die Vielzahl von Tagesereignissen, die möglicherweise als endzeitliche Zeichen von Bedeutung sein könnten. Damit wird er von Jesus selbst abgelenkt. Das Streben nach Informationen über künftige »Zeiten und Stunden« verdrängt die Gewissheit des Glaubens und die »Arbeit in der Liebe« (1Thess 1,3; 4,9). Wer nur auf einen fixierten Zeitpunkt zulebt, bleibt auf sich selbst bezogen; für ihn wird die Zeit zuvor letztlich bedeutungslos.
      Indem Paulus das Bild vom Dieb aufgreift, bringt er, wie Jesus, zum Ausdruck: Es gilt, allezeit bereit zu sein. (vgl. Mt 24,43ff.). Denn niemand weiß, wann der Dieb kommt. Außerdem bereitet ein Dieb demjenigen eine Fülle von Unannehmlichkeiten, der nicht für sein eventuelles Kommen gerüstet ist (außer bei Paulus wird derselbe Vergleich auch in 2Petr 3,10 und Offb 3,3; 16,15 aufgenommen).
      Der Vergleich vom Dieb ist bezogen auf den »Tag des Herrn«. Der Tag Jahwes im AT ist der Tag des Gerichts (Am 5,18-20; Jes 13,6-16; Hes 30,3; Joel 1,15), der zugleich Heil für die Gerechten bringt (Ob 1,15-20; Zeph 1,14; Sach 14,7). Jesus spricht vom »Tag des Menschensohns« (Lk 17,24.30). Im Griechischen wird der Gottesname Jahwe mit »kyrios«, »Herr«, übersetzt, und so redet das NT dann vom »Tag des Herrn« (Apg 2,20). Dan auch Jesus als der »Herr« bekannt wird, ist der »Tag des Herrn« zugleich der »Tag Jesu Christi« (vgl. 1Kor 1,8; 2Kor 1,14; Phil 1,6.10; 2,16). So ist der »Tag des Herrn« zunächst der Tag der Wiederkunft Jesu Christi, an dem sein Gericht und sein Heil offenbar wird (Joh 5,22; Apg 17,31; 2Kor 5,10).

      Gerhard Maier – Edition C

      Wer unter euch aus seinem Volk ist

      Wer irgend unter euch aus seinem Volke ist, mit dem sei sein Gott, und er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Juda ist, und baue das Haus Jehovas, des Gottes Israels (er ist Gott), (Eig der Gott) in Jerusalem. (O…. Israels; er ist der Gott, welcher in Jerusalem wohnt)
      Elberfelder 1871 – Esra 1,3

      Wer unter euch von all seinem Volk ist,
      sein Gott sei bei ihm,
      er ziehe hinauf nach Jerusalem, das in Jehuda ist,
      und baue SEIN, des Gottes Jissraels, Haus, – das ist der Gott, der in Jerusalem ist.
      Buber & Rosenzweig – Esra 1:3

      Wer unter euch aus seinem Volk ist: sein Gott sei mit ihm, und er ziehe nach Jeruschalajim hinauf, das in Jehudah liegt, und baue das Haus des Ewigen, des Gottes Jisraels; er ist der Gott, der in Jeruschalajim ist.
      Die Philippson-Bibel – Esra 1,3

      Im Jahr 538 v. Chr., im ersten Jahr der Herrschaft von Kyros über Babylon, erließ er eine königliche Proklamation, in der er den Auftrag erteilte, ein Haus für Jehova in Jerusalem zu bauen (V. 1-4). Es gibt zwei weitere Berichte über diese Verkündigung im Buch Esra (5:13-15 und 6:2-5). Die Berichte stehen in einem der aramäischen Abschnitte und bezeichnen die Verkündigung als einen Verwaltungsbefehl für den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem auf königliche Kosten. Der Bericht über die Verkündigung im ersten Kapitel hat jedoch eine religiöse Dimension. Cyrus wird als Anbeter Jehovas dargestellt, der den Juden erlaubt, in ihre Heimat zurückzukehren, damit sie das Heiligtum in Jerusalem wieder aufbauen können.

      Auf dem berühmten „Kyros-Zylinder“, einem archäologischen Fund, der an der Stätte des alten Babylon gefunden wurde und auf das Jahr 536 v. Chr. datiert ist, hat Kyros seine Eroberungen und Großzügigkeiten dem babylonischen Gott Marduk aufgeschrieben. Er ließ aufschreiben, dass er den gefangenen Völkern alle Götzen zurückgab und ihnen die Erlaubnis erteilte, in ihre Heimat zurückzukehren. Da die Juden keine Götzen hatten, erlaubte er ihnen, die heiligen Gefäße ihres früheren Tempels mitzunehmen.

      Charles R. Wilson – Der Wesleyanische Bibelkommentar

      Mehr als ein Jahrhundert zuvor hatte der Prophet Jesaja die Juden gewarnt, dass das Volk Juda von Babylon gefangen genommen und für seine Sünden bestraft werden würde (Jes. 6:11-12; 11:11-12; 39:5-7), und seine Prophezeiung erfüllte sich. Im Jahr 605 deportierte Nebukadnezar die königliche Familie und nahm die Tempelgefäße mit nach Babylon. Im Jahr 597 schickte er 7.000 „starke Männer“ und tausend Handwerker ins Exil (2. Könige 24:10-16); und 586 zerstörte er Jerusalem und den Tempel und verbannte die übrigen Juden nach Babylon, mit Ausnahme der „Armen des Landes“ (2. Könige 25:1-21).

      Im Jahr 538 erließ Kyros der Große, König von Persien und Eroberer Babylons, ein Dekret, das es den verbannten Juden erlaubte, in ihr Land zurückzukehren und ihren Tempel wieder aufzubauen. Auch dies war von Jesaja prophezeit worden (Jes. 44:28). Was Cyrus vor fünfundzwanzig Jahrhunderten tat, erinnert uns heute an einige wichtige geistliche Wahrheiten.

      Gott ist treu zu seinem Wort. Mindestens vierzig Jahre lang hatte der Prophet Jeremia die Führer Judas gewarnt, dass das babylonische Exil unvermeidlich sei (siehe Jer. 20:4-6; 21:7-10); und er flehte sie an, ihre Sünden zu bereuen und sich Babylon zu ergeben. Nur dann könnten sie die Stadt und den Tempel vor dem Untergang bewahren. Die Führer hörten nicht auf ihn – sie nannten Jeremia sogar einen Verräter – und die Heilige Stadt und der Tempel wurden 587-586 zerstört.

      Aber Jeremia kündigte auch an, dass die Gefangenschaft siebzig Jahre dauern würde (Jer. 25:1-14; 29:10; siehe Dan. 9:1-2). Bibelwissenschaftler sind sich nicht einig, ob dieser Zeitraum mit der babylonischen Invasion im Jahr 606 oder mit der Zerstörung der Stadt und des Tempels im Jahr 587-586 beginnt. Von 606 bis 537-536, als der Überrest nach Juda zurückkehrte, sind es siebzig Jahre; aber das gilt auch für den Zeitraum vom Fall Jerusalems (586) bis zur Fertigstellung des zweiten Tempels im Jahr 516. Unabhängig davon, welche Berechnung Sie akzeptieren, sind die Vorhersage und ihre Erfüllung erstaunlich. Ob er nun Züchtigung oder Segen verheißt, Gott ist seinem Wort immer treu. „Von all dem Guten, das der Herr, dein Gott, über dich geredet hat, ist nicht ein einziges fehlgeschlagen“ (Jos 23,14, NKJV). „Von all seinen guten Verheißungen ist kein einziges Wort verloren gegangen“ (1. Könige 8,56, NKJV). „Himmel und Erde werden vergehen“, sagte Jesus, „aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Mt 24,35).

      Gott ist treu zu seinem Bund. Trotz ihrer Sünden waren diese Verbannten Gottes auserwähltes Volk und Kinder des Bundes, den er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen hatte (Gen 12,1-3). Das Volk hatte den Bund gebrochen, aber der Herr war seinem Wort treu geblieben. Er hatte das jüdische Volk dazu berufen, der ganzen Erde den Segen zu bringen, und er würde dafür sorgen, dass sie ihren Auftrag erfüllten. Durch sie würde die Welt das Wissen um den einen wahren und lebendigen Gott, das geschriebene Wort Gottes und schließlich den Erlöser der Welt erhalten. „Das Heil kommt aus den Juden“ (Johannes 4:22).

      Gott ist der Herrscher über die Nationen. Der Herr war es, der Nebukadnezar – „meinen Knecht“ (Jer 25,9; 27,6; 43,10) – erweckte, um das Volk Juda zu züchtigen, und dann erweckte er Kyrus, um die Babylonier zu besiegen und das persische Reich zu errichten. „Wer hat einen aus dem Osten aufgewühlt und ihn in Gerechtigkeit zu seinem Dienst berufen? Er gibt ihm Völker in die Hand und unterwirft Könige vor ihm“ (Jes 41,2, NIV; siehe auch V. 25). Der Herr nannte Kyrus „meinen Hirten“ (44:28) und „seinen Gesalbten“ (45:1), und Jesaja prophezeite, dass Kyrus die Exilanten befreien und ihnen den Wiederaufbau ihrer Stadt und ihres Tempels ermöglichen würde (V. 13).

      Gottes Volk muss sich daran erinnern, dass Gott, der Herr, souverän über alle Völker ist und mit den mächtigsten Herrschern machen kann, was er will. Nebukadnezar musste diese Lektion auf die harte Tour lernen (Dan. 4:28-32), aber dann bekannte er: „Seine [Gottes] Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, und sein Reich währt von Geschlecht zu Geschlecht. Alle Bewohner der Erde werden für nichts gehalten; er tut, was er will, im Heer des Himmels und unter den Bewohnern der Erde. Niemand kann seine Hand zurückhalten“ (Dan. 4:34-35).

      Gott kann mit den Herrschern der Erde tun, was er will, und er hat dies in seinem Umgang mit Pharao (2. Mose 9,16; Röm. 9,17), Ahasveros (Buch Esther), Sennacherib (2. Könige 19,28), Augustus Cäsar (Lukas 2,1) und Herodes Agrippa I. (Apostelgeschichte 12,20-24) bewiesen. König Joschafat hat es perfekt ausgedrückt: „Herr, Gott unserer Väter, bist du nicht der Gott im Himmel? Du herrschst über alle Königreiche der Völker. Kraft und Macht sind in deiner Hand, und niemand kann dir widerstehen“ (2. Chronik 20,6).

      Menschen müssen keine gläubigen Christen sein, damit Gott sie gebrauchen kann. Ob Bürgermeister, Gouverneur, Senator, Premierminister, Botschafter oder Präsident – Gott kann seine souveräne Macht ausüben, um seine Ziele für sein Volk zu erreichen. Das ist ein Grund, warum Paulus die Gläubigen ermahnt, für die Verantwortlichen zu beten, nicht damit unsere politischen Ziele erfüllt werden, sondern damit Gottes Wille auf dieser Erde erfüllt wird (1. Tim. 2,1-8). „Gott kann aus einem krummen Stock einen geraden Strich machen“, sagte der puritanische Prediger John Watson; und genau das hat er mit Cyrus getan!

      Der Erlass des Königs bekannte sich kühn zum Herrn und nannte ihn „den Herrn, den Gott des Himmels“ (Esra 1,2), ein Titel, der bei Esra, Nehemia und Daniel siebzehnmal vorkommt. Der Erlass richtete sich an zwei Arten von Menschen: (1) diejenigen, die in ihr Land zurückkehren wollten, und (2) diejenigen, die es vorzogen, in Babylon zu bleiben. Die letztgenannte Gruppe wurde aufgefordert, Opfer zu bringen, um die Kosten für die Reise und die Wiederherstellung des Tempels zu finanzieren.

      Die Juden nahmen auch Geschenke von ihren heidnischen Nachbarn an (V. 6, NIV). Als die Juden Ägypten verließen, plünderten sie die Ägypter (2. Mose 12,35-36) und sammelten den Lohn, den die Männer während der Jahre der Sklaverei hätten erhalten sollen. Jetzt machten die Juden ihren „Exodus“ aus der Gefangenschaft, also sammelten sie Reichtümer von ihren heidnischen Nachbarn und weihten sie dem Herrn.

      Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie

      wie steht es mit meinem Blick auf Israel?

      Einen interessanten Absatz aus einem Buch möchte ich mit euch teilen:

      Wir haben jetzt wie selbstverständlich vorausgesetzt, daß die Kirche im Horizont des Reiches als erstes ihr Hoffnungsverhältnis zu Israel zu klären habe und daß ihre anderen Hoffnungsverhältnisse zu den Religionen, zu den Gesellschaftssystemen und den natürlichen Systemen daran anzuschließen seien und daraus folgen. Das ist in der christlichen Tradition keineswegs selbstverständlich, sondern neu. Wir drücken damit die noch zu belegende Überzeugung aus, daß die Aufgabe der Mission und damit das Verhältnis zu den Religionen aus der Beziehung der Kirche zu Israel sachlich und zeitlich begründet ist; daß ferner das Verhältnis der Kirche zum Staat und das politische Engagement der Christen von ihrem Verständnis des Alten Testaments und ihrem Verhältnis zum jüdischen Messianismus bestimmt wird; und daß endlich auch das Naturverhältnis und die Hoffnung für dieses Verhältnis von der Aufnahme oder Verdrängung israelitischen Denkens abhängt. Israel ist der ursprüngliche, bleibende und letzte Partner der Christenheit in der Geschichte. Verliert die Kirche die Orientierung an Israel aus den Augen, dann verkehren sich auch ihre religiösen, politischen und irdischen Verhältnisse ins Heidnische, ja ins Nachchristliche und Antichristliche. Die Kirche Christi kann ihr geschichtliches Selbstbewußtsein und ihre Beziehungen in der Welt, zu Staat, Gesellschaft, Technik und der natürlichen Umwelt nur dann dem Reich entsprechend und messianisch, d. h. konkret-befreiend verstehen, wenn sie ihr Verhältnis zu Israel, zum Alten Testament und zur Zukunft Gottes begreift. Das aber hat sie jahrhundertelang notorisch nicht getan. Ihr Antijudaismus hat sie paganisiert, hat zur Korruption heidnischer Religion geführt und die Kirche um die Kraft ihrer Hoffnung gebracht. Die Krisen, in die solche paganisierten und korrumpierten Formen des Christentums die Welt ökonomisch, politisch, kulturell und ökologisch gebracht haben, verlangen heute nach einer Rückwendung der Kirche zu ihrem israelitischen Ursprung: eine Rückwendung zum Alten Testament, die zugleich eine Umkehr zur messianischen Hoffnung für die Welt bedeutet. Denn die Rückwendung zum israelitischen Ursprung kann für die Christenheit nichts anderes bedeuten als die christliche Freisetzung des israelitischen Messianismus, damit Christen und Juden sich mit dem »Elan der Hoffnung« gemeinsam der Welt zuwenden.

      Jürgen Moltmann – Kirche in der Kraft des Geistes: Ein Beitrag zur messianischen Ekklesiologie – Seite 155

      von seiner Halle hört er meine Stimme

      In meiner Bedrängnis rief ich zu Jehova, und ich schrie zu meinem Gott; er hörte aus seinem Tempel (Eig Palast) meine Stimme, und mein Schrei vor ihm kam in seine Ohren.
      Elberfelder 1871 – Psalm 18,7

      In meiner Verzweiflung schrie ich zum HERRN,
      zu ihm, meinem Gott, rief ich um Hilfe.
      Er hörte mich in seinem Tempel,
      mein Hilferuf drang durch bis an sein Ohr.
      Gute Nachricht Bibel 2000 – Psalm 18:7

      Da mir angst war, rufe ich IHN,
      ich schreie zu meinem Gott:
      von seiner Halle hört er meine Stimme,
      mein Schrei zu seinem Antlitz kommt in seine Ohren.
      Buber & Rosenzweig – Ps 18,7

      In meiner Not rief ich den Ewigen, zu meinem Gott flehte ich: Er hörte aus seinem Tempel meine Stimme, mein Flehen erreichte seine Ohren.
      Die Philippson-Bibel – Ps 18:7

      In meiner Not muss manchmal als Satzteil wiedergegeben werden, z. B. „Als ich Not sah“ oder idiomatisch „Als die Not mich ergriff“. Bedrängnis ist das gleiche Wort wie in 4,1.
      Ich schrie in Zeile b übersetzt ein Verb, das mit dem Substantiv mein Schrei in Zeile d verwandt ist (siehe das Substantiv in 5,2; es kommt auch in Vers 41 dieses Psalms vor).
      Sein Tempel ist wahrscheinlich der Himmel (siehe 11,4), von wo aus Gott dem Psalmisten zu Hilfe kommt (Verse 9-10); manche sehen hier jedoch einen Hinweis auf den Tempel in Jerusalem.
      Meine Stimme ist ein Ersatz für das Sprechen, und in einigen Sprachen gibt es kein Substantiv für Stimme an sich, sondern nur ein Verb für sprechen. Daher kann diese Zeile oft mit „er hörte mich, als ich zu ihm sprach“ wiedergegeben werden.
      Zeile d, cry reached his ears, konkretisiert die allgemeinere Form in Zeile e heard my voice. Beachten Sie, dass TEV „um Hilfe“ hinzufügt, was ebenfalls in Richtung einer größeren Spezifität geht. Übersetzer können feststellen, dass diese Art von Bewegung im Substantiv oder im Verb gemacht werden kann.
      Die letzte Zeile lautet im Hebräischen „und mein Hilferuf zu seinem Angesicht drang in seine Ohren“ (die Parallele in 2 Sam 22,7 lautet nur „und mein Hilferuf in seine Ohren“). Einige sehen „zu seinem Angesicht“ (d. h. zu ihm) als redundant an und sind dafür, es wegzulassen, aber die Mehrheit behält es bei.

      Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

      Als David seine Liebe zum Herrn ausdrückte, benutzte er ein besonderes Wort, das „tief lieben, Mitleid haben“ bedeutet. Es ist verwandt mit dem hebräischen Wort für „Schoß“ (siehe Jer 21,7) und beschreibt die Art von Liebe, die eine Mutter für ihr Kind empfindet (Jes 49,15), die ein Vater für seine Kinder empfindet (103,13) und die der Herr für sein auserwähltes Volk Israel empfindet (102,13; Hos 1,7; Dt 13,17). Es ist eine tiefe und glühende Liebe, die Art von Liebe, die jeder von uns für den Herrn haben sollte (31,23). David drückt seine Liebe (V. 1), seinen Glauben (V. 2), und seine Hoffnung (V. 3). Die sieben Metaphern, die er verwendet, spiegeln sicherlich das Leben eines Naturburschen und Soldaten wider. „Fels“ (Vv. 2, 31, 46) ist eine vertraute Metapher für den Herrn, die von Stärke und Stabilität spricht, ein Ort der Zuflucht (19:14; 28:1; 31:2-3; 42:9; 62:2, 6-7; 71:3; 78:20; 89:26; 92:15; 94:22; 95:1; 144:1; 1 Sam. 23:25). Er geht zurück auf Genesis 49,24 und Deuteronomium 32,4, 15, 18und 30-31 zurück. „Festung“ stellt Gott als eine Festung dar, wie die Stadt Jerusalem auf dem Berg Zion (1. Sam. 22,4; 24,22; 2. Sam. 5,17; 23,14). „Schild“ spricht von Gottes Schutz (3,3; 7,10; 28,7; 33,20; 1. Mose 15,1; Dtn 33,29), ist aber auch ein Symbol für den König (84,9; 89,18). David war Israels Schild, aber der Herr war Davids Schild. „Horn“ bezieht sich auf Stärke (Dtn 33,17; 1 Sam. 2:1, 101 Könige 22,11) und hat messianische Konnotationen (Lukas 1,69). Diese Art von Gott ist unserer Gebete und unseres Lobes würdig! (Siehe 48:1; 96:4; 145:3.)

      Nachdem er seine Hingabe zum Ausdruck gebracht hatte, beschrieb David seine Not (V. 4-6) und stellte sich selbst als einen Mann vor, der von allen Seiten eingeengt, in einer Falle gefangen, mit Stricken gefesselt und zum Ertrinken ins Wasser geworfen worden war. (Siehe 88:16-17; 69:2, 15124:4; Hiob 22:11.) Aber als er rief, begann Gott, für ihn zu handeln. Die große Befreiung (V. 7-19) wird als Sturm geschildert. Der Herr war lange Zeit geduldig mit König Saul gewesen, aber nun erhob sich sein Zorn und begann die Dinge zu erschüttern, wie ein Erdbeben und ein ausbrechender Vulkan (V. 7-8; Ex 15,8; Dtn 32,22). Gott kam in einem Sturm herab, wie ein Krieger in einem Wagen, der von einem Cherub schnell getragen wurde. (Siehe 1. Mose 3,24; 2. Mose 25,18; 2. Könige 19,15; Hesek. 1, 10). Er wurde begleitet von Dunkelheit, Regen, Wind, Hagel (eine Seltenheit im Heiligen Land), Donner und Blitz (seine Pfeile, V. 14siehe 77:17, 144:6). Alles, weil David den Herrn anrief! (v. 6). Genau zum richtigen Zeitpunkt griff Gott herab und befreite David (V. 16-19). Wie Mose wurde er aus dem Wasser gezogen (2. Mose 2,10). Der Feind fiel in der Niederlage, aber David blieb standhaft, unterstützt vom Herrn (23,4). Er war nun König von Israel. Zehn Jahre Exil waren zu Ende, sein Leben war verschont geblieben, und sein Amt lag vor ihm.

      Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

      David ist bedrängt; seine Feinde umlagern ihn noch. Was tut da der Gerechte? Er tut das, was er immer tut: Er kommt auf dieses eine zurück, das er vom Herrn erbeten hat (V. 4). Er sucht die Gegenwart seines Gottes und er klammert sich daran fest, dass der erste Schritt von Gott getan wurde. David hält Gott sein Wort vor (Luther): »Sucht mein Angesicht!« Gott hat David aufgefordert, sein Angesicht zu suchen; David hat sich das nicht selbst ausgedacht. Das gibt David Glauben und den Mut zu beten. Der Herr hat auch uns gelehrt, zu suchen, anzuklopfen und zu bitten (Mt 7,7). Weil er selbst es gesagt hat, wagen wir es, tun wir es und gewinnen die Gewissheit, dass er uns hört.

      Benedikt Peters – Die Psalmen

      David hat das auch erlebt. „In meiner Bedrängnis rief ich zu Jehova, und ich schrie zu meinem Gott; er hörte aus seinem Tempel meine Stimme und mein Schrei vor ihm kam in seine Ohren“ (Ps 18,6). David rief also in seiner Bedrängnis, er hatte Angst. „Die Ängste meines Herzens haben sich vermehrt, führe mich heraus aus meinen Drangsalen“ (Ps 25,17). „Furcht und Zittern kamen mich an und Schauder bedeckte mich. Und ich sprach: O daß ich Flügel hätte wie die Taube! Ich wollte hinfliegen und ruhen“ (Ps 55,5. 6). Das ist nur eine kleine Auswahl. David kannte Angst. In Psalm 55 wollte er am liebsten flüchten, wegfliegen, um einen Ruheplatz zu finden, weit fort von der Ursache der Angst.

      Hilfe und Nahrung – 1985

      Ps 18 darf (auch) “messianisch” gelesen und interpretiert werden (wie dies im NT auch geschieht, vgl. v.a. Röm 15,9). Zum einen kann das sprechende Königs-Ich mit Jesus und JHWH mit dem Vater identifiziert werden. 4–8b liest sich dann als Karfreitagsevangelium, 21–25 betont die Sündlosigkeit Jesu (vgl. Hebr 4,15) und 41ff. redet vom endzeitlichen Gericht. Zum andern kann hinter dem sprechende Königs-Ich auch der einzelne Christ oder die Gemeinde gesehen und JHWH mit Jesus identifiziert werden. Die Aussagen zur Handhabung des Kriegsgeräts wie die mit dieser Bildlichkeit (“Schild”) ausgedrückten Zuversichtsaussagen (3.31.33.35ff.) können dann z.B. in einen Zusammenhang mit der “geistlichen Waffenrüstung” (vgl. Eph 6,10–20) gebracht werden. Beliebt und zur Ermutigung dienend ist das bekannte Bildwort, dass ich “mit meinem Gott über die Mauer springen kann” (30). Auch haben wir es mit einem Gott zu tun, der seine bedrängten Menschen herausführt in die “Weite” bzw. ihren Schritten weiten Raum verschafft (vgl. 20.37).

      Weber – Werkbuch Psalmen I