Schlagwort: Gott

Das ewige Leben besteht ja in der Gemeinschaft mit dir

Nachdem Jesus das gesagt hatte, hob er seine Augen auf zum Himmel. Dann sagte er: »Vater, die Stunde ist jetzt gekommen. Führe deinen Sohn in die Herrlichkeit. Dann wird der Sohn allen deine Herrlichkeit zeigen. Du hast ihm alle Macht über alle Menschen übertragen, denn er soll ihnen allen das ewige Leben geben. Genau darin besteht das Leben, das aus der Ewigkeit stammt, dass sie dich kennenlernen – dich, den einzig wahren Gott, und den, den du gesandt hast, Jesus Christus.
Roland Werner – Das Buch – Johannes 17,1–3

»Vater, die Zeit ist jetzt da. Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit der (dein) Sohn deine Herrlichkeit offenbart.  Du hast ihm ja Macht über die ganze Menschheit ( über alles Fleisch ) gegeben, damit er allen, die du ihm anvertraut hast, das ewige Leben schenkt. 3 Und das ewige Leben zu haben heißt, dich zu kennen, den einzigen wahren Gott, und den zu kennen, den du gesandt hast, Jesus Christus.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Johannes 17:1–3

Wie fängt das ewiges Leben an?
und ewiges Leben – deshalb heute nur ein paar Studienbibeln und die Frage: geht es in meiner Bibellesung, in meiner Beziehung zu Gott wirklich um den Vater und den Sohn???

Vater Dieser Begriff kommt über hundert Mal im Johannesevangelium vor; im Gebet von Kap. 17 findet man ihn sechs Mal. Er drückt die einzigartige enge Beziehung aus, die der ewige Sohn ewiglich mit der ersten Person der Trinität genossen hat; eine Beziehung, die nach seiner Inkarnation und während seines erlösenden Wirkens an seinem Volk − sowohl bei seiner Erniedrigung als auch bei seiner Erhöhung – weiter fortbestand. Aufgrund des erlösenden Wirkens von Jesus, dem Sohn, können Gläubige durch die abgeleitete und adoptierte Sohnschaft auch von Gott als ihrem Vater sprechen, die sie kraft ihrer Verbundenheit mit Christus besitzen (1,12; 20,17; Mt 5,9.48; 6,9).

die Zeit ist jetzt da Jesus ist sich vollkommen bewusst, was passieren wird, und die endzeitliche Prüfung ist jetzt für ihn gekommen (12,23.27; 13,1). In Bezug auf „Stunde“ als den Beginn der erwarteten endzeitlichen Prüfung siehe # Joh 12,23.

Offenbare die Herrlichkeit deines Sohnes, damit der Sohn deine Herrlichkeit offenbart Das vollkommene Leben des Sohnes in seiner Menschwerdung verherrlicht den Vater. Der Sohn wird in seiner Kreuzigung, seiner Auferstehung und seiner Einsetzung zur Rechten Gottes verherrlicht. Alle diese Ereignisse werden in diesem Evangelium als eine zusammenhängende Einheit angesehen (# 12,23; # 13,31).

17,2 gegeben Dieses Verb (griech. dịdōmi) wird in diesem Gebet sechzehn Mal verwandt.

Macht über die ganze Menschheit Jesus besitzt diese universale Macht auch in den Tagen seines demütigen Dienstes auf Erden (5,21–29; Mt 11,27), was der Anfang der Erfüllung der Prophetie von Daniel 7,13f. war. Ferner kennzeichnet seine Erhöhung in der Auferstehung und Himmelfahrt die fortschreitende Erfüllung der Vision von Daniel über den Menschensohn, der den Himmel betritt, um von dem Hochbetagten eine unvergängliche Herrschaft über alle Völker zu empfangen (Dan 7,13f.; Mt 28,18).

das ewige Leben (# 3,16).

allen, die du ihm anvertraut hast In diesem Ausdruck wird Gottes souveräne Wahl betont (V. 6.9.24; vgl. 6,44; 10,29).

17,3 dich zu kennen … Jesus Christus Das Leben besteht aus der Gemeinschaft mit Gott, der uns für sich selbst geschaffen hat, sodass „unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir“ (lat. inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te), wie es Augustinus formulierte. Das Erkennen – wie so oft in der Heiligen Schrift – bedeutet mehr als nur ein intellektuelles Verstehen; es beinhaltet auch Empfindungen und Willensbindung. Indem er sich selbst und den Vater als die Quelle des ewigen Lebens festlegt, bekräftigt Christus seine eigene Göttlichkeit (s. theol. Komm.: Selbsterkenntnis und die Erkenntnis Gottes; Jer 9).

Reformations-Studien-Bibel

Jesus hob seine Augen zum Himmel und nahm eine übliche Gebetshaltung ein (vgl. Ps 123,1; Markus 7,34; Lukas 18,13). Siehe Anmerkungen zu Johannes 2,4; 7,30. Die einleitende Bitte „Verherrliche deinen Sohn“ impliziert einen Anspruch auf Gottheit, denn im Alten Testament wird bekräftigt, dass Gott seine Ehre keinem anderen gibt (z. B. Jesaja 42:8; 48:11; zu Jesus als dem gesandten Sohn siehe auch Johannes 3:16-18). Wie bei Johannes üblich, wird Gott besonders durch das Kreuz Christi verherrlicht.

17:2-3 Ewiges Leben entsteht, wenn man Gott und Jesus, den gesandten Sohn, kennt (vgl. 1:4; 5:26; 20:31). Gott zu kennen, beschränkt sich nicht auf intellektuelles Wissen, sondern bedeutet, in Gemeinschaft mit ihm zu leben. Dass sie dich kennen, impliziert eine intime Beziehung, die beinhaltet, Gott tatsächlich als Person zu kennen. Dass Gott der einzig wahre Gott ist, wird in 1. Mose 6,4 überdeutlich bekräftigt (vgl. Johannes 5,44; 1. Johannes 5,20). Jesus wiederum ist der „einzigartige“ Sohn, der vom Vater gesandt wurde (vgl. Johannes 1:14, 18; 3:16, 18) und der einzige Weg zu ihm (14:6).

17:2 Die Vollmacht des Vaters über alles Fleisch (vgl. 5:27) markiert den Beginn einer neuen Ära (vgl. Jes 9:6-7; Dan 7:13-14; siehe auch Mt 11:27; 28:18). Mit „allem Fleisch“ ist die gesamte Menschheit gemeint.

Die ESV Studienbibel

Das ewige Leben bezieht sich nicht nur auf eine Existenz, die ewig währt. … Ewiges Leben bedeutet also, in das göttliche Reich einzutreten mit dem Ziel, durch Jesus eine innige Beziehung zu Gott zu erleben, die in der Ewigkeit wächst. Es ist die ununterbrochene, sich vertiefende Erkenntnis und Erfahrung Gottes. Das ist der Zweck, für den wir geschaffen wurden.

Die Tony Evans Studienbibel

17:3 „Das ist das ewige Leben: dich, den einen wahren Gott, zu kennen …“ Das ewige Leben ist nicht nur das Überleben nach dem Tod, sondern auch die intime „Erkenntnis“ des Vaters und des Sohnes. Das hebräische Wort für Wissen, da’at, bezeichnet nicht nur das Verstehen der Handlungen und Umstände der Welt, sondern auch die intimste Erfahrung mit dem Objekt des Wissens. Hier wird das Wort wissen genau wie in Jer. 31:33 verwendet, dem Abschnitt, der Isra’el einen neuen (oder erneuerten) Bund verspricht.

The Complete Jewish Study Bible

damit sie Jehova, euren Gott, fürchten lernen

Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren, zur Zeit (Eig zur bestimmten Zeit) des Erlaßjahres, am Feste der Laubhütten, wenn ganz Israel kommt, um vor Jehova, deinem Gott, zu erscheinen an dem Orte, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor dem ganzen Israel lesen, vor ihren Ohren. Versammle das Volk, die Männer und die Weiber und die Kindlein, und deinen Fremdling, der in deinen Toren ist; auf daß sie hören, und auf daß sie lernen, und Jehova, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen es hören, damit sie Jehova, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Lande lebet, wohin ihr über den Jordan ziehet, um es in Besitz zu nehmen.
Elberfelder 1871 – Deuteronomium 31,10–13

Mosche gebot ihnen, sprechend:
Am Ende von sieben Jahren
zur Gezeit des Ablockerungsjahrs,
am Fest der Hütten,
wann alles Jissrael kommt, sich vor SEINEM deines Gottes Antlitz sehen zu lassen,
an dem Ort, den er wählen wird,
sollst du diese Weisung ausrufen
allem Jissrael gegenüber, in ihre Ohren.
Versammelt das Volk,
die Männer, die Weiber, die Kleinen
und die Gastschaft, die in deinen Toren ist,
damit sie hören,
damit sie lernen –
und fürchten IHN euren Gott,
wahren zu tun alle Worte dieser Weisung,
gar ihre Kinder, die nicht wissen,
sollen hören,
sollen lernen,
um IHN euren Gott zu fürchten
alle Tage, die ihr lebt auf dem Boden,
dahin ihr den Jordan überschreitet, ihn zu ererben.
Buber & Rosenzweig – Das Buch REDEN 31,10–13

Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende von sieben Jahren zur bestimmten Zeit des Erlaßjahres, am Feste der Laubhütten, 5Mo 14,28; 15,1f; 16,13; 3Mo 23,33f.
Da ganz Israel kommt, zu sehen das Angesicht Jehovahs, deines Gottes, an dem Orte, den Er erwählen wird, sollst du vorlesen dieses Gesetz in Gegenwart von ganz Israel vor ihren Ohren. Neh 8.
Versammle das Volk, die Männer und die Weiber und die Kindlein und deinen Fremdling, der in deinen Toren ist, auf daß sie hören und auf daß sie lernen, und Jehovah, euren Gott fürchten, und halten und tun alle Worte dieses Gesetzes;
Und ihre Söhne, die davon nichts wußten, sollen hören und lernen fürchten Jehovah, euren Gott, alle Tage, die ihr lebt auf dem Boden, dahin ihr über den Jordan übergeht, ihn einzunehmen. 5Mo 4,10; 6,7.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 31:10–13

Das Gesetz und seine öffentliche Verlesung wurden den Priestern anvertraut; eine Aufgabe der Priester bestand darin, die Menschen das Gesetz zu lehren. Die Priester sollten das Gesetz beim Laubhüttenfest im Jahr des Schuldenerlasses, das alle sieben Jahre kam, öffentlich verlesen (September/Oktober; vgl. den Kommentar zu 5Mo 16,13-15 ). Nur die Männer waren zur Pilgerreise zu den drei Hauptfesten am zentralen Heiligtum verpflichtet (vgl. 5Mo 16,16 ), obwohl Familienmitglieder oft mitkamen. Aber auch die Frauen und Kinder sollten an dieser besonderen Zeremonie alle sieben Jahre teilnehmen.
Diese Erfahrung war aus zwei Gründen wichtig. Erstens war es für einen einzelnen ungewöhnlich, eine eigene Kopie der Schriften zu besitzen. Ein Mensch erlangte durch die Lehre seiner Eltern und der Priester und durch die öffentliche Verlesung zu Zeiten wie dieser Wissen aus den Schriften. Daher war die öffentliche Verlesung des Gesetzes von großer Bedeutung.
Zweitens erweckte die Erfahrung der Pilgerreise zum zentralen Heiligtum – was bedeutete, daß sie Gott ihre zurückgelassenen Häuser und ihre Reise anvertrauen mußten – wieder etwas von ihrem ursprünglichen Auszug aus Ägypten zum Leben. Es war eine ideale Zeit, das Wort in einem Geist des Vertrauens aufzunehmen, so daß sie lernen konnten, den HERRN zu fürchten (vgl. den Kommentar zu 5Mo 4,10 ) und dem ganzen Gesetz sorgsam zu folgen . Die Gebote zu halten ist eine Ermahnung, die häufig in den vorhergehenden Kapiteln dieses Buches vorkommt ( 5Mo 16,12; 17,19; 19,9; 24,8; 28,1.13.15.58; 29,8; 31,12 ). Diese Wiederholung zeigt Moses Sorge um strikten Gehorsam. Kinder würden ebenso wie sie Nutzen daraus ziehen, weil sie durch das Hören lernten, den Herrn zu fürchten.

Walvoord Bibelkommentar

Nachdem Mose die Lehre (siehe 1,5), die er bisher mündlich weitergegeben hat, fertiggestellt hat, schreibt er sie auf und sorgt für ihre regelmäßige öffentliche Verlesung, damit das Volk regelmäßig an ihren Inhalt erinnert wird und zukünftige Generationen sie lernen können. Dies waren Schritte von weitreichender Bedeutung. Die Niederschrift der Lehre war Teil des Prozesses, der schließlich zur Entstehung der Heiligen Schrift – der Bibel – führte, die das Herzstück des Judentums ist. Die öffentliche Lesung der Lehre ist Teil des „demokratischen“ Charakters der biblischen Religion, die sich mit ihren Lehren und Forderungen an alle ihre Anhänger wendet, ohne zwischen Priestern und Laien zu unterscheiden, und die eine allgemeine Erziehung der Bürger in Recht und Religion fordert. Diese Phänomene werden im Exkurs 28 behandelt.

Mose schrieb diese Lehre Die Gesetze und andere Teile des Deuteronomiums auf. Siehe Kommentare zu 1:5; 17:18; und 27:3.
gab sie den Priestern … und allen Ältesten Die religiösen und zivilen Führer des Volkes, die dafür verantwortlich sein sollten, die Angelegenheiten des Volkes nach der Lehre zu lenken und sie alle sieben Jahre öffentlich vorzulesen. Die Priester sollten den Text in der Lade aufbewahren, die ihnen anvertraut war (siehe V. 25-26 und 10:8).
die Priester, Söhne Levis, die die Lade trugen Siehe Kommentare zu 10:8 und 18:1.

am Fest der Laubhütten Siehe 16:13-15. Dieses Fest war der günstigste Anlass für die Lesung, weil es die meisten Pilger anzog und mit sieben Tagen das längste der Feste war. Da es stattfand, nachdem die Ernte verarbeitet und eingelagert worden war, konnten sich die Menschen sicher fühlen, was ihre Lebensmittelversorgung für das kommende Jahr anging, und die Lehren der Lesung unbesorgt aufnehmen.
vor dem HERRN zu erscheinen Siehe Kommentar zu 16:16.

an dem Ort, den er auswählen wird, wo das Laubhüttenfest gefeiert wurde (16:16) und wo laut 1. Könige 8:1-9 die Bundeslade aufbewahrt wurde. Zu lernen, den Herrn zu verehren – das Ziel der Lesung (V. 12-13) – ist eines der regelmäßigen Ziele der Besuche an dem ausgewählten Ort (14:23).

ihr sollt lesen Da Mose sich an die Priester und Ältesten wendet (V. 9), meint er vermutlich, dass sie es sind, die es lesen oder lesen lassen müssen. Die Einzahlform von „lesen“ (tikraʾ) veranlasste frühe Ausleger zu der Annahme, dass eine einzelne Person gemeint war, entweder Josua und später der König, oder der Hohepriester. Mose spricht jedoch oft das ganze Volk in der Einzahl an, sodass die Grammatik nicht unbedingt auf eine einzelne Person schließen lässt.

diese Lehre Siehe Kommentar zu Vers 9. Das gesamte Deuteronomium kann in drei bis vier Stunden laut vorgelesen werden. Den talmudischen Quellen zufolge bestand die Lesung, die als „Lesung des Königs“ (parashat ha-melekh) bezeichnet wird, aus einigen wenigen Auszügen aus dem Buch, aber es gibt keinen Grund, die Bedeutung so einzuschränken.

Sammle hebräisch hakhel (ausgesprochen hak-hel), wovon der traditionelle Name dieses Gebots, mitsvat hakhel, abgeleitet ist. Dasselbe Verb wird in 4,10 verwendet, als Gott Mose befiehlt, das Volk am Horeb zu versammeln, um den Dekalog zu hören, und zwar zu demselben Zweck, der hier genannt wird: „damit sie lernen, mich zu verehren, solange sie auf der Erde leben, und damit sie ihre Kinder so lehren.“ Siehe auch Kommentar zu Vers 28, unten.

Männer, Frauen, Kinder und Fremde Obwohl normalerweise nur erwachsene männliche Israeliten verpflichtet sind, zum Fest zu erscheinen, müssen bei dieser Gelegenheit auch Frauen, Kinder und Fremde teilnehmen, damit alle ihre Pflichten und Rechte vorgelesen bekommen und in Ehrfurcht vor Gott versetzt werden. Vergleiche 29:9-10. Der Vers macht keinen Unterschied zwischen der Notwendigkeit für Männer und Frauen, die Lehre zu lernen. Einige Autoritäten im Talmud behaupten, dass es keine Verpflichtung gibt, Frauen die Tora zu lehren; Rabbi Elazar ben Azariah sagt, dass Männer kommen, um zu lernen, Frauen aber nur, um zu hören. Aber solche Meinungen sind Produkte der griechisch-römischen Sichtweise von Frauen als intellektuell schwach, die in der hellenistischen Periode in jüdischen Quellen auftauchte. Im Gegensatz dazu vertrat der talmudische Weise Simeon ben Azzai die Ansicht, dass ein Mann verpflichtet ist, seine Tochter in der Tora zu unterrichten.

Fremde Siehe Kommentar zu 29:10.
damit sie hören und so lernen, den HERRN zu verehren … und zu beachten Der Bericht der Lehre über Gottes mächtige Taten für Israel und die Darstellung seiner Gebote wird das Volk dazu inspirieren, ihn zu verehren und die Gebote zu befolgen. Siehe 4:32-40; 6:2-3; 11:2-9; und die einleitenden Kommentare zu 1:6-3:29.

Auch ihre Kinder, die diese Erfahrung nicht gemacht haben Das heißt, vor allem ihre Kinder,17 die die Erfahrungen der heutigen Generation nicht gemacht haben, müssen von diesen Erfahrungen und den Lektionen, die sie gelehrt haben, hören. Siehe einleitender Kommentar zu 11:1-9. Dass die Wirkung der Lesung auf die Kinder hervorgehoben wird, spiegelt das wiederholte Anliegen des Deuteronomiums wider, ihren Charakter zu formen, und Moses‘ gegenwärtiges Anliegen, sich auf die Zukunft vorzubereiten. Die beeindruckende öffentliche Lesung alle sieben Jahre durchzuführen, würde bedeuten, dass keine Generation bis zum Erwachsenenalter warten müsste, um diese Erfahrung zu machen; jedes Kind würde sie bald nach Erreichen des erziehungsfähigen Alters machen.

Der JPS Tora-Kommentar – Deuternomium

    Weil Gottes Gebot vom Volk gelernt werden soll (wie dieses Buch in immer neuen Wendungen zum Ausdruck gebracht hat), ist es schriftlich niederzulegen. Für uns erstaunlich ist, daß die Verlesung nur alle sieben Jahre erfolgen soll (zum Erlaßjahr = Sabbatjahr vgl. 15,1ff). Aber wie andere Stellen erweisen, wird das schriftgewordene Wort Gottes auch bei unzähligen anderen Gelegenheiten zur Sprache gebracht. Wahrscheinlich geht es hier nur darum, daß bei allen anderen Festen Israel nicht als Gesamtheit aus allen seinen Wohnsitzen zu dem einen von Gott erwählten Ort Zusammenkommen kann (auch nicht beim Passa-Fest, vgl. 16,1ff). Doch das Jahr der großen Freilassung mit seinem Hinweis auf die Freilassung aus der ägyptischen Gefangenschaft soll dem Volk als ganzem noch einmal seine Verpflichtung kundmachen; darum auch der betonte Hinweis auf Frauen, Kinder und Fremdlinge. Dann hat jedermann zu erscheinen. Die levitischen Priester fungieren hier, wie auch an anderen Stellen, nicht als kultische Beamte, die sich um das Opferwesen kümmern, sondern als Gehilfen bei Verlesung der Bundesverpflichtung.

    Wuppertaler Studienbibel

    „Lehrer des Gehorsams“
    „Und das ist die Liebe: dass wir in Gehorsam gegen seine Gebote wandeln. Wie ihr von Anfang an gehört habt, lautet sein Gebot, dass ihr in der Liebe wandelt.“ 2. Johannes, 6 (NIV)

    Einer der Bereiche der christlichen Pflicht und Tätigkeit ist das Lehren des Wortes Gottes in der Gemeinde. In der letzten Generation und darüber hinaus wurde die Lehre über das Wie und Warum dieser Tätigkeit vernachlässigt, ja sogar ignoriert und pervertiert. Zumindest ein Teil davon ist auf den fehlgeleiteten Wunsch nach einer größeren Gemeinschaft zurückzuführen, ja sogar darauf, dass man sich auf unsolide Lehren und Praktiken eingelassen hat. Zum Teil ist es eine eklatante Missachtung von Gottes einfachen und leicht verständlichen Anweisungen.

    Schon vor der christlichen Ära war es Gottes Plan, dass bei der Verlesung des mosaischen Gesetzes sein ganzes Volk gemeinsam unterrichtet werden sollte: Männer, Frauen und Kinder. Sogar die Fremden, die unter ihnen lebten, sollten einbezogen werden. In Dtn 31,10-13 wies Mose die Kinder Israels an, als sie gerade in das Gelobte Land einziehen wollten:
    „Und Mose gebot ihnen und sprach: Am Ende aller sieben Jahre, am Fest des Jahres der Freilassung, am Laubhüttenfest, wenn ganz Israel kommt, um vor dem Herrn, deinem Gott, zu erscheinen an dem Ort, den er erwählen wird, sollst du dieses Gesetz vor ganz Israel vorlesen, damit sie es hören. Versammle das Volk, Männer, Frauen und Kinder, und die Fremden, die in deinen Toren sind, damit sie hören und lernen, den Herrn, deinen Gott, zu fürchten und alle Worte dieses Gesetzes zu halten: Und dass ihre Kinder, die noch nichts wissen, es hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, solange ihr in dem Land wohnt, in das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen.“

    Und das taten sie auch, wie in Josua berichtet wird. 8:35: „Es gab kein Wort von allem, was Mose geboten hatte, das Josua nicht vor der ganzen Gemeinde Israels las, mit den Frauen, den Kleinen und den Fremden, die unter ihnen waren.“

    In seinem Kommentar zu Jos. 8:35 schrieb Adam Clarke: „Es war notwendig, dass alle wissen, dass sie in gleicher Weise zum Gehorsam verpflichtet sind; sogar die Frauen werden vorgeführt, nicht nur wegen ihrer persönlichen Verantwortung, sondern weil ihnen hauptsächlich die Erziehung der Kinder anvertraut wurde. Auch die Kinder sind Zeugen dieses feierlichen Vorgangs, damit die heilsame Furcht, Gott zu beleidigen, schon früh, gewissenhaft und tief in ihre Herzen eingeprägt wird. Auf diese Weise wird jede Vorsichtsmaßnahme getroffen, um den Gehorsam gegenüber den göttlichen Geboten zu gewährleisten und somit das Glück des Volkes zu fördern; denn dies ist bei jeder Anordnung Gottes bemerkenswert, da er stets dafür sorgt, dass das Interesse und die Pflicht seiner Anhänger Hand in Hand gehen.“

    Außerdem hatten die Eltern den göttlichen Auftrag, ihre Kinder im Alltag zu Hause fleißig das Wort Gottes zu lehren. In 5. Mose 6,6-7 heißt es dazu: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein: Und du sollst sie deine Kinder fleißig lehren und von ihnen reden, wenn du in deinem Haus sitzt, wenn du auf dem Weg gehst, wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst.“

    Die frühe Kirche, die Kirche des Neuen Testaments, benutzte nicht das Klassensystem des Unterrichts, das allgemein als Sonntagsschule bekannt ist. Die frühe Kirche hätte es verwenden können, tat es aber nicht. Alle Elemente, die für das Klassensystem nötig waren, waren vorhanden, aber Gott hielt es nicht für angebracht, ihre Verwendung zu genehmigen. In seiner Ansprache an die Ältesten der Gemeinde in Ephesus in Apostelgeschichte 20,20 erklärte der Apostel Paulus: „Ich habe euch nichts vorenthalten, was euch nützt, sondern habe es euch gezeigt und euch öffentlich und von Haus zu Haus gelehrt.“

    Er lehrte in ihren Synagogen und auf ihren Straßen, wo immer er eine Zuhörerschaft finden konnte; er lehrte sie in ihren Häusern. Er lehrte sie alles über Gottes Willen und hielt nichts zurück. Es gibt jedoch keine Aufzeichnungen darüber, dass er jemals ein System verwendet oder gelehrt hat, bei dem er seine Zuhörerinnen und Zuhörer in Gruppen nach Alter oder Geschlecht aufteilte, um in einer Versammlung oder einem Lehrdienst der Kirche zu lehren.

    In seinem zweiten Brief an Timotheus schrieb er: „Alle Schrift ist durch Gottes Eingebung gegeben und nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Rechtschaffenheit: damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allen guten Werken geschickt“ (2. Tim. 3,16-17).
    Er sagte, er sei komplett eingerichtet. Vollständig eingerichtet. Es fehlt nichts. Alles, was wir für die Lehre brauchen – für das, was wir glauben sollen – ist da. Alles, was wir brauchen, um auf unsere Fehler und Versäumnisse hinzuweisen, ist da. Alles, was uns zeigt, wie wir unser Leben korrigieren und ausrichten können, ist da. Die Heilige Schrift stattet uns vollständig mit den Mitteln und der Ausrüstung aus, um gute Werke für Gott zu tun. Aber sie stattet uns nicht mit der Sonntagsschule oder einem ähnlichen System aus. Die Sonntagsschule wurde erst viel später von Menschen erfunden und ist nicht nützlich, weil sie dem Willen und dem Wort Gottes zuwiderläuft. Sie wurde den Gemeinden Christi von Menschen aufgezwungen, die die Führung des Heiligen Geistes ablehnten.

    Der Heilige Geist leitete den Apostel Paulus, als er in 1. Korinther 14 an die Gemeinde in Korinth schrieb, und gab ihm konkrete und klare Regeln für die Lehrtätigkeit in der Gemeinde. Lies dieses Kapitel sorgfältig durch und beachte dann die folgenden Anweisungen, die dort gegeben werden:

    Basic Christianity Journal Archiv 2 – 2006-2007

    Die Furcht, die uns befreit
    Paraschat Wajelech, Deuteronomium 31

    Die jüdische Souveränität im Land Israel ist in unserer Zeit wiederhergestellt worden, aber viele Gebote der Tora müssen auf die Wiederherstellung des Tempels und der Priesterschaft warten, bevor sie erfüllt werden können. Ein solches Gebot ist das Gesetz des Hak’hel, die Versammlung, um die Tora einmal alle sieben Jahre öffentlich zu lesen. In den Tagen, als der Tempel stand, sollte diese Versammlung während des Jahres der Befreiung stattfinden. Ganz Israel, Männer, Frauen und Kinder, sowie die Ausländer, die im Land lebten, sollten sich am Fest Sukkot versammeln, um die Tora zu hören. Jede nachfolgende Generation, so sagte Mose, würde „hören und lernen, den Herrn, euren Gott, zu fürchten, solange ihr in dem Land lebt, das ihr über den Jordan zieht, um es in Besitz zu nehmen“ (Dtn 31:13, NKJV).

    Nach der Mischna (Sotah 7:8) las der König von einem Holzpodest aus, das im Hof des Tempels aufgestellt war. Er las nicht die gesamte Tora, sondern lange Passagen aus dem Buch Deuteronomium und schloss mit den Segnungen und Flüchen von Kapitel 27.

    Da Israels fortwährende Präsenz im Land vom Gehorsam gegenüber der Tora abhing, wurde hak’hel gegeben, um den Gehorsam zu fördern und dadurch diese Präsenz zu sichern. Passenderweise scheint hak’hel wieder eingeführt worden zu sein, als Esra die Exilanten Israels aus Babylon zurück in das Land führte. Im Jahr der Wiederherstellung Jerusalems versammelte sich das Volk auf dem offenen Platz vor dem Wassertor und bat Esra, die Tora vorzulesen. Esra las von morgens bis mittags, auf einer hölzernen Plattform auf dem Platz stehend, während seine Mitschreiber dem Volk halfen, die Bedeutung des Gehörten zu verstehen (Neh. 8:1-8).

    Esra wich jedoch vom strengen Buchstaben des Gesetzes von hak’hel ab, denn er begann seine Lesung nicht während Sukkot, sondern an Rosch HaSchanah, dem ersten Tag des siebten Monats. Das Volk war gerade nach siebzig Jahren Exil in das Land Israel zurückgekehrt. Vielleicht waren sie so erpicht darauf, die Tora wieder an ihren zentralen Platz zu stellen und ihre Anwesenheit im Land zu sichern, dass sie nicht bis Sukkot, dem fünfzehnten Tag des siebten Monats, warten konnten. Stattdessen fingen sie an, Tora zu lernen, sobald der siebte Monat kam.

    Auf jeden Fall ist die Reaktion des Volkes auf diese Lesung bemerkenswert und wirft ein Licht auf eines der Schlüsselkonzepte der Tora, die Furcht des Herrn. Als Mose die Anweisung gab, die Tora alle sieben Jahre öffentlich zu lesen, sagte er den Israeliten zweimal, dass sie dies tun sollten, damit sie lernen würden, „den Herrn zu fürchten.“ Dies war eindeutig das Ziel der öffentlichen Lesung.

    Heute hören wir oft, dass Gottesfurcht in einer negativen Art und Weise bezeichnet wird, als etwas, dem wir entwachsen, wenn wir eine reifere Spiritualität entwickeln, als Mose sie im Sinn hatte. Aber zu Esras Zeiten, als das Volk die Worte der Tora in der heiligen Stadt öffentlich dargelegt hörte, mussten sie die Furcht vor dem Herrn nicht schüren. Sie ergab sich als natürliche Reaktion: „Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte der Tora hörte“ (Neh. 8:9). Die Furcht vor dem Herrn erzeugte in ihnen ein Gefühl für seine Heiligkeit und ihre eigene Unwürdigkeit, und sie trauerten.

    Eine solche Reaktion erscheint besonders passend, wenn wir uns daran erinnern, dass dies der erste Tag des siebten Monats war, Rosch HaSchana, der Beginn der Tage der Ehrfurcht. Das Volk beklagte sein eigenes Versagen und seine Unzulänglichkeit in der Gegenwart des Ehrfurcht einflößenden Gottes. Die Führer jedoch sagten ihnen: „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig; trauert nicht und weint nicht…. nicht, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke“ (Neh. 8:9-10). Warum sagten die Führer zu Beginn der Tage der Ehrfurcht, wenn wir unsere Herzen prüfen und Buße tun sollen, dem Volk, dass es nicht trauern, sondern sich freuen soll? War es nicht angemessen, dass sie trauerten und weinten, als sie die Tora hörten und erkannten, wie tief ihr Versagen war, sie auszuführen?

    Die Antwort liegt in dem Konzept der Gottesfurcht. Die Gottesfurcht stachelt uns zum Gehorsam an, Gott und seine Tora an die erste Stelle in unserem Leben zu setzen. Sie öffnet uns die Augen für unsere eigenen Unzulänglichkeiten und tatsächlich für unsere Schwäche und Unzulänglichkeit vor Gott. Aber wir sollten uns das nicht als eine kauernde, unterwürfige Reaktion vorstellen. Die Furcht vor Gott lähmt uns nicht. Nein, David sagt: „Die Furcht des Herrn ist rein“ (Psalm 19,10); sie befreit uns von allen anderen Ängsten. Es ist bezeichnend, dass das Hak’hel, das Israel die Furcht vor Gott einflößen sollte, im Jahr der Befreiung stattfand.

    Der Messias lehrte die gleiche Wahrheit über die Furcht des Herrn:
    Darum fürchtet euch nicht vor ihnen [euren Verfolgern]…. Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, aber die Seele nicht töten können. Sondern fürchtet euch vor dem, der Seele und Leib in der Gehenna verderben kann. Werden nicht zwei Sperlinge um ein Kupferstück verkauft? Und nicht einer von ihnen fällt zu Boden ohne den Willen eures Vaters…. Fürchtet euch also nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. (Matt. 10:26-31, NKJV)

    Die Furcht vor Gott befreit uns von allen anderen Ängsten. Wenn wir während der Tage der Ehrfurcht wirklich in Ehrfurcht vor Gott sind, werden wir von nichts anderem ehrfürchtig sein – nicht einmal von unseren eigenen Sünden. Die Führer sagten dem Volk, es solle sich freuen, weil dies kein Tag sei, an dem sie sich mit ihren Unzulänglichkeiten beschäftigen sollten, sondern mit Gott. „Dieser Tag ist dem Herrn, eurem Gott, heilig.“ Die Furcht vor Gott bewegte sie dazu, sich allein auf seine Heiligkeit und Vergebung zu verlassen.

    Während des Taschlich-Gottesdienstes an Rosch HaSchanah, wenn wir symbolisch unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen, rezitieren wir Psalm 130:
    Wenn du, Herr, Ungerechtigkeiten markieren solltest,
    Oh Herr, wer könnte das aushalten?
    Aber bei Ihnen gibt es Vergebung,
    Damit Sie gefürchtet werden.

    Wir Modernen fühlen uns oft unwohl mit dem Konzept der Gottesfurcht. Wir würden uns lieber eine völlig akzeptierende Gottheit vorstellen, die keine negativen Emotionen in uns auslöst. Aber eine solche Gottheit wäre ein von Menschen gemachter Gott, ein Götze. Die Furcht vor Gott befreit uns von solchem Götzendienst.

    Der Gott Israels ist ein heiliger Gott, der seinen eigenen Standard der Heiligkeit auf diejenigen anwendet, die ihn anbeten wollen. Die Furcht vor Gott befreit uns von der Illusion, dass wir Gottes Standard aus eigener Kraft erreichen können. Wenn wir uns Gott und seiner Tora mit der richtigen Furcht nähern, finden wir die Befreiung und Vergebung, die uns von der Furcht befreien. Wenn wir die Tage der Ehrfurcht begehen, mögen wir wie das Volk zur Zeit Esras sein, das zuerst „weinte, als es die Worte der Tora hörte“, und dann „sich sehr freute, weil es die Worte verstand, die ihm verkündet wurden.“ (Neh. 8:9, 12

    Russell Resnik – Tore zur Tora

    Kannst du dir vorstellen – etwa 20 Stunden die Vorlesung der 5 Bücher Mose zu lauschen – und es geht mal nicht um „was du tun musst“ oder „was wir tun können“ – sondern es dreht sich alles um Jehovah? SEINE Geschichte mit den Menschen! Heute drehen wir uns ständig um Auslegungen, was der und der Vers für mich bedeutet, was ich tun muss, wie ich Nutzen ziehen kann – aber hier ging es darum IHN kennenzulernen! IHN zu fürchten! Eine persönliche Beziehung zu IHM aufzubauen! Uns ein Beispiel zu nehmen, an der Hauptperson, und den Freunden, von denen die ersten Bücher der Bibel sprechen: da sind Abel, Henoch, Noah, Abraham, Joseph, Mose, Josua – – und sie alle hatten sich durch eine Beziehung zu Jehovah ausgezeichnet, nicht das sie „Mitglied in einer Kirche/Gemeinde oder Klub“ waren! Deshalb sooooo wichtig: lies die Bibel im Zusammenhang – so richtig als Buch (und nicht Verse aus dem Zusammenhang gerissen – und nicht durch einen „Erklärbär“).

    Weil der HERR Israel auf ewig liebt

    Glückselig sind deine Leute, glückselig diese deine Knechte, die beständig vor dir stehen, die deine Weisheit hören! Gepriesen sei Jehova, dein Gott, der Gefallen an dir gehabt hat, dich auf den Thron Israels zu setzen! Weil Jehova Israel ewiglich liebt, hat er dich zum König eingesetzt, um Recht und Gerechtigkeit zu üben.
    Elberfelder 1871 – 1.Könige 10,8–9

    Heil deinen Leuten! Heil diesen deinen Dienern, die vor dir stehen alle Zeit, die deine Weisheit hören! Gepriesen sei der Ewige, dein Gott, der an dir Gefallen hat, dich auf den Thron Jisraels zu setzen; in ewiger Liebe zu Jisrael hat der Ewige dich zum König eingesetzt, um Recht und Gerechtigkeit zu üben.
    Die Philippson-Bibel – 1.Könige 10:8–9

    Glücklich sind deine Männer; glücklich sind diese deine Diener, die beständig vor dir stehen, die deine Weisheit hören! Möge Jehova, dein Gott, gesegnet werden, der an dir Gefallen gefunden hat, so daß er dich auf den Thron Israels gesetzt hat; denn Jehova hat Israel auf unabsehbare Zeit geliebt, so daß er dich zum König eingesetzt hat, damit [du] Recht und Gerechtigkeit übst.“
    neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Könige 10:8–9

    Obwohl sie ursprünglich skeptisch war, erkannte die Königin an, daß Salomos Weisheit und Wohlstand so groß waren, wie man ihr gesagt hatte. Obwohl sie wahrscheinlich eine Heidin war, wollte sie dem Herrn Glauben schenken, daß er Israel einen weisen König gegeben hatte, an dem er seine Freude hatte.

    Walvoord Bibelkommentar

    Das Glück, das die Königin den Dienern und anderen Männern zuschrieb, war auf ihre Beziehung zu Salomo zurückzuführen. Und dieses Glück wurde durch Weisheit ermöglicht.
    Die Königin war eine heidnische Herrscherin und kannte den Herrn vor ihrem Besuch bei Salomo nicht. Die Schlussfolgerung ist daher, dass er mit ihr über den Gott Israels gesprochen und ihm alle bisherigen Wohltaten zugeschrieben hatte.

    E.M. Zerr – 1.Könige

    Glücklich preist die Königin die Menschen, die in Salomos Umgebung leben und arbeiten. Das hebr. Wort ’aschrej ist im Gegensatz zu »gesegnet« (hebr. baruk, V. 9) nur im Blick auf Menschen verwendet. Am häufigsten begegnet uns das Wort in den Psalmen und in den Sprüchen, vereinzelt auch an anderen Stellen. Jesus hat das Wort öfters verwendet, besonders in den Seligpreisungen; auch in der Offenbarung kommt es gehäuft vor. Der Grund für den Glückwunsch ist an fast allen Stellen die Beziehung zu Gott. Der Glückwunsch der Königin ist insofern eine Ausnahme, weil es nicht um den Glauben, sondern um die Nähe zu Salomo geht.
    Glücklich preist sie »deine Männer«. Damit ist sehr wahrscheinlich der ganze Hofstaat gemeint, auch die Frauen können mit eingeschlossen sein. Sehr häufig wird mit »Männer« eine Gruppe um einen Führer oder König bezeichnet. In 1Mo 39,11.14 sind die »Männer des Hauses« das Hausgesinde. Mit »deine Diener, die immer vor dir stehen« nennt sie nochmals die führenden Beamten (V. 5), die in einer sehr engen Beziehung mit Salomo leben und arbeiten und somit auch »deine Weisheit hören«. Salomos Weisheit wird seit V. 4 zum vierten Mal genannt. Sie steht im Mittelpunkt dieses Berichtes.
    [9] Ein Lobpreis Jahwes durch einen ausländischen König ist auch von Hiram berichtet (5,21). Israels Glaube an Jahwe muss über die Landesgrenzen hinaus bekannt gewesen sein. Außerdem ist davon auszugehen, dass dieser Glaube auch Inhalt des Gesprächs zwischen Salomo und der Königin war.
    In zwei Aussagen nennt die Königin jeweils zuerst die Haltung Gottes: zunächst gegenüber Salomo (»der an dir Wohlgefallen hat«), dann gegenüber Israel (»weil Jahwe Israel für immer liebt«), darauf wird die praktische und sichtbare Konsequenz ausgeführt: Gott setzte Salomo auf Israels Thron und setzte ihn zum König. Häufig ist betont, dass es Jahwe war, der Salomo auf Israels Thron setzted. Aus diesem Grund kommt dem König aber auch eine besondere Aufgabe zu: Er soll Recht und Gerechtigkeit üben. Gerade weil er von Gott eingesetzt ist, hat er sein Amt in Verantwortung vor Gott zum Wohl des Volkes, das Jahwe liebte wahrzunehmen (vgl. 6,12). »Recht und Gerechtigkeit üben« fasste schon Davids Regierungsarbeit zusammenf. In Ps 72,2 werden »Recht und Gerechtigkeit« für den König erbeten und nach Jes 9,6; Jer 23,5; 33,15 sind »Recht und Gerechtigkeit« Kennzeichen des künftigen Messias und seines Friedensreiches.

    Wuppertaler Studienbibel

    Salomo mag gedacht haben, dass er einen politischen Fortschritt machte, indem er Israel in die Familie der Nationen aufnahm, aber die Folge war in Wirklichkeit ein geistlicher Rückschritt. Salomo schloss auch lukrative Handelsverträge mit anderen Nationen ab (10:1-15, 22), und die Nation blühte auf; aber der Preis, den er dafür zahlte, war zu hoch.
    Das Königreich Israel konnte nur gedeihen, wenn es Gott vertraute und die Bedingungen seines Bundes befolgte. Wenn sie dem Herrn treu waren, versprach er, ihnen alles zu geben, was sie brauchten, sie vor ihren Feinden zu schützen und ihre Arbeit zu segnen. Doch von Beginn der jüdischen Monarchie an machten die Führer Israels deutlich, dass sie „wie die anderen Völker“ sein wollten (1 Sam. 8), und Salomo führte sie diesem Ziel näher. Letztendlich heiratete Salomo viele heidnische Frauen und begann, ihre falschen Götter anzubeten, und der Herr musste ihn züchtigen.

    Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

    Der Bericht über ihren Besuch gibt uns die Möglichkeit, einen Einblick in das Leben im Palast zu bekommen. Die Königin bestaunte nicht nur Salomos Palast, sondern war auch beeindruckt von den Mahlzeiten (4:7, 22-23), der Kleidung und dem Benehmen der Diener, der Sitzordnung der Bediensteten und Gäste und dem unglaublichen Reichtum, der auf und um die Tische herum zur Schau gestellt wurde. Sie begleitete Salomo auf seinem privaten Weg zum Tempel, wo sie ihm bei der Anbetung zusah. (Siehe 10:5 und 2. Chron. 9:4, NIV Rand.) Die Weisheit von Salomos Worten und der Reichtum von Salomos Königreich waren einfach zu viel für sie, und sie war selbst keine arme Frau! Sie brachte Salomo teure Geschenke, darunter eine Fülle von Gewürzen und 120 Talente Gold (viereinhalb Tonnen). Salomo revanchierte sich, indem er ihr von seinem königlichen Vermögen alles gab, was sie verlangte.

    Die Königin konnte sich nicht beherrschen. Sie verkündete öffentlich, dass Salomo und seine Diener die glücklichsten Menschen auf Erden sein müssten, obwohl es Salomo war, der später das Buch Prediger schrieb und erklärte: „Eitelkeit der Eitelkeiten, alles ist eitel!“ Wir fragen uns, ob sich Salomos Beamte und Diener nicht allmählich an all den Prunk und die Umstände des Hoflebens gewöhnten, vor allem an die pompöse Zurschaustellung von Reichtum. Schon Salomo schrieb: „Besser ist ein wenig mit der Furcht des Herrn, als ein großer Schatz mit Mühe. Besser ist ein Krautessen, wo die Liebe ist, als ein gemästetes Kalb, wo der Hass ist“ (Spr 15:16-17, NKJV). Salomos weise Worte mögen die Tischgäste begeistert haben, aber die Beamten und Diener hatten sie schon einmal gehört. Eine der Gefahren, wenn wir in einer solchen Situation leben, besteht darin, dass wir anfangen, Dinge als selbstverständlich anzusehen, und sie bald gar nicht mehr zu schätzen wissen. Das kann sowohl für geistige Schätze als auch für materiellen Reichtum gelten.

    Als die Königin sagte: „Gesegnet sei der Herr, dein Gott“, bekräftigte sie damit nicht ihren persönlichen Glauben an Jehova. Damals glaubten die Menschen an „territoriale Gottheiten“. Jede Nation hatte ihren eigenen Gott oder ihre eigenen Götter (1. Könige 20:28), und wenn man sein Land verließ, ließ man seine Götter zurück (1. Sam. 26:19). Als sie nach Hause zurückkehrte, betete die Königin die Götter ihres eigenen Landes an, obwohl sie die Herrlichkeit des Gottes Israels gesehen und seine Weisheit gehört hatte. Jesus lobte die Königin von Saba nicht für ihren Glauben, sondern für die Tatsache, dass sie sich die Mühe machte, 1.500 Meilen zu reisen, um die Weisheit Salomos zu hören, während der Sohn Gottes, der „größer als Salomo“ war, mitten unter dem jüdischen Volk weilte (Mt 12,39-42). Die Tragödie einer verpassten Gelegenheit!

    Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

    Die Königin von Saba ist erstaunt und ruft aus, wie glücklich (8) Salomos Volk und seine Beamten sein müssen. In diesem Kapitel wird jedoch nicht erwähnt, dass die Bevölkerung davon profitiert (anders als in 4,20-25). Der Reichtum, der Salomo zufällt, gehört ihm, nicht dem Volk. Es ist die Königin von Saba, eine Ausländerin, die eine breitere Perspektive hat, als sie von der ewigen Liebe des Herrn zu Israel spricht, die Salomo zum König gemacht hat, und hinzufügt, dass die wichtigste Aufgabe eines Königs darin besteht, für Recht und Gerechtigkeit zu sorgen (9; vgl. 3:9, 28). Zu Beginn seiner Regierungszeit wurde Salomos „Gerechtigkeit“ von „ganz Israel“ bewundert (3,28), aber was die Königin von Saba selbst gesehen hat, sind Antworten auf schwierige Fragen (1, vgl. 3) und die Zurschaustellung von königlichem Reichtum. In diesem Zusammenhang ist ihr Lob etwas, auf das Salomo reagieren muss!

    NIV Bible Speaks Today

    10:9 GOTT, die Liebe – Gottes Bund mit Israel ist auf seine ewige Liebe zu seinem Volk zurückzuführen. Diese Liebe zeigte sich sogar gegenüber einem fremden Herrscher, der andere Götter anbetete. Siehe Anmerkungen zu 8:23; Ex 3:7; 1Joh 4:7-21.
    10:9 AUSWAHL, VERANTWORTUNG – Die Königin von Saba wusste, dass Gott Israel aufgrund seiner ewigen, bedingungslosen Liebe erwählt hatte. Siehe Anmerkung zu Dtn 7:6-15. Sie erinnerte Salomo daran, dass seine Erwählung die Verantwortung mit sich bringt, gerecht und rechtschaffen zu regieren. Gott erteilt keinen Freibrief für Nachgiebigkeit, wenn er eine Person oder ein Volk zum Gegenstand der Erwählung macht. Die Erwählung durch Gott ist ein Aufruf zu Gehorsam und Verantwortung.

    CSB Jüngerstudienbibel

    Das WORT Aufnehmen

    Deshalb leget ab alle Unsauberkeit und alles Übermaß von Schlechtigkeit, und empfanget mit Sanftmut das eingepflanzte Wort, das eure Seelen zu erretten vermag.
    Elberfelder 1871 – Jakobus 1,21

    Legt also alles Gemeine und Schlechte ab und nehmt bereitwillig das Wort an, das Gott euch ins Herz gepflanzt hat. Es hat die Macht, euch zu retten.
    Gute Nachricht Bibel 2018 – Jakobus 1:21

    Deshalb legt alles ab, was euch beschmutzt, alles Böse, was noch bei euch vorhanden ist (- Od was euch beschmutzt, und auch noch den letzten Rest von Bösem -), und geht bereitwillig auf die Botschaft ein, die euch ins Herz gepflanzt wurde und die die Kraft hat, euch (- eure Seelen -) zu retten.
    Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 1,21

    Trennt euch deshalb von allem inneren Schmutz und von der Bosheit und nehmt ganz lernbereit das in euch eingepflanzte Gotteswort auf, denn es hat die Kraft, euch ganz von allem Bösen zu befreien.
    Das Buch – Jakobus 1:21

    Interessant – nicht Broschüren, nicht Traktate, nicht „hören von Predigten“ oder „schaut youtube“ – sondern das gebetsvolle Lesen und Studieren der Bibel soll nach diesem Vers „uns retten“!
    Und was machen wir Christen, wenn wir Menschen retten wollen? Geben wir diesen etwa Broschüren, Traktate und Filmchen – oder tatsächlich die Bibel in die Hand??
    Warum machen wir meist immer den Fehler, und geben eben nicht das vom heiligen Geist inspirierten Buch??

    weitere Verse aus Jakobus 1:
    5 5
    12
    17
    19-20
    22
    27


    Es ist daher nötig, alle Unsauberkeit (ryparian; das Wort steht nur an dieser einen Stelle im Neuen Testament; vgl. rypara, „unsauber“, in Jak 2,2) und alle Bosheit abzulegen und das Wort …, das in euch gepflanzt ist, anzunehmen. Die Wendung „in euch gepflanzt“ (emphyton; das Wort steht ebenfalls nur an dieser Stelle im Neuen Testament) bedeutet nicht „aufgepfropft“, sondern soviel wie angeboren, innerlich verschmolzen mit, verwurzelt im fruchtbaren Boden der Seele. Dieses Wort Gottes hat die Kraft, eure Seelen selig zu machen.

    Walvoord Bibelkommentar

    Die Formulierung „schnell zu hören“ (V. 19) erinnert uns daran, wie der Christ Gottes Wort hören und ihm gehorchen sollte, das Thema dieses Abschnitts. Jakobus verwendet in V. 21 eine Illustration aus der Landwirtschaft, wenn er von „Erstlingsfrüchten“ und „dem eingepflanzten Wort“ spricht. Möglicherweise bezieht sich Jakobus auf das Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9, 18-23), in dem das Herz mit dem Boden und das Wort mit dem Samen verglichen wird. Wenn Gläubige das Wort empfangen und in Prüfungen Kraft daraus schöpfen wollen, dann müssen sie das Unkraut ausreißen! „Überfluss an Bosheit“ kann mit „Wildwuchs der Schlechtigkeit“ übersetzt werden – Unkraut! Der Boden des Herzens muss für die Aufnahme des Wortes vorbereitet werden. Wenn wir uneingestandene Sünde in unserem Herzen haben und Bitterkeit gegen Gott wegen unserer Prüfungen, dann können wir das Wort nicht empfangen und dadurch gesegnet werden.

    Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

    Überraschend ist nicht zuletzt der Schluss von V. 21: „und nehmt das eingepflanzte Wort an, das eure Seelen retten kann“. Dieses „eingepflanzte Wort“, „das eure Seelen retten kann“, erinnert an I Petr 1,23 und 1,9 und muss wohl allgemein von der christlichen Botschaft verstanden werden. Ἔμφυτος ist wieder neutestamentliches Hapaxlegomenon. „Eingepflanzt“ wurde die Botschaft durch die Verkündigung. Aber weshalb muss die Botschaft dann noch „angenommen“ werden, wenn sie doch schon eingepflanzt ist? Jakobus will wohl sagen: Obwohl oder gerade weil das Wort schon Wurzel geschlagen hat, muss es immer wieder neu angeeignet werden durch die Bekräftigung unseres Willens und durch seine Befolgung in der Tat. Im Bild gesprochen: Was gepflanzt ist, muss gegossen und gepflegt werden (vgl. I Kor 3,6ff.). Die paulinische Abfolge von Indikativ und Imperativ findet sich der Sache nach also auch bei Jakobus. Außerdem ist klar, dass hier die menschliche Freiheit vorausgesetzt wird, das Wort entweder anzunehmen oder abzulehnen.
    Um den Schlusssatz von V. 21 im Zusammenhang zu verstehen: Die Überwindung des Zorns durch die Sanftmut setzt voraus, dass die Gemeindeglieder das Wort Gottes immer wieder neu bei sich wirken lassen.

    Gerhard Maier – Der Brief des Jakobus

    Diese Erwägung verflicht sich mit der Frage, wie das Wort rette. Wären griechische Einflüsse bei Jakobus sichtbar, so könnte die Vorstellung die sein: vor dem kommenden Richter legt der Glaubende das Bekenntnis zu seiner Herrschaft ab und wird deshalb freigesprochen. Dann würde das Wort dadurch retten, daß es gewußt und bekannt wird, wie sich in den Mysterien die Geweihten Worte einprägten, die sie aufsagen wollten, wenn die feindlichen Mächte des Jenseits sie bedrängen werden. Aber von dieser Fassung der rettenden Macht des Worts aus gibt es keinen Übergang zum Folgenden. Nach dieser Deutung macht das Wort keinen anderen Anspruch an den Menschen, als daß er es so wisse und sich so einpräge, daß er es in der gefahrvollen Stunde aufsagen kann. Allein das Wort, dem Jakobus die rettende Kraft zuschreibt, verlangt freilich den Hörer, aber nicht nur den Hörer, sondern denjenigen Hörer, der zum Täter wird. Das bedeutet: das Wort rettet nicht dadurch, daß es einst vor dem Richter bekannt wird, sondern dadurch, daß es jetzt das Eigentum des Menschen wird, jetzt ihn gläubig und dadurch auch gehorsam macht. Gegen Mat. 7, 22 entsteht bei Jakobus keine Spannung. Er hat dem nicht widersprochen, daß das Bekenntnis „Herr, Herr!“ die Rettung nicht verschaffe, wenn es nicht mit dem Gehorsam gegen den göttlichen Willen verbunden sei. Damit ist aber die rettende Kraft des Worts nicht mehr an den Umfang der Erkenntnis gebunden, die das Wort vermittelt, sondern davon abhängig gemacht, daß es den Menschen mit dem für ihn gültigen Willen Gottes einige. Es könnte damit ein Satz ausgesprochen sein, der am Schweigen des Jakobus über „die zum Heil notwendigen Artikel“ wesentlich mitbeteiligt war.

    Schlatter – Der Brief des Jakobus

    „Mit Sanftmut“ muß Gottes Wort nicht nur gehört, sondern auch weitergesagt werden. Sie meint die demütige Willigkeit für Gottes Wort, aber auch die Behutsamkeit und Unaufdringlichkeit mit Gottes Wort, dort, wo wir es andern bringen. Voran Jesus ist den Menschen so begegnet (Mt 11,29). Und auch Paulus mahnt: „Liebe Brüder, wo ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid“ (Gal 6,1). Im NT gilt nicht ohne weiteres die Gleichung, daß der Schärfste auch der Treueste und Geistlichste sei. Zwar ist es in den uns heute aufgetragenen theologischen Auseinandersetzungen nötig, aller Vernebelung und Relativierung der biblischen Botschaft entgegenzuwirken und auch aller Neigung zum Ausgleich auf Kosten der Wahrheit, unseres Herrn und des Menschen, der gerettet werden soll. Aber zugleich muß auch um den Irrenden mit der Liebe unseres Herrn geworben werden.
    „Das in euch eingepflanzte Wort“: Mit dem Wort kommt der Geist (Johannes 6,63;Apostelgeschichte 10,44). Und der Geist ist das neue Leben aus Gott (Hes 37,14), das in uns eingepflanzt wird wie die Edelreiser in die Äste eines Baumes. Sonst gleichen wir in unserer alten natürlichen Art, in unserem „Fleischeswesen“ (vgl. Rö 7,14;8,7;Gal 5,19.20) den „wilden“, „verwilderten“ Bäumen. Wenn wir dann weiter das Wort mit „Sanftmut“ annehmen, kommen die „veredelten Zweige“ auch zum gesunden Wachstum. Die wilden Schößlinge dagegen werden beseitigt (vgl. Gal 5,24). Und schließlich kommt es zum gesunden Fruchttragen. Der ganze Baum ist durch das Edelreis bestimmt, und „ein guter Baum bringt gute Früchte“ (Mt 7,17;Gal 5,22).
    „… das die Kraft hat, eure Seelen zu retten“: Böse Bäume, die nicht gute Frucht bringen, werden abgehauen (Mt 3,10;7,19;Lk 13,6-9). Wer das neue Leben nicht in sich trägt, wird einmal nicht angenommen (Johannes 3,3). Nur „gute Bäume“ bleiben erhalten und werden (endgültig) ins himmlische Wesen „versetzt“ (vgl. Eph 2,6), in das „Reich seines lieben Sohnes“ (vgl. Kol 1,13).

    F. Grünzweig – Wuppertaler Studienbibel

    Vers 21 stellt eine weitere Verpflichtung vor: das Wort aufnehmen. Hier stellt Jakobus das Wort Gottes als einen Samen dar. Deshalb – ein Bezug auf Vers 20 – ist es die Pflicht der Gläubigen, das Wort aufzunehmen. Das Konzept vom Aufnehmen des Wortes findet sich auch in Apostelgeschichte 17,11 und in 1 Thessalonicher 2,13. Für das Aufnehmen des Wortes gibt es sowohl eine negative als auch eine positive Bedingung.

    Im negativen Sinn muss man, um das Wort aufzunehmen, alle Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit ablegen. Das Wort für ablegen bedeutet, ein Kleidungsstück „auszuziehen“. In Apostelgeschichte 7,58 wird es im wörtlichen Sinne gebraucht, als die Männer ihre Kleider „ablegten“, um Stephanus zu steinigen. Im hier vorliegenden Vers wird das Wort bildlich gebraucht: Unsauberkeit und das Übermaß der Schlechtigkeit ablegen, als würde man ein Kleidungsstück ausziehen. Das Ablegen geht dem Aufnehmen voraus. Man muss alle Unsauberkeit ablegen – ein Wort, das nur hier und nirgendwo sonst gebraucht wird. Gemeint ist Dreck und Schmutz im wörtlichen Sinn. Bildlich bezieht sich der Begriff auf Lüste und böse Leidenschaften, moralische Unsauberkeit und Unreinheit; er bezieht sich auf alle moralisch verunreinigenden Dinge. Gläubige müssen auch geistliche Schlechtigkeit ablegen. Das griechische Wort bedeutet Schlechtigkeit im Sinne von Laster, im Gegensatz zu Tugend. Das Übermaß an Schlechtigkeit, Schlechtigkeit in Fülle, eine ganze Menge Schlechtigkeit muss fortgeschafft werden. Alles muss weg – jede kleinste Krume. Wenn Schlechtigkeit beherbergt wird, können die Gläubigen weder das Wort noch seine Verpflichtungen fürs Alltagsleben aufnehmen. Der Autor befasst sich hier nicht mit den Voraussetzungen zur Errettung, sondern mit den Voraussetzungen zum Empfangen des Wortes für die Jüngerschaft.

    Dann stellt uns Jakobus die positive Seite vor: nehmt das eingepflanzte Wort mit Sanftmut auf, das eure Seelen zu erretten vermag. Das Wort aufnehmen ist ein Imperativ, ein Muss. Es ist ein Aorist in einer Dringlichkeitsform. Gläubige müssen die Botschaft des Wortes mit einem Sinn der Dringlichkeit aufnehmen. Sie müssen es so aufnehmen, dass sie es willkommen heißen und sich zu Eigen machen, was es sagt. Der gleiche Begriff wird in Apostelgeschichte 17,11 für die Einwohner von Beröa gebraucht: Sie waren edel, weil sie die Botschaft des Paulus aufnahmen und die Schriften durchforschten, um Paulus’ Lehren zu prüfen. Die Aufnahme des Wortes in dieser Beröa-Haltung muss für Gläubige charakteristisch sein. Da Jakobus an Gläubige schreibt, ruft er sie nicht zur Rettung. Als Gläubige sind sie aufgerufen, das Wort dermaßen aufzunehmen, dass sie seinen Geboten gehorchen. Die Art der Aufnahme: mit Sanftmut. Im griechischen Text steht das Wort Sanftmut an betonter Stellung im Satz; es betont die innere Einstellung gegenüber dem Wort. Es sollte eine Einstellung der Sanftmut sein – eine Haltung der Demut, im Gegensatz zu Selbstdurchsetzung, im Gegensatz zum Zorn in den Versen 19-20. Die beste Definition dieser Sanftmut in Beziehung zum Wort Gottes ist vielleicht „ein belehrbarer Geist“. Gläubige haben sich zu unterwerfen und genau das zu tun, was das Wort ihnen aufträgt – und es genau so zu tun, wie das Wort es ihnen aufträgt, anstatt nach Kompromissen zu suchen und nach Möglichkeiten zu forschen, um seine Aussagen zu ändern. Der Ansporn zum Aufnehmen des eingepflanzten Wortes ist die Fähigkeit, Seelen zu retten. Jakobus bezieht sich auf das eingepflanzte Wort, weil das Wort im Augenblick des ersten Glaubens eingepflanzt wurde. Es wird bei der Wiedergeburt eingepflanzt und wird im Herzen verwurzelt. Was im Herzen gesichert worden ist, muss man wachsen lassen; denn dieses eingepflanzte Wort hat die Fähigkeit, eure Seelen zu erretten. Weil das eingepflanzte Wort eine andauernde Fähigkeit zur Rettung besitzt, müssen Gläubige es in ihrem Leben sein volles Werk tun lassen. Sie werden durch das eingepflanzte Wort gerettet, sobald sie glauben; und in diesem Moment werden sie wiedergeboren. Hier bezieht sich Jakobus auf eine zukünftige Rettung – die endzeitliche Rettung; die letzte und vollständige Errettung, die bei der Wiederkunft Jesu geschieht, bei der auch unser Leib gerettet wird. Jakobus greift zwei Mal darauf zurück: 4,12 und 5,20.

    Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief

    Diese Leute machen sowieso nur das, was ihnen gerade in den Kram passt

    Denn es ist ein widerspenstiges Volk, betrügerische Kinder, Kinder, die das Gesetz Jehovas nicht hören wollen; die zu den Sehern sprechen: Sehet nicht! und zu den Schauern: Schauet uns nicht das Richtige, saget uns Schmeicheleien, schauet uns Täuschungen!
    Elberfelder 1871 – Jesaja 30,9

    Diese Leute machen sowieso nur das, was ihnen gerade in den Kram passt. Sie tun so, als wären sie meine Kinder, aber diese Möchtegern-Kinder tun nicht das, was ich, Gott, ihnen gesagt habe. Zu den Prophetentypen, die von Gott hören, was alles abgeht, sagen sie: ‚Ihr sollt ab jetzt keine Ansagen mehr machen, die von Gott kommen. Und wenn doch, dann bitte nur Sachen, die wir auch hören wollen. Was uns nicht passt, ist verboten! Ihr dürft uns nur sagen, was uns auch gefällt, egal, ob das jetzt stimmt oder nicht!
    VolxBibel – Jesaja 30:9,10

    Denn ein widerspenstig Volk ist dies, verlogene Söhne, Söhne, die nicht hören wollen des Ewigen Weisung, die sprechen zu den Sehern: Sehet nicht! und zu den Schauenden: Schaut nicht die Wahrheit uns! Sprecht glatte Reden uns, schaut Täuschung!
    Die Philippson-Bibel – Jesaja 30,9–10

    Ja – nicht in allem wo „Jehovah“ drauf steht, ist „Jehovah drinne“.
    Noch nicht mal mit „Jesus“ stimmt es! Denn wenn ich mir die Youtouber oder Telegramm-Vortragsleute so anschaue – den meisten geht es nur darum „hohe Klickraten“ zu haben – denn irgendwie wollen sie auch zu Geld kommen. Was Jehovah, was Jesus sagt, ist diesen wohl relativ egal – hauptsache viele Leute „hören/lesen ihre Beiträge“. Gerade Vorgestern hat einer dieser „Pastoren“ gepostet, dass „sein Kanal“ mehr Abonnentenzahlen hat, als die CDU und die SPD …
    Aber ich denke bei diesen Versen auch an diejenigen, in deren Zeitschriften „früher“ jeder getaufte Anhänger schreiben konnte, und dann unter „Eingesandt“ diese Briefe tatsächlich gedruckt wurden – und heute – da gibt es ein kleines „Schreiberteam“, dass du als Leser nicht kritisieren darfst, denn „nur sie sind der einzige Kanal“ – also kein deut besser als in Jesaja beschrieben.

    Da wir Jesaja 30 in den letzten Wochen schon zwei Mal hatten : hier der link zu Vers 15,16 und zu Vers 18.

    Nun ein paar Kommentare:

    Die Israeliten wünschten die Wahrheit und die reine Religion nicht. Sie baten die Propheten und verleiteten sie, ihnen nur „Schmeicheleien“ zu sagen. Die schneidende Wahrheit war zu viel für ihren schuldbewußten, furchterfüllten Sinn. Sie wünschten die Zusicherung von ihren eigenen Propheten, daß diese Gerichte von Jehova nicht kämen. Sie baten, daß Jesaja davon abstehe, den Namen Jehovas auch nur zu nennen. Sie sagten: „Laßt uns mit dem Heiligen Israels in Ruhe!“ Sie verharrten in völligem Trotz gegen ihren Schöpfer. So verhärtet waren sie, daß sie die Hand, die ihnen Speise reichte, zu schlagen suchten. Sie wandten sich in ärgerlichem Haß gegen die Mutter, die sie hervorgebracht hatte. In welch schrecklicher Lage waren sie, indem sie wieder einmal so ungestüm zeigten, wie unsinnig und brutal die Menschen durch falsche Religion werden. Sie wollten den Namen Jehovas aus ihrem Gedächtnis verbannen. ‚Wir wollen ihn nicht‘, sagten sie. Aber der treue Prophet überlegte nicht einmal, ob er aufhören solle, im Namen Jehovas zu reden. Der treue Diener wird nie zögern, den Namen zu predigen und die Botschaft von Jehova kundzutun, und nie werden wahre Anbeter als schuldig befunden werden, den Namen Jehovas unter allgemeinen Titeln wie „Herr“ oder „Gott“ verborgen zu halten, um sein Wort für Menschen in verschiedenen Teilen der Welt annehmbarer zu machen. Jene, die ihn verbergen, schämen sich seiner und fürchten die Gerichte, die von ihm ausgehen.

    Wachtturm – 1.Mai 1954

    Prophet zu sein in Israel bedeutete, das Richtige zu sagen und doch nicht richtig gehört zu werden (Jes. 30,9–11). Prophet zu sein bedeutete, einsam zu sein und Geringschätzung und Schmach zu ertragen. Von seinen Zeitgenossen wurde der Prophet als Verrückter und heiße Luft gebrandmarkt. Von den modernen Menschen wird er als abnormal angesehen, als religiöser Fanatiker. Dabei wollte er doch nichts anderes als seine Zeitgenossen zur Umkehr zu Jahwe zu bewegen. Wenn er in der Gegenwart Gottes war, dann sprach er für sein Volk. Stand er in der Gegenwart des Volkes, dann sprach er für seinen Gott. Doch die Menschen machten sich über ihn lustig!

    Edition C Bibelkommentar Altes Testament

    Es war schon schlimm genug, dass Juda gegen Gott rebellierte, indem es Ägypten statt Jehova vertraute und sich auf Geld statt auf Gottes Macht verließ, aber es ging sogar so weit, dass sie das Wort Gottes völlig ablehnten (V. 8-11). Gott befahl Jesaja, ein Schild anzufertigen, auf dem stand: „Dies ist ein rebellisches Volk, verlogene Kinder, Kinder, die das Gesetz des Herrn nicht hören wollen“ (V. 9). Er trug dieses Zeichen bei sich, als er in Jerusalem umherging, und zweifellos lachten die meisten Menschen über ihn. Die Führer wollten Gottes Wahrheit nicht hören; sie wollten „angenehme Worte“ von den falschen Propheten, Predigten, die ihren bequemen Lebensstil nicht stören würden. Ist die Situation heute viel anders? (Siehe Jer. 6:14; 8:11; und 1. Könige 22:1-28.)

    Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jesaja

    Die Menschen jedoch wollen nicht auf Gottes Anweisungen durch Jesaja hören. Daher gibt Gott ihm den Auftrag, seine Botschaft niederzuschreiben , so daß niemand behaupten kann, sie nicht gehört zu haben. In der Zukunft wird die Schriftrolle , auf der die Botschaft geschrieben ist, gegen sie zeugen. Sie sind wie ungehorsame Kinder (vgl. V. 1 ), nicht bereit, auf den Herrn zu hören und seine Botschaft von seinen Propheten anzunehmen. Sie möchten nicht mit der Wahrheit von Gott, dem Heiligen Israels (vgl. V. 12 und die Anmerkungen zu Jes 1,4 ), konfrontiert werden.

    Walvoord Bibelkommentar

    Haben wir eine schreckliche Einleitung. Der Prophet muss sie aufschreiben (Vers 8). Er muss es sorgfältig aufschreiben, nicht auf lose Blätter, die verloren gehen oder zerrissen werden können, sondern „in ein Buch“, damit es für die Nachfahren bewahrt wird, in perpetuam rei memoriam – als ein ständiges Zeugnis gegen dieses böse Geschlecht. Es soll nicht nur die nächsten folgenden Jahre bleiben, sondern für alle Zeit, solange die Welt besteht. Und so soll es bis zum Ende der Zeit weiter bleiben und gelesen werden, wofür bei der Schrift kein Zweifel besteht.
    1.1 Zu der Schande der Menschen in der gegenwärtigen Zeit, die nicht auf das Wort hören und darauf achten wollten, als es gesagt wurde. Es soll aufgeschrieben werden, damit es nicht verloren geht. Ihre Kinder können davon profitieren, wenn sie es auch nicht achten.
    1.2 Um Gott in den Gerichten zu rechtfertigen, die er über sie bringen wollte. Die Menschen werden versucht sein zu denken, dass er zu hart und überstreng zu ihnen ist, wenn sie nicht wissen, wie absolut schlecht sie waren, wie äußerst provozierend und welche guten Mittel Gott bei ihnen versucht hat, ehe er es so extrem werden ließ.
    1.3 Als Warnung an andere, nicht so zu handeln wie sie, damit es ihnen nicht so ergeht wie ihnen. Es soll eine Mahnung für diejenigen sein, die an den entferntesten Orten und in den entferntesten Zeiten leben, eben solche, „auf die das Ende der Weltzeiten gekommen ist“ (1.Kor 10,11). Es kann geistlichen Dienern nützen, wenn sie nicht nur verkündigen, sondern auch schreiben, denn das Geschriebene bleibt.

    Werden die gottlosen und bösen Juden als „widerspenstiges Volk“ charakterisiert (Vers 9). Sie lehnen sich gegen ihre eigenen Überzeugungen und ihren Bund auf: „Sie sind ‚lügenhafte Söhne‘ (Vers 9), sie werden nicht zu dem stehen, was sie sagen.“ Sie lehnen sich auch gegen Gottes Autorität auf. „Sie sind ‚Söhne, die das Gesetz des HERRN nicht hören‘ (Vers 9) oder ihm keinerlei Beachtung schenken wollen.“

    Wird eine sehr schwere Anklage gegen sie erhoben und ein sehr schlimmes Urteil über sie gefällt.
    3.1 Sie verbieten den Propheten, dass sie zu ihnen im Namen Gottes sprechen.
    Ihre Sünde wird beschrieben. Sie sagen tatsächlich zu den Sehern: „Ihr sollt nicht sehen!“ Die Propheten sagen ihnen ihre Fehler und warnen sie vor der Gefahr durch ihre Sünde, und sie können es nicht ertragen. Die Propheten sollen ihnen „angenehme Dinge“ sagen. Egal wie richtig und wahr ein Wort ist, wenn es ihnen nicht angenehm ist, dann wollen sie es nicht hören. Wer getäuscht werden will, verdient es, getäuscht zu werden. Die Propheten halten sie in ihren sündigen Plänen auf, stehen ihnen im Weg wie der Engel im Weg Bileams (4.Mose 22,22–33), mit dem Schwert von Gottes Zorn in ihrer Hand. Als sie weiter verdreht dem Weg ihres Herzens folgen, sagen sie zu den Propheten: „Verlasst den Weg, biegt ab von dem Pfad“ (Vers 11). Die Propheten erzählen ihnen ständig von dem Heiligen Israels und wie schwer er Sünder richten wird, und sie konnten es nicht ertragen, das zu hören. Wenn die Propheten zu ihnen sprechen müssen, dann wollen sie es zu einem Teil der Abmachung machen, dass sie Gott nicht den „Heiligen Israels“ nennen (Vers 11), denn Gottes Heiligkeit ist der Aspekt seines Wesens, den Übeltäter am meisten fürchten.

    Der Neue Matthew Henry Kommentar

    [9] »Die Niederschrift ist darum nötig, weil Israel nicht hören will, es ist ein ›widerspenstiges Volk‹« (Wildberger). Dieses niedergeschriebene Prophetenwort dokumentiert dann auch die Verstockung (6, 9ff) – aber zugleich hält es das Reden Gottes fest, damit es wegen der Verblendung Israels/Judas nicht verloren geht. Widerspenstig und lügenhafte Söhne sind sie, weil sie die Wahrheit verweigern, die ihnen von den von Gott legitimierten Boten zukommen könnte (V. 10f) – Lüge ist aktive Verweigerung der Wahrheit!
    [10/11] Weil sie nicht hören wollen, können sie schließlich auch nicht mehr hören – diesen Grundsatz biblischen Denkens erkennen wir hinter den Vorgängen. Von den Sehern und Schauern kommt immer eine eindeutige Weisung. Jesaja sieht sich zusammen mit dem Heer der am Tempel amtierenden Priester und Propheten, denen er zwar auch herbe Kritik entgegenbringt, deren göttliche Legitimiertheit er aber nie grundsätzlich in Frage stellt. Zu beachten ist, daß hier – gleiches gilt für Jesaja selbst, vgl. schon 1, 1, wo von einer »Schau« die Rede ist – das Wort des von Gott autorisierten Sprechers mit der Art und Weise des Offenbarungsempfanges beschrieben ist: Gottes Wort nimmt der dazu Ausersehene »ganzheitlich« wahr, es entsteht in ihm ein »Bild«, sozusagen eine Perspektive, die Inneres und Äußeres gleichermaßen umfaßt. Obwohl nun der Seher Richtiges empfängt, mutet die Frechheit der Leute ihnen zu – worauf sie dann schließlich eingegangen sind, wie Kap. 28 erweist –, daß er das, was er empfing, eigenmächtig umgestalten möge, darum ruft es in Jerusalem unaufhörlich: Seht nicht … schaut uns nicht Wahres! Das, was von Gott kommt, ist niemals das dem menschlichen Fleisch Glatte und Angenehme, das nur noch das Vorhandene zu bestätigen hätte. Die Unheimlichkeit der Verblendung liegt darin, daß der Verblendete über die Wahrheit des ihm Gesagten durchaus im Bilde ist und Bescheid weiß, es aber gerade darum von sich weist. Hört uns auf mit dem Heiligen Israels: genau das hat Jesaja immer gesagt. Gottes Heiligkeit, wie sie sich in seinem Geschichtsplan kundgibt, daß er richtet, um gnädig sein zu können, wird nicht gewollt. Man möchte einen Gott haben, der das Übliche nicht stört!

    Wuppertaler Studienbibel

    Verse 9, 10. An dieser Stelle werden sie ermahnt, nach innen zu schauen, nicht mehr nach außen. Die grundlegende Schwierigkeit ist nicht etwas Äußerliches, sondern liegt in ihren eigenen Herzen: Sie sind „ein rebellisches Volk, lügnerische Kinder, Kinder, die die Weisung [oder das Gesetz] des Herrn nicht hören wollen.“ Das ist ein Hinweis darauf, dass die Aufsässigkeit, die das Volk auf seinem Marsch durch die Wüste in mosaischen Tagen kennzeichnete, immer noch ihr Erkennungszeichen ist. Gott mag sprechen, sie wollen nicht belehrt werden. In der Tat haben sie ihren Sehern entweder in ihrer Haltung oder in ihren Worten gesagt: „Seht nicht!“ Sie haben versucht, ihre Propheten zum Schweigen zu bringen. Und wenn die Wahrheit manchmal unverblümt ausgesprochen wird, ist es ihnen egal, ob sie richtig ist oder nicht. Was sie wollen, sind Worte, die „sanft“ sind, schmeichelhaft, angenehm zu hören. Sie halten lieber an einer „Illusion“ fest, als die Wahrheit zu hören. Man fragt sich, wie weit sich Menschen von der Wahrheit entfernen können. Es sollte natürlich auch angemerkt werden, dass niemand so verzweifelt gewesen sein kann, dass er diese Forderungen an die Propheten gestellt hätte. Aber genau darauf lief die Haltung Israels zumindest hinaus.

     H. C. Leupold Commentary

    In 30,9-11 warnt Gott den Propheten, dass seine Zuhörer „starrsinnig“ sind (vgl. 30,1). Sie sind widerspenstig, weil sie „rebellieren“ (mĕrî; vgl. 1,19-20), indem sie sich weigern, zuzuhören (vgl. Hesek 3,7); sie entscheiden sich absichtlich dafür, den Anweisungen Gottes in der vergangenen Offenbarung (in der mĕrî und aus dem Mund des Propheten) nicht zu folgen. Diese Haltung der Rebellion kennzeichnete das Volk während der Wüstenwanderung (Num 17,2-5; 27,14; der rebellische Sohn in Dtn 21,18-20) bis zur Zeit Jesajas und darüber hinaus (Hesek 3). Sie praktizierten auch „Betrug, Untreue“ (keḥāšîm), was bedeutet, dass sie in ihrer Beziehung zu Gott unaufrichtig und inkonsequent waren (vgl. 29:12; 59:13).
    Um diesen Vorwurf zu rechtfertigen, zitiert der Prophet, was seine Zuhörer denken, auch wenn sie wahrscheinlich nie so kühn wären, dies tatsächlich zu sagen (30:10-11, wie in 29:15). Sie lehnen es ab, ja verbieten sogar, dass diejenigen, die Gottes Willen über das, was richtig und falsch ist, verkünden, ihre Visionen verkünden. Stattdessen wollen sie „angenehme Dinge“ und „Illusionen“ hören, auch wenn sie vielleicht nicht wahr sind. Es liegt eine gewisse Ironie in der Charakterisierung ihrer Wünsche durch den Propheten, aber es läuft darauf hinaus, dass diese Menschen in Wirklichkeit verlangen, durch falsche Zusicherungen getäuscht zu werden. Dieser Wunsch, optimistisch zu glauben, dass die Liebe und Gnade Gottes am Ende irgendwie alles zum Guten wenden wird, ist auch heute noch eine falsche Hoffnung, auf die sich viele Kirchenbesucher verlassen, obwohl ihr täglicher Lebenswandel zeigt, dass sie wenig Interesse haben, den Anweisungen in Gottes Wort zu folgen. Auch wenn positive Botschaften der Hoffnung viel ermutigender und angenehmer zu hören sind, sollte die Wahrheit immer höher bewertet werden als eine trügerische Lüge, die einen in den Schlaf wiegt. Diese Menschen haben Gottes „Weg“ (Derek) abgelehnt und wollen nicht, dass die wahren Propheten über den „Heiligen Israels“ (30,11) sprechen. Der heilige Gott verlangt rechtschaffenes Verhalten, ein heiliges Leben, Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen und Vertrauen in seine Befreiung, aber Jesajas Zuhörer wollten einfach nicht an diese Dinge erinnert werden. In vielerlei Hinsicht sind die Dinge nicht viel besser als zur Zeit Jesajas. Die Menschen wollen immer noch ihren eigenen Plänen folgen, nicht den Plänen Gottes.

    New American Commentary

    In Vers 8 wurde Jesaja befohlen, die Prophezeiung auf eine Schriftrolle zu schreiben, die als ewige Erinnerung an die Torheit dieses Bündnisses dienen sollte: Geh hin, schreibe es vor ihnen auf eine Tafel und schreibe es in ein Buch, damit es für die kommende Zeit für immer und ewig sei. Die Prüfung eines Propheten besteht darin, die nahen Dinge vorherzusagen, die sich buchstabengetreu erfüllen können, und dann kann man sich auf seine Vorhersagen verlassen, die weit über seine eigene Lebenszeit hinausgehen. Jesajas Prophezeiung über das Bündnis zwischen Juda und Ägypten wurde in den Kapiteln 36-37 erfüllt. Die Schriftrolle sollte als ewiger Zeuge dienen, der Jesajas Prophezeiung beglaubigte, besonders nachdem sie sich erfüllt hatte.

    Der Grund, warum diese Wahrheit eingeschrieben werden muss, wird in Vers 9 genannt: Denn es ist ein rebellisches Volk, lügnerische Kinder, Kinder, die das Gesetz Jehovas nicht hören wollen. Die Israeliten befanden sich in einem Zustand der Sünde. Sie waren Gottes Volk, aber rebellisch. Sie waren seine Söhne, aber sie waren Lügner und nicht bereit, auf das Gesetz JHWHs, das mosaische Gesetz, zu hören.

    Die Verse 10-11 beschreiben Israels einzigartiges Verlangen nach falschen Propheten:
    10 die zu den Sehern sagen: „Seht nicht!“, und zu den Propheten: „Weissagt uns nicht Rechtes, redet uns Glattes, prophezeit Trug, 11 geht aus dem Weg, weicht vom Pfad ab, lasst den Heiligen Israels vor uns verstummen.

    Das Volk verlangte, von den falschen Propheten mit Lügen belogen zu werden. Sie verlangten nicht, dass die falschen Propheten aufhörten zu prophezeien, sondern dass sie die Botschaft änderten, weil sie immer noch in ihrer falschen Religiosität aus Kapitel 1 weitermachen wollten. Sie wollten also, dass die falschen Propheten vom Weg, d.h. von der Lehre des mosaischen Gesetzes, abkamen. Indem sie die Richtung der prophetischen Botschaft änderten, würden die falschen Propheten das Volk von dem Heiligen Israels befreien, denn indem sie versuchten, Gottes wirkliche Botschaft zu vermeiden, bewirkten sie, dass der Heilige Israels nicht mehr in ihrem Bewusstsein war.

    Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

      „Sei mutig und starken Herzens, ja hoffe auf Jehova !“

      Harre auf Jehova! sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf Jehova!
      Elberfelder 1871 – Psalm 27,14

      Hoffe auf Jehova, sey festen und starken Herzens! ja, hoffe auf Jehova!
      van Ess 1858 – Psalm 27:14

      Vertrau auf den HERRN,
      sei stark und fasse Mut,
      vertrau auf den HERRN!
      Gute Nachricht Bibel 2018 – Psalm 27,14

      Kannst du dich noch erinnern? War 1962 der „Jahrestext“
      damals hieß es:

      MUTIG sein — in unserer Zeit? Wieso denn? Welchen Grund haben wir, mutig zu sein? Die Welt geht der schlimmsten Katastrophe entgegen, die sie je erlebte, und wenn die Politiker, die Militärsachverständigen, die Großindustriellen, die Gewerkschaftsführer und die Geistlichen nichts dagegen tun können, was sollten wir dagegen tun können? Wir müssen sie einfach kommen lassen, ob wir sie überleben oder nicht. Warum sich heute schon darüber Sorgen machen? Nehmen wir jeden Tag, wie er kommt! Es gibt für die Menschheit in dieser entzweiten und beiderseitig mit Kernwaffen gerüsteten Welt sowieso keinen Ausweg, darum halten wir uns lieber an das jahrhundertealte Sprichwort: „Laßt uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot.“ Was bleibt uns anderes übrig?
      So denken heute viele. Die Welt kann ihnen in ihrer trostlosen Lage nichts bieten, was sie zu einer Gesinnungsänderung bewegen könnte. Vom weltlichen Standpunkt aus besteht für die Menschen kein Grund, mutig in die Zukunft zu blicken. Die Welt erweckt in ihnen bewußt falsche Hoffnungen. Ihre vielen Götter und Götzen bringen keine Hilfe, erhören keine Gebete, können keine Probleme lösen und erweisen sich als nichtige Götter. Darum nimmt auch der Atheismus immer mehr überhand und wird der Einfluß der traditionellen Religion immer geringer.
      Wer kann denn da so zuversichtlich sagen: „Sei mutig“? Der allein wahre und lebendige Gott. Er ließ seine muteinflößende Botschaft niederschreiben und erhielt sie uns in einem unvergänglichen Buch, das heute in Hunderten von Millionen Exemplaren vorhanden ist — in der Heiligen Schrift. In diesem Buch zeigt uns der Allmächtige, der Gott des ganzen Universums, warum wir allen Grund haben, mutig zu sein. Es ist ein Buch, das uns die Hoffnung einflößt, die wir in der heutigen Zeit gerade benötigen. Mut erweckt Freude, eine Freude des Herzens, die uns selbst der Gedanke an die Katastrophe von Harmagedon nicht rauben oder dämpfen kann.
      Die Welt wird dieser kommenden Katastrophe allerdings nicht gewachsen sein, aber wir können uns freuen in der Gewißheit, daß Gott, der Allmächtige, ihr gewachsen sein wird. Sie wird für ihn kein Problem sein. Er sieht ihr mutig entgegen. Er wird in diesem universellen Krieg der Hauptkämpfer sein und den Sieg davontragen, obwohl es sich dabei um eine Auseinandersetzung handelt zwischen ihm und allen himmlischen und irdischen Streitkräften, die gegen ihn in den Kampf ziehen. Es wird für ihn ein großer Tag sein.

      Wachtturm 1.Februar 1962

      Nun sind 62 Jahre vergangen – und wir schauen uns den Vers aus einer anderen Sicht an:

      Beim Lesen der Psalmen begegnen wir öfter dem Ausdruck: «auf den HERRN harren». Man kann diese Worte, die wir heute kaum noch benutzen, auch mit «Vertrauen» übersetzen. Es geht also darum, dem Herrn unser ganzes Vertrauen zu schenken, weil Er uns nie im Stich lässt.
      Psalm 27 schliesst mit den Worten: «Harre auf den HERRN! Sei stark, und dein Herz fasse Mut, und harre auf den HERRN!» (V. 14).
      Diesen Psalm hat David in einer schwierigen Zeit geschrieben. Um ihn her waren die Feinde, die nach seinem Leben trachteten. Er musste jeden Augenblick damit rechnen, in die Hände seiner Hasser zu fallen. Dennoch beginnt er den Psalm nicht mit einem Angstschrei, nicht mit dem Ruf nach Hilfe, auch nicht mit Gedanken der Rache und der Vergeltung. Vielmehr bekennt er vertrauensvoll: «Der HERR ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Stärke, vor wem sollte ich erschrecken?» David hatte uneingeschränktes Vertrauen in seinen Gott, der ihn noch nie enttäuscht hatte.
      Er schreibt fast den ganzen Psalm in der «Ich-Form». Er spricht von seinen persönlich gemachten Erfahrungen. In den Versen 7-12 betet er persönlich zu Gott. Doch am Ende des Psalms wechselt der Stil plötzlich. Da spricht David nicht mehr von sich, sondern fordert andere auf, das ganze Vertrauen auf den HERRN zu setzen, stark zu sein und Mut zu fassen.
      Diese Aufforderung des Psalmisten spricht uns alle an. Sie zielt direkt in unser Leben hinein. Zweimal sagt er: «Harre auf den HERRN!» Da drängt sich die Frage auf: Wem schenken wir eigentlich unser Vertrauen? Stützen wir uns auf eigenes Können und Geschick? Vertrauen wir auf unsere Erfahrung oder auf Menschen? Oder lehnen wir uns vertrauensvoll wie David auf unseren Herrn, der uns liebt, uns bewacht und für uns sorgt?
      Vertrauen bringt Stärke. Wieder stellt sich die Frage: In wem finden wir sie? Wie oft fühlen wir uns – persönlich und gemeinschaftlich – in den Lebensumständen schwach und kraftlos. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll und wer uns helfen kann. Gerade dann kommt der Herr zu uns, um uns Kraft zu geben. Als Paulus wegen des Doms im Fleisch zum Herrn betete, hörte er die Worte: «Meine Gnade genügt dir, denn meine Kraft wird in Schwachheit vollbracht» (2 Korinther 12,9). Paulus lehnte sich gegen diese Antwort nicht auf. Er verstand, was Gott ihm sagen wollte, und fügte hinzu: «Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.» Was auf den ersten Blick einem Widerspruch gleicht, ist für den Glauben kein Problem. Wenn wir unsere eigene Schwachheit erkennen und akzeptieren, dann kann der Herr uns helfen.
      «Und dein Herz fasse Mut.» Kraftlosigkeit und Mutlosigkeit sind nahe Verwandte. Das haben wir alle schon erlebt. Doch der Herr will nicht nur Kraft, sondern auch Mut schenken. Wir brauchen keine Angst vor dem zu haben, was vor uns liegt, oder vor dem, was andere Menschen uns antun mögen. Der Herr ist da. Er möchte uns ermuntern und Mut und Lebensfreude ins Herz geben. Es lohnt sich wirklich, dieser Person unser ganzes Vertrauen zu schenken und auf Ihn zu harren.

      https://haltefest.ch/de/1989-auf-den-herrn-harren

      Der Glaube kann ruhig und gelassen durch den Sturm gehen; er schaut nicht auf die Umstände, um von ihnen Hilfe zu erlangen, sondern er hält sich an Gott und stellt fest: Gott ist größer als die Umstände. Der Glaube kann warten, und zwar so lange, bis Gott handelt. Mangelndes Vertrauen hingegen ist ungeduldig und unruhig und möchte die Dinge Gott aus der Hand nehmen und das Gewünschte vor der Zeit erhalten.

      Im Glauben leben 2017

      ruft er zuletzt noch seiner Seele zu. Denn alle seine Erwartungen sind auf Gott gerichtet. Die Quellen seiner Kraft ruhen allein in Ihm. Er will nicht stehen bleiben bei der Stärke der Feinde, nicht die Kraft in seinem zagenden Herzen suchen. Er will Zeuge sein, wie Gott sein Vertrauen rechtfertigen und die Geschichte seines Lebens krönen wird mit neuer Gnade und Herrlichkeit.
      Welche Wandlungen vollziehen sich doch in der Seele eines Menschen im Gebetsumgang mit Gott! Sie erweisen sich nicht etwa nur als eine Wandlung seelischer Stimmungen, sie bewähren sich als eine neue Glaubens- und Lebenshaltung inmitten der Stürme und Strömungen der Zeit. Nie hätten die alttestamentlichen Propheten ihren verantwortlichen Dienst tun und ihren einsamen Prophetenweg gehen können, wenn sie nicht zur rechten Stunde immer neu diese Wandlungen erlebt hätten. Sie wären an ihrem Prophetsein zerbrochen. Nun gingen sie aber trotz ihrer menschlichen Schwachheit und trotz der Größe ihrer Aufgaben von Hingabe an Hingabe, von Kraft zu Kraft und trugen Gottes Heils-oder Gerichtsgedanken unter ihr Volk.
      Dem Wesen nach deckt sich mit dem auch der Dienst der neutestamentlichen Gemeinde. Hätte sie nicht in den Zeiten innerer Anfechtungen, dienstlicher Niederlagen, Schwerer Aufgaben, weltlicher Feindschaft neue Kraft und Zuversicht, neue Sendung und Hingabe im Umgang mit Gott gewonnen, sie hätte längst aufgehört, in der Welt eine Prophetin Gottes und eine Zeugin Jesu Christi zu sein. Wenn sie aber heute noch ist, wozu sie sich berufen weiß, dann verdankt sie ihr Bestehen und Dienen, ihr Glauben und Hoffen allein dem Gott, der durch Christus auch sie in seine Gemeinschaft gezogen hat. Sie bestätigt mit ihrer Glaubenshaltung das Zeugnis des Apostels Paulus: „Er sprach zu mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung So will ich mich denn am liebsten meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkomme.“ (2 Kor, 12,9).

      Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

      Der letzte Vers ist eine Ermahnung, geduldig und mutig auf die Erlösung durch den Herrn zu warten. Das Wort „warten“ (קַוֵּה, s.v., Ps. 25:3) deutet auf eine zuversichtliche Erwartung hin, wenn auch mit einer gewissen Spannung oder Unruhe als Teil des Wartens. Der Imperativ wird in dem Vers wiederholt, aber seine beiden Vorkommen werden durch die Aufforderung, stark zu sein, getrennt. Der zweite Doppelpunkt lautet „sei stark (חֲזַק) und lass dein Herz stark sein (וְיַאֲמֵץ)“. Obwohl es möglich ist, „der Herr“ als Subjekt des Jussivs zu verstehen („er möge dein Herz stärken“), ist „dein Herz“ wahrscheinlich das Subjekt, weil es besser mit der Zeile harmonieren würde.

      Allen P. Ross – Ein Kommentar zu den Psalmen 1-89

      Die Bedeutung dieser Aufforderung ist die: Wenn das Hosanna auf unserer Zunge verstummt ist, dann nur, weil wir nicht mit Jahwe begonnen haben (V. 1–6). Wenn wir in der Stunde der Gemeinschaft zuerst ihn gesehen und gerühmt haben, dann werden wir mit großer Zuversicht ihm all unseren Kummer ins Ohr sagen können und wissen, dass die betende Seele nicht abgewiesen wird« (Morgan).

      Benedikt Peters – Die Psalmen

      Anstatt vorzueilen, wartete David ruhig auf den Herrn, denn Glaube und Geduld gehören immer zusammen (Jes 28,16; Hebr 6,12; 10,36). Vielleicht wendet er sich in Vers 14 an seine Soldaten, denn die Männer brauchten Mut und Kraft für die nächste Schlacht und für die Reise, die vor ihnen lag. Diese Ermahnung erinnert uns an die Worte des Mose an Josua (Dtn 31,7, 23), die Worte Gottes an Josua (Jos. 1:6-7, 9) und die Ermutigung Josuas durch die jüdischen Führer (Jos. 1:18). Stuart Hamblin schrieb in einem seiner bekannten Lieder: „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, / aber ich weiß, wer die Zukunft bringt.“ Wenn Jesus Ihr Retter und Herr ist, dann ist die Zukunft Ihr Freund, und Sie haben nichts zu befürchten.

      Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Psalmen

      Ein schöner Satz – oder : „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, / aber ich weiß, wer die Zukunft bringt.“ So ist es: die Zukunft liegt genauso in Gottes Händen, wie es die Vergangenheit und die Gegenwart waren! Deshalb laß dir von keiner Gemeinde erzählen, was heute zu tun wäre, sondern lese selbst deine Bibel und habe eine persönliche Beziehung zu deinem liebevollen Schöpfer!

      Gottes Ziel bei der Schöpfung und der Erlösung ist es, ein Volk dazu zu bringen, sein Leben in unserem nachzuahmen

      Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder
      Elberfelder 1871 – Epheser 5,1

      Nehmt also Gott zum Vorbild! Ihr seid doch seine geliebten Kinder!
      Gute Nachricht Bibel 2018 – Epheser 5:1

      Lebt am besten so, wie Gott es euch vorgemacht hat! Ihr seid seine Kinder, die er wie verrückt liebt.
      VolxBibel – Epheser 5,1

      WERDET nun Nachahmer – Mt 5,45.48; Lk 6,36; Eph 4,32 – Gottes als geliebte Kinder!
      Abraham Meister – Epheser 5:1

      „Seid Gottes Jünger wie liebe Kinder.“ Eph 5,1. Lasst uns arbeiten und danach streben, dass unser Leben dem Leben Christi gleicht. Wenn es nichts anderes gäbe, um den falschen Christen zu widerlegen, könnte das Beispiel Christi dies wirksam und in hohem Maße tun. Wenn wir bedenken, dass Christus, unser Herr, sein Leben in Kummer und Schmerz verbracht hat, sollten wir uns schämen, unser Leben in Bequemlichkeit und Vergnügen zu verbringen. Wenn der Soldat seine eigene Bequemlichkeit vergisst, wenn er sieht, wie sein Hauptmann bis zum Tod kämpft, solltest du dann nach weltlichen Vergnügungen und Ehren streben, wenn dein Fürst so schändlich behandelt und um deinetwillen ans Kreuz genagelt wurde? Ist das nicht ein Zeichen dafür, dass du in Wirklichkeit nicht unter seinem Banner kämpfst?

      Johann Arndt – Das wahre Christentum

      Nachahmer Gottes
      „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder, und wandelt in Liebe, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat als Darbringung und Schlachtopfer, Gott zu einem duftenden Wohlgeruch“ (Eph 5,1).
      Die Aufforderung, Nachahmer Gottes zu sein, könnte einige Fragen aufwerfen, zum Beispiel:
      • Wie können wir Gott, den wir nicht mit unseren natürlichen Augen sehen können, nachahmen?
      • Als Menschen sind wir weder allmächtig noch allwissend noch allgegenwärtig, sondern sehr begrenzt. Was bedeutet es dann, Gott nachzuahmen?
      • Wir sind schwach und mangelhaft. Gott nachzuahmen setzt voraus, dass wir überhaupt befähigt sind, diese hohe Aufgabe auszuführen. Inwiefern verfügen wir über diese Befähigung?
      • Was bezweckt Gott mit diesem Auftrag?
      Es lohnt sich, anhand der Belehrungen des Epheserbriefes und auch anderer Bibelstellen über diese Fragen nachzudenken. Immerhin handelt es sich um einen sehr bedeutsamen Auftrag Gottes. Und der geht uns als Gläubige alle an.

      Das Vorbild kennen
      Wenn wir den oben zitierten Bibelvers genauer betrachten, fällt uns auf, dass das Adverb nun den Blick auf den unmittelbar vorangegangenen Bibelvers lenkt: „Seid aber zueinander gütig, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat“ (Eph 4,32). Wir sollen so sein und handeln, wie Gott uns gegenüber in Christus gehandelt hat. Das, was wir in Christus von Gott als unserem Vater erkannt und erfahren haben, sollen wir in dieser gottfeindlichen Welt ausstrahlen: Güte, Mitleid und Vergebungsbereitschaft.
      Hier können wir von unserem Herrn lernen. Er, als der vollkommene Lehrer, entfaltet vor uns ein Panorama von göttlichen Eigenschaften und Tätigkeiten, die wir nachahmen sollen. Ermuntern wir uns daher gegenseitig dazu, uns intensiv mit dem Herrn Jesus zu beschäftigen.

      Wesenszüge Gottes
      Wenn wir aufgefordert werden, „Nachahmer Gottes“ zu sein, dann bezieht sich das nicht auf Gottes göttliche Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart; es geht um seine Wesenszüge. Epheser 5 stellt uns verschiedene göttliche Eigenschaften vor, die wir in unserem Leben, in unserem Verhalten widerspiegeln sollen. Dabei ist immer wieder Christus selbst, der Gott völlig offenbart hat, unser Lehrer und Vorbild:

      Im Glauben leben 2017 – Heft 3

      Der erste Vers steht mit dem vorherigen Kapitel in Verbindung. „Wie Gott euch vergeben hat, vergebet einander!“ „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder!“ Die allgemeine Regel lautet: „Seid Nachahmer Gottes; folgt Ihm; wandelt in Seinen Fußstapfen; handelt nach denselben Grundsätzen wie Er!“ Insofern wir die Familie Gottes bilden, sollten wir wie Gott, unser Vater, sein. Es liegt etwas sehr Schönes in dieser Grundwahrheit – ganz anders als im Gesetz. Sie ruft im Herzen ganz andere Gefühle hervor. Es geht um Zuneigungen, es geht um die Güte Gottes, die uns im Wandel beeinflußt. Der Apostel führt hier einen Grundsatz ein, der dem letzten Vers des vorstehenden Kapitels entströmt. Das bedeutet, daß wir in Liebe wandeln, Gott nachahmen und Christus folgen sollen. Wenn Gott Liebe ist, dann ist Christus der Ausdruck dieser Liebe gegen uns. Auch wir sollten alles für unsere Brüder aufgeben (1 Johannes 3,16). Die Beweggründe dieses Verhaltens werden im ersten und zweiten Vers, die wir gerade gelesen haben, ausgedrückt. Wir sollten Gott dem Herzen eines Kindes entsprechend nachahmen; und die Wirkung dieser Liebe Gottes im Herzen eines Christen besteht darin, daß er sich für die Bedürfnisse seiner Brüder opfert. Das wurde an Christus gesehen. Da wir das Leben Christi, die göttliche Natur und die Kraft Christi besitzen, sollten wir uns Gott opfern (Römer 12,1). Es muß hier auch angemerkt werden, daß das, was von Gott in Liebe herabkommt, immer in Liebe und Hingabe an Ihn zu Ihm hinaufsteigt. Was für ein gesegneter Gedanke! Warum leben wir nicht ihm entsprechend? – Denn dieses ist es, was wir in unserem Dienst für Gott sein sollten.

      John Nelson Darby – Bemerkungen zum Epheserbrief

      Am Verhalten Gottes bekommen wir die Regel, nach der wir aneinander handeln, wodurch Gottes einzige und für uns undenkbare Hoheit in keiner Weise verdunkelt wird. Nicht das mutet uns Paulus zu, daß wir uns wie kleine Götter benehmen, sondern er richtet unseren Blick einzig darauf, wie Gott am Menschen und an uns selbst handelt, und daran haben wir die Regel, die für unser Urteil über die anderen und für unser Benehmen gegen sie ohne Widerrede gilt. Wir kommen mit jedem boshaften und rachsüchtigen Gedanken mit Gott in Streit und bleiben bei seiner Weise nur durch die Güte und das Vergeben. Kinder haben an der Weise des Vaters ihr Vorbild, und geliebte Kinder sind um so mehr dazu verpflichtet, daß sie nicht mit dem Vater den Streit beginnen, sondern mit ihm einträchtig denken und handeln, je mehr Liebe sie empfangen haben. Wir tun dies nur dadurch, daß wir gegeneinander gütig sind.

      Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

      Liebe nach Gottes Vorbild (V. 1-2): Mit V. 1 beginnt eine neue Sinneinheit. Es geht nun um die Liebe. Man könnte zwar auch die Auffassung vertreten, dass hier kein neuer Gedankengang beginnt, sondern das »Nun« von V. 1 an den vorangehenden Vers (Eph 4,32) anknüpft und V. 1 den Gedanken von Eph 4,32 weiterführt. Dort war gesagt worden, dass Gott uns in Christus vergeben hat. Man müsste dann zunächst den Gedanken der Liebe Gottes (als Voraussetzung seines Vergebens) in Eph 4,32 hineinlesen, um V. 1 an diesen Liebesgedanken anknüpfen zu lassen. Besser ist es aber, V. 1 als einen Neueinsatz zu sehen. Das »Nun« weist entsprechend nicht nach rückwärts, sondern nach vorwärts. Der Gedanke ist: »Werdet nun, nämlich als Gotteskinder, die von ihrem himmlischen Vater geliebt sind, Nachahmer Gottes und lebt entsprechend selbst in der Liebe!« Eine tiefe Einsicht klingt damit an: Nur Geliebte können lieben! Liebe (im Sinne der biblischen Agape) ist nicht eine Leistung, die wir von uns aus erbringen können. Unser Lieben kann nur Widerspiegelung der göttlichen Liebe sein. Als »(von Gott) geliebte Kinder« sollen wir es nun genau so machen, wie Gott es mit uns gemacht hat: Wir sollen lieben.

      Gerhard Maier – Edition C

      „So seid nun Gottes Jünger, wie liebe Kinder“.
      Der Mensch ist ein Geschöpf, das für die Gesellschaft und zur Nachahmung geschaffen ist. Er wird etwas nachahmen, aber es gibt nichts Vollkommenes und nichts, das so nachahmenswert ist wie das, was Paulus uns gibt: „Gott“. Einige seiner Eigenschaften sind unnachahmlich. Bei anderen wäre es töricht zu behaupten, sie zu haben. Zum Beispiel:
      Macht über die Elemente und über den Verstand. Macht, Regenmacher, Verfolger, Wissen über zukünftige Dinge, über Geheimnisse, über das Herz, über Gauner, über dumme Bücher. Die Souveränität gehört nur ihm, nicht den Thronen oder Herrschern. Universelle Herrschaft. Die Ewigkeit. Wir müssen sterben. Wir können nicht danach streben, für immer zu leben.
      Wir können auch keine seiner Eigenschaften in seinem Maßstab nachahmen. Weder seine Gerechtigkeit, noch seine Heiligkeit, noch seine Barmherzigkeit, noch seine Güte. Wir machen ein kleines Bild:
      I. GERECHTIGKEIT. Er ist absolut gerecht. Sein Gesetz, seine Taten. Er hat weder Sodom noch die Welt ohne Rückfrage zerstört. Das wird er auch nicht tun. Die Menschen rettet er nicht ohne Gerechtigkeit. So müssen wir unserem Land, allen Menschen und Gott gegenüber gerecht sein.
      II. HEILIGKEIT. Gott kann kein Unrecht tun, aber er hasst jede Sünde. Er setzt sich für die Heiligkeit ein. Deshalb sollten wir konsequent heilig sein und die Sünde hassen usw.
      III. WAHRHEIT UND TREUE. Keine Übertreibung, keine Zweideutigkeit bei ihm. Kein Bruch des Versprechens. So soll das Wort des Xn sein Schwur sein.
      IV. Barmherzigkeit gegenüber denen, die beleidigen, Nachsicht bei Verletzungen, Langmut gegenüber anderen und Vergebung bis zu siebenundsiebzig Mal.
      V. GÜTE. Zu den Heiligen: Liebe. Gegenüber der Welt: Mitleid, Freundlichkeit, Wohlwollen, große Freigebigkeit.
      Das Argument für ein solches Verhalten ist die Adoption, die Erwählung, die Erlösung, die wirksame Berufung, und alle Taten der Gnade sind die stärksten Argumente für die Heiligkeit.
      Lasst uns sehen, ob wir den Beweis haben, „liebe Kinder“ zu sein. Nachahmung unseres lieben Vaters.

      The Spurgeon Study Bible