Monat: Dezember 2020

geistiges Niveau

… Warum ist das geistliche Niveau in unseren Zusammenkünften häufig so niedrig? Warum ist so viel Schwachheit, Dürre und Zerstreutheit vorhanden? Warum sind die Lieder und die Gebete so weit vom Thema entfernt? Warum ist so wenig von dem vorhanden, was den Namen „Gottesdienst“ wirklich verdient? Warum bringen wir so wenig von dem dar, was das Herz Gottes erquickt, was Er wirklich nennen kann: „Meine Speise zu meinen Feueropfern, mir zum lieblichen Geruch“? (4 Mose 28,2). Wir sind mit uns selbst beschäftigt und mit dem, was uns umgibt, mit dem, was wir bedürfen, mit unserer Schwachheit, unseren Prüfungen und Schwierigkeiten, und so lassen wir Gott ohne die Speise seines Opfers. Wir rauben ihm in Wirklichkeit das, was ihm gebührt und was sein liebendes Herz wünscht.
Sollen wir denn unsere Prüfungen, Schwierigkeiten und Schwachheiten ganz unbeachtet lassen? Gewiss nicht! Aber wir können sie ihm übergeben. Er fordert uns auf, alle unsere Sorgen auf ihn zu werfen, indem Er uns zugleich die beruhigende Zusicherung gibt, dass Er für uns sorgen will. Er lädt uns ein, unsere Last in der Zuversicht, dass Er uns unterstützen wird, auf ihn zu werfen. Er denkt immer an uns. Ist das nicht genug? Sollten wir nicht, wenn wir uns in seiner Gegenwart versammeln, so weit von uns absehen können, dass wir ihm etwas anderes als unsere eigenen Angelegenheiten darzubringen vermögen? Er hat für uns Vorsorge getroffen. Er hat für uns alles gut gemacht. Allen unseren Sünden und unseren Sorgen ist in göttlicher Weise begegnet. Wir sollen nicht denken, dass diese Dinge die Speise des Opfers Gottes seien. Er hat sie zu Gegenständen seiner Sorge gemacht, aber sie können nicht seine Speise genannt werden.

Charles Henry Mackintosh – Betrachtungen über das vierte Buch Mose

dazu kommt in der letzten Zeit, dass man die Fehler bei den anderen wirklich sucht. Also anstatt den Blick auf Jehovah – blickt man auf die Kirche oder org. Anstatt sein Wort zu lesen, denken wir über die kleinen Sünden unseres Nachbarn – anstatt unsere eigenen Fehler aus seinen Augen zu betrachten.

„kann nicht schlafen“

Meine Stimme ist zu Gott, und ich will schreien; meine Stimme ist zu Gott, und er wird mir Gehör schenken. Am Tage meiner Drangsal suchte ich den Herrn; meine Hand war des Nachts ausgestreckt und ließ nicht ab; (O. erschlaffe nicht) meine Seele weigerte sich getröstet zu werden. Ich gedachte Gottes, und ich stöhnte; ich sann nach, und mein Geist ermattete. (Sela )
Du hieltest fest (d. h. offen) die Lider meiner Augen; ich war voll Unruhe und redete nicht. Ich durchdachte die Tage vor alters, die Jahre der Urzeit.
Elberfelder 1871 – Ps 77,2–6

Mit meiner Stimme will ich sogar zu Gott selbst schreien, Mit meiner Stimme zu Gott, und er wird mir gewiß Gehör schenken. Am Tag meiner Bedrängnis habe ich Jehova gesucht. Nachts ist meine Hand selbst ausgestreckt gewesen und ist nicht erschlafft; Meine Seele hat sich geweigert, getröstet zu werden. Ich will Gottes gedenken und unruhvoll sein; Ich will Besorgnis bekunden, daß mein Geist schwach wird. Sela. Du hast meine Augenlider festgehalten; Ich bin in Unruhe geraten, und ich kann nicht reden. Ich habe nachgedacht über die Tage der Vorzeit, Über die Jahre in der unabsehbaren Vergangenheit. Ich will meines Saitenspiels gedenken in der Nacht; Mit meinem Herzen will ich Besorgnis bekunden, Und mein Geist wird gründlich nachforschen.
Neue Welt-Übersetzung Bi 12 – Psalm 77,1-6

 So denke ich nach über vergangene Zeiten,
über Jahre, die schon ewig lange zurückliegen.
Neue Genfer Übersetzung – Ps 77,6

Kennst du das, abends im Bett zu liegen und nicht einschlafen zu können, weil die Sorgen des Tages durch den Kopf fliegen?
Asaph erlebte genau dass, was uns den Schlaf raubt, und sein Geheimrezept findest du in dem Psalm 77.
Er nutzte die Zeit, indem er über Jehovah nachdachte – also die eigenen Gedanken in eine andere Richtung schubste. Vielleicht auch ein Problemlöser für uns? Dann die Frage: Was habe ich denn schon in meinem Leben mit Jehovah erlebt? Und was haben die Glaubensmänner in der Bibel mit Jehovah erlebt? Was habe ich heute im täglichen Bibellesen von IHM gelernt? Was würde Jesus mir heute raten, wie ich mit den zeitlichen Sorgen umgehen sollte?

“Wenn Jehova mit uns ist, warum hat uns denn das alles uns getroffen?” (Richt. 6,13). Diese Frage wurde von dem alttestamentlichen Helden Gideon vor über 3000 Jahren an den Engel Jehovas gestellt. Auch der Psalmist fragte sich manchmal, ob Gott aufgehört hat, sich um Sein Volk zu kümmern (Ps 77,1-10). Die Propheten klagten ganz offen vor Gott, weil sie die Wege des Herrn nicht verstanden, wenn die Seinen in Schwierigkeiten waren.
Die Leiden des Herrn Jesus Christus, des frömmsten und gottesfürchtigsten Menschen, der je auf dieser Erde wandelte, ist für Millionen von Menschen ein unverständliches Geheimnis. Warum musste diese vollkommene Person den Kreuzestod und all die damit verbundenen Qualen erleiden? Warum musste Er auf Seinem Weg des Gehorsams gegenüber Seinem Vater (Heb 5,8) Armut, Hunger, Verrat, Spott, Trauer und Schmerz erdulden? Warum sollte solch ein Weg ein Beispiel für alle Seine Nachfolger sein (1Petr 2,21; 4,1)?
In der Urgemeinde starb Stephanus als Märtyrer (Apg 7,54-60). Auch Jakobus wurde umgebracht (Apg 12,2). Andere kamen ins Gefängnis. Schwierigkeiten und Prüfungen waren das gemeinsame Los aller Glaubenden (1Petr 5,9). Der Herr Jesus sagte ihnen voraus: “In der Welt habt ihr Drangsal” (Joh 16,33). Paulus erinnerte die Glaubenden: “Wir sagten euch vorher, dass wir Drangsale haben würden, wie es auch geschehen ist” (1Thess 3,4). Petrus tröstete das Volk des Herrn: “Geliebte, lasst euch durch das Feuer der Verfolgung unter euch, dass euch zur Prüfung geschieht, nicht befremden, als begegne euch etwas Fremdes” (1Petr 4,12).

Jean Gibson – Training im Christentum

Hier haben wir die echte Schilderung eines guten Menschen, den die Niedergeschlagenheit im Griff hat. Heilige, deren Geist niedergedrückt ist, können sich hier in einem Spiegel sehen. Der Kummer und die Ängste scheinen vorbei gewesen zu sein, als er diesen Psalm schreibt, denn er sagt (Vers 1; KJV): „Ich schrie zu Gott … und er hörte auf mich.“ Er kam zwar erst später zu dieser Gewissheit, doch er spricht davon am Anfang seiner Schilderung und zeigt damit, dass seine Not nicht in der Verzweiflung endete. Beachte:Seine traurigen Gebete: „Ich rufe zu Gott und will schreien; zu Gott rufe ich“ (Vers 2). So drückte er seinen Kummer aus und fand etwas Erleichterung. Das war wirklich der richtige Weg, um Hilfe zu bekommen (Vers 3): „Zur Zeit meiner Not suche ich den Herrn.“ Wer einen bekümmerten Geist hat, darf nicht meinen, seine Not durch Trinken oder Lachen zu beseitigen, sondern muss sie durch Gebet beseitigen.

Seinen schweren Kummer: „Mein Schmerz“, oder seine Wunde, „floss in der Nacht“ und blutete innerlich (Vers 2; KJV). Dies hörte selbst in der Zeit nicht auf, in der man ruhen und schlafen soll. „Meine Seele will sich nicht trösten lassen“ (Vers 3). Er war nicht in der Stimmung, auf die zu hören, die ihn ermutigen wollen. Wenn jemand, der in tiefem Kummer ist, sich überhaupt nicht trösten lassen will, schadet er nicht nur sich selbst, sondern verhält sich auch respektlos gegenüber Gott.

Seine bekümmerten Gedanken. Wenn er an Gott dachte, konzentrierten sich seine Gedanken nur auf Gottes Gerechtigkeit, seinen Zorn und seine Furcht gebietende Majestät, deshalb wurde Gott selbst für ihn zu einem Schrecken. Er konnte den Schlaf nicht genießen, der uns Ruhe vor unseren Nöten und Sorgen gibt, wenn er friedlich und erfrischend ist. „ ‚Du hältst meine Augenlider offen‘ durch deinen Schrecken, sodass ich mich hin und her werfe, bis der Tag dämmert“ (Hiob 7,4). Wegen der Unruhe in seinen Gedanken konnte er nicht sprechen; er war so durcheinander, dass er nicht sprechen und sich nicht sammeln konnte. Kummer erfasst einen Geist am stärksten, wenn er sich anstaut und unterdrückt wird.

Seine kummervollen Überlegungen (Vers 6–7): „ ‚Ich gedenke an die alte Zeit‘ und vergleiche sie mit der Gegenwart. Unser früheres Wohlergehen lässt unser jetziges Unglück schlimmer erscheinen, denn wir können die Wunder nicht sehen, von denen uns unsere Vorfahren berichteten.“ Doch „sprich nicht: ‚Wie kommt es, dass die früheren Tage besser waren als diese?‘ “ (Pred 7,10), denn man weiß nicht, ob sie besser waren oder nicht. Außerdem sollten wir nicht zulassen, dass unsere Erinnerung an die Wohltaten, die wir hatten, uns undankbar machen für die, die wir noch haben. Besonders dachte er an sein „Saitenspiel in der Nacht“ (Vers 7), doch er stimmte damit nicht mehr überein, und seine Erinnerung bedeutete nur, dass er seine Seele in sich ausschüttete (42,5). Siehe auch Hiob 35,10.
Seine schlimmen Ängste. „ ‚Ich sinne in meinem Herzen nach‘ (Vers 7). Schau, meine Seele, wie wird das enden? Und so begann ich zu denken: ‚Wird denn der Herr auf ewig verstoßen‘ (verwerfen) (Vers 8), wie er es im Moment tut? Er hält seine Barmherzigkeit zurück. Hält er diese möglicherweise zurück oder hat sie im Zorn aufgehört?“ (Vers 8–10). Das ist die Sprache einer niedergeschlagenen und verlassenen Seele, wie sie selbst bei denen nicht ungewöhnlich ist, die den Herrn fürchten (Jes 50,10).
5.1 Er stöhnte unter einer schweren Not. Von allen Nöten sind geistliche Nöte für eine begnadete Seele die schlimmsten. Nichts verwundet und durchbohrt sie so sehr wie die Furcht vor dem Zorn Gottes.
5.2 Er rang mit schweren Versuchungen. An wolkigen und finsteren Tagen können auch Gottes eigene Leute versucht sein, ihren geistlichen Zustand und die Lage von Gottes Gemeinde und Reich in der Welt als ausweglos zu betrachten, und sie können sogar alles als verloren aufgeben. Doch wir dürfen solchen Einflüsterungen nicht Raum geben.

Der Neue Matthew Henry Kommentar


Kunst zu singen?

Und ich hörte ein Geräusch aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Geräusch eines lauten Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Sängern, die sich, Harfe spielend, auf ihren Harfen begleiteten. Und sie singen gleichsam ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier lebenden Geschöpfen und den Ältesten; und niemand konnte dieses Lied meistern als nur die hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde erkauft worden sind.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Offb 14,2–3

Und ich hörte eine Stimme vom Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie die Stimme eines großen Donners; und die Stimme, die ich hörte, war wie von Lautenspielern, die auf ihren Lauten spielen. Und sie singen ein neues Lied vor dem Throne und vor den vier Tieren und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen als die hundert und vier und vierzigtausend, die erkauft sind von der Erde.
de Wette Bibel, – Offb 14,2–3

Und ich hörte eine Stimme aus dem Himmel wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen eines lauten Donners; und die Stimme, welche ich hörte, war wie von Harfensängern, die auf ihren Harfen spielen. Und sie singen ein neues Lied vor dem Throne und vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten; und niemand konnte das Lied lernen, als nur die 144000, die von der Erde erkauft waren.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 14,2–3

Welchen Trost finden Sie in diesem Abschnitt angesichts des Chaos, das in den Kapiteln 12-13 beschrieben worden ist? Welchen Anblick finden Sie? Welche Töne? Welche Empfindungen?
Wer ist das Lamm? Was hat er getan? Warum folgen ihm die Menschen?
Inwiefern sind Sie wie die 144 000; wo unterscheiden Sie sich von ihnen? Warum folgen Sie dem Lamm?

Die Hauskreisbibel

Zunächst richtet sich der Blick noch einmal auf die Hundertvierundvierzigtausend, die mit dem Lamm … auf dem Berg Zion stehen. Die Schlußfolgerung, daß es sich hier um dieselbe Gruppe handelt, von der in Offb 7,4-8 die Rede war, ist durchaus berechtigt. Chronologisch gesehen nimmt diese Vision den Triumph der „Hundertvierundvierzigtausend“, die bewahrt werden, bis Jesus auf die Erde zurückkehren wird, vorweg. Im Gegensatz zu den vielen Menschen, die den Märtyrertod sterben werden, bleiben sie während der ganzen Zeit der Trübsal am Leben. Doch sie sind nicht die einzigen, die diese schreckliche Zeit überleben, denn vielen Heiden und Juden, die sich am Ende der Zeiten zu Christus bekehren, wird es gelingen, dem Tod zu entrinnen. Auch sie werden bei der Wiederkunft Christi geehrt werden.
Abermals spielte sich im Himmel eine dramatische Szene ab. Johannes hörte eine laute Stimme, die wie die Stimme eines großen Wassers und wie die Stimme eines großen Donners, und … wie von Harfenspielern klang (vgl. „Donner“ in Offb 4,5;6,1;8,5;11,19;16,18;19,6 ).
Er notierte: Und sie sangen ein neues Lied vor dem Thron und vor den vier Gestalten und vor den Ältesten. Diese Sänger bildeten offensichtlich einen himmlischen Chor. Es könnte sich dabei um die große Schar in weißen Kleidern handeln, von der in Offb 7,9-17 die Rede war. Der Text enthält allerdings keinen Beleg dafür, den Berg Zion als Bild für den Himmel zu verstehen. Plausibler ist es, in diesem Chor die Hundertvierundvierzigtausend zu sehen (vgl. Offb 14,1), die noch nicht gestorben sind und sich auf Erden, auf dem Berg Zion, aufhalten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Mit dem Klang der siebten Posaune erscheint Jeschua auf dem Berg Zion. Bei ihm sind die zuvor erwähnten 144.000 (siehe Kapitel 3). In Offenbarung 14 wird nicht ausdrücklich offenbart, dass die 144.000 der gerettete Überrest Israels sind, aber da die 144.000 in Offenbarung 7 als der gerettete Überrest Israels beschrieben werden, halte ich es für das Beste, diese Gruppe als solche zu betrachten, die jüdischen Mitglieder der Körper des Messias. Sie sind „erste Früchte“ (Offb 14,4), weil jüdische Gläubige die ersten Früchte der Ernte aller Nationen sind. Sie spiegeln den Zustand aller wahren Gläubigen wider. Mit anderen Worten, die Erlösung wird kommen, da mehr in das Reich Gottes geerntet werden, insbesondere in der kommenden Zeit. Dies ist ein Bild der Kirche. Ihr jungfräulicher Status bedeutet geistige Reinheit, nicht unbedingt einen unverheirateten Zustand.57 Wieder steigt ihre Anbetung auf und verbindet sich mit der Anbetung derer im Himmel. Wie herrlich, dass das Blut Jeschuas und seine heiligende Kraft dazu führen können, dass Menschen als „ohne Fehler“ beschrieben werden. Der Name des Vaters steht auf ihrer Stirn. Das Volk Gottes ist gezeichnet und wird nicht durch die Schalen des Zorns Gottes gehen, im Gegensatz zu denen mit dem Malzeichen des Tieres (Offb 14,9).

Juster – Passah: Der Schlüssel, der das Buch der Offenbarung öffnet

So wie das Lied des Mose – nach dem Auszug durchs Rote Meer – nur von den anwesenden gesungen werden konnte, so singen hier die 144000 von Jehovah auserwählten ein Lied zum Lobpreis des Schöpfers. Würden du und ich dieses Lied mitsingen, wenn wir es hören würden?

Überwacht oder Behütet?

Von hinten und von vorn hast du mich eingeengt, und auf mich gelegt deine Hand.
Elberfelder 1871 – Psalm 139,5

Von allen Seiten umschließt du mich, / ich bin ganz in deiner Hand.
Neue evangelistische Übersetzung – Psalm 139,5

Vorn und hinten umschließt du mich.
Und du legst deine Hand auf mich.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Psalm 139,5

Du bist ein Schutzschild, umgibst mich mit schützender Kraft, du befreist mich von der Angst, nimmst meine zitternde Hand.
VolxBibel – Ps 139,5

»… und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt, vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben« (Hebr 4,13). Und weil er uns so unvorstellbar genau kennt, kann er uns von hinten und von vorn bewachen. Immer und überall liegt seine Hand bewahrend auf uns.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Im 5. Vers bekennt David, dass er auf allen Seiten von Gott umgeben und von seinen aufmerksamen Blicken umfangen ist, so dass es vergeblich wäre, entfliehen zu wollen, wohin er sich auch wenden möchte. Das Gleiche besagt der zweite Teil des Verses: „und hältst deine Hand über mir“. Auf alle Sterblichen legt Gott gleichsam seine Hand und behält sie so unter seiner Aufsicht, so dass sie ohne sein Vorwissen auch nicht den geringsten Schritt zur Seite tun können.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Mit diesen Worten schließt der Sänger seine Erkenntnis über das Wissen Gottes. Zwar ist der Mensch frei. Er mag sich entscheiden, wozu er will. Nur vermag er sich Gott nicht zu entziehen. Auch vermag er nicht über eine bestimmte Grenze seines Handelns hinauszugehen. Dann zerbricht er an der Hand, die sich auf ihn gelegt hat. Der Autorität und Herrschaft Gottes vermag sich niemand zu entwinden. Auch in seiner Freiheit bleibt der Mensch begrenzt durch die Souveränität seines Schöpfers. Zwar vermag er sich wider Gott zu erheben, er kann sich aber in seiner Erhebung nicht Gott entziehen. Ihm muss seine Freiheit zum Gericht werden, wenn er in ihr Gottes Souveränität durchbrechen will.
Mag der Psalmist aber auch noch so tief in das Geheimnis vom Wissen Gottes eindringen, er fühlt die Grenze zwischen sich als dem Geschöpf und Gott als dem Schöpfer. Gottes Wissen ist ihm zu wunderbar, zu hoch, um es begreifen zu können. Dieser menschlichen Grenze bleibt sich auch der neutestamentliche Jünger bewusst. Zwar kennt er jene Begnadigung, von der Paulus Schreibt: „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in kein Menschenherz gedrungen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben. Denn uns hat es Gott durch seinen Geist geoffenbart; denn der Geist ergründet alles, auch die Tiefen der Gottheit“ (1Kor 2, 9f.). Je mehr er jedoch im Antlitze Jesu Christi die Herrlichkeit Gottes in ihren Tiefen schaut, desto mehr erkennt er sein eigenes Nichtwissen. Anbetend beugt er sich vor Gott als dem Vater der Barmherzigkeit, den er in seinen Tiefen nie ganz zu erkennen vermag. Es ist verständlich, welch eine Verantwortung sich dem Menschen auf die Seele legt, sobald er in solch einer klaren Gotteserkenntnis lebt. Er fühlt, so bewusst er sich auch über so vieles in seinem Leben hinweg zu setzen sucht, es kommt doch einmal die Stunde, wo er sein Denken und Handeln zu verantworten hat

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen