Monat: November 2021

Bürgerrecht

Aber für uns ist nur das von Belang, dass wir Bürger der Welt Gottes sind und in der Erwartung leben, dass der Messias Jesus, der Herr, als Retter von dorther wiederkommen wird.
Roland Werner – Das Buch – Philipper 3:20

Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten
Elberfelder 1871 – Phil 3,20

Denn unser Gemeinwesen (Staat) befindet sich im Himmel –

 Hebraismus: Himmel im Pl. als der Sitz Gottes, wörtl.: in den Himmeln

-, von wo wir auch als Retter erwarten den Herrn Jesus Christus
offene Bibel – Philipper 3,20

Denn unser Bürgerrecht besteht in den Himmeln- Eph 2,6.19; Kol 3,1 3. -, von woher- Apg 1,11 – wir auch den Erretter, den Herrn Jesus Christus, erwarten- 1 Kor 1,7; 1 Thess 1,10; Tit 2,13. -,
Abraham Meister – Phil 3:20

Wir leben aber in einer anderen Dimension, wir haben einen Pass, auf dem unter der Rubrik „Nationalität“ bei uns „Himmel“ steht. Aus dieser Position erwarten wir unseren Helden, Jesus Christus, der uns gerettet hat!
VolxBibel – Philipper 3:20

Die allgemeine Auferstehung: Wann und welche Art von Körper?

Spätere Generationen verdanken der Verwirrung in Korinth Paulus‘ ausführliche Abhandlung über den Zeitpunkt der allgemeinen Auferstehung und die Art der Leiber, die mit dieser Auferstehung vereinbar sind. Obwohl 1 Kor 15 zu Recht als die gründlichste paulinische Erörterung dieser Fragen angesehen wird, behandeln andere Briefe vergleichbare Fragen (Röm 8,11; 2 Kor 4,13-5,10; Phil 3,20-21; Kol 3,1-4; 1 Thess 4,13-18). Was den Zeitpunkt der Auferstehung betrifft, so lehrt Paulus durchweg, dass „die Übrigen“ von den Toten auferstehen werden, wenn Jesus wiederkommt (1 Kor 15,23; Phil 3,20-21; 1 Thess 4,13-18). Auf die Besorgnis der Thessalonicher, dass diejenigen, die vor der Wiederkunft Jesu gestorben sind, unwiderruflich untergegangen sind, antwortet Paulus ihnen: „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die in Jesus Entschlafenen zu sich holen“ (1 Thess 4,14). In 1 Kor 15,23 sagt er: „Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: Christus ist der Erstling, danach die, die Christus gehören, wenn er kommt.“ Er behauptet also, dass diejenigen, die bereits gestorben sind, bei der Wiederkunft Jesu auferweckt werden. Diejenigen, die noch nicht gestorben sind, werden bei seiner Wiederkunft „im Handumdrehen“ verwandelt (1 Kor 15,51-52). Oder wie es in Phil 3,20-21 heißt: Jesus, den wir vom Himmel her erwarten, wird wiederkommen und „den Leib unserer Niedrigkeit in den Leib seiner Herrlichkeit verwandeln, durch die Kraft, die er hat, um sich alles untertan zu machen“. Mit anderen Worten: Der Geist – die Kraft Gottes, durch die Jesus die parodistischen Fürstentümer und Gewalten unterwirft und durch die er selbst auferweckt wurde – wird auch die Leiber der Lebenden verwandeln, wenn er wiederkommt (siehe auch Röm 8,11; 1 Kor 15,20-28.51-52). Aber es bleibt die Frage, welche Art von Körper? Paulus antwortet mit der ihm eigenen Kühnheit.

Du Narr! Was du säst, wird nicht lebendig, wenn es nicht stirbt. Und was ihr sät, das sät ihr nicht als den Leib, der sein soll, sondern als ein bloßes Korn, vielleicht von Weizen oder von etwas anderem. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er es gewollt hat, und jedem Samenkorn einen eigenen Leib. (1 Kor 15,36-38)

Dieser und der folgende Abschnitt haben zu Recht eine fruchtbare Debatte ausgelöst. Paulus antwortet schließlich in 1 Kor 15,44, dass das Volk Gottes einen „geistlichen Leib“ (sōma pneumatikon) erhalten wird, der „unsterblich“ und „unvergänglich“ ist. Die platonischen Anklänge an „einen geistlichen Leib“ lassen leicht das Bild eines ätherischen, immateriellen Körpers entstehen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was Paulus im Sinn hat. Hier betont er, dass der von Gott in der Auferstehung geschenkte Körper vom Geist angetrieben wird und nicht aus Geist besteht. Eine passende Analogie könnte ein „Dampfschiff“ sein (so auch Wright 2003, 352). Der letztgenannte Ausdruck bezeichnet nicht ein zartes Boot, das aus Dampf besteht, sondern ein Boot, das durch Dampf angetrieben oder mit Energie versorgt wird. In vergleichbarer Weise meint Paulus mit „geistlichem Leib“ nicht einen Körper, der aus Geist besteht, sondern einen, der letztlich von Gottes Geist angetrieben wird (vgl. Engberg-Pedersen 2010, 28-30). Wright (2003, 283) weist darauf hin, dass „die griechischen Formen, die auf nos enden, sich auf das Material beziehen, aus dem etwas besteht, während die Formen, die auf kos enden, entweder ethisch oder funktional sind und sich auf die Sphäre beziehen, zu der es gehört, oder auf die Kraft, die es belebt“ (siehe auch Moulton 1908-1976, 2:378, zitiert in Wright 2003, 351n120).
Der Sprachgebrauch des Paulus unterstützt diese Schlussfolgerung. Zum Beispiel sagt Paulus in 1 Kor 3,1 aufgrund der eifersüchtigen Spaltungen unter den Gläubigen, dass sie „fleischlich“ und nicht „geistlich“ (pneumatikois) sind. Hier vergleicht er nicht ihre körperliche Beschaffenheit, sondern die Kraft, die ihre Person und damit ihr Verhalten beseelt. In ähnlicher Weise unterscheidet Paulus in Gal 5,16-17 zwischen „Geist“ und „Fleisch“ und ermahnt die verwirrten Galater, sich vom Geist leiten zu lassen, anstatt sich vom Fleisch verführen zu lassen. Noch einmal: Er ermahnt sie nicht, eher aus ätherischem Geist als aus Haut zu bestehen; er ermahnt sie, sich eher der Kraft des Geistes als der des feindlichen Fleisches zu unterwerfen. Folglich kann er sich in Gal 6,1 an diejenigen wenden, die „geistlich“ (hoi pneumatikoi) sind, d. h. an diejenigen, die aufgrund der Leitung des Geistes fähig sind, einen in Sünde Verstrickten sanft wiederherzustellen. Zahlreiche weitere Beispiele zeigen einen vergleichbaren Gebrauch (Röm 1,11; 7,14; 1 Kor 2,13-15; 10,3-4; 12,1; 14,1; Eph 1,3; 5,19; Kol 1,9; 3,16).
Das Problem, das Paulus mit dem gegenwärtigen Körper sieht, ist also nicht, dass er physisch und nicht ätherisch ist, sondern dass er dem Tod und dem Verfall unterworfen ist. Die Lösung dieses Problems besteht also nicht darin, einen ätherischen Leib zu erhalten, sondern einen physischen, der nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen ist; oder, um es mit den Worten des Paulus zu sagen: „Dieses Vergängliche muss das Unvergängliche anziehen, und dieses Sterbliche muss die Unsterblichkeit anziehen“ (1 Kor 15,53; siehe auch 2 Kor 5,1-4). Seine Aussage, dass „Fleisch und Blut“ das Reich Gottes nicht erben können, sollte als funktionale Parallele zu seinen Aussagen über „sterbliche“ und „vergängliche“ Körper verstanden werden. Mit anderen Worten: Mit „Fleisch und Blut“ meint er nicht die bloße Körperlichkeit oder den Status der Verkörperung; er bezieht sich auf „Fleisch und Blut“ in seinem Zustand der Unterwerfung unter Tod und Verfall (siehe z. B. Jeremias 1956, 153; Maston 2016, 13). Der Auferstehungsleib wird also physisch sein, von Gottes Geist belebt und nicht dem Tod und der Verwesung unterworfen. Diese Schlussfolgerungen erlauben uns, etwas über die Natur des Auferstehungsleibes Jesu zu sagen. Paulus bringt die Leugnung der zukünftigen Auferstehung durch die Korinther mit einer konsequenten Leugnung der Auferstehung Jesu in Verbindung. Wenn die Leugnung der zukünftigen Auferstehung die Leugnung der Auferstehung Jesu einschließt, dann schließt Paulus‘ Beschreibung der zukünftigen Auferstehungsleiber vermutlich eine Beschreibung dessen ein, was seiner Meinung nach mit Jesus geschehen ist. Daher beschreibt seine Darstellung der zukünftigen Auferstehung, was mit Jesus bereits geschehen ist; folglich war der Auferstehungsleib Jesu physisch, vollständig vom Geist belebt und unsterblich (vgl. Moffitt 2011).

A Handbook on the Jewish Roots of the Christian Faith

Unser Bürgertum ist im Himmel.

Vergleichen läßt sich Midr Ps 18 § 3 (68b): Dem Musikmeister, von dem Knechte Jahves Ps 18, 1. Aus welchem Grunde hat David gesagt: „von dem Knechte Jahves“? Um dich zu lehren, daß Gott jedem, der sich von seiner Sünde bekehrt, Ehre hinzufügt.… Ebenso findest du es bei David: bevor er sich von jener Tat (des Ehebruchs) bekehrt hatte, wurde er nicht eingeschrieben in das obere Heer אִיסטְרַטְיָא שֶׁל מַעֲלָה; nachdem er aber Buße getan hatte, wurde er in das obere Heer eingeschrieben u. „Knecht Gottes“ genannt.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Weltfremdheit im herkömmlichen Sinne des Wortes wird in Vers 20 nicht verlangt, sondern das Wissen um die Zugehörigkeit zur zukünftigen Welt wird vorausgesetzt. Die »Bürgerschaft« bzw. das Bürgerrecht der Christen liegt außerhalb dieser Schöpfung in der neuen Schöpfung, weil Jesus Christus durch seinen Kreuzestod uns losgekauft hat von dieser Welt und ihrem unausweichlichen Ende. Das »Irdische« (wörtlich: »das, was auf Erden ist,«) von Vers 19 findet hier seinen Gegensatz in der »Bürgerschaft im Himmel«. In 1,27 ist schon zur Sprache gekommen, was es bedeutet, Rechte und Pflichten eines Bürgers wahrzunehmen. Die Loyalität des Christen soll der künftigen Welt gehören. Er soll sich durchaus als Fremdkörper in dieser Welt vorkommen. Für unsere modernen Verhältnisse könnten wir sagen, er ist »Gastarbeiter« oder »Tourist« in dieser Welt. Der Christ lebt ganz und gar da, gehört aber doch anderswohin. Der auferstandene und verherrlichte Herr Jesus Christus bereitet jetzt schon den Ort zu, wo wir mit ihm sein werden (Joh 14,1-3). Darum richtet sich der Christ nicht darauf ein, hier auf dieser Erde zu verbleiben oder in diesem irdischen Leben das Entscheidende zu sehen. Er darf sich an diesem Leben hier freuen, nimmt auch alles, was ihm gegeben ist, dankbar an. Bei alledem aber erwartet er den Einbruch des Entscheidenden von der Wiederkunft Jesu Christi, der die Seinen zu sich nehmen wird (1Thess 4,13-18).

Dieser Satz hatte in der Zeit, als er geschrieben wurde, eine ungeheure politische Brisanz. Unter Nero wurden Christen angeklagt als »Feinde der Menschheit« und auf Grund dessen zum Tode verurteilt. Als Paulus diese Zeilen niederschrieb, stand er gerade in solcher Sache vor Gericht. Die Christen der ersten Generation wurden gehasst von den Mitbürgern des römischen Reiches, weil sie den allgemeinen Lebensstil ihrer Mitmenschen nicht teilten. Was wir als Gruppenzwang in unserer Zeit ebenso kennen (etwa im Blick auf Verhaltensweise, Mode, Lebensstandard usw.), war zu jener Zeit gerade im politischen Bereich und auf dem Gebiet des gesellschaftlichen Lebens sehr stark ausgeprägt. Erstmals war unter der Vorherrschaft des römischen Imperiums und durch den von ihm diktierten Frieden die ganze damals bekannte zivilisierte Welt zusammengeschlossen zu einer Einheit. Hatte der Hellenismus in den vorausgehenden Jahrhunderten auf kulturellem Gebiet weitgehend eine Angleichung der Lebensweise gebracht, so wurde jetzt die ganze Menschheit zu einer politischen Einheit zusammengeschmiedet.

Und nun betont Paulus, der als römischer Staatsbürger das Recht hatte, sich auf den Kaiser und sein Urteil zu berufen, dass der Christ nicht zu dieser »Menschheit« gehört, sondern »den Ort seiner (Staats -)Bürgerschaft im Himmel« hat. Dies muss ja den Zorn der Zeitgenossen auf die Christen lenken! Schon die Juden wurden gehasst, weil sie sich, je nach Konsequenz in der Befolgung des Gesetzes, in verschiedenen Stufen von der Bevölkerung absonderten. Nun sonderten sich die Christen nicht in ein Ghetto ab, aber mit ihrer Lebensweise haben sie bekundet, dass sie den Lebensinhalt und Lebensstil ihrer Zeitgenossen ablehnten.

In diesem Sinne ist auch die Rede von Jesus als dem »Retter« zu verstehen. Der Titel »Retter« (soter) wurde seit dem Jahre 48 v. Chr. von den römischen Imperatoren und Kaisern beansprucht, nachdem die Bürger der Stadt Ephesus in jenem Jahr Julius Cäsar als »Allgemeinen Retter der Menschheit« ausgerufen hatten. Die eine brennende Frage in den Prozessen gegen die Christen war: Ist der Christ bereit, die Gottheit des Kaisers anzuerkennen und vor seinem Standbild zu opfern? Nun wird hier Jesus Christus als wahrer Retter dargestellt. Dieses Bekenntnis steht im klaren Widerspruch zur allgemein herrschenden Ansicht, zum System und zur Denk- und Lebensweise des Volkes. Dies hat aber nichts mit einer peinlich wirkenden Weltfremdheit zu tun, sondern daraus folgte der missionarische Angriff. Die »Bürgerschaft im Himmel« verpflichtet den Christen, als »Botschafter an Christi Statt« (2Kor 5,20) zu leben und zu rufen: »Lasset euch versöhnen mit Gott!«

In der Feststellung, dass Christen in Jesus Christus ihren Retter und Herrn haben, ist eine Ablehnung des Kaiserkultes zu sehen; mit der Feststellung, dass die Christen ihr Bürgerrecht im Himmel haben, ist eine Absage an das allgemeine Lebensgefühl und die Gesellschaft jener Zeit überhaupt verbunden. Insofern ist dies ein höchst politischer Satz. Unbeschadet dessen, dass seit dem Jahr 313 n. Chr. die jeweils vorherrschende europäische Macht das christliche Glaubensgut in ihr politisches Programm aufzunehmen versuchte, wird die Tatsache bleiben, dass das wahre politische Engagement der Christen aller Zeiten der Einsatz für das Reich Gottes ist, das erst künftig bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus vollendet werden wird. Somit ist das in diesem Vers angesprochene »Erwarten« (eigentlich: »angespannt warten«) etwas, das grundlegend zum christlichen Glauben gehört. Das NT zeigt einheitlich, dass das entscheidende Ereignis der Erfüllung des Werkes Christi noch aussteht (Mt 24; 25,1-13; 1Kor 1,7-8; Tit 2,13; Heb 9,28). Dabei ist keineswegs an eine innerweltliche Entwicklung auf dieses Ziel hin zu denken. Es bleibt ein zukünftiges Ereignis, das allein durch Gottes Handeln bestimmt ist. Christen leben darauf hin, und zwar so, dass sie es »erwarten«. Dabei meint »erwarten« hier nicht Tatenlosigkeit. Wie wir gesehen haben, ist ja das Leben der Christen geprägt von der Zielstrebigkeit in der Nachfolge.

Edition C

Und nun zeigt Paulus noch einmal den Ort, von dem allein her alles so gesehen und beurteilt werden kann, wie er es dieses ganze 3. Kapitel hindurch tut. „Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln.“ Das Wort „políteuma“ bezeichnet sowohl das Bürgerrecht als auch das Gemeinwesen, den Staatsverband, in dem man Bürgerrecht hat. Gern wird das Wort auch gebraucht, um eine Kolonie von Ausländern zu bezeichnen. Vielleicht wählt Paulus diese besondere Formulierung gerade im Brief nach Philippi, weil diese Stadt eine römische Militärkolonie war, die verwaltungsmäßig über die mazedonischen Provinzialbehörden hinweg mit Rom verbunden war und römisches Recht (das „ius italicum“) besaß. So konnte das Gleichnis den Philippern besonders anschaulich sein. Wir Christen leben wohl auf dieser Erde, in unsern Bedürfnissen an sie gebunden, von den „Archonten dieser Weltzeit“ (1 Ko 2, 8), den „Mächten“ und „Gewalten“ bedrängt (Eph 6, 12), aber im Grunde haben sie uns nichts mehr zu sagen, wir sind „reichsunmittelbar“ zu unserm „Herrn“ gehörig, wie die alten Soldaten in Philippi zu dem „Herrn“ auf dem Caesarenthron in Rom. Wer „auf das Irdische bedacht“ ist, der macht die Fremde zur Heimat und verleugnet sein eigentliches und wahres Bürgertum und scheidet sich von dem Gemeinwesen, dessen Glied er doch sein darf, und trennt sich von Dem, der sein rechter „Herr“ ist, um sich an andere Herren zu verlieren und seinen Bauch zum Gott zu machen!
Paulus hat es sehr betont geschrieben: „Für uns aber ist das Bürgertum in den Himmeln vorhanden.“ Ja, hier gilt es zu wählen! Diese Wahl betrifft die Wurzeln unserer Existenz! Wo sind wir eingebürgert, wo sind wir zu Hause? Auf dieser Erde, in dieser gegenwärtigen sichtbaren Welt? Oder in den Himmeln, weil in Christus Jesus?
Dann ist unsere übliche Vorstellung vom „Himmel“ und dem „in den Himmel kommen“ also doch richtig? Dann ist das Christentum doch „weltflüchtig“? Dann muß es doch heißen „Himmelan, nur himmelan soll der Wandel gehn“? Ja und nein! Das knappe Wort „Unser Bürgertum ist im Himmel!“ richtet allerdings die ganze Entwicklung unseres neuzeitlichen Christentums, die es immer diesseitiger und weltförmiger gemacht hat. Wir waren so stolz darauf, daß wir von dem vielen Denken an Tod und Ewigkeit losgekommen waren und auf dieser Erde unsere Aufgaben als Christen erkannt und angefaßt hatten. Wir ließen uns willig mit hineinziehen in den großen Prozeß, die Erde immer wohnlicher und schöner und reicher zu machen und auf ihr die Ziele unseres Schaffens und Strebens zu suchen. Vor Gott aber mag dieser Ruhm des modernen Christentums vielmehr „Schande“ sein. Daß unser Bürgertum nicht in dieser gegenwärtigen Welt liegt, sondern in der unsichtbaren Wirklichkeit, daß unser „Leben“ tatsächlich „Christus“ und alles andere „Verlust“ ist, das sah man uns Christen von heute nicht mehr an, selbst wenn wir noch davon redeten. Kein Wunder, daß unser Wort und Zeugnis so wenig Vollmacht besaß. „Himmelan, nur himmelan“ …? Ja, Jesus wolle diesen himmlischen Sinn wieder mit Macht in den Seinen erwecken!
Und doch auch: Nein! Auch jetzt, wo es so „platonisch“ klingt: „Unser Bürgertum in den Himmeln“, bleibt Paulus, bleibt das Neue Testament von allem „Platonismus“, von aller „Jenseitigkeit“ und falscher „Geistigkeit“ geschieden! Denn Paulus fährt ja gerade nicht fort: Unser Bürgertum ist im Himmel, „in den wir dann bei unserm Tode kommen werden“, sondern fährt fort: „aus welchem wir auch als Retter sehnlich erwarten den Herrn Jesus Christus!“ Man könnte es einmal so sagen: Unser Bürgertum ist nicht deshalb im Himmel, weil es der Himmel, das bessere Jenseits ist, sondern weil Jesus dort ist! Es liegt von vornherein nicht am Ort und am Raum, sondern am Herrn! Hätte es Gott gefallen, unserm Haupt schon jetzt in der irdischen Stadt Jerusalem den Thronsitz zu geben, so würde es heißen müssen: Unser Bürgertum ist in Jerusalem. Es ist schon so: „Nicht nach Erd, nach Himmel nicht meine Seele wünscht und sehnet; Jesus sucht sie und Sein Licht, Der hat mich mit Gott versöhnet.“
Es geht um Jesus! Er aber ist „der Herr“, der „Kyrios“! Unser abgebrauchtes und bedeutungsloses Wort „Herr“ sagt nicht mehr, was die junge Christenheit vor sich sah, wenn sie Jesus den „Kyrios“ nannte. „Der Herr“, so sagten die alten Soldaten in Philippi, wenn sie vom römischen Kaiser sprachen! Also der „Weltbeherrscher“ ist Jesus! Ja, Er ist der gottgleiche Herrscher des Weltalls, Jehova-Jesus! Darum kann das Ziel aller Dinge niemals nur sein, daß einzelne Menschenseelen zu Jesus in den Himmel kommen, während die ganze übrige Schöpfung sich selbst und den „Mächten“ und dem Tode überlassen bleibt (Rö 8, 19–21). Nein, das Größte und Wichtigste, was Jesus als „Herr“ zu tun hat, steht noch aus! „Drum kann nicht Friede werden, bis Jesu Liebe siegt, bis dieser Kreis der Erden zu Seinen Füßen liegt, bis Er im neuen Leben die ausgesöhnte Welt Dem, der sie Ihm gegeben, vors Angesicht gestellt.“

Wuppertaler Studienbibel

Spannend, dass sich viele Ausleger eining sind, dass der „Himmel“ eben nicht bedeutet, „im geistigen Bereich“ oder „geistlich“ zu leben – sondern dass der Himmel = Königreich = Herrschaftsgebiet Jehovahs bedeutet! Also kein „gesalbten Überrest“ der „vom Himmel her regiert“ – sondern ALLE wahren Gläubigen MIT CHRISTUS von SEINER Herrschaftsstätte DANN! Jehovah wird Seine Verheißungen des AT wirklich noch erfüllen – und DAVON sprachen die Apostel im NT!
Und was mir wieder auffiel: es dreht sich nicht im mich – sondern um CHRISTUS in dieser Bibelstelle! Und worum dreht sich mein Leben? Wo ist mein Bürgerrecht???

„meine Augen haben gesehen“

Nun, Herr, entlässest du deinen Knecht, nach deinem Worte, in Frieden; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, welches du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker: ein Licht zur Offenbarung der Nationen und zur Herrlichkeit deines Volkes Israel.
Elberfelder Bibel 1905 – Lk 2,29–32

»Herr, nun kann ich in Frieden sterben,
denn du hast dein Versprechen eingelöst!
Mit eigenen Augen habe ich es gesehen:
Du hast dein rettendes Werk begonnen,
und alle Welt wird es erfahren.
Allen Völkern sendest du das Licht,
und dein Volk Israel bringst du zu Ehren.«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 2,29–32

 «Jetzt entlässest- 1Mo 46,30; Phil 1,23 – Du Deinen Diener, o Herr, nach Deinem Worte in Frieden; denn meine Augen haben Deine Errettung- Jes 52,10; Lk 3,6. – gesehen,  welche Du bereitet hast vor dem Angesichte aller Völker, ein Licht- Jes 9,1; 42,6; 49,6; 60,1-3; Mt 4,16; Apg 13,47; 28,28 – zur Offenbarung der Heiden und ein Ruhm für Dein Volk Israel!»
Abraham Meister – Lukas 2:29–32

Am Sonntag im Aktivgottesdienst hatten wir die letzten Minuten von Moses – dass er auf Jehovah schaut, anstatt auf Traurigkeit! Mose weiß, dass er zu seinen „Vorvätern versammelt wird“ und dass es dann „weitergeht“… So wie auch in diesen Worten von Simeon klar wird: der Tod ist NICHT das Ende, sondern es gibt eine Auferstehung und ein ewiges Leben! Deshalb kann sich Simeon freuen, denn er sieht das Werkzeug, das der Vater geschickt hat, um den Tod für immer zu besiegen!
Und ich? Wie reagiere ich auf Berichte über den Tod? Und wie, wenn es mich selbst betrifft????

Als Simeon Jesus sah, nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott. Auf diese Weise reagieren alle gottesfürchtigen Menschen im Lukasevangelium auf den Messias. Dann rezitierte er einen Lobpsalm, in dem er Gott pries, der seine Verheißung erfüllt und den Heiland gesandt hatte. Der Messias ist die Quelle der Rettung, wie auch sein Name – Jesus – besagt. In allen drei Dank- und Lobpsalmen der beiden ersten Kapitel des Lukasevangeliums (Lk 1,46-55.68-79;2,29-32) geht es um die Bedeutung der Geburt von Johannes und Jesus für die Rettung Israels – und der Welt. Denn Simeon sagte, daß der Messias zu allen Völkern gekommen sei. Darin kommt ein weiterer Hauptgedanke des Lukasevangeliums zum Ausdruck: die Ausdehnung der Erlösung auch auf die Heiden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Begegnung mit dem alten Simeon ist bewegend. Er stärkt die EItem. Aber er sagt auch den schmerzensreichen Weg Jesu deutlich voraus.

Mit dem Ausdruck »Und siehe« (V. 25) weist Lukas darauf hin, dass er nun etwas Wichtiges berichten will.

»Es gab in Jerusalem einen Mann namens Simeon«. »Simeon« ist nur der vollere Name für »Simon«, einen häufigen hebräischen Namen (vgl. 1Mose 29,33: Lk 3,30; Apg 13,1; 2Petr 1,1). Auch Petrus wird gelegentlich so genannt (Apg 15,14; 2Petr 1,1). Vielleicht will Lukas durch die Vollform »Simeon« unterstreichen, dass es sich um einen echten Hebräer handelt. Er nennt den Simeon »gerecht und fromm« und sagt damit, dass er ein treues Glied des Alten Bundes war (vgl. Mi 7,2). Aber bei diesem Simeon kommt noch etwas Besonderes hinzu: »Er wartete auf den Trost Israels.« Das heißt, er vertraute wirklich auf Gott (vgl. 1Mose 49,18; Ps 119,166; Jer 17,7), und lebte in der Erwartung der messianischen Heilszeit (vgl. Jes 40,1; 49,13; 52,9). Außerdem »war ein heiliger Geist auf ihm«; d. h. er hatte im Rahmen des Alten Bundes eine spezielle Geistesleitung, die aber nicht zu verwechseln ist mit der Wiedergeburt und mit dem ständigen Erfülltsein durch den Heiligen Geist, wie es nur im Neuen Bund möglich ist (vgl. Lk 3,16; Apg 2,1ff.). Sagen wir es kurz: Simeon hatte eine prophetische Gabe.

Dieser Simeon hatte früher schon eine spezielle Botschaft des »Heiligen Geistes« empfangen (V. 26). In jener Übergangszeit vom Alten zum Neuen Bund gab es zahlreiche besondere Offenbarungen Gottes durch Engel, Träume oder geistgewirkte (inspirierte) Botschaften (vgl. Mt 1,20ff.; Mt 2,1-13.19.22; Mk 1,11ff., Lk 1,11ff.; Lk 1,26-67ff.; Lk 2,8ff.; Lk 2,25-36ff.; Joh 1,29ff.). Als das Neue Testament entstand, traten jene speziellen Botschaften zurück, ohne ganz aufzuhören (Apg 9,10ff.; Apg 10,1ff.; Apg 11,27ff.; Apg 21,9.10ff.). Aber diese speziellen Botschaften haben niemals eine neue Offenbarung des Heilsplanes beinhaltet, sondern haben nur die persönliche Führung einzelner Menschen zum Gegenstand gehabt.

Um eine solche persönliche Führung des Simeon handelte es sich auch in V. 26: »Er werde den Tod nicht sehen, bevor er den Messias des Herrn gesehen habe.« D. h. zu seinen Lebzeiten werde »der Messias« = der »Trost Israels« in Person noch kommen. Woran konnte Simeon erkennen, dass dies keine Einbildung war? An der Erfüllung (5Mose 18,20ff.). Was sich nicht erfüllt, ist nicht von Gott, auch wenn die falschen Propheten in solchen Fällen tausend Ausreden gebrauchen. Deshalb war die Begegnung mit Jesus für Simeon ein Aufatmen, eine beglückende Glaubensstärkung zum »Frieden«. Übrigens kann man in V. 26 statt »ihm war verbindlich gesagt worden« auch übersetzen: »er war inspiriert worden«, »ihm war mitgeteilt worden« (vgl. Mt 2,12.22; Apg 10,22; Hebr 8,5; 11,7; 12,25). Bengel machte zu Lk 2,26 die nachdenkliche Anmerkung: »Den Tod sehen, und den Christ des Herrn sehen – ein lieblicher Gegensatz.«

»Unter der Leitung des Geistes« kommt Simeon am selben Tag »in den Tempelbezirk« wie Jesus mit seinen Eltern (V. 27). Wie uns V. 37 zeigt, sammelten sich diejenigen Juden, die brennend auf den Messias warteten, gerne im Tempel. Evtl. hielten oder hörten sie Lehrvorträge in bestimmten Räumen oder Hallen des Tempels (vgl. Joh 10,23; Apg 3,11; 5,12). Und nun fügt es Gottes Geist so, dass Simeon gerade »in dem Augenblick, als die Eltern das Kind Jesus hineinbrachten«, auf die kleine Gruppe stieß. Äußerlich waren Josef und Maria unauffällig. Aber Simeon sah im Heiligen Geist tiefer. »Ein Mensch sieht, was vor Augen ist« (1Sam 16,7). Aber der Heilige Geist deckt alles auf (1Kor 2,10). Wie unauffällig die kleine Gruppe war, die wie ungezählte andere »nach dem Brauch des Gesetzes verfahren« wollte (V. 27), sieht man an dem unbefangenen Ausdruck »die Eltern«. Mit der Annahme des »Kindes Jesus« war Josef juristisch ein Vater geworden. Warum also nicht von den »Eltern« sprechen? Das Wunder der jungfräulichen Geburt wird dadurch ja nicht aufgehoben.

Nach jüdischer Überlieferung wurde das Reinigungsopfer der Mutter auf der Ostseite des Tempels beim Nikanortor (in Apg 3,2 »die schöne Türe« genannt) abgegeben. Hat diese Überlieferung Recht, dann geschah die Begegnung Simeons mit dem Kind Jesu beim Nikanortor im Ostteil des Tempels, nahe bei dem Ort, wo Petrus nach Apg 3 den Lahmen heilte.

Simeon »nahm« das jetzt ca. 6 Wochen alte Kind Jesus »in die Arme« (V. 28). Die Ausleger haben sicher Recht, wenn sie bemerken, man dürfe sich diesen Simeon nicht als zitternden, altersschwachen Greis vorstellen. Wohl war er alt, aber immer noch ein kräftiger Prophet des Herrn.

Der Lobpreis (»er lobte Gott«), von dem Lukas anschließend berichtet, ist unter dem Namen »Nunc dimittis« bekannt geworden. Denn so lauten die Anfangsworte von V. 29 in der früher weitverbreiteten lateinischen Bibel. Nach dem Magnificat und dem Benedictus (Lk 1,46-55.68-79) ist das Nunc dimittis der dritte große Psalm in Lk 1-2. Doch vergessen wir nicht, dass auch Lk 1,25; 1,38; 1,42-45 und Lk 2,20 psalmartige Lobpreisungen enthielten. Rechnet man diese mit hinzu, dann ist der Simeonspsalm der siebte in Lk 1-2.

Wie in all den genannten Psalmen, so steht auch hier »Gott« in der Mitte. Er ist der »Herr« (griechisch despotes), der »Gebieter«, der »Hausherr« Israels und aller Menschen (V. 29). Er regiert die Geschichte, die Zeit, und deshalb auch diesen Augenblick. Das »Nun« oder »Jetzt« der Erlösung ist angebrochen. Simeon weiß, dass er nun bald »sterben« muss. Aber es ist der Herr, der ihn »sterben lässt« (nicht Krankheit, Alter oder der Tod!). Und dieser Herr fügt es, dass er als Gottes »Knecht in Frieden sterben,« kann (V. 29). Was gäben ungezählte Menschen darum, wenn sie in solchem Frieden sterben könnten! Schlatter bemerkt mit Recht: »Weder das, was von nun an auf Erden geschieht, noch das, was ihn drüben erwartet, bereitet ihm Angst.« Man vergleiche damit das Sterben der gläubigen Patriarchen Abraham und Jakob (1Mose 15,15; 46,30). Wir beachten hier noch zwei Einzelheiten. Erstens sagt Simeon wörtlich: »Du entlässt deinen Knecht.« Darin steckt auch der Gedanke, dass die irdische Dienstzeit mit vielen Leiden abgeschlossen, und zwar gut abgeschlossen, ist. Wie später Paulus in 2Tim 4,7 hat Simeon ausgekämpft. Wie oft wird er gerade wegen seines Wartens auf den Messias angefochten gewesen sein! Zweitens atmet Simeon auf, dass alles so gekommen ist, »wie du, Herr, gesagt hast«. Er ist also keiner Einbildung erlegen, als er der Verheißung von V. 26 vertraute. Wie oft denken wir bis zur Verzweiflung darüber nach: »Ist es auch wahr, was Gott gesagt hat?« Aber immer wieder zeigt es sich, dass keines von den Worten Gottes »dahinfällt« (vgl. Jos 21,45; 23,14; Ps 33,4; Mal 3,16 f).

»Denn meine Augen haben dein Heil gesehen« (V. 30) – das ist das Herrlichste, was ihm im Leben passieren konnte. Nun kann er seinen Dienst abschließen, kann er sterben. Er hat »gesehen«, und zwar mit eigenen »Augen«! Es waren seine leiblichen Augen an einem ganz bestimmten Platz der Geschichte, aber auch seine geisterleuchteten Augen. Denn er sah nicht nur das kleine Kind, sondern zugleich auch seine Bedeutung. Das »Heil« hat ja einen Namen: Jesus! Insofern ist die Lutherübersetzung »Heiland« verständlich, wenn auch nicht korrekt. »Heil« wird im Hebräischen aus derselben Wortwurzel gebildet wie der Name »Jesus«. Simeon sagt zu Gott: Es ist »dein Heil«, also das von Gott geschaffene Heil, das Menschen nie machen könnten. Aber was Menschen nicht machen können, das können sie auch nicht kaputt machen. So ist es ein ewiges, unzerstörbares Heil. Lange schon ist es im AT angekündigt (Hiob 19,25-27; Ps 98,2ff.; Jes 52,10).

Während die Umstehenden nur die relativ armen Eltern und das unscheinbare (Jes 53,2) Kind erkennen, sieht Simeon im Kind das Heil, »das du (Gott) im Angesicht aller Völker bereitet hast« (V. 31). Man könnte auch übersetzen: »vor den Augen aller Völker«. Gott löst jetzt ein, was in Jes 52,10 prophezeit wurde. Noch sind – in diesem Augenblick – die Augen der Völker blind. Bald aber werden auch sie in Jesus ihren Retter erkennen. Theophilus selbst (Lk 1,3) ist dafür Zeuge. Jesus hat ja eine doppelte Aufgabe: Er ist »ein Licht zur Erleuchtung der Völker« (oder: zur Offenbarung an den Völkern bzw. Nationen) und zugleich »der Ruhm deines Volkes Israel« (V. 32). Simeon sieht also ganz klar voraus, dass Heiden und Juden zusammen in Jesus ihr Heil finden. So hat es ja Jesaja angekündigt (Jes 42,6; 49,6 und Jes 46,13), aber auch andere Propheten im AT (vgl. Zeph 3,14-20). Zu sagen, Israel und die Völker hätten verschiedene Heilswege, ist von daher absurd. Ebenso wäre es falsch, zu sagen, erst Paulus habe das Geheimnis der Erlösung der Völker durch Jesus erfahren. Hier weiß es ja schon Simeon!
Um 180 n. Chr. schrieb der Bischof Irenäus von Lyon, ein Schüler von Apostelschülern, einen ausgezeichneten Kommentar zu Lk 2,29ff.; Simeon bekannte das aus Maria geborene Kind Jesus, das er auf seinen Händen trug, gerade als Christus, den Sohn Gottes, das Licht der Menschen und den Ruhm seines Israel. Simeon hat in der Tat ein Christusbekenntnis abgelegt. Man könnte es das erste Bekenntnis des Neuen Bundes nennen.

Edition C

Das nächste Ereignis bei der Geburt des Messias ist in Lukas 2:22-38 aufgezeichnet. Dies war die Präsentation, die stattfand, als Jeschua vierzig Tage alt war. Nach dem mosaischen Gesetz (Lev. 12) musste sich eine Mutter vierzig Tage nach der Geburt eines Jungen und achtzig Tage nach der Geburt eines Mädchens einem Reinigungsritual unterziehen. Da Maria einen Jungen zur Welt gebracht hatte, fand dieses Ereignis statt, als Jeschua vierzig Tage alt war.
Der Zweck für diese Zeremonie war ein zweifacher. Der erste Zweck war für die zeremonielle Reinigung und Läuterung der Mutter. Der zweite Zweck war die Zahlung des besonderen Erlösungspreises für den Erstgeborenen gemäß dem Gebot von Exodus 13. Hier ist wieder ein Beweis dafür, dass Josef und Maria beide geistliche Menschen waren, was sich in ihrem Gehorsam gegenüber den Geboten des mosaischen Gesetzes zeigt. Jesus wurde von zwei Menschen aufgezogen, die geistlich, rechtschaffen und dem Gesetz des Mose gehorsam waren.

In Vers 24 heißt es, dass ihre Opfergabe „ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ war, ein Vogel für ein Sündopfer und der andere für ein Brandopfer. Das zeigt, dass der wirtschaftliche Status von Josef und Maria auf der Armutsgrenze lag, denn die Opfergabe von einem Paar Turteltauben oder zwei jungen Tauben war nur erlaubt, wenn sie sich nichts Besseres leisten konnten. Dies stand im Einklang mit zwei alttestamentlichen Prophezeiungen. Erstens prophezeite Jesaja 11,1, dass der Messias erst dann erscheinen würde, wenn das mächtige Haus David auf das Niveau herabgesunken wäre, das es nicht zur Zeit Davids, sondern zur Zeit seines Vaters Isaias gehabt hatte. Das ist der Grund, warum Jesaja Jesse und nicht David erwähnt. Er stellt sich das große Haus Davids als einen Baum vor, der gefällt worden war und von dem nur noch der Stumpf übrig war. Während es so aussah, als wäre es nur ein toter Stumpf, begann plötzlich ein Spross zu wachsen und Leben hervorzubringen. Der Sinn des Bildes in Jesaja 11,1 ist, dass, wenn das Haus David wieder verarmt ist, wenn es auf das reduziert ist, was es zur Zeit Isais war, dann würde der messianische Zweig erscheinen.

Die zweite Prophezeiung, in Amos 9,11, sagte voraus, dass der Messias erst dann erscheinen würde, wenn das mächtige Haus David auf eine „zerfallene Hütte“ reduziert worden war. Anstelle von Tieren, die sie nicht opfern konnten, brachten Josef und Maria zwei Vögel dar.

die Begegnung mit Simeon

Bei dieser Gelegenheit kommt es in den Versen 25-35 zu zwei Erfahrungen oder zwei Begegnungen. Die erste Begegnung war mit einem alten Mann namens Simeon. Nach Vers 25 war Simeon „ein gerechter und frommer Mann, der den Trost Israels suchte.“ Das bedeutet, dass Simeon ein Mitglied des gläubigen Überrestes der damaligen Zeit war. Zuvor war Simeon offenbart worden, dass er nicht sterben würde – egal wie alt er war – bis er die messianische Person mit seinen eigenen Augen gesehen hatte.
Als er den vierzig Tage alten Jeschua sah, erkannte er die Erfüllung dieser Verheißung an ihn. In den Versen 29-31 sagt er: Nun lass deinen Knecht, Herr, nach deinem Wort in Frieden fahren; denn meine Augen haben dein Heil gesehen, das du bereitet hast vor dem Angesicht aller Völker; …

Simeon sagt, er sei jetzt bereit zu sterben, weil er endlich die messianische Person gesehen hat. Das ist ein Wortspiel, denn man sollte bedenken, dass Simeon weder Englisch noch Griechisch sprach, sondern Hebräisch. Als er sagte: „Meine Augen haben deine Rettung gesehen“, hätte er sagen müssen: „meine Augen haben dein Jeschua gesehen“, genau dasselbe wie der hebräische Name für Jesus – Jeschua, mit dem Zusatz eines „h“. Mit anderen Worten, er sagte: „Meine Augen haben deine Rettung gesehen, deinen Jesus.“ Simeon, der das Wort Gottes im Alten Testament studiert hatte, erkannte, dass das erste Kommen des Messias zwei Gruppen von Völkern zugute kommen würde: Nichtjuden und Juden.

In Vers 32 sagt Simeon über Jesus: … ein Licht zur Offenbarung für die Heiden und die Herrlichkeit deines Volkes Israel

Arnold Fruchtenbaum – Höhepunkte der Geburt und des frühen Lebens von Jesus

unaufhörlich und mit ganzer Kraft

Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werke des Herrn, da ihr wisset, daß eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn
Elberfelder 1871 – 1 Kor 15,58

Haltet daher unbeirrt am Glauben fest, meine lieben Geschwister, und lasst euch durch nichts vom richtigen Weg abbringen. Setzt euch unaufhörlich und mit ganzer Kraft für die Sache des Herrn ein! – Daher, meine geliebten Geschwister, seid fest, unerschütterlich, immer überaus tätig im Werk des Herrn / immer voranschreitend im Werk des Herrn. – Ihr wisst ja, dass das, was ihr für den Herrn tut, nicht vergeblich ist – Od dass bei eurer Arbeit für den Herrn keine Mühe vergeblich ist. Od dass eure Arbeit und Mühe nicht vergeblich ist, weil ihr dem Herrn gehört. W dass eure Arbeit/Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.- .
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 15,58

Darum, Leute, bleibt dabei und lebt euren Glauben radikal aus! Gebt alles für die Sache von Jesus! Eins ist sicher: Nichts von dem ist umsonst getan!
VolxBibel – 1.Korinther 15:58

Paulus verknüpft seine dogmatischen Ausführungen stets mit ganz praktischen Direktiven, und auch dasvorliegende Kapitel bildet darin keine Ausnahme. Die Korinther werden aufgefordert, in der Lehre der Apostel fest zu bleiben (V. 2) und sich nicht von falschen Lehrern beirren zu lassen (vgl. Eph 4,14). Die Gewißheit, in der sie leben dürfen, insbesondere die Gewißheit der Auferstehung, muß ihnen ein Anstoß sein, Gott treu zu dienen (vgl. 1Kor 3,8; Gal 6,9), denn ihre Arbeit in dem auferstandenen Herrn wird nicht vergeblich (kenos, „leer“; vgl. 1Kor 15,10.14.17) sein.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar – Korinther bis Offenbarung

Wie in 14,39-40 beschließt Paulus auch diesen Abschnitt mit einer Art Zusammenfassung, die hier die Gestalt einer Schlussermahnung annimmt. So wie das Judentum den fehlenden Glauben an die künftige Welt häufig mit einem unmoralischen Lebenswandel in Verbindung brachte, den Glauben an das künftige Gericht aber mit einer Haltung der Geduld, Standhaftigkeit und Bewährung, ermutigt auch Paulus seine Leser, bei der Wahrheit der Auferstehung zu bleiben und ein gerechtes I ,eben zu führen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Paulus bringt seine meisterliche Abhandlung mit einem gewaltigen Aufruf zu Ende: „Daher“ – im Licht und in der Kenntnis aller dieser Wahrheiten – wenn ihr sie wirklich glaubt, reagiert in einer Weise, welche die Wirklichkeit eures Glaubens beweist. „Meine geliebten Brüder“, das sichert ihnen seine tiefe Zuneigung trotz ihrer Anfälligkeit für Einflüsse, die ihren Glauben und ihr Zeugnis bewußt untergraben, zu. Diejenigen, die öffentlich dienen, sollten das zu Herzen nehmen und bestrebt sein, eine aufrichtige Liebe für die Brüder an den Tag zu legen, und das trotz vieler Schwachheit. Diese Liebe zu ihnen beeinflußte den Apostel in keiner Hinsicht in seiner Lehre, wie der ganze Brief zeigt. Treu suchte er die vielen Dinge, die eine Gefahr für ihr Zeugnis darstellten, zu korrigieren. Er sagte ihnen „die Wahrheit in Liebe“. Er rief sie auf, „festzustehen“, standhaft zu sein, beständig, von einer entschlossenen Überzeugung und Absicht im Herzen gekennzeichnet. Sie sollten sich nicht leicht beunruhigen lassen, obwohl viele Dinge um sie herum sie durcheinander bringen könnten. „Unbeweglich“ bedeutet nicht leicht von der Stelle zu bewegen, nicht wankelmütig, nicht leicht beiseite zu setzen. Das bezieht sich auf die Angriffe, denen der Glaube von Zeit zu Zeit ausgesetzt ist, sei es durch falsche Lehre, die den wahren Glauben untergräbt, oder durch Versuchung, sich Gewohnheiten hinzugeben, die die völlige Hingabe an Ihn abstumpfen. Er wünscht ihnen, „allezeit überströmend in dem Werk des Herrn“ zu sein, von nie versiegender Energie und unbändiger Kraft im Werk des HERRN, und nicht von Untätigkeit, sondern von eifriger Anstrengung gekennzeichnet, immer dabei zu sein. „Werk“ bezieht sich auf das, was getan ist, „Mühe“ hingegen auf das Tun, auf die Plage und Anstrengung darin, die hingegebene Kraft, die Ermüdung, die daraus folgt. Diese Mühe wird nie „vergeblich“ sein, umsonst, wertlos. Nachdem die Wahrheit der Auferstehung völlig begründet wurde, wird solche Mühe und Arbeit produktiv sein, Frucht tragen und ihre Belohnung vor dem Richterstuhl verdienen. „Im HERRN“ deutet an: unter Seiner Kontrolle, in Seiner Kraft und zu Seiner Herrlichkeit.

Was die Bibel lehrt

Hat Paulus in den vorherigen Versen das Handeln Gottes in der Auferstehung seines Sohnes mit all dessen Folgen für die, die daran glauben, den Korinthern vor Augen geführt, so zeigt er in Vers 58, dass dies Konsequenzen für das tägliche Leben der korinthischen Gemeinde – und so auch für uns – hat. Mit dem »darum« schließt Paulus einen mahnenden und ermunternden Ruf an. Die gewisse Hoffnung des zukünftigen Lebens in der Herrlichkeit Gottes führt nicht zu einem Höhenflug irgendwelcher Gefühle, sondern hat Auswirkungen auf die jetzige, alte Welt, in der die Gemeinde lebt. Was nützt den Korinthern alle rechte Lehre, wenn nicht das ganze Leben davon bestimmt wird? Paulus zeigt hier drei Folgen auf:

a) »Seid fest« (wörtlich: »sesshaft«), also feststehend, beständig, nämlich in dieser glaubenden Gewissheit der Auferstehung. Es ist wichtiges »Tun«, sich nicht umtreiben zu lassen »von jedem Wind der Lehre« (Eph 4,14; vgl. Jak 1,6). Festigkeit auf dem Fundament des Glaubens ist Kennzeichen des hoffnungsgewissen Christen (vgl. 4Mose 17,12; Ps 16,8; 21,8; Jes 56,4; Apg 11,23; Kol 1,23; 1Petr 5,9; Hebr 13,1.9; Jak 1,4).

b) Seid »unbeweglich«: das unterstreicht dieses Ruhen auf festem Grund. Wir dürfen auf dem Ort des Glaubensvertrauens, auf den uns der Sieg Christi gestellt hat, stehen. Wir sind »unbeweglich«, wenn es um das Evangelium geht (vgl. Kol 1,23).

c) »Nehmet zu in dem Werk des Herrn.« Solche Festigkeit ist nicht Starrheit, Leblosigkeit – im Gegenteil. Paulus ermahnt die Korinther, »überfließend zu werden« (so wörtlich) im Werk des Herrn, in dem Dienst des Mitbauens am Reiche Gottes. Getragen von der Gewissheit, dass solche »Arbeit« (wörtlich: »Mühe und Anstrengung«) nicht »vergeblich« (leer, nichtig; vgl. V. 14) ist, weil es »Mühe in dem Herrn«, von ihm gewirkt, von ihm gesegnet ist und er schafft solcher Arbeit Frucht, nämlich solche, die in Ewigkeit bleibt (vgl. 1Kor 15,10; Gal 6,2; Phil 2,16).

Edition C

Der dritte Teil der Mahnung: „tut euch allezeit im Werk des Herrn hervor“ macht deutlich, dass weder die Hoffnung auf die zukünftige Auferstehung der Toten noch das Christsein allgemein mit passiver Bequemlichkeit verwechselt werden kann, die sich über die Sündenvergebung freut, aber im übrigen nach heidnischen Werten und Maßstäben lebt, die den größten Lebensgenuss versprechen. Jesusbekenner sind am „Werk des Herrn“ (ἔργον τοῦ κυρίου) beteiligt, d.h. an dem Werk, das Christus selbst tut (gen. subj.), an dem Werk, das er den Glaubenden aufgetragen hat (gen. auctoris). Im Kontext von 3,13–15; 9,1; 16,10 ist am ehesten an den Aufbau der Gemeinde zu denken. Sie sollen sich in der täglichen, alle Jesusbekenner in Korinth betreffenden Arbeit „hervortun“ (περισσεύοντες; Ptz. Präs.), d.h. einen Überfluss an Einsatz und Engagement an den Tag legen, weitaus mehr tun als notwendig ist, damit die Gemeinde und ihre einzelnen Glieder im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe wachsen. Sie sollen dafür sorgen, dass der Überfluss an gegenwärtigen Heilsgütern (Röm 3,7; 5,15; 2Kor 4,15) den überschießenden Einsatz für die Gemeinde gewährleistet, und zwar nicht nur wenn es bequem ist, sondern „allezeit“ (πάντοτε).

Schnabel – Historisch-Theologische Auslegung Neues Testament

Mein Blick geht …

Ich aber will nach Jehova ausschauen, will harren auf den Gott meines Heils; mein Gott wird mich erhören.
Elberfelder 1871 – Mi 7,7

Ich aber spähe nach IHM aus,
harre auf den Gott meiner Freiheit,
erhören wird mich mein Gott.
Buber_Rosenzweig – Micha 7,7

Aber ich werde mich mit Gott beschäftigen und zu ihm beten. Ich warte auf meinen Gott, der mir immer geholfen hat. Und wenn ich zu ihm bete, dann erhört er mich auch.
VolxBibel – Mi 7:7

Aber ich, in Jehova werde ich Ausschau halten, werde harren auf den Fülle-Gott des Schwurs meiner Siegheilsweite, hören und erhören wird mich mein Elohim.
Pfleiderer Übersetzung – Micha 7:7

Passend zu dem Thema des Aktivgottesdienstes gestern: der Tod des Mose auf dem Berg – und den Themen die „uns sonst so beschäftigen“ – sind die Verse die VOR Micha 7:7 kommen: Chaos, Schwierigkeiten, Not, Probleme! ABER Micha schreibt wohin sein Blick DESHALB und TROTZDEM geht!
Nein! Moses schaut nicht zurück, und hadert mit „seinem Schicksal“ – sondern Mose schaut auf Jehovah!
Wohin schauen wir, wenn die Probleme überhand nehmen?

Für sich selbst und den gottesfürchtigen Rest, von dem im Buch immer wieder die Rede ist, hielt Micha fest, daß er trotz der schrecklichen Verhältnisse im Volk weiterhin auf den HERRN schauen wollte (vgl. „Späher“, V. 4 ) und auf den Gott seines Heils harren . Das Gericht würde zwar kommen, doch er hatte auch die Gewißheit, daß ihm die Rettung folgen würde. Gott würde Israels Retter sein (vgl. Jes 59,20 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Was kann man in dieser Situation tun? Micha hält Ausschau – nach Gott: Ich aber will nach dem Herrn ausschauen. Hier begegnet uns wieder das Wort für spähen, das uns in V. 4b (Tag deiner Späher) begegnet ist. Das Spähen, Ausschauen ist ein Warten: ich will warten (oder: hoffen) auf den Gott meiner Rettung. Micha wartet nicht auf Godot, der doch nicht kommt, sondern auf den Gott seiner Rettung. Der greift ein und bringt ihn durch, vgl. Jer 39,15–18. Sein Beten ist getragen von einer tiefen Erhörungsgewissheit: mein Gott wird mich hören – im Unterschied zu denen, die Gott nicht mehr hört (vgl. 3,4.7).
Erwartet Micha danach eine Wende? Schon in 3,12 hatte er das Ende von Jerusalem wie in 1,6 das Ende von Samaria angekündigt. Danach aber, auf den Trümmern des alten, erbaut Gott ein neues Jerusalem, zu dem alle Völker strömen. Ein davidischer König herrscht und schafft Frieden. Micha betet wie Jakob: »Herr, ich warte auf dein Heil!« (1Mo 49,18).

Wenn alles hoffnungslos ist, dann kann Hoffnung nicht einfach durch nachdenken, Ärmel hochkrempeln oder Gleichgültigkeit und Lustprinzip gewonnen werden. Ich kann sie nicht selbst gewinnen. Dann brauche ich einen Ort, an dem ich Hoffnung geschenkt bekomme. Der Ort, unsere Hoffnungslosigkeit loszuwerden, ist das Gebet. Sobald wir mit Gott reden, brechen wir aus dem Teufelskreis unserer Hoffnungslosigkeit aus. Jeder, der betet, erkennt nämlich an, dass es außer sich selbst noch jemanden gibt, der für sein Leben Verantwortung trägt (Ps 9,11). Nur das Gebet hilft aus dem Dilemma heraus, über die heutige Situation und die ach so schlechte Welt zu klagen, aber auch keine positiven Impulse zu erhalten.
Hoffnung ist immer Hoffnung gegen allen Schein, sonst ist sie Berechnung und nicht Hoffnung. Hoffnung bekommen wir nicht in Zusammenarbeit mit Gott, sondern allein aus seiner Hand (Kla 3, 24–26). Biblische Hoffnung hat immer Gott als Objekt und nie bessere Umstände! In dieser Welt gibt es außerhalb von Gott keine Hoffnung.
Hoffnung hat als einzigen Anknüpfungspunkt Gottes Heil. Die Hoffnung ist also eine Person. Ich schreibe Gott nicht vor, was ich erhoffe. Ich überlasse mich einfach ihm. Ich trage ihm nicht einfach meine Wünsche vor. Das wäre nicht Hoffnung, sondern der Versuch, das Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wo setze ich noch meine Hoffnung auf andere Menschen oder Umstände, vielleicht auch auf mich (Jes 30,15)?
Ohne alle äußere Bestätigung gewinnt Hoffnung echte Glaubenstiefe. Das schönste Beispiel der Bibel dafür gibt Paulus in Röm 4: Abraham und Sara. Sie drangen erst zur echten Hoffnung auf Nachkommen durch, als ihnen alle eigenen Wege abgeschnitten waren. Zuerst probierten sie alles menschlich Mögliche und Unmögliche. Als sie sahen, dass absolut nichts mehr machbar war, da hofften sie. Und Gott beschenkte sie. Gott wartet darauf, uns mit seiner Hoffnung zu beschenken.
»Es mag sein, dass alles fällt, dass die Burgen dieser Welt um dich her in Trümmer brechen. Halte du den Glauben fest, dass dich Gott nicht fallen lässt. Er hält sein Versprechen« (Rudolf Alexander Schröder).

Edition C Bibelkommentar

Ist Gott wirklich Gott, dann ist er auch der Herr der Zeiten.

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher meine Hülfe kommen wird. (O. woher wird meine Hülfe kommen?) Meine Hülfe kommt von Jehova, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird nicht zulassen, daß dein Fuß wanke; dein Hüter schlummert nicht. Siehe, der Hüter Israels, nicht schlummert noch schläft er.
Elberfelder 1871 – Ps 121,1–4

Er wird nie zulassen, dass dein Fuß ausrutscht.
Der dich behütet, wird nie müde.
Er wird nie müde noch legt er sich schlafen,
er, der Israel behütet.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Psalm 121:3–4

Er bewahrt deine Füße vor dem Stolpern;
er, dein Beschützer, schläft niemals.
Ja, der Beschützer Israels schläft und schlummert nicht!
Neue Genfer Übersetzung – Psalm 121,3–4

Gott ist nicht nur ein Gott der Urgeschichte. Gott ist auch nicht nur ein Gott der großen Glaubensväter. Er überwacht auch deinen Fuß, dass er nicht wankt. Diese Unmittelbarkeit in der gegenseitigen Beziehung, dieses Eingreifen Gottes in den persönlichen Lebenslauf gibt dem Glauben jene Stärke, durch welche er die Welt überwindet. Wie oft nahm er in dieser Zuversicht vorweg, was erst nach weiterem Warten Wirklichkeit, Geschichte werden konnte. Das noch zu Geschehende sehend, überwand er das zunächst Bestehende in seiner Härte und wartete in Geduld auf die Stunde, wo Gott handelnd in die Geschichte treten konnte. Das ist der Glaube, wie ihn in seinem Charakter der Hebräerbrief mit den Worten beschreibt: „Der Glaube ist das feste Vertrauen auf das, was man erhofft, die Überzeugung (von der Verwirklichung) dessen, was man noch nicht sieht“ (Heb 11,1). Der Glaubende lebt von der Wirklichkeit des Verheißenen.
Ist Gott wirklich Gott, dann ist er auch der Herr der Zeiten. Er hat sich dann in seinem großen Gestern nicht erschöpft. Dann wacht Er immer noch und schläft nicht, sondern wirkt und handelt, um sein größeres Heute zu schaffen. Und was er schafft, ist ihm wertvoll genug, um es auch als seine Schöpfung vor jenem Untergang zu bewahren. Konnte einst bereits ein alttestamentlicher Sänger sich dieser Gewissheit erfreuen, wieviel mehr dürfen es heute jene, die sich als lebendige Glieder einer Neuschöpfung Gottes, als lebendige Steine des neutestamentlichen Gottestempels wissen. „Sei ohne Furcht, du kleine Herde“, ruft Jesus seiner kleinen, zagenden Jüngergemeinde zu, die er gleichsam „wie Schafe unter die Wölfe“ in die Welt sendet. Er weiß, dass alles Wirken und Regieren seines Vaters darauf angelegt ist, sie in seine Königsherrschaft zu führen (vgl. Lk 12, 32; Joh 17,14f.). Dem mag unendlich viel entgegenstehen, es mag durch manche Wehen und Nöte hindurchgehen, Gott als Hüter seines Werkes schlummert und schläft nicht. Er überwacht die Seinigen auch im Ofen des Elends, steigt mit ihnen hinab in den Glutofen Babels. Er sendet seinem Knechte einen Engel in den Löwengruben (vgl. Dan Kap. 3 u. 6) und lässt dessen Bewahrung zu einem gewaltigen Zeugnis werden.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Dieses hatte sich der betende Pilger selbst klarmachen können. Während er diese Erkenntnis laut ausspricht, um sich für den Heimweg zu rüsten, tritt ein Levit zu ihm und bestätigt das vor Gott Ausgesprochene. Denn er weiß, daß ein einsames und persönliches Gebet trotz aller Gläubigkeit, die in ihm zutage tritt, gleichsam der Versiegelung durch die Gemeinschaft bedarf. Er beginnt seinen Zuspruch so: Er wird nicht zulassen, daß dein Fuß wanktb. Bevor über die Hand gesprochen wird (V. 5), spricht der Priester vom Fuß. Denn auf dem Weg vom Gottesdienst im Heiligtum in den Alltag hinein gibt es so manchen Stein, der den Pilger wieder zum Straucheln oder gar zum Fallen bringen könnte und damit das in der Gottesstadt Empfangene in Frage stellen würde. Doch Gottes Gegenwart und Gottes Schutz ist genau an der Stelle, wo ein Mensch zu Fall kommen könnte. Gott wird zwar nicht verhindern, daß der Fuß anstößt und der Schmerz ihn durchzuckt, aber ausgleiten wird der Fuß nicht. Denn das Wanken des Fußes kommt vor dessen Umknicken, und dem folgt das Hinfallen des ganzen Menschen. Die Bewahrung kommt daher: dein Hüter schlummert nicht … und schläft nichtsc. Die helfende Gegenwart Gottes zeigt sich erst, wenn die Not am größten ist. Darum kann der Mensch den Eindruck haben, als schlafe Gott oder schlummere wenigstens. Das Wachsein Gottes ist nicht mit dem Fernsein von Schlaf zu verwechseln. Es ist mit dessen Fähigkeit einzugreifen, wenn die Not am größten ist, zu verbinden.

Wuppertaler Studienbibel

Nein, der Wächter von Isra’el schlummert und schläft nicht. In diesem kurzen Psalm wird die hebräische Wurzel für shomer (bewachen) sechsmal verwendet, um auf Gottes Schutz für sein Volk hinzuweisen. Ibn Esra erklärt, dass Gott Ya’akov (Jakob) versprochen hat, ihn zu bewachen, wo immer er hingeht (1. Mose 28,15), und dass man nie vergessen darf, dass Ya’akov zwar schlief, ADONAI aber nicht. Er wachte ständig über Ya’akov.

Wächter (Schomer) über Isra’el
Psalm 121:1-4 In der Geschichte der Menschheit ist außer Israël kein anderes Volk nach über zweitausend Jahren Gefangenschaft zu großer Größe herangewachsen. Vor 1948 gingen viele Theologen fälschlicherweise davon aus, dass Isra’el niemals in sein Land zurückkehren würde. Doch was nach Ansicht der Menschen nicht geschehen kann – oder sollte -, bestimmt nicht die Hand Gottes, der versprochen hat, dass die Zerstreuten zurückgebracht werden. In Psalm 121,1-4 erklärt David: „Wenn ich meine Augen zu den Hügeln erhebe, woher wird meine Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt von ADONAI, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen – dein Wächter schläft nicht. Nein, der Wächter von Isra’el schlummert und schläft nicht.“ Isra’el war sich immer der Bundestreue Gottes sicher und dass er sie in ihr Land zurückbringen würde. In jeder Generation hat ADONAI über Isra’el und sein Bundesvolk gewacht. Die Auserwählten Gottes sollten nicht mehr verstoßen oder zerstreut werden, sondern in Sicherheit und Frieden wohnen (Dtn 33,28).

Die vollständige jüdische Studienbibel: Notes

Worauf warte ich?

indem wir erwarten die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, auf daß er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit und reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken.
Elberfelder 1871 – Tit 2,13–14

da wir das beglückende zu erwartende Gut und Sichtbarwerden des Herrlichkeitsglanzes vom gewaltigen Gott und von unserem Retter Jesus, dem Messias, begehren. Er hat sich selbst für uns verschenkt, um uns von jeder Schrankenlosigkeit loszukaufen und ein Ihn selbst umgebendes Bundesvolk als Nacheiferer guter Taten zu reinigen.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Titus 2,13–14

Seine Gnade führt auch dazu, dass wir voll Sehnsucht auf die Erfüllung der Hoffnung warten, die unser höchstes Glück bedeutet: das Erscheinen unseres großen Gottes und Retters Jesus Christus in seiner ganzen Herrlichkeit (andere übersetzten „in ihrer ganzen Herrlichkeit). Er ist es ja, der sich selbst für uns hingegeben hat, um uns von einem Leben der Auflehnung gegen Gottes Ordnungen loszukaufen und von aller Schuld zu reinigen und uns auf diese Weise zu seinem Volk zu machen, zu einem Volk, das ihm allein gehört und das sich voll Eifer bemüht, Gutes zu tun.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Titus 2,13–14

Erwarte ich wirklich die Erscheinung der Herrlichkeit??? oder fällt mir bei dem Vers nur auf, dass es zwei Möglichkeiten gibt, diesen zu übersetzen?
Zeigt mein Leben, dass mein Blick darauf gerichtet ist, dass Jesus Christus wieder kommt? Oder ist das nur eine Theorie, die sich eh nicht in meinem Leben erfüllen wird?

In Verbindung mit Titus 2:13 wird die Frage aufgeworfen, ob die Übersetzung des griechischen Textes lauten sollte „Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ oder „Herrlichkeit unseres großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus“. Vincent Taylor schreibt: „Es gibt Grammatiker, die sich für die eine Wiedergabe, und andere, die sich für die andere Wiedergabe entscheiden.“ Wie bei Johannes 1:1, so kann man auch bei diesem Text allein aufgrund der Grammatik nicht eindeutig erkennen, wie der Text übersetzt werden sollte.
Wie gewisse Texte übersetzt werden müssen, ob sie Jesus als wahren „Gott“ darstellen sollen oder als von Gott, dem Allmächtigen, getrennt und ihm untergeordnet, hängt somit von dem ab, was die Schrift in anderen Texten über die Persönlichkeit Gottes aussagt. Was zeigt eine Prüfung der biblischen Beweise?

Erwachet! 1972

Nun im diese Frage kurz zu beantworten: wenn ich diese Frage schon mit einem Bild von „meinem Gott“ festgelegt habe, werde ich die Bibel nicht verstehen. Wenn ich in einer Diskussion nur zwei der vielen Möglichkeiten, wie Jehovah sein könnte in die Waagschale werfe – dann ist die Antwort leichter – und fällt genauso falsch aus! Man muß sich schon ALLE Bilder der Bibel anschauen, und auch alle Bilder, die alle Christen im laufe der letzten 2000 Jahre von Christus hatten!

Aber zurück zum Thema des Verses!!!

Das Evangelium der Gnade hat ganz konkrete Auswirkungen auf das gegenwärtige Leben, indem es die Gläubigen auf Gottes unverdientes Geschenk, das ihnen in der Vergangenheit gemacht wurde, ausrichtet (zur Dynamik dieses Vorgangs vgl. das Gleichnis in Mt 18,23-35 ). Aber das Evangelium fördert auch im Blick auf die Zukunft ein gottgefälliges Leben: Die Christen freuen sich auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus (vgl. 2Tim 4,8). Der, auf den die Christen sich freuen, ist also auch der, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste (lytrOsEtai, „freikaufte“; vgl. Lk 24,21; 1 Petrus 1,18) von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken. Er zahlte diesen hohen Preis für ein heiliges Volk. Das Wissen um die Sühnetat Christi wird einen Christen, der Christus wirklich liebt und sich auf seine Wiederkunft freut, deshalb stets dazu veranlassen, alles zu tun, um sein Leben in Einklang mit dem Willen seines geliebten Herrn zu bringen und ihn nicht zu enttäuschen. Daran dachte auch der Apostel Johannes, als er über die Hoffnung der Christen auf die Wiederkunft Christi schrieb: „Ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist“ (1Joh 3,3). Wer all diese Dinge ganz begreift, wird ganz von selbst immer stärker zu einer gottesfürchtigen Lebensführung finden. Eine Gott nicht wohlgefällige Lebensführung bei einem Christen dagegen ist ein klares Zeichen dafür, daß er noch nicht zur vollen Erkenntnis gelangt ist oder daß es ihm an Glauben mangelt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

»Und wir warten …« (V. 13). Das alles geschieht vor dem Horizont der großen Hoffnung auf die Wiederkunft unseres Herrn. Diese Zukunft soll und kann unsere Gegenwart bestimmen. Wir stehen zwischen zweierlei »Erscheinen« unseres Herrn: seinem Erscheinen bei seinem ersten Kommen als Mensch (V. 11) und seinem Erscheinen in Herrlichkeit (V. 13). Wir kommen her von diesem ersten Erscheinen und gehen auf sein neues Erscheinen zu, auf das wir warten und das unser Heute bestimmt. Solches »Warten ist eine große Tat« (Chr. Blumhardt).

»Selig« ist diese »Hoffnung«: Wir hoffen auf unsre künftige Seligkeit, die uns in Jesus Christus verheißen ist (vgl. Tit 3,5-7). Er ging uns voran durch den Tod zum Leben und spricht: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben« (Joh 14,19). Doch es geht nicht nur um zukünftige Seligkeit. Diese »selige Hoffnung« zu haben, ist auch jetzt schon ein Stück Seligkeit. In einer Welt und Zeit, in der andere mit Spraydosen an Betonwände schreiben: »No future!« (»Keine Hoffnung!«), bedeutet uns die große Hoffnung, die wir in Christus haben dürfen, jetzt schon Freude, ja Seligkeit.

Die Wiederkunft unseres Herrn schließt zugleich in sich auch die »Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes«, d. h. seines göttlichen »Lichtglanzes«, was das Urtextwort bedeutet. Dann ist die Zeit des »Nicht -Sehens und Doch -Glaubens« (Joh 20,29; 2Kor 5,7) vorüber; Gott lässt die Schleier fallen und tritt aus der Verborgenheit hervor. Und dieser Lichtglanz Gottes ist zugleich der unseres »Retters«, unseres »Heilands Jesus Christus«. Auch in dieser Hinsicht spricht Gott zu seinem Sohn: »Was mein ist, das ist dein.« Unser Herr wird also so ganz anders wiederkommen, als er in seinen Erdentagen erschien, eben in enthüllter Macht und Hoheit Gottes.

»Unser Heiland« (wörtlich: »unser Retter») heißt nun hier auch unser Herr Jesus Christus, nachdem in V. 10 Gott so genannt worden ist. Unser Herr ist ja sozusagen die rechte Hand Gottes bei dessen Rettungswerk. – So wird hier ausführlich ausgesprochen, wodurch vor allem Jesus der Retter, der Heiland wurde: Seine wichtigste Aktion war seine Passion, das, wovon bereits das AT in Jes 53 sagt. Das Kreuz Jesu ist die große Wende in der Heilsgeschichte Gottes (vgl. Offb 5); es wird sich auch einmal als die große Wende der Weltgeschichte erweisen.

Sein Leben für uns

Paulus schreibt hier von diesem Werk unseres Herrn: »Er hat sich selbst für uns dahingegeben« (V. 14). Leben musste für Leben gegeben werden; Jesus hat sein Leben für unser Leben gegeben (vgl. 1Petr 1,18f.). Unser Herr verfolgte dabei einen doppelten Zweck:
» … damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit.« Unser Herr spricht: »Wer Sünde tut, der ist der Sünde Sklave« (Joh 8,34). Und hinter der Sünde steht der geheimnisvolle Feind Gottes und der Menschen: der Satan. Mit jeder Tat, mit der wir ihm Folge leisten, liefern wir ihm einen Faden zu der Fessel, mit der er uns bindet, versklavt; wir geben ihm ein Anrecht an uns. Das Wort »erlösen«, »freikaufen«, knüpft an die damalige Rechtsordnung an: Wenn jemand dadurch, dass er Schulden gemacht hatte, u. U. in Schuldhaft – in die Sklaverei eines Gläubigers – geraten war, so konnte er daraus etwa von Verwandten oder von einem Freund freigekauft, »abgelöst« werden. Hier jedoch reichte Geld nicht aus. Leben musste, wie gesagt, gegen Leben gegeben werden. Petrus schreibt: »Ihr seid nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst, sondern mit dem teuren Blut Jesu Christi« (1Petr 1,18). Im Anschluss daran sagt M. Luther in seiner Erklärung des Zweiten Glaubensartikels: »Ich glaube, dass Jesus Christus … sei mein Herr, der mich verlorenen und verdammten Menschen erlöst hat … vom Tod und von der Gewalt des Teufels, nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben, auf dass ich sein eigen sei …«

» … und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum … «Am Kreuz von Golgatha tat unser Herr also noch ein Zweites: Er reinigte sich sein Volk. Wir hätten auch nach unserem Freikauf vom Satan noch nicht zu Gott gepasst. Für die Gemeinschaft mit ihm wären wir nicht tauglich gewesen und auch nicht für die mit unserem Herrn Jesus Christus. Von Gott ausgeschlossen wären wir auf Grund der uns anhaftenden Schuld von Gott gewesen (vgl. Jes 59,2), ja dazuhin dem Gericht und Urteil Gottes verfallen. Doch unser Herr, dem der Vater ja alles Gericht übergeben hat (Joh 5,22.27), hat die Last unsrer Schuld von unserem Rücken genommen (vgl. 3Mose 16; Joh 1,29) und sich selbst auferlegt mit der Bereitschaft: »Wenn schon gerichtet werden muss, dann will ich gerichtet werden. Wenn schon um der menschlichen Sünde willen verurteilt werden muss, dann will ich verurteilt werden. Wenn schon um der Sünde willen gestorben werden muss, dann will ich sterben.« So hat unser Herr das einzigartige Reinigungsmittel verschafft: sein Opferblut (vgl. 1Joh 1,7). Und als durch unseren Herrn Losgekaufte gehören wir ihm – auf den, der nach römischer Rechtsordnung einen Sklaven freikaufte, ging das Eigentum an diesem über, auf den, der ihn »ablöste«. Und die so von Jesus Freigekauften und von ihm Gereinigten taugen nun in seine und des Vaters Gemeinschaft für alle Ewigkeit. Einen unausdenklich großen Liebesdienst hat Jesus uns mit dem allem getan.

Die rechte Wirkung von dem allem bei uns ist, »dass wir eifrig wären zu guten Werken«, nicht, weil wir durch die guten Werke erst für Gott annehmbar gemacht werden, sondern aus Liebe und Dank tun wir sie, in der Kraft des Heiligen Geistes und unter seiner Leitung, weil unser Herr uns bereits für Gott annehmbar und gemeinschaftsfähig und für die himmlische Herrlichkeit »hoffähig« gemacht hat. »Er ist es wert, dass man ihn ehrt und sich in seinem Dienst verzehrt.«

Edition C

Die Gnade, die uns Heil bringt und uns erzieht, wirft Licht auch auf die Zukunft, „indem wir erwarten (prosdechomai) die glückselige Hoffnung“. Die Tatsache, daß das Partizip mit dem Personalpronomen „wir“ in V. 12 übereinstimmt, erinnert uns daran, daß die Träger dieser Hoffnung diejenigen sind, die in der Gegenwart die Zucht der Gnade Gottes erfahren. Das Verb prosdechomai mit der Bedeutung „auf etwas warten“ vermittelt eine Stimmung der Vorfreude auf die erwartete Person oder Sache, und des Eifers sie begrüßen zu wollen.
Aber was ist das Ziel unserer Erwartung? Es ist „die glückselige Hoffnung und (kai) Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“. so sollte die Wiedergabe lauten. Eine Regel der griechischen Grammatik ist, daß bei dem Verbundensein zweier Substantive im gleichen Fall durch kai, indem das erste Substantiv den Artikel hat und das zweite nicht, sich das zweite Substantiv auf den gleichen Sachverhalt wie das erste bezieht und dieses näher beschreibt. Nun ist genau das hier der Fall, wenn von „der glückseligen Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit“ gesprochen wird, so daß Paulus hier nicht die beiden Phasen des zweiten Kommens, nämlich die Entrückung und die Erscheinung, darlegt, wie manche anregen wollten.
Der Autor dieser Auslegung möchte klarstellen, daß er auf die nahe bevorstehende Wiederkunft des Herrn Jesus in der Luft wartet, um Sein eigenes bluterkauftes Volk zu sich zu nehmen. Mit den Herausgebern dieser vorliegenden Kommentarreihe glaubt er, daß „die Entrückung“ „die Hoffnung der Gemeinde“ ist und „sie vor der großen Trübsal entrückt werden wird, der in Gottes prophetischen Ablaufplan die Drangsal Jakobs, die öffentliche Erscheinung Christi und das Tausendjährige Reich der Segnungen folgen wird“.
Hier in diesem Abschnitt denkt Paulus jedoch an die Wiederkunft des HERRN in Herrlichkeit, betrachtet sie aber von zwei verschiedenen Gesichtspunkten. Für den Gläubigen ist es „die glückselige (pakarios) Hoffnung“ (elpis). Hoffnung wird hier nicht subjektiv für unsere Haltung der Hoffnung, sondern objektiv für das gebraucht, worauf gehofft wird. Wenn „Hoffnung“ im Neuen Testament benutzt wird, gibt es natürlich keine Ungewißheit hinsichtlich ihrer Erfüllung. Das Adjektiv „glückselig“ bedeutet in diesem Zusammenhang „mit Reichtum, Nützlichem und Gutem erfüllt“. Es ist das einzige Mal im Neuen Testament, wo pakarios auf ein Objekt angewandt wird, das sich nicht selbst des Segens erfreut, sondern Segensquelle für andere ist.
Die griechische Konjunktion kai, die hier eine bessere Wiedergabe ist als „sogar“, will erklären und leitet die Definition des Wesens dessen ein, worauf gehofft wird. Für den HERRN selbst wird es „die Erscheinung der Herrlichkeit“ sein. Für Ihn wird es die volle Offenbarung Seiner, von der Welt jetzt nicht erkannten und mißachteten, Herrlichkeit bedeuten. Erinnern wir uns daran, daß das letzte, was diese Welt von unserem heiligen HERRN sah, die Kreuzabnahme und Grablegung war, denn Er erschien nach Seiner Auferstehung nur den Seinen. Manchmal singen wir aus vollem Herzen: „Das wird allein Herrlichkeit sein!“ Doch ziehen wir dabei in Betracht, was jener Tag der Offenbarung für Ihn bedeuten wird?
Es wird auf die Erscheinung der Herrlichkeit „unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus“ hingewiesen. Diese Wendung spricht nicht von zwei Personen, da die Bezeichnungen „Gott“ und „Heiland“ im Griechischen von einem einzigen Artikel regiert werden. Es ist der Herr Jesus Christus selbst, an den in diesem umfassenden Ausdruck gedacht ist. Hier finden wir eine direkte Aussage in Bezug auf die Gottheit Christi. Sie wird allen bei Seinem zweiten Kommen offenbar werden, welches ebenso Seine Macht als Heiland erweisen wird.
Nur hier wird im Neuen Testament das Adjektiv „groß“ (megas) auf Gott angewandt. Diese Stelle betont in wunderbarer Weise die Größe Christi. Der Engel Gabriel sagte zu Maria vor der Geburt Jesu: „Dieser wird groß sein“ (Lk. 1,32). Der HERR selbst sprach von Jerusalem als „des großen Königs Stadt“ (Mt. 5,35). Diejenigen, die miterlebten, wie Er den Jüngling zu Nain aus den Toten auferweckte, bestätigten: „Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden“ (Lk. 7,16), während der Schreiber des Hebräerbriefes uns daran erinnert, daß wir „einen großen Priester über das Haus Gottes“ (Hebräer 10,21) haben und unser Herr Jesus „der große Hirte der Schafe“ (Hebräer 13,20) ist.
Nach dem Lukasevangelium warteten Simeon, Anna und Joseph von Arimathia mit Sehnsucht auf den Messias. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, daß „wartete(n) auf‘ (Lk. 2,25.38) und „erwartete“ (Lk. 23,51) das gleiche griechische Verb prosdechomai wiedergeben, das im vorliegenden Kontext mit „erwarten“ übersetzt wird (Titus 2,13). Simeon wartete auf einen Propheten, „wartete auf den Trost Israels“ (Lk. 2,25). Anna wartete auf einen Priester, sie „redete von ihm zu allen, welche auf die Erlösung warteten in Jerusalem“ (Lk. 2,38). Joseph von Arimathia wartete auf einen König, „der auch selbst das Reich Gottes erwartete“ (Lk. 23,51). Von Simeon wird gesagt: „Dieser Mensch war gerecht und gottesfürchtig“ (Lk. 2,25). Offensichtlich lebte er rechtschaffen und gottselig. Anna diente Gott „Tag und Nacht mit Fasten und Flehen“ (Lk. 2,37). Indem sie fastete, sagte sie zu ihrem Ego „nein“ und lebte somit besonnen, während sie in ihrem Dienst für Gott ein gottseliges Leben führte. Joseph von Arimathia war „ein guter und gerechter Mann“ (Lk. 23,50) und lebte daher besonnen und gerecht. Welch ein Ansporn und Beispiel ist dieser gottselige Überrest im Lukasevangelium für uns, „besonnen und gerecht und gottselig zu leben in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir erwarten die glückselige Hoffnung“!
Der Tod des Herrn Jesus war freiwillig, „der sich selbst … gegeben hat“, stellvertretend, „für uns“, und verfolgte einen Zweck – negativ ausgedrückt, „auf daß er uns loskaufte von aller Gesetzlosigkeit“, und positiv ausgedrückt, „reinigte sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken“. Beachten wir, daß wir in diesem Abschnitt des Kapitels folgende Momente finden:
das historische, „ist erschienen“ (V. 11)
das erzieherische, „unterweist uns“ (V. 12)
das prophetische, „indem wir erwarten“ (V. 13)
das opfernde, „der sich selbst … gegeben hat“ (V. 14)
das praktische, „reinigte … ein Volk, eifrig in guten Werken“ (V. 14).
Der Relativsatz, „der sich selbst … gegeben hat“ bezieht sich offenbar nur auf Christus, doch der Satzbau läßt uns den ganzen vorangegangenen Ausdruck „unser großer Gott und Heiland Jesus Christus“ als sein Bezugswort auffassen. Dies bestätigt, daß eine und nicht zwei Personen im vorherigen Vers angesprochen sind. Der Heiland gab das, was nicht mit Geld zu bezahlen ist, „der sich selbst für (hyper, zugunsten von) uns gegeben (didomi) hat“, denn als Er am Kreuz starb, gab Er sich für uns hin. Dieser Ausdruck ist zutiefst paulinisch; vgl. „der sich selbst für unsere Sünden hingegeben hat“ (Galater 1,4), „der … sich selbst für mich hingegeben hat“ (Galater 2,20), „gleichwie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat“ (Epheser 5,25) und „der sich selbst gab zum Lösegeld für (Super) alle“ (1.Tim. 2,6).
Das Ziel Seiner Selbsthingabe wird zuerst negativ ausgedrückt, „auf daß er uns loskaufte (lutroo) von (apo) aller Gesetzlosigkeit“ (anomia). Es ist wahrscheinlich, daß diese Worte der LXX Psalm 130,8 entnommen sind (die Elberf. gibt sie mit „Und er, er wird Israel erlösen von allen seinen Ungerechtigkeiten“ wieder), wo nicht nur das gleiche Verb, sondern dieselbe Wendung „von aller Ungerechtigkeit“ (vgl. Titus 2,14 bei Luther) – wenn auch im Plural – vorkommt. Das griechische Verb Strom bedeutet „aufgrund der Zahlung eines Lösegeldes freilassen“. Es wird hier im Mittel benutzt und zeigt damit an, daß die Person, welche die Tat ausführt, ein besonderes Interesse daran hat. Unsere Bande im Zustand der Gesetzlosigkeit (anomia ist nebenbei gesagt von a, der Verneinung, und nomos, dem Gesetz, abgeleitet) mußten gelöst werden. Bei der Erlösung wird hier mehr an unsere Befreiung von der Macht als von der Schuld der Gesetzlosigkeit gedacht. Die verwendete Präposition, nämlich apo (von), bezeichnet die Vollständigkeit dieser Erlösung.
Das positive Ziel Seiner Selbsthingabe für uns bestand darin, „sich selbst ein Eigentumsvolk, eifrig in guten Werken“ zu reinigen (katharizo). Gläubige sind nicht nurAuserwählte Gottes (Titus 1,1), sondern auch Gereinigte Gottes (siehe Erläuterungen zu 1,15). Wenn in 1,15 an die Menschen, „die Reinen“, gedacht ist, sehen wir hier den Preis, „der sich selbst . .. hingegeben hat“, und das Ziel, damit wir ein Volk seien zu Seinem Besitztum. Somit ist dieses Besitztum das Ergebnis der Reinigung.
Der HERR sagte den Kindern Israel durch Mose: „Ihr sollt mein Eigentum sein vor allen Völkern“ (2.Mo. 19,5). Wir können beobachten, daß Gott ein Ziel damit verfolgt, Israel als Sein besonderes Besitztum während der messianischen Herrschaft im Land zu haben, ein Volk, das Ihm selbst gehören sollte. Inzwischen sind die Gläubigen im jetzigen Zeitalter Sein „Eigentumsvolk“ (Laos peroiusios) in dieser Welt. Als solches sollten wir jedoch dadurch gekennzeichnet sein, daß wir „eifrig in guten Werken“ sind. Dieser Brief hat uns über Werke (ergon) viel zu sagen – siehe Erläuterungen zu 1,16.
Das mit „eifrig“ wiedergegebene Wort ist in Wirklichkeit das adjektivisch gebrauchte Substantiv zelotes und bedeutet „Zelot“, d. h. kompromißloser loser Partisan. Ja, Paulus benutzt dieses Wort in Galater 1,14 für seinen eigenen Eifer, die Überlieferungen seiner Väter zu bewahren. Wir sollen mit glühender Leidenschaft nach guten Werken streben.

Was die Bibel lehrt

Ruhe – nach getaner Arbeit

Also bleibt noch eine Sabbathruhe dem Volke Gottes übrig.
Elberfelder 1871 – Hebr 4,9

Es gibt also noch eine besondere Ruhe für das Volk Gottes, die noch in der Zukunft liegt.
Neues Leben – Bibel 2006 – Hebr 4:9

Darum steht die (eigentliche) Sabbatruhe für das Volk Gottes noch aus.
Bruns 2013 – Hebräer 4,9

Es bleibt daher eine Ruhe für das Volk Gottes aufbewahrt. Jetzt wird ein anderes Wort für „Ruhe“ (vgl. Luther ’56) vorgestellt. Es ist ein ungewöhnliches Wort. Ja, es ist einzigartig. F.F. Bruce sagt, daß „hier zum ersten Mal dieses Wort in der noch existierenden griechischen Literatur bezeugt wird“. Eine griechische Nachsilbe wird an ein hebräisches Wort angefügt, was den Begriff sabbatismos, wörtlich „das Sabbath-Einhalten“ (vgl. „Sabbatszeit“, Konkordante) ergibt. Er erinnert sehr stark an den lieblichen hebräischen Gruß am siebenten Tag, Schabbat Schalom! Er umfaßt Friede und Ruhe, friedvolle Atmosphäre und Ungestörtsein. Darin bestand Gottes Absicht und Ziel von Anfang an. Ein vollbrachtes Werk! Gott ruht! Und Menschen haben Teil daran! Doch so war es nicht gewesen. Weder in Eden noch in Kanaan wurde dies verwirklicht. Ja, auch nicht in Davids Tagen nach so langer Zeit. Und dennoch wird den Menschen im Evangelium die Botschaft überbracht, daß Gott eines Tages ruhen wird und diejenigen, die glauben, daran Anteil haben. Dann werden wir wahrhaftig in unseren sabbatismos eingegangen sein. Wir werden hören, wie Er zu uns sagt: Schabbat Schalom! Dies bleibt dem Volk Gottes aufbewahrt. Denn dies erhoffen wir und darauf warten wir mit Geduld. Die Schöpfung seufzt wie wir danach (Röm 8,22-24), und an einem herrlichen zukünftigen Tag wird es zu Seinem Wohlgefallen und zu Seiner Herrlichkeit völlig offenbar werden.

Was die Bibel lehrt

Endlich kann unser Verfasser feierlich feststellen: »Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.« Mit dieser Feststellung greift er auf die vorhergehenden Verse zurück. »Also« – weil Gott eben »von einem anderen Tage« redet (vgl. V. 8). Es wird doch »einige« geben, die in die Ruhe eingehen werden, die noch aussteht (vgl. V. 6). Diese »einige« bestehen aus dem »Volk Gottes«, dem wahren Israel (Gal 6,16). Hat Gott einen neuen Tag angekündigt und ist noch niemand in seine Ruhe gegangen – dann bleibt also eine Sabbatruhe, oder besser: ein Sabbatfest dem Volke Gottes aufbewahrt.
An dieser Stelle unterlässt die Luther-Übersetzung es leider, den ursprünglichen Wortlaut präzise wiederzugeben. Statt »Ruhe« steht im Grundtext sabbatismos, also »Sabbatfest«. Der Verfasser bezieht sich hier auf eine Erwartung, die zur Zeit des NT im Kreis der jüdischen Gelehrten gehegt wurde: Die zukünftige Welt wird ganz Sabbat und Fest sein. Die neue Welt Gottes (vgl. Offb 21,5) wird eine Welt der Ruhe und der Sabbatfeler sein, ein einziger vollkommener Sabbattag (O. Hofius). Was das Volk Gottes vom Eingehen zur Ruhe Gottes erwarten darf, ist also alles andere als Passivität, sondern eben ein »Sabbatfest«. Anbetung und Lobpreis Gottes sind grundlegende Elemente der ewigen Sabbatruhe des Gottesvolkes. (Vgl. Offb 7,15: »Darum sind sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm Tag und Nacht in seinem Tempel.«)

Edition C

Es gilt jedoch, daß in Gottes Ruhe nur eintritt, wer auch von seinen Werken (ruht), so wie Gott von den seinen. Diese Äußerung ist sowohl eine Zusicherung als auch eine Ermahnung. Einerseits bestätigt sich darin die Schlußfolgerung des Verfassers (Hebräer 4,9), daß es eine solche Ruhe gibt, in die die Menschen eintreten können. Andererseits werden die Leser jedoch auch daran erinnert, daß sie nur dorthin gelangen können, wenn sie ihre eigenen Aufgaben erfüllen, wie Gott die seinen bei der Schöpfung erfüllt hat. In der Wendung „ruht … von seinen Werken“ gebraucht der Verfasser eine Art Wortspiel, denn das Verb für „ruhen“ heißt gleichzeitig auch „aufhören“ – ein Hinweis auf den erfolgreichen Abschluß einer Tätigkeit, zumal vor dem Hintergrund des Werkes Gottes. Das ist die Pointe des ganzen Abschnittes: Die Christen sollen ihr Leben nach dem Vorbild Jesu Christi einrichten, der „treu ist dem, der ihn gemacht hat“ (Hebräer 3,2), und müssen sich darum bemühen, „die Zuversicht vom Anfang bis zum Ende festzuhalten“ ( Hebräer 3,14; vgl. Hebräer 3,6). Nur so können sie im freudigen Genuß ihres Erbes im messianischen Königreich von ihren Werken ausruhen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

In Vers 9 verlässt der Verfasser die Kanaan-Ruhe, um sich der Sabbatruhe zuzuwenden:
Also bleibt noch eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig
Der Schreiber benutzt hier für Ruhe das zweite griechische Wort, das sich in diesem Kapitel findet. Es ist das Wort sabbatismos. Dieser griechische Begriff wird nur hier und sonst nirgendwo im Neuen Testament gefunden. Gleason sagt zu diesem Begriff Folgendes:
Der Schreiber des Hebräerbriefes bezeichnete diese ursprüngliche Ruhe als sabbatismos. Obwohl dieser Begriff in der griechischen Literatur vor Abfassung des Hebräerbriefes nirgendwo zu finden war, taucht er mehrmals in anderen frühchristlichen Schriften auf. Jedes Mal ist mit [sabbatismos] nicht der Sabbattag gemeint, sondern vielmehr die „Einhaltung des Sabbats“ oder die „Sabbatfeier“. Die Betonung lag nicht auf dem Aufhören der täglichen Aktivitäten, sondern vielmehr auf Israels unbegrenzten Möglichkeiten, Gottes lebenserhaltende Gegenwart unter ihnen zu feiern (2Mose 31,12-16; vgl. 2Makk 8,27). Als solche war die Sabbatfeier gedacht als eine Zeit des festlichen Lobpreises, einschließlich besonderer Opfer, die an Gottes Fürsorge erinnern sollten (3Mose 23,27-32; 24,5-8; 4Mose 28,9.10; 1Chr 9,32; 23,30.31; 2Chr 2,4; 8,12.13; 31,3). Die Tatsache, dass diese Sabbatruhe ihren Ursprung in der Schöpfung hat, weist darauf hin, dass sie über jene Ruhe hinausgeht, welche die Exodus-Generation eingebüßt und die man unter David und Josua genossen hat. Diese Ruhe bleibt somit heute für jeden Gläubigen erreichbar (Heb 4,4).

Das ist die ideale Ruhe. Sie wird von Gott bereitgestellt. Sie ist heute zu bekommen und die Leser des Hebräerbriefes können sie durch Glauben erlangen. Sie bedeutet, dass ihre Leistungen ein gewisses Stadium erreicht haben, nachdem sie Gottes Ziele für ihr Leben zufriedenstellend erfüllt haben. Gott vollendete sein Werk und trat in die Sabbatruhe ein. Sabbatruhe ist eine Typologie für geistliche Reife. Sie war in 2 Mose 20,8-11 in erster Linie für Israel bestimmt. Ihre symbolische Bedeutung besteht darin, dass sie für die wahren Gläubigen, sowohl Juden als auch Heiden, erhalten bleibt. Hier wird eine Ruhe verheißen, die jedem Gläubigen zugänglich ist. Wenn ein Christ am Glauben festhält, wird er ein Niveau geistlicher Reife erreichen, wo er aufhört, sich ständig mit den Grundlagen des Glaubens herumzuschlagen.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief