Tiere Tiere II

An einem heißen Nachmittag im weitläufigen Amboseli-Nationalpark (Kenia) scheint kein Eindringling die große Elefantenherde zu stören. Doch die Luft ist voller „Elefantensprache“ — von tiefem Grollen bis zu hohen Trompetenstößen, Brüllen, Bellen und Schnauben in allen Varianten. Einige der Elefantenrufe enthalten Töne, die für das menschliche Ohr zu tief, aber dennoch so kraftvoll sind, dass ein mehrere Kilometer entfernter Elefant sie noch hören kann.
Fachleute auf dem Gebiet der Tierkommunikation staunen immer wieder über die komplexen Methoden der Elefanten, sich wichtige Botschaften mitzuteilen. Joyce Poole hat die Kommunikation Afrikanischer Elefanten mehr als 20 Jahre lang studiert. Sie ist zu dem Schluss gekommen, dass diese Kolosse, die für ihre begehrten Stoßzähne bekannt sind, Gefühle zeigen wie kaum andere Tiere. So berichtet sie: „Das Verhalten von Elefanten bei einem Familien- oder Rudeltreffen oder bei der Ankunft eines Neugeborenen ist wirklich bemerkenswert: . . . Man kommt kaum umhin, sich vorzustellen, dass sie wirklich starke Gefühle haben, die sich nur mit Begriffen wie Freude, Glück, Liebe, Freundschaft, Überschwang, Amüsiertheit, Vergnügen, Mitleid, Erleichterung und Respekt beschreiben lassen.“
Wenn sich Elefanten begrüßen, die lange voneinander getrennt waren, spielen sich tumultartige Szenen ab. Die Tiere rasen mit hoch erhobenem Kopf aufeinander zu, wobei sie mit den Ohren wedeln. Manchmal steckt ein Elefant sogar den Rüssel ins Maul seines Gegenübers. Die Elefanten scheinen sich bei diesen Begrüßungszeremonien richtig zu freuen, ganz so, als würden sie sagen: „Klasse! Einfach super, wieder bei euch zu sein!“ Derartige Bindungen erneuern ihre Gemeinschaft, die für sie lebenswichtig ist.
Elefanten scheinen obendrein Humor zu haben. Poole beschreibt, dass sie Elefanten gesehen hat, die die Mundwinkel zu einem, wie sie sagt, Lächeln hochzogen, während sie scheinbar amüsiert den Kopf schüttelten. Einmal begann sie mit einem Spiel, bei dem die Tiere mitmachten und sich eine Viertelstunde lang völlig absurd aufführten. Noch zwei Jahre später schienen einige der Teilnehmer ihr erneut „zuzulächeln“ — vielleicht weil sie sich an sie und das Spiel erinnerten. Elefanten spielen nicht nur miteinander, sie imitieren auch Töne. Während eines Forschungsprojekts hörte Frau Poole ein Geräusch, das ganz anders klang als die normalen Elefantenrufe. Wie sich herausstellte, imitierten die Elefanten wahrscheinlich die Geräusche der vorbeifahrenden Lastwagen. Und offenbar taten sie dies zum Spaß! Man könnte denken, Elefanten nutzten jede sich bietende Gelegenheit, um sich zu vergnügen.
Es ist schon viel darüber berichtet worden, wie Elefanten anscheinend trauern, wenn einem Familienmitglied etwas zustößt. Joyce Poole beobachtete einmal eine Elefantenkuh, die ihr tot geborenes Junges drei Tage lang bewachte. Sie beschrieb die Szene wie folgt: „Sie hatte einen Gesichtsausdruck wie jemand, der niedergeschlagen oder depressiv ist: Kopf und Ohren hingen herunter, die Mundwinkel waren nach unten gezogen.“

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