„steht es nicht in deinem Buch?“

Mein Umherirren zählst du. Lege in deinen Schlauch meine Tränen; sind sie nicht in deinem Buche?
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 56,8

Du hast die Tage meiner Not gezählt, du hast meine Tränen gleichsam gesammelt und in deinem Buch verzeichnet.
Die Bibel mit Erklärungen – Ps 56,9

Du zählst alle meine Klagen und sammelst alle meine Tränen in einem Gefäß, ja, du hast jede einzelne in deinem Buch festgehalten.
Neues Leben – Bibel 2006 – Ps 56,9

Meine Flüchtlingstage hast du gezählt. / Sammle meine Tränen in deinen Schlauch! / Stehen sie nicht in deinem Buch? (V.9 weist deutlich auf die Zeit, da David von Saul verfolgt wurde.)
Ludwig Albrecht – Psalm 56,9

Hat Jehovah alle unsere Schritte, Wege, Tränen in Seinem Buch? Sind wir IHM so wichtig?
Wenn das so ist, dann ist es sehr gewagt, SEINE Kinder schlecht zu behandeln!

Vielleicht denkst du: Ich bin so gering und unscheinbar auf der Erde. Ich habe keine grossen Gaben oder Fähigkeiten. Mag sein, aber vergiss dabei nicht, dass dein Gott und Vater dich sieht!
Wie tröstlich ist der Gedanke, dass kein Gläubiger der Willkür eines blinden Schicksals ausgeliefert ist. Ich mag noch so klein und unbedeutend sein, ich darf wissen: Gott, mein himmlischer Vater, liebt mich als sein Kind und sieht mich immer und überall. Es ist Ihm nicht egal, was ich denke, ob ich froh oder traurig bin. Ihm entgeht keine meiner Tränen. «Sind sie nicht in deinem Buch?» (Ps 56,9). So wichtig und wertvoll sind wir für Gott!
Das wollen wir auch dann festhalten, wenn wir seinen Weg mit uns nicht verstehen. Er sieht uns jederzeit und wird uns nicht im Stich lassen. Wir werden seinen Trost und seine Hilfe erfahren.

Halte fest 2012

Die Tränen des Tales
In diesem Tal fliessen oftmals Tränen. Das ist nicht erstaunlich, denn es ist das Baka- oder Tränental (Ps 84,7), das Tal der Weinenden, aber für sie ist es zu einem Quellenort geworden. Diese Quelle ist eine unerschöpfliche Zufuhr von Segnungen, die da zu ihnen herabkommen; und die Trübsal selbst führt diese Segnungen herbei.
Nie gehen wir durch irgendeine Prüfung, ohne für unsere Seelen etwas Gutes daraus zu gewinnen. «Mit Segnungen bedeckt es der Frühregen» (Ps 84,7). Das sind Segnungen, die direkt von oben kommen; Christus selbst ist es, der sich unseren Seelen persönlich offenbart. In der Trübsal lernen wir Ihn besser kennen. In den Tiefen des Tales ist es, wo wir solche Segnungen empfangen. Da gibt es manche guten Dinge, die wir nur hier auf der Erde lernen können.
Aber hast du nicht von «unseren Tränen» gesprochen? In der Tat, sie sind schmerzlich; aber Er legt sie in seinen Schlauch, schreibt sie in sein Buch (Ps 56,9). Sie sind ein kostbares Andenken, das für die Ewigkeit aufgehoben werden soll. Dort wird dieses Andenken ein weiterer Grund zur Anbetung sein, zu den zahllosen anderen hinzugefügt.
Das Tal mag unfruchtbar scheinen, wie ein Acker, der weder gepflügt noch besät worden ist; trotzdem durchzieht ein «immer fliessender Bach» den tiefsten Grund dieses Tales, und er trocknet nie aus (5 Mose 21,4). Die Wasser der Gnade fliessen dort reichlich und erfrischen den Wanderer, der durch diese unfruchtbare Einöde schreitet.

Halte fest 1982

Zähle die Wege usw. Am Schluss des Verses erfährt die Bitte eine Unterbrechung. Zuerst bittet David, Gott möge seine Tränen beachten, und dann sagt er alsbald, als wäre seine Bitte erfüllt: Ohne Zweifel, du zählest sie. Genauer wäre vielleicht in Frageform zu übersetzen: „Solltest du sie nicht in dein Buch schreiben?“ Der Sinn ist jedenfalls der: „Herr, vor dir brauche ich nicht viele Worte zu machen. Denn ich weiß, du kommst mir freiwillig entgegen und gewährst mir meine Bitte.“ Aber wir müssen die einzelnen Worte erklären. Von „Wegen seiner Flucht“ redet David, um desto mehr Mitleid zu erwecken. Hatte er doch schon lange unstet und flüchtig umherirren müssen. Er hatte also nicht bloß eine einzige Flucht, sondern deren eine Menge hinter sich. Sein ganzes Leben scheint eine Wanderung in der Irre zu sein. Und eben dies bange, kummervolle Umherirren auf langen, verschlungenen Pfaden musste ihm Gottes Barmherzigkeit und Gunst gewinnen. Daher bittet er, Gott möge seine Tränen in ein Krüglein sammeln. In solchen pflegte man Wein und Öl aufzubewahren. Der Sinn ist also, Gott möge Davids Tränen nicht auf den Boden fallen lassen, sondern sie als etwas Kostbares in Treue bewahren. David gründete seine Bitten auf die Vorsehung Gottes, nach der dieser die Schritte der Seinigen mit seinen Augen verfolgt. So lehrt ja auch Christus (Mt. 10, 30), dass der Vater die Haare unseres Hauptes gezählt habe. Wenn wir nicht davon überzeugt sind, dass all unsre Trübsal vor Gott komme, so werden wir uns nie dazu aufschwingen können, so vertrauensvoll zu bitten, Gott möge unsre Tränen in einem Kruge aufbewahren, damit ihr Anblick ihn bestimme, doch endlich mit seiner Hilfe zu kommen. David aber erklärt alsbald, wie wir schon sagten, dass sein Wunsch bereits erfüllt sei. Denn der letzte Satz des Verses enthält keinesfalls mehr eine Bitte, sondern eine zuversichtliche Aussage. David ist so hoffnungsfroh, dass ihm gar kein Zweifel darüber kommt, dass seine Tränen alle bei Gott angeschrieben sind. Und was vor ihm geschrieben ist, das kann ja nicht ausgelöscht werden. Wenn Gott schon den Tränen seiner Frommen soviel Ehre einräumt, so lässt er sicherlich keinen Tropfen ihres Blutes zur Erde fallen, ohne ihn zu zählen. Ihr Fleisch und ihre Knochen mögen die Gewalthaber verbrennen, aber ihr Blut wird stets nach Rache schreien: und keine noch so lange Zeit wird auslöschen, was in Gottes Gedächtnis geschrieben steht.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Hier finden wir eine ausgezeichnete Beschreibung der einfühlsamen, persönlichen Fürsorge unseres Herrn. Er achtet auf uns in unserer Heimatlosigkeit und auf das ruhelose Umherwälzen in der Nacht, wenn wir uns wie im Fieber von einer Seite auf die andere drehen. Er kümmert sich so stark um die Gründe für unsere Kummertränen, dass man ihn bitten kann, sie in seinem Schlauch zu bewahren. Dies mag eine Anspielung auf die alte Sitte sein, dass Trauernde ihre Tränen in einem kleinen Gefäß auffingen, das sie auf das Grab des verstorbenen Freundes stellten als Erinnerung an die Zuneigung der Überlebenden. Bei allem, was geschieht, führt Gott bestimmt über unsere Tränen Buch, genauso wie Jesus uns später lehrte, dass die Haare unseres Hauptes alle gezählt sind.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Wenn du also auf der Suche bist, und nicht weißt, wem du vertrauen kannst – der Allmächtige sieht dich und beachtet dich! Deshalb finde bei IHM Trost und Hilfe!

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