Gott allein kann auf euch aufpassen, dass ihr nicht ins Stolpern kommt.

Dem aber, der in der Lage ist, euch einmal frei von Stolperern zu bewahren und euch mit überschäumender Freude Seinem Herrlichkeitsglanz direkt gegenüber als einwandfrei stehen zu lassen, dem alleinigen Gott, unserem Retter durch unseren Herrn Jesus, den Messias, gehören Ruhm, Erhabenheit, Gewalt und Autorität vor jedem Zeitalter, jetzt und für all die Ewigkeiten, amen!
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Judas 24–25

weitere Gedanken zu einem Bibeltext

In Vers 24 nennt Judas zwei Dinge, die Gott zu tun vermag. Erstens vermag er, euch vor dem Straucheln zu bewahren. Das hier gebrauchte griechische Wort für bewahren bedeutet, »von einer militärischen Wache für sichere Führung bewahrt zu werden«; »sichere Verwahrung«. Gott ist fähig, die Gläubigen sicher zu verwahren. Zwar können sie durchaus in ihrem geistlichen Leben straucheln; doch werden sie nie in dem Maße straucheln, dass sie ihr Heil verlieren. Der Erhalt ihres Heils hängt nämlich nicht von ihnen ab, sondern von der bewahrenden Macht Gottes über ihnen. Zweitens vermag Gott, euch tadellos hinzustellen vor seine Herrlichkeit. Das griechische Wort für tadellos ist ein Opferbegriff; das Passahlamm musste tadellos sein. …. Wenn daher der Gläubige in der Gegenwart seiner Herrlichkeit ist, wird er unaussprechliche Freude haben. Judas weist also darauf hin, was Gott zu tun vermag. Dabei stellt er zwei Dinge fest. Eine Aussage befasst sich mit der Gegenwart, die andere Aussage befasst sich mit der Zukunft. In der Gegenwart vermag Gott, Gläubige vorm Straucheln zu bewahren. Weil er das in der Gegenwart zu tun vermag, kann Gott auch in Zukunft die Gläubigen vor seine Herrlichkeit stellen.

Dann nennt Judas in Vers 25 acht Dinge, die beschreiben, was Gott ist. (1) Er ist der alleinige Gott. Diese Aussage richtet sich gegen die Vielgötterei jener Zeit. Es gibt nicht viele Götter; es gibt nur einen Gott – den Gott der Bibel. (2) Er ist der Heiland. Diese Aussage richtet sich gegen diejenigen, die stellvertretende Sühne ablehnen. Er ist auch der einzige Heiland; und außerhalb von ihm gibt es keine Rettung. Aus der Perspektive des Alten Testamentes ist Gott der einzige Retter (Jes 45,15). Im Neuen Testament wird das Wort Retter bzw. Heiland acht Mal für Gott den Vater und 16 Mal für den Sohn gebraucht. Das weist darauf hin, dass Jesus Gott ist; denn nur Gott kann Retter und Heiland sein. (3) Diese Errettung geschieht durch Jesus Christus. Er ist Inhalt und Mittel des Rettungsglaubens. Rettung kommt durch Jesus Christus. Diese Aussage betont, dass der Messias Jesus das einzige Mittel zur Errettung ist. Sie richtet sich gegen diejenigen, die seine Retterschaft und Messianität leugnen. Die falschen Lehrer verleugnen den Meister, der sie erkauft hat; sie verleugnen sowohl die Person als auch das Werk Jesu des Messias. Diese Aussage richtet sich gegen diese Verleugnung. (4) Gott ist Herrlichkeit; damit wird auf die Schechina-Herrlichkeit Bezug genommen – jene einzigartige Herrlichkeit, die allein Gott gehört. Sie hebt Gott inmitten der Fülle seiner Pracht hervor. (5) Gott ist Majestät. Das betont die Größe Gottes und hebt sein Königtum hervor. Er ist der königliche Gott; er ist König der Könige und Herr der Herren. (6) Gott ist Gewalt. Das betont Herrschaft. Der Begriff Majestät hebt Gott als den König der Könige hervor; das Wort Gewalt jedoch betont ihn als Herrn der Herren. Er herrscht über seine gesamte Schöpfung; alles ist unter seiner Herrschaft. Nichts entzieht sich seiner Kontrolle. Viele Dinge, die geschehen, geschehen durch seinen richtungsweisenden Willen. Viele andere Dinge geschehen einfach mit seiner willentlichen Erlaubnis. Was auch immer sich zuträgt – ob es nun durch seine Anordnung oder mit seiner Erlaubnis geschieht: Alles ist unter seiner Herrschaft. Er verliert niemals die Kontrolle. (7) Gott ist Macht – ein Wort, das soviel bedeutet wie »Autorität«. Er hat die Autorität, seinen richtungsweisenden Willen auszuführen; Gott hat die Macht und Autorität, alles zu tun, was er will. (8) Gott ist Ewigkeit; und Ewigkeit hat drei Facetten: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Judas schließt seinen Brief mit der vierzehnten und letzten Dreiergruppe; sie beschreibt die Ewigkeit Gottes. Bezüglich der Vergangenheit – Gott ist vor aller Zeit. Er war immer da, schon vor aller Zeit. Bezüglich der Gegenwart – und jetzt existiert er immer noch. Gott herrscht noch immer. Er ist immer noch. Bezüglich der Zukunft – und in alle Ewigkeiten. Gott ist ewig, er existiert für alle Ewigkeit der Zukunft.

Der Brief schließt mit dem Begriff Amen. Dieses hebräische Wort heißt: »So sei es«.

Arnold Fruchtenbaum – Judas

Dieser Lobpreis ist, obwohl er bestimmte Ähnlichkeiten mit dem am Ende des Römerbriefes aufweist, einzigartig und steht in völliger Übereinstimmung mit dem Brief, den er beendet. Fast jedes Wort davon bildet eine Antwort auf die Übel, die im Hauptteil des Briefes so drastisch verurteilt wurden. Er gliedert sich in drei Teile:
 1. Gottes Macht zu bewahren;
 2. Seine Fähigkeit, die Heiligen tadellos vor Ihm darzustellen;
 3. Er allein muß verherrlicht werden.
Der Schreiber hat viel über den Fall derer gesagt, die in bevorzugter Stellung waren, und die Leser können durchaus davor gezittert haben, auch zu fallen, doch er vertreibt ihre Ängste, indem er sie hinlenkt auf „den, der euch ohne Straucheln zu bewahren vermag“. Ihre Bewahrung wurde in V.1 erwähnt, und dort aufgrund ihrer Beziehung zu Christus; hier ist es die göttliche Macht, die bewahren wird. Ein deutliches Kennzeichen des wahren Heiligen ist sein Gefühl der Schwachheit, er ist damit ein totaler Gegensatz zu den hochnäsigen, unabhängigen und anmaßenden Betrügern. Seine Stärke liegt in Gott, der ihn so bewahren kann, daß er nicht einmal stolpern wird. So konnte auch der Psalmist sagen: „Ich habe auf den HERRN vertraut, ich werde nicht wanken“ (26,1). Diese Bewahrung erfolgt im gegenwärtigen Leben, wenn die Gefahren mannigfaltig sind, und wenn man Beweise für den Erfolg des Feindes ringsumher erleben kann.
  Von der jetzigen Bewahrung verschieden ist der zweite Punkt im Lobpreis – unsere Darstellung vor dem HERRN. Die Seinen werden in die Gegenwart Seiner Herrlichkeit gestellt werden; sie werden dort „untadelig“ (J.N. Darby) sein, und dies wird in Szenen des Frohlockens enden. Die Engel, die sündigten, waren einst in diesem Bereich der Herrlichkeit, wurden aber hinausgeworfen, die Bewahrten jedoch werden ständig dorthin gestellt sein und nie wieder aus ihrer Ehrenstellung abgesetzt werden. Diese Darstellung steht in völligem Einklang mit den Worten des Paulus hinsichtlich der Gemeinde: „auf daß er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel … habe“ (Eph 5,27). Dort ist Christus der Darstellende, aber hier ist es Gott. In besonderer Weise werden die Heiligen mit Freude erfüllt sein, und möglicherweise wird diese Freude mit anderen geschaffenen Wesen geteilt werden, doch Gott selbst und Sein Sohn werden sie in ihrer Fülle kennen.
  Das dritte Merkmal dieses Lobpreises besteht darin, daß Gott die Herrlichkeit zugeschrieben wird, die Ihm gebührt. Wir erfuhren in V.4, daß ein Kennzeichen der Betrüger war, den alleinigen HERRN, Gott, zu verleugnen, doch hier wird dem Einen, den sie verachteten, all das zugeschrieben, was sich der menschliche Geist an vornehmen Eigenschaften und Tugenden nur vorstellen kann. Das Wort „weise“ steht zwar in Röm 16,27 ,wird aber mit Recht in der RV weggelassen (im Bibeltext des engl. Kommentars ist es vorhanden, d. Übers.). Dieser alleinige Gott ist unser Heiland. Der Titel wird oft für Christus gebraucht, besonders im ersten Teil des NT, wird aber in den späteren, besonders den Pastoralbriefen, auf Gott angewandt. Hier ist Er jedoch Heiland „durch Jesum Christum, unseren HERRN“ (RV), so daß Er durch das Werkzeug Seines Sohnes rettet. Von den hier erwähnten Tugenden ist „Herrlichkeit“ die erste, die sich auf Seine Großartigkeit und Vortrefflichkeit bezieht. Das Geschöpf wollte versuchen, Ihm diese einzigartige Würde zu rauben, indem es sie an sich zu reißen suchte wie Satan, doch Er wird sie keinem anderen geben, denn alle, die danach strebten, sie zu erlangen, haben ihren eigenen Sturz herbeigeführt.
  Die zweite Gott hier zugeschriebene Eigenschaft ist Seine „Majestät“. Das Wort, das hier gebraucht ist, wird nur von griechisch-sprachigen christlichen Schreibern verwendet und zeigt „Größe“ an; im Hebräerbrief wird es benutzt, um die Stellung Christi zur Rechten Gottes zu beschreiben (1,3; 8,1). In keinem anderen Lobpreis kommt es vor. Wenn sich die erste Tugend auf Gottes Zustand bezieht, so ist diese ein Hinweis auf Seine erhabene Stellung. Die Stolzen bilden sich viel auf ihre Größe ein, wie es jedenfalls die bösen Arbeiter taten, mit denen sich dieser Brief befaßt, doch sie sind bestenfalls nur Würmchen trotz all ihres Rühmens.
  Der Gedanke an Gottes „Macht“ wird oft in einen Lobpreis eingebracht wie in 1Tim 6,16; 1 Petrus 4,11;5,11 und Offb 1,6.13 .Sie bezieht sich auf Seine „Mächtigkeit“. Er sitzt nicht nur in majestätischer Herrlichkeit, sondern hat unbegrenzte Macht, um Seine Absichten auszuführen. Ein hilfloser Gott wäre ein Widerspruch in sich, doch der Gott, den wir preisen, hat Seine Macht sowohl in der Schöpfung als auch in der Auferstehung demonstriert.
  Die letzte der Gott hier zugeschriebenen Tugenden ist Seine „Gewalt“ oder „Autorität“. Er hat schrankenlose Gewalt und kann tun, was immer Ihm gefällt. Seine Vormachtstellung kann nicht in Frage gestellt werden, noch kann jemand zu Ihm sagen: „Was tust du?“; dieses Recht und diese Freiheit, nach Seinem Belieben zu handeln, unterscheidet Ihn von all Seinen Geschöpfen, denn obwohl einige davon ihre Autorität geltend machen wollten, müssen alle vor Ihm als dem obersten Richter Rechenschaft ablegen. In diesem Wort steht nicht Seine Kraft zum Wirken vor uns, sondern vielmehr Seine Handlungsfreiheit.
  Die letzten Worte des Briefes vermitteln uns einen der deutlichsten Begriffe für Ewigkeit im NT – „vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit“ (RV). Diese Eigenschaften werden auf zeitlose Weise Gottes Teil sein. Der Wechsel der Zeiten kann vieles von dem, was Menschen schätzen, hinwegfegen, und ihr Prunk wird mit dem Wind davongeblasen, um nie wiederzukehren, aber was Gott jetzt ist, ist Er immer gewesen und wird es immer sein. Das „Amen“ am Ende dieser und anderer Doxologien bedeutet anscheinend, daß die Gott zugeschriebenen Tugenden von Anfang an Sein waren, hier aber darum gebetet wird, daß sie Sein Teil seien.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Judas hat das Böse in seiner ganzen Schrecklichkeit dargelegt, er hat die Gläubigen gewarnt, ermutigt und ermahnt. Seine letztendliche Quelle ist Gott selbst und alles, was Gott für Sein Volk ist. Das Ausmaß des Bösen und die Schwachheit der Heiligen verschwindet aus seinem Blick, und Gott allein verbleibt. Daher kann er den ernstesten Brief, der je verfaßt wurde, mit dem höchsten Ausruf von Jubel abschließen. Judas hat auf den Ruin dessen geblickt, das den Namen Christi bekennt. Er hat zurück auf den Beginn des Verderbens geschaut. Mit einem prophetischen Blick hat er sein ernstes Ende betrachtet. Abschließend jedoch schaut er inmitten des Trümmerhaufens und Ruins der verderbten Christenheit nach oben, und plötzlich bricht er trotz dieses dunklen Ausblickes in Lob aus: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit untadelig darzustellen vermag, mit Frohlocken …“
Judas scheint zu sagen: „Ich sehe das Verderben, das gekommen ist, ich sehe die aufkommende Zeit des Bösen, ich sehe, daß die Gläubigen versagen können im ‘Erbauen’, im ‘Gebet’ und im ‘sich selbst Erhalten’. Aber ich sehe Einen in der Herrlichkeit, der in der Lage ist, sie vor dem Straucheln zu bewahren, sie sicher nach Hause zu bringen und sie untadelig vor Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken darzustellen. Ich sehe, daß der Gerichtstag für die ungöttlichen Bekenner kommen wird – ein trauriger und düsterer Tag. Aber ich sehe, daß der Tag der Erscheinung für alle Seine Heiligen kommt – ein Tag der Herrlichkeit und überfließender Freude.“ Auch wir dürfen mit gleichem Glauben die Sprache von Judas annehmen. Wenn wir den unaufhörlichen Strom von Lästerungen sehen, der aus christlichen Bekennern hervorströmt und mit Gleichgültigkeit oder sogar mit Beifall von der großen Masse des christlichen Bekenntnisses aufgenommen wird; wenn wir sehen, daß die Fundamente angegriffen werden, daß die Wahrheit strauchelt auf dem Markt (Jesaja 59,14), und böse Menschen und Betrüger zu immer Schlimmerem fortschreiten, dann mögen wir wohl fragen: „Was wird das Ende sein?“ Aber – Gott sei Dank – zum Trost und zur Ermutigung für Sein Volk hat Er uns nicht in Ungewißheit in bezug auf das Ende gelassen. Judas beschreibt uns das Ende der abtrünnigen Verderber, das Ziel für das Volk Gottes und die Zukunft Gottes selbst. Für die abtrünnigen Verderber wird alles in ihrem gerechten Gericht enden, für die Heiligen Gottes wird alles in der untadeligen Darstellung vor Seiner Herrlichkeit mit Frohlocken enden, und Gott wird „Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt …jetzt und in alle Ewigkeit“ erhalten. Die vorübergehenden Leiden dieser Zeit werden den überschwenglichen Freuden der Ewigkeit Platz machen (vgl. 2 Korinther 4,17). Unsere Freude wird es sein, dort zu sein, Seine Freude, uns dort zu haben. „Von der Mühsal Seiner Seele wird er Frucht sehen und sich sättigen“ (Jesaja 53,11). Der Eine, dessen Seele einst übervoll an Leiden bis zum Tod war, wird mit überströmender Freude in Ewigkeit erfüllt sein. So mögen wir wohl mit Judas ausrufen: „Dem alleinigen Gott, unserem Heiland, durch Jesus Christus, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“

Hamilton Smith – Der Judasbrief

Es dreht sich alles um den alleinigen Gott, den Israel spätestens seit der Wüstenzeit täglich anbetet (5Mose 6,4). Gott kann man nicht mit den anderen Göttern vergleichen, die rings um Gottes Volk her von anderen angebetet werden. In einer Welt, die alle Götter und Religionen unter ein religiöses Dach bringen und vereinigen will, ist diese Ausschließlichkeit unerträglich. Gott aber teilt seine Ehre mit niemandem. Genauso ausschließlich ist Jesus. Nur er ist der Weg zu Gott. Niemand kommt zum Vater, es sei denn, er habe die Vergebung seiner Sünde durch Jesus (Joh 14,6). Nur im Glauben an ihn empfangen wir das ewige Leben (Joh 17,3).
In dem griech. Testament, das Luther zur Verfügung stand, findet sich das Wörtlein »weise«: »dem allein weisen Gott«. Es fehlt aber in den meisten Handschriften. Wahrscheinlich hat es ein Abschreiber gegen die später auftretenden Gnostiker im Geiste des Judas eingefügt. Denn gerade der von manchen Sektierern abgelehnte Gott, der Schöpfer, hat alle Weisheit und Erkenntnis.
Es geht um das Hauptwerk Gottes. Er ist Retter. Weder in der Gnosis noch im allgemeinen Empfinden unserer Tage fühlt sich der Mensch schuldig, verloren und rettungsbedürftig. Man schiebt alles auf die Verhältnisse, auf das Schicksal. Der sittliche Ernst und die Verantwortung für alles Tun gehen so verloren. Die Bibel offenbart uns, wo der Schaden liegt und von woher wir allein Hilfe empfangen: durch Jesus Christus, vom Kreuz Jesu her (1Kor 1,17ff.). Jesu Lebensaufgabe war weniger ein neues Gesetz (Joh 13,34) als vielmehr die Rettung (Mt 1,21; 1Tim 1,1; 2Petr 3,18).
Manche Ausleger ziehen die Worte durch Jesus Christus zu den folgenden Worten »Herrlichkeit…«; sprachlich ist das möglich, aber gedanklich unwahrscheinlich.
Gott selbst ist sowohl der Gesetzgeber und Richter als auch der Retter. Heiligkeit und Liebe Gottes dürfen von uns nicht auseinander gerissen werden. Gott ist der dreieinige Gott auch in seinen Werken. Darum kann, nein muss Judas vom Ernst des Gerichts und zugleich vom Gnadenangebot Gottes in ein und demselben Brief reden. Er lehrt gleich wie Paulus (vgl. Röm 11,22; Gal 2,7-10).
Gott hat, ihm gebührt, ihm ist die Herrlichkeit zu eigen (vgl. Jes 6,3; Lk 11,4; vgl. Offb 5,13; 7,12). Im Hebräischen kann in absoluter Rede das Zeitwort »sein« wegfallen. Zwar wird Gott noch nicht von allen anerkannt (Phil 2,10f.), darum heißt es in der Liturgie mit einem gewissen Recht: »Ehre sei dem Vater …«. Aber schon jetzt wird Gott in der Gemeinde Jesu geehrt. Gott besitzt Herrlichkeit und Macht.
Zur Herrlichkeit s. 2Petr 1,3. – Das griech. Wort für Majestät ist ein von den Christen neu gebildetes Kunstwort, das die einzigartige Stellung Gottes andeuten soll. Das normale griech. Wort für »Größe« denkt zu sehr an körperliche und geistige Größe. Gottes Größe ist aber mit nichts zu vergleichen. – Die Macht oder Kraft ist die Anwendung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten. Es ist der Ausdruck der Machtfülle Gottes (1Tim 6,16; 1Petr 4,11; Offb 1,6; 5,13). Davon unterschieden ist die Gewalt, der alles erlaubt und möglich ist. Dies ist ein Lieblingswort für die Offenbarung, Lukas und Paulus im 1Korintherbrief. Es umschreibt die Befehlsgewalt des militärischen Vorgesetzten (Mt 8,9), die alles überwindende Macht Gottes, der über die Geschichte bestimmt (Apg 1,7) und über das ewige Verderben (Lk 12,5; vgl. Offb 6,8; 9,3.10.19). Meist wird von Jesus als dem gesprochen, der im Unterschied zu Mose, dem Gesetzgeber, »Vollmacht« hat auch über das AT (Mt 12,10.12; 7,29; vgl. Jesu Redeweise: »Ich aber sage euch!« Mt 5,21f.). Jesus hat die Gewalt auch über alle teuflischen Mächte (Lk 4,36). Wer die Gewalt hat, braucht nicht zu fragen: »Darf ich das?« Schon die Frage an ihn: »Warum machst du das?« ist unangemessene Arroganz (Röm 9,20-21; vgl. Jes 45,9; Jer 18,1-6; Weish 12,12).
Vor jeder Zeit, jetzt und in alle Ewigkeiten ist Gott ein und derselbe. Er unterliegt nicht der Zeit, macht keine Entwicklung (Evolution) mit, eine Reifung hat er nicht nötig (Heb 13,8). Auffällig ist, wie Judas ganz im Hebräischen denkt. Der Grieche spekuliert über himmlische Sphären, Räume, »Stockwerke«, oben und unten. Wir gebrauchen räumliche Begriffe auch ganz unbefangen: »oben« als Sitz des Guten, Glückhaften, Erfolgreichen, »unten« als Ort des Schlechten (vgl. »es geht abwärts«), psychologisch erklärbar, weil »oben« beim Menschen der Kopf mit den meisten Sinnesorganen und dem Verstand ist, das Wertvollste, wie wir denken. So kann auch die Bibel manchmal reden (vgl. Phil 2,10). Aber Gott steht über Raum und Zeit. Wenn wir schon derlei Begriffe auf Gott anwenden wollen, dann passt der der Zeit (wörtl. »Äon«, d. h. unmessbare Zeit) für Gott viel besser als der des Raumes. Denn Gott ist der Herr der Geschichte. Das griech. Wort »Äon« ist sprachlich mit dem deutschen Wort »ewig« verwandt. Im AT gibt es das hebr. Wort für »ewig« wieder (vgl. »ewiges Königreich«, 2Sam 7), das sowohl in die Zukunft weist (1Mose 13,15; 2Mose 14,13; 5Mose 13,16; Micha 4,7) als auch in die Vorzeit (5Mose 32,7; Am 9,11). Äon umschreibt im NT sowohl die Weltzeit (Mt 13,39; 28,20; auch im Plural im Sinne der Fülle: Heb 9,26; 1Kor 10,11), als auch die Ewigkeit der Gottesherrschaft und Herrlichkeit (Röm 2,7; 6,22f.; Gal 6,8; Mt 25,46; Joh 3,15f.; Joh 5,24; 17,3; 2Petr 1,16).
Eine Handschrift (p 72 um 300 n. Chr.) hat eine interessante andere Überlieferung: »Unserem allein weisen Gott ist Herrlichkeit, Macht, Ehre durch Jesus Christus unserem Herrn. Ihm (d. h. Jesus) ist Herrlichkeit und Majestät.« Offensichtlich war diesem Abschreiber wichtig, dass nicht nur Gott, dem Schöpfer, sondern auch seinem Sohn Jesus, unserem Erlöser, alle Herrlichkeit zusteht. Gott empfängt alle Ehre durch Jesus, der uns Menschen die Vergebung verschafft und uns so durch die Erlösung zur Ehre Gottes berufen hat. Darum empfängt auch Jesus die Ehre.
Amen (s. 2Petr 1,12), etwa mit »ganz gewiss« übersetzbar, unterstreicht die Verlässlichkeit des Herrn, dem wir vertrauen.
Es schließt das Gebet und das Lob Gottes ab. Jesus gebrauchte dieses Wort (Luther übersetzt es mit »wahrlich«), wenn er zunächst in der Stille mit Gott gebetet hatte, dann laut »Amen, Amen« sagte und dann das ihm vom Vater Geoffenbarte weitersagte (Joh 5,19.24.25; 6,26.32; 8,34; 13,20f.; Joh 14,12; 16,20.23; vgl. Mt 5,16; 8,10; 10,15.23.42; 11,11).
So mündet der Brief, der ernst mahnende, in den Lobpreis der Gemeinde, die ihren Herrn anbetet.

Gerhard Maier – Edition C

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