
Der von Kores (Cyrus) spricht: Mein Hirt, und der all mein Wohlgefallen (O. meinen Willen) vollführt, indem er (Eig und zwar indem er) von Jerusalem sprechen wird: Es werde aufgebaut! und vom Tempel: Er werde gegründet!
So spricht Jehova zu seinem Gesalbten, zu Kores, dessen Rechte ich ergriffen habe, um Nationen vor ihm niederzuwerfen, und damit ich die Lenden der Könige entgürte, um Pforten vor ihm aufzutun, und damit Tore nicht verschlossen bleiben.
Elberfelder 1871 – Jesaja 44,28–45,1
bins, der nun von Cyrus spricht:
Mein Hirt,
all meinen Willen wird er vollbringen,
von Jerusalem sprechend:
Es werde aufgebaut
und die Tempelhalle gegründet!
So hat ER gesprochen
zu Cyrus, zu seinem Gesalbten:
Den ich faßte an seiner Rechten,
Stämme vor ihm niederzustrecken,
öffnend der Könige Hüftgurt,
Türen vor ihm zu öffnen,
Pforten, daß sie sich nicht mehr schließen,
Buber & Rosenzweig – Jesaja 44:28–45,1
der zu Koresch spricht: Mein Hirt! – all mein Verlangen führt er aus, indem er spricht von Jeruschalajim: Es werde aufgebaut und der Tempel gegründet.
So spricht der Ewige von seinem Gesalbten, von Koresch, den ich gefasst bei seiner Rechten, Völker vor ihm zu stürzen – der Könige Hüften entgürt’ ich –, zu öffnen Pforten vor ihm und Tore, dass sie unverschlossen
Die Philippson-Bibel Jes 44,28–45,1
So spricht Jehovah; der König Israels und sein Auslöser, Jehovah der Heerscharen: Ich bin der Erste und Ich bin der Letzte und außer Mir ist kein Bundesgott.
So spricht Jehovah von und zu Seinem Gesalbten, von und zu Kores, den Ich ergriff und festhielt bei Seiner Rechten, niederzutreten vor ihm Heidennationen, und Hüften von Königen werde Ich öffnen, öffnend vor ihm Türen, und Tore werden nicht geschlossen werden.
Pfarrer Beck – Jes 44:6–45:1
Kores, ein Typus (Symbol) des Messias
Ungers Großes Bibelhandbuch
Der Herr sagt Kores als einem Typus des Messias uneingeschränkten Sieg zu, 1–6. Gott nennt ihn „meinen Gesalbten“ – es ist das einzige Mal, daß Gott diese Bezeichnung einem Heiden zuerkennt. Diese Benennung, zusammen mit der anderen, „mein Hirte“ (Jes. 44,28), die auch eine messianische Bezeichnung ist (also auf Christus angewendet wird), macht Kores zu einer außergewöhnlichen Ausnahme unter den Menschen – nämlich zu einem heidnischen Typus des Messias. Beide bauen Jerusalem wieder auf (Jes. 44,28; Sach. 14,1–11). Beide sind unüberwindliche Sieger über Israels Feinde (Jes. 45,1; Off. 19,19–21; Ps. 2,9). Beide werden von Gott zu dem einen Ziel benutzt: den Namen des einen wahren Gottes zu verherrlichen (Jes. 45,6; 1. Kor. 15,28).
Die höchste Macht Gottes vor menschlichen Kritikern gerechtfertigt, 7–25. Gottes Herr-Sein wird herausgestellt durch seine Taten, 7–12 dadurch, daß er Kores zu seinem Knecht machte, 13; durch seine Zusage, daß Heiden ebenso wie Israel sich zu ihm bekennen werden, 14–19, und durch seine „an die Enden der Erde“ gerichtete Einladung, zu ihrer Errettung an ihn zu glauben, 20–25.
Kyrus II. (559–530 v. Chr.), genannt der Große, ist bereits persischer König in der Region von Anschan östlich des persischen Golfes und damit → Vasall des Mederreiches. Ab 550 v. Chr. verschieben sich die Machtverhältnisse im Großraum, als Kyrus II. den Mederkönig Astyages, seinen Großvater, 547/46 v. Chr. besiegt und die Reichsgrenzen am Tigris entlang über Elam bis nach Kleinasien (Einnahme von Sardes und Sieg über den Lyder Krösus 546 v. Chr.) ausdehnt. 539 v. Chr. greift er Nabonid (556–539 v. Chr.), den letzten babylonischen König, an: Babylon fällt kampflos, weil die politisch einflussreichen Marduk-Priester mit Kyrus kooperieren. Hintergrund der schließlich reichszersetzenden Kollaboration der Marduk-Priester mit dem Perserkönig sind die Bestrebungen Nabonids, dem Mondgott Sin im babylonischen Reich größeres Gewicht zu geben und durch ihn das Reich zu einen. Das führt zu Aufständen der Traditionalisten und Marduk-Parteigänger, die schließlich in Kyrus einen Verbündeten gegen Nabonid suchen und ihn bei der Übernahme der Stadt als Befreier feiern.
Christian Frevel – Kohlhammer Studienbücher Theologie – Geschichte Israels
Propagandistisch wird das u. a. im Kyrus-Zylinder Z. 15–23 gespiegelt: »Er befahl ihm, nach seiner Stadt Babel zu gehen, und er ließ ihn den Weg nach Babel einschlagen. Gleich einem Freunde und Genossen ging er an seiner Seite. Seine umfangreichen Truppen, deren Zahl gleich dem Wasser eines Flusses unermesslich war, marschierten waffengerüstet an seiner Seite. Ohne Kampf und Schlacht ließ er ihn in seine Stadt Babel einziehen. Babel rettete er aus der Bedrängnis. Nabonid, den König, der ihn nicht verehrte, überantwortete er ihm. Die Einwohner von Babel insgesamt, das ganze Land Sumer und Akkad, Fürsten und Statthalter knieten vor ihm nieder, küssten seine Füße, freuten sich über seine Königsherrschaft, es leuchtete ihr Antlitz. ›Der Herr, der durch seine Hilfe die Toten lebendig gemacht hat, der in Not und Unheil allen wohlgetan hat‹ – so huldigten sie ihm freudig, sie verehrten seinen Namen. Ich, Kyrus, der König des Weltreichs, der große König, der mächtige König, der König von Babel, der König von Sumer und Akkad, der König der vier Weltsektoren, … dessen Regierung Bel und Nebo lieb gewannen und dessen Königsherrschaft sie zur Erfreuung ihres Herzens wünschten – als ich friedlich in Babel eingezogen war, schlug ich unter Jubel und Freude im Palaste des Herrschers den Herrschaftssitz auf« (TUAT I 408–409, Übersetzung Rykle Borger, in etwas anderer Übersetzung HTAT Nr. 273, vgl. Jes 44,28; 45,1.4).
König Kyrus der Große (559–530 v.Chr.), der Gründer des Perserreiches, wird mehrfach in der Bibel erwähnt (2Chr 36,22f; Esr 1,1; 3,7; 4,3; 5,13f.17; 6,3; Jes 44,28; 45,1; Dan 1,21; 6,29; 10,1). Im Pers. lautet der Name Kurasch, im Hebr. Koräsch, im Griech. Kyros. Der Herr hatte ihn schon in der Weissagung des Jesaja als seinen Hirten angekündigt (Jes 44,28; 45,1), der seinen Willen vollführen, Jerusalem wieder aufbauen und den Grund zum neuen Tempel legen werde: ein Gesalbter Gottes, der Israels wegen in einem großen Siegeszug Völker und Könige unterwerfen solle. »Gesalbter« ist hier ein bemerkenswerter Ehrentitel, mit dem im AT sonst nur von Gott Berufene aus Israel benannt werden (→ Salbe III,1).
Lexikon zur Bibel: Personen, Geschichte, Archäologie, Geografie und Theologie der Bibel
Nachdem K. 539 v.Chr. Babylon erobert hatte, gab er im nächsten Jahr den verbannten Juden den Auftrag zur Rückkehr nach Jerusalem und zum Neubau des Tempels. Die kostbaren Tempelschätze wurden dem Volk Gottes ausgehändigt (Esr 1,7ff). Dieser Erlass (2 Chr 36, 22f; Esr 1,2–4; 6,3–5) entspricht ganz seiner auch sonst geübten Politik besiegten Gegnern und unterworfenen Völkern gegenüber (s.u.). Da K. zum Krieg gegen Ägypten rüstete, lag ihm zudem daran, in Palästina eine Bevölkerung zu haben, auf die er sich verlassen konnte. Wie K. in seinem Erlass an die Juden als ganz selbstverständlich von dem hier zuständigen Gott Israels spricht (Esr 1,2f), ebenso selbstverständlich schreibt er dem babylon. Gott Marduk seinen Sieg über Babylon zu.
Ein für die bibl. Geschichte bedeutsames Dokument ist der sog. Kyruszylinder, ein knapp 23 cm langer leicht konvexer Tonzylinder, der akkadische Keilschriftaufzeichnungen trägt. Er stammt aus dem Zeitraum 539–530 v.Chr. und wurde 1879 in Babylon gefunden. Der beschädigte Text berichtet aus der Sicht von K. über seinen Feldzug gegen den babylonischen Herrscher Nabonid, die kampflose Einnahme Babylons durch einen Überraschungsangriff und dass er Deportierte wieder in ihre Länder zurückehren ließ: »Die Gesamtheit ihrer Menschen brachte ich zusammen und stellte ihre Wohnstätten wieder her.« Die Juden sind im Text des Kyruszylinders nicht genannt; vielmehr sind bestimmte Gegenden, aus denen Menschen verschleppt worden waren, eigens genannt. Der Text erwähnt ferner, dass K. die von den Babyloniern geraubten Schätze an die verschiedenen Städte zurückgab. Von einer generellen Rückführung spricht der Kyruszylinder nicht. Er ist daher kein direkter Beweis für die biblische Geschichtsschreibung, zeigt aber, dass die Entlassung der Juden in ihr Heimatland ein Vorgang war, der der Toleranzpolitik von K. entsprach.
Als Grab Kyrus’ II. gilt das Grabmal in Pasargadae (Iran).
Der HERR beruft Kyrus, seinen »Gesalbten« (im Hebräischen dasselbe Wort wie »Messias«), weil der persische Herrscher ein Vorläufer des Messias ist, der einmal seinem Volk die endgültige Befreiung schenken wird. Der HERR verheißt, ihm Sieg zu geben über die Nationen, vor allem über Babylon, alle Hindernisse wegzuräumen, die seinen Eroberungen im Weg stehen, und ihm ungeheure verborgene Schätze und versteckte Vorräte auszuhändigen. Immer noch an Kyrus gerichtet, spricht der HERR von sich als dem einzig wahren Gott, der Kyrus beim Namen ruft, der ihm die Ehrennamen »Gesalbter« und »Hirte« gibt (44,28) und der ihn für seine Sendung ausrüstet. Gott tut das alles um seines Volkes willen, damit die ganze Welt erkenne, dass er allein der HERR ist.
MacDonald – Kommentar zum Alten Testament
Gott hat keine Angst vor den Völkern, denn er ist größer als die Völker (40:12-17); er steuert ihren Aufstieg und Fall. Er kündigte an, dass er einen Herrscher namens Kyrus erwecken würde, der sein gerechtes Werk auf Erden tun würde, indem er andere Nationen um seines Volkes Israel willen besiegen würde. Kyrus würde ein Hirte sein (44:28), von Gott gesalbt (45:1), ein gefräßiger Vogel, der sich nicht aufhalten lässt (46:11). „Er zertritt die Herrscher, als wären sie Mörtel, als wäre er ein Töpfer, der den Ton zertritt“ (41,25, NIV).
Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Serie
Jesaja nannte Kyrus über ein Jahrhundert vor seiner Geburt (590?-529) beim Namen; und obwohl Jesaja Kyrus nirgends als „Gottes Diener“ bezeichnet, diente Kyrus dem Herrn, indem er Gottes Absichten auf Erden erfüllte. Gott übergab Kyrus die Völker und half ihm, große Könige zu besiegen (45,1-4). Der Feind wurde weggeblasen wie Spreu und Staub, weil der ewige Gott die Armee anführte.
Als Kyrus über das Gebiet östlich und nördlich des heiligen Landes zog (41:25), hatten die Völker Angst und wandten sich an ihre Götzen. Mit scharfer Satire beschreibt Jesaja, wie verschiedene Handwerker sich gegenseitig helfen, einen Gott herzustellen, der ihnen nicht helfen kann! Denn wenn der Gott des Himmels für die Eroberung zuständig ist, wie können sich dann Menschen oder Götter ihm widersetzen?
Cyrus mag gedacht haben, dass er seine eigenen Pläne durchführte, aber in Wirklichkeit tat er das Wohlgefallen des Herrn (44,28). Indem er Babylon besiegte, ermöglichte Cyrus die Freilassung der jüdischen Gefangenen, die in ihr Land zurückkehren konnten, um Jerusalem und den Tempel wieder aufzubauen (Esra 1,1-4). „Ich habe ihn in Gerechtigkeit aufgerichtet und will alle seine Wege lenken; er soll meine Stadt bauen und meine Gefangenen freilassen“ (Jes 45,13).
Manchmal vergessen wir, dass Gott sogar unbekehrte Führer in der Welt zum Wohl seines Volkes und zum Fortschritt seines Werkes gebrauchen kann. Er ließ den Pharao in Ägypten auferstehen, um seine Macht zu demonstrieren (Röm 9,17), und er benutzte sogar den bösen Herodes und den feigen Pontius Pilatus, um seinen Plan der Kreuzigung Christi zu verwirklichen (Apg 4,24-28). „Das Herz des Königs ist in der Hand des Herrn wie die Wasserströme; er wendet es, wohin er will“ (Spr 21:1, NKJV).
In Jesaja 44,24-45,25 geht es um den Mann, der die Juden aus Babylon befreien würde. Man darf nicht vergessen, dass Jesaja 150 Jahre vor dem Auftauchen von Kyros lebte. Bisher wurde in den Kapiteln 40-44 erwähnt, dass ein bestimmter Mann aus dem Osten und aus dem Norden kommen würde. Es wurde auch angedeutet, dass er die Juden aus Babylon befreien und ihnen die Rückkehr in ihr Land ermöglichen würde. In diesem Abschnitt unterschied Gott sich von den Götzen und den falschen Propheten, um zu zeigen, dass der Götzendienst, insbesondere der babylonische Götzendienst, nicht in der Lage war, etwas vorherzusagen. Im Gegensatz dazu prophezeite der Gott Israels genaue Details, in diesem Abschnitt sogar den Namen des kommenden Königs. Während also in den Kapiteln 40-44 Gottes Vorhersagen eher allgemeiner Natur waren, werden sie in diesem Abschnitt nun immer konkreter.
Im hebräischen Text sind die Verse 24-28 ein einziger Satz. Es ist einer der längsten Sätze in der hebräischen Bibel. Der Abschnitt beginnt in Vers 24a mit einer Erinnerung daran, wer Gott ist: So spricht Jehova, dein Erlöser, der dich vom Mutterleib an geformt hat. Indem Jesaja Gott als Israels Erlöser bezeichnet, weist er auf die besondere Beziehung hin, die dieser Gott zum Volk Israel hat. JHWH hat Israel vom Mutterleib an geformt.
Auf diese Einleitung folgt in den Versen 24b-28 eine Liste von neun Werken Gottes. Jedes Werk wird mit dem Begriff „das“ eingeleitet:
24b Ich bin Jehova, der alles macht, der den Himmel ausbreitet, der die Erde ausbreitet (wer ist mit mir?)25 der die Zeichen der Lügner vereitelt und die Wahrsager verrückt macht; der die Weisen umkehrt und ihre Erkenntnis töricht macht; 26 der das Wort seines Knechtes bestätigt und den Rat seiner Boten ausführt; der von Jerusalem sagt: Sie soll bewohnt werden; und von den Städten Judas: Sie sollen gebaut werden, und ich will ihre wüsten Stätten aufrichten; 27 der zur Tiefe sagt: Sei trocken, und ich will deine Ströme austrocknen; 28 der von Kyrus sagt: Er ist mein Hirte und wird alles tun, was mir gefällt, und der von Jerusalem sagt: Sie soll gebaut werden, und vom Tempel: Dein Grundstein soll gelegt werden.
Erstens ist JHWH derjenige, der alles geschaffen hat, das heißt, er ist der Gott der gesamten Schöpfung (V. 24b). Zweitens hat er allein die Ausdehnung des Universums geschaffen (V. 24c). Drittens hat er auch die Erde erschaffen (V. 24d). An dieser Stelle wird die Aufzählung der Werke durch eine Frage unterbrochen: Wer ist mit mir? (V. 24e). Die Antwort lautet: niemand. Nur Israels Gott kann all diese Dinge tun, und kein Götze könnte sich jemals mit ihm vergleichen. Viertens: Israels Gott ist der Verderber des Okkulten (V. 25a). Das hebräische Wort für „Lügner“, baddim, bedeutet „Schwätzer“. Solche Schwätzer machen Prophezeiungen, die auf irgendeiner Art von Beziehung zur dämonischen Welt basieren. Die Wahrsager sind diejenigen, die versuchen, die Zukunft zu erraten, indem sie ihre Götter befragen. In beiden Fällen ist Gott der Verderber des Okkulten. Wahrsagerinnen und Wahrsager werden verrückt, weil ihre Vorhersagen einfach nicht eintreffen. Fünftens: Gott ist auch der Verderber der Weisen und ihrer Ratschläge (V. 25b). Die Berater des Königs von Babylon würden durch das Wirken Gottes vereitelt werden. Sechstens: Gott ist der Bestätiger der wahren Propheten (V. 26a). Als solcher bestätigt er das Wort seines Knechtes (Einzahl), was sich auf den Propheten Jesaja bezieht. Außerdem führt er den Rat seiner Boten (Plural) aus, womit die anderen Propheten JHWHs gemeint sind. Während also die Propheten der babylonischen Gottheiten frustriert waren, weil ihre Vorhersagen nicht eintrafen, ist Gott im Fall der Propheten JHWHs ihr Bestätiger, weil das, was er durch sie sprach, tatsächlich eintrat. Siebtens: Gott ist derjenige, der die Rückkehr aus Babylon prophezeit hat (V. 26b). Jerusalem würde wieder bewohnt und die Städte Judas würden wieder aufgebaut werden. Achtens: Der Gott Israels ist derjenige, der alle Hindernisse aus dem Weg räumt (V. 27). Die Anspielung bezieht sich auf das Rote Meer. Als dieses Gewässer für die Israeliten während des Exodus zum Hindernis wurde, machte Gott einen Weg frei. Auf die gleiche Weise werden alle Hindernisse für das jüdische Volk bei der Rückkehr aus Babylon beseitigt. Neuntens: Gott ist derjenige, der den kommenden Befreier benannt hat, und sein Name ist Kyros (V. 28). Eineinhalb Jahrhunderte vor seinem tatsächlichen Erscheinen war Gott in seinen Vorhersagen so genau, dass er den Namen des persischen Herrschers nannte, der das babylonische Reich beenden und den Juden die Rückkehr in ihre Heimat ermöglichen würde. Indem Gott den König „mein Hirte“ nannte, deutete er an, dass Kyros die Aufgaben eines Hirten für Israel übernehmen würde. Der König würde den Israeliten nicht nur das Recht geben, zurückzukehren, sondern er würde auch dafür sorgen, dass sie dies tun konnten. Cyrus‘ Berufung war es, Gottes Wohlgefallen zu erfüllen. Das, was Gott angeordnet und beschlossen hatte, würde Kyrus ausführen. Was Jerusalem betrifft, so würde die Stadt wieder aufgebaut werden. Für den Tempel sollten die Fundamente gelegt werden.
Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus, der zwischen 75 und 94 n. Chr. schrieb, berichtete, dass der Prophet Daniel genau diese Passage Cyrus dem Großen zeigte, nachdem der persische König Babylon erobert hatte. Als Kyros diese Prophezeiung las und sah, dass sein Name 150 Jahre zuvor vorausgesagt worden war, bewegte ihn das dazu, das Dekret zu erlassen und auszuführen, das den Juden die Rückkehr nach Jerusalem erlaubte:
Im ersten Jahr der Herrschaft von Kyrus, dem siebzigsten Jahr seit dem Tag, an dem unser Volk aus seinem Land nach Babel geführt wurde, tröstete Gott die Gefangenschaft und das Unglück dieses armen Volkes: Er hatte ihnen vor der Zerstörung der Stadt durch den Propheten Jeremia vorausgesagt, dass er sie, nachdem sie Nebukadnezar und seinen Nachfolgern gedient und siebzig Jahre lang gedient hatten, wieder in das Land ihrer Väter zurückbringen würde, damit sie ihren Tempel bauen und ihren alten Wohlstand genießen könnten. Und das hat Gott ihnen auch gewährt. Denn er erregte den Geist von Kyros und ließ ihn in ganz Asien schreiben: „So spricht der König Kyrus: Da Gott, der Allmächtige, mich zum König der bewohnten Erde ernannt hat, glaube ich, dass er der Gott ist, den das Volk Israel anbetet. Denn er hat meinen Namen durch die Propheten vorausgesagt, und dass ich ihm ein Haus in Jerusalem, im Land Judäa, bauen soll.“
Dies erfuhr Cyrus, als er das Buch mit den Prophezeiungen Jesajas las, das dieser ihm hinterlassen hatte. Denn dieser Prophet sagte, dass Gott in einer geheimen Vision so zu ihm gesprochen hatte: „Mein Wille ist, dass Kyrus, den ich zum König über viele und große Völker ernannt habe, mein Volk in sein eigenes Land zurückkehren lässt und meinen Tempel baut.“ Das hatte Jesaja schon hundertvierzig Jahre vor der Zerstörung des Tempels vorausgesagt. Als Kyros dies las und die göttliche Macht bewunderte, überkam ihn der ernste Wunsch und der Ehrgeiz, das Geschriebene zu erfüllen. So rief er die bedeutendsten Juden, die sich in Babylon befanden, zu sich und sagte ihnen, dass er ihnen erlaube, in ihr eigenes Land zurückzukehren und ihre Stadt Jerusalem und den Tempel Gottes wieder aufzubauen, und dass er ihnen dabei helfen werde; außerdem wolle er an die Herrscher und Statthalter in der Umgebung ihres Landes Judäa schreiben, dass sie ihnen Gold und Silber für den Bau des Tempels und außerdem Tiere für ihre Opfer spenden sollten.“
In Jesaja 45,1a wendet sich JHWH direkt an Kyrus: So spricht Jehova zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, dessen rechte Hand ich ergriffen habe, um die Völker vor ihm zu unterwerfen. Der hebräische Begriff für „Gesalbter“ ist Mashiach. Gott nannte Kyrus „meinen Messias“. Der wahre Messias würde Israel sowohl körperliche als auch geistliche Befreiung bringen. Cyrus war ein Typus dieses wahren Messias, da er die physische Befreiung aus dem Land Babylon herbeiführen würde.Im Folgenden findest du einige der rabbinischen Antworten auf die Bezeichnung von Cyrus als „Messias“:
zu seinem Gesalbten – Jeder Titel der Größe wird Salbung genannt. Vgl. Num 18,8: „Dir habe ich sie zur Größe gegeben… [mischcha, d.h. gesalbt].“ Unsere Weisen sagten jedoch: Zum König Messias sagt der Heilige, gepriesen sei Er, „Ich beschwere mich bei dir über Cyrus“, wie es im Traktat Megilla 12a heißt.
In Megilla 12a heißt es: „Was bedeutet das, was geschrieben steht? „So spricht der Herr zu seinem Gesalbten, zu Kyrus, dessen rechte Hand ich gehalten habe“ (Jesaja 45,1), das sich anscheinend auf Kyrus als Gottes Gesalbten bezieht? War Kyrus nun Gottes Gesalbter, d. h. der Messias, so dass der Vers ihn auf diese Weise bezeichnet? Vielmehr ist der Vers so zu verstehen, dass Gott in Bezug auf Kyrus zum Messias spricht: Der Heilige, gepriesen sei Er, sprach zum Messias: Ich beschwere mich bei dir über Cyrus, der nicht so handelt, wie es ihm zugedacht ist. Ich hatte gesagt: „Er soll Mein Haus bauen und Meine Verbannten sammeln“ (siehe Jesaja 45,13), aber er hat das nicht ausgeführt. Stattdessen sagte er: „Wer unter euch von seinem Volk ist, der soll nach Jerusalem hinaufziehen“ (Esra 1,3). Er gab die Erlaubnis, nach Israel zurückzukehren, aber mehr tat er nicht.
Nahman b. Hisdas Derascha wird hierher gebracht, weil sie sich mit Kyrus und dem Wiederaufbau des Tempels beschäftigt. Jesaja nennt Kyrus den Messias, was seltsam ist, weil sich Messias normalerweise auf einen gesalbten König oder, in der rabbinischen Literatur, auf den späteren Erlöser Israels bezieht. R. Nahman deutet den Vers daher so um, als ob es sich um eine Beschwerde gegen Kyrus handelt, die Gott an den Messias (den späteren Erlöser) richtet. Cyrus hatte Gott versprochen, dass er selbst den Tempel wieder aufbauen und die jüdischen Exilanten zurück nach Zion führen würde. In Esra jedoch sagt Cyrus den Juden, dass sie zurückgehen und den Tempel selbst wieder aufbauen sollen.
Sein Gesalbter. Manche meinen den Propheten, andere denken, dass Cyrus gemeint ist; beide Erklärungen sind zulässig. Der Herr hat mich gesalbt (61,1), und Hazael zum König gesalbt (1 Könige 19,15).
Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja
Neueste Kommentare