Denn Gott gefiel es,
in ihm die ganze Fülle des Heils
Wohnung nehmen zu lassen.
Durch ihn wollte Gott alles versöhnen
und zu neuer, heilvoller Einheit verbinden.
Alles, was gegeneinander streitet,
wollte er zur Einheit zusammenführen,
Gute Nachricht Bibel 2000 – Kol 1,19–20
Denn es war (Gottes) Ratschluß, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen 20 und durch ihn alles (= die ganze Welt) mit sich* zu versöhnen – nachdem er durch sein am Kreuz vergossenes Blut Frieden gestiftet hat –, durch ihn (zu versöhnen) sowohl das, was auf der Erde, als auch das, was in den Himmeln ist.
Menge 2003 – Kolosser 1:19–20
Denn es hat Gott gefallen, in ihm die ganze Fülle wohnen zu lassen. 20 Durch ihn und für ihn soll alles auf Erden und in den Himmelswelten wieder versöhnt und mit Gott in Einklang gebracht werden, nachdem er durch sein Blut am Kreuz den Frieden wiederhergestellt hat.
Bruns 2013 – Kolosser 1,19–20
Diesen Vers hatten wir ja schon im November 2022 – also heute ergänzende Punkte.
»Denn es hat Gott wohlgefallen, dass in ihm alle Fülle wohnen sollte«
Bei der Herrlichkeit, Macht und Kraft, die Paulus über Christus rühmt, besteht keine »Konkurrenz« zu Gott dem Vater. Im Griechischen fehlt das Subjekt, aber es ist doch gewiss sinngemäß »Gott« zu ergänzen. Der Vater hat alles »Wohlgefallen« an dem Sohn. »Wohlgefallen« wird von Gott und seinem Willen gebraucht (vgl. Mt 3,17; Lk 12,32; 1Kor 1,21; 10,5; Gal 1,15; 2Petr 1,17; Heb 10,6.8.38). Die ganze Herrlichkeit und Macht des Sohnes ist die Freude des Vaters. Das ist sein Wille, dass in Christus »alle Fülle« da ist. »Fülle« ist für die Griechen ein wichtiges Hauptwort ihrer Religion und Philosophie: Die Fülle beschreibt das Ganze des Göttlichen in seinen verschiedensten Ausprägungen, Religionen und Abstufungen. »Fülle« (wörtlich das »Vollgefüllte«) legt den Gedanken fast zwingend nahe, dass vieles zusammenkommen muss, bis die Fülle, das Vollsein, erreicht wird.
Deshalb ist der Synkretismus, die Religionsvermischung »logische« Konsequenz solchen Denkens. Das ist bis heute ein sich immer mehr ausbreitender Weg, das Göttliche zu erfassen. »Wir glauben doch alle an den gleichen Gott«, so werden volkstümlich entscheidende Differenzen zwischen den Religionen eingeebnet (etwa christlicher Glaube und Islam heute). Damit verfehlen wir aber gerade den biblischen Gott. Die »Fülle« Gottes ist kein Additionsprodukt menschlicher Religionen – diese Gefährdung tragen wohl auch die Irrlehrer in die Gemeinde in Kolossä hinein -, »die Fülle« ist da in Christus und nur da. Dort »wohnt« sie, ist also bleibend, ewig in ihm ausgestattet. Deshalb bezeugen es die Apostel so deutlich, jeder Einebnung und falscher Toleranz entgegentretend: »Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden«, als allein der Name Jesu (Apg 4,12). Die »Fülle« ist damit Beschreibung seines Seins und Wesens und auch seines Wirkens. Jesus sagt: »Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen« (Mt 5,17; vgl. auch Jes 53,11; Lk 4,21; Joh 1,16; Eph 1,23; 4,13; Kol 2,9ff.). Und diese »Fülle«, der ganze Gott, hat sich uns Menschen zugewendet.
Kol 1,20:
»und er durch ihn alles mit sich versöhnte, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.«
Es war und ist das Wohlgefallen Gottes, dass er durch den Christus alles mit sich »versöhnte«. So wird die Christusfülle aktiv, wirksam und handelnd. »Versöhnen«, das griech. Wort, das Paulus hier bewusst gebraucht, ist verstärkend, etwas wiederzugeben in seiner wörtlichen Bedeutung »durch und durch anders machen« oder auch »völlig austauschen«. Gott hat uns durch Christus mit sich selbst »versöhnt«, das ist das Fundament der Neuschöpfung. Gott verändert die Lage des Menschen völlig. Der Mensch lebt in seiner Sünde in Feindschaft, im Kampf gegen Gott. Sein Kampfziel, »zu sein wie Gott«, ist ihm vom Satan betrügerisch eingeflüstert. In Christus beendet Gott den Krieg. Er müsste uns Feinde wegen unserer Sünde töten – doch der Sohn erleidet den Tod für uns: »Durch sein Blut am Kreuz« weist auf dieses geschichtliche Geschehen auf dem Galgenberg vor den Toren der Stadt Jerusalem hin, wo Jesus von Nazareth damals gekreuzigt wurde und qualvoll sein Leben hingab; ganz wirklich: Sein Blut floss von der Dornenkrone und dem zerschlagenen Rücken und aus den Nägelwunden. Paulus entwickelt gewiss keine Lehre; vielmehr bezeugt er Geschichte, Wirklichkeiten, Gottes Geschichte und ihre Bedeutung für uns. Am Kreuz Jesu Christi ist der Krieg zu Ende. Gott bietet uns umfassenden »Frieden« an. Das ist die Versöhnung: Nicht wir konnten Frieden machen, sondern Gott selbst hat das durch Jesus Christus getan. Versöhnung ist Friedensschluss, ist Ende der Feindschaft. »Friede« (wörtlich »Gesagtes, Festgesetztes«) ist das Friedenswort, das Gott in Jesus Christus ausspricht. Es ist biblisch nicht zuerst ein Zustand, sondern eine Setzung Gottes, ein »Machtwort« Gottes, das allem Krieg ein Ende setzt. Gott kämpft nicht mehr verderbend gegen uns Sünder. Er zieht uns zu sich (vgl. 3Mose 23,28; Jes 6,7; Röm 5,10; 2Kor 5,17ff.; Eph 2,16; 1Joh 2,2; 4,10; Heb 2,17).
Versöhnung geschieht nicht vom Menschen aus, dass er Gott etwa durch Opfer oder Werke beruhigen müsste oder könnte. Die Versöhnung, der Friedensschluss, ist ganz und gar Gottes gnädiges Handeln durch Christus. Auch im AT sollte das Blut der Opfer nicht einen beleidigten Gott ruhigstellen, gar einen Blutdürstigen befriedigen, sondern das Blut der Tieropfer führte den reuigen Israeliten vor Augen: Es müsste eigentlich mein Blut fließen, ich müsste meiner Sünden wegen getötet werden, aber Gott erinnert sich gnädig an seinen Bund und macht Frieden mit mir. Paulus hat solche Versöhnung umwerfend an sich selbst erlebt: Der auferstandene Christus rechnet mit seinem erklärten Feind nicht ab. Er bietet ihm Frieden an, ja macht ihn sogar zu seinem Diener und Botschafter der Versöhnung (vgl. 2Kor 5,20). Er darf den geschehenen Friedensschluss weiterrufen und so den Menschen in ihrem selbstzerstörerischen Gotteskrieg bezeugen: Der Krieg ist vorbei. Gott hat Frieden gemacht in und durch Jesus Christus (vgl. Ri 6,24; Ps 29,11; 119,165; Jes 9,5; 27,5; 48,18.22; 53,5; Jer 29,11; Mi 5,4; Lk 2,14; Apg 10,36; Röm 5,1.6ff.; Eph 2,14ff.; Eph 6,15; 2Thess 3,16; Offb 1,4). »Versöhnen«, »völlig anders machen«: Nicht Gott muss anders gemacht werden, sondern er macht durch Christus uns anders. Er nimmt das steinerne Herz weg und gibt das neue Herz jedem, der an Jesus Christus glaubt. Es gilt: »Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2Kor 5,17).
Die Versöhnung bewirkt bei dem, der sie annimmt, Wiedergeburt, Neugeburt, Bekehrung; sie ist die Neuschöpfung aus dem Nichts (vgl. Jes 66,8; Joh 1,13; 3,3ff.; Röm 4,17; 1Kor 15,48; Gal 6,15; Eph 4,24; Kol 3,10; Tit 3,5; 1Petr 1,3.23; 1Joh 5,1ff.). Die Versöhnung ist Gottes Christuswerk an uns. Gottes Werk, das ist entscheidend wichtig: Gott selbst hat »durch ihn alles mit sich versöhnt«, das entnimmt dieses Geschehen aller menschlichen Wankelmütigkeit. Versöhnung beruht auf Gottes unwandelbarer Treue. Wir müssen nie wieder Angst haben, dass Gott sein Tun zurücknehmen würde. Er tat das in Christus und in ihm sind alle Gottesverheißungen Ja und Amen (vgl. 2Kor 1,20). Die Versöhnung durch Christus ist umfassend: »Alles«, sagt Paulus, und fügt erklärend hinzu: »es sei auf Erden oder im Himmel«. Damit ist die ganze Schöpfung zusammengefasst (vgl. zu V. 16) Es ist aber überzogen, von dieser Aussage eine Lehre von der »Allversöhnung« ableiten zu wollen. Das steht hier nicht, zumal »unter der Erde« nicht erwähnt ist. »Erde« und »Himmel« meint die eine, ursprünglich ganze Schöpfung. Und nirgends in der ganzen Bibel ist von einer »Zwangs«-Versöhnung, von einer »Zwangs«-Wiedergeburt oder -Bekehrung auch nur andeutungsweise die Rede. Es gilt: Glaubst du, so hast du! Oder (wie Paulus schreibt): »Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!« (2Kor 5,20).
Gerhardt Maier – Edition C
19 Denn in Ihm gefiel es Gott, die ganze Fülle wohnen zu lassen (oder: in Ihm beschloß die ganze Fülle Wohnung zu nehmen) A B C
Kol 2,9;Eph 1,23;4,10;Jo 1,16
A) Kol 2,9: Denn in Ihm wohnt die ganze Fülle der GotTheit leibhaftig.
B) Eph 1,23: … die Sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allen erfüllt. Eph 4,10: Er, der hinab gestiegen ist, ist derselbe, der hoch über alle Himmel hinaus aufgestiegen ist, um das ganze Weltall zu erfüllen.
C) Jo 1,16: Aus Seiner Fülle haben wir ja alle empfangen, und zwar Gnade über Gnade.
20 und durch Ihn alles zu versöhnen zu Ihm hin, indem Er Frieden machte durch das Blut Seines Kreuzes, durch Ihn, ob es auf der Erde oder in den Himmeln ist. A B C
2 Ko 5,19;Eph 1,7.10;2,13;1 Jo 2,2
A) 2 Ko 5,19: Denn Gott war in Christus und hat die Welt mit Sich versöhnt, indem Er ihnen die Übertretungen nicht anrechnete und in uns das Wort von der Versöhnung niedergelegt hat.
B) Eph 1,7.10: In diesem haben wir die Erlösung durch Sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, nach dem Reichtum Seiner Gnade. Vers 10: … sobald die Zeiten zum Vollmaß der von Ihm geordneten Entwicklung gelangt wären: Er wollte in Christus als dem Haupt alles einheitlich zusammenfassen, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. Eph 2,13: Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr ehedem in der Ferne standet, durch das Blut Christi zu Nahestehenden geworden.
C) 1 Jo 2,2: Und Er ist die Versöhnung für unsere Sünden, aber nicht nur für die unsrigen, sondern auch für die ganze Welt.
Unser Schreiben ist ein echter Brief. Paulus dachte beim Diktieren nicht daran, ein Stück zeitlose „Bibel“ zu schreiben. Er dachte nicht daran, daß 1900 Jahre später Menschen in Deutschland, Amerika oder Australien diese Worte lesen sollten. Die Kolosser hatte er vor Augen und im Herzen. Mit allem, was er von ihnen, gerade auch von ihren Fragen und Schwierigkeiten gehört hatte, war er innerlich beschäftigt. Ihnen wollte er Antwort geben, ihnen über Gefährdungen ihres Glaubenslebens hinweghelfen. Auf ihre innere Lage, auf ihre Probleme geht er ein. Die Kolosser leben in ihrer Zeit und Umwelt. Damals in der ausgehenden Antike gab es wie heute bei uns |177| eine Fülle von „Weltanschauungen“. Wie heute konnte man damals eine Menge weltanschaulicher, philosophisch-religiöser Vorträge hören und Schriften mancher Art lesen. Bestimmte Begriffe und Vorstellungen, Kernworte und oft auch Schlagworte faszinierten die Menschen. Von dem allen waren die Christen in Kolossä nicht unberührt geblieben. Vielleicht waren sie vor ihrer Bekehrung selber suchende Menschen gewesen und trugen von daher manche Fragen und Anschauungen in sich. Oder sie stießen auf die weltanschaulichen Gedankengänge ihrer Zeit, wenn sie mit andern vom Evangelium zu sprechen begannen. Genügte denn vor all diesen Problemen und Anschauungen das „einfache“ Evangelium? Konnte Jesus, in dem ihr Glaube wurzelte, bestehen in diesem Kreuzfeuer der Weltanschauungen? Es gab in der Gemeinde selber offenbar Männer, die diese Frage mit Nein beantworteten und die darum die Jesusbotschaft durch bestimmte Gedankengänge und Vorstellungen der Zeit zu ergänzen und zu „vervollkommnen“ suchten. Darum geht nun Paulus in seinem Brief auf diese Fragen ein. Freilich nicht in Form der Diskussion! Über das Evangelium kann man nicht „diskutieren“! Das errettende Tun des heiligen, lebendigen Gottes kann und darf niemals Gegenstand menschlicher Diskussion sein! Aber er nimmt die Begriffswelt jener Weltanschauungen auf und zeigt den Kolossern, die davon bewegt und beunruhigt waren, in den Worten und Ausdrücken ihrer Umwelt, wie groß Jesus ist: so groß, daß sie auch vor den Weltanschauungsproblemen ihrer Zeit und Welt nichts anderes brauchen als Ihn und in Ihm die lebendige Antwort auf alle ihre Fragen haben.
Ist dann aber nicht dieser Teil des Briefes für uns einigermaßen wertlos geworden? Ist nicht ein echter Brief so zeitbedingt, daß er eigentlich nur seinen ursprünglichen Empfängern verständlich ist |178| und 1900 Jahre später nur noch mit Mühe und unzulänglich verstanden werden kann? Interessiert er nicht höchstens noch den Altertumsforscher, der sich in Jahren eines Gelehrtenlebens jene vergangene Welt einigermaßen rekonstruieren konnte? Müßten nicht auch wir jetzt erst einmal versuchen, uns in die Weltanschauungen jener Zeit hineinzudenken?
Es ist das mit keiner Theorie zu erfassende Wunder der Bibel, daß diese echten, konkret für ganz bestimmte Empfänger in einer ganz bestimmten Lage geschriebenen Briefe dennoch zu Menschen aller Zeiten, aller Völker, aller Klassen und aller Lebenslagen unmittelbar geredet haben und noch reden! Der Kolosserbrief ist auch in diesem unserm Abschnitt gelesen worden im Altertum, im Mittelalter, in der Neuzeit und heute, ist gelesen worden in Europa und in Afrika, von Eskimos und von Indern. Und er ist von ihnen nicht als unverständlich und nutzlos beiseite gelegt worden, sondern hat mit göttlicher Kraft ihnen das rechte Verständnis Jesu erschlossen. Er wird diesen Dienst auch an uns tun, auch wenn wir die Gedankenwelt, in der jene Kolosser lebten, nicht kennen.
Denn auch wir in einer ganz andern weltanschaulichen Lage stehen vor der gleichen Frage, ob denn das „einfache“ Evangelium von Jesus in all den geistigen Problemen, in all dem religiösen Suchen unserer Zeit und Welt genüge. Auch bei uns hat man versucht, dieses Evangelium durch allerlei Zusätze und Erweiterungen, durch philosophische und religiöse Umdeutungen und Umformungen „modern“ und „wirksam“ und „vollkommen“ zu machen. Sollen wir diesen Versuchen folgen, oder dürfen wir es weiter mit freudiger Überzeugung sagen: „Drum auch, Jesu, Du alleine sollst mein ein und alles sein“?
Dann brauchen wir einen großen Jesus! Welch kleinen Jesus haben wir oft. Wie reden wir manchmal vom „lieben Heiland“ so hin, als wäre Er fast unsresgleichen und als wäre Sein Erlösungswerk nur eben eine kleine Freundlichkeit. Welch kleinen Jesus haben wir oft auf den Bildern von Augen, einen Jesus, dem man es nicht zutrauen kann, daß vor Ihm die Dämonen zittern, die Pforten des Totenreichs aufspringen und Sturm und Wogen verstummen! |179| Wer aber ist in Wahrheit Er, „in dem wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden haben“?
Wuppertaler Studienbibel
Was hat es nun zu bedeuten, wenn Paulus Christus als das Haupt der Gemeinde bezeichnet und uns hineinschauen lässt in die ganze Autorität, die er als das Ebenbild des unsichtbaren Gottes besitzt. Paulus bezeichnet mit dem Begriff „Ebenbild“, Christus als Sohn schlechthin. Christus dient seiner Gemeinde in der Autorität des Sohnes, d. h. jenes Sohnes, dem nicht etwa nur [73] die Sohneswürde mit den damit verbundenen Vollmachten übergeben worden ist, Christus ist Sohn auf Grund des inneren Einssein mit dem Vater. Zwar kennt auch er, wie wir aus seinen Erdentagen wissen, einen Abstand zwischen sich und dem Vater. In seinem Dienst stand er in der Abhängigkeit von dem Willen seines Vaters. In seinem Wirken in Vollmacht wusste er sich abhängig von der Salbung seines Vaters. Jesus konnte. sagen, dass er als Sohn nichts von sich selber täte; nur was er den Vater tun sah, das tat auch er als Sohn, Als Ebenbild des unsichtbaren Gottes ist er aber Sohn, wie wir als zur Kindschaft Begnadete nie Söhne werden können.
Christus zur Rechten der Majestät Gottes ist nicht etwa nur als Sohn ernannt worden, sondern er ist der Sohn schlechthin. Darum handelt und wirkt er in der Autorität des Sohnes. Wie leicht lesen wir solche einzelnen Züge in der Person dessen, der das Haupt der Gemeinde ist, ohne die ungeheure Kraft und das wunderbare Evangelium solcher Worte zu erfassen. Der Mensch hat das Ebenbild als Sohn Gottes verloren. Weder in den einzelnen, noch in den Völkern konnte es wiedergefunden werden. Denn je mehr der Mensch sein Leben, sein Heil und seine Zukunft in der Erde und ihren Gütern fand, desto mehr entwickelte er sich in seinem Bilde auch zur Erde hin. Er trug in seiner Geschichte oft weit mehr das Bild des Geschöpfs als das seines Schöpfers. [74]
Da trat Jesus auf den Boden jener Menschheit, die das Bild ihres Vaters verloren hatte. In ihm sah man wieder das Ebenbild Gottes. Durch seinen Fall und durch seine Schuld war der Mensch in einen völlig neuen Zustand getreten. In diesem war es ihm unmöglich, ein Bild seines himmlischen Vaters zu sein. Als jedoch Jesus in unsere Geschichte trat, sah man sowohl in seinem Wirken als Ruhen, sowohl in seiner Liebe als Hingabe, sowohl in seinem Wesen als in seinen Vollmachten wieder ein Bild dieses himmlischen Vaters. „Philippus, wer mich sieht, der sieht den Vater.“ Nur er, der Sohn, konnte uns beten lehren: „Geheiligt werde dein Name! Dein Reich komme! Dein Wille geschehe auf Erden, wie er geschieht in den Himmeln!“ Nur er, der Sohn, konnte von jener Sohnschaft Zeugnis ablegen, zu der er verlorene Söhne zurückzuerlösen vermag. Denn er als Sohn hat die Autorität, uns Verirrte und Verlorene zu Söhnen und Töchtern zu erlösen. Als Glieder der Gemeinde Jesu Christi nehmen wir nicht etwa nur eine Knechtsstellung Gott gegenüber ein. Paulus führt in unserem Worte an die Gemeinde in Kolossae aus, dass Gott durch Christus alles mit sich versöhnte, was im Himmel und auf Erden und letzthin auch unter der Erde ist. Es wird mithin auch versöhnte Geschöpfe geben. Gewiss gehören nun auch wir zur Schöpfung, sind Glieder derselben. Durch den Sohn sind wir aber nicht sein erlöstes Geschöpf geworden. Wir sind in unserer neuen Stellung Söhne und Töchter, die in ihrem Umgang mit Gott sprechen: „Abba, Vater!“ Durch Ihn, den Sohn, haben wir nicht den Geist von Knechten empfangen.
Kroeker – Christus, wer bist du
Genau: es ist SEINE Gemeinde, SEINE Kirche – und ER hat alle Macht erhalten! Deshalb sind menschliche Konstrukte so leer und unscheinbar dagegen! Jesu wahre Gemeinde besteht nicht aus einer eingetragenen Gemeinschaft, sondern aus allen wahren Gläubigen, weltweit. Gehöre ich, gehörtst du dazu???