Monat: September 2021

glaubst du DAS oder ist es „nur geistig zu verstehen“?

Und (Vergl Micha 4) es wird geschehen am Ende der Tage, da wird der Berg des Hauses Jehovas feststehen auf dem Gipfel der Berge (d. h. hoch über allen Bergen) und erhaben sein über die Hügel; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt und laßt uns hinaufziehen zum Berge Jehovas, zum Hause des Gottes Jakobs! Und er wird uns belehren aus seinen Wegen, und wir wollen wandeln in seinen Pfaden. Denn von Zion wird das Gesetz (O. die Lehre) ausgehen, und das Wort Jehovas von Jerusalem; und er wird richten zwischen den Nationen und Recht sprechen vielen Völkern.
Elberfelder 1871 – Jes 2,2–4a

In der Endzeit wird es geschehen, daß der Tempelberg des HERRN festgegründet dasteht an der Spitze der Berge und über die (anderen) Höhen erhaben; dann werden alle Heidenvölker zu ihm strömen und zahlreiche Völkerschaften hinwallen und sagen: »Kommt, laßt uns zum Berge des HERRN hinaufziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit er uns über seine Wege belehre und wir auf seinen Pfaden wandeln!« Denn von Zion wird Belehrung (oder: das Gesetz) ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Dann wird er zwischen den Völkern richten und vielen Völkerschaften Recht sprechen;
Menge 2003 – Jesaja 2,2–4

Und wird geschehen in den letzten Tagen, daß der Berg von Jehovahs Haus befestigt wird als Haupt der Berge, und erhaben über den Hügeln, und zu ihm alle Völkerschaften strömen werden. 5Mo 4,30; Ps 63,16.17; Mi 4,1f; Jer 3,17. Und viele Völker werden gehen und sprechen: Lasset uns gehen und hinaufziehen zum Berg Jehovahs, zum Haus des Gottes Jakobs, daß Er uns weise Seine Wege und wir wandeln in Seinen Pfaden, denn von Zion geht aus das Gesetz, und das Wort Jehovahs von Jerusalem. Jer 3,17; Ps 46,8; 50,2; 110,2; Lk 24,47; Joh 4,22; Mi 4,2.
Und richten wird Er zwischen den Völkerschaften und strafen viele Völker.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 2:2–4

In den letzten Tagen von dieser Erde wird Folgendes passieren: Alle werden über den Berg reden, auf dem der Tempel von Gott steht. Er wird der heftigste von allen Bergen auf der Welt sein, und aus der ganzen Welt werden die Menschen zu ihm kommen. Viele Menschen aus der ganzen Welt werden mit Bussen und Reisegesellschaften dorthin fahren. Sie werden sagen: „Los, kommt, lasst uns einen Trip zum Berg von Gott machen! Kommt mit, wir fahren zu dem Haus, wo der Gott von diesen Leuten, die von Jakob abstammen, wohnt! Wir wollen von ihm lernen, was okay ist und was nicht. Wir wollen tun, was er uns sagt!“ Denn von diesem Berg, der Zion heißt, werden die heftigsten Ansagen herkommen, von Jerusalem aus wird man hören, was Gott zu sagen hat. Gott wird Gerichtsurteile sprechen über die Länder auf der Erde, er wird für alle Völker der Richter sein.
VolxBibel – Jes. 2:2–4

Wie jeder weiß, der schon einmal in Jerusalem war, ist der Berg Zion kein großer Berg. Er befindet sich auch nicht im geografischen Norden, sondern im südlichen Teil des Landes. Was ist also mit „den Höhen des Nordens“ gemeint?

Diese Beschreibung wäre den heidnischen Nachbarn Israels bekannt, besonders in Ugarit. Es ist tatsächlich aus ihrer Literatur entnommen. Die „Höhen des Nordens“ (ugaritisch: „die Höhen von Tsaphon“) ist der Ort, an dem Baal lebte und angeblich auf Geheiß des Hochgottes El und des göttlichen Rates den Kosmos regierte. 13 Der Psalmist stiehlt Baal den Ruhm und gibt ihn demjenigen zurück, dem er rechtmäßig gehört – Jahwe. Es ist ein theologischer und literarischer Schlag ins Gesicht, eine weitere Polemik.

Das erklärt, warum die Beschreibung in Bezug auf die tatsächliche Geographie Jerusalems seltsam klingt. Das ist der Grund, warum Jesaja und Micha Ausdrücke wie „der Berg des Hauses Jahwes“ verwendeten (Jes 2,2; Mich 4,1). Die Beschreibung soll eine theologische Aussage machen, nicht eine geographische. Der Zion ist das Zentrum des Kosmos, und Jahwe und sein Rat sind sein König und Verwalter, nicht Baal.

Der Tempel ist auch der Garten Eden, voll von üppiger Vegetation und Tieren. Die Beschreibung des Baus des Tempels in 1 Könige 6-7 ist in dieser Hinsicht eindeutig. 14 Blumen, Palmen, Kürbisse, Zypressen, Cherubim, Löwen und Granatäpfel schmücken den Tempel durch seine geschnitzten architektonischen Merkmale.

In Hesekiels Vision des neuen Tempels (Hes 40-48) sah er einen auf einem hohen Berg errichteten Tempel (40:2), dessen Vorhöfe mit Palmen geschmückt waren (40:31-34). Das Innere war mit weiteren Palmen und Cherubim geschmückt (41:17-20.). Hesekiels Tempelgarten war gut bewässert, wie Eden, denn aus ihm floss ein Fluss, der auf übernatürliche Weise alles andere belebte (47:1-12).

In der Theologie Israels waren Eden, die Stiftshütte, der Sinai und der Tempel gleichermaßen der Aufenthaltsort Jahwes und seines Rates. Die Israeliten, die die Stiftshütte und den Tempel besaßen, wurden ständig an die Tatsache erinnert, dass der Gott des kosmischen Berges und des kosmischen Gartens in ihrer Mitte wohnte, und wenn sie ihm gehorchten, würde Zion der Herrschaftsbereich Jahwes werden, der als der Ort dienen würde, an dem er die enterbten Völker, die in Babel verstoßen wurden, wieder zu sich zurückholen würde.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

Es bleibt das Große im Gesamtbilde der prophetischen Verkündigung, dass nach jedem Abend der Geschichte dennoch ein neuer Morgen anbricht. Ein Morgen, der einen Tag einleitet, der in seinem Leben reicher, mit seinem Licht heller und in seinen Zielen der ersehnten Heilszukunft verwandter sein wird als der vorher untergegangene. Diese Fernschau, aus der immer neu eine weltüberwindende Hoffnung geboren wurde, hätte den Propheten nie werden können, wenn ihr Leben nicht im Umgang mit Gott gestanden hätte. Aus dem Werden der Geschichte, vom Boden ihres Volkes aus, oder aus den Machtbestrebungen der Weltmonarchien hätten sie nie [129] solche eschatologischen Heilserwartungen gewinnen können. Nur, wer Gott gesehen, sieht über alle Katastrophen hinweg eine Zukunft, die einmal unseres Gottes sein wird.

Wenn der Prophet das Haus Jahves als Stätte seiner machtvollen Gegenwart und zukünftigen Herrlichkeitsoffenbarung fest begründet auf einem Berge liegen sieht, so mag das Bild zwar beim Zionsberge Jerusalems anknüpfen, es kündet aber gewiss die zukünftige geistige Höhenlage im Völkerleben an. Bis zu dieser Zeit bleibt Gottes Offenbarungsstätte ein Wanderzelt. Weder ein bestimmtes Volk, noch irgendein großes Zeitalter der bisherigen Geschichte hat ihr eine feste Stätte gegeben. Als Israel-Juda erst auf hörte, sein Ohr an den Mund Gottes zu legen, da hörte auch sein Heiligtum auf, eine Offenbarungsstätte für die Zukunft zu sein. Seit Pfingsten zeltete alsdann die Gegenwart Gottes mit ihrer Heilsoffenbarung in der durch den Heiligen Geist gesammelten Christusgemeinde. Aber auch die Urgemeinden verloren mehr und mehr den Inhalt ihrer Botschaft, Christus, und wurden eine römische, christliche Weltinstitution, in der die Offenbarung wieder heimatlos werden musste. Da schuf sie sich in den Reformationskirchen ein neues Zelt, von dem aus die Kräfte der Welt Gottes sich den Völkern [130] mitteilen sollten. Wie wenig Raum hat jedoch heute wieder diese Gotteswelt mit ihrem Leben und Kräften in weitesten Schichten der gegenwärtigen Reformationskirchen und in den ihnen verwandten freikirchlichen Schwestergemeinden!
Noch fehlt Gott innerhalb der Völkerwelt der Berg, auf dem sein Offenbarungstempel eine festgegründete Heimat hat. Noch fehlt Gott das Volk, in dem Er uneingeschränkt das Heil seiner Gegenwart und den Frieden seiner Königsherrschaft entfalten kann. Noch zieht das Fleisch in seiner Macht Ihm in seinem Segnen und Regieren überall Grenzen, noch hat man nirgends dauernd Raum für Ihn und seinen Gesalbten. Noch schreiben Völker und Geschichte immer wieder über ihren Aufbau und über ihre Zukunft, über ihr Leben und über ihr Schaffen: „Nicht dieser!“

Die Weltwehen der Zukunft werden jedoch groß und die Katastrophen über alles vom Menschen im eigenen Geist Geschaffene schwer genug werden, dass die Völker Ausschau halten werden, ob es nicht irgendwo im Chaos der Geschichte eine Offenbarungsstätte gibt, von der aus die untergehende Welt eine neue Zukunft zu gewinnen vermag.
Diese sieht Jesaia in seiner prophetischen Fernschau. Er hört Völker zu Israel als dem Erstgeborenen Gottes 79 sprechen:

„Geht voran! Lasset uns hinauf zum Berge Jahves ziehen, zum Hause des Gottes Jakobs, damit Er uns unterrichte in seinen Wegen, denn auch wir möchten in seinen Pfaden wandeln.“

So werden einst nur müde Völker sprechen, die sich in ihrer Kraft ausgegeben und in ihren Zukunftsplänen erschöpft haben und nun keinen Ausweg mehr finden, um ihrem Leben eine neue, gerechtere und heilbringendere Zukunft zu geben.

Ist die Stunde des Menschen aber erst abgelaufen, dann beginnt Gottes Stunde mit ihrer Thora, d. h. mit ihrem Sprechen und mit der Aktivität ihrer Heilsoffenbarung. Aber mit dieser Stunde werden Umwälzungen im Geistesleben der Völker, in den Machtbestrebungen der Weltmonarchien und in der Gestaltung der Lebensordnungen jeder einzelnen Nation verbunden sein, wie sie die Geschichte bisher nicht gesehen hat.

Jacob Kroeker 1934 – Das lebendige Wort

Die Propheten machen es sehr deutlich, dass in der Mitte des Landes ein sehr hoher Berg wachsen wird, bis er der höchste Berg der Welt wird. Und irgendwo auf diesem höchsten Berg der Welt wird der Tempel des Millenniums errichtet werden.

Eine Stelle, die darüber spricht, ist Jesaja 2:2-4: „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, dass der Berg des Hauses Jehovas auf dem Gipfel der Berge errichtet und über die Hügel erhöht wird; und alle Nationen werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinaufgehen auf den Berg des HERRN, zum Hause des Gottes Jakobs, und er wird uns seine Wege lehren, und wir werden auf seinen Pfaden wandeln; denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird richten zwischen den Völkern und wird entscheiden über viele Völker; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schlagen; es wird nicht mehr Volk gegen Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

Jesaja sagt in Vers 2 deutlich, dass der Berg, auf dem das Haus Jehovas stehen wird, der höchste aller Berge und bei weitem der erhabenste sein wird, und dass alle Völker in ihrer Anbetung Jehovas auf ihn zugehen werden. In Vers 3 wird von diesem Berg das Gesetz für das Tausendjährige Königreich ausgehen. Und das wird zu einem weltweiten Frieden führen, weil die Differenzen zwischen den Völkern durch das Wort, das laut Vers 4 vom Berg des Hauses Jehovas kommt, beigelegt werden.

Später, in Jesaja 27,13, weist der Prophet darauf hin, dass dieser heilige Berg das Zentrum der weltweiten Anbetung Gottes durch alle Nationen werden wird: Und es wird geschehen an jenem Tag, dass eine große Posaune geblasen wird; und es werden kommen, die im Land Assyrien bereit waren, umzukommen, und die Verstoßenen im Land Ägypten; und sie werden Jehova auf dem heiligen Berg in Jerusalem anbeten.

In der Tat wird dieser große Berg des Hauses Jehovas ein Ort des Gebets für alle Menschen werden, Juden und Heiden gleichermaßen, wie es in Jesaja 56:6-8 heißt: Auch die Fremden, die sich Jehova anschließen, um ihm zu dienen und den Namen Jehovas zu lieben, um seine Diener zu sein, jeder, der den Sabbat hält und ihn nicht entweiht und meinen Bund festhält, auch sie will ich auf meinen heiligen Berg bringen und sie in meinem Haus des Gebets erfreuen; ihre Brandopfer und ihre Opfer sollen auf meinem Altar angenommen werden; denn mein Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker heißen. Der HERR Jehova, der die Ausgestoßenen Israels sammelt, spricht: Ich will noch andere zu ihm sammeln, außer den Seinen, die gesammelt sind.

Wenn die heidnischen Nationen dazu benutzt werden, das Volk Israel wieder zu sammeln, werden sie gemäß Jesaja 66:20 auf diesen Berg des Hauses Jehovas gebracht und wieder gesammelt: Und sie sollen alle deine Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für Jehova bringen, auf Pferden und auf Wagen und auf Sänften und auf Maultieren und auf Dromedaren, zu meinem heiligen Berg Jerusalem, spricht Jehova, wie die Kinder Israel ihre Opfergabe in einem reinen Gefäß in das Haus Jehovas bringen.

Jesajas Zeitgenosse, der Prophet Micha, sprach auch über diesen großen Berg in Micha 4:1-4: Aber in den letzten Tagen wird es geschehen, dass der Berg des Hauses Jehovas auf dem Gipfel der Berge errichtet und über die Hügel erhöht wird, und Völker werden zu ihm strömen. Und viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt her und laßt uns hinaufziehen auf den Berg des HERRN und zum Hause des Gottes Jakobs; der wird uns seine Wege lehren, und wir werden auf seinen Pfaden wandeln. Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem; und er wird richten zwischen vielen Völkern und wird entscheiden über starke Nationen in der Ferne; und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schlagen; es wird nicht mehr Volk gegen Volk das Schwert erheben, und sie werden den Krieg nicht mehr lernen. Sondern ein jeglicher wird sitzen unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und niemand wird sie schrecken; denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet.
Diese Worte Michas sind natürlich den Worten Jesajas sehr ähnlich. In Vers 1 wird der Berg, auf dem das Haus Jehovas steht, über jeden Berg und Hügel erhaben sein. In Vers 2 wird das Gesetz Gottes von diesem Tempel ausgehen. Die Tatsache, dass das tausendjährige Gesetzessystem vom Tempel auf dem Berg Jehovas ausgeht, führt in Vers 3 zum Weltfrieden; nicht nur zwischen den Nationen, sondern auch zum persönlichen Frieden zwischen den einzelnen Menschen in Vers 4.
So stellen wir aus diesen Passagen fest, dass es für das Königreich eine große geographische Veränderung im Land Israel geben wird. Ein großer Berg, der höchste der Berge in der Welt, wird im Land Israel sein, und irgendwo auf dem Gipfel des Berges wird der jüdische Tempel stehen

Arnold Fruchtenbaum – Die vier Tempel der Bibel

Friedlich oder kämpfen?

Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, (Eig Blut und Fleisch) sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern. Deshalb nehmet (O. ergreifet) die ganze Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet (O. überwältigt) habt, zu stehen vermöget.
Elberfelder 1871 – Eph 6,12–13

Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen Mächte und Gewalten des Bösen, die über diese gottlose Welt herrschen und im Unsichtbaren ihr unheilvolles Wesen treiben. Darum nehmt all die Waffen, die Gott euch gibt! Nur gut gerüstet könnt ihr den Mächten des Bösen widerstehen, wenn es zum Kampf kommt. Nur so könnt ihr das Feld behaupten und den Sieg erringen.
Hoffnung für Alle 2015 – Eph. 6,12–13

Ihr habt ja nicht gegen Wesen von Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern gegen überirdische Mächte und Gewalten, gegen die Geister der Finsternis, die in dieser Welt die Herrschaft führen und gegen Machenschaften der bösen Geister in den jenseitigen Sphären. Darum ziehet die volle Waffenrüstung Gottes an, damit ihr stark genug seid, am ‚Bösen-Geister-Tag‘ Widerstand zu leisten und alles daran setzt, um fest zu bleiben.
Johannes Greber 1936 -Eph 6,12–13

Wir kämpfen ja nicht gegen Menschen, die ihre Muskeln und Fähigkeiten gegen uns einsetzen, sondern gegen übernatürliche Mächte, gegen böse Geister, linke Bazillen aus einer parallelen Dimension, gegen die dunkle Seite der Macht, die diese Welt beherrscht. Darum legt euch das gesamte Waffenarsenal zu, das Gott für euch bereitgestellt hat. Damit werdet ihr die linken Attacken der bösen Seite abwehren können, wenn es mal zu einem Kampf kommt.
VolxBibel – Epheser 6:12–13

Eph 6,13 ἀνα-λάβετε Aor. Imp. -λαμβάνω152 aufnehmen; ergreifen. δυνηθῆτε Aor. Konj. Pass. (ohne Pass.-Bdtg.) δύναμαι. ἀντι-στῆναι Wz.-Aor. Inf. ἀνθ-ἀνθ-ίσταμαι205 sich entgegenstellen; Widerstand leisten, widerstehen. ἅ-παντα = πάντα. κατ-εργασάμενοι Aor. Ptz. Med. -εργάζομαι92 vollenden, ausführen; bewältigen, besiegen; temp.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Das bedeutet sowohl in theologischer als auch in praktischer Hinsicht, dass geistliche Kampfführung im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen zwei Reichen verstanden werden muss: dem Reich Gottes und dem Reich Satans. Während des öffentlichen Wirkens Jesu sehen wir diese binäre Opposition. Jesus selbst artikulierte ihn: „Wenn ich durch den Geist Gottes Dämonen austreibe, dann ist das Reich Gottes über euch gekommen“ (Mt 12,28). Es ist kein Zufall, dass die Austreibung von Dämonen aus Menschen und Orten den Anbruch des Reiches Gottes begleitet. Während das Reich Gottes wächst, schrumpft das Reich der Finsternis und verliert an Boden.

Jesus hat seinen Nachfolgern nie befohlen, sich mit geistigen Wesenheiten auseinanderzusetzen. Stattdessen gab er den Missionsbefehl. Ein geistliches Wesen mag vertrieben werden, aber das führt nicht unbedingt dazu, dass eine neue Seele in das Reich Gottes eintritt. Dieses letztere Ziel ist der Grund, warum Jesus sein Leben gab und von den Toten auferstand. Beim Werk Christi ging es nicht um Machtbegegnungen mit Dämonen. Es war viel umfassender und dauerhafter als das. Das Ziel war, den Kreis von Eden zu schließen – Gottes Wunsch zu erfüllen, eine menschliche Familie für immer bei ihm zu haben. Gefallene Geister zu bestrafen, erfüllt nicht Gottes ursprüngliches edenisches Ziel. Nur der Missionsbefehl erfüllt die Ziele, auf die Gott hingearbeitet hat, sowie die Besiegung und Bestrafung der rebellischen bösen Geister. Der Missionsbefehl ist also ein umfassender Plan für die geistliche Kriegsführung.

Eine sorgfältige Lektüre der beiden Hauptstellen, die zur Unterstützung der Machtbegegnung im geistlichen Kampf verwendet werden, bestätigt die vorhergehende Behauptung, dass es bei der geistlichen Kriegsführung nicht um die Konfrontation mit übernatürlichen Wesenheiten geht, sondern um die Förderung des Evangeliums durch engagierte Gläubige:

Seid schließlich stark in dem Herrn und in der Kraft seiner Macht. Zieht die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr gegen die Anschläge des Teufels bestehen könnt. Denn wir ringen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächtigen, gegen die Gewalten, gegen die kosmischen Mächte dieser gegenwärtigen Finsternis, gegen die geistlichen Mächte des Bösen in den himmlischen Örtern. Darum nehmt die ganze Waffenrüstung Gottes an, damit ihr in dem bösen Tag bestehen könnt, und nach allem, was ihr getan habt, fest steht. So steht nun, indem ihr den Gürtel der Wahrheit umschnallt und den Brustpanzer der Gerechtigkeit anlegt, und als Schuhe für eure Füße die Bereitschaft anlegt, die durch das Evangelium des Friedens gegeben ist. Nehmt unter allen Umständen den Schild des Glaubens auf, mit dem ihr alle flammenden Pfeile des Bösen auslöschen könnt; und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist, und betet allezeit im Geist, mit allem Gebet und Flehen. Zu diesem Zweck wacht mit aller Beharrlichkeit und fleht für alle Heiligen, auch für mich, damit mir Worte gegeben werden, meinen Mund kühn aufzutun, um das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden, für das ich ein Botschafter in Ketten bin, damit ich es kühn verkünde, wie ich es zu reden habe. (Eph 6,10-20)
In Paulus‘ Erklärung der geistlichen Kriegsführung an die Gemeinde in Ephesus empfiehlt er nirgends, dass Gläubige die übernatürlichen Herrscher und Mächte konfrontieren oder ermahnen sollen. Seine Liste der Waffen enthält keinen Exorzismus gegen die geistlichen Mächte des Bösen in den himmlischen Örtern. Stattdessen steht hier, was Paulus im geistlichen Kampf gegen die Mächte der Finsternis für wirksam hielt:
-Wahrheit           (V. 14)
-Rechtschaffenheit        (V. 14)
-das       Evangelium (V. 15)
-Glaube               (V. 16)
-Rettung             (V. 17)
-das       Wort Gottes (V. 17)
-Gebet                 (V. 18)
Beharrlichkeit   (V. 18)

Es ist nicht schwer zu erkennen, dass es bei der geistlichen Kampfführung in Epheser 6 nicht um Machtkämpfe geht, sondern darum, beharrlichen Glauben an das Evangelium und das Wort Gottes zu haben und ein heiliges, betendes Leben als Nachfolger Jesu zu führen. Die gleiche Strategie ist in der anderen beliebten Bibelstelle für geistliche Kampfführung zu erkennen:
Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, führen wir nicht nach dem Fleisch den Krieg.. Denn die Waffen unseres Kampfes sind nicht vom Fleisch, sondern haben göttliche Kraft, Festungen zu zerstören. Wir zerstören Argumente und jede hochmütige Meinung, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken gefangen, um Christus zu gehorchen, wobei wir bereit sind, jeden Ungehorsam zu bestrafen, wenn euer Gehorsam vollkommen ist. (2 Kor 10,3-6)

Paulus‘ Beschreibung, wie er die Hochburgen der Finsternis bekämpft, beinhaltet weder Exorzismus noch Bemühungen, territoriale Geister zu vertreiben. Die Konfrontation mit übernatürlichen Mächten gehört nicht zu seiner persönlichen Strategie. Vielmehr zerstört erfolgreiche geistliche Kampfführung in diesem Abschnitt „Argumente und jede hochmütige Meinung, die gegen die Erkenntnis Gottes erhoben wird“ und „nimmt jeden Gedanken gefangen, um Christus zu gehorchen.“ Mit anderen Worten, geistliche Kampfführung bedeutet, ein treuer Jünger zu sein, der nicht „hin und her geworfen wird von den Wellen und umhergetragen von jedem Wind der Lehre, von menschlicher List, von Schlauheit in betrügerischen Machenschaften“ (Eph 4,14). Bei der geistlichen Kampfführung geht es darum, ein Leben im Gehorsam gegenüber Jesus zu führen, seinem gehorsamen Beispiel für die Sache von Gottes Vision für ein Reich auf Erden zu folgen.

Es ist zwar nicht spektakulär, aber das Festhalten an der Wahrheit und die engagierte Nachfolge ist das, was in der neutestamentlichen Theologie die geistliche Kriegsführung ausmacht. Um es unverblümt zu sagen: Das ist viel schwieriger, als einem Dämon im Namen Jesu Befehle entgegenzuschreien (oder, was häufiger vorkommt, in die Luft). Als Jünger müssen wir uns darauf vorbereiten, Dämonisierung in Form von falscher Lehre, Versuchung und sündigen Lebensmustern zu vermeiden. Paulus‘ Charakterisierung des geistlichen Kampfes als Festhalten am Evangelium und anderen biblischen Wahrheiten und als ein betendes, ausdauerndes Leben der Rechtschaffenheit sind klar und treffend. Gehorsame Jünger zu sein ist das, was uns zu tauglichen Soldaten für Christus macht. Die Mission eines jeden Christen ist es, den Missionsbefehl auszuführen, das Mittel, durch das das Reich Gottes wächst und das Reich der Finsternis zurückweicht.

Michael Heiser – Dämonen – Was die Bibel wirklich über die Mächte der Finsternis sagt

Manche Menschen im A.T. erfuhren, dass ihnen ein geistlicher Kampf bevorstand (vgl. 1.Mose 32,23-33; Dan 10,10-21 ), doch sowohl für Daniel als auch für Paulus bestand der Kampf im Gebet und in der Unterordnung unter Gott und seinen Willen, nicht in der Rüstung für einen direkten Angriff der feindlichen Mächte ( Dan 10,12-13.21 ). Manche heidnischen Gottheiten der damaligen Zeit wurden als »Herren der Welt« bezeichnet, was zur Ausbildung populärer Vorstellungen von guten und bösen Engelhierarchien beitrug; die Formulierung »die geistlichen Mächte der Bosheit« (Schlachter) ist ein griechischer Sprachbegriff für »böse Geister«, ein jüdischer und neutestamentlicher Ausdruck.
Eph 6:13 : Die Zeitangabe »an dem bösen Tag« könnte sich ganz allgemein auf eine Zeit des Gerichts oder der Prüfung beziehen (z.B. Am 6,3 ); nach Ansicht mancher Gelehrter ist damit jedoch speziell die Zeit der Trübsal gemeint, mit der die Juden unmittelbar vor dem Ende des Zeitalters rechneten (vgl. Dan 12,1 ) und die, wie Paulus auch an anderer Stelle sagt, bereits angebrochen ist (vgl. Röm 8,22-23 ). Zu der Wendung »das Feld behalten« siehe die Ausführungen zu 6,10-11 .

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die tiefere Begründung für diesen Aufruf zum Kampf bietet V. 12: »Denn unser Kampf geht nicht gegen Fleisch und Blut«, d. h. nicht gegen Menschen als schwache, hinfällige Geschöpfe, »sondern gegen die Mächte, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die bösen Geister in den Himmeln.« Das Wort »Kampf« meint nicht die offensive Kriegsführung, sondern mehr das hautnahe Ringen mit einem Gegner. Paulus hat in seinem Dienst immer wieder die Widerstände und Anfechtungen des Teufels zu spüren bekommen (2Kor 12,7; 1Thess 2,18; 1Tim 5,15). Er rechnet ganz real mit der Wirklichkeit des Teufels und seiner dunklen Mächte, die etwas ganz anderes sind als »Fleisch und Blut«. Nein, biblisch gesehen wird man diese Mächte nicht umdeuten können auf irgendetwas Innerweltliches bzw. auf menschliche oder gesellschaftliche Widerstände, wie das manche Ausleger versuchen, die meinen, Paulus würde hier mythologisch denken. Der Teufel und seine dunklen Mächte sind für den Apostel eine Realität. Sie sind als »Mächte« und »Gewalten« unendlich stärker als der schwache Mensch, sind als »Weltbeherrscher dieser Finsternis« mit einem Einfluss ausgestattet, der sich über die ganze von der Sünde bestimmte Welt erstreckt, sind als »böse Geister« das Gegenstück zu den guten Engeln Gottes und sind als Wesen, die »in den Himmeln« ihren Ort haben, jenseitige Mächte und damit eben nicht nur eine altertümliche Umschreibung für das innerweltlich Böse. Im Kolosserbrief werden diese Mächte zum Teil auch »Elemente der Welt« genannt (Kol 2,8; vgl. außerbiblisch das sog. Testament Salomos 8, 2 u. 18, 2 wo die »Elemente« als »Weltbeherrscher der Finsternis« und »Weltherrscher der Finsternis dieses Äons« bezeichnet werden). Gegen diese Mächte gilt es zu kämpfen.

Ihr Einfluss wird nicht einfach hingenommen, vor ihrer Macht nicht ängstlich kapituliert. Nein, »unser Kampf« geht gegen diese Mächte! Woher nimmt Paulus diesen Mut? Nochmals sei an V. 10.11 erinnert. Gestärkt »durch den Herrn und durch die Macht seiner Stärke« und geschützt durch »die Waffenrüstung Gottes« geht der Christ, der selbst ja auch nur »Fleisch und Blut« – und das heißt: ein schwacher Mensch – ist, in diesen Kampf. Ihm sind im Glauben die Augen für die Realitäten geöffnet, die Paulus schon in Eph 1,19-22 geschildert hat: nämlich für das Übermaß der Größe der Kraft Gottes, die in Christus wirksam wurde, als er ihn von den Toten auferweckte und zur Rechten Gottes einsetzte, hoch über allen Mächten und Gewalten und Kräften und Herrschaften, und diesem Herrn alles unterworfen hat. Von diesem Siegesboden aus erfolgt der Kampf. Aber – und auch das ist zu beachten – trotz dieses in Eph 1 schon proklamierten Sieges ist der tägliche Kampf für den Christen immer noch zu führen! Eins hebt da das andere nicht auf.

»Deshalb«, weil ihr es mit solch starken bösen Mächten zu tun habt, »nehmt die Waffenrüstung Gottes« (V. 13 a). Bildhaft wird der Schutz, den Gott seinen Kindern für den geistlichen Kampf gibt, als eine Waffenrüstung geschildert (vgl. 1Thess 5,8; Röm 13,12 b; 2Kor 6,7). Das hier gebrauchte Wort für »Waffenrüstung« (wörtl.: Vollwappnung) bezeichnet sonst die Ausrüstung des voll bewaffneten Fußsoldaten. Dan Paulus im Folgenden vornehmlich defensive Ausrüstungsgegenstände nennt, könnte man auch erwägen, ob ihm hier die Arenakämpfer vor Augen standen, die sich im Zirkus gegen wilde Tiere oder hochgerüstete Gladiatoren zu verteidigen hatten. Am einfachsten ist vielleicht sich vorzustellen, dass Paulus von seiner Gefängniszelle aus die römischen Wachsoldaten im Blickfeld hatte, die diese Ausrüstung trugen; und er beginnt nun das, was er da sieht, auf die Ausrüstung zu übertragen, die der Christ von Gott für den geistlichen Kampf erhält. Ziel dieser »geistlichen Aufrüstung« ist, dass sie, die schwachen Menschen, diesen weltbeherrschenden finsteren Mächten »widerstehen« und siegreich »standhalten« können (V. 13 b). Dieser Widerstand und dieses Durchstehen des Kampfes bis zum Sieg ist nötig »an dem bösen Tag«. Was ist damit gemeint? Die letzte böse Zeit vor dem Wiederkommen Christi? Vom Zusammenhang des Eph her weist nichts auf diese spezielle Bedeutung hin. Nach 5,16 sind jetzt schon »die Tage böse«. Die Endzeit hat längst begonnen. Innerhalb dieser »bösen Tage« ist »der böse Tag« wohl immer der, an dem der Christ den Betrügereien (V. 11) des Teufels ausgesetzt ist und ihnen widerstehen muss. Kosmisch gesehen ist jetzt nicht Friedenszeit; und der Tag des Kampfes ist nicht auf irgendeinen fernen Tag verschoben. Nein, jetzt gilt es für die Christen, die Waffen aufzunehmen und jederzeit zum Widerstand bereit zu sein, ob der Angriff nun heute oder in der Zukunft erfolgt.

Edition C

ist es nah oder da oder nicht nah?

Nachdem aber Johannes überliefert war, kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium des Reiches Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubet an das Evangelium.
Elberfelder 1871 – Markus 1,14–15

»Die von Gott bestimmte Zeit ist da.
Sein Reich wird sichtbar in der Welt.
Ändert euer Leben
und glaubt dieser Guten Nachricht.«
BasisBibel 2012 – Mark 1,15

„Es geht los, Leute! Es hat eine neue Zeit begonnen, eine Zeit, in der Gott das Sagen hat. Hört auf, Dinge zu tun, die Gott nicht will! Setzt euer Vertrauen auf diese neue gute Nachricht!“
VolxBibel – Markus 1:15

und sagte -sagte Temporal-modales Ptz. conj. (Partizip Präsens aktiv), das durch und mit dem Partizip predigte aus dem letzten Vers verbunden ist und auch so aufgelöst wurde. Die Konstruktion weist die folgende direkte Rede als die Kernbotschaft von Jesu Verkündigung aus.- {dass}: „Die Zeit ist eingetreten (gekommen, erfüllt) – Die Zeit ist eingetreten (gekommen, erfüllt) Gemeint ist eine heilsgeschichtliche Erfüllung, also dass ein ganz bestimmter Zeitpunkt eingetreten ist (Guelich 1989, 43; vgl. Delling, πληρόω, 294f.). Vgl. GNB »Es ist so weit«, NLB, HfA »Jetzt ist die Zeit gekommen« (ebenso NIV). Bei den beiden Verben eingetreten und nahegekommen handelt es sich um Perfekte. Das Perfekt betont den gegenwärtigen Zustand, man könnte betonen: »Die Zeit ist da, Gottes Herrschaft ist nahe.« Die beiden Aussagen stehen parallel zueinander und erhellen einander. – und Gottes Königsherrschaft (Königreich) ist nahegekommen. Kehrt um (tut Buße) und glaubt an das Evangelium!“
offene Bibel – Markus 1:15

Dies dokumentiert die erste von mehreren Predigttouren in und um Israel. Nachdem er in Jerusalem an die Öffentlichkeit getreten war, begann Jeschua nun einen sehr aktiven Dienst, in dem er sich selbst als den messianischen König verkündete und dieser Generation von Juden das messianische Königreich anbot. In dieser Rolle erfüllte er drei Funktionen: die eines Rabbiners, eines Lehrers und eines Propheten. In Markus 1,15 heißt es, dass ein Teil von Jeschuas Botschaft war, dass die Zeit erfüllt ist. Dies war die Zeit in Gottes Programm für die offizielle Darbringung des messianischen Königreichs und des Messias als dessen König. Jeschua würde nun von Stadt zu Stadt und von Synagoge zu Synagoge reisen.
In der jüdischen Geschichte war Jeschua die erste Person, die behauptete, der Messias zu sein, und es verging ein Jahrhundert, bevor es einen zweiten Anspruchsteller gab (Simon Bar Kosiba oder Bar Cochba). Diese Beobachtung wird auch von Brown gemacht:
Wenden wir uns den antiken Begriffen zu, so ist die wissenschaftliche Literatur über die politische Situation im 1. Jh. voll von Hinweisen auf jüdische „messianische“ Figuren, obwohl … der Begriff „Messias“ (christos) von Josephus nie auf einen Juden außer Jesus angewandt wird. Offensichtlich würden einige Gelehrte jeden Führer oder jede Bewegung, die soziale oder politische Unruhen verursachte, als „messianisch“ bezeichnen, wobei diese Bezeichnung manchmal mit eschatologisch gleichgesetzt wird.
Brown bemerkt, dass diese breite Verwendung des Begriffs „Messias“ irreführend ist. Jeder könnte selbsternannte Propheten oder politische Figuren als messianisch bezeichnen, auch wenn ihre eigenen Anhänger das nicht taten. Jeschuas Jünger hingegen riefen ihn als Messias aus, und indem sie deutlich auf seine davidische Abstammung hinwiesen, bewiesen die Evangelien, dass er die biblischen Voraussetzungen für die Messiasschaft erfüllte. Außerdem ähnelte keine andere Bewegung der Nachfolge Jeschuas.

Matthäus lieferte den grundlegenden Inhalt von Jeschuas Botschaft, die zweierlei war. Erstens war sie soteriologisch, also heilszentriert: Tut Buße (Mt. 4,17b). Markus fügte hinzu: und glaubt an das Evangelium (Mk. 1,15b). Das Wort Evangelium bedeutet „gute Nachricht“. In 1. Korinther 15,1-4 definiert Paulus die drei Punkte des heutigen Evangeliums: Erstens: Der Messias ist für unsere Sünden gestorben; zweitens: Er wurde begraben; und drittens: Er ist am dritten Tag auferstanden. Dieses Evangelium konnte jedoch erst verkündigt werden, nachdem der Messias gestorben war. Da Jeschua noch nicht gestorben war, war dies offensichtlich nicht die gute Nachricht, die er und seine Jünger verkündeten. Das Evangelium, das sie an diesem Punkt der Geschichte verkündeten, war, dass Jeschua der messianische König war. Der Inhalt des Evangeliums war also nicht immer derselbe. In der Tat, später, als Jeschua anfing, seinen Tod und seine Auferstehung zu verkünden, wurden dieselben Jünger davon überrascht.

Zweitens, der Inhalt der Botschaft des Messias war: Die Zeit ist erfüllt, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen (Mk. 1,15; Mt. 4,17). Es war eine eschatologische Botschaft; sie befasste sich mit der Endzeit, denn das Reich Gottes, das messianische Reich, war der Höhepunkt der gesamten alttestamentlichen Prophetie. Den hebräischen Propheten wurde keine Offenbarung gegeben, die über das messianische Reich hinausging, also war das Reich, auf das alle Juden warteten, das von den alttestamentlichen Propheten prophezeite Reich, das Reich des Messias. Jeschua ging nicht näher auf die Natur dieses kommenden Königreichs ein. Dies zeigt, dass keine Erklärung nötig war.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

„Das Reich Gottes ist nahe!“ Das Neue Testament offenbart, dass das Reich Gottes sowohl hier als auch noch nicht hier ist. Gottes Reich ist nahe oder gegenwärtig (3,2; 4,17; 12,34; Lukas 17,21), und es wird noch in seiner Fülle kommen (25,1; Johannes 18,36; Apostelgeschichte 1,6-7). Heute kommt das Reich Gottes sofort, wenn auch nur zum Teil. Die Menschen können Frieden in ihren Herzen haben, auch wenn der Weltfrieden und tikkun olam (eine „wiederhergestellte Welt“) noch nicht vollständig verwirklicht sind.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Jochanans Botschaft ist hier identisch mit der von Jeschua in 4,17. 
Himmelsreich. Das Wort "Himmel" wurde in frommer Vermeidung des Wortes "Gott" verwendet (siehe 1:20N); und bis heute ersetzt das hebräische malkhut-haShammayim ("Königreich des Himmels") in der jüdischen religiösen Literatur das "Königreich Gottes", ein Ausdruck, der im Neuen Testament häufig vorkommt, zuerst in 6:33 unten. Im jüdischen Neuen Testament wird "Himmel" großgeschrieben, wenn es sich auf Gott bezieht; "Himmel" wird klein geschrieben, wenn es sich auf den Himmel oder das Paradies bezieht. 
Sowohl in Jochanans als auch in Jeschuas Predigt (4:17) ist der Grund für die Dringlichkeit zur Umkehr, dass das Himmelreich nahe ist. Das Konzept des Reiches Gottes ist für das Verständnis der Bibel von entscheidender Bedeutung. Er bezieht sich weder auf einen Ort noch auf eine Zeit, sondern auf einen Zustand, in dem die Herrschaft Gottes von der Menschheit anerkannt wird, einen Zustand, in dem Gottes Verheißungen eines wiederhergestellten Universums frei von Sünde und Tod erfüllt werden oder zu erfüllen beginnen. 
In Bezug auf das Reich Gottes lässt sich die Geschichte in vier Perioden einteilen: vor Jeschua, zu seinen Lebzeiten, das gegenwärtige Zeitalter (das ˓olam hazeh) und das zukünftige Zeitalter (das ˓olam haba). In gewisser Weise war das Reich Gottes schon vor Jeschuas Geburt vorhanden; Gott war tatsächlich König über das jüdische Volk (siehe 1 Samuel 12,12). Jeschuas Ankunft brachte einen Quantensprung in der irdischen Ausprägung des Reiches Gottes: "Denn in ihm lebt leibhaftig die Fülle alles dessen, was Gott ist" (Ko 2,9). 
Das Neue Testament lehrt zwei scheinbar widersprüchliche Dinge über das Reich Gottes: dass es nahe oder gegenwärtig ist (dieser Vers, 4:17, 12:34; Lk 17:21), und dass es erst noch kommen wird (25:1, Yn 18:36, Apg 1:6-7). Der Theologe George Ladd hat diesen Konflikt hervorgehoben und gelöst, indem er sein Buch über das Reich Gottes "The Presence of the Future" nannte.
Heute kommt das Reich Gottes unmittelbar und wahrhaftig - aber teilweise - zu allen, die ihr Vertrauen auf Jeschua und seine Botschaft setzen und sich damit verpflichten, das heilige Leben zu führen, das Gottes Herrschaft verlangt. Ein Beispiel für die "Teilhaftigkeit" ist, dass sie Frieden in ihren Herzen haben, obwohl es in der Welt keinen Frieden gibt. Aber in der Zukunft, am Ende des gegenwärtigen Zeitalters der Geschichte, wenn Jeschua wiederkommt, wird er das Reich Gottes wahrhaftig und vollständig einführen (Rv 19,6); dann wird Gott den Rest seiner Reichsverheißungen erfüllen. 
Eines der tiefgreifendsten geistlichen Studien, die ein Mensch in der Bibel unternehmen kann, ist das Studium des Reiches Gottes sowohl im Tanach als auch im Neuen Testament. 

Ziatat aus „Stern – Jewish New Testament Commentary : a companion volume to the Jewish New Testament“

„FOLGE MIR“
Markus‘ Bericht über die frohe Botschaft des Messias beginnt in der Wüste, aber er bleibt nicht lange dort; schon bald verfolgt er Jeschuas Schritte zurück nach Galiläa, der dicht besiedelten Heimat seiner Jugend, wo er sein öffentliches Wirken beginnen wird.
   Nachdem Jochanan verhaftet worden war, kam Jeschua nach Galiläa, verkündete die gute Nachricht von Gott und sagte: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen; tut Buße und glaubt an das Evangelium.“ (Markus 1,14-15)

Wie wir gesehen haben, ist das hebräische Wort für „gute Nachricht“ besorah. Es steht in Jesaja 40, einige Verse nach der „Stimme in der Wüste“, die wir in unserem letzten Kapitel betrachtet haben. „Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Verkünder der frohen Botschaft; erhebe deine Stimme mit Kraft, Jerusalem, du Verkünder der frohen Botschaft, erhebe sie, fürchte dich nicht; sage den Städten Judas: Hier ist dein Gott! “ (Jesaja 40,9).

„Herold der frohen Botschaft“ ist ein Wort aus dem Hebräischen, das auf derselben Wurzel wie besorah basiert. Ein Herold ist jemand, der eine königliche Verkündigung bringt, meistens von guten Dingen. Das Wort taucht zweimal in 40,9 und zweimal in 52,7 auf: „Wie schön sind auf den Bergen die Füße des Boten, der Schalom verkündet, der eine gute Nachricht bringt, der das Heil verkündet, der zu Zion sagt: ‚Dein Gott regiert.‘ „In Samuel taucht der Wortstamm wiederholt auf, um einen Bericht zu beschreiben, der in der Regel positiv ist und frisch vom Schlachtfeld kommt (1 Sam 31,9; 2 Sam 1,20; 4,10; 18,19). Wir können uns vorstellen, dass der Herold zum Lager des Königs oder zu einer belagerten Stadt eilt, um zu verkünden, dass soeben ein Sieg errungen wurde, um die Rettung zu verkünden und um zu verkünden, dass der König regiert, wie in Jesaja 52,7. Das Wort taucht in Jesaja 61 wieder auf, in dem Abschnitt, den Jeschua in seiner Heimatsynagoge in Nazareth vorliest und seinen eigenen Dienst ankündigt: „Der Geist Gottes, des Herrn, ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt; er hat mich gesandt, damit ich den Bedrängten eine gute Nachricht bringe, damit ich die Zerbrochenen verbinde, damit ich den Gefangenen die Freiheit verkünde und die Entlassenen freilasse …“ (Jesaja 61,1).

Der Kommentator William Lane schreibt, der Inhalt von Besorah sei „ein historisches Ereignis, das eine neue Situation für die Welt einleitet“. Er fährt fort:
    Besonders in Jesaja beziehen sich die hebräischen Begriffe, die „gute Nachricht“ bedeuten, auf die Ankündigung des zukünftigen Heils oder der Zeit des Heils. In diesem Zusammenhang ist die Verkündigung des Heils im Auftrag Gottes selbst ein schöpferischer Akt; sie weiht gewissermaßen die Wirklichkeit ein, von der sie spricht.

Die frohe Botschaft der Umkehr
Eine solche Ankündigung erfordert natürlich eine Antwort, und dieses Element der Besorah wird zu einem wesentlichen Teil ihrer Bedeutung. So verbindet Jeschua seine Verkündigung der frohen Botschaft mit einem Aufruf zur Umkehr: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen; tut Buße und glaubt an die frohe Botschaft“. Dieser Aufruf zur Umkehr steht jedoch nicht allein, sondern führt zu einer weiteren Aufforderung. Unmittelbar nachdem er „Tut Buße!“ gerufen hat. begegnet Jeschua zwei Brüdern, Simon und Andreas, die sich um ihre Fischernetze kümmern. Er sagt zu ihnen: „Folgt mir nach, und ich werde euch dazu bringen, Menschen zu fischen“ (Markus 1,15-17). In seinem parallelen Bericht schildert Matthäus die gleiche Abfolge von Umkehr und Nachfolge, als Jeschua aus der Wüste nach Galiläa zurückkehrt, um seinen Dienst zu beginnen:

    Von diesem Zeitpunkt an begann Jeschua zu verkünden: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Als er am See Genezareth entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und seinen Bruder Andreas, die ein Netz ins Meer warfen – sie waren Fischer. Und er sagte zu ihnen: „Folgt mir nach, und ich werde euch dazu bringen, Menschen zu fischen.“ (Mt 4,17-19)

Der Ruf zur Umkehr ergeht an alle, und Jeschua wird ihn „von da an“ verkünden. „Folgt mir nach“ ist ein konkreter persönlicher Aufruf, den er jedem Einzelnen gegenüber wiederholen wird. Der Aufruf zur Umkehr wiederholt die Botschaft der hebräischen Propheten, die ausgiebig von der Umkehr, oder wie es im Hebräischen heißt, der Rückkehr, sprachen. Denken Sie zum Beispiel an die Worte von Hosea, auf den wir in unserem nächsten Kapitel zurückkommen werden:

   Kommt, lasst uns umkehren zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, und er wird uns heilen; er hat uns geschlagen, und er wird uns verbinden. (Hos. 6:1)
    Du aber kehre um zu deinem Gott, halte fest an der Liebe und an der Gerechtigkeit und warte immer auf deinen Gott. (Hos. 12:7 [Hos. 12:6 in christlichen Bibeln2])
   Kehre um, Israel, zum HERRN, deinem Gott; denn du bist gestrauchelt wegen deiner Missetat. Nimm Worte mit dir und kehre zum HERRN zurück; sprich zu ihm: „Nimm alle Schuld weg; nimm an, was gut ist, und wir wollen die Frucht unserer Lippen darbringen.“ (Hos. 14:2-3 [Hos. 14:1-2])

Die Umkehr ist eine wesentliche jüdische Botschaft und ein wesentlicher Bestandteil der guten Nachricht, die Jeschua verkündet. Es kann keinen echten Glauben und keine echte Antwort auf Gott geben, wenn wir uns nicht von unserem alten Verhalten abwenden und ein neues Verhalten annehmen. Der griechische Begriff für Umkehr ist metanoia, was wörtlich mit „Sinneswandel“ übersetzt werden kann. Bibelstudenten denken manchmal, dass es sich um einen Sinneswandel handelt, der zu einer Änderung des Verhaltens führt. Aber im hebräischen Text und in der daraus abgeleiteten jüdischen Sichtweise konzentriert sich die Buße auf die Änderung des Verhaltens selbst. Wenn wir dem jüdischen Jesus folgen wollen, müssen wir bereit sein, unser Verhalten zu überdenken und nicht nur unsere Überzeugungen zu ändern.

Die umgestaltende Ethik Jesu ist eine Lebensweise, die wir nicht nur diskutieren, sondern der wir folgen sollen. Jeschua unterscheidet immer wieder zwischen Nachfolgern und Anhängern – jenen, die sich zum Glauben an Jeschua bekennen, aber wenig Anzeichen dafür geben, dass sie in seine Fußstapfen treten wollen. Der Unterschied zwischen Anhängern und Nachfolgern zieht sich in der Tat durch die gesamte Geschichte seit den Tagen des Messias. Einer der wichtigsten jüdischen Einwände gegen Jeschua als Messias lautet: „Die Propheten sagen, dass, wenn der Messias kommt, Frieden auf Erden herrschen wird, dass Gerechtigkeit herrschen wird und dass die ganze Menschheit den wahren Gott anbeten wird. Nichts von alledem ist geschehen, also ist der Messias offensichtlich noch nicht gekommen, und deshalb kann Jesus nicht der Messias sein.“ Um den Titel dieses Buches aufzugreifen, könnten wir diesen Einwand so umschreiben: „Die Propheten sagen, dass der Messias, wenn er kommt, eine göttliche Umkehrung der Bedingungen dieses Zeitalters bringen wird, um wahren Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen.“

Wenn wir dieses traditionelle jüdische Argument genauer untersuchen, können wir einen anderen Argumentationsstrang erkennen. Nicht nur, dass Frieden und Gerechtigkeit noch nicht eingetreten sind, die Anhänger Jesu tragen auch noch zu Unfrieden und Ungerechtigkeit bei, wie jeder andere auch. Eine der größten Persönlichkeiten des mittelalterlichen Judentums, Nachmanides, brachte dieses Argument vor fast siebenhundertfünfzig Jahren vor. „Von den Tagen Jesu bis heute ist die ganze Welt voller Gewalt und Plünderung, und die Christen sind die größten Blutvergiesser unter allen anderen … „


Unter Umkehr versteht Jochanan eindeutig eine Handlung, nicht nur eine veränderte Geisteshaltung. Es bedeutet, sich Gott zuzuwenden und sich von der Sünde abzuwenden – nicht als abstrakter Zustand, sondern als die konkreten hässlichen, falschen Dinge, die wir im wirklichen Leben tun. Seine Antwort auf die Frage „Was sollen wir tun?“ stellt uns direkt in den jüdischen Raum. Jahrhunderte später lehrte einer der Weisen des Talmuds: „Wenn der Mensch zum Gericht geführt wird, wird er gefragt: Hast du treu gehandelt …? (Schab. 31a). Rabbi Telushkin erklärt: „Der Talmud schlägt vor, dass die erste Frage, die das himmlische Gericht jemandem stellt, der gestorben ist, lautet: „Hast du deine Geschäfte ehrlich geführt? “ Ebenso scheint Jochanan von vielen, die zu ihm kommen, um unterzutauchen, zu verlangen, dass sie in ihren finanziellen und beruflichen Geschäften „treu“ handeln. Die Steuereintreiber bleiben Steuereintreiber, und die Soldaten bleiben Soldaten. Umkehr bedeutet, dass sie zu ehrlichen Steuereintreibern und Soldaten werden müssen, was natürlich schwierig genug ist. Im Gegensatz dazu hören wir heute manchmal die frohe Botschaft des Messias so verkündet, als hätte sie überhaupt nichts mit unserem Verhalten zu tun: „Glaubt nur“, wird uns gesagt, mit dem Hinweis, dass der Glaube eine rein innerliche Angelegenheit ist.

Resnik – Divine Reversal: Die transformierende Ethik von Jesus

Doch was war nun der Inhalt der Predigt Jesu? Markus hat uns nur wenige Stichworte und Kernsätze aufgeschrieben. Das erste Stichwort lautet: »das Evangelium Gottes« (Mk 1, 14). Offensichtlich ist damit gemeint, dass jetzt die frohe Botschaft von Jes 52,7 auf der Tagesordnung steht. »Gott« selbst hat ihn, Jesus, gesandt, um diese frohe Botschaft (griech. »euangelion«) zu verkündigen. Beachten wir, dass es hier heißt, »er predigte« oder »er machte bekannt« (nach dem Vorbild eines Herolds). Jesus legte also nicht nur Jes 52,7 und ähnliche Stellen aus, sondern sagte: »Heute fängt es damit an« (vgl. Lk 4,21), »die messianische Endzeit beginnt jetzt – mit mir!« In diese Kerbe schlägt auch die Fortsetzung: »Die Zeit ist erfüllt« (Mk 1, 15). Was für eine Kühnheit! Jesus beansprucht hier, dass er die Stunde auf Gottes Uhr richtig erkannt habe. Er setzt voraus, dass es einen göttlichen Heilsplan mit ganz bestimmten »Zeiten« gibt. Das ist übrigens die Aussage der ganzen Bibel (vgl. Dan 2,36ff.; Dan 7,16ff.; Dan 9,24ff.; Apg 3,20; Gal 4,4; 1 Thess 5,1ff.; Offb 1,1-3). Gerade jetzt, sagt Jesus, ist »die Zeit erfüllt«, dass der längst verheißene Messias auftritt und das Werk der Erlösung in Gang gesetzt wird.
Wir sollten hier einen Augenblick stehen bleiben und die Bedeutung dieses Satzes für unser eigenes Leben bedenken. Nicht immer ist für alles »Zeit«. Man sollte z. B. seine Bekehrung nicht aufschieben. Wer weiß, ob Gott noch einmal so mächtig in unserem Leben redet (vgl. Hiob 33,29; Hebr 3,7ff.)? Es gibt auch sehr verschiedene Zeiten, in denen geistlich einmal das eine und einmal das andere dran ist. Es gibt die guten und die bösen Tage (Ps 27,5; Pred 7,14; 12,1). Hoffentlich geht es uns nicht wie Jerusalem, über das Jesus klagte: »Wenn doch auch du erkenntest zu dieser Zeit, was zum Frieden dient!« (Lk 19,42).
Zurück zur Predigt Jesu. Sie enthält die weitere Aussage: »Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen.« Die Lutherbibel (Fassung 1984) stimmt hier nicht, wenn sie übersetzt: »Das Reich Gottes ist herbeigekommen«. Vielmehr muss es heißen: »Es hat sich genähert«, »es ist nahe herbeigekommen«. Was also meint Jesus? Er bringt zum Ausdruck, dass »Gottes Reich« ganz nahe ist. Es beginnt schon mit ihm (Lk 17,21). Aber es vollendet sich jetzt noch nicht. Denn es steht ja noch seine Wiederkunft aus, es stehen auch das Jüngste Gericht und die Neuschöpfung aus. Mit anderen Worten: Seit Jesus leben wir im beginnenden Reich, aber noch nicht im vollendeten Reich. Deshalb beten wir nach wie vor: »Dein Reich komme.« Doch was ist »das Reich Gottes«? Das ist nichts, was Menschen machen, sondern dies ist Gottes Herrschaft, die das Böse besiegt und ausschaltet. Diese Aufrichtung der Herrschaft Gottes geschieht jetzt in einer geistlichen Weise, und zwar in der Form, dass Menschen zum Glauben kommen und sich als Angehörige des Reiches Gottes in der Gemeinde Jesu sammeln. Die Aufrichtung der Herrschaft Gottes geschieht aber am Ende der Geschichte auch in einer sichtbaren Weise, und zwar so, dass Jesus den Antichrist und den Teufel sichtbar besiegt und ausschaltet, das Weltgericht hält und danach der dreieinige Gott die neue Schöpfung heraufführt, in der alle Erlösten leben.
Aus dieser Nähe des Reiches Gottes zieht Jesus die Konsequenz für die Hörer: »Kehrt um und glaubt dem Evangelium!« (Mk 1, 15). Manche übersetzen auch: »glaubt an das Evangelium!« (Mk 1, 15), andere übersetzen: »Glaubt auf Grund des Evangeliums« oder »in der Sphäre des Evangeliums« oder »glaubt, wenn das Evangelium erschallt«. Die griech. Grammatik legt jedoch die Übersetzung »glaubt dem Evangelium« bzw. »setzt euer Vertrauen auf das Evangelium« nahe.

»Kehrt um!« oder »Bekehrt euch!« – wie oft schon erschallte dieser Ruf in Israels Geschichte: bei Samuel (1 Sam 7,3), bei Salomo (1.Kö 8,33ff.), bei den späteren Propheten (Jes 55,7; Jer 4,1ff.; Hes 18,32; Hos 14,2; Joel 2,12; Am 4,6ff.; Sach 1,3ff.; Mal 3,7) und zuletzt beim Täufer (Mt 3,2). Jesus steht also in der Linie der Propheten, wenn er so predigt. »Kehrt um« heißt im Hebr. eigentlich: »Wendet euch um (vom falschen Weg)«, und im Griech.
»Verändert eure ganze Gesinnung«. Deshalb ist die Übersetzung »Tut Buße« viel zu eng. Man könnte ja dieses »Tut Buße« so verstehen, als müsse man einfach für bestimmte Fehlleistungen Reue empfinden, eventuell Schadensersatz leisten. Die Bibel meint aber eine totale Veränderung des gesamten Lebens. Es soll sich in Zukunft ganz auf Gott richten, statt auf die eigenen Wünsche oder auf die Götzen.
»Kehrt um!« Das sagt Jesus innerhalb Israels. Die Angesprochenen waren bereits Mitglieder der Gemeinde Israel. Müssen sich also auch Mitglieder der Gemeinde noch bekehren? Ja, wenn sie bisher nur im formalen Sinne Mitglieder waren. Das gilt auch für Christen, sofern sie nur namensmäßig Christen sind, aber nicht wesensmäßig wiedergeboren durch den Heiligen Geist.
Jesus lädt mit Nachdruck zur Alternative ein: »Glaubt dem Evangelium!«, »Vertraut der frohen Botschaft!« Wer das tut, der braucht keine Angst vor dem Jüngsten Gericht mehr zu haben. Er weiß, dass er in Gottes Reich dabeisein und ewiges Leben haben wird. Weil Jesus als der Messias selbst das Evangelium verkörpert, ist der Ruf »Glaubt dem Evangelium!« zugleich der Ruf: »Glaubt an mich!«
Dieses »Evangelium« bleibt dasselbe, bis Jesus wiederkommt (vgl. Mk 8,35; 10,29; 13,10; Mt 24,14; 1 Kor 15,1ff.). Wer ein anderes Evangelium predigt, wird von Paulus verflucht (Gal 1,8ff.). Als Christen können wir also das Evangelium weder »verändern« noch »fortschreiben«.
Bedenkt man Mk 1,14-15, dann wird deutlich, worum es Jesus ging. Es ging ihm um Bekehrung, Glauben und Aufnahme ins ewige Gottesreich. Wer in der heutigen Zeit erfassen will, was das alles heißt, der wird auch die Frage stellen müssen, worum es Jesus nicht ging. Es ging ihm nicht um ein politisches messianisches Reich. Es ging ihm nicht um die Veränderung der sozialen Umstände durch humanitär-soziale Aktionen. Es ging ihm also auch nicht um den Kampf gegen die Römer, den viele vom Messias erwarteten. Jesus wusste um die Probleme dieser Welt. Aber er sah die Lösung dieser Probleme in der Erlösung: nämlich in der Erlösung von Sünde, Tod und Teufel durch seinen Sühnetod und durch den Glauben, der sich an Jesus anschließt und Jesus als Gottessohn und Messias bekennt.

Edition C

Kann ich nur das glauben, was ich sehe ?

Jesus spricht zu ihm: Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt. Glückselig sind, die nicht gesehen und geglaubt haben!
Elberfelder 1871 – Joh 20,29

Jesus sagte zu ihm: »Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Freuen dürfen sich alle, die mich nicht sehen und trotzdem glauben!«
Gute Nachricht Bibel 2000 – Joh 20,29

Thomas sagte zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!« 29 Jesus erwiderte: »Jetzt, wo du mich gesehen hast, glaubst du.l Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Johannes 20,28–29

Jesus’ Reaktion war nur: „Tja, du glaubst das jetzt, weil du das mit deinen eigenen Augen sehen konntest. Gut drauf kommen die, die das nicht können, es aber trotzdem glauben!“
VolxBibel- Johannes 20:29

Meine Frau hat für den Hauskreis „Werbung bei FB“ geschaltet. Ein Willi E* schrieb als Reaktion: „Armselig an so einen Scheiß zu Glauben“. Nunja, wenn es nur Glauben wäre – aber wir sind davon überzeugt! Uns geht es ähnlich wie dem Apostel Thomas in dem obrigen Zitat. Er hatte gesehen, wie Jesus festgenommen wurde. Er hatte bis dahin geglaubt, dass Jesus der verheißene Messias wäre. Dann hatte er die Verurteilung und die Hinrichtung von weitem mitbekommen. Er hatte mitbekommen, wie Jesus mißhandelt wurde, und hatte davon gehört, dass man ihn kaum noch wiedererkennen konnte. Das Grab war REAL!
Und dann die Behauptungen von einigen Frauen, und später von den anderen Aposteln, sie hätten diesen Menschen gesehen – und zwar auferweckt! Wer sollte DAS glauben? Wie sollte jemand, der so zugerichtet war, wieder leben? Ja, spöter, in der Auferstehung der Toten … da, ja, vielleicht. Aber jetzt? Und dann DAS was du oben lesen kannst – in Johannes 20 aufgeschrieben: Jesus erscheint und spricht mit Thomas! Und nein, es ging nicht um die Frage, ob Thomas glaubte, ob Jesus der Messias sei, sondern ob Jesus schon jetzt auferstanden sei und welche Person ER wirklich war! Wäre Jesus mit seinen Peitschenwunden im Gesicht und am ganzen Körper erschienen – dann wäre Thomas wahrscheinlich nicht so verwirrt gewesen! Aber Jesus war „gesund und munter“ nur seine Hand- und Seitenwunden zeigten, dass ER es ist! Nun war Thomas überzeugt, ja er glaubte, dass Jesus auferweckt wurde UND dass er der „Engel des Herrn“, der „Engel Jehovahs“ des AT war! Was für eine Überraschung für Thomas.
Glaubst du das?
Wenn nein, hast du wahrscheinlich noch nie Erfahrungen mit IHM gemacht. Denn wenn du Erfahrungen mit IHM gemacht hast, kannst du nicht mehr „glauben“ wie es heute gemeint ist – dann bist du davon überzeugt, dass es IHN gibt, und dass ER REAL ist.

In Johannes 20:26 heißt es: Und nach acht Tagen waren wieder seine Jünger drinnen, und Thomas mit ihnen.
Eine ganze Woche war zwischen der fünften und sechsten Erscheinung des auferstandenen Messias vergangen. Weil Thomas sich weigerte zu glauben, waren sie eine Woche später immer noch in Jerusalem; sie waren immer noch nicht nach Galiläa gewandert, wie es ihnen bei drei Gelegenheiten befohlen worden war.
Plötzlich erschien Jeschua und sprach direkt zu Thomas. Johannes 20:27 berichtet: … Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände; und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite; und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.
Schließlich hatte Thomas den auferstandenen Messias gesehen. Hat er geglaubt? Ja, in der Tat!
In Johannes 20,28 antwortet Thomas mit den Worten: … Mein Herr und mein Gott.
Er erkannte Jesus nicht nur als seinen Herrn und Messias, sondern auch als seinen Gott. Thomas erkannte deutlich, dass der Messias sowohl Gott als auch Mensch sein sollte. Er wurde ein fester Gläubiger, weil er den auferstandenen Messias gesehen hatte. Oft glauben Menschen, dass die Jünger einen viel größeren Segen hatten, weil sie tatsächlich sehen konnten, was geschehen war. Aber das ist einfach nicht wahr.
Jeschua selbst sagte in Johannes 20:29: … Weil ihr mich gesehen habt, habt ihr geglaubt; selig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben.
Der weitaus größere Segen ist es, auf der Grundlage des geschriebenen Wortes Gottes zu glauben, als auf der Grundlage persönlicher Erfahrung. Diejenigen, die den auferstandenen Messias nicht gesehen haben, aber trotzdem glauben, haben den größeren Segen.
Die Aussage des Thomas zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott“, erreicht den Höhepunkt im Johannesevangelium. Johannes‘ Thema in seinem gesamten Evangelium war: Jesus, der Messias, der Sohn Gottes. Er betonte die Gottheit des Messias. Thomas‘ Bekenntnis „Mein Herr und mein Gott“ passt genau in das Thema des Johannes, und so wird der Höhepunkt erreicht.
So zieht Johannes seine Schlussfolgerung in Johannes 20,30-31: „Viele andere Zeichen aber tat Jesus vor den Augen der Jünger, die nicht geschrieben sind in diesem Buch; diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr glaubend das Leben habt in seinem Namen.
Mit dem Bekenntnis des Thomas hatte Johannes seine Schlussfolgerung erreicht. Die Aussage von Thomas illustriert den Zweck des Johannesevangeliums: zu zeigen, dass Jeschua tatsächlich der Sohn Gottes ist.

Arnold Fruchtenbaum – Die Auferstehung des Messias

Musik für den HERRN?

Mit Trompeten und dem Schall des Horns jauchzt vor dem König, dem HERRN!
Elberfelder Übersetzung, revidierte Fassung 1985 . Ps 98,6

Trompeten und der Schall des Widderhorns sollen erklingen,
jubelt dem HERRN, unserem König, zu!
Neue Genfer Übersetzung – Psalm 98,6

diesen Bibelvers hatten wir auch schon einmal.
Was für ein Lärm, wenn man sich die Szene vorstellt, denn beide Instrumente sind ja ziemlich laut und weit zu hören.
Vielleicht „komisch“ – aber bei Trompete fällt mir leider nicht zuerst die Trompete aus der Stiftshütte ein, sondern der Gebrauch, wie wir diesen in der Schule gelernt haben – und ich muß an das „Lied vom kleinen Trompeter“ denken….

Trompete (Hebräer «Chatsotsrah»)
In 4 Mose 10 gibt Gott Mose den Auftrag, zwei silberne Trompeten zu machen, um damit u.a. die Gemeinde Israel in seine Gegenwart bei dem Zelt der Zusammenkunft berufen zu können. Es sollten zwei Trompeten sein. Die Zahl zwei ist in der Bibel auch die Zahl des Zeugnisses. Der Herr Jesus sandte die 70 Jünger immer zu zweit zum Zeugnis aus (Lk 10,1). Eine glaubwürdige Zeugenaussage musste durch mindestens zwei Zeugen bestätigt werden (5 Mose 19,15). So sprechen diese Trompeten von dem «treuen und wahrhaftigen Zeugen» (Off 3,14).
Diese Trompeten mussten in getriebener Arbeit hergestellt werden. Die vielen Hammerschläge, die bei der Herstellung zu hören waren, deuten an, dass dieser Zeuge leiden sollte (vgl. Lk 24,25-27). Das Silber spricht in der Bibel u.a. von Erlösung (vgl. Mk 10,45).
Mit diesen Trompeten sollte das Volk Gottes in eins versammelt werden. Johannes 11,51.52 sagt, der Herr Jesus sollte sterben, um die zerstreuten Kinder Gottes in eins zu versammeln.
Wir fassen zusammen: Die Verse 1 und 2 in 4 Mose 10 erklären in symbolischer Sprache, dass der treue und wahrhaftige Zeuge leiden sollte, um durch seine Erlösung die Berufenen in der Gegenwart Gottes in eins zu versammeln.
Hier noch einige Schriftstellen zur Chatsotsrah: 4 Mose 31,6; 1. Chr 13,8; 15,24; 16,6; 2. Chr 5,12; Esra 3,10; Ps 98,6; Hos 5,8.

Halte fest 1988

„An den Fasttagen wurden zwei gekrümmte Widderhörner verwendet, deren Mundstücke mit Silber überzogen waren.“ Warum wurde das Signalhorn in dem einen Fall mit Gold und in dem anderen Fall mit Silber überzogen? Alle (Signale für) Versammlungen wurden auf Hörnern geblasen, die aus Silber gemacht waren, wie es geschrieben steht [Numb. 10:2]: „Mache dir zwei silberne Trompeten, … damit du sie zum Rufen der Versammlung benutzen kannst“ usw. R. Papa bar Samuel war im Begriff, die von der Mischna vorgeschriebene Praxis zu befolgen. Sagte Rabha zu ihm: „Das war nur so lange üblich, wie es den Tempel gab.“ Eine Boraitha lehrt auch, dass dies nur für den Tempel gilt; aber auf dem Land (außerhalb Jerusalems), an einem Ort, wo man die Trompete benutzt, benutzt man das Horn nicht, und umgekehrt. Das war die Gewohnheit von R. Halaphta in Sepphoris und auch von R. Hanina b. Teradion in Si’hni. Als die Weisen auf diese Angelegenheit aufmerksam gemacht wurden, sagten sie: „Das war nur an den östlichen Toren oder auf dem Tempelberg üblich.“ Rabha, nach anderen R. Jehoschua ben Levi, fragte: „Aus welcher Stelle wird dies abgeleitet?“ Aus der Stelle [Psalmen 98:6]: „Mit Trompeten und Posaunen sollst du vor dem Herrn, dem König, lärmen“, d.h. vor dem Herrn, dem König (im Tempel) brauchen wir sowohl Trompeten als auch Posaunen, aber nicht anderswo.
„Das Jubeljahr und das Neujahrsfest waren in Bezug auf das Erklingen (der Trompete) und den Segen gleich.“ R. Samuel bar Itz’hak sagte: Nach wem beten wir heute: „Dieser Tag feiert den Beginn deines Werkes, ein Gedenken an den ersten Tag?“ Nach R. Eliezer, der sagt: Die Welt wurde am Tischri erschaffen. R. Ina wandte ein. Haben wir nicht in unserer Mischna gelernt, dass das Jubiläumsjahr und das Neujahrsfest in Bezug auf das Erklingen (des Horns) und die Segenssprüche gleich sind, und wie kann das nun sein, wenn wir sagen: „Dieser Tag feiert den Beginn deines Werkes, ein Gedenken an den ersten Tag“, was am Neujahrsfest gesagt wird, aber nicht am Jubiläumsfest? (Das, was wir in unserer Mischna gelernt haben, dass sie gleich sind, bedeutet) in jeder anderen Hinsicht als diese.

Der Babylonische Talmud: Originaltext, herausgegeben, korrigiert, formuliert und ins Englische übersetzt

Lied der Lieder

Zieh mich dir nach, laß uns eilen! Der König möge mich in seine Gemächer führen! Wir wollen jubeln und uns freuen an dir, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Mit Recht liebt man dich.
Elberfelder Übersetzung – revidierte Fassung 1985 – Hld 1,4

Nimm mich bei der Hand! 
  Schnell, lass uns laufen, 
  bring mich zu dir nach Hause! 
  Du bist mein König! 
  Ich freue mich über dich, 
  du bist mein ganzes Glück. 
  Deine Liebe ist kostbarer 
  als der edelste Wein. 
  Kein Wunder, dass die Mädchen für dich schwärmen! 

Schaut nicht auf mich herab!
Hoffnung für Alle – Hoheslied 1,4–6


  Sie drängten dich:
  Hinter dir werden wir laufen, in den Duft deiner Salböle (hinein). 
  Der König führte mich in sein Gemach hinein: 
  Wir wollen jubeln und uns an dir erfreuen, 
  wir wollen deine Brüste mehr lieben als Wein. 
  Aufrichtig hat er sich in dich verliebt.

Septuaginta Deutsch – Hoheslied 1:4

Diesen Vers hatten wir schon einmal– mit der großen Frage ob der Text symbolisch oder wirklich zu verstehen ist.

Der König: Verweise auf einen König und auf König Salomo (1:12; 3:9, 11; 6:8-9; 7:6) unterstützen die Interpretation des Liedes als königliches Hochzeitslied oder kultisches Lied. In rabbinischen Auslegungen werden die Hinweise auf den König als Hinweise auf Gott verstanden, und die königlichen Gemächer beziehen sich auf den Tempel. In den meisten modernen Lesarten sind die Anspielungen auf den König ergänzende Hinweise auf den männlichen Liebhaber.

Die Jüdische Studienbibel

Unterschiedliche Überlegungen sollten uns aber nicht davon abhalten, auch dieses Bibelbuch regelmäßig zu lesen – mindestens einmal im Jahr (beim jährlichen Bibellesen).

Übers Wasser gehen

Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser und kam auf Jesus zu. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette micha! Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihna und spricht zu ihm: Kleingläubigerb, warum zweifeltest duc? Und als sie in das Boot gestiegen waren, legte sich der Winda.
Elberfelder Übersetzung, revidierte Fassung_1985 – Mt 14,29–32

Er sagte: „Komm!“
Und Petrus stieg aus dem Schiff und ging über die Wasser, um zu Jesus hinzukommen.
Als er aber den starken Wind ansah, fürchtete er sich, und als er anfing zu sinken, schrie er mit den Worten: „Herr, rette mich!“
Sogleich streckte Jesus die Hand aus und fasste ihn.
Und er sagt zu ihm: „Kleingläubiger, zu was2665 zweifeltest du?“
Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind. 33 Aber die im Schiff kamen und huldigten ihm.
Und sie sagten: „Wahrlich, du bist Gottes Sohn!“
Jantzen Jettel 2017 – Matthäus 14,29–33

Jesus sagte:
»Komm!«
Da stieg Petrus aus dem Boot,
ging über das Wasser
und kam zu Jesus.
Aber auf einmal merkte er,
wie stark der Wind war
und bekam Angst.
Er begann zu sinken
und schrie:
»Herr, rette mich!«
Sofort streckte Jesus ihm die Hand entgegen
und hielt ihn fest.
Er sagte zu Petrus:
»Du hast zu wenig Vertrauen.
Warum hast du gezweifelt?«
Dann stiegen sie ins Boot –
und der Wind legte sich.
Und die Jünger* im Boot warfen sich vor Jesus nieder.
Sie sagten:
»Du bist wirklich der Sohn Gottes!«
BasisBibel – Matthäus 14:29–33

Wem vertraue ich? Und wohin schaue ich?
Dieser Bibelvers war schon zwei Mal in der Vergangenheit ausgewählt: einmal die Frage nach der Furcht und Panik aber auch die Frage nach dem Gehorsam, einfach zu kommen und zu gehen.

Jeschua ging nicht auf das Boot zu, sondern in eine Richtung, in der er an ihnen vorbeigegangen wäre (Mk. 6:48). Die Lektion, die sie lernen mussten, als er scheinbar vorbeiging, war, dass sie ihn um Hilfe anrufen müssen. Meier zieht eine Parallele zwischen Jeschuas Vorbeigehen an seinen Jüngern und Berichten in den hebräischen Schriften, in denen es heißt, dass Gottes Gegenwart in einer Theophanie an jemandem vorbeigegangen sei (z.B. Ex 33,22). Er kommt zu dem Schluss, dass Jeschua sich seinen Jüngern „in seiner ganzen göttlichen Majestät und Macht offenbarte, indem er seine Herrschaft über die widerspenstigen Kräfte von Wind, Meer und Wellen demonstrierte. Er handelt ihnen gegenüber so, wie Jahwe oder die personifizierte göttliche Weisheit Jahwes im AT handelt.“

Zu sehen, wie Jeschua sich dem Boot näherte, tröstete die Jünger nicht, sondern erschreckte sie (Joh. 6,19). Sie glaubten, sie sähen eine Erscheinung; als sie ihn aber auf dem Meer wandeln sahen, meinten sie, es sei ein Gespenst, und schrien; denn sie sahen ihn alle und erschraken (Mk. 6,49-50). Matthäus fügt hinzu: Sie erschraken und sprachen: Es ist ein Gespenst; und sie schrien vor Furcht (Mt. 14,26). Lachs merkt an: „Ein Beispiel für ein ‚Gespenst‘ im MT ist der Geist Samuels, der von der Hexe von En-Dor von den Toten auferweckt wurde. Das Sehen seltsamer Phänomene auf dem Wasser wird an mehreren Stellen in der rabbinischen Literatur berichtet.“[ 1152 ] Vielleicht waren die Jünger ängstlich, weil sie diese sich nähernde Gestalt für den Todesengel hielten.

An diesem Punkt tröstete Jeschua sie: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht (Mk. 6,50). Im Neuen Testament wird das griechische Wort für „guten Mutes sein“, tharseó, nur in Bezug auf Jeschua verwendet. Als die Apostel erkannten, dass es Jeschua war, der auf dem Wasser auf sie zuging, legte sich ihre Angst: Sie waren daher bereit, ihn in das Boot aufzunehmen (Joh 6,21).

Matthäus fügte den Bericht über Petrus hinzu, der darum bat, auf dem Wasser auf Jeschua zugehen zu dürfen (Mt. 14,28). Jeschua forderte ihn auf, dies zu tun, und sagte: „Komm“ (Mt. 14,29). In der Tat stieg Petrus im Glauben aus dem Boot und ging auf dem Wasser, um zu seinem Messias zu gehen. Jeschua erlaubte, dass dieses Wunder zu Petrus‘ Gunsten geschah, und solange der Apostel seine Augen auf Ihn gerichtet hielt, konnte er auf dem Wasser gehen. Irgendwann jedoch wandte der Jünger seine Augen vom Herrn ab und schaute auf den Wind: Als er aber den Wind sah, fürchtete er sich und begann zu sinken (Mt. 14:30a). Petrus wartete nicht, bis er gesunken war, bevor er um Hilfe rief. Als er zu sinken begann, rief er: Herr, rette mich (Mt. 14,30b), und Jeschua rettete ihn, indem er seine Hand ergriff (Mt. 14,31a). Die Lektion, die Petrus daraus lernen musste, war, dass er nicht nur im Glauben beginnen, sondern auch im Glauben weitergehen muss. Jeschua betonte diesen Punkt, als er sagte: „O du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? (Mt. 14:31b). Außerdem beinhaltete die Lektion den Grundsatz, dass Gehorsam gegenüber Jeschuas Befehl nicht automatisch alle Hindernisse beseitigt. Jeschua befahl Petrus zu kommen, aber das war keine Garantie dafür, dass der Wind aufhören würde. Der Wind wehte immer noch, und das war es, was Petrus so ängstlich werden ließ. Wenn ein Mensch Hindernisse erlebt, ist er nicht unbedingt außerhalb von Gottes Willen oder interpretiert seinen Befehl falsch. Er muss weiterhin Gehorsam üben und Gott erlauben, die Hindernisse zu seiner Zeit zu beseitigen. Erst als Jeschua in das Boot stieg, hörten die Winde auf (Mt. 14:32; Mk. 6:51). Jochanan fügte hinzu: Und alsbald war das Boot an dem Land, wohin sie fuhren (Joh 6,21). Sie hatten sich in der Mitte des Sees abgemüht, und plötzlich waren sie am Ufer; Jeschua brachte sie in Sicherheit. Sie würden an diesem Tag nicht mehr rudern müssen.

Sie mussten lernen, sich in jeder Situation auf den Messias zu verlassen. Diese Lektion hätten sie schon bei der Speisung der Fünftausend lernen sollen, worauf Markus hinweist: „Und sie entsetzten sich sehr über sich selbst; denn sie verstanden nichts von den Broten, sondern ihr Herz war verstockt“ (Mk. 6,51-52). Ihr Versagen, diese Lektion zu lernen, erklärte, warum sie im Boot so ängstlich waren. Matthäus berichtet: Und die im Boot waren, beteten ihn an und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn (Mt. 14,33). Hier ist ein Beispiel für gute Theologie, aber schlechte Anwendung. Die Jünger wussten eindeutig, dass er der Sohn Gottes war (gute Theologie); aber sie hatten nicht gelernt, sich auf ihn zu verlassen (schlechte Anwendung). Sie wurden ängstlich in einer Situation, in der sie dem Herrn hätten vertrauen sollen. Geistliches Leben ohne gute Theologie ist unmöglich. Auf der anderen Seite führt eine gute Theologie ohne gute Anwendung zu geistlicher Leere. Der Gläubige muss gute Theologie auf das tägliche Leben anwenden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Sobald die Jünger diese wundersame Tatsache begriffen hatten, war Petrus außer sich vor Freude. Als ob er es noch immer nicht glauben konnte, rief er aus: »Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme. Jesus sagte: Komm!« (Matthäus 14,28.29a EÜ)
Den Blick auf Jesus gerichtet, ging Petrus sicher über die Wasseroberfläche. Als er aber selbstzufrieden auf seine Gefährten im Boot zurückschaute, verlor er den Erlöser aus den Augen. Der Wind tobte. Die Wellen schlugen an ihm hoch und türmten sich zwischen ihm und Jesus auf. Da überkam ihn große Angst. Für einen Augenblick verlor er Christus aus den Augen, und sein Glaube geriet ins Wanken. Petrus begann zu sinken. Aber während ihn die Wogen mit dem Tod bedrohten, wandte Petrus seinen Blick weg von den tobenden Wassern. Er schaute auf Jesus und flehte: »Herr, rette mich! Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« (Matthäus 14,30b.31 EÜ)
Sie schritten Seite an Seite – Petrus an der Hand seines Herrn – zum Boot und stiegen ein. Petrus aber war ganz kleinlaut geworden und schwieg. Er hatte keinen Grund, vor seinen Gefährten zu prahlen, weil er wegen seines Unglaubens und seiner Überheblichkeit beinahe das Leben verloren hätte. Sobald er seinen Blick von Jesus abgewandt hatte, verlor er den Halt unter seinen Füßen und versank in den Fluten.
Wie oft gleichen wir doch Petrus, wenn Schwierigkeiten auf uns zukommen! Anstatt unseren Blick fest auf den Erlöser gerichtet zu halten, schauen wir auf die Fluten. Unsere Füße gleiten aus, und die »stolzen Wellen« (Hiob 38,11) schlagen über uns zusammen. Jesus hatte Petrus nicht aufgefordert, zu ihm zu kommen, damit er untergehe. Er fordert auch uns nicht auf, ihm nachzufolgen, um uns dann im Stich zu lassen. »Fürchte dich nicht«, sagt er, »denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland.« (Jesaja 43,1b–3a)
Jesus kannte den Charakter seiner Jünger. Er wusste, wie schwer ihr Glaube noch geprüft werden sollte. Durch diesen Vorfall auf dem See erhoffte sich Jesus, dass Petrus seine eigenen Schwächen erkennt. Er wollte ihm zeigen, dass seine Sicherheit immer von der göttlichen Macht abhängig ist. Inmitten von Stürmen der Versuchung konnte er nur sicher gehen, wenn er sich frei von überheblichem Selbstvertrauen ganz auf den Erlöser verließ. Gerade da, wo sich Petrus stark fühlte, war er schwach. Erst als er seine eigene Schwäche erkannte, wurde ihm bewusst, wie sehr er auf Christus angewiesen war. Hätte er aus diesem Erlebnis auf dem See gelernt, was Jesus ihm sagen wollte, hätte er in der großen Prüfung, die ihm noch bevorstand, nicht versagt.
Tag für Tag unterweist Gott seine Kinder. Durch die Dinge des täglichen Lebens bereitet er sie darauf vor, größere Aufgaben zu übernehmen – Aufgaben, zu denen er sie in seiner Vorsehung bestimmt hat. Der Ausgang dieser täglichen Prüfungen entscheidet über ihren Sieg oder ihre Niederlage in großen Lebenskrisen.
Wer nicht einsieht, dass er ständig auf Gott angewiesen ist, wird von der Versuchung überwältigt werden. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt mögen wir denken, dass wir sicher stehen und nie fallen werden. Wir mögen vertrauensvoll sagen: »Ich weiß, an wen ich glaube, nichts kann meinen Glauben an Gott und sein Wort erschüttern!« Aber Satan bemüht sich ständig, aus unseren ererbten und anerzogenen Charakterzügen Vorteile zu ziehen und uns gegenüber den eigenen Bedürfnissen und Fehlern blind zu machen. Wir sind nur dann auf einem sicheren Weg, wenn wir unsere Schwachheit erkennen und unverwandt auf Jesus schauen.
Kaum hatte Jesus im Boot Platz genommen, hörte der Sturm auf. »Und sogleich war das Boot am Land, wohin sie fahren wollten.« (Johannes 6,21b) Auf die Nacht des Schreckens folgte das Licht der Dämmerung. Die Jünger und andere, die mit ihnen im Boot gewesen waren, fielen Jesus dankbar zu Füßen und sprachen: »Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!« (Matthäus 14,33)

Ellen White – Der Sieg der Liebe: Das Leben von Jesus Christus

Nur bei Matthäus finden wir diesen Bericht über Petrus. Offenbar bewahren alle Apostel und Evangelisten Zurückhaltung bei Ereignissen, in denen ein bestimmter Jünger im Mittelpunkt steht bzw. herausgehoben ist. Deshalb nennt sich z. B. Johannes nur selten direkt. Vermutlich schreibt Matthäus deshalb über Petrus, weil er als der Lehrer unter den Evangelisten hier wieder den großen und den kleinen Glauben darlegen konnte. »Da begann Petrus zu sprechen und sagte zu ihm«: Das Wort, das im Luthertext durch »antwortete ihm« wiedergegeben ist, drückt in der Ursprache Jesu eigentlich den Beginn des Sprechens aus. Deshalb übersetzen wir mit »begann zu sprechen«. Was Petrus sagt, bestätigt das Wunder. Er hat durch die Erkenntnis des wunderbaren Handelns Jesu so viel Mut gefasst, dass er nun meint, dasselbe tun zu können: »Herr, wenn du es bist, dann befiehl mir, über das Wasser zu dir zu kommen.« In diesem Wort liegt eine Wahrheit, die wir nicht überlesen sollten. Diese Wahrheit steckt in dem »dann befiehl mir». Petrus springt nicht einfach ins Wasser. Er will es nur auf Jesu Wort hin tun (vgl. Lk 5,5). Deshalb konnte er auch tatsächlich »über das Wasser kommen«. Wenn wir ein sicheres Wort Jesu haben, können wir alles tun.

Und Jesus befiehlt, was Petrus wünscht: »Komm!« Warum? Jesus gehört nicht zu denen, die leicht beeinflussbar sind. Gerade nach dem langen und innigen Gespräch mit dem Vater lebt (Mt 14, 23) und handelt Jesus ganz in der Einheit mit dem Vater. Er wusste also, was mit Petrus geschehen würde. Aber er will Petrus etwas zeigen, was dieser offenbar nur durch praktische Erfahrung begreifen kann. Und zugleich prägt er den Jüngern etwas unauslöschlich ein. Jesus ist nicht nur ein unübertrefflicher Seelsorger, sondern auch ein unübertrefflicher Pädagoge. »Petrus stieg über die Bootswand hinab«: Wie entschlossen ist dieser Mann! Er fing nicht nur an zu sprechen, sondern er fing auch an zu handeln. Petrus warf tatsächlich auf Jesu Wort hin das Netz nochmals aus (Lk 5,5). Er ist’s, der bereit war, für Jesus zu sterben (Lk 22,33). Er folgte Jesus nach in des Hohenpriesters Palast, er zog in Gethsemane das Schwert (Joh 18,10-15ff.). Er muss während der Jahre mit Jesus ein leidenschaftlicher und schneller Mann gewesen sein. Die frühesten Bildnisse in Rom aber zeigen ihn milder und stiller. Dieser Petrus hat ja bitter lernen müssen, dass es mit unserer menschlichen Kraft nichts ist. Er steht nicht nur als Sprecher der Jünger vor uns, sondern auch als Verleugner Jesu, als der gescholtene Missionar, als Flüchtling, als knapp dem Tode Entronnener (Gal 2,11ff.); Apg 12,3ff.).

In diesen lebenslangen Lerngang des Petrus gehört auch das hier beschriebene Ereignis hinein. Alles fängt gut an: er »ging auf dem Wasser und kam zu Jesus«. Doch das Ende sieht anders aus. Warum? »Als er aber den Wind sah, packte ihn die Furcht.« Solange er auf Jesus hört, kann er über die Elemente schreiten, ist er Sturm und Wellen überlegen. Solange er auf Jesus sieht, hat er Glauben und Kraft. In dem Moment aber, wo der Wind ihm Jesu Bild verwischt, »begann er zu sinken«. Ist das nicht ein Urbild unseres Lebens? Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen, sagt David in Ps 18,30 . Als aber die Kundschafter Israels die Riesen sahen, da verzagte ihr Herz (4 Mose 13,27ff.). Solange wir in Jesu gegründet sind, können wir den Stürmen des Lebens trotzen. Aber wenn unser Blick fasziniert ist durch andere Mächte, dann werden wir schwankend und verlieren den Boden unter den Füßen. So ist es Petrus gegangen: Dan »packte ihn die Furcht« an Stelle des Vertrauens. Und doch bleibt dieser Petrus in einem vorbildlich: »Während er zu sinken begann, schrie er: Herr, rette mich!« So viel können wir auch: Während des Sinkens zum Herrn schreien. Dan wird blitzartig klar, dass eigene Kunst und Kraft überhaupt nichts fertig bringt. Petrus beißt auch nicht in Einbildung und Trotz die Zähne aufeinander, um es selbst zu schaffen. Nein, er sieht die Situation völlig klar: »Herr, rette mich!« Übrigens ist dieses Wort doppelsinnig. Es gilt ja auch in Bezug auf das Versinken in Sünde, nicht bloß auf das Versinken in Schwachheit.

»Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn.« Schon einmal (Mt 14, 27) begegnete uns das »sofort« des helfenden Messias. Für Jesus ist es nur ein Griff, um endgültig zu helfen. So mächtig zieht uns Jesus heute noch aus Schwachheit und Sünde heraus. Aber er muss Petrus eine Frage stellen: »Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« Schon zum dritten Mal begegnet uns der Begriff »Kleingläubiger«. Wir werden ihm noch öfter begegnen (vgl. Mt 6,30; 18,26; 14,31; 16,8; 17,20 ; sodann Mt 28,17). Zu Mt 6,30 ist er näher erklärt. Hier bezieht sich Jesus darauf, dass Petrus die Elemente für wichtiger hält als ihn, den Herrn. Das erhellt auch, was mit dem »zweifeln« gemeint ist. Wenn ein Jünger an der Macht und Gegenwart Jesu zweifelt, ist das sicherlich Sünde. Die Sünde ist geringer, wenn ein noch Ungläubiger erst zögernd zum Glauben findet. Wo sich aber Zweifel an der eigenen Selbstgerechtigkeit oder Zweifel an sog. Wahrheiten regt, die nicht von Gott stammen, da ist der Zweifel begrüßenswert und hilfreich. In dieser Hinsicht kann der Zweifel auch fruchtbar für die Forschung sein. Doch wie gesagt – hier meint es Jesus im Blick auf den Vertrauensmangel. Wie oft hat der Herr in unserem Leben schon Grund gehabt zu dieser Frage: »Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?« »Und als sie in das Boot stiegen, legte sich der Wind«, erzählt Matthäus knapp. Hier bedurfte es nicht einmal eines ausdrücklichen Wortes Jesu. Seine Gegenwart und sein Wille allein schaffen Rettung aus der Not und Ruhe für die Elemente.

Gerhard Maier – Edition C

Und wie viele Schritte hätte ich geschafft?