Siehe, was ich als gut, was ich als schön ersehen habe: daß einer esse und trinke und Gutes sehe bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne, die Zahl seiner Lebenstage, die Gott ihm gegeben hat; denn das ist sein Teil. Auch ist für jeden Menschen, welchem Gott Reichtum und Güter gegeben, und den er ermächtigt hat, davon zu genießen und sein Teil zu nehmen und sich bei seiner Mühe zu freuen, eben dieses eine Gabe Gottes. Denn er wird nicht viel an die Tage seines Lebens denken, weil Gott ihm die Freude seines Herzens gewährt (Eig denn Gott antwortete auf die Freude seines Herzens, d. h. stimmt ihr bei.)
Elberfelder 1871 – Kohelet 5,17–19
Eines habe ich begriffen: Das größte Glück genießt ein Mensch in dem kurzen Leben, das Gott ihm gibt, wenn er isst und trinkt und es sich gut gehen lässt bei aller Last, die er zu tragen hat. Das ist der Lohn für seine Mühen. Wenn jemand es zu Reichtum bringt und sich an seinem Besitz erfreuen kann, dann hat er das Gott zu verdanken. Ja, die Früchte seiner Arbeit zu genießen, das ist Gottes Geschenk! Denn wessen Leben Gott mit Freude erfüllt, der denkt nicht viel darüber nach, wie kurz es eigentlich ist.
Hoffnung für Alle – Prediger 5,17–19
Nach meiner Beobachtung ist Folgendes gut und richtig: dass jemand isst und trinkt und Freude erlebt für all seine harte Arbeit, mit der er sich unter der Sonne abmüht während seiner wenigen Lebenstage, die der wahre Gott ihm gegeben hat — denn das ist seine Belohnung. Außerdem: Wenn der wahre Gott einem Menschen Reichtum und materiellen Besitz gibt samt der Fähigkeit, das alles zu genießen, dann soll er seine Belohnung auch annehmen und sich an seiner harten Arbeit freuen. Das ist ein Geschenk Gottes. Denn er wird kaum merken, wie seine Lebenstage verstreichen, weil der wahre Gott ihn mit den Freuden seines Herzens beschäftigt hält.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Prediger 5:18–20
Sind wir uns eigentlich bewußt, wie reich wir alle sind, weil wir hier in Deutschland leben, und von so vielen Versicherungen aufgefangen werden? Dass wir bei Krankheit zum Arzt gehen können und auch noch „Lohnfortzahlung“ erhalten? Und wie nutzen wir unseren „Reichtum“? Wirklich als „Gottesgabe“ und preisen wir IHN? Oder wollen wir „mehr“ und sind unzufrieden?
Reichtum kann auch unruhig machen (V. 10ff.), und im Tode hilft kein Geld (V. 14). Darum ist es das beste, alles als Gabe Gottes anzusehen (V. 17.18) und sich des Wohlgefallens Gottes zu erfreuen (V. 19).
Bruns 2013 – Die Bibel mit Erklärungen
Nach der Darstellung von der Bitterkeit des Lebens ist es für den Prediger der richtige Zeitpunkt, sich an das Hilfsmittel zu erinnern (Vers 17). In den vorhergehenden Versen wird Gott nicht erwähnt. Der Prediger weist nun auf einen Aspekt des Lebens hin, der nicht vergessen werden darf, einen Aspekt, den er mit dem Ruf „siehe” einführt. Es gibt ein anderes Leben, genauso äußerlich, real und wahrnehmbar. Der Prediger hat „ersehen”, dass es möglich ist, inmitten der Arbeit, und nicht nur in der Abwesenheit von Anstrengung, „zu genießen”. Das ist eine Bestimmung Gottes im kurzen Leben. „Essen” und „Trinken” sind ein Ausdruck von Gemeinschaft, Freude und Befriedigung (1Kön 4,20). Das ist der Teil des Weisen.
Ger de Koning – Der Prediger – Ausgelegt & angewandt – Alles Eitelkeit
Der allgemeine Missbrauch des Reichtums schließt seine richtige Verwendung nicht aus. Wenn Gott Reichtum gibt, können wir ihn auch genießen (Vers 18). Sowohl die Mittel zum Essen und Trinken als auch die Möglichkeit, sie zu genießen, kommen als Gabe von Gott. Der Genuss von Speisen und Getränken als Ergebnis harter Arbeit kann in dem Bewusstsein geschehen, dass Er diese Dinge in seiner Macht einer Person gibt, die diese in seiner Kraft genießen kann. Dass es eine Gabe Gottes ist, bedeutet, dass der Mensch nicht von sich aus die Macht hat, es zu genießen. Dies wurde im vorherigen Abschnitt deutlich gemacht.
Wenn Gott dir etwas gibt, kannst du das Beste daraus machen und die Dinge auf der Erde intensiv genießen. Gleichzeitig ist es aber so, dass sie an sich keine Bedeutung haben, weil sie so unbeständig sind wie der Wind. Auch im Hinblick auf die Ewigkeit haben diese vergänglichen Dinge keinen Vorteil. Du kannst nichts von dem, was du auf der Erde aufsparen könntest, nach dem Tod mitnehmen. Reichtum lässt den Menschen nur voller Sorgen, Unruhe und der Angst vor dem Verlust desselben sein. In diesem Sinne lautet der Rat des Predigers: Horte den Reichtum nicht, sondern genieße ihn. Du weißt nicht, wie lange du ihn noch gebrauchen kannst, weil er vergänglich ist, noch weißt du, wie lange du ihn genießen kannst, weil dein Leben plötzlich vorbei sein könnte.
Derjenige, dem die Gabe Gottes zuteilwird, Essen und Trinken zu genießen, ist nicht besorgt bezüglich der Tage seines Lebens (Vers 19). Der Gedanke ist nicht, dass das Leben dann so ruhig sein wird, dass nichts Erinnerungswürdiges mehr passiert, sondern dass das Leben so voller Freude sein wird, dass die Vergänglichkeit des Lebens fast vergessen wird. Wer genug hat, beschäftigt sich nicht mit der Frage, ob Reichtum einen Nutzen hat. Diese Frage wird nicht ganz vergessen, aber sie dominiert nicht. Der Gedanke an die Kürze des Lebens bleibt anwesend, wird aber keine schlaflosen Nächte verursachen
Ein bekannter Erforscher der menschlichen Natur untersuchte einmal die Frage der Arbeit. Er erhielt seine Informationen über das Thema nicht aus zweiter Hand, sondern er erklärte: „Ich baute mir Häuser; ich pflanzte mir Weingärten. Ich machte mir Gärten und Parkanlagen, und ich pflanzte darin Fruchtbäume von allen Arten. Ich machte mir Wasserteiche, um damit den Wald von sprossenden Bäumen zu bewässern“ (Prediger 2:4-6).
Erwachet! 1982
Nachdem dieser weise Mann selbst erfahren hatte, was Arbeit bedeutet, kam er zu einer Anzahl ausgeglichener Schlußfolgerungen:
1. Der Mensch ist zum Arbeiten da; er muß arbeiten. „Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, . . . ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit . . ., denn das ist sein Teil“ (Prediger 5:18).
2. Arbeit aus materialistischen Beweggründen macht nicht glücklich. „Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden, noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften“ (Prediger 5:10). Wenn du in jungen Jahren ein Verlangen nach materiellen Dingen entwickelst, kann es sein, daß du dein Leben lang unglücklich und unzufrieden bist.
Der Gewinn aus der Arbeit ( Reichtum und Güter ; vgl. Pred 6,2 ) und die Fähigkeit, fröhlich zu sein bei seinem Mühen (vgl. Pred 8,15 ), sind eine Gottesgabe (vgl. Pred 2,24;3,13 ). Der Ausdruck „sein Teil nehmen“ sollte besser übersetzt werden mit „sein Teil empfangen“, denn damit würde betont, daß der Mensch sein Los freudig als eine Gabe Gottes entgegennimmt. Diese Fähigkeit, das Leben zu genießen, diese Freude des Herzens, die nur Gott dem Menschen schenken kann, hält diesen davon ab, über die Kürze seines Lebens (vgl. V. 17 ) zu verzweifeln.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
5,17 Der beste Rat bleibt also, die gewöhnlichen Dinge des täglichen Lebens recht zu genießen, zu essen, zu trinken und zu arbeiten. Dann kann passieren, was will – nichts kann mir die Freuden nehmen, die ich bereits genossen habe. Das Leben ist sowieso so kurz; warum dann nicht genießen, solange es geht.
MacDonald 2010 – Kommentar zum Alten Testament
5,18 Salomo dachte, es wäre wohl ideal, wenn Gott dem Menschen Reichtum und Besitz geben würde, aber auch gleichzeitig die Fähigkeit, alles zu genießen, mit seinem Los zufrieden zu sein und sich an seiner Arbeit zu erfreuen. Diese Kombination von Umständen wäre ein besonderes Geschenk Gottes.
5,19 Solch ein Mann brauchte nicht über die Kürze des Lebens nachzugrübeln oder über das Grausame und Ungerechte, denn er wäre ja mit dem Genuss der momentanen Lebensumstände beschäftigt.
Durch die Einleitung «sieh, was ich Gutes sah» signalisiert Kohelet in 5,17, dass er nach seinem negativen Beispiel (vgl. 5,12) nun von einer positiven Erfahrung berichtet bzw. darlegt, was man tun muss, damit das Leben nicht zu einem «schlimmen Übel» wird, sondern «gut» bleibt. Mit der Aufzählung «essen, trinken, und Gutes geniessen» erinnert er an 3,13, wo er diese drei Formen von Lebensgenuss als «Geschenk» Gottes qualifiziert hat. Dieses Stichwort bringt Kohelet in diesem Abschnitt erst im nächsten Vers. Doch auch hier weist er bereits auf Gott, und zwar als denjenigen, der dem Menschen das Leben gegeben hat (vgl. 8,15; 9,9; 12,1.7). Dass auch das Gute und Schöne von Gott gemacht bzw. dem Menschen gegeben ist, sagt Kohelet explizit erst im nächsten Vers. Über das Stichwort «schön» deutet er den Gedanken hier aber bereits an, erinnert dieses doch an 3,11, wo er ausgeführt hat, dass Gott alles «schön» gemacht hat. Hier in 5,17 geht es Kohelet allerdings in erster Linie um den Menschen. Einerseits erinnert er mit der Erwähnung der «Zeit seines Lebens» daran, dass die menschliche Lebenszeit begrenzt ist (vgl. 5,14–15.19) – was es umso wichtiger macht, dass man das Leben geniesst, solange man kann. Und andererseits sagt er, dass ein solcher Lebensgenuss der «Teil» des Menschen ist. Wie auch andernorts im Buch (vgl. 2,10; 3,22; 9,9) bringt er damit zum Ausdruck, dass die Lebensfreude dem Menschen zukommt. Sie ist das, was er bei all seiner Arbeit und Mühe positiv hat – nicht als bleibenden «Gewinn» (vgl. 2,11), wohl aber als etwas, was man im Moment geniessen kann.
Schellenberg 2013 – Zürcher Bibelkommentare
Erst in 5,18 spricht Kohelet aus, dass es Gott ist, der dem Menschen diesen «Teil» gibt. Die (Möglichkeit zur) Lebensfreude ist ein «Geschenk Gottes» (vgl. 3,13; mit negativer Beurteilung des Königs ähnlich 2,24). Interessanterweise erwähnt Kohelet dabei nicht nur das «Essen» und das «sich Freuen» (vgl. 3,22), sondern auch «Reichtum» und «Vermögen» – und zwar als das, «wovon» man essen und so seinen Teil davontragen und sich freuen kann. Spätestens hier ist klar, dass Kohelet Reichtum durchaus nicht nur negativ sieht (vgl. andeutungsweise bereits in 5,9–10). Wichtig ist, dass man das Leben geniesst – sei es mit viel «Vermögen» (vgl. 5,18) oder mit nur wenig (vgl. 5,9.17). Während er in 4,8 und 5,12–14 beklagte, dass jemand Reichtum hat, diesen aber nicht geniesst, spricht er hier positiv von der Möglichkeit, dass man von seinen Reichtum Gebrauch macht (von ihm «isst») und sich so des Lebens freut. Da Kohelet die (Möglichkeit zur) Lebensfreude als Geschenk Gottes betrachtet, nennt er Gott hier auch als denjenigen, der dem Menschen Reichtum gibt. Entscheidend ist dabei nicht der Reichtum selbst, sondern dass Gott einem «gestattet», diesen zu nutzen. Wie im folgenden Abschnitt, in dem er den Fall durchspielt, dass Gott jemandem nicht erlaubt, seinen Reichtum zu nutzen, macht Kohelet auch in diesem Vers Gott dafür verantwortlich, ob jemand seinen Reichtum positiv nutzt oder nicht (s. u. zu 6,2).
In 5,19 schliesslich nennt Kohelet als weiteren Aspekt des «Guten», dass man nicht zu oft an die «Frist seines Lebens» denkt, weil Gott einem das Herz «erfreut» (bzw. «mit Freude beschäftigt», wie die Hebräische Wendung wohl wörtlich zu übersetzen ist). Die Nennung der «Frist seines Lebens» erinnert dabei wieder an die Begrenztheit menschlichen Lebens (vgl. 5,17). Nach 7,2 und 9,5 erachtet Kohelet das Wissen um die eigene Sterblichkeit allerdings nicht (nur) als etwas Negatives. Von daher geht es ihm hier vielleicht mehr um ein zu intensives Nachdenken über die «Frist» bzw. die «Tage» (wie es im Hebräischen wörtlich heisst), die einem zu Lebzeiten gegeben sind. Sein Fallbeispiel von 5,12–14 hat ja gezeigt, dass zu viel Sorge um die Zukunft das «Unglück» erst herbeiführen kann. Kohelet argumentiert dabei wohl kaum grundsätzlich gegen vorausdenkendes Planen (vgl. 11,2; dazu weiter Sir 11,24–25; 18,25). Wohl aber geht es ihm darum, dass man ob der Frage, was die Zukunft bringen wird, nicht verrückt werden soll. Darüber kann man sowieso nichts wissen (vgl. 3,21–22; 11,6 u. ö.). Dass man sich nicht immer nur «freuen» kann, sondern manchmal auch an den Tod und die dunklen Tage «denkt», weiss Kohelet und hat offenbar auch nichts dagegen (vgl. 9,5; 11,8). Wer sich aber zu stark mit entsprechenden Fragen beschäftigt, kommt entweder nicht mehr zum Arbeiten (vgl. 11,4) oder wird depressiv (vgl. 2,23). Besser ist es demgegenüber, die von Gott ermöglichte Freude zu geniessen (und sich dem «Tag des Unglücks» dann zu stellen, wenn er kommt; vgl. 7,14).