Schau, da gibt es Wasser!

Als sie aber auf dem Wege fortzogen, kamen sie an ein gewisses Wasser. Und der Kämmerer spricht: Siehe, da ist Wasser; was hindert mich, getauft zu werden?
Elberfelder 1871 – Apostelgeschichte 8,36

Während sie so miteinander unterwegs waren, kamen sie an eine Wasserstelle. Da sagte der Eunuch: »Schau, da gibt es Wasser! Gibt es noch etwas, was mich hindern könnte, dort untergetaucht zu werden?«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Apostelgeschichte 8:36–37

Als sie die Straße weiterfuhren, kamen sie zu einem Wasser. Da sagte der Schatzmeister: „Hier ist ja Wasser, was steht meiner Taufe im Weg?“
Albrecht – Das Neue Testament – Apg 8,36

Der Schatzmeister kannte Jehovah – nur wußte er nicht, das „Jehovah ist Rettung“ hier auf der Erde gelebt und umgebracht worden war. Nur diesen Fakt mußte er zusätzlich glauben, um sich dann auf den Namen „Jehovah ist Rettung“ taufen zu lassen.

Uns wird nicht gesagt, was der Kämmerer über die Taufe vor seiner Begegnung mit Philippus wußte, doch wir sind der Überzeugung, daß Philippus nicht nur den Weg des Heils durch Jesus, das Lamm Gottes, sondern auch das lehrte, was der HERR von Neubekehrten erwartete. Daher war der Kämmerer bereit, sich taufen zu lassen, sobald sich die Möglichkeit dazu bot. Im Grunde seines Herzens war dieser Mann ein Christ geworden, so daß er gleich nach der Taufe fragte, als er am Rand der öden Straße genug Wasser zu diesem Zweck sah. Zwei wichtige Bedingungen für die Taufe werden hier eindeutig dargelegt: eine ausreichende Menge Wasser für das Untertauchen und der Herzensglaube, daß „Jesus Christus der Sohn Gottes ist“ (A.d.Ü.: vgl. Menge, Schlachter und Hoffnung). Wir räumen ein, daß V.37 in bestimmten griechischen Handschriften nicht vorkommt, und daher wird er in modernen Übersetzungen weggelassen. Auf diese Weise verfährt auch J.N. Darby in seiner Übersetzung, obwohl er ihn in seine Fußnoten aufnimmt (A.d.Ü.: vgl. Anm. Rev. Elberf). Der Inhalt von V.37 steht jedenfalls in Einklang mit anderen Schriftstellen und wird im Geschehen unmittelbar zuvor und danach angedeutet. Es hat den Anschein, als wollte sich Philippus genauestens vergewissern, damit er keinen zweiten Simon wie in Samaria taufte. Diese beiden Voraussetzungen, genug Wasser und Glaube, bilden die einzigen Bedingungen für die Taufe.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Bei Gaza gibt es einige Wadis (trockene Flussbetten, die sich in der Regenzeit mit Wasser füllen). Da die jüdische Taufe die vollständige Eintauchung vorschrieb, spielte Lukas in der vorliegenden Passage zweifellos darauf an. Als Gottesfürchtiger wusste der Äthiopier vermutlich, dass zu einer vollgültigen Bekehrung die Taufe gehörte, auch wenn Philippus hier nicht die Beschneidung von ihm fordert. (Wenn er tatsächlich ein Eunuch, also ein Kastrat, war, kam eine Beschneidung bei ihm möglicherweise ohnehin nicht mehr in Frage; bei einer Kastration wurden zwar manchmal nur die Hoden entfernt, nicht aber in jener Zeit und in dem Land, um das es hier geht.)

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Philippus hatte ihm auch gesagt, wie wir in die Gnade Jesu treten, wie sich auf sein Kreuz die Taufe gründe, mit der der Glaubende Vergebung erhalte. Der Äthiope sah, soweit er selbst in Betracht kam, kein Hindernis, daß ihm die Taufe zuteil werde. Er glaubt und hat an dem, was ihm Philippus von Jesus sagte, die Gewißheit, daß er der vom Propheten Verheißene sei, nach dessen Gnade er begehrt. Er fragt, ob es etwa für den Blick des Philippus ein Hindernis gebe, das ihm die Gewährung der Taufe verböte. Auch Philippus kannte kein solches. Eine Kirche fand er in Äthiopien noch nicht; aber er hatte den Herrn auch dort bei sich, und daß dieser ihn berufen habe, darüber war Philippus durch das, was er erlebt hatte, gewiß. Die Kenntnis des Christus, die der Äthiope hatte, war noch klein, erst durch das erworben, was er jetzt gehört hatte; aber der Herr verhieß seine Gnade nicht den Weisen, sondern den ihm Glaubenden*.
Nach der Taufe hätte die Frage entstehen können: Was nun? soll der Äthiope umkehren, die Gemeinschaft mit der Christenheit suchen und sein Volk verlassen oder doch wenigstens noch für einige Zeit in die Christenheit sich einleben und dann einen Lehrer oder Brüder mit sich nehmen? Alle diese Fragen wurden abgeschnitten.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament – Die Apostelgeschichte: Ausgelegt für Bibelleser

In Vers 34 stellt der Äthiopier eine Frage zum Thema des Textes: Von wem redet der Prophet das? von sich selbst oder von einem anderen? In Vers 35 begann Philippus zu bezeugen. Er beginnt mit Jesaja 53 und predigt ihm Jeschua. Das Wort „Anfang“ deutet darauf hin, dass Philippus neben Jesaja 53 auch andere Bibelstellen verwendete, um dem Äthiopier das Evangelium zu verkünden.

Die Bekehrung des Kämmerers kommt in den Versen 36-37. Als sie noch auf dem Weg waren, kamen sie an ein Wasser, und der Kämmerer sagte: Siehe, hier ist Wasser; was hindert mich, getauft zu werden? (v. 36). Allein die Tatsache, dass er dies sagte, zeigt, dass er glaubte, was Philippus gesagt hatte. Er war gläubig geworden und glaubte an Jeschua, den Messias. Deshalb bat er darum, getauft zu werden. Das zeigt, dass er die Bedeutung der Taufe verstanden hat, und wenn er tatsächlich ein Proselyt war, hätte er es auch verstanden. Er wollte ein öffentliches Bekenntnis ablegen. Daher befahl er laut Vers 38 dem Wagen, stehen zu bleiben, was wiederum zeigt, dass er nicht fuhr, und sowohl er als auch Philippus stiegen in das Wasser hinab, wo der Kämmerer getauft wurde. In einem jüdischen Kontext gab es keine andere Praxis als das rituelle Untertauchen. Philippus tauchte den Kämmerer vollständig in das Wasser ein.

In Vers 39 wurden Philippus und der Kämmerer getrennt: Und als sie aus dem Wasser stiegen, entrückte der Geist des Herrn Philippus, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; denn er ging fröhlich seines Weges. Sie stiegen „aus der Mitte des Wassers“ empor, nicht vom Rand des Wassers, was wiederum beweist, dass dies ein jüdisches Untertauchen war. Die Ruach HaKodesh entriss Philippus plötzlich und auf wundersame Weise, so wie Paulus in II. Korinther 12,2 in den Himmel entrückt wurde. In beiden Fällen ist das griechische Wort für „entreißen“ harpazo. Es wird auch für die Entrückung der Gemeinde in 1. Thessalonicher 4,17 verwendet. Plötzlich wurde Philippus entrückt, nicht in den Himmel, sondern weg von dem äthiopischen Kämmerer, und der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Der Eunuch sah ihn nicht mehr. Aber er kehrte frohgemut nach Äthiopien zurück und half, das Evangelium in sein Heimatland zu bringen.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar