Ja denn, nicht tut mein Herr, ER, irgendwas, er habe denn seinen Beschluß offenbart seinen Knechten, den Kündern. Der Löwe hat gebrüllt, wer fürchtete sich nicht! mein Herr, ER, hat geredet, wer kündete nicht! – Buber_Rosenzweig – Amos 3,7–8
Denn der Herr, der Ewige, tut nichts, er hätte denn sein Geheimnis seinen Knechten, den Propheten, offenbart. Brüllt aber ein Löwe, wer fürchtete sich nicht? Redet der Herr, der Ewige, wer prophezeite nicht? – Die Philippson-Bibel – Amos 3:7–8
Gott tut nichts, es sei denn, er hat es seinen Propheten vorher angekündigt. Wenn ein Kampfhund vor einem steht, seine Zähne fletscht und laut knurrt, wer sollte da keine Angst haben? Wenn Gott zu einem Propheten geredet hat, wer sagt diese Sachen dann nicht auch weiter?“ VolxBibel – Am 3,7–8
Denn der Herr, der Ewige, tut nichts, es sei denn, er offenbart seinen Ratschluss seinen Knechten, den Propheten. Der Löwe hat gebrüllt – wer fürchtet sich nicht? Der Herr, der Ewige, hat geredet – wer wird nicht weissagen? Streitenberger – Der Tanach Deutsch – Am 3:7–8
Tut nichts: Also dass er seinem Volk kein Unglück unversehens zuschickt, sondern ehe er straft, entdeckt er zuvor den Propheten seinen Willen und Meinung, auf dass sie das Volk zur Buße ermahnen. Darum sollt ihr nicht denken, dass wir die Weissagungen aus unserem Hirn vorbringen, sondern aus göttlicher Offenbarung. (Also sollen wir der getreuen Kirchendiener Warnungen und Schelten nicht verachten, denn sie werden von dem Heiligen Geist aufgemuntert, dass sie die herzunahende Strafe verkündigen ).
3,8 Brüllt: Das ist, Gott ist gar sehr wider euch ergrimmt. Nicht fürchten: Wie sollte es möglich sein, dass ihr nicht erschreckt, wenn ihr von solchem großen Zorn Gottes erinnert werdet, sofern ihr anders noch bei Verstand seid? Redet: Zu uns Propheten und droht euch euer endliches Verderben. Nach Luther: Das ist, ich muss wohl predigen, eure Sünde strafen und Gottes Zorn euch ankündigen, Gott heißt mich es und ihr seid die Ursache mit eurem bösen Wesen. Weissagen: Wie könnten wir es unterlassen, dass wir euch die künftigen Strafen nicht verkündigen sollten und vor so großer Gefahr warnen, sofern wir anders nicht an der Verdammnis eurer Seelen und an allem Unglück, das euch treffen wird, wollen schuldig sein? (Denn wenn Gott dem Gottlosen sagt, er müsse des Todes sterben, der Kirchendiener aber ihm solches nicht anzeigt, so wird zwar der Gottlose in seinen Sünden sterben, aber sein Blut will Gott von des Kirchendieners Hand fordern [Hes 3; 33]. Sollen deswegen die widerspenstigen Zuhörer der Kirchendiener Schelten und Strafpredigten nicht den Kirchendienern, sondern sich selbst zumessen. Denn wenn der Kranke mit Essen und Trinken sich nicht recht halten will, so muss der Arzt auch desto herber Mittel zur Arznei vor die Hand nehmen).
Luther Studienbibel (2025) – Erklärungen
3:7 Diese Klammerbemerkung unterbricht, unterstreicht aber gleichzeitig Amos‘ Aussage, dass Gott souverän ist und tut, was er will: Deshalb war das Gericht über Israel sicher. 3:8 Zwei weitere rhetorische Fragen vervollständigen die Gruppe von neun (V. 3–6). Es würde Israel nichts nützen, Prophezeiungen zu verbieten (2:12; 7:13, 16); der wahre Prophet muss prophezeien, genauso sicher wie Gottes Gericht kommen muss.
The Nelson Study Bible
Diese Verse sind das Fazit der vorherigen Fragen. Der Herr ist derjenige, der das Urteil fällt, und hat dem Propheten, der Gottes Wort verkünden muss, gnädig sein Geheimnis (seinen Plan oder sein Vorhaben) gezeigt. Dass Gott die Warnung vor dem Urteil durch seinen Diener ausspricht, ist schon ein Zeichen seiner Gnade, die zur Umkehr führen soll (Röm 2,4).
The Reformation Heritage KJV Study Bible
Gott ruft nicht alle dazu auf, Propheten zu sein, aber er ruft uns alle dazu auf, eine enge Beziehung zu ihm zu haben. Wir können dem Herrn so nah kommen, dass er uns seine intimsten Geheimnisse anvertraut. Ihm nahe zu sein, ist eine Entscheidung. Jeder von uns ist dem Herrn so nah, wie er selbst es möchte. Er bittet uns, ihn zu suchen und uns ihm zu nähern, damit er sich uns nähern kann (Jakobus 4,8). Er hat den Vorhang für uns zerrissen, damit wir jederzeit mutig vor seinen Thron treten können (Hebräer 4,16). Wir brauchen Kraft, aber wir dürfen nicht vergessen, dass er uns sogar seine Kraft gibt, um uns näher zu ihm zu bringen. Gott muss das nicht tun, aber seine Propheten sind seine Freunde, und er will nichts tun, ohne sie mit einzubeziehen. Das Ziel der Unterweisung ist Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ungefälschtem Glauben (1. Timotheus 1,5).
The Revival Study Bible
So lieb hat Gott sein Volk, daß er nichts (wörtl. »kein Ding«!) tut, das er ihm nicht zuvor gesagt hat (Ps 103,7). So voll Vertrauen und Barmherzigkeit ist Gott zum Menschen. Erst recht bringt Gott das Gericht nicht ungewarnt über sein Volk! Er läßt zuvor die Erde knarren (2,13), er gibt Vorzeichen: Die Lilien auf dem Feld zeigen Gottes Fürsorge (Mt 6,28); wie das Erntefeld die nahe Ernte zeigt, so gibt es auch Vorzeichen Z.B. Jesu Wiederkunft und das Gericht (Joh 4,35). Gott enthüllt sein Geheimnis: wörtlich: »er offenbart seine Zwiesprache« – Gott zieht uns über seine Propheten ins Vertrauen (Jer 23,18.22; vgl. 1Mo 49,6; Ps 55,15; Jer 6,11; Hes 13,9; beachte Spr 11,13; 20,19); »von Mund zu Mund« sprach Gott mit Mose (4Mo 12,8) und den Propheten offenbart er sich ebenso mit seinem Wort. [8] Ein Grundgedanke aller Offenbarung ist die Verkündigung des Willens Gottes, ein anderer ist das Angebot der Vergebung, ein dritter die Ankündigung des Gerichtes denen, die seine Liebe ablehnen. Das Gericht haben wir zu fürchten. Gott erzieht auch durch die Angst vor dem Gericht. Es gibt eine heilsame Angst (Hes 33,1–5). Ein wesentliches Kennzeichnen für echte Verkündigung ist der Hinweis auf den heiligen Ernst des Willens Gottes, auf das Gericht (Jer 28,8f; vgl. Jesu Weherufe Mt 11,2; Offb 2,23; Lk 23,28ff). Der Prophet muß sprechen. Ein Zwang liegt auf ihm, Gottes Wort weiterzusagen’d: Gottes Reden ist wie ein Löwengebrüll. Der Knecht ist auch der hohe königliche Beamte, der Vertraute (Dan 10,17; 1Mo 44,32).
Und er sprach: Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann! Friede dir! sei stark, ja, sei stark! Und als er mit mir redete, fühlte ich mich gestärkt und sprach: Mein Herr möge reden, denn du hast mich gestärkt. Elberfelder 1871 – Daniel 10,19
Er sprach: »Fürchte dich nimmer, Mann des Wohlgefallens, Friede mit dir! sei stark, sei stark!« Als er mit mir redete, erstarkte ich und ich sprach: »Mein Herr rede, denn du hast mich gestärkt.« Buber & Rosenzweig – Daniel 10:19
Und er sagte zu mir: Fürchte dich nicht, vielbegehrter Mann! Friede sei mit dir! Sei ein Mann und sei stark! Und während er mit mir sprach, wurde ich stark und sagte: Mein Herr möge sprechen, denn du hast mich gestärkt. Septuaginta Deutsch Alternativer Text – Dan 10,19
Und er sagte zu mir: Du bist ein liebenswerter Mensch. Fürchte dich nicht! Alles Gute! Sei ein Mann und sei stark! Und während er mit mir sprach, wurde ich stark und sagte: Mein Herr möge sprechen, denn er hat mich gestärkt. Septuaginta Deutsch – Dan 10:19
ein liebenswerter Mensch (LXX): S.o. zu 9,23; 10,11. Sei ein Mann und sei stark: Der zweimalige Imp. in MT חזק וחזק »sei stark und sei stark« ist einmalig und kaum die ursprüngliche Lesart; die LXX und Th lasen möglicherweise: חזק זומץ, vgl. Dtn 31,6.7.23; Jos 1,6.7.9.18; 10,23; 1Chr 22,13; 28,20; 32,7. er hat mich gestärkt (LXX): Die LXX verbleibt in der 3. Sg., während MT חזקתני »du hast mich gestärkt« (2. Sg. Mask. pi. + Suffix 1. Sg.) in die direkte Anrede wechselt. Septuaginta Deutsch: Erläuterungen und Kommentare zum griechischen Alten Testament
Daniel war bereits durch die Erscheinung des Boten kraftlos geworden (V. 8 ; vgl. Dan 7,15; Dan 8,27 ). Nun war er geradezu überwältigt ( sprachlos ; Dan 10,15 ), als er von dem Konflikt zwischen Engeln und Dämonen hörte, der die Antwort auf sein Gebet verzögert hatte. Ja, er wurde von Angst ergriffen (V. 16 ) über den Inhalt der Vision bezüglich des zukünftigen Leidens Israels. Er war völlig entkräftet (vgl. V. 8 ) und rang nach Atem. Indem Daniel den Boten als mein HERR anspricht (vgl. V. 19 ; Dan 12,8 ), benutzte er einen Ehrentitel, der etwa dem heutigen Gebrauch dieses Ausdruckes entspricht. Der Engel ging zunächst auf Daniels Zustand ein und beruhigte seine innere Erregung ( Fürchte dich nicht ; vgl. Dan 10,12 ; o du hochgeschätzter Mann ; vgl. Dan 9,23;10,11 ). Er stärkte ihn körperlich und gefühlsmäßig, so daß Daniel fähig wurde, die Einzelheiten der Botschaft zu empfangen.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Er fährt fort zu sagen, dass sowohl seine Kraft als auch sein Odem von ihm gewichen waren. Wie bereits gesagt, das Gefäß konnte kaum dem Druck der Inhalte der Vision standhalten; und auf diese Weise lehrt der Herr seinen Knecht seine völlige Schwachheit, und er sollte lernen, dass seine Kraft in Schwachheit vollbracht wird. Als Daniel also bekannte, dass keine Kraft mehr in ihm übrig war, „rührte mich wieder einer an, von Aussehen wie ein Mensch, und er stärkte mich. Und er sprach: Fürchte dich nicht, du vielgeliebter Mann! Friede dir! Sei stark, ja, sei stark!“ Dies ist unglaublich schön, denn es zeigt uns, dass der Herr nichts von uns erwartet, als auf Ihn zu blicken, damit Er uns Kraft gebe. Kraft, das Bewusstsein Seiner Lieber, Ruhe, Frieden, ja doppelte Stärke werden Daniel zugesichert, um ihn zu dem Dienst auszurüsten, zu dem er berufen war. In der Tat, wer zieht jemals auf eigene Kosten in den Krieg? Nein – Er, der ruft, rüstet aus und erhält, und der Diener muss nur lernen, sich das Bereitgestellte zunutze zu machen. Die Wirkung auf Daniel setzte unmittelbar ein: „Und als er mit mir redete, fühlte ich mich gestärkt und sprach: Mein Herr möge reden, denn du hast mich gestärkt.“
Edward Dennett – Der Prophet Daniel und die Zeiten der Nationen
In Vers 19 tröstete der Engel Daniel weiter und erinnerte ihn erneut daran, dass er von Gott geliebt war (vgl. 9,23; 10,11): Und er sprach: O du vielgeliebter Mann, fürchte dich nicht; Friede sei mit dir, sei stark, ja, sei stark. Und als er mit mir redete, wurde ich stark und sagte: Lass meinen Herrn reden; denn du hast mich gestärkt. Als von Gott sehr geliebter Prophet sollte Daniel sich nicht fürchten, sondern Schalom („Frieden“) haben. Dann ermutigte der Engel Daniel zu chazak va’chazak, „sei stark und sehr stark“. Diese tröstenden Worte stärkten Daniel schließlich so sehr, dass er in der Lage war, zu hören, was der Engel zu sagen hatte.
Arnold G. Fruchtenbaum – Ariels Bibel Kommentar – Das Buch Daniel
Lege mich wie einen Siegelring an dein Herz, wie einen Siegelring an deinen Arm! Denn die Liebe ist gewaltsam wie der Tod, hart (d. h. unerweichlich) wie der Scheol ihr Eifer; ihre Gluten sind Feuergluten (Eig ihre Blitze sind feurige Blitzstrahlen,) eine Flamme Jahs. Große Wasser vermögen nicht die Liebe auszulöschen, und Ströme überfluten sie nicht. Wenn ein Mann allen Reichtum seines Hauses um die Liebe geben wollte, man würde ihn nur verachten. Elberfelder 1871 – Hoheslied 8,6–7
Setze mich wie ein Siegel dir auf das Herz, wie einen Siegelreif dir um den Arm, denn gewaltsam wie der Tod ist die Liebe, hart wie das Gruftreich das Eifern, ihre Flitze Feuerflitze, – eine Lohe oh von Ihm her! Die vielen Wasser vermögen nicht die Liebe zu löschen, die Ströme können sie nicht überfluten. Gäbe ein Mann allen Schatz seines Hauses um die Liebe, man spottete, spottete sein. Buber_& Rosenzweig – Hohelied 8,6–7
Oh, leg mich wie einen Siegelring auf dein Herz, wie einen Siegelring auf deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, unbezwinglich wie die Scheol. Ihre Leidenschaft, ihre Glut ist wie Feuergluten, Gottesflamme! Nicht vermögen viele Wasser die Liebe zu löschen, Ströme überfluten sie nicht. Gäbe jemand das ganze Gut seines Hauses für die Liebe, man würde ihn schmähen. Die Philippson-Bibel – Hohelied 8:6–7
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft hart wie der Sche’ol. Ihre Glut ist Feuerglut, eine Flamme des Ewigen. Viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen noch die Ströme sie überfluten. Wenn ein Mann allen Besitz seines Hauses um die Liebe geben wollte, man würde ihn nur verachten. Streitenberger – Der Tanach Deutsch – Hoheslied 8,6–7
In ihrem Buch “Mein ewiger Frühling” berichtet Schirinai D. von einer Frau, die 20 Jahre in einem sowjetischen Gefängnis verbringen musste. Erst nach der Haftentlassung erzählte sie den Grund: Nach dem Studium arbeitete sie bei der britischen Botschaft. Hier verliebte sich ein englischer Lord in sie und sie heirateten. Doch nach drei Monaten wurde er über Nacht des Landes verwiesen und seine Frau musste zurückbleiben. Was er ahnte, geschah: Sie wurde nach drei Tagen verhaftet. Aber auf seinen Rat hin hat sie sich seine Adresse gemerkt. Man gab ihr den Rat, doch ihrem Mann zu schreiben. Nach 22 Jahren? Sie zweifelte, tat es dann doch, und erhielt prompt die Antwort: “Ich habe dich immer geliebt und dich mein ganzes Leben lang gesucht. Ich warte auf dich!” Dann schickte er jemanden mit einem Privatflugzeug, der sie abholen sollte.
CMV-Materialsammlung
Zwei Menschen, die einander wirklich lieben und nicht einfach als Mittel zur sexuellen Befriedigung, Statussteigerung oder Selbstverwirklichung benutzen, wollen nicht, dass ihre Situation je anders wird. Jeder der beiden will, dass der andere ihn seiner bleibenden Hingabe versichert, und erwidert diese Versicherungen mit Freuden. Das „Gesetz“ der Gelübde und Versprechen passt also bestens zu unseren leidenschaftlichen Gefühlen, die wir hier und jetzt haben. Aber die Liebe in unserem Herz braucht es auch, um sich der Zukunft sicher zu sein.
Timothy und Kathy Keller – Ehe – Gottes Idee für das größte Versprechen des Lebens
Mit ihren feierlichen Worten bereitet die Frau vor, was im folgenden Vers noch grundsätzlicher über die Macht der Liebe gesagt wird. 6a Archäologische Grabungen im Gebiet Israels haben bisher rund 8000 sogenannte Stempelsiegel zutage gefördert (Keel 246). Sie hatten eine wichtige Funktion im Geschäftsleben, denn sie dienten dazu, Briefe und Verträge zu authentifizieren. Das Siegel war gleichsam die juristische Identität einer Person: Wer es hatte, konnte im Namen der Person frei agieren, wie z.B. Josef für den Pharao (1Mo 41,42–44), Isebel für Ahab (1Kön 21,7–8) oder Haman und später Mordechai für den persischen König (Est 3,10.12; 8,2.10). An einer Stelle spricht Gott in bildlicher Weise davon, Serubbabel zu seinem »Siegel« zu machen, d.h. zu seinem Bevollmächtigten, der wissen darf, dass hinter ihm die Autorität Gottes steht (Hag 2,23; vgl. Jer 22,24). Weil das Siegel Macht bedeutete, musste man es vor Missbrauch schützen, indem man es ständig am Körper trug, entweder an einer Schnur um den Hals (vgl. 1Mo 38,18.25), um das Handgelenk oder als Fingerring (z.B. Jer 22,24). Siegel konnten wegen ihrer Bedeutung auch die Funktion von Amuletten, d.h. Schutzzeichen, übernehmen, wie altorientalische Funde zeigen. Auf diesem Hintergrund bedeutet die Aussage Lege mich als Siegel an dein Herz Folgendes: Die junge Frau möchte so nah bei ihrem Mann sein wie sein Siegel. Sie möchte fest und andauernd zu ihm gehören, zu einem Teil seiner Identität werden. Im öffentlichen Leben möchte sie im Namen ihres Mannes auftreten bzw. unter seinem Namen bekannt sein. Alle sollen wissen, dass sie jetzt für immer zu ihm gehört (Seybold 117). Auf eine etwas andere Weise wird das Bild vom Siegelring in der ägyptischen Liebeslyrik verwendet, wo der Liebhaber scherzhaft beschreibt, wie seine Geliebte ihn anlockt, bändigt und dann mit ihrem Siegel brandmarkt, um ihn zu ihrem Eigentum zu machen (nach Schott 63): Trefflich kennt sich aus im Schlingenwerfen die Geliebte, ohne für Viehsteuer aufzukommen. Sie wirft Schlingen gegen mich mit ihrem Haar. Sie lässt mich eingefangen werden mit ihrem Auge. Sie lässt mich gebändigt werden mit ihrem Schmuck. Sie brandmarkt mich mit ihrem Siegelring.
An einer anderen Stelle wünscht sich der Liebhaber, immer in der Nähe der Geliebten zu sein, und ruft aus (Schott 67): Ach wäre ich ihr Siegelring! Natürlich ist der Ton der Hohenlied-Stelle wesentlich ernster als bei den ägyptischen Textbeispielen. Die Textbeispiele zeigen aber die Verbreitung des uns heute unbekannten Motivs auf. In der Urgeschichte wird gesagt, dass Mann und Frau »ein Fleisch« werden, also eine gemeinsame Wesenheit bilden (1Mo 2,24). Auch beim Bild des Siegels geht es darum, dass die beiden Partner miteinander identifiziert werden, dass sie als eins gesehen werden. Über die Urgeschichte hinausgehend schließt das Bild vom Siegel aber, wie gesagt, auch die öffentliche Dimension ein. So war es im alten Israel wie auch in der Umwelt Brauch, einen Ehevertrag zu schließen. Hinter der Aussage vom Siegel steht also mehr, als man vielleicht zunächst erwarten würde. Doch nur eine solche tiefer gehende Auslegung ist angemessen im Blick auf die folgenden inhaltsschweren Aussagen, die mit dem Wort denn als Begründung anschließen. 6b Mit den Versen 6b und 7 verlassen wir die personale Sprache von »ich« und »du«, die sonst im Hohenlied vorherrscht, und kommen zu einer Reihe von vier allgemeingültigen Aussagen im Stile weisheitlicher Reflexion. Wie in der Sprücheweisheit werden hier Beobachtungen gegeben, aus denen der Einzelne für sein Leben die entsprechenden Schlüsse ziehen soll. Mit dem Wort denn knüpfen die Aussagen begründend und erklärend an den vorangehenden Satz, aber in weiterem Sinne auch an den gesamten vorangehenden Text des Hohenliedes an. Das Wort Liebe (’ahăvāh) und das zugehörige Verb »lieben« (’āhav) kommen im Alten Testament rund 250 Mal vor. Von der Bedeutung her verteilen sich die Vorkommen relativ gleichmäßig auf fünf Bereiche: die freundschaftliche Liebe zwischen Menschen (z.B. von Vater zu Sohn, 1Mo 22,2); die Liebe zwischen Mann und Frau (z.B. 1Mo 29,30); die Liebe zu Dingen (Isaak liebt Wildbret, 1Mo 27,4; Gott liebt Gerechtigkeit Ps 11,7); die Liebe von Gott zu Menschen (5Mo 4,37); die Liebe von Menschen zu Gott (2Mo 20,6).
Alles in allem lässt sich sagen, dass das hebräische Wort ’ahăvāh in seiner Bedeutung weitgehend dem deutschen Wort »Liebe« entspricht. Stark wie der Tod ist die Liebe: Der kompakte Satz, der im Hebräischen aus nur drei Wörtern besteht (»stark / wie-der-Tod / Liebe«), weist uns an, den Tod und die Liebe gedanklich in Beziehung zu setzen, und als Vergleichspunkt mit dem Wort stark zu beginnen: Der Tod ist eine Urmacht über das menschliche Leben, er trifft jeden, schicksalhaft und unentrinnbar. Gleiches gilt für das Verlangen nach Liebe, als gewaltige Triebkraft im Leben des Menschen, der wir vielleicht ebenso schicksalhaft ausgeliefert sind wie dem Tod. Doch geht es nicht nur um den abstrakten Vergleich der Macht von Liebe und Tod, sondern mehr noch um ein Kräfte-messen. So meint die Textzeile auch: Die Macht der Liebe steht der Macht des Todes ebenbürtig gegenüber (Heinevetter 190–198; Keel 247). Viele Bilder, die das Hohelied im Zusammenhang mit der Liebe verwendet, stehen für Leben und Lebenserneuerung: etwa der ➛ Lotus, der nach dem Rückgang der alles vernichtenden Nilüberschwemmung als Erster wieder über dem Wasser erblüht, oder die ➛ Gazelle, die in der kargen, scheinbar lebensfeindlichen Steppe ihre Jungen säugt. In mehrfacher Hinsicht besiegt die Liebe den Tod: Geliebt sein bedeutet erfüllt leben. Liebe ist Lebensglück. Das Gegenteil davon ist Einsamkeit, missachtet werden, Trauer, Tod. Durch die Liebe entsteht auch ganz konkret neues Leben. Mit der Schöpfung wird Tieren und Menschen der Segen der Fruchtbarkeit zugesprochen (1Mo 1,22.28). Nach der Verstoßung aus dem Garten muss zwar der Einzelne sterben, doch seine Nachkommen leben weiter (1Mo 5). Das Weiterleben der Familie ist nach alttestamentlichem Denken von besonderer Bedeutung. Menschen ringen um Nachkommen, wie z.B. Abraham (1Mo 15ff.) oder Hanna (1Sam 1). Auch gibt es im alttestamentlichen Recht die Institution der »Schwagerehe«, bei der ein Verwandter stellvertretend für den Verstorbenen ein Kind zeugte, um dessen Familienlinie zu erhalten (Rut; 5Mo 25,5–10; 1Mo 38; vgl. 4Mo 27,4; Ri 21).
Wer liebt, setzt sich für das Leben anderer ein. Keel (S. 248) führt Beispiele aus dem Alten Testament an, wo Frauen um der Liebe willen ein Töten verhindern: Michal (1Sam 19,9–17), Abigail (1Sam 25), die Frau aus Maacha (2Sam 20,14–22) und Rizpa (2Sam 21,8–14). Auch in diesem Sinne bedeutet Liebe Leben.
Schließlich und endlich ist es aber die Liebe Gottes, die auf umfassende Weise den Tod besiegt hat und besiegen wird. Hart wie das Totenreich die Leidenschaft: Die zweite Zeile steht zur ersten parallel und ergänzt sie in ihrer Bedeutung. Das Alte Testament kennt, anders als die Religionen seiner Umwelt, keine Lehre von einem schattenhaften Weiterleben der Verstorbenen in einem Totenreich. Doch wird der Begriff an einigen poetischen Textstellen in einer bildlichen Weise verwendet. Das Totenreich ist hart, weil es keinen Menschen verschont und keinen, der einmal dort gewesen ist, wieder entlässt. Leidenschaft: Das hebräische Substantiv qin’āh, das zugehörige Verb qānā’ sowie das Adjektiv qannā’ bedeuten »für jemanden oder etwas eifern« oder »auf jemanden eifersüchtig sein«. Es geht um Liebe, die einen Besitzanspruch geltend macht bzw. die sich gegen eine Schmälerung ihres Anspruchs behauptet (Delitzsch 129). Gott selbst ist nach der Bibel ein eifernder Gott (2Mo 20,5), der z.B. durch Israels Götzendienst zu Eifersucht und Zorn gegen sein Volk gereizt wird (Hes 5,11–13), der aber auch mit großem Eifer für sein Volk eintritt (Jes 42,13). Gegenüber dem allgemeinen und eher statischen Begriff Liebe der ersten Zeile wird mit der Leidenschaft noch konkreter aufgegriffen, wovon das Hohelied handelt: die Liebessehnsucht, das unbändige Verlangen, der Wunsch, einen anderen Menschen ganz zu besitzen und ihm ganz zu gehören. Eine solche Leidenschaft hat auch eine dunkle Seite. Sie kommt vor allem dann zum Tragen, wenn Liebe nicht gelingt, z.B. wenn sich der/die Verschmähte in Eifersucht verzehrt, wenn Liebe den anderen erdrückt oder wenn Leidenschaft so außer Kontrolle gerät, dass Grenzen überschritten werden, wie etwa bei der Vergewaltigung oder anderen Formen von Misshandlung. Während also in der ersten Zeile ein eindeutiges Gegenüber zwischen der Macht der Liebe und der des Todes angesprochen ist, ist die zweite Zeile mehrdeutig: Leidenschaft und Totenreich können unversehens in eine verhängnisvolle Nähe zueinander rücken. Liebe ist eine Macht, die zum Leben führt, doch sie hat auch eine dunkle Seite, die zum Tod führt – im bildlichen, aber im Extremfall auch im wörtlichen Sinne. Die dunkle Seite der Leidenschaft ist dem alttestamentlichen Menschenbild nicht fremd, was nicht nur die Gesetzestexte zum Sexualstrafrecht zeigen, sondern auch einige Erzählungen. Zu nennen sind zum Beispiel die versuchte Misshandlung von Männern in Sodom (1Mo 19); die Vergewaltigung der Dina und die Vernichtung der Stadt Sichem (1Mo 34); die Vergewaltigung der Nebenfrau des Leviten und der anschließende Bürgerkrieg (Ri 19); der Ehebruch mit Batseba und die Ermordung ihres Ehemanns (2Sam 11); die Vergewaltigung der Tamar, der »Ehrenmord« und weitere sich daran anschließende Verwicklungen (2Sam 13). Das Hohelied thematisiert die dunkle Seite der Leidenschaft nicht direkt. Sein Anliegen ist zu zeigen, wie mit der gewaltigen Macht der Liebe auf eine gute, positive Weise umgegangen werden kann. Ihre Gluten sind Feuergluten: In einem weiteren Bild werden Liebe und Leidenschaft nun mit einem Feuer verglichen. Das Bild hat wieder zwei Seiten: Feuer kann wärmen, aber auch verbrennen. Das dann folgende Wort für göttliche Flamme, hebr. schalhävätjāh, ist in seiner Bedeutung umstritten und muss seiner Wichtigkeit wegen etwas ausführlicher besprochen werden. Zunächst gibt es einige Ausleger, die das Wort mit einer Aussprachevariante als schalhăvōtêhā lesen, in der Bedeutung »ihre Flammen« (z.B. Stoop-van Paridon 437–439). Die ganze Zeile würde dann lauten: »Ihre Gluten sind Feuergluten, ihre Flammen.« Jedoch wirkt der Satz im Zusammenhang unvollständig. Die meisten Ausleger folgen daher der von den jüdischen Überlieferern festgehaltenen Aussprache als schalhävätjāh. Es handelt sich dann um eine Zusammensetzung des Wortes schalhävät für »Flamme« und einer Kurzform für den Namen Gottes. Zwar wird gegenüber dieser Deutung kritisiert, dass zwischen schalhävät und jāh ein Bindestrich stehen müsste. Doch auch die häufige Kombination hallәlu-jāh, d.h. »Lobt den HERRN«, erscheint in der Bibel gelegentlich ohne Bindestrich. In der Handschrift Codex Leningradensis nur in Ps 106,1, in anderen hebräischen Handschriften aber weitaus häufiger. So muss der fehlende Bindestrich nicht irritieren. Einige Ausleger weisen darauf hin, dass die Kombination eines Wortes mit der Bezeichnung Gottes manchmal auch einfach steht, um die Bedeutung des Wortes zu unterstreichen. Dementsprechend übersetzen sie in Hld 8,6 »gewaltige Flamme« und lassen den Gottesbezug in der Übersetzung aus (z.B. Einheitsübersetzung, Gute Nachricht Bibel ). Die Beispielstellen, die eine solche Übersetzung rechtfertigen sollen, sind allerdings rar und meist anders zu verstehen: Richtig ist z.B., dass das »Gottesfeuer« in Hiob 1,16 nicht im engen Sinne von Gott verursacht ist. Andererseits haftet ihm dennoch etwas Überirdisches (Numinoses) an, da es »vom Himmel fiel« und sicher nicht menschlichen Ursprungs ist. Gemeint ist also nicht einfach ein »gewaltiges Feuer«, sondern eher ein »dämonisches Feuer«. Ähnliches gilt für den »Gottesschrecken« in 1Sam 14,15: Er tritt in Verbindung mit einem Erdbeben auf, das die Philister als Eingreifen Gottes bzw. der Götter erkennen. Es geht also nicht nur um einen »gewaltigen Schrecken« allein, sondern um ein erschrecktes Bewusstwerden darüber, dass die jenseitige Welt spürbar auf das Kampfgeschehen Einfluss nimmt. Auch Rahels Aussage in 1Mo 30,8 »Gotteskämpfe habe ich mit meiner Schwester gekämpft« meint nicht einfach »gewaltige Kämpfe«. Weil Jakob sie gegenüber ihrer Schwester vorzieht, macht Gott sie zum Ausgleich eine Zeit lang unfruchtbar. Gegen diese gottgegebene Unfruchtbarkeit kämpft sie an. Entsprechend kann auch bei den anderen Stellen argumentiert werden, die gelegentlich für dieses Argument angeführt werden (Davidson 2007, S. 624–630). Ganz bestimmt ist davon auszugehen, dass in den zentralen Versen des Hohenliedes der Name Gottes nicht einfach so »nebenbei« fällt, sondern dass er bewusst gesetzt ist. Liebe und Leidenschaft sind keine rein biologische Gegebenheit, sondern eine Macht aus dem Bereich der Ewigkeit (vgl. Fischer 37; Müller 1992, S. 85), eine Gabe Gottes, der der Ursprung aller Liebe und aller Leidenschaft ist. Die Übersetzung als »Flamme Jahs« oder »Gottesflamme« ist daher durchaus zu rechtfertigen. Wenn numerologische Zusammenhänge in Hld 8,6b-7 eine Bedeutung haben (siehe oben Kontext und Aufbau), dann ist möglicherweise auch die folgende Beobachtung kein Zufall: Das hebr. Wort für Gottesflamme besteht aus 7 Buchstaben, und der Zahlenwert des Wortes beträgt 77. Die Zahl 7 symbolisiert in der Bibel die göttliche Vollkommenheit. Wurde dieses sehr spezielle Wort also bewusst eingesetzt, um sowohl inhaltlich als auch numerologisch einen Bezug zu Gott und der Vollkommenheit seiner Liebe herzustellen? Insgesamt sagt der Satz aus, dass die Liebe eine Gabe Gottes ist. Die Liebe zwischen Menschen hat ihren Ausgangspunkt in der Liebe Gottes. Und andersherum: In der Liebe zwischen Mann und Frau nimmt die Liebe Gottes Gestalt an. Anders als die Liebe Gottes hat menschliche Liebe zwar nicht die Kraft, in einem geistlichen Sinne zu erlösen. Aber sie wird zum wichtigsten Kennzeichen eines Lebens als Erlöste (Joh 13,34f.).
Edition C Bibelkommentar Altes Testament
Auch in Vers 6 und 7 spricht Sulamith. Aber wieder so, daß sie vom Geliebten zitiert wird. Er möchte uns ihr Bild in die Seele schreiben. »Lege mich«, sagt sie zu ihrem Geliebten, »wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm!« (V. 6). »Siegel« gehörten zu den wichtigsten Utensilien der alttestamentlichen Zeit. Das Siegel verbürgte die Echtheit eines Gegenstands, trug die ganze Autorität seines Eigentümers und durfte nur von dem Berechtigten beseitigt werden. Man versiegelte z.B. »Bücher, Briefe, Prophezeiungen und Rechtsdokumente«486 (1Kö 21,8; Jes 8,16; 29,11; Jer 32,10ff; Dan 12,4.9). Wer das Siegel eines Königs besaß, übte dessen Macht aus (Josef 1Mo 41,42; Haman Est 3,10). Siegel existierten in zwei Formen: als Zylindersiegel (Rollsiegel) oder als Stempelsiegel. Häufig trug man das Siegel an einer Kordel um den Hals (1Mo 38,18). In einem solchen Falle konnte man das Siegel buchstäblich »auf das Herz legen«: als Ausdruck der Wertschätzung und des Schutzes, als Ausdruck des unbedingten Festhaltenwollens. In anderen Fällen faßte man das Siegel in einen Ring und trug es dann in dieser Form an der Hand oder am »Arm«. Sulamith spielt hier auf beides an: auf »ein Siegel«, das man »auf das Herz legen« konnte, und auf »ein Siegel«, das man am »Arm« trug. Ist sie das »Siegel« des Geliebten, dann spiegelt sich in ihr seine Autorität, seine Wertschätzung, ja geradezu seine Gegenwart. Unwillkürlich wird man daran erinnert, daß die davidischen Könige und die Träger der messianischen Verheißungen als Gottes »Siegelring« galten (Jer 22,24; Hag 2,23; Sir 49,13; Lk 15,22). So nahe also will Sulamith dem »Herzen« Salomos stehen! Und nun kommt der Satz, auf den das ganze Hohelied zulief: »Denn Liebe ist stark wie der Tod, Leidenschaft unbeugsam wie das Totenreich« (V. 6). Weil Liebe so ist (»Denn«), will sie dem Geliebten nahe sein wie ein Siegel auf Herz und Haut. Mit Recht bemerkt die Neue Jerusalemer Bibel zu unserer Stelle: »Nirgendwo wurde bisher im Hohenlied die Liebe definiert. Das geschieht hier …« (S. 916). Um die »Liebe« zu bestimmen, sagt der Dichter durch Sulamith, sie sei »stark wie der Tod«. »Der Tod« ist so »stark«, daß Jesus seinetwegen weinte (Joh 10,35). Er ist so »stark«, daß er den Sturz des Antichrist, des falschen Propheten und des Teufels überdauern wird (Offb 19,17–20,10). Erst ganz zum Schluß muß er Jesus weichen. Deshalb schreibt Paulus: »Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod« (1Kor 15,26). Doch nicht weniger »stark« ist die »Liebe«. Um es ganz schlicht zu sagen: Wer wirklich liebt, der stirbt lieber, als von seiner Liebe zu lassen. Was das bedeutet, wird im folgenden noch auszuführen sein. Viele vergessen, daß neben diesem »Liebes«-Satz noch ein zweiter steht: »Leidenschaft ist unbeugsam wie das Totenreich« (V. 6). Für »Totenreich« steht im Hebräischen »Scheol«, im Griechischen »Hades«. Gemeint ist also die Macht, die die Verstorbenen bis zur Auferstehung unter ihrem Verschluß hält (der Genosse des Todes nach Offb 20,13f). Sie ist »hart« – so wörtlich die hebräische und die griechische Bibel. Ja, sie ist »grausam«, »hartnäckig«, von außen unlenkbar – mit einem Wort: »unbeugsam«. Statt »Leidenschaft« könnte man auch, vielleicht noch besser, übersetzen: »Eifer«. Meist wird das entsprechende hebräische Wort für Gottes Eifer zugunsten seines Volkes, aber auch für Gottes Eifer und Zorn gegen seine Feinde gebraucht.491 Besonders interessant sind in diesem Zusammenhang Hes 16,38.42 und 23,25, wo Gott den Geliebten und Israel die untreue Geliebte darstellt und Gottes »Eifer« gegen Israel entbrennt. So ist es auch hier in Hl 8,6: Der »Eifer«, die »Leidenschaft«, das geliebte Wesen zu besitzen, kennt keine Kompromisse. So wenig »wie das Totenreich« die Toten, so wenig gibt die »Leidenschaft« den Geliebten bzw. die Geliebte wieder heraus. Lieber sterben, als ihn/sie zu verlassen! »Ihre Glut«, sagt Sulamith weiter, »ist Feuerglut, eine Gottesflamme« (V. 6). Die »Feuerglut« der Liebe verzehrt in ihrer Eifersucht alle Feinde dieser Liebe. Sie verzehrt aber auch alles Unpassende. Liebe reinigt! Das letzte Wort von V. 6 ist geheimnisvoll. Liebe als »Gottesflamme« – was ist das? Eigentlich heißt es hier: »Flamme Jahwes«. Aber ist die letzte Silbe, »jah«, wirklich eine Abkürzung des »Jahwe«-Namens? Muß man sie nicht wie die griechische Bibel (LXX) als Herkunftsbezeichnung (»ihre Flammen«) verstehen? Aber das wäre bloße Wiederholung. Man hat vom Zusammenhang her doch viel eher den Eindruck, daß hier eine Steigerung vorliegt: »wie der Tod« – »wie das Totenreich« – »Feuerglut« – »Gott«. Heißt es hier, wie wir annehmen, tatsächlich »Gottesflamme«, dann ist der Sinn: Von »Gott« gesandte »Flamme«.492 Wie Gottes Gerichtsfeuer alles wegsengt, was Gott widerstrebt, so brennt diese Gottesflamme der Liebe alles nieder, was nicht zu ihr paßt und was ihr den Weg versperren will. Schon lange haben die Ausleger bemerkt, daß Hl 8,6 mit dem Ausdruck von der »Gottesflamme« die einzige Stelle im Hohenlied ist, wo der Name »Gottes« vorkommt. Das kann kein »Zufall« sein. Vielmehr lautet die Botschaft dieses Verses: »Gott« und die »Liebe« gehören ganz eng zusammen. Was das bedeutet, wird ebenfalls später noch darzulegen sein. Auch in V. 7 spricht noch Sulamith, zitiert durch den Geliebten: »Viele Wasser können die Liebe nicht auslöschen, und Ströme sie nicht ersäufen«. »Wasser« ist in der Bibel ein eigenartiges Bildwort. Es bezeichnet einerseits das Lebensnotwendige, sogar den Heiligen Geist. Andrerseits bezeichnet es das Lebensfeindlichesc. Im letzteren Sinne ist es hier gebraucht. Dabei erinnert Hl 8,7 stark em Jes 43,2: »Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, daß dich die Ströme nicht ersäufen sollen«. »Die Liebe« ist also stärker als »viele« Feinde und Zerstörungskräfte. Aber sie ist auch allem Geld und Reichtum überlegen: »Wenn einer alle Güter seines Hauses um die Liebe geben wollte, es träfe ihn nur Spott und Hohn«. Man vgl. damit Bileams Wort in 4Mo 22,18. Es gibt eben Güter, die man nicht mit Geld erkaufen kann: die »Liebe« ebenso wenig wie den Segen. Ob hier auf den Brautkauf angespielt ist, wie manche Ausleger meinen, muß offen bleiben. Viel wuchtiger als der Vergleich mit dem Brautpreis ist der Vergleich mit Salomo. Denn Salomo ist doch »einer«, der im Besitz »aller Güter«, im Besitz unermeßlicher Reichtümer ist! Aber auch Salomo kann sich die »Liebe« nicht kaufen. Mit »Spott und Hohn« würde er abblitzen. Um so schöner ist es – und das unterstreicht der Geliebte mit diesem Zitat –, daß er Sulamiths herrliche Liebe besitzt! Für die Liebe auf der menschlichen Ebene gehören diese Verse zum Einprägsamsten und Wesentlichsten, was je zu diesem Thema gesagt wurde. Wenn hier die Geliebte ein »Siegel« sein will, dann sucht sie Schutz. Bis heute sind Schutz und Bewahrung der Frau wichtige Aufgaben des Mannes. Daran wird keine Diskussion über die beiderseitigen »Rollen« und keine feministische Ideologie etwas ändern. Aber das Bild vom »Siegel« zielt nicht nur auf Schutz, sondern auch auf Wertschätzung. Ein Mann ohne Siegel war im politischen, juristischen wirtschaftlichen Bereich höchstens begrenzt teilnahmefähig. Für manche Bereiche galt sogar der Satz: Das »Siegel« ist wie der Mann selbst. Und so, gewissermaßen wie der Mann selbst, will die Frau wertgeachtet sein. Von Hl 8,6 ist der Weg nicht mehr weit zu Eph 5,28f. Vermarktung und Verachtung der Frau werden durch Hl 8,6 ausgeschlossen. Weiter ist die Verbindung von »Herz« und Hand (»Arm«) in Hl 8,6 geradezu klassisch. Eine reine »Liebe des Herzens« ohne praktische Fürsorge bleibt platonisch-wertlos, eine praktische Fürsorge mit der Hand ohne die Liebe des Herzens unbefriedigend-kalt. Nicht umsonst pflegte man früher um »Herz und Hemd« der Geliebten »anzuhalten«. Das Dritte, was uns Hl 8,5–7 zu bedenken gibt, ist die Kraft der Liebe. Wahre Liebe ist ausdauernd. Wahre »Liebe« gibt sich sogar in den »Tod«. Sie opfert sich für den andern. Das ist auch eine geistige Wahrheit. Denn oft muß der Egoismus sterben, bevor eine Ehe glücklich werden kann. Aber eine Auswirkung dieser Kraft zeigt sich auch darin, daß die Liebe besitzen will. Sie kann nicht alles mit anderen teilen-und soll es auch nicht. Das Wort von der »unbeugsamen Leidenschaft« verpflichtet vielmehr jeden Partner, keinen Anlaß zur Eifersucht zu geben. Es verpflichtet beide, auf sog. »Dreiecksverhältnisse« zu verzichten. »Stark wie der Tod« und »unbeugsam wie das Totenreich« bedeutet edier auch, daß man sich nicht auseinanderbringen läßt. Hier klingt schon die lebenslange Dauer einer Ehe an. Wie total anders sind jene Verhältnisse, wo man laufend den Partner wechselt, wo man laufend ein- und auszieht! »Liebe« im Sinne des Hohenliedes ist das nicht, nicht einmal »Leidenschaft«, sondern höchstens ein »freier Markt der eheähnlichen Verhältnisse«. Das Vierte, was uns in Hl 5–7 begegnet, ist die Erkenntnis, daß wahre Liebe eine Gottesgabe ist. Nicht umsonst heißt die »Liebe« im Hl 8,6 »eine Gottesflamme«. Gottesgabe aber heißt zweierlei: Freude und Verantwortung. Wir stehen also vor der Frage: Danken wir genug für die menschliche Liebe, die uns geschenkt wird? Und wie gehen wir verantwortlich mit dem geliebten Menschen um? Können wir dafür einmal Rechenschaft geben vor Gott? Fünftens: Liebe ist weder käuflich noch ein Tauschgegenstand. Sie ist auch nicht zu ertrotzen. Sie läßt sich nicht einmal gewaltsam »herbeibeten«. Sie ist frei, sich zu schenken oder nicht. Das ist der Sinn des Satzes: »Wenn einer alle Güter seines Hauses um die Liebe geben wollte, es träfe ihn nur Spott und Hohn«. Werfen wir noch einen kurzen Blick auf die alte jüdische Auslegung. Sie war auch an dieser Stelle (V. 5–7) von der geistlichen Deutung bestimmt. Öfters kombinierte man die geistliche Deutung mit der heilsgeschichtlichen. Dafür einige Beispiele: Das »heraufsteigen aus der Wüste« (V. 5) deutete der Midrasch Rabba auf den Exodus aus Ägypten. Eine der Deutungen von V. 6 geht im Midrasch Rabba auf die Freiheit von der Fremdherrschaft, die durch Gottes »Liebe« zu Israel möglich wird. Dementsprechend sieht der Midrasch Rabba in den »Wasserströmen« von V. 7 die Nationen, die Gottes »Liebe« zu Israel »nicht auslöschen können«. Sogar die seltsame Auslegung von Hl 8,5 im Talmud, wonach die hebräischen Frauen in Ägypten unter »Apfelbäumen« gebaren, läßt die heilsgeschichtliche Deutung von Hl 8,5 auf den Exodus erkennen.
Wuppertaler Studienbibel
Mit diesen Worten wird der Liebesbund erneuert. Der Siegel oder Siegelring war das Zeichen der Macht (beispielsweise in 1. Mose 41,42; 1. Könige 21,8) und wurde an der rechten Hand getragen (Jeremia 22,24) oder auf dem Herzen an einer Schnur um den Hals (1. Mose 38,18). Er war ein Juwel, von dem man sich nicht trennte. Sulamith deutet damit an, dass sie Salomos teuerster und kostbarster Besitz sein will. Er soll sie auf eine Weise besitzen, dass er sich niemals von ihr trennen wird. Der Grund dafür liegt in der Natur der Liebe, die gerade beschrieben wird. Das Wort hier lautet ahavah, welches die Vorstellungen von dod und ra’eyah enthält und noch darüber hinausgeht. Das Wesen des Liebesbundes zwischen Salomo und Sulamith, der jetzt erneuert wird, fordert von Salomo, sie so anzunehmen, dass die beiden unzertrennlich sind. Die Energie dieser Liebe wird mit der Energie des Todes und des Scheols verglichen, denn die Liebe und die Leidenschaft der Liebe sind ihr gleich. Das hebräische Wort für »stark« bedeutet mächtig. Einerseits kann es eine Person bezeichnen, die angegriffen wird, aber nicht überwältigt werden kann (z. B. 4. Mose 13,28). Auf der anderen Seite, falls der Mächtige selbst der Angreifer ist, kann man ihm nicht widerstehen (z. B. Richter 14,18). Hier wird der Tod als mächtig betrachtet und nichts kann ihm widerstehen (vgl. Jeremia 9,21). Niemand kann sich gegen den Tod behaupten bzw. ihm entfliehen. Alle müssen sich ihm schließlich unterwerfen. Die Art von Liebe, die Sulamith beschreibt, ist so mächtig wie der Tod, denn auch sie kann die Menschen mit unwiderstehlicher Macht ergreifen. Wen auch immer der Tod angreift, der muss sterben. Und wen auch immer die Liebe angreift, der muss lieben. So wie der Tod alles Lebendige tötet, so tötet auch die Liebe alles, was nicht das Objekt der Liebe ist. Die Leidenschaft der Liebe ist hart wie der Scheol. Leidenschaft, richtig angewandt, macht ihr Recht auf Besitz oder Eigentum geltend. Somit ergreift die Leidenschaft der Liebe voll und ganz Besitz vom Objekt der Liebe, so wie der Scheol voll und ganz die Toten besitzt (Psalm 49,13–15). Die Leidenschaft entbrennt gegen jeden, der den Versuch macht, das Eigentumsrecht zu verletzen. Weil die Liebe stark ist wie der Tod, gibt sich Sulamith dieser Liebe hin, und zwar unter der Bedingung, dass Salomo nur sie lieben und für all die anderen wie tot sein wird, und alle anderen werden für ihn tot sein. Weil die Leidenschaft der Liebe auch hart wie der Scheol ist, verbirgt sie sich in dieser Leidenschaft als Sicherheit gegen jede Untreue. Diese Art Liebe ist außerdem die »Flamme Jahs«. Im Hebräischen ist das eine Flamme der heftigsten Art, eine Flamme von hell scheinenden und feurigen Blitzen. Die rechte Liebe ist keine Flamme, die von Menschen angezündet wurde, sondern von Gott. Das ist die einzige Stelle im ganzen Buch, wo Gott erwähnt wird. Er ist die Quelle dieser Liebe, und vor ihm wird der Liebesbund erneuert. Außerdem kann nach Vers sieben diese Art Liebe nicht durch mächtige Wasser ausgelöscht werden, auch können Flüsse sie nicht überfluten, um sie fortzuschwemmen. Keine widrigen Umstände, seien sie auch noch so groß, können diese Art Liebe auslöschen, denn die Flamme Jahs ist unauslöschlich. Auch kann man diese Liebe nicht kaufen, und jeder Versuch, sie zu kaufen, würde verspottet und als Verrücktheit betrachtet werden. Somit kann nichts Sulamiths Liebe zum König verändern – weder Umstände noch Geld. Der Liebesbund wird genau an dem Ort erneuert, wo er einst geschlossen wurde.
Zusammenfassung In Reflexion zwölf (8,5–7) reist das liebende Paar in die Heimat Sulamiths. Der Chor in Schunem fragt nach der Identität derer, die da kommen, und sieht, wie sich das Mädchen an ihren Geliebten lehnt, weil sie von der Reise müde ist (8,5a). Als sie sich dem Dorf nähern, weist Salomo auf den Apfelbaum hin, wo er sie einst schlafend fand und sie aufweckte. Dies kennzeichnet den Beginn ihrer Liebe, und somit begann die Liebe in der Nähe des Hauses, wo Sulamith geboren wurde (8,5b). Nun wünscht Sulamith die Erneuerung ihres Liebesbundes. Sie bittet Salomo darum, sie so zu besitzen, wie er einen wertvollen Siegelring besitzt, von dem er sich nie trennen will. Sie will sein teuerster Besitz sein, sodass er sich niemals von ihr trennen wird. Die Energie der Liebe wird mit der Energie des Todes und des Scheols verglichen. Wen der Tod überfällt, muss sterben, und wen die Liebe überfällt, muss lieben. Die Liebe ist stark wie der Tod, und so gibt sich Sulamith dieser Liebe hin, unter der Bedingung, dass Salomo nur sie lieben wird und dass er für alle anderen tot sein wird. Leidenschaft ist so unerbittlich wie der Scheol, und Sulamith sucht in der Leidenschaft dieser Liebe Schutz vor jeder Art von Untreue. Diese Art Liebe, die rechte Art von Liebe, ist von Gott. Er allein ist die Quelle dieser Liebe. Vor ihm wird der Liebesbund erneuert (8,6). Diese Art Liebe kann nicht durch widrige Umstände zerstört werden, auch kann man diese Art Liebe nicht mit Geld kaufen. Daher können weder Umstände noch Geld sie von der Liebe zum König trennen (8,7). Und so wird ihr Liebesbund dort erneuert, wo er zuerst geschlossen wurde.
Anwendung Nur eine Anwendung kann aus dieser Reflexion hergeleitet werden, aber es ist eine wichtige: die Erneuerung des Liebesbundes. Es ist gut, wenn die Liebenden in regelmäßigen Abständen über den Zustand ihrer Verbindung nachdenken, die sie bei der Brautwerbung und Eheschließung eingegangen sind, und diese auf irgendeine Weise erneuern. Manche Paare entscheiden sich dafür, noch einmal Hochzeit zu feiern und Flitterwochen zu verbringen. Andere haben verschiedene Mittel gewählt, die Liebesverpflichtung zu erneuern. Es gibt auch keinen besonderen Zeitpunkt im Leben, wo man dies tun sollte. Sulamith entschied sich, es nach einer hinreichenden Zeit von ehelicher Anpassungsarbeit zu tun. Das ist in der Tat eine gute Zeit, die Bindung zu erneuern, aber man kann das auch zu jeder anderen Zeit tun, wenn das Paar Verlangen danach hat. Ein weiterer guter Zeitpunkt für die Erneuerung des Liebesbundes ist nach der Errettung. Wenn die Eheschließung zu einem Zeitpunkt stattfand, bevor einer der beiden gläubig war, wurde Gott nicht in das Eheversprechen einbezogen. Somit ist es völlig in Ordnung, nach der Errettung, wenn die biblischen Eheprinzipien verstanden wurden, den Liebesbund vor dem Herrn zu erneuern.
Wenn möglich kann die Erneuerung des Eheversprechens am Ort der Brautwerbung stattfinden, so wie Sulamith es zu tun gedachte. Aber das ist nicht immer machbar, und die Erneuerung kann ebenso gut woanders vollzogen werden.
Arnold Fruchtenbaum – Das Hohelied – Ein biblisches Konzept der Liebe
Doch soll der Betreffende seine Bitte in einer Haltung des Vertrauens vorbringen und nicht in der Haltung des Zweiflers; denn wer zweifelt, gleicht einer Meereswoge, die – vom Wind aufgepeitscht – einmal hierhin und dann wieder dorthin getrieben wird. Neue Genfer Übersetzung 2013 – Jakobus 1:6
Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde ist gleich einer Meereswoge, die vom Winde bewegt und hin und her getrieben wird. Elberfelder 1871 – Jakobus 1,6
Doch wenn er diese Bitte vorbringt, soll er das mit Gottvertrauen tun und sich keinen Zweifeln hingeben. Ein Zweifler ist nämlich wie eine vom Wind gepeitschte hin- und herwogende Meereswelle. NeÜ bibel.heute Stand 2020 – Jak 1,6
Doch er soll voller Vertrauen bitten und keinesfalls zweifeln! Denn wer zweifelt, der ist wie eine Welle im Meer, vom Wind aufgepeitscht und hin und her geworfen. Roland Werner – Das Buch – 2009 – Jak 1:6
Jehovah erhört unsere Gebete – das ist klar. Aber gibt Jakobus 1,6 wirklich her, dass wir alles, worum wir „im Glauben beten“ auch erhalten?? Vers 5 ist hier wichtig, um den Vers nicht aus dem Zusammenhang zu reißen!
Die Gaben Gottes sind jedoch an gewisse Vorbedingungen geknüpft. Um in der Anfechtung der Weisheit Gottes teilhaftig zu werden, muß der Gläubige richtig bitten, d. h. erstens, er muß im Glauben bitten: Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht (diakrinomenos, das Wort für „zweifeln“, versinnbildlicht ein Schwanken). Er darf nicht zu Gott kommen wie eine Meereswoge, die vom Winde getrieben (horizontal) und bewegt (vertikal) wird. Gott hat kein Gefallen an einem Zweifler (dipsychos, wörtlich „ein Mensch mit zwei Seelen“; vgl. Jak 4,8), der unbeständig auf allen seinen Wegen ist wie ein schwankender, strauchelnder Betrunkener. Gottes Antwort hängt auch von der Glaubensfestigkeit des Bittenden ab.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Der folgende sechste Vers ist schwer zu verstehen: „Er soll aber im Glauben bitten, ohne sich Zweifeln hinzugeben.“ Eigentlich heißt es hier: „indem er an nichts zweifelt“. Aber der Kontext macht klar, dass es sich nicht um gelegentliche Anfälle von Zweifeln handeln kann, sondern dass eine innere Grundlinie gemeint ist. Die Bedeutung von „zweifeln“ für das Verb διακρίνεσθαι „ist nicht vor dem NT nachweisbar“, wie Friedrich Büchsel feststellt. Büchsel stellt ferner mit Recht fest, dass Zweifel eine Gespaltenheit bezeichnet, die sich auf unsere Gesamthaltung bezieht. Deshalb haben wir die Übersetzung „sich Zweifeln hinzugeben“ vorgezogen. Die Gegenüberstellung „Glaube“ – „Zweifel“ lässt sich erneut auf Jesus zurückführen (Mt 21,21; Mk 11,23). „Glaube“ bedeutet hier ein ungebrochenes Vertrauen auf Gott – und zwar einen Gott, der sowohl schenken kann als auch schenken will. Ist dieses ungebrochene Vertrauen nicht vorhanden, sondern wechselt der Mensch zwischen Vertrauen und Misstrauen, zwischen der Zuflucht zu Gott und der Zuflucht zu anderen Mächten und Voraussetzungen, dann „gleicht“ er „einer Brandung“. Der Vergleich mit der „Brandung, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird“, ist sehr eindrucksvoll. Er findet sich schon im AT (Jes 57,20) und ist im apostolischen Zeitalter beliebt, wie Eph 4,14; Jud 13 zeigen. Man darf dabei nicht vergessen, dass das bewegte Meer für den hebräischen Menschen immer etwas Unberechenbares und Unheimliches darstellte. Schäumende Brandung: Ist der Mensch, der bei sich selbst Halt sucht, oder der sich an anderen Menschen oder gar am Zeitgeist orientieren will, etwas anderes? Die biblische Lehre will zur Festigkeit führen, nicht zum Umhergetriebensein (vgl. I Tim 2,8).
Der rückhaltlosen Gebefreudigkeit Gottes entspricht es, wenn der, der um Weisheit bittet, vertrauensvoll betet und nicht zweifelt. Er bitte aber in vollem Vertrauen und ohne zu zweifeln. Welchen Grund zum Zweifeln hätte er auch? Jak verwendet hier wieder ein Jesuswort (Mt 21,21f). Wer glaubt und nicht zweifeltb, hat eine ungeheure Macht. Er kann sogar Berge versetzen und sie ins Meer stürzen lassen. LUTHER beschließt seine Auslegung des Vaterunsers – des letzten Wörtchens »Amen« – im Großen Katechismus mit einem Hinweis auf Jak 1,6: »Siehe, soviel ist Gott daran gelegen, daß wir gewiß sollen sein, daß wir nicht ümbsonst bitten und in keinem Wege unsere Gebete verachten.« Wer aber zweifelt, der ist wie eine Woge, die vom Wind hin- und hergeworfen wird. Er wendet sich mal auf die eine, mal auf die andere Seite. Er ist unbeständig und ruhelos. Zweifel entsteht dann, wenn in einem Menschen zwei Bewertungsmaßstäbe miteinander im Streit liegen, wenn ein Mensch sich nicht ungeteilt auf die Zusage Gottes, auf das Urteil Gottes und auf dessen Maßstab verlassen kann. Es ist, als ob sich zwei Stimmen zugleich melden. »Die eine Stimme in ihm sagt: Ruf Gott an, er verdient dein Vertrauen! Die andere Stimme sagt: Du betest umsonst, Gott denkt gar nicht daran, sich mit dir zu beschäftigen – schlimmer noch: so, wie du bist, hast du von ihm nichts zu hoffen.« In diesem Hin und Her ist viel Bewegung, und doch geht es nicht voran – wie beim Spiel der Wellen, die der Wind vor sich her treibt. Es ist eine innere Lebhaftigkeit ohne Ziel. In der Neuzeit ist der Zweifel zur Tugend geworden. Der Zweifel gilt hier als der Anfang der Weisheit. In der Bibel besteht der Anfang der Weisheit in der Gottesfurcht (Spr 1,7).
Hans-Jürgen Peters – Wuppertaler Studienbibel
Er bitte aber im Glauben“: Gott kann und Gott will geben. Er schenkt in lauterer Güte, ohne seine Willigkeit zu geben durch unser vergangenes Verhalten beeinträchtigen zu lassen. Dem entspricht nun von unserer Seite das lautere, uneingeschränkte Vertrauen. Der grenzenlosen Güte Gottes kann man – will man sie nicht in Frage stellen, beleidigen und verletzen – nur mit grenzenlosem Vertrauen begegnen. – „Und ohne im geringsten zu zweifeln“: Der Zweifel stellt Gott und seine Güte in Frage. Er zerstört unsre Gemeinschaft mit Gott und ist die Ursünde (1 Mo 3,4.5: Gott meint es gar nicht gut mit euch; er will euch bloß „druntenhalten“). – „Denn der Zweifler gleicht der Meereswoge, die vom Wind bewegt und getrieben wird:“: Er ist hin und her gerissen: jetzt vertraut er Gott einen Augenblick lang und dann ist er wieder voll Mißtrauen: „Ich empfang ja doch nichts.“ Luther hat gesagt, der Zweifler gleiche einem Bettler, der einen Augenblick sein Gefäß darbietet und es dann gleich wieder zurückzieht in der Furcht, ja doch nichts zu erhalten; einem solchen Menschen könne man ja nichts ausschöpfen.
F. Grünzweig – Wuppertaler Studienbibel
Nach Weisheit kann man im Glauben streben. Man sollte aufpassen, daß man nicht zweifelnd oder schwankend bittet. Der Glaube bittet zuversichtlich. Wir setzen unsere Zuversicht nicht in die eigene Person, sondern in den allweisen Gott. Unseren Mangel einzugestehen, hat nichts mit Schwäche zu tun. Vielmehr handeln wir im Glauben, wenn wir Gott vertrauen und uns auf Ihn verlassen. Die Schwankenden vertrauen nicht völlig. „Ohne irgend zu zweifeln“ steht im Mittel und sagt daher etwas über den Bittenden aus. Zunächst beschreibt dieser Vers einen Mangel leidenden Bittenden, dessen Haltung und Handlung ihn als Beter erkennen lassen. Er befindet sich nicht in einer öffentlichen Versammlung, sondern ist mit Gott allein. Er ist der Bittende, Gott der Geber. Nichts deutet darauf hin, daß besondere Wendungen gebraucht werden, wodurch andere als Zuhörer aufmerksam gemacht werden könnten. Dieser Mensch ist mit Gott allein, er ist allein, ohne leere Worte zu verwenden. Er als derjenige, der freien Zugang zu Gott hat, wird von einer Not bedrängt. Er bittet daher flehentlich und als von einer persönlichen Not Bewegter. Sowohl die Tatsache, daß er Gott bittet, als auch die Art und Weise seines Bittens heben nachdrücklich hervor, daß hier der Glaube tätig ist. Durch Glauben ist er mit Gott verbunden. Tatsächlich gewinnt der Glaube im gesamten vorliegenden Brief für uns als Gott Nahende große Bedeutung. Was immer uns fehlt – der Glaube erkennt, daß es in Gott volle Genüge gibt, um unserer Not zu begegnen. In V.5 verweist Jakobus den bittenden Heiligen an Gott und führt gute Gründe dafür an, warum er seine Bitte an Ihn richten sollte. Gott wird als gebender Gott beschrieben, wobei Seine Gaben stets die gleichen Merkmale aufweisen: unübertroffen, in überreichem Maße dargebboten und anliegenbezogen. Gott erinnert den flehenden Heiligen nicht ständig daran, daß Er ihm bereits gegeben hat. Auch wird Er weder ärgerlich noch ungehalten, wenn Sein Angebot abgelehnt und falsch gebraucht wird. Er gibt weiterhin. Nun wird in V.6 der Flehende belehrt, wie er Gott bitten soll: Es muß mit Zuversicht zu dem Gott geschehen, dem sein Flehen jetzt galt. Wer im Glauben bittet, läßt uneingeschränkte Zuversicht erkennen, bei der es kein Zweifeln und Schwanken mehr geben soll. Uns sollte es weder an Zuversicht fehlen, wenn wir Gott inständig bitten, noch sollte in uns etwas auf den Unglauben ansprechen (was für andere möglicherweise nie sichtbar, uns selbst und Gott aber bekannt wäre). Wir sollten in Einfalt und ohne untergeordnete Motive bitten. Hierin stimmen Paulus und Jakobus miteinander überein (siehe Röm 12,8; 2Kor 9,12.13). Mit dem anschaulichen Bild einer ruhelosen, von einem starken Wind umhergetriebenen Woge illustriert Jakobus auf einfache Weise das Hin und Her des unbeständigen Herzens. Wer im Glauben bittet, läßt den Anker des Glaubens hinab und befestigt ihn auf sicherem Felsengrund. Der Mensch des Glaubens bittet und bleibt in seinem Glauben an Gott felsenfest. Andere, ungläubige Menschen gleichen dem Auf und Ab des Meeres, ruhelos und unbeständig.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Wenn wir Gott in Verbindung mit Prüfungen um Weisheit bitten, sollten wir dies im Glauben tun. Wir sollten dabei den gleichen Glauben, das gleiche Vertrauen und die gleiche Zuversicht haben, wie man sie gegenüber einem liebevollen Vater haben sollte, der am Wohl seiner Kinder sehr interessiert ist. Wir sollten nicht den geringsten Zweifel daran haben, daß wir Weisheit benötigen und daß Gott sie uns gewähren wird. Der Bittende muß einen unerschütterlichen Glauben an Gott und Jesus Christus haben und davon überzeugt sein, daß sie bereit sind, ihn mit dem Nötigen zu versorgen. Er muß ferner die richtigen Beweggründe haben, das heißt, er muß seinen Sinn ausschließlich auf die Interessen des christlichen Glaubens und die Vorsätze Gottes gerichtet halten. Sein eigenes Wohl ist natürlich eng damit verknüpft, und daher wird ein solches Gebet auch in seinem eigenen Interesse sein (Mark. 11:24). … Jemand, der unsicher ist, ob Gott seine Bitten erhören wird, ist wirklich wankelmütig. Seine Unsicherheit beraubt ihn seines Herzensfriedens. Manchmal ist er voller Hoffnung und Zuversicht, und dann fällt er wieder in Hoffnungslosigkeit und Zweifel zurück. Er legt nicht all seine Angelegenheiten ganzherzig in Gottes Hand. Ein solcher Zweifler gleicht einer Meereswoge, die hin und her getrieben wird. Weil es ihm an fester Überzeugung fehlt, läßt er sich leicht vom Druck der Verhältnisse beeinflussen. (Vergleiche Epheser 4:14.)
Kommentar zum Jakobusbrief – jw.org
In den Versen 6-8 jedoch stellt Jakobus eine Warnung, eine Art Dämpfer auf. Ein Bittsteller darf zwar Weisheit erbitten, um eine Prüfung durchstehen zu können; aber er muss im Glauben bitten – Er bitte aber im Glauben (V. 6). Bitte steht im Imperativ Präsens: Bitte fortwährend, halte an im Gebet. Der Glaube ist die Sicherheit, dass Gott sowohl willens als auch fähig ist, zu antworten. Die Haltung bei der Bitte: ohne irgend zu zweifeln. Zweifeln ist das Gegenteil von Glauben; es ist ein Wort, das „innere Unentschlossenheit“ ausdrückt. In seinem Gebet soll der Gläubige bitten, „ohne irgend zu zweifeln“. Das ist die Bedingung für die Sicherheit von Vers 5. Wenn er „im Glauben bittet“, wird ihm Weisheit gewährt, weil Gott es versprochen hat. Wer zweifelt, ist wie eine Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Das griechische Wort bezeichnet aufeinander folgende Wellen, eine nach der anderen, vom Wind getrieben. Das Wort finden wir nur hier und in Lukas 8,24. Wie eine Welle wird der Zweifler bewegt und hin und her getrieben. Das Wort bewegt heißt „vom Wind seitlich getrieben werden“; hin und her getrieben bedeutet eigentlich „mit dem Wind steigen und fallen“. Gemeint ist also eine zweidimensionale Instabilität – horizontal und vertikal. Wieder gebraucht Jakobus die Gegenwartsform, um diese konstante Unruhe und Aufregung im Zweifler zu betonen. Die Wogen der See reagieren auf äußere Kräfte, weil Wasser keine innere Stabilität besitzt, um äußeren Kräften zu widerstehen. Das ist die Beschreibung eines Zweiflers: Er hat keine innere Stabilität durch seinen eigenen Willen. Und das ist der Grund für seine andauernde Unruhe, Aufregung und Unentschlossenheit. Ein solcher Mensch muss mit der Tatsache in Vers 7 konfrontiert werden: Der Zweifler wird schlicht und einfach keine Weisheit erhalten.
Von Gewalt des Scheols werde ich sie erlösen, vom Tode sie befreien! Wo sind, o Tod, deine Seuchen? wo ist, o Scheol, dein Verderben? Reue ist vor meinen Augen verborgen. Elberfelder 1871 – Hosea 13,14
Erst aus der Hand des Gruftreichs gelte ich sie ab, erst aus dem Tod erlöse ich sie. Herbei mit deinen Seuchen, Tod, herbei mit deinem Pestfieber, Gruft! Vor meinen Augen muß die Tröstung sich bergen. Buber & Rosenzweig – Hosea 13:14
Aus der Hand der Scheol würd’ ich sie auslösen, vom Tode sie freikaufen. Wo ist deine Pest, Tod, wo deine Seuche, Scheol? Reue ist vor meinen Augen verborgen. Die Philippson-Bibel – Hos 13,14
Aus der Hand der Unterwelt will ich sie erretten und vom Tod sie erlösen. Wo ist deine Strafe, Tod? Wo ist dein Stachel, Unterwelt? Ein Trost ist meinen Augen verborgen. Septuaginta Deutsch – Hos 13:14
der Trost ist vor meinen Augen verborgen Das mit „Trost“ übersetzte hebräische Wort noḥam kann auch die Bedeutung „Reue“ oder „Bedauern“ haben. Gott wird seinen Plan, für sein Volk den Tod zu überwinden, nicht „bereuen“ (d.h. seinen Willen nicht ändern). Paulus zitiert einen Teil dieses Verses in 1.Korinther 15,55.
Reformations-Studien-Bibel
Gott wird die Schuld Israels nicht vergessen, sie ist wie in einem Bündel eingeschnürt. Wenn der entscheidende Tag kommt, wird es dem Volk gehen wie dem Kind, das geboren werden soll und den Mutterschoß nicht verlassen kann, weil es sich quer gelegt hat. – Übers. und Deutung von V. 14 sind umstritten. Frühere Auslegungen verstanden den Wortlaut als eine Verheißung (ähnl. wie Paulus in 1. Kor 15,55, der die alte griech. Übers. zitiert). Doch hier im Zusammenhang erwartet man eher ein Gerichtswort: Tod und Hölle werden über Ephraim regelrecht herbeigerufen. Mitleid (das hebr. Wort kommt nur an dieser Stelle vor, deshalb ist die Bedeutung nicht gesichert) kennt Gott nicht mehr.
Stuttgarter Erklärungsbibel 2023
Gott wird die Schuld Israels nicht vergessen, sie ist wie in einem Bündel eingeschnürt. Wenn der entscheidende Tag kommt, wird es dem Volk gehen wie dem Kind, das geboren werden soll und den Mutterschoß nicht verlassen kann, weil es sich quer gelegt hat. – Die Bedeutung von V. 14 ist umstritten. Luthers Übersetzung folgt der alten griechischen, die von Paulus in 1Kor 15:55 zitiert wird. Hier im Zusammenhang erwartet man eher ein Gerichtswort als eine Verheißung. Der hebräische Text kann ohne Schwierigkeit in beide Richtungen verstanden werden. Die andere Möglichkeit würde lauten: »Aber sollte ich sie … erretten? Tod, ich selbst werde dir als Geißel zur Verfügung stehen, und dir Totenreich, als Pest. Mitleid (das hebräische Wort kommt nur an dieser Stelle vor, deshalb ist die Bedeutung nicht gesichert) kenne ich nicht mehr.«
Einführungen und Erklärungen aus der Stuttgarter Erklärungsbibel 2005
Soll ich sie aus der Gewalt der Unterwelt befreien? Im Alten Testament ist „Unterwelt“ ein Eigenname und kann eine poetische Personifizierung des Grabes sein (z. B. 1 Könige 2,6; Ps 141,7). Es kann aber auch das düstere Schicksal der Bösen nach dem Tod bezeichnen (z. B. Ps 49,14–15). Die ähnliche Formulierung wie in Ps 49,15 lässt vermuten, dass Hosea den „Tod“ Ephraims im zweiten Sinne, also als Verdammnis, versteht. Deshalb fragt sich Gott, ob er Ephraim vor solchen Folgen retten soll. Tod, wo sind deine Plagen? Wenn der Herr ihr starker Befreier ist, dann kann nicht einmal der Tod sie erschrecken oder ihnen schaden. In 1 Kor 15,55 zitiert Paulus einen Teil von Hos 13,14. In diesem Zusammenhang betrachtet er die allgemeine Auferstehung als Gottes Triumph nicht nur über den körperlichen Tod, sondern auch über das ewige Gericht für die Gläubigen. Leider lehnt Israel zu Hoseas Zeiten die einzige Kraft ab, die es retten kann. So bleibt Gottes Mitgefühl verborgen, und Israel wird elendig zugrunde gehen (V. 15–16).
The ESV Study Bible
Der Begriff, der hier mit „Grab“ übersetzt wird (hebräisch „Scheol“), bezieht sich auf das Reich der Toten (siehe Hiob 3,11–19; Anmerkung zu Hiob 7,9). Der Herr hat sogar über den Scheol die Macht und könnte Israel retten, wenn er wollte. Aber er hat kein Mitleid mit den Israeliten und ruft den Tod, um sie zu bestrafen. • In der griechischen Version dieses Verspaares heißt es: „Tod, wo ist deine Strafe?“ / O Grab [Hades], wo ist dein Stachel? Vgl. 1 Kor 15,55.
New Living Translation Study Bible 2008
Ich werde sie aus der Macht des Grabes befreien. Ganz anders als der Mensch, der sich weigert und nicht geboren werden kann, sagt Gott, dass er vorhat, uns vom Tod zu befreien, sowohl vom geistigen als auch vom körperlichen. Die Hoffnung auf Leben liegt allein in Gott. Das Neue Testament zitiert diesen Text in Bezug auf die Auferstehung des Leibes (1 Kor 15,55) und wendet ihn direkt auf Gottes Absicht und Macht an, vom physischen Tod zu erlösen. Die Buße soll vor meinen Augen verborgen bleiben. Der Gedanke dahinter ist, dass Gott in Bezug auf die versprochene Erlösung vom Tod und dessen Vernichtung nicht nachgeben oder seine Meinung ändern wird. Die Verheißung des Evangeliums ist sicher und kann nicht vereitelt werden.
The Reformation Heritage KJV Study Bible
Ich werde befreien … Ich werde erlösen. Das hebräische Original lässt sowohl Aussagen als auch Fragen zu (Soll ich befreien? … Soll ich erlösen?), und der Kontext scheint wenig Hoffnung zu bieten („Ich werde kein Mitleid haben“). Wo bist du, Tod … Wo bist du, Grab? Im neuen Bund können diese Worte ganz anders verstanden werden, weil der Tod Christi am Kreuz den Tod für uns besiegt hat, und so konzentriert sich der Wortlaut von 1 Kor 15,55 auf die positive Bedeutung dieses Verses. Dort hilft uns Paulus zu erkennen, dass der Tod nicht mehr seine „Plagen“ und „Zerstörung“ (ewiges Gericht) hat, sondern einer gesegneten Auferstehung zum ewigen Leben weicht.
NIV Biblical Theology Study Bible
PAULUS OROSIUS: Wenn die Herrlichkeit der Unvergänglichkeit in dieser Zeit vor allen Menschen verborgen ist, wie kannst du dann in genau dieser Zeit damit prahlen, dass du mit eben dieser Unvergänglichkeit bekleidet werden kannst? Denn so wie das Versinken in Sünde für die Menschen der Anfang der Vergänglichkeit geworden ist, so wird die Sündenlosigkeit der Anfang der Unvergänglichkeit sein. Wer hat das denn vor dem Gericht Gottes versteckt oder aus dem Schoß Christi genommen und dir gegeben? Oder denkst du vielleicht, dass ein Mensch das in Zukunft nicht von der Hand des Herrn verdienen würde? Dieser super angesehene Mann, Paulus, lehrt das und sagt: „Wenn aber das Sterbliche Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird das Wort erfüllt sein, das geschrieben steht: ‚Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Wo ist, o Tod, dein Sieg? Wo ist, o Tod, dein Stachel?“ Der Stachel des Todes ist die Sünde“ [1Kor 15,54–55]. Damit zeigt der Apostel, dass niemand den Tod und die Sünde verspotten darf, bis die Unsterblichkeit auf die Sterblichkeit folgt und die Unvergänglichkeit auf die Vergänglichkeit, und wenn mit der Zerstörung der Schwachheit die vollkommene Tugend folgt. VERTEIDIGUNG GEGEN DIE PELAGIANER 32.
Ancient Faith Study Bible
Außerdem hat der Herr alle befreit und sie durch das Leiden am Kreuz und das Vergießen seines Blutes erlöst, als seine Seele in die Unterwelt hinabstieg und sein Fleisch nicht von Fäulnis befallen wurde; und er spricht sowohl vom Tod selbst als auch von der Unterwelt: „Ich werde dein Tod sein, o Tod!“ Aus diesem Grund bin ich gestorben, damit ihr durch meinen Tod sterben könnt. ‚Ich werde dein Stachel sein, o Hades‘, denn du hast alles mit deiner Kehle verschlungen“ (Hieronymus).
The Orthodox Study Bible: Notes
Scheol, die Unterwelt, das Land der Toten. Der Herr wird Israel sogar aus dem Scheol retten, wenn Israel bereut.
The Jewish Study Bible
»Loskaufen – zurückkaufen«: s. 3Mo 25,48ff; Jes 41,14; 43,1; 49,26; 54,5; Ps 49,8f.16; Mk 10,45. »Aus der Hand des Totenreiches will ich sie loskaufen«: Gott tut das, was Menschen nicht fertigbringen können (vgl. 11,8f). Im Gegensatz zu Paulus (1Ko 15,55) waren Calvin und andere so vom Gerichtsernst des Vorhergehenden gebannt, daß sie hier kein Heilswort vermuten wollten und V.14 entgegen dem hebräischen Wortlaut als Fragesatz übersetzten. Zunächst geht es wohl um die Befreiung und um das Wiedererstehen des Volkes. Gott spricht vom Entreißen aus dem Scheol (dem Totenreich; die Hölle überwindet Jesus wohl erst im Jüngsten Gericht). Gott beseitigt also das leibliche Vergehen und mit ihm auch den Zusammenhang von Schuld und Vergeltung, Sünde und Todr. Aus der Gesamtschau hat Paulus mit Recht die Auferstehung des einzelnen hier verheißen gesehen. Hosea konnte nicht wissen, wie dieses göttliche Wunder der Barmherzigkeit geschehen würde. Seit Jesu Tod am Kreuz weiß seine Gemeinde, welchen Preis die Liebe zahlt. Freilich rettet Gott nicht vor, sondern erst aus dem Tod, durch den Tod hindurch. »Rache verbirgt sich vor meinen Augen«: Gott hat auch weiter das Recht auf Gericht (»Rache«). Aber im Ringen Gottes zwischen Barmherzigkeit und Recht siegt die Vergebung. Mancher meinte hier herauslesen zu können, daß Gott letztlich sich aller erbarme. Aber wir dürfen nicht zu viel in diese Stelle hineinlegen. Die Stellung der Heilsverheißung zwischen 13,1–13 und 13,15–14,1 zeigt, wie ernst es Gott mit dem Gehorsam nimmt und daß der Gerettete wie ein angebranntes Holz aus dem Feuer herausgerettet wird.
Wuppertaler Studienbibel
Dass Jahwe in V. 14 wieder das Volk anspricht, deutet Hosea mit der Wende zum Plural an. Mit seinen schwer verständlichen Aussagen spielt der Prophet auf den Tod Rahels an und damit auch auf das Ende seines Volkes. Doch die folgenden Worte sind nicht eindeutig. Es gibt vier mögliche Verstehensweisen: Die alten Übersetzungen wie die griechische LXX und die lateinische Vul deuten den ganzen Vers 14 als Heilsprophetie: LXX: Aus der Hand der Unterwelt werde ich sie erretten und vom Tod werde ich sie loskaufen. Wo ist dein Gericht, Tod? Wo ist dein Stachel, Unterwelt? Trost ist verborgen vor meinen Augen. Vul: Aus der Hand des Todes werde ich sie befreien, vom Tod erlöse ich sie. Ich werde dein Tod sein, oh Tod! Dein Töter werde ich sein, Unterwelt! Erbarmen ist verborgen vor meinen Augen.
Diese Deutung als Heilsworte findet sich noch in der LÜ 1956: »Aber ich will sie erlösen aus der Hölle … Doch ist der Trost vor meinen Augen verborgen«, und in der LÜ 1984: »Aber ich will sie aus dem Totenreich erlösen … Rache kenne ich nicht mehr«. Diese erste Deutungsmöglichkeit ist allerdings nicht ratsam, denn das Versende spricht eine andere Sprache: »Erbarmen verbirgt sich vor meinen Augen« (13,14e). Zudem wäre ein Heilswort inmitten einer Gerichtsrede, die mit einem definitiven Gerichtswort (14,1) endet, äußerst ungewöhnlich. Die ZÜ verschiebt die heilvolle Rettung auf die Zeit nach dem Sterben und übersetzt: Erst aus der Hand des Totenreichs löse ich sie aus, erst vom Tod erlöse ich sie.
Der Leser muss aus dem Kontext erkennen, dass die Aussage auf die Zukunft zu deuten ist. Im hebräischen Text findet sich dieses zweifache erst der ZÜ nicht.
Einige Kommentatoren deuteten diese Parallelsätze als rhetorische Fragen (Wolff, 1961, 286, 296f.; Rudolph, 236, 245; J. Jeremias, 160, 166f.): Aus der Gewalt der Unterwelt entreiße ich sie? Vom Tod erlöse ich sie? Die Antwort lautet: »Nein, keineswegs!« Diese Übersetzung ist möglich, denn im Hebräischen wird ein Fragesatz nicht immer als solcher gekennzeichnet (Rudolph, 240).
Die beste Deutung wird wohl sein, dass Jahwe die Wünsche der Ephraimiten zum Ausdruck bringt: Aus der Gewalt der Unterwelt soll ich sie retten. Vom Tod soll ich sie erlösen.
Jahwe stellt fest, dass sie von ihm aus der Unterwelt und dem Tod gerettet und losgekauft werden wollen. Auch hier wären Fragezeichen statt der Punkte angebracht: Jahwe fragt sich, ob er sie wirklich erlösen soll. Dieses Wünschen entspricht demjenigen von Hos 6,1–3, wo das Volk mit Zuversicht betet: Er wird uns in zwei bis drei Tagen gewiss von den tödlichen Krankheiten wieder aufstehen lassen! Auch Jakob wünschte sich sehnlichst, Gott möge seine Lieblingsfrau Rahel bei der Geburt Benjamins vom drohenden Tod erretten. Er kann das!
Doch Jahwe will sich nicht mehr über Ephraim erbarmen, sondern ruft nach den Seuchen des Todes und dem Stachel der Unterwelt (13,14cd). Er tut es dramatisierend, doppelt fragend: ’ĕhî ›wo‹. Wo sind deine Seuchen, wo ist dein Stachel? Her damit! Ich kenne kein Erbarmen mehr!
Zur Formulierung dieser pathetischen und ungewöhnlichen Aussagen von 13,14, die wie ein prophetisches Gedicht klingen, ließ sich Hosea von Quellen inspirieren, die ihm wichtig waren. Ähnliche Aussagen finden sich im Bundeslied Moses. Dort liest man, wie Jahwe sein Volk mit seinem Gericht verfolgt, sodass sie »erschöpft vor Hunger und verzehrt vom Fieber, durch den giftigen Stachel, den Zahn wilder Tiere und das Gift der Schlangen« umkommen werden (5Mo 32,24; ÜGis). Den beiden Texten 5Mos. 32,24 und Hos 13,14 sind der Inhalt und das zentrale, seltene Wort qäṭäv ›Stachel‹ gemeinsam, das im AT viermal vorkommt. Hosea lässt sich durch die Gerichtsankündigungen seines großen Vorgängers leiten, um dem Volk seiner Zeit seine totale Verlorenheit aufzuzeigen! Israel vergaß seinen Wohltäter (13,6). Jetzt hat es keinen Retter mehr (13,9–10). Ihn erwartet nun das erbarmungslose Gericht Jahwes, die Vernichtung (13,14).
Der Tod und die Unterwelt sind hier personifizierte Mächte, die Jahwe anspricht. Das wird poetische Überhöhung (wie Ps 49,15f.) und prophetische Freiheit der Ausdrucksweise sein ( Jes 5,14; 14,9; 28,15; Hab 2,5), kann aber zugleich mit der altorientalischen Kultur zusammenhängen. Im ugaritischen Baalhymnus aus dem 13. Jahrhundert ist der Tod, d.h. Mot, ein Sohn des Hochgottes El. Sein Bruder Baal muss zu Mot in die Unterwelt, ins Land der Seuche, und wird von ihm umgebracht. Dessen Kinder helfen ihm dabei. Eines davon ist der Stachel (TUAT III, 1177ff.). – Alle wichtigen Begriffe, Tod, Unterwelt, Seuche und Stachel, die man in Hos 13,14 findet, trifft man somit auch in diesem Baalhymnus. Die Beziehung Israels zur kanaanäischen Kultur und Religion wird hier wiederum deutlich, aber auch der große Unterschied! Im AT finden sich keine mythischen Vorstellungen von Götterkämpfen; hier handelt Jahwe allein – und es gibt keinen außer ihm (Hos 13,4). Er ruft die Seuchen des Todes und den Stachel der Unterwelt: »Wo seid ihr, kommt und verderbt mir Ephraim.«
Was mit dem Stachel der Unterwelt gemeint ist, wird in diesem Zusammenhang nicht deutlich. Im Baalhymnus ist es ein Untergott oder ein Dämon, der auf die Götter und damit auch auf Menschen todbringende Wirkungen hat. Auf dem Hintergrund des Moseliedes könnte der »giftige Stachel« (5Mo 32,24) mit einer Krankheit oder einem wilden Tier in Verbindung gebracht werden. In Ps 91,6 finden sich wie in Hos 13,14 ebenfalls beide Worte Seuche und Stachel parallel hintereinander. Dort ist die Seuche ein »Schrecken der Nacht« und der Stachel entspricht dem »schwirrenden Pfeil am Tag« (Ps 91,5–6). Der Stachel wird somit ein todbringender »Pfeil« aus der Unterwelt sein, der gemäß Jes 28,2 mit dem Sturm und großen Wassermassen einhergehen kann. Erbarmungslos will Jahwe die Seuchen des Todes und den Stachel aus der Unterwelt auf sein Volk kommen lassen. Er will die vollständige, erbarmungslose Vernichtung der Ephraimiten!
Paulus lässt sich in seiner Abhandlung über die Auferstehung von den Toten von diesem Text zu einem Siegesruf inspirieren (1Kor 15,55; LÜ 1912/1956):
Paulus: Der Tod ist verschlungen vom Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? – nike Hosea, LXX: Tod, wo ist dein Gericht? – dike Unterwelt, wo ist dein Stachel?
Dabei hatte Paulus, wie in der ersten Christengemeinde üblich, die griechische Übersetzung des AT im Gedächtnis und zitiert frei. Statt dike ›Gericht‹ wird er aber nike ›Sieg‹ in Erinnerung gehabt haben. Zudem verbindet er den Stachel mit dem Tod und den Sieg mit der Hölle, d.h. der Unterwelt. Die Botschaft des Apostels ist klar: Durch die Auferstehung Jesu ist dem Tod seine Schreckensherrschaft genommen. Jahwe wird sein Volk nicht mehr mit dem Stachel des Todes und einem Sieg der Unterwelt vernichten, weil Jesus diese Strafe auf sich genommen und überwunden hat. Auch damals, als Jesus rief: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen« (Mt 27,46), hieß es: »Erbarmen verbirgt sich vor meinen Augen« (Hos 13,14e) – obwohl das »Herz Gottes sich im Leib umdrehte und sein Gemüt vollständig erzitterte« (Hos 11,8). Jetzt erst kann Jahwe dem Wunsch des Volkes entsprechen und seinen Sohn – wie auch sein Volk – »aus der Gewalt der Unterwelt entreißen und vom Tod erlösen« (Hos 13,14ab; 1Kor 15,55).
Edition C Bibelkommentar Altes Testament
Gewöhnlich wird Vers 14 a als Ausdruck der Hoffnung und Verheißung der Errettung verstanden. Aber vom Kontext her ist dies schwierig. Zwar ist die Prophetie Hoseas durch einen plötzlichen Wechsel zwischen Gericht und Gnade gekennzeichnet, aber hier scheint dies kaum möglich zu sein (der Wechsel kommt eher in Hos 14,1 ) und würde Hos 13,14 a von der folgenden Hälfte des Verses (V. 14 b, Ich werde kein Mitleid haben ) abtrennen. Besser ist es, die ersten beiden Aussagen als rhetorische Fragen zu übersetzen, die eine negative Antwort erwarten: “ Soll ich sie aus der Macht des Scheol erlösen? Soll ich sie aus dem Tod erretten? „ Die nächsten beiden Fragen ( Wo, o Tod, sind deine Plagen? Wo, o Grab, ist deine Zerstörung? ) wären dann Appelle an den Tod, seine „Plagen“ und seine „Zerstörung“ gegen Ephraim kommen zu lassen (vgl. V. 14 b. 15-16 ), nicht ein triumphaler Schrei des Sieges über den Tod. Natürlich hat Paulus unter der Leitung des Heiligen Geistes die Worte dieses Textes im letzteren Sinne angewandt (vgl. 1Kor 15,55-56 ). Paulus bezieht sich hier jedoch auf die Schrift, wie sie gewöhnlich verstanden wurde (vgl. die LXX). Er will keine textliche oder exegetische Analyse von Hos 13,14 geben.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Nicht ein Mensch ist Gott, (El) daß er lüge, noch ein Menschensohn, daß er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet haben und es nicht aufrecht halten?Elberfelder 1871 – Numeri 23,19
Nicht ein Mann ist Gott, daß er täuschte, noch ein Menschensohn, daß er sichs leid sein ließe, er, er sollte sprechen und nicht tun, reden und es nicht vollenden! Buber & Rosenzweig – Numeri 23:19
Nicht Mensch ist Gott, dass er lüge, nicht Erdensohn, dass es ihn reue. Spräch’ er und tät’ es nicht, redet’ und hielt’ es nicht? Die Philippson-Bibel – 4.Mose 23,19
Gott ist nicht ein Mann, dass er lüge, noch ein Menschenkind, dass er bereue. Sollte er etwas sagen und es nicht tun? Und sollte er etwas reden und es nicht halten? Streitenberger – Der Tanach Deutsch – 4.Mose 23:19
Nicht ein Mensch ist Gott, daß er täusche, ein Adamssohn, daß er Seinen Sinn ändere. Er hätte verheißen und vollbrächte es nicht, und er hat gesprochen und sollte es nicht aufrecht halten!? Der Pentateuch: Übersetzt von Samson Raphael Hirsch – 4.Mose 23,19
Wahrheit bedeutet Wahrhaftigkeit, was in Bezug auf Gott bedeutet, dass sein Wesen und sein Wissen ewig miteinander übereinstimmen. Wahrhaftigkeit ist in Übereinstimmung und konsistent mit allem, was von Gott selbst repräsentiert wird. Es ist Gottes Wissen, Erklärungen und Darstellungen, die mit der Realität übereinstimmen. Es bedeutet, dass Gott in sich selbst konsistent ist, was zur Tatsache führt, dass er wahr ist.
Es gibt vier Implikationen dieses Attributs. (1) Wahrheit ist das, was der Fiktionalität oder dem, was eingebildet ist und dem wahren Gott widerspricht, entgegengesetzt ist. 2. was es bezweckt, ist das, was seinem Ideal vollständig entspricht. Sie entspricht genau der Realität; Gott ist das, was er von sich behauptet, und seine Erklärungen entsprechen der Realität. 4. auf Gott kann man sich verlassen, denn er ist schließlich unveränderlich und damit wahr.
Es gibt drei Bereiche der Wahrheit Gottes. 1. Gottes Wege sind wahr (Psalm 25:10; Offenbarung 15:3). 2. die Werke Gottes sind wahr (Psalm 33:4; 111:7-8; Daniel 4:37). 3. die Worte Gottes sind wahr (2 Sam. 7,28; 1 Könige 17,24; Psalm 19,9; 138,2; Johannes 17,17; 2 Korinther 6,7; Epheser 1,13).
Es gibt mehrere andere Schriftstellen, die sich mit der Eigenschaft Gottes, wahrhaftig zu sein, befassen: – • Numeri 23:19, wo es heißt, dass Gott nicht lügen kann. – • Psalm 31:5, wo Er der Gott der Wahrheit ist. – • Psalm 86:15, wo Er reichlich in der Wahrheit ist. – • Jeremia 10:10, wo Jehova der wahre Gott ist. – • Johannes 3,33: Wer sein Zeugnis empfangen hat, der hat sein Siegel darauf gesetzt, dass Gott wahr ist. – • Johannes 17:3, wo er der einzig wahre Gott ist. – • Römer 3:4, wo er als wahr empfunden wird. – • 1 Thessalonicher 1,9, wo wir einem lebendigen und wahren Gott dienen. – • Titus 1:2 wiederholt, dass Gott nicht lügen kann. – • Hebräer 6:18 fügt hinzu, dass es für Gott unmöglich ist, zu lügen. – • Offenbarung 6:10, wo Er der Meister ist, der Heilige und Wahre.
Die Anwendung, die wir aus diesem besonderen Attribut Gottes ableiten können, ist, dass alle Wahrheit Seine Wahrheit ist. Alles, was wirklich wahr ist, ist die Wahrheit Gottes. Was auch immer der säkulare, ungläubige Mensch in Bezug auf die Wahrheit entdecken mag, es ist dennoch Gottes Wahrheit. Wenn ein Arzt herausfindet, dass ein bestimmtes Medikament eine bestimmte Krankheit heilen wird, und es ist wahr, dann ist es Gottes Wahrheit. Was auch immer der Wissenschaftler als wirklich wahr herausfindet, ist auch Gottes Wahrheit. Das macht Gottes Wahrheit zur Grundlage für die Wahrheit des Menschen. Sie ist die Grundlage für die Wahrheit, die wir entdecken, so dass jede Wahrheit, die wir entdecken, wirklich Gottes Wahrheit ist.
Weil Gott wahr ist, können wir seinen Verheißungen vertrauen. Wenn Gott dafür bekannt wäre, zu lügen, könnten wir ihm nicht vertrauen. Dass Gott wahr ist, bedeutet, dass er nicht in der Lage ist zu lügen, und deshalb können wir dem vertrauen, was er versprochen hat.
Wir sollen wahrhaftig sein und nicht lügen (Sprüche 6,16-17; Mt. 5,37). Wir sollten uns selbst durch Wahrhaftigkeit auszeichnen – sogar mit dem, was wir in unsere Einkommenssteuererklärung schreiben!
Wir können beurteilen, was Wahrheit ist und was nicht (1 Johannes 4:6). Wir haben die Fähigkeit zu beurteilen, was Wahrheit ist und was nicht.
Arnold Fruchtenbaum – Was WIR über Gott wissen
GOTTES Wort ist Wahrheit. Wie könnte es auch anders sein, da die Gerechtigkeit eine von Jehovas hauptsächlichsten Eigenschaften ist und es ‚unmöglich ist, daß Gott lügt‘? (Johannes 17:17; Hebräer 6:18, NW) Diese Tatsache gibt uns eine starke Grundlage für den Glauben, genauso wie der Fall des geldliebenden Propheten Bileam, der gezwungen wurde, dem König Balak folgendes zu sagen, als er von diesem bestochen wurde, um Israel zu fluchen: „Nicht ein Mensch ist Gott, daß er lüge, noch ein Menschensohn, daß er bereue.“ — 4 Mose 23:19. In direktem Kontrast zu Jehova Gott steht Satan der Teufel, über den Christus Jesus, sich an die religiösen Führer seiner Tage wendend, sagte: „Er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“ — Johannes 8:44, NW. Natürlich ist das Motiv, Unwahrheiten und Betrug zu benutzen, ein selbstisches, ein Wunsch, seine Ziele durch „faire oder unfaire Mittel“ zu erreichen. Selbstsüchtige Menschen nehmen im Bemühen, gerecht zu erscheinen, oder deshalb, weil sie erkennen, daß sie nicht ohne offenkundige Unwahrheiten oder Lügen wegkommen, Zuflucht zu halben oder teilweisen Wahrheiten oder unzureichenden Erklärungen, um einen falschen Eindruck zu erwecken. Durch die Hintergedanken solcher jedoch, die sich so äußern und die zu einem derartigen Lauf veranlassen — daraus ergibt sich die Blindheit des Volkes zu ihrem eigenen Nutzen —, sind sie in den Augen Gottes genauso schuldig, als wenn sie offene Lügen ausgesprochen hätten. Ein offenkundiges Beispiel einer unzureichenden Erklärung, die einer Lüge gleichkommt, erschien in der Zeitschrift Collier’s am 4. Oktober 1952. Der Schreiber erzählt von dem Fortschritt, den die Übersetzung der Bibel ins Englische gemacht hat, und gibt folgende unzureichende Erklärung: „Im Jahre 1525 wurde erstmalig das Neue Testament in englischer Sprache in Deutschland gedruckt und nach England geschmuggelt, wo es trotz der Gegnerschaft der Kirchenbeamten weitgehendst gelesen wurde (sie hatten Meinungsverschiedenheiten mit dem Übersetzer der Bibel, William Tyndale).“ Was würde die Öffentlichkeit aus jener in Klammern gesetzten Erklärung entnehmen? Einfach, daß eine persönliche Meinungsverschiedenheit zwischen der „Kirche“ und Tyndale bestanden habe. Könnte oder würde sie sich bewußt sein, daß die Streitfrage war: dem gewöhnlichen Volke eine Bibel in seiner eigenen Sprache zu geben? Würde sie daraus entnehmen können, daß die römisch-katholische Geistlichkeit in den Tagen Tyndales derart unwissend über Gottes Wort war, daß Tyndale sagte: „Wenn Gott mein Leben erhält, will ich veranlassen, daß in wenigen Jahren ein Junge, der hinter dem Pflug einhergeht, mehr von der Heiligen Schrift weiß als die große Schar der Geistlichkeit von heute“? Würden die Leser imstande sein, aus jener in Klammern stehenden Erklärung zu entnehmen, daß eine so große Gegnerschaft gegen den Druck der Bibel war, daß er feststellte: „Es gibt keinen Ort in ganz England, um dies zu tun“, was ihn nötigte, dies auf dem Kontinent vornehmen zu lassen? Und würden sie daraus entnehmen, daß die Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und der Kirche so ernst war, daß Spione ausgesandt wurden, um ihn außerhalb Englands einzufangen; daß jener eine, der sich als Freund von Bibelübersetzungen ausgab, Tyndale verriet und veranlaßte, daß er gehängt und dann am Pfahl verbrannt wurde? Und würden sie daraus entnehmen, daß Tyndales letzte Worte waren: „O Herr, öffne dem König von England die Augen“? Nein, sie würden es nicht entnehmen können. All dies ist übertuscht durch die in Klammern gesetzte Erklärung: „Sie hatten Meinungsverschiedenheiten mit dem Übersetzer der Bibel, William Tyndale.“ Wahrlich, unzureichende Erklärungen kommen Lügen gleich.
Wachtturm – 15.Mai1953
Naja, da kann sich ja jeder Leser der letzten Jahre sich selbst ein Bild von machen?!?!
Mann Hebräisch ben ʾadam, wörtlich „Sohn des Menschen“. Ben, „Sohn von“, bezeichnet auch ein Mitglied einer Klasse, wie in benei yisraʾel, „Israeliten“, oder ben naviʾ, „Prophetenschüler“ (Amos 7,14).
unberechenbar sein Hebräisch vi-yekhazzev. Die übliche Bedeutung dieses Verbs ist „lügen, täuschen“ (Ps. 78:36), aber es beschreibt auch eine versiegende Quelle in Jesaja 58:11 und ein unerfülltes Orakel in Habakuk 2:3.
seine Meinung ändern Die Beständigkeit von Gottes Absicht und Handeln steht im Gegensatz zur Willkür der Götter, auf die sich der Mensch berufen kann. Dies wird durch eine mesopotamische Beschwörungsformel veranschaulicht: „Das Böse der induḫallatu-Echse, das auf mich fiel, das Vorzeichen des Bösen, das ich sah – Scha, Schamasch und Marduk verwandeln es in ein Vorzeichen des Guten, ein Orakel des Guten für mich.“5 In 1. Samuel 15:29, 35 steht, dass Gottes Maßstäbe nicht so launisch sind wie die der Menschen – aber nicht, dass er seine Meinung nicht ändern kann. So kann er zum Beispiel seine Meinung über die Bestrafung eines Menschen aufgrund prophetischer Fürsprache (2. Mose 32,9-14) oder aufgrund der Reue eines Menschen (Jona 3,10) ändern.
sprechen … Versprechen Gottes Segen ist impliziert;
Der JPS Tora-Kommentar – Numeri
Zuerst muß Balak etwas von »Gott« (»El«) hören (V. 19). Der unendliche Unterschied zum Menschen wird hier aufgerissen: »Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Menschenkind, daß ihn etwas reue«. Es stehen sich gegenüber »El«, der Gott, der gerade im Unterschied zum Menschen Gott ist, und »Isch«, der einzelne »Mensch«, bzw. »Bän-Adam«, die Gattung »Menschheit« (»Menschenkind«). »Lügen« liegt Gott fern (vgl. Tit 1,2; Hebr 6,18). Was er sagt, gilt. Ganz anders der Teufel (Joh 8,44; 1Mo 3,1ff). Ganz anders der Mensch nach dem Sündenfall (1Mo 4,9ff; 6,5; 8,21). Zwar gibt es eine »Reue« Gottes (z. B. Joe 2,14; Jon 3,9). Diese gilt aber dem das Erbarmen suchenden Sünder; nicht einem auf die eigenen Wünsche pochenden Menschen wie Balak (vgl. 1Sam 15,29; Mal 3,6; Hi 9,32). Es ist sinnlos, dem Balak etwas anderes mitzuteilen, als das, was Gott will. Denn »Sollte er etwas sagen und nicht tun? Oder etwas reden und nicht halten?« (vgl. Hab 2,3; Ps 132,11; Röm 9,6). Für »halten« steht im Hebräischen ein Wort, das eigentlich »aufstehen lassen« bedeutet. Wir könnten übersetzen: »in die Realität verwandeln«. V. 19 ist ein Ruf an Balak, sich der Realität zu stellen. So ist auch jeder Ruf zum Glauben ein Ruf, sich der Realität zu stellen. Diese Realität heißt hier im Falle Balaks: Gott segnet Israel. Und Bileam hat den Auftrag, »zu segnen, übernommen« (V. 20). Er kann nichts anderes tun. »Ja, er (= Gott) hat gesegnet, und ich kann es nicht zurücknehmen.« Kein Sträuben, keine Magie hilft gegen diesen Willen Gottes. Vgl. 1Chr 17,27.
Wuppertaler Studienbibel
Viele Täuscher versuchen Jehovah Worte in den Mund zu legen. Aber nur was Jehovah hält SEIN Wort immer und auf jeden Fall. Wir dürfen halt auf „Täuscher und Lügner“ nicht hereinfallen. Nur was wirklich in der Bibel steht, ist wahrhaftig, Ausleger könnten sich immer irren.
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