lebe ganz in diesen Dingen

Bedenke (O. Übe, betreibe) dieses sorgfältig; lebe darin, auf daß deine Fortschritte allen offenbar seien.
Elberfelder 1871 – 1.Timotheus 4,15

Konzentriere dich also ganz auf diese Aufgaben; lass dich durch nichts beirren. Dann werden die Fortschritte, die du ´im Glauben` machst, allen sichtbar sein.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Timotheus 4:15

Übe das sorgfältig aus, lebe ganz in diesen Dingen, damit deine positive Entwicklung für alle sichtbar wird.
das Buch: Neues Testament – 1.Tim 4,15

Hier wiederholt Paulus die Ermahnung von Vers 14 („laß nicht außer acht“) nochmals in positiver Formulierung. Die Aufforderung „dies laß deine Sorge sein“ (meleta, von meletaO, „sorgfältig bedenken“) ist die Umkehrung des obigen Gebotes (amelei, von ameleO, „nicht daran denken“). Timotheus soll die Anweisungen des Apostels sorgfältig befolgen, er soll damit „umgehen“. In diesem Fall wird sein Fortschreiten für alle deutlich erkennbar werden, und die Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit, um die es in diesem ganzen Abschnitt implizit ging, werden verstummen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

So schreibt Paulus weiter: »Dies lass deine Sorge sein«, dass du das nicht aus den Augen verlierst; »damit gehe um«, des getröste dich, »damit dein Fortschreiten allen offenbar werde« (V. 15).

Stillstand wäre Rückgang gewesen. Doch darüber, dass Timotheus einerseits auf seine eigene Frömmigkeit achtete, auf seinen Gebetsumgang, seinen Glaubensgehorsam, seine Heiligung, und dass er andererseits tapfer und treu in der Arbeit für andere stand, wuchs er vor den Augen aller deutlich in der Erkenntnis (vgl. Joh 7,17) und auch im Fruchttragen für seinen Herrn (Joh 15,5.16). Das verschaffte ihm dann in aller Stille auch vermehrt Vertrauen und Autorität in der Gemeinde.

Das Geheimnis dessen, dass Menschen echt auf unser Wort hören und sich danach richten, hängt nicht zuletzt mit der Frage zusammen, ob wir unsererseits auf Gott hören, dazu auf diejenigen, denen sein Wort für uns aufgetragen ist. So wird von Samuel berichtet: »Der Herr … ließ keines von allen seinen Worten zur Erde fallen.« Das stand deutlich im Zusammenhang damit, dass er keines der Worte Elis, des Priesters, im Unterschied zu dessen Söhnen, und keines der Worte Gottes hatte »auf die Erde fallen lassen« (1Sam 3,4-10.19f.).

Auch dieser ganze Abschnitt 1 Tim. 4,6-16 enthält überaus wichtige Dienstanweisungen des nun alten Dieners Christi Paulus an seinen ihm nächsten Mitarbeiter, aber zugleich auch für die Verantwortlichen aller nachfolgenden Generationen der Gemeinde Jesu. Das gilt insbesondere schließlich für die Zeit, in der die Gemeinde in die Schatten endzeitlichen Dunkels eintritt, so wie sie damals in den Tagen Neros im Begriff war, in das Dunkel der römischen Verfolgung einzutreten. Es ist überaus aufschlussreich, zu sehen, worauf hier Paulus aus seiner Fürbitte heraus, unter Anleitung des Heiligen Geistes und nach seiner langen Erfahrung an vielen Orten, nun den Finger legt.

Gerhard Maier – Edition C


„Bedenke“ oder „übe, betreibe“ spiegeln verschiedene Aspekte der Bedeutung des Zeitwortes meletao wieder, das ursprünglich den Gedanken in sich trägt „eine tiefe Beschäftigung mit“, dann wechselte die Bedeutung zu „sorgfältige Ausführung“ und schließlich zu „praktizieren“. In dem Sinn von „praktizieren“ wurde es für sportliches Training verwendet. Der Apostel nimmt also das Bild von V. 8 wieder auf und betont die geistige und geistliche Disziplin, die im geistlichen Bereich erforderlich ist. „Dieses“ bezieht sich zurück auf die in V. 12 gegebenen Ermunterungen. In diesem Abschnitt ist es das 5. Zeitwort im Imperativ. Timotheus spürte dadurch die Dringlichkeit des Briefes.
Während „dieses“ in dem Sinn „in“ Timotheus sein sollte, daß es seine Gedanken erfüllte und sein Denken beschäftigte, zeigt der nächste Ausdruck, daß andererseits er auch „darin“ sein sollte. Wörtlich übersetzt lautet der Ausdruck „in diesen Dingen sollst du sein“. Dies bezeichnet die Sphäre, in der er leben und aufgehen soll; alle seine Gedanken, seine Zeit, seine Fähigkeiten sollen sich auf diese heiligen Dinge konzentrieren. Die Wiedergabe der A.V. „gib dich ihnen selbst ganz hin“ ist eine ausgezeichnete Übersetzung. Wir würden sagen „laß dich ganz von ihnen einnehmen“ (Hiebert).
Wenn „dieses“ der Gegenstand seiner Gedanken ist und die Sphäre, in der er lebt, dann wird das Ergebnis sein, daß sein geisticher Fortschritt sichtbar sein wird und dadurch jedes Gerede über seine Jugend und jeder Zweifel bezüglich seiner Eignung für die Verantwortung zum Verstummen gebracht wird. Das Wort „Fortschritte“ (prokope) hat einen militärischen Hintergrund und wurde zur Beschreibung eines „Vorstoßes“ eines „nach vorn gerichteten Schlages“ verwendet. Es beschreibt eine Vorhut, die sich unter intensiver Anstrengung einen Weg durch schwieriges Terrain oder einen Urwald bahnt. Bildlich gebraucht es Paulus für die Verbreitung des Evangeliums (Philipper 1,12) und den geistlichen Fortschritt der Heiligen in Philippi (Philipper 1,25). Hier zeigt das Wort, daß geistlicher Fortschritt aus der disziplinierten Konzentration des Herzens und der Gedanken auf die Dinge Gottes hervorkommt.
Das Wort „offenbar sein“ (phaneros) bedeutet „sichtbar. einsehbar“.
Paulus verwendet es oft mit dem Zeitwort „werden“ (wie in 1.Kor. 3,13; 11,19; 14,25; Philipper 1,13), wo es einen zukünftigen Aspekt hat. Hier weist aber der Konjunktiv Präsens des Zeitwortes „sein“ auf seinen gegenwärtigen Wunsch gegenüber Timotheus hin, der natürlich davon abhängig ist, wie genau Timotheus diesen Imperativen folgt. Alle Menschen sollten in der Lage sein, in dem geistlichen Fortschritt des Timotheus, seine Eignung für die ihm auferlegte Verantwortung zu erkennen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt