Gottes Wohnung – ein Museum?

Und die Leute von Bethschemesch sprachen: Wer kann bestehen vor Jehova, diesem heiligen Gott? und zu wem soll sie von uns gehen?
van Ess_1858 – 1 Sam 6,20

Und die Männer von Bethschemesch sprachen: Wer kann stehen vor Jehovah, diesem heiligen Gott, und zu wem soll sie von uns hinaufziehen? Ps 76,8; Nah 1,6
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1 Samuel 6,20

Ferner sprachen die Männer von Beth-Schemesch: „Wer wird vor Jehova, diesem heiligen Gott, bestehen können, und zu wem wird er von uns aus wegziehen?“
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Samuel 6,20

Unglückseligerweise freuten sich die Menschen von Bet-Schemesch nicht nur über die Rückkehr der Bundeslade ( 1Sam 6,13 ) und opferten in Anbetung Schlachtopfer ( 1Sam 6,14-15 ), sondern sie entweihten sie, indem sie sie öffneten und hineinschauten ( 1Sam 6,19 ), vielleicht um zu sehen, ob die steinernen Gesetzestafeln noch darin waren. Dies verletzte das mosaische Gebot, daß nur die Leviten die Bundeslade berühren, doch auch sie nicht hineinschauen dürften ( 4Mo 4,5.15.20 ). Ungehorsam darin würde den Tod bringen. Die Sünde der Menschen von Bet-Schemesch war eine wohlüberlegte Verletzung des klaren Willens Gottes ( 1Sam 6,19; vgl. 2Sam 6,6-7 ). (In Übereinstimmung mit einigen hebr. Handschriften wurden 70 Menschen getötet. Die meisten hebr. Handschriften sprechen allerdings von 50 070 Toten. Das scheint eine ungewöhnlich hohe Zahl zu sein, aber sie kann vielleicht in einer bis jetzt noch unbekannten Weise verstanden werden.) Das entscheidende ist hier natürlich, daß nicht nur Ungläubige (die Philister) bestraft wurden, wenn das Gesetz des Herrn mißachtet wurde; auch Gläubige (die Israeliten) wurden bestraft, wenn sie sich nicht an seine strikten Anweisungen hielten. Nach diesem Unglück bei Bet-Schemesch wurde die Bundeslade wieder weitertransportiert ( 1Sam 6,21 ), diesmal nach Kirjat-Jearim (heute Abu Ghosch, ungefähr 16 km nordwestlich von Jerusalem). Zweifellos wurde die Bundeslade hier viel lieber als in Silo aufgenommen, weil Silo von den Philistern zerstört worden war, vielleicht nach der Schlacht von Afek ( 1Sam 4; vgl. Jer 26,9 ). Die Bundeslade blieb für ungefähr 100 Jahre unter dem Schutz der Familie Abinadabs ( 1Sam 7,1 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Doch die Menschen von Bet-Schemesch behandelten die Lade nicht als Heiligtum, sie hatten in die Lade hineingeschaut (Schlachter 2000). Als Folge davon schlug Gott 70 Mann und 50.000 Mann (Schlachter 2000). Da sie sich fürchteten, die Lade weiter in ihrer Mitte bleiben zu lassen, sandten die Leute Boten zu den Bewohnern von Kirjat-Jearim und baten sie, die Lade zu holen. (Es ist zweifelhaft, ob in Bet-Schemesch 50.070 Menschen wohnten. Josephus6, Keil und Delitzsch7 sowie viele andere Fachleute sagen, dass es lediglich 70 heißen sollte, weil die Zahl 50.000 in vielen hebräischen Manuskripten fehlt.)

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Die etwa 25 km westlich von Jerusalem gelegene Stadt geht auf das 3. Jt. v. Chr. zurück. Reste aus der Hyksoszeit (1750–1550 v. Chr.) bezeugen die mehr oder weniger durchgehende Besiedelung. Der Name verweist auf einen dort gepflegten Sonnenkult, vielleicht meinen ➛ Ir-Heres (Sonnenstadt) und ➛ Har-Heres (Sonnenberg = heilige Höhe) Bet-Schemesch. Als die Philister in der Zeit der „Richter“ die Lade zurückbrachten, führten sie sie bis an die Grenze von Bet-Schemesch. Dort entsteht der Eindruck, dass die Einwohner sich nicht zu den Philistern rechneten (1 Sam 6,9–18); doch sahen sie sich auch nicht als Hebräer an (vgl. 1 Sam 6,19 f). Der Stamm Dan vermochte sich die Siedlung nicht zu unterwerfen (Har-Heres in Ri 1,33), erst Josef soll ein Übergewicht erhalten haben (Ri 1,35). Bet-Schemesch bildete die Nordgrenze des judäischen Gebiets (Jos 15,10). Die Stadt wird auch unter den Levitenstädten angeführt (Jos 21,16). Es mag Zufall oder geschickte Organisation sein, dass Salomo Bet-Schemesch neben anderen „philistäischen“ Städten zu einem Verwaltungsbezirk zusammenfasste (1 Kön 4,9). Als der wegen eines Sieges über Edom übermütige Südreichkönig Amazja (796–767 v. Chr.) seine Machtbestrebungen auf das Nordreich Israel ausdehnte, wurde er in der Schlacht bei Bet-Schemesch gefangen (2 Kön 14,13); doch blieb die Stadt in judäischem Besitz. Erst im Syrisch-Efraïmitischen Krieg (734–732 v. Chr.) bemächtigten sich die Philister ihrer für kurze Zeit (2 Chr 28,18) und trugen so dazu bei, dass der bedrängte König Ahas (734–728 v. Chr.) die Neuassyrer zu Hilfe rief.

Bet-Schemesch – Herders Neues Bibellexikon

Doch Gott wachte über seine Lade und richtete die Philister, so dass sie die Lade schließlich zu den Israeliten nach Beth-Semes zurückbrachten. Dort gab es zunächst große Freude über diese unerwartete Rückkehr (1 Samuel 6,13). Aber dann fehlte es an Ehrfurcht und Scheu vor der Heiligkeit Gottes. Einige der Beth-Semiter schauten in die Lade. Zur Strafe wurden siebzig Mann von Gott geschlagen und starben. Die Bestürzung unter den Bewohnern von Beth-Semes war groß, doch ihre Trauer galt mehr dem Strafgericht, das sie getroffen hatte, als ihrer Sünde, die dieses Gericht erforderlich gemacht hatte. Ähnlich wie die Philister wollten sie die Lade daraufhin schnellstmöglich loswerden (1 Samuel 6,20.21). Sie ließen sie nach Kirjat-Jearim holen. Dort blieb die Lade eine lange Zeit im Haus Abinadabs.

Im Glauben leben 2016

Die Unterbringung der Lade Gottes. V. 19. Wie die Bundeslade den Philistern Verderben gebracht hatte, so solten auch die Einwohner von Bethsemes erfahren, daß sie in ihrer Unheiligkeit vor dem heiligen Gott nicht bestehen können. „Und er (Gott) schlug unter den Leuten von Bethsemes1, weil sie die Lade Jahve’s angesehen hatten, und schlug unter dem Volke 70 Mann 50,000 Mann.“ In dieser Zahlangabe fält nicht blos die Voraufstellung der 70 M. vor den 50,000 M. als ungewöhnlich auf, sondern noch mehr das Fehlen der Copula ו vor der zweiten Zahl, das ganz unerhört ist. Erwägen wir außerdem, daß weder in noch um Bethsemes herum 50,000 Männer wohnen konten und an eine außerordentliche Versammlung des Volks aus dem ganzen Lande oder doch der weiteren Umgegend nicht zu denken ist, daß ferner die W. חֲמִשִּׁים אֶלֶף אִישׁ in einigen hebr. Cod. fehlen und auch Josephus in seiner Erzählung dieses Ereignisses (Ant. VI, 1, 4) blos von 70 Getödteten redet, so können wir die Angabe: 50,000 Mann nicht für richtig und ursprünglich halten, sondern nur für eine durch ein Versehen in den Text gekommene Glosse, die freilich uralt ist, da schon LXX u. Chald. beide Zahlen in ihrem Texte gelesen haben und auf verschiedene, durchaus gezwungene Weise zu deuten suchen. — Von dieser Zahl abgesehen enthält aber der Vers nach Form und Inhalt nichts weiter, was zu begründeten Bedenken gegen seine Integrität Anlaß geben könte. Die Wiederholung des וַיַּךְ ist einfache Wiederaufnahme des durch den Zwischensatz כִּי רָאוּ בַּאֲרוֹן יי׳ unterbrochenen Gedankens, und בָּעָם nur ein allgemeinerer Ausdruck für בְּאַנְשֵׁי ב׳ שׁ׳. Der Schlag aber, der die Leute von Bethsemes traf, ist durch כִּי רָאוּ וגו ausreichend motivirt. Man braucht dabei רָאוּ בָּאָרוֹן nicht mit mehrern Rabbinen zu erklären: sie sahen in die Lade d.h. öffneten sie und sahen hinein. Denn wäre dies der Sinn, so würde sicherlich das Oeffnen nicht unerwähnt geblieben sein. רָאָה c. ב bed. ansehen, besehen oder auf etwas sehen mit Lust oder Schadenfreude, und bezeichnet hier ohne Zweifel ein mit der Heiligkeit der Lade Gottes unverträgliches, vorwitziges Angaffen, welches der Num. 4,20 ausgesprochenen Warnung zufolge mit tödtlichem Schlage geahndet wurde. Durch dieses ernste Gottesgericht erschüttert sprachen die Leute von Bethsemes: „Wer mag stehen vor Jahve, diesem heiligen Gotte!“ Die Bethsemesiten fanden demnach die Ursache des tödtlichen Schlages, der sie getroffen, richtig in der Unheiligkeit ihrer Natur, nicht in irgend einem besonderen Vergehen, dessen die Getödteten sich schuldig gemacht hatten. Sie fühlten, daß sie alle nicht besser wären als die Erschlagenen, und daß die Sünder dem heiligen Gotte nicht nahen dürfen. Von diesem Gefühle beseelt sezten sie hinzu: „Und zu wem soll er (Jahve, der heilige Gott) von uns weg ziehen?“ Das Subject zu יַעֲלֶח ist nicht die Bundeslade, sondern Jahve, welcher die Bundeslade zur Wohnung seines Namens erkoren hat. Um aber noch weitere Gottesgerichte von sich abzuwenden, suchten sie die Bundeslade aus ihrer Stadt fortzuschaffen. Sie meldeten daher durch Boten den Bewohnern von Kirjat-Jearim die Zurücksendung der Lade durch die Philister mit der Bitte, dieselbe zu sich zu holen.

Keil – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Wer denkt, er könnte sich mit der Wohnung des Schöpfers schmücken, oder diese wie ein Museum anschauen, der irrt, wie die obrige Bibelstelle klar zeigt. Wird es denen nicht genauso ergehen, die Seinen Namen an ihre Kirche schreiben, aber IHN nicht als ihren Führer betrachten?

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