In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seiet. Und wo ich hingehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr.
Elberfelder 1871 – Joh 14,2–4
In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wäre dem nicht so, Ich hätte es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte (einen Ort) zu bereiten. Mt 25,34; Lk 14,22; 2Kor 5,1.
Und wenn Ich hingehe und euch eine Stätte (einen Ort) bereite, komme Ich wieder und werde euch zu Mir mitnehmen, auf daß ihr seid, wo Ich bin. Joh 14,18.28; 12,26; 17,24;1Thess 4,17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Johannes 14,2–3
In dem Hause meines Vaters sind viele Aufenthaltsorte; wenn es nicht so wäre, würde ich euch sagen: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingegangen bin, und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder, (Offenbar nicht um noch einmal fortzugehen, und euch in den Himmel zu nehmen, sondern um in meinem Reiche zu kommen, und euch in dasselbe aufzunehmen. Dies nennt die Schrift: bei dem Herrn sein allezeit. 1Thes 4,16-17 .) und werde euch zu mir nehmen, damit wo ich bin, auch ihr seid. Und wo ich hingehe, das wisset ihr, und den Weg wisset ihr.
Die vier Evangelien des Reinhardt – Johannes 14:2–4
Wo bin ich zu Hause? Gerade in den letzten Tagen wieder erlebt, das Menschen einem sagen – teilweise direkt, teilweise durch ihre Taten: Für Gott habe ich später Zeit – jetzt will ich erst einmal leben!
Warum war das bei den Jüngern Jesu anders? Hatten sie ein anderes Bild über „ihr zu Hause“ und was es bedeutet „zu leben“?
Über das Thema – wo diese Wohnungen wohl sind – wie die meisten Christen sagen würden „im Himmel“ oder ob diese im zukünftigen Tempel sein werden – hatten wir ja schon vor einiger Zeit.
Jh 14,3 ἐάν fast = ὅταν (A346; B I1d). πορευθῶ Aor. Konj. Pass. (ohne Pass.-Bdtg.) πορεύομαι. ἑτοιμάσω Aor. Konj. ἔρχομαι fut. Präs. (H-S § 197c; A234). καί (drittes) fin. (BDR § 442,3; A311,3). παρα-λήμψομαι Fut. Med. -λαμβάνω; πάλιν ἔρχομαι καὶ παραλήμψομαι ὑμᾶς πρὸς ἐμαυτόν ich komme wieder, um euch zu mir zu nehmen/holen (H-S § 252,29). ἐμαυτόν14 Refl.-Pron. 1. Sg. ὅπου hier dort, wo (B 1aα; vgl. A358). ἐγώ, ὑμεῖς stehen betont (A122). ἦτε Konj. εἰμί.
Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament
Ja – als Christen freuen wir uns wohl, Zeit in der Nähe mit Christus zu verbringen? Oder? Oder genügt uns, dass wir uns alle paar Monate einmal mit anderen Christen treffen?
In Joh 14, 3 zieht Jesus den Vorhang vor der Zukunft wieder ein Stück beiseite: »Und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, werde ich wiederkommen und euch zu mir nehmen.« So ruhig spricht Jesus, dass kein Zweifel an der Erfüllung seiner Worte Raum hat. Er wird hingehen, und er wird den Seinen »eine Stätte bereiten«; das sind feststehende Zukunftsereignisse. Doch die Himmelfahrt ist nicht die Endstation seines Wirkens. Nach der Himmelfahrt werden vielmehr weitere entscheidende Ereignisse stattfinden: »Ich werde wiederkommen«, »ich werde euch zu mir nehmen.« Was ist das für eine geheimnisvolle Wiederkunft? Keinesfalls die zum allgemeinen Weltgericht, denn sie ist streng auf die Jünger bezogen. Dann aber müssen wir von Joh 14, 18ff. her deuten. Das heißt: Jesus meint hier seine Wiederkunft im Heiligen Geist, also Pfingsten. Dass Jesus selbst im Geist kommt, ist nach 2 Kor 3,17 die allgemeine Überzeugung des Neuen Testaments. Mehr zu diesem Thema werden wir in V. 15ff.erfahren.
Edition C
»Ich werde euch zu mir nehmen«: Was bedeutet das? Vermutlich knüpft Jesus mit dem Wort »nehmen« an 1 Mo 4,24 (Henochs »hinwegnehmen«), 2Kön 2,10 (Elias »hinwegnehmen«), und Ps 49,16; 73,24 (das »aufnehmen« des Frommen bei Gott) an. Dann ergibt sich als Sinn, dass Jesus die Seinen zu sich in die himmlische Herrlichkeit und in das Gottesreich holt. Genau dies bestätigt die Fortsetzung: »damit auch ihr seid, wo ich bin.« Joh 12,26.32; 13,8.36 werden hier fortgeführt. 1 Thess 4,16ff.baut sehr wahrscheinlich auf diesen Aussagen Jesu auf.
Joh 14,3 fasst also wie in einem Brennpunkt wesentliche Ereignisse der bevorstehenden Heilsgeschichte zusammen: Jesus wird getötet, auferweckt, kehrt zurück in den Himmel, bereitet dort als der sühnende Messias einen Platz für die Seinen, kehrt im Heiligen Geist zurück zu ihnen und holt sie nach Vollendung des Glaubenslaufes zu sich in den Himmel und ins Gottesreich. Auf knappstem Raum nennt Jesus also hier die Orientierungspunkte, auf die sich die Jünger einstellen sollen.
Vielleicht sollten wir noch beachten, dass Jesus das Jenseits bzw. das Gottesreich nicht ausmalt. Es genügt ihm die schlichte Beschreibung »wo ich bin«. Kann man Schöneres und Größeres sagen als das, dass wir dort sein werden, »wo er ist«?
Mit einem rätselhaften kurzen Satz beschließt Jesus seine Ausführung: »Und wo ich hingehe – ihr kennt ja den Weg« (V. 4). Es ist wahr, dass er schon oft vom »Hingehen« gesprochen hat (vgl. Joh 7,33ff.; Joh 8,21ff.; Joh 12,26ff.; Joh 13,33ff.). Das mussten die Jünger also »kennen«. Aber warum spricht er jetzt vom Weg: »Ihr kennt ja den Weg«? Will er damit sagen, dass sie »ja« wissen, wie der Gang zum Vater verläuft, nämlich durch Kreuz und Auferweckung? Oder setzt Jesus einen Unterricht voraus, wie er z. B. in Mt 16,21ff.parr gegeben wurde? Oder will er weitere Nachfragen, wie sie in V. 5ff.tatsächlich erfolgen, anregen?
Aber der zweite Satz eilt weiter und verspricht über das „Bereiten der Stätte“ hinaus noch mehr. Denn dann „komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seid“. Jesus wird noch viel von dem sprechen, was seinem Kreuz und seiner Auferstehung folgen wird, von der Sendung und dem Wirken des Geistes. Hier geht sein Blick bis zur letzten Vollendung in seiner „Wiederkunft“. Nicht die „Bereitung der Stätte“, sondern diese seine Parusie162 ist der eigentliche Inhalt seines Versprechens. Dabei faßt Jesus in einem einzigen kurzen Ausdruck zusammen, was seiner Gemeinde dann unter der Leitung des Heiligen Geistes (16, 13) mehr und mehr als ein langes und vielfältiges Geschehen163 klar wird. Aber das letzte Ziel für die Jüngerschar ist deutlich: „Damit, wo ich bin, auch ihr seid.“ Jesus wird dieses Ziel in seinem letzten irdischen Gespräch mit dem Vater noch einmal als seinen Willen dem Vater ans Herz legen (17, 24). Es ist ernst mit dem „Jetzt“ in 13, 33. 36: nur „jetzt“ kann Petrus und können die Jünger den Weg Jesu in die Herrlichkeit nicht mitgehen. Aber sie sollen wahrlich nicht für immer davon ausgeschlossen sein. Wo Jesus ist, da sollen und werden auch sie sein.
Wuppertaler Studienbibel
Was möchten eigentlich die Menschen, die heute „eher leben wollen“ als sich mit der Bibel zu beschäftigen, dann in Jesu Nähe?