Schlagwort: Glauben

Menschen, die darauf verzichten, sich rücksichtslos u. gewaltsam gegen andere durchzusetzen

Wahres Glück haben alle, die auf ihr eigenes Recht verzichten können. Gerade sie werden das beste Erbe erhalten.
Das Buch – Roland Werner – Matthäus 5,5

Freuen dürfen sich alle,
die unterdrückt sind und auf Gewalt verzichten –
Gott wird ihnen die Erde zum Besitz geben.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 5:5

Selig sind die stillen Dulder! Denn ihr Erbteil soll die Erde sein – Ps 37,11; Offb 5,10.
Ludwig Albrecht – Matthäus 5,5

weitere Übersetzungen und Gedanken – 2020

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Sanftmütig zu sein bedeutet nicht, „feige oder schüchtern zu sein“; es bedeutet vielmehr, „ein stilles Vertrauen in Gott zu haben“, „eine Anerkennung von und Unterwerfung unter Gottes Autorität“. Diejenigen, die diese Eigenschaft haben und ein Leben der Unterwerfung unter Gottes Autorität führen, werden eines Tages Autorität über die Erde ausüben, wenn sie die Erde im messianischen Königreich erben.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bergpredigt

Ein Studium des Wortes Jehovas wird jemand mildgesinnt machen. Jene in der alten Welt, die nicht von barscher, sondern von friedevoller Einstellung sind, werden Wahrheit und Gerechtigkeit suchen. Sie sind die Art Leute, die das Leben lieben, und Jesus sagte, daß sie die Erde ererben werden.

Wachtturm 15.Februar1953

Wird jemand, der „Ein Studium des Wortes“ durchführt, wirklich dadurch „ein stilles Vertrauen in Gott haben“???

Was bedeutet es also, sanftmütig zu sein? Es wurde schon gesagt, daß ein sanftmütiger Mensch lernbereit sei. Das stimmt, doch schließt Sanftmut noch viel mehr ein. Das kommt in den verschiedenen Definitionen des Wortes „sanftmütig“ zum Ausdruck. „Sanft oder mildherzig; beherrscht und freundlich; nicht leicht gereizt oder erzürnt; nachsichtig, wenn man dich schädigt oder belästigt.“ In modernen Bibelübersetzungen wird das in den älteren Versionen erscheinende Wort „sanftmütig“ oft durch die Ausdrücke „mild“ und „sanft“ ersetzt. Jesus war ohne Zweifel sanftmütig. Und ein weiteres bemerkenswertes Beispiel der Sanftmut, von dem wir in der Heiligen Schrift lesen, ist Mose, der von Gottes heiligem Geist inspiriert wurde, folgende Worte niederzuschreiben: „Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren.“ — 4. Mose 12:3.
Sanftmut oder Milde ist die Frucht des heiligen Geistes Gottes. „Die Frucht des Geistes ist Liebe . . . Milde.“ Sanftmütig zu sein bedeutet, das Gegenteil von stolz, habsüchtig, ungeduldig, unbarmherzig, streitsüchtig oder aggressiv zu sein. Wer der Milde oder Sanftmut ermangelt, brüstet sich gern, ist barsch, schroff, leicht erzürnt und schwer zu befriedigen; er weiß seine Ellbogen zu gebrauchen, um sich durchzusetzen, und ist stets zum Zanken bereit.

Wachtturm Studienausgaben 15.Mai1958

OK – dass klingt schon besser – eine Frucht der Geistes entwickelt sich nicht, indem ich mir Mühe geben! Eine Frucht des Geistes entsteht nur, wenn ich mich dem Gott unterordne und IHN machen lasse!

Die eingangs erwähnte Bergpredigt ist die längste Passage in der Bibel, in der Äußerungen Jesu ohne erzählerische oder andere Einschübe wiedergegeben werden. Jesus fordert uns in der Bergpredigt nicht einfach auf, das Richtige zu sagen und zu tun. Sein Rat geht viel tiefer. Wohl wissend, dass Worte und Taten ihren Ursprung immer in Gedanken und Gefühlen haben, rät Jesus eindringlich dazu, positive Eigenschaften zu entwickeln wie Mildgesinntheit, Gerechtigkeitsliebe, Barmherzigkeit, Friedsamkeit und Nächstenliebe (Matthäus 5:5-9, 43-48). Je besser uns das gelingt, desto angenehmer wird unser Reden und Handeln sein, und das macht nicht nur Jehova Freude, sondern kommt uns auch zwischenmenschlich zugute (Matthäus 5:16).

„Komm folge mir nach“ 2007

und Oh! Wieder zurück zum Anfang? Doch wieder selber versuchen und gaaanz viel Mühe geben?

Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Land besitzen.
Die dritte Seligpreisung schließt sich eng an Ps 37, 11 an: „Die Sanftmütigen werden das Land besitzen“ (ererben) עֲנָוִים יִירְשׁוּ אָרֶץ. Wörtlich ebenso der Targum: עִנְוְתָנִין יֵרְתוּן אַרְעָא; LXX: οἱ δὲ πραεῖς κληρονομήσουσι γῆν.
Das Lob der Sanftmut ertönt nicht selten in der rabbin. Literatur; doch hat man zu beachten, daß עֲנָוָה, עִנְוְתָנוּת nicht nur „Sanftmut“, sondern zugleich auch „Demut“ u. „Bescheidenheit“ bedeutet. Gegensatz zu עִנְוְתָן, עָנָו, עַנְוָנָא ist daher nicht bloß der קַפְּדָן (קוֹפְדָּן), der „Aufbrausende“, sondern auch der גַּס רוּהַ, der „Hochmütige“, „Stolze“.
Ned 38a: R. Jochanan († 279) hat gesagt: Gott läßt seine Schekhina (Gnadengegenwart) nur auf einem Starken, einem Reichen, einem Weisen u. einem Sanftmütigen עניו ruhn, u. das alles (lernt man) von Mose. Er war stark, s. Ex 40, 19; Dt 9, 17; er war reich, s. Ex 34, 1 (die aus Saphir gehauenen u. zerbrochenen Gesetzestafeln fielen ihm zu, daher sein Reichtum); er war weise, s. Ps 8, 6; er war sanftmütig, s. Nu 12, 3: „Der Mann Mose war sehr sanftmütig עני, mehr als alle andren Menschen.“ ǁ Aboth RNathan 7: Lehre deine Hausgenossen Sanftmut ענוה: wenn ein Mensch sanftmütig ענוותן ist u. seine Hausgenossen sanftmütig sind, u. es kommt ein Armer u. steht an der Tür des Hausherrn u. spricht zu ihnen: 1st euer Vater hier? u. man antwortet ihm: Ja! komm u. tritt ein, — dann ist der Tisch zugerüstet, noch ehe er eintritt, u. er tritt ein u ißt u. trinkt u. preist den göttlichen Namen. Das gereicht dem Hausherrn zu großer Befriedigung. Wenn aber ein Mensch nicht1 sanftmütig ist u. seine Hausgenossen aufbrausend קפדנין sind, u. es kommt ein Armer u. steht an seiner Tür u. spricht zu ihnen: Ist euer Vater hier? dann antwortet man ihm: Nein! u. fährt ihn an u. wirft ihn hinaus mit Anschreien. Eine andre Erklärung. Lehre deine Hausgenossen Sanftmut. Wie denn? Wenn ein Mensch sanftmütig ist u. seine Hausgenossen sanftmütig sind, u. er verreist in eine ferne Gegend u. sagt (sagen kann): „Ich danke dir, Jahve mein Gott, daß mein Weib keinen Streit mit den andren anfängt“, dann ist sein Herz ohne Furcht in ihm u. sein Gemüt beruhigt bis zu der Stunde, da er zurückkehrt. Wenn aber ein Mensch nicht sanftmütig ist u. seine Hausgenossen aufbrausend sind u. er reist in eine ferne Gegend u. sagt (sagen muß): Es sei wohlgefällig vor dir, Jahve mein Gott, daß mein Weib keinen Streit mit den andren anfängt u. daß meine (Text: seine) Kinder keinen Streit anfangen, — dann ist sein Herz voller Furcht in ihm u. sein Gemüt hat keine Ruhe, bis er zurückkehrt. ǁ Derekh Ereç 6: Drei Dinge sind einander gleichwertig: Weisheit, (Gottes-) Furcht u. Sanftmut ענוה. ǁ Derekh Ereç Zuṭa 5: Liebe die Sanftmut ענוה, damit sie deine Hände fülle. ǁ Berakh 17a: Ein Gewohnheitsspruch im Munde des Abaje († 338/39): Immer sei der Mensch klug in (Gottes-)Furcht. „Eine sanfte (linde רך) Antwort stillt den Groll“ Spr 15, 1, u. er mehrt (dadurch) den Frieden mit seinen Brüdern u. mit seinen Verwandten u. mit jedermann, selbst mit den Fremden (Nichtisraeliten) auf der Straße, damit er beliebt sei oben (bei Gott) u. angenehm unten (bei den Menschen) u. wohlgelitten bei den Menschen. Man hat von Rabban Jochanan b. Zakkai († um 80) gesagt, daß ihm kein Mensch jemals mit dem Friedensgruß zuvorgekommen sei, selbst nicht ein Fremder auf der Straße.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Diesmal ist es Ps 37,11 , der als Schlüssel zum Verständnis dient. Dessen griechische Übersetzung hat in der Tat die »Sanftmütigen«, auf die Mt 5,5 zielt. Doch im hebräischen Text lesen wir: »Die Elenden werden das Land erben und ihre Freude haben an großem Frieden.« Wie kommt es nun, dass die griechische Übersetzung von »Sanftmütigen« spricht? Die Erklärung ist einfach: Ps 37 schildert die Bedrückung der Leute Gottes durch die Gottlosen, die Gerechten wehren sich aber nicht, sondern sagen: »Sei stille dem Herrn und warte auf ihn« (Ps 37,7). Es ist ja jener Psalm, dessen 5. Vers Paul Gerhardt zu seinem herrlichen Lied »Befiehl du deine Wege« angeregt hat. Die Leute Gottes verharren also in der Sanftmut gegen ihre Peiniger, sind aber zugleich die Elenden, die unter dieser Peinigung leiden. So haben beide Textformen recht. Ein Beispiel jener Sanftmut und jenes Elends ist Isaak, den die Philister mehrmals von den Brunnen verdrängen und der doch im Vertrauen auf Gott in der Sanftmut verharrt (1 Mose 26,15ff.). Es genügt demnach nicht, von »Elenden« bzw. »Sanftmütigen« zu sprechen, sondern man muss hinzufügen, dass diese Leute in ihrer Bedrängnis auf den Herrn vertrauen. Damit ist klar, dass nicht die von Natur Sanftmütigen, sondern die ihres Glaubens wegen Stillen gemeint sind.
Diesen Leuten sagt Jesus: »Sie werden die Erde ererben.« Indem wir das lesen, erinnern wir uns vielleicht der Gewaltanwendung, die Thomas Müntzer und andere »christliche« Revolutionäre unter Berufung auf solche oder ähnliche Stellen vollzogen haben. Sie waren der Überzeugung, das Volk des Neuen Bundes solle am Ende der Zeiten zu den Waffen greifen und im Namen Gottes die Erde in Besitz nehmen, nachdem man alle Gottlosen totgeschlagen habe. Das ist jedoch ein völliges Missverstehen.
Schon Ps 37,11 fügte der Verheißung des Landbesitzes hinzu: »Sie werden ihre Freude haben an großem Frieden.« Damit war klargestellt, dass die Vernichtung der Gottlosen und der friedevolle Besitz allein durch Gott bewirkt werden. Nichts anderes meint auch Jesus. Hier tritt die Zukunftsbezogenheit noch stärker hervor. Gott ist es, der bei der sichtbaren Durchsetzung seiner Herrschaft den »Sanftmütigen« die Erde zum Erbe gibt. Wir müssen diese dritte Seligpreisung mit Off 21; 22 verbinden. Es handelt sich also eindeutig um die neue Erde, die die Sanftmütigen ohne Bedrohung durch die Gottlosen bewohnen werden. Darauf deutet auch die Tatsache, dass die Wortgruppe »erben«, »Erbe« usw. im NT fast immer einen endzeitlichen Klang hat.
Überlegt man den Inhalt der dritten Seligpreisung, dann stößt man sowohl auf eine Gemeinsamkeit als auch auf einen Unterschied im Vergleich mit den beiden ersten. Die Gemeinsamkeit liegt darin, dass in allen drei Seligpreisungen der Verse Mt 5, 3-5 Menschen mit Lasten angesprochen sind: mit der Last der Sünde, der Last des Gerichts, der Last durch gottlose Bedränger. Mit einem Wort: Es sind mehr oder minder Verlorene, die Jesus werbend einlädt. Der Unterschied ist darin gegeben, dass bei den beiden ersten Gruppen die Last durch eigene Schuld entstand, bei der dritten Gruppe aber durch fremde Schuld. Ja, man kann noch einen Schritt weitergehen und feststellen, dass bei der dritten Gruppe nicht allein die eigene Schuld fehlt, sondern sogar Vertrauen zu Gott vorhanden ist. Dieses Vertrauen wird reichlich belohnt durch das endzeitliche Erbe. Und sofort muss wieder klargestellt bleiben: Dabei geht es nicht um die Honorierung religiöser Leistung, sondern um die Erfüllung der Hoffnung der Leidenden oder – um es mit den Worten des Paulus zu sagen – um »eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit« gegenüber einer zeitlichen und verhältnismäßig leichten Trübsal (2 Kor 4,17 .)

Gerhard Maier – Edition C

Ihr seid gesegnet, wenn ihr nicht versucht, lautstark und verbissen zu eurem Recht zu kommen. Gott wird euch mehr geben, als ihr jemals erstreiten könntet.
Willkommen daheim – Matthäus 5,5

Glücklich sind, die über diese Welt trauern …

Freuen dürfen sich alle,
die unter dieser heillosen Welt leidene –
Gott wird ihrem Leid ein Ende machen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 5,4

Wie glücklich die, die ‹über Sünde› trauern und weinen, / denn Gott wird sie trösten!
Neue evangelistische Übersetzung 2019 – Matthäus 5,4

Ihr seid gesegnet, wenn ihr in Leid und Traurigkeit daran festhaltet, dass Gott selbst einmal alle eure Tränen trocknen wird.
Willkommen daheim – Fred Ritzhaupt – Matthäus 5,4

weitere Übersetzungen und Kommentare – 2020

Merkmale in Beziehung zu Gott
In den Versen 3-6 geht es um die Eigenschaften in der Beziehung zu Gott, und es sind vier.

Erstens: Selig sind die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich. Das Gegenteil von arm im Geiste zu sein, ist hochmütig zu sein. Arm im Geiste zu sein bedeutet, „eine richtige und angemessene Einschätzung seiner selbst gegenüber Gott zu haben.“ Es ist die Erkenntnis, dass man keine eigene Gerechtigkeit hat, und dass die Gerechtigkeit, die man hat, eine von Gott empfangene Gerechtigkeit ist. Jemand, der arm im Geist ist, ist also völlig abhängig von Gott, was Gnade und Rettung angeht.
Erstens: Selig sind die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich. Das Gegenteil von arm im Geiste zu sein, ist hochmütig zu sein. Arm im Geiste zu sein bedeutet, „eine richtige und angemessene Einschätzung seiner selbst gegenüber Gott zu haben.“ Es ist die Erkenntnis, dass man keine eigene Gerechtigkeit hat, und dass die Gerechtigkeit, die man hat, eine von Gott empfangene Gerechtigkeit ist. Jemand, der arm im Geist ist, ist also völlig abhängig von Gott, was Gnade und Rettung angeht.
Zweitens: Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Trauern bedeutet „eine Sensibilität für die Sünde entwickeln“. Diejenigen, die sensibel für Sünde sind, werden Gott natürlich ihre Sünden bekennen und über ihre Sünden traurig sein. Diejenigen, die Gott ihre Sünden bekennen, werden getröstet werden, denn 1. Johannes 1,9 verspricht das: Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bergpredigt

»Leid« wurde gewöhnlich entweder mit Buße oder mit einem schmerzlichen Verlust durch den Tod in Verbindung gebracht; die Verknüpfung von Leid und Trauer mit Trost im vorliegenden Vers zeigt, dass hier an die zweite Bedeutung gedacht ist. Es könnte der Kummer über Israels Sünden gemeint sein, vom Kontext ist jedoch eher an das Leid der Unterdrückten gedacht. Trost war eine der für die Zukunft, wenn Gott sein trauerndes Volk wiederherstellen würde, verheißenen Segnungen ( Jes 40,1; 49,13; 51,3.12; 52,9; 54,11; 57,18; 61,2; 66,13 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

Wie die erste Seligpreisung vermutlich auf Jes 61, 1 zurückgeht, so die zweite auf Jes 61, 2: („Er hat mich gesandt) alle Trauernden zu trösten“ לְנַחֵם כָּל־אֲבֵלִים, LXX: παρακαλέσαι πάντας τοὺς πενθοῦντας. Unter den „Trauernden“ Mt 5, 4 hat man nach dem Zus.hang die geistig Armen zu verstehn, die ihre Unzulänglichkeit vor Gott erkannt haben u. über diese, nachdem die Nähe des Himmelreichs verkündigt ist, Bußtrauer empfinden. — Der Gedanke, daß das Kommen der messian. Heilszeit Bußschmerz auf seiten Israels voraussetze, war auch der alten Synagoge geläufig; s. die Belege bei 4, 17 S. 162 ff.; ebenso geläufig war die andre Vorstellung (wohl auf Grund des zweiten Teils des Jesaja), daß gegenüber der Not u. Trauer der Gegenwart das messian. Heil als Israels Tröstung anzusehn sei; s. bei Lk 2, 25. Man wird annehmen dürfen, daß auch der Name Menachem = Tröster, den der Messias nach einigen Gelehrten führen wird (s. S. 66. 83), mit dieser Gedankenreihe in Verbindung steht. Neue Anregung erhielt das Trauern über Israels elende Gegenwart — vgl. schon die אֲבֵלֵי צִיּוֹן Jes 61, 3 — durch die Ereignisse des Jahres 70 n. Chr. Kleinere Kreise schlossen sich zusammen, ihrer Trauer über Jerusalems Fall auch äußerlich in gewissen asketischen Bußübungen Ausdruck zu geben. R. Jehoschuaʿ b. Chananja (um 90) u. R. Jischmaʿel († um 135) waren es, die diese Bestrebungen auf ein annehmbares Maß zurückzuführen versuchten.a Vor allem aber kam die offizielle Synagoge diesen Kreisen damit entgegen, daß sie den 2. u. den 5. Wochentag, die bereits vor dem Jahre 70 Fasttage gewesen waren,b jetzt zu Fasttagen wegen der Tempelzerstörung bestimmte u. den 9. Ab, den Tag der Tempelzerstörung selbst, als nationalen Trauertag einführte.c Vereinzelt hören wir auch noch später von solchen, die um Zion trauerten.d Die in PesiqR 34 (158a. b, 159a) mehrmals erwähnten אבלי ציוןe gehören jedoch erst dem 9. Jahrh. an, s. Dalman, Der leidende u. sterbende Messias, S. 53. 55. Selbstverständlich haben diese um Zion Trauernden u. auf den Trost Israels Wartenden nichts mit den Trauernden gemein, um die es sich Mt 5, 4 handelt; immerhin sehen wir an ihnen, wie eng in der alten Synagoge der Trostgedanke mit der messian. Heilszeit verbunden gewesen ist.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

‘Glücklich die, die trauern’

WIDERSPRICHT es sich nicht, wenn man sagt, jemand, der trauere, könne gleichzeitig glücklich sein? Nicht unbedingt. Als Jesus in seiner Bergpredigt diese sich scheinbar widersprechende Erklärung abgab, hatte er anscheinend nicht die übliche Bedeutung des Wortes „glücklich“ im Sinn. Offensichtlich meinte er etwas, was mehr ist als eine unbeschwerte Fröhlichkeit. — Matthäus 5:4.
Das griechische Wort für „glücklich“ in diesem Text, makários, wurde von den Griechen gebraucht, um das höchste Entzücken zu bezeichnen, das Entzücken, dessen sich ihrer Meinung nach die Götter erfreuten. Angesichts der Art und Weise, wie das Wort in der Bergpredigt Jesu und überall in den Christlichen Griechischen Schriften gebraucht wird, lautet eine umfassendere Bedeutung des Wortes makários: „Glück jemandes, der von Gott begünstigt ist“.
Wer sind denn diejenigen, die „von Gott begünstigt“ sind, weil sie trauern? Ist es irgend jemand, der traurig ist? Nein, denn das griechische Wort für „trauern“, penthéo, bezeichnet eine tiefe Trauer, ein Gefühl, zerschmettert zu sein. Der Apostel Paulus gebrauchte dieses Wort, als er die Versammlung in Korinth tadelte, weil es ihren Gliedern nicht vor Kummer über die schwere, in ihrer Mitte verübte Unsittlichkeit durch und durch gegangen war: „Und ihr seid aufgeblasen und habt nicht vielmehr getrauert . . .?“ (1 Korinther 5:2) In einem ähnlichen Gedankengang tadelte der Jünger Jakobus gewisse Personen seiner Tage: „Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und läutert eure Herzen, ihr Unentschlossenen. Gebt dem Elend und dem Trauern und dem Weinen Raum.“ — Jakobus 4:8-10.
Daß Jesus ein tiefes Gefühl der Trauer meinte, wird durch den Parallelbericht des Lukas bestätigt: „Glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ (Lukas 6:21) Mit „weinen“ wird hier das griechische Wort kláio übersetzt, das „für jede laute Äußerung des Kummers, besonders bei der Trauer um die Toten, gebraucht wird“ (An Expository Dictionary of New Testament Words, W. E. Vine). Es besteht also kein Zweifel, daß Jesus in dieser zweiten in seiner Bergpredigt erwähnten Seligpreisung (Glücklichpreisung) eine tiefe Trauer, ein starkes Weinen, meinte.
Sind aber alle, die aus irgendeinem Grund tief bekümmert sind, diejenigen, die von Gott „glücklich“ gemacht oder begünstigt werden? Offensichtlich nicht, denn Jesus sagte, daß diese Trauernden getröstet würden, und doch empfangen nicht alle Trost, die im Geist des Kummers zerschmettert sind. Hier spielt der Beweggrund des Herzens eine Rolle. Da war zum Beispiel der Bruder Jakobs, Esau, der, weil er ‘heilige Dinge nicht wertschätzte’, „seine Erstgeburtsrechte im Tausch für e i n Mahl weggab“. Danach bereute er den Tausch und trauerte sehr über seinen Verlust, aber vergeblich. — Hebräer 12:15-1

Erwachet! 22.September 1971

Niemand ist gern traurig. Viele gehen traurigen Menschen am liebsten aus dem Weg. Es ist so schwierig, Worte des Trostes zu finden, wenn jemand über den Tod eines Familienangehörigen oder eines Freundes trauert.
Als der Herr Jesus in der zweiten Seligpreisung die Trauernden glückselig nannte, dachte Er nicht an die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen. Nein, als Er diese Worte aussprach: „Glückselig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden“, meinte Er etwas ganz anderes damit.
Es geht hier um das Reich Gottes, als dessen König Er gekommen war (vgl. 12,28). Aber wie wurde Er von Seinem Volk empfangen! „Er kam in das Seinige, und die Seinigen nahmen ihn nicht an“ (Joh 1,11). Bei Seiner Geburt war kein Raum in der Herberge vorhanden, der König Herodes versuchte, Ihn umzubringen, und Seine Familienangehörigen erklärten Ihn einmal für von Sinnen. Sogar Seine Jünger, die Ihm in den drei Jahren Seines Dienstes doch am nächsten standen, verstanden Ihn oft nicht; einer verleugnete Ihn, und einer verriet Ihn schließlich sogar an Seine Feinde!
Ja, unser Herr hatte viel Grund zur Traurigkeit. Er weinte über Jerusalem und sprach über diese Stadt die Worte: „Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind! Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein versammelt unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Siehe, euer Haus wird euch öde gelassen; denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprechet: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn“ (Mt 23,37-39). Wenn Er nach Seiner Erscheinung in Herrlichkeit zur Aufrichtung des tausendjährigen Friedensreiches von Seinem Volk freudig begrüßt werden wird, dann wird Er wahrhaft „getröstet“ werden!
Auch der gläubige Überrest der Juden wird in der Drangsalszeit kurz vor dieser Erscheinung Christi durch tiefe Trauer gehen: Trauer über den verhärteten Herzens-zustand des übrigen Volkes, das dem Antichristen anhängen wird, und Trauer über die Schuld des jüdischen Volkes und ihre Mitschuld an dem Tode des Messias. Aber auch sie werden durch den Herrn selbst getröstet werden: „Jehova wird Zion noch trösten und Jerusalem noch erwählen“ (Sach 1,17). – „Wie einen, den seine Mutter tröstet, also werde ich euch trösten; und in Jerusalem sollt ihr getröstet werden“ (Jes 66,13; vgl. Kap. 40,1; 49,13; 51,3.12; 61,2).
Gibt es nicht auch in der heutigen Zeit Grund zu ähnlicher Trauer im Volk Gottes? Sehen wir, wie der Herr Jesus in der Christenheit verunehrt wird, wie das Wort Gottes auch von wahren Christen nicht mehr ernst genommen wird, wie Herzenshärte statt Liebe, Eigenwille statt Gehorsam, leerer Formalismus statt echter Abhängigkeit vom Herrn und Weltförmigkeit statt Absonderung vom Bösen sich ausbreiten? Gehen wir achtlos und gleichgültig daran vorbei, oder stellen wir uns in richtender, selbstgerechter Art und Weise darüber? Oder tun wir das, was vor unserem Herrn richtig und wohlgefällig ist: trauern wir wirklich über solche Verunehrungen unseres geliebten Herrn

Ermunterung und Ermahnung 1990 Seite 261

Und was macht DICH traurig, in diesen Tagen? Dass so wenig über Jehovah und Jesus gesprochen wird? Das es so wenige Vorträge und so wenige christlichen Zeitschriften gibt, die sich Jehovah zum Thema gemacht haben? Das die wenigen christlichen Zeitschriften, die Vorträge eher um „was du tun mußt“ oder um Politik, um Krankheit und andere „irdische Dinge“ drehen, anstatt um den Schöpfer?

„David befand sich in einer sehr schwierigen Lage“

David aber geriet persönlich in große Gefahr, weil seine Leute schon daran dachten, ihn zu steinigen; denn sie waren alle über den Verlust ihrer Söhne und Töchter ganz verzweifelt. David aber gewann neue Kraft durch sein Vertrauen auf den HErrn, seinen Gott
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – 1.Samuel 30,6

David befand sich in einer sehr schwierigen Lage, denn seine Männer waren über den Verlust ihrer Frauen und Kinder so verbittert, dass sie schon davon redeten, ihn zu steinigen. Doch David fand neue Kraft im Vertrauen auf den Herrn, seinen Gott.
Neues Leben – Bibel – 2006 – 1. Sam 30,6

David aber geriet persönlich in große Gefahr, weil seine Leute schon daran dachten, ihn zu steinigen; denn sie waren alle über den Verlust ihrer Söhne und Töchter ganz verzweifelt.
Menge 2003 – 1.Samuel 30:6

Kennst du solche Situationen im Leben?
Besonders nach dem wir uns gestern den Bibeltext über DEN Hirten angeschaut haben – fallen mir wieder „Geschichten“ von sogenannten Hirten ein, die eher traurig als ermuntert sind.
Da geht eine Frau völlig durcheinander zu „den HIrten“ weil ihre kleine Tochter behauptet, von dem „neuen Papa“ mißbraucht worden zu sein – und die „Hirten“ fragen nur nach zwei oder drei Zeugen für den Vorfall, und machen der Frau noch Vorwürfe, warum sie überhaupt diesen Mann geheiratet hat!
Da ist ein Familienvater gerade die Ehefrau samt Kinder weggelaufen, und die „Hirten“ suchen nur nach Fehlern, wie es die „Freunde Hiobs“ gemacht haben, anstatt zu helfen. Eigentlich wollen die „Hirten“ diesen Bruder eh aus ihrer Kirchengemeinde los werden, weil der sich viel zu viel mit der Bibel beschäftigt, anstatt immer bei „den Hirten“ nachzufragen – so ein „ich forsche selber nach – Typ“ – ein richtiger „Unruhestifter“ 🙂

Und dann kommt heute dieser Text von David dazu! Genau so! David ohne Grund ein „Feind des Königs“ – nur weil Jehovah diesen David zum nächsten König ausgewählt hat! David – zu diesem Zeitpunkt ein „vogelfreier“ – dann noch mit anderen, die ähnlich schlecht angesehen waren, im benachbarten „Feindesland“. Und dann zieht David mit seinen Männern los, um sich dem „König“ in dessen Land sie sich gerade aufhalten, im Krieg wenigstens unterstützend anzubieten. Und als dieser „König“ sie nach wenigen Tagen (ohne Kriegsbeteiligung) nach Hause schickt – da ist der gesamte Ort nur noch Schutt und Asche! Da sind die Familien verschleppt! Es sieht AUSWEGSLOS aus! Und wer ist Schuld? Na wessen Idee war es, dort in „Feindesland“ zu leben? Wessen Idee war es, sich als Soldaten anzubieten? Ja, genau alles war aus Sicht der meisten Männer: Davids Schuld! Also David steinigen! Bringt zwar weder die Familie zurück, noch steht das Haus dadurch wieder da – aber der Frust ist abgebaut???
Und was macht David? Genau das, was jemand, der ein inniges Verhältnis zu Jehovah aufgebaut hat, in solchen Situationen macht! – David sucht Hilfe bei „dem unsichtbaren Gott“! Und David erhält Hilfe! Wie? ……


ein paar andere Übersetzungen Siehe Beitrag von 2020
Hier nun noch ein paar andere Kommentare:

In einer direkten Anrede, verbunden mit der innigen Bitte und dem starken Bekenntnis findet diese Glaubenshaltung den wunderbaren Ausdruck:
Gib acht auf mich, o [starker] Gott, denn meine Bewahrung hab’ ich in dir!
Diese Sprache des Glaubens ist verständlich im Munde Davids. Durch wie viele Nöte und Ängste war sein Leben bisher geführt worden. Wie oft war er, von der Zeit an, wo er die Schafe seines Vaters Isai in der Wüste hütete, bis nach Ziklag, das im Mittagslande des Stammes Juda lag, in Nöten, in Ängsten und in Todesgefahr gewesen. In den Kämpfen mit den Philistern, auf seiner dauernden Flucht vor dem Könige Saul, in dem Misstrauen der Obersten des Philisterkönigs Achis – in allem hatte David erkannt, von welchen Gefahren sein Leben bisher umgeben gewesen war.
Welch ein Wunder, dass er noch lebte! Wollten doch zuletzt seine eigenen Freunde ihn Steinigen, als sie mit ihm vom König Achis zurückkamen und fanden, dass das kleine Zufluchtsstädtchen Ziklag von den Amalekitern überfallen, verbrannt und völlig ausgeraubt worden war. „Denn alle waren verzweifelt, ein jeder wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. David aber fasste festes Vertrauen zum Herrn, seinem Gott“ (1 Sam 30,6). Ein Vertrauen, das zu sprechen vermag: „Meine Bewahrung hab’ ich in dir!“ ist nicht etwas selbstverständliches. Der Glaube gewinnt es erst, wenn dem Menschen zuvor alle Stützen genommen sind. Dass David in den Tagen, wo ihm alles zusammenbrach, dies Vertrauen zu dem Herrn, seinem Gott, fand, das war seine und seines Volkes Rettung.
Er kann nun mit der Bitte um Bewahrung das Bekenntnis verbinden:
Ich spreche zum HErrn:
„Mein Heil bist du!
Mein höchstes Gut hab’ ich in dir!“
Auch er hatte zuvor die Welt und die Menschen abgetastet in der Hoffnung, irgendwo und bei irgendwem die Grundlage seines Heils zu finden. Zuletzt war er sogar mit seinem Gefolge zu dem Philisterfürsten Achis geflohen und hatte sich ihm zur Verfügung gestellt. Der sandte ihn auf den Rat seiner Obersten hin wieder heim nach Ziklag.
Das Städtchen selbst als letzte Zufluchtsstätte fand er jedoch vernichtet. In solchen Stunden wird entweder ein ganz starker Glaube geboren, da der Mensch seinen letzten und alleinigen Halt hinfort nur noch in Gott findet, oder man zerbricht an dem Leben, das in seiner Wirklichkeit so unerbittlich hart sein kann.
Wenn der Mensch dann auch später, wie das Leben Davids es zeigt, nicht dauernd auf derselben Glaubenshöhe sich bewegt, so war solch ein Erleben Gottes doch von entscheidender Bedeutung für die Zukunft. Was sich dem Menschen in solchen Stunden an Erkenntnis Gottes, an Vertrauen und Hingabe des Glaubens erschloss, wurde ihm in der Zukunft stets neu zu einem Wege zu jenem Gott hin, den er in seiner Größe gesehen und in seiner Stärke erlebt hatte. Eine solche Seele schämt sich trotz ihrer menschlichen Schwäche nicht ihres Bekenntnisses, bezeugt vielmehr täglich neu: „HErr, mein Heil bist du!“ Weiter bezeugt der Sänger

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Der Schock muss für Davids Leute furchtbar gewesen sein: Erst werden sie von den Philistern von der Teilnahme am Krieg ausgeschlossen und so in ihrer Ehre gekränkt. Dann finden sie ihre Stadt, ihre neue Heimat, in der sie Schutz gesucht haben, mit Feuer verbrannt und stellen fest, dass ihre Frauen, Söhne und Töchter gefangen weggeschleppt sind. Was wiegt dagegen der Verlust von Hab und Gut?
Sie, d.h. David und seine Truppe, weinten, bis keine Kraft mehr in ihnen war, zu weinen. Das tatenlose, hilflose Weinen kann jederzeit in unberechenbare Wut umschlagen. David steht wie auf einem Vulkan.
Zudem ist David persönlich zutiefst betroffen: Auch seine zwei Frauen sind gefangen und haben die Sklaverei vor Augen: Ahinoam (s. 25, 43) und Abigajil (s. 25, 39ff).
David geriet sehr in Bedrängnis. Auch wenn die Arbeitsfähigen verschleppt sind, sind noch genügend vom Volk der Philister zurückgeblieben, die über David empört sind. Durch seine Überfälle hat er die Amalekiter gereizt. Das Volk von Ziklag muss das jetzt büßen. Darum wollten sie ihn steinigen. Die Seele des ganzen Volkes kochte, sie war verbittert. Auch Davids Truppe? Dafür spricht, dass anschließend 200 Mann die Verfolgung des Feindes offiziell wegen Übermüdung, in Wirklichkeit wegen seelischer Müdigkeit aufgeben. Das Ganze ist Meuterei. Hinzu kommt die Unklarheit: Wer sind die Räuber? Wohin sind sie mit ihrem Raub gegangen? Was tun in solcher Lage?
David aber stärkte sich in Jahwe, seinem Gott.a Keine exemplarische Strafe, kein hartes Durchgreifen gegen die Meuterer! Das ist sonst das Normale in dieser Lage. David dagegen flüchtet sich ins Gebet und erbittet von seinem Gott Hilfe. Der Weg nach Ziklag war von ihm eigenmächtig gewählt worden. Da hatte er gemeint, sein Schicksal in die eigene Hand nehmen zu können und zu müssen. Jetzt weiß er keine Zuflucht außer der zu Gott. Da will Gott ihn haben. Mit den Überheblichen, Selbstsicheren kann Gott nichts anfangen. Die Eigenmächtigen sind für Gottes Werk nicht geeignet. In seinem Reich zeigt Gott, was er mit den Kleinen, Schwachen, Angefochtenen machen kann. Im Gebet erfährt David, wie ihm Gott neue seelische Kraft, auch Tatkraft, neuen Mut, neue Hoffnung und damit auch den kühlen Kopf schenkt. Das ist die Hilfe, die er jetzt braucht.

Wuppertaler Studienbibel

Sehr betrübt. Siehe den ähnlichen Ausdruck in 28:15. Übersetzer können einen leichten Bedeutungsunterschied zwischen RSV und TEV erkennen, da das hebräische Verb je nach Kontext eine andere Bedeutung haben kann. RSV konzentriert sich mehr auf Davids persönliche Reaktion auf die Krise, während TEV sich auf die Reaktion der Truppen als Quelle des „Ärgers“ zu konzentrieren scheint. Der hebräische Text kann auf beide Arten verstanden werden, sodass die Übersetzer zwischen den beiden Möglichkeiten wählen müssen. NRSV und NJPS, die ähnlich wie TEV übersetzen, sagen, dass „David in großer Gefahr war“.

Das Volk. das heißt „die Truppen“ (NJPS). siehe die Kommentare zu Vers 4.

Die Steinigung wurde vom Gesetz in einigen Fällen angeordnet, um eine Person zu töten, die gegen bestimmte Gesetze verstoßen hatte. Manchmal war die Steinigung auch die Methode, die ein wütender Mob anwandte, um jemanden zu töten (siehe 1 Könige 12,18). Die Leute wollen David nicht einfach nur schaden oder verletzen, indem sie Steine auf ihn werfen. Vergleiche NCV: „Die Männer des Heeres drohten, David mit Steinen zu töten.“

Waren in der Seele verbittert: Der Gedanke scheint zu sein, dass sie „zutiefst verbittert waren“ oder „sehr wütend waren“.

Für seine Söhne und Töchter: Das heißt, „weil seine Söhne und Töchter als Gefangene genommen worden waren“ (NCV). Der Text scheint die Individualität der trauernden Männer zu betonen. Jeder der Soldaten, die bei David gewesen waren, war wegen des Verlusts seiner Kinder bestürzt. Im Hebräischen heißt es wörtlich: „ein Mann für seine Söhne und Töchter“.

David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott. Die hebräische Form des Verbs kann entweder bedeuten, dass David sich selbst stärkte oder dass er von jemand anderem gestärkt wurde. Beides ist möglich und die verschiedenen Übersetzungen spiegeln diese Zweideutigkeit wider. Folgt man der zweiten Interpretation, ist es in manchen Sprachen natürlicher, diesen Satz so umzuformulieren, dass Gott das Subjekt ist und nicht David (wie TEV es getan hat). In anderen Sprachen hingegen könnte es heißen: „David fand Kraft in dem HERRN, seinem Gott“ (NCV) oder „er spürte, dass Gott, der HERR, ihm Kraft gab“ (CEV). NAB versteht dies als Nebensatz, der einen Satz einleitet, der im folgenden Vers ergänzt wird: „Aber mit neuem Vertrauen auf den HERRN, seinen Gott, David….“

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

Wer ist der gute Hirte? – II

Denn so spricht der Herr Jehova: Siehe! ich will mich selbst um meine Herde bekümmern, und sie suchen. So wie ein Hirt seine Herde sucht, wann er bei seinen zerstreuten Schafen ist; so will auch ich meine Schafe suchen, und sie retten aus allen Orten, wohin sie sich zerstreut hatten am wolkigen, düsteren Tage. Ja, ich will sie herausführen aus den Völkern, und aus den Ländern sammeln, und sie heimführen in ihr Land, und sie weiden auf den Bergen Israels, in den Thälern, und in allen bewohnten Gegenden des Landes. Auf guter Weide will ich sie weiden, und auf den hohen Bergen Israels soll ihr Weideplatz seyn; da sollen sie sich lagern auf gutem Weideplatze, auf fetter Weide sollen sie weiden auf den Bergen Israels. Ich selbst will meine Herde weiden; ich selbst will sie lagern lassen, spricht der Herr Jehova. Das Verlorne will ich suchen, und das Verirrte zurückbringen, und das Verwundete verbinden, und das Schwache stärken; die Fetten und Starken aber will ich vertilgen. Ich will sie weiden, wie es recht ist. Was euch betrifft, ihr, meine Schafe! so spricht der Herr Jehova also: Siehe! ich will richten zwischen Schaf und Schaf, zwischen Widdern und Böcken.
van Ess 1858 – Ez 34,11–17

Wer ist DEIN Hirte? Gibt es eine Organisation oder einen Menschen, der mich „weidet“ oder „hütet“?
Warum gibt es heute so viele „messianische Juden“, also Menschen, die nicht nur die Thora anerkennen sondern auch Jeschuah als Messias / als Christus anerkennen?
Aber bleiben wir zuerst bei dem Hirten!
Was macht Jehovah als Hirte?

erste Meinung aus einem Buch:

Durch den Vergleich mit einem Hirten zeigt Jehova, dass es sein inniger Wunsch ist, uns zu beschützen (Hesekiel 34:11-16). Vielleicht erinnern wir uns an die Beschreibung Jehovas in Jesaja 40:11, auf die bereits Kapitel 2 dieses Buches einging: „Wie ein Hirt wird er seine eigene Herde hüten. Mit seinem Arm wird er die Lämmer zusammenbringen; und in seinem Busen wird er sie tragen.“ Wie kommt das kleine Lamm an den „Busen“ des Hirten — in die Falten seines Obergewands? Vielleicht läuft es zu ihm hin und stupst ihn sogar ans Bein. Aber es ist der Hirte, der sich bücken, es hochheben und behutsam an seiner Brust bergen muss. Was für ein ansprechendes Bild für die Bereitschaft unseres großen Hirten, uns zu behüten und zu beschützen!
Gottes Versprechen, uns zu beschützen, ist an eine Bedingung geknüpft: dass wir seine Nähe suchen. In Sprüche 18:10 wird erklärt: „Der Name Jehovas ist ein starker Turm. Der Gerechte läuft hinein und wird beschützt.“ In biblischer Zeit wurden in der Wildnis manchmal Türme als Zufluchtsorte gebaut. Wer sich in Gefahr befand, musste allerdings selbst dorthin fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Ähnlich ist es, wenn man zum Namen Gottes Zuflucht nimmt. Dazu gehört mehr, als Gottes Namen nur herzusagen, denn dieser Name ist keine Zauberformel. Das Entscheidende ist, den Namensträger zu kennen, ihm zu vertrauen und nach seinen gerechten Normen zu leben. Wie gütig von Jehova, uns zu versichern, dass er sich als schützender Turm erweisen wird, wenn wir uns glaubensvoll an ihn wenden!

Komm Jehova doch näher

Echt jetzt? Haben wir bemerkt, dass in Hesekiel 34 genau das GEGENTEIL von dem gesagt wird, als in dem unteren Absatz? Jehovah sucht Seine zerstreuten Schafe! Und nicht die Schafe müssen sich aufmachen und in Seine Hürde kommen!

Die Offenbarung von Gottes Absicht, dies zu tun, half Hesekiel, als er sich umsah und nur falsche Propheten und rücksichtslose, selbstsüchtige Herrscher sah. Seine Reaktion auf ihre Verderbtheit brachte ihm eine strenge Zurechtweisung ein:
Wehe den Hirten Israels, die sich nur um sich selbst kümmern! Sollten sich nicht die Hirten um die Herde kümmern?… Ihr habt die Schwachen nicht gestärkt und die Kranken nicht geheilt und die Verletzten nicht verbunden. Ihr habt die Verirrten nicht zurückgebracht und die Verirrten nicht gesucht. Ihr habt sie hart und brutal gezüchtigt (Hesekiel 34:2-4).
Dann folgt die Litanei der Verheißungen Gottes:
Ich werde meine Herde retten … Ich selbst werde meine Schafe suchen und für sie sorgen … Ich werde sie auf einer guten Weide hüten … Ich selbst werde meine Schafe hüten und sie lagern lassen … Ich werde die Verlorenen suchen … Ich werde die Verletzten verbinden und die Schwachen stärken (Hesekiel 34,10-16).
Das war damals. Im ersten Jahrhundert NACH CHRISTUS war nur noch eine vage, romantisierte Vorstellung vom alttestamentlichen Hirten übrig. Die Rabbiner hielten zwar immer noch eine gewisse Verehrung für dieses vergangene Bild aufrecht – viele hegten die Hoffnung, dass Gott einen Hirtenkönig erwecken würde, der sie von ihren römischen Oberherren befreien würde -, aber die Verachtung für Hirten im Allgemeinen war groß.
Der Beruf des Hirten galt als anrüchiger Beruf. Besonders verachtet wurden die Hirten wegen der Angewohnheit ihrer Herden, Privateigentum zu fressen. Es war gang und gäbe, dass die Schafe sich auf fremdes Land verirrten und dort alles verzehrten, was ihnen schmeckte. Aber wie konnte ein Hirte vollständige Wiedergutmachung leisten (eine Voraussetzung für akzeptable jüdische Reue)? Er konnte nicht wirklich Buße tun, wenn er nicht alles ersetzte, was seine Schafe gefressen hatten; aber wie konnte der Hirte den Umfang der erforderlichen Entschädigung genau kennen?
Aus der Sicht eines Pharisäers gehörten die Hirten zu den unliebsamen „Landbewohnern“, die den komplizierten Anforderungen des Gesetzes wenig Beachtung schenkten. Eine Aussage aus einem Midrasch über Rut deutet darauf hin, dass es für einen Israeliten nicht als notwendig erachtet wurde, einen Umweg zu machen, um das Leben eines Hirten zu retten, wenn dieser zum Beispiel zu ertrinken drohte.
Umso bemerkenswerter ist es vielleicht, dass Gott sich ausgerechnet den Ausgestoßenen der religiösen Gesellschaft offenbart hat, wie uns die bekannte biblische Erzählung berichtet: „Und es waren Hirten auf dem Felde, die hüteten des Nachts ihre Herden. Da erschien ihnen ein Engel des Herrn, und die Herrlichkeit des Herrn leuchtete um sie herum“ (Lk 2,8-9).
Einmal mehr bewahrheitete sich das alte Sprichwort: Gottes Wege sind den Wegen der Menschen eindeutig entgegengesetzt (Jesaja 55,8). Paulus hat dieses Konzept eloquent dargelegt: „Gott hat die Toren der Welt erwählt, um die Weisen zu beschämen; Gott hat die Schwachen der Welt erwählt, um die Starken zu beschämen. Er hat das Niedrige dieser Welt erwählt und das Verachtete …“ (1. Korinther 1,27-28).
Die Schwachen und Bedürftigen sind in besonderer Weise die Sorge des großen Hirten, dessen stützende und ausrüstende Liebe in dem für mich schönsten Segensspruch der Heiligen Schrift dargebracht wird:
Der Gott des Friedens, der … unseren Herrn Jeschua, den großen Hirten der Schafe, durch das Blut des ewigen Bundes von den Toten auferweckt hat, möge euch mit allem Guten ausstatten, um seinen Willen zu tun, und er möge in uns wirken, was ihm wohlgefällig ist, durch Jeschua, den Messias, dem die Herrlichkeit in Ewigkeit gehört. Amen (13:20-21).

Die Hebräer mit den Augen eines Hebräers – Hoffnung inmitten einer hoffnungslos Welt

So ist an verschiedenen Stellen davon die Rede, daß der Herr sich der Menschen annehmen wird wie ein guter Hirte. Dass er in großer Treue sie leiten und weiden wird. Im Blick auf alle diese prophetischen Stellen des Alten Bundes sagt nun der Herr Jesus hier: Der gute Hirte, von dem die Propheten geweissagt haben, von dem die Psalmisten gesungen haben, der bin ich. Diese Verheißungen finden in mir ihre Erfüllung. Was da geweissagt steht, das mache ich wahr: Ich bin der gute Hirte! Aber nicht nur in prophetischen Worten war von Jesus als dem guten Hirten die Rede — die Bibel ist auch voll von Geschichten, die wir als Hinweise auf den verheißenen guten Hirten bezeichnen können. Was für ein Sinnbild des guten Hirten Jesus ist gleich der erste Hirt, von dem wir in der Bibel lesen: Abel! „Abel ward ein Schäfer, Kain aber ward ein Ackermann.“ So brachte Abel ein Opfer dar von den Erstlingen seiner Herde; er opferte ein Lamm. Aber das Zeugnis der Gerechtigkeit, das er von Gott infolge seines Opfers erhielt (Hebr. 11,4), das erregte seinen Bruder Kain so, daß er ihn totschlug. So wurde Abel selber zum Opfer, dessen Blut auf die Erde floss und hinaufschrie zu Gott. Ist das nicht ein wunderbares Vorbild auf Jesus, der als der große Hohepriester das Sühnopfer darbrachte für eine verlorene Welt und der selbst das Opferlamm wurde, das sein Blut vergoss, das da besser redet denn das Blut Abels?
Auch Jakob war ein Hirte. Er verließ sein Vaterhaus und zog in die Fremde, um dort große Herden zu gewinnen.
So hat auch Jesus sein Vaterhaus verlassen, um die Menschen, die wie Schafe ohne Hirten waren, zu sammeln. Und er hat Herden erworben — aus Juden und Heiden. Wie treu ist Jakob um seine Schafe besorgt!

Ernst Modersohn – Jesus, der gute Hirte

Aber die Theodizee ist nicht Hesekiels letzter Punkt. Gottes Recht, seine Verpflichtungen gegenüber Israel zu beenden, wird zum Hintergrund, um den unverdienten und unerwarteten Charakter der Wiederherstellung seines Volkes in seinen bevorzugten Status zu unterstreichen. In der neuen Wüste macht Gott dem gereinigten Überrest Verheißungen der Wiederversammlung, der Auferstehung und der Erneuerung. Die vertrockneten Gebeine Israels würden mit neuem Leben erfüllt. Anstelle ihrer Herzen aus Stein würden neue Herzen aus Fleisch schlagen, die frisch dazu befähigt wären, die Gesetze der Tora zu halten (36,26-27; vgl. 11,16-21). Anstelle von korrupten und gotteslästerlichen Führern würde ein idealer gottesfürchtiger davidischer König herrschen (34:23-24; 37:22-25). Wie die Verbannten selbst würde auch der Kêbôd JHWHs zurückkehren und sich in einem gereinigten Land niederlassen. Dort würde JHWH seinen neuen Tempel bewohnen, gereinigt von der Verschmutzung (43,4-5). Die Frage nach der Gegenwart Gottes wird durch den Namen der idealen Stadt dauerhaft beantwortet: „Der HERR ist dort“ (48,35).

Timothy S. Laniak – Hirten nach meinem Herzen

Wenn Jeschuas Ethik in der jüdischen Ethik verwurzelt ist und diese zur Erfüllung bringt, ist die Nachfolge Jeschuas sicherlich nicht unvereinbar mit der Loyalität gegenüber dem jüdischen Volk und seiner Lebensweise. Erstens sagte Jeschua, er sei gekommen, um Israel zu Gott zurückzuführen, indem er sich für sie opferte – ein sehr starker Ausdruck jüdischer Loyalität. Diese Loyalität kann uns helfen, Jeschuas gesamte messianische Strategie besser zu verstehen. Die Leser der Evangelien neigen dazu, Jeschuas Widerstand gegen die religiösen Torwächter seiner Zeit, die natürlich Juden waren, hervorzuheben und seine leidenschaftliche Loyalität gegenüber dem jüdischen Volk als Ganzes zu übersehen. So erklärt Jeschua zum Beispiel, dass er nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt ist (Mt 15,24). Doch bevor Jeschua von seinen jüdischen Mitbürgern als verlorene Schafe spricht, ist er durch „alle [ihre] Städte und Dörfer gezogen, hat in ihren Synagogen gelehrt und das Evangelium vom Reich gepredigt und jede Krankheit und jedes Gebrechen unter dem Volk geheilt.“ Matthäus fügt hinzu: „Als er aber die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt 9,35-36 NKJV). Nichtjüdische Leserinnen und Leser der Evangelien neigen dazu, die Verlorenheit der Schafe zu betonen und vergessen dabei, dass die Schafmetapher auch Israels Auserwähltheit impliziert. Sie stammt von den hebräischen Propheten, die erklären, dass Israel die Herde des Herrn ist (Jer 23,1-2; Hes 34,6), die so wertvoll ist, dass er sie selbst suchen wird (Hes 34,11-16), und die nicht so sehr die Schafe tadeln, sondern die Hirten, die sie im Stich gelassen haben (Jer 50,6; Hes 34,2-10).
Jeschuas Verweis auf die verlorenen Schafe verkörpert also eine intensive Loyalität zu Israel, die Gottes Leidenschaft für sein Volk widerspiegelt, seinen Wunsch, es zu sich zurückzubringen. Andere Aussprüche des Meisters deuten auf dieselbe leidenschaftliche Loyalität hin, darunter Jeschuas Sehnsucht nach Jerusalem gegen Ende seines irdischen Dienstes: „O Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und die steinigst, die zu ihr gesandt sind! Wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, aber du wolltest nicht!“ (Mt 23:37 NKJV). Ahavat Yisrael – die Liebe zu Israel als Volk – ist die Grundlage für Jeschuas gesamten Dienst unter seinem Volk und auch für seinen gesamten irdischen Dienst unter den Menschen.
Jeschua hat diese Loyalität nicht nur in Worten, sondern auch in seiner eigenen Praxis an entscheidenden Stellen vorgelebt. Er war offen für die jüdische Tradition, weil er offen für das lebendige, atmende jüdische Volk war, nicht nur für ein idealisiertes Bild von ihm. Die Taufe zum Beispiel, die messianische Juden oft wörtlich mit „Untertauchen“ (hebräisch tevilah) übersetzen, spiegelt jüdische Reinigungspraktiken aus Levitikus wider. In der Zeit des Zweiten Tempels wurde der Gebrauch der Mikwe, des Tauchbeckens, ausgeweitet und umfasste nun auch die allgemeine spirituelle Reinigung oder Hingabe und nicht mehr nur die Reinigung nach einer bestimmten Verunreinigung. Johannes übernahm diesen Brauch, der sowohl Tradition als auch direkte biblische Gebote enthielt, und entwickelte ihn zu einem Bußbad weiter, das er jedem ans Herz legte – nicht gerade das, was Levitikus befahl. Auch bei seinem letzten Passahfest nahm Jeschua eine jüdische Tradition auf, die in der Heiligen Schrift überhaupt nicht erwähnt wird – das Trinken von Wein während des Mahls – und machte dies zum zentralen Bestandteil seines letzten Abendmahls.

Einführung in das messianische Judentum: Sein kirchlicher Kontext und biblische Grundlagen

weitere Bibelausgaben und Kommentare

Psalm 59

„Verdirb nicht!“ Von David, ein Gedicht, als Saul sandte, und sie sein Haus bewachten, um ihn zu töten.)
Elberfelder 1871 – Psalm 59,2

Nach „Richte nicht zugrunde“. Von David. Miktạm. Als Saul Davids Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 59,1

Sonst schaue ich mir ja meist nur den „Vers des Tages“ von logos an. Heute einmal die Zusammenfassung vom Aktivgottesdienst vom letzten Sonntag.

Nachdem wir in 1.Samuel 19 die Woche zuvor gelesen hatte, wie Saul sein Verhalten zu David änderte, nun der passende Psalm dazu. Saul hatte vorher ja nur temporär Anfälle, in denen er sich gegen David wendete. Aber nun rief Saul seine Diener offiziell auf, David zu töten!

Wie fühlt sich David in diesem Moment? Wie hätten wir uns gefühlt? Hätten wir in einem „Lobpreispsalm“ unsere Ehefrau gesegnet, die uns zur Flucht verholfen hat? Hätten wir uns lobend geäußert, wie die Götzenbilder die Diener Sauls in die Irre geführt hatten? Hätten wir vielleicht geweint, weil wir nun von unserer Ehefrau und von unserem Haus getrennt geworden sind?

Und David? David hofft auf Jehovah! Er ist Jehovah dankbar, sieht in Jehovah seine Rettung, seinen Fels, seine Zukunft.

Dann kam die Frage auf, warum es keine Psalmen von Joseph gibt, der ja auch von seinen Brüdern verkauft wurde, und ebenfalls auf Jehovah vertraute.
Wir schauten uns den Psalm Vers für Vers an – und stellten fest, dass alle Aussagen in Psalm 59 sowohl aus der Sicht Davids, als auch aus der Sicht Jesu gelesen werden kann! Das ist total spannend, dass Davids Gefühle und Worte so perfekt auf das passen, was Jesus später passierte, und wie Jesus in diesen Momenten wohl gedacht und gefühlt haben muß!

Und wir? Nein, wir haben uns oft selbst zu sehr im Focus! Nein, wir sind oft über verlorene Familienangehörige in Sorge und Trauer! Aber David und Jesus waren so sehr auf den himmlischen Vater fokussiert!

Psalm 59:1-2
Der einleitende Hilferuf (Verse 1-2) besteht aus vier Zeilen, die alle parallel und synonym sind. Es werden drei Verben verwendet: befreien (Verse 1a, 2a; siehe 7,1), beschützen (siehe 20,1b) und retten (siehe 12,1). Die Feinde werden beschrieben als diejenigen, die sich gegen mich erheben (Vers 1b), als diejenigen, die Böses tun (Vers 2a; siehe 28,3), und als blutrünstige Menschen (Vers 2b), wörtlich „Blutmenschen“ (siehe 5,6; 55,23).
Nicht nur ist der gesamte Psalm chiastisch aufgebaut, sondern die Verse 1-2, die das Hauptthema darstellen, werden durch ihre besondere Form hervorgehoben. Im Hebräischen sind die beiden Verse so aufgebaut, dass die Verben vor und nach jedem Paar von Substantiven stehen, d. h. V 1 Np Np V 2. In Vers 1 stehen Erlösung und Schutz vor bzw. nach den Feinden und denen, die sich gegen mich erheben. In Vers 2 wird dieselbe Struktur wiederholt, wobei „befreien“ vor „die Bösen“ und „bewahren“ nach „die Blutdürstigen“ steht. Übersetzerinnen und Übersetzer sollten diese Strukturen nicht kopieren, sondern vielmehr herausfinden, welche Mittel in ihrer eigenen Sprache eine entsprechende stilistische Funktion haben. Sowohl in Vers 1 als auch in Vers 2 gibt es eine Steigerung der Intensität, die sich in der Übersetzung widerspiegeln sollte. TEV hat dies bis zu einem gewissen Grad getan, indem er von „Feinde“ in Zeile a zu „die mich angreifen“ in Zeile b und von „böse Menschen“ zu „diese Mörder“ in Zeile b von Vers 2 überging.

Psalm 59:3-4
Der Psalmist beschreibt seine gefährliche Situation (Vers 3a, b) und beteuert dann seine Unschuld: Nichts, was er getan hat, rechtfertigt die Versuche seiner Feinde, ihn zu töten. In Vers 3a bedeutet das Verb „auf der Lauer liegen“ „auf der Lauer liegen“ (siehe 10,9); und „auf mein Leben lauern“ bedeutet „versuchen, mich zu töten“. Auf der Lauer liegen bedeutet also, sich zu verstecken und darauf zu warten, dass der Psalmist vorbeikommt, um ihn anzugreifen und zu töten. TEV hat die Absicht mit „um mich zu töten“ deutlich gemacht. In einigen Sprachen muss man vielleicht sagen: „sie verstecken sich und warten auf mich, um mich zu töten“ oder „sie verstecken sich und warten darauf, dass ich vorbeigehe, um mich anzugreifen“.
Fierce men (TEV „grausame Männer“) bedeutet übersetzt „starke (Männer)“, was in diesem Zusammenhang starke Feinde impliziert, die beabsichtigen, ernsthaften Schaden anzurichten. Sich gegen mich verbünden muss oft umformuliert werden, um den Grund zu verdeutlichen; zum Beispiel „sie versammeln sich, um mir zu schaden“ oder „sie treffen sich, um mich anzugreifen und zu verletzen“.
In Vers 3c werden die beiden Substantive, die mit Übertretung und Sünde übersetzt werden, am häufigsten für das verwendet, was allgemein als sündige Handlungen gegen Gott beschrieben wird; und in Vers 4a wird ein anderes Wort (Schuld) verwendet (siehe dazu die Kommentare zu „schuldig“ in 18:23b und zu „Missetat“ in 51:2a).
O Herr steht nach dem masoretischen Text am Ende von Vers 3, aber aus Gründen des englischen Stils hat TEV es an das Ende des zweiten Satzes gesetzt, der Unschuld beteuert.
O Herr steht nach dem masoretischen Text am Ende von Vers 3, aber aus Gründen des englischen Stils hat TEV es an das Ende des zweiten Satzes gesetzt, der Unschuld beteuert.
Die beiden Verben, die mit „sie rennen“ und „sich bereit machen“ übersetzt werden, werden durch TEV, „sie eilen zu ihren Plätzen“, d. h. zum Angriff, zusammengefasst. Dahood sieht diese Verben als Bezeichnung für militärische Bewegungen, „sie stürmen und beziehen Stellung“, und interpretiert sie als Hinweis auf einen Angriff auf das Land durch ausländische Feinde; NJB hat „sie kommen gerannt, um Stellung zu beziehen“. Sie rennen und machen sich bereit impliziert auch, dass es ihr Ziel ist, den Sprecher anzugreifen. Daher „sie rennen und machen sich bereit, mich anzugreifen“.

Psalm 59:5
TEV hat die letzte Zeile von Vers 4 (RSV Steh auf, komm mir zu Hilfe und sieh!) mit Vers 5 verbunden und das Material neu angeordnet, um eine natürlichere Anordnung des Textes zu erreichen.
Der Psalmist sagt zu Gott: „Wecke dich auf“ (siehe Kommentare zu „wach“ in 7:6), wache auf (siehe Kommentare zu 35:23). Beide Verben werden in 44,23 auf dieselbe Weise verwendet. Der Psalmist will damit nicht andeuten, dass Gott schläft, sondern dass er gleichgültig ist, dass er untätig ist. Komm mir zu Hilfe“ bedeutet übersetzt „mir entgegenkommen“, aber der Gedanke des Helfens kann auch impliziert sein. Und der Befehl sehen“ ist eine Art, Gott zu bitten, zu bemerken, wie die Feinde ihn (oder sein Volk) bedrohen. Die meisten Übersetzungen beinhalten den Gedanken der Hilfe, wie in RSV; aber NIV hat „schau auf meine Not“, und GECL übersetzt die Zeile „Wach auf, komm und sieh selbst“.
In Vers 5a erinnert der Psalmist Jahwe daran, dass er der Gott Israels ist, und gibt damit den Grund an, warum Jahwe handeln und den Psalmisten aus der Gefahr befreien sollte. Zu Gott, dem Herrn der Heerscharen, als Titel Gottes siehe die Kommentare zu 46:7. Die Art und Weise, wie der Psalmist Gott anspricht, Herr, Gott der Heerscharen und Gott Israels, spricht dafür, dass der Psalmist der König sein könnte und dass nicht nur der Psalmist, sondern das ganze Volk Hilfe gegen die Angriffe ausländischer Feinde benötigt.
Die Feinde, die Nationen (TEV „die Heiden“), werden als diejenigen beschrieben, die heimtückisch Böses planen (für Kommentare zu dem Verb „sind … heimtückisch“, siehe 25:3b). Die Übersetzung von „bestrafe alle Völker“ lautet in vielen Sprachen „bestrafe alle anderen Stämme“, womit alle gemeint sind, die nicht zu Israel gehören. Im Englischen gibt „the heathen“ oder „those pagans“ die emotionale Wirkung des hebräischen Wortes besser wieder als „the nations“ (siehe FRCL, SPCL). Sie werden „Verräter“ genannt, weil sie ihren Pakt mit Israel oder mit seinem König gebrochen haben (so Dahood). Die Übersetzung von „Verräter“ in einigen Sprachen ist „Leute, die ihre Freunde verkaufen“ oder „Leute, die ihren Feinden Freunde geben“.

Psalm 59:6-7
Der Psalmist vergleicht seine Feinde mit einem Hunderudel, das in der Dämmerung um die Stadt streift. Die Übersetzung von „sie kommen zurück“ muss in vielen Sprachen einen eindeutigen Bezugspunkt haben, z. B. „sie kommen zurück, wo sie waren“ oder „sie kehren an den Ort zurück, an dem sie waren“. Mit heulen wird ein Verb übersetzt, das einfach „laut sein“ bedeutet; NJV „knurren“; TEV, NEB, NJB, NIV „knurren“.
Umherstreifen: TEV ist näher am Hebräischen mit „sie gehen um die Stadt herum“. Das Verb kann sogar als „umzingeln“ verstanden werden, mit der Konnotation einer Belagerung. Dem Übersetzer sollte es jedoch freistehen, ein Verb zu verwenden, das am besten in den Kontext der Empfängersprache passt.
Die erste Zeile von Vers 7 lautet wörtlich: „Seht, sie schütten mit ihrem Mund aus“; das Verb „ausschütten“ scheint in einem übertragenen Sinn für hemmungsloses Reden verwendet zu werden (z. B. „sie reden ohne Hemmungen“). TEV hat die Figur ganz aufgegeben: „Hören Sie sich ihre Beleidigungen und Drohungen an“. Einige nehmen jedoch an, dass sich das Verb auf die Hunde bezieht, und übersetzen „sie sklaven“ (siehe Anderson; SPCL, TOB); dies scheint jedoch nicht sehr wahrscheinlich zu sein. In Vers 7 hat der Psalmist das Bild der Hunde aufgegeben und spricht von den Feinden als solchen.
Vers 7b lautet wörtlich „Schwerter (sind) in ihren Lippen“ – eine offensichtliche Metapher für grausame und bösartige Rede; siehe ähnliche Ausdrücke in 52:2; 55:21; 57:4. Es besteht keine Notwendigkeit, den Text zu ändern, wie es RSV getan hat. Es kann zum Beispiel heißen: „Ihre Worte sind wie Schwerter“.
Die letzte Zeile im hebräischen Text lautet: „Wer wird es hören?“ Die meisten Kommentatoren und Übersetzungen gehen davon aus, dass dies die Denkweise der Bösen ist (siehe ähnliche Aussagen in 10,11; 64,5); sie denken, dass niemand, nicht einmal Gott, wissen wird, was sie tun. Anstelle der rhetorischen Frage, die eine negative Antwort erwartet (siehe RSV), hat TEV eine Aussage gemacht, die für die meisten Leser klarer sein dürfte.

Psalm 59:8-9
Der Psalmist ist zuversichtlich, dass Gott seine Feinde besiegen wird; die beiden synonymen Verben in Vers 8a, b sind die gleichen, die in 2,4a, b für den Herrn verwendet werden (siehe auch 37,13). Der Gedanke der Gottlosen, dass niemand sie hören kann, reizt Gott zum Lachen. Wiederum sind die Nationen Heiden, Heiden, Heiden.
Vers 9a im masoretischen Text lautet: „Seine Stärke, auf dich will ich achten.“ Der Anfangsbuchstabe ˒uzo „seine Stärke“ des masoretischen Textes ist in vielen hebräischen Handschriften ˒uzi „meine Stärke“ (bezogen auf Gott) und wird von praktisch allen Kommentatoren und Übersetzungen, einschließlich HOTTP, übernommen. RSV nimmt Strength als Titel für Gott, O meine Stärke (ähnlich NIV, NEB).
Das hebräische Verb „ich will (auf dich) wachen“ ist in dieser Konstruktion etwas ungewöhnlich (siehe rsv-Fußnote). An anderen Stellen, an denen dieses Verb mit einem Objekt verwendet wird, das von der Präposition ˒el beherrscht wird, wie hier, bedeutet es „wachen, bewachen“ (siehe 1 Sam 26,15; 2 Sam 11,16), so dass man erwarten würde, dass die Bedeutung hier „ich werde über den Herrn wachen“ wäre – was offensichtlich falsch ist. Trotz der merkwürdigen Konstruktion sind HOTTP, NJV („warten“), TOB, FRCL, BJ („aufsehen“), NJB („meine Augen festhalten“) und TEV („ich habe Vertrauen“) der Meinung, dass der masoretische Text einen Sinn ergibt. So FRCL: „Ich schaue auf dich, meinen Beschützer.“ RSV (siehe Briggs, Oesterley, Anderson) ist dem syrischen „ich will preisen“ gefolgt, wie in Vers 17. SPCL hat einen Vorschlag von Dahood übernommen; durch die Verwendung verschiedener Vokale für dieselben Konsonanten wird das Passiv des Verbs shamar „bewahren, behüten“ gelesen: „Ich werde bewacht“. Alles in allem scheint es am besten, FRCL bei der Übersetzung dieser Zeile zu folgen.
Festung übersetzt ein Wort, das auch in 9:9 verwendet wird, wo RSV mit „Festung“ übersetzt wird (siehe Anmerkungen dort).

Psalm 59:10
Mein Gott in seiner unerschütterlichen Liebe wird von TEV als „Mein Gott liebt mich“ ausgedrückt; der Satz kann als „mein liebender Gott“ verstanden werden. NJV hat sowohl hier als auch in Vers 17 „mein treuer Gott“. In einigen Sprachen ist es nicht möglich, von „meinem Gott“ zu sprechen, so dass man auf eine Verbphrase ausweichen muss, z. B. „der Gott, dem ich diene“ oder „Gott, den ich anbete“.
Wird mir entgegenkommen: Das heißt, er wird kommen und den Psalmisten retten.
Der Gedanke von Vers 10b ist derselbe wie in 54:7b; wörtlich heißt es im Hebräischen: „Gott wird mich auf meine Feinde schauen lassen“ – ein Ausdruck für den Sieg im Kampf. Zu dem Wort, das mit Feinde übersetzt wird, siehe Kommentare zu 54:5. Der Ausdruck „im Triumph auf meine Feinde blicken“ und die tev-Wiedergabe „mich sehen lassen, wie meine Feinde besiegt werden“ müssen in vielen Sprachen so umformuliert werden, dass die beiden Ereignisse „sehen lassen“ und „besiegen“ klar als von Gott ausgeführt gekennzeichnet sind, z. B. „er wird meine Feinde besiegen und mich zusehen lassen“ oder „er wird mich zusehen lassen, wenn er meine Feinde besiegt“.

Psalm 59:11
Der Psalmist betet um die Bestrafung seiner Feinde. Die einleitende Bitte Slay them not liest sich seltsam, und Dahood vermutet, dass anstelle des masoretischen Textes ˒al „nicht“ die Konsonanten die Vokale für ˒el „O Gott“ erhalten sollten, also „O Gott, töte sie“ (so NAB). SPCL folgt einem geänderten Text, „habe kein Erbarmen mit ihnen“ (siehe Briggs, Weiser). NEB übersetzt den masoretischen Text als rhetorische Frage: „Willst du sie nicht töten …?“ Aber Oesterley und andere verteidigen den masoretischen Text (so RSV, TEV, FRCL, AT, TOB, NIV, NJV). Taylor erklärt, dass sie nicht auf einmal getötet werden sollen, sondern besiegt und „in Schwäche verharren“ sollen (ähnlich Kirkpatrick und Anderson). gecls Übersetzung ist gut: „Vernichte sie nicht mit einem Schlag“. Aber es ist vielleicht besser, sie zu ändern, wie es SPCL getan hat, oder dem Beispiel von NAB ZU folgen.
Slay them not kann in einigen Sprachen bedeuten, dass die besiegten Feinde verweilen und langsam sterben sollen, als eine Form der Folter. Wenn dies nicht der Fall sein soll, wird es oft notwendig sein, Zeile b zu einer klaren Alternative zu Zeile a zu machen, indem man z. B. sagt: „sondern sie zerstreuen….“.
Damit mein Volk nicht vergisst, wird nicht gesagt, woran es sich erinnern soll. Vielleicht ist es die Warnung als Folge der Bestrafung. In diesem Fall könnte man übersetzen „damit mein Volk nicht vergisst, wie du deine Feinde bestrafst“. FRCL sagt „aus Angst, dass mein Volk deinen Sieg vergisst“.
Das Verb „taumeln lassen“ in Zeile b bedeutet entweder „heimatlos machen“ (also NJV „sie zu Wanderern machen“ und NIV „sie umherirren lassen“) oder „zum Taumeln bringen“.
Durch deine Macht übersetzt ein Wort, das als „deine Armee (von Engeln)“ verstanden werden könnte: so Briggs, Weiser, Kirkpatrick. In einigen Sprachen muss by thy power durch die Verwendung anderer Ausdrücke und Konstruktionen übersetzt werden; zum Beispiel: „use your power to scatter and destroy them“ oder „because you are powerful….“.
Bring them down“ ist die Übersetzung der Kausativform des Verbs „herunterkommen“.
Zum Schild in Zeile c als Bild für Schutz siehe 3:3. Wenn der Übersetzer in diesem Vers TEV und RSV FOLGT, wird es in einigen Sprachen notwendig sein, die Sache zu erwähnen, die nicht vergessen werden soll. In diesem Zusammenhang scheint es sich um den Sieg Gottes über die Feinde des Psalmisten zu handeln.

Psalm 59:12-13
Zeile a von Vers 12 sagt dasselbe auf zwei Arten; SPCL reduziert auf eine Aussage: „Sie sündigen in allem, was sie sagen.“ In einigen Sprachen ist es nicht möglich, von der Sünde ihres Mundes zu sprechen oder zu sagen, dass „Sünde auf ihren Lippen ist“. Es ist jedoch oft möglich, zum Beispiel zu sagen: „Wenn sie sprechen, sündigen sie“ oder „Alles, was sie sagen, ist sündhaft“ oder „Die Worte, die sie sprechen, zeigen, was für Sünder sie sind.“
In Vers 12b wird das Verb fangen für das Fangen von Tieren in einer Falle verwendet (wie in 9:15b; 35:8b). Der Stolz der Gottlosen rührt von ihrer Überzeugung her, dass Gott nicht handeln wird (siehe Kommentare zu „Stolz“ in 10:4; 31:18). In einigen Sprachen ist es unnatürlich, davon zu sprechen, dass sie in ihrem Stolz gefangen sind. Deshalb muss man manchmal übersetzen: „Mögen sie in ihrem Stolz gefangen sein, der wie eine Falle ist“, oder „Möge die Falle, die ihr Stolz ist, sie fangen“, oder „Mögen sie in ihrem Stolz gefangen sein, wie Tiere in einer Falle gefangen sind“.
Der Grund für die nächste Aufforderung des Psalmisten sind ihre Flüche und Lügen (Vers 12c). In diesem Zusammenhang war Fluchen nicht einfach der Gebrauch von profaner oder obszöner Sprache, sondern der Gebrauch bestimmter Worte, von denen man glaubte, dass sie die Macht hätten, Unheil, Krankheit oder Tod über die Feinde zu bringen.
Aus diesem Grund bittet der Psalmist in Vers 13a, b Gott, seine Feinde zu verzehren, d. h. zu vernichten, sie völlig zu zerstören. Dies stimmt kaum mit Vers 11a „Töte sie nicht“ überein und macht es noch wünschenswerter, dort anders zu übersetzen als RSV und TEV.
Der Psalmist bittet um die Vernichtung seiner Feinde, damit alle bekennen, dass Gottes Herrschaft sich von „Israel“ (wörtlich: Jakob; siehe Kommentare unter 46:7) bis an die Enden der Erde reicht (siehe 2,8; 22,27 und Kommentare); so TEV, NJB, NEB, SPCL, TOB. Der Text kann aber auch so verstanden werden, dass es „bis an die Enden der Erde bekannt wird, dass Gott in Israel regiert“ (NJV, NIV, FRCL). Es ist vorzuziehen, bei der Mehrheit zu bleiben. Der Ausdruck bis an die Enden der Erde kann in einigen Sprachen mit „Gott regiert die ganze Erde“ oder „Gott regiert alle Menschen auf der Welt“ übersetzt werden.

Psalm 59:14-15
Strophe 14 ist eine Wiederholung von Strophe 6
Es scheint besser zu sein, in Vers 15 die Figur der Hunde fortzuführen und nicht (wie RSV, NJV, NAB; Weiser) direkt von den Feinden des Psalmisten zu sprechen, als ob sie tatsächlich die Stadt nach Nahrung absuchen und knurren (RSV) oder „heulen“ (NIV) oder „klagen“ oder „winseln“ (NJV) würden, wenn sie nicht genug bekämen.
Growl übersetzt ein Verb, das „murmeln“ bedeutet; die Form des Verbs im masoretischen Text ist eigentlich „stehen, die Nacht verbringen“ (siehe das Verb in 55:7b), aber nur eine Änderung der Vokale ist nötig, um „murmeln“ zu erhalten. Von den konsultierten Übersetzungen versucht nur TOB, DIE Vokale des masoretischen Textes beizubehalten: „they spend the night (complaining)“ – und siehe Fußnote, die von einem „absichtlichen Fehler im Text“ spricht!* Am besten ist es, knurren zu übersetzen. Die alternative Übersetzung in der frcl-Fußnote gibt die Bedeutung „sie bleiben die ganze Nacht“.

Psalm 59:16-17
Das abschließende Versprechen, Gott zu loben, ähnelt den Schlussversen des ersten Teils des Psalms (Verse 9-10). Der Psalmist sagt, er werde Gott für seine Macht und seine unerschütterliche Liebe preisen, die sich darin zeigt, dass Gott seine Festung (siehe das Wort in 9,9) und seine Zuflucht ist.

Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Vertrauensvolles Warten auf Gottes Hilfe Psalm 59
Die Umstände Davids, diesen Psalm betreffend, finden wir in 1 Samuel 19, 11 bis 19. David war daheim in seinem Hause. Sein Weib Michal hatte erfahren, dass Saul ihn in jener Nacht umzubringen gedachte. Sie ließ ihn zum Fenster hinunter, wie jene in Apostelgeschichte 9 den Saulus von Tarsis. So rettete Gott David vor der bösen Absicht Sauls. David zu töten war wohl organisiert. Die Anführer und deren Helfer waren verkommenen Charakters. Hier bestand für den Verfolgten nur eine Möglichkeit zur Rettung. Zuflucht zu dem Gott der Heerscharen zu nehmen.
Viele Psalmen sind ein Hinweis auf Christus. Das hat der Herr selbst gesagt (Lukas 24, 44). Wir hören Seine ernsten Schreie, aber auch von Rettung. Bei allen Einzelheiten ist doch der Unterschied zwischen den Leiden Davids und Christi unvergleichlich groß. So ist dieser Psalm ein Karfreitagspsalm.
Das schändliche Benehmen der Verfolger. Sie sind von Saul, der den Geist Gottes verloren hat, und in dem nun ein böser Geist eingezogen ist, ausgedacht (1 Samuel 16, 15. 16). Alle dürsteten nach dem Blut des Gerechten. Bei Tag und Nacht durchstöberten sie die Straßen um David zu finden. Sie wirkten heimlich wie Detektive um ihn zu fangen; sie vergaßen aber dabei, dass Gott in das Verborgene sieht (Psalm 10, 11; Hebräer 4, 13; Römer 2, 16), und dass Er die Gottseligen zu bewahren vermag. Gott hat für Verfolgte im Gebet einen sicheren Ausweg.
Der Psalm fängt mit einem Schrei an: „Befreie mich von meinen Feinden!“ Das sagt er in Vers 1 und 2. Zugleich bittet er um Sicherheit vor den Blutmenschen.
David betet zu dem Gott der Heerscharen. Die Gegner sind zahlreich, aber was sind sie verglichen mit Gottes Heerscharen? Ob David wohl an den von den Syrern eingeschlossenen Propheten Elisa dachte (2. Kön. 6)? Er vermag Tausende zu schlagen, wie das Hiskia erlebte, als Gott 185 000 Mann durch einen Engel schlug (2. Kön. 19, 35). Dieses Erlebnis war für Hiskia gewiss eine bleibende Stärkung in späteren Gefahren.
Der Segen eines guten Gewissens. David weiß sich in seinem Verhalten rein; sein Gewissen verklagte ihn nicht. Sein edles Benehmen Saul gegenüber ist bekannt. Wir haben Freimütigkeit zum Beten, wenn uns unser Herz nicht verklagt (1 Johannes 3, 21). David bittet seinen Gott zu handeln, aufzustehen; denn ganz Israel geriet durch den Aufruhr auf Abwege. David war nicht niedergeschlagen, sein Gottvertrauen war groß, er weiß, dass Gott mit den Feinden fertig wird, Er lacht ihrer (Psalm 2).
Du bist meine Stärke. In mir ist keine Kraft zu widerstehen, aber ich warte auf Dein Eingreifen. Die Bitte, Gott zum Handeln aufzufordern, lehrt uns sein kindliches Verhältnis, wie das eines Kindes zum Vater oder eines Freundes zum Freunde (Johannes 15, 7. 14). Hier folgt wieder ein „Sela“. David ladet sich selbst ein, stille zu bleiben und alles vertrauensvoll in die Vaterhände Gottes zu legen. O dass wir das täglich nachahmten!
Vertrauen bis ans Ende. David sieht in den Versen 7 und 8, dass sie wie Hunde die Stadt durchziehen, um ihn zu greifen, und dass ihre Zungen Schwertern gleichen, aber er sieht nicht auf sie, sondern auf den Herrn. Er hört Gott spotten. Kann das Gott? Wir lesen es in Psalm 2 und 14 und wiederum in Vers 9. Er lacht und verhöhnt ihre gut durchdachten Pläne, die vor Ihm nur Papierfetzen gleichen. David preist die Güte Gottes, die er so reichlich erfahren hat. Gott im Elend preisen verherrlicht Ihn.
Das Ende der Feinde. David will an ihnen seine Lust sehen, denn sie sind ja nicht nur seine, sondern Gottes Feinde. Lass sie umherirren wie Kain (1 Mose 4, 12; 4 Mose 32, 13). Lass sie mich nicht finden. Vertilge sie, wie die Rotte Korah, die auch gegen Dich sündigte (4 Mose 16, 32). Lass sie umherwandern aus Mangel an Nahrung, wie mich, ehe mir Abigail begegnet ist. Er wünscht, dass sie das Elend, das er auf seiner Flucht erlebte, fühlen möchten. Lass sie heulen wie hungrige Hunde des Nachts in den Straßen (V. 7)! Die Gottlosen gleichen dem aufgepeitschten Meer und kommen nicht zur Ruhe. „Sela“, denke nach, dass Gott die Gerichte an Seinen Feinden stets ausgeführt hat und es auch diesmal tun wird.
Ich aber will singen dem Gott Seiner Macht, der erhaben ist über alle Feinde, der sich durch Seine Wunder bezeugt hat. Wann will er Ihn preisen? In der Frühe, mit Jubel auf seiner Harfe, damit er die Umgebung aufwecke und ermuntere.
Was will er preisen? Seine Güte! Schon in Vers 10 preist er sie, weil Gott ihm vor den Feinden zuvorkommt. Wie David wollen wir täglich Gottes Güte und Sein Erbarmen preisen (Psalm 119, 164). Gott ist auch seine hohe Feste, in die kein Feind eindringen kann.
David sinnt und besingt Gottes große Gnade, aus der auch wir leben (Johannes 1, 16). Gott ist seine Stärke, seine Zuflucht und seine Burg. Gott preisen sollte ein Teil unserer täglichen Beschäftigung sein. Gott preisen, Ihm Loblieder singen auch im Elend ist ein ermunterndes Zeugnis an Gläubige und Ungläubige (Hiob 1, 21). Das war Davids Wunsch von Anfang seines Glaubenslebens an (Psalm 40, 4). Lernen wir von ihm beständig zu vertrauen, Ihn als unsere Zuversicht und Burg im Gedächtnis zu halten, dann werden auch wir Ihn beständig preisen!

G. R. Brinke – Skizzen über die Psalmen

kein anderer Name? – II

Und so ist nicht in irgendeinem anderen Namen die Rettung da, es existiert nämlich auch kein anderweitiger bereits unter den Menschen verliehener Titel unter dem Himmel, durch den wir uns einmal retten lassen müssen.“
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Apg 4,12

andere Bibelübersetzungen und ein paar Kommentare hatten wir 2020 schon.

JESUS CHRISTUS von Nazareth erhob sich von der Geburt in einer Krippe zu einer Stellung, die für die Menschheit von lebenswichtiger Bedeutung ist. Keine andere Einzelperson hat seit der Erschaffung Adams einen so unauslöschlichen Stempel auf den Blättern der Geschichte hinterlassen, noch ist je eine andere Person ein so allgemein umstrittener Gesprächsgegenstand gewesen. Zahllose andere Menschen sind als Märtyrer für irgendeine Sache in den Tod gegangen, die sie ihrer vollen Hingabe als wert erachteten, doch ist in keinem anderen Fall irgendeinem solchen Märtyrer die Retterrolle zugeschrieben worden. Jesus Christus steht in der Weltgeschichte allein da als ein Mensch, von dessen Tod gesagt wird, er mache ihn geeignet, als Erlöser der Menschheit zu amten. So einzigartig ist seine Stellung, daß einer seiner ergebenen Jünger sich gedrängt fühlte, zu sagen: „Es ist in keinem anderen Rettung, denn da ist kein anderer Name unter dem Himmel, der unter Menschen gegeben ist, durch den wir gerettet werden sollen.“ (Apostelgeschichte 4:12, NW) Bestimmt wird dem Tode irgendeines anderen Menschen keine solche Wirkung zugeschrieben.
Und doch herrscht trotz dem weitverbreiteten Bekenntnis in der Christenheit, daß Jesus Christus der Loskäufer der gefallenen Menschheit ist, ein großes Mißverständnis hinsichtlich der Rolle, die er in den Vorsätzen Gottes, des Allmächtigen, spielt. Selbst unter denen, die sich zum Glauben an ihn bekennen, herrscht heute tatsächlich ein bestürzender Unglaube in bezug auf das Verdienst seines Lebens, das als Lösegeld dahingegeben wurde. Dann gibt es natürlich Millionen Menschen, die seinem Leben oder Tod nichts Außergewöhnliches beimessen, außer daß Jesus gewissen Grundsätzen, die er als gut erachtete, ergeben gewesen sei, obwohl sie anerkennen, daß er in der jüdischen Geschichte hervorragte. Im Gegensatz dazu ließen sich, schon ehe Christus erschien, ‚andere Menschen martern, weil sie keine Erlösung durch ein Lösegeld annahmen, auf daß sie eine bessere Auferstehung erlangen möchten‘ zufolge der einstigen Verheißung Gottes, einen „Samen“ zu senden, der eine ewige Erlösung von Sünde und Tod beschafft. — Hebräer 11:35; Matthäus 20:28; 2 Timotheus 2:8-10, NW.
Was ist auf Grund der Lehre der Bibel die Stellung Jesu Christi in Jehovas großartiger Vorkehrung der Dinge zur Errichtung einer vollständig neuen Welt? Sollte er nur als sagenhafte Person mit edlen Idealen betrachtet werden, die uns ein glänzendes Beispiel eines sittlich reinen Lebens gegeben hat? Oder sollten wir ihn als den betrachten, der sein Lebensblut als Opfer vergoß, um so durch das Lösegeld die Lebensrechte zu erkaufen, die Adam durch seine Rebellion verloren hatte, auf daß Menschen die Möglichkeit erhalten, schließlich für immer zu leben? Die richtige Antwort auf diese Fragen zu kennen ist für jeden heute Lebenden sehr wichtig.
Es ist wichtig, zu verstehen, daß Jesus Christus nicht unvermittelt, plötzlich auf dem menschlichen Schauplatz erschien und sich als Retter proklamierte. Er war nicht bloß ein Mann mit ungewöhnlichen Gaben und glänzenden geistigen Fähigkeiten, der durch sein tatkräftiges Wirken der Zivilisation sein Siegel aufdrückte, gleichwie dies andere Menschen mit verschiedenem Maß von Erfolg von Zeit zu Zeit taten. Nein, in der Tat, sein Erscheinen war statt dessen ganz anders, denn schon vor langen Jahrhunderten war sein Kommen vorausgesagt worden. Menschen von gottgemäßem Verständnis blickten nach dem Erscheinen eines Retters der Menschheit aus, weil Jehova in Eden das Kommen eines „Samens“ der Gerechtigkeit verheißen hatte. — 1 Mose 3:15; Galater 3:19

Wachtturm 1.April 1954

„Es gibt in gar keinem andern die Rettung.“ Da ist in einem einzigen kurzen Satz das ganze Evangelium in seiner Herrlichkeit und in seinem entscheidungsvollen Ernst. Dieses „in gar keinem andern“ spricht schon jenes „allein“ aus, allein Christus, allein durch den Glauben, mit dem die Reformation die Hoheit des Evangeliums erneut vor die Menschen stellte. Petrus trifft damit den verborgenen Hintergrund dieses ganzen Verhörs. Nicht eine einzelne Wundertat hat diese Sitzung der obersten Behörde zustande gebracht. Sondern es ist Jesus und seine Bedeutung für Israel, für die ganze Well, um die es hier geht. Hier scheiden sich die Geister bis heute. Hier stehen immer wieder die „Bauleute“, die diesen Stein für den Aufbau der Menschheit gering achten und in grober oder feiner Form verwerfen, und dort die Glaubenden, die es wissen, daß „kein anderer Name unter dem Himmel ist, der unter den Menschen gegeben wäre, durch den wir uns retten lassen müssen“. Noch einmal geht es um den „Namen“; vgl. o. S. 87. Wir brauchen auch als Christen nicht zu leugnen, daß es viele Namen in der Geschichte der Menschheit gibt, die wir mit Ehrerbietung und Dankbarkeit nennen, Namen von Männern und Frauen, von denen wir Wertvolles empfingen. Nur eines können sie alle uns nicht geben: die Rettung im Gericht des Heiligen Gottes, die Rettung aus dem ewigen Tod (Ps 49, 8 f). In Jesus aber ist uns dieser eine „Name“ von Gott selber geschenkt als eine „unaussprechliche Gabe“. Es ist der Name, „durch den wir gerettet werden sollen“, durch den wir uns aber auch „retten lassen müssen“. Wieder stoßen wir auf dieses „aktive Passiv“, auf diese unsere Verantwortung vor der Botschaft von Gottes alleinigem Heil. In dem betont ausgesprochenen „wir“ liegt das persönliche Bekenntnis. Es geht nicht um allgemeine Wahrheiten, nicht um die Menschen im allgemeinen, es geht um „uns“, um dich und mich.

Wuppertaler Studienbibel

KEINE ANDERE PERSON
„Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen.“
Apostelgeschichte 4,12

Das Neue Testament sagt, dass die allerwichtigste Frage, der wir uns stellen müssen, die nach Jesus Christus ist. Es teilt uns nämlich mit, dass unser Leben in dieser Welt hier und jetzt, die ganze Bedeutung des Todes und sogar unser Leben in der Ewigkeit einzig und allein von unserer Antwort auf diese Frage abhängig ist: „Bist du der Kommende, oder sollen wir auf eines anderen warten?“ (Lukas 7,20). Das Neue Testament zögert nicht, das zu verkünden. Hören wir auf den Apostel Petrus, der dies in einer seiner ersten aufgezeichneten Predigten unzweideutig sagt: „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen“ (Apostelgeschichte 4,12) – dieser Name des Herrn Jesus Christus.
Das ist nun eine dogmatische Behauptung, wie ich einräumen muss, aber es gibt in der Welt kein dogmatischeres Buch als das Neue Testament. Es kommt nie daher und sagt: „Du hast viele andere Bücher gelesen und dich für deren Theorien interessiert – jetzt lies bitte mich und sieh, was du mit mir anstellst. Vielleicht wirst du mich interessanter als die anderen finden.“ Nein; vielmehr trifft es eine definitive Feststellung. Hier, so macht es uns deutlich, ist der einzige Weg für Männer und Frauen, wie sie Gott erkennen und mit ihm versöhnt werden können. Hier ist der einzige Weg, wie sie von der Sklaverei und Knechtschaft des Lebens in dieser Welt und von seiner Sünde und seinem Übel erlöst werden können. Hier ist der einzige Weg, wie sie für immer von der Furcht des Todes und des Grabes befreit werden können. Und hier ist, wie das Neue Testament sagt, der eine und einzige Weg, wie Männer und Frauen es vermeiden können, die Ewigkeit in einem Zustand des Jammers und des Elends und der Qual zu verbringen. Das ist die getroffene Feststellung, nichts weniger. „Wer an den Sohn glaubt, hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm“ (Johannes 3,36). Entweder das eine oder das andere Los; alles hängt von dieser Person ab.

365 gute Aussichten: Andachten für alle Tage

Das Gleiche gilt für das Neue Testament. Der Glaube an das Evangelium bedeutet zu glauben, dass Jahwe, der Gott Israels, als Mensch auf die Erde kam, freiwillig am Kreuz als Opfer für unsere Sünde starb und am dritten Tag auferstand. Das ist der Inhalt unseres Glaubens diesseits des Kreuzes. Unsere gläubige Treue wird durch unseren Gehorsam gegenüber „dem Gesetz Christi“ (1 Korinther 9,21; Gal 6,2) demonstriert. Wir können keinen anderen anbeten. Errettung bedeutet gläubige Treue zu Christus, der der sichtbare Jahwe war und ist. Es gibt keine Errettung in einem anderen Namen (Apg 4,12), und der Glaube muss unversehrt bleiben (Röm 11,17-24; Hebr 3,19; 10,22.38-39). Persönliches Versagen ist nicht dasselbe wie der Austausch von Jesus gegen einen anderen Gott – und Gott weiß das.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

In der Apostelgeschichte wird auch das Konzept von Jeschua als Herrn betont. Dieses Konzept bezieht sich nicht auf die so genannte „Herrschaftsrettung“, eine Theorie, die lehrt, dass man Jeschua zum Herrn seines Lebens machen muss, um gerettet zu werden. Vielmehr erkennt die Apostelgeschichte Jeschua als den Gottmenschen oder, genauer gesagt, als den messianischen Gottmenschen an. Er ist in der Tat der Herr, und seine Herrschaft ist mit der Rettung verbunden, denn um gerettet zu werden, muss man glauben, dass er der Herrgott ist. Dies ist nicht in dem Sinne gemeint, dass man ihn zum Herrn seines Lebens machen muss, um gerettet zu werden, denn das ist erst möglich, wenn man gerettet ist und den Heiligen Geist in sich hat. Vielmehr geht es darum, zu erkennen, dass Jeschua der Gottmensch sein musste, um retten zu können. Dies wird an mehreren Stellen deutlich: Gläubige wurden dem Herrn hinzugefügt (5,14); viele glaubten an den Herrn (9,42); die Verkündigung des Evangeliums war die Verkündigung des Herrn Jeschua (11,20); eine große Zahl von Gläubigen wandte sich dem Herrn zu (11,21); die Menschen wurden durch die Gnade des Herrn Jeschua gerettet (15,11); sie glaubten an den Herrn (18,8); und ihr Glaube galt unserem Herrn Jeschua, dem Messias (20,21). In der Apostelgeschichte geht es also um das Bekenntnis zu Jeschua als Herrn in dem Sinne, dass der Begriff „Herr“ „Gott“ bedeutet. Hier geht es darum, dass der Messias der göttliche Heilsvermittler ist, der die Fähigkeit und die Vollmacht hat, Sünden zu vergeben und Menschen zu richten. Er ist der Herr über die Errettung. Da er der göttliche Vermittler des Heils ist, kann der Mensch zu ihm kommen, um Erlösung zu finden. In Apostelgeschichte 4,12 wird Jeschua als der einzige Weg zur Erlösung dargestellt.

Jeschua wird nicht nur als Gott dargestellt, sondern auch in seiner Menschlichkeit als ein von Gott genehmigter Mensch (2,22). Gott wird die Welt durch den Menschen, den er bestimmt hat, in Gerechtigkeit richten (17,31).

Außerdem wird Jeschua in Apostelgeschichte 9,20 als Sohn Gottes bezeichnet. In Apostelgeschichte 13,33 wird Psalm 2 zitiert: „Du bist mein Sohn“, wobei dieser Satz speziell auf Jeschua angewendet wird. Nach Apostelgeschichte 3,26 hat Gott seinen Sohn gesandt, um die Gläubigen zu segnen; und in 13,23 heißt es, dass er seinen Sohn als Retter nach Israel gesandt hat.

Jeschua wurde vom Heiligen Geist für seine messianische Mission gesalbt (10:38). Er wird als der Knecht bezeichnet, den Gott verherrlicht hat (3,13). Gott hat seinen Knecht auferweckt (3,26). Zweimal wird Jeschua als „Gottes heiliger Knecht“ bezeichnet (4:27, 30).

Schließlich wird er als ein Führer in der Position eines Fürsten vorgestellt: Er ist der Fürst des Lebens (3,15). Ihn hat Gott mit seiner rechten Hand zum Fürsten und Retter erhöht (5,31).

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

Und WER ist JEsus für DICH? Einfach nur ein Mensch oder gar der „Engel Jehovahs“des AT? Trägt Er auch den Namen Jehovah – oder ist Er dem Vater gleich?

größere Werke als der Herr?

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, weil ich zum Vater gehe.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,12

Ich sage euch wirklich die Wahrheit: Der, der ständig in mich Vertrauen setzt, jener wird die Taten, die ich tue, auch ausführen und wird größere als diese vollbringen, weil ich für meinen Teil zum Vater aufbreche.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Johannes 14:12

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich tue, auch tun und wird grössere als diese tun; denn ich gehe zum Vater, (a) Mt 17:20; Apg 2:41
Zürcher 1931 – Joh 14,12

Können Christen etwa Tote auferwecken?

Selbst im Blick auf seine Erweisungen wunderbarer Hilfe trifft dies Wort zu. Die Apostel tun nach Apg 5, 16; 9, 36–43; 19, 11f; Jak 5, 14 die Werke auch, die Jesus getan hat, und tun sie in noch größerem Ausmaß als er, der einzelne, sie tun konnte. Aber das eigentliche „Werk“ Jesu liegt in seiner Sendung als Retter der Welt. Wie wenig sichtlicher Erfolg war dem Wirken Jesu beschieden. Gerade jetzt bei dem Abschied Jesu ist das erschreckend deutlich zu sehen. Wie völlig anders wird das am Pfingsttag! Hier hat Petrus ein Werk tun dürfen, das mit den dreitausend Erretteten an Größe alles überragt, was Jesus während seines Erdenlebens tat. Und dann überschreiten die Jünger die Grenze, die Jesus für sein Wirken streng gewahrt hat, und tragen die rettende Botschaft zu den „Griechen“, also in die ganze weite Völkerwelt. Menschen aus dem Tode ins Leben rufen, aus Feinden Gottes seine geliebten Kinder machen, wie weltweit und groß stand dieses Werk der Jünger vor Johannes, als er das Evangelium schrieb und dieses Wort seines Herrn aufzeichnete, wenn er dabei auf die Gemeinden sah, die es am Ende des 1. Jahrhunderts gab. Und wieviel „größer“ als das zeitlich und räumlich eng begrenzte Wirken Jesu ist alles das, was heute über den ganzen Erdball hin im Dienst der Boten und Botinnen Jesu geschieht!
Aber warum ist das so? Sind die Jünger selber größere Leute als Jesus? Unmöglich! Hier kann es keine Mißverständnisse geben. Jesus sagt es selbst: Ihr meine Jünger tut größere Werke als ich in meiner Erdenzeit, „weil ich zu dem Vater gehe“. „Größere Werke“ der Jünger erwachsen nicht aus ihrer eigenen Kraft, sondern aus dem vollbrachten Werk ihres Herrn, aus seiner „Erhöhung“ in jenem doppelten Sinn, von dem wir hörten. Darum ist die Bedingung für das Tun dieser Werke sofort am Anfang des Satzes ausgesprochen: Wer sie tun will, muß „der an mich Glaubende“ sein. Aber weil Jesus durch seinen Gang ans Kreuz erst die Grundlage der „größeren Werke“ seiner Jünger schaffen muß, gerade darum kommt es zu diesem seltsamen Zustand, daß das Werk der Jünger an weltweiter Größe und reicher Frucht alles übertrifft, was Jesus in seinem Erdenleben ausrichten konnte. Jesu irdisches Werk geschah vor dem Kreuz und ging auf das Kreuz zu. Das Werk der Jünger geht von Jesu „Erhöhung“ aus.

Wuppertaler Studienbibel

Die Äußerung Jesu im JohEv wird verständlich: Die Jünger werden »Größeres« tun (Joh 14,12) als er selbst; denn sie können offener handeln als Jesus, weil sie in ihrer Zeit nicht halb verborgen operieren müssen. Und weil die Zeit des Menschensohnes auf Erden die Zeit seiner Verborgenheit ist, muss in Mk 9,9 der Menschensohn genannt werden. Die Evangelien sind partielle Enthüllung.
Das entscheidende Stichwort in diesem Konzept ist die »sukzessive Enthüllung«. Anders als in der nicht-christlichen jüdischen Apokalyptik geschieht die Enthüllung nicht nur in den geheimen apokalyptischen Büchern, sondern offen als Mission. Bücher müssen nicht leiden, wohl aber Menschen, die vom Menschensohn zeugen, wie es Stephanus tut, der daraufhin gesteinigt wird. Die Grenze der apokalyptischen Offenlegung vor dem Gericht ist dagegen erreicht, wo es im äth Henochbuch heißt, es sei gut, dieses Buch in verschiedenste Sprachen zu übersetzen.

Berger_2020 – Kommentar zum Neuen Testament

Die Apostel sollten keine größeren Wunder als Jesus selbst tun (z. B. die Auferweckung des Lazarus), doch sie sollten mehr Menschen mit ihrer Botschaft erreichen (z. B. konnte Petrus nach einer Predigt dreitausend Bekehrte verzeichnen). Das war möglich, weil Jesus zum Vater gegangen war und den Heiligen Geist gesandt hatte. Wunder sind wichtig, doch manche Evangelisten haben noch größere Dinge als diese getan, indem sie die gute Nachricht vielen Tausenden predigten.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Was wird geschehen, wenn er »zum Vater« geht? V. 12 weist die falsche Vorstellung ab, als habe dann die Tätigkeit Jesu ein Ende. Im Gegenteil, »wer an« Jesus »glaubt«, der setzt sein Werk fort! Er »wird die Werke, die ich tue, auch tun, und wird so gar größere tun«. Das ist sogar notwendig, »denn ich gehe zum Vater«. Beachten wir zunächst zwei Einzelheiten! Erstens, dass noch »Größeres« vor ihnen steht, wissen die Jünger aus Joh 1,50 und Joh 5,20. Neu ist jetzt, dass sie selbst dieses »Größere« vollbringen sollen. Zweitens macht Jesus klar, dass er sie dabei nicht als Revolutionäre, sondern als Evolutionäre in die Welt hineinschickt, nämlich in dem Sinn, dass sie weder bei einem Nullpunkt beginnen noch nach eigenem Geschmack handeln, sondern »die Werke, die ich tue« fortsetzen. Damit bleiben sie an Jesus gebunden. Das »ich« ist im Urtext betont. Ähnliches beobachten wir bei den Synoptikern, z. B. im Missionsbefehl (Mt 28,18ff.). Schließlich aber wollen wir nicht übersehen, dass V. 12 den Charakter einer großen Verheißung hat: Wir kleine Wesen werden bevollmächtigt, das Riesenwerk Jesu weiterzuführen. Allerdings erhebt sich die Frage: Was ist dieses »Größere«? Die größere Verbreitung der Evangeliumsbotschaft in der Mission, das Wachstum der Gemeinde in der ganzen Welt, die größere Zahl der durch die Sündenvergebung Erlösten (vgl. Joh 20,21ff.), die Vermehrung der Mitarbeiter und damit auch die größere Zahl der Erfahrungen mit Gott bis hin zu den begleitenden Wundern der Mission (vgl. Mk 16,17ff.). Eins aber bleibt unerreichbar und unvergleichlich: die einmalige Sühne durch den Kreuzestod Jesu.

Gerhard Maier – Edition C

Die dritte Verheißung ist, dass die Gläubigen größere Werke tun werden als Jeschua (Johannes 14:12). Leider lehren manche aufgrund dieses Verses, dass Gläubige in der Lage sein werden, größere Werke als Jeschua zu vollbringen; jedoch wird niemand jemals in der Lage sein, die Qualität von Jeschuas Werken zu übertreffen. Schließlich war und ist er der vollkommene Gott-Mensch. Der Begriff größer kann auf zwei Arten verstanden werden: größer in der Qualität oder größer in der Quantität. Die zweite Möglichkeit ist die richtige Art, diese Verheißung zu verstehen. Die Gläubigen werden nicht Werke von größerer Qualität vollbringen, sondern von größerer Anzahl. Die Geschichte des Leibes des Messias hat sich über etwa zwei Jahrtausende erstreckt; Jeschuas Dienst umfasste dreieinhalb Jahre. Wenn man die Werke der Gemeinde über die Jahrhunderte hinweg betrachtet, sind sie größer in der Quantität, aber sicher nicht in der Qualität.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Bock kommentiert:
Was die Jünger daraufhin erwartet, ist eine noch beeindruckendere Zeit, denn Jesus geht zum Vater. Diejenigen, die an Jesus glauben, werden seine Werke tun und noch größere. Was Jesus hier beschreibt, ist das Verkündigungswerk, das die Jünger tun werden. Sie werden die Hoffnung auf das Leben nicht nur verkünden, sondern sie auch gewähren lassen, weil Jesus sein Werk getan hat und zum Vater gegangen ist. Was Jesus nur verkünden und im Bild der Zeichen zeigen konnte, werden die Jünger als göttliche Agenten bewirken können, wenn sie hinausgehen und die Botschaft einer bedürftigen Welt verkünden, befähigt durch den, den Jesus senden wird. Die Wirkung dieser Verkündigung wird eine weitaus größere Verbreitung haben als zur Zeit Jesu.