Schlagwort: Glauben

keine Hilfe geben?

Wenn du für das Schreien der Armen nur taube Ohren hast, wirst du keine Antwort bekommen, wenn du selber um Hilfe rufst.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 21,13

Wer seine Ohren zuhält vor dem Schreien der Armen, wird kein Gehör finden, wenn er selbst ruft.
Bruns 2013 – Sprüche 21:13

Wer sein Ohr verschliesst vor den Wehklagen der Armen, der wird auch rufen und kein Gehör finden.
Zunz 1997 – Sprüche 21,13

In einer religiösen Zeitschrift heißt es:
„Ein Grund dafür ist, dass Jehova Unbarmherzigen kein Gehör schenkt. Wir möchten auf keinen Fall, dass Jehova sich unsere Gebete nicht anhört. Deswegen achten wir sehr darauf, nicht hartherzig zu werden.“
Nein – Sorry, diese Reihenfolge ist falsch! Das ist die Umkehr von Wirkung und Ursache!
Ich versuche Christus ähnlicher zu werden, ich lasse mich von Gott leiten, ich habe Gottes Liebe erfahren und DESHALB werd ich IHN nachahmen!
Ich kann Gott doch nicht manipulieren, indem ich sage „Ich tue so, als ob ich meine Brüder liebe – und dann mußt du mir aber auch helfen“!!

So wie der Gottlose seinem Nächsten keine Barmherzigkeit entgegenbringt (V. 10), werden auch seine eigenen Bitten um Hilfe nicht erhört werden (V. 13), denn Gott kennt und richtet die Gottlosen (V. 12). Auch wenn es ein Beispiel dafür braucht, dass die Bösen bestraft werden, damit die Einfältigen daraus lernen, nehmen sich die Weisen die Belehrung zu Herzen (V. 11; vgl. 19:25).

Die ESV Studienbibel

21:13 weint sich aus: Ein Mensch, der gleichgültig gegenüber Menschen in Not ist, wird niemanden finden, der ihm hilft, wenn er um Hilfe ruft.

Die Nelson Studienbibel

Wer die Bedürfnisse der Armen ( dal , „schwach, hilflos“; vgl. den Kommentar zu Sprüche 10,15 ) in seiner Gefühllosigkeit unbeachtet läßt, der ist böse ( Sprüche 21,10-12 ). Er selbst wird kein Gehör finden, wenn er sich in Not befindet.

Walvoord Bibelkommentar

Es geht noch immer um den Gottlosen und den Gerechten. Der Gerechte war nicht immer ein Gerechter; er war wie alle Menschen ein Sünder, doch er hat erfahren, wie Gott seinen Sünden gnädig war und auf ihn hörte, als er ihm seine Sünden klagte, denn »der HERR hört auf die Armen« (Ps 69,34). Da er selber ganz arm dran war, hat er nun ein offenes Ohr für »den Schrei des Armen« (und damit gehört er zu denen, die der Herr glückselig preist [Mt 5,7]). Nicht so der Gottlose; was kümmert ihn die Not der anderen (siehe V. 10; Jak 2,13; 5,4)? Die mögen schreien, es stört ihn nicht. Als man der Königin Marie-Antoinette (1755–1793) meldete, dass das verarmte französische Volk kein Brot mehr habe, antwortete sie: »Dann sollen sie Kuchen essen!« Doch es kommt ein Tag der Angst über den Unbarmherzigen, da »wird [auch er] rufen«, aber Gott hört ihn dann nicht (siehe auch 1,28 und vgl. 28,9). Nach der herzlosen Königin nennt man das Phänomen, wenn Menschen plötzlich weiße Haare bekommen, das Marie-Antoinette-Syndrom. Sie soll in der Nacht vor ihrer Hinrichtung schlohweißes Haar bekommen haben.

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Wenn ich mir den Vers so durchdenke, dann muß ich unweigerlich an zwei Gruppen von Menschen denken, die besonderen Schutz, besonderes Gehör bnenötigen: da sind zuerst die Mißbrauchten Kinder, die oft unter der „ZweiZeugen-Regel“ leiden. Und dann sind da die Menschen, die gerade in einer Krise sind, und vielleicht ihr Verhältnis zu Jehovah überstapaziert haben – und deshalb „von allen gemieden werden“ – aber in wirklichkeit DEIN Ohr brauchen. Und nein – diesen helfe ich nicht, weil ich etwas im Gegenzug erwarte – sondern weil ich ein Werkzeug in der Hand Jehovahs sein will (und nicht ein Werkzeug irgendeiner Kirche/Org.)

Gebet für Kranke?

Und das Gebet des Glaubens wird den Kranken heilen, (O. retten) und der Herr wird ihn aufrichten, und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.
Elberfelder 1871 – Jakobus 5,15

Wer von euch Schweres zu ertragen hat, soll beten. Wer von euch glücklich ist, soll Loblieder singen. Wer von euch krank ist, soll die Ältesten der Gemeinde rufen, damit sie für ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Ihr vertrauensvolles Gebet wird den Kranken retten. Der Herr wird die betreffende Person wieder aufrichten und wird ihr vergeben, wenn sie Schuld auf sich geladen hat.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jakobus 5:13–15

Das Gebet,
das ganz im Vertrauen auf Gott gesprochen wird,
wird den Kranken retten.
Der Herr wird ihn wieder aufstehen lassen
und ihm vergeben,
wenn er Schuld auf sich geladen hat.
BasisBibel 2012 – Jakobus 5:15

Bei Streß geht man doch zum Arzt! Bei Schmerzen und Krankheiten geht man doch zum Arzt! Oder etwa doch nicht?

Und kennst du Bibelstellen im AT, in denen die Propheten Gottes aufforderten, lieber zum Schöpfer zu gehen?

5,15 Gebet, im Glauben gesprochen Es gibt kein besonderes „Glaubensgebet“, das an sich Heilungsmacht besitzt, sondern die Macht des Glaubens und das vertrauensvolle Gebet werden hier betont; die christliche Gemeinschaft sollte inständig dem Gebet um Fürbitte für Kranke verpflichtet sein. Dieser Vers ist die klassische Belegstelle für die Einrichtung des Sakraments der Krankensalbung – früher Letzte Ölung genannt – in der römisch-katholischen Kirche. Die Krankensalbung ist ein Heilungsritus, der – in Verbindung mit den Sakramenten der Eucharistie und der Buße vollzogen – in erster Linie als „abschließender Ritus“ in Vorbereitung auf den Tod gedacht war. Auch wenn dieser Text das Eintreten des Todes miteinschließen kann und das Gebet des Glaubens beim Sterben durchaus angemessen ist, liegt die Betonung des Jakobus hier jedoch auf dem Aspekt, dass die Kirche für die Heilung und das Leben einer kranken Person beten sollte, sodass „der Herr ihm seine Hilfe erfahren lassen wird“; somit geht es in dieser Stelle keineswegs um eine sakramentale Salbung. Außerdem, wie Jakobus schon gesagt hat, gehört es zur Berufung des Glaubens dazu, „in Prüfungen verschiedenster Art“ freudig und standhaft zu sein (1,2–4); Prüfungen z.B., zu denen auch eine ernste und andauernde Erkrankung gehören können. Auch wenn der Christ dieses Gebet des Glaubens ausspricht, muss er sich stets daran erinnern, dass Gott souverän über Leben und Tod ist, was auch für das Leben des Erkrankten gilt (vgl. 4,13–17). Man muss deshalb vorsichtig sein, diese Aussage nicht vom Rest der Lehre in diesem Brief fälschlicherweise zu isolieren.

Sünden begangen hat Sünde und Krankheit sind nicht ohne Beziehung, aber Krankheit ist nicht immer die Folge einer besonderen Sünde. Vergebung ist aber sowohl für den Leib als auch für die Seele gesundheitsfördernd.

Reformations-Studien-Bibel

In Zusammenhang mit der zeichenhaften Handlung der Ölsalbung erwirkt die Fürbitte der Ältesten beim Herrn (Jesus Christus) dem Kranken körperliche Gesundheit, seelische Aufrichtung und – für den Fall, dass er Sünden begangen hat – auf sein erfolgtes Sündenbekenntnis hin (vgl. V. 16) die Vergebung der Sünden.

Die Bibel: Herder-Übersetzung mit Kommentar und Erläuterungen

das Gebet des Glaubens. Nicht der Glaube der kranken Person, sondern der Glaube der Betenden. In diesem Fall verlangt Jakobus nicht, dass der Kranke Glauben übt, sondern nur, dass er die Ältesten herbeiruft. Für kranke Christen ist das persönliche Gebet oft schwierig. Der Begriff „retten“ hat hier vielleicht eine doppelte Bedeutung: (1) die kranke Person wird körperlich geheilt (eine Bedeutung von Gk. sōzō), und/oder (2) die kranke Person kann auch eine geistliche Errettung erfahren (eine andere Bedeutung von Gk. sōzō), oder ein Anwachsen der Segnungen der Errettung (Sünden … vergeben). Wie in den Evangelien zu lesen ist, hat Jesus sowohl körperlich als auch geistlich geheilt, und diese doppelte Bedeutung könnte auch hier zu finden sein. Jakobus lehrt nicht, dass alle Krankheiten geheilt werden, wenn man nur die Ältesten anruft oder versucht, genug Glauben zu haben oder mit genug Überzeugung zu beten. Heilung, wenn sie denn eintritt, ist immer ein Geschenk Gottes, der über alle Umstände, einschließlich Krankheit und Gesundheit, souverän ist. Daraus folgt nicht, dass mangelnder Glaube auf Seiten der kranken Person der Grund dafür ist, dass die kranke Person nicht geheilt werden kann. (Zu den Gaben des Glaubens und der Heilung siehe Anmerkung zu 1. Korinther 12,9.) Einige Ausleger vermuten, dass Jakobus sich eher auf die Verheißung der Auferstehung als auf körperliche Heilung bezieht. Die Formulierung „wenn er Sünden begangen hat“ deutet an, dass nicht jede Krankheit mit bestimmten Sünden zusammenhängt, obwohl Jakobus davon auszugehen scheint, dass dies bei einigen Krankheiten der Fall ist (vgl. 1. Korinther 11,30).

Die ESV Studienbibel

ein Gebet, das im Glauben gesprochen wird, wird die Kranken heilen: Dieses Sprichwort ist eine allgemein gültige Aussage, die vom Willen Gottes abhängt. Nur Gebete, die wahren Glauben verkörpern, werden vom Herrn positiv beantwortet, und der Glaube für eine bestimmte Heilung ist ein Geschenk, das von Gott kommt. Siehe auch Markus 9:23; Johannes 14:13-14; 15:7, 16; 16:23-27; 1 Joh 3:22; 5:14-15. – wenn du irgendwelche Sünden begangen hast: Jakobus weist darauf hin, dass manche Krankheiten durch Sünden verursacht werden können, und es ist wichtig, dass die Sünde auch bekannt und vergeben wird (5:16; siehe Markus 2:3-12; Johannes 5:14).

Neue Lebendige Übersetzung Studienbibel

das Gebet des Glaubens: Egal, ob ein Gläubiger durch Medizin oder durch ein Wunder geheilt wird, alle Heilung kommt letztlich vom Herrn. Deshalb sollte konsequent für Kranke gebetet werden (siehe 4:3 für eine falsche Einstellung zum Gebet). wenn er Sünden begangen hat: Das Neue Testament lehrt, dass Krankheit die Folge von Sünde sein kann (siehe Matthäus 9,2), aber nicht immer (Johannes 9,1-3). Doch wenn Sünde im Spiel ist, ist das Bekenntnis eine Voraussetzung für die Heilung (siehe V. 16).

Die Nelson Studienbibel

Ist jemand unter euch krank? Wie im Tanach heilt der Herr die Kranken in seinem Volk, so auch in diesem Abschnitt, als Antwort auf das „vertrauensvolle Gebet“. Ya’akov sagt ihnen, sie sollen für den Kranken beten „und ihn im Namen des Herrn mit Olivenöl einreiben“. Die Salbung mit Öl ist nicht nur eine Zeremonie. In biblischen Zeiten war Olivenöl Medizin (vgl. Jes 1,6; Lk 10,34), und mit Öl gesalbt zu werden, galt als körperlich angenehm (Ps 23,5; 133,2-3).

The Complete Jewish Study Bible

Zeiten der Krankheit werden häufig als Zeiten der Gottesferne und der Isolation erlebt. Jak weist hier einen anderen Weg. In der Krankheit kann deutlich werden, wie der Mensch allein von Gott abhängig ist. Krankheit ist für Jak eine Gelegenheit, besonders nach Gott zu fragen und eine geistliche Sicht für das ganze Leben – einschließlich der Krankheit – zu gewinnen. So wird Krankheit – wie schwer sie auch sein mag – zu einem Weg, Gott zu nahen und zu begegnen.
Kranke Menschen gehören nicht nur in das Wartezimmer des Arztes, sondern mitten in die Gemeinde. Ein kranker Mensch leidet nie nur an seiner Galle, an seinen Bandscheiben, an Viren oder an Depressionen. Er ist als ganzer Mensch betroffen, verunsichert, im Glauben angefochten.
Krankheit weist den Menschen auf Gott und stellt ihn mitten in die Gemeinde. Wenn er so krank ist, dass er die Gemeindeversammlungen nicht mehr besuchen kann, dann ist er damit nicht aus der Gemeinde ausgeschlossen. Er darf die Ältesten herbeirufen, durch die die Gemeinde dann vertreten ist. Darüber hinaus: In den Ältesten »tritt auf verborgene Weise Jesus selbst an das Krankenbett«. Es ist für einen Kranken gut zu wissen, dass er die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen darf, damit sie mit ihm beten. Der kranke Mensch wird durch die Anweisungen des Jak aus der Isolation herausgeholt. Jak zeigt hier – wie an anderen Stellen seines Briefes – einen fruchtbaren geistlichen Weg, mit Versuchungen umzugehen, die einen getroffen haben.
Die Ältesten werden vom Kranken gerufen, d.h. die Initiative geht vom Kranken aus. Er muss entscheiden, in welcher Situation und in welchem Zustand er die Ältesten zu sich ruft. Die Tatsache, dass der Kranke die Ältesten zu sich kommen lassen muss, zeigt, dass es sich um eine schwere Krankheit handelt. Doch muss der Kranke nicht bereits im Sterben liegen. (- Die röm.-kath. Kirche gründete ihr Sakrament der »Letzten Ölung« auf diese Stelle und verstand dabei die Ölung als eine Zusage des Heils beim Sterben, also beim Übergang zum Tod. Für Jak ist die Salbung mit Öl nicht eine Handlung an einem Sterbenden, sondern er rechnet mit der Möglichkeit, dass der Kranke geheilt und wieder aufgerichtet wird. Allerdings war es zur Zeit des Jak nicht möglich, so eindeutig zu unterscheiden zwischen Krankheiten, von denen man genesen kann und solchen, die mit Sicherheit zum Tode führen. Im Gegensatz zur heutigen Zeit mit ihren medizinischen und pharmazeutischen Möglichkeiten rechnete man eher mit der Möglichkeit des Sterbens bei Krankheiten, die einen Menschen so niedergeschlagen hatten, wie Jak es beschreibt. (Seit dem 2. Vatikanischen Konzil wird von röm.-kath. Seite vom Sakrament der »Krankensalbung« gesprochen.) -) Es wird von dem Kranken lediglich erwartet, dass er bereit ist, in seiner Krankheit Gott zu begegnen und Hilfe von ihm zu erbitten. Der Ruf nach den Ältesten ist ein Ausdruck seines Glaubens, der in dieser Angelegenheit etwas von Gott erwartet.
Die Ältesten sollen über ihm beten. Mit dieser Formulierung ist wohl eine Handauflegung gemeint, wie sie Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat (Mk 16,18). Die Handauflegung ist das äußere Zeichen dafür, dass der ganze Mensch samt seinem Körper vor Gott gebracht wird. Auch der Körper eines Menschen wird dabei in einem geistlichen Zusammenhang gesehen. Bei den Ältesten handelt es sich um »normale« Älteste einer Gemeinde, also nicht um Menschen, die notwendig die besondere Gabe der Krankenheilung haben (vgl. dagegen 1Kor 12,9.28.30).
Das Gebet der Ältesten ist durch eine Ölsalbung begleitet. Aus dem Wortlaut des griech. Textes geht hervor, dass die Salbung mit Öl nicht als eine zweite Handlung zum Gebet hinzutritt, sondern das Gebet selbst verstärkt. Beim Öl muss man wohl nicht an die Zuhilfenahme eines damals üblichen Universalheilmittels denken. Im Anschluss (V. 15) ist allein von der Wirksamkeit des Glaubensgebets die Rede und nicht von der kombinatorischen Wirkung von Gebet und Öl (Glaube und Medizin). (- Damit soll nicht etwa gesagt sein, dass Jak beim Gebet für den Kranken eine Zuhilfenahme von Medizin ausschließt. Nirgends wird in der Bibel der Gang zum Arzt als Unglaube bezeichnet – das Lukasevangelium wurde von einem Arzt geschrieben. Es soll nur gesagt sein, dass an dieser Stelle eine Verbindung von beidem nicht angesprochen ist. Im Übrigen wäre das Verabreichen von Medizin eher die Aufgabe eines Arztes als die der Ältesten. -)
Handauflegung und Salbung mit Öl unterstützen das Gebet. (- Die Wirkung des Gebets hängt weder an der Handauflegung noch an der Salbung mit Öl, auch wenn wir uns dieser Zeichen gerne bedienen dürfen. Vielleicht muss diese Art von geistlichem Handeln wieder entdeckt und geübt werden. Für die Praxis bietet sich heute etwa Olivenöl an. Es ist dabei jedoch darauf zu achten, dass sich kein magisches Verständnis solcher Zeichenhandlungen einschleicht, als gehe die Wirkung von Handauflegung und Salbung aus. Über dieses Verständnis muss in den Gemeinden gelehrt und notfalls auch mit dem Kranken vorher geredet werden. F. LAUBACH weist mit Recht darauf hin: »Besteht keine ausreichende Möglichkeit, mit dem Kranken über den biblischen Hintergrund der Salbung und ihre Bedeutung zu sprechen, sollte die Salbung mit Öl wohl besser unterbleiben« (a.a.O., S. 43). -) Sie sind darüber hinaus Zeichen für Gottes Beistand und Berufung. Mit Öl wurden im AT der Altar und alle Geräte der Stiftshütte gesalbt (2Mo 40) und damit für den Dienst Gottes geheiligt. Auch Priester und Könige wurden gesalbt. Ein Mensch wird durch die Salbung mit Öl (erneut) in den Dienst Gottes gestellt und Gott übereignet. Der Kranke soll nicht nur gesund werden, sondern mit seiner Gesundheit wieder in den Dienst Gottes gestellt werden. Gott macht Menschen gesund, damit sie ihm besser dienen und ihm die Ehre geben können. Physische Heilung durch Gott hat immer ein geistliches Ziel.
Gebet und Salbung mit Öl geschehen im Namen des Herrn. Sie stehen, wie wir schon sahen, in einem geistlichen Zusammenhang. Darüber hinaus wird deutlich: Es geht hier nicht um gewaltige, magische Worte oder Symbolhandlungen, von denen eine Heilung erwartet wird. Bei dieser Handlung stehen weder die Macht und Autorität der Ältesten noch der besondere Glaubensmut des Kranken im Vordergrund, sondern der Herr, in dessen Namen das alles geschieht. In seinem Namen heißt auch: in seinem Willen.
Das Anliegen des Jak wird an einem Beispiel aus der Apg sehr schön deutlich: Petrus und Johannes heilen vor der Tempelpforte einen Gelähmten und richten ihn auf. Sie tun es ausdrücklich im Namen Jesu und wundem sich darüber, dass sie von den Umstehenden direkt mit dieser Heilung in Verbindung gebracht werden, als sei dies durch ihre Kraft und Frömmigkeit geschehen. Durch den Glauben an den Namen Christi ist er gesund geworden, sagen die Apostel. Und selbst dessen Glaube ist nicht sein Verdienst und seine Vorleistung; er ist ihm geschenkt worden (Apg 3,6.12.16; vgl. auch Apg 14,15). Deshalb ist bei Jak im Folgenden auch nicht mehr von der Handauflegung und der Salbung mit Öl die Rede.
[15] Das im Glauben gesprochene Gebet wird den Kranken retten. Die erhoffte Wirkung wird vom Gebet erwartet, das im Glauben, d.h. im Vertrauen zu Gott und in Erwartung seines Eingreifens gesprochen wird (Mk 11,24). Aber auch das Gebet hat keine Wirkung in sich selbst. Nicht das Gebet hilft, sondern der Herr: und aufrichten wird ihn der Herr.
Was ist damit gemeint, dass das Gebet den Kranken retten (griech. sozein) wird? Warum spricht Jak hier nicht ausdrücklich von Heilung, sondern von Rettung? Zweifellos rechnet er damit, dass durch das Gebet des Glaubens Heilung geschieht – äußere wie innerea.a Hinter dem Wort »retten« verbirgt sich aber mehr als bloßes Gesundwerden. Jak gebraucht das Wort »retten« an den anderen Stellen seines Briefes im Zusammenhang der Errettung aus dem Endgericht (1,21; 2,14; 4,12; 5,20).
Kranksein ist in der Bibel mehr als nur ein physischer Defekt. Es hat etwas zu tun mit der Todverfallenheit dieser Welt, die eine Folge der Sünde ist. Krankheit kann sein wie vorweggenommenes Sterben, wie das Ergriffenwerden von dunklen Mächten. Krankheit kann auch direkte Folge persönlicher Sünden sein. Beim Gebet in der Krankheit muss es daher um etwas anderes bzw. um mehr gehen als um die physische Wiederherstellung. »Die Rettung umfaßt Vergebung der Sünden und Gemeinschaft mit Gott als gegenwärtige Wirklichkeit, die Errettung vor dem kommenden Zorn und Anteil an der göttlichen Herrlichkeit. Das Gebet der Ältesten zielt also nicht zuerst auf die Wiederherstellung der körperlichen Unversehrtheit, sondern auf das ewige Heil des Kranken, die Rettung im Endgericht. Retten ist etwas anderes als Heilen. Es bedeutet in unserem Text, daß der Kranke in Jesu Hand bleibt.«
Der Herr wird ihn aufrichten. In der griech. Übersetzung des AT wird das Wort »aufrichten« im Sinne von »ermutigen, stärken« gebraucht (vgl. Dan 8,18; Ri 2,16.18). Im NT kann »aufrichten« (griech. egeirein) im Zusammenhang stehen von Krankenheilungen (Mt 8,15; 9,7; Mk 2,9.12; 3,3; 10,49) und Totenauferweckungen (Jes 26,19; Mk 5,41; Lk 7,14), es kann von der Auferstehung Jesu (Joh 2,22; 21,14; Röm 6,4.9; 8,34; 1Kor 15,12.20) und der Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten (1Kor 15,42) reden. Wie Gott einen Menschen in der Krankheit aufrichtet, kann unterschiedlich aussehen: Bei einem kommt die Krankheit zum Stillstand, einem anderen schenkt er Kräfte zur Genesung, und wieder ein anderer erfährt direkte Heilung. Anderen bleibt die erhoffte Genesung oder Heilung versagt. Aber auch sie wird Gott aufrichten und ihnen die Kraft schenken, mit ihrer Krankheit zu leben, oder ihnen den Mut geben, das bevorstehende Sterben aus seiner Hand zu nehmen, in der sie auf der letzten Wegstrecke geborgen sind.
Wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben warden.b Jak geht davon aus, dass Krankheit mit konkreter Sünde in Verbindung stehen kann. »Wer gegen seinen Schöpfer sündigt, gerät dem Arzt in die Finger« (Sir 38,15). »Als ich es wollte verschweigen, da verschmachteten meine Gebeine … Darum bekannte ich dir meine Sünde, und meine Schuld verhehlte ich nicht« (Ps 32,3–5).
Jak rechnet mit der Möglichkeit, dass im Zusammenhang mit der Krankheit und infolge des Gebets für den Kranken begangene Sünden aufgedeckt werden. Nicht jede Krankheit kann direkt auf eine bestimmte Sünde des Kranken zurückgeführt warden – und auch Jak geht nicht davon aus. Er sagt: Wenn er Sünden begangen hat … Dennoch muss mit dieser Möglichkeit gerechnet werden. Selbst wenn ein direkter Zusammenhang zwischen den Sünden und der Krankheit eines Menschen nicht erkennbar ist, ist es für den Kranken hilfreich zu wissen, dass ihm seine Sünden vergeben sind (vgl. Jes 38,17). In seinem heilenden und zurechtbringenden Handeln hatte die Sündenvergebung für Jesus einen sehr hohen Stellenwert (vgl. Mt 9,1–8).
Krankheit ist mehr als ein Defekt des Leibes. Es gibt verborgene Zusammenhänge. Jak spricht von dem Zusammenhang zwischen Sünde und Krankheit und von dem Zusammenhang zwischen Krankheit und der Beziehung zu Gott. (- Wir können daraus für unser Verständnis von Krankheit viel lernen. Für uns ist Krankheit ein Versagen des Körpers oder ein Defekt, der möglichst schnell behoben werden soll. Indem Jak dazu Mut macht, bei Krankheit die Ältesten zu sich zu rufen, damit die Situation im Gebet vor Gott gebracht wird, stellt er das äußere Leben (und sein Versagen in der Krankheit) in Beziehung zu Gott. Krankwerden und Gesundwerden kommen als geistliche Erfahrungen in den Blick. Dabei ist bei Jak an mehr gedacht als an »psychosomatische« Zusammenhänge. Es geht ihm um mehr als um die Beziehung zwischen dem Körper und der Seele eines Menschen. Er hat vor allem die Beziehung eines Menschen zu Gott im Blick, sowohl in positiver (Gebet, retten) als auch in negativer Hinsicht (Sünden, Sündenvergebung). -) Indem er aber dem Kranken die Möglichkeit eröffnet, die Ältesten zu sich zu rufen und seine Sünden zu bekennen, damit sie vergeben werden, macht er deutlich: Krankheit trennt den Menschen nicht von Gott und auch nicht von der Gemeinde.

Wuppertaler Studienbibel

Die Frage in Vers 14a lautet: Ist jemand unter euch krank? Die Worte „unter euch“ zeigen, dass es sich um einen Gläubigen aus der eigenen Gemeinde handelt. Das Wort für krank bedeutet „ohne Kraft sein“, was sich auf eine untaugliche Krankheit bezieht. Die richtige Reaktion ist: Er soll die Ältesten der Gemeinde rufen. Es liegt in der Verantwortung des Erkrankten, den Ruf zu veranlassen. Es ist nicht nötig, ihn zu den Ältesten zu bringen, sie sollen zu ihm nach Hause kommen. Die Betonung liegt auf der Privatsphäre des Hauses.
Sobald sie berufen sind, gibt Vers 14b drei Verantwortlichkeiten der Ältesten an. Erstens, sie sollen über ihm beten; das ist ihr primärer Dienst in dieser besonderen Situation und betont die Haltung und Position über dem Kranken. Zweitens: Sie sollen ihn mit Öl salben. Die Salbung ist dem Gebet untergeordnet. Dies ist der allgemeine Begriff für Salbung, nicht im religiösen oder sakralen Sinn. Öl ist ein Symbol für den Heiligen Geist. Das Wort für Öl bezieht sich auf Olivenöl. Drittens, im Namen des Herrn zeigt, dass es Gott ist, der die Heilung tut, nicht das Beten der Ältesten oder die Salbung mit Öl. Das Wort Herr bezieht sich auf Jeschua.

Vers 15a gibt das Ergebnis an und Jakobus macht zwei Aussagen. Erstens: Das Gebet des Glaubens wird den Kranken retten. Das Gebet des Glaubens bezieht sich auf den Glauben der Ältesten, nicht auf den Glauben des Kranken. In diesem Zusammenhang bezieht sich das Wort „erretten“ auf die physische Errettung von der Krankheit, nicht auf die geistliche Errettung, weil er bereits ein Gläubiger ist. Die zweite Aussage lautet: Der Herr wird ihn auferwecken. Der Punkt, den Jakobus hier macht, ist, dass die Heilung in dieser speziellen Situation garantiert ist.

In Vers 15b verwendet Jakobus zwei Ausdrücke bezüglich dieser Situation. Erstens: wenn er Sünden begangen hat. Im Kontext geht es nicht um Krankheit im Allgemeinen, Krankheit, die eine Folge menschlicher Gebrechlichkeit ist. Das Wort Sünden wird verwendet, um eine wiederholte Handlung anzuzeigen, eine Krankheit, die auf göttliche Züchtigung wegen einer bestimmten Sünde zurückzuführen ist, die er wiederholt getan hat. Der zweite Satz lautet: Es soll ihm vergeben werden. Das Wort „vergeben“ bedeutet „weggeschickt“.

Außerdem wird in Vers 16a die Ermahnung hinzugefügt: Bekennt also einander eure Sünden. Das bedeutet nicht, dass man den anderen jede Sünde bekennen soll. In diesem speziellen Kontext war die Krankheit auf eine bestimmte Sünde zurückzuführen, die den Ältesten bekannt werden muss, die gerufen wurden, um über ihn zu beten und ihn zu salben. Das Bekenntnis dieser Sünde zeigt, dass die Person Buße getan hat; die Ältesten können dann für ihn beten und ihn salben. Die Sünde wird aufgrund des Bekenntnisses des Gläubigen vergeben werden. Die Krankheit wird geheilt werden, weil sie die Folge einer bestimmten Sünde war. Dann fügt er hinzu: und betet einer für den anderen und legt Fürbitte ein. Der Zweck ist: dass ihr geheilt werdet, d.h. geheilt von der Krankheit, die durch diese speziellen Sünden verursacht wurde. Das ist die gleiche Art von Situation, mit der Paulus in 1. Korinther 11,30-32 zu tun hatte. Noch einmal: Das ist keine pauschale Garantie für Heilung in jeder Situation, und es ermutigt auch nicht zur Salbung mit Öl für jede Krankheit; es ist nur dann eine Garantie, wenn die Krankheit auf diese spezifische Sünde zurückzuführen war, die jetzt bekannt wird. Noch einmal: Es ist wichtig, dass jede Aussage in ihrem gesamten Kontext gehalten wird.

Arnold Fruchtenbaum – Das Buch Jakobus

„Hab keine Angst“ – II

So fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr Gestorbenen aus Israel! Ich helfe dir, spricht der Herr, und dein Erlöser (- Als dem Goel (nächsten Verwandten, der einzutreten hat) teilt er sich die Pflicht des Loskaufens zu und die Obliegenheit, Rache zu nehmen für die Israel zugefügten Unbilden. – Als Heiliger Israels eifert er für seien Ehre und für den Bestand und Glanz seines ihm geheiligten Volkes. -) ist der heilige Israels.
Allioli Bibel – Jesaja 41,14

Nimmer wollst du dich fürchten, du Würmlein Jakob, ihr Israelsleute, Ich, Ich helfe dir, ist der Ausspruch Jehovas und deines Goels, Des Heiligen von Israel.
Pfleiderer Übersetzung – Jesaja 41:14

Da wir den Vers schon 2020 hatten, heute nur zwei weitere Übersetzungen.

Ich persönlich finde es ja momentan spannend, wie die Menschen auf den Konflikt zwischen Israel und der Hamas reagieren. Das Menschen, die die Bibel nicht kennen, zu Frieden aufrufen. Aber wie denken „Christen“ die die Bibel kennen sollten? Ist es von seiten der dieser Christen Angst, dass Jehovahs Prophezeiungen wahr werden? Oder ist es Unkenntnis über die Aussagen der Bibel? Ich weiß es nicht – nehme aber an, dass es eher Angst ist, das Jehovah SEIN Königreich aufrichten könnte – wenn ER Israel wirklich zu Hilfe kommen würde?

Gott hat keine Angst vor den Völkern, denn er ist größer als die Völker (40:12-17); er steuert ihren Aufstieg und Fall. Er kündigte an, dass er einen Herrscher namens Kyrus erwecken würde, der sein gerechtes Werk auf Erden tun würde, indem er andere Nationen um seines Volkes Israel willen besiegen würde. Kyrus würde ein Hirte sein (44:28), von Gott gesalbt (45:1), ein gefräßiger Vogel, der sich nicht aufhalten lässt (46:11). „Er zertritt die Herrscher, als wären sie Mörtel, als wäre er ein Töpfer, der den Ton zertritt“ (41,25, NIV).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jesaja

Manchmal vergessen wir, dass Gott sogar unbekehrte Führer in der Welt zum Wohl seines Volkes und zum Fortschritt seines Werkes gebrauchen kann. Er ließ den Pharao in Ägypten auferstehen, um seine Macht zu demonstrieren (Röm 9,17), und er benutzte sogar den bösen Herodes und den feigen Pontius Pilatus, um seinen Plan der Kreuzigung Christi zu verwirklichen (Apg 4,24-28). „Das Herz des Königs ist in der Hand des Herrn wie die Wasserströme; er wendet es, wohin er will“ (Spr 21:1, NKJV).
Gottes Knecht Israel (Jes 41,8-29; 43,1-44,28) Der Prophet zeigt vier Bilder, um das Volk zu ermutigen. Im Gegensatz zur Furcht der heidnischen Völker steht die Zuversicht Israels, des auserwählten Knechtes Gottes (41,8-13), weil Gott in ihrem Namen handelt. Trotz ihrer früheren Rebellion wurde Israel nicht vom Herrn verstoßen. Die jüdischen Gefangenen brauchten sich weder vor Kyrus noch vor Babylon zu fürchten, denn Kyrus arbeitete für Gott, und Babylon würde es nicht mehr geben. Wenn Sie diesen Abschnitt lesen, spüren Sie Gottes Liebe zu seinem Volk und seinen Wunsch, es zu ermutigen, ihm für die Zukunft zu vertrauen.
Der Titel „Mein Knecht“ ist ein ehrenvoller Titel; er wurde großen Führungspersönlichkeiten wie Mose (Num. 12:7), David (2 Sam. 3:18), den Propheten (Jer. 7:25) und dem Messias (Jes. 42:1) verliehen. Aber ist es eine Ehre, ein „Wurm“ genannt zu werden? (41:14-16) „Knecht“ definierte, was sie durch Gottes Gnade und Berufung waren, aber „Wurm“ beschrieb, was sie an sich selbst waren. Stellen Sie sich einen Wurm vor, der Zähne bekommt und Berge zu Staub wie Spreu drischt! Wenn die Nation im Glauben voranschreitet, werden alle Berge und Hügel niedrig werden (40:4), und der Herr wird Berge in Maulwurfshügel verwandeln!

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Jesaja

Ihre Feinde sind jetzt zwar sehr furchterregend, doch es kommt der Tag, an dem Gott sie richten wird. Es gibt solche, die gegen Gottes Volk toben, die gegen es erzürnt sind (Vers 11), die mit ihm streiten (Vers 12), die es hassen. Doch das Volk Gottes soll auf Gottes Zeit warten. Diese Feinde werden sehen, was für eine Torheit es ist, sich dem Volk Gottes entgegenzustellen: Sie werden „beschämt und zuschanden werden“ (Vers 11). Das könnte sie zur Buße führen, doch es wird sie eher mit Zorn erfüllen. Sie werden zugrunde gehen und erledigt sein (Vers 11): Sie „werden zunichte“ durch Gottes Gerechtigkeit und Macht. Das wird wiederholt (Vers 12).

Das Volk Gottes selbst wird für diejenigen zu einem Schrecken werden, die jetzt ein Schrecken für sie sind, und der Sieg wird auf der Seite des Volkes Gottes sein (Vers 14–16). Jakob und Israel werden unterdrückt und sehr erniedrigt. Es ist das „Würmlein Jakob“, so klein, schwach und wehrlos. Jeder trampelt auf ihm herum, es muss zu seiner Sicherheit in die Erde kriechen. Doch wir dürfen uns darüber nicht wundern, denn Jakobs König, Jesus Christus, bezeichnet sich selbst als „ein Wurm und kein Mensch“ (Ps 22,7), Gottes Leute gleichen manchmal Würmern, aber nicht Giftschlangen, dem Samen der Schlange (1.Mose 3,15), wie ihre Feinde es tun (Mt 3,7; 12,34 usw.). Gott sieht Jakobs niedrigen Zustand und sagt: „ ‚So fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob‘, fürchte nicht, dass du zertreten wirst, und ‚du Häuflein Israel‘ “ (Vers 14) – bei dem die alternativen Lesarten beinhalten: „kleines Israel“, „ihr wenigen Männer“ und „ihr toten Männer“ – „gebt euch nicht als erledigt auf“. „Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein!“ (Am 7,2). Es wird uns hier gesagt: „Ich helfe dir, spricht der HERR“ (Vers 14), und es ist Gottes Ehre, den Schwachen zu helfen. Der Herr wird ihnen helfen, indem er sie in die Lage versetzt, sich selbst zu helfen, und Jakob „zu einem … Dreschwagen“ macht (Vers 15). Beachten Sie, dass er nur ein Werkzeug ist, also bloß ein Hilfsmittel in Gottes Hand.

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der nächste Abschnitt beginnt in Vers 14 mit einer weiteren Ermahnung, sich nicht zu fürchten: Fürchte dich nicht, du Wurm Jakob und ihr Männer Israels; ich will euch helfen, spricht Jehova, und euer Erlöser ist der Heilige Israels. Wieder versprach Gott, dass er Israel in seinem Unglück helfen würde. Er bezeichnete Israel als Wurm, oder auf Hebräisch tola, aber das ist hier kein Ausdruck der Geringschätzung. Vielmehr weist tola auf Israels hilflosen, niedergeschlagenen Zustand hin. Wenn das jüdische Volk in einen Zustand völliger Hilflosigkeit gerät, in dem es scheint, dass nichts mehr das Volk vor dem Untergang retten kann, wird Gott eingreifen.

In Bezug auf das hebräische Wort tola sind ein paar zusätzliche Anmerkungen hilfreich, um seine volle Bedeutung zu verstehen. Der Begriff taucht auch in Hiob 25,6 auf, wo Hiob sich selbst als Wurm bezeichnet, und zwar nicht in einem abwertenden Sinne, sondern weil er von einer Krankheit heimgesucht wurde und alles verloren hatte. In seiner Hilflosigkeit war er ein tola, ein Wurm. In Psalm 22:6 wird der Messias ebenfalls als Wurm bezeichnet. Die Prophezeiung besagt, dass er während seiner Kreuzigung als Wurm angesehen werden würde, weil er sich scheinbar in einem Zustand völliger Hilflosigkeit befand und ihm nichts anderes übrig blieb als zu sterben.

Die rabbinische Auffassung von tola war unterschiedlich. Abarbanel lehrte, dass sich das Wort auf einen kleinen und unbedeutenden Organismus bezieht. Raschi behauptete, die einzige Waffe des Wurms sei sein Maul, das trotz seiner Weichheit das härteste Holz durchkauen und Bäume fällen kann. David Kimchi zog eine Parallele zu Israel und erklärte, dass die ultimative Kraft des Volkes aus dem Gebet kommt, das selbst die stärksten Feinde zu Fall bringen kann.

Was das Wort „Erlöser“ in Vers 14 angeht, erklärt Slotki die verschiedenen Konzepte des hebräischen Begriffs:
Der hebräische Begriff „goël“ ist ein Fachbegriff für den nächsten Verwandten, zu dessen Pflichten es gehörte, den Verwandten, der sich oder sein Eigentum verkauft hatte, freizukaufen oder, wenn er getötet wurde, sein Blut zu rächen, indem er den Mörder erschlug. Möglicherweise wird er in diesem Sinne auf Gott, den Erlöser und Rächer seines Volkes Israel, angewendet.

Die Verse 15-16a beschreiben die versprochene Erfüllung der Ermächtigung Israels:
15 Siehe, ich habe dich zu einem neuen, scharfen Dreschgerät gemacht, das Zähne hat; du sollst die Berge dreschen und sie klein schlagen und die Hügel zur Spreu machen. 16 Du sollst sie dreschen, und der Wind wird sie wegtragen, und der Wirbelwind wird sie zerstreuen;

Wenn Israel völlig niedergeschlagen ist, wird Gott ihm große Macht verleihen. Es wird sich in einen Dreschschlitten verwandeln, „ein solides Objekt aus schwerem Holz und mit Feuerstein besetzt“ und beginnen, die Nationen zu stampfen und zu dreschen. Ein ähnliches Bild findet sich in Sacharja 12,8, wo alle schwachen Juden beginnen, wie David zu kämpfen, und alle Davids unter den Juden beginnen, mit der Kraft des Engels JHWHs zu kämpfen.

Das Ergebnis des Dreschens ist in Vers 16b zu sehen: Und du sollst dich an Jehova erfreuen, du sollst dich des Heiligen Israels rühmen.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja

Gerecht oder Ungerechte? – II

Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben. Sie soll ich dazu aufrufen, ihr Leben zu ändern.« (- solche Menschen …: wörtlich Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Umkehr. -)
Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 5,32

Jesus bekam diese Vorwürfe mit, deshalb sprach er seine Kritiker direkt an: „Wer braucht denn nun den Arzt: der Gesunde oder der Kranke? Ich bin nicht gekommen, um Fromme noch frommer zu machen, sondern um Menschen, die weit von Gott entfernt sind, in seine Nähe zu bringen.“
Willkommen daheim – Lukas 5:31–32

Da gab Jesus ihnen diese Antwort: »Nicht die brauchen einen Arzt, die sowieso gesund sind, sondern die, denen es schlecht geht! Ich bin nicht in diese Welt gekommen, um die Gerechten dazu aufzurufen, sich Gott zuzuwenden, sondern die Menschen, die gegen Gottes Gebote verstoßen.
Roland Werner Das Buch – Lukas 5,31–32

Diesen Vers hatten wir schon 2020 – mit der abschließenden Frage „Als was sehe ich mich? Und will ich wirklich veränderungen an MIR vornehmen lassen? Oder habe ich schon die „Wahrheit“ gefunden und bin glücklich darin?“ – ja die Frage ist immer noch aktuell: Will ich mich von Gott verändern lassen?
Paralleltxt aus Matthäus 9,13 hatten wir auch schon

Sich nicht über Jesus, sondern über seine Jünger zu beschweren – was für eine passiv-aggressive Verhaltensweise der Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie hatten die rechtliche Befugnis (und die Persönlichkeiten), Jesus zu züchtigen; stattdessen richteten sie ihre Herausforderung an diejenigen, die sie beleidigten.

Und ich stelle mir vor, dass diese bunt zusammengewürfelte Tischgesellschaft nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Alles war so neu: Sie hatten Jesus gerade erst kennengelernt, und obwohl sie dachten, er sei vielleicht der lang erwartete Messias, konnten sie sich nicht hundertprozentig sicher sein. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich mit den von der Gesellschaft am meisten Verachteten herumtrieben – zu denen auch einige von ihnen gehörten. Die Frage der Pharisäer ging sicherlich allen am Tisch Sitzenden durch den Kopf.
Ich wette, sie beugten sich vor, um die Antwort von Jesus zu hören.

Er hatte in letzter Zeit viel Bekanntheit erlangt. Die Menschen reisten aus Galiläa, Judäa und Jerusalem an, um ihn predigen zu hören und zu sehen, wie er heilt. Zweifellos gingen die religiösen Führer davon aus, dass er beeindruckend sein würde – dass er so aussehen und sich so verhalten würde wie sie; wie jemand, der den Berichten, die sie erhielten, würdig war.
Im Gegenteil.

Stattdessen fanden sie einen normal aussehenden Mann vor, der mit normalen Menschen zusammen war und Dinge tat, die normale Menschen tun, wie zum Beispiel essen – wenn er nicht gerade Dämonen austrieb und Blinde sehend machte. In Lukas 5:29 heißt es, dass Jesus „mit ihnen am Tisch saß“. Er war entspannt und unterhielt sich mit ihnen. Er lernte sie (und sie ihn) kennen, als die Pharisäer uneingeladen im Haus des Matthäus auftauchten.
Ich frage mich, ob sie an der Tür geklingelt haben, bevor sie hereingeplatzt sind. Ich frage mich, ob sie in der Ecke standen und flüsterten wie Mittelschülerinnen. Ich frage mich, ob sie laut murrten, aber so taten, als könne Jesus sie nicht aus einem Meter Entfernung hören. Ich frage mich, ob sie mit konkreten Fragen kamen, aber den Kurs änderten, als sie Jesus mit dem Pöbel sahen. Ich frage mich, ob sich irgendjemand am Tisch durch ihre Frage beleidigt fühlte, oder ob sie zu sehr daran gewöhnt waren, gehasst und verurteilt zu werden, um sich darum zu kümmern. Ich frage mich, ob die Frage der Pharisäer die beleidigten Gäste noch mehr für Jesus einnahm.
Sicherlich hat er geantwortet.

Ich sehe Ihre passiv-aggressive, indirekte Frage und antworte mit einer indirekten Aussage meinerseits – ich rufe die Sünder zur Umkehr auf, nicht die Gerechten.

Hm. Während seine Antwort sie zum Schweigen brachte (was zweifellos für die Zuschauer lustig war), habe ich das Gefühl, dass die Pharisäer die Bedeutung von Römer 3:10-12 spürten: „Keiner ist gerecht, nein, nicht einer; keiner versteht, keiner sucht Gott. Alle haben sich abgewandt und sind wertlos geworden; niemand tut Gutes, auch nicht einer.“

Vielleicht wäre eine direktere Antwort gewesen: „Ich treffe mich mit Leuten, die wissen, dass sie mich brauchen. Ich treffe mich nicht mit Leuten, die zu selbstgerecht sind, um zu wissen, dass sie mich brauchen. Aber ihr braucht mich doch. Ihr alle braucht mich verzweifelt.“

Hendricks Jenkins – Der Auserwählte – Buch eins: 40 Tage mit Jesus

Neben seiner Lehrtätigkeit heilte der Herr auch (Lk 5,17). Die Offenbarung der Gedanken Gottes stand im Mittelpunkt und an erster Stelle seines Dienstes. Aber um die Wahrheit seiner Worte zu bestätigen und um die Not vieler Hilfsbedürftiger zu lindern, heilte Er viele Krankheiten und Gebrechen. Er war der große Arzt, der gekommen war, um verlorene Menschen innerlich und äußerlich zu heilen (Lk 4,23; 5,31; vgl. 2 Mose 15,26; Ps 103,3).
Auch heute noch ist Er derselbe. Mit jeder Not dürfen wir zu Ihm kommen. Er hält immer noch für alle unsere Nöte und Beschwerden die richtige Lösung bereit. Nicht immer nimmt der Herr die Not weg. Aber Er hat für jede Not einen Ausweg und in der Not will Er uns seinen tiefen Frieden schenken (1 Korinther 10,13; Phil 4,6-7).
Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken; ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder zur Buße.

Im Glauben leben 2019

Jesus vergleicht die Gesunden mit den Gerechten und die Kranken mit den Sündern; die Gegner Jesu müssen selbst beurteilen, wer sie sind. Aufgrund ihres Mangels an Barmherzigkeit sind sie in der Tat „krank“ und Sünder (siehe V. 23-27; 3:1-5; 7:1-15; Anmerkung zu Matthäus 9:13).

Die ESV Studienbibel zu Markus

Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder. Das Angebot Jesu, Sünder zu retten, stellt eine Bedrohung für die Lebensweise der Pharisäer dar und ist doch das Herzstück des Evangeliums, das er verkündet hat. „Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer“ ist ein Zitat aus Hos. 6:6 (siehe Anmerkung). Mit „Opfer“ war das Einhalten religiöser Rituale gemeint. Wichtiger war Gott die „Barmherzigkeit“ (die Septuaginta gibt Hesed wieder, was „unerschütterliche Liebe“ bedeutet), die die Pharisäer dazu gebracht hätte, sich um diese Sünder zu kümmern, wie Jesus es tat.

Die ESV Studienbibel zu Matthäus

Jesus antwortete, dass es seine Aufgabe sei, wie ein Arzt mit kranken Menschen zu arbeiten, nicht mit den Gesunden. Jesus war nicht dazu berufen, selbstgerechten Menschen zu dienen, sondern solchen, die ihr geistliches Bedürfnis nach Gottes Gnade und Heilung erkannten.

New Living Translation Study Bible

5:31 kein Bedürfnis nach einem Arzt: Jesus wollte damit nicht sagen, dass die Pharisäer und Schriftgelehrten keine geistliche Heilung nötig hätten. Stattdessen sagte er, dass nur diejenigen, die ihre geistliche Not kennen, behandelt werden können. Als selbstgerechte Menschen wollten die Pharisäer keine Hilfe in Anspruch nehmen und brauchten in ihren eigenen Augen auch keinen Arzt.
5:32 Jesu Aufgabe war es, Sünder zur Umkehr zu rufen. Nach seiner Himmelfahrt beauftragte Jesus seine Jünger mit der gleichen Aufgabe (24:47; siehe auch 3:3, 8; 13:1-5; 15:7-10; 16:30; 17:3, 4; Apostelgeschichte 26:20). In diesem Abschnitt wird die Buße als ein Patient dargestellt, der erkennt, dass er krank ist und dass nur Jesus, der große Arzt, ihn behandeln kann. Die demütige Bitte um geistliche Heilung an Gott ist das Wesen der Buße.

Die Nelson Studienbibel

Und noch einmal die Frage: Will ich mich von Gott verändern lassen?

Vorbildlich?

Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 11,1

Nehmt mich zum Vorbild (4,16), gleichwie ich meinerseits dem Vorbild Christi nachfolge!
Menge 2003 – 1.Korinther 11:1

Seid meine Nachfolger, wie auch ich Christi Nachfolger bin. (- Da die an die Neubekehrten gestellten Forderungen schwer zu sein scheinen, stellt Paulus sein Beispiel, ja das des Herrn, zur Nachahmung vor Augen. Dieser Vers ist der Schluss des vorhergehenden Abschnittes. – Betreffs der Sache, welche dem Apostel Anlass zum Tadel gibt, hatte der heil. Paulus zuvor noch keine Anordnungen getroffen. -)
Allioli Bibel – 1.Korinther 11,1

Wenn man den Vers aus dem Zusammenhang reißt, und vielleicht noch nur den ersten Teil zitiert, dann könnte daraus eine „gefährliche Mischung“ entstehen! Dann könnte man doch meinen , dass Paulus sich selbst zum Vorbild macht, oder sogar zum „Religionsstifter“!?! Dann könnte man meinen, Paulus fordert den Leser auf, sich „seiner Gruppe anzuschließen“. Oder aber man könnte das Leben von Paulus betrachten und sagen: wir sollten ebenfalls als Witwer leben, und ganz viele Briefe an verschiedene Gemeinden schreiben. Aber das meint Paulus nicht! Um zu verstehen, was Paulus meint, müssen wir den gesamten 1.Korinther lesen – und verstehen, wie sehr er gegen Sektierer schreibt! – und verstehen: Paulus geht es um NACHFOLGE Jesu Christi!
Wir könnten aber bei den Worten: „folge Jesus Christus nach!“ mit den Worten: „Jesus war vollkommen, dass kann ich nicht“ antworten. Deshalb nimmt Paulus den Zwischenweg: folge einem „unvollkommenen Menschen“ – der ein „direkter Nachfolger dieses vollkommenen Menschen“ ist.

Out Front: Der Anführer

Das Symbol, das in der Grafik mit Out Front bezeichnet ist, zeigt ein nach rechts zeigendes Dreieck, dessen rechte Spitze mit einem Kreis markiert ist. Dies steht für einen weiteren Teil der Leitung – derjenige, der ganz vorne ist, der die Initiative ergreift und Vorbild ist. In der Leitung geht es viel darum, Vorbilder zu liefern und die Initiative zu ergreifen. So waren in der Militärgeschichte oftmals die Generäle besonders erfolgreich, die nicht aus dem Hintergrund die Truppen dirigierten, sondern sich an die Spitze der Truppen stellten.
Das gleiche Prinzip finden wir auch im Alten Testament. Die erfolgreichen Heeresführer gingen vorneweg. So ging zum Beispiel Gott selbst, symbolisiert durch die Bundeslade, vor seinem Volk her, als dieses den Jordan durchquerte (s. Jos 3, 3) und Jericho einnahm (s. Jos 6, 6). Andererseits führte Passivität von Heeresführern zu schlimmen Sünden, wie im Fall von König David, als er nicht mit in den Krieg gegen die Ammoniter zog und stattdessen in Jerusalem zurückblieb (s. 2.Sam 11). Gute Leiter bleiben nicht zurück. Gute Anführer ergreifen die Initiative.
Ein weiterer Bestandteil biblischer Leitung ist es, Vorbild zu sein. Jesus sagt in Johannes 13, 34: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander lieben sollt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt.“ Paulus schreibt: „Denn ihr sollt so gesinnt sein, wie es Christus Jesus auch war“ (Phil 2, 5). Petrus ermahnt einige frühe Christen, daran zu denken, dass „auch Christus für uns gelitten und uns ein Vorbild hinterlassen hat, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt“ (1.Petr 2, 21). An die Christen in Korinth schreibt Paulus: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Nachahmer des Christus bin!“ (1.Kor 11, 1). Und den Christen in Thessalonich sagt er ausdrücklich, dass er sich bemüht hat, für sie ein Vorbild zu sein, dem sie folgen können (s. 2.Thess 3, 7–9). Er arbeitete bewusst daran, ein vorbildliches Leben zu führen – kein perfektes Leben, aber nichtsdestotrotz ein vorbildliches. Paulus stellte sein eigenes Leben als Vorbild hin, indem er ganz vorne die Führung übernahm, um zu zeigen, wie das praktisch aussehen soll.
Und genau das sollen wir auch tun. Zu unserer Leitungsaufgabe gehört, dass wir Vorbilder sind
(s. Joh 13, 15; Phil 3, 17; 1.Tim 4, 12; Tit 2, 7; Jak 5, 10).

9 Merkmale einer gesunden Gemeinde

Der Apostel Paulus beginnt diesen Schriftabschnitt damit, dass er sagt: „Seid meine Nachahmer.“ Man könnte jetzt sehr vieles über diesen Gedanken sagen. Es gibt eine Palette von Verhaltensweisen und Haltungen, die der Apostel Paulus uns vorgelebt hat, denen wir nachahmen dürfen und können. Um sich als ein solches Vorbild vorstellen zu können, muss man zunächst einmal selbst ein Nachahmer geworden sein. Das sagt dieser Vers. Der Apostel Paulus stellt sich anderen als Vorbild vor, weil er für sich selbst zunächst ein Nachahmer des Herrn Jesus war. Das ist immer die göttliche Reihenfolge. Anders ist es nicht möglich, ein Vorbild für andere zu sein, wenn man nicht persönlich den Herrn Jesus nachgeahmt hat. Bei den Thessalonichern war das der Fall. In 1 Thessalonicher 1 wird zuerst gesagt, dass die Thessalonicher den Apostel Paulus nachgeahmt hatten und somit ein Vorbild für andere wurden. Dieser Weg steht uns allen immer offen. Ich erinnere nur einmal an die eine oder andere Seite im Leben des Apostels. In Philipper 1 konnte er sagen: „Das Leben ist für mich Christus“; in Philipper 3 achtete er alles für Schaden und Dreck wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, seines Herrn. Alle seine irdischen Vorzüge vergaß er. Er hat sich keine Anstecknadel angeheftet im Blick auf seine Ausbildung, seine Kenntnis. Er hat das wie etwas geachtet, das man nicht mehr anfasst, weil er etwas Besseres kannte und hatte. Am Ende des vorhergehenden Kapitels sagt er im letzten Vers: Ich suche nicht meinen Vorteil, sondern den der Vielen (1 Korither 10,33). Das sind alles nachahmenswerte Einstellungen und Haltungen dieses Mannes. Und am Ende hat er sein Leben für Christus gegeben, den Märtyrertod für seinen Herrn erduldet. Ihn lohnt es sich wirklich nachzuahmen.

Karl-Heinz Weber – Die Schöpfungsordnung Gottes

Nachahmer
1 Korinther 11,1; Hebräer 13,7

Die Gläubigen sind berufen, hier auf der Erde Nachahmer zu sein, nicht auf eigenen Wegen, sondern in den Fussspuren von anderen zu wandeln. Das gilt für alle und galt auch für die, die uns vorangegangen sind, selbst für die Apostel. Paulus, der die Korinther ermahnte, ihn nachzuahmen, nannte sich selbst ein Nachahmer Christi. Wir werden in der Schrift nicht nur ermuntert, Gott und den Herrn Jesus nachzuahmen; auch Menschen, von gleichen Empfindungen wie wir, werden uns als Vorbilder vorgestellt. Die Arbeiter im Dienst des Herrn sollen Vorbilder sein (Tit 2,7; 1 Timotheus 4,12), und auch die Gläubigen in Thessalonich waren für die Versammlungen in jener ganzen Gegend zu Vorbildern geworden.
Nicht nur Gläubige, die wir aus der Bibel kennen, haben wir nachzuahmen, Auch die «Führer unter den Brüdern», die wir persönlich gekannt haben, werden uns in Hebräer 13,7 als Vorbilder zur Nachahmung vorgestellt. Wir werden in dieser Schriftstelle angewiesen, derer zu gedenken, die uns das Wort Gottes verkündigt haben, und, den Ausgang ihres Wandels anschauend, ihren Glauben nachzuahmen. Voraussetzung war also, dass sie diese zwei Bedingungen erfüllt hatten: sie mussten Gottes Wort geredet haben und bis zum Ende in ihrem Wandel treu gewesen sein.
Die Nachahmung der Führer
Zweifellos ist in unseren Tagen die grosse Uneinigkeit unter den Gläubigen eine der Ursachen, dass der Ermahnung in Hebräer 13,7 so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Einerseits folgt man Führern nach, die nicht das Wort Gottes geredet oder nicht rein verkündigt haben oder die nicht in den Fussstapfen des Herrn gewandelt sind. Anderseits gedenkt man aber auch nicht mehr der Führer, die uns in der gesunden Lehre unterwiesen haben – oder uns noch durch ihre Schriften belehren – und uns in einem treuen Wandel mit dem Herrn vorangingen. Wie nötig ist es doch, unserer Führer, die den in unserem Text genannten Bedingungen entsprochen haben, eingedenk zu bleiben und ihren Glauben nachzuahmen. Auch sollen wir ihre Schriften, worin sie noch nach ihrem Tod zu uns reden, nicht ungelesen lassen, vielleicht mit der Begründung, es sei besser, nichts anderes als die Bibel zu lesen. Die Bibel selbst stellt sie uns als Vorbilder zur Nachahmung hin. «Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen» (Spr 10,7).
Nachdem in Hebräer 13,7 offenbar von Führern gesprochen wird, die schon beim Herrn sind, könnte man noch die Frage stellen, ob wir die Führer, die noch in unserer Mitte sind, auch nachahmen sollen. Gottes Wort ermahnt uns, ihnen zu gehorchen, uns ihnen unterzuordnen (Heb 13,17) und sie über die Massen in Liebe zu achten, um ihres Werkes willen (1 Thessalonicher 5,12), wenn wir auch noch nicht die Möglichkeit haben, «den Ausgang ihres Wandels anzuschauen», und sie immer noch der Gefahr ausgesetzt sind, einen verkehrten Weg einzuschlagen.
Ein Nachahmer des Paulus
Als Vorbild zur Nachahmung im Neuen Testament erscheint uns, wenn wir das vollkommene Beispiel des Herrn Jesus selbst ausser Betracht lassen, vor allem der Apostel Paulus. Er selbst schrieb an die Korinther: «Seid meine Nachahmer, wie auch ich Christi» (1 Korither 11,1). Er, dem zu seinem Werk, sowohl im Evangelium als auch unter den Gläubigen, von Gott eine besondere Gnade zuteilwurde, und der Barmherzigkeit empfangen hatte, um treu zu sein, ist uns ein leuchtendes Vorbild der Hingebung an den Herrn und seine Sache. In 2 Timotheus 3,10 bezeugt er von Timotheus, dass ihm dieser genau nachgefolgt sei, und er führt verschiedene Punkte an, die zeigen, worin diese Nachfolge bestand. An erster Stelle hatte die Lehre des Paulus seine volle Aufmerksamkeit. Er gab sich nicht damit zufrieden, in diese nur einen oberflächlichen Einblick zu bekommen. Nein, er kannte die Lehre genau, und war dadurch imstande, ihr völlig nachzufolgen, sowohl in seinem Leben als auch in seiner Verkündigung. So konnte er dann die Lehre des Paulus treuen Männern anvertrauen, die tüchtig waren, auch andere zu lehren; und so wurde die Lehre in ihrer Reinheit bewahrt und verbreitet.
Timotheus ahmte Paulus nicht nur in der Lehre nach, sondern auch in seinem Betragen. Er suchte nicht wie so viele in unseren Tagen nach «neuen Formen» in der Verkündigung und im Auslegen der Wahrheit, sondern ahmte in allem das Vorbild seines Lehrmeisters nach. Paulus fand dies so wichtig, dass er das Betragen unmittelbar nach der Lehre nennt. Schon im Alten Testament finden wir die Ermahnung: «mit Aufrührern (oder «Andersgesinnten») lass dich nicht ein» (Spr 24,21). Zweifellos bringt es Unordnung, wenn wir die Bedeutung davon nicht einsehen und wir in unserem Betragen die, die uns vorangegangen sind, nicht nachahmen, namentlich den Apostel Paulus. Wir mögen in unserer bewegten Zeit als konservativ gelten, wenn wir in unserem Leben jemand nachahmen, der vor Jahrhunderten gelebt hat. Bedenken wir aber wohl, dass der christliche Glaube nach Gottes Gedanken keine Entwicklung kennt. Er wurde einmal den Heiligen überliefert; wir haben ihn nur zu bewahren und dafür zu kämpfen (Judas 3). Inmitten einer Christenheit, in der alles, was Lehre und Offenbarung betrifft, in Bewegung ist, in einer Zeit grössten wissenschaftlichen und technischen Fortschritts auf vielerlei Gebieten, haben wir keine neuen Wege oder Formen zu suchen, die unserer Zeit angepasst sind, sondern der Lehre und dem Betragen des Paulus nachzufolgen und denen, die seine Nachahmer waren.

Halte fest 1973- Seite: 105 Verfasser: aus «Bode van het Heil in Christus»

Wenn ich den Betrag von „Halte fest“ lese, dann denke ich an die Äußerung „das einige wenige früher geglaubt haben“ – und sehe: wer ständig seine Lehrmeinung ändern muss hat eindeutig nicht die Führung durch den heiligen Geist! Denn die Wahrheit, um die Paulus sich dreht, und zu der Jesus in Matthäus 28 seine Nachfolger auffordert, ändert sich NIE! DIe Wahrheit um den Vater und den Sohn ist unabänderlich – deshalb können wir Paulus als Beispiel nehmen: Paulus brauchte keine Zeitschriften, um zu wissen, was er predigen sollte. Paulus brauchte keine Website, Paulus brauchte auch keine Anweisungen „aus Jerusalem“ – sondern hatte wirklich ein persönliches Verhältnis zu Gott und Jesus Christus! (Paulus brauchte noch nicht einmal eine so gute Bibelsoftware um Briefe zu schreiben 😉 )

Und euer himmlischer Vater wird euch mit allem versorgen, was ihr an Nahrung zu essen braucht und was ihr an Kleidung zu tragen oder anzulegen braucht.

Wenn ihr euch für ein Leben mit Gott entschieden habt, dann wisst ihr ja bereits, was das alles an Gutem mit sich bringt: Ihr werdet euch nicht dauernd den Kopf darüber zerbrechen, ob euer Einkommen für alle Lebenshaltungskosten ausreicht und für das, was darüber hinaus noch angeschafft werden muss. Es gibt weitaus Wichtigeres im Leben als all das, was scheinbar so furchtbar notwendig ist. Schaut euch die Spatzen an, die geradezu als Symbol für ein sorgloses Leben gelten könnten. Habt ihr nicht das Gefühl, dass Gott sich auch um sie sorgt, obwohl sie sich offensichtlich nicht abmühen, um ihr Dasein zu sichern? Wie viel mehr gilt das für euch, die ihr doch mehr Wert habt als alle Spatzen auf dieser Welt zusammen!
Willkommen daheim – Matthäus 6,25–26

Jesus erzählt, dass Gott sich immer
um die Menschen kümmert.
Jesus wollte seinen Freunden erklären:
Die Menschen können sich immer auf Gott verlassen.
Gott sorgt immer für die Menschen.
Dazu erzählte Jesus Beispiele.
Und Geschichten.
Einmal erzählte Jesus ein Beispiel von der Arbeit.
Jesus sagte:
Bei der Arbeit kann jeder Mensch nur auf einen Chef hören.
Bei der Arbeit kann jeder Mensch nur tun, was ein Chef sagt.
Wenn 2 Chefs da sind, sagt der eine Chef zum Arbeiter:
Arbeite diese Sache.
Dann kommt der andere Chef und sagt:
Nein, arbeite eine andere Sache.
Davon kommt der Arbeiter durcheinander.
Davon kriegt der Arbeiter schlechte Laune.
Jesus sagte:
Wenn ein Arbeiter 2 Chefs hat, denkt der Arbeiter nach.
Der Arbeiter überlegt:
– Welcher Chef ist besser?
Dann hört der Arbeiter nur auf den Chef, der besser ist.
Jesus sagte:
Im Leben sollt ihr es wie bei der Arbeit machen.
Im Leben sollt ihr überlegen:
– Wer sorgt besser für mich?
– Wer kümmert sich am besten um mich?
Ihr sollt auf den vertrauen, der am besten für euch sorgt.
Jesus sagte:
Gott ist euer Vater im Himmel.
Gott sorgt am besten für euch.
Gott kümmert sich um euch.
Auf Gott könnt ihr euch verlassen.
– Gott weiß, was ihr zum Leben braucht.
– Gott weiß, dass ihr etwas zum Essen braucht.
– Gott weiß, dass ihr etwas zum Trinken braucht.
– Gott weiß, dass ihr etwas zum Anziehen braucht.
Jesus sagte:
Seht euch die Vögel an.
– Die Vögel säen kein Futter.
– Die Vögel haben keinen Schrank für ihr Futter.
– Die Vögel haben genug zu essen.
Gott sorgt für die Vögel.
Ihr Menschen seid wichtiger als die Vögel.
Jesus sagte:
Seht euch die Blumen an.
– Die Blumen arbeiten nicht.
– Die Blumen nähen keine Kleider.
– Die Blumen sind immer hübsch angezogen.
– Mit bunten Blüten.
– Und grünen Blättern.
– Kein König hat so schöne bunte Kleider wie die Blumen.
Gott sorgt für die Blumen.
Gott lässt das bunte Kleid für die Blumen wachsen.
Jesus sagte:
Ihr Menschen seid wichtiger als die Blumen.
Darum sorgt Gott noch mehr für die Menschen.
– Damit alle Menschen genug zum Anziehen haben.
– Damit alle Menschen genug zum Essen haben.
– Damit alle Menschen genug zum Trinken haben.
Jesus sagte:
Macht euch also keine Sorgen.
Sorgen machen das Leben schwer.
Habt immer frohen Mut.
Gott weiß, was ihr braucht.
Ihr braucht kein dickes Geld für Essen und Trinken und Anziehen.
Gott kümmert sich um alles.
Verlasst euch auf Gott.
Jeden Tag von neuem.
Das ist genug.

Evangelium in Leichter Sprache – Matthäus 6,24–34

Deshalb sage ich euch: Zermartert euch nicht mit Sorgen darüber, ob ihr genug zum Essen haben werdet! Macht euch auch keinen Kopf darüber, was ihr anziehen könnt! Denn euer Leben besteht aus viel mehr als der Nahrung. Und auch der Körper ist mehr wert als die Kleidung, mit der ihr ihn schmückt.
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 6:25

Warum sollen wir uns als Nachfolger Jesu Christi keine Sorgen machen? Weil wir uns auf unseren Ehepartner verlassen können? Weil wir uns auf unsere Eltern verlassen? Weil wir den Sozialstaat ausnutzen könnten, anstatt zu arbeiten?? – NEIN – die Verse um den „ausgewählten Vers“ erklären gut, das WARUM!
Und dann können wir uns fragen: WANN kümmert sich Gott um meine Sorgen? Schau dir den Text an! Steht dort etwas, dass du vorher getauft sein musst? Steht da etwas davon, dass du eine bestimmte Anzahl von Stunden einer bestimmten Tätigkeit für Gott reservieren musst? Steht da, dass du vorher Spenden musst, um Gottes Segen erhalten zu können?
Weitere Gedanken hatten wir ja schon: Matthäus 6,26 und Matthäus 6,27-28

Die Praxis wahrer Rechtschaffenheit wird sich auch darauf auswirken, wie der Gläubige mit Ängsten umgeht. Das Prinzip findet sich in Vers 25: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt. Wenn Gott sowohl für das Tierreich als auch für das Pflanzenreich das Nötige bereitstellt, und wenn Er sich sowohl um die unbelebte als auch um die belebte Welt kümmert, wie viel mehr wird Er dann sicherlich für den Gläubigen sorgen, der seine Gerechtigkeit sucht? Dies ist ein kal v’chomer Argument. Unter normalen Umständen verspricht Gott, für die Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft zu sorgen. Er verspricht nicht, Wünsche zu erfüllen, aber Er verspricht, für die Grundbedürfnisse des Lebens zu sorgen. Später macht der Hebräerbrief deutlich, dass in Zeiten der Verfolgung Menschen ihr Zuhause verlieren oder ihrer Nahrung und Kleidung beraubt werden können. Unter solchen Umständen sind Gläubige an Entblößung und Verhungern gestorben.
Der Matthäusabschnitt beschreibt, was Gläubige unter normalen Bedingungen erwarten können, und der Schwerpunkt muss folgender sein: Trachtet zuerst nach seinem Reich und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles zugerechnet werden (Matthäus 6,33). Das Ziel des Gläubigen ist es, Gottes Reichsprogramm voranzubringen und rechtschaffen zu leben. Im Kontext von Matthäus 6 bedeutet das, konsequent nach dem Standard des mosaischen Gesetzes zu leben. Diejenigen, die diese Aufforderung erfüllen, werden mit Nahrung, Kleidung und Unterkunft versorgt werden. Deshalb machte Jeschua die Anwendung: Seid also nicht besorgt um den morgigen Tag (Matthäus 6:34). Er schloss mit der gleichen Ermahnung, mit der er begann: Seid nicht ängstlich um die Grundbedürfnisse des Lebens. Solche Ängste zeigen nur einen Mangel an Glauben. Elieser, ein Rabbi aus dem zweiten Jahrhundert, drückte eine ähnliche Empfindung aus, als er sagte: „Wer ein Stück Brot in seinem Korb hat und sagt: ‚Was soll ich morgen essen?‘, gehört nur zu denen, die wenig Glauben haben.“

Das schließt die Verantwortung des Einzelnen, zu arbeiten und seinen Lebensunterhalt zu verdienen, nicht aus. An anderer Stelle lehrt die Heilige Schrift, dass ein Mensch, der nicht arbeitet, auch nicht essen soll. Das ist eine Wahrheit, die sich auch auf die Gemeinde bezieht. Gläubige an den Messias Jeschua sollten nicht erwarten, dass sie von anderen Heiligen leben; die individuelle Verantwortung bleibt. Vielmehr werden sie, wenn sie sein Reich und seine Gerechtigkeit suchen, ihre persönliche Verantwortung in diesen Bereichen erfüllen und darauf vertrauen, dass Gott die Bedürfnisse entsprechend erfüllt.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Wer also versucht, sich auf den Spenden der Mitglieder auszuruhen – und nicht selber arbeitet – sollte nicht als Lehrer anerkannt werden 😉

Quält euch nicht mit dem, was ihr zur Erhaltung des Leibes braucht; ist das die Meinung Jesu? Ja. Aber sein Wort sagt uns noch mehr. Die Qual, mit der wir uns ängsten, bis wir die Lebensmittel haben, nimmt uns Jesus ab. Er kann uns aber von der Qual nicht befreien, wenn er nicht unser Begehren stillt. Spricht er von den Sorgen, so sind das nicht nur die bekümmerten Gedanken, die dann entstehen, wenn wir kein Brot und keinen Rock haben oder doch sie nicht so haben, wie wir sie uns wünschen, sondern das sind auch die begehrlichen Gedanken, die gierig nach dem fragen, was wohl auf den Tisch kommen wird und was wir als Schmuck und Ehrenzeichen um uns legen wollen. Die Sorge, von der Jesus spricht, nimmt mit dem Besitz nicht ab, sondern zu; denn sie erfaßt den Menschen mit Gewalt, wenn er in der gottlosen Nacht verweilt. Dass wir die Nahrung und Kleidung bedürfen, das hat Jesus nicht vergessen. Wir bedürfen sie wie die Tiere, die nicht vergeblich nach der Nahrung suchen, weil sie dazu gerüstet sind, sie zu finden wie die Lilien, die mit ihrem herrlichen Gewand das salomonische Prachtkleid verdunkeln. Erwogen werden muss die Frage: was werden wir essen und anziehen? Mit jedem neuen Tag. Sie ist aber nicht mehr der heiße Funke, der unsere Begehrlichkeit in hellen Brand versetzt. Alle unsere Krankheiten heilt Jesus durch dasselbe Mittel. Unsere wilde, nach vielerlei greifende Begehrlichkeit löscht er dadurch aus, dass er uns den Vater zeigt, den gebenden Gott. Mit dem Glauben an ihn versetzt er uns in die Freiheit von der Sorge, sowohl von der, die sich bekümmert und ängstigt, als von der, die lüstern genießt. Mit dem Glauben endet nicht unsere Natürlichkeit und ihr Bedürfnis, endet auch nicht die Arbeit, die unserem Bedürfnis gehorcht; aber die Zerrüttung der Seele endet im Aufblick zum gebenden Gott. Denn nun erscheint, wenn ich mich glaubend an ihn wende, vor meinem Blick sein Reich und seine Gerechtigkeit und gibt meinem Leben das neue, hohe Ziel.

Adolf Schlatter – Andachten

Die meisten Menschen in der Antike besaßen nur wenig, was über den Grundbedarf – Nahrung, Kleidung und Obdach – hinausging. Da ihre Versorgung mit diesen unverzichtbaren, lebensnotwendigen Dingen vor allem in ländlichen Gebieten häufig vom Regen und (in Ägypten) von den jährlichen Überschwemmungen der Flüsse abhing, hatten sie allen Anlass, sich um Nahrung und Kleidung Sorgen zu machen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Dieser Abschnitt beginnt mit einer einleitenden Aufforderung, (V.25), daran schließen sich Illustrationen an (Verse 26-30) und Folgerungen beschließen den Gegenstand (Verse 31-34). Das Zeitwort »besorgt sein« (merimnaô) kommt in diesen Versen sechsmal vor. Gewiß treffen wir gemäß Gottes Willen auch Vorbereitungen für die Zukunft, aber wir sorgen uns nicht, als ob wir ohne Gott etwas vermöchten.  Die Wörter »essen« und »trinken« verdeutlichen, was hier unter »Leben« (psychê) zu verstehen ist. Das Wort wird auch mit »Seele« übersetzt, hat also einen weiten Bedeutungsumfang. Hier geht es um das Funktionieren des Lebens, etwas weiter unten hingegen um dessen äußere Gestalt (wie an der dort erwähnten »Kleidung« deutlich wird). Die Wichtigkeit des irdischen Lebens ist nur relativ; die Erfordernisse des ewigen Lebens übersteigen die zeitlichen Bedürfnisse des irdischen Lebens: »Wirket nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da bleibt ins ewige Leben, welche der Sohn des Menschen euch geben wird; denn diesen hat der Vater, Gott, versiegelt« (Joh 6,27). Er reichte 5000 Menschen in der Tat Brot zur Speise dar, aber noch vielmehr reicht Er sich selbst als das Brot des Lebens dar (Joh 6,35). In Joh 4,8.31-34 waren die Jünger weggegangen, um Essen zu kaufen. Die Speise des Herrn aber war, den Willen des Vaters zu tun. In Lk 10,38-42 war Martha um vieles besorgt, Maria hingegen saß zu Füßen des Herrn und hörte Sein Wort. Der gleiche Grundsatz läßt sich auf den Leib anwenden. Unser Leib ist der Tempel des Heiligen Geistes (1Kor 6,19). Sind wir geistlich gesinnt, können wir daher sagen: »Wenn wir aber Nahrung und Bedeckung haben, so wollen wir uns daran genügen lassen« (1Tim 6,8). Paulus arbeitete mit seinen eigenen Händen für seine Bedürfnisse (Apg 20,34), es gab aber auch Zeiten, in denen er »Hunger und Durst…Kälte und Nacktheit« erfuhr (2Kor 11,27). Er klagte nicht, denn das Werk der Apostelschaft hatte Vorrang. Aus Stellen wie Eph 4,24; Kol 3,12; 1Tim 3,9-10; 1 Petrus 3,3-4 lernen wir, daß das geistliche Gewand wichtiger ist als das zeitliche.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Acht Gründe, sich nicht zu sorgen
Edwin Broadus
Duluth, Minn.
Das Folgende basiert auf einer Rede Jesu zu diesem Thema, die in Matthäus 6,24-34 zu finden ist.

Wenn wir uns Sorgen machen, dienen wir dem falschen Herrn. Jesus sagte: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben.“ Mammon ist gleichbedeutend mit materiellem Reichtum. Wenn wir uns übermäßig Sorgen um materielle Dinge machen, dienen wir dem Mammon und nicht Gott.
Andere Dinge sind wichtiger. Jesus sagte: „Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“ Bei einer anderen Gelegenheit sagte Jesus: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4).
Gott kümmert sich. Jesus sagte: „Seht die Vögel des Himmels … euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?“ Wenn Gott sich um die Vögel kümmert, wird er sich sicher auch um uns kümmern.
Sorgen bringen nichts Gutes. Jesus sagte: „Wer von euch kann durch seine Sorge auch nur eine Elle zum Maß seines Lebens hinzufügen?“ Alle Sorgen der Welt können nichts daran ändern, was ist oder was sein wird.
Sorgen zeigen, dass wir nur wenig Glauben haben. Jesus sagte zu denen, die sich sorgten: „Ihr Kleingläubigen“. Sorgen zeigen, dass unser Glaube schwach ist, denn sie zeigen, dass wir Gottes Versprechen, für uns zu sorgen, nicht wirklich glauben.
Gott kennt unsere Bedürfnisse. Jesus sagte: „Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Weil Gott sich kümmert, ist er bereit, unsere Bedürfnisse zu stillen, und weil er sie kennt, kann er uns genau das geben, was wir am meisten brauchen.
Gott hat versprochen, für unsere Bedürfnisse zu sorgen. Jesus sagte: „Trachtet aber zuerst nach seinem Reich und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch dies alles zufallen.“ „All das“ sind die materiellen Bedürfnisse, um die wir uns oft sorgen. Uns wird versprochen, dass, wenn wir zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten, uns dies alles hinzugefügt werden wird. Wenn Jesus es ernst meinte, als er sagte, dass derjenige, der glaubt und getauft wird, gerettet wird, dann meinte er es auch, als er sagte, dass derjenige, der zuerst nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit trachtet, auch seine materiellen Bedürfnisse befriedigt bekommen wird!
Jeder Tag hat genug Probleme, ohne dass wir uns um die von morgen sorgen müssen. Jesus sagte: „Der Tag hat genug Böses an sich.“ Wir haben mehr als genug zu tun, um die Herausforderungen von heute zu meistern, ohne uns über die Probleme von morgen Gedanken zu machen, die auftauchen können oder auch nicht.

Truth Magazine: März 1958

Wer sich gerade auf der Terrasse seines Hauses aufhält, der soll nicht erst im Haus sein Gepäck für die Flucht zusammensuchen.

Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von welchem durch Daniel, den Propheten, geredet ist, stehen sehet an heiligem Orte (wer es liest, der beachte (O. verstehe) es), daß alsdann die in Judäa sind, auf die Berge fliehen; wer auf dem Dache (O. Hause) ist, nicht hinabsteige, um die Sachen aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, nicht zurückkehre, um sein Kleid zu holen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 24,15–18

Wenn ihr aber das ‚Scheusal der Verwüstung‘, von dem der Prophet Daniel geredet hat (- Daniel 11,31 -), am heiligen Ort stehen seht – wer das liest, der merke auf! –, dann sollen die Einwohner Judäas in die Berge fliehen. Wer auf seiner Dachterrasse sitzt, soll keine Zeit damit verlieren, noch etwas aus dem Haus zu holen; und wer auf dem Feld ist, soll nicht mehr zurücklaufen, um seinen Umhang zu holen.
NeÜ bibel.heute Stand 2019 – Matthäus 24:15–18

Seht ihr nun den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte stehn, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat -Dan 8,13; 9,27; 11,31; 12,11- – wer das liest, beachte es wohl*! -, . Es ist hier nicht die Rede von einer Zerstörung, sondern von einer Entweihung der heiligen Stätte, d.h. des Tempels (2 Thess 2,3.4).++
dann sollen, die in Judäa sind, in die Berge fliehn*.
 Wer auf dem Dache ist, gehe nicht erst ins Haus hinunter, um noch seine Habe zu holen- von den platten Dächern der Häuser konnte man unmittelbar auf die Straße kommen.   a) Lk 17,31 – ) .++
und wer auf dem Felde ist -wo er nur im Unterkleide arbeitete.-, der kehre nicht in die Wohnung zurück, um sich noch sein Oberkleid zu holen.  ++
Ludwig Albrecht – Matthäus 24,15–18

Jeschua hat das Zeichen identifiziert, das diese Zeitperiode beginnen wird: Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung, von dem durch den Propheten Daniel geredet worden ist, an der heiligen Stätte stehen seht (Matthäus 24,15). Im Jahr 167 v. Chr. entweihte der griechische König Antiochus Epiphanes den Tempel in Jerusalem, indem er einen Altar für Zeus aufstellte. Er „brachte auch Dinge in den Tempel, die verboten waren, so dass der Altar mit abscheulichen, nach den Gesetzen verbotenen Opfern bedeckt war“ (II Makkabäer 6:4b-5), darunter ein Schwein. Dieses Ereignis ist als der Gräuel der Verwüstung bekannt geworden. Allerdings erwähnte Jeschua den Gräuel der Verwüstung etwa zweihundert Jahre nach diesem Ereignis und fügte hinzu, dass durch den Propheten Daniel davon gesprochen wurde. Offensichtlich erwartete er, dass die Apostel diese spezielle Prophezeiung kennen würden. Während Daniels Prophezeiung in Kapitel 8 von den Ereignissen spricht, die sich 167 v. Chr. durch Antiochus Epiphanes erfüllten, sagen die Kapitel 9 und 10 eindeutig ein Ereignis voraus, das während der Trübsal geschehen wird. Diese Prophezeiung besagt, dass der Gräuel der Verwüstung genau in der Mitte der Trübsal geschehen wird: Mitten in der Woche wird er das Opfer und das Speisopfer aufhören lassen; und auf dem Flügel der Gräuel wird einer kommen, der Verwüstung stiftet (Daniel 9:27b). Das bedeutet, dass die Mitte der Trübsal mit einem bestimmten Ereignis beginnen wird, das in zwei Phasen abläuft. Die erste Stufe wird eintreten, wenn der Antichrist im Tempel Gottes sitzt und sich als Gott ausgibt (2 Thessalonicher 2,4). Die zweite Stufe wird eintreten, wenn der falsche Prophet ein Bild des Antichristen macht und es im Allerheiligsten des jüdischen Tempels aufstellt (Matthäus 24:15; Offenbarung 13:11-15). Dieses Bild wird dort 1.290 Tage lang ununterbrochen stehen dürfen, also dreißig Tage über das Ende der Trübsal hinaus (Daniel 12:11). Die Apostel wussten also aus dem Buch Daniel, dass der Gräuel der Verwüstung den Bruch des Sieben-Jahres-Bundes zwischen Israel und dem Antichristen signalisieren wird, den Beginn der zweiten Hälfte der Trübsal, und dass von diesem Punkt bis zum zweiten Kommen genau 1.260 Tage vergehen werden. Es signalisiert auch den Beginn des letzten Krieges gegen die Juden, da Satan versuchen wird, sie zu zerstören, um das zweite Kommen zu verhindern.

Jeschua prophezeite dann die Flucht Israels aus dem Land. Der Greuel der Verwüstung wird den Juden signalisieren, dass es an der Zeit ist, das Land zu verlassen: dann sollen die, die in Jehuda sind, auf die Berge fliehen (Matthäus 24:16). Die Dringlichkeit wird hervorgehoben. Jeder, der sich aus irgendeinem Grund auf dem Hausdach befindet, darf seinen Besitz nicht aus den Kammern im Inneren einsammeln (Matthäus 24:17), sondern muss sich sofort auf den Weg aus dem Land machen. Wenn jemand, der auf dem Feld pflügt, von diesem Ereignis hört, darf er die wenigen kostbaren Augenblicke nicht damit verschwenden, in die Wohnräume des Kibbuz zurückzukehren, um auch nur einen Mantel mitzunehmen (Matthäus 24:18). Sie müssen das Feld verlassen und aus dem Land fliehen.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Gewaltige Angst ergriff nun die Empörer, und viele von ihnen flüchteten sich bereits aus der Stadt, als stände deren Eroberung im nächsten Augenblick bevor. Ebendeshalb aber fasste das Volk wieder frischen Mut: wie die Bösewichter sich davon machten, näherte es sich den Thoren, um sie zu öffnen und Cestius als Wohlthäter der Stadt aufzunehmen. Hätte dieser die Belagerung nur noch kurze Zeit fortgesetzt, so würde er die Stadt wohl rasch in seine Gewalt bekommen haben. Gott aber hatte, wie ich glaube, um der Frevler willen schon damals sich vom Heiligtum abgewandt und liess deshalb an jenem Tage den Krieg sein Ende nicht erreichen.
Cestius nämlich, der weder von der Verzweiflung der Belagerten noch von der Stimmung des Volkes Kenntnis zu haben schien, liess plötzlich seine Soldaten den Rückzug antreten, gab, obwohl kein Missgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung auf und verliess unbegreiflicherweise die Stadt. Infolge seines ganz unerwarteten Abmarsches gewannen die Banditen ihre Kühnheit wieder, fielen über die Nachhut der Römer her und machten eine Menge Reiter und Fusssoldaten nieder. Cestius bezog nun für die erste Nacht das Lager auf dem Skopos; tags darauf aber marschierte er weiter und reizte dadurch die Feinde nur noch mehr, sodass sie abermals seiner Nachhut schwere Verluste beibrachten und zugleich auch von der Seite des Weges aus den Römern mit Geschossen zusetzten. Die letzten im Zuge hatten übrigens nicht den Mut, gegen ihre Verfolger Front zu machen, weil sie dieselben ausserordentlich zahlreich wähnten, und was den Angriff auf den Flanken betraf, so waren die Römer ihm thatsächlich nicht gewachsen, da sie selbst schwerbewaffnet waren und die Marschlinie zu zerreissen fürchteten, während die Juden leichtgerüstet und angriffslustig daherzogen. So mussten die Römer grosse Verluste erleiden, ohne ihrerseits dem Feinde irgendwie schaden zu können. Auf dem ganzen Wege geschlagen und in Verwirrung gebracht, wurden sie massenhaft niedergemetzelt; unter den Gefallenen befanden sich auch Priscus, der Anführer der sechsten Legion, der Tribun Longinus und der Befehlshaber einer Reiterschwadron, Aemilius Jucundus. Endlich erreichten sie, nachdem sie auch einen grossen Teil ihres Gepäckes verloren hatten, mit Mühe ihr früheres Lager bei Gabao. Unschlüssig bezüglich dessen, was er beginnen sollte, verweilte Cestius hier zwei Tage; als er aber am dritten Tage sehen musste, wie die Zahl seiner Feinde sich noch vermehrt hatte und alles ringsum von Juden wimmelte, ward es ihm klar, dass Zögern ihm nur zum Schaden gereiche und dass, je länger er verweile, desto mehr Feinde sich ansammeln würden.
Um daher die Flucht zu beschleunigen, gab er Befehl, alles zu vernichten, was das Heer aufhalten könnte. Man tötete nun die Maulesel und die übrigen Lasttiere mit Ausnahme derjenigen, welche Geschosse und Maschinen trugen; letztere nämlich konnte man einesteils nicht gut entbehren, andernteils befürchtete man auch, sie möchten den Juden in die Hände fallen und gegen die Römer Verwendung finden. Hierauf rückte das Heer weiter auf Bethoron zu. So lange nun der Marsch über offenes Feld ging, wurden die Römer von den Juden weniger behelligt; sowie sie aber einen engen, abschüssigen Hohlweg gedrängt passieren mussten, eilte ein Teil der Juden voraus, um ihnen den Ausgang zu sperren, während andere die den Schluss des Zuges bildenden Römer in die Schlucht hineintrieben und die Hauptmasse der jüdischen Streitmacht, die sich an den Abhängen zu beiden Seiten des Weges ausgedehnt hatte, das feindliche Heer mit einem Hagel von Geschossen überschüttete. Da gerieten schon die Fusssoldaten in Verlegenheit, wie sie sich wehren sollten; in noch grösserer Gefahr aber schwebten die Reiter: denn einmal gestatteten ihnen die feindlichen Geschosse nicht, den Abstieg in Reih und Glied zu machen, und dann waren auch die steilen Abhänge, auf denen die Juden sich verteilt hatten, für die Pferde unzugänglich, während auf der anderen Seite Felsspalten und Abgründe ihnen entgegengähnten, in die sie bei jedem Fehltritt hinabstürzen konnten. In dieser entsetzlichen Lage, die weder ein Entrinnen ermöglichte, noch den Gedanken an Widerstand aufkommen liess, hatten sie schliesslich nichts als lautes Jammergeheul und das Stöhnen der Verzweiflung, dem die Schlachtrufe der Juden, untermischt mit Freudengeschrei und Wutgebrüll, schauerlich entgegenhallten. Wenig fehlte, so hätten sie das ganze Heer des Cestius aufgerieben, wäre nicht die Nacht herein gebrochen, in der die Römer nach Bethoron flohen, während die Juden alle geeigneten Punkte ringsum besetzten, um den Abmarsch ihrer Feinde überwachen zu können.

Josephus – Geschichte des Jüdischen Krieges

Diese kurzen Hinweise mögen uns helfen, das Umfeld des jüdischen Stadtlebens besser zu verstehen. Wenn wir eine der Straßen einer Stadt in Galiläa oder Judäa auf und ab gehen, werden wir feststellen, dass die Häuser sich in Größe und Eleganz unterscheiden, vom kleinen Häuschen, das nur acht oder zehn Meter im Quadrat misst, bis hin zu den Häusern der Reichen, die manchmal zwei oder mehr Stockwerke hoch sind und mit Reihen von Säulen und architektonischen Verzierungen geschmückt sind. Stellen wir uns vor ein Haus der besseren Klasse, wenn auch nicht gerade das eines Patriziers, denn es ist aus Ziegeln gebaut, vielleicht aus unbearbeitetem oder sogar bearbeitetem Stein, aber nicht aus Marmor und auch nicht aus behauenem Stein; auch sind die Wände nicht mit so zarten Farben wie Zinnoberrot gestrichen, sondern einfach gekalkt oder vielleicht mit einer neutralen Farbe überzogen. Eine breite, manchmal kostspielige Treppe führt von außen direkt auf das flache Dach, das ein wenig nach unten geneigt ist, so dass das Regenwasser leicht durch Rohre in die darunter liegende Zisterne fließen kann. Das Dach ist mit Ziegeln, Steinen oder einer anderen harten Substanz gepflastert und von einer Balustrade umgeben, die nach jüdischem Gesetz mindestens zwei Ellen (drei Fuß) hoch und stark genug sein muss, um das Gewicht einer Person zu tragen. Polizeiverordnungen, die vom gleichen Geist der Vorsicht getragen waren, verboten offene Brunnen und Gruben, unzureichende Leitern, wackelige Treppen und sogar gefährliche Hunde in einem Haus. Von Dach zu Dach konnte es eine regelmäßige Verbindung geben, die von den Rabbinern „die Straße der Dächer“ genannt wurde (Baba Mez. 88 b). Auf diese Weise konnte eine Person von Dach zu Dach fliehen, bis sie beim letzten Haus die Treppe hinunterstieg, die nach außen führte, ohne eine Wohnung betreten zu haben. Auf diese „Straße der Dächer“ bezog sich unser Herr zweifellos in seiner Warnung an seine Jünger (Mt 24,17; Mk 13,15; Lk 17,31), die sich auf die letzte Belagerung Jerusalems beziehen sollte: „Und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hinab in das Haus und gehe nicht hinein.“ Für den normalen Verkehr war das Dach der kühlste, luftigste und stillste Ort. Natürlich wurde es zuweilen für Zwecke der Hauswirtschaft genutzt. Aber dorthin zog sich ein Mann vorzugsweise zurück, um zu beten oder in Ruhe nachzudenken; hier beobachtete er, ob Freund oder Feind, das Aufziehen des Sturms oder – wie der Priester, der vor dem Morgenopfer auf der Zinne des Tempels stand – wie sich das rote und goldene Licht der Morgendämmerung am Rande des Horizonts ausbreitete. Vom Dach aus war es auch leicht, sich vor Feinden zu schützen oder gefährliche Kämpfe mit den Untergebenen auszutragen; und wenn überhaupt, dann war es „auf den Dächern“, wo Geheimnisse geflüstert oder andererseits am öffentlichsten „verkündet“ werden konnten (Matthäus 10,27; Lukas 12,3). Das Zimmer des Fremden wurde in der Regel auf dem Dach gebaut, damit der Gast ungestört vom Haushalt aus- und eingehen konnte; und hier wurden beim Laubhüttenfest zur Abkühlung und Bequemlichkeit oft die begrünten „Buden“ aufgestellt, in denen Israel zur Erinnerung an seine Pilgerfahrt wohnte. Ganz in der Nähe befand sich „das Obergemach“. Auf dem Dach versammelte sich die Familie zum Gespräch, sonst im Hof darunter – mit seinen Bäumen, die dankbaren Schatten spendeten, und der Musik seines plätschernden Brunnens, die beruhigend auf das Ohr fiel, während man in der überdachten Galerie stand, die rundherum verlief und sich zu den Wohnungen des Haushalts öffnete.

Wenn das Gästezimmer auf dem Dach, das man von außen erreichen konnte, ohne durch das Haus zu gehen, uns an Elisa und die Schunamiterin und an das letzte Passahfest erinnert, zu dem der Herr und seine Jünger gehen und das sie verlassen konnten, ohne mit jemandem im Haus in Berührung zu kommen, so erinnert die Galerie, die um den Hof unter dem Dach herumführte, an eine weitere höchst feierliche Szene. Wir erinnern uns daran, wie diejenigen, die den „Gichtbrüchigen“ trugen, als sie nicht in der Lage waren, „zu Jesus zu kommen, um ihn zu drücken“, „das Dach aufdeckten, wo er war“, und ihn „durch die Ziegel mit seiner Liege in die Mitte vor Jesus hinunterließen“ (Markus 2,4; Lukas 5,19). Aus vielen talmudischen Texten wissen wir, dass die Rabbiner bei der Erörterung religiöser Fragen mit Vorliebe auf den „Obersaal“ zurückgriffen. So mag es auch in diesem Fall gewesen sein; und da die Träger des Kranken nicht durch die Tür in den oberen Raum gelangen konnten, haben sie vielleicht die Decke vom Dach heruntergebrochen. Oder, wenn man es für wahrscheinlicher hält, dass sich die Menge der Anwesenden unten im Hof drängte, während Jesus auf der Empore stand, die um den Hof herumging und sich zu den verschiedenen Wohnungen hin öffnete, könnten sie das Dach über ihm heruntergebrochen haben und so ihre Last langsam zu seinen Füßen und in Sichtweite aller herunterlassen. Eine bedeutsame Parallele oder vielmehr ein Kontrast dazu findet sich in einer rabbinischen Geschichte (Moed K. 25 a), in der berichtet wird, wie sie, als die Bahre, auf der ein berühmter Lehrer lag, nicht durch die Tür hinausgelassen werden konnte, ihre Last hinauf trugen und vom Dach herabließen – nicht auf dem Weg zu einem neuen Leben, sondern zur Beerdigung. Ansonsten gab es auch eine Treppe, die vom Dach in den Hof und ins Haus führte. Wenn man sich einem Haus von der Straße aus näherte, wie es Besucher normalerweise taten, ging man entweder durch einen großen äußeren Hof oder man kam direkt in die Vorhalle oder den Vorbau. Hier öffnete sich die Tür in den Innenhof, der manchmal von mehreren Familien gemeinsam genutzt wurde. Ein Pförtner öffnete den Rufern, wenn sie ihren Namen nannten, so wie Rhoda dem Petrus in der ereignisreichen Nacht seiner wundersamen Befreiung aus dem Gefängnis (Apg 12,13.14). Auch unser Herr wendet diese bekannte Tatsache des häuslichen Lebens an, wenn er sagt (Offb 3,20): „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so will ich zu ihm hineingehen und mit ihm essen und er mit mir.“ Durch diesen Innenhof und die Galerie gelangte man in die verschiedenen Räume – das Familienzimmer, das Empfangszimmer und die Schlafgemächer -, wobei die Damen die zurückgezogensten Räume bewohnten und die inneren Räume hauptsächlich im Winter genutzt wurden. Das Mobiliar entsprach im Wesentlichen dem heutigen, bestehend aus Tischen, Sofas, Stühlen, Kerzenleuchtern und Lampen, die je nach Rang und Reichtum der Familie unterschiedlich teuer waren. Zu den Luxusartikeln gehörten reiche Kissen für Kopf und Arme, Ornamente und manchmal sogar Bilder. Die Türen bewegten sich an Scharnieren, die mit Holzstiften befestigt waren, und waren mit hölzernen Riegeln verriegelt, die mit Scheckschlüsseln von außen herausgezogen werden konnten. Der Speisesaal war im Allgemeinen geräumig und wurde manchmal für Versammlungen genutzt.

Alfred Edersheim – Skizzen des jüdischen Gesellschaftslebens in den Tagen von Christus

Das Kardinalproblem bei diesen Versen ist: Worauf beziehen sie sich? Auf die palästinischen judenchristen zur Zeit der Tempelzerstörung? Oder auf die weltwelte Christenheit zur Zeit des Antichristen? Auf Ersteres deutet die Zitierung Daniels, die Erwähnung Judäas und die Erwähnung des Sabbats. Das Zweite legt die Fortsetzung in V. 21ff. nahe. Beachtet man, dass Jesus zwei Perspektiven, die Israel- und die Völker-Perspektive, miteinander verbindet, dann ist es gerechtfertigt, diese Verse auf beides zu beziehen. D. h., sie erfüllen sich zunächst bei der Tempelzerstörung, dann aber in einem geistlichen Sinn noch einmal zur Zeit des Antichristen.
Wir wenden uns der Israel-Perspektive zu. Die »Abscheulichkeit der Verwüstung… an heiliger Stätte« meint die Entweihung des Jerusalemer Tempels, die in Dan 9,27; 11,31; 12,11 angekündigt ist. Sie geschah schon einmal im Jahr 167 v. Chr., als der Judenverfolger Antiochus IV. Epiphanes von Syrien den Jerusalemer Tempel dem griechischen Götzen Zeus Olympios weihte und eine dünne Goldplatte auf den Brandopferaltar legte. Aber Jesus sieht eine zweite Entweihung voraus. Sie realisierte sich, als die Römer im Jahre 70 n. Chr. den Tempel in Brand steckten und zerstörten. Nach einem weiteren jüdischen Aufstand 132-135 n. Chr. ließ der römische Kaiser Hadrian sogar einen Jupitertempel auf dem Platz des jüdischen Tempels errichten. Oder sieht Jesus die Gräuel voraus, die die jüdischen Aufständischen selbst vor ihrer Niederlage im Tempelbereich verübten? Ausdrücklich bezieht er sich auf »Daniel, den Propheten«. Demnach war Daniel schon zur Zeit Jesu unter die Propheten eingereiht. Jesus urteilte anders als die modernen Kritiker, die »Daniel« ins 2. Jh. v. Chr. setzen bzw. seine Prophezeiungen erst nach den Ereignissen verfasst sein lassen. Für Jesus war Daniel ein echter »Prophet., der das Kommende voraussah. Die Wendung »Der Leser verstehe es recht!« lautet im Urtext eigentlich kürzer: »Der Leser verstehe es!« Die Aufforderung setzt voraus, dass Jesu Jünger lesen konnten und außerdem das Buch Daniel schriftlich vorliegen hatten. Wir erinnern uns daran, dass Jesus immer wieder zum Lesen der Heiligen Schrift aufrief (vgl. Mt 12,3.5; 19,4; 21,16.42; 22,31; Joh 5,39). Ferner erinnern wir uns an Dan 12,4.
Drei Weisungen gibt Jesus für die Zeit der Tempelzerstörung: »Diejenigen (natürlich von seinen Jüngern!) , die in Judia sind, sollen in die Bergefliehen.« In der Tat floh die Jerusalemer Gemeinde im Jahre 68 n. Chr., als die Römer vordrangen und die jüdischen Kämpfer durch Morde den Tempel entweihten, nach Pella im OstJordanland. Möglicherweise kam damals Johannes mit Maria, der Mutter Jesu, nach Ephesus. Jesus nennt hier nur »Judäa«, d. h. die Gegend um Jerusalem. In Galiläa war der Krieg harmloser. So ist Jesu Wort auch im Rückblick gerechtfertigt. Die Flucht »in die Berge« bedeutet zugleich die Flucht in das öde Kalksteingebirge, wo Höhlen Unterschlupf gewähren. Eine solche Flucht »in die Berge« unternahmen z. B. auch David (1 Sam 22,1ff.; 1 Sam 23,14ff.; 1 Sam 24,1ff.) oder die Makkabäer, als sie gegen die Syrer kämpften (1 Makk 2,28; 2.Makk 5,27). Vielleicht deutet Hes 7,16 an, dass man auch vor den Babyloniern »in die Berge« floh. Übrigens stellt Jesu Fluchtbefehl noch einmal klar, dass die Gemeinde im Krieg keine Partei ergreift und sich nicht in politische oder militärische Kämpfe einschaltet. Für sie ist der Ablauf der Ereignisse vielmehr ein göttliches Gericht (vgl. Spr 22,3). »Wer auf dem Dach ist, steige nicht hinab, um zu holen, was in seinem Hause ist«: Aufs »Dach« gelangte man mittels einer Leiter oder Treppe neben der Hauswand, so dass man nicht durchs »Haus« musste, wenn man hinauf- oder hinabstieg (vgl. Mk 2,4).
»Und wer auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, um seinen Mantel zu holen«: Der »Mantel« durfte nach 2.Mose 22,25ff. über Nacht nicht gepfändet werden, denn er ist »seine einzige Decke für seinen Leib« (vgl. Mt 5,40 und die Erklärung dort). Der Mantel ist also die Minimalausrüstung für die Flucht. Nicht einmal die sollte mitgenommen werden – so sehr eilt es! Lot musste in ähnlicher Eile fliehen (1.Mose 19,17.26). Sieht Jesus also einen inneren Zusammenhang zwischen dem Untergang des damaligen Jerusalem und dem Untergang Sodoms und Gomorras (Lk 17,32 !) ? In diese Richtung deutet jedenfalls die Johannesoffenbarung (Off 11,8). So wie Gott mit den Kindern in Ninive besonderes Erbarmen hatte (Jona 4,11) , so gilt Jesu Erbarmen den Mütter. -»die werdendes oder ganz junges Leben bei sich haben, »den Schwangeren und Stillenden in jenen Tagen« (vgl. Ps 137,9; Lk 23,29; 1 Kor 7,26-28). Hier redet der Heiland der Welt, kein Großmachtsüchtiger. Schließlich weist Jesus auf das Gebet hin: »Betet aber, dass ihr nicht im Winter oder am Sabbat fliehen müsst«. »Im Winter« kann es in Jerusalem schneien, die Nächte im Bergland Judäas sind bitter kalt. »Am Sabbat« sind Verkehr und Hilfeleistungen behindert (vgl. Apg 1,12). Was ein Kriegsausbruch an einem Feiertag bedeutet, haben wir beim Jom-Kippur-Krieg 1973 gesehen (vgl. auch Makk 1,32ff.). Zwar sind es kleine Hilfen, wenn die Flucht nicht auf den Winter oder Sabbat fällt. Und doch ist es ein Stück Gnade, wenn Gott durch kleine Hilfen seine Gegenwart erfahrbar macht! Aus dem Gesagten ergibt sich allerdings, dass die Gemeinde nicht einfach den Nöten der Welt entnommen wird, sondern mitleiden muss.

Gerhard Maier – Edition C