Schlagwort: Jesus

Gnade oder Verdienst?

denn alle sündigten, und sie reichen nicht an die Herrlichkeit Gottes heran; sie werden geschenkweise gerechtfertigt ‹durch› seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist,
Janzen & Jettel – Röm 3,23–24

Denn darin sind die Menschen gleich:  Alle sind schuldig geworden und spiegeln nicht mehr die Herrlichkeit wider, die Gott dem Menschen ursprünglich verliehen hatte. Aber was sich keiner verdienen kann, schenkt Gott in seiner Güte: Er nimmt uns an, weil Jesus Christus uns erlöst hat.
Hoffnung für Alle – Römer 3,22–24

Folgende Aussage war 2020 hier zu lesen:
Habe ich mich zu Gott hingewandt? Oder hat er mich gezogen? Was kann ich tun, damit ich seine Liebe verdiene? Vielleicht mehr mit anderen über IHN reden, damit er mich liebt? Oder aufhören bestimmte Dinge zu tun, die ER nicht mag? – oder verstehe ich die Bibel richtig, dass seine Liebe zuerst da ist – und diese Liebe in mir dann widergespiegelt wird, und ich aus dieser Liebe heraus, bestimmte Dinge tue oder unterlasse??
Alles andere nennt man wohl dann Religion.

Ein wunderbares Ergebnis der Rechtfertigung vor Gott
Nachdem Paulus die Grundlage der Rechtfertigung (Röm 4,25) vorgestellt hat, fährt er in Römer 5,1 fort: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Frieden ist das wunderbare und zutiefst glücklich machende Ergebnis der gottgemäß geordneten Beziehung zwischen Gott und dem Glaubenden.
Das Ruhen in diesem Frieden und der bleibende Genuss dieses Friedens machen uns dankbar und froh.

Rechtfertigung vor Gott – ein Geschenk seiner Gnade
Das göttliche Urteil ist unmissverständlich: „Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,22.23). Aber dann fährt der Apostel Paulus fort: „… und werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist“ (Röm 3,24). Es ist ganz und gar unverdient, dass Gott ehemalige Sünder durch seine Gnade rechtfertigt. Verdient hatten wir die ewige Verdammnis – geschenkt wurde uns die ewig gültige und sichere Stellung vor Gott in vollkommener Übereinstimmung mit seiner Gerechtigkeit!
Was für ein bewunderswerter Wechsel!

Im Glauben leben 2017

Im Gegensatz zu Paulus, der argumentiert, dass die Menschheit nicht durch „Werke des Gesetzes“ gerechtfertigt werden kann, sondern durch Gottes Gnade durch die Erlösungstaten Jesu Christi erlöst worden ist (Gal. 2:16; Röm. 3:19-26), verkünden die Schriftrollen vom Toten Meer wiederholt, dass „Werke des Gesetzes“ der Schlüssel zur Aufrechterhaltung einer angemessenen Beziehung zu Gott und zur Sicherung seiner Segnungen aus dem Bund sind (1QS 6.18-19a; 4Q265 4 ii 3-7a; 4Q394 3-7 i 4-5a; 4Q398 14-17 ii 2b-5).2 Aus der Sicht von Qumran hatte Gott es für angebracht gehalten, die Führer der Gemeinschaft mit der Fähigkeit auszustatten, das Gesetz und seine Bedeutungen richtig zu interpretieren (1QpMic frg. 8-10 6-9; 1QpHab 2.1-10a; 7.4-5; CD 4.4b-10; CD-B 20.6-8). Obwohl diese Auslegungen als Grenzmarkierungen zwischen der Gemeinschaft und anderen Juden fungierten, hatte die Halakha von Qumran auch eine eschatologische Komponente: Ihre Einhaltung garantierte den Status eines Gemeinschaftsmitglieds als Sohn des Lichts und seine Befreiung von den Mächten des Bösen am Ende der Tage (1QM). Das soll jedoch nicht heißen, dass die Gnade Gottes in den soteriologischen Bestrebungen der Gemeinschaft keine Rolle spielte. Im Gegenteil, die Mitglieder der Qumran-Gemeinschaft waren sich ihrer eigenen Fehlbarkeit und ihrer Abhängigkeit von Gottes Gnade in allen Aspekten ihrer Beziehung zu ihm sehr bewusst (1QS 2,25b-3,9a; 5,1-6; 11,10b-15; 1QHa 8.26-30; 12.30-34a).

Daniel M. Gurtner – Dieser Welt und der kommenden Welt – Soteriologie im frühen Judentum

Kommt dir bekannt vor : eine Führung, die von Jehovah die Fähigkeit bekommen hat, die Schrift richtig auszulegen??

Nachdem Paulus festgestellt hatte, dass niemand gerecht ist, befasste er sich als Nächstes mit der Manifestation des Offenbarten, indem er die göttliche Antwort auf die allgemeine Schuld formulierte. Diese göttliche Antwort wurde erstmals in 1,17b vorgestellt: „Die Gerechten aber werden aus Glauben leben.

Der Abschnitt beginnt in Vers 21 mit einem betont logischen Übergang: Jetzt aber ist unabhängig vom Gesetz eine Gerechtigkeit Gottes offenbart worden, die durch das Gesetz und die Propheten bezeugt wird. Witmer weist darauf hin, dass die griechische Formulierung für „aber jetzt“, nyni de, „einen scharfen Kontrast zu dem einleitet, was vorher war“. Zweimal spricht der Vers vom Gesetz, das, wie bereits erwähnt, im Griechischen nomos heißt. Im Griechischen wird jedoch nur bei der zweiten Erwähnung von nomos ein bestimmter Artikel vorangestellt. Das hat die Übersetzer der YLT, den Vers wie folgt zu übersetzen: Und nun ist die Gerechtigkeit Gottes unabhängig vom Gesetz offenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. Die erste Erwähnung von nomos bezieht sich auf das Prinzip des Gesetzes und die zweite Erwähnung auf das mosaische Gesetz. Paulus erklärte, dass die Gerechtigkeit Gottes unabhängig von einem Gesetzesprinzip offenbart worden ist. Das mosaische Gesetz und die Propheten zeugten von dieser Gerechtigkeit. Das griechische Wort für „abgesehen von“, chóris, bedeutet nicht „im Gegensatz zu“, sondern „getrennt von“ im Sinne von „unabhängig von“. Unabhängig vom Prinzip des Gesetzes ist Gottes Gerechtigkeit offenbart worden. Die Tatsache, dass das Gesetz und die Propheten dies bezeugten, bedeutet, dass diese Wahrheit bereits in den hebräischen Schriften offenbart wurde. Diese Gerechtigkeit Gottes wird „zugerechnete Gerechtigkeit“ genannt. Etwas zuzurechnen bedeutet, es einer anderen Person zuzuschreiben. Wenn ein Mensch an den Messias glaubt, schreibt Gott diesem Gläubigen die vollkommene Gerechtigkeit seines Sohnes zu (vgl. 2Korinther 5,21). Die vollkommene Gerechtigkeit des Messias wird dem/der Gläubigen forensisch oder gerichtlich zur Rechtfertigung gutgeschrieben. Gott kann die Person dann für rechtmäßig rechtschaffen erklären. Niemand kann diese Art von Gerechtigkeit erlangen, indem er nach seinem Gewissen lebt, auf die allgemeine Offenbarung reagiert oder durch die Werke des mosaischen Gesetzes. Diese Gerechtigkeit wird nicht verdient, sondern ist ein kostenloses Geschenk von Gott.

Die Art und Weise, wie dieses kostenlose Geschenk Gottes dem Gläubigen zugesprochen wird, wird in den Versen 22-23 offenbart. Der Abschnitt beginnt in Vers 22a mit einer Erklärung zum Glauben: die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an den Messias Jeschua für alle, die glauben. Die Gerechtigkeit Jeschuas wird den Gläubigen durch den Glauben zuteil. In dem Moment, in dem ein Mensch an das glaubt, was der Messias am Kreuz getan hat, wird ihm die Gerechtigkeit des Messias zugerechnet. Das hat zur Folge, dass Gott ihn für nicht schuldig erklärt.

In den Versen 22b-23 wird erklärt, dass diese Art, für gerecht erklärt zu werden, sowohl für Juden als auch für Heiden gilt: Denn es gibt keinen Unterschied; denn alle haben gesündigt und verfehlen die Herrlichkeit Gottes. In Bezug auf die Errettung gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden. Es gibt nur einen Weg, um gerettet zu werden, und zwar aus Gnade durch den Glauben an Jeschua, den Messias. Der Grund dafür ist, dass alle gesündigt haben und der Herrlichkeit Gottes nicht gerecht werden. Der Heide hat versagt, den Anforderungen der allgemeinen Offenbarung gerecht zu werden, der kultivierte Grieche hat versagt, den Anforderungen seines Gewissens gerecht zu werden, und der Jude hat versagt, den Anforderungen des mosaischen Gesetzes gerecht zu werden. Sie alle haben es versäumt, sich an Gottes Maßstab zu messen. Sie haben vielleicht nicht alle in gleichem Maße gesündigt, aber gesündigt haben sie alle. Folglich sind sie alle hinter der Herrlichkeit Gottes zurückgeblieben. Niemand kann Gottes Gerechtigkeit aufgrund seiner oder ihrer eigenen Werke erlangen, denn diese Gerechtigkeit kann nur durch den Glauben erlangt werden.

In den Versen 24-25 wird Gottes Programm der Gerechtigkeit weiter erläutert und die Rolle, die der Tod des Messias in diesem Programm spielt, hervorgehoben. Wie wir sehen werden, verwendet Paulus hier zwei Schlüsselwörter: Rechtfertigung und Versöhnung. Vers 24 konzentriert sich auf den ersten Begriff: umsonst gerechtfertigt sein durch seine Gnade durch die Erlösung, die in Messias Jeschua ist. Was die Erlösung angeht, ist die Rechtfertigung der wichtigste Rechtsbegriff im Neuen Testament.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar: Römer

alle Tränen werden abgewischt – II

Denn das Lamm, das mitten vor dem Throne steht, wird sie weiden und sie zu Wasserquellen des (ewigen) Lebens leiten; und Gott wird alle Tränen abwischen von ihren Augen. (a) Off 5:6; 21:4; Ps 23:2; Jes 25:8
Zürcher 1931 – Offb 7,17

da das Lämmlein, das in der Mitte des Thrones ist, sie als Hirte hüten und sie zu Wasserquellen des Lebens leiten wird, und Gott wird jede Träne aus ihren Augen auswischen.
Das neue Testament – Grundtextnah übersetzt von W. Einert – Offb 7,17

Was bedeutet das für dich? Und wann wird das sein?
2020 gepostet

Dieses Kapitel ist eine Einschiebung zwischen dem sechsten und siebten Siegel. Bevor Gott mit seinen Gerichtswegen weitergeht, setzt Er die auf die Seite, die Ihm gehören, und versiegelt sie. Eine erste Gruppe (Verse 4–8) sind die Juden der verschiedenen Stämme. Sie bilden den treuen Ueberrest, dessen Gefühle uns die Psalmen offenbaren. Die zweite Klasse von Personen setzt sich aus einer Volksmenge aus den Nationen zusammen, die dem Evangelium des Reiches geglaubt haben werden (Verse 9 ff.). Wenn Gott uns schon jetzt diese Getreuen vorstellt, ist es, wie wenn Er sagen wollte: diese Strafen sind nicht für sie; sie werden unter meinem Schutz durch die Prüfung hindurchgehen. In gleicher Weise wurden die Israeliten während der Passahnacht ausgesondert und durch das Blut des Lammes vor dem Würgengel geschützt (2 Mose 12,13). In diesem Blut werden die Gläubigen, die «aus der grossen Drangsal» kommen, ihre Gewänder gewaschen und weiss gemacht haben (Vers 14). Das Heil wird ihnen durch kein anderes Mittel zugesichert sein als uns: das kostbare Blut Christi. Dann wird das gleiche Lamm, das sie gereinigt hat, sie weiden, sie schützen und sie zu den Quellen des Wassers des Lebens leiten (Jesaja 49,10). Gott selbst wird ihre Tränen abwischen. Was für Verheissungen! Angesichts einer noch nie dagewesenen Trübsal sind sie ihnen schon im voraus zum Trost gegeben!

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Offenbarung

Treten Sie ein in diese Szene der Ewigkeit. Sehen Sie sich um, hören Sie genau zu und schauen Sie dann zurück auf Ihr Leben, um zu verstehen, was auf keine andere Art und Weise verstanden werden kann. Offenbarung 7 erlaubt uns, das Lamm auf dem Thron zu sehen und die Stimmen der Heiligen zu hören, die ihre Reise vollendet haben. Sehen Sie sich selbst in der Menge? Diese Heiligen sind Menschen wie Sie. Wie Sie haben sie gelitten unter der brütenden Hitze des irdischen Lebens. Wie Sie gingen sie durch Gottes Prozess der grundlegenden

Veränderung. jetzt haben sie ihre endgültige Bestimmung erreicht. Sie stehen vor Gottes Thron, rein und frei gemacht, bedingungslos willkommen in der Gegenwart des Königs der Könige und Herrn der Herren, ihres Retters, ihres Lammes, von dem sie geweidet werden. Stellen Sie sich vor, Sie seien selbst dort, denn in Gottes Geschichte sind Sie dort. Das ist Ihre Bestimmung. Das ist der Ort, wo Gott Sie hinführt! Sie werden es durch die Hitze hindurch schaffen! Eines Tages werden Sie vor dem Thron stehen. Es wird eine Zeit kommen, da Ihre Stimme zu hören sein wird im niemals endenden Lobgesang. Eines Tages werden Sie überzeugt sein, dass es das alles wert gewesen ist. Das Leben sieht völlig anders aus, wenn es aus dem Blickwinkel der Ewigkeit betrachtet wird.

Timothey S. Lane – Alles anders – aber wie?

Eine herrliche Zukunft auf der Erde
Obwohl die Gerichtszeit noch mehrere Jahre andauern wird, wird Johannes in den Versen 10 bis 17 im Voraus gezeigt, wie diese Knechte Gottes einmal gerettet und mit lauter Stimme Gott loben werden. Sie werden sich auf der Erde befinden, wo sie Gott in seinem Tempel dienen werden und wo Gott sie beschützen wird. Dafür wird Er sein Zelt über ihnen errichten (s. V. 15). Schon David hat von dem Schutz Gottes in seiner Hütte und in seinem Zelt gesprochen (s. Ps 27,5). Im Himmel wird es in dieser Zeit keinen Tempel geben (s. Off 21,22). Das macht deutlich, dass es in Offenbarung 7 um eine Szene auf der Erde geht, obwohl die Knechte Gottes in einer Verbindung zu Gott stehen. Deshalb werden sie als solche gesehen, die vor seinem Thron stehen. Moralisch sind sie verbunden mit dem Thron Gottes im Himmel, körperlich leben sie auf der Erde.
Hunger und Durst wird es dann für diese Knechte nicht mehr geben. In der Gerichtszeit haben sie schreckliche Dinge erleben müssen. Aber sie sind gerettet worden und jetzt völlig frei von jeder Not. Jedes Bedürfnis ist gestillt und der Herr Jesus selbst, das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden. Er wird sich als Hirte um sie kümmern und sie zu Quellen voller Lebenswasser führen. Gott wird jede Träne von ihren Augen abwischen. So endet die Beschreibung der herrlichen Zukunft dieser Knechte Gottes (s. Off 7,17).

Die Tränen sind abgewischt
Wenn die Tränen abgewischt sind, dann bedeutet es, dass jede Trauer für immer vorbei sein wird. Stattdessen gibt es völlige und ewige Freude (s. Jes 35,10).
Doch Gott wischt nicht nur die Tränen vom Angesicht ab, wie es in Jesaja 25,8 beschrieben wird. Er tut noch mehr, indem Er die Tränen von den Augen abwischt. Nicht nur die Trauer wird weggetan, auch die Ursache und die Erinnerung an die Trauer! Das wird dadurch angedeutet, dass die Tränen von den Augen, d.h. von dort, woher sie kommen, abgewischt werden. Das, was menschlicher Trost niemals bewirken kann, wird Gott in Vollkommenheit tun.
Es ermutigt uns, dass Er unsere Tränen heute kennt und uns in der Trauer seinen Trost und seine Hilfe gibt. Aber es macht uns unendlich glücklich, dass einmal nicht nur die Trauer, sondern auch die Ursache dafür und die schmerzliche Erinnerung daran für immer weggetan sein werden.

Bleib in mir 2-2019

Bestellkatalog oder Gespräch?

Direkt danach führte Gottes Geist Jesus hinauf in die Wüstengegend. Dort warteten Prüfungen auf ihn, die der teuflische Zerstörer für ihn ausgedacht hatte. Vierzig Tage und vierzig Nächte lang verzichtete Jesus auf Nahrung. Am Ende dieser Zeit bekam er großen Hunger. Da kam der Versucher aus seinem Hinterhalt hervor und forderte ihn heraus: »Wenn du wirklich der Sohn Gottes bist, dann sag doch einfach, dass sich diese Steine in Brot verwandeln sollen!« Doch Jesus gab ihm die Antwort: »Im Buch Gottes steht geschrieben: ›Ein Mensch kann nicht allein von Nahrung leben. In Wirklichkeit ist er ganz abhängig davon, dass Gott sein lebendig machendes Wort ausspricht!‹«
Roland Werner – Das Buch – neues Testament und Psalmen – Matthäus 4,1–4

Die Reaktion von Jesus sollte man sich genauer anschauen!!!
Ich habe oft den Eindruck, dass wir heute dazu neigen, eher „im Geist zu fordern“ oder bei Gott etwas „bestellen zu wollen“ – anstatt auf sein Wort zu hören und uns danach auszurichten.
So sind Gebetsanliegen sehr häufig persönliche Wünsche – und wenn ich einen christlichen Buchkatalog aufschlage, geht es häufig um persönliche Ziele, Wünsche, Erfahrungen…
– aber ist dass das was Jesus uns vorgelebt hat??? Er hatte berechtigt hunger – denn nach 40 Tagen ohne Essen … aber er sagte NICHT „Vater gib mir Brot“ oder „jetzt habe ich ein Recht aus den Steinen Brot zu machen“ – sondern ? Siehe oben.
Ich denke wir Christen sollten über unseren Focus nachdenken.

https://blog.thomas-pape.de/2020/03/06/was-ist-der-mittelpunkt/

4, 2: Und fastete vierzig Tage.

ExR 47 (102a): „Mose war dort bei Jahve vierzig Tage u. vierzig Nächte, ohne Brot zu essen“ usw. Ex 34, 28. Ist es einem Menschen denn möglich, vierzig Tage ohne Speise u. Trank zu sein? R. Tanchuma (nach BM 86b dürfte der Ben Chanilai. um 280, gemeint sein) hat im Namen des R. Elʿazar (b. Pedath? um 270) u. R. Abin (so zu lesen nach GnR 48; Abin I. um 325, II. um 370) hat im Namen des R. Meïr (um 150) gesagt: Das Sprichwort sagt: „Kommst du in eine Stadt, so richte dich nach deren Sitten!“ Mose stieg nach oben empor, wo es kein Essen u. Trinken gibt, u. ward ihnen (den Oberen) gleich; die Engel des Dienstes stiegen nach unten hinab, wo es Essen u. Trinken gibt, u. aßen u. tranken, s. Gn 18, 8. — Parallel GnR 48 (30c).

4, 4: Auf Grund jeglichen Wortes.

Dt 8, 3 wird kein dem ῥήματι entsprechendes Wort gelesen; dagegen führen die Targumim, wohl zur Vermeidung des anthropomorphistischen „Mund“ Gottes, das Mēmra ein. Targ Onk Dt 8, 3: Durch alles vom Memra Jahves Hervorgebrachte besteht der Mensch. Targ Jerusch I: Durch alles, was vom Memra Jahves geschaffen wurde, lebt das Menschenkind. ǁ Vgl. auch Aboth 6, 7: Groß ist die Tora; denn sie gibt Leben denen, die sie tun, in dieser u. in der zukünftigen Welt, s. Spr 4, 22: Leben sind sie (nach dem Midrasch: die Worte der Tora) für jeden, der sie erlangt, u. seinem ganzen Leibe Heilung; ferner Spr 3, 18: Ein Lebensbaum ist sie (die Weisheit = Tora) denen, die sie ergreifen, u. wer sie festhält, ist glückselig.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Mt 4:1 : Zu den am häufigsten zitierten Taten Gottes im A.T. gehörte, dass er seinem Volk, als es in der Wüste auf die Probe gestellt wurde, in Gestalt einer Wolken- und Feuersäule voranging und es führte (s. vor allem Jes 63,14 ). Während im A.T. nur sehr selten vom Teufel die Rede ist, war seine Funktion als Versucher (vgl. Hiob 1-2 ) den Menschen zur Zeit Jesu sehr viel stärker bewusst. Die für das jüdische Denken überraschendste Aussage im vorliegenden Vers war nicht etwa, dass der Teufel Jesus in Versuchung führte, sondern dass er als Person, leibhaftig, auftrat.
Mt 4:2 : Auch Mose hatte 40 Tage und Nächte gefastet; Jesus wird hier also gleichsam als neuer Mose, als ein neuer Gesetzgeber vorgestellt (s. Mt 5,1-2 ). Und noch in einem anderen Zusammenhang wurde die Zahl 40 wichtig: Israel lebte 40 Jahre in der Wüste (s. die Einführung in diesen Abschnitt).
Mt 4:3 : Derartige Kunststückchen vollbrachten in der Antike Zauberer; sie behaupteten, die Gestalt von Tieren annehmen und eine Substanz in eine andere verwandeln zu können, z. B. Steine in Brot. Viele Juden hofften auf einen neuen Exodus unter der Führung eines neuen Mose – einschließlich Manna, dem Brot vom Himmel. Der Teufel will Jesus dazu verleiten, den Erwartungen seiner Zeitgenossen nachzukommen.
Mt 4:4 : Der Teufel stellt Jesu Sohnschaft in Frage bzw. versucht, sie an bestimmten Bedingungen festzumachen und Jesus zu einer Beweisführung anzustacheln ( 4,3 ); damit widerspricht er dem Wort Gottes ( 3,17 ). Doch Jesus kannte den Kontext von 5.Mose 8,3 , der Stelle, die er zitiert, ganz genau: Er konnte sich darauf verlassen, dass Gott ihm in der Wüste Manna geben würde, denn Gott ist sein Vater, so wie er Israels Vater ist ( 5.Mose 8,5 ). Auch in anderen jüdischen Schriften (so z.B. in den Schriftrollen vom Toten Meer und in späteren rabbinischen Texten) dient die Wendung »es steht geschrieben« häufig als Einleitung für ein Schriftzitat.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Während die Taufe Jesu den Täufer Johannes zum Zeugen hatte, schließt die Versuchung Jesu jeden menschlichen Zeugen aus. Aus diesem Grunde muß die Kenntnis von der Versuchung auf Mitteilung Jesu an seine Jünger beruhen.
Während Markus sich mit einer knappen Notiz begnügt, erwähnen Matthäus und Lukas die Versuchungsgeschichte ausführlich.
Die Versuchungsgeschichte ist unmittelbar an die Taufe angeschlossen. Dieses beweist das Wort tote = darauf, das die Verbindung zweier Ereignisse in direkter Zeitfolge ausdrückt.
Während Markus die Versuchung des Herrn während der ganzen 40 Tage stattfinden läßt, schildern Matthäus und Lukas diese 40 Tage und 40 Nächte als die vorbereitende Voraussetzung für die erste Versuchung. Die Versuchung selbst wird geschildert als an einem Tage sich abwickelnd. Da zu den 40 Tagen ausdrücklich 40 Nächte hinzugefügt sind, denkt Matthäus somit an eine völlige Speiseenthaltung. Vom Fasten, das der Kultus anordnete, war nur der Tag betroffen. Vom Aufgang der Sonne bis hin zu ihrem Untergang wurde weder gegessen noch getrunken. In der Nacht dagegen wurde gegessen. Weil wir hier an die gänzliche Enthaltung der Nahrung denken sollen, sind hier die Tage und Nächte genannt (Schlatter).
Bei Mose sind die 40 Tage mit der an ihn gerichteten Rede Gottes gefüllt. Matthäus läßt uns aber darüber im Dunkel, was Jesus während dieser Zeit tat. Markus fügt noch das dunkle »und er war unter den wilden Tieren« ein. Wir glauben bestimmt, daß Jesus in dieser Zeit stets die Gemeinschaft mit dem Vater gepflegt hat.

Es ist eine besonders fein ausgedachte Versuchung, mit der Satan hier an Jesus herantritt. Die Versuchung ist am gefährlichsten, die gar nicht wie eine Versuchung aussieht.
Mit herzbewegender Teilnahme tritt jener freundliche Unbekannte zu Jesus, der durch Hunger völlig erschöpft war. Er schlägt ihm vor, doch kraft seiner Gottessohnschaft Steine in Brote zu verwandeln.
Die Worte »Wenn du Gottes Sohn bist« drücken genau so wie bei der ersten Versuchung im Paradiese: Hat Gott wirklich gesagt? einen Zweifel aus. Ihr Sinn ist: »Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, dann brauchst du doch nicht zu hungern.« Hunger und Erschöpfung sprechen gegen die Gottessohnschaft. Das Vorhandensein der Gottessohnschaft kann nur dadurch bewiesen werden, daß die in der Gottessohnschaft eingeschlossenen Wundergaben zur Geltung kommen. Hunger und Erschöpfung müssen also mit Hilfe der Gaben ohne weiteres sofort beseitigt werden. Ist das der Fall, dann erst ist die Gottessohnschaft als echt erwiesen. Sonst nicht! – So meint der Versucher.
Jesus spürt seine Erschöpfung. Das Hungergefühl ist überwältigend. Warum soll man nun die Gaben nicht gebrauchen, die man besitzt, zumal Not vorhanden ist? Die Gaben sind doch deshalb gegeben, damit wir sie benutzen! Das ist der Sinn der satanischen Versuchung! – Was ist darauf zu entgegnen?
Wohl ist ein Arbeiten mit den Gaben gottgewollt, aber das ist hier das versuchliche »Aber«. Die Gaben und Kräfte, die Gott den Seinen geschenkt hat, sind uns deshalb von ihm gegeben, damit wir sie nicht nach eigenem Gutdünken nur für uns selbst verwenden, sondern dazu sind sie da, um in den Dienst dessen gestellt zu werden, der der Geber aller Gaben ist.
Der Satan wollte Jesus dazu verleiten, die Wundergaben, die ihm zur Aufrichtung des Reiches Gottes anvertraut sind, willkürlich, nach eigenem Ermessen zu verwerten.
Wäre Jesus auf diese Anschläge des Satans eingegangen, so wäre das ein Mißbrauch seiner Gaben gewesen.
Jesu Antwort lautete: »Der Mensch lebt nicht von Brot allein.« Das besagt zunächst, Jesus will sich als wahrhaftiger Mensch ganz und gar in die Reihe der Menschen stellen. Er will jetzt nicht irgendwie eine Vorzugsstellung einnehmen. Die Verwendung der göttlichen Gaben zur persönlichen Befreiung von Entbehrungen und Leiden ist ungöttlich! Der Ausdruck »der Mensch« erinnert den Satan daran, daß Jesus trotz seiner Würde als Gottessohn entschlossen ist, die Bedingungen des menschlichen Daseins vollkommen einzuhalten. Das Wort Jesu aus 5. Mose 8 erklärt sodann: Gott kann das menschliche Leben auch durch andere Mittel erhalten als durch das Brot, z. B. auch durch das Manna! Ja, Gott kann sogar ohne irgendein materielles Mittel, nur durch die bloße Kraft Seines Willens, den Menschen ernähren und versorgen.
Mit dieser Antwort: »Der Mensch lebt nicht von Brot allein«, verpflichtet sich also Jesus, die Befriedigung seiner irdischen Bedürfnisse während seines ganzen messianischen Wirkens allein seinem Vater zu überlassen. Wie jeder Mensch, will er täglich den Vater um das Brot bitten. Er will Müdigkeit, Hunger und Blöße erdulden, ohne zu irgend welchen eigenmächtigen Erleichterungsmitteln seine Zuflucht zu nehmen, und erst recht nicht dann, wenn der Böse ihn dazu auffordert. – Schlatter sagt: »Ein Sohn Gottes, der aus der Abhängigkeit von Gott herausträte und eigenmächtig handelte, würde Satanisches offenbaren.« –
Das gleiche gilt auch der Gemeinde Jesu. Das Heraustreten aus der Abhängigkeit von Gott ist die Vernichtung des Vertrauens zu Gott, ist Verunehrung Gottes, ist Erhebung des eigenen Willens zum alles bestimmenden Motiv. Wie der Täufer mit seiner totalen Bejahung Gottes die Verneinung jedes menschlichen und christlichen Eigenwillens verkündete, so wußte auch Jesus aufs allergewisseste: »Der Sohn kann nichts aus sich selbst tun.« Die Bindung Jesu einzig an den Vater allein macht das Eingehen auch auf das kleinste eigensüchtige Begehren unmöglich. Mit anderen Worten: Das Bewußtsein seiner Gottessohnschaft wird ihn niemals dazu bringen, seine Knechtsgestalt als Mensch zu verleugnen. (Vgl. Phil 2,5–8.)

Wuppertaler Studienbibel

Die »vierzig Tage und vierzig Nächte« erinnern an Moses Aufenthalt auf dem Sinai, um die Gebote zu empfangen (2 Mose 24,18; 34,28), außerdem an Elias Wanderung zum Sinai (1 Kön 19,8). Evtl. wollte sich Jesus bewusst auf das Amt des zweiten Mose (vgl. 5 Mose 18,15) vorbereiten. Er hat wie Mose und Elia »gefastet«.

Das Wunder, wie das möglich war, bleibt verhüllt. Evtl. hatte Jesus Wasser zur Verfügung (doch vgl. 5 Mose 9,9). Die Zahl »vierzig« gehört ferner zur Bußfrist für Ninive (Joh 3; 4; 5; 7; 8 .), zur Zeit Jesu nach der Auferstehung (Apg 1,3), zur Wüstenwanderung Israels (2 Mose 16,35; 4 Mose 14,33; 32,13; 5 Mose 5,7), zur Herrschaft Davids und Salomos (2 Sam 5,4; 1 Kön 11,42), zur Sintflut (1 Mose 7,4.17) und zur Fastenzeit der Kirche vor Ostern. Es ist damit eine Buß-, Bewährungs – und Offenbarungsfrist bezeichnet, wobei die reale Zeitspanne aber durchaus erhalten bleibt. Zum Fasten vgl. die Erklärung bei Mt 6,16ff.) Fasten eröffnet die Möglichkeit zum intensiven Gebet.

Jesus »überkam der Hunger«. Jesus ist kein weltentrückter Held, sondern erfährt Hunger, Durst und Schwachheit wie wir (vgl. Joh 4,6ff.). Er kennt die Bedeutung des täglichen Brotes (vgl. Mt 6,11 im Vaterunser) und die Notwendigkeit der leiblichen Nahrung (vgl. Röm 13,14). Die Bibel ist durchaus realistisch, bietet aber mehr als die Speise für das irdische Leben.

»Versucher« heißt der Satan (vgl. Mk 1,13), weil er stets bestrebt ist, auch andere von Gott zu lösen. »Versuchen« kann in der Bibel beides sein: »prüfen« im guten Sinne und »versuchen« im Sinne der Verführung. Hier ist das Zweite gemeint (vgl. 1 Thess 3,5). Er »trat an ihn heran«: das Auftauchen des Teufels ist hier so rätselhaft wie in 1 Mose 3 . Es wird einfach seine Existenz vorausgesetzt, ebenso sein freier Zugang zu Jesus. Wie der erste Mensch versucht wurde, so jetzt auch der zweite Mensch! In Mt 4 wiederholt sich, was in 1 Mose 3 geschah (vgl. Röm 5,12ff.; 1 Kor 15,45ff.). Die Erfahrung Jesu mit dem Versucher schlug sich dann in der letzten Vaterunser-Bitte nieder (Mt 6,13).

»Wenn du Gottes Sohn bist, dann sprich, dass diese Steine zu Broten werden«:

Der Teufel geht von Jesu Gottessohnschaft aus, ebenso wie die Dämonen in Mt 8,29 . Aber kann er die Tatsachen nicht leugnen, dann sucht er die Konsequenzen in seinem Sinne zu verändern. Wie er selbst groß sein will und das erste Menschenpaar zu autonomer Größe verführte (1 Mose 3,5), so soll auch der Gottessohn seine Wundermacht für die eigene Größe missbrauchen. Wie der Teufel Rebell ist, so soll auch der Sohn gegen den Vater rebellieren. Das Teuflische steckt nicht zuletzt darin, dass das »Brot« ja eine gute Gabe ist. »Brot« zu schaffen für Hungernde, wer sieht darin etwas Böses? Aber hier entscheidet nicht das Endprodukt, sondern die Quelle, aus der es stammt. Ist die Quelle böse, dann werden die besten Erzeugnisse zum Tode führen. Offenbar wird der Antichrist – Jesu Gegenbild – für Brot und wirtschaftlichen Aufschwung sorgen und im Taumel des Materialismus eine Welt berauschen (vgl. Off 13,15-17; 17-18).

»Er aber gab zur Antwort: Es ist geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt.«

Jesu Halt ist das »Es ist geschrieben«. Was in der Heiligen Schrift steht, ist »aus dem Munde Gottes« hervorgegangen. Niemals ruht in der Bibel das Interesse auf dem menschlichen Verfasser. Alles hängt daran, dass in der Schrift wirklich Gott redet. Das Gotteswort aber schafft Leben! Es ist dynamisch! Der Mensch, der es hält, geht nicht zugrunde. Man wird erinnert an Joh 6,63 »Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.« Mit dem Wort also wehrt sich Jesus gegen die Brotversuchung (vgl. Joh 4,34).

Was Jesus zitierte ist 5 Mose 8,3 . Dort steht u. a.: »Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna.« Offenbar begreift Jesus sein Hungern als demütiges Warten auf Gottes Hilfe. Er verzichtet auf Selbsthilfe. Damit ist eine ungeheure geistliche Entscheidung gefallen. Seit dem Sprechen der Schlange in 1 Mose 3 will der Mensch selbst Erkenntnis und Leben schaffen. Der griechische Prometheus, der selbst alles schafft, wird zum Urbild des gefallenen Menschen. Jesus aber überwindet diesen Stolz, der nach Luther die Wurzel aller Sünde ist. Hier siegt in Jesus der zweite Mensch über die Versuchung, der der erste erlegen war.

Edition C

Unmittelbar nach der Taufe wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt (nahe bei Jericho; vgl. die Karte), damit er von dem Teufel versucht würde. Diese Zeit, die er unter Gottes Führung verbrachte, war eine notwendige Prüfungszeit, in der Jesus seinen Gehorsam gegenüber dem Vater erweisen mußte (Hebräer 5,8).
Nachdem er vierzig Tage gefastet hatte, hungerte ihn, und die Versuchung begann. Von Gottes Standpunkt aus waren diese Versuchungen ein Beweis für die innere Kraft Jesu. Dem Sohn Gottes war es nicht möglich zu sündigen – eine Tatsache, die die Prüfungen noch verschärfte. Jesus konnte den Versuchungen nicht nachgeben und sündigen, aber er mußte ausharren, bis sie vorüber waren.
Mt 4:3-4
Die erste Versuchung bezog sich auf sein Verhältnis zum Vater. Der Teufel ging davon aus, daß Jesus, wenn er wirklich der Sohn Gottes war, überredet werden könnte, unabhängig vom Vater zu handeln. Diese Versuchung war äußerst subtil: Wenn Jesus Gottes Sohn war, hatte er tatsächlich die Macht, Steine in Brot zu verwandeln. Das war es jedoch nicht, was der Vater von ihm wollte. Der Vater wollte, daß er ohne Nahrung in der Wüste bleiben und hungern sollte. Auf die Einflüsterung des Satans einzugehen und seinen Hunger zu stillen hätte also dem Willen Gottes widersprochen.
Daher zitierte Jesus 5Mo 8,3: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von allem, das aus dem Mund Gottes geht.“ Es ist besser, Gottes Wort zu gehorchen, als seine menschlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Die Tatsache, daß Jesus das 5. Buch Mose zitierte, zeigt darüber hinaus, daß er die unfehlbare Autorität dieses Buches, die in der Forschung häufig in Zweifel gezogen wird, durchaus anerkannte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Tatsache, dass Jeschua in allen drei Bereichen von I. Johannes 2,16 versucht wurde, beweist, dass er tatsächlich in allen Punkten versucht wurde wie wir, jedoch ohne Sünde (Hebräer 4,15). Die drei Versuchungen lassen sich wie folgt zusammenfassen. Die Versuchung, Steine in Brot zu verwandeln, war eine Herausforderung, die sich auf den Willen Gottes bezog. Jeschua musste entscheiden, dass es zwar sehr wohl Gottes Wille war, seinen Hunger zu stillen, aber war es auch Gottes Wille, dass er es auf diese Weise tat, indem er seine Wunderkraft einsetzte? Die Antwort war „Nein“. Als Ihm alle Reiche der Welt gezeigt wurden, war das ein Test seiner Unterordnung. Würde Jeschua sich konsequent Gott, dem Vater, unterordnen, oder würde er sich bei dieser einen Gelegenheit der Autorität Satans unterwerfen, um die Macht über die Reiche der Welt zu erlangen und das Leiden am Kreuz zu umgehen? Es ist Gottes Wille, dass Jeschua eines Tages über die Reiche der Welt herrschen soll, aber dies war nicht die Art und Weise, in der er wollte, dass sein Sohn dieses messianische Ziel erreicht. Die Versuchung auf der Spitze des Tempels war ein Test für seine Abhängigkeit von Gott. Es gibt einen richtigen und einen falschen Weg, sich auf Gott zu verlassen. Der falsche Weg testet Gott, indem er Ihn dazu verleitet, Seine Verheißungen zu erfüllen. Wenn Jeschua nur aus eigenem Willen von der Zinne des Tempels gesprungen wäre und den Willen des Vaters negiert hätte, hätte er tatsächlich Gottes Verheißungen auf die Probe gestellt. Man darf Gottes Verheißungen niemals auf die Probe stellen. Man muss einfach glauben, dass er sie zu gegebener Zeit erfüllen wird. Obwohl es Gottes Wille war, dass Jeschua sich als Sohn Gottes erweisen sollte, war dies nicht das Mittel, um dies zu erreichen.

Der Messias widerstand allen Versuchungen, die Satan anbot. Es ist bemerkenswert, dass er dies tat, indem er die Heilige Schrift zitierte, selbst wenn Satan Verse missbrauchte, indem er sie eindeutig aus dem Kontext heraus zitierte. Das ist die Art und Weise, wie alle Gläubigen auch Satan widerstehen sollten.[1245] Das Ergebnis war, dass der Teufel, als er jede Versuchung, d.h. in allen drei Punkten, beendet hatte, von ihm abließ (Lukas 4:13). Jeschuas Versuchung beweist ein biblisches Prinzip, das in Jakobus 4,7 zu finden ist: Wenn man dem Satan widersteht, wird er fliehen, und das Widerstehen kommt immer durch die Schrift (Epheser 6,10-18). Lukas fügte noch einen letzten Satz hinzu und sagte, dass der Sieg nur für eine bestimmte Zeit war. Jeder geistliche Triumph ist vorübergehend. Es wird später weitere geistliche Kämpfe geben, und der geistliche Kampf muss bis zum Tag des Todes geführt werden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Denn du wirst mich nicht im Grab lassen.

Denn du gibst mein Leben nicht der Unterwelt preis und läßt deinen Frommen die Grube nicht schauen.
Pattloch Übersetzung 1980 – Ps 16,10

dische Studienbibel hatte ich 2020 hier gepostet.

Aber wie sieht es eigentlich mit diesem Psalm aus?
Können wir diesen Psalm auf David anwenden? Also den ganzen Vers?
Und können wir diesen Vers auf uns persönlich anwenden?
Sah David die Grube nicht? Und sah David die Verwesung nicht?
Was hat dieser Vers mit Apostelgeschichte 2,29 zu tun?

Als David auf die bevorstehenden Herausforderungen blickt, ehrt er den Herrn mit seinem Geist und seinem Herzen. »Ich habe den Herrn stets vor Augen; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken« (V. 8). David gibt dem Herrn einen Ehrenplatz. Jemand hat gesagt, dass sich David »wie eine Biene in den reinen Freuden der Gemeinschaft mit dem Herrn vergräbt«. Viele Jahre vorher, als David Buße über seinen Fehltritt tat, schrieb er: »Schmecket und sehet, dass der Herr gütig ist! Glücklich der Mann, der sich bei ihm birgt!« (Ps 34,8). Es gibt kein Vergnügen, das größer wäre als der Genuss der Gemeinschaft mit Gott.
Dieses Erkennen der Segnungen Gottes hat zwei Vorteile. Erstens haben wir das sofortige Gefühl der Erfüllung: »Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele« (V. 9). David hat das Glück gefunden, das wir alle so selbstverständlich suchen. Stellen Sie sich eine Freude ohne Schuld, ohne Gewissensbisse und mit echter Freiheit vor. Natürlich glaube ich nicht, dass David niemals einen schlechten Tag hatte (wenn man die Psalmen liest, dann gewinnt man den Eindruck, dass er fast immer einen schlechten Tag hatte). Doch ein schlechter Tag mit Gott war ihm lieber, als ein guter mit sich selbst und seinem eigenen Vergnügen. Es ist kein Gegensatz, dass es Freude mitten im Leid und Glück mitten im Schmerz gibt.
Zweitens gibt es einen zukünftigen Vorteil. Sein Leib, sagt David, wird sicher ruhen: »Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht lassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Grube sehe« (V. 10). Er wird in der Hoffnung auf ein zukünftiges Leben ins Grab gehen, er wird zuversichtlich sterben und selbst im Tod Freude finden: »Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar« (V. 11).
Wir wollen uns die Verheißung in Erinnerung rufen, dass der Herr in diesem Leben zur Rechten Davids steht und im zukünftigen Leben David zur Rechten des Herrn sein wird! So, wie wir heute Gott ehren, so werden wir eines Tages geehrt. Und die Freude wird rein, überströmend und ewig sein.

Erwin Lutzer – 10 Lügen über Gott

David hatte Gewißheit darüber, daß der Herr sein Leben im Angesicht des Todes bewahren würde. Er jubelte, weil Gott seinen Leib sicher ruhen ließ, auch wenn er sich dem Tod gegenübersah. Der Grund dafür, daß er ruhen konnte, lag darin, daß Gott ihn nicht dem Tod überlassen noch seinen Heiligen die Grube sehen lassen würde. Dieser Vers nimmt auf David Bezug, der sich selbst Gottes Heiliger genannt hatte, d. h. genauer, einen der Heiligen Gottes (vgl. V. 3 ). Er tröstete sich mit der Tatsache, daß Gott zu keiner Zeit zulassen würde, daß sein Körper stürbe und in der Grube zugrunde ginge. In der Tat hatte Gott ihn den Weg des Lebens erkennen lassen, so daß er an der Erfahrung weiterer Freude an Gottes Gegenwart Anteil hatte (V. 11 ).
Vers 8-11 hat Petrus am Pfingsttag zitiert ( Apg 2,25-28 ), und Ps 16,10 b wurde von Paulus in bezug auf die Auferstehung Christi in Antiochien zitiert ( Apg 13,35-37 ). So werden die Worte Davids auch typologisch gesprochen; sie überschritten seine eigene Erfahrung und wurden in Christus zu einer historischen Wahrheit. Die Bewahrung vor der verderbenden Grube ist der Grundgedanke sowohl hinter Davids als auch hinter Jesu Erfahrung. Allerdings wurde diese Tatsache bei David durch die Errettung vom Tod, bei Jesus jedoch durch die Auferstehung vom Tod Wirklichkeit.
Der Tod bedeutete für David keine Bedrohung, denn er erfreute sich an dem großen Segen und an der Gemeinschaft mit dem Herrn. Gott würde nicht den Tod und die Grube zulassen, um diese wunderbare Gemeinschaft zu unterbrechen. Genauso ist dies im weiteren Sinn für die Gläubigen heute wahr, die durch die Auferstehung die ganze Offenbarung haben und von sich sagen können, daß, wenn sie sterben, Gott nicht den Tod diese völlige Gemeinschaft zerstören lassen wird, an der sie sich mit dem Herrn erfreuen ( 2Kor 5,8; Phil 1,23 ). Dieser Ausdruck des Glaubens ist deshalb möglich, weil Christus den Tod überwunden hat ( Lk 24,6 ) und auferstand, um der Erstling aller zu werden, die schlafen ( 1Kor 15,20 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Fromme sieht die Verwesung nicht

„Ich habe den HERRN stets vor mich gestellt; weil er zu meiner Rechten ist, werde ich nicht wanken. Darum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele. Auch mein Fleisch wird in Sicherheit ruhen. Denn meine Seele wirst du dem Scheol nicht überlassen, wirst nicht zugeben, dass dein Frommer die Verwesung sehe. Du wirst mir kundtun den Weg des Lebens; Fülle von Freuden ist vor deinem Angesicht, Lieblichkeiten in deiner Rechten immerdar“ (Ps 16,8-11).

Der 16. Psalm ist ein Psalm von David. Aber es geht in diesem Psalm um einen Größeren als David. Das konnte auch schon einem Israeliten klar sein, der zur Zeit des Alten Testaments diesen Psalm las. Denn dem „Frommen“ in Psalm 16 werden bemerkenswerte Worte in den Mund gelegt, die David nicht sagen konnte:

  • Der Fromme Gottes frohlockt zu Lebzeiten in Gott, und sein Fleisch ruht in Sicherheit, wenn der Tod eingetreten ist. Das heißt: Sein Körper wird nicht der Verwesung anheimfallen. Der Fromme wird zwar sterben, aber in kürzester Zeit wieder auferstehen.1
  • Seine Seele wird nicht dem Scheol (Totenreich) überlassen, sondern wenige Tage nach seinem Tod mit dem Auferstehungsleib verbunden, um in der Fülle der Freude vor dem Angesicht Gottes zu leben.

Das trifft auf David nicht zu, denn:

  • Der Körper Davids wohnte nicht in Sicherheit – er wurde Opfer der Verwesung.
  • Die Seele Davids ist bis jetzt im Scheol; David ist noch nicht aus den Toten auferstanden.

Es geht in Psalm 16 um den Herrn Jesus, den Sohn Davids. Von Ihm hat der Prophet David durch den Geist Gottes geredet.

https://www.imglaubenleben.de/2016/der-fromme-sieht-die-verwesung-nicht/

Die zweite Beweislinie, die Petrus zur Untermauerung seines Arguments anführt, dass Jeschua tatsächlich der jüdische Messias Israels war, ist sein Zitat von Psalm 16,8-11 (V. 25-28). Es scheint, dass Petrus die Septuaginta benutzte, aber er könnte auch die hebräische Bibel zitiert haben, und als Lukas die Worte des Petrus übersetzte, entschied er sich, die griechische Septuaginta zu zitieren, anstatt seine eigene Übersetzung des Hebräischen zu verwenden. In jedem Fall würde diese Art von Zitat als „wörtliche Prophezeiung plus wörtliche Erfüllung“ betrachtet werden, denn im Kontext von Psalm 16 sprach der Psalmist eindeutig von der Auferstehung des Messias. Selbst einige Rabbiner verstanden diese Passage als messianisch. So heißt es beispielsweise im Midrasch Tehillim zu diesem Vers: „Meine Herrlichkeit jubelt über den König Messias, der aus mir (d. h. aus David) auferstehen wird“ [65] Petrus erklärte, dass der Verfasser dieses Psalms David war, aber David sprach nicht von sich selbst, sondern er sprach über den Messias (V. 25). Der Sinn des Verses ist, dass der Sprecher auf den Herrn vertraute und sich deshalb freute. Außerdem würde auch sein Körper in der Hoffnung ruhen (V. 26). Er konnte in der Hoffnung ruhen, weil nach dem Tod die Auferstehung kommen würde (V. 27). Aufgrund der Auferstehung wird der Sprecher auf dem Weg des Lebens wandeln (V. 28).

In den Versen 29-33 wendet Petrus den Psalm speziell auf die Messiasschaft Jeschuas an und weist darauf hin, dass der Psalmist unmöglich von David gesprochen haben kann (V. 29). Er begann, indem er die Menge als „Brüder“ ansprach, wobei er sich in diesem Fall nicht auf Glaubensbrüder, sondern auf jüdische Glaubensbrüder bezog, die seine leiblichen Brüder waren. Er bat sie um die Erlaubnis, mit ihnen frei über den Patriarchen David sprechen zu dürfen. Der griechische Wortlaut bedeutet, „dass ich euch alles frei sagen kann“, „dass ich es euch mit Fülle und Kühnheit sagen kann“. Der Grund, warum dieser Psalm nicht von David sprechen kann, ist, dass David sowohl gestorben als auch begraben wurde und dass sein Grab bis zum heutigen Tag bei ihnen ist.

Nach jüdischer Tradition starb David an Pfingsten. Dennoch schlossen einige Rabbiner aus Psalm 16, dass David keine Verwesung erleben würde: „Diese Worte ‚mein Fleisch wird ruhen in Hoffnung‘ lehren uns … dass weder Wurm noch Insekt Macht über David hatten.“[67] Das ist jedoch nicht das, was der Psalmist betonte. Er betonte, dass er wegen der Auferstehung keine Verwesung sieht.

Die Tatsache, dass sich das Grab Davids genau dort befand und jedem zu jener Zeit bekannt war, zeigt, dass der Psalmist nicht von David gesprochen haben kann. Von wem hat er also gesprochen?

In den Versen 30-31 wird erklärt, dass David über den Messias geweissagt hat. Die Grundlage seiner Prophezeiung ist der davidische Bund (V. 30). David war nicht nur ein König, sondern auch ein Prophet und erhielt direkte Offenbarungen von Gott. Er wusste von dem davidischen Bund, weil Gott ihm einen Eid geschworen hatte, d. h. der Bund war mit David geschlossen worden. Der Bund beinhaltete die Tatsache, dass er aus der Frucht seiner Lenden einen auf den Thron setzen würde; aus der Frucht des Leibes Davids, dem Fleisch nach, würde ein König kommen, der für immer auf dem Thron sitzen würde. So verstand David aus der Verheißung Gottes, dass der Messias sein Nachkomme sein würde.

Petrus wies darauf hin, dass David in der Prophezeiung von Psalm 16 nicht von sich selbst, sondern von der Auferstehung des Messias sprach (V. 31): Er sah dies voraus und sprach von der Auferstehung des Messias, dass er nicht dem Hades überlassen wurde und sein Fleisch nicht die Verwesung sah. David sah „dies“ voraus. Das Wort bedeutet, dass David auf der Grundlage des Bundes, den Gott mit ihm geschlossen hatte, aufgrund der Auferstehung des Messias einen ewigen Nachkommen auf dem Thron haben würde. Wie die englische Übersetzung hat auch die griechische Formulierung für „des Messias“ einen bestimmten Artikel und spricht von tou Christou, „dem Christus“, was „der Messias“ bedeutet. Petrus führt weiter aus, dass die Seele des Messias nicht im Hades oder im Scheol geblieben ist. Außerdem war er nicht lange genug im Grab, um das Fleisch zu verderben.

In Vers 32 betont Petrus, dass dieser Jeschua von Gott auferweckt wurde. Mit anderen Worten: Der Messias des vorigen Verses ist Jeschua, dessen Auferstehung die Apostel bezeugt haben.

….

Während sich das Verb „auferweckt“ in Vers 33 nicht auf die Auferstehung bezieht, wendet sich Paulus in Vers 34 dem eigentlichen Ereignis zu: Er hat ihn von den Toten auferweckt, damit er nicht mehr ins Verderben zurückkehrt. Gott hat den Messias von den Toten auferweckt, damit er nie wieder stirbt. Deshalb ist er die Erstlingsfrucht der ersten Auferstehung. In seinem Auferstehungsleib ist er nicht mehr der Sterblichkeit und der Verwesung unterworfen, sondern hat Unsterblichkeit und Unverweslichkeit angezogen. Paulus zitiert dann Jesaja 55,3b: „Ich will euch den heiligen und sicheren Segen Davids geben. Dies ist eine Anspielung auf den davidischen Bund, der vier ewige Dinge versprach: ein ewiges Haus, ein ewiges Königreich, einen ewigen Thron und einen ewigen Nachkommen. Die Auferstehung Jeschuas in den ewigen Zustand garantiert die Ewigkeit des davidischen Bundes.

Vers 35 enthält auch ein Zitat, nämlich Psalm 16,10, wo David sagt: Du wirst deinen Heiligen nicht der Verwesung preisgeben. Es folgt die Anwendung des Psalms in den Versen 36-37. In Vers 36 weist Paulus darauf hin, dass David, der Psalmist, nicht von sich selbst gesprochen haben kann, weil er im Gegensatz zum Messias das Verderben gesehen hat. Nachdem er seiner Generation gedient und den Plan Gottes für sein Leben erfüllt hatte, wurde er begraben und wurde zu Staub. Daher kann die Anwendung nicht auf König David erfolgen. Vielmehr spricht Psalm 16,10 von dem Messias (V. 37), den Gott auferweckt hat. Dies ist Jeschua von Nazareth; damit hat Paulus seinen Standpunkt klar gemacht: Jeschua ist der Messias.

In den Versen 38-39 schloss Paulus seine Botschaft an die Juden in Antiochia von Pisidien mit dem Versprechen der Vergebung. In Vers 38 sagte er zu ihnen: So sollt ihr nun wissen, Brüder, dass euch durch diesen Menschen die Vergebung der Sünden verkündigt wird. Paulus sprach sie erneut als „Brüder“ an, die in diesem Zusammenhang seine jüdischen Mitbürger waren. Er wollte sie wissen lassen, dass ihnen durch diesen Mann, der getötet und von den Toten auferweckt wurde, die Verheißung der Vergebung der Sünden verkündigt wurde. Wenn sie glaubten, würden sie nicht nur Vergebung erhalten, sondern auch Rechtfertigung (V. 39), d. h. sie würden für gerecht erklärt werden. Durch den Glauben an Jeschua, den Messias, kann man von jedem Schuldvorwurf unter dem mosaischen Gesetz befreit werden.

Die Verse 40-41 enthalten eine Warnung der Propheten. In Vers 40 war die Warnung vor dem kommenden Gericht im Jahr 70 n. Chr. enthalten. In Vers 41 zitiert Paulus Habakuk 1:5 aus der Septuaginta: „Siehe, ihr Verächter und Verwunderer, ihr werdet umkommen; denn ich tue ein Werk in euren Tagen, das ihr nicht glauben werdet, wenn man es euch verkündigt. Das Zitat fällt in die Kategorie der Auslegung, die als „wörtliche Auslegung plus Anwendung“ bekannt ist. Habakuk sprach wörtlich vom babylonischen Gericht, aber jetzt wurde eine Anwendung auf das Gericht im Jahr 70 n. Chr. gemacht. Die einzige Ähnlichkeit besteht darin, dass Paulus sich an diejenigen wendet, die das Werk Gottes verachten und verspotten könnten.

Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ – II

Jesus sagte zu Thomas:
Ich bin selber die Wahrheit.
Und ich bin selber das Leben.
Und ich bin selber der Weg.
 Ich bin der Weg zum Vater.
Das bedeutet:
Niemand kann alleine zum Vater im Himmel kommen.
Ihr könnt nur zum Vater im Himmel kommen, wenn ihr bei mir bleibt.
Weil ich der Weg bin.
Evangelium in Leichter Sprache – Johannes 14

Um also ein gutes Bild vom Vater zu erhalten, benötigen wir was?
eine gute Gemeinde? … eine gute Familie?
waren die Fragen 2020

6: Der Weg …, Zusammenfassung der johanneischen Christologie. Die Christusgläubigen nannten sich selbst „der Weg“ (Apostelgeschichte 9,2). Die Wahrheit … Leben, die Erkenntnis der Wahrheit ist eine persönliche Beziehung, keine intellektuelle Erfahrung. Niemand … außer durch mich, Grundlage für den exklusiven Anspruch des christlichen Heils.

The Jewish Annotated New Testament: New Revised Standard Version Bible Translation

Zu wem sollten wir beten? Wie Jesus seine Nachfolger lehrte, zu unserem „Vater im Himmel“ (Matthäus 6:9). Er sagte auch: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Johannes 14:6). Wir sollten also nur zu Jehova beten, und zwar durch Jesus. Was bedeutet es, durch Jesus zu beten? Es erfordert, die besondere Rolle anzuerkennen, die Jehova Jesus gegeben hat. Wie wir gelernt haben, kam Jesus zur Erde, um uns von Sünde und Tod zu befreien (Johannes 3:16; Römer 5:12). Jehova hat Jesus außerdem zum Hohen Priester und Richter ernannt (Johannes 5:22; Hebräer 6:20).

Was lehrt uns die Bibel?

Aber da gibt es doch sicher eine Organisation, die den Weg zu Jehovah frei macht? Hat Jehovah etwa einen „Jesus-Ersatz-Weg“ eingerichtet?
Also schauen wir uns die Worte Jesu noch einmal an!

Die Aussage des Thomas (Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst) und seine Frage (wie können wir den Weg wissen) spiegelt das Erstaunen der Elf wider (vgl. Petrus‘ ähnlich lautende Frage in Joh 13,36). Diese Verwirrung sollte sich bis zu Jesu Tod und seiner Auferstehung und bis zum Kommen des Geistes nicht auflösen. Die Jünger besaßen alle Informationen, doch sie konnten nichts damit anfangen.
Jesu Worte „ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ sind die sechste von seinen sieben „Ich-bin“-Aussagen im Johannesevangelium (Joh 6,48;8,12;10,9.11;11,25;14,6;15,1). Er ist „der Weg“, weil er „die Wahrheit“ und „das Leben“ ist. Wie der Vater die Wahrheit und das Leben ist, so ist Jesus die Verkörperung Gottes, und über ihn können die Menschen zum Vater kommen (vgl. Joh 1,4.14.18;11,25). Mit den Worten „niemand kommt zum Vater denn durch mich“ betonte Jesus, daß die Rettung, im Gegensatz zu dem, was die Menschen dachten, nicht auf vielen Wegen erlangt werden kann. Es gibt nur einen einzigen Weg (vgl. Apg 4,12; 1Tim 2,5). Jesus ist der einzige Zugang zum Vater, weil er der einzige ist, der vom Vater herkam (vgl. Joh 1,1-2.51;3,13).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Dieses Ziel muß kein fernes und undeutliches sein. Denn Jesus kann voraussetzen: „Und wohin ich gehe, wißt ihr den Weg (oder: wißt ihr und auch den Weg wißt ihr).“ Denn den Vater kennen sie doch nun, und den Weg zum Vater wissen sie auch. Davon handelte im Grunde alles, was Jesus ihnen in diesen Jahren gezeigt hatte. Jesus wird aber feststellen müssen, daß seine Jünger das doch noch nicht verstanden haben (V. 8. 9). Es ist zunächst wieder Thomas, der voll Ungewißheit das Wort ergreift. „Thomas sagt zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie wissen wir den Weg?“ Wir haben Thomas und seine Art bereits in 11, 16 kennengelernt. Gerade ihm antwortet Jesus nicht mit Erklärungen und Beschreibungen, sondern mit einem Wort, das dem Fragenden unmittelbar Gewißheit zu geben vermag. „Jesus sagt zu ihm: Ich selbst bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, keiner kommt zu dem Vater außer durch mich.“ Wieder haben wir ein „Ich-bin“-Wort vor uns. Wieder faßt Jesus eine große und wesentliche Sache unseres Lebens in seine eigene Person hinein und gibt uns in seiner Person selbst das, was wir sonst vergeblich suchen. Er „ist“ selber das Brot des Lebens und gibt es uns nicht nur. Er „ist“ die Auferstehung und das Leben und vermittelt sie nicht nur. Das wird einzigartig wichtig und klar, wenn es sich um den entscheidenden Weg, den Weg zu Gott, zum Vater handelt. Jesus weist nicht von sich weg auf einen „Weg“, auf dem wir nun bis zum Vater durchdringen müssen. Da kämen wir niemals zu Gott. „Durch ihn“, durch ihn hindurch, finden wir Gott. Warum ist das so? Wissen über Gott, echtes Wissen, das uns verantwortlich macht, gibt es auch abgesehen von Jesus. Aber dieses Wissen führt uns an den Abgrund unserer Ursünde, der unser ganzes sündiges Dasein im Dahingegebensein von Gott folgt (Rö 1, 21–32. Vgl. die Auslegung dazu in der W.Stb). Wie sollen wir als solche Gottlosen, Sünder, Feinde (Rö 5, 5–10) zum „Vater“ kommen! Allein Jesus ist „der Weg“, weil er allein „die Versöhnung für unsere Sünden“ (1 Jo 2, 2) ist. So bringt uns Jesus in seinem Leiden, Sterben und Auferstehen zum Vater zurück und ist darin selber „der Weg“. Darum ist er zugleich „die Wahrheit“. Er lehrt nicht, wie viele Religionen und Weltanschauungen es tun, „Wahrheiten“ über Gott und über uns. „Wahrheit“ steht auch hier wieder in der Einzahl und mit dem bestimmten Artikel und hat den Sinn von „wahrer Wirklichkeit“. In Jesus finden wir die Wirklichkeit des lebendigen Gottes. Darum ist er allein „das Leben“, das er uns nicht nur zeigt oder vermittelt, sondern das wir „in ihm selber“ haben (1 Jo 5, 12. 20). In diesem kurzen Wort Jesu steht das Evangelium in seiner ganzen Eigenart und Herrlichkeit vor uns.

Wuppertaler Studienbibel

Der Herr spricht
Er stellte sich selbst als den Weg und als das Ziel dar. Als der Weg ist er der Mittler zwischen Gott und den Menschen, der „neue und lebendige Weg“ (Hebräer 10,20), und der „Vorläufer“ (Hebräer 6,20), derjenige der als der Gute Hirte Sein Volk führt. Dieser Weg steht im Gegensatz zum breiten Weg, der viele ins Verderben führt.
 Wenn der Gläubige einmal auf diesem Weg ist, kann er die Wahrheit kennenlernen, welche ihn frei macht. Zweifelsohne nimmt der Titel „die Wahrheit“ die Frage des Pilatus vorweg: „Was ist Wahrheit?“ (18,38). Dieser Wesenszug des Herrn bildet den krassesten Gegensatz zu „der Lüge“ (dem Menschen der Sünde), welcher die Menschen am Ende glauben werden (2Thes2,11).
 Es kann wiederum nur ein Gläubiger den Herrn als „das Leben“ kennen; denn „in ihm war Leben“. Leben ist aktiv, und in Christus wächst der Gläubige, tut sich dieses Leben kund, denn es muß „das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleische offenbar“ werden (2Kor 4,11). Dieser wesentliche Charakterzug des Herrn steht im Gegensatz zum Menschen der Sünde, dem Anti-Christus, der getötet und gerichtet werden wird (2Thes2,8).
 Einzig durch den dergestalt geoffenbarten Herrn kann ein Mensch zum Vater kommen. Nur Diebe und Räuber versuchen andere Methoden, welche religiösen aber christuslosen Menschen so wichtig sind. Der Herr aber kennt die Sein sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Die zweite Ermahnung betrifft den Weg zur Errettung (Joh 14,6-7), der durch Jeschua, den Messias, führt. Jeder, der behauptet, dass Gott außer durch Jeschua erkannt werden kann, ist ein Irrlehrer, denn „niemand kommt zum Vater außer durch ihn.“ Natürlich behaupten alle Weltreligionen außerhalb der Heiligen Schrift, dass Menschen unabhängig von Jeschua direkt zu Gott kommen können. Dies widerspricht jedoch Jeshuas Lehre aus Johannes 14:6-7.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Ein persönliches Verhältnis ist nötig – auf dem direktem Weg, ohne den Umweg über einen Papst oder einen leitenden Pastor oder eine gar eine leitende Gruppe! Jesus allein ist der Weg!

wie du ihnen, so du mir?? – II

Und so wird der König ihnen in seiner Antwort erklären: »Ich sage euch die Wahrheit: Insofern habt ihr an mir gehandelt, als ihr an nur einem von diesen meinen unbedeutendsten Geschwistern gehandelt habt.
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Mt 25,40

2020 war meine Frage: Frage an Dich: Seit wann benötigt ER essen und trinken, Kleidung usw. wie es in den Versen davor aufgezählt wird????

Dieser Vers sagt uns, worum es in dem Gleichnis geht. Jesus ist nicht persönlich auf der Erde und deshalb können wir ihm nicht solche persönlichen Gefälligkeiten erweisen, wie es diese guten Schafe getan haben sollen. Aber seine Jünger, die seine und unsere Brüder sind, sind hier, und wir haben immer die Möglichkeit, ihnen Gutes zu tun. (Siehe Galater 6:10.)

E.M. Zerr – Matthäus 25,40

Er deutet ihnen sein Rätselwort. 25,40: Und der König wird antworten und ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Soweit ihr solches einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, habt ihr es mir getan. Er dankt ihnen für das, was sie seinen Brüdern taten; denn der Bruder rechnet die dem Bruder erwiesene Wohltat als für sich getan. Er, der Verherrlichte, war deswegen mit allem Elend belastet bei ihnen, weil seine Brüder mit solcher Not unter ihnen lebten. Wenn es auch nur einer war, dem sie dienten, und ein geringer, der nichts für sich geltend machen konnte, dennoch war diese Wohltat ihm getan. Diese meine Brüder, sagt er; sie sind auch zur Stelle, alle diese Elenden, die damals nicht wußten, daß Christus wie ein Bruder für sie empfand, und die nun hören, wie treu er sich mit ihnen eins macht und wie hoch er die Güte schätzt, die ihnen getan worden ist.
Wir dürfen nicht sagen, diese Brüder Jesu seien nur die Jünger oder die Christenheit; denn das wäre ein eigenmächtiger Zusatz zu Jesu Wort. Er hat allerdings verheißen, daß, wer um seines Namens willen die Kleinen aufnehme oder einem Jünger den Becher mit Wasser reiche, es ihm tue. Aber unser Wort macht Jesu Gnade noch größer, weil er hier von allen Völkern spricht. Darum redet er nicht vom Glauben an ihn und vom Bekenntnis zu seinem Namen, sondern nur von seinem Hunger und seiner Not und nennt damit einen Dienst, den ihm jedermann überall tun kann, wozu er keinen besonderen Unterricht bedarf, weil er das nicht erst durch das Evangelium lernt. So groß und weit ist Jesu Gnade: sie freut sich an jeder Guttat der Menschen, freut sich, daß er ihnen dafür mit dem Himmelreich danken kann. Wir aber murren natürlich wie die Arbeiter im Gleichnis, die zuerst berufen waren, und sagen: Sogar solchen gibst du deinen Lohn! wir müssen an dich glauben, müssen dir gehorchen, und diesen gibst du dein Himmelreich, obwohl sie nichts taten, als daß sie einen deiner hungrigen Brüder speisten. Jesus hat uns die Antwort dafür gegeben: So werden Erste Letzte! und gibt sie uns auch sofort wieder: Wem es zu gering scheint, den Bruder zu speisen, der ist verflucht. Kann denn darin, daß Jesus seine Gnade groß macht, irgendwelche Schwierigkeit für unseren Glauben liegen? Je herrlicher Jesu Gnade ist, um so leichter, froher und gewisser wird der Glaube. Auf den läßt sich trauen, der für jede Liebe mit dem Himmelreich dankt.
Aber preist Jesus damit nicht das Werk? Gewiß, er preist es! Es ist aber ein großer Unterschied, ob wir unser Werk preisen oder ob er es preist! Wenn die, die ihn in den Brüdern speisten, zu ihm sagen wollten: Dich haben wir gespeist, sieh doch, wieviel wir dir getan haben, wie hoch du durch unsere Güte uns verpflichtet bist! so wissen wir, was Jesu Antwort wäre: Deine Linke hat gemerkt, was deine Rechte tat, damit hast du deinen Lohn! Diese stolze Liebe, die sich bläht und Christus sich verpflichtet meint, ist verdorben. Jesus dankt nur solchen, die ihm sagen: Wir konnten dir nichts tun; wann warst du je unser Gast? Darin erscheint Jesu Gnade, daß er unser Werk als ihm getan annimmt und nicht von unseren Sünden mit uns redet. Und unser Glaube besteht darin, daß wir den Herrn unser Werk rühmen lassen und es nicht selber rühmen und von seiner Güte das Himmelreich erwarten und nicht von unserem Werk. Er besteht aber nicht darin, daß wir das Werk uns ersparen, weil Jesus mit unserem Glauben zufrieden sein dürfte. Wozu hat er denn von den Törinnen geredet, die sich um das Himmelreich betrogen, und vom faulen Knecht, der nichts tat? Doch nicht dazu, damit wir mit dem Glauben unsere Bosheit decken. Es gibt hier nur zwei Wege: entweder tun wir Gottes Willen, oder wir tun unseren bösen Eigenwillen. Wen der Glaube nicht zu jenem führt, der geht den anderen Weg und hat dadurch den Ölkrug vergessen und sein Talent verscharrt.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Überlagert wird die Herkunftsfrage vom zentralen Problem der Interpretation: mit wem identifiziert sich der königliche Richter? Für zahlreiche ältere Kommentare und neuere Interpreten sind die Brüder Jesu bzw. die Geringsten, in denen er den im Gericht Angeredeten begegnet, die Christen, seine Jünger. Eine besondere Ausprägung erfährt diese Deutung bei Joach. Jeremias. Der Gerichtsdialog gibt Antwort auf die Frage nach dem Maßstab, aufgrund dessen die Heiden gerichtet werden. Während für die Jünger das Bekenntnis zu Jesus das eschatologische Schicksal bestimmt (10,32f.), liegt für die Heiden, die Jesus nicht begegneten, alles am Verhalten zu seinen Boten. In Ausgestaltung des in 10,40–42 Gesagten werden die seinen Jüngern, den urchristlichen Missionaren, erwiesenen Werke der Barmherzigkeit als ihm selbst geschehen gewertet. Faßt man es so auf, so wird man das Urteil von L. Cope nicht scheuen dürfen: »The ethic is a churchly«.
Seit den sechziger Jahren mehrt sich die Zahl der Interpreten, die für ein universales Verständnis des in 25,40 formulierten Maßstabs eintreten. Dabei werden die Akzente durchaus verschieden gesetzt. U. Wilckens meint, daß das Motiv der Boteninstruktion bewußt entschränkt auf alle Menschen als »Gottes Brüder« bezogen wird. Für P. Christian ist es wichtig, daß es sich trotz der uneingeschränkten Identifizierung des Richters mit den Geringsten um eine Mahnung an die Christen handelt, die hier den für sie im Gericht geltenden Maßstab vorgelegt bekommen. Dieser stimmt mit dem überein, den Matthäus mit seiner nachdrücklichen Betonung des Tuns auch an anderen Stellen (vgl. 7,21–23) bietet.

Theologischer Handkommentar zum Neuen Testament

Die »Antwort« des »Königs« spitzt sich auf das eine zu: »Was… irgendeinem von diesen meinen geringsten Brüdern getan« ist, ist ihm selbst getan. In jedem »von diesen Brüdern« begegnet Jesus selbst. Im ganzen NT ist aber eindeutig, wer Jesu »Brüder« sind: seine Jünger (Mt 12,49ff.; Mt 18,15.21.35; 23,8; 28,10; Lk 22,32; Joh 20,17; Röm 8,29; Hebr 2,11.17).
Niemals werden andere so genannt. Dass Jesus den Menschen im Jünger begegnet, ist ebenfalls mehrfach gesagt: »Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf« (Mt 10,40) – »Wer euch hört, der hört mich« (Lk 10,16). Ja, schon das AT verbindet Gott und seine Leute zu einer ähnlichen Einheit (1 Sam 8,7; Spr 14,31; 19,17; vgl. Joh 17,21ff.). Diese Beobachtung wird dadurch bestätigt, dass »Geringe«, »Kleine« oder »Geringste« ebenfalls die Jünger Jesu bezeichnet (Mt 10,42; 11,11; 18,6.10.14; Lk 12,32). Die Wendung »diese Kleinen« in Mt 18,6.10.14 steht ganz nahe bei Mt 25,40. Vielleicht ist die Szene in unserem Vers sogar so zu verstehen, dass Jesus bei »diesen meinen geringsten Brüdern« auf die mit ihm vereinigte Gemeinde deutet (vgl. Mt 24,31; 25,21.23; 1 Kor 6,2; 15,23.51ff.; 1 Thess 4,14ff.; Off 19,7ff.; Off 20,4ff.). Mit J. A. Bengel, K. F. Harttmann u. a. ist deshalb daran festzuhalten, dass es sich bei den »Brüdern« in Mt 25,40 wirklich um die Jünger Jesu handelt.
Von da aus erschließt sich der übrige Inhalt des Gleichnisses. So wie das Vaterunser das Gebet einer leidenden und verfolgten Gemeinde darstellt, so wie Mt 10,40ff. denjenigen »Lohn« verspricht, die Jesu verfolgten Jüngern Gutes tun, so tröstet unser Gleichnis die Jünger dadurch, dass es jedem die Rettung im Weltgericht verspricht, der ihnen Gutes getan hat – denn »das habt ihr mir getan«. Die Jünger sind ja der Leib Jesu (Röm 12,4ff.; 1 Kor 12,12ff.). So weit greift also Gottes Barmherzigkeit hinaus, dass sie um Jesu willen nicht nur diejenigen rettet, die ein Glied an seinem Leibe geworden sind, sondern auch diejenigen, die einem Glied seines Leibes Gutes getan haben! Was solche Wohltaten für die verfolgten Jünger bedeuten, können wir heute an denen ermessen, die als kommunistische oder nazistische Funktionäre oder als Soldaten Idi Amins Christen gedeckt und geschont haben. Zugleich weist dieses Gleichnis neben der ungeheuren Verantwortung der Jünger, die Mt 25,14ff. gezeichnet hat, auf ihre unermeßliche Würde hin. Als »Brüder« Jesu stehen sie unter dem Schutz des himmlischen Vaters, der keinen Becher kalten Wassers unbelohnt lässt, der ihnen gereicht wird. Wie in Mt 10,32ff. sind also Mahnung und Tröstung verbunden. Der Trost für die Jünger charakterisiert auch den Schluss des Johannesevangeliums (vgl. Joh 14,1ff.; Joh 14,16-27ff.; Joh 15,18ff.; Joh 16,5-16ff.; Joh 17,1ff.).

Edition C – NT

Diener des Herrn aufnehmen, denn Er hat sie gesandt
Der verherrlichte Herr beruft seine Diener und sendet sie aus zum Dienst. Sie dienen unter seiner Autorität und der Leitung des Heiligen Geistes. Diener des Herrn aufzunehmen bedeutet, den Herrn aufzunehmen, der sie gesandt hat. Und damit ebenso den Vater, der den Herrn gesandt hatte.
Diesen Grundsatz macht der Herr in Matthäus 25,40 deutlich. Er spricht dort von zukünftigen Tagen, wenn treue Juden das Evangelium des Reiches verkündigen und deswegen verfolgt werden. Wer sie aufnimmt und mit dem Nötigsten versorgt, nimmt dadurch den kommenden König – den Messias – auf. Selbst „kleine“ Liebesbeweise, wie das Geben eines Bechers Wasser, schätzt der Herr wert und verbindet sie direkt mit der Aufnahme seiner Person.
Brüder aufnehmen ist auch eine aktive Mitarbeit und Unterstützung des Dienstes selbst. Gajus, an den Johannes seinen dritten Brief schrieb, hatte Brüder aufgenommen, die für den Namen des Herrn Jesus ausgegangen waren, obwohl sie ihm nicht bekannt waren. Sie waren eben nicht von Menschen ausgesandt und dienten nicht Menschen. Der Herr hatte sie ausgesandt und sie dienten Ihm. Daraus leitet Johannes eine Belehrung für uns alle ab, wenn er sagt: „Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit werden“ (3 Johannes 8). Gott ehrt damit solche, die seine Diener aufnehmen.
Das ist auf der einen Seite eine Ermunterung für jeden Diener des Herrn. Er verbindet sich mit seinen Dienern. Welche Wertschätzung! Auf der anderen Seite ermuntert das aber vor allem auch diejenigen, die ihre Häuser für Diener des Herrn öffnen und ihnen in praktischen Dingen dienen. Gott zeigt auch ihnen seine Wertschätzung. Jeden Liebesbeweis erkennt Er an.

Bleib in mir 01 2021

Der König „auf dem Thron“ (V.31) wird die zu seiner Rechten – die Schafe – einladen, in das Reich, das Gott von Anbeginn der Welt für sie bereitet hat, einzugehen. Ihr Zugang gründet sich auf das Gute, das sie getan haben, denn sie haben dem Herrn zu essen und zu trinken gegeben und ihn aufgenommen (V.35 – 36). Die „Schafe“ selbst werden sich überhaupt nicht erinnern, dem Herrn je so unmittelbar gedient zu haben (V.37 – 39), doch der König erklärt ihnen: „Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan“ (V.40).
Der Ausdruck „diese Brüder“ muß sich auf eine dritte Gruppe beziehen, die weder zu den Schafen noch zu den Böcken gehört. Dabei kann es sich nur um die Juden, die leiblichen Brüder des Herrn, handeln. Denn in der Zeit der Trübsal wird das Leben aller gläubigen Juden schwer bedroht sein (vgl. Mt 24,15-21). Die Schergen des Diktators der Welt werden alles tun, um sie zu vernichten (vgl. Offb 12,17). Ein Heide, der in dieser Zeit einem Juden hilft, beweist damit, daß er während der Trübsal zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist. Er setzt mit dieser Einstellung und Handlungsweise sein Leben aufs Spiel. Seine Werke werden ihn zwar nicht retten, aber sie werden zeigen, daß er erlöst ist.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Oberflächlichkeit ?!?

Daher, meine Geliebten, gleichwie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Gegenwart, sondern jetzt vielmehr in meiner Abwesenheit, bewirket (O. wirket aus, vollführet) eure eigene Seligkeit (O. Errettung, Heil) mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen.
Elberfelder 1871 – Phil 2,12–13

Liebe Freunde, als ich bei euch war, habt ihr meine Anweisungen immer treu befolgt. Jetzt, in meiner Abwesenheit, müsst ihr noch mehr darauf achten, dass Gottes Liebe in eurem Leben sichtbar wird. Deshalb gehorcht Gott voller Achtung und Ehrfurcht. Denn Gott bewirkt in euch den Wunsch, ihm zu gehorchen, und er gibt euch auch die Kraft, zu tun, was ihm Freude macht.
Neues Leben Bibel – Philipper 2,12–13

Also, ihr Lieben, ihr habt ja immer alles umgesetzt, was ich euch empfohlen habe. Egal, ob ich bei euch vor Ort bin oder ob ich gerade nicht da sein kann: Hört auf das, was ich euch sage! Tut was dafür, dass ihr von Gott gerettet werdet! Von dem Gott, vor dem man zittern muss. Aber dieser Gott sorgt ja für beides bei euch, einmal, dass ihr das überhaupt wollt, und dann, dass ihr es überhaupt schaffen könnt, damit er sich über euch freut.
VolxBibel – Phil 2:12–13

Was folgt daraus, liebe Freunde? So, wie ihr Gott bisher immer gehorsam gewesen seid, sollt ihr euch ihm auch weiterhin mit Respekt und tiefer Ehrfurcht unterstellen und alles daransetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt – nicht nur, wenn ich bei euch bin, sondern erst recht jetzt, während meiner Abwesenheit.  Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.
Neue Genfer Übersetzung – Philipper 2:12–13

Heute Nacht ein Buch über die Bergpredigt gehört. Der Autor schreibt im Vorwort:

Ich denke, es ist kein barsches Urteil, wenn ich sage, dass das Hauptkennzeichen der christlichen Gemeinden von heute leider die Oberflächlichkeit ist. Dieses Urteil basiert nicht allein auf der gegenwärtigen Situation der christlichen Gemeinden, sondern vielmehr auch auf den gegenwärtigen Beobachtungen im Lichte der gemeindlichen Situation in vergangenen Epochen der Kirchengeschichte. Es gibt nichts Hilfreicheres für das geistliche Leben eines Christen als das Studium der Kirchengeschichte, insbesondere das Studium der großen geistlichen Bewegungen des Heiligen Geistes – von ihnen zu lesen und zu erfahren, was in den Gemeinden zu verschiedenen Zeiten vor sich gegangen ist. Nun, ich bin davon überzeugt, wer den gegenwärtigen Zustand der christlichen Kirche im Lichte vergangener Epochen sieht, wird, wenn auch widerstrebend, zu folgender Schlussfolgerung kommen: Das vorherrschende Merkmal der christlichen Kirchen heute ist die – wie ich schon sagte – Oberflächlichkeit. Wenn ich das so behaupte, dann meine ich gar nicht nur die gegenwärtige Oberflächlichkeit in Sachen Evangelisation. Auf diesem Feld, so können wir uns sicherlich einigen, ist die Oberflächlichkeit besonders auffällig. Aber ich denke nicht nur an moderne Evangelisationsmethoden im Vergleich und im Kontrast zu den evangelistischen Anstrengungen früherer Tage – beispielsweise die heutige Tendenz zur Ausgelassenheit und zu Methoden, die unsere Väter zutiefst schockiert hätten. Ich denke aber auch und zuallererst an das Leben der Gemeinden von heute ganz im Allgemeinen, für die das auch zutrifft, selbst in Dingen wie ihre Vorstellung von Heiligkeit oder wie sie der Frage nach der Heiligung und der Lehre von einem gottgefälligen Leben nachgehen.
Für uns ist es daher wichtig, nach der Ursache für diese Situation zu fragen. Meinerseits schlage ich vor, dass die Hauptursache für diesen Zustand unser Verhältnis zur Heiligen Schrift ist. Wir haben versagt, sie ernst zu nehmen, wir haben versagt, sie so zu nehmen, wie sie ist, und sie zu uns reden zu lassen. Verbunden damit ist auch unsere ständige Tendenz, von einem Extrem ins andere zu fallen. Aber die Hauptursache – das ist meine Überzeugung – liegt in unserer Haltung zur Heiligen Schrift. Lasst mich etwas genauer erklären, was ich damit meine.

D. Martyn Lloyd-Jones – Bergpredigt: Predigten über Matthäus 5,3–48

Ein paar Seiten später, geht der Autor auf die Bibelstelle aus Philipper ein:

Letztlich, diese Betrachtung muss uns vor Augen geführt haben, wie sehr wir den Heiligen Geist brauchen. Sie und ich, wir sind in den oben genannten Dingen gefragt. Jawohl, aber wir benötigen dabei die Kraft und Hilfe, die der Heilige Geist allein geben kann. Der Apostel Paulus sagt das so: „Wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet.“ Die Kraft des Heiligen Geistes wird uns gegeben werden. Er ist Ihnen schon gegeben, wenn Sie Christ sind. Er ist in Ihnen; er wirkt in Ihnen „beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (Phil 2,13). Wenn wir unseren Auftrag erkennen und uns danach sehnen, ihn zu erfüllen, und diese Reinigung uns ein großes Anliegen ist, wenn wir mit dem Prozess des Abtötens beginnen, dann verleiht er uns die Kraft dazu. So lautet die Verheißung. Also dürfen wir die Dinge nicht tun, von denen wir wissen, dass sie uns schaden. Wir leben als solche, die von ihm mit Macht ausgerüstet sind. In einem Satz hört sich das so an: „Schaffet, dass ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern. Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen“ (2,12.13). Beide Seiten sind absolut wichtig. Wenn wir allein unser Fleisch töten, in unserer eigenen Stärke und Macht, dann schaffen wir einen falschen Typus von Heiligung, der eigentlich gar keine Heiligung ist. Erkennen wir aber die eigentliche Macht und das Wesen der Sünde – ihren Griff, mit dem sie die Menschen hält, ihren verunreinigenden Effekt –, dann wird uns bewusst, wie geistlich arm und schwach wir sind. Und dann werden wir stets um die Kraft flehen, die allein der Heilige Geist uns geben kann. In dieser Kraft wird es uns dann gelingen, das „Auge auszureißen“ und „die Hand abzuhauen“, das Fleisch zu töten und das Problem anzugehen. In der Zwischenzeit wirkt er in uns fort und wir bleiben nicht stehen, bis wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen werden und in seiner Gegenwart stehen werden, fehlerlos, untadelig, fleckenlos und ohne Tadel.

D. Martyn Lloyd-Jones – Bergpredigt: Predigten über Matthäus 5,3–48

Schauen wir uns andere Kommentare zu Philipper an:

Das Wörtchen ‚also‘ verbindet die Verse 12-13 mit den unmittelbar vorangehenden. Christus gehorchte dem Vater und führte seinen Plan bis zum Tod am Kreuz aus ( V. 8). Die philippischen Christen sollen sich nun um denselben Gehorsam bemühen und Paulus‘ Anweisungen, in denen er sich auf das Beispiel Christi stützt, befolgen.
Die folgende Ermahnung ist sehr direkt und deutlich formuliert, doch ihre Strenge wird gemäßigt durch die Zuneigung des Apostels, die in der Anrede „meine Lieben“ mitschwingt. Dieser liebevolle Ton rief in den Philippern zweifellos Erinnerungen an den ersten Besuch des Apostels und seines Mitarbeiters Silvanus wach. Damals hatte er sie zum christlichen Glauben hingeführt und bekehrt und eine Gemeinde in ihrer Stadt gegründet ( Apg 16,19-40 ). Sie waren seinen Anweisungen rasch und bereitwillig nachgekommen, als er bei ihnen war. An diese Bereitwilligkeit erinnert der Apostel sie nun und fordert dann von ihnen den gleichen Gehorsam auch jetzt, da er fern ist. Schon zuvor hatte er betont, daß seine Abwesenheit ihren christlichen Wandel nicht beeinträchtigen darf (Phil 1,27).
Die Forderung, die er im Hinblick auf ihre geistliche Weiterentwicklung und im Blick auf das Vorbild Christi an sie richtet, klingt hart: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.“
Dieser Satz wird allgemein so ausgelegt, daß es darin um die persönliche Rettung der Heiligen in Philippi geht. Sie werden aufgefordert zu „schaffen“, d. h. in ihrem alltäglichen Leben in die Tat umzusetzen, was Gott durch den Geist in ihnen bewirkt hat. Sie sollen ihre Rettung nicht selbst herbeiführen, sondern die Rettung, die Gott ihnen bereits geschenkt hat, in ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen. Angesichts der Uneinigkeit und des Hochmuts, die offenbar in Teilen der Gemeinde herrschten, scheint diese Deutung richtig. Einige Gläubige in Philippi waren anscheinend nichts weniger als selbstlos und stellten die Bedürfnisse der anderen keineswegs über ihre eigenen (vgl. Phil 2,3-4).
Manche Exegeten verstehen Paulus‘ Aufforderung aber auch als Aufruf zu einem wirklichen gemeinsamen Leben der ganzen philippischen Gemeinde. Die Anhänger dieser These finden einen Anhalt im unmittelbaren Kontext des Abschnitts, denn Paulus wirft den Philippern hier vor, daß sich jeder nur um sich selbst kümmere (vgl. V. 4). In diesem Fall bezöge sich das „Seligwerden“ auf die Erlösung der gesamten Gemeinde aus ihrer Uneinigkeit, ihrem Stolz und ihrer Selbstsucht.
Vielleicht ist es am besten, beides in diesem Vers zu sehen – die Umsetzung der persönlichen Erlösung in die Praxis und die Rettung oder Befreiung der gesamten Gemeinde aus allem, was sie davon abhielt, den Segen Gottes in seiner ganzen Fülle zu erfahren.
Das Bemühen um diese Ziele soll „mit Furcht und Zittern“, d. h. in absolutem Vertrauen auf Gott, nicht auf sich selbst, geschehen.
Der einzige Weg zur Erfüllung der Forderung des Apostels führt über Gott, der die Christen dazu befähigen kann, nach seinem Willen zu leben ( V. 13). Paulus erinnert die philippischen Heiligen daran, daß Gott ja in ihnen wirkt und ihnen das Wollen und das Vollbringen schenkt, so daß sie ihm wohlgefällig leben können. Zu einem solchen Lebenswandel sind sowohl die göttliche Befähigung als auch die menschliche Verantwortung nötig. Die Gläubigen sind Partner Gottes, sie arbeiten mit ihm zusammen. Das Verb wirkt ( V. 13) ist gleichbedeutend mit „Kraft geben“ oder „befähigen“. Gott macht die Seinen bereit und willig dazu, sein Werk zu vollbringen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Wie viel Unheil gestiftet werden kann, wenn Bibelverse für sich allein, aus dem Zusammenhang gerissen, gelesen werden, lässt sich an Vers 12 erahnen. Wie viele seelsorgerliche Nöte sind entstanden, weil einer dieses Wort: »Schaffet euer Heil mit Furcht und Zittern« gelesen hat, ohne auf den Zusammenhang zu achten. Vers 12 kann nicht ohne Vers 13 gelesen werden! Sonst muss ein verzerrtes Bild entstehen, aus dem die Werkgerechtigkeit folgt. Dieser zwölfte Vers sollte aber ebenfalls nicht ohne den fünften Vers gelesen werden. Der Eindruck, den moderne Übersetzungen vermitteln, dass Paulus hier mit einem neuen Einsatz beginnt, trügt. Das »Damit« am Anfang des Verses weist zurück auf die Aufforderung in Vers 5: »Ein jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war. Dass diese Gesinnung sehr stark mit dem Gehorsam zusammenhängt, wurde aus den Versen 6-11 deutlich. Daran knüpft die Rede vom »Gehorchen« hier an. Paulus ruft die Gemeinde in Philippi weiterhin zum Gehorsam auf. Dabei geht es nicht um etwas Neues. Die Gemeinde hat ihren Gehorsam gezeigt, noch als Paulus bei ihnen war, aber auch zu allen anderen Zeiten. Hier geht es um den Gehorsam im Blick auf die Lösung des besonderen Problems in Philippi.

Die Gemeindeglieder sollen gerade in ihren Streitigkeiten den Sinn Christi sich zu eigen machen. Setzen sie ihre eigenen Interessen über die Interessen der Gemeinde – und das bedeutet über die Interessen Christi – dann haben sie den Heilsweg verfehlt und befinden sich nicht mehr in der Nachfolge. Die Aufforderung, ihr eigenes Heil zu schaffen, ist bedeutungsgleich mit der Aufforderung, gehorsam zu sein. Der Gehorsam soll ja nicht Paulus zuliebe geschehen. Vielmehr wirkt Gott in uns so, dass wir auf sein Wort hören und gehorsam das tun bzw. lassen, was seinem Willen entspricht. Das Heil wird keineswegs verdient. Dieser Gedanke ist nirgends in diesen Versen zu finden. Aber ebenso wenig wie das Heil verdient wird, wird es außerhalb der Nachfolge und des Gehorsams empfangen. Das Heil ist und bleibt Geschenk. Wie aber alle Geschenke, so will auch das Geschenk der Gnade angenommen werden. Die Begriffe »Gehorsam« und »Gnade« schließen sich gegenseitig nicht aus. Vielmehr stehen sie in einer engen Beziehung zueinander. Wo kein Gehorsam ist, ist Gnade notwendig, aber wo Gnade angenommen wird, wird Gehorsam folgen.

Auch im Deutschen können wir den Gehorsam umschreiben mit der Wendung »hören auf etwas«. Dies ist die Grundbedeutung des griechischen Wortes. Es ist ein Grundsatz der frohen Botschaft, dass sie uns aus Gnaden frei verkündigt wird. Doch wie Römer 10,13ff. zeigt, kommt es darauf an, dass diese Botschaft gehört und angenommen wird. Gehorsam ist die Annahme der Botschaft. Wir könnten auch sagen, dass Gehorsam die Antwort auf die Verkündigung der frohen Botschaft ist.

Wir erleben eine zunehmende Abneigung gegenüber dem Begriff Gehorsam. Unsere Ideale, wie Freiheit und Selbstentfaltung, finden darin keinen Platz.

»Gehorsam« in der Sprache der Bibel setzt aber menschliche Freiheit voraus. Gehorsam ist die freie Antwort auf das Wort Gottes. Es geht hier um eine Beziehung in beide Richtungen: Gott Mensch, Mensch – Gott. Von daher wird auch deutlich, dass »Gehorsam« mit der Redewendung in unserem Vers »euer eigenes Heil schaffet« zu tun hat. »Heil- (griech. soterlia) als Rettung vor dem Verderben ist nicht ohne die Verbindung zu Gott denkbar. Kamen das Verderben und der Tod als Ergebnis der Trennung von Gott, so ist die Rettung, das Heil nur als Ergebnis der Wiederherstellung der Verbindung zu Gott zu verstehen. Diese Verbindung ist aber gekennzeichnet von der Wechselwirkung zwischen Wort und Antwort. Diese Antwort ist jedoch nicht nur ein Geschehen in Worten, sondern Ausdruck unseres ganzen Lebens. Gehorsam ist ein »auf den Ruf Gottes Hören« mit all dem, was wir tun. Dies hat also nichts mehr mit dem Selbstbehauptungstrieb zu tun, sondern bedeutet ein Leben in der Hingabe und in der Nachfolge. Der Zeitgeist unserer Tage kann nichts mit dem Gedanken des Gehorsams anfangen, weil ihm die Beziehung zwischen Gott und Mensch fehlt.

Dreierlei muss noch zu der Wendung: »Schaffet mit Furcht und Zittern euer eigenes Heil« gesagt werden. Zum ersten gibt »schaffet« das zugrundeliegende griechische katergazesthe nur ungenügend wieder. Das liegt an der vielschillernden Bedeutungsskala des deutschen Wortes. »Schaffen« kann sowohl die schöpferische Tätigkeit des Schaffens aus dem Nichts, als auch etwa die Durchführung einer Tätigkeit bedeuten. Nur Letzteres ist mit dem griechischen Wort ausgesagt. Es geht hier keineswegs um eine Urhebertätigkeit. Es geht nicht um das Bewirken des Heils, sondern um seine Ausarbeitung. Es geht nicht um die Voraussetzung, sondern um Konsequenzen. Unser seelsorgerliches Dilemma wird hier ganz ernstgenommen. Gott weiß wohl, dass wir als eine Form der Versuchung streckenweise den Glauben und das Glaubensleben als eigene Leistung empfinden. Er teilt uns aber mit, dass dieses unser persönliches Empfinden nicht das Maßgebliche ist, sondern dass er derjenige ist, der auch in der Versuchung uns beisteht und uns die Kraft zum Glauben gibt. Die Gemeinde in Philippi wird aufgerufen, die von Gott gegebenen Zusagen (s. V. 1-4) in ihrem Leben zur Entfaltung kommen zu lassen (V. 13).

Das in Vers 13 zweimal verwendete Wort energein hat nun die oben zuerst genannte Bedeutung von »schaffen«. Gott allein ist der Urheber des Heils. Aber doch nimmt er uns als seine Geschöpfe und freiheitliche Wesen ernst. Wir sind für ihn keine unpersönliche Modelliermasse, die sich passiv gestalten ließe, sondern er sehnt sich danach, dass wir aus freien Stücken unsere Liebe hin erweisen, gerade auch Gehorsam. Dass diese Liebe, die wir zu ihm erweisen, nur aus der von ihm her kommenden Liebe entspringen kann, ist eine Erkenntnis, die dem Glaubenden vorbehalten bleibt.

In diesen Zusammenhang gehört dies als zweites: Oftmals wird »Mit Furcht und Zittern« im Sinne einer falschen Gesetzlichkeit verstanden. Sowenig die »Ausarbeitung unseres Heils« die Ursache unserer Rettung ist, so verkehrt wäre es, diese Wendung in jenem Sinne auszulegen. Durch eigenes Schaffen wird keiner das Heil erlangen, auch derjenige nicht, der bangt und sich ängstigt, der aus Angst vor dem Verlorengehen in eine verzweifelte Werkgerechtigkeit abgleitet. Ebenso falsch wäre es, die Wendung »mit Furcht und Zittern« in ihrem Gewicht abmindern zu wollen, indem man darauf hinweist, dass es sich hier um eine stehende Redewendung handelt. Zwar verwendet Paulus diese schon aus dem AT bekannte Wendung mehrmals (1Kor 2,3; 2Kor 7,15; Eph 6,5), aber nie in einer abgegriffenen Bedeutung. Gerade die Zusammenstellung der beiden Begriffe »Furcht« und »Zittern« soll ja die schwerwiegende Bedeutung der Sache, um die es geht, zum Ausdruck bringen. Dies ist es, woran wir uns schwertun. Es erscheint uns anstößig, unsere Beziehung zu Gott und unser ethisches Leben von der Furcht kennzeichnen zu lassen. Wir denken zu Recht an Stellen wie Römer 8,15 oder 1Johhannes 4,18, wo uns die Überwindung der Furcht in Jesus Christus zugesprochen wird. Auch in Phil 1,14 war schon die Rede von der Überwindung der Furcht. Das ist auch der Grundzug des Evangeliums, der frohen Botschaft: Den Jüngern Jesu ist der Grund zum Fürchten weggenommen: Das bedeutet, dass sie nicht mit der unbegründeten Furcht, mit der Angst, leben müssen. Die moderne Psychologie hat uns den Unterschied zwischen Furcht und Angst aufgezeigt. Furcht richtet sich gegen etwas Bestimmtes. Angst dagegen hat kein klares Gegenüber. Sie ist ein beengendes und beklemmendes Gefühl, das zwar eine Gefahr wahrzunehmen meint, diese Gefahr aber nicht näher bestimmen kann. Angst brauchen wir als Christen nicht zu haben. Wir dürfen uns geborgen wissen in Gottes Hand.

Und dennoch sollten wir nicht »furchtlos« sein. Die Bibel als Ganzes und auch das NT im besonderen sprechen einhellig von der Wirklichkeit der Furcht bei solchen Menschen, die Gott begegnet sind (z. B. Lk 5,8-10). Die Bibel weiß in vielfältiger Weise davon zu berichten, dass die Begegnung mit Gott die Heiligkeit und Mächtigkeit Gottes dem Menschen so konkret werden lassen, dass der Mensch davor fast vergeht. Ist es möglich, dass uns die Gottesfurcht deswegen nicht mehr bekannt ist, weil unsere Beziehung zu Gott abgeflacht ist und wir ihm nicht in seiner Heiligkeit und Größe begegnen? Können wir das mitempfinden, was in Hebräer 10,31 steht: »Schrecklich (furchtbar) ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen?« Oder haben wir uns an einen kameradschaftlichen Umgang mit dem allmächtigen Schöpfer und Erhalter gewöhnt? Die Erfahrung des Göttlichen muss ein Schaudern nach sich ziehen. Das spricht aber keineswegs gegen die Erfahrung der göttlichen Liebe. Im Gegenteil: Je mehr uns die Größe und Herrlichkeit Gottes bewusst wird, desto tiefer wird unser Empfinden seiner Liebe sein. Gott ist für den Menschen unserer Tage allzu oft der »liebe Gott«. Er wird verharmlost. Bibelworte wie Philipper 2,12 machen aber deutlich, dass die Erfahrung der Liebe und Gnade Gottes die Gottesfurcht, die Ehrfurcht vor Gott, zur Folge haben muss. Dies ist auch das Entscheidende, denn die Furcht ist für Christen als Ehrfurcht allein Gott vorbehalten. Philipper 1,28 hat gezeigt, dass wir unseren Feinden furchtlos gegenüberstehen sollten. Als Jünger Jesu und Kinder Gottes brauchen wir keine Angst zu haben, auch keine Furcht vor irgendwelchen Dingen oder Personen. Je mehr wir aber in der Erkenntnis Gottes wachsen, desto mehr werden wir davon überwältigt und auch erschüttert werden. Die Gottesfurcht ist als Ehrfurcht weit mehr als das heutige Ideal des Respekts.

Das Dritte zu o. g. Wendung betrifft die Worte »euer eigenes Heil«. Das Griechische hat verschiedene Möglichkeiten, das Verhältnis des Besitzes zum Ausdruck zu bringen. Die hier gewählte Form ist die stärkste. Paulus macht deutlich, dass jeder Einzelne der Philipper zunächst einmal eine Verantwortung für sein eigenes Glaubensleben und für seine eigene Beziehung zu Gott trägt. Die in Philippi laufenden Streitigkeiten übersahen womöglich diese Tatsache völlig. Auch in diesem Fall ist der Zusammenhang und die Situation in Philippi maßgebend. Es ist eindeutig eine Warnung an Christen, die sich weniger um ihre eigenen Glaubensangelegenheiten kümmern als um die ihrer Mitchristen. In ihrem Eifer wollen sie andere dazu zwingen, sich zu ändern. Der 13. Vers macht es deutlich, dass dies ein sinnloses Unterfangen ist.

Vers 13 begründet die vorausgehende Ermahnung. Wir lesen diesen Vers sicherlich falsch, wenn wir ihn als Gegensatz zur eben gemachten Aussage verstehen. Die streitenden Christen sollen verstehen, dass sie den anderen nicht ändern können. Diese Arbeit bleibt dem Heiligen Geist vorbehalten: »Gott ist es nämlich, der in euch vollbringt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu (seinem) Wohlgefallen.« Zu Recht fühlen wir uns in der Zwiespältigkeit unseres Herzens angesprochen. Wir merken, wie schwer das Glaubensleben sein kann und wie oft wir versagen, weil wir selbst die Kraft nicht haben. Und doch erkennen wir immer wieder im Nachhinein, wie Gott es gerade war, der uns durchgeführt hat. Dennoch gilt diese Aussage – vor allem bezogen auf die Art und Weise des Umgangs miteinander in der Gemeinde. Was für mich gilt, gilt auch für meinen Bruder. In seinem Leben ist es mit dieser Zwiespältigkeit kein bisschen anders.

Zwar kann ich ihm beistehen; vielleicht wird es mir auch vergönnt sein, ihm eine Hilfe zu sein, aber auch das nur unter der Voraussetzung, dass Gott es ist, der durch mich wirkt. Die Philipper – ihnen wir alle – sollten Vertrauen und Gelassenheit im Blick auf den Nächsten lernen. Gott ist auch am Wirken im Leben unserer Brüder und Schwestern. So sehr wir sie ernstnehmen sollen und zur gegebenen Zeit auch ermahnen und trösten, dürfen wir getrost sein in dem Wissen, dass Gott, »der in uns das gute Werk angefangen hat, es auch vollführen wird bis an den Tag Christi Jesu« (Phil 1,6). Gott allein ist Urheber und Vollender des Heils. Diese Aussage des ersten Kapitels wird hier bestätigt und entfaltet mit dem Begriff, der hinter der notdürftigen Übersetzung »vollbringen« (griech. energein) steht. Dieser Begriff meint »Aktivität« als Gegensatz zur Passivität. Als Christen sind wir nicht passiv. Der so weit verbreitete Schicksalsglaube lähmt und hat nichts mit dem Wirken Gottes in einem Menschenleben zu tun. Als Christen sollen wir aktive Menschen sein. Nur muss uns bewusst sein, dass Gott es ist, der in uns diese Aktivität ermöglicht und auch bewirkt.

Ganz entscheidend ist der Zusammenhang zwischen dem »Wollen« und dem »Vollbringen«. Unser menschliches Elend hängt oft am Auseinanderklaffen von Willen und Tun (vgl. Röm 7,14-25). Unser menschlicher (angebotenen und anerzogener) Wille wird nicht gänzlich durch den göttlichen Willen ersetzt. Es wird unsere lebenslange Aufgabe sein, das Gebet: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe« zu lernen und täglich zu beten. Das ist auch mit der Aufforderung gemeint, unser Kreuz täglich auf uns zu nehmen, unseren eigenen Willen, den alten Menschen, täglich Gott aufs neue zu übergeben, ihm unser Leben samt Wille und Tat zu übereignen. So bringt die Faust’sche Formel: »Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust« die Erfahrung eines jeden Christen zum Ausdruck. Gott schenkt uns das neue Wollen, das das Vollbringen ermöglicht und als Konsequenz nach sich zieht. Gleichzeitig muss aber unser eigener Wille, der von unserer Selbstsucht geprägt ist, überwunden werden.

Die Rolle unseres Willens im Glaubensleben sollte nicht unterschätzt werden. Auf die Tat allein kommt es nämlich nicht an. Das wird z. B. in 1Korinther 13 deutlich, oder auch in 2Korinther 8,10: »… das ist euch nützlich, die ihr seit vorigem Jahr angefangen habt, nicht allein mit dem Tun, sondern auch mit dem Wollen.« Im »Kollektenteil« des zweiten Korintherbriefes wird bestätigt, dass Gott nicht einfach den Geber liebt, sondern den fröhlichen Geber. Mein Wille muss hinter meiner Tat stehen. Wenn ich etwas widerwillig für Jesus tue, dann hat es keinen Wert. Auch wir Christen dürfen nicht in einen falschen Pragmatismus abgleiten. Das Zeichen des Neuen Bundes ist das neue Herz (Jer 24,7; 31,31-33; Hes 11,19ff.; Hes 36,26ff.). Hier ist das Herz als Sitz des Willens angesprochen. Unser Herz soll Jesus gehören, und der Wille soll seinem Willen entsprechen. Gott ist immer am Werk in unserem Leben, wenn wir tätig werden: Er ist es aber auch, der die Motivation dazu gibt.

Das mit »Wohlgefallen« wiedergegebene Wort war bereits in Phil 1,15 vorgekommen, wo wir es, auf den Menschen bezogen, als »gütige Gesinnung« übersetzt haben. Auch hier geht es um eine »gütige Gesinnung«. Der Unterschied liegt darin, dass das Wort sich hier auf Gott bezieht. »Wohlgefallen« sollte keinesfalls als willkürliche Entscheidungsfreiheit verstanden werden, sondern als Ausdruck des Ratschlusses, den Gott zum Heil der Welt gefasst hat. Gottes Wille ist gut, und seine Gesinnung uns gegenüber ist gütig. Darum schafft er in uns beides, das Wollen und das Vollbringen. So gefällt es Gott wohl. Nichts macht er lieber als gerade dies in einem Menschenleben. Darum sind wir mit den Philippern aufgefordert, unser Leben von Gott umkrempeln zu lassen. Zwei Verse Michael Hahns bringen diesen Gedanken gut zum Ausdruck: »
Frei ungebundner Gott, du alldurchdringend Wesen,
Dich hab ich mir allein zum Herrscher auserlesen.
Besitze mich im Grund und nimm mich gänzlich ein
Und mache selbst dein Haus ganz und vollkommen rein!
Du wirkest ja so gern in einer Menschenseele.
Ach wirke auch in mir, du edle Lebensquelle! Erfülle mich doch ganz mit deiner Lebenskraft, die mich zum Gotteskind und Geistestempel macht!«

Gerade dieses Wohlgefallen Gottes bzw. seine gütige Gesinnung begegnet uns auch im Alten Bund. Heilsbotschaften der Propheten (z. B. Jes 44,21-23) bringen sowohl die gütige Gesinnung Gottes zum Ausdruck als auch die Tatsache, dass Gott es ist, der die Erlösung und das Heil in seinem Volk und im Menschenleben bewirkt. Der Ratschluss Gottes über diese Welt verbindet Alten und Neuen Bund.

Diese »gütige Gesinnung« hat nichts mit einer Laune zu tun, sondern meint den Ratschluss Gottes über die ganze Welt und ihre Geschichte. An Gottes Wohlgefallen und an seiner gütigen Gesinnung misst sich alles andere. Ich darf wissen, dass mein persönlicher Weg, mein ganzes Tun, Handeln und Wollen nicht losgelöst gesehen werden kann von Gottes Ratschluss über diese Welt. Dies hat nichts mit Schicksalsglaube, oder mit einer so verstandenen Prädestinationslehre zu tun. Vielmehr darf ich wissen, dass Gottes gütige Gesinnung auch mir gilt. Deswegen – und nur deswegen – will er beides in mir aktivieren, sowohl Wollen als auch Vollbringen.

Nach dem begründenden Vers 13 werden in Vers 14 die Einzelermahnungen fortgesetzt. Es steht wieder die Aufforderung: »Tut!« im Mittelpunkt. Auch das Verständnis dieses Verses hängt sehr stark von der rechten Betrachtung des Zusammenhangs ab. Das halblaute Murren sowie das offene Widersprechen sind Ausdruck davon, dass zwar etwas getan wird, aber nicht mit der rechten Motivation (vgl. 2Kor 8,10ff.; 1Kor 13). Aber auch der große Zusammenhang muss im Blickfeld behalten bleiben. Wie wir an Vers 15 sehen werden, sind Murren und Widerreden Ausdruck des in Philippi vorhandenen Streites. »Den Sinn Jesu Christi zu haben« schließt beides aus.

Auch das kleine, aber entscheidende Wort »alles« will recht verstanden werden. Gerade wegen dieses Wortes besteht die Gefahr, dass der Satz verallgemeinert wird. Zunächst einmal steht das Wort »alles« im Urtext am Anfang des Satzes, wo es seine besondere Betonung bekommt. Aber ebenso wenig, wie das Wort in Phil 4,13 im allgemeinen Sinn verwendet wird, wird es hier im Sinne von »alles oder jedes« verwendet. Hier und dort verwendet Paulus dieses Wort im Sinne von »all dies«. Er redet hier nicht allgemein, sondern von ganz bestimmten Ermahnungen und Aufforderungen, die er der Gemeinde gegeben hat.

Gerhard Maier – Edition C