Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich Euch. Euer Herz lasse sich nicht in Aufregung versetzen (werde nicht bestürzt, unruhig, verwirrt) und fürchte sich nicht!
offene Bibel – Joh 14,27
Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,27
Frieden hinterlasse ich euch -eine Anspielung auf den morgenländischen Abschiedsgruß, worin Friede gewünscht wurde- , meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe euch keinen Frieden, wie die Welt ihn gibt. Euer Herz sei ohne Bangen und ohne Furcht! (1 Sam 1,17; 20,42; Mk 5,34).
Ludwig Albrecht – Johannes 14:27
Ich lass euch auf keinen Fall alleine, ihr bekommt als Geschenk ein Friedensangebot. Dieser Frieden, den ich euch gebe, hat nichts mit dem Frieden zu tun, den ihr in der dieser Welt ohne Gott findet. Darum braucht ihr echt keine Angst mehr zu haben und auch keine Sorgen.
VolxBibel – Joh 14:27
Der Herr wiederholte die gleiche Aufforderung wie in V.1: „Euer Herz werde nicht
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
bestürzt.“ Die Unterredung im Obersaal näherte sich ihrem Ende und der Herr spendete Seinen Jüngern noch einmal Trost und Stärkung für die Zeit, da sie allein sein würden. In den V.1-3 lag der Trost in der gewissen Hoffnung einer herrlichen Zukunft – Er würde wiederkommen.
Aber in V.27 bestand der Trost im Frieden, der sie während Seiner Abwesenheit erfüllen sollte. Einander Frieden zuzusprechen, entsprach der gewöhnlichen Grußformel unter den Juden, so wie wir jemanden „guten Morgen“ wünschen, ob nun der Morgen gut ist oder nicht. Kurz davor hatte der Herr von Kriegen in der Welt gesprochen (Mt 24,6), aber das sollte sie nicht ängstlich machen. Die meisten Menschen wünschen Frieden, aber die Nationen stürzen sich in Kriege, um Vorteile für sich herauszuholen. Die Menschen sagen „Frieden und Sicherheit“, aber plötzliches Verderben wird über sie kommen (1Thes5,3), denn es kann für die Gottlosen keinen Frieden geben. Der Friede des Herrn ist aber ein anderer; er ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Er ist vielmehr himmlisch und darum nicht von äußeren Umständen abhängig.
Sein Friede übersteigt allen Verstand und kann das Herz bewahren (Phil 4,7); es ist Gott, der den Gläubigen mit Freude und Frieden erfüllt (Röm 15,13). Kennt man diesen Frieden, braucht man sich über die Dinge in der Welt keine Sorgen zu machen, hat Er doch die Welt überwunden.
Mit seinem Wort und durch sein Wort lässt Jesus den Jüngern Frieden zurück, nicht Streit, nicht Entzweiung, sei es mit Gott oder mit den Menschen, nicht die Unsicherheit schwankenden Bangens und angstvoller Furcht. Fest geknüpft ist ihr Band mit Gott, Glaube ist geweckt und das Werk des Teufels, Hass und Streit, in ihren Herzen getilgt; sie sind gegen diese Qual und Not verwahrt. Seinen eigenen Frieden gibt ihnen Jesus. Er hat nichts gegen die Jünger im Herzen, sondern nimmt von ihnen Abschied, indem er sie mit vollem Vergeben und ewiger Treue zu sich zieht. Dadurch, dass er mit ihnen Frieden hält, wird derselbe Friede, den er selbst in sich trägt, auch ihr Besitz. Weil er mit ihnen verbunden ist, gehört ihnen die Gnade Gottes. Weil er sie neben sich vor den Vater stellt, ist er ihr Beschirmer gegen Zorn, Strafe und Gericht; er ist selbst der Grund, auf dem die Liebe des Vaters zu ihnen steht und ihre ewige Kraft gewinnt. So ist es auch seine Liebe, die er ihnen für ihre Gemeinschaft untereinander gibt, mit der sie alle Bitterkeit und Entzweiung in sich überwinden und mitten in dem Unrecht und Unfrieden um sie her im Frieden bleiben. Jesu Geben dürfen die Jünger trauen. Fortwährend war der Friedensgruß auf den Lippen aller; wenn sie einander Willkomm und Gastfreundschaft gewährten, sagten sie: „Wir geben einander Frieden.“ Allein auch dann, wenn dieser Gruß nicht leere Redensart war, sondern echte Liebe in ihm lebte, blieb er doch eine arme Gabe. Gibt Jesus Frieden, so verleiht er damit ein volles Eigentum, ein bleibendes, sicheres Gut, lauter Güte, ohne Falschheit, ohne Stachel, Kränkung und Erniedrigung.
So dürfen die Jünger fest und getrost unter sein Kreuz treten, nicht mit einem verwirrten und zagenden Herzen. Ja, er spricht das wundersame Wort aus, dass sie sich an seinem Weggehen freuen sollten und sich auch daran freuen würden, wenn sie ihn liebten.
Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament
Ganz ähnlich wie der Abschnitt V. 1-14 beginnt auch dieser Abschnitt mit einem Trostwort. Die barmherzige, helfende Liebe Jesu begegnet uns seit Joh 13,1 auf Schritt und Tritt.
V. 27 stimmt mit V. 1 teilweise wörtlich überein (»Euer Herz erschrecke nicht«). Und dennoch führt V. 27 inhaltlich über V. 1 hinaus. Das liegt vor allem an der Verheißung des Friedens. Jedem nachdenklichen Leser fällt sofort die Formulierung auf: »Frieden lasse ich euch zurück.« Für »zurücklassen« steht tatsächlich dasselbe griechische Wort wie in V. 18. Während also Jesus geht (V. 28), bleibt »Frieden zurück«. Diesen Frieden bestimmt er souverän (»lasse ich zurück«). Was ist das für ein »Frieden«? Sicher eine trostvolle Geborgenheit gegenüber allen Gefahren (vgl. den Schluss des Verses). Das dürfte aber nicht alles sein. Denn im AT hängt Frieden durchweg von der Gnade Gottes ab. Frieden ist ein Gottesgeschenk (vgl. 1Kön 5,4ff.; Jes 60,17; Hag 2,9). So müssen wir weiterfragen, ob hier nicht ein umfassender Gottesfrieden gemeint ist, d. h. das Versöhntsein mit Gott. Und gerade das ist ja am Kreuz bewirkt worden! Dies hat Jesus tatsächlich beim Weggang von dieser Erde »zurückgelassen«, wie das ganze NT aussagt (vgl. Röm 5,1; Phil 4,7; Kol 3,15; 2 Thess 3,16 mit Joh 14,27; 16,33). Sofort erhalten wir eine Bestätigung durch die folgenden Worte: »meinen Frieden gebe ich euch.« Das »Meinen« ist im Urtext betont. Es soll den Frieden Jesu von jedem anderen unterscheiden. Vermutlich hat Jesus hier die Endzeitverheißung aus Hag 2,9 aufgenommen, wo Gott sagt: »Ich will Frieden geben an dieser Stätte.« Wiederum kommt nur ein umfassender Friede in Frage – ein Friede der Gnade und des Versöhntseins mit Gott, der sich nicht auf äußerliche Friedenszustände begrenzen lässt. Damit erfüllen sich auch die Endzeitverheißungen von Jes 52,7; Hes 37,26 usw. Offenbar liegt Jesus alles daran, »seinen« Frieden von allem anderen abzugrenzen, was sonst noch Frieden genannt wird. Deshalb fügt er hinzu: »Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch, « »Welt« und »ich« sind hier betont.
Beachten wir noch zweierlei. Einmal ist Jesus der Gebende. Es liegt völlig in seiner Macht, was hier geschieht. Das führt uns erneut zum Kreuz, wo er den Frieden der Versöhnung schuf (Eph 2,15ff.). Sodann ist klar, dass die Jünger auf das verzichten müssen, was »die Welt gibt«. Unter Umständen kann das sogar heißen, dass sie äußeren bzw. politischen Frieden entbehren. Verfolgung und äußerer Unfriede wird sie dort anfechten, wo alle anderen Ruhe und Frieden haben (vgl. 2 Thess 2; Offb 13).
Überblicken wir diese Friedens -Verheißung Jesu, dann springt der Unterschied zur gegenwärtigen Friedensdiskussion ins Auge. Nicht den Frieden zwischen Staaten und Rassen, nicht die Abschaffung von Krieg und Waffen stellt Jesus in Aussicht. Sondern einen Frieden, der einzig und allein seine Jünger betrifft, und einen Frieden, der den Tod in der Arena, Terror und feindseliges Waffengeklirr einschließen kann. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Ist einerseits klar, dass Jesus nicht den politischen Frieden meint, so ist andererseits ebenso deutlich, dass Jesus weit mehr bringt: nämlich den Frieden mit Gott durch sein sühnendes Sterben am Kreuz. Wer aber Frieden mit Gott hat, der hat auch teil am kommenden Gottesreich. Dieses Reich wird den ewigen Frieden in allen Dimensionen herstellen (vgl. Jes 11,6ff.; 1 Kor 15,25ff.; Offb 21,25ff.).
Als unmittelbare Folgerung für die niederschmetternde Passion und zugleich als Folgerung für alle Zeiten ergibt sich: »Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!« Jesus weiß, dass seine Jünger Angst haben (Joh 14,1; 16,33). Aber gerade deshalb holt er sie aus dieser Angst immer wieder heraus. Der Ruf »Euer Herz erschrecke nicht usw.« ist a) eine Aufforderung, und b) eine Zusicherung, dass es nicht bei Schrecken und Furcht bleiben muss. In der Kraft des Heiligen Geistes können die Jünger mitten in der Angst Vertrauen fassen und Trost und Frieden finden (vgl. Joh 16,33). In dem griechischen Wort, das wir mit »fürchten« übersetzt haben, steckt auch die Bedeutung: »feige sein«. Dieses Feigesein liegt zwar in unserer Natur. Aber es darf uns keineswegs von der Jüngerschaft und von der Arbeit für den Herrn abhalten (vgl. die Ermahnung in 2 Tim 1,7 !). Sonst würde am Ende das ernste Wort aus Offb 21,8 gelten, wonach die »Feigen« (Luthertext: »feige Verleugner«) vom Gottesreich ausgeschlossen bleiben.
Gerhard Maier – Edition C
Die erste „Abschiedsrede“ endet mit einem ausdrücklichen Abschied. Das letzte Mahl Jesu mit den Seinen ist abgeschlossen. „Steht auf; wir wollen von hier weggehen.“ Es war beim Abschiednehmen in Israel Sitte, sich mit dem Friedenswunsch zu grüßen. Schon 2 Mo 4,18 bei dem Abschied Moses von seinem Schwiegervater Jethro finden wir dieses „Gehe hin mit Frieden“. Jesus aber hat für die Seinen nicht nur einen ohnmächtig bleibenden „Wunsch“; er vermag ihnen den Frieden als Realität zu geben. „Frieden lasse ich euch zurück; meinen Frieden gebe ich euch.“
Wuppertaler Studienbibel
Aber ist es wirklich so? Bleibt es nicht doch bei einem frommen Wunsch, wenn Jesus selbst hinzufügen muss: „Nicht erschüttert werde euer Herz und auch nicht verzagt.“ Es kommt darauf an, was wir |116| unter „Frieden“ verstehen. Auch die „Welt“ kennt einen „Frieden“ und sucht ihn zu erreichen. Es ist der Zustand äußerer Ruhe und Ungestörtheit, ein Leben ohne Bedrohung und Angst. Ganz gewiss ist auch solcher „Friede“ ein großes Gut. Die „Welt“ aber steht seit dem Losriss von Gott wesenhaft in der Friedlosigkeit und ist darum fort und fort voller Streit und Unruhe. Sie sehnt sich nach „Frieden“ und kann ihn doch weder finden noch geben. Jesus aber betont: „Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.“ Er meint einen „Frieden“ ganz anderer Art. Er weiß, auf ihn selbst und auf seine Jüngerschar wartet alles andere als eine friedliche Zeit. „Frieden“, wie ihn die Welt wünscht und zu geben versucht, kann er seinen Jüngern nicht zusagen. Darum spricht er ausdrücklich von „seinem Frieden“. Und das ist, wie die ganze Passionsgeschichte zeigt, ein völliger Friede mitten in der schlimmsten Bedrängnis von allen Seiten und in der äußersten Dunkelheit der Leiden. Aus dem Munde Jesu kommt während des ganzen Geschehens von der Verhaftung an bis zum letzten Ruf vom Kreuz kein einziges friedloses, bitteres oder verzweifeltes Wort. Auch im Schrei der Gottverlassenheit heißt es dennoch ohne Bitterkeit „Mein Gott, mein Gott“. Judas empfängt die Anrede: „Mein Freund.“ Weder Kajaphas noch Pilatus trifft von Jesus her Drohung oder Empörung. Und Soldaten und Spötter unter dem Kreuz hören nur die Bitte um Vergebung für sie. Jesus hat gerade in dieser Abschiedsstunde das Recht zu sagen: „Mein Friede.“ Es ist Friede mit Gott und den Menschen. Aber diesen Frieden hat nicht nur er selbst als etwas, das nur ihn auszeichnen soll. Er lässt ihn den Seinen zurück als sein Erbe. Und die Geschichte der Gemeinde bis heute zeigt, dass diese Hinterlassenschaft Jesu volle Wirklichkeit ist. Hier wird der ganze Unterschied zwischen dem, was die Welt, und dem, was Jesus gibt, anschaulich. Freilich, es musste erst noch Ostern und Pfingsten kommen, um dieses Friedenserbe Jesu den Jüngern wirklich zu geben.