Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein Wer sich aber fürchtet, ist nicht vollendet in der Liebe.
Elberfelder 1871 – 1.Joh 4,18
Angst und Liebe passen übrigens nicht zusammen. Wo Liebe ist, gibt es keine Angst mehr, die Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat, fürchtet sich ja vor einer Bestrafung. Wenn jemand Angst hat, ist das nur ein Zeichen, dass er die wirkliche Liebe noch gar nicht kennengelernt hat.
VolxBibel – 1.Johanes 4:18
Furcht ist nicht in der Liebe -d.h. verträgt sich nicht mit der Liebe-, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, weil die Furcht es mit Strafe zu tun hat -d.h. weil die Furcht um der zu erwartenden Strafe willen Pein verursacht.-; wer also Furcht empfindet, der ist in der Liebe noch nicht zur Vollendung gelangt.
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – 1.Johannes 4,18
In diesen Versen geht es um die göttliche Liebe, aber in der Anwendung auf unsere Beziehungen stellen wir fest, dass jede Angst verschwindet, wenn Liebe auf die richtige Art und Weise wirksam ist. Dann haben die Eheleute keine Angst voreinander und dann haben die Kinder keine Angst vor den Eltern.
Bleib in mir 2018
Es ist ein Kennzeichen der Menschen ohne Gott, dass sie auch ohne natürliche Liebe sind (s. 2 Timotheus 3,2). Aber der Gläubige kann lieben, weil er selbst von Gott geliebt ist. Wollen wir neu darüber nachdenken, dass unsere Beziehungen durch echte Liebe gekennzeichnet sind. Dann wird auch Vertrauen vorhanden sein!
Wenn ein Gläubiger mit Bangen auf den Richterstuhl Christi blickt, dann ist Gottes Liebe in ihm noch nicht vollkommen (vgl. 1Joh 2,5;4,12 ) geworden. Die gereifte Erfahrung der göttlichen Liebe (die durch die praktische Liebe untereinander erreicht wird) ist unvereinbar mit einer furchtsamen Haltung und vertreibt die Furcht aus den Herzen.
Walvoord Bibelkommentar
Die Wendung „denn die Furcht rechnet mit Strafe“ heißt wörtlich „auf die Furcht folgt die Strafe“. Furcht trägt ihre eigene Strafe in sich. Ironischerweise erlebt ein Gläubiger, der der Liebe ermangelt, gerade deshalb Strafe, weil er sich schuldig fühlt und sich davor fürchtet, vor seinen Richter zu treten. Eine solche Angst verhindert das Vollkommenwerden der Liebe (wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe). Ein Christ, der wahrhaft liebt, hat dagegen nichts zu fürchten und entrinnt damit auch der inneren Qual, die der Mangel an Liebe mit sich bringt. Trotzdem bleibt die Liebe der Gläubigen im wesentlichen eine „sekundäre“ Liebe, die aus einer anderen folgt.
Furcht ist nicht in der Liebe. Ein Blick auf das Gegenteil rückt die Vortrefflichkeit jenes Gutes in helles Licht. Der Apostel sagt, dass wir beständig gequält werden, bis Gott uns durch das Mittel seiner Liebe zu uns von jener elenden Qual befreit. Kurz, da es nichts Elenderes gibt, als durch beständige Unruhe gequält zu werden, so erreichen wir durch die Erkenntnis der Liebe Gottes gegen uns dies, dass wir furchtlos ruhen können. Daraus erhellt, was für eine einzigartige Wohltat Gottes es ist, uns seiner Liebe zu würdigen. Aus dieser Lehre zieht der Apostel hernach eine Mahnung; bevor er uns aber an unsere Pflicht mahnt, empfiehlt er uns jenes Geschenk Gottes, das uns durch den Glauben die Frucht nimmt. Ich weiß, dass diese ganze Stelle von vielen anders ausgelegt wird, aber mich geht nur das an, was der Apostel will, nicht was andere denken. Jene sagen, Furcht sei nicht in der Liebe, weil wir, wo wir willig Gott lieben, nicht durch Gewalt und Furcht zum Gehorsam gegen ihn gezwungen werden. Nach ihnen wird hier die knechtische Furcht der freiwilligen Verehrung entgegengesetzt. Daher stammt auch die Unterscheidung zwischen knechtischer und kindlicher Furcht. Es ist gewiss ein richtiger Gedanke, dass die Furcht vor Strafe uns nicht mehr drängt, wenn wir Gott als Vater aus freien Stücken lieben; aber das hat mit unserer Stelle nichts zu tun. Der Apostel lehrt nur: sobald die Liebe Gottes von uns durchschaut und durch den Glauben erkannt ist, so haben unsere Gewissen Frieden und werden nicht länger geängstigt. Man kann aber fragen, wann es eigentlich geschieht, dass völlige Liebe die Furcht austreibt. Wir sind ja nur mit einem gewissen Geschmack der göttlichen Liebe gegen uns begabt und werden niemals gänzlich von der Furcht befreit. Ich antworte: wenn auch die Furcht nicht völlig weicht, so wird sie doch, sobald wir zu Gott unsere Zuflucht nehmen wie zu einem ruhigen und von allen Schiffbrüchen und Unwettern freien Hafen, wirklich ausgetrieben, weil sie dem Glauben Platz macht. Also wird die Furcht nicht derartig beseitigt, dass sie unsere Seele überhaupt nicht mehr beunruhigt; vielmehr so wird sie ausgetrieben, dass sie uns nicht in Verwirrung bringt und unsern Frieden nicht dauernd stört, den wir durch den Glauben haben.
Jean Calvin – 1.Johannesbrief
Die Furcht hat Pein. Auch hier preist der Apostel die Größe der Gnade, von der er redet. Denn da es eine elende Lage ist, beständig Pein zu dulden, so ist nichts wünschenswerter, als mit ruhigem Gewissen und gestilltem Herzen vor das Angesicht Gottes treten zu dürfen. Wenn andere sagen: die Sklaven fürchten sich, weil sie sich die Strafe und die Schläge vor Augen stellen, und sie tun ihre Pflicht nur gezwungen, so hat das, wie gesagt, mit der Meinung des Apostels nichts zu tun. Ebenso wenig passt es in den Zusammenhang, wenn man das nächste Satzglied folgendermaßen auslegt: wer sich fürchtet, der ist nicht völlig in der Liebe, weil er sich nicht freiwillig Gott unterwirft, ja sich viel lieber von ihm losmachen würde. Vielmehr erinnert der Apostel daran, dass es die Schuld des Unglaubens ist, wenn man sich fürchtet, das heißt, ein unruhiges Herz hat, während die wirklich erkannte Liebe Gottes die Herzen stillt.
Die »vollkommene Liebe«, die in uns zum Ziel gekommene Liebe, in der wir »so sind, gleich wie er ist«, »treibt die Furcht aus« (wörtlich: »wirft« sie hinaus), nämlich aus unserem Herzen. Wir leben doch in der völligen Gemeinschaft mit dem Herrn, da sind die Fluchtgedanken weg. Welcher Liebende flieht denn vor der Geliebten? »Die Furcht rechnet mit Strafe«, muss mit Strafe rechnen, wegen des bösen Tuns. Die Furcht kann nur dort sein, wo ich zu Recht mit Strafe rechnen muss. Dann aber liegt Sünde vor. Dann aber sind wir »nicht vollkommen in der Liebe«. Darum konnte Christus seine Neuprägung noch nicht völlig an uns tun. Es gilt zwar: »Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang« (Ps 111,10), aber eben »Anfang«. Es gibt einen Fortgang, ein »Zum-Ziel-Kommen« der Liebe Gottes mit uns – und da ist die Furcht ausgetrieben. Wieder beachten wir, wie selbstverständlich, selbst – (= Christus) bewusst Johannes hier redet. Das ist nur die Konsequenz aus den Sätzen: »Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde« (1Joh 3,9) – wie sollte er sich dann vor Strafe fürchten müssen? »Gottes Kinder bleiben in ihm und können nicht sündigen« (1Joh 3,9) – wie sollte ich da vom Herrn wegfliehen?
Edition C
Wenn Furcht in uns ist, dann zeigt das Sünde in unserem Leben an. Dann aber sollen wir nicht wegziehen vom Herrn, sondern hinziehen zu ihm, denn er ist doch unser »Fürsprecher«. Wo wir wegfliehen in das Versteck wie Adam (vgl. 1Mose 3,8) nach seiner Sünde, da geht die Gottesgemeinschaft verloren und die Liebe kann in uns nicht zu ihrem Ziel kommen. Christus will die Furcht aus unserem Herzen austreiben und Raum schaffen für die Liebe. Dann hat er auch die Furcht vor dem Tag des Gerichts ausgetrieben, wo wir mit unserer Sünde zu Jesus hinziehen und seine Versöhnung immer neu empfangen.
Berechtigte Furcht vor Krankheit und Tod? Nun, wir können darauf vertrauen, dass Jehovah all unsere Schritte in Seiner Hand hat. Es kann nichts passieren, was Seinem Willen widerspricht! Also warum Angst haben, dass irgendetwas geschehen könnte, was Seinem Willen widerspricht!
Wir schauen nicht auf die Krisen um uns herum – sondern schauen auf Gott und Sein Wort!