Wenig fehlte, so hätten sie mich vernichtet auf der Erde; (O. im Lande) ich aber, ich habe deine Vorschriften nicht verlassen.
Elberfelder 1871 – Ps 119,87
Ich weigere mich, gegen deine Anordnungen zu verstoßen,
obwohl die Feinde mich fast umgebracht hätten.
Hoffnung für Alle – Psalm 119,87
Es fehlte nicht viel, und meine Feinde hätten hier in unserem Land ein Ende mit mir gemacht;
ich aber weiche dennoch nicht von deinen Anordnungen ab.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Ps 119,87
Sie haben mich schier umgebracht usw. David wiederholt mit wenig abweichenden Worten, was er schon gesagt hat: wie hart er auch angefochten wurde, er blieb doch auf seinem Posten und wich nicht von der Frömmigkeit. Für vollkommene Leute wäre es genug, wenn dies einmal gesagt würde; denken wir aber an unsere Schwachheit, so werden wir diese wiederholte Belehrung nicht für überflüssig erachten. Vergessen wir doch Gottes Gesetz nicht bloß unter der Erschütterung der heftigsten Kämpfe, – die meisten wanken schon, ehe der Kampf noch beginnt. Umso bemerkenswerter erscheint die wunderbare Stärke des Propheten: obgleich er halbtot war, ließ er doch nicht ab, durch beständige Betrachtung des Gesetzes seine Seele zu erquicken. Mit gutem Grunde weist er auch darauf hin, dass er seine Erfahrungen auf Erden gemacht. Darin liegt ein verborgener Gegensatz gegen den Himmel: mochten sich auf Erden von allen Seiten die Schrecken des Todes herandrängen, – er hob seinen Geist nach oben; denn wenn der Glaube zum Himmel dringt, wird es leicht sein, aus der Verzweiflung empor zu tauchen. Auch der letzte Vers enthält nichts Neues. Denn zuerst gründet David sein Leben auf Gottes Barmherzigkeit, nicht bloß, weil er sich der menschlichen Gebrechlichkeit bewusst war, sondern weil er täglich sich mehrfachen Todesgefahren ausgesetzt sah, ja ohne Gottes Kraft schon entseelt hätte daliegen müssen. Wird er aber dem Leben wiedergegeben sein, so verspricht er, sich dankbar zu beweisen, und zwar nicht bloß mit der Zunge, sondern mit dem ganzen Leben. Jede Durchhilfe, mit der uns Gott aus Gefahren befreit, ist ein Geschenk neuen Lebens. Darum ist es billig, die verlängerte Zeit, die er uns noch gibt, seinem Dienst zu weihen: Ich halte die Zeugnisse deines Mundes. Dieser Bezeichnung des Gesetzes rühmt herrlich seine Autorität.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
Die gesamte Bibel ist voll von Geschichten, in denen es den Menschen, die sich für das Richtige entscheiden richtig richtig schlecht geht. Woran liegt das?
Und dann sind „wir Christen“ noch so gut, und hauen auf die „kleinen Fehler“ dieser Personen noch drauf rum. So wie heute Vormittag im Gottesdienst besprochen: ein Beispiel: Petrus – jeder kennt die Geschichte, dass der Petrus doch den Herrn 3 Mal verraten hat! Und? Ich wäre gern so mutig wie der Petrus! Denn von den 11 verbliebenen Aposteln liefen genau 9 nach Hause, als Jesus verhaftet wurde! Und nur Johannes und Petrus befinden sich in der Nähe von Jesus! Ja, wer nicht arbeitet, macht keine Fehler 😉 – und wer dicht an Jesus dran bleibt, verspürt halt auch den Druck! – und kommt damit auch in die Gefahr, einen Fehler zu machen! Also ich finde, dass Petrus mutig war – und dass er wohl völlig damit überfordert war, seinen Herrn in dieser mißlichen Lage zu sehen. Und Petrus war völlig übermüdet! – den gesamten 13.Nisan auf den Beinen, dann das Passah dann das Abendmahl – dann mit dem Herrn in den Garten – ein paar Mal eingenickt (nach 5 Gläsern Wein) – und nun in den frühen Morgenstunden noch klare und vernünftige Antworten geben können? Hätte er gewußt, wie wir heute über ihn denken, er wäre sicher lieber nach Hause gegangen, wie die anderen 9 erwachsenen Männer.
Wenn der Druck so groß ist, wie in dem oben angeführten Psalm, dann hilft nur noch beten – denn nur mit IHM schaffen wir auch diese Situation – und sind dann „schlauer als Petrus“.