Schlagwort: Jesus

Wer gibt dir denn das Recht, so überheblich zu sein?

Denn wer unterscheidet dich? Was aber hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber auch empfangen hast, was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 4,7

Wer gibt dir denn das Recht, dir etwas einzubilden? Kommt nicht alles, was du hast, von Gott? Wie kannst du dann damit angeben, als hättest du es von dir selbst? ( Galater 6,3 )
Gute Nachricht Bibel – 1.Korinther 4:7

Was bringt dich überhaupt dazu, so überheblich zu sein? ( Wer gibt dir denn einen Vorrang? ) Ist nicht alles, was du hast, ein Geschenk ´Gottes`? Wenn es dir aber geschenkt wurde, warum prahlst du dann damit, als hättest du es dir selbst zu verdankeni?
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 4,7

Die Bibel behauptet, dass Gott verschiedenen Menschen verschiedene Gaben gibt – und das jeder mit seinen Gaben für die Gemeinde gebraucht wird. Es gibt also niemals den Grund, wegen den eigenen Gaben überheblich zu werden, denn die anderen Gaben werden genauso benötigt. Niemand ist zu etwas besonderes berufen! Es gibt nur „einen Kopf“ der alles lenkt – und dass ist Christus (und kein Mensch oder Gruppe von Menschen)!

Den Vers 6 hatten wir vor ein paar Wochen….

Minderwertigkeitsgefühle sind ein Hemmnis für den menschlichen Organismus und werden dadurch verursacht, daß der Sinn sich auf das eigene Ich richtet. Jugend, Mangel an Erziehung, Armut, die persönliche Erscheinung oder eine niedrige Stellung im Leben können Minderwertigkeitsgefühle auslösen, doch nur, wenn jemand um das besorgt ist, was andere von ihm denken mögen.
Natürlich liegt das Heilmittel gegen solche Gefühle darin, Gottes Gedanken über den Gegenstand verstehen zu suchen, indem wir erkennen, daß niemand vollkommen ist und jeder seinem eigenen Meister steht oder fällt. Wer besitzt irgend etwas, das er nicht empfangen hat? Niemand. Der Christ bekleidet als Folge seiner Erkenntnis Jehovas und seiner Vorsätze sowie des Vorrechts, als Gottes Diener zu wirken, eine äußerst ehrenhafte Stellung, die eines Gesandten. Somit ‚rühme sich der niedrige Bruder seiner Erhöhung und der reiche seiner Erniedrigung‘. Vor Gott stehen wir alle auf derselben Stufe. — Jakobus 1:9, 10; Römer 14:4; 1 Korinther 4:7; 2 Korinther 5:20, NW.

Wachtturm – 15.Juni 1954

Paulus gibt nun die Günde an, warum sie nicht aufgeblasen sein sollen. Drei Fragen folgen schnell aufeinander, um anzuzeigen, daß da kein Platz für Stolz ist:

„Wer unterscheidet dich?“ Wenn es Unterschiede zu den Menschen um uns her gibt, dann ist das auf Gottes Errettung zurückzuführen. Wenn sich in der Gemeinde der eine von den anderen im Besitz von Gaben unterscheidet, dann ist das auf die Gaben zurückzuführen, die vom HERRN ausgeteilt wurden.

„Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?“ Das drängt sie, endlich zu begreifen, daß sie nicht die Schöpfer oder Verleiher von Gaben sind, sondern nichts weiter als Empfänger. Alles, was sie waren und hatten, kam von Gott.

„Was rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen?“ Eine bescheidene Dankbarkeit für Gottes große Freigebigkeit sollte uns ebenso wie die Korinther auszeichen. Mit all dem beabsichtigte Paulus, den Luftballon ihres Stolzes platzen zu lassen.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

So tief wirkten die Spaltungen bereits im gesamten Gemeindeleben. Darum wendet sich Paulus jetzt auch an alle Gemeindeglieder mit der Frage: „Wer zeichnet dich aus?“ Besteht deine angebliche Überlegenheit über die andern nicht nur in deiner Einbildung? Und wenn du jetzt auf wirkliche „Vorzüge“ und „Gaben“ hinweisen kannst, wenn deine Gruppe wirklich etwas besonderes „hat“, nun „was hast du, was du nicht empfingst?“ Du hast es dir doch nicht selbst erworben, und auch dein Meister hat es nicht aus sich selbst. „Wenn du es aber auch empfingst, was rühmst du dich wie einer, der nicht empfangen hat?“ Hier wird wieder der Mensch sichtbar, der nicht mehr ernsthaft zu Gott emporsieht und Gott allein rühmt. So gefährlich wurden die Spaltungen.
Wie groß ist diese Gefahr auch bei uns. Wir versichern zwar ständig, daß alle Vollmacht und Wirksamkeit nur von Gott gegeben werden könne, aber wir rühmen und bewundern die bedeutenden Prediger und wirksamen Evangelisten, die Gründer von Gemeinden und Werken (und manchmal heimlich auch uns selbst) oft so, als ob doch eigentlich sie selbst es seien, die alles leisteten. Wie nehmen wir Gott damit die Ehre und gefährden dadurch gerade auch die, an denen wir in falscher Weise hängen!

Wuppertaler Studienbibel

„Denn wer gibt dir einen Vorrang?“, oder wörtlicher: „Wer unterscheidet dich [von den anderen]?“ Die Antwort kann negativ ausfallen im Sinn von: „Nichts, denn alles, was du hast, hast du wie der andere von Gott empfangen“, oder auch positiv: „Das, was dich unterscheidet, ist eine Gnadengabe Gottes, wie auch das des anderen“. Also kann sich niemand im Vergleich zum anderen rühmen, dass er etwas Besonderes sei.

Offenbar hatten es die vermeintlich besonders „Geistlichen“ in Korinth nicht nötig, sich dem geschriebenen Wort Gottes unterzuordnen. Immer wieder trifft man Menschen an, die meinen, die Geisteswirkung befreie sie von der Unterordnung dem „Buchstaben“ des Gebotes gegenüber. Sie haben Angst, „gesetzlich“ zu werden. Dabei merken sie nicht oder wollen nicht merken, wie egoistisch ihre Haltung ist. Also selbst eine vermeintlich sehr geistliche Haltung kann das Ego („Ich“) ins Zentrum stellen und deshalb sehr fleischlich sein. Der wirkliche Diener Gottes geht dagegen von der Tatsache aus, dass ihm alles, was er ist und hat, von Gott durch Jesus Christus geschenkt wurde, und so ist er bereit, auch den Weg des Leidens und der Verachtung um Christi willen zu gehen, wobei er selbst ein Vorbild für die anderen wird. Der Diener Christi kämpft also nicht für seine eigene Macht und sein eigenes Ansehen in der Gemeinde, sondern geht den Weg der Erniedrigung, worin Christus bereits vorangegangen ist und eine „Schreibvorlage“ hinterlassen hat (1. Petr 2,21–23; vgl. Phil 2,6–8).

Thiessen 2004 – Der 1. Korintherbrief: Eine Auslegung für die Gemeinde

Glückselig die um Gerechtigkeit willen Verfolgten, denn ihrer ist das Reich der Himmel.

Gott segnet die, die ihr Leben Gott ganz zur Verfügung stellen, denn das Himmelreich wird ihnen gehören.
Neues Leben – Bibel 2006 – Matthäus 5,10

Glücklich sind die, die verfolgt werden, weil sie das Richtige tun, denn das Königreich des Himmels gehört ihnen.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Matthäus 5:10

Wahres Glück haben alle, die Verfolgung erleiden, weil sie an Gottes gutem Willen festhalten. Gerade ihnen gehört die neue Wirklichkeit, wo Gott Herr über alles ist.
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 5,10

Herzlichen Glückwunsch an die Leute, die richtig Ärger kriegen, weil sie das tun, was Gott von ihnen will. Die werden mit Gott in seiner neuen Welt zusammenleben.
VolxBibel – Matthäus 5:10

Nicht jeder, der verfolgt wird, wird verfolgt weiler Jehovahs Willen tut! Aber jeder, der verfolgt wird, glaubt, dass er das richtige tun würde! Sogar ein Dieb oder ein Mörder haben meist gute Begründungen für ihre Taten – und würden behaupten, dass richtige zu tun! Aber das meinte Jesus auch nicht! Jesus meinte nicht, dass jemand, der Kindesmißbrauch nicht ahndet, weil die „zwei Zeugen für die Tat fehlen“ dafür staatlich eingegrenzt wird! Aber was meinte Jesus dann?

Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Reich der Himmel (Matthäus 5,10). Während die zuvor erwähnte Gerechtigkeit in Verbindung mit Gott stand, steht diese Gerechtigkeit in Verbindung mit dem Menschen. Sie bedeutet, konsequent nach den Maßstäben des mosaischen Gesetzes zu leben und führt dazu, den Nächsten zu lieben wie sich selbst, auch wenn das Verfolgung nach sich zieht.
Dies sollte mit der Aussage von Rabbi Abbahu (279-310) verglichen werden, der sagte: „Ein Mann sollte immer danach streben, eher zu den Verfolgten als zu den Verfolgern zu gehören. ”

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Würdest du also einem mißbrauchten Kind „unterschlupf unter deinem Dach bieten“ – auch wenn du dafür „gemieden werden würdest“?

Seltsame Welt, in der so etwas vorkommt! Wenn jemand mit Wort und Tat für die Gerechtigkeit einsteht und sich in seinem Wandel nach den Geboten Gottes richtet, sollte er nicht auf Schutz von den Gewaltigen und auf den Beifall der öffentlichen Meinung rechnen dürfen?
Die Worte des Herrn lauten anders. Er durchschaut die Welt und Er sieht, dass sie im argen liegt; Er stützt sich auf die Erfahrung, und diese zeigt, dass man durch einen Wandel in Gerechtigkeit selten Dank erwirbt, aber oft Verfolgung sich zuzieht. Johannes der Täufer schmachtete im Gefängnis, als Jesus Christus diese Worte sprach. Die Zuhörer mussten an den Mann denken, der allem Volk die Gebote Gottes eingeschärft, der dem Fürsten gesagt hatte: „Es ist nicht recht, dass du deines Bruders Weib hast”, und der nun zum Lohn für das alles vom Schwert des Tyrannen bedroht war. Wer sollte diesen Mann und alle, denen es ähnlich ging, nicht bedauern?
Aber der Herr, so tief Er mit solchen und für solche fühlt, spricht doch nicht ein Wort des Bedauerns aus, sondern Er nennt sie glückselig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich. Ein neues, seliges, herrliches und unvergängliches Reich tut sich auf, das nicht von dieser Welt ist, und der König dieses Reiches ruft die wegen der Gerechtigkeit Verfolgten herein, während Er es den Verfolgern zuschließt auf immer. Wunderbarer Wechsel! Gerade die, welche mit Hass beladen und in den Kerker geworfen sind, werden eingeladen, Throne der Ehren in diesem Reich einzunehmen (Offb 20,4).
Die Meister in Israel hatten sich andere Wege der Vorbereitung auf das Himmelreich erdacht, aber der Herr findet diejenigen, welche um des Guten willen zu leiden haben, am besten vorbereitet.
Ist es nicht etwas Ähnliches, was in der Geschichte vorkommt, so oft ein großer Umschwung eintritt, eine Herrschaft gestürzt und eine andere errichtet wird? Da öffnet man die Gefängnisse, da ruft man die Verbannten zurück, da begrüßt man die, welche unter der vorigen Regierung gelitten haben, als Vertrauensmänner und erhebt sie zu hohen Ehren. Solche Vorgänge sind ein Abbild von dem, was geschehen soll, wenn endlich das Reich der Himmel in Herrlichkeit offenbar wird.
„Wer sind diese mit weißen Kleidern angetan und Palmen in ihren Händen? Diese sind es, die gekommen sind aus der großen Trübsal” (Offb 7, 13.14).
Also ehe das Himmelreich offenbar wird, muss Verfolgung und Trübsal stattfinden, und nun, da die letzten Zeiten gekommen sind, gilt es mehr als je, um Gerechtigkeit willen zu leiden. Dies ist ganz besonders der Beruf derer, welche der Erscheinung des großen Königs entgegensehen.

Heinrich Thiersch – Die Bergpredigt und ihre Bedeutung

Zunächst scheint sich diese Seligpreisung von allen anderen zu unterscheiden. Sie beschreibt weniger den Charakter eines Christen, als das, was daraus resultieren wird, wenn er so ist, wie die Seligpreisungen ihn beschreiben. Wiederum ist sie aber auch nichts anderes, als ein Bericht und eine Beschreibung des Christen. Er wird verfolgt, weil er ein besonderer Typ von Person ist und demnach auch ein besonderes Verhalten an den Tag legt. Am besten kann man das vielleicht so ausdrücken: Waren alle bisherigen Seligpreisungen direkte Beschreibungen des Christen, so ist diese jetzt eine indirekte. „Das wird euch widerfahren“, sagt der Herr Jesus Christus, „weil ihr Christen seid.“
Es ist zudem interessant, dass diese Seligpreisung direkt nach der von den Friedensstiftern kommt. Gewissermaßen wird ein Christ verfolgt, weil er ein Friedensstifter ist. Welch einem Reichtum an Einsicht und Verständnis begegnen wir hier in punkto Wesen und Charakter des christlichen Lebens. Ich denke, in der ganzen Bibel findet man keine deutlichere Aussage über Sünde und Welt, als gerade in diesen beiden Seligpreisungen: „Selig sind die Friedfertigen“ und: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden.“ Stiftet ein Christ Frieden, dann widerfährt ihm dies.

Lloyd-Jones – Bergpredigt: Predigten über Matthäus 5,3–48

Mit der achten Seligpreisung geht Jesus zu dem Thema der Glaubensverfolgung über. Der Begriff der Gerechtigkeit . Das Leben nach dem Willen Gottes, das Bestreben, vor Gott frei von Schuld zu sein, ist also der Grund der Verfolgung.
Wir denken hier an die Wolke der Zeugen, die Hebr 11 zusammenstellt. Hinzu treten die neutestamentlichen Märtyrer wie Paulus (vgl. 2 Kor 11,16ff.) !), Petrus, Stephanus, Jakobus, Johannes oder die ungenannten von 1 Petr 3,14ff.); Hebr 10,32ff.) und aus der Offenbarung (Off 2,9ff.); Off 2,13; 3,10; 6,9; 7,14 usf.). Die Kette der Märtyrer reicht weiter über die Verfolgungen durch die römischen Kaiser, über die Gründung der reformatorischen Kirchen, die Missionare, bis in die nazistischen, kommunistischen und sonstigen Diktaturen der modernen Welt. Sie reicht schließlich im kleinen Maßstab in unser persönliches Leben hinein, wo uns Spott, Feindschaft, Hass verfolgen. Auch das kleine Leiden ist vor Gottes Augen und darf zu Gottes Ohren gebracht werden. Ja, man muss aufgrund von Mt 10,22ff.) oder Joh 15,18ff.) fragen: Welcher lebendige Zeuge Jesu bleibt ungeschoren vom Hass der Welt? Und welcher Fromme des AT blieb hier unangefochten? Evtl. erklärt sich die auffallende Vergangenheitsform »die Verfolgten« dadurch, dass Jesus in der achten Seligpreisung vor allem an die Märtyrer des AT dachte, die er auch sonst erwähnt (Mt 23,29ff.); Mt 23,37).

Es ist wichtig, dass wir die Worte »um der Gerechtigkeit willen« nicht übersehen. Denn viele Anfeindungen im Leben der Gottesleute sind durch eigene Sünden und Fehler veranlasst. Wer selbst übel handelt, zählt nicht unter Mt 5,10 .

Welche Gabe stellt Jesus hier in Aussicht? Dieselbe wie bei der ersten Seligpreisung: »denn ihrer ist die Gottesherrschaft«. Eigentlich bildet diese Gabe die Zusammenfassung aller sonst genannten Gaben. Gottes Trost, die neue Erde, Sättigung, Erbarmen Gottes, das Sehen Gottes, die Gotteskindschaft – das alles sind nur einzelne Gesichtspunkte der Zugehörigkeit zum Gottesreich. Jetzt im Glauben, einst aber im Schauen und in der Vollendung leben die Glaubensverfolgten in der Gottesherrschaft.

Beachten wir, dass es nicht heißt: »denn der Herr wird die Verfolger strafen«, oder gar: »die Verfolgungen werden ausbleiben«. Denn solange diese Welt dauert, ist es ein ehernes Gesetz: Wer Gottes Freund ist, dem ist die Welt feind (Jak 4,4). Die Verfolgung ist eine Folge der Nachfolge. Dem wird die Gemeinde in diesem Äon niemals entrinnen. Denn dieser Äon ist ein Kampf zwischen der Liebe Gottes und der hasserfüllten Rebellion gegen Gott. Aber es lohnt sich, sagt Jesus, diese Verfolgung zu erdulden. Die Gabe des Gottesreiches übertrifft in unvorstellbarem Maß das Leiden der Verfolgung.

Gerhard Maier – Edition C

Indem uns Jesus seine Demut kundtut, macht er uns zugleich die Macht seiner Gnade deutlich, die für jeden Mangel die Gabe hat, Tröstung für jedes Leiden, Erhöhung für die Gebeugten, Speisung mit Gerechtigkeit für den, der sie nicht hat, Offenbarung des göttlichen Erbarmens, Anblick Gottes und Kindschaft Gottes; das bedeutet es, daß Gott seine Herrschaft offenbart. Sie wird uns damit zuteil, daß uns der Christus gegeben ist.
Für die Jünger war es besonders auffällig, daß Jesus auch von der Verfolgung sprach. Wird denn nicht Christus mit seiner Majestät sie beschirmen, er, der nach der Verheißung des Täufers mit der Worfschaufel auf die Tenne tritt und alles gottlose Wesen ins Feuer wirft? Darum bereitet Jesus die Seinigen mit klaren Worten darauf vor, daß sie sich um seinetwillen müssen schmähen und verfolgen lassen. Dadurch, daß er ihnen zeigte, was sie in seinem Dienste treffen wird, hat er ihnen ihren schweren Weg erleichtert. Der Verfolgung war dadurch ihre versuchliche Kraft genommen, als stände sie mit Jesu Amt im Widerspruch. Er macht ihnen im Gegenteil auch aus dem Leiden einen Grund zur Freude.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

Die Liebe zum Herrn Jesus ist der einzig gültige Beweggrund unserer Tätigkeit für Ihn. Da, wo diese Liebe fehlt, wird sie durch das «Ich» ersetzt

Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tue das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst.
Elberfelder 1871 – 2.Timotheus 4,5

Du aber musst in jeder Hinsicht ein klares Urteil behalten. Mach dir nichts daraus, wenn du dafür leiden musst. Erfülle deinen Auftrag als Verkünder der Guten Nachricht; tu deinen Dienst mit ganzer Hingabe.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 2.Timotheus 4:5

Lass dich von all dem nicht beeindrucken, auch wenn es dir manchmal wehtut. Du hast eine Frohe Botschaft zu verkünden, das ist dein Auftrag, und ihm allein musst du letztlich gerecht werden.
Willkommen daheim – 2.Timotheus 4,5

Bleib einfach immer locker drauf, behalte die Übersicht und ertrage diesen verplanten Mist auch wenn es schwer fällt. Erledige deine Aufgabe, wie es cool und richtig ist für einen Prediger, der die gute Nachricht an andere weiter gibt.
VolxBibel – 2.Timotheus 4:5

Uns nichts vormachen lassen, ist wohl heute schwieriger – denn die meisten Bibelschulen lehren heute, dass die Wahrheit „relativ ist“ – und man „kritisch mit dem Bibeltext“ umgehen sollte. So sind dann auch die Folgen: wir hören, dass Gott sein Volk Israel verworfen hätte, und die Zeitschriften und Vorträge sind voll mit „du musst, um glücklich zu werden…“ und „du musst dich bemühen den Blickwinkel Gottes einzunehmen“…
Doch um welche „Frohe Botschaft“ / „gute Botschaft“ spricht Paulus?

Wenn dann der Zustand des Christentums so entsetzlich geworden sein wird, dass solche, die sich zum Christentum bekennen, die gesunde Lehre nicht mehr ertragen werden, ihren eigenen Begierden folgen und sich zu den Fabeln hinwenden werden, dann geziemt es dem Diener, „nüchtern in allem“ zu sein. Er hat sich sein Urteil anhand der Wahrheit gebildet und gestattet seiner Gesinnung nicht, durch das Böse und die Fabeln der bekennenden Masse beeinflusst zu werden.
Wir sind bereits aufgefordert worden, Trübsal zu leiden mit dem Evangelium (Kapitel 1, 8); dann, teilzunehmen an den Trübsalen als ein guter Streiter Christi Jesu (Kapitel 2, 3); und später sind wir davor gewarnt, worden, dass alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, Verfolgungen zu erleiden haben werden (Kapitel 3, 12). Nun werden wir darüber hinaus gewarnt, dass wir darauf vorbereitet sein müssen, wegen des Bösen innerhalb des Christentums Trübsal zu leiden.
Ein treuer Gläubiger muss also darauf vorbereitet sein, um des Evangeliums willen zu leiden, um Jesu Christi willen zu leiden, wegen seines gottseligen Lebens als ein christliches Vorbild zu leiden, und im Blick auf das Böse der letzten Tage zu leiden.
Darüber hinaus soll der Mensch Gottes, wie böse diese Tage auch sein mögen und was für eine Gabe er auch haben mag, das Werk eines Evangelisten ausführen, so lange der Tag der Gnade noch andauert. Das Aufgeben der Wahrheit durch die große Masse, die Hingabe der größten Teile der so genannten Kirchen an Weltlichkeit und Fabeln, macht es dem Menschen Gottes nur noch mehr zur Aufgabe, in der evangelistischen Arbeit fortzufahren und seinen Dienst zu vollführen. Das Werk des Herrn kann nicht nur halb getan werden. Wir sollen danach trachten, das vollständig zu erfüllen, was Er uns zu tun gegeben hat.

Hamilton Smith – Der zweite Brief an Timotheus

Der den Vers einleitende Ausdruck bedeutet buchstäblich „aber was dich betrifft“ und sieht damit Timotheus im Gegensatz zu den in den beiden vorherigen Versen Beschriebenen. Eine sehr ähnliche Konstruktion finden wir zweimal weiter oben in 3,10.14. „Sei nüchtern“ steht im Imperativ Präsens Aktiv, wie in 1.Thes. 5,6-8 und kann genau wiedergegeben werden mit „du aber sei nüchtern in deinem Denken“. Das verwendete Wort bezieht sich auf die Freiheit vom Einfluß toxischer Mittel. In unserem Zusammenhang hier beschreibt es die Freiheit von der Leichtgläubigkeit und oberflächlichen Begeisterungsfähigkeit derer, die mit dem schnellen Aufleben modischer Ideen verbunden sind und die keine Grundlage in der Wahrheit haben (1.Thes. 5,6-8; 1.Petr. 1,13; 4,7; 5,8). Es bedeutet, daß man hellwach ist und sich lehrmäßig unter Kontrolle hat. Jemand hat es einmal so ausgedrückt: „mache einen Bogen um den zu Kopf steigenden Wein häretischer Lehren“.
Trübsal leiden bedeutet, Nöte und Schwierigkeiten zu ertragen wie in 1,9 und 2,9. Auch dies steht wiederum im Imperativ in der Form eines scharfen Befehls. Die Betonung liegt hier nicht so sehr auf physischen Leiden allein, sondern der Zusammenhang impliziert, daß Timotheus auch aufgrund seines Dienstes, d. h. seiner Lehre der Wahrheit, Trübsal würde leiden müssen. In Zeiten der Abkehr von der Wahrheit Gottes müssen diejenigen, die ihr treu geblieben sind, dafür leiden. Im Alten Testament haben Jeremia und andere die gleichen Erfahrungen gemacht. „Evangelist“ beschreibt denjenigen, der die frohe Botschaft verkündigt…

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Seinen Dienst erfüllen heisst nicht unbedingt, viel Erfolg haben. Was der Herr in Betracht zieht, was sein Herz erfreut und was Er belohnt, ist die Treue, mit der ein Dienst, worin er auch bestehen mag, für Ihn getan wird. Im Gleichnis von den Talenten lobt der Meister den Knecht, der fünf Talente hinzugewann, mit denselben Ausdrücken wie den, der nur zwei Talente gewinnen konnte. «Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn» (Mt 25.21.23). Wir mögen vielleicht nur ein Talent empfangen haben. Aber wenn wir damit arbeiten, das Herz vom Wunsch erfüllt, Christus zu verherrlichen, werden wir von seiner Seite dasselbe Lob empfangen, wie wenn wir mit fünf Talenten gearbeitet hätten. Das Wichtige ist, dass unsere Herzen ganz von Christus in Anspruch genommen sind. «Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn» (Kol 3,23). Die Liebe zum Herrn Jesus ist der einzig gültige Beweggrund unserer Tätigkeit für Ihn. Da, wo diese Liebe fehlt, wird sie durch das «Ich» ersetzt, und der Dienst ist dann wertlos und unfruchtbar. Mehr noch als nach unserem Dienst verlangt den Herrn nach unserer Liebe.

Halte fest 1973

Die Gebilde der Phantasie erzeugen einen rauschartigen Zustand, bei dem sich über das Auge ein Schleier legt und die Wirklichkeit für uns verhüllt wird. Zum echten Dienst am Evangelium gehört ein klarer Blick. Während die neuen Lehrer dem Leiden ausweichen, vgl. 3,12.13, hat Timotheus den Mut, der um Jesu willen leiden kann. „Verkündiger der guten Botschaft“ (Evangelist), das ist der Name, der seine Arbeit beschreibt und den er in Ehren halten soll. Den Apostelnamen legt Paulus nicht auf ihn; den Gedanken, Nachfolger der Apostel seien nötig, hat er nie gehabt. Ihr Verhältnis zu Jesu Arbeit auf Erden läßt sich auf kein zweites Geschlecht übertragen; durch dasselbe war ihnen ein Beruf gegeben, der an ihrer Person haftete. Deswegen verschwindet jedoch die Verkündigung Jesu nicht; in ihr besteht vielmehr die Aufgabe, die Paulus seinem Sohn überträgt. Das ist ein Werk und steht nicht in leeren Worten und ist weiter ein Dienst, nicht eine Herrschaft. Dieses Werk soll er nicht ungetan, diesen Dienst nicht mangelhaft lassen. Voll auszurichten, was ihm der Herr als Dienst zugeteilt hat, das ist sein Ziel. Alle auf die äußeren Verhältnisse zielenden Ratschläge unterbleiben. Wir hören nicht: Geh dahin, treibe die Mission so oder so, da oder dort; tue in dieser oder jener Gemeinde dies oder das. Wie Paulus im ersten Brief die Freiheit der Gemeinde völlig unversehrt läßt, so hier die seines Genossen. Er kann nicht nach einer fixierten Regel verfahren, sondern erlebt an der Verkettung der Ereignisse die Leitung des Herrn und hat ihr mit rüstiger Beweglichkeit zu folgen.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Tu die Arbeit, die ein Verkünder der Guten Nachricht tun sollte. „Verkündiger der Guten Nachricht“, aus dem Hebräischen m’vasser; das englische Wort evangelist kommt aus dem Griechischen euangelion.

The Complete Jewish Study Bible

Da alle Menschen Gottes Diener sind (Eph 4,11-12), gilt dieser Grundsatz für alle. Alle sollen das Werk eines Evangelisten tun, d.h. Christus weitergeben, wenn wir die Gelegenheit dazu haben.

CSB Jüngerstudienbibel

Die erste Aufforderung des Paulus an Timotheus ist, Selbstbeherrschung zu üben. Das ist keine Aufforderung, Humor zu vermeiden, sondern in jeder Situation zu fragen: „Was will Christus hier von mir?“

CSB Studienbibel

Evangelium.
Dieses griechische Wort bedeutet ursprünglich: gute Botschaft, und es entspricht ihm im Griechischen ein Zeitwort (euaggelizein), das „gute Botschaft bringen“ bedeutet. Beide Worte werden im griech. A. T. manchmal bei Begebenheiten des gewöhnlichen Lebens angewendet, z. B. wenn einem Vater die Geburt eines Sohnes (Jer. 20, 15), wenn einem König ein Sieg verkündigt wird (2 Sa. 18, 19). Dann werden sie aber namentlich in Jes. 40–66 als Ausdruck für die frohe Botschaft von der Erlösung gebraucht, die Gott seinem Volk sendet (40, 9; 52, 7; 61, 1, auch 60, 6, Luther: „predigen“, „verkündigen“). Aus diesen Stellen, besonders aus 61, 1, hat Christus, der die dort gegebene Verheißung durch sich erfüllt wußte, auch den Ausdruck „Evangelium“ entlehnt (Lu. 4, 18; Mt. 11, 5), und darin den ganzen Inhalt der „guten Botschaft“, die er den Menschen bringen durfte, zusammengefaßt (Mk. 1, 15), den ganzen Inhalt der neuen Zeit, in welcher das Reich Gottes nicht mehr bloß Gegenstand der Erwartung und Weissagung, sondern Gegenstand der Anbietung u. Besitzergreifung ist (Lu. 16, 16). Daher der Ausdruck: „Evangelium vom Reich“ (Mt. 4, 23; 9, 35; 24, 14). Und weil er selbst der Mittelpunkt dieser guten Botschaft, der Grundstein des Reiches Gottes ist und bleibt, so ist „seine Person“ und „das Evangelium“ eigentlich gleichbedeutend (Mk. 8, 35; 10, 29), wie ja schon die Engel seine Geburt als die große „Freudenbotschaft“ angekündigt hatten (Lu. 2, 10). Daher bezeichnen die Evangelisten häufig (Lu. 4, 43 auch Jesus selbst) die ganze Berufstätigkeit Jesu, soweit sie durchs Wort sich vollzog, als eine Verkündigung des „Evangeliums“ (Mt. 4, 23; 9, 35; Mk. 1, 14; Lu. 8, 1; 20, 1). Und wie Jesus selbst voraussetzte und anordnete, daß diese Tätigkeit auch nach seinem Tod fortgesetzt werde (Mt. 24, 14; Mk. 14, 9, Grundtext: wo das Evangelium gepredigt wird, 16, 15), so haben auch die Apostel durch die Bezeichnung ihrer Tätigkeit als „Evangeliumspredigt“ erklärt, daß nach ihrer vollen Überzeugung nichts von der beseligenden Kraft der „guten Botschaft”, die Jesus gebracht, seit seinem Hingang verloren sei (Ap. 13, 32; 14, 15; Rö. 1, 15 f.; 1 Kor. 15, 1; Ga. 1, 16; 4, 13; Eph. 3, 8; 1 Th. 1, 5; 2, 9; 1 Pe. 1, 25). Sie nennen den Inhalt ihrer Predigt häufig das „Evangelium Christi“ (Rö. 15, 19; 1 Kor. 9, 12 usw.), in dem nach dem Obigen wohlbegreiflichen Doppelsinn, daß es dasselbe Evangelium ist, das Christus gepredigt hat, und zugleich das Evangelium, das von ihm handelt (vgl. Rö. 1, 1–3), und sein Evangelium nennt es Paulus nur, weil es ihm zur Verkündigung anvertraut ist (Rö. 2, 16; 16, 25; 2 Tim. 2, 8, vgl. 1 Th. 2, 4), betont aber daneben aufs nachdrücklichste, daß er es nicht von Menschen, sondern von Christus selbst erhalten habe (Ga. 1, 11 f.). Dem Inhalt nach kennzeichnet es Paulus als das Evangelium von der Gnade Gottes (Ap. 20, 24), von der Klarheit Christi (2 Kor. 4, 4), von unserer Seligkeit (Eph. 1, 13), als das Evangelium des Friedens (Eph. 6, 15).
Th. Hermann.

Calwer Bibellexikon 1912

eine Auferstehung

Wundert euch darüber nicht, denn es kommt die (O. eine) Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, seine Stimme hören, und hervorkommen werden: die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse (Eig das Schlechte) verübt haben, zur Auferstehung des Gerichts.
Elberfelder 1871 – Johannes 5,28–29

Verwundert euch nicht darüber; denn es kommt eine Stunde, in welcher alle, die in den Gräbern sind, sie werden Seine Stimme hören! Und es werden hervorgehen -Jes 26,19; 1 Thess 4,16; 1 Kor 15,52-, die da Gutes – Dan 12,2; Mt 25,32.33.46. – getan haben zur Auferstehung des Lebens, und die da Böses verübten zur Auferstehung des Gerichts.
Abraham Meister – Johannes 5:28–29

Wundert euch nicht darüber; ( Über V. 27 (Aug.) oder V. 26, V. 27. Eine Weissagung für die Zukunft, für deren Erfüllung Christi Wunder die Bürgschaft gaben. ist jetzt da. – Nicht wie V. 25: sie ist jetzt da. Der Heiland spricht von der allgemeinen Auferstehung. – Alle leiblich Toten. – Die Auferstandenen zerfallen in zwei Klassen. Das unterscheidende Merkmal sind die Werke. ) denn es kommt eine Stunde, in der alle, welche in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. Und sie werden hervorgehen, die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes. ( Der verdammenden Gerichtes. (Aug.) In diesem Sinne kommen die Gerechten nicht in´s Gericht. )
Allioli Bibel – Johannes 5,28-29

Das soll euch nicht verwirren oder verwundern: Die Zeit kommt, in der alle, die in den Gräbern liegen, seine Stimme hören werden. Dann werden sie wieder herauskommen: Die, die in ihrem Leben das Gute verwirklicht haben, werden zum unzerstörbaren Leben auferstehen. Aber die, die ihr Leben mit Bösestun verbracht haben, werden eine Auferstehung zum Gericht erleben.
Roland Werner – Das Buch – Johannes 5:28–29

und noch eine „Übertragung“ die es aber „etwas anders“ darstellt:

Wundert euch also nicht darüber, dass einmal die Stunde kommt, wo alle, die in den Höhlen der Finsternis sich befinden, seine Stimme hören werden. Sie werden dann hervorkommen; und zwar wird dies für jene, die das Gute taten, eine Auferstehung zum geistigen Leben sein; für die jedoch, die das Schlechte verübten, eine Vorführung vor den Richter.
Johannes Greber - Johannes 5,28–29

Hast du gelernt, dass nur in deiner Gemeinde gelehrt wird, dass es eine Auferstehung geben würde?
Oder hast du gewußt, dass eigentlich in allen christlichen Strömungen, die Auferstehung der Toten hier auf der Erde zum „Lehrgebäude“ gehört, auch wenn viele dies „vergessen haben“?

Hoffnung auf Wiederauferstehung durch Kryonik

Predigtthemen: Tod, Hoffnung, Jesu Auferstehung und HimmelfahrtAlan Sinclair möchte nicht, dass sein Tod von Dauer ist. Nach seinem Tod wird sein Blut aus seinem Körper gespült und durch Frostschutzmittel ersetzt. Anschließend wird der Körper mit Trockeneis gekühlt und in ein Kryonikzentrum in Michigan geflogen. Das Zentrum wird ihn bei minus 320 Grad aufbewahren. Wenn eine Lösung für das Problem gefunden ist, warum Menschen sterben, werden Techniker ihn auftauen. Der wiederhergestellte Alan wird noch einmal auf der Erde leben. Seine Frau ist bereits gestorben und hat sich dem Kryonik-Verfahren unterzogen.
Die christliche Hoffnung ist, dass Gott uns von den Toten auferwecken wird, so wie unser Herr Jesus auferstanden ist. Im Zustand der Auferstehung brauchen wir kein Heilmittel mehr, weil die Hauptursache des Todes – die Sünde – bereits beseitigt ist.

—Jim L. Wilson und Rodger Russell

300 Predigtbeispiele

Die Tatsache der Auferstehung

Die Bibel lehrt an vielen Stellen mit unmißverständlicher Klarheit die Auferstehung des Leibes. Die leibliche Auferstehung ist eine spezielle biblische Offenbarung, denn die griechische Philosophie, die den Körper als minderwertig betrachtet, kennt nur die Unsterblichkeit der Seele.

Charles C Ryrie – Die Bibel verstehen

Er zeigte auf die Gräber hin: die dort Schlafenden werden seine Stimme hören und erwachen, sei es, daß ihr Auferstehen ihnen Leben bringt, sei es, daß damit ihr Gericht anhebt. Damit hat er vor den Juden das Höchste über sich ausgesagt, was im Bereich unseres Denkens und Ahnens liegt, ähnlich wie er bei Matthäus in seinem Abschiedswort den Jüngern, 25,31ff., sagte, daß er die Völker vor seinem Throne sammeln und als der Hirte an ihnen handeln werde, der die Schafe von den Böcken scheidet. So beschreibt er sich hier als den König der Auferstandenen, der die, die zum ewigen Leben eingehen, und die, die dem Gericht verfallen, voneinander trennt.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Seine Hörer sollten sich nicht wundern, daß diejenigen, die glauben, vom Tode zum Leben hindurchdringen (V. 24), denn in der Zukunft werden alle auf sein Gebot hin auferstehen. Von dieser universalen Auferstehung ist bereits in Dan 12,1 – 2 die Rede. Andere Textstellen sprechen davon, daß die Auferstehung zum Leben, „die erste Auferstehung“, in Stufen vor sich gehen wird: die Gemeinde wird entrückt werden, die Heiligen aus der Zeit der großen Trübsal werden beim zweiten Kommen des Herrn am Ende dieser Zeit auferstehen. Die Auferstehung derer, die gerichtet werden, wird dann am Ende des Tausendjährigen Reiches erfolgen (Offb 20,11-15). Joh 5,28-29 ist eine der wenigen Stellen im Johannesevangelium, die einen ausdrücklich eschatologischen Inhalt haben.
Die Formulierungen „die Gutes getan haben“ und „die aber Böses getan haben“ (ta phaula, „nichtsnutzige Dinge; vgl. Joh 3,20) mögen, für sich betrachtet, vielleicht zu der Schlußfolgerung verführen, daß man durch „gute Werke“ gerettet oder aufgrund böser Taten verdammt wird, doch wenn man die johanneische Theologie im Zusammenhang betrachtet, verbietet sich ein solcher Gedanke (vgl. Joh 3,17-21;6,28-29). Die, die wirklich wiedergeboren sind, leben ein anderes Leben. Sie gehorchen Gott (Joh 14,15), sie verlassen sich auf ihn (Joh 15,5-7), und sie wandeln im Licht (Joh 8,12; 1Joh 1,7). Sie sind gerettet durch das Lamm Gottes, das stellvertretend für sie die Strafe ihrer Sünde auf sich nimmt. Rettung bringt nur der Glaube an Christus. Doch wer den Sohn Gottes verwirft, verfällt dem Gericht (Joh 3,36).

Walvoord Bibelkommentar

Das von Jesu Jüngern für „Auferstehung“ verwendete Wort bedeutet wörtlich „Aufrichten, Aufstehen“. Es handelt sich um ein Aufrichten aus dem leblosen Todeszustand — sozusagen ein Aufstehen aus dem allgemeinen Grab der Menschheit. Gott kann eine Person ohne weiteres auferwecken. Warum? Weil Jehova der Ursprung des Lebens ist. Menschen ist es heute möglich, Stimmen und Bilder von Männern und Frauen auf Videokassetten aufzunehmen und diese Aufnahmen nach dem Tod der Betreffenden abzuspielen. Gewiß kann dann auch unser allmächtiger Schöpfer alle Einzelheiten eines Menschen festhalten und dieselbe Person auferwecken, wobei er ihr einen neuen Körper bildet.
Jesus Christus sagte: „Die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine [Jesu] Stimme hören und herauskommen werden, die, welche Gutes getan haben, zu einer Auferstehung des Lebens, die, welche Schlechtes getrieben haben, zu einer Auferstehung des Gerichts“ (Johannes 5:28, 29). Alle, die in Jehovas Gedächtnis sind, werden auferweckt und in seinen Wegen unterwiesen werden. Für diejenigen, die im Einklang mit der Erkenntnis Gottes handeln, wird es sich als eine Auferstehung zum Leben erweisen. Für diejenigen dagegen, die Gottes Belehrung und seine Herrschaft ablehnen, wird es eine Auferstehung sein, die zu einem Strafgericht führt.

Erkenntnis, die zu ewigem Leben führt

Der Glaube an die Auferstehung der Toten ist das Einzigartige des christlichen Glaubens. Ein paar Philosophen kamen zwar mit dem natürlichen Menschenverstand und unter Zuhilfenahme von einem Rest verbliebener Tradition oder auch Anleihen beim Judentum auf die Unsterblichkeit der Seele; dass aber der Leib wieder auferstehen sollte, dass es dort ein anderes Leben für diese leibliche Gestalt geben sollte, das war eine Hoffnung, die erst durch die Offenbarung Jesu Christi ans Licht gebracht wurde. Kein Mensch hätte sich ein so großes Wunder ausdenken können, vielmehr beweist der Mensch seine Unfähigigkeit, so etwas überhaupt denken zu können, dadurch, dass er noch immer, wie die Athener, als sie zum ersten Mal davon hörten, darüber spottet. „Können diese vertrockneten Totengebeine leben?“, so höhnt der Spötter immer noch.

Spurgeon – Fürchtet Nicht Tod und Grab – Predigten über die Auferstehung

Von allen Völkern der Erde hat nur das jüdische Volk die leibliche Auferstehung in seine Religion aufgenommen. Der erste Hinweis darauf findet sich vielleicht in Jesaja 26:19, wo er davon spricht, dass die Toten zum Leben zurückkehren, erwachen und vor Freude singen. Noch deutlicher wird die Lehre in Daniel 12,2, wo die Entschlafenen entweder zu ewigem Leben oder zu ewiger Strafe erwachen.

In den achtzehn Segenssprüchen des Judentums beten wir: „Du bist ewig mächtig, mein Herr, Auferwecker der Toten bist du, überreichlich fähig zu retten“. In der Fußnote des Artscroll Siddur heißt es: „… die buchstäbliche Wiederbelebung der Toten, die im messianischen Zeitalter stattfinden wird.“

Der Messias selbst sagte: „Es kommt die Zeit, in der alle, die im Grab sind, seine Stimme hören und herauskommen werden – die, die Gutes getan haben, zur Auferstehung des Lebens, und die, die Böses getan haben, zur Auferstehung des Gerichts.“ Das ist wahr. Der Messias ist derjenige, der uns aus unseren Gräbern rufen wird, oder, wenn wir noch am Leben sind, uns in einem Augenblick verändern wird.

Paulus sagt, dass der Messias mit einem Schrei und einem großen Trompetenstoß herabkommen wird. Die gläubigen Toten werden zuerst auferstehen und sich dem Messias anschließen. Die lebenden Gläubigen werden mit ihnen in die Wolken aufsteigen, um mit dem Messias in der Luft zu sein. Von diesem Zeitpunkt an werden wir nie wieder vom Messias getrennt sein. An anderer Stelle sagt er, dass dies alles plötzlich, in einem Wimpernschlag, bei der letzten Posaune geschehen wird.

In 1. Korinther 15 wird das Thema Auferstehung lang und ausführlich behandelt. Unter anderem sagt Paulus, dass unser neuer Körper mit unserem jetzigen nicht identisch sein wird. Die Menschen fragen sich häufig, wie alt wir sein werden, ob wir ein perfektes Gewicht haben werden, ob wir schöner sein werden. Paulus sagt geheimnisvoll, dass, wenn man einen Samen sät, dieser zuerst stirbt und dann zu etwas viel Größerem wird als der Same. Er sagt, dass der Unterschied in der Schönheit zwischen unserem jetzigen und unserem ewigen Körper so groß ist wie der Vergleich zwischen irdischem Körper und Sonne, Mond und Sternen! Unser ewiger Körper wird unsterblich und vollkommen heil sein und herrlicher als jeder Körper, den wir je auf der Erde gesehen haben.

Vor allem aber werden wir in jenen Tagen und für immer bei dem Messias sein. Er wird uns auferwecken und uns für immer bei sich behalten.

Aber nicht alle, die in die Tage des Messias eintreten, werden auferweckt werden. Zur Zeit von Jeschuas Kommen wird es auf der Erde eine große Anzahl von Menschen geben, die die Kriege und Plagen der Offenbarung überlebt haben. Viele von ihnen werden keine Anhänger Jeschuas sein, wenn er kommt. Sie werden nicht verändert sein, wie wir es sind. Sie werden unverändert in die Tage des Messias eingehen.

Und so kommt es zu der seltsamen Sache mit den Tagen des Messias. Es werden Unsterbliche und Sterbliche gemeinsam auf der Erde wohnen. Und der Richter über alle wird Messias Jeschua sein.

Derek Leman -Die kommende Welt – Ein Portal zum Himmel auf Erden

Jeschuas vierte Verteidigung war, dass er die Auferstehung der Toten herbeiführen wird (Johannes 5:25-29). In den hebräischen Schriften hat nur Gott die Auferstehung der Toten herbeigeführt (Jesaja 26:19; Daniel 12:2; Hosea 13:14). Wenn der Sohn die Toten auferwecken wird, bedeutet das, dass er auch Gott sein muss.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Während er sich gegen die Anschuldigungen der Führer verteidigte, wies Jeschua darauf hin, dass es zwei verschiedene Arten der Auferstehung geben wird. Für die Gläubigen wird es die Auferstehung des Lebens sein (Johannes 5:29a), oder die erste Auferstehung (Offenbarung 20:5). Für die Ungläubigen wird es die Auferstehung zum Gericht sein (Johannes 5:29b), oder die zweite Auferstehung, die zum zweiten Tod führt (Offenbarung 20:6). Seine Lehre von den zwei verschiedenen Auferstehungen war nicht neu, da die Auferstehungen bereits in Daniel 12:2 offenbart wurden und die rabbinische Theologie sie erläuterte. Den Weisen zufolge würde die zukünftige Auferstehung mit der Rückkehr des Elias kommen.Obwohl die Sadduzäer die Idee ablehnten, dass Passagen in der Tora die Auferstehung verheißen, behaupteten die Pharisäer, dass sie in Sprüche 30,15-16 zu finden sei:
R. Tabi sagte weiter im Namen von R. Josiah: Was ist mit dem Text gemeint: „Es gibt drei Dinge, die nie satt werden, … das Grab und der unfruchtbare Schoß? Wie kommt das Grab neben den Mutterschoß? Es soll dich lehren, dass, so wie der Mutterschoß aufnimmt und wieder abgibt, so nimmt das Grab auf und wird wieder abgeben. Und haben wir hier nicht eine Schlussfolgerung a fortiori: Wenn der Mutterleib, der leise aufnimmt, mit lautem Getöse hervorbringt, ist es dann nicht naheliegend, dass das Grab, das mit lautem Getöse aufnimmt, mit lautem Getöse hervorbringt? Hier ist eine Widerlegung derer, die leugnen, dass die Auferstehung in der Thora gelehrt wird.

Auf die Frage, warum Abraham, Isaak und Jakob sich nach dem Gelobten Land sehnten, lehrten die Rabbiner: „Weil, sagte R. Simeon b. Laḳish, sie die ersten sein werden, die im messianischen Zeitalter auferstehen werden.“ Mit anderen Worten, es gab die rabbinische Vorstellung, dass die Auferstehung innerhalb der Grenzen des Verheißenen Landes stattfinden (oder zuerst stattfinden) würde. Abschließend stellt Moore fest:
Die Pharisäer machten aus der Auferstehung der Toten einen Glaubensartikel und lehrten, dass zwischen dem Tod und der Auferstehung die Seelen der Gerechten in Seligkeit und die der Bösen in Elend das Jüngste Gericht erwarteten.“

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Allgemeine oder teilweise Auferstehung der Toten?
(Zu Joh 5, 28)

Vorbemerkungen.
Die vorchristliche jüdische Literatur hat die Tage des Messias יְמוֹת הַמָּשִׁיחַ mit der zukünftigen Welt עוֹלָם הַבָּא identifiziert. Die messianische Zeit gilt als die Zeit der absoluten Heilsvollendung; demgemäß bringt sie auch die Auferstehung der Toten תְּחִיַּת הַמֵּתִים (s. Hen 90, 33 ff.; 61, 5; 51, 1 f. bei I, B Nr. 1 Anm. b u. c). — In der nachchristlichen Zeit hat man die Tage des Messias vom Olam ha-ba unterschieden: die messianische Zeit sinkt zur Schlußperiode des gegenwärtigen Äons עוֹלָם הַזֶּה herab, die Endvollendung hebt erst mit dem Olam ha-ba an. Dementsprechend löste man auch die Auferstehung der Toten von der messianischen Zeit ab u. verlegte sie an den Anfang der zukünftigen Welt (s. 4 Esra 7, 29 ff.; Apok Bar 30, 1–5; 85, 15; 50, 2–51, 3; 36, 11 bei I, B Nr. 5 u. 6 u. die rabbinischen Zitate in Abschnitt II, A—C; ferner s. Exkurs 29 S. 971 ff. Anm. d). — Im 3. Jahrhundert kam eine Richtung auf, die die Erfüllung der sämtlichen alttestamentlichen Heilsverheißungen in den Tagen des Messias erwartete. Man kehrte deshalb wieder zu der älteren Anschauung zurück u. nahm an, daß wenigstens die Gerechten aus Israel bereits in der messianischen Zeit im Lande Israel auferstehen würden (s. w. u. den Abschnitt II, D u. bei Offb 20, 5 S. 827 ff.).
Wie über die Zeit der Auferstehung, so hat auch über ihren Umfang in der alten Synagoge keine Übereinstimmung geherrscht. Schon die Grundstelle Dn 12, 2 lautet unbestimmt. Sie redet von „vielen“ oder von einer „Menge“, die erwachen werden. Ob dazu auch die heidnischen Bedrücker Israels gehören werden, bleibt völlig ungewiß; nur das geht aus der Stelle deutlich hervor, daß sich auch Gottlose unter den Auferstandenen befinden werden, die hinterher der Schmach u. der Verdammnis anheimfallen. Ähnlich unbestimmt lauten die Aussagen der späteren Zeit. Von der Auferstehung der nichtjüdischen Welt ist verhältnismäßig selten die Rede. Der Blick haftet meist an Israel; aber über die Frage, ob alle Israeliten, Gerechte wie Gottlose, oder nur die Gerechten an der Auferstehung teilhaben werden, bleiben die Meinungen geteilt. Auch Aussprüche, die sich wie Joh 5, 28 zur Auferstehung aller Toten bekennen, gibt es in der altjüdischen Literatur; doch haben sie nie allgemeine Anerkennung in der alten Synagoge gefunden.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Die coole Nachricht von dem neuen Leben mit Gott

und allen Nationen muß zuvor das Evangelium gepredigt werden.
Elberfelder 1871 – Markus 13,10

Und allen Völkern muss zuerst die gute Botschaft verkündet werden.
Jantzen & Jettel – Markus 13:10

Doch zuerst muss die gute Botschaft Gottes allen Volksgruppen nahegebracht werden.
Roland Werner – Das Buch – Markus 13,10

2023 hatten wir die Parallelstelle in Matthäus 24:14

Reden mit „allen Menschen“ über was?
Darüber, was man tun muss, um wie es die meisten Kirchen lehren, nicht in die Hölle zu kommen?
Darüber, was man tun muss, um „Gottes Krieg von Har-Magedon“ zu überleben?
Schauen wir genauer hin, WAS gepredigt werden wird!

Vers 10 ist keine Bedingung für das Kommen des Herrn. Jesus drückt eine göttliche Bestimmung und Zusicherung aus: Trotz allem, was Satan während der „Zeit der Not Jakobs“ tut, wird Gottes Wort verkündet und sein Wille erfüllt werden.

Wiersbes Erläuterungen zum Neuen Testament

Das Evangelium muß (dei; „aus göttlichem Ratschluß“; vgl. V. 7; Mk 8,31) zuvor gepredigt („verkündigt“) werden unter allen Völkern (dieses Wort ist im Griechischen durch seine Satzstellung hervorgehoben) der ganzen Welt (vgl. Mk 11,17;14,9).
Jesus sagte den Jüngern, daß sie bei der Verkündigung des Evangeliums mit Verfolgungen rechnen müßten, doch er ermutigte sie auch, nicht zu verzweifeln und die Hoffnung nicht aufzugeben. Denn trotz aller Widerstände hat die Verkündigung des Evangeliums nach dem Willen Gottes für dieses Zeitalter Vorrang und wird sich deshalb auch durchsetzen. Allerdings muß jede Generation die Verantwortung für die Verkündigung immer wieder neu übernehmen (vgl. Röm 1,5.8; Röm 15,18-24; Kol 1,6.23). Dennoch ist die weltweite Predigt des Evangeliums nicht die Voraussetzung und auch keine Garantie dafür, daß am Ende dieses Zeitalters tatsächlich alle Menschen das Evangelium angenommen haben (vgl. Mt 25,31-46).

Walvoord Bibelkommentar

Die Tatsache, daß zuvor allen Nationen das Evangelium gebracht worden sein muß, wird von Matthäus ausführlich besprochen: „Und dieses Evangelium des Reiches wird gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis, allen Nationen zu einem Zeugnis, und dann wird das Ende kommen“ (Mt 24, 14). Das Evangelium bedeutet immer „Gute Nachricht“ und fußt auf Tod und Auferstehung des Christus, aber seine Inhalte können in verschiedenen Zeitaltern unterschiedliche Auslegungen erfordern. Die Botschaft, die hiergepredigt werden muß, ist einzigartig. Sie sollte nicht mit dem Evangelium der Gnade Gottes dieses gegenwärtigen Zeitalters verwechselt werden. Sie betrifft vielmehr das kommende messianische Königreich auf der Erde und die bevorstehende Ankunft des Königs.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Überraschenderweise sagt Jesus mitten in diesem Verfolgungsabschnitt: »Aber zuerst muß das Evangelium unter allen Völkern gepredigt werden« (V. 10). Der Ausdruck »zuerst« macht klar, daß das Ende der Welt nicht kommen wird, bevor »allen Völkern das Evangelium« verkündigt wurde (vgl. Mt 24,14). Das ist eine Prophezeiung über die kommende Weltmission (vgl. Mt 28,19; Mk 14,9; 16,15; Lk 24,47; Röm 11,25; Offb 14,6). Es ist also falsch, wenn manche Kreise die Weltmission erst im Tausendjährigen Reich erwarten. Nein, schon in der gegenwärtigen Weltzeit ereignet sich die Weltmission.
»Unter allen Völkern«: keine irdische und keine dämonische Macht wird das verhindern können. Aber »das Evangelium« kommt nur in der »Predigt« – nicht per Gewalt oder Kreuzzug. Hier sitzt einer der tiefsten Unterschiede zwischen Christentum und Islam. Jesus kennt keine Gewalt zur Verbreitung des Evangeliums, während Mohammed Krieg und Gewalt zur Verbreitung seiner Botschaft einsetzt.
»Es muß«: Das ist Gottes Plan. Wie herrlich, daß wir diese Zukunftsperspektive haben! Nach einer richtigen Bemerkung Bengels benutzt Gott sogar die Verfolgungen, um das Evangelium auszubreiten (vgl. Apg 8,1.4ff; Phil 1,12; 2 Tim 4,17).

Edition C Bibelkommentar

Beide Evangelisten bezeichnen die Verkündigung Jesu als »Evangelium« – was ist das eigentlich?
Neuerdings hat man das mit »gute Nachricht« übersetzt; das klingt schön, bleibt aber doch hinter der Größenordnung weit zurück, die mit dem Wort Evangelium gemeint ist. Dieses Wort gehört der Sprache der römischen Kaiser zu, die sich als Herren der Welt und als ihre Retter, als ihre Erlöser verstanden. Die Botschaften, die vom Kaiser ausgingen, hießen »Evangelium«, unabhängig davon, ob ihr Inhalt besonders fröhlich und angenehm war. Was vom Kaiser kommt – das war die Idee –, das ist rettende Botschaft, das ist nicht bloß Nachricht, sondern Veränderung der Welt zum Guten hin.
Wenn die Evangelisten dieses Wort aufgreifen, so dass es zum Gattungsbegriff für ihre Schriften wird, so wollen sie sagen: Was die Kaiser, die sich für Gott ausgeben, zu Unrecht beanspruchen, das geschieht hier: vollmächtige Botschaft, die nicht nur Rede ist, sondern Wirklichkeit. Im heutigen sprachtheoretischen Vokabular würde man sagen: Das Evangelium ist nicht bloß informative, sondern performative Rede – nicht bloß Mitteilung, sondern Aktion, wirksame Kraft, die heilend und verwandelnd in die Welt eintritt. Vom »Evangelium Gottes« spricht Markus – nicht die Kaiser können die Welt retten, sondern Gott. Und hier erscheint Gottes Wort, das Tatwort ist; hier geschieht wirklich, was die Kaiser nur behaupten, ohne es einlösen zu können. Denn hier tritt der wirkliche Herr der Welt in Aktion – der lebendige Gott.

Ratzinger – Jesus Christus

Evangelium … für alle Völker. Die Verkündigung der Geschichte dessen, was Gott durch Jesus getan hat (1:1, 14-15), an alle Menschen ohne Unterschied, wie es die Apostelgeschichte beschreibt (z. B. Apg 8:4-40; 10:1-48; 11:19-21; 13:44-48). Durch Jesus und sein erneuertes Volk wird Gottes Plan, den Völkern Segen und Licht zu bringen (vgl. Gen 12,2; Dtn 4,5-8; Jes 49,6; 60,3; siehe Anmerkung zu 1,11), trotz der Feindseligkeit Israels gelingen (z. B. Apg 3,25; 10,34-35.45; 11,18; Gal 3,26-29).

NIV Biblical Theology Study Bible

Und redet DEIN LEBEN von Gottes Königreich – vom nahendem Messias? Oder mußt du durch viele Worte auf IHN aufmerksam machen, weil dein Leben eben so ist, wie das Leben von all denen die NICHT an IHN glauben?

bedeutet vielmehr, Gott um ein reines Gewissen zu bitten

welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren (O. die Forderung, das Zeugnis) eines guten Gewissens vor (Eig zu, an) Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi,
Elberfelder 1871 – 1.Petrus 3,21

wie (Der Apostel will auf die Macht und Herrlichkeit des siegreich auferstandenen Heilandes hinweisen und zeigen, wie seine Wirksamkeit sich nicht nur über die Erde, sondern auch bis in die Tiefe der Unterwelt und in die Höhe des Himmels erstreckt. Als Beweis für diese umfassende Wirksamkeit wählt er das größte Strafgericht der alten Welt. Der Gedanke an die Sündflut lag umso näher, als sie ein Abbild der großen Katastrophe des zukünftigen Gerichtes ist. [Mt 24,37ff, Lk 17,26ff, 2Petr 3,5ff] Zugleich ward dem Apostel so Gelegenheit gegeben, einen tröstlichen Hinweis auf die Zahl der einst Geretteten zu geben und jenen schönen Vergleich zwischen den Wassern der Sündflut, durch welche die Gläubigen der damaligen Zeit, und dem Wasser der Taufe zu bieten, durch welches jetzt die Gläubigen gerettet werden. (V. 21)) dies auch im Gegenbilde (Im A. B. wurde der N. nicht nur durch Worte vorausverkündet, sondern auch in Tatsachen Vorbilder desselben gegeben. So waren Sara und Hagar mit ihren Kindern [Gal 4,22], der Durchgang durch das rote Meer [1Kor 10,1], die Rettung Noes durch das Wasser, das alle Ungläubigen tötete, und die Entstehung eines neuen Geschlechtes ein Vorbild der Taufe, die ebenfalls begräbt und neu belebt. Noch mehr, Noes Errettung war keine bloße leibliche. Er glaubte der göttlichen Drohung und baute im Glauben, ohne zu sehen, die Arche, welche ihn retten sollte. Seine Errettung war also eine Glaubenstat, eine Wiedergeburt für ihn.) nun errettet als Taufe, (Die heil. Väter sahen in der Arche das Vorbild des Kreuzes Christi oder der Kirche. Dass sie eine solche Bedeutung hat, ist unzweifelhaft (Chrys.), indes zieht der Apostel an dieser Stelle im ewigen Leben. – Gegensatz zwischen einer rein äußerlichen und einer auf das Innere abzielenden Handlung.) die nicht eine Ablegung körperlicher Unreinigkeit ist, sondern an Gott gerichtete Begehrung eines guten Gewissens, (Die an Gott gerichtete Bitte um ein gutes Gewissen, die Bitte, dass Gott das gute Gewissen, nach welchem die Christen in der Taufe verlangt und das sie erhalten, ihnen jederzeit bewahre, Kraft und Stärke spendend.) durch die Auferstehung Jesu Christi, (Errettet durch die Auferstehung. Die Auferstehung ist die Krone und Vollendung des Erlösungswerkes. Als Auferstandener kann Christus die rettende Wirkung der Taufe sicherstellen, hat er doch nun Teil an der Herrschaft Gottes, dem alle Gewalten unterworfen sind, und kann alle Kraft geben zum Gutestun und alle Hindernisse beseitigen.)
Allioli Bibel - 1.Petrus 3:21

Das ist ein Hinweis auf das Wasser der Taufe, die euch jetzt rettet. Denn der Sinn der Taufe ist ja nicht, dass der Körper vom Schmutz gereinigt wird. Wer sich taufen lässt, bittet damit Gott, sein Gewissen von aller Schuld zu reinigen. Das ist möglich, weil Jesus Christus von den Toten auferstanden
Gute Nachricht Bibel 2018 - 1.Petrus 3,21

Dieses (Wasser) rettet jetzt als Gegenstück – o: gegenbildlich – auch euch, nämlich die Taufe– vgl. Tit. 3,5: gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung des Geistes.  -, die nicht eine Beseitigung des Schmutzes am Fleisch ist, sondern eine an Gott gerichtete Bitte um ein gutes Gewissen – aÜs: das (von Gott dargebotene) Angebot eines guten Gewissens Gott gegenüber. -; (sie rettet euch) kraft der Auferstehung Jesu Christi,
Hermann Menge Übersetzung – 1926 – 1.Petrus 3:21

dieses Wasser [der Taufe] rettet jetzt euch Die Taufe ist ein Zeichen und ein Siegel für Gottes Gnade in Jesus Christus. Die überraschende Aussage, dass die Taufe „euch rettet“, zeigt die enge Verbindung zwischen dem Zeichen und der Wirklichkeit auf, die dadurch zum Ausdruck kommt. Noahs physische Rettung durch die Wasser der Sintflut hindurch zeichneten die Wasser der Taufe und der Errettung vorab. Die Taufe symbolisiert das Gericht über die Sünde im Tod Christi und dann auch die Erneuerung des Lebens (Röm 6,4). Die Wasser der Sintflut waren ein Gericht über die ungehorsamen Menschen und zur selben Zeit die physische Rettung für Noah und seine Familie.
das Abwaschen von körperlichen Schmutz Damit seine Leser dem Sakrament nicht fälschlicherweise eine magische oder eine automatische Kraft zuschrieben (lat. ex opere operato – das ist die katholische Lehrformel für die Sakramente, die besagt, dass diese allein durch den Vollzug der Handlung wirken würden), ergänzt Petrus, dass das Mittel der Rettung nicht durch ein äußerliches Ritual vollzogen wird, sondern durch das, was die Handlung symbolisiert: die Verbundenheit mit Christus in seinem Tod und seiner Auferstehung.

Reformations-Studien-Bibel

Es wird ein Vergleich zwischen der Errettung in der Arche und der Taufe gezogen. In beiden Fällen werden die Gläubigen durch das Wasser des Gerichts gerettet, denn die Taufe stellt die Rettung durch das Gericht dar. Der rein mechanische Akt der Taufe rettet nicht, denn Petrus sagt ausdrücklich: „nicht als ein Abstreifen des Schmutzes vom Körper“, was bedeutet, dass das Übergießen des Körpers mit Wasser niemanden reinigt. Die Taufe rettet dich, weil sie einen inneren Glauben darstellt, der sich darin zeigt, dass man Gott um die Vergebung seiner Sünden bittet (um ein gutes Gewissen). Außerdem „rettet“ die Taufe nur insofern, als sie auf den Tod und die Auferstehung Jesu Christi zurückgeht. Die Taufe ist eine sichtbare Darstellung der Tatsache, dass Christen mit Christus bekleidet sind (vgl. Gal 3,27) und in der Vereinigung mit Christus seinen Sieg über die Sünde teilen. Obwohl die Christen seit der Frühgeschichte der Kirche über die richtige Art der Wassertaufe uneins waren, sind sie sich im Allgemeinen einig (unabhängig von konfessionellen Unterschieden), dass die Wassertaufe ein äußeres Zeichen für die innere Wirklichkeit der Wiedergeburt ist, die das Ergebnis des Wirkens des Heiligen Geistes ist (vgl. Johannes 3,5.8; Titus 3,5) und die nur aus Gnade durch den Glauben empfangen werden kann (vgl. Eph. 2,8).

Die ESV Studienbibel

ein Bild für die Taufe: Petrus könnte meinen, dass die Taufe die Gläubigen rettet, so wie das Wasser das Boot trieb, in dem Noah und seine Familie gerettet wurden. Oder er könnte meinen, dass, so wie Noah und seine Familie durch das Wasser in Sicherheit gingen, Christen durch das Wasser der Taufe in die Erlösung gelangen. Und schließlich könnte er meinen, dass das Wasser der Taufe die Sünden der Christen abwäscht, so wie das Wasser zu Noahs Zeiten die Sünden abwusch. – Petrus meint nicht, dass die Wassertaufe einen Menschen unabhängig von seinem Herzen rettet. Er fügt hinzu, dass die Taufe nur als Antwort auf ein reines Gewissen (oder als Appell an Gott) rettet und macht damit deutlich, dass nur Menschen, die Gott gegenüber Glauben ausüben, von der Taufe profitieren.

New Living Translation Study Bible

Die dritte Wirkung des Leidens Jesu Christi wird nun in der »Taufe« sichtbar, »die … euch rettet«. Das Erlösungs-Rettungsgeschehen wird konkret in der Taufe bekannt und vollzogen. Dabei ist die Taufe »Antitypus« (so das griechische Wort »Vorbild«), »Gegenbild« zu dem Sintflutgeschehen. In der Sintflut rettet Gott die Acht durch das Wasser hindurch; in der Taufe handelt eben derselbe Gott, indem er Menschen durch das Wasser hindurchführt. Durch das Wasser der Sintflut hat Gott die Sünde gerichtet und Noah gerettet; durch das Wasser der Taufe wird angezeigt, daß der »alte« Mensch stirbt, gestorben ist, und der Gerettete dasteht (vgl. Röm 6,2–3).
Die Taufe ist ja kein äußerlicher Reinigungsritus, wie er in vielen Religionen, auch im Judentum, geübt wird. Bei der Taufe »wird nicht der Schmutz vom Leib abgewaschen«, sondern der Sünder ertränkt und der »neue« Mensch geboren. Petrus faßt das so: »Wir bitten Gott um ein gutes Gewissen.« Das griechische Wort für »bitten« steht nur an dieser Stelle des NT und ist wohl mit »eine mich selbst verpflichtende Bitte« zu umschreiben. Ich bitte Gott um ein gutes Gewissen. »Gutes Gewissen« (vgl. zu 3,16) – das ist die getroste Gewißheit, daß ich bei Gott in Gnaden bin, daß meine Schuld getilgt ist und ich gerettet bin.
Das beschreibt die Beifügung »durch die Auferstehung Jesu Christi«. Jesus Christus schenkt mir durch seine Versöhnung das gute Gewissen. Er, der Auferstandene, der damit von Gott bestätigt wurde, ist ja der Garant dafür, daß ich jetzt vor Gott recht bin. Diese Verpflichtung der »mich selbst verpflichtenden Bitte« liegt darin, daß wir die Gabe Gottes der Erlösung auch annehmen, uns ein gutes Gewissen geben lassen. Und auch, daß wir dem Bösen entschlossen absagen, wie es in vielen Taufriten noch als bewußte Absage geübt wird. Das ist eine wichtige Sicht der Taufe:

a) Die Taufe rettet nicht automatisch, schon gar nicht die bei uns übliche Säuglingstaufe. Wer Säuglinge tauft und keine Bekehrung predigt, betrügt. Taufe und Ergreifen der Gnade gehören zusammen, Taufe und Bekehrung.
b) Gott handelt in der Taufe. Sie ist nicht mein Tun, etwa in dem Sinne: »Ich übergebe mich Gott, jetzt, da ich ›richtig‹ glaube. Gott nimmt mich an.« Deshalb ist eine Wiedertaufe unnötig.
c) Taufe und bewußtes Leben in der Nachfolge gehören zusammen, Taufe und Gehorsam. Das sollten wir bei der oft so oberflächlich gewordenen volkskirchlichen Taufpraxis wieder ganz neu betonen.

Edition C Bibelkommentar

Sintflut. Noah war durch das Wasser hindurchgerettet worden; auch wir sind es, denn das Wasser der Taufe bedeutet den Tod, so wie die Sintflut gleichsam der Tod der damaligen Welt war. Christus ist durch den Tod gegangen und ist dann auferstanden. Wir treten in der Taufe in den Tod ein, aber es ist gleich der Arche; denn Christus hat im Tode für uns gelitten und ist in der Auferstehung aus demselben wieder hervorgegangen, wie Noah aus der Sintflut hervorging, um gleichsam ein neues Leben in einer Auferstehungswelt zu beginnen. Christus hat, indem Er durch den Tod gegangen ist, die Sünden gesühnt, und wir, indem wir geistlich hindurchgehen, lassen alle unsere Sünden in demselben zurück, wie Christus tatsächlich für uns getan hat; denn Er wurde ohne die Sünden, die Er am Kreuze sühnte, auferweckt. Und diese Sünden waren die unsrigen. So haben wir durch die Auferstehung Jesu Christi ein gutes Gewissen. Wir gehen in der Taufe im Geist und im Bilde durch den Tod. Die Frieden gebende Kraft der Sache ist die Auferstehung Jesu Christi, nachdem Er die Sühnung vollbracht hatte: durch diese Auferstehung haben wir daher ein gutes Gewissen.

John Nelson Darby – Betrachtung über 1.Petrus

»Als Ergebnis dieses vor der Flut abgelegten Zeugnisses des Geistes Christi wurden nur acht Seelen durch das Wasser hindurch gerettet – ein winziges Häuflein, ein allerkleinster Überrest aus dem vorangegangenen Zeitalter. Heute hat die Taufe, die lediglich ein Bild ist, genau diese Bedeutung. Die Flut trennte diesen kleinen Überrest vom Zeitalter vor der Flut, damit sie durch die Wasser des Todes, von der alten Welt abgeschnitten, in eine neue Welt eingingen. Die bekehrten Juden, denen Petrus diesen Brief schreibt, befanden sich in genau dieser Lage. Auch sie waren lediglich ein kleiner Überrest, und in ihrer Taufe wurden sie von der Masse ihrer Nation, die unter dem Zorn und Gericht Gottes stand, abgesondert, damit sie unter die Herrschaft ihres auferstandenen und erhöhten Messias kämen. Die Taufe ist ein Bild auf Absonderung durch Tod, und diese Absonderung rettet. Die Juden als Nation waren wie ein untergehendes Schiff, und sich taufen zu lassen, bedeutete, dass man öffentlich und in aller Form auch die letzte Verbindung mit ihnen durchschnitt, und das bedeutete Errettung von ihrem nationalen Gericht. Daher die Worte des Petrus in Apostelgeschichte 2,40, ›Lasst euch erretten von diesem verkehrten Geschlecht!‹ Und was folgte darauf? ›Die nun sein Wort aufnahmen, wurden getauft‹ (Apg 2,41).« (F. B. Hole, Epistles, S. 114).

Benedikt Peters – Kommentar zu 1. Petrus

Dieser Vers spricht von einer Reinigung des Gewissens, nicht von Errettung. Diese waren jüdische Gläubige, die den Gehorsam der Wassertaufe nicht vollzogen hatten und unter einem schlechten Gewissen arbeiteten, weil sie dem Herrn nicht gehorchten. Der Schreiber sagt ihnen, dass sie dieses schlechte Gewissen gereinigt haben müssen. Das Gewissen wird immer auf dieselbe Weise gereinigt: indem man dem Herrn in dem Bereich gehorcht, in dem man ungehorsam ist. In diesem Fall waren sie in Bezug auf das Gebot der Taufe ungehorsam. Während die Taufe ein Symbol und ein Zeichen der Reinigung ist, ist sie niemals das Mittel der Reinigung. Die Taufe ist nur für die Nachfolge und den Gehorsam notwendig, nicht für die Errettung. Jemand kann ein Gläubiger an Jeschua sein, aber er kann kein Jünger sein, wenn er nicht die Wassertaufe durchgemacht hat.

Arnold Fruchtenbaum – Die Verordnung der Taufe

In Vers 21 wendet Petrus das auf jüdische Gläubige an: Die Arche ist der Typus für die Taufe. Das griechische Wort bedeutet so viel wie »Anti-Typus«; es wird nur hier und noch in Hebräer 9,24 gebraucht. Übersetzt bedeutet es nach einem wahren Ebenbild. Petrus sagt hier, dass die Taufe Ähnlichkeiten mit dem aufweist, was in den Tagen Noahs geschah. Die Tatsache, dass die Taufe sie erretten wird, entspricht der leiblichen Rettung Noahs und seiner Familie. Nochmals – Noahs Botschaft lautete: Das Gericht kommt; der Fluchtweg ist die Arche; die Arche rettete das leibliche Leben. Petrus’ Botschaft lautet: Es kommt ein Gericht; das bezog sich auf das Gericht 70 n. Chr. Der Fluchtweg ist die Wassertaufe; Taufe wird das leibliche Leben retten. Das ist ein Lieblingsvers für manche Lehrer, die behaupten, Taufe sei für die geistliche Errettung unumgänglich. Das ist jedoch nicht der Schwerpunkt in diesem Abschnitt. Wieder einmal ist es wichtig, sich in Erinnerung zu rufen: Petrus schreibt hier ausdrücklich an jüdische Gläubige, die zu eben der Generation gehörten, die Jesu Messianität verworfen hatte. Daher standen sie unter der Strafe des Gerichts, das im Jahr 70 n. Chr. aufgrund der unverzeihlichen Sünde über sie kommen sollte. Wie Petrus in Apostelgeschichte 2,38 verkündet: Damit ein einzelner Jude dem Gericht 70 n. Chr. entkommen kann, muss er zwei Dinge tun. Erstens muss er Buße tun. Buße zu tun, bedeutet, »die Meinung zu ändern«. Sie müssen ihre Meinung über Jesus ändern – er ist nicht von Dämonen besessen, sondern er ist der jüdische Messias. Das wird sie geistlich erretten. Die Empfänger von Petrus’ Botschaft hatten das bereits getan. Die Taufe musste jedoch folgen, damit sie auch leiblich errettet wurden. Buße rettet sie geistlich; doch müssen sie getauft werden, um leiblich vom kommenden Gericht 70 n. Chr. ausgenommen zu sein. Es ist die Taufe, die sie von »dieser Generation« absondern wird. Ja, in Apostelgeschichte 2,40 ermahnt Petrus: Rettet euch selbst aus diesem verkehrten Geschlecht [wörtl. aus dem Engl. – Anm. d. Übers.]. Das Wort retten bezieht sich ganz offensichtlich auf eine körperliche Errettung; denn geistlich kann sich niemand selbst erretten. Petrus’ Aufruf zur Taufe war ein Aufruf zur Trennung von diesem Geschlecht, dieser Generation; und die Taufe wird für diese Absonderung sorgen. In Apostelgeschichte 2,41 lesen wir, dass die Gläubigen sich aufgrund von Petrus’ Aufruf taufen ließen. Worauf in der Apostelgeschichte hingewiesen wurde, gilt auch hier in 1 Petrus 3 Vers 21 Petrus lehrt nicht, dass Taufe eine geistliche Rettung mit sich bringt. Aus den vorhergehenden Versen (angefangen bei Kapitel 1 Vers 1 wird offensichtlich, dass seine Leser bereits errettet sind. Geistlich gesehen kennen sie den Herrn bereits; und sie sind Kleinkinder im Messias. Sie sind jedoch noch nicht getauft; und das müssen sie tun, um leiblich gerettet zu werden. Dieser Vers zeigt sowohl auf negative als auch auf positive Weise, was das bedeutet. Negativ gesehen: nicht ein Ablegen der Unreinheit des Fleisches. Das Wort Fleisch bezeichnet hier nicht das physische Fleisch. Fleisch ist vielmehr die sündige Natur. Beachten wir: Petrus weist deutlich darauf hin, dass die Wasser taufe bezüglich des sündigen Wesens überhaupt nichts erwirkt. Die Wassertaufe errettet niemanden von seinen Sünden. Sie hat nichts mit geistlicher Errettung zu tun. Sie bewirkt kein Ablegen der Unreinheit des Fleisches – der Unreinheit der sündigen Natur. Positiv gesehen brauchen diese Kinder in Christus die Bitte eines guten Gewissens an Gott. Das Wort sondern schafft im Griechischen einen sehr starken Kontrast. Das griechische Wort für Bitte ist ein Substantiv und wird nur in diesem Vers gebraucht. Es bezeichnet »eine Frage« oder eine »Anfrage«. Das Wort wird für den Frageund-Antwort-Prozess gebraucht, mit dem man zu einer formalen Übereinstimmung gelangt. Es bezieht sich auf das Versprechen, ein gutes Gewissen zu bewahren. Die Antwort ist hier die Antwort eines guten Gewissens an den Herrn. In Kapitel 2 in den Versen 1-3 offenbarte Petrus, dass sie Gläubige im Kleinkindalter sind. Unter anderem fehlt ihnen Reife, weil sie noch nicht getauft sind; das war ein Mangel an Gehorsam, der zu einem schlechten Gewissen führte. Taufe wird sie daher vor einem schlechten Gewissen retten. Grundlage ist die Auferstehung Jesu Christi – die Anerkennung des vom Messias am Kreuz vollbrachten Werkes durch den Vater.

Zusammenfassung: Es werden drei Gründe für die Wassertaufe genannt. Der erste Grund für die Wassertaufe ist ein gutes Gewissen Gott gegenüber – ein reines Gewissen; wenn nämlich ein Glaubender die Taufe ablehnt, verhält er sich ungehorsam. Selbst heute glauben einige jüdische Menschen, die Ablehnung der Taufe sei ein angenehmer Weg, Verfolgung zu vermeiden. Sie sollten sich taufen lassen und nicht den leichteren Ausweg suchen. Der zweite Grund für die Taufe: Sich nicht taufen zu lassen, führt zu einem schlechten Gewissen. Der dritte Grund für die Taufe ist die körperliche Verschonung. Noahs Arche rettete Noah und seine Familie; doch die Arche rettete Noah nicht geistlich. Noah war geistlich errettet, bevor er überhaupt mit dem Bau der Arche begann. Die Arche rettete ihn und seine Familie physisch, aber nicht geistlich. Gleichermaßen sollte die Taufe den jüdischen Gläubigen körperlich vom Gericht 70 n. Chr. ausnehmen; geistlich würde sie ihn jedoch nicht erretten. Darüber hinaus sollte man die Verbindung zwischen den Versen 20 und 21 bezüglich der Flut nicht versäumen. Für Noah war die Flut ein tatsächliches Ereignis; Petrus gebraucht sie nun jedoch als Bild. Immer, wenn die Flut in der Bibel symbolisch gebraucht wird, ist sie ein Sinnbild für militärische Invasion. Und natürlich würde es sich beim Gericht 70 n. Chr. um eine Militärinvasion handeln.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe und Judas

Sagt ein echtes Ja zueinander, so wie ihr seid, und vergebt einander immer wieder.

einander ertragend und euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat wider den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, also auch ihr.
Elberfelder 1871 – Kolosser 3,13

ertragt einander und vergebt euch gegenseitig ( Mk. 11,25; Eph. 4,32 ), wenn jemand eine Feindseligkeit gegen einen andern hat; genau wie Christus euch vergeben hat, so auch ihr.
Luther 2019 - Kolosser 3:13

Geht nachsichtig miteinander um ( Ertragt einander ) und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Kolosser 3,13

Seid nachsichtig mit den Fehlern der anderen und vergebt denen, die euch gekränkt haben. Vergesst nicht, dass der Herr euch vergeben hat und dass ihr deshalb auch anderen vergeben müsst.
Neues Leben Bibel 2014 – Kolosser 3:13

Ertragt einander weiterhin und vergebt einander großzügig, selbst wenn jemand Grund hat, sich über einen anderen zu beklagen. So wie Jehova euch großzügig vergeben hat, sollt auch ihr es tun.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Kolosser 3:13

Aus Liebe zu unseren Brüdern und Schwestern bemühen wir uns um Frieden in der Versammlung. Jehova verlangt von denen, die er liebt, keine Perfektion — und wir sollten das auch nicht. Aus Liebe sehen wir über kleine Fehler hinweg, denn wir sind alle unvollkommen und machen Fehler (Sprüche 17:9; 1 Petrus 4:8). Liebe hilft uns, „einander bereitwillig zu vergeben“ (Kolosser 3:13). Das ist nicht immer leicht. Lassen wir negative Gefühle zu stark werden, kann es sein, dass wir uns in unserem Groll verrennen und denken, wir könnten den anderen damit bestrafen. Damit schaden wir aber nur uns selber. Vergeben wir lieber, wenn irgend möglich, denn dadurch wird viel Gutes erreicht (Lukas 17:3, 4).

Bewahrt euch in Gottes Liebe

Die in Vers 12 genannten Grundhaltungen sollen sich auch auf den Umgang der Gläubigen miteinander auswirken: „Ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern.“ Wie soll diese Vergebung aussehen? Christen sollen einander vergeben, wie der Herr ihnen vergeben hat, freundlich und großzügig (Eph 4,32). Streit und Hader haben keinen Platz im Leben der Christen, denn sie können zu jenen Sünden führen, die in Kol 3,8-9 aufgeführt sind.

Walvoord Bibelkommentar

Der Ausdruck „Herr“ in Verbindung mit der geschenkten Vergebung ist erklärungsbedürftig. Nach neutestamentlichem Verständnis ist Gott der Vergebende (vgl. auch Kol 2,13); dazu passt auch die biblische Gottesbezeichnung Kyrios, der Herr; anderseits verwendet der Kol-Autor den Kyrios-Titel immer für Christus, nie für Gott den Vater (s. zu Kol 1,3). Da im Kontext weitere ungewöhnliche, auf Christus bezogene Wendungen wie „der Friede Christi“ (V. 13) oder „das Wort Christi“ (V. 16) verwendet werden, spricht die christozentrische Ausrichtung des gesamten Abschnitts ausnahmsweise für die Deutung der Bezeichnung „Herr“ auf Christus, den erhöhten Herrn.

Maisch – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Diese »neuen Kleider« sind alle die Jesusart. Auch das »Ertragen« (wörtlich »emporhalten« im Sinne von »sich zurückhalten und aushalten«) hat Jesus vorgelebt. Wie er etwa den Judas ertragen und mitgetragen hat unter seinen Jüngern, ja sogar »emporgehalten« (im Sinne von »besonders bevorzugt« – »der mit mir die Hand in die Schüssel taucht« (Mt 26,23) als besondere Ehrerweisung«), und ihn bis zuletzt gemahnt hat. Auch wie er den Petrus ertragen hat mit seinem großspurigen Versprechen der Treue bis in den Tod, das er dann so schnell vergessen hat (vgl. Lk 22,31ff.). »Einer den andern ertragen«, ist die gelebte, geübte Geduld gerade dort, wo mir der andere Mühe und Not macht. Wo Enttäuschung und Verletzung gegeneinander geschieht (und das geschieht auch in der christlichen Gemeinde), da mit zurückhaltender Nachsicht beim andern bleiben, das meint Paulus. Nicht nur beieinander bleiben, sondern »vergebt euch untereinander«. »Vergeben« (wörtlich »Freundlichkeit erweisen«) ist gerade dort wichtig, wo mir der andere Grund zur »Klage« gibt (im negativen Sinn gemeint), wo er mir Anlass zum Tadel und zur Beschwerde gibt. Das kann ich nur, wo ich selbst die Vergebung Jesu Christi erfahren habe, täglich aus der Vergebung lebe, dann kann ich auch dem Bruder und der Schwester vergeben. Schon in der fünften Bitte des Vaterunsers bindet Jesus die Vergebung Gottes und unsere Vergebung zusammen, wenn er uns bitten lehrt: »Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern« (Mt 6,12). Paulus nennt das geradezu das »Gesetz Christi«, dass einer den andern »trage«, eben im Sinne von »Vergebung« (vgl. Gal 6,2; auch Ps 25,11; 32,1; 103,3; 130,4; Jes 33,24; 40,2; Mt 6,14; 18,21-35; Mk 11,25 f; Lk 1,77; 23,34; 24,47; Apg 10,43; 2Kor 2,10; Eph 1,7; 4,32; Jak 5,15).

Edition C

Dies alles sind Erweisungen der Liebe. Man kann nicht verzeihen, tragen, langmütig und gütig sein, solange man sich selber lebt, solange das Denken und das Handeln sich um die eigene Person dreht. Dazu müssen wir von der Eigensucht befreit sein und die reine, aufrichtige Liebe gelernt haben, die unserem Leben und unserer Arbeit das Ziel im Wohl der anderen gibt.

Adolf Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Diejenigen, denen Gott nach dem Reichtum seiner Gnade vergeben hat (Eph 1,7), werden ermahnt, Nachahmer Gottes zu sein und zueinander gütig, mitleidig sein, einander vergebend, wie auch Gott in Christus uns vergeben hat (Eph 4,32; Kol 3,13). Neben einer grundsätzlichen Vergebungsbereitschaft bedeutet dies in der Praxis, dass Verfehlungen unserer Mitgeschwister, die bereinigt sind, nicht wieder hervorgeholt oder gar zum Vorwurf gemacht werden, und dass man die Sünde des Bruders oder der Schwester nicht länger zwischen sich stehen lässt. Es ist eine unbedingte Voraussetzung für ein ungetrübtes Miteinander als Glaubensgeschwister.
Können Menschen überhaupt vergeben? Behaupteten die Pharisäer nicht, dass nur Gott Sünden vergeben kann? Was die Vergebung für die Ewigkeit angeht, hatten sie Recht. Wenn es um die Lebensschuld eines Menschen geht und um die Frage, wo er die Ewigkeit zubringen wird, hat kein Mensch die Kompetenz, Sünden zu vergeben. Das steht allein Gott zu. Menschen können grundsätzlich nur Sünden vergeben, die ihnen selbst angetan worden sind – obwohl sich natürlich auch solche Sünden gegen Gott richten. Jede Sünde richtet sich sogar in erster Linie gegen Gott. Deshalb musste der Israelit, wenn er Untreue begangen hatte an dem Gut seines Nächsten, ein Schuldopfer bringen, damit Gott ihm vergab.

Im Glauben leben 2019

Vergeben und Verzeihen
Vergebung ist ein kraftvoller Akt, der die Möglichkeit eröffnet, dass eine Beziehung vollständig vom Schmerz des Konflikts geheilt wird. Vergebung ist der Weg, wie Sie von der bloßen Lösung eines Problems zur Reparatur Ihrer Beziehung übergehen. Es ist das Mittel, um dauerhafte Lösungen und dauerhaften Frieden zu finden. Das Geben und Empfangen von echter Herzensvergebung ist der Weg, wie wir Versöhnung erfahren, und Jesus weist uns an, uns nicht mit weniger zufrieden zu geben. Er sagte: „Wenn du also deine Gabe am Altar darbringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, dann lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen. Geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe“ (Matthäus 5,23-24). Als Jesus uns befahl: „Geh hin und versöhne dich“, gab er uns das vierte G des Friedensstiftens.

Als Christen können wir es uns nicht leisten, die direkte Beziehung zwischen Gottes Vergebung und unserer Vergebung zu übersehen. Die Bibel sagt: „Seid freundlich und barmherzig zueinander und vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat“ (Epheser 4,32) und „Vergebt, wie auch der Herr euch vergeben hat“ (Kolosser 3,13). Wenn es darum geht, Vergebung zu gewähren, ruft Gott uns zu einem gefühlt unverschämt hohen Standard auf. Glücklicherweise gibt er uns auch die Gnade und Führung, die wir brauchen, um anderen zu vergeben, wie er uns vergeben hat.

Christen sind die am meisten vergebenen Menschen auf der Welt. Deshalb sollten wir auch die vergebungsfreudigsten Menschen der Welt sein. Die meisten von uns wissen jedoch aus Erfahrung, dass es selten leicht ist, anderen aufrichtig und vollständig zu vergeben, besonders wenn wir tief verletzt wurden. Wir ertappen uns oft dabei, dass wir eine Form der Vergebung praktizieren, die keine Heilung bringt. Vielleicht haben Sie dasselbe gesagt oder gedacht, was Rick über seine Frau sagte: „Ich kann ihr einfach nicht mehr nahe sein.“ Denken Sie über diese Aussage im Licht eines Gebets nach, das Sie wahrscheinlich schon oft gebetet haben: „Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben haben“ (Matthäus 6,12). Wir würden große Qualen empfinden, wenn Gott uns mit der Art von begrenzter Vergebung vergibt, die wir anderen zukommen lassen wollen. Dennoch können wir Hoffnung haben, denn Vergebung kann in unseren Beziehungen Wirklichkeit werden, wenn wir anfangen zu verstehen, was sie nicht ist – und was sie ist.

Um zu verstehen, was Vergebung ist, hilft es, zu sehen, was sie nicht ist. Erstens: Vergebung ist kein Gefühl. Es ist ein Akt des Willens. Zur Vergebung gehört eine Reihe von Entscheidungen, von denen die erste darin besteht, zuzugeben, dass wir nicht in der Lage sind zu vergeben, und Gott zu bitten, unsere Herzen zu ändern. Während er uns Gnade schenkt, müssen wir uns dann mit unserem Willen entscheiden, nicht darüber zu denken oder zu sprechen, was jemand getan hat, um uns zu verletzen. Gott ruft uns auf, diese Entscheidungen zu treffen, unabhängig davon, wie wir uns fühlen. Wie Sie jedoch sehen werden, können diese Entscheidungen zu bemerkenswerten Veränderungen in unseren Gefühlen führen.

Zweitens: Vergebung ist nicht Vergessen. Vergessen ist ein passiver Prozess, bei dem eine Sache lediglich mit der Zeit aus dem Gedächtnis verschwindet. Vergeben ist ein aktiver Prozess, der eine bewusste Entscheidung und eine absichtliche Handlung beinhaltet. Anders ausgedrückt: Wenn Gott sagt, dass er „eurer Sünden nicht mehr gedenkt“ (Jesaja 43,25), bedeutet das nicht, dass er sich nicht an unsere Sünden erinnern kann. Vielmehr verspricht er, dass er sich nicht an sie erinnern wird. Wenn er uns vergibt, beschließt er, unsere Sünden nie wieder zu erwähnen, zu erzählen oder an sie zu denken. In ähnlicher Weise müssen wir uns, wenn wir vergeben, dafür entscheiden, aus Gottes Gnade zu schöpfen und uns bewusst dafür entscheiden, nicht darüber nachzudenken oder zu sprechen, was andere getan haben, um uns zu verletzen. Das kann eine Menge Anstrengung erfordern, vor allem, wenn eine Beleidigung noch frisch in unserem Gedächtnis ist. Glücklicherweise beginnen die schmerzhaften Erinnerungen zu verblassen, wenn wir uns entscheiden, jemandem zu vergeben und aufhören, bei einer Beleidigung zu verweilen. Vergebung ist keine Frage des Vergessens, sondern eine Frage der Art und Weise, wie wir uns erinnern.

Schließlich ist Vergebung nicht entschuldigend. Entschuldigung sagt: „Das ist in Ordnung“ und impliziert: „Was du getan hast, war nicht wirklich falsch“ oder „Du konntest nichts dafür.“ Vergebung ist das Gegenteil von entschuldigen. Vergebung sagt: „Wir wissen beide, dass das, was du getan hast, falsch war. Es war unentschuldbar. Aber da Gott mir vergeben hat, vergebe ich dir.“ Weil Vergebung ehrlich mit der Sünde umgeht, bringt sie eine Freiheit, die kein noch so großes Verzeihen je zu erreichen vermag. Allein die Tatsache, dass Vergebung gebraucht und gewährt wird, zeigt, dass das, was jemand getan hat, falsch und unentschuldbar war.

Ken Sande – Die Lösung von Alltagskonflikten