Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf daß wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind
Elberfelder 1871 – 1 Korinther 2,12
Wir haben nun aber nicht den Geist der Welt-den Geist, aus dem die Weisheit der Welt entspringt; vgl. Eph 2,2.- empfangen, sondern den Geist, der von Gott ausgeht, um das zu erkennen, was uns von Gott aus Gnaden geschenkt worden ist.
Ludwig Albrecht – 1 Korinther 2,12
Wir aber haben empfangen, nicht den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, auf daß wir wüßten, was uns von Gott verliehen worden ist. Eph 2,2; Phlm 6.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 1 Kor 2,12
Gott hat uns nicht die Einstellungen verordnet, die man in der Welt so vorfindet. Er will, dass wir durch seine Kraft in der Lage sind zu verstehen, was er uns alles geschenkt hat!
VolxBibel – 1 Kor 2,12
Nur der Geist Gottes kennt Gottes Herz, doch da die Gläubigen den Geist Gottes besitzen, kennen auch sie sein Herz. Das war eine ungeheuerliche Aussage für das antike Judentum, zumal die meisten jüdischen Lehrer der Ansicht waren, dass der Geist in ihrer Zeit nicht mehr am Werk sei. Der Begriff »Geist« hatte ein immenses Bedeutungsspektrum, darunter auch die von »Einstellung«, »Neigung«; deshalb muss der Ausdruck »Geist der Welt« sich nicht zwangsläufig auf ein bestimmtes Geistwesen beziehen (im Gegensatz zum Geist Gottes).
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Was sind zum Beispiel Merkmale des Geistes der Welt, vor denen wir uns hüten müssen?
Unterredungen anhand der Schriften
1 Kor 2:12: „Nun haben wir nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist, damit wir die Dinge erkennen könnten, die uns Gott gütigerweise gegeben hat.“ (Wenn der Geist der Welt in die Gedanken und Wünsche eines Menschen eindringt, sind die Folgen bald an den Handlungen zu erkennen, die diesen Geist kennzeichnen. Um vom Geist der Welt frei zu werden, muß man nicht nur unchristliche Handlungen und Ausschweifungen meiden, sondern auch das Übel an der Wurzel packen, indem man eine Haltung entwickelt, die Gottes Geist und echte Liebe zu seinen Handlungen widerspiegelt. Das sollte man im Sinn behalten, während man die folgenden Kennzeichen des Geistes der Welt durchdenkt.)
Tun, was man will, ohne Gottes Willen zu berücksichtigen
Satan drängte Eva, selbst zu entscheiden, was gut und was böse ist (1 Mo 3:3-5; im Gegensatz dazu siehe Sprüche 3:5, 6). Viele, die dem Lauf Evas folgen, wissen nicht, worin Gottes Wille hinsichtlich der Menschheit besteht, und sind auch nicht daran interessiert, es zu erfahren. Sie tun einfach, was sie wollen. Wer Gottes Anforderungen kennt und versucht, sich danach auszurichten, muß sich vorsehen, daß der Geist der Welt ihn nicht veranlaßt, in Angelegenheiten, die er für geringfügig hält, den Rat aus Gottes Wort bewußt außer acht zu lassen (Luk 16:10; siehe auch „Unabhängigkeit“).
In bestimmten Situationen stolz reagieren
Satan war der erste, der zuließ, daß sein Herz aufgrund von Selbstüberschätzung verderbt wurde. (Vergleiche Hesekiel 28:17; Sprüche 16:5.) Stolz ist in der Welt, deren Herrscher er ist, eine entzweiende Kraft, die bewirkt, daß Menschen sich für besser halten als Angehörige anderer Rassen, Völker, Sprachgruppen und Schichten. Selbst wer Gott dient, muß vielleicht die Überbleibsel solcher Gefühle ausmerzen. Er muß auch auf der Hut sein, daß Stolz ihn nicht veranlaßt, aus Kleinigkeiten große Streitfragen zu machen. Auch darf er sich nicht dagegen sperren, die eigenen Fehler zu erkennen und Rat anzunehmen, denn sonst kann er aus der liebevollen Hilfe, die Jehova durch seine Organisation bietet, keinen Nutzen ziehen (Röm. 12:3; 1 Pet 5:5).
Eine rebellische Einstellung zur Autorität
Die Auflehnung begann mit Satan, dessen Name „Widerstandleistender“ bedeutet. Durch seinen Widerstand gegen Jehova zeigte Nimrod, dessen Name vielleicht „Wir wollen uns empören“ bedeutet, daß er ein Kind Satans war. Diesen Geist zu meiden wird gottesfürchtige Personen davor bewahren, sich gegen weltliche Herrscher aufzulehnen (Röm. 13:1). Es wird Minderjährigen helfen, sich der Autorität ihrer Eltern, die Gott ihnen verliehen hat, zu unterwerfen (Kol 3:20). Es ist ein Schutz davor, mit Abtrünnigen zu sympathisieren, die Personen mißachten, die Jehova in seiner sichtbaren Organisation mit Verantwortung betraut hat (Jud. 11;Heb 13:17).
Den Begierden des gefallenen Fleisches freien Lauf lassen
Diese Verhaltensweise ist überall zu beobachten. Man muß ständig davor auf der Hut sein (1 Joh 2:16;Eph 4:17, 19;Gal 5:19-21). Gedanken und Begierden, die dazu führen können, daß man einen weiteren Schritt in diese Richtung macht, zeigen sich in den Gesprächen, die jemand führt, in den Witzen, die er erzählt, den Liedertexten, die er sich anhört, den Tänzen, die er tanzt, oder den unsittlichen Fernsehsendungen, die er sich ansieht. Dieser Aspekt des Geistes der Welt zeigt sich durch Drogenmißbrauch, Trunkenheit, Ehebruch, Hurerei und Homosexualität. Er offenbart sich auch dadurch, daß sich ein Verheirateter, entgegen den biblischen Geboten, aber vielleicht in Einklang mit dem weltlichen Gesetz, scheiden läßt und dann jemand anders heiratet (Mal 2:16).
Sein Leben von der Begierde beherrschen lassen, das zu besitzen, was man sieht
Diesen Wunsch nährte Satan in Eva, indem er sie verleitete, etwas zu tun, wodurch ihr Verhältnis zu Gott zerstört wurde (1 Mo 3:6; 1 Joh 2:16). Jesus widerstand einer solchen Versuchung entschlossen (Mat 4:8-10). Wer Jehova gefallen möchte, darf nicht zulassen, daß die Geschäftswelt einen solchen Geist in ihm fördert. Wenn man sich davon beherrschen läßt, wird großer Kummer und geistiger Ruin die Folge sein (Mat 13:22; 1 Tim 6:7-10).
Angeberei mit Besitz und angeblichem Können
Auch diese Verhaltensweise „stammt von der Welt“, und wer ein Diener Gottes wird, muß sie aufgeben (1 Joh 2:16). Sie wurzelt in Stolz. Andere werden dadurch in geistiger Hinsicht nicht erbaut, sondern in ihnen wird der Wunsch nach materiellen Gütern und weltlichem Erfolg geweckt (Röm. 15:2).
Schimpfworte und Tätlichkeiten
Das sind „Werke des Fleisches“, gegen die viele ernstlich ankämpfen müssen. Wenn sie echten Glauben haben und der Geist Gottes ihnen hilft, werden sie nicht zulassen, daß dieser Geist ihr Leben beherrscht, sondern sie können dann die Welt besiegen (Gal 5:19, 20, 22, 23;Eph 4:31; 1 Kor 13:4-8; 1 Joh 5:4).
Die Hoffnungen und Ängste auf Menschenwerk gründen
Für einen nicht religiösen Menschen zählt nur das, was er sehen und berühren kann. Seine Hoffnungen und Ängste beruhen auf den Versprechungen und Warnungen anderer Menschen. Er erwartet von menschlichen Herrschern Hilfe und ist enttäuscht, wenn sie versagen (Ps 146:3, 4;Jes 8:12, 13). Für ihn ist mit seinem jetzigen Leben alles vorbei. Er läßt sich leicht von Todesfurcht übermannen. (Siehe im Gegensatz dazu Matthäus 10:28; Hebräer 2:14, 15.) Der Sinn der Menschen, die Jehova kennenlernen, die seine Verheißungen in Sinn und Herz aufnehmen und die lernen, sich in jeder Notlage an ihn zu wenden, wird hingegen von einer neuen Kraft angetrieben (Eph 4:23, 24;Ps 46:1; 68:19).
Menschen und Dingen Ehre erweisen, die an Anbetung grenzt und daher nur Gott gebührt
Der „Gott dieses Systems der Dinge“, Satan, der Teufel, fördert die verschiedensten Praktiken, durch die die von Gott verliehene Neigung des Menschen zur Anbetung fehlgeleitet wird (2 Kor 4:4). Einige Herrscher sind wie Götter verehrt worden (Apg 12:21-23). Millionen beten Idole an. Weitere Millionen vergöttern Schauspieler und hervorragende Athleten. Durch Feiern wird häufig Einzelpersonen ungebührliche Ehre erwiesen. Dieser Geist ist so weit verbreitet, daß Personen, die Jehova wirklich lieben und ihm ausschließlich ergeben sein möchten, sich ständig vor diesem Einfluß schützen müssen
Wenn man diesen letzten Kommentar in Ruhe liest, und auf die Herausgeber anwendet, merkt man schnell, wessen Geisteskind diese sind.
Aber schauen wir auf uns selbst: wessen Ziele, wessen Glücklichsein liegt mir besonders am Herzen?
Wir aber empfingen nicht den Geist der Welt, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt worden ist.
Von innen her ist Paulus von der Welt getrennt, nicht nur von außen her; er hat einen anderen Geist als sie, nicht den, der das menschliche Leben, wie es überall ist, hervorbringt und die Weisheit gewährt, die die gegenwärtige Welt begreift. An diesem Geist hat jeder in seinem Maß teil, der in das gemeinsame Leben der Menschheit hineingeboren wird. Es gibt aber einen Geist, der uns als Gottes Gabe zuteil wird, weil wir mit Christus verbunden sind. Aus seiner Wirksamkeit in uns entsteht ein neues, höheres Wissen, nicht ein Wissen, das uns unser Wollen und Tun bewusst macht, sondern das uns zeigt, was Gott will und schafft. Durch ihn entsteht auch eine neue Liebe in uns, nicht die Liebe, die nach dem begehrt, was uns selbst beglückt, sondern die, die nach dem trachtet, was Gottes ist und seine Größe offenbart. Aus dieser neuen Erkenntnis entsteht auch ein neues Lehramt, das nicht mit demjenigen Unterricht zu vergleichen ist, der in die irdische Weisheit einführt.
Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament
Für Paulus ist es im Blick auf sich selbst und auf die ganze bluterkaufte und geistgetaufte Gemeinde gewiß: „Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist aus Gott.“ Noch einmal weist Paulus darauf hin, daß die einzelnen Menschen nicht so selbständig sind, wie sie meinen. Es gibt einen „Geist der Welt“, der „den Geist des Menschen, der in ihm ist“ bestimmt und formt. Darum die überraschende Ähnlichkeit im Denken und Leben aller Menschen über alle Unterschiede und Gegensätze hinweg. Und dieser „Geist der Welt“ ist blind und taub und tot für Gott. Mitten in dieser Welt aber gibt es Menschen, die nicht mehr unter diesem Geist der Welt stehen, sondern „den Geist aus Gott empfangen haben“ A . Bei ihnen formt und bestimmt dieser Geist aus Gott das ganze Denken und Leben. Darum sind sie bei aller Verschiedenheit ihrer völkischen und persönlichen Art, bei aller weiten Trennung von Raum und Zeit einander im Innersten gleich, „allzumal einer in Christus (Gal 3,28), und verstehen sich sofort in einer wunderbaren Einheit über alle Unterschiede hinweg, der Schwarze mit dem Weißen, der Arbeiter mit dem Professor, der moderne Mensch mit dem Mann des Altertums.
A) Es ist eine der entscheidenden Fragen an die Christen von heute, ob sie das noch bekennen können. Wie unbekannt ist der 3. Artikel in weiten Teilen der Christenheit. Wie fremd und unverstanden bleibt das Pfingstfest. Hier liegt die eigentliche Wurzel der ganzen Not und Ohnmacht der Christenheit heute. Man hat geradezu Angst, hier ein klares Bekenntnis abzulegen wie Paulus.
Durch den Geist Gottes haben wir Anteil an dem Blick in die Tiefen Gottes. Nun brauchen wir nicht mehr zu fürchten, daß wir nur ein menschliches Bild von Gott haben, das Gottes wirkliches Wesen gar nicht erreicht. So wie wir Gott im Heiligen Geist erkennen, so ist Gott tatsächlich und bis in die Tiefe seines Wesens hinein. Aber dieses Erkennen Gottes bleibt an die Offenbarung Gottes gebunden. Durch den Heiligen Geist „können wir wissen, was uns von Gott gnädig geschenkt ist“. Wir erfassen das Herz und Wesen Gottes in Christus, sehen den Vater im Sohn (Jo 14,9), die Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi (2 Ko 4,6). Aber der Geist Gottes ist es, der „Jesus verklärt“ und uns Gottes Wesen in dem Menschen Jesus von Nazareth schauen läßt (Jo 16,14). Erst im Heiligen Geist erfassen wir, daß Gott unendlich ernster und heiliger ist, als wir es je denken konnten, und die Sünde haßt, wie wir Sünder es nicht ahnen konnten. Der Geist schafft das erschrockene Gewissen in den vorher so sicheren Menschen. Und nur durch den Geist erkennen wir, daß dieser heilige Gott zugleich die Sünder mit einer bedingungslosen Gewalt liebt, die alles Denken übersteigt. Der Heilige Geist zeigt uns im Kreuzesgeschehen die Einheit dieser Heiligkeit und dieser Liebe Gottes. Er zeigt uns dies alles im Wort der Schrift. Er öffnet uns die Schrift, daß unsere Herzen brennen. Nun erst verstehen wir die Bibel und finden in ihr das geistgewirkte und geisterfüllte Zeugnis der Wahrheit und Gnade Gottes. Vor allem aber tut der Heilige Geist das Wunder, daß ein Mensch im Blick auf das Kreuz unmittelbar das „Für mich! Für mich!“ erfaßt, das er mit keinen eigenen Bemühungen und Anstrengungen je erfassen konnte. Nun können wir wirklich in aller Bestimmtheit und Gewißheit wissen, was uns (wirklich uns selbst) von Gott geschenkt worden ist. Wie unentbehrlich zum tatsächlichen Christsein ist die Gabe des Heiligen Geistes. . Diese eindeutige, klare, in allen Zeiten und an allen Orten übereinstimmende Gewißheit Gottes durch Gottes eigenen Geist steht der Feuerbachschen Religions-Kritik entgegen. Diese Gewißheit ist nicht das Produkt unserer „Furcht“ oder die Projektion unserer „Wünsche“. Hier ist etwas an uns geschehen, was wir selber nicht gewünscht haben. Wir wurden von einer Wirklichkeit bezwungen, von der wir zuvor nichts ahnten. Wirklich, „was ein Auge nicht sah, ein Ohr nicht hörte, was auf eines Menschen Herzen nicht hinaufkam“, das ist uns erschlossen worden. Daher geht es zu dieser Gewißheit auch nicht auf geradem Wege von unserem natürlichen Menschenwesen aus, sondern immer nur durch ein Geschehen, das einen Bruch mit unserem Wesen und eine radikale Wende unseres ganzen Daseins bedeutet.
Wuppertaler Studienbibel