Nur eine Wahrheit!?! Das Thema hatten wir schon einmal: 2020
Habe in einem Kommentar zum Johannesevangelium folgende interessante Aussage gefunden:
Im Übrigen ist die Tatsache, dass es vier verschiedene Berichte über das Leben und Wirken Jesu in der Bibel gibt, ein Hinweis darauf, dass es nicht nur einen gültigen Weg gibt, sich mit geistlichen Dingen zu befassen – und auch nicht nur ein richtiges Denkschema. Dieses Wissen kann uns davor bewahren, einer gewissen „Entweder-oder-Mentalität“ zu verfallen, in der sich viele bewegen, sobald sie theologische Fragen diskutieren. Aufgrund unserer begrenzten menschlichen Erkenntnisfähigkeit ist keine theologische Aussage absolut vollkommen. Alle Versuche, Christi Wesen und Werke zu beschreiben und darzustellen, müssen immer ausgewogen und mit gewissen Einschränkungen betrachtet werden.
Jon Paulien – Advent-Verlag – Studienreihe zur Bibel – Das Johannes-Evangelium
Wenn man sich in einer Gemeinde bei bestimmten theologischen Themen nicht einig ist, sollte man mit der Entscheidung, wer „Recht“ hat und wer „nicht Recht“ hat, sehr vorsichtig sein. Was auf den ersten Blick wie Irrlehre oder Abfall aussieht, stellt sich bei genauem Hinsehen oft ganz anders dar. Es kann sich nämlich auch um eine Wahrheit handeln, die wir nur nicht erkennen, weil sie außerhalb unseres bisherigen Denkschemas liegt oder nicht unseren Vorstellungen entspricht. Die Tatsache, dass es vier verschiedene Evangelien gibt, dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die „ganze Wahrheit“ nicht unbedingt immer auf einer bestimmten Seite zu finden ist. Wenn es also unterschiedliche theologische Auffassungen gibt, dann sollten die Kontrahenten sich darum bemühen, gemeinsam eine ausgewogenere und reichere Sicht der Dinge zu gewinnen, als es jedem für sich allein möglich wäre.

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