Monat: August 2021

„meiden“ oder „befreiende Vergebung“

Und ich danke (Eig bin dankbar) Christo Jesu, unserem Herrn, der mir Kraft verliehen, daß er mich treu erachtet hat, indem er den in den Dienst stellte, der zuvor ein Lästerer und Verfolger und Gewalttäter war; aber mir ist Barmherzigkeit zuteil geworden, weil ich es unwissend im Unglauben tat. Über die Maßen aber ist die Gnade unseres Herrn überströmend geworden mit Glauben und Liebe, die in Christo Jesu sind. (O. ist) Das Wort ist gewiß (O. zuverlassig, treu; so auch Kap 3,1;4,9 usw.) und aller Annahme wert, daß Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von welchen ich der erste bin.
Elberfelder 1871 – 1 Tim 1,12–15

Ich bin voll Dank gegenüber Jesus Christus, unserem Herrn, der mir für meinen Auftrag die Kraft gegeben hat. Denn er hat mich für vertrauenswürdig erachtet und in seinen Dienst genommen, obwohl ich ihn doch früher beschimpft, verfolgt und verhöhnt habe. Aber er hat mit mir Erbarmen gehabt, weil ich nicht wusste, was ich tat. Ich kannte ihn ja noch nicht. Er, unser Herr, hat mir seine Gnade im Überfluss geschenkt und mit ihr den Glauben und die Liebe, die aus der Verbindung mit ihm erwachsen.
Es ist ein wahres Wort und verdient volles Vertrauen: Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Unter ihnen bin ich selbst der Schlimmste.
Gute Nachricht Bibel – 1.Timotheus 1,12–15

Ja, Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu retten. Auf dieses Wort ist Verlass; es ist eine Botschaft, die vollstes Vertrauen verdient. Und einen größeren Sünder als mich gibt es nicht!
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Tim. 1,15

Ihr könnt euch hundertprozentig darauf verlassen, dass Jesus Christus zu uns in die Welt gekommen ist, um Menschen zu retten, die ohne Gott leben! Ich bin da das beste Beispiel für.
VolxBibel – 1.Tim 1:15

Darum geht es in Vers 15 und 16, die das Herzstück dieses Abschnitts sind. Paulus war der schlimmste Sünder, sozusagen der „Chef-Sünder“. Im Rückblick sieht sich Paulus in dieser Rolle! Nicht, dass er das damals wusste: Er glaubte, Gottes Willen zu tun. Aufrichtigkeit ist aber nicht genug. Er sieht nun ein, dass seine zornigen Worte gegen die frühen Christen Blasphemie waren, eine Verleumdung der Menschen, die Jesus folgten, und dass seine zornigen Taten, die er dabei begangen hatte, genau die Verfolgungen waren, die Gottes Volk schon immer zu ertragen hatte. Er tat Gottes Volk genau das an, was die verderbten Heiden in der Vergangenheit Israel angetan hatten. Die Tatsache, dass er glaubte, Israel gegen Ketzerei zu verteidigen, machte es nur noch schlimmer. Dieser Mann war er gewesen. Die Christen, die sich vor seinen Gewaltattacken schützen mussten, werden ihn mit Sicherheit als jemanden angesehen haben, der außerhalb der Reichweite der Barmherzigkeit Gottes lebte.
Aber niemand befindet sich außerhalb des Reichweite der Liebe. Paulus fügt eine interessante Bemerkung an, ähnlich der über seine jüdischen Mitbürger im 10. Kapitel des Römerbriefs (Verse 2 und 3): Er handelte „unwissend; in Unglauben“. Wie Jesus betete, Gott möge den römischen Soldaten vergeben, die ihn ans Kreuz nagelten, weil sie nicht wussten, was sie taten (Lukas 23,34), so blickt Paulus zurück und erkennt, dass er keine Ahnung hatte, was er wirklich tat. Zweifellos würde er dasselbe über andere in der gleichen Situation sagen. Und Gott liebt es, gerade solchen Menschen zu zeigen, wie geduldig und nachsichtig er ist (Vers 16). So wird Paulus zum Muster, zum Modell für die Art und Weise, auf die Gott seine Liebe auch den unglaublichsten Menschen zeigt und sie zum Glauben bringt. Und, wie immer bei Paulus, wird der Glaube zum Schlüssel zur Mitgliedschaft im „kommenden Zeitalter“, dem neuen Zeitalter, nach dem sich die Juden sehnten. Paulus hatte ursprünglich geglaubt, der gotteslästerliche Unsinn der christlichen Botschaft könnte den Tag hinausschieben, an dem Gottes neues Zeitalter für Israel und die Welt anbrechen sollte. Jetzt weiß er, dass diese Botschaft in Wahrheit dieses neue Zeitalter beschreibt, das mit Jesus angebrochen ist und sein Licht nun auf alle Völker überträgt.
Paulus ist einer der wichtigsten Träger dieses Lichtes geworden. Er spürt nun, wie in ihm die Kraft wächst für alle Aufgaben, die Gott ihm aufgetragen hat, und er weiß: All das kommt allein von Jesus, dem König (Vers 12). Darüber hinaus weiß er, dass dies ein Zeichen dafür ist, dass Gott ihn als vertrauenswürdig ansieht. In einer Welt der Verdächtigungen, Lügen und Gegen-Lügen ist Gottes Projekt zur Rettung der Welt auf Vertrauen aufgebaut. Das scheint unglaublich riskant: Kann es ein, dass Gott schwachen, fehlerhaften Menschen vertraut? Aber auch das ist Teil des seltsamen Weges Gottes, des Weges der Liebe. Und wegen dieses Anfangsvertrauens ist dieser Paulus nun wiederum in der Lage, anderen zu vertrauen, ihm bei seiner Arbeit zu helfen. Das ist ein Teil dessen, worum es in den Pastoralbriefen geht.
Wie so oft beschreibt dieser Abschnitt, in dem sich alles um Paulus zu drehen scheint, in Wirklichkeit Gott und seine Gnade und Liebe. So ist es auch angemessen, dass Paulus mit einer Lobeshymne auf den einen wahren Gott endet. Sie ist berühmt geworden in der großen Hymne von W. Chalmers Smith (1824–1908) „Immortal, invisible, God only wise“ („Unsterblich, unsichtbar, Gott allein der Weise“). Wenn Ihre Gedanken sich fokussieren auf den Lobpreis des einen und wahren Gottes, dann sind Sie sicher, dass Er Ihnen vertraut und Sie mit dem Rüstzeug für seinen Dienst ausstattet. Das ist einer der Gründe für die zentrale Rolle des Lobpreises in jedem echten christlichen Leben.

Wright – Paulus für heute—Die Pastoralbriefe

Zuverlässig ist das Wort – pistos ho logos, so nur in den 1.Tim 3,1;4,9;2.Tim 2,11;Tit 3,8; pistos (Glaube) ist ein Grundwort der Past, das 17mal vorkommt.- . Diese Formel führt nicht ein Schriftzitat an, sondern weist auf eine vorgeprägte Aussage der Urchristenheit, wahrscheinlich auf liturgische Wendungen aus dem Gottesdienst. „Das Wort“ kann aber auch die Zusammenfassung des Evangeliums, die Summe der Heilsbotschaft bezeichnen. Sein Wort ist und bleibt gewiß und deshalb aller Annahme wert – nur noch in I 4,9: „alle“, kann auch mit „ganz“ übersetzt werden: das Wort annehmen; seine ganze Einwilligung geben. Vgl. 5,2: in aller Keuschheit. – . Annehmen hat den Sinn von anerkennen, gutheißen, aufnehmen.

Der Messias Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten. Die Aussage erinnert an Lk 19,10: „Der Sohn des Menschen ist gekommen, um das Verlorene (zu suchen und) zu erretten.“ Mit diesem Bekenntnis faßt der Apostel das Herzstück des Evangeliums zusammen, das ist dessen wahrer Inhalt – Vgl. das Lied: „Jesus nimm die Sünder an. Saget doch dies Trostwort allen, welche von der rechten Bahn auf verkehrten Weg verfallen. Hier ist, was sie retten kann: Jesus nimmt die Sünder an“ (E. Neumeister). –
Daß Christus Sünder erlöst, ist frohe Botschaft, nicht Vorwurf, Anklage, Drohung an die Welt; daß Sünder gerettet werden müssen durch Gottes Eingreifen in Christus, ist klarstellende |67| :Bd10/1,67 Botschaft, denn sie zeigt den verlorenen Zustand der Welt an. Der Mensch kann nur durch Gott zu Gott heimfinden. Daran ändern die Jahrtausende nichts. Nicht das Christentum oder von ihm beeinflußte Kulturen, nicht die Kirche oder ihr gesellschaftlicher Einfluß, nicht die Christen oder ihre missionarische Entschiedenheit – Christus allein rettet Sünder. Das apostolische Bekenntnis, auf dem die Gemeinde aufgebaut wird, gründet auf dem einzigen Grund: Christus. (1 Ko 3,11;Eph 2,10) Alles kommt darauf an, daß dieser Grund nicht verdeckt, verschoben, verlassen werde.
Ich bin der größte unter ihnen . Ich bin der hauptsächlichste Sünder, der durch die Größe seiner Sünde völlig verscherzt hat, Apostel genannt zu werden, (1 Ko 15,9) der von allen Heiligen den untersten und geringsten Platz einnimmt. (Eph 3,8) Das Selbstbekenntnis im Anschluß an das allgemeine Bekenntnis steht ganz in Übereinstimmung mit der seelischen Eigenart des Paulus, wie sie aus den andern Briefen bekannt ist.

Wuppertaler Studienbibel

Die am Leben des Paulus deutlich gewordene Grundregel für alle: Jesus macht Sünder selig (V. 15)
3.7.1 Nachdem Paulus hier das Wunder der Gnade zusammenfassend im Blick auf sein eigenes Leben ausgesprochen hat (V. 14), bringt er nun die große Botschaft des Evangeliums allgemein, für alle, auf den Nenner: »Das ist gewisslich wahr und ein Wort, des Glaubens wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, die Sünder selig zu machen« (V. 15 a). Es kann auch übersetzt werden: »Zuverlässig ist das Wort und aller Annahme wert: dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, Sünder zu retten.« Das war’s, was unser Herr schon in seinen Erdentagen immer wieder als Zweck und Ziel seines Kommens in die Welt bezeichnete, wenn er gerade auch nach den offenkundigen Sündern griff, wenn er bei ihnen einkehrte (Mt 9,9ff.; Lk 19,1-10). Er beschränkte sich keinesfalls auf die anerkannt Frommen, auf die »religiös Intakten«.

3.7.2 Gewiss, Jesus konnte auch erfreut feststellen: »Ein rechter Israelit, in dem kein Falsch ist«

(Joh 1,47). Vielleicht befand sich jener junge, auf den Messias wartende Nathanael »unter dem Feigenbaum« mit seinen weit herabhängenden Zweigen eben in einem Gebetsringen mit Gott um das baldige Kommen des Messias, wie sein VorfahrJakob/Israel (1Mose 32,27ff.).

3.7.3 Doch Jesus überschritt unablässig auch die Grenze hin zu den Sündern, auch zu den offenkundigen – nicht, um sich mit ihrer Sünde zu solidarisieren und sie darin zu bestätigen, sondern gerade, um sie aus ihrer Sünde herauszuretten: »Sündige hinfort nicht mehr« (Joh 8,11). Sünder – wie überhaupt alle Menschen, da ja alle Sünder sind – werden allein gerettet und so auch ewig selig, wenn sie sich aus ihrer bisherigen Welt der Sünde heraus zu Jesus rufen lassen, wenn sie sich aus der Herrschaft der Finsternis retten lassen (vgl. Kol 1,13) und sich durch Buße und Glauben hinein in die Gemeinschaft mit Jesus »versetzen« lassen, wo sie seiner guten, heilsamen Herrschaft unterstellt sind. Dann erzieht er auch und »heiligt durch und durch« (1Thess 5,23f.; Heb 12,14); dann macht er neu, gestaltet um in sein Wesen (Gal 4,19) und gebraucht vollmächtig und fruchtbar in seinem Dienst (Joh 15,4f.), besonders auch dem einen, mit ihm und in seinem Auftrag »zu suchen und zu retten was verloren ist«.

3.8 Gottes besondere Absicht mit der Berufung des Paulus: Er wollte ein Exempel statuieren (V. 15ff.)
3.8.1 Paulus kommt noch einmal auf sich selbst zu sprechen: Er redet von »Sündern« und fügt hinzu:«… Unter denen ich der erste bin« (V. 15 b). Paulus bleibt der Mann mit dieser Lebensgeschichte, dieser ungewöhnlichen, auch nachdem ihm seine Sünden vergeben sind. Besonders schwer hat er sich vergangen. Und besonders wunderbar hat ihn der Herr in seinen Dienst gestellt. Der Gedanke daran ist ihm selbst unablässig ein Anlass zur Beugung und zur Demut, zum Dank und zur Anbetung, wie im besonderen V. 17 zeigt.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Tatsache, dass Gläubige immer noch Sünden begehen, wird von der Heiligen Schrift klar gelehrt. In 1 Timotheus 1,15 sagt Paulus zu Timotheus, dass er, Paulus, der größte Sünder ist. Paulus war ein Apostel, und er erreichte vielleicht den Inbegriff der Geistlichkeit, die ein Mensch in diesem Leben erreichen kann. Dennoch benutzte er nicht die Vergangenheitsform, als er den Brief an Timotheus gegen Ende seines Lebens schrieb. Er sagte nicht: „Ich war“ oder „ich war einmal“ der Oberste der Sünder. In Bezug auf Sünder benutzte Paulus die Gegenwartsform: „Ich bin der Haupt. Er betrachtete sich selbst immer noch als einen Sünder, der von Natur aus sündigt, und sah sich selbst als Sünder an.

Eine Schlüsselstelle, die über Sünde im Leben des Gläubigen spricht, ist 1. Johannes 1,8-10: Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir aber sagen, daß wir nicht gesündigt haben, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Das Buch 1 Johannes wurde an Gläubige geschrieben und spricht über Gläubige. In Vers 8 wies Johannes auf die Tatsache hin, dass Gläubige noch die Sündennatur haben. In Vers 9 erwähnt er, dass Gläubige bestimmte Sünden begehen, die sie bekennen müssen. In Vers 10 erwähnte er die Tatsache der persönlichen Sünden: Wenn wir sagen, dass wir nicht gesündigt haben, machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns. Durch die Verwendung des Pronomens wir schließt Johannes sich selbst in diese Aussage ein. Nach der Heiligen Schrift begehen Gläubige persönliche Sünden; es gibt Sünde im Leben des Gläubigen.

Arnold Fruchtenbaum – Was die Bibel über die Sünde lehrt

Jesus ist unser Vorbild. Da er in die Welt kam, um Sünder zu retten, sollten wir sein Beispiel nachahmen. Wie langmütig er war, sehen wir zum Beispiel an seiner Handlungsweise mit Saulus von Tarsus. Saulus war, wie er selbst zugab, ein Lästerer, ein Verfolger der Christen, ein schmählich handelnder Mensch, der der Ermordung des Christen Stephanus zugestimmt hatte. Dennoch neigte sich Christus zu ihm herab und machte ihn zu einem christlichen Sonderbeauftragten, zu einem Apostel, den wir heute als den Apostel Paulus kennen. An Timotheus schrieb Paulus: „Mir [wurde] deshalb Barmherzigkeit erwiesen, damit Christus Jesus vornehmlich durch mich seine ganze Langmut als Musterbeispiel für jene zeigen könnte, die ihren Glauben zum ewigen Leben in ihn setzen werden.“ (1 Timotheus 1:12-16) Mögen wir uns an der Langmut Christi gegenüber Saulus ein Beispiel nehmen, wenn wir uns fragen, wie weit wir in unserer Langmut einander gegenüber gehen sollten. — Matthäus 6:14, 15; 18:21, 22; Psalm 103:13, 14.

Wachtturm 1.Oktober 1966

Jup! Aber Paulus war ein „Feind“ der ersten Christen – und Jesus hat ihn trotzdem benutzt! Und wie steht es HEUTE bei „euch“ mit denen, die „ihr als eure Feinde“ betrachtet? Ist da auch „Barmherzigkeit“ oder ist da „echtes Ausgeschlossen sein“??

Der Erste der Sünder
Lasst uns ihn also zuerst als den Ersten der Sünder betrachten:
„Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, dass Christus Jesus in die Welt gekommen ist, Sünder zu erretten, von denen ich der erste bin“ (1 Timotheus 1,15). Beachte insbesondere, dass der Geist über Saulus von Tarsus sagt, dass er der Erste der Sünder ist. Es ist nicht der Ausdruck der Demut des Paulus, obwohl das Bewusstsein seiner Vergangenheit ihn ohne Zweifel demütig sein ließ. Wir sollen uns nicht mit den Gefühlen eines inspirierten Schreibers beschäftigen, sondern mit den Aussagen des Heiligen Geistes, der ihn inspirierte. Es ist gut, das zu bedenken.
Die Art und Weise, wie sehr viele Leute von den Gefühlen der verschiedenen inspirierten Schreiber sprechen, führt dazu, dass die Bedeutung der kostbaren Wahrheit der wörtlichen Inspiration der Heiligen Schrift geschwächt wird. Sie mögen das nicht beabsichtigen, aber in Zeiten, in denen so vieles dem Verstand oder menschlicher Spekulation entspringt, können wir nicht wachsam genug gegen alles sein, was irgendwie, und sei es auch nur scheinbar, die Integrität des Wortes Gottes angreift. Wir wünschen sehr, dass unsere Leser die Heilige Schrift nicht als Ausdruck menschlicher Gefühle, so fromm und lobenswert sie auch sein mögen, sondern als Schatzkammer der Gedanken Gottes betrachten. „Denn die Weissagung wurde niemals durch den Willen des Menschen hervorgebracht, sondern heilige Menschen Gottes redeten, getrieben vom Heiligen Geist“ (2 Petrus 1,21).
Deshalb dürfen wir beim Lesen von 1 Timotheus 1,15 nicht an menschliche Empfindungen denken, sondern daran, dass es ein göttlicher Bericht ist, der sagt, dass Paulus der Erste der Sünder war. Das wird von keinem anderen gesagt. Zweifellos wird sich, in einem weiteren Sinn, jeder Bekehrte als der Schuldigste unter allen ihm bekannten Menschen vorkommen, aber das ist ein anderes Thema. Der Heilige Geist hat dies von Paulus gesagt, und die Tatsache, dass Er uns dies durch die Feder von Paulus mitgeteilt hat, schmälert oder beeinträchtigt in keiner Weise die Wahrheit oder den Wert dieser Aussage. Paulus war der Erste der Sünder. Egal wie schlecht irgendjemand sein mag, Paulus sagt: „Ich bin der Erste.“ Egal wie weit entfernt von Gott sich irgendjemand vorkommen mag – egal wie tief versunken in der Grube der Vernichtung – es kommt eine Stimme von einem noch tieferen Punkt an sein Ohr: „Ich bin der Erste.“
Doch lasst uns das Ziel aller Bemühungen um den Ersten der Sünder beachten. „Aber darum ist mir Barmherzigkeit zuteilgeworden, damit an mir, dem ersten, Jesus Christus die ganze Langmut erzeige, zum Vorbild für die, die an ihn glauben werden zum ewigen Leben“ (1 Timotheus 1,16). Der Erste der Sünder ist im Himmel. Wie ist er dorthin gekommen? Allein durch das Blut Jesu. Und außerdem ist er der „Präzedenz-Fall“ Christi. Alle sollen auf ihn blicken und sehen, wie sie gerettet werden sollen. Denn so wie der „Erste“ gerettet wurde, müssen auch alle „Untergeordneten“ gerettet werden. Die Gnade, die den Ersten erreichte, kann alle erreichen. Das Blut, das den Ersten reinigte, kann alle reinigen. Das Anrecht, durch das der Erste in den Himmel eintrat, ist auch allen anderen zugänglich. Es gibt keinen Sünder diesseits des Tors zur Hölle, keinen Abtrünnigen, gar keinen, der für die Liebe Gottes, das Blut Christi oder das Zeugnis des Heiligen Geistes unerreichbar ist.

Im Glauben leben 2020

Glücklicherweise hat Gott einen Weg für uns bereitgestellt, unsere angeborene Schwäche als Friedensstifter zu überwinden und zu lernen, auf Konflikte konstruktiv zu reagieren. Seine Lösung ist das Evangelium, die gute Nachricht, dass „Christus Jesus in die Welt gekommen ist, um Sünder zu retten“ (1 Timotheus 1,15). Gott sandte seinen Sohn, um durch seinen Tod und seine Auferstehung den Preis für unsere Sünden zu bezahlen. Wenn wir das glauben und unser Vertrauen auf Jesus setzen, vergibt Gott uns alle unsere Sünden. Durch das Evangelium befähigt er uns auch zu lernen, wie wir der Versuchung widerstehen, seinen Geboten gehorchen und ein Leben führen können, das ihn ehrt.

Diese wunderbare Nachricht kann die Art und Weise, wie wir auf Konflikte reagieren, radikal verändern. Durch das Evangelium, das grundlegende G, befähigt uns der Herr, die vier Gs des Friedensstiftens zu leben. Wenn wir in Ehrfurcht vor seiner unvergleichlichen Gnade stehen, finden wir mehr Freude daran, Gott zu verherrlichen, als unsere eigenen egoistischen Ziele zu verfolgen. Wenn wir erkennen, dass Gott sich derer erbarmt, die ihre Sünden bekennen, hebt sich unsere Abwehrhaltung und wir sind fähig, unsere Fehler zuzugeben. Wenn wir die Art und Weise akzeptieren und davon profitieren, wie das Evangelium uns liebevoll unsere Sünde zeigt, werden wir inspiriert, andere, die Unrecht getan haben, sanft zu korrigieren und wiederherzustellen. Und wenn wir uns an der befreienden Vergebung Gottes erfreuen, werden wir befähigt, anderen auf die gleiche Weise zu vergeben. Durch das Evangelium liefert Gott sowohl das Modell als auch die Motivation zum Friedenstiften!

Ken Sande – Der Friedensstifter – Ein biblischer Leitfaden zum Lösen von persönlichen Konflikten

Genau so ist es! Anstatt Trennung und Feindschaft zu säen, ist wahres Christentum verbindend! Weil wir die befreiende Vergebung Gottes erfahren haben und diese deshalb weitergeben können!

„ich lebe davon, dass zu tun…“

Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollbringe. (O. vollende)
Elberfelder 1871 – Joh. 4,34

Da erklärte Jesus: „Meine Nahrung ist, dass ich den Willen Gottes tue, der mich gesandt hat, und das Werk vollende, das er mir aufgetragen hat.
Neue evangelistische Übersetzung – Johannes 4,34

Jesus erklärte das dann so: „Ich lebe davon, das zu tun, was Gott möchte. Ich will seinen Auftrag erfüllen und bis zu Ende durchziehen.
VolxBibel – Johannes 4:34

„Meine Speise ist“ – „Mein Lebensziel ist“ ???

Habe folgendes gefunden:

Jehova hat Jesus den Auftrag gegeben, die gute Botschaft bekannt zu machen. Wie dachte Jesus darüber? Lies Johannes 4:34. Dazu die Fragen:
• Gutes Essen hält uns am Leben und macht uns glücklich. Warum verglich Jesus es mit Nahrung, den Willen Gottes zu tun – wozu auch das Predigen gehört?
• Was kann man Schönes erleben, wenn man mit anderen über die gute Botschaft spricht?
Tipps
○ In der Zusammenkunft unter der Woche darauf achten, wie man Gespräche beginnen kann.
○ Überlegen, ob man in der Zusammenkunft unter der Woche bei Schulungsaufgaben mitmachen möchte. Die Aufgaben sind eine gute Vorbereitung, mit anderen über die Bibel zu sprechen.
○ Mit den Aussagen und Fragen unter „Manche sagen“ und „Jemand könnte fragen“ kann man üben, wie man jeweils reagieren würde.
JEMAND KÖNNTE FRAGEN: „Was gibts Neues bei dir?“
• Wie könntest du diese Frage nutzen, um über etwas zu sprechen, was du aus der Bibel gelernt hast?

Glücklich – für immer. Ein interaktiver Bibelkurs

Echt, ist das euer Ernst, dass dies das Ziel des Lebens Jesu war?
Oder ist das Bibelstellenmikado?
Oder meinte Jesus eher das hier, als sein / unser Lebensziel?

Wir sind durch ein hohes Lösegeld erlöst worden. Nur wenn wir die Größe dieses Lösegeldes erkennen, können wir uns von dem Ergebnis desselben einen Begriff machen. Auf dieser Erde, der Erde, deren Boden durch die Tränen und das Blut des Sohnes Gottes befeuchtet worden ist, sollen die köstlichen Früchte des Paradieses hervorgebracht werden. Im Leben der Kinder Gottes sollen sich die Wahrheiten seines Wortes in ihrer Herrlichkeit und Vortrefflichkeit offenbaren. Durch seine Gemeinde wird Christus seinen Charakter und die Grundsätze seines Reiches kundtun. Satan versucht dem Werke Gottes entgegenzuwirken und er dringt beständig auf die Menschen ein, seine Grundsätze anzunehmen. Er stellt das erwählte Volk Gottes als betörte Menschen dar. Er ist ein Verkläger der Brüder und richtet seine Anklagen und Beschuldigungen gegen die, welche Gerechtigkeit wirken. Der Herr will durch die Seinen die Anklagen Satans beantworten, indem er die Folgen des Gehorsams gegen rechte Grundsätze zeigt. Diese Grundsätze sollen im einzelnen Christen, in der Familie und der Gemeinde und in jeder zur Förderung des Werkes Gottes begründeten Anstalt offenbart werden. Alle sollen Erkennungszeichen sein, was für die Welt getan werden kann. Sie sollen Vorbilder sein von der rettenden Kraft des Evangeliums.

Ellen Gould White – Christi Gleichnisse

Ach, dass konntet „ihr“ auch einmal – siehe hier 1953.

Ferner lesen wir über das Beispiel, das Jesus uns gab: „Seht aufmerksam auf den Anführer und Vollender unseres Glaubens, Jesus. Für die Freude, die vor ihm lag, erduldete er einen Marterpfahl, indem er die Schande als gering erachtete, und hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt.“ (Hebräer 12:2, NW) Was war diese Freude, die vor Jesus lag und die ihn befähigte, all die Schmach und das Leid zu tragen? Es war die Freude, das Herz seines Vaters dadurch froh zu machen, daß er ihn rechtfertigte. „Sei weise, mein Sohn, und erfreue mein Herz, damit ich Antwort geben könne meinem Schmäher.“ Und wie der Psalmist Jesu Empfindungen prophetisch ausdrückte: „Ich habe die Gerechtigkeit verkündet in der großen Versammlung: siehe, meine Lippen hemmte ich nicht — Jehova, d u weißt es! Deine Gerechtigkeit habe ich nicht verborgen im Innern meines Herzens; deine Treue und deine Rettung habe ich ausgesprochen, deine Güte und deine Wahrheit nicht verhehlt vor der großen Versammlung.“ — Sprüche 27:11; Psalm 40:9, 10.
Der Name seines Vaters bedurfte der Ehrung und Rechtfertigung, weil durch den schirmenden Cherub, der später Satan der Teufel wurde, viel Schmach auf ihn gehäuft worden war. Anstatt an der Ausübung des Willens Gottes Freude zu haben, hatte jener den Sinn voller Gesetzlosigkeit, und anstatt einem weisen Lauf der Demut und des Gehorsams zu folgen, wie es Jesus tat, verdarb er seine Weisheit durch Hochmut und Auflehnung. Durch seinen eigenen bösen Lauf und durch seinen Einfluß auf andere, den gleichen Weg einzuschlagen, häufte er Schmach auf den Namen Jehova. — Hiob, Kapitel 1 und 2.
In krassem Gegensatz zu diesem aufrührerischen Cherub liebte Christus Jesus seinen himmlischen Vater und eiferte für die Ehre seines Namens. Er war sich völlig über den Grund seines Kommens zur Erde bewußt und nützte jede Gelegenheit aus, ihm Ehre zu erweisen, indem er anderen erzählte, wie gut und liebend sein Vater ist. Oft lesen wir, wie er in den Heimen der Menschen, in ihren Synagogen, im Tempel, am Bergabhange und am Seegestade predigte. Sogar während der Rast an einem Brunnen machte er guten Gebrauch von der Gelegenheit, zu einem samaritischen Weibe mit schlechtem Ruf zu predigen, was zu einem großen Zeugnis in ihrer Stadt wurde. — Johannes 4:6-42.
Da die Ehre und die Rechtfertigung des Namens seines Vaters in seinem Sinn als das Höchste galt, war Jesus von brennendem Eifer erfüllt, solche bloßzustellen, die ihn schmähten. Gerade deswegen geißelte er immer wieder die Schriftgelehrten, Pharisäer und Gesetzesgelehrten und jagte in seinem gerechten Zorn die Geldwechsler zu Beginn und zum Schluß seines irdischen Dienstes zum Tempel hinaus. Rief er doch mit lauter Stimme: „Es steht geschrieben: ‚Mein Haus wird ein Haus des Gebets genannt werden‘, ihr aber macht es zu einer Räuberhöhle.“ — Matthäus 21:12, 13; 23:1-39; Johannes 2:13-17, NW.
Da Jesus den Willen Gottes für seine Person genau kannte, schulte er seinen Willen, um die unbeugsame Entschlossenheit zu besitzen, nichts zuzulassen, was ihn vom Wege abbringen könnte. Die Pfeile der Spitzfindigkeit und Schmeichelei des Teufels prallten beim Zusammentreffen mit ihm in der Wüste an seinem Glaubensschild ab, ohne Schaden zu verursachen. Er ließ auch nicht zu, daß die jüdische Volksmenge ihn mit Gewalt ergriff und ihn zum König machte, denn er wußte, daß dies nicht Gottes Wille für ihn war, und er war auch nicht von dem Ehrgeiz getrieben, sich selbst zu erhöhen. Als Petrus versuchte, ihm von dem demütigen Leidenslauf abzuraten, der durch seinen himmlischen Vater für ihn vorgezeichnet war, tadelte er ihn: „Geh hinter mich, Satan! du bist mir ein Stein des Anstoßes, denn du hast nicht Gottes Gedanken, sondern die der Menschen.“ Er war sich völlig bewußt, was seiner wartete, und „setzte sein Angesicht fest darauf, nach Jerusalem zu gehen“, als die Zeit gekommen war. — Matthäus 4:1-10; 16:23; Lukas 9:51; Johannes 6:15, NW.
Um den Zweck seines Kommens zur Erde ganz klar zu machen, sagte Jesus während seines Verhörs zu Pontius Pilatus: „Zu diesem Zweck bin ich geboren worden und zu diesem Zweck bin ich in die Welt gekommen, damit ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“ Und daß diese Wahrheit in erster Linie den Namen seines Vaters betraf, z e i g t e Jesus in seinem Gebet zu seinem Vater in der Nacht seines Verrats: „Ich habe dich auf der Erde verherrlicht, indem ich das Werk vollendet habe, welches du mir zu tun gegeben hast. Ich habe deinen Namen kundgemacht den Menschen, die du mir aus der Welt gabest.“ — Johannes 17:4, 6; 18:37, NW.
Die Geisteseinstellung Jesu ist in den Worten des Propheten Jesaja (42:19) gut zusammengefaßt: „Wer ist blind, als nur mein Knecht? und taub wie mein Bote, den ich sende? Wer ist blind wie der Vertraute, und blind wie der Knecht Jehovas?“ Ja, Jesus war sowohl den Schmeicheleien als auch den Vorwürfen und Drohungen Satans und seiner Gimpel gegenüber blind und taub. Alles, was er sah und hörte, wollte sein Vater von ihm beachtet und getan wissen.

Wachtturm 1.Januar 1953

Die richtige Haltung für eine solche besondere Zeit mit Gott ist: „Herr, wie denkst du über mein Leben?“ Betrachten Sie Ihre Hauptziele und überlegen Sie, wie sie mit dem Willen Gottes übereinstimmen. Jesus sagte: „Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen dessen, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk“ (Johannes 4,34). Ist es Ihnen wichtiger als alles andere, den Willen Gottes zu tun?
Denken Sie über Ihre Aktivitäten nach. Wie passen sie mit Ihren Zielen zusammen? Gott möchte möglicherweise, dass Sie Ihren Zeitplan umstellen. Vielleicht werden Sie Dinge streichen, die zwar gut, aber nicht die besten sind. Eventuell zeigt er Ihnen, dass Sie Ihre Abende oder Ihre Samstage sinnvoller verbringen können und dabei gleichzeitig die nötige Erholung bekommen.
Schreiben Sie während des Gebets Ihre Gedanken in ein Notizbuch und planen Sie, Ihre Zeit besser zu nutzen. Vielleicht fällt Ihnen ein, dass Sie sich besser auf den Hauskreis vorbereiten sollten, dass eine bestimmte Person auf Ihren Besuch wartet oder dass Sie jemandem in besonderer Weise helfen könnten. Schreiben Sie alles auf.

ERF – Gott erleben in der Stille

Was Jesus der samaritischen Frau getan hat, hieß jeder Zuschauer bedeutungslos. Was ändert ein Gespräch mit einer Frau aus der untersten Schicht des kleinen und verachteten samaritischen Völkleins am Lauf der Weltgeschichte? Auch die Jünger begriffen nicht, dass er sich mit ihr einlassen mochte. Jesus nannte dagegen das, was geschehen war, seine Speise. Daraus strömt ihm Kraft zu, die die Müdigkeit von ihm nimmt und ihn inwendig stärkt. Denn er hat jetzt den Willen des Vaters getan, und das ist sein Lebensmittel, die unentbehrliche Bedingung und wirksame Gewährung des Lebens. Gottes Wille war es, dass die dürstende Frau das belebende Wasser empfange, und Gottes Wille war es, dass der boshafte Zank zwischen den Juden und den Samaritern, aus dem in nie endender Flut immer neue Versündigung entstand, ein Ende finde und die neue Gemeinde entstehe, die in der Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit geeinigt ist. Jesus sprach aber nicht nur vom Willen, sondern auch vom Werk Gottes. Der Vater gibt ihm nicht nur das Gebot, das der Sohn durch seinen Gehorsam zum eigenen Willen macht, sondern er ist der für Jesus Wirkende, wodurch es zum Beruf Jesu wird, das Werk des Vaters fertig zu machen und zum Ziel zu bringen. Gottes Wirken bereitet ihm den Raum, in den er sein eigenes Werk hineinstellt, und darum, weil er es auf das Werk des Vaters aufbaut, hat es Kraft und trägt es Frucht. Um in der samaritischen Frau Gottes Werk wahrzunehmen, war freilich der Blick Jesu nötig. Er aber sah die Hand des Vaters nicht nur darin, dass sie gerade jetzt zum Brunnen Jakobs kam, sondern darin, dass sie auf sein Wort aufmerkte, ihm standhielt und sich von Jesus dahin leiten ließ, dass er ihr seine königliche Salbung sagen konnte. Sie war eine zertretene Frau mit ihrer wilden Geschichte. Damit war aber für den Blick Jesu nicht verhüllt, was ihr der Vater gegeben hat, und dass er nun das, was der Vater vorbereitet und begonnen hatte, vollenden konnte, das hieß Jesus die Quelle seiner Kraft.
Ich bedarf der natürlichen Nahrung, Herr, Gott, nach Deiner Schöpferordnung; aber ich lebe nicht vom Brot allein, sondern durch Dein Wort und dieses wird meine Nahrung, wenn es mir Deinen Willen zeigt und ich ihn zu tun vermag. Dieses wahrhafte Brot, das mir das wahrhafte Leben gibt, suche ich bittend bei Dir. Amen.

Adolf Schlatter – Andachten 2018

Als Jesus der armen Frau half, tat er den Willen dessen, der ihn sandte; er vollbrachte Gottes Werk, indem er ihr im Geist und in der Wahrheit half. Da liegt nicht eins außer und neben dem anderen; beides ist in ihm eine herrliche, ungestörte Einheit. Daraus fließt die Kraft der Liebe Jesu samt ihrer durchdringenden Rückwirkung auf ihn selbst, sei es ihm zum Schmerz, wenn sie gehemmt bleibt, sei es ihm zur Kraft, wenn sie ihr Werk ausrichten kann. In den Willen des Vaters legt Jesus ein ungeteiltes, ganzes Herz. Dieser Wille beherrscht und erfüllt ihn völlig. Darum ist es ihm Lebensbedürfnis, den Willen Gottes zu tun, und Lebenserhaltung, wenn er ihn zu tun vermag.

Auf das Tun legt Jesus hier den Nachdruck. Inwendig ist er immer mit dem Willen des Vaters eins, mögen die Menschen ihn verstehen oder verwerfen, seine Gabe annehmen oder verstoßen. Von ihrem Verhalten ist jedoch abhängig, was er zu tun vermag, ob er den Willen des Vaters ungetan lassen muss oder vollführen kann. Diesmal war es ihm vergönnt zu handeln. Eine Tat ist geschehen, die mit fortwirkender Macht den Lebenslauf dieser Frau, und nicht nur den ihrigen, bestimmt. Solches Handeln ist für Jesus Speise im wahrhaften Sinn des Worts. Der Wille dessen, der ihn sandte, steht als vollkommene Gnade vor seinem Blick; er hat ihn durch das vollbracht, was er der Frau in seiner Gnade gab. Wir sehen, wozu er sich gesandt weiß. Seines Vaters Wille ist, dass er das lebendige Wasser allen gebe, die ihn bitten.

Mit dem hohen Wissen Jesu, dass er den Willen Gottes vollführt und seiner Gnade als Werkzeug dient, verbindet sich in fester Einheit die Demut des Sohns, der seine Größe nur in der Unterordnung unter den Vater hat. Sein Beruf ist, das Werk Gottes auszuführen. Er spricht nicht nur von dem Willen Gottes, zu dem sein Dienst die Tat fügt, sondern auch von dem Werk Gottes, an das er mit seinem Dienst gebunden bleibt. Geht diesem Dienst nicht das Wirken Gottes voran, so ist er unmöglich und bleibt vergeblich. Nur da, wo Gott selbst im Menschen sein Werk tat, ist Jesus der Raum bereitet, in den er seine Gabe legen kann. Jesus sieht darum auf diese Frau mit freudigem Dank gegen den Vater: „Hier hast du schon dein Werk getan, und ich durfte es vollenden.“ Scheinbar war sie freilich von aller göttlichen Leitung und Begnadung verlassen: sie war ja ganz und gar Samariterin, in die trüben Leidenschaften ihres Volkes eingetaucht und war auch in ihrem eigenen Lebensgang der Versuchung erlegen und tief gesunken. Dennoch tat Gott auch an ihr sein gnädiges Werk. Dass sie für Jesus ein offenes Ohr und ein Auge für ihre Sünde hatte, so dass sein Bußwort bei ihr Eingang fand und sie noch Wahrhaftigkeit genug besaß, um der Wahrheit die Ehre zu geben, — dass die Verheißung der Schrift vom kommenden Christus und die Sehnsucht nach Gott, den sie anbetet, ohne ihn zu kennen, auch in ihr lebendig war, das hatte der Vater in diesem zerrütteten und verarmten Herzen gewirkt. Er machte dem Wort Jesu Bahn, dass es ergriff. Und nun ist es die Speise Jesu, das, was der Vater begonnen hat, zu vollenden, die Gnade, die ihr nahe war, ihr zu zeigen, das Verlangen, das sich in ihr regte, zu erfüllen und sie an das Ziel zu führen, zu dem das Werk des Vaters sie bereitet hat. Das gilt wie von dieser Frau so vom ganzen Verkehr Jesu mit allen Menschen. Wo er das Werk des Vaters wahrnimmt, da sieht er sich zur Heilandstat berufen; wo er dieses nicht findet, da schweigt er und zieht sich zurück.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

In Hebräer 5,8 heißt es, dass Er, „obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam lernte“. Bei Ihm war es indes nicht – wie bei uns so oft – ein Gehorsam aus Zwang, sondern Gehorsam aus Liebe zu seinem Gott und Vater. Der Wille des Vaters war sein Motiv für alles, was Er tat. Er lebte nicht von Brot allein, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausging (vgl. Mt 4,4; Lk 4,4). Seine Speise war es, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hatte, und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34).
Als der Herr Jesus über diese Erde ging, erfüllte stets der Friede Gottes sein Herz, weil Er allezeit das dem Vater Wohlgefällige tat (Joh 8,29). Jedes Wort, das Er sprach, jeden Schritt, den Er ging, jeder Gedanke, den Er hatte – alles war zur Freude und zum Wohlgefallen seines Vaters. Am Anfang und am Ende seines Dienstes konnte der Vater über Ihn sagen: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe“ (Mt 3,17; 17,5). Was für eine Freude muss es für den Vater gewesen sein, auf der Erde einen Menschen nach seinem Herzen zu sehen, einen, der weder zur Rechten noch zur Linken abwich, sondern mitten auf den Steigen des Rechts voranging (vgl. 2. Chr 34,2; Spr 8,20). Wie hatte Gott sich nach so einem Menschen gesehnt! Jahrtausende lang hatte Er vom Himmel auf die Erde geschaut, um zu sehen, ob es einen gäbe, der Gott suche, einen Gerechten, einen, der Gutes tue. Doch Er fand keinen, auch nicht einen. Alle waren abgewichen, alle waren untauglich geworden (Röm 3,10-12). Schließlich kam der Sohn auf die Erde – der Einzige, der ein Leben zur Freude und zum Wohlgefallen des Vaters führte. Wie sehr wurde der Vater durch seinen Gehorsam verherrlicht!

Im Glauben leben 2016

Meine Speise ist usw. Jesus will damit nicht bloß sagen, dass es sein höchstes Anliegen ist, des Vaters Willen zu tun, sondern auch, dass es nichts gibt, was ihm mehr Freude machen könnte, oder womit er sich lieber und begieriger beschäftigen möchte. So sagte David zur Empfehlung des göttlichen Gesetzes nicht bloß, dass es für ihn köstlich gewesen sei, sondern sogar süßer als Honig (Ps. 19, 11). Wollen wir rechte Nachfolger Christi sein, so müssen wir nicht nur mit inniger Begier uns Gott hingeben, sondern so willig sein in der Ausrichtung seiner Befehle, dass uns keine Arbeit zu sauer wird. Indem Christus fortfährt: und vollende sein Werk, gibt er genügenden Aufschluss darüber, worauf des Vaters Wille gerichtet war, dem er sich mit solcher Hingebung widmet, nämlich darauf, dass Jesus das ihm befohlene Amt ausführen sollte. So hat jeder auf seine besondere Berufung zu achten, damit keiner einen göttlichen Auftrag vorschütze, während er doch nach seinem eigenen Dafürhalten ohne Beruf etwas unternimmt. Übrigens ist ja zur Genüge bekannt, was Christo oblag: er sollte das Reich Gottes ausbreiten, verlorene Seelen wieder ins Leben rufen, das Licht des Evangeliums erstrahlen lassen, kurz der Welt das Heil bringen. Daran lag ihm alles! So konnte er trotz seiner Ermattung und seines Hungers Essen und Trinken vergessen. Überaus tröstlich für uns! Hat Christus so sehr das Heil der Menschen sich angelegen sein lassen, dass es für ihn die höchste Wonne war, sich darum zu bemühen, dann wohl uns! Denn zweifellos ist er heute noch ebenso gesinnt gegen uns, wie damals.

Jean Calvin – Das Johannes-Evangelium

„Jesus sagt zu ihnen: Meine Speise ist, dass ich tue den Willen dessen, der mich sandte, und sein Werk vollende.“ Nun erfahren wir mit den Jüngern, was es heißt, „der Sohn“ zu sein, und worin die „Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater“ (1,14) liegt. Sie liegt nicht darin, über alle irdischen Bedürfnisse erhaben zu sein und Müdigkeit und Hunger nicht zu kennen. Sie liegt auch nicht in einem glanzvollen Leben, das in reichem Maße Sättigung und Ruhe zur Verfügung hat. „Sohn“ sein heißt „gesandt sein“ und nun in dieser Sendung völlig für den Willen des Vaters zu leben. Und dieses so, dass es nicht ein harter Dienst wird, den der Sohn mit einem mühsamen Gehorsam leistet, sondern so, dass dieser Dienst selber zu „Speise“ wird, also zu dem, wovon er lebt, was ihn sättigt, stärkt, nährt und beglückt. Und dabei ist es durchaus „Gehorsam“. Nicht seinen eigenen Willen tut Jesus, sondern „den Willen dessen, der ihn sandte“; ihn aber tut er mit dem ganzen freien, eigenen Willen. Nicht sein eigenes Werk vollbringt Jesus, das ihn als das seine begeistern und über alles hinwegtragen mochte. Es ist des Vaters Werk, das er „vollendet“. Aber es ist darin so die Sache seiner eigenen Liebe und Hingabe, dass er Müdigkeit und Hunger völlig vergisst. Wir lernen hier am „Sohn“, was „Liebe“ ist, Liebe, die völlig vom Gehorsam durchdrungen ist und die umgekehrt den Gehorsam zu einer lebendigen und glückseligen Sache macht. Das ist das radikale Gegenstück zum Wesen der „Welt“ und erweist, wie recht der Täufer hatte: Hier ist der eine, der nicht „von der Erde ist“ (3,31).

Wuppertaler Studienbibel

Die Samariterin ließ ihre Wasserkanne zurück, kehrte in die Stadt zurück und verkündete den Einwohnern, dass sie einen Mann getroffen hatte, der ihr alles sagte, was sie je getan hatte. Er konnte ihre Gedanken lesen! Er konnte genau sehen, wer und was sie war. Sie schloss daraus: Kann das der Messias sein? (Joh. 4:29). Währenddessen boten die Jünger Jeschua etwas von den frischen Lebensmitteln an, die sie gekauft hatten. In dem darauf folgenden Gespräch ging Jeschua wieder vom Körperlichen zum Geistlichen über und sagte, dass er bereits gegessen habe: Meine Speise ist, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden (Joh 4,34). In seinem Gespräch mit der samaritanischen Frau, das sie zum rettenden Glauben brachte, hatte er tatsächlich das Werk des Vaters getan, und das war seine Speise.
Jeschua lehrte nun seine Jünger das Prinzip der Evangelisation und der Errettung (Joh. 4:36-38): Die einen säen und die anderen ernten. Beide sollen sich gemeinsam darüber freuen, dass die Frucht des ewigen Lebens hervorgebracht worden ist. Auf die Jünger angewandt, sagte Jeschua: Ich habe euch gesandt, das zu ernten, woran ihr nicht gearbeitet habt (Joh 4,38). Sie waren bereits dabei, zu ernten (Joh 4,1-4), denn Jeschua gewann mehr Jünger als Jochanan der Täufer, und die Jünger tauften diese neuen Anhänger. Sie waren also am Ende des Prozesses, denn sie ernteten, was andere, wie Jochanan, vor ihnen gesät hatten.


So wie die Nahrung, die in den Körper aufgenommen wird, ein Teil des Körpers wird, wird der Messias ein Teil der Person, die ihren Glauben an ihn setzt. Er wird in dieser Person leben, und diese Person wiederum wird im Messias leben. Jeschua wiederholte, dass er das Brot ist, das vom Himmel herabgekommen ist und ewiges Leben hervorbringen wird (Joh. 6:58). Das Manna sorgte für das physische Leben in der Wüste, aber es gab kein ewiges Leben.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

alles im Griff

Die sich auf Schiffen aufs Meer hinabbegeben, auf großen Wassern Handel treiben, Diese sehen die Taten Jehovas und seine Wunderwerke in der Tiefe: Er spricht (O. sich hinabbegaben… trieben… sahen… sprach usw.) und bestellt einen Sturmwind, der hoch erhebt seine Wellen. Sie fahren hinauf zum Himmel, sinken hinab in die Tiefen; es zerschmilzt in der Not ihre Seele. Sie taumeln und schwanken wie ein Trunkener, und zunichte wird alle ihre Weisheit. Dann schreien sie zu Jehova in ihrer Bedrängnis, und er führt sie heraus aus ihren Drangsalen. Er verwandelt den Sturm in Stille, (O. Säuseln) und es legen sich die (W. ihre) Wellen. Und sie freuen sich, daß sie sich beruhigen, und er führt sie in den ersehnten Hafen. Mögen sie Jehova preisen wegen seiner Güte, und wegen seiner Wundertaten an den Menschenkindern.
Elberfelder 1871 – Ps 107,23–31

Die aufs Meer niederzogen in Schiffen,
Werktätige auf großen Wassern,
selber da SEINE Taten sahen,
seine Wunder im Strudel
– wie er sprach und bestellte den Wind,
den Sturm, und er hob seine Wogen – ,
himmelan stiegen, urwirbeltief sanken,
ihre Seele berstend im Übel,
sich drehten, schwankten wie ein Trunkner,
all ihre Weisheit verwirrt,
die zu IHM schrien in ihrer Drangsal,
die er führte aus ihren Nöten,
bannte den Sturm zur Stille
daß ihre Wogen sich legten,
und sie freuten sich, daß die ruhten,
und er leitete sie zum Hafen ihres Wunsches:
danken sollen sie IHM seine Huld,
seine Wunder an Menschenkindern,
Buber – Psalm 107,23–31

Die zur See gingen auf Schiffen, schafften auf großem Gewässer;
sie sahen die Taten Jehovas, und seine Wunder in den Fluten.
Er sprach, und erregte einen Sturmwind, der türmte die Wellen des Meeres;
sie stiegen gen Himmel, sanken zum Abgrund; ihr Mut zerrann in der Not;
sie schwindelten und taumelten wie Trunkene, und all ihre Weisheit war vernichtet.
Da schrieen sie zu Jehova in ihrer Drangsal, und aus ihrer Beklemmung riß er sie;
er hemmte den Sturm zu leisem Wehen, und es schwiegen die Wellen;
und sie freuten sich, da sie sich legten, und er führte sie zur erwünschten Küste.
Preisen sie vor Jehova seine Gnade, und seine Wunder vor den Menschenkindern;
de Wette Bibel – Psalm 107:23–31

Ob sich die Apostel an diese Verse erinnerten, als sie in den Sturm gerieten und Jesus schlief??
Und wie oft fühlen wir uns so hilflos wie Matrosen auf einem tobenden Meer? Wie oft haben wir nur wenig, oder gar nichts, in unserem Leben wirklich im Griff?

Gott errettete Seeleute aus ihrer Not auf dem Meer. Die auf dem Meer fuhren, sahen seine Werke, wenn er einen Sturm herbeirief. Ihr Mut schwandt dahin, sie waren am Ende ihrer Weisheit (wörtl.: „all ihre Weisheit wurde verschlungen“), sie riefen zu ihm, und er beruhigte den Sturm, er errettete sie aus der Gefahr und brachte sie sicher ans Ziel. Deshalb sollte der Herr in der Versammlung gepriesen werden.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das letzte Bild ist sehr plastisch. Es handelt von Seeleuten, die auf hochseetüchtigen Schiffen arbeiteten. Sie hatten Erfahrung mit der Kraft des HERRN, wenn sie auf See in einen Sturm gerieten. Erst nahm gewöhnlich der Wind in erschreckendem Maß zu, dann bildeten die Wellen riesige Wasserberge. Dann wurde das Schiff von den Wellen emporgehoben, sodass die Balken krachten. Auf dem Wellenkamm begann es meistens zu zittern, um danach in die Tiefe zu stürzen. Das stabilste Schiff wird dadurch zu einer hilflosen Nussschale in einem schäumenden, quirlenden Kessel. In einem solchen Sturm sinkt auch den zähesten Seeleuten der Mut. Ihnen bleibt nichts, als wie Betrunkene auf Deck herumzuschwanken und ihre Pflichten zu erfüllen. Sie empfinden ihre eigene schreckliche Bedeutungslosigkeit und sind mit ihrer Weisheit am Ende.
107,28–30 Da überrascht es nicht, wenn fluchende, gottlose Matrosen in solchen Zeiten zu beten anfangen. Und der Herr ist barmherzig genug, solche Gebete der Verzweiflung zu erhören. Er verwandelte den Sturm in Stille. Welch eine Errettung! Nun können die Männer wieder navigieren, und bald schon erreichen sie den ersehnten Hafen, den sie ansteuerten.
107,31–32 Die erretteten Seeleute sollten nicht vergessen, den HERRN für seine unwandelbare Gnade und für das Wunder der Erhörung ihrer Gebete zu preisen. Sie sollten ihm ihre Gelübde erfüllen, indem sie sich seinem gläubigen Volk anschließen, um ihn zu erheben, indem sie alle ihn in der Sitzung der Ältesten loben.
Überdehnen wir die Angelegenheit, wenn wir sagen, dies beschreibe Israels letztes Sturmerlebnis und den darauffolgenden Einzug in das Reich des Friedens? Der Sturm erinnert an die Große Drangsal. Das Meer stellt die brodelnden, ruhelosen Heidenvölker dar. Die Seeleute sind das Volk Israel während der Zeit der Drangsal Jakobs. Ein gläubiger Überrest des Volkes ruft den Herrn an. Er greift dann persönlich ein, kehrt auf die Erde zurück und richtet seine Herrschaft des Friedens und des Wohlstands auf.

MacDonald_2010 – Kommentar zum Alten Testament

Anspielungen im Neuen Testament. Die synoptischen Erzählungen über die Stillung des Seesturms durch Jesus inspirieren sich an der vierten Rettungserzählung unseres Psalms (V 23–32). Die wohl älteste Fassung Mk 4,35–41 ist zwar auch eine Geschichte über die Rettung der Jünger aus Seenot, aber dies ist nur eine untergeordnete Aussageperspektive. Wie in Ps 107 geht es auch in Mk 4,35–41 um das Vertrauen in die Macht Gottes über das Chaos. Mk 4,35–41 stellt plastisch dar, dass diese Macht Gottes in und durch Jesus wirksam ist. Anders als in der Jonageschichte, wo die Schiffsleute durch Gebet und schließlich durch die Opferung des Jona, den sie ins Meer werfen, Gott zum Eingreifen bewegen wollen, bringt Jesus kein Opfer dar und er betet auch nicht zu Gott, sondern er handelt in der Kraft Gottes und bringt (wie JHWH in Ps 107,29) den Sturm und das Meer zur Stille. »Die wunderbare Rettung der Jünger aus der Seenot bringt Jesu hoheitsvolle Macht über den Sturm und über das Meer zur Darstellung. Die Erzählung provoziert jene Frage, welche die abschließende und in Frageform gefaßte Akklamation formuliert: ›Wer ist denn dieser, daß der Sturm und das Meer ihm gehorchen?‹ (Mk 4,41). Die Antwort kann nur heißen: Jener, der in der Macht Gottes den Sturm und das Meer beherrscht und so zum Heil der Menschen handelt« (F. Schnider, Rettung 21987, 393). Diese Macht über das Chaos und den Tod wird dann in den anschließenden Erzählungen Mk 5,1–20 (Heilung des von einem Dämon Besessenen in Gerasa) und Mk 5,21–43 (Auferweckung der Tochter des Jairus und Heilung der an Blutfluss leidenden Frau) expliziert. Auch im Lukasevangelium steht die Erzählung Lk 8,22–25 in diesem Zusammenhang und illustriert die Macht des Wortes Jesu (und der in seiner Nachfolge geschehenden Verkündigung seines Evangeliums). Das Matthäusevangelium stellt seine »Seewundergeschichte« Mt 8,23–27 in einen anderen Zusammenhang. Eigentlich beginnt die Erzählung bereits in Mt 8,18 mit dem Befehl Jesu an die Jünger, ihn ans andere Ufer des Sees zu bringen, was dann auch in Mt 8,23–27 geschieht. Dazwischen aber stehen zwei kleine Szenen über das Thema »Nachfolge« (Schriftgelehrter: 8,19f.; reicher Jüngling: 8,21f.), sodass die Geschichte der Sturmstillung nun im Licht der Nachfolgethematik gelesen werden soll. Das Schiff wird so transparent auf die (junge) Kirche hin und der Kleinglaube der Jünger ist die eigentliche Gefährdung, aus der Jesus seine Jünger bzw. seine Kirche retten muss.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

nicht viel – aber genug

Das Mehl im Topfe ging nicht aus, und das Öl im Kruge nahm nicht ab, nach dem Worte Jehovas, das er durch Elia geredet hatte.
Elberfelder 1871 – 1.Könige 17,16

der Mehltopf wurde nicht alle,
dem Ölkrug mangelte es nicht,
gemäß SEINER Rede, die er durch Elijahu geredet hatte.
Buber – 1.Könige 17,16

Der Mehlkasten wurde nicht leer, und dem Oelkruge mangelte nichts, nach dem Worte Jehova’s, das er geredet hatte durch Elia.
van Ess 1858 – 1.Könige 17:16

Die Witwe erkannte, daß Elia ein Israelit war, und rief zu Jahwe, er solle bestätigen, daß sie kein Brot hatte; sie hatte nur ein wenig Mehl und Öl, gerade genug für eine letzte Mahlzeit für ihren Sohn und sich selbst . Hier war eine heidnische Frau in Phönizien, die an den Herrn glaubte; sie sagte, sie glaube, daß er lebe ( So wahr der HERR, dein Gott, lebt ; vgl. V. 1 ; 1Kö 18,10 ).
Elia beruhigte ihre Angst vor ihm, ihrem Hunger und ihrem drohenden Tod. Er bat sie, zuerst ihn zu speisen, und dann mit dem, was übrig blieb, sich selbst und ihren Sohn. Dann gab er ihr ein Versprechen aufgrund der Autorität des Wortes Gottes: Sie würde Essen haben bis zum Ende der Dürre!

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Im Gehorsam gegenüber dem Wort des Herrn reiste Elia nach Zarpat, das an der Mittelmeerküste zwischen Tyrus und Sidon liegt. Dort hatte Gott für ihn eine heidnische Witwe vorbereitet, die ihn ernähren sollte. Zunächst zögerte sie, weil sie nur genug Essen für sich und ihren Sohn hatte. Doch der Prophet befahl ihr, zuerst einen kleinen Kuchen für ihn zu machen. Indem sie das tat, setzte sie Gott auf praktische Weise an die erste Stelle. Als sie gehorchte, lernte sie die kostbare Lektion, dass diejenigen, die Gott an die erste Stelle setzen, nie an Notwendigem Mangel leiden. Ihr Topf mit Mehl und ihr Krug Öl wurden nicht mehr leer. Jesus hob hervor, dass Elia zu einer heidnischen Witwe geschickt wurde, und zu keiner der vielen israelitischen Witwen (Lk 4,26).
Während der Dürre sorgte der HERR für seinen Propheten auf sehr demütigende Art und Weise – zuerst durch unreine Vögel und dann durch eine heidnische Frau, die dazu noch eine arme Witwe war. Der König in seinem Palast musste darben, aber Elia hatte alles, was er brauchte. Der Mann Gottes, der der Stimme Gottes gehorcht, wird immer mit allem Notwendigen versorgt, ganz gleich, welche Verhältnisse um ihn herum herrschen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Ahab hatte dem Vegetations- und Wettergott [298] der Phönizier in Samaria einen Baalstempel erbaut. Dadurch konnte das Vertrauen des Volkes zum Herrn allein leicht abgelenkt werden. Wurde doch gerade Baal als „Herr des Himmels“ für den Spender der Fruchtbarkeit angesehen. Sein Herrschaftsgebiet und das der Liebesgöttin Aschera war ja die Natur mit ihrem reichen Liebesleben in der mannigfaltigen Pflanzen- und Tierwelt. Opferte man neben Jahve auch ,,Baal“, so konnte man annehmen, dass das Gedeihen der Herden, die Fruchtbarkeit der Äcker, der Ertrag der Weinberge und die Ernte der Olivengärten um so reicher sein werde.
Israels König und Volk sollte jedoch durch die angekündigte Gerichtsdürre zu der tiefen Erkenntnis geführt werden, dass auch ihr Land Jahves Land ist, und dass dessen Fruchtbarkeit und Segen allein durch Ihn bestimmt wird. Darin lag die Gnade im Gericht für Israel. Denn auch die verschiedenen Gerichtswehen in Israels Geschichte waren keine blinden Zufälligkeiten und wilde Schicksalsschläge, sondern jedesmal gnädige Heimsuchungen Gottes. Israel erlebte in seiner Geschichte immer auf jenen Gebieten am schwersten seine Gerichte, wo seine tiefste Schuld und größten Verirrungen lagen. Das war im Lichte Gottes gesehen für die Zukunft Israels weit mehr Gnade als Gericht. Denn in Gottes Augen war [299] es immer noch besser, durch Gericht zum Leben zu gelangen, als ohne Gericht zu Grunde zu gehen.

Kroeker – Das lebendige Wort Band 5

Die Witwe in Zarpat (1 Könige 17,7-24)
Zarpat oder Sarepta gehörte zu Phönizien, nicht zu Israel. Aber die Hungersnot, die über den gottlosen Ahab und sein Volk kam, war bis an jenen Ort gedrungen. Als der Bach vertrocknete, an dem Gott seinen Knecht Elia durch Raben hatte verpflegen lassen, sah sich der HERR nach einer Witwe um, der Er gebieten konnte, Elia zu versorgen. In einer Hungersnot, wenn alle Vorräte aufgebraucht sind, auch noch für einen Mann kochen, weil er ein Mann Gottes ist, dazu brauchte es Glauben. Bei den «vielen Witwen in Israel» (Lk 4,25.26) fehlte offenbar diese Voraussetzung.
Aber ist es nicht ermunternd zu sehen, wie gut Gott diese Witwe in Sarepta kannte? «Die Augen des HERRN durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist» (2. Chr 16,9). Er hatte den Glauben in ihr gewirkt und nun Verbindung mit ihr. Daher liess Er auch Prüfungen des Glaubens über sie kommen, um diesen zu stärken.
Sie ist mit ihrem Sohn dem Hungertod nahe. Als Elia zu ihr kommt, zeigt sich, was in ihrem Herzen lebt. Auf seine Bitte holt sie ein wenig von dem so raren Wasser. Und was tut sie, als er ihr noch zuruft: «Bereite mir zuerst einen kleinen Kuchen … und dir und deinem Sohn bereite danach zu. Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht ausgehen, und das Öl im Krug nicht abnehmen»? In gläubigem Vertrauen auf dieses Wort geht sie hin und bereitet zuerst für den Knecht des HERRN einen Kuchen, also eigentlich für Gott, der ihn zu ihr gesandt hat.
Wie wurde Er durch diese Hingabe, durch diesen demütigen Gehorsam geehrt! Er blieb ihr nichts schuldig. Bis zum Ende der Hungersnot durfte sie erleben, wie Gottes Hand täglich in ihrem Mehltopf und Ölkrug wirksam war. Auch die erschütternden Erlebnisse des Sterbens und der Auferweckung ihres Sohnes waren weitere Mittel, um die Erkenntnis der Grösse des Gottes Israels und der Zuverlässigkeit seines Wortes in ihr zu fördern. Ja, so wurde das bescheidene Heim dieser Witwe der Ort, wo Er sich in jenen Tagen offenbarte!

Halte fest 1982

Allein während der andauernden Dürre vertrocknete auch der Bach, aus dem der Bote Gottes trank. Denn die Mittel, die Gott je und je braucht, um seine Knechte zu segnen, sind ebenfalls nur vergänglicher Natur und oft den Gesetzen der Zeit unterworfen. Aber Gott, der die Mittel wählt, sieht über diesen Gesetzen und ist Herr auch der Mittel, durch die Er zu segnen vermag. Er war auch hier in der Versorgung seines Knechtes nicht an den Bach Krit gebunden. Als dieser unter der herrschenden Dürre vertrocknete, da sandte Er Elia ins Land der Sidonier zu einer Witwe in der Stadt Sarpat.

Und der Prophet ging. Allein auch das Land Phönizien war bereits von der Hungersnot ergriffen worden. Und als der Prophet der Witwe beim Holzsammeln begegnete, die ihm im Auftrage Gottes während der noch übrig gebliebenen Gerichtszeit dienen sollte, und sie bat: „Bringe mir doch auch einen Bissen Brot,“ da antwortete sie ihm: „So wahr Jehova, dein Gott, lebt, ich habe nichts Gebackenes, sondern nur eine Handvoll Mehl im Fass und ein wenig Öl im Kruge. Und siehe, ich habe ein paar Hölzer aufgelesen und gehe hin und will mir und meinem Sohne etwas zurichten, dass wir essen und darnach sterben11).“

In diesen Worten drückte sich die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung ihrer Seele aus. Zu solch einer [35] Witwe sah sich Elias gesandt. Er ließ sich jedoch durch die Worte des Weibes nicht entmutigen, denn die Worte seines Gottes hatten ihm etwas anderes gesagt. Gott hatte ihn nach Zarpat gesandt und gesagt: „Bleibe daselbst, siehe, ich habe daselbst einer Witwe geboten, dass sie dich mit Nahrung versorge!“

Gewiss waren diese Augenblicke auch für Elias eine schwere Glaubensprobe. Einerseits das klare Wort des Herrn, und andererseits die völlige Mittellosigkeit und innere Verzagtheit der Witwe, die ihn während der Dürre versorgen sollte. Sollte er etwa Gott nicht verstanden haben? Oder sollte sich etwa Gott geirrt haben in der Person, die ihm dienen sollte? Welche innerlichen Kämpfe sich auch immer in der Seele des Propheten zunächst abspielten, alsbald sprach er mit der Gewissheit, wie nur ein in Gott zur Ruhe gekommener Glaube zu sprechen vermag: „Fürchte dich nicht! Geh hin und mache es, wie Du gesagt hast; doch mache mir zuerst ein kleines Gebackenes davon und bringe mirs heraus; aber dir und deinem Sohne sollst du hernach auch etwas machen.“

Und nachdem er dieses gesagt hatte, fügte er die wunderbare Verheißung hinzu: „Denn also spricht Jehova, der Gott Israels: Das Mehlfass soll nicht leer werden, und das Öl im Kruge nicht mangeln bis auf den Tag, wenn der Herr auf Erden wird regnen lassen!“

Wie oft standen sich im Leben der Knechte und Mägde Gottes, die sich senden ließen, empfangene göttliche Offenbarung und die sie umgebenden Verhältnisse in direktem Gegensatz gegenüber. Klar und ohne [36] misszuverstehen war der Auftrag Gottes an Elia gewesen, nach Zarpat zur Witwe zu gehen, der Gott einen Auftrag gegeben hatte, ihn zu versorgen. Trostlos und ohne Hoffnung waren die äußeren Verhältnisse und der innere Zustand der Witwe, zu der der Prophet sich gesandt sah. Da fragte es sich für den Propheten, wie er sich angesichts dieser Gegensätze innerlich einstellen wolle, ob auf den Auftrag hin, den er von Gott empfangen hatte, oder auf die Verhältnisse hin, die er in Zarpat vorfand. Was sollte das Entscheidende für ihn sein, der Auftrag Gottes oder die Macht der Verhältnisse?

Wie nahe hätte es gelegen, sich auf die trostlosen Verhältnisse einzustellen und sich zu sagen: Gott kann dich unmöglich hierher gesandt haben. Hätte Elias das getan, sein Glaube wäre bei jener Gelegenheit nicht der Sieg gewesen, der die Welt überwand. Er hätte versagt und sich unfähig erwiesen, jener armen Witwe mit ihrem Sohne in der Stunde ihrer Not als ein Bote des Lebens zu dienen und ihr jenen Quell zu erschließen, der auch in der Dürre nicht versagen würde.

Aber Elia blieb auf Gott hin eingestellt auch angesichts der Verhältnisse, die er in Zarpat vorfand. Sein Vertrauen behielt seinen Pol in dem Verheißung swort seines Gottes. Sprach zunächst auch alles dagegen, so verlor er doch nicht die innere Ruhe, die er in Gott gefunden hatte. Da wurden ihm diese Verhältnisse zur Gelegenheit für einen seiner köstlichsten Dienste. Zunächst erlebte er eine Gottesoffenbarung, die in der Fassung, [37] die der Prophet ihr gab, bis heute zu einer unversiegbaren Trostquelle für manche Zagende geworden ist.

Wie oft hat das wunderbare Wort: „Und das Mehlfass soll nicht leer werden und das Öl im Kruge nicht mangeln bis auf den Tag, wenn der Herr auf Erden wird regnen lassen“, den Blick bedrängter Seelen von der sie umgebenden Not abgelenkt hin zu dem, der größer ist als jede Not. Wäre nicht zur rechten Stunde dieser Glaubensblick für sie gekommen, sie wären unter ihren Verhältnissen zusammengebrochen und ein Opfer der Not geworden.

Der Prophet hatte der Witwe zwar viel zugemutet, als er sie bat, hinzugehen und ihm zuvor etwas zu backen und zu bringen. Das Wenige, das sie noch besaß, sollte sie zunächst noch an einen Fremdling abgeben und alsdann erfahren, dass das Mehlfass nicht leer wird, und das Öl im Kruge nicht aufhören wird zu fließen. Allein das Weib brachte dieses Opfer, überwand innerlich alle Zweifel und Bedenken und ging hin und diente dem Propheten. Da blieb die Antwort Gottes nicht aus.

Sie sah hinfort Tag für Tag die Erfüllung jener wunderbaren Verheißung , die ihr durch den Mund Elias geworden war. Sie durfte erleben, wer dem Herrn Vorhandenes zu opfern vermag, der gibt sich auch in Zeiten der Dürre nicht aus.

Jakob Kroeker – Gottes Segensträger

Der Vorrat war gerade für ein letztes Essen – und dieser Vorrat blieb genau das – für jeweils ein letztes Essen…
Wir würden es ja gern sehen, wenn der Segen bedeuten würde, dass unsere Vorratsschränke voll wären – aber wenn es nur genug für den heutigen Tag ist, dann sind wir meist enttäuscht. Oder? Aber lehrte Jesus nicht beten, um Brot für diesen Tag zu bitten? Warum sind wir dann darauf aus, das kommende Jahr abgedeckt zu wissen?

geheilt

welcher selbst unsere Sünden an seinem Leibe auf dem Holze (O. auf das Holz) getragen hat, auf daß wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen (O. Wunden) ihr heil geworden seid. (Jes 53,5)
Elberfelder 1871 – 1.Petr 2,24

Er hat unsre Sünden an seinem Leibe selber an das Holz hinauf getragen, damit wir von den Sünden loskämen und der Gerechtigkeit lebten; „durch seine Wunden seid ihr geheilt worden“. (a) Jes 53:5; Rö 6:11 18
Zürcher 1931 – 1 Petr 2,24

Christus hat unsere Sünden auf sich genommen und sie am eigenen Leib zum Kreuz hinaufgetragen. Das bedeutet, dass wir für die Sünde tot sind und jetzt leben können, wie es Gott gefällt. Durch seine Wunden hat Christus euch geheilt.
Hoffnung für Alle – 1.Petrus 2,24

Jesus Christus hat unseren Dreck mit hochgenommen an dieses Kreuz, und zwar alles, was uns von Gott trennt. Die Sünden sind jetzt im Müll, sie sind tot und vorbei. Wir können wieder frei sein und so leben, wie Gott es will. Diese Heilung kam durch seine tödlichen Verletzungen am Kreuz.
VolxBibel – 1.Petrus 2:24

Vers 24 erinnert an den Zweck von Jesu Leiden: Der unsere Sünden selbst getragen hat. Der . . . selbst bedeutet »er allein«. Er allein hat unsere Sünden getragen. In der Septuaginta wird dasselbe griechische Wort getragen für die Darbringung von Opfern gebraucht (1Mos 8,20; 3Mos 14,20; 17,5). Die Prophetie, wie der Messias die Sünden Israels tragen würde (Jes 53,11-12), schuf den Hintergrund für Petrus’ Lehre in diesen Versen. Das Wort wird auch in Jakobus 2,21 gebraucht, wo es um die Opferung Isaaks durch Abraham geht. Jesus opferte sich selbst für unsere Sünden; das tat er in seinem Leib am Holz. Der Leib verweist auf seinen leiblichen Tod; das Holz ist Petrus’ Begriff für das Kreuz (Apg 5,30; 10,39). Der Zweck seines Todes ist, dass Gläubige im Augenblick ihrer Errettung ebenfalls der Sünde sterben und somit die Vollmacht erhalten, in Gerechtigkeit zu leben. Das griechische Wort für abgestorben wird nur hier und nirgendwo sonst gebraucht. Wörtlich lautet der Text: »Zur Gerechtigkeit wir mögen leben.« Das Wort Gerechtigkeit steht hierbei an betonter Stelle. Gläubige gebrauchen den göttlichen Maßstab des geschriebenen Wortes Gottes als Richtschnur; und sie müssen ein beständiges Leben führen. Petrus fügt hinzu, dass Gläubige durch seine Striemen geistlich geheilt sind – eine Referenzstelle zu Jesaja 53 Vers 5. Das griechische Wort für Striemen finden wir nur hier und sonst nirgends. Es bezieht sich auf die Schrammen und Schwellungen des Körpers, die von den harten Schlägen herrühren, die Jesus erhielt. Petrus geht es in der Anwendung um geistliche Heilung, nicht um körperliche Gesundung.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe und Judas

Es ist erfahrbar, was der Dichter so bewegend in Worte fasst: „Stark ist meines Jesus Hand
und Er wird mich ewig fassen…“
und weiter
„Seiner Hand entreißt mich nichts, wer will diesen Trost mir rauben?“.
Es ist dieselbe Hand, die Er aus Liebe zu uns am Kreuz von Golgatha von Nägeln durchbohren ließ, und derselbe Herr, der, verlassen von seinem Gott, stellvertretend „unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat“ (1 Petrus 2,24) und „die Strafe zu unserem Frieden“ (Jes 53,5) auf sich nahm.
Wie teuer und wertvoll bist du in seinen Augen (s. Jes 43,4). Nie – nie wird Er dich versäumen noch verlassen (s. Heb 13,5). Das ist ganz sicher, weil Er dich mit einer „vollkommenen Liebe“ liebt und dich „erfasst hat bei deiner rechten Hand“ (s. 1 Johannes 4,18; Ps 73,23).

Bleib in mir 2017

Es ist unendlich schwer – täuschen wir uns nicht! -, diese Jesusart auch wirklich zu leben, auf mein Recht zu verzichten und geduldig Leiden zu ertragen. Deshalb spricht Petrus den Sklaven in ihrer Situation, der christlichen Gemeinde in der Verfolgung bis heute noch einmal deutlich das ganze Heil zu. In seinem Leiden hat Christus »unsre Sünde selbst hinaufgetragen an seinem Leibe auf das Holz«. Wieder nimmt Petrus skizzenhaft Vorgezeichnetes aus dem AT auf (vgl. Jes 53,4 und Jes 53,12), das Jesus nun konkret erlitten hat. Er stirbt wegen »unsrer Sünde«. Im Griechischen steht die Mehrzahl (»unsre Sünden«). Dabei ist mehr als die Summe aller Einzelsünden gemeint: nämlich unser ganzes Sündersein, weswegen wir gar nicht anders können als Sünden zu tun. Jesus nimmt unsere gesamte Sündenverfallenheit auf sich.

Im »Hinauftragen« wird der Opfercharakter unterstrichen, so wie der Priester im Tempel das Opfer »hinaufträgt« zum Altar. Das war reales Geschehen, wie der Ausdruck »an seinem Leibe« ausdrückt. Die Strafe, die Folgen der Sünde sind am Leib des zum Richtplatz Golgatha Geführten deutlichst zu sehen: der gegeißelte Leib, das dornengekrönte Haupt, die körperliche Schwachheit, wegen der Jesus unter dem Kreuzesbalken zusammenbricht, bis hin zu den Nägeln, die ihm durch Beine und Arme getrieben werden. »An seinem Leibe auf das Holz«: dort hängt er am Kreuz, dem Fluchzeichen, geschunden und zu Tode erschöpft, vom Durst geplagt, in qualvollem Sterben für uns. So real ist das.

Eben darum aber geschieht unsere Erlösung. Nun können wir »der Gerechtigkeit leben«. Dieser Begriff umschreibt das ganze neue Sein des Christen, die Neuschöpfung. »Gerechtigkeit« ist Gottes Art, Wesen und Gottes Gabe an uns, wie Paulus sagt: Gott »ist gerecht und macht gerecht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus« (Röm 3,26 ; vgl. Mt 5,6.10; 6,33; Joh 16,8; Röm 1,17; 4,6; 4,6.16; 5,18; 14,17; 2 Kor 9,10; Eph 4,24; Phil 1,11; 2 Petrus 1,1; 3,13; Heb 11,7; Offb 19,8).

Damit sind wir »der Sünde abgestorben«, das alte Leben ist vorbei. Der Wiedergeburt des »neuen« Menschen entspricht der Tod des »alten« Menschen. Wir unterstehen nicht mehr der Macht der Sünde, müssen nicht mehr sündigen, sondern können Gutes tun, in Gerechtigkeit leben. Wir sind »heil geworden«. Mit diesem Wort beschreibt Petrus noch einmal die neue Existenz des Erlösten als geheilt von der tödlichen, den Tod bringenden Krankheit der Sünde. Dies geschah – und nun steht ein Teil für das Ganze – durch Jesu »Wunden« (wörtlich »Striemen«), durch die Striemen, die er sich hat schlagen lassen. Die Strafe, die wir Sünder verdient hätten, nahm er auf sich. »Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen … Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt« (Jes 53,4f.). Unser Heil, im AT im Umriss dargelegt, ist von Jesus deutlich ausgeschrieben; wir dürfen nachschreiben.

Edition C

Hat Jesus meine Sünden getragen?
Das kommt ganz darauf an. Wenn du an Ihn glaubst, wenn du mit deinen Sünden zu Ihm gekommen bist und Ihn als deinen persönlichen Erretter akzeptiert hast, dann heisst die Antwort «ja». Jesus hat «unsere» Sünden getragen, d.h. die Sünden der Glaubenden (1 Petrus 2,24). Die Bibel spricht nie davon, dass Er die Sünden «aller», sondern dass Er die Sünden «vieler» getragen hat (Jes 53,12).

Michael Hardt – FAQ – häufig gestellte Fragen zum christlichen Glauben

Striemen, die heilen
Jesaja 53,5; 1 Petrus 2,24
 
Jahrgang: 1973 – Seite: 30
Verfasser: William John Hocking
«Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden» (Jes 53,5).
«Durch dessen Striemen ihr heil geworden seid» (1 Petrus 2,24).
Die Leiden Christi sind für die Gläubigen aller Zeiten ein bevorzugtes Thema ihres andächtigen Sinnens. Anfangend von der «zermalmten Ferse» in 1 Mose 3 bis zum geschlachteten Lamm in der Offenbarung werden diese durch die ganze Schrift hindurch auf verschiedene Weise dargestellt.
Der Prophet Jesaja, der in der Kraft des Geistes, der ihn inspirierte, die Zukunft betrachtete, sah den Knecht vonseiten des HERRN leiden und schrieb sein Gesicht in einer Sprache nieder (Jes 53), die all denen teuer ist, die durch dieses Mittel ihre Blicke auf Golgatha zurück richten. «Die Strafe zu unserem Frieden lag auf ihm, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.»
Wenn wir über diese paar Worte sinnen, legt sich das Geheimnis seiner göttlichen Leiden auf uns. Der Knecht des HERRN ist da vor uns, der Schläge, Striemen erduldet, wodurch wir heil geworden sind, sagt Petrus. Striemen! Schläge sind für den Rücken der Toren, sagt der weise Salomo (Spr 19,29), und das Gesetz Mose verordnete, dass der Schuldige Schläge empfangen sollte, aber nie mehr als vierzig (5 Mose 25,1-3).
In den Augen Gottes und der Menschen ist aber der Herr Jesus als «nicht schuldig» befunden worden.
«Ich habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden», sagte der römische Statthalter. Der Vater erklärte vom Himmel herab, dass Er an seinem geliebten Sohn Wohlgefallen gefunden habe. Der HERR sagt: «Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat» (Jes 42,1). Und von diesem, der makellos und ohne Flecken war, lesen wir: «Durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.»
In Jesaja 50,6 finden wir sodann die Worte des leidenden Knechtes selbst: «Ich bot meinen Rücken den Schlagenden und meine Wangen den Raufenden, mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.» Die Erfüllung davon sehen wir in Matthäus 26,67 und 27,26, als die Juden Ihm ins Angesicht spien, Ihn mit Fäusten schlugen, einige Ihm ins Angesicht schlugen, und als die Soldaten Ihn geisselten.
So schrecklich diese unwürdige Behandlung dem gegenüber, den wir anbeten, auch ist, so sind das doch nicht die Striemen, die uns zur Heilung sind. Er hat nicht nur von den Menschen Schläge erhalten, sondern auch vonseiten Gottes. «Den du geschlagen hast, haben sie verfolgt», sagt der Psalmist (Ps 69,27).
«Schlagen» ist in der Schrift ein Ausdruck, der eine Handlung göttlichen Gerichts bezeichnet. Der HERR schlug das widerspenstige und götzendienerische Ägypten, indem Er dessen Erstgeborene sterben liess (Ps 78,51; 105,36; 136,10). Er schlug den Hirten der Schafe (Sach 13,7; Mt 26,31). Wie ausserordentlich und wunderbar ist es doch, dass der göttliche Zorn auf den Herrn Jesus fiel und dass uns durch seine Striemen Heilung geworden ist!
Die Wege Gottes in Gnade sind nicht unsere Wege. Es ist gerecht, dass der Knecht, der den Willen seines Herrn wusste, aber ihn nicht getan hat, mit vielen Schlägen geschlagen wird (Lk 12,47). Aber durch die Gnade hat der Herr Jesus, der den Willen Gottes gekannt und ihn völlig getan hat, an sich selbst die Schläge des Zorns Gottes erhalten – und durch seine Striemen sind wir heil geworden.
Der Apostel Petrus, der Jesaja anführt, entwickelt den Gegenstand der Leiden Christi für uns. Er vereinigt mehrere Phasen der Leiden während der Stunden der Finsternis, um unsere Anbetung sozusagen zu verstärken. Er schreibt: «Christus …, der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet; der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat … durch dessen Striemen ihr heil geworden seid» (1 Petrus 2,21-24). Diese Schläge zu unserem Heil fielen auf den sanftmütigen und abhängigen Christus vonseiten dessen, «der gerecht richtet», auf den, «der keine Sünde tat».
Diese Mittagsstunde auf Golgatha, ein Mittag der Finsternis, erfüllt uns mit Schrecken! Das Auge des Glaubens durchdringt die dichte Finsternis, die von der sechsten bis zur neunten Stunde das ganze Land bedeckte, und kann – wenn auch noch schwach – die unsichtbaren, unzähligen Schläge ohne Mass erkennen, die mit schrecklicher Kraft auf den Heiligen fielen, zu unserem Heil!
Ach! Nur dadurch, dass die Rute auf einen anderen fiel, konnte uns Heil gebracht werden. Ohne das Kreuz und seine Striemen konnte es den Balsam von Gilead für die verwundeten Menschen nicht geben. Erst als das «Holz» – ein Bild vom Kreuz auf Golgatha – zerschnitten und in die Wasser von Mara geworfen war, wurden jene Wasser des Gerichts süss, so dass die reuigen Sünder ihren Durst löschen und die ermatteten Herzen der Gläubigen erfrischt werden können (2 Mose 15,22-26).
Nun kommt die Stimme dessen, der geschlagen wurde und gelitten hat, auch zu uns: «Ich bin der HERR, der dich heilt» (2 Mose 15,26). Der um unserer Übertretungen willen verwundet worden ist, wird «den Schaden seines Volkes verbinden und die Wunde seines Schlages heilen» (Jes 30,26; 57,17.18).
Alle unsere Segnungen kommen von dem her, der auf dem Fluchholz von Golgatha gelitten hat. Durch seine Striemen sind wir heil geworden, und der Baum des Todes wird im Paradies Gottes zum Baum des Lebens. Wir werden uns von Ihm nähren und nie mehr Hunger leiden.

Halte fest 1973

Frage: Welche Lesart von 1 Petrus 2,24 gilt:
1) „an seinem Leibe auf das Holz getragen“ oder
2) „an seinem Leibe auf dem Holz getragen“?
(P. K. in W)
Antwort: Unser Text hier und der Hebräerbrief (9,28) zeigen klar, daß das griechische anänenken (getragen hat) [wenn es mit „unseren Sünden“ als Objekt verbunden ist,] im Sinne einer Opferhandlung gebraucht wird, [ … ] und in dieser Zusammen: Stellung ist das der einfache und einzige Sinn des Wortes. In diesem Sinn wird es auch fast durchweg in der Septuaginta verwendet. Der Sinn von „hinaufbringen“, „hinauftragen“ auf das Holz (das dem Altar entspricht) liegt ganz gewiß nicht in dem Wort. Um das auszudrücken, müßte es prospherein oder prosagein heißen, im Gegensatz zu anapherein. So steht in 3 Mose 1,2,3,5 prospherein, während in Vers 9 epitithenai (räuchern) steht, was unserem anapherein entspricht. Das gleiche finden wir in 3 Mose 2: Vergleiche Vers 1 mit Vers 2; in Vers 16 steht genau unser Wort (anoisei). Vergleiche auch 3 Mose 3.1 mit 5 Vers 6,7,9 mit 11, und 12 mit 16. Das Hebräische ist immer exakt und rechtfertigt nicht die Verwechslung der Septuaginta in Vers 14. Die richtige Unterscheidung finden wir dann wieder in 3 Mose 4,4, im Gegensatz zu Vers 10, obwohl es hier um den Hohenpriester selbst ging; bei der ganzen Gemeinde vergleiche Vers 14 mit 19; bei einem Fürsten Vers 23 mit 26; bei jemand vom Volke wird das einfache oisei benutzt, während vorher das eigentliche anoisei steht. So könnte man vom 1. Buch Mose bis Hesekiel zeigen, daß anänenken (getragen hat) die endgültige Opferhandlung ausdrückt, und nicht das vorbereitende „hinaufbringen“, wie einige gedacht haben. Wir haben ja gesehen, daß das durch ein eigenes, anderes Wort ausgedrückt wird.
Unser Apostel und der noch größere Heidenapostel zitiert Jes 53.12; das bestätigt diese Worte der Septuaginta mit göttlicher Autorität. Heb 9,28 zeigt im selben Vers den klaren Unterschied der beiden Wörter (prospherein und anapherein). Heb 11,17 zeigt wunderschön das passende Wort in der großen Glaubensprüfung Abrahams; welche Vollkommenheit sehen wir hier auch in der Verwendung des Perfekt und des Imperfekt; das sind Unterschiede, auf die wohl kein gewöhnlicher Schreiber verfallen wäre, Unterschiede, die der Geist Gottes gemacht hat und über die wir nur staunen können, wenn wir sie verstehen.

Hilfe und Nahrung – 1967

Jetzt hält uns Petrus den Segen des Kreuzes Jesu vor, die Frucht seines Todes. An ihr wird offenbar, dass das Kreuz Jesu wirklich Gnade ist, voll von unermesslich reicher göttlicher Gabe. Wenn der Knecht oder sonst jemand in der Christenheit leidet, so schafft selbstverständlich dies sein Leiden nur eine viel kleinere Frucht. Denn der Beruf Jesu ist hoch über den der Seinen erhaben. Er ist der Sohn und der Herr; darum umfasst die Gnade seines Kreuzes alle und bringt allen die vollkommene Gabe Gottes. Aber auch so darf und soll jeder, der wegen seines Bekenntnisses zu Gott leidet, aus dem Kreuz Jesu die Gewissheit schöpfen, dass er nicht umsonst leidet oder umsonst stirbt, sondern dass Gott auch in dieses Leiden die Erweisung seiner großen Gnade legt.

Die Frucht des Kreuzes Jesu besteht darin, dass es unsere Sünden verschwinden macht. Er nahm sie mit sich ans Kreuz, so dass sie tot, abgetan und beseitigt sind; denn sie sind vergeben. Sünden sind dann weggetan, wenn sie verziehen sind. Damit sind sie, wenn auch manches Mal Folgen noch getragen werden müssen, dennoch bedeckt und um ihre Wirkung gebracht, als wären sie nicht geschehen. Das kann und tut die Schöpfermacht der göttlichen Liebe. Sie gab Jesus die Vollmacht, an das Holz, an dem er starb, die Sünden mitzunehmen, so dass sie mit seinem Tod tot, mit seinem Ende beendet sind. Das wäre unmöglich, wenn uns sein Kreuz nicht inwendig ergriffe, uns von aller Bosheit abzöge und an die gute, reine Regel Gottes, an die Gerechtigkeit bände. Nie verschaffte uns Jesu Kreuz die Vergebung, wenn es uns nicht heiligte, sondern im Bösen ließe. Aber Jesus ist dazu gestorben, damit wir von allem Unreinen und Verwerflichen frei werden und dem guten Willen Gottes ganz gehorchen, an ihm unsere Regel haben, unter die wir uns völlig und willig stellen, und in ihm das Ziel finden, für das wir leben. Wir empfangen durch das Kreuz Jesu die Möglichkeit und das Vermögen, für Gott zu leben, und für Gott leben heißt für die Gerechtigkeit leben. Uns die zu geben, dazu hat Jesus deshalb das Recht und das Vermögen, weil er gestorben ist.

Jesus traf schmerzhaft der Schlag, und das ist für uns die Genesung. Krank ist der Mensch, solange die Schuld auf ihm liegt; daran geht sein Leben unter. Er ist dann geheilt, wenn er die Vergebung empfangen hat. Die Gemeinde, die an Jesus glaubt, hat sie und ist genesen, und dies ist ihr dadurch beschert, dass Jesus gelitten hat.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

…die sich dem Hochhalten des Wortes Gottes widmet…

„Laßt euch von niemand durch leere Worte täuschen, denn wegen der vorerwähnten Dinge kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams. Werdet daher nicht Teilhaber mit ihnen; denn einst waret ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht in Verbindung mit dem Herrn. Wandelt beständig als Kinder des Lichts, denn die Früchte des Lichts bestehen aus jeder Art von Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit. Fahret fort, euch zu vergewissern, was vor dem Herrn annehmbar ist, und lasset ab, euch mit ihnen zu beteiligen an den unfruchtbaren Werken, die zur Finsternis gehören, vielmehr aber rüget sie sogar.“ (Epheser 5:6-11, NW) Wenn du also eine Organisation, eine Gruppe, eine Vereinigung oder Gesellschaft auf der Erde siehst, die sich dem Hochhalten des Wortes Gottes widmet, so verbinde dich mit diesen Leuten und studiere dieses Wort. Du siehst, daß es eine solche Gruppe von Leuten gibt, die Jehovas Namen nicht beschimpfen oder lächerlich machen, sondern ihn voller Hingabe ehren und hochhalten. Verbinde dich mit dieser Organisation. Paulus erklärt hier, die Früchte beständen „aus jeder Art von Gütigkeit und Gerechtigkeit und Wahrheit“. Trage solche Früchte. Sei gut, gerecht und wahrhaftig. Anerkenne Jehova als den Gott, der allein gut, gerecht und wahr ist.

Wachtturm -1.Juli 1953

und ein Absatz davor:

Ist die Watch Tower Bible and Tract Society [Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft] Gottes Weib oder seine universelle Organisation? Wir antworten: Nein. Besteht die Religion, für die wir eintreten, aus den Lehren der Zeugen Jehovas? Wir antworten wiederum: Nein. Die Watch Tower Bible and Tract Society ist nur ein Werkzeug, das von der Neuen-Welt-Gesellschaft benutzt wird, das wir lieben und das in der Belehrung des Volkes Gottes wunderbar gesegnet wird. Die Religion, die wir befürworten und predigen, ist die Anbetung Gottes Jehovas gemäß der Bibel! Nur dadurch kannst du ein Kind Gottes, ein Nachfolger und Freund der Gerechtigkeit und so von ihm gelehrt werden. Die Menschen haben jetzt gegen verschiedenes zu kämpfen, gegen angeborene Unvollkommenheit, schlechte menschliche Umgebung und irreführende, böse Geistgeschöpfe, die diese böse Welt beherrschen. Befreiung von der alten Welt ist etwas Wunderbares, doch kann sie uns persönlich zuteil werden, wenn wir die Bibel studieren, ihr glauben und demgemäß leben. Verbinde dich mit anderen, welche Gerechtigkeit lieben, und laß dich nicht von den Gewohnheiten und Maßstäben der alten Welt täuschen. Sie führen zum Tode, weil sie entschieden jeden Grundsatz des Anstandes und der Gerechtigkeit Gottes Jehovas verletzen. (Römer 1:32) Wende dich von ihnen ab. Wende dich Jehova und seinem Volke zu.

Wachtturm -1.Juli 1953

Genau! Jehovah nutzt die vielen kleinen Hauskreise, die vielen bibeltreuen Gemeinden, um SEIN VOLK zu stützen und geistig zu ernähren. Dies tut er durch den heiligen Geist, und nicht durch eine Organisation! Schön, dass „man“ dass schon 1953 erkannt hatte, aber traurig, dass „man“ dass dann aber in die andere Richtung verschoben hat!

rauben, fortreißen; wegführen; entrücken

danach werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und also werden wir allezeit bei dem Herrn sein.
Elberfelder 1871 – 1.Thess 4,17

 danach werden wir, die wir noch am Leben sind, mit ihnen zusammen hinweggerissen und auf Wolken emporgetragen werden in die Höhe, zur Begegnung mit dem Herrn. Und so werden wir allezeit beim Herrn sein.
Zürcher Bibel 2007 – 1.Thessalonicher 4,17

Danach werden wir – die Gläubigen, die zu diesem Zeitpunkt noch am Leben sind – mit ihnen zusammen in den Wolken emporgehoben – werden wir – die Lebenden, die übrigbleiben – mit ihnen zusammen in/auf Wolken weggeführt werden in die Luft. – , dem Herrn entgegen, und dann werden wir alle für immer bei ihm sein.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Thes. 4,17

Danach werden wir, die Lebenden, die überleben, mit ihnen zusammen in Wolken entrückt werden, um dem Herrn in der Luft zu begegnen. So werden wir immer beim Herrn sein.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Thessalonicher 4:17

ἔπ-ειτα dann, danach. ἅμα zugleich, gleichzeitig. ἁρπαγησόμεθα Fut. Pass. ἁρπάζω107 rauben, fortreißen; wegführen; entrücken (B 2b). νεφέλη Wolke. ἀπ-άντησις8 Begegnung; Einholung (politischer term. tech.: einem Herrscher bei seiner offiziellen Ankunft [παρουσία] entgegengehen, ihn empfangen u. feierlich geleiten); εἰς ἀπάντησιν entgegen od. zur Einholung (vgl. EWNT 1, Sp. 275). ἀήρ6 ἀέρος ὁ Luft. ἐσόμεθα Fut. εἰμί.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Man beachte, daß dieser schnelle Übergang in ein geistiges Leben, von dem Paulus hier spricht, „zur Zeit der letzten Posaune“ vor sich geht. In dem angeführten Brief an die Thessalonicher zeigt Paulus, daß die „Posaune Gottes“ erschallen wird, wenn der Herr „herabkommen“ wird, das heißt, wenn er seine Aufmerksamkeit der Erde zuwenden und seine geliebten Nachfolger auferwecken wird. Zu jener Zeit werden „die in Gemeinschaft mit Christus Verstorbenen . . . zuerst auferstehen“ (1 Thessalonicher 4:16).
Wie steht es aber mit den gesalbten Christen, die noch auf der Erde leben, wenn die „Posaune Gottes“ erschallt und Christus „herabkommt“, um die in Gemeinschaft mit ihm Verstorbenen aufzuerwecken? „Danach“, erklärt Paulus, „werden wir, die Lebenden, welche überleben, mit ihnen [den Christen, die vor Christi Wiederkunft starben] zusammen in Wolken entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein“ (1 Thessalonicher 4:17).
Bei den Christen, die „in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune“, auferweckt werden, handelt es sich um solche, die sterben, nachdem Christus ‘herabgekommen ist’. Danach — nachdem Christus die in Gemeinschaft mit ihm Verstorbenen auferweckt hat — brauchen Christen, die die Hoffnung haben, in den Himmel zu kommen, nicht mehr im Tode zu schlafen. Wenn sie sterben, werden sie sofort verwandelt werden, „in einem Augenblick“, und werden sich denen, die bereits zu himmlischem Leben auferweckt worden sind, anschließen. Sie sterben als Menschen, werden aber mit einem geistigen Leib auferweckt.

Erwachet! 22.Oktober 1979

Danach werden wir, die Lebenden, die am Leben bleiben, mit ihnen zusammen in Wolken entrückt, dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. Deswegen fahret fort, einander mit diesen Worten zu trösten.“ — 1 Thessalonicher 4:13-18, NW.
In symbolischen Worten wird an dieser Stelle das Werk der Posaunen-Proklamation der Wahrheit nach der Geburt des Königreiches im Jahre 1914 gezeigt, doch in diesem Studium wird unsere Aufmerksamkeit besonders auf die Tatsache gelenkt, daß die lebenden Glieder seines Leibes, die zur Zeit des Bauens des Tempels auf Erden sind, zu ihm versammelt werden, denn gemäß den Worten des Paulus an Timotheus haben sie „sein Kundwerden liebgehabt“. (2 Timotheus 4:8, NW) Als Jesus in den Himmel auffuhr, verhüllte ihn eine Wolke, so daß seine Nachfolger auf Erden ihn nicht mit ihren buchstäblichen Augen sehen konnten, aber die Wolke war ihnen ein offenkundiges Zeichen seiner Auffahrt. (Apostelgeschichte 1:9) Daß die Wolken seine Gegenwart darstellen, wird auch von Jesu eigenen Worten in Matthäus 26:64 bestätigt. Die Versammelten sind wahrlich „bei dem Herrn“, und wenn sie ihm auf Erden treu bleiben, werden sie nach ihrem Tode und ihrer Auferstehung bei ihm im Himmel sein. Der wunderbare Akt Gottes: die Auferstehung der verstorbenen Tempelglieder und das Versammeln des irdischen Überrests derselben — das ist der Aufbau des Tempels!

Wachtturm 1.Juli 1953

Was bedeutet es, wenn in 1Thessalonicher 4:17 gesagt wird, daß ‘wir, die Lebenden, welche überleben, entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft’? (USA).
Hier wird auf die Miterben Jesu Christi Bezug genommen, die während seiner Gegenwart in Königsmacht am Leben sind.
Der Vers, um den sich die Frage dreht, ist am besten zu verstehen, wenn man ihn im Lichte des Themas betrachtet, das der Apostel Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher behandelte. Wir lesen: „Ferner, Brüder, wollen wir nicht, daß ihr hinsichtlich derer unwissend seid, die im Tode schlafen, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir den Glauben haben, daß Jesus gestorben und wieder auferstanden ist, so wird Gott auch die im Tode Entschlafenen durch Jesus mit ihm bringen. Denn dies sagen wir euch durch Jehovas Wort, daß wir, die Lebenden, die bis zur Gegenwart des Herrn am Leben bleiben, denen keineswegs zuvorkommen werden, die im Tode entschlafen sind; denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes, und die in Gemeinschaft mit Christus Verstorbenen werden zuerst auferstehen. Danach werden wir, die Lebenden, welche überleben, mit ihnen zusammen in Wolken entrückt werden zur Begegnung mit dem Herrn in der Luft; und so werden wir allezeit beim Herrn sein. Somit fahrt fort, einander mit diesen Worten zu trösten“ (1. Thess 4:13-18).
Man kann erkennen, daß es bei dieser Betrachtung um die Auferstehung der Miterben Christi geht. Alle Miterben, die vor Christi Gegenwart in Königsmacht starben, blieben im Todesschlaf. All diese Verstorbenen sollten jedoch, nachdem seine Gegenwart begonnen hätte, zu unsterblichem, geistigem Leben auferweckt und mit ihrem Herrn vereint werden. Welch ein tröstender Gedanke dies doch für die Christen in Thessalonich war angesichts der Drangsale, die sie erduldeten! (1. Thess 1:6).
Die Bibel liefert aber keinen Anhaltspunkt für die Schlußfolgerung, daß Jesus buchstäblich vom Himmel herabkäme und daß die Auferweckung und Verherrlichung derer, die im Tode schlafen, für Menschenaugen auf der Erde sichtbar wäre. Warum ist dies für Menschenaugen unsichtbar? Weil Jesus Christus als Geistperson im Himmel „in einem unzugänglichen Lichte wohnt“ und ihn als solche Geistperson „keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann“ (1. Tim 6:16). Seine Stellung läßt sich somit mit derjenigen seines himmlischen Vaters vergleichen (Hebräer 1:2, 3). Es kann daher gesagt werden, daß Jesus Christus in demselben Sinne ‘herabfährt’ oder ‘herabkommt’, wie dies in der Bibel von Jehova Gott gesagt wird. Über ihn lesen wir zum Beispiel: „Er ging daran, die Himmel zu neigen und herabzufahren; und dichtes Dunkel war unter seinen Füßen“ (2. Sam 22:10). „Jehova geht aus seiner Stätte, und er wird gewißlich herabkommen und auf die Höhen der Erde treten“ (Micha 1:3). Offenbar hat Gott nicht buchstäblich seine Wohnstätte in den unsichtbaren Himmeln verlassen, sondern er hat den Menschen auf der Erde seine Aufmerksamkeit zugewandt, indem er seine Macht ihnen gegenüber kundtat. In ähnlicher Weise würde, wie der Apostel Paulus zeigte, Jesus Christus bei seiner Gegenwart seine Aufmerksamkeit der Erde zuwenden und seine Macht ausüben, um seine Miterben, die im Tode schlafen, aufzuerwecken.
Sollte ihre Auferstehung für menschliche Augen sichtbar sein? Das kann ganz einfach nicht der Fall sein. Wieso nicht? Weil sie ‘mit Jesus Christus in der Gleichheit seiner Auferstehung vereint’ werden (Römer 6:5). Sie erfahren eine Auferweckung gleich der seinen. Und im Zusammenhang mit Jesu Auferweckung sagt die Heilige Schrift, daß er „im Geiste lebendig gemacht wurde“ (1. Petr 3:18). Um von seinen Jüngern gesehen zu werden, mußte sich Jesus materialisieren, das heißt einen Fleischesleib annehmen. Das diente ihnen als Beweis dafür, daß er tatsächlich lebendig gemacht worden war (Apg 1:3). Seine Auferstehung allerdings war für menschliche Augen unsichtbar. Nicht weil die Wächter an Jesu Grab sahen, wie er auferweckt wurde, sondern wegen des Engels, der den Stein vom Grab wegwälzte, ‘zitterten sie und wurden wie Tote’ (Matthäus 28:3, 4).
Die Auferweckung der Miterben Jesu Christi ist ebenfalls unsichtbar. In ihrem Falle deutet die Bibel aber nicht an, daß sie in der Umgebung der Erde bleiben und unmittelbar nach ihrer Auferweckung Mitchristen erscheinen und ihnen kundtun würden, daß sie am Leben seien.
Gestützt auf all das, verstehen wir, daß der Hinweis auf die „Lebenden“, die „entrückt“ werden, nicht bedeuten kann, daß ihr Leib aus Fleisch und Blut aufwärts zu schweben beginnt „zur Begegnung mit dem Herrn“ Jesus Christus, was einige Leute als „Entrückung“ bezeichnen. Jesus wird nicht in der buchstäblichen Luft auf einer buchstäblichen Wolke sein, denn er ‘wohnt in einem unzugänglichen Lichte’, in den höchsten Himmeln, dem unsichtbaren, geistigen Bereich. Trotzdem muß sich das ‘Entrücktwerden’ auf etwas beziehen, was sich in Verbindung mit der Auferstehung ereignet.
Könnte es damit zu tun haben, daß sie aus der verurteilten Menschenwelt „entrückt“ werden? Könnte es sich darauf beziehen, daß sie emporgehoben werden, ‘mitsitzend in den himmlischen Örtern in Gemeinschaft mit Christus Jesus’, da sie mit ihm für das himmlische Erbe bestimmt worden sind? (Eph 1:3; 2:6). Nein, das behandelte Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher nicht.
Der Hinweis auf das ‘Entrücktwerden’ war etwas, womit die Christen in Thessalonich einander trösten konnten, wenn Miterben Jesu starben. Die Tatsache, daß die Miterben jetzt von der verurteilten Welt getrennt sind, ist offensichtlich kein echter Trost, wenn Glieder der Versammlung des Volkes Gottes sterben. Außerdem konnte die Tatsache, daß sie von der Welt getrennt und mit Jesus nur in geistigem Sinne vereint waren, für sie nicht bedeuten, ‘allezeit beim Herrn zu sein’. Wenn Christi Miterben ihren irdischen Lauf einmal vollendet haben, gibt es diesen Zustand, von der Welt getrennt und mit Jesus nur in geistigem Sinne vereint zu sein, nicht mehr, da sie dann bei der Auferstehung persönlich bei ihrem Herrn sein werden, und zwar für immer. Und natürlich wird auch die verurteilte Welt vergehen. Darüber hinaus könnte jemand jetzt auf der Erde eine bestimmte Zeit von der Welt getrennt sein, später jedoch wegen Untreue seine Aussicht auf die Belohnung, nämlich bei dem Herrn Jesus Christus zu sein, verlieren (Offb 2:10).
Die Worte des Paulus in seinem Brief an die Thessalonicher zeigen somit, daß zwischen der Auferstehung derer, die vor Christi Gegenwart in Königsmacht sterben, und der Auferstehung derer, die während jener Gegenwart ihren irdischen Lauf vollenden und sterben, ein Unterschied besteht. Dieser Unterschied ist aus Offenbarung 14:13 zu erkennen, wo wir lesen: „Glücklich sind die Toten, die von dieser Zeit an [das heißt von Jesu Kommen in königlicher Herrlichkeit an] in Gemeinschaft mit dem Herrn sterben. Ja, spricht der Geist, mögen sie ruhen von ihren mühevollen Arbeiten, denn die Dinge, die sie getan haben, gehen gleich mit ihnen.“ Miterben Christi, die vor seiner Gegenwart starben, mußten im Tode schlafen, was jedoch nicht auf diejenigen zutrifft, die ihren irdischen Lauf während seiner Gegenwart vollenden. Sie werden sogleich zu himmlischem Leben auferweckt. Sie stehen von ihren mühevollen Arbeiten auf der Erde ab und nehmen sogleich den Dienst im Himmel auf. Als unsichtbare Geistpersonen werden sie sozusagen in Wolken (ein Symbol für Unsichtbarkeit) „entrückt“, um für immer bei ihrem unsichtbaren Herrn zu sein. Das stimmt auch mit den Worten, die der Apostel Paulus an die Korinther schrieb, überein: „Wir werden nicht alle im Tode entschlafen [das heißt im Todeszustand bleiben und einer künftigen Auferstehung harren], wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick“ (1 Kor 15:51, 52).
Was Paulus in 1Thessalonicher 4:13-18 schrieb, war somit im wesentlichen folgende ermutigende Botschaft: Gesalbte Christen, die vor der Gegenwart des Herrn sterben, schlafen im Tode. Wenn diese erwartete Gegenwart beginnt, werden sie als unsterbliche Geistgeschöpfe zu himmlischem Leben auferweckt. Gesalbte Christen, die während jener Gegenwart am Leben sind, schlafen jedoch nicht im Tode. Wenn sie sterben, werden sie sogleich verwandelt und in den Himmel aufgenommen, um für immer bei Christus zu sein.

Wachtturm 1.September 1974

Was bedeutet es aber, daß sie „in Wolken“ entrückt werden? Wolken schweben hoch am Himmel und zeigen daher eine Erhöhung an. Außerdem ist das, was in den Wolken oder darüber vorgeht, für uns auf der Erde verborgen. Geistige Leiber benötigen keine buchstäblichen Wolken, um für uns unsichtbar zu sein. In 1Thessalonicher 4:17 sind also symbolische Wolken gemeint, durch die sozusagen dem menschlichen Auge verborgen bleibt, daß die auferweckten Christen zur Begegnung mit ihrem hoch erhöhten Herrn entrückt werden. Denken wir daran, daß Jesus Christus am 40. Tag nach seiner Auferstehung in den Himmel auffuhr und während seiner Auffahrt durch „eine Wolke“ von den Augen seiner Jünger hinweggenommen wurde (Apg 1:9).
Was beweist all das? Folgendes: Der Herr Jesus Christus kommt nicht herab, um direkten Kontakt mit der Erde aufzunehmen. Wolken, in denen nach der Darstellung die auferweckten Christen ihrem himmlischen Herrn begegnen, schweben hoch über der Erde. Außerdem heißt es, daß die auferweckten Christen ihrem Herrn „in der Luft“ begegnen, nicht auf dem Erdboden, weder auf dem Ölberg in Jerusalem noch an irgendeinem anderen Ort der Erde. Überdies ist der „letzte Tag“, an dem sie entrückt werden, kein gewöhnlicher 24-Stunden-Tag. Es ist eine Zeitspanne, die erst dann endet, wenn der letzte geistgezeugte Christ, der an der „ersten Auferstehung“ teilhat, zu himmlischem Leben auferweckt worden ist (Offb 20:4, 6; Joh 6:54). Die Erfüllung biblischer Prophezeiungen läßt erkennen, daß wir bereits an diesem besonderen „letzten Tag“ leben.

Wachtturm 1.Oktober 1979

Das ist also die eine Meinung, die sich im laufe der Zeit verändert hat.

Die meisten Christen werden den Vers anders erklären:

Die Entrückung
Ermunterung + Ermahnung – Jahrgang 1953 – Seite: 94 – Verfasser: GB
„… in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft“. (1 Thessalonicher 4,17)

Es wird bald eine große Versammlung in der Luft geben, die größte, welche je stattfand. Sie wird manche überraschende Einzelheiten haben und vollständig verschieden sein von allem, was man bisher gesehen hat.Der Ort
des Versammeltseins wird weder auf der Erde noch im Himmel sein, sondern in der Luft. (1 Thessalonicher 4,17.)

Wer wird dabei sein?
Wer irgend gereinigt ist von seinen Sünden durch das Blut Christi, aus allen Stämmen und Nationen, sowohl die, welche in ihren Gräbern schlafen, als auch die, welche im Augenblick noch lebend sind auf der Erde. Nicht einer wird fehlen. Alle werden bekleidet sein mit herrlichen Leibern, auferstanden, umgestaltet für den Himmel, für die ewige Herrlichkeit!

Wer wird nicht dabei sein?
Alle, die das Heil nicht angenommen haben, sind keine Erlösten. Der Gesetzesmensch und jeder, der sein Vertrauen auf die toten Werke gesetzt hat, statt auf Christum, der Spötter, der Gottlose und alle, die „ohne Christus“ sind, werden nicht dabei sein.

Der Anziehungspunkt.
Einer der herrlichsten Züge dieser Versammlung ist, daß sie als Ziel hat, „dem Herrn zu begegnen“. Myriaden Seiner Erlösten werden die herrliche Person Christi umgeben. Welche Freude für den Herrn, umgeben zu sein von der Menge derer, welche die Frucht der Mühsal Seiner Seele sind, nachdem Er Seine Seele in den Tod gegeben hat. Und wenn die Erlösten auch Sein Angesicht sehen werden, das ehemals so entstellt war wie kein anderes, doch jetzt in himmlischer Herrlichkeit strahlt, – welche Freude wird jedes Herz erfüllen!

Die Stunde dieses Versammeltseins.
Ein anderer auffallender Charakter dieser großen Versammlung ist, daß nicht eine einzige Person dieser ganzen Körperschaft weiß, wann sie stattfinden wird. Es könnte am Morgen sein, am Nachmittag, am Abend, oder während der stillen Nachtstunden. Es könnte dieses Jahr, diese Woche oder heute sein. Jeder soll in der Erwartung, in beständigem Wachen sein, jeden Augenblick den Ruf der Zusammenkunft zu vernehmen. Keine Glocke wird erschallen; sie werden versammelt werden durch den „Zuruf“, „die Stimme eines Erzengels“ und „die Posaune Gottes“. So mächtig, so stark wird die Stimme dessen erschallen, der ruft, daß in einem Augenblick jedes Glied der gläubigen Gemeinde sich an seinem Platze befinden wird bei dem großen Zusammentreffen in der Luft.

Nach der Begegnung.
Aber leider! Es gibt nach der Begegnung etwas Ernstes und tief Trauriges. Hört die Worte der Menge, welche draußen vor der verschlossenen Tür steht: „Herr, Herr, tue uns auf!“ Diese Bekenner ohne Leben aus Gott haben auf ihren Lippen das Wort „Herr“. Aber war Er je ihr Herr? Vielleicht waren sie getauft und konfirmiert, vielleicht waren sie Glieder einer Kirche, doch sie waren nie „von neuem geboren“. Und was sagt der Herr als Antwort auf ihren Ruf? „Wahrlich, Ich sage euch, Ich kenne euch nicht“. Es bestand zwischen ihren Seelen und Christus nicht das Band des Glaubens, und jetzt werden sie auf ewig verworfen!

– Die Zeit vergeht, und mit welcher Schnelligkeit vergeht sie! Seht, wie die Uhr die Sekunden so schnell anzeigt! Jedes Tick-Tack redet von der schnellen Flucht der Zeit und von der nahenden Ewigkeit. „Die Ankunft des Herrn ist nahe“. Aber welche Gnade, daß der Herr des Hauses sich noch nicht erhoben hat, um die Tür zu schließen. Christus allein ist der einzige Retter, und der Retter für alle. Sein kostbares Blut, vergossen am Kreuz, reinigt von aller Sünde. Der Preis der Erlösung ist bezahlt worden; das Werk ist vollbracht. Seine Liebe bewirkt die Reinigung in dem Augenblick, da wir Ihn als unseren Erretter im Glauben ergreifen.
Lieber Leser, bist du bereit, wenn Christus diese Nacht käme? Wenn nicht, so ist jetzt der Augenblick, dich zu entscheiden; nicht den nächsten Monat, nicht die nächste Woche, nicht morgen, sondern jetzt.

Ermunterung und Ermahnung 1953


Und dann noch zur Harmonie noch eine dritte Meinung:

Die „Entrückung“

Einige Christen glauben, dass 1 Thessalonicher 4,16-17 beschreibt, wie alle Gläubigen von der Erde genommen werden, tot oder lebendig, bei einer Erscheinung Jesu vor dem in Offenbarung 19 beschriebenen zweiten Kommen.

Denn der Herr selbst wird herabkommen vom Himmel mit einem Befehlsgeschrei, mit der Stimme eines Erzengels und mit dem Schall der Posaune Gottes. Und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. Dann werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in die Luft, und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein (1 Thess 4,16-17).

Diese frühere Rückkehr Jesu wird von Gläubigen, die diese Idee annehmen, „Entrückung“ genannt. Der Begriff leitet sich von dem lateinischen Wort rapiemur (von rapio, was „entführen“ bedeutet) ab, das der Übersetzer der lateinischen Vulgata für das griechische Wort harpazō (ἁπιτάζω) verwendet hat, das in 1 Thessalonicher 4,17 mit „entrückt“ übersetzt wird.

Andere Christen lehnen jedoch die Vorstellung ab, dass 1 Thessalonicher 4 von einem anderen Ereignis spricht als von der in Offenbarung 19 beschriebenen Wiederkunft Jesu auf die Erde. Für sie gibt es nur eine Wiederkunft Jesu in der Zukunft. Also, wer hat Recht?

Harmonisierung

Die Antwort auf diese Frage lautet: „Es kommt darauf an.“ Wenn wir alle Stellen im Neuen Testament lesen würden, die von Jesu zukünftiger Wiederkunft sprechen, zusammen mit alttestamentlichen Stellen, die von einer endgültigen, kulminierenden Heimsuchung Gottes auf der Erde sprechen, die dem Bösen ein Ende setzen wird („der Tag des HERRN“), würden wir sofort feststellen, dass sie in den Details oder Beschreibungen nicht übereinstimmen. In 1 Thessalonicher 4,16-17 zum Beispiel kehrt Jesus scheinbar in der Luft zurück und sammelt die Gläubigen in den Wolken, während der Prophet Sacharja die physische Ankunft des durchbohrten Herrn auf dem Ölberg mit seinen Heiligen am Tag des HERRN voraussagte (Sach 12,10; 14,1-5; vgl. Offb 19,14

Die Interpreten sind gezwungen, eine Entscheidung zu treffen: Sollen wir diese Verse nehmen und sie in zwei Ereignisse aufteilen, oder sollen wir sie harmonisieren? Der erste Ansatz ergibt zwei Ereignisse: eine Entrückung und ein zweites Kommen. Die Harmonisierung, der zweite Ansatz, eliminiert die Entrückung und lässt nur ein Ereignis übrig: die Wiederkunft. Die Harmonisierung ist eine bewährte Methode, die häufig von Auslegern verwendet wird, um Unstimmigkeiten zwischen den Evangelienberichten über das Leben Jesu zu beseitigen. Sie wird auch verwendet, um die alttestamentlichen Berichte der israelitischen Geschichte, die in Samuel, Könige und Chronik aufgezeichnet sind, in Einklang zu bringen. Aber viele sehen die harmonisierten Unterschiede als „Ungereimtheiten“ zwischen biblischen Prophezeiungen.

Die Bibel telegrafiert nicht, welcher Interpretationsansatz richtig ist. Es gibt keinen Anhang zur Auslegung im Anschluss an das Buch der Offenbarung. Beide Ansichten beruhen auf Entscheidungen, die wir dem Text gegenüber treffen. Keine von beiden ist als die „biblische Position“ selbstverständlich. Diese Erkenntnis sollte uns dazu veranlassen, in Demut und Nächstenliebe miteinander umzugehen, ganz gleich, welche Position wir einnehmen.

Worauf wartet Jesus?

Ich erinnere mich an die traumatische Erfahrung, als ich als Teenager den Film „Ein Dieb in der Nacht“ sah. In dem Film ging es darum, dass Jesus jeden Moment wiederkommen könnte – wie ein Dieb in der Nacht, eine Beschreibung, die aus 1. Die Botschaft: Wenn wir nicht gläubig waren, konnten wir vom Herrn zurückgelassen werden. Der Film hat nicht zu meiner Entscheidung geführt, meinen Glauben auf Christus zu setzen, aber er hat einen gewünschten Effekt erzielt – er hat mir Angst gemacht. Ist die Vorstellung von der baldigen Wiederkunft Jesu biblisch?

Jesus warnte seine Nachfolger, für seine Wiederkunft bereit zu sein; selbst er kannte weder den genauen Tag noch die genaue Stunde, zu der sie stattfinden würde (Mt 24,36). Deshalb würde er unerwartet wiederkommen (24,50). Andere Stellen, die nach Jesu Auferstehung geschrieben wurden, deuten darauf hin, dass seine Wiederkunft sehr bald sein könnte (1 Korinther 1,7; Titus 2,13), ja sogar „unmittelbar bevorsteht“ (Phil 4,5; Jak 5,8-9).

Zweitausend Jahre sind vergangen, seit diese unverblümten Aussagen gemacht wurden, was viele zu der Annahme führt, dass sie missverstanden worden sind. Zusätzliche Hindernisse für die Vorstellung einer „baldigen“ Wiederkunft ergeben sich aus anderen Schriftstellen. Das Neue Testament legt nahe, dass bestimmte Zeichen oder Ereignisse der Wiederkunft Jesu vorausgehen würden. Zum Beispiel musste der Tempel zerstört werden (Mt 24,2), und es würde himmlische Zeichen geben, die seine Rückkehr ankündigen (Mt 24,30; Lk 21,11).

In drei seiner Gleichnisse deutete Jesus an, dass seine Wiederkunft nicht sofort, sondern mit Verzögerung erfolgen würde (Lk 19,11-27; Mt 25,5.19) – zumindest bis zum Tod des greisen Petrus (Joh 21,18). Paulus glaubte, offenbar auf der Grundlage von Matthäus 24,14, dass das Evangelium alle heidnischen Nationen erreichen müsse, bevor der Heilsplan Gottes erfüllt sei und Jesus wiederkommen würde (Röm 11,12.25).

Sogar in 1 Thessalonicher 5, dem Kapitel, in dem der Satz vom „Dieb in der Nacht“ vorkommt, wird angedeutet, dass Gläubige eine Art Vorahnung über den Zeitpunkt seiner Wiederkunft haben werden. Beachten Sie, wie Paulus Substantive und Pronomen verwendet, um Gläubige als fähig zu kennzeichnen, etwas zu erkennen, was Ungläubige nicht erkennen können:

Was nun die Zeiten und Jahreszeiten betrifft, Brüder, so habt ihr es nicht nötig, euch etwas schreiben zu lassen. Denn ihr wisst selbst, dass der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Während die Menschen sagen: „Es ist Friede und Sicherheit“, dann wird plötzliches Verderben über sie kommen, wie Wehen über eine schwangere Frau kommen, und sie werden nicht entkommen. Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass dieser Tag euch überrasche wie ein Dieb. Denn ihr seid alle Kinder des Lichts, Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht und nicht von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen, wie die anderen, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein (1 Thess 5,1-6).

Wenn Gläubige ein gewisses Gespür dafür haben, wann der Herr wiederkommen wird, kann die Vorstellung, dass die Wiederkunft Jesu zu jedem beliebigen Zeitpunkt erfolgen könnte, falsch sein. Um dieses Problem zu lösen, argumentieren viele Christen, dass 1 Thessalonicher 5 sich auf die Wiederkunft Jesu in Harmagedon bezieht, dass es aber eine frühere Wiederkunft (eine Entrückung) geben wird, die vor jedem Zeichen oder Hinweis geschehen wird. 1 Vielleicht ist es am besten, wenn wir die Wiederkunft Jesu nicht als unmittelbar bevorstehend bezeichnen, sondern als unmittelbar bevorstehend denken. Diesem Gedanken kann man aus beiden Perspektiven zustimmen.

Michael S. Heiser – Ich fordere Sie auf, mich nicht mit der Bibel zu langweilen