Monat: Oktober 2021

„Die gehören im Grunde genauso wenig wie ich in diese Welt ohne dich.“

Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt wegnehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen. Sie sind nicht von der Welt, gleichwie ich nicht von der Welt bin.
Elberfelder 1871 – Joh 17,15–16

Trotzdem bitte ich dich nicht, sie jetzt von hier wegzuholen. Aber pass bitte auf sie auf und beschütze sie vor der Macht, die das Böse hat. Die gehören im Grunde genauso wenig wie ich in diese Welt ohne dich.
VolxBibel – Johannes 17,15–16

Nicht frage und bitte ich, auf dass Du sie nehmest aus der Welt, sondern auf dass Du sie fest im Auge behaltest außerhalb des Argen. Aus der Welt sind sie nicht, demgemäss wie ich nicht aus der Welt bin.
Pfleiderer Übersetzung – Johannes 17:15–16

Von den Gläubigen wird erwartet, dass sie sich an dem beteiligen, was das Judentum tikkun-ha˓olam nennt, die Welt zu verbessern. Tikkun-ha˓olam ist tief in der jüdischen Ethik verankert; aus diesem Grund sind auch säkulare Juden in der Regel mit der Verbesserung der Gesellschaft beschäftigt. Wer an Jeschua, den Messias, glaubt, soll sich nicht absondern (1. Kor. 5,10), sondern wie Sauerteig wirken, der den Teig der Welt aufgehen lässt (Lk. 13,21), sich um Witwen und Waisen kümmern und dabei unbefleckt bleiben von der Teilhabe an den Sünden der Welt (Jak. 1,27), sich nicht vom Bösen überwältigen lassen, sondern es mit Gutem besiegen (Röm. 12,21).

Jewish New Testament Commentary : ein Begleitband zum Jüdischen Neuen Testament

Jh 17,15 ἵνα (beide) hier dass (A328; bez. das Erbetene). ἄρῃς Aor. Konj. αἴρω. τηρήσῃς Aor. Konj. τηρέω; τηρέω ἐκ (unklass., statt ἀπό [BDR § 1492]) bewahren vor (B ἐκ 1d). τοῦ πονηροῦ wohl Mask. der Böse (d. h. der Teufel; B πονηρός 2b), evtl. Ntr. das Böse.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Joh 17:13-19 : Im A.T. und in der jüdischen Überlieferung spielten Israels Absonderung von der Welt und der Hass, den die Welt dem Gottesvolk entgegenbrachte, eine große Rolle. Gott hatte Israel für sich selbst als heiliges Volk »geheiligt« oder »abgesondert«, vor allem, indem er ihm seine Gebote gab (z. B. 3.Mose 11,44-45 ). (Diese Heiligung durch die Gebote feiern die Juden noch heute in dem Segen, der beim Anzünden der Sabbatkerzen gesprochen wird.)
Wenn Gott sein Volk geheiligt oder unter den Völkern abgesondert hatte, indem er ihm sein Gesetz gab, wie viel mehr sind dann die Anhänger Jesu geheiligt durch sein Kommen als das Fleisch gewordene Gesetz (s. die Ausführungen zu 1,8-18 ). Jesus behandelt seine Jünger hier als den wahren, gläubigen Rest Israels, d. h. die gerettete Bundesgemeinschaft innerhalb des Volkes. (Im A.T. hielt in jeder Generation stets nur ein Teil der Bevölkerung Israels die Gebote Gottes; in manchen Zeiten, so z.B. unter Josua und David, war der »Rest« groß, in anderen, etwa in der Generation von Mose oder Elia, war er klein.) Andere jüdische Gruppierungen wie die Essener , die wahrscheinlich die Schriftrollen vom Toten Meer verfasst haben, waren ebenfalls der Ansicht, dass ihr Volk abgefallen sei, und hielten sich für den gläubigen Rest. Das gleiche Thema findet sich bei den alttestamentlichen Propheten (vgl. Jes 10,20-22; Joel 3,5; Amos 9,8-12 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

o – schon damals war jede Gruppe „der gläubige Rest“ – so wie heute die „Klasse des Überrestes“ ?!?

Was ist die Situation der Jünger? Sie ist eine doppelte. Auf der einen Seite sind sie beschenkt: »Ich habe ihnen dein Wort gegeben.« Das hat Jesus auch in V. 8 gesagt . Aber gerade das Wort Gottes, das sie angenommen haben, scheidet sie von der ungläubigen Welt. Darauf weist Jesus auch nach den Synoptikern hin (vgl. Mt 10,34ff.par).

Auf der anderen Seite sind sie gehasst: »Aber die Welt hat sie gehasst.« Die Welt liebt, wie Jesus in den Abschiedsreden ausführte (Joh 15,18ff.), das Ihre, und nur das Ihre. Deshalb hasst sie die Jünger, »denn sie sind nicht von der Welt«. Sie leben zwar in ihr. Aber sie lassen sich nicht von ihr bestimmen. Vielmehr werden sie vom Vater bestimmt, »so wie auch« Jesus. Jünger und Meister sind hierin gleich (Joh 15,18ff.). Wieder treffen wir bei den Synoptikern denselben Gedanken (vgl. Mt 10,17ff.parr; Mt 24,9ff.).

Welche Bitte spricht Jesus in dieser Lage aus? Er bittet nicht um Ermäßigung der Gebote oder der verbindlichen Nachfolge, damit sich die Jünger an die Welt anpassen können. Er bittet auch nicht um ihre Entfernung aus der Welt: »Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt wegnimmst« (V. 15). Dieses »Wegnehmen« könnte ein geschätztes Getto, vielleicht sogar eine Entrückung sein. Jesu Bitte ist für uns viel schwerer: »sondern dass du sie vor dem Bösen bewahrst«.

Was heißt das? Die Anlehnung an das Vaterunser (Mt 6,13 par) ist unübersehbar! Jedoch steht im Vordergrund von Joh 17,15 nicht »der« Böse (= Teufel), sondern »das Böse«. Darauf lässt der Zusammenhang schließen. Allerdings ist klar, dass der, der »das« Böse tut, am Ende auch »dem« Bösen (= dem Teufel) verfällt. Jetzt verstehen wir die Bitte Jesu. Die Jünger sollen bewusst in der Welt bleiben. Dort, wo Jesus als Zeuge wirkte, sollen auch sie als Zeugen wirken (Joh 20,21). Denn gerade die böse Welt braucht ihr Zeugnis, damit sich noch viele bekehren (Joh 20,23). Aber wenn dieses Zeugnis wirken soll, darf »das Salz nicht salzlos werden« (vgl. Mt 5,13ff.). Es ist die große Gefahr, dass die Jünger vom Bösen angesteckt werden. Sie sind ja Fleisch und Blut! Deshalb die Bitte an den Vater: »dass du sie vor dem Bösen bewahrst«.

Damit hat Jesus eine grundsätzliche Aussage gemacht. Von jetzt an durchzieht die Spannung »in der Welt – aber nicht von der Welt« die ganze Kirchengeschichte. Die häufige Redensart »solidarisch mit der Welt« übersieht, dass die Gemeinde gehasst wird und sich keineswegs dem Bösen öffnen darf. Würde Gott uns »aus der Welt nehmen«, dann wären mit einem Schlag alle Spannungen beseitigt. Jetzt aber gilt es, unangepasst, eindeutig, entschieden ein Jünger Jesu zu sein, und zugleich in Anbetung, Mission und Diakonie Frucht zu schaffen. Dabei vertrauen wir mit den Aposteln (2 Thess 3,3; 1 Joh 5,18) darauf, dass uns der Vater tatsächlich bewahrt.

V. 16 unterstreicht noch einmal das Anderssein der Junger, um die Notwendigkeit der göttlichen Bewahrung besonders dringlich zu machen. Vgl. Joh 3,31; 8,23; 15,19.

Von V. 11-. 16 ging es um die Bewahrung der Jünger. Die Fürbitte war sozusagen ein Schutzgebet. In den Versen 17-19 erfolgt nun ein Wechsel. Nicht die Bewahrung, sondern der Dienst ist hier das Thema.

Gerhard Maier – Edition C

In seiner zweiten Bitte betete Jeschua um den Schutz der Apostel, besonders vor dem Bösen, dem Satan (Joh. 17,15). Sein Gebet für ihre Bewahrung war, dass sie vor der Welt bewahrt werden. Sein Gebet für ihren Schutz war, dass sie vor Satan beschützt werden.

Jeschua gab wieder einen Grund für seine Bitte an. Die Apostel brauchten Schutz, weil sie zwar nicht mehr von der Welt waren, aber immer noch in der Welt waren (Joh. 17,16). Die Welt ist ein gefährlicher Ort für jeden Gläubigen, denn Satan ist der Fürst dieser Welt (Joh. 12,31). Jeschua stellte klar, dass er Gott, den Vater, nicht darum bat, die Apostel aus der Welt zu nehmen, obwohl das eines Tages geschehen würde. Sie mussten in der Welt bleiben, um ihren Auftrag in der Welt zu erfüllen. Aber sie waren nicht mehr von der Welt, und das bedeutete, dass sie nicht mehr dem System dieser Welt angehörten. Da sie nicht mehr zum System dieser Welt gehörten, brauchten sie Bewahrung, denn die Welt hasste sie (Joh. 17,9-14), und auch Satan hasste sie (Joh. 17,15-16).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Und erfüllen WIR unseren Auftrag??? Schaffen WIR es, ohne einer „org“/Gemeinde/Kirche – also die weltlichen Systeme – SEIN Wort zu lesen und über IHN zu sprechen? Oder benutzen wir noch immer eine der großen oder kleineren Glaubensgemeinschaften?

wenn Jehovah sein Volk ruft

Jene (d. h. die Entronnenen aus der Zerstreuung Israels) werden ihre Stimme erheben, werden jubeln. Ob der Majestät Jehovas jauchzen sie vom Meere her: Darum gebet Jehova Ehre im Osten, (Eig in den Lichtgegenden) auf den Inseln des Meeres (d. h. den Inseln und Küstenländern des Mittelländischen Meeres) dem Namen Jehovas, des Gottes Israels!
Elberfelder 1871 – Jes. 24,14–15

Diese werden ihre Stimme erheben, und jauchzen, und von dem Meere aus Gottes Allmacht preisen. Darum preiset Jehova im Osten, und auf den Inseln des Meeres den Namen Jehova’s, des Gottes Israels!
van Ess 1858 – Jesaja 24,14–15

Sie erheben ihre Stimme, sie jubeln, ob der Hoheit Jehovahs lassen sie es ertönen vom Meere her. Darum verherrlicht Jehovah in Urim, auf des Meeres Inseln den Namen Jehovahs, des Gottes Israels. Jes 49,1f; Ps 97,1.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jes. 24:14–15

Jene (d. h. die Entronnenen aus der Zerstreuung Israels) werden ihre Stimme erheben, werden jubeln. Ob der Majestät Jehovas jauchzen sie vom Meere her: Darum gebet Jehova Ehre im Osten, (Eig. in den Lichtgegenden) auf den Inseln des Meeres (d. h. den Inseln und Küstenländern des Mittelländischen Meeres) dem Namen Jehovas, des Gottes Israels!
Paderborner Bibel – Jesaja 24:14–15

Jesaja sieht im Geist bereits die Zerstörung der großen Widersacherin Babylon (V. 10). Anschaulich wird die Trauer und das völlige Entsetzen gemalt (V. 12) und demgegenüber die dankbare Freude im Mittelpunkt der Erde (V. 13), d. h. in Jerusalem, wo die Hoheit des Herrn laut gepriesen wird. Ja, schon hört man von überall her den Grundton dieses Dankliedes: Ehre dem Gerechten (V. 16)!

Bruns 2013 – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Aus der Perspektive JHWHs. Schließlich fehlt jegliche Vorstellung eines irrationalen Schicksals: Kap. 24 zieht aus den vorangehenden zehn Aussprüchen die Bilanz (Kap. 13–23). Hier wurde über alle Völker der damals bekannten Welt, die mächtigen Imperien Babel und Ägypten, das reiche Phönizien, die kleinen angrenzenden Nachbarvölker, das Urteil JHWHs gefällt. Außerdem hat der Prophet das Urteil der Exilierung in seinem eigenen Auftreten als Warnung dargestellt (Kap. 20). Jes 24 liegt die Schlussfolgerung zugrunde, dass das Maß der Bosheit für JHWH voll ist (vgl. Gen 6, 5–7).
Wie das über die Erde gesprochene Urteil Gottes eine nachweisbare Ursache hat, nämlich den Bruch des ewigen Bundes (V 5), so sind auch seine Auswirkungen vorhersehbar: JHWH wird seine Herrschaft ausüben und alle widerwilligen Machthaber in den Kerker der Vergessenheit sperren (V 21–23). Diese neue Weltordnung wird er vom Zion aus begründen. So zeigt sich Jerusalem als Alternative für »die Ortschaft der Ödnis« (V 10).
Aus der Perspektive der Menschen. Wie das Wort »apokalyptisch« bereits vom göttlichen Standpunkt aus keinen geeigneten Terminus für das Geschehen in Kap. 24 darstellt, so ist er auch aus der Perspektive der Menschen unzureichend. Denn inmitten der Zerstörung, wenn die Klage in Stille übergeht (V 11–13), setzt aus allen Himmelsrichtungen ein Lobgesang auf den Gott Israels ein (V 14–16). Es ist die Stimme derjenigen, die den Untergang der sündigen Weltordnung nicht für das absolute Ende halten, sondern in ihm den Beweis erbracht sehen, dass »JHWHs Hoheit« über alles triumphiert. Das Bekenntnis, dass die transzendente Souveränität des Gottes Israels in der Umgestaltung der Welt historisch Gestalt annimmt, überstimmt die Klage über das Böse auf Erden.

Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament

Nicht mehr, wie in den vorhergehenden Kapiteln, handelt es sich in dieser Gerichtsschilderung um die Katastrophe einzelner Völker. Es handelt sich um die Erde, um die Menschheit, die das Ende eines Zeitalters, das Ende ihrer Geschichte und ihrer Kultur erlebt. Denn das Bild, das der Prophet beschreibt, ist Endgeschichte eines Zeitalters, wenn auch noch nicht das Ende der Geschichte überhaupt. Wer den Kulturbolschewismus Russlands in seinem innersten Wesen geschaut hat, der braucht keine nähere Exegese dieser Prophetenworte. Der weiß, wie mit dem Beginn der Machtentfaltung und dem Zukunftsaufbau des Bolschewismus das Ende eines bisherigen Russland gekommen ist. In demselben wird das Gericht, das Altes zerschlug, zum Inhalt für die Zukunft erhoben.
Wird jedoch Gericht innerhalb der Geschichte zum Dauerzustand, zum Inhalt und zum Gesetz für die Zukunft gemacht, nimmt man dem Gericht seine herbe Bedeutung und erhebt man es zum Evangelium für den kommenden Neuaufbau, – dann nivelliert sich das Leben zur Gleichheit, dann hungern Bürger und Bettler, dann ist der Priester wie der Ungläubige, dann herrschen weder Knecht noch Herr, dann sind in ihrem Besitz sich gleich Gläubiger und Schuldner. Und mit seiner Kultur stirbt der Mensch, siecht das Volk: die. Erde wird leer! Der Volksseele ist der Kulturkörper erschlagen, in dem sie atmete, durch den sie wirkte, in dem sie stark und hoffnungsfreudig war. Mit einer untergehenden Kultur stirbt auch die alte Gesellschaft,
„es trauert, es welkt die Erde, weil gebrochen, welk ward die Menschenwelt, gebrochen sind, die die Höhenschicht der Bevölkerung der Erde bilden.“
Wo liegen jedoch die letzten Quellen solch einer Endkatastrophe? Der Prophet deutet sie mit den wenigen Worten an:
„Indem sie die Unterweisungen übertraten, das Gesetz vertauschten, haben sie den für ewig bestehenden Bund vernichtet.“
Auch die Geschichte hat ihre innerlichen Gesetze, die ein Volk nie ungestraft verleugnen kann. Es besteht ein Bund, den Gott auch für den natürlichen Aufbau eines Volkes festgelegt hat. Wird er vernichtet, dann hört ein Volk auf, ein sittlich-geordnetes, organisch-verbundenes, durch strenge Gesetze geleitetes Volk zu sein. Es wird gärende Masse, ungezügelte Macht, herrschendes Chaos. Verliert der Mensch seine höchste Autorität in Gott, dann sucht er bald vergeblich nach einer menschlichen Autorität zur Sicherung seiner Geschichte, zur Pflege seiner Kultur und letzthin zur Erhaltung seiner Existenz.
„Hinfort verzehrt Fluch die Erde, ihre Bewohner sind schuldbeladen, deshalb verzehren sich in Glut (Leidenschaft) die Bürger der Erde, eine gesunkene Menschheit bleibt als winziger Rest.“
Noch war Gottlosigkeit innerhalb der Geschichte immer die Mutter der Kulturlosigkeit. Eine kranke Seele schuf nie einen gesunden Volks- oder Kulturkörper. Siechte sie, dann zerbrach auch ihr Organismus. Er erlag den Kräften, von denen er sich umgeben sah. Je mehr jedoch der Mensch die Kräfte der Erde und den Aufbau der Kultur für die von Gott ihnen angewiesenen Zwecke verwendet, desto mehr wird die physische Natur in den Dienst der sittlichen „Weltzwecke“ gehoben und dann „fördert und segnet Gott die Erde“. Ergreifend ist nun die Schilderung des Propheten, wie in Zeiten, wo die Auflösung jeglicher bisherigen Kultur Dauerzustand wird, jede Freude, aller Genuss, die menschliche Beziehungen sich in öde Leere verwandeln. „In Russland lacht man nicht mehr!“ – sagten die Flüchtenden aus der russischen Sowjetunion. Die Erde beginnt zu schweigen, schweigt der Mensch erst seinem Gott gegenüber.
Erlebt man das Ende eines Kulturzeitalters, dann gibt es kaum ein Entrinnen, weil die umfassende Katastrophe das ganze Leben, alle Kreise, die höchsten Werte erfasst.
„Da wird, wer vor der Stimme der Angst flieht, in die Grube stürzen, und wer aus der Grube emporsteigt, in die Schlinge gefangen werden, denn aus der Höhe sind Schleusen geöffnet, darum erbeben die Grundpfeiler der Erde.“
Und selbst die Würdenträger und Könige der Erde entgehen solch einem Ende nicht,
„sie werden als Gefangene zum Kerker geführt und unter Verschluss gehalten und erst nach vielen Tagen ihrer Bestimmung wiedergegeben werden.“
In solchem Ende der Geschichte, bei solchem Zusammenbruch jeglicher Autorität, wird jedoch sichtbar werden, dass nur ein Thron fest steht, das ist der Stuhl Gottes, und nur eine Majestät nicht wankt, das ist die Herrschaft des Allerhöchsten. Der Prophet drückt es mit den Worten aus:
„Denn König wird Jahve der Heere sein auf dem Berg Zion und in Jerusalem, und denen, die seine Ältesten sind, bleibt die Offenbarungsherrlichkeit.“

Kroeker Jakob – Das lebendige Wort Band 7

Der Geist Gottes und DU?

Den Geist löschet nicht aus; (O. unterdrücket, dämpfet nicht)
Elberfelder 1871 – 1.Thess. 5,19

Legt dem Wirken des Heiligen Geistes nichts in den Weg!
Neue Genfer Übersetzung – 1.Thessalonicher 5:19

Lasst der Kraft Gottes, seinem Geist, in euch freien Lauf!
VolxBibel – 1.Thessalonicher 5,19

Würgt nicht dauernd den Heiligen Geist ab!
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – 1.Thess. 5,19

σβέννυτε Imp. σβέννυμι auslöschen; übertr. unterdrücken, hindern.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Löschst du den Geist aus?
1.THESSALONICHER 5,19

Den Geist löscht nicht aus!

Ein weiteres biblisches Symbol des Heiligen Geistes ist das Feuer. Es versinnbildlicht sein Gericht und seine reinigende Gegenwart. Die Gläubigen behindern das Werk des Heiligen Geistes in ihrem Leben dadurch dass sie –
• sich weigern, das zu sagen bzw. zu tun, was der Heilige Geist ihnen aufträgt;
• sich gegen die Umstände auflehnen, die ihnen Gott über den Weg geschickt hat.

Betrübst du den Heiligen Geist?

Hunt – Schlüssel zur biblischen Seelsorge

Im frühen Judentum wurde der Geist meist mit der Prophetie in Verbindung gebracht; Paulus möchte nicht, dass die wahrhaft inspirierte Rede unterdrückt wird. Der hier mit »dämpfen« übersetzte Begriff wurde oft im Zusammenhang mit Feuer verwendet; das passt zu dem alttestamentlichen Bild von den Propheten, die unfähig sind, eine göttliche Inspiration zu verschweigen ( Jer 20,9 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

War schon in diesem allem das neue Leben der Gemeinde und damit auch des einzelnen Christen fern von allem Moralismus gezeichnet, so sprechen die nächsten Sätze vollends von Wirkungen des Heiligen Geists, die auf einer ganz anderen Ebene liegen als das, was wir gemeinhin „sittlich-religiös nennen. An der Spitze steht die Warnung: „Den Geist löscht nicht!“ Heiliger Geist ist Feuer! Wissen wir das überhaupt noch, die wir in der reinen Lehre das wesentliche Merkmal der rechten Kirche sehen und die gemäßigte Temperatur in ihr so lieben? Luthers instinktive und leidenschaftliche Abneigung gegen alles „Schwärmertum“, die seine Begegnung mit allerlei schwierigen Bewegungen der Reformationszeit noch schwieriger und negativer werden ließ, hat die Sorge vor „Schwärmerei“ zu einem Grundzug |104| evangelischen Kirchentums gemacht. Wo immer ein Feuer auflodert, fürchten wir sofort den unheilvollen, das Haus der Kirche gefährdenden Brand. Darum gehört es zu dem Typischen der evangelischen Kirchengeschichte, daß neue Bewegungen in ihr nie fröhlich begrüßt, sondern stets erst einmal beargwöhnt und bekämpft worden sind. Das „Löschen“ bedenklichen Feuers erscheint als eine der Hauptaufgaben von Kirchenleitung und Theologie. Paulus aber mahnt gerade umgekehrt: „Löscht nicht das Feuer des Heiligen Geistes!“ Es muß also schon in jener jungen Gemeinde einer Neigung dazu vorhanden gewesen sein – eine für uns erstaunliche Feststellung. Vielleicht entstand diese Neigung in demjenigen Teil der Gemeinde, der mit Sorge die unruhige, aufgeregte Art der „Unordentlichen“ sah, denen die Mahnung von Kap. 4,11 besonders galt und gegen die der 2. Brief noch entschiedener vorgeht. Dann hätten wir hier tatsächlich eine Parallele zu Vorgängen der Reformationszeit. Dann aber ist es besonders bemerkenswert, daß ein Paulus mit seinen Mitarbeitern nun gerade nicht jene ängstlichen Folgerungen zieht, die uns so in Fleisch und Blut übergegangen sind, sondern im Gegenteil jenen kritischen Teil der Gemeinde vor allem „Löschen“ warnt! Paulus konnte auch hier wieder scheinbar Widersprechendes klar vereinen: „Setzt euren Ehrgeiz darein, ruhig zu sein“ und „Den Geist löscht nicht“. An der Feuernatur des Geistes kann man nichts ändern, und Feuer will und muß brennen. Verkennt man das, so erhält man jenen „Heiligen Geist“, dessen Dasein nur noch dogmatisch behauptet, von der Gemeinde aber nicht mehr lebendig und unwiderleglich erfahren wird.

Wuppertaler Studienbibel

Die Heiden haben früher gedacht, im Rausch und in der Ekstase der Gottheit nahe zu sein. Das gibt es übrigens in vielen Religionen. In der islamischen Mystik tanzen sich Derwische in Trance und meinen dann, Gott zu erfahren. Gibt es solche religiösen Ideen auch unter Christen? Überlegen Sie einmal, wo evtl. Seelisches, Ekstatisches, Rauschhaftes in christlichen Kreisen mit dem Wirken des Heiligen Geistes verwechselt wird. (Vgl. auch 1Kor 2,14: »Der seelische Mensch nimmt nichts vom Geist Gottes an.«) Die Bibel ruft immer wieder zur Nüchternheit auf (1Thess 5,6ff.; 1Tim 3,2; 2Tim 4,5; 1Petr 4,7; 5,8). Nüchternheit und Geistesfülle passen zusammen; Rauschhaftigkeit und Geist Gottes dagegen nicht.

Wie aber komme ich zu einem geisterfüllten Leben? Paulus nennt in V. 19-21 fünf Punkte, die sich aber gut in drei Gruppen zusammenfassen lassen: 1. durch biblischen Zuspruch (V. 19 a); 2. durch Lobpreis und Danken (V. 19-20); 3. durch Gehorsam gegenüber den Ordnungen Gottes (V. 21). – Hier muss ich mich als Ausleger selbst und meine Hörer fragen: Möchte ich ein geisterfülltes Leben? Bin ich bereit den Weg zu gehen, den Gott zur Erfüllung mit dem Geist Gottes weist? Geistesfülle im Schnellverfahren wird es jedenfalls nicht geben. Alle erdenklichen Abkürzungen, die als Wege zur Geistesfülle – von wem auch immer! – vorgeschlagen werden, sind als Holzwege zu entlarven.

Gerhardt Maier – Edition C

Die nächsten vier Verse behandeln das Verhalten in der Versammlung.
Den »Geist« auszulöschen bedeutet, sein Werk in unserer Mitte zu verhindern, zu begrenzen oder zu unterdrücken. Die Sünde löscht den Geist aus. Traditionen löschen den Geist aus. Menschliche Regeln und Vorschriften im Gottesdienst löschen den Geist aus. Uneinigkeit löscht den Geist aus. Jemand hat einmal gesagt: »Kalte Blicke, verächtliche Worte, mit jemandem nicht reden und gewollte Missachtung tragen erheblich dazu bei, den Geist auszulöschen. Das gilt auch für lieblose Kritik.« Ryrie sagt, dass der Geist immer dann ausgelöscht wird, wenn sein Dienst im Leben des Einzelnen oder der Gemeinde unterdrückt wird.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Was bedeutet es, den Geist auszulöschen? Der beste Weg, um zu verstehen, was es bedeutet, den Geist auszulöschen, ist der Kontext von 1 Thessalonicher 5,19, der von der Auslöschung des Heiligen Geistes spricht. Dann heißt es in Vers 20: Verachtet nicht die Weissagungen.

Die Gabe der Prophetie war eine der besonderen Gaben, die in der öffentlichen Versammlung verwendet werden sollten (1 Korinther 14). Im Zusammenhang mit dem Auslöschen des Geistes wird speziell vom Auslöschen einer der Gaben des Heiligen Geistes in der öffentlichen Versammlung gesprochen. Den Geist auszulöschen bedeutet, die Gläubigen daran zu hindern, ihre geistlichen Gaben in der Versammlung der Gemeinde auszuüben. Der Zweck der Gaben des Geistes ist der Aufbau, die Erbauung des Leibes. Die Heilige Schrift legt bestimmte Regeln fest, wie oft und wer diese Gaben in der öffentlichen Versammlung einsetzen kann. Unter der Annahme, dass alle Ordnungsregeln gemäß der Schrift eingehalten werden, bedeutet das Unterdrücken des Heiligen Geistes, dass Gläubige daran gehindert werden, ihre geistlichen Gaben in der öffentlichen Versammlung richtig auszuüben.

Die Thessalonicher waren anscheinend gegen jede Manifestation des Heiligen Geistes, die aus dem Rahmen fiel, verpönt. In diesem Fall war ihr Verhalten das entgegengesetzte Extrem zu dem der Korinther. Das Extrem der Korinther war, alles ohne Ordnung, ohne Regeln oder Vorschriften, ohne Älteste, die Autorität oder Zurückhaltung ausübten, loszulassen. Jeder durfte seine Gaben frei ausüben, wie er wollte und so oft er wollte. Die Gaben wurden auf der Grundlage des Fleisches ausgeübt, nicht auf der Grundlage der richtigen Regeln und Vorschriften, die in der Heiligen Schrift zu finden sind. Das schuf Unordnung ohne Befehlskette und einen Mangel an der Prüfung der Geister, die in einer solchen Situation so notwendig ist. Während die Korinther in das eine Extrem gingen, gingen die Thessalonicher in das andere Extrem. Die Thessalonicher missbilligten jede Manifestation des Heiligen Geistes, die aus dem Rahmen fiel.

In den Ortsgemeinden haben die meisten Gottesdienste heute ein festes Format. Nur wenige Menschen haben die totale Kontrolle darüber, was passieren darf oder nicht, und nur sie geben irgendeinen Input für den Gottesdienst. Die ausgeübte Autorität und Ordnung ist oft eine Autorität und Ordnung, die dazu neigt, den Geist zu ersticken.Zum Beispiel gibt es eine vorgeschriebene Zeit, zu der der Gottesdienst beginnen muss. Er wird mit einem Lied und Gebet eröffnet. Einige Ankündigungen werden gemacht, gefolgt von Gemeindegesang, wobei jedes Lied von einer Person in der Gemeinde ausgewählt wird. Irgendwann während des Gemeindegesangs wird die Opfergabe eingenommen. Dann wird die Predigt gehalten. Der Gottesdienst endet oft mit einer Einladung, einem Schlusslied und der Verabschiedung mit einem Segensspruch. Alles muss bis etwa zwölf Uhr abgeschlossen sein, damit die Leute nicht zu unruhig werden. Weil alles so fixiert ist, passiert es, dass der Heilige Geist dadurch erstickt wird, dass den Mitgliedern der Gemeinde keine Gelegenheit gegeben wird, ihre geistlichen Gaben in der Versammlung zu teilen.

Es ist keine Frage, dass die freie Ausübung der Gaben ein gewisses Maß an Kontrolle durch geistliche Älteste haben muss. Es wäre nicht angemessen, einfach alles zuzulassen, denn das würde zum korinthischen Extrem führen. Aber das korinthische Extrem sollte nicht durch das thessalonische Extrem vermieden werden. Es muss ein Gleichgewicht geben. Es muss an einem bestimmten Punkt in der Versammlung der Gemeinde eine Zeit gegeben werden, damit andere ihre geistlichen Gaben einsetzen können. Menschen nicht zu erlauben, ihre geistlichen Gaben auszuüben, bedeutet, die Sünde des Auslöschens des Geistes zu begehen.

Eine weitere Sache sollte bezüglich dieser Sünde beachtet werden. Es handelt sich nicht um eine individuelle Sünde, sondern um eine Gemeindesünde. Im griechischen Text steht das Wort „stillen“ in der zweiten Person Plural: Löscht [ihr] den Geist nicht aus. Er wendet sich an sie als einen gemeinsamen Körper. Als gemeinschaftlicher Körper sind sie an dieser Sünde schuldig. Während ein einzelner Gläubiger schuldig sein kann, den Heiligen Geist zu betrüben, kann auch ein lokaler Körper, eine Gemeinde oder eine Versammlung schuldig sein, den Heiligen Geist auszulöschen.

die Abhilfe
Was ist das Mittel gegen das Auslöschen des Heiligen Geistes? Die griechische Form, die mit „lösche nicht“ übersetzt ist, ist ein Imperativ. Es bedeutet wörtlich: „Hört auf, den Geist auszulöschen!“ Das Gebot war, mit dem aufzuhören, was sie jetzt taten, nämlich den Geist zu unterdrücken. Die Abhilfe bestand darin, die Ausübung der Geistesgaben in Übereinstimmung mit den biblischen Regeln und der biblischen Ordnung zuzulassen. Man muss die Ausübung der geistlichen Gaben der Gläubigen zulassen, was auch immer sie sein mögen, aber in Übereinstimmung mit der biblischen Ordnung, den Regeln und Vorschriften.

Arnold Fruchtenbaum – Die Sünden gegen den Heiligen Geist

Wenn du also in eine Gemeinde/Kirche gehst, in der nur die Meinung einer bestimmten Zeitschrift oder eines Buches zur Erklärung der Bibel erlaubt ist – und jede andere biblische Ansicht „unerwünscht“ sind, dann kann dort der heilige Geist nicht wirken und die Gemeinde/Kirche ist geistig tot. …

„Auf Knien gab ich ihm den Müll, den ich getan hab …“

Ich tat dir kund meine Sünde und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sagte: Ich will Jehova meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde. (Sela )
Elberfelder 1871 – Ps 32,5

Als ich meine Sünde dir bekannte und meine Missethat nicht mehr bedecken konnte, sprach ich: Gestehen will ich meine Missethat Jehova! da vergabst du die Schuld meiner Sünde. Sela.
van Ess 1858 – Psalm 32:5

Doch am Höhepunkt meiner Depression lernte ich, Gott sei Dank, eine letzte Lektion, als das endgültige Ende mir spürbar nah war. Auf Knien gab ich ihm den Müll, den ich getan hab; /einfach alles; was befreiend, aber auch hart war, und Gott sagte: „Hey, meine Liebe ist für dich da!“
VolxBibel – Psalm 32,5

Allerdings wissen Christen, dass böse Wege nach der Lehre der Schrift durchaus Konsequenzen haben. Ich möchte an dieser Stelle drei Konsequenzen nennen, die Christen zu einer sorgfältigen Lebensführung anreizen, ohne sie in ein Klima der Angst zu führen:
• Durch die Sünde verlieren sie den Genuss der Gemeinschaft mit ihrem Gott (vgl. Ps 32,3–5). Die Vater-Kind-Beziehung wird jedoch nicht angetastet (vgl. 1 Johannes 2,1).
• Durch die Sünde setzen sie sich der Zucht des himmlischen Vaters und des Herrn aus
(Heb 12,4–11). Im schlimmsten Fall beendet Gott sogar das irdische Leben seiner Kinder (Apg 5,1–6; 1 Johannes 5,16), sie werden jedoch nicht zusammen mit der Welt verurteilt (1 Korither 11,32).
• Durch die Sünde schmälern sie den Lohn aus, den sie am Richterstuhl des Christus erhalten sollen. DasWerk eines Christen mag der prüfenden Heiligkeit Gottes dort nicht standhalten, er selbst aber wird in jedem Fall gerettet werden (1 Korither 3,14.15).

Gerrid Setzer – Anker der Seele

Nicht zu stark haben wir das Tun der göttlichen Barmherzigkeit in der Gewissheit der Sünden-Vergebung betont. Nie kann man Menschen mit dem Frieden Gottes im Herzen begegnen, die im Blick auf ihre Vergebung sich selbst etwas zuschreiben würden. Nur in Anbetung Gottes können sie davon sprechen. Wo es anders ist, da ist die Stellung zur Sünde und zu den Missetaten eine Täuschung oder ein Selbstbetrug. Entweder setz man sich viel zu leicht über die Schwere seiner Schuld hinweg, oder man vergibt sich selbst seine Sünden.

Nie erlebte der Mensch aber bewusst seine Vergebung, ohne dass er mitbeteiligt war. David beschreibt dieses Mitbeteiligtsein mit den ergreifenden Worten:
Da ich’s verschwieg, verfiel mein Gebein, ob meines stündlichen Stöhnens.
Es ist wiederum ganz menschlich, dass der in seiner Schuld Erwachte zunächst selbst mit seinen Sünden fertig zu werden sucht. Zu allem nimmt er seine Zuflucht, nur nicht zu Gott. Er rettet sich ins Verschweigen. Er fährt zur Erholung. Er berauscht sich durch Vergnügungen. Er philosophiert über den unsinnigen Begriff Sünde. Er entschuldigt sich durch seine Veranlagung. Er sucht alles in Verbindung mit den Schöpfungsordnungen Gottes zu bringen. Er redet sich ein, dass er letzthin durch andere verführt worden sei. Die Lösung fand er jedoch nicht. Sein physisches Leben fing an, unter der inneren Qual mitzuleiden. Gott schwieg nicht, daher schwieg auch sein Innerstes nicht.

Denn Tag und Nacht lag schwer auf mir deine Hand, wie unter Gluten des Sommers vertrocknete meine Lebenskraft.
Psychologisch nur allzu verständlich; es entspricht der Erfahrung aller Zeiten, eines jeden Volkes und der Menschen jeden Ranges. Auch der Körper verfällt, wenn die Seele leidet. Manches Leiden wird verständlich, sobald das Leiden der Seele erkannt ist. So mancher Arzt würde unendlich mehr Erfolge haben, wenn er zugleich ein von Gott begnadeter Seelsorger wäre. David bezeugt, dass die Lösung erst kam, als er in seiner Not den Entschluss fasste:

Da tat ich dir kund meine Sünde, und meine Missetat verhehlte ich dir nicht. Ich sprach: „Bekennen will ich meine Übertretungen dem HErrn“ ; da vergabst: du die Missetat meiner Sünde.
Liegt nun die Vergebung letzthin dennoch im Bekennen? Welch eine Bedeutung hat das Bekennen in der Verbindung mit der Gewissheit der Vergebung? Im Bekennen selbst liegt nicht die Vergebung. Diese bleibt eine Tat Gottes. Das Bekennen ist im Inneren des Menschen aber die Grundlage, auf der Gottes Handeln geschehen kann. Buße und Bekenntnis werden zu jenem Vorgang der Seele, durch den der Mensch im Glauben nimmt, was Gott in seiner vergebenden Liebe schenkt. Daher lässt Gott den Menschen in seine Sündennot kommen. Er lässt ihn alle Künste ausprobieren, sich selbst die Sünden zu vergeben, bis der Mensch in seiner Not bekennend die Zuflucht zu Ihm nimmt.
Gott tut das nicht um seinetwillen. Er in seiner Barmherzigkeit bedarf es nicht, dass ihm die Vergebung abgerungen werde. Der Mensch erkauft sich seine Vergebung nicht durch sein Bekenntnis. Wenn Gott Menschen im Gebet ringen lässt um Vergebung, so ist es weit mehr ein Ringen Gottes mit dem Menschen. Um des Heils des Menschen willen lässt er ihn so lange ringen, bis er die Vergebung wirklich als ein Geschenk der Liebe und als einen Akt der Gnade Gottes empfängt und dafür zu danken beginnt.
Dass der Mensch innerlich für den Empfang der Vergebung von Gott zubereitet worden ist, zeigt sich sehr oft alsdann darin, dass er auch bereit ist, Menschen gegenüber seine Sünden zu bekennen. Die Beichte sollte aber immer nur zu Seelsorgern ober Freunden geschehen, von denen man weiß, sie werden heilig mit dem heiligen Bekenntnis der Seele umgehen. Im Bekenntnis handelt es sich um Dinge, die allein im Kämmerlein und in der Gegenwart Gottes behandelt werden müssen. Mancher hat sich und andere verdorben, wenn er mit seinem Schuldbekenntnis vor eine unberufene Öffentlichkeit trat.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen


Ich tat die kund meine Sünde und habe meine Ungerechtigkeit nicht zugedeckt. Ich sagte: Ich will Jehova meine Übertretungen bekennen; und du, du hast vergeben die Ungerechtigkeit meiner Sünde. (Ps 32,5)
Sünde muss als Sünde erkannt und dem Herrn bekannt werden. In dem Augenblick, in dem du das mit aufrichtigem Herzen tust, vergibt Er dir völlig deine Schuld, die Ungerechtigkeit deiner Sünde. Ist sie nur dir selbst und Gott bekannt und niemand sonst betroffen, so ist die Sache damit erledigt.
Ist deine Sünde aber zu deiner Schande schon öffentlich bekannt geworden und dadurch Schmach auf das Zeugnis Gottes gefallen, so solltest du sie auch öffentlich bekennen. Geh in aller Demut zu deinen Brüdern, bekenne ihnen deine Sünde ganz offen und bringe keine Entschuldigungen vor, indem du versuchst, dich zu rechtfertigen. Daran wird man erkennen, dass du dich auf Gottes Seite gestellt hast, gegen deine Sünde. Ein aufrichtiges und demütiges Bekenntnis, das durch einen offensichtlich veränderten Lebenswandel bestätigt wird, macht den Weg frei zu deiner öffentlichen Wiederherstellung.
Das ist der Weg, den Gottes Wort uns zeigt. David musste diese Lektion in 2 Samuel 11 und 12 lernen. Die Tatsache, dass er sie gelernt hat, kommt in den Psalmen 32,39 und 51 wunderbar zum Ausdruck. Sie enthalten das offene Bekenntnis dessen, was geschehen war, und zwar vor allen Menschen seiner Tage, ja sogar bis in unsere Zeit. Vorher hatte er viele Monate schuldhaft geschwiegen und versucht, seine Sünde zu verbergen. Doch dann war ihm der Prophet Nathan mutig entgegengetreten. Als David daraufhin seine Schuld bekannte, vergab Gott die Ungerechtigkeit seiner Sünde.
Petrus hatte eine ähnliche Lektion zu lernen. Und auch für dich gibt es ganz gewiss Hoffnung. Der Herr wünscht deine volle persönliche und öffentliche Wiederherstellung. Auch deine Brüder werden sich darüber freuen. Nur Satan sieht das nicht gern, denn es bedeutet für ihn eine Niederlage in seinem Kampf gegen den Herrn und Sein Zeugnis auf der Erde.

Hilfe und Nahrung – 1999 Verfasser E.P.V.

„Ich werde ADONAI meine Vergehen bekennen.“ Nach Raschi steht V. 5 im Präsens, um anzudeuten, dass David als Lebensstil ständig seine Sünden vor ADONAI bekennt.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

Dankbar gesund zu sein, und arbeiten zu können?

Siehe, was ich als gut, was ich als schön ersehen habe: daß einer esse und trinke und Gutes sehe bei all seiner Mühe, womit er sich abmüht unter der Sonne, die Zahl seiner Lebenstage, die Gott ihm gegeben hat; denn das ist sein Teil. Auch ist für jeden Menschen, welchem Gott Reichtum und Güter gegeben, und den er ermächtigt hat, davon zu genießen und sein Teil zu nehmen und sich bei seiner Mühe zu freuen, eben dieses eine Gabe Gottes. Denn er wird nicht viel an die Tage seines Lebens denken, weil Gott ihm die Freude seines Herzens gewährt (Eig denn Gott antwortete auf die Freude seines Herzens, d. h. stimmt ihr bei.)
Elberfelder 1871 – Kohelet 5,17–19

Eines habe ich begriffen: Das größte Glück genießt ein Mensch in dem kurzen Leben, das Gott ihm gibt, wenn er isst und trinkt und es sich gut gehen lässt bei aller Last, die er zu tragen hat. Das ist der Lohn für seine Mühen. Wenn jemand es zu Reichtum bringt und sich an seinem Besitz erfreuen kann, dann hat er das Gott zu verdanken. Ja, die Früchte seiner Arbeit zu genießen, das ist Gottes Geschenk! Denn wessen Leben Gott mit Freude erfüllt, der denkt nicht viel darüber nach, wie kurz es eigentlich ist.
Hoffnung für Alle – Prediger 5,17–19

Nach meiner Beobachtung ist Folgendes gut und richtig: dass jemand isst und trinkt und Freude erlebt für all seine harte Arbeit, mit der er sich unter der Sonne abmüht während seiner wenigen Lebenstage, die der wahre Gott ihm gegeben hat — denn das ist seine Belohnung.  Außerdem: Wenn der wahre Gott einem Menschen Reichtum und materiellen Besitz gibt samt der Fähigkeit, das alles zu genießen, dann soll er seine Belohnung auch annehmen und sich an seiner harten Arbeit freuen. Das ist ein Geschenk Gottes. Denn er wird kaum merken, wie seine Lebenstage verstreichen, weil der wahre Gott ihn mit den Freuden seines Herzens beschäftigt hält.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Prediger 5:18–20

Sind wir uns eigentlich bewußt, wie reich wir alle sind, weil wir hier in Deutschland leben, und von so vielen Versicherungen aufgefangen werden? Dass wir bei Krankheit zum Arzt gehen können und auch noch „Lohnfortzahlung“ erhalten? Und wie nutzen wir unseren „Reichtum“? Wirklich als „Gottesgabe“ und preisen wir IHN? Oder wollen wir „mehr“ und sind unzufrieden?

Reichtum kann auch unruhig machen (V. 10ff.), und im Tode hilft kein Geld (V. 14). Darum ist es das beste, alles als Gabe Gottes anzusehen (V. 17.18) und sich des Wohlgefallens Gottes zu erfreuen (V. 19).

Bruns 2013 – Die Bibel mit Erklärungen

Nach der Darstellung von der Bitterkeit des Lebens ist es für den Prediger der richtige Zeitpunkt, sich an das Hilfsmittel zu erinnern (Vers 17). In den vorhergehenden Versen wird Gott nicht erwähnt. Der Prediger weist nun auf einen Aspekt des Lebens hin, der nicht vergessen werden darf, einen Aspekt, den er mit dem Ruf „siehe” einführt. Es gibt ein anderes Leben, genauso äußerlich, real und wahrnehmbar. Der Prediger hat „ersehen”, dass es möglich ist, inmitten der Arbeit, und nicht nur in der Abwesenheit von Anstrengung, „zu genießen”. Das ist eine Bestimmung Gottes im kurzen Leben. „Essen” und „Trinken” sind ein Ausdruck von Gemeinschaft, Freude und Befriedigung (1Kön 4,20). Das ist der Teil des Weisen.
Der allgemeine Missbrauch des Reichtums schließt seine richtige Verwendung nicht aus. Wenn Gott Reichtum gibt, können wir ihn auch genießen (Vers 18). Sowohl die Mittel zum Essen und Trinken als auch die Möglichkeit, sie zu genießen, kommen als Gabe von Gott. Der Genuss von Speisen und Getränken als Ergebnis harter Arbeit kann in dem Bewusstsein geschehen, dass Er diese Dinge in seiner Macht einer Person gibt, die diese in seiner Kraft genießen kann. Dass es eine Gabe Gottes ist, bedeutet, dass der Mensch nicht von sich aus die Macht hat, es zu genießen. Dies wurde im vorherigen Abschnitt deutlich gemacht.
Wenn Gott dir etwas gibt, kannst du das Beste daraus machen und die Dinge auf der Erde intensiv genießen. Gleichzeitig ist es aber so, dass sie an sich keine Bedeutung haben, weil sie so unbeständig sind wie der Wind. Auch im Hinblick auf die Ewigkeit haben diese vergänglichen Dinge keinen Vorteil. Du kannst nichts von dem, was du auf der Erde aufsparen könntest, nach dem Tod mitnehmen. Reichtum lässt den Menschen nur voller Sorgen, Unruhe und der Angst vor dem Verlust desselben sein. In diesem Sinne lautet der Rat des Predigers: Horte den Reichtum nicht, sondern genieße ihn. Du weißt nicht, wie lange du ihn noch gebrauchen kannst, weil er vergänglich ist, noch weißt du, wie lange du ihn genießen kannst, weil dein Leben plötzlich vorbei sein könnte.
Derjenige, dem die Gabe Gottes zuteilwird, Essen und Trinken zu genießen, ist nicht besorgt bezüglich der Tage seines Lebens (Vers 19). Der Gedanke ist nicht, dass das Leben dann so ruhig sein wird, dass nichts Erinnerungswürdiges mehr passiert, sondern dass das Leben so voller Freude sein wird, dass die Vergänglichkeit des Lebens fast vergessen wird. Wer genug hat, beschäftigt sich nicht mit der Frage, ob Reichtum einen Nutzen hat. Diese Frage wird nicht ganz vergessen, aber sie dominiert nicht. Der Gedanke an die Kürze des Lebens bleibt anwesend, wird aber keine schlaflosen Nächte verursachen

Ger de Koning – Der Prediger – Ausgelegt & angewandt – Alles Eitelkeit

Ein bekannter Erforscher der menschlichen Natur untersuchte einmal die Frage der Arbeit. Er erhielt seine Informationen über das Thema nicht aus zweiter Hand, sondern er erklärte: „Ich baute mir Häuser; ich pflanzte mir Weingärten. Ich machte mir Gärten und Parkanlagen, und ich pflanzte darin Fruchtbäume von allen Arten. Ich machte mir Wasserteiche, um damit den Wald von sprossenden Bäumen zu bewässern“ (Prediger 2:4-6).
Nachdem dieser weise Mann selbst erfahren hatte, was Arbeit bedeutet, kam er zu einer Anzahl ausgeglichener Schlußfolgerungen:
1. Der Mensch ist zum Arbeiten da; er muß arbeiten. „Siehe! Das Beste, das ich selbst gesehen habe, . . . ist, daß einer esse und trinke und Gutes sehe für all seine harte Arbeit . . ., denn das ist sein Teil“ (Prediger 5:18).
2. Arbeit aus materialistischen Beweggründen macht nicht glücklich. „Wer nur Silber liebt, wird mit Silber nicht gesättigt werden, noch jemand, der Reichtum liebt, mit Einkünften“ (Prediger 5:10). Wenn du in jungen Jahren ein Verlangen nach materiellen Dingen entwickelst, kann es sein, daß du dein Leben lang unglücklich und unzufrieden bist.

Erwachet! 1982

Der Gewinn aus der Arbeit ( Reichtum und Güter ; vgl. Pred 6,2 ) und die Fähigkeit, fröhlich zu sein bei seinem Mühen (vgl. Pred 8,15 ), sind eine Gottesgabe (vgl. Pred 2,24;3,13 ). Der Ausdruck „sein Teil nehmen“ sollte besser übersetzt werden mit „sein Teil empfangen“, denn damit würde betont, daß der Mensch sein Los freudig als eine Gabe Gottes entgegennimmt. Diese Fähigkeit, das Leben zu genießen, diese Freude des Herzens, die nur Gott dem Menschen schenken kann, hält diesen davon ab, über die Kürze seines Lebens (vgl. V. 17 ) zu verzweifeln.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

5,17 Der beste Rat bleibt also, die gewöhnlichen Dinge des täglichen Lebens recht zu genießen, zu essen, zu trinken und zu arbeiten. Dann kann passieren, was will – nichts kann mir die Freuden nehmen, die ich bereits genossen habe. Das Leben ist sowieso so kurz; warum dann nicht genießen, solange es geht.
5,18 Salomo dachte, es wäre wohl ideal, wenn Gott dem Menschen Reichtum und Besitz geben würde, aber auch gleichzeitig die Fähigkeit, alles zu genießen, mit seinem Los zufrieden zu sein und sich an seiner Arbeit zu erfreuen. Diese Kombination von Umständen wäre ein besonderes Geschenk Gottes.
5,19 Solch ein Mann brauchte nicht über die Kürze des Lebens nachzugrübeln oder über das Grausame und Ungerechte, denn er wäre ja mit dem Genuss der momentanen Lebensumstände beschäftigt.

MacDonald 2010 – Kommentar zum Alten Testament

Durch die Einleitung «sieh, was ich Gutes sah» signalisiert Kohelet in 5,17, dass er nach seinem negativen Beispiel (vgl. 5,12) nun von einer positiven Erfahrung berichtet bzw. darlegt, was man tun muss, damit das Leben nicht zu einem «schlimmen Übel» wird, sondern «gut» bleibt. Mit der Aufzählung «essen, trinken, und Gutes geniessen» erinnert er an 3,13, wo er diese drei Formen von Lebensgenuss als «Geschenk» Gottes qualifiziert hat. Dieses Stichwort bringt Kohelet in diesem Abschnitt erst im nächsten Vers. Doch auch hier weist er bereits auf Gott, und zwar als denjenigen, der dem Menschen das Leben gegeben hat (vgl. 8,15; 9,9; 12,1.7). Dass auch das Gute und Schöne von Gott gemacht bzw. dem Menschen gegeben ist, sagt Kohelet explizit erst im nächsten Vers. Über das Stichwort «schön» deutet er den Gedanken hier aber bereits an, erinnert dieses doch an 3,11, wo er ausgeführt hat, dass Gott alles «schön» gemacht hat. Hier in 5,17 geht es Kohelet allerdings in erster Linie um den Menschen. Einerseits erinnert er mit der Erwähnung der «Zeit seines Lebens» daran, dass die menschliche Lebenszeit begrenzt ist (vgl. 5,14–15.19) – was es umso wichtiger macht, dass man das Leben geniesst, solange man kann. Und andererseits sagt er, dass ein solcher Lebensgenuss der «Teil» des Menschen ist. Wie auch andernorts im Buch (vgl. 2,10; 3,22; 9,9) bringt er damit zum Ausdruck, dass die Lebensfreude dem Menschen zukommt. Sie ist das, was er bei all seiner Arbeit und Mühe positiv hat – nicht als bleibenden «Gewinn» (vgl. 2,11), wohl aber als etwas, was man im Moment geniessen kann.
Erst in 5,18 spricht Kohelet aus, dass es Gott ist, der dem Menschen diesen «Teil» gibt. Die (Möglichkeit zur) Lebensfreude ist ein «Geschenk Gottes» (vgl. 3,13; mit negativer Beurteilung des Königs ähnlich 2,24). Interessanterweise erwähnt Kohelet dabei nicht nur das «Essen» und das «sich Freuen» (vgl. 3,22), sondern auch «Reichtum» und «Vermögen» – und zwar als das, «wovon» man essen und so seinen Teil davontragen und sich freuen kann. Spätestens hier ist klar, dass Kohelet Reichtum durchaus nicht nur negativ sieht (vgl. andeutungsweise bereits in 5,9–10). Wichtig ist, dass man das Leben geniesst – sei es mit viel «Vermögen» (vgl. 5,18) oder mit nur wenig (vgl. 5,9.17). Während er in 4,8 und 5,12–14 beklagte, dass jemand Reichtum hat, diesen aber nicht geniesst, spricht er hier positiv von der Möglichkeit, dass man von seinen Reichtum Gebrauch macht (von ihm «isst») und sich so des Lebens freut. Da Kohelet die (Möglichkeit zur) Lebensfreude als Geschenk Gottes betrachtet, nennt er Gott hier auch als denjenigen, der dem Menschen Reichtum gibt. Entscheidend ist dabei nicht der Reichtum selbst, sondern dass Gott einem «gestattet», diesen zu nutzen. Wie im folgenden Abschnitt, in dem er den Fall durchspielt, dass Gott jemandem nicht erlaubt, seinen Reichtum zu nutzen, macht Kohelet auch in diesem Vers Gott dafür verantwortlich, ob jemand seinen Reichtum positiv nutzt oder nicht (s. u. zu 6,2).
In 5,19 schliesslich nennt Kohelet als weiteren Aspekt des «Guten», dass man nicht zu oft an die «Frist seines Lebens» denkt, weil Gott einem das Herz «erfreut» (bzw. «mit Freude beschäftigt», wie die Hebräische Wendung wohl wörtlich zu übersetzen ist). Die Nennung der «Frist seines Lebens» erinnert dabei wieder an die Begrenztheit menschlichen Lebens (vgl. 5,17). Nach 7,2 und 9,5 erachtet Kohelet das Wissen um die eigene Sterblichkeit allerdings nicht (nur) als etwas Negatives. Von daher geht es ihm hier vielleicht mehr um ein zu intensives Nachdenken über die «Frist» bzw. die «Tage» (wie es im Hebräischen wörtlich heisst), die einem zu Lebzeiten gegeben sind. Sein Fallbeispiel von 5,12–14 hat ja gezeigt, dass zu viel Sorge um die Zukunft das «Unglück» erst herbeiführen kann. Kohelet argumentiert dabei wohl kaum grundsätzlich gegen vorausdenkendes Planen (vgl. 11,2; dazu weiter Sir 11,24–25; 18,25). Wohl aber geht es ihm darum, dass man ob der Frage, was die Zukunft bringen wird, nicht verrückt werden soll. Darüber kann man sowieso nichts wissen (vgl. 3,21–22; 11,6 u. ö.). Dass man sich nicht immer nur «freuen» kann, sondern manchmal auch an den Tod und die dunklen Tage «denkt», weiss Kohelet und hat offenbar auch nichts dagegen (vgl. 9,5; 11,8). Wer sich aber zu stark mit entsprechenden Fragen beschäftigt, kommt entweder nicht mehr zum Arbeiten (vgl. 11,4) oder wird depressiv (vgl. 2,23). Besser ist es demgegenüber, die von Gott ermöglichte Freude zu geniessen (und sich dem «Tag des Unglücks» dann zu stellen, wenn er kommt; vgl. 7,14).

Schellenberg 2013 – Zürcher Bibelkommentare

unser Gesprächsthema ist …

Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen; nicht in Redeweisheit, auf daß nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht werde.
Elberfelder 1871 – 1.Kor 1,17

Christus hat mich ja nicht zum Taufen ausgesandt, sondern zur Verkündigung des Evangeliums.
     Die Botschaft darf ich aber nicht mit kunstfertigen Worten menschlicher Weisheit weitergeben, denn sonst verliert das Kreuz des Christus seinen Inhalt.
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – 1.Korinther 1,17

Ich hab von Jesus Christus nicht die Order bekommen, Leute zu taufen. Von mir möchte er vor allem, dass ich über die Nachricht rede, dass man sein Leben mit Gott wieder in Ordnung bringen kann. Allerdings nicht mit supergelehrten Worten, so dass alle vor mir einen Riesenrespekt haben, denn es kommt nicht auf mich an, sondern auf Jesus.
VolxBibel – 1.Kor. 1:17

Mehr als zwei Drittel der Deutschen (69 Prozent) wünschen sich, dass sich die Kirchen aus politischen Debatten heraushalten. 17 Prozent sind nicht dieser Ansicht. Das ergab eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts INSA-Consulere (Erfurt) im Auftrag der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA.

idea

Aber worüber dann reden? Was machen Christen dann auf FB, Twitter und Co?

Was machte denn Paulus – als ein großes Vorbild? Er – der persönlich von Jesus berufen wurde, aktiv zu werden! Paulus ist da deutlich! Noch nicht einmal das Taufen von Menschen war ihm als Auftrag gegeben worden! Auch nicht der Hinweis auf Verfolgung, auf Tierwohl oder andere ablenkenden Themen! Paulus hatte nur ein Thema: sein Leben drehte sich jetzt immer um Jesus! Und er redete über Jesus!

Deshalb erwarte ich auch von christlichen Zeitschriften, dass diese sich um Jehovah und die Bibel drehen – vielleicht noch um die Schöpfung – aber nicht um UBahn, Sport, und andere menschliche Machenschaften!

„Treue ist nicht auf Anerkennung und Gegenliebe angewiesen“

Das Wort ist gewiß; (O. zuverlässig, treu) denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen, so wird auch er uns verleugnen; wenn wir untreu sind, er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.
Elberfelder 1871 – 2 Tim 2,11–13

Eins steht nämlich fest: Wenn unser altes Leben durch Jesus mal abgestorben ist, werden wir auch mit ihm in ein neues Leben durchstarten.
Ertragen wir die Probleme hier auf der Erde mit ihm, werden wir später mal mit ihm zusammen das Sagen haben. Wenn wir aber so tun, als würden wir ihn nicht kennen, dann wird er uns irgendwann auch mal nicht mehr kennen.
Aber selbst wenn wir ihm mal nicht treu sind, bleibt er uns doch immer treu. Das ist eben der unverwechselbare Style Gottes, so ist er einfach drauf! Auf Gott kann man sich immer hundertprozentig verlassen.
VolxBibel – 2.Timotheus 2:11–13

2Tim 2,11 πιστός hier glaubwürdig, zuverlässig. συν-απ-ε-θάνομεν Aor. -απο-θνῄσκω161 mitsterben; erg. (mit) ihm (ἐκείνῳ [Christus], vgl. V. 12f), ebenso bei den flgd. σύν-Komposita; εἰ m. Ind. indefinit (auch V. 12f; A342). συ-ζήσομεν Fut. -ζάω20 mitleben. 2Tim 2,12 συμ-βασιλεύσομεν Fut. -βασιλεύω mitherrschen. ἀρνησόμεθα Fut. Med. ἀρνέομαι leugnen, bestreiten; verleugnen, sich lossagen von. κἀκεῖνος = καὶ ἐκεῖνος. ἀρνήσεται Fut. Med. 2Tim 2,13 ἀ-πιστέω ungläubig sein; hier untreu sein. πιστός V. 2. ἀρνήσασθαι Aor. Inf. Med.; ἀρνέομαι ἑαυτόν sich selbst verleugnen; hier sich selbst untreu werden (B 4).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Das Wesen Gottes ist zwar unveränderlich, doch sein Umgang mit den Menschen hängt von ihrer Reaktion auf ihn ab ( 2.Chr 15,2; Ps 18,25-27 ). Die Treue Gottes zu seinem Bund kann nicht dadurch aufgehoben werden, dass untreue Menschen den Bund brechen; diejenigen aber, die den Bund brechen, werden nicht gerettet (s. die Ausführungen zu Röm 3,3 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Einige Ausleger sind der Ansicht, dass die Verse 11–13 aus einem frühchristlichen Lied stammen. Ob das so ist oder nicht, sei dahingestellt. Sie stellen sicher einige feststehende Prinzipien dar, die das Verhältnis des Menschen zum Herrn Jesus Christus betreffen. Hiebert schreibt: »Die zentrale Wahrheit dieser Kernaussagen ist, dass Glauben an Christus den Gläubigen mit Christus in allem eins macht. Genauso sicher ist, dass Unglaube die Menschen von ihm trennt.« Dies ist das vierte »gewisse Wort« in den Paulusbriefen an Timotheus.
Hier wird das erste Prinzip angeführt: Wenn wir mit Christus »mitgestorben sind, werden wir auch mitleben«. Das gilt für jeden Gläubigen. Im geistlichen Sinne sind wir in dem Augenblick mit ihm »mitgestorben«, als wir auf ihn als unseren Heiland vertrauten. Wir wurden mit ihm begraben, und wir sind mit ihm aus den Toten auferstanden. Christus starb als unser Stellvertreter und nahm unseren Platz ein. Wir hätten für unsere Sünden sterben sollen, doch Christus starb an unserer Stelle. Gott hält uns für »mitgestorben«, und das bedeutet, dass wir auch mit ihm im Himmel »mitleben« werden.
Vielleicht kann man diesen Vers auch auf die Menschen anwenden, die als christliche Märtyrer sterben. Diejenigen, die ihm auf diese Weise in den Tod folgen, werden ihm auch gleichermaßen bei der Auferstehung folgen.
2,12 In gewissem Sinne gilt auch für alle Christen, dass sie »ausharren« und mit Christus »mitherrschen« werden. Wahrer Glaube zeichnet sich immer durch Beständigkeit aus, und in diesem Sinne harren alle Gläubigen aus.
Doch sollte man auch darauf hinweisen, dass nicht alle mit Christus im gleichen Ausmaß regieren werden. Wenn er wiederkommt, um über die Erde zu herrschen, dann werden seine Heiligen mit ihm wiederkehren und an dieser Herrschaft teilhaben. Doch das Ausmaß des Herrschens wird für jeden einzelnen durch seine Treue während des gegenwärtigen Lebens bestimmt.
Diejenigen, die Christus »verleugnen«, werden auch von ihm verleugnet werden. Hier geht es nicht um eine zeitweilige Leugnung des Heilandes, weil man vielleicht dazu gezwungen wird. Petrus verleugnete den Herrn z. B. in einer Drucksituation. Vielmehr geht es hier um eine anhaltende, gewohnheitsmäßige Leugnung. Diese Worte beschreiben einen Ungläubigen – einen, der nie zum Glauben an den Herrn Jesus gekommen ist. All diese Menschen werden eines Tages vom Herrn verleugnet werden, ganz gleich, wie fromm ihr Bekenntnis auch gewesen sein mag.
2,13 Dieser Vers beschreibt ebenfalls Ungläubige. Dinsdale Young erklärt: »Gott kann sich nicht selbst widersprechen. Es würde seiner Wesensart widersprechen, wenn er Gläubige und Ungläubige gleich behandeln würde. Das ist nicht der Fall. Wenn Menschen ›untreu‹ sind, so muss er seinem Charakter doch ›treu‹ bleiben und sie entsprechend behandeln.«
Diese Worte sollten nicht so ausgelegt werden, als würden sie lehren, Gottes Treue zeige sich darin, dass er diejenigen erhält, die nicht glauben. Das ist nicht der Fall. Wenn Menschen nicht glauben, so muss er seinem eigenen Charakter »treu« bleiben und sie entsprechend behandeln. Van Oosterzee sagt dazu: »Er steht zu seinen Drohungen ebenso wie zu seinen Verheißungen.«

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Entspricht Gottes Treue dieser Vorstellung?
Wir wollen nun einmal sehen, ob bei der Treue Gottes diese Kriterien wiederzufinden sind.
• Treue bezüglich einer anderen Person: Wir haben schon in der Einleitung gesehen, dass Jakob Gott für seine Treue ihm gegenüber preist.
• Treue bezüglich eines Kollektivs: Durch Jesaja lässt Er seinem Volk sagen: „… ich werde ihnen ihre Belohnung in Treue geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen“ (Jes 61,8).
• Treue bezüglich einer Sache: „Er wird den Erdkreis richten in Gerechtigkeit und die Völker in seiner Treue“ (Ps 96,13). Gott wird das Gericht in Treue ausüben.
• Treue ist nicht auf Anerkennung angewiesen: „Wenn wir untreu sind − er bleibt treu“ (2 Timotheus 2,13).
• Treue ist auf lange Dauer und Konstanz angelegt: „Denn gut ist der Herr; seine Güte währt ewig, und seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps 100,5).
• Treue bezüglich der eigenen Grundsätze: Wir lesen nur die schon angeführte Stelle in 2 Timotheus 2,13 zu Ende: „Er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“.
Tatsächlich erfüllt Gott alles, was der Mensch unter Treue versteht. Aber Er allein weiß, was Treue im tiefsten Sinn ist. Eine solche Fülle und Vollkommenheit an Treue wie bei Gott ist bei keinem Menschen zu finden.

Bleib in mir 2021