Monat: Oktober 2021

Wer regiert?

Elohim steigt unter Jauchzen empor, (Gott ist gleichsam von seinem himmlischen Thron herabgestiegen, um für sein Volk zu streiten. Jetzt, nach erfochtenem Sieg, kehrt er unter dem Jauchzen seines Volkes wieder in den Himmel zurück. Dieser V.6b ist die Ursache, daß Ps. 47 der Himmelfahrtspsalm der Kirche geworden ist. Denn hat nicht auch Christus durch seine Auffahrt den himmlischen Königsthron bestiegen, als er durch seinen Tod die Macht der Finsternis gebrochen hatte?) / Jahwe beim Klange des Widderhorns. (Das Schofar oder Widderhorn sollte u.a. beim Beginn des Jobeljahres geblasen werden (3Mos 25:8-19): auch Christus bringt den Seinen das große Jahr der Befreiung.)
Ludwig Albrecht – Psalm 47,6

Gott ist emporgestiegen unter Jauchzen, Jehova unter Posaunenschall.
Elberfelder 1871 – Ps 47,6

Unter dem Jubel seines Volkes ist Gott wieder in den Himmel emporgestiegene,
der Schall der Posaunen begleitet ihn, den HERRN.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Ps 47:6

Dem Messias, der als Kriegsmann gekommen war, um seine Feinde zu unterwerfen, wurde nun zugejubelt, weil er unter dem Jauchzen seines Volkes seinen Thron in Jerusalem bestiegen hatte und unter Trompetenklang seinen überwältigenden Sieg verkündete.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Aber die Erkenntnis der Weltherrschaft, die sich durch die Epochen der Geschichte hindurch immer mehr ausweitet, bis sie am Tage des sichtbaren Wiederkommens Christi vollendet wird, bedarf dazu des menschlichen Echos, welches das Lob der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde ist. Indem Jauchzen und Posaunenschall sich erheben und den Ort der versammelten Gemeinde erfüllen, wird Gottes Weltherrschaft erfahrbar und Realität. Das meint die Wendung: Gott ist emporgestiegen.

Wuppertaler Studienbibel

Gott fähret auf mit Jauchzen usw. Das ist eine Anspielung auf einen alten Gesetzesbrauch. Bei den heiligen Festen wurde mit Posaunen geblasen. Wie durch den Schall der Posaune ein König bei seinem prächtigen Einzug um die Verehrung seines Volkes warb, so wurde dadurch die Festversammlung aufgefordert, in den begeisterten Lobpreis der göttlichen Macht auszubrechen. Indes weist der Prophet mit diesem vorbildlichen Brauch ohne Zweifel auf eine andere Auffahrt hin, nämlich auf die Auffahrt Christi, da er über alle Himmel sich erhoben, die Herrschaft über die ganze Welt erlangt und mit himmlischer Kraft allen Stolz und Hochmut gebeugt hat. Sehr bemerkenswert ist, dass der Gottesname „Jehovah“, oder wie wir ihn wiederzugeben pflegen: „Herr “, auf die Bundeslade übertragen wird. Wenn darin auch das Wesen oder die Majestät Gottes nicht eingeschlossen oder seine Kraft festgebunden war, so war sie doch auch kein leeres Symbol der göttlichen Gegenwart. Denn wie Gott verheißen hatte, inmitten des Volkes zu wohnen, so lange es nach dem Gesetz ihm diente, so bewies er auch in der Tat, dass er wahrhaft unter ihnen war und nicht vergeblich angerufen wurde. Noch mehr aber gilt das von der Offenbarung der Herrlichkeit, die zuletzt in Christi Person erstrahlte. Alles in allem: wenn die Hörner nach der Vorschrift des Gesetzes bei den Juden geblasen wurden, so war dies nicht ein leerer Schall, der bloß die Luft erfüllte; denn Gott, der in der Bundeslade ein Pfand und Wahrzeichen seiner Gegenwart gegeben hatte, war wahrhaftig in jener Versammlung zugegen. Das gibt dem Propheten Anlass, die Gläubigen zu ermahnen

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Psalm 47 ist ein hervorragendes Zeugnis für diese Sichtweise. Hier wird das Thema der Himmelfahrt Jahwes angekündigt: Gott (Jahwe) ist unter Jubelrufen und mit dem Klang des Schofars (der Trompete) „aufgefahren“ (aufgefahren):

Anderson – Kurse der alttestamentlichen Theologie
       Gott ist mit einem Jubelruf aufgestiegen,
         der Herr [Jahwe] mit dem Schall der Trompete.
       Singt Gott ein Loblied, singt Loblieder;
         lobt unseren König, lobt ihn.
                       -Ps. 47:5-6

Da jedoch der irdische Tempel als Gegenstück zum himmlischen betrachtet wurde, symbolisierte das Drama nach dem Prinzip der Beziehung zwischen Makrokosmos und Mikrokosmos Jahwes Aufstieg zum himmlischen Thron.11 So regiert „der große König“ (47:2) nicht nur in Zion, wo Lobeshymnen gesungen werden, sondern über die ganze Erde.

Anderson – Kurse der alttestamentlichen Theologie

Verliebt in den Christus??

welchen ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebet; an welchen glaubend, obgleich ihr ihn jetzt nicht sehet, ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlocket, indem ihr das Ende eures Glaubens, die Errettung der Seelen, (Eig Seelen-Errettung, im Gegensatz zu leiblichen und zeitlichen Befreiungen) davontraget;
Elberfelder 1871 – 1 Petr 1,8–9

 Ihn liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. An ihn glaubt ihr, obwohl ihr ihn auch jetzt noch nicht seht, und jubelt in unaussprechlicher und ungetrübter Freude. So erreicht ihr das Ziel eures Glaubens: das Heil eurer Seele.
Zürcher Bibel 2007 – 1.Petr.1,8–9

Bisher habt ihr Jesus nicht mit eigenen Augen gesehen, und trotzdem liebt ihr ihn; ihr vertraut ihm, auch wenn ihr ihn vorläufig noch nicht sehen könnt. Daher erfüllt euch ´ schon jetzt eine überwältigende, jubelnde Freude, eine Freude, die die künftige Herrlichkeit widerspiegelt;denn ´ihr wisst, dass ihr das Ziel eures Glaubens erreichen werdet – eure endgültige Rettung.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Petrus 1,8–9

Leider konntet ihr Jesus ja nicht mehr live erleben. Trotzdem seid ihr verknallt in ihn, ihr vertraut Jesus und glaubt ihm, obwohl ihr ihn nicht mit euren eigenen Augen sehen könnt. Ihr werdet aber total abgehen, wenn ihr endlich am Ziel angekommen seid. Das bedeutet nämlich, für immer in Sicherheit zu sein, gerettet durch Gott.
VolxBibel – 1.Petrus 1:8–9

Prüfungen konnten auch Freude statt Leid bedeuten, da die Leser ja das Ziel und den Zweck ihrer Heimsuchung kannten: Wenn sie bis zum Ende standhaft blieben, erwartete sie die endgültige Erlösung, wie es der traditionellen jüdischen Lehre entsprach. Im Gegensatz zu den im Jakobusbrief angesprochenen Prüfungen bestand die Prüfung, von der im 1. Petrusbrief die Rede ist, vor allem in der Verfolgung.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Petrus erörtert nun unser gegenwärtiges Heil, an dem wir uns erfreuen – an Christus, den wir im Glauben angenommen haben. Obwohl wir ihn nie mit unseren Augen »gesehen« haben, »lieben« wir ihn doch.2 »Obgleich« wir »ihn jetzt nicht« sehen, glauben wir trotzdem an ihn. So wird uns die Glückseligkeit geschenkt, die der Herr Jesus gegenüber Thomas erwähnt: »Glückselig sind, die nicht gesehen und doch geglaubt haben!« (Joh 20,29).
William Lincoln schreibt:
Die Menschen reden von Liebe, doch das echte Anzeichen der Liebe zu Gott und Christus ist es, wenn sie in der Versuchung sagt: »Ich will, dass Gott mir weiterhin wohlwollend und freundlich zugewandt bleibt, Deshalb möchte ich lieber leiden, als ihn zu betrüben«. Die Liebe begnügt sich mit Brotkrumen und damit, dass sich Gottes freundliches Angesicht über uns erhebt. Sie verzichtet darauf, eine bessere Position und Beliebtheit in der Welt ohne diese freundliche Angesicht zu erlangen. Solche Prüfungen müssen über alle wahren Kinder Gottes kommen, denn sie trennen die Spreu vom Weizen. Das Gold kommt geprüft aus dem Feuer und ist von seinen Verunreinigungen befreit.3
Wenn wir an Jesus glauben, freuen wir uns »mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude«. Durch den Glauben mit ihm verbunden zu sein, bedeutet, dass wir ununterbrochenen und ewigen Kontakt mit der Quelle aller reinen »Freude« haben. Die Freude des Christen hängt nicht von irdischen Umständen ab, sondern vom auferstandenen, erhöhten Christus zur Rechten Gottes. Es ist genauso schwer, einen Heiligen seiner Freude zu berauben, wie Christus von seinem Ehrenplatz zu stürzen. Die beiden gehören zusammen.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Solcher Glaube ist wirklich ein Wunder, ein Wunder, das Gott in der Wiedergeburt allein wirken kann. Denn die Liebe der Christen gilt Jesus Christus, den sie doch nie mit ihren leiblichen Augen gesehen haben. »Ihr habt ihn nicht gesehen«: Das verweist auf den irdischen Jesus. Es ist schon ein großes Vorrecht der Apostel – deshalb sind sie auch einmalig -, dass sie den Herrn sehen durften, dass sie ihn drei Jahre lang täglich begleiten und mit ihren Augen sehen konnten, was er an Wundern und Zeichen vollbrachte. Deshalb schreibt Johannes: »Was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unsern Augen, was wir betrachtet haben und unsere Hände betastet haben, vom Wort des Lebens…« (1 Joh 1,1). Das ist der Vorzug der Apostel. (Trotzdem musste auch ein Petrus erst zur Liebe zum Herrn erweckt werden.)

Umso größer das Wunder: Wir Späteren haben den irdischen Jesus nicht gesehen, aber wir lieben ihn. Das ist ganz allein die Frucht des Geistes (vgl. Gal 5,22). Er wirkt im Glaubenden die Liebe, die nicht sieht und doch vertraut. Wer solche Liebe hat, der erlebt aber auch die bergende Gegenwart des lebendigen Christus in seinem Wort, im Gebet, in der Gemeinschaft der Mitglaubenden (vgl. Apg 2,42) und ganz gewiss in der täglichen Erfahrung seiner Kraft und Hilfe. Jetzt leben wir »im Glauben und nicht im Schauen« (2 Kor 5,7), selig gepriesen vom Herrn: »Selig sind, die nicht schauen und doch glauben« (Joh 20,29).

Doch der Ausdruck »jetzt nicht sehend« (so griechisch kürzer das »obwohl ihr ihn nicht seht«) beschreibt auch die immer wieder auftretende Anfechtung, dass wir als Christen oft nichts »Vorzeigbares« in der Hand haben. Die Wunder und Krafterweise Jesu Christi sind nicht zur öffentlichen Demonstration zu missbrauchen, und auch Christen leben mit vielerlei Krankheiten, oft in Nöten und im Unglück, ohne dass die Kraft ihres Herrn anderen oder auch uns selbst unbezweifelbar wird. Doch das ist eben »Glauben«, vom Geist Gottes gewirktes kindliches Vertrauen: Mein Herr liebt mich; er meint es gut mit mir, und er wird mein Leben zur Herrlichkeit vollenden.

Aus solcher Liebe und diesem vertrauenden Glauben wächst der Jubel, die überfließende Freude. Luther übersetzt futurisch »ihr werdet euch freuen«; im Griechischen aber steht »jubelt ihr«. Gewiss ist dieser Jubel vollkommen erst in der Ewigkeit, aber der freudige, jubelnde Dank durchstrahlt schon jetzt den Glaubenden (vgl. Lk 1,47; 10,20; Joh 16,22; 2 Kor 13,11; Phil 4,4 ; auch Lk 2,10; 24,52; Joh 15,11; 16,22; Apg 13,52; Röm 14,17; 15,13; Gal 5,22; Kol 1,12). Es ist die durch den Geist Gottes gewirkte Freude im Herrn, am Herrn und – hier überstrahlt das Futur – auf den Herrn. Dieser Jubel ist »unaussprechlich«, er kann in menschlichen Worten nur unzureichend ausgedrückt werden. Darum ist die christliche Gemeinde immer eine singende Gemeinde, und auch die vollendete Gemeinde im Himmel ist eine singende Schar (vgl. 2 Mo 15,1; Ri 5,1; Ps 21,14; 33,3; 42,9; 57,8; 65,14; 68,5; 89,2; Jes 30,29; Röm 15,9; Eph 5,19; Kol 3,16; Offb 5,9; 14,3; 15,3). Diese Freude der Christen ist »herrlich«, geprägt von der Herrlichkeit des Christus, jetzt in der Verborgenheit und dann im Strahlglanz des wiederkommenden Herrn.

Inhalt dieses Jubels ist die »Rettung der Seelen«. Dieses »Ziel« werden die Glaubenden durch Gottes durchhaltende Treue »erlangen«. Das griechische Wort beschreibt inhaltlich genauer und kann mit »durch viel Mühe erlangen« wiedergegeben werden. Gemeint sind eben die Anfechtungen, der ganze Einsatz und das wollende Streben der Christen. Das soll keine selbstgeschaffene Werkgerechtigkeit bedeuten, denn beides, den Einsatz und das Streben, wirkt der Geist Gottes (vgl. Phil 2,12f.).

Das »Ziel«, das Ende, die Vollendung des Glaubens ist »der Seelen Seligkeit«, die »Rettung« (vgl. zu V. 5) der »Seelen«. »Seele« ist gewiss nicht im griechisch -philosophischen Sinn zu verstehen als das Eigentliche des Menschen, als der göttliche Funke, für den der Leib nur Gefängnis ist. Gottes Heil ist leibhaft: Wir warten auf des »Leibes Erlösung« (Röm 8,23) und auf den himmlischen Leib (vgl. 1 Kor 15,44f.). »Seele« meint hier »Person«, also das, was der Mensch ist. Durch diesen betonten Gebrauch des Begriffs »Seele« wehrt Petrus aber dem Missverständnis, als würde die Rettung immer auch Rettung vor dem Martyrium, der Lebenshingabe beinhalten. So wie Jesus sagt: »Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können.« Auch im äußeren Zerbrechen und Vergehen unseres Leibes sind wir doch bei und vor Gott da und werden bei der Auferstehung der Toten vollendet mit dem Leib der Herrlichkeit (vgl. Mt 5,29; Röm 8,11; 1 Kor 15,46; Phil 3,21).

Gerhardt Maier – Edition C

In Vers 8 spricht Petrus das Objekt des Glaubens an – den Messias. Er erinnert seine Leser daran, dass sie jüdische Gläubige an Jesus in zweiter Generation sind: Sie lieben Jesus, obwohl sie ihn in der Vergangenheit nicht gesehen haben. Obwohl sie nie einen persönlichen Kontakt mit Jesus erlebt haben, entsteht ihr Glaube an ihn als Ergebnis der apostolischen Predigt. Sie haben Jesus nie gesehen; dennoch glauben sie und jubeln über ihn mit unaussprechlicher Freude. Das griechische Wort für diese Freude wird nur in diesem Vers gebraucht. Diese Freude ist verherrlicht, obwohl sie nicht mit menschlichen Worten auszudrücken ist. Es ist eine Freude, die von der Herrlichkeit inspiriert wird, die noch kommt.

In Vers 9 spricht Petrus das Ziel des Glaubens an – die Errettung. Das griechische Wort bedeutet sowohl »Ende« als auch »Ziel«; in diesem Kontext bezieht es sich auf die Rettung der Seele. Petrus verweist wieder auf den zukünftigen Aspekt, obwohl sich die Gläubigen in ihrer gegenwärtigen Erfahrung der Freude ja schon am zukünftigen Aspekt erfreuen und ihn wertschätzen.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe und Judas

Nein, es ist keine Theorie, sondern wahre Christen sprechen über eine lebende Person – die diese noch nie wirklich gesehen haben – aber lieben gelernt haben! Und wer ist wie Jesus Christus?

Bin ich IHM egal?

Gerade weil du ihm eben nicht egal bist, nimmt er dich auch hart ran; weil er dich wie sein Kind liebt, zeigt er dir, wo es längsgeht.“
VolxBibel – Hebr 12:6

denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er geißelt aber jeden Sohn, den er aufnimmt“. (Spr 3,11-12)
Elberfelder 1871 – Hebr 12,6

denn darin zeigt sich seine Liebe. Wie ein Vater seinen Sohn erzieht, den er liebt, so erzieht der Herr jeden mit Strenge, den er als sein Kind annimmt.«
Hoffnung für Alle – Hebräer 12:6

Denn wen der Herr liebt,
den erzieht er mit ´der nötigen` Strenge;
jeden, den er als seinen Sohn annimmt,
lässt er auch seine strafende Hand spüren.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 12,6

Die Hand des Herrn liegt auf den Menschen, sie sollen zum Nachdenken kommen. Er will nicht, dass „irgendwelche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen“ (2 Petrus 3,9).
Aber auch den Kindern Gottes dienen Krisenzeiten zu ihrer Erziehung, denn „wen der Herr liebt, den züchtigt [oder erzieht] er“ (Heb 12,6). Ob Er etwas in unserem Leben korrigieren möchte? Lassen wir uns den Spiegel seines Wortes vorhalten mit dem Wunsch: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!“ (Ps 139, 23.24).
In jedem Fall ist es dem Herrn wohlgefällig, wenn wir uns „unter seine mächtige Hand demütigen“ (1 Petrus 5,6).
Jemand hat gesagt: Widrige Umstände sollen eine Brücke sein, um uns näher zum Herrn Jesus zu bringen!

Bleib in mir 2021

Das vorliegende Zitat stammt aus Spr 3,11-12 , hat jedoch viele biblische (z. B. 5.Mose 8,5; Ps 94,12 ) und außerbiblische (z.B. Psalmen Salomos 3,4; 7,3; 8,26; 10,1-3; 13,9-10; 14,1-2; 18,4) Parallelen; Philo und einige Rabbinen gebrauchten es in ähnlichem Zusammenhang. Im Kontext der jüdischen Weisheitsliteratur war die Züchtigung ein Zeichen der Liebe eines Vaters zu seinen Kindern, ein Beweis dafür, wie viel ihm daran lag, dass sie auf dem rechten Weg blieben; nach jüdischer Auffassung reinigte Gott seine sündigen Kinder durch Leiden, die als Sühne verstanden wurden und zur Buße führen sollten. Der Verfasser des Hebräerbriefes würde zwar bestreiten, dass die Leiden eines Menschen seine Sünde sühnen können – das können nur die Leiden des Fleisch gewordenen Gottes ( 7,25-28 ; vgl. Ps 49,8-10 ) -, doch er hätte zweifellos der Ansicht zugestimmt, dass die Leiden einen Menschen zur Buße bewegen und zu einer tieferen Beziehung zu Gott führen können ( Ps 119,67.71.75 ). In der griechischen Welt war der Begriff, der hier mit »züchtigen« übersetzt ist, der eigentliche Begriff für »Erziehung« (die in der Regel die körperliche Züchtigung beinhaltete), deshalb bot sich seine Übertragung auf den Bereich der moralischen Unterweisung an. Auch bei manchen Philosophen, wie z.B. bei Seneca , findet man das Bild eines Gottes, der seine Kinder zu ihrem eigenen Besten züchtigt, und auch im Judentum war diese Vorstellung bekannt.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Hier lernst du Folgendes: Gott gebraucht die Prüfungen, in die du wegen deiner Treue kommst, um dich zu züchtigen. Bei Züchtigung denkst du vielleicht schnell, dass da etwas nicht in Ordnung ist und dass darum eine Zurechtweisung oder Züchtigung stattfinden muss. Das kann schon mal so sein, aber das ist nicht immer so. Hier ist die Züchtigung nicht korrektiv (sie will dich also nicht bessern oder zurechtweisen), sondern präventiv (vorbeugend), um ein Abweichen zu verhindern. Die Züchtigung hier dient der Erziehung und hat das Ziel, dass der Gläubige dem Herrn Jesus ähnlicher wird. Gott will, dass du seiner Heiligkeit teilhaftig wirst (V. 10). Bei dem Herrn Jesus war diese Züchtigung nicht nötig. Er hatte immer an der Heiligkeit Gottes teil, weil Er selbst der heilige Gott war.
So wie du im Blick auf den Glaubensweg dein Auge auf den Herrn Jesus richtest, so wird dein Auge bei der Züchtigung auf den Vater gerichtet. Er gebraucht zur Züchtigung keine Peitsche, sondern das Winzermesser (Joh 15,1.2). Er züchtigt uns (siehe Hiob), aber Er tut das als ein liebender Vater. Es gibt große Ruhe, wenn man bedenkt, dass das, was einem begegnet, nicht von Menschen kommt, sondern aus der Hand eines liebenden Vaters. Das will der Schreiber den Hebräern sagen. Er will ihnen bewusst machen, dass sie als „Söhne“ angeredet werden. Auch in Kapitel 2 werden sie als Söhne angeredet, die auf dem Weg zur Herrlichkeit sind (V. 10). Züchtigung oder Erziehung ist der Beweis dafür, dass man ein Sohn ist.

Ger de Koning – Der Brief an die Hebräer

Wie auch sonst bezieht sich der Verfasser des Hebräerbriefes hier auf das Wort Gottes als eine lebendige Aussage für die Gegenwart seiner Leser. Diese haben aber »den Trost« der Schrift vergessen. So ist es offenbar ihrem Gedächtnis entschwunden, dass Gott in Sprüche 3,11.12 (nach LXX angeführt) sie als seine Kinder anspricht: »Mein Sohn, achte nicht gering die Erziehung des Herrn und verzage nicht, wenn du von ihm gestraft wirst.« Wo wird ein Kind sich selbst überlassen? So hat Gott ein großes Interesse daran, dass seine Kinder erzogen werden. In der Schule Gottes kommen sowohl »Erziehung« als auch »Strafe« vor. Dergleichen darf aber nicht als Zeichen des Missfallens Gottes beurteilt werden, im Gegenteil. »Die Erziehung des Herrn« ist Ausdruck seiner Liebe. »Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt.« Deshalb sollen die Leser sich auch hüten, solche Züchtigung »gering zu achten«, wie sie auch nicht darüber »verzagen« müssen; denn die Züchtigung des Herrn verdeckt seine Liebe. So lässt sich ihr Leiden gerade als eine Bestätigung der Gotteskindschaft verstehen. Zugleich wird auch bestätigt, dass der Verfasser darauf zielt, seine Leser zu trösten und zu ermutigen (vgl. Heb 13,22).
Das griech. Wort für »Erziehung« (paideia) meint einfach die Erziehung eines Kindes (pais). Solche Erziehung muss manchmal auch schmerzhafte Maßnahmen einbeziehen.
Die Bibel hat viele Beispiele dafür, dass das Volk Gottes sowie einzelne Gläubige durch Leiden gezüchtigt worden sind. Wenn der Herr in der Wüste sein Volk demütigt, dann deshalb, dass es erkennt: »Der Herr, dein Gott, hat dich erzogen, wie ein Mann seinen Sohn erzieht« (5Mose 8,5). Zu der Verheißung Gottes an den Spross Davids zählen auch die Worte: »Wenn er sündigt, will ich ihn mit Menschenruten und mit menschlichen Schlägen strafen« (2Sam 7,14). Ergreifend sind vor allem die Worte des schwer geprüften Gottesmannes Hiob: »Siehe, selig ist der Mensch, den Gott zurechtweist; darum widersetze dich der Zucht des Allmächtigen nicht. Denn er verletzt und verbindet; er zerschlägt, und seine Hand heilt« (Hiob 5,17ff.) Dieses Zeugnis setzt sich im NT fort. »Wenn wir aber von dem Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht samt der Welt verdammt werden« (1Kor 11,32). Es ist eben besser, gibt uns der Apostel Paulus zu erkennen, dass Gott uns in der jetzigen Zeit tadelt, als dass er uns im Endgericht verurteilen soll. Also lehnen wir als Kinder Gottes seine Züchtigung nicht ab! Sie zielt ja darauf, dass wir Buße tun, auf dass wir auch gerettet werden. »Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!« (Offb 3,19).

Gerhardt Maier – Edition C

Der Hauptgedanke des Autors lautet: Der Zweck des Leidens besteht darin, dass die Kinder Gottes zur Reife finden. Und er macht genaue Angaben darüber, wie dieses Ziel zu erreichen ist. Er beginnt in Vers 5.6 und spricht gegen die Vergesslichkeit. Das Problem ist, dass sie die Ermahnung vergessen haben, die zu ihnen als zu Söhnen spricht. Er bekräftigt, dass sie sie vergessen haben. Das Wort bedeutet gering geachtet. Er erinnert sie daran, dass sie Söhne Gottes sind, und zeigt ihnen, dass Züchtigung auf einem Vater-Sohn-Verhältnis beruht. Die Tatsache, dass er sie Söhne nennt, zeigt, dass sie Gläubige sind, andernfalls wären sie keine Söhne Gottes. Doch weil sie Gottes Söhne sind, werden sie Züchtigung erleiden. Das gehört zu einem natürlichen Vater-Sohn-Verhältnis.
Dann zitiert er Sprüche 3,11.12, um zwei Dinge zu beweisen: 1. Der Schreiber weist nach, dass Gott denjenigen züchtigt, den er liebt, und dass 2. die Züchtigung ein Zeichen der Sohnschaft ist. Sie haben aus den Sprüchen zwei Lektionen zu lernen. Die erste Lektion lautet: Sie dürfen die Züchtigung nicht gering schätzen, sodass sie sie vergessen und keine Lehre daraus ziehen. Die zweite Lektion, die sie lernen müssen, lautet: Sie sollten wegen der Züchtigung, die sie von Gott erhalten, nicht ermatten – im Sinne von aufgeben oder zusammenbrechen. Strafe ist die Vergeltung für das Böse, und für die Gläubigen wurde die Strafe bereits durch den Messias am Kreuz verbüßt. Züchtigung hingegen ist moralisches Training, um den Sohn nach der Vorstellung des Vaters zu formen. Für Gläubige wird es verschiedene Grade der Züchtigung geben, nicht in der Art, jedoch aber in der Intensität. Die Entwicklung der Züchtigung gestaltet sich vom geringeren zum höheren Grad und die Abfolge lautet: Schwachheit, Krankheit und schließlich der Tod (1Kor 11,30).

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

„Liebe Geschwister / Brüder“?

der Versammlung Gottes, die in Korinth ist, den Geheiligten in Christo Jesu, den berufenen Heiligen, samt allen, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, sowohl ihres als unseres Herrn
Elberfelder 1871 – 1 Kor. 1,2

an die Gemeinde Gottes in Korinth, an alle, die durch die Verbindung mit Jesus Christus für Gott ausgesondert und zu seinem heiligen Volk berufend sind. Darüber hinaus gilt unser Brief allen, die sich zu Jesus Christus, unserem gemeinsamen Herrn, bekennen und seinen Namen anrufen, wo sie auch sind.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1.Kor. 1,2

Paulus, Apostel Jesu Christi, von Gott selbst berufen und beauftragt, an die Gemeinde Gottes in Korinth. Zusammen mit dem Bruder Sosthenes grüße ich euch, die ihr durch Jesus Christus Gottes Eigentum geworden seid. Gott hat euch berufen, und ihr gehört zu seinem heiligen Volk, genauso wie an jedem anderen Ort alle dazugehörena, die den Namen Jesu Christi im Gebet anrufen, den Namen ihres und unseres Herrn.
– wörtlich:
Paulus, berufener Apostel Christi Jesu durch Gottes Willen, und der Bruder Sosthenes 2 an die Gemeinde Gottes, die in Korinth ist, die Geheiligten in/durch Christus Jesus, die berufenen Heiligen, mit allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen, ihres und unseres ´Herrn. – Nach anderer Auffassung bezieht sich ihres und unseres auf Ort, sodass zu übersetzen wäre: … anrufen, ob bei euch ´in der Provinz Achaia oder bei uns hier ´in Ephesus / in der Provinz Asien`.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 1:1–2

an die herausgerufene wesentliche Gottesgemeine in Korinth, ein für allemal Geheiligte in Dem Gesalbten Jesus, berufene Heilige, zusammen mit allen Anrufern des Namens unsres Kyrios Jesus, Des Gesalbten, an jeglichem Ort bei ihnen und bei uns:
Pfleiderer-Übersetzung – 1.Korinther 1:2

Die Heiligen« sind die »Ausgesonderten« ; »Geheiligt« bedeutet soviel wie »ausgesondert für Gott«. Diese Bezeichnung wurde im A.T. für Israel gebraucht, das Volk, das Gott, als er es erlöste, für sich selbst ausgesondert hatte, damit es – im Gegensatz zu den es umgebenden Völkern – ganz für ihn lebe.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

τῇ ἐκκλησίᾳ erg. ἐπιστέλλομεν schreiben, m. flgd. Dat. des Adressaten (A376a). οὔσῃ Ptz. Fem. εἰμί, attr. Κόρινθος ἡ Korinth, Stadt in der röm. Provinz Achaia. ἡγιασμένοις Pf. Ptz. Pass. ἁγιάζω91 heiligen; subst. ἐπι-καλουμένοις Ptz. Med. ἐπι-καλέω37 anrufen, herbeirufen; Med. (für sich) anrufen (B 2b); subst.; σὺν πᾶσιν τοῖς ἐπικαλουμένοις τὸ ὄνομα τοῦ κυρίου ἡμῶν erweitert die Adressatenangabe, also etwa: mit diesen zusammen an alle, die den Namen unseres Herrn anrufen. αὐτῶν καὶ ἡμῶν auf τόπος od. auf κύριος bezogen: bei ihnen und bei uns od. ihres wie auch unseres (Herrn).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Nach dem Absender wird nun der Empfänger dieses Briefes genannt: »Der Gemeinde Gottes zu Korinth.« Was wir von der christlichen Gemeinde in Korinth wissen (vgl. Einleitung), wissen wir eben aus den beiden Korintherbriefen und den knappen Angaben der Apostelgeschichte (vgl. Apg 18,1-8; 19,1). Historisch gesehen stehen wir also bei der Erhellung der damaligen Zeitumstände und Lage dieser Gemeinde in einem Kreis: Wir müssen die geschichtlichen Umstände aus den Briefen des Paulus erheben und sie doch zur Auslegung der Briefe schon zugrunde legen. Das kann nur in größter Zurückhaltung geschehen. Sicher ist der historische Hintergrund für das Verständnis der biblischen Texte unverzichtbar. Doch wird gerade heute in der Bibelauslegung das Historische oft weit überschätzt, ja zur bestimmenden Norm der Auslegung gemacht. Wer die Historie kennt, kennt noch nicht die Wahrheit, und das gilt ganz besonders für das Wort der Offenbarung Gottes, das die Bedingtheiten und Grenzen historischen Geschehens in Zeit und Raum überschreitet. Gott handelt ganz gewiss in der Historie, ebenso gewiss aber ist er nicht Teil der Geschichte; vielmehr: Gott erst setzt Geschichte. Historische Aussagen sind immer Wahrscheinlichkeitsangaben; mit letzter Genauigkeit lässt sich kein vergangenes Ereignis festhalten. Doch gilt: Ohne seine Geschichtlichkeit steht das biblische Wort in Gefahr, unverbindlich zu werden. Deshalb sehen wir die historische Erforschung der biblischen Texte als notwendig an, allerdings nicht als allein bestimmend für das Verständnis des Wortes. Gerade für die historische Gründung der biblischen Berichte gilt der Grundsatz: Nicht Tradition schafft Geschichte, sondern Geschichte schafft Tradition. Die biblischen Berichte stehen auf historisch sicherem Grund – so urteilen gerade heute Historiker, sogar streng orthodoxe Juden.

Wir lassen uns durch Apostelgeschichte und Korintherbriefe hineinnehmen in die historische christliche Gemeinde in der griechischen Hafenstadt Korinth, mit ihren Problemen, Kämpfen und Freuden, und wollen dem allem gewissenhaft nachgehen. Doch sehen wir mehr in diesen Briefen als historische Dokumente; wir hören hier das durch die Zeiten bis heute lebenschaffende, geistdurchhauchte göttliche Wort, ausgerichtet durch den inspirierten Apostel Paulus und geistmächtig auch heute unter uns. In diesem Brief begegnen wir so nicht nur der historischen Gemeinde in Korinth. Wir begegnen hier dem lebendigen Christus, der in seinem Wort unser Leben verwandelt und erneuert. Die Kategorie der Begegnung mit dem biblischen Zeugnis ist personal.

Paulus sagt eben dasselbe in seinen knappen Worten. Zwar ist er der Gründer der christlichen Gemeinde in Korinth; er nennt sich ihr »Vater« (1Kor 4,14ff.; vgl. Apg 18,1-17), doch redet er sie nicht als »seine« Gemeinde an. Historisch geht die christliche Gemeinde auf die Predigt des Paulus zurück; der geistgeleitete Blick aber sieht hinter das Historische: Die Gemeinde ist »Gemeinde Gottes zu Korinth« (wörtlich: »Gemeinde Gottes, die in Korinth ist«). Gott selbst hat sich in der Stadt Korinth Gemeinde erweckt. Er ist und war der Handelnde. Der Apostel war Werkzeug, aber damit Ausführender des göttlichen Willens. Hier ist die geistliche Tiefe der Gründung der christlichen Gemeinde in Korinth aufgedeckt, wo das Historische nur die Oberfläche sieht. Alles historische Geschehen ist erst recht erfasst mit dem Bekenntnis: Gott ist der Handelnde. Gott wirkt Geschichte, Gott allein setzt Geschichte. Mit dieser Kennzeichnung als »Gemeinde Gottes« ist die Gemeinde in Korinth aber auch jeder menschlichen Verfügung entnommen. Schon die wörtliche Bedeutung von Gemeinde« (nämlich: »Herausgerufene«) vermag vor dem Missverständnis zu bewahren, als ob Menschen in der christlichen Gemeinde das Sagen hätten. Christliche Gemeinde ist von ihrem Anfang her, von ihrem Fortgang bis zu ihrer Vollendung, ganz allein Gottes Handeln. »Gemeinde« ist die Schar der von Gott Gerufenen, die seinen Ruf beantwortet. Er allein baut, erhält und vollendet seine Gemeinde (vgl. Ps 74,2; Mt 16,18; Apg 2,47; 1Kor 12,28; Eph 1,22; 5,23-29; Kol 1,18-24).

»In Korinth«, in der sprichwörtlich lasterhaften, Götzen dienenden Hafenstadt (vgl. Einleitung), hat sich Gott Menschen gerufen und damit seiner Herrschaft Ausdruck verliehen. Die Gemeinde Gottes lebt nie im zurückgezogenen, stillen und ausgegrenzten Winkel, sondern inmitten der Welt. Gott greift den Satan an seinen stärksten Bastionen an und baut sein Reich auch und gerade dort, wo der Satan seine größten Triumphe der Verführung und Herrschaft zu feiern scheint (vgl. Offb 2,13). Gottes Gemeinde lebt in der Welt, ist aber nicht von der Welt (vgl. Ps 93,1; Mt 5,14; Joh 8,12.23; 15,19; 17,14-18; 18,36; Röm 12,2; 1Kor 5,10; Phil 2,15; 1Joh 2,15-17; 3,1-13; Jak 1,27; 4,4.8; auch 1Mose 20,1; 21,23-24; Apg 7,6; Eph 2,19; 1Petr 1,1; 2,11; Hebr 11,9-13). Das macht die Grußanrede des Apostels deutlich. Er nennt die Christen in Korinth »Geheiligte in Christus Jesus«. »Heilige« sind herausgerufen aus ihrem alten Sein. Sie sind abgesondert von der Welt und Gott selbst zugeordnet.

»Heilige« sind nicht sündlos (vgl. 1Joh 1,8-10), aber sie dienen nicht mehr der Sünde (vgl. Röm 5,20-21); »Heilige« können nicht auf einen Schatz selbstgeleisteter guter Werte verweisen; sie sind »in Christus Jesus« geheiligt, dessen Werk sie rettet. »Heilige«, das ist keine Oualitätsaussage zuerst, sondern vielmehr eine Beziehungsaussage. Damit ist der neue Herr benannt. »Heilige« sind die Christen in Korinth, weil sie dem Heiligen gehören (vgl. 2Mose 2Mose 15,11; 2Mose 19,6; 22,30; 3Mose 11,44-45; 5Mose 7,6; Jos 24,19; 1Sam 2,2; Ps 71,22; 99,5; Jes 6,3; 43,15; Mk 1,24; Apg 3,14; 1Petr 1,16; 1Joh 2,20; Offb 3,7; 4,8; 15,4). Sie sind zur Gemeinschaft mit Christus berufen. Paulus nennt sie ausdrücklich »die berufenen Heiligen« – sie konnten sich nicht selbst heilig machen. Nur unter der Herrschaft Jesu Chrisi, als Bürger des Reiches Gottes, werden Menschen zu »Heiligen«. Sie leben von Jesus Christus her, umgestaltet vom Heiligen Geist und seinem Dienstauftrag gehorsam. Nur von diesem Herrn her, von »Christus Jesus«, dem König Gottes aus, sind wir als Nachfolger »Heilige«. Das benennt unseren Herrn, der uns selbst heiligt (vgl. Joh 17,17-19).

Mit den »Heiligen« in Korinth grüßt Paulus auch alle die, »die den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen an jedem Ort, bei ihnen und bei uns«. Sein Brief ist zwar zunächst an die Gemeinde in Korinth gerichtet und nimmt deren Fragen und Situation auf, doch ist der Empfängerkreis schon von vornherein ausgeweitet. Paulus rechnet ganz offensichtlich damit, dass der Brief auch in anderen Gemeinden gelesen wird, sicher zunächst in den Nachbargemeinden, etwa in der korinthischen Hafenstadt Kenchräa (vgl. Röm 16,1), wohl aber auch darüber hinaus, etwa in ganz Achaja (vgl. 2Kor 1,1), dem heutigen Südgriechenland. Dreierlei wird daran deutlich: Erstens sehen wir, dass die apostolischen Briefe für die ganze Kirche gedacht sind, also von vornherein den Rahmen eines »Situationsschreibens« an einen beschränkten Empfängerkreis sprengen, obwohl der Anlass gewiss historische Situationen konkreter Gemeinden sind (vgl. auch 2Kor 1,1; Gal 1,2; Eph 1,1; Kol 1,2; 1Petr 1,1; 2Joh 1; Jak 1,1; Jud 1,1). Das Wort Gottes redet in die geschichtliche Situation konkret hinein, aber es geht darin nicht auf. Zum zweiten wird in dieser Empfängerangabe deutlich, dass eine Gemeinde nicht für sich allein besteht, sondern zur ganzen Gemeinde, zur universalen Schar der »Herausgerufenen« gehört. Paulus sieht den »Leib Christi« umfassender als eine Ortsgemeinde; Gott baut sein Reich weltweit (vgl. Mt 28,16-20; Apg 1,8). Korinth ist Teil der »Gemeinde Gottes«, aber nicht allein solche Gemeinde.

Darin liegt auch eine demütige Einordnung, und gerade hier wird Paulus den geistlichen Hochmut der Korinther zu tadeln haben (vgl. 1Kor 11,16; 14,34; auch 1Kor 16,1ff.). Und zum dritten wird darin ein Grundsatz der paulinischen »Missionsstrategie« deutlich: Korinth war für ihn Zentrum der Verkündigung für mehr als eineinhalb Jahre (vgl. Apg 18,11). Dann aber zog er weiter, ohne die umliegenden Dörfer und Städte alle zu missionieren. Das war nun Aufgabe der Gemeinde in Korinth. So kann er in Römer 15,23 davon sprechen, dass »er nun nicht mehr Raum habe in diesen Ländern« und weiterreisen wolle nach Rom und Spanien. Der Apostel macht mit seiner Verkündigung den Anfang; nun sind die jeweiligen Ortsgemeinden in die Pflicht genommen, die frohe Botschaft in ihrem Umkreis zu verkündigen. »Das Haus des Stephanas« (vgl. 1Kor 1,16 und 1Kor 16,15), die Mitglieder dieser Familie, von ihm selbst getauft, nennt Paulus deshalb »die Erstlinge in Achaja«. Wo die Flamme des Evangeliums angezündet ist, da leuchtet sie hinaus und wird weitergetragen. Mit der Umkehr und Taufe des Stephanas und seiner Familie in Korinth ist das Licht für ganz Achaja angezündet (vgl. Mt 5,13-16; Röm 1,8; 2Thess 1,4; auch 1Petr 2,12-17; 4,16; Offb 2,13; 3,8-9).

Der Apostel schließt sich in der Beifügung »an jedem Ort, bei ihnen und bei uns«, mit allen Christen dieser Gemeinden zusammen. Er selbst steht nicht über oder außerhalb der Gemeinden Gottes, sondern ist »Glied am Leibe«, betraut mit einer besonderen Aufgabe. Gerade Paulus, der Demütige, hat sich nie als Herrscher der Gemeinden verstanden, vielmehr immer als berufener Diener, gewürdigt zum Dienst an, in und für die Gemeinde Gottes.

Es weist auch in die konkrete Versammlung der jeweiligen Gemeinde, wenn Paulus die Christen als solche grüßt, »die den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen«. Das Gebet zu Jesus Christus als dem Herrn unterscheidet Christen von Juden und Heiden. »Herr ist Jesus Christus«: so bekennt die christliche Gemeinde die Göttlichkeit Jesu, und von dorther ruft sie ihn im Gebet in Bitte, Fürbitte, Dank und Anbetung an. »Den Namen des Herrn anrufen« ist ein bekannter Ausdruck aus dem AT, der die lebendige Verbindung Israels zu seinem Gott kennzeichnet (vgl. 2Mose 20,7; 5Mose 32,3; 2Sam 22,50; 1Kön 18,24; Ps 7,18; 25,11; 31,4; 63,5; 72,19; 79,9; 92,2; 116,4; 148,5; Jes 41,25; Jer 14,7; 14,21; Joel 3,5; Zeph 3,9). Gott hat seinen Namen Israel wissen lassen (vgl. 2Mose 3,1-15) und diesem Volk damit die volle Gemeinschaft gewährt. Nun ist in Jesus Christus Gottes »neuer, letzter« Name uns Menschen gegeben, damit wir ihn anrufen (wörtlich: »herbeirufen, zu Hilfe rufen«) können. Christen sind Menschen, die beten (vgl. Mt 6,5-13; 26,41; Mk 13,33; Lk 18,1ff.; Lk 21,36; Apg 1,14; 9,11; 12,5-12; 13,3; Röm 15,30; Eph 6,18; 1Thess 5,17; Jak 5,13; Jud 1,20). Sie beten Jesus Christus an und erwarten alles von ihm. Das Wort Joel 3,5: »Wer des Herrn Namen anrufen wird, der soll errettet werden« wird mit letzter Klarheit in Jesus Christus deutlich. »In keinem andern ist das Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin wir sollen selig werden«, als allein der Name Jesu (Apg 4,12; vgl. zu Joel 3,5; Apg 2,21 und Röm 10,13). In Jesus Christus ist das Rettungshandeln Gottes Person geworden: Christen sind Leute, die den Retter kennen und ihn im Gebet anrufen.

Gerhardt Maier – Edition C

Die Gemeinde in Korinth wird von Paulus vierfach charakterisiert. Er nennt sie „Versammlung / ekklesia Gottes“. Das Wort hat noch seinen profanen Sinn: Versammlung an einem konkreten Ort – wie in Korinth so auch an anderen Orten (16,1.19). Diese Ortsversammlungen haben untereinander z. T. rege Kontakte. Doch denkt Paulus noch nicht an eine „Kirche“ im übergreifenden Sinne. Für ihn ist jede einzelne Versammlung von Messiasgläubigen Volk Gottes an diesem Ort. Sie beerbt Israel nicht, sondern kommt in Solidarität hinzu. Das Wort ekklesia knüpft neben seiner profanen Bedeutung an die alttestamentliche Geschichte Gottes mit dem Volk Israel an. Kahal Adonaj wird in der Septuaginta auch mit ekklesia Gottes wiedergegeben und bezeichnet z. B. die Vollversammlung Israels am Sinai (Dtn 4,10) oder die gottesdienstliche Gemeinde (Ps 35,18). Das Wort synagoge kann im selben Sinne gebraucht werden. Ein Neben- oder Gegeneinander von Ekklesia als christlicher Kirche und „der“ Synagoge als Judentum gibt es zu dieser Zeit noch nicht. In der Stadt Korinth gab es Raum für große Versammlungen zu unterschiedlichen politischen Zwecken (s. z. B. Apg 18,12–17). Solche Versammlungen standen den Menschen vor Augen, wenn sie das Wort ekklesia hörten. Deshalb hat das Wort eine deutliche politische Doppelsinnigkeit: Die Versammlung Gottes ist eine Alternative zur städtischen Volksversammlung, in der die jeweils politisch Herrschenden ihre Interessen darstellen und durchsetzen. So ist die Gemeinde als „alternative Gesellschaft […] in der Geschichte Israels verwurzelt und steht im Gegensatz zur pax Romana.“
Dass die an den Messias Glaubenden Gerufene und Heilige genannt werden, stellt erneut ihre Beziehung zum Gott Israels in den Mittelpunkt. Gott hat sie gerufen wie er den Apostel gerufen hat (1,1). Diese Berufung (z. B. 7,17) oder auch Erwählung (1,28) hat ihr Leben grundlegend verändert. Sie leben nun dem göttlichen Auftrag entsprechend nach der Tora (7,17 s. dort). Die Bezeichnung „Heilige“ knüpft an die Heiligkeit des Volkes Israel an (Lev 19–20). Die Heiligkeit der Gemeinde wird im 1 Kor nachdrücklich herausgestellt. Die Gemeinde ist Ort der Gegenwart Gottes (3,16) und sie ist Leib Christi (12,12.27).
Die ausführliche theologische Würdigung der Gemeinde in der Adresse des Briefes schließt Paulus ab, indem er diese Gemeinde in die weitere Gemeinschaft aller, die den Namen unseres Kyrios Jesus Christus rufen, einbezieht.
Die Wendung ist durchaus wörtlich zu nehmen: Die Glaubenden rufen öffentlich: „Jesus ist unser Befreier“ / kyrios Jesus (s. 12,3). Der Name, der gerufen wird, ist der Name „Jesus“. Jesus ist ein alltäglicher Name für jüdische Männer (Joschua, Jeschua). Im frühen Christentum erhält dieser alltägliche Name als Eigenname dieses Messias, der von Rom gekreuzigt und von Gott erweckt wurde, theologische Bedeutung. Jesus erhält diesen Namen von Gott, damit in diesem Namen sich die Knie der „himmlischen, irdischen und unterirdischen“ Mächte beugen sollen (Phil 2,10). Mit diesen Mächten sind Kräfte bezeichnet, die die Erde und die Menschenwelt knechten (s. 3,22; 15,24; weitere Erklärung s. zu 15,24). Der Name Jesus verkörpert die von Gott bewirkte Befreiung, denn Jesu Schicksal war bestimmt von der Erniedrigung. Gott setzte seinem Tod und seiner Erniedrigung ein Ende. Er wurde von Gott erhöht. Eine weitere Theologie des Namens Jesus findet sich in Mt 1,21.23. Wenn die Menschen den Namen Jesu anrufen, stellen sie sich in die Gemeinschaft mit dem von Gott aus der Gewalt und dem Tod befreiten jüdischen Mann. So wird er für sie zum Kyrios / Herrn, zum Befreier.
Das Wort kyrios ist ebenfalls ein Wort aus dem gesellschaftlichen Alltag zur Zeit des römischen Reiches. Es bezeichnet gängige Herrschafts- und Hierarchieverhältnisse: über Sklavinnen und Sklaven, Abhängige (vom pater familias) innerhalb der Familie, des oikos / Haushalts, und politische Herrschaftsverhältnisse. Der Kaiser in Rom ist kyrios / dominus der Völker im Imperium Romanum. Wenn in diesem Kontext Menschen Jesus für sich zum alleinigen (s. 8,6) kyrios erklären, werden zum mindesten alle anderen Herrschaftsverhältnisse, in denen jede Frau und jeder Mann leben, relativiert und in Frage gestellt. So verändert der Gebrauch dieses Wortes die Beziehungen, in denen die Einzelnen leben. In den christlichen Handschriften der LXX und in neutestamentlichen Schriftzitaten wird das Wort kyrios als Platzhalterwort für den Gottesnamen verwendet. Deshalb ist diskutiert worden, ob die kyrios-Bezeichnung Jesus auf eine Stufe mit dem Gott Israels stellt. Diese Schlussfolgerung blendet den Alltagsbezug des Wortes aus. Sie ist zudem auf dem Hintergrund des jüdischen Monotheismus problematisch. Eher ist anzunehmen, dass das Wort kyrios durch seinen Alltagsbezug für Herrschaftsbeziehungen für Jesus gebraucht werden kann, ohne dass eine Gleichbenennung mit dem Ersatzwort für das Tetragramm empfunden wird. Es erhält seinen Sinn durch den Gegensatz zu den alltäglichen Herrschaftsverhältnissen.

Schottroff 2013 – Theologischer Kommentar zum Neuen Testament

Wenn ich mir die Kommentare so durchlese – auch die die ich hier nicht zitiert habe – dann kommt das Gefühl hoch, dass die meisten Menschen, die sich heute „Christen“ nennen, NICHT zu den von Gott berufenen gehören! Denn das Leben dieser Menschen spiegelt in keiner Hinsicht Gottes Wirken wieder. Aber zum Glück ist die Entscheidung, wer zur „Familie“ gehört, die Entscheidung Gottes!

Gepriesen sei welcher Name?

Gepriesen sei Jehova, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Und die ganze Erde werde erfüllt mit seiner Herrlichkeit! Amen, ja, Amen
Elberfelder 1871 – Psalm 72:18,19

Gepriesen sei Gott, Jehova, du Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sein herrlicher Name ewiglich, und seiner Herrlichkeit voll werde die Erde! So sei es, ja, so sei es! Ende der Gebete Davids, des Sohnes Isai’s.de Wette Bibel,
Ps 72,18–19

Gesegnet ER, Gott,
Der Gott Jissraels,
der Wunder tut, er allein,
gesegnet der Name seiner Ehre
auf Weltzeit,
mit seinem Ehrenschein fülle sich alles Erdland!
Jawahr, jawahr!
Buber & Rosenzweig – Psalm 72,18–19

Der gesamte Psalm beschreibt die Herrschaft dieses gerechten Königs. Sie wird außer durch Gerechtigkeit durch Heiligkeit und Rechtschaffenheit bestimmt sein. Die Unschuldigen werden ihr Recht bekommen, die Schuldigen jedoch verurteilt werden (Vers 17). Sein Herrschaftsbereich wird sich über die ganze Erde ausdehnen (Vers 8-11) und andererseits von einem Meer zum anderen reichen, womit das westliche (das Mittelmeer) und das östliche (das Tote Meer) die Grenzen Israels im Tausendjährigen Reich angeben.
Als weitere Grenze Israels wird der Strom genannt, das heißt der Euphrat, nach der Weissagung die nördliche Begrenzung des wiederhergestellten jüdischen Staates. Nun erwartet man, daß der „Bach Ägyptens“ als jüdische Grenze bezeichnet wird. Aber statt dessen schreibt der Psalmist: „… bis an die Enden der Erde.“ Er will ausdrücken, daß der Thron des Herrschers zwar in Israel stehen wird, wie an der Erwähnung der westlichen, östlichen und nördlichen Begrenzung erkennbar ist, Jesu Herrschaft jedoch nicht allein auf Israel beschränkt sein wird. Seine Freunde und Feinde werden ihm in gleicher Weise huldigen (Vers 9); alle Könige unter den Völkern werden sich seinem Herrschaftsanspruch und seiner Autorität unterwerfen (Vers 10-11). Weil er mit eisernem Stab und in Gerechtigkeit, Heiligkeit und Rechtschaffenheit regieren wird, werden alle Übeltaten gestraft und die Gerechten erhöht werden (Vers 12-15). Unter Jesu Herrschaft wird das Land reiche Frucht tragen (Vers 16). Alle werden in diesem König gesegnet sein und ihm Segen wünschen, weil er der ewige Gott-Mensch ist (Vers 17-19).

Arnold Fruchtenbaum – Handbuch der biblischen Prophetie

Gott hatte Abraham versprochen, seinen Nachkommen das Land zu geben, und zwar „vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Euphrat“ (1 Mose 15,18). Das ist bis heute nicht geschehen, auch nicht unter der Herrschaft Salomos. Aber hier geht es noch weiter: Christus wird nicht nur über ein Land Israel herrschen, das sich vom Nil bis zum Euphrat erstreckt, sondern uneingeschränkt „von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde“.
So hatte David es vorhergesagt, als er den Psalm „Für Salomo“ dichtete: „Und er wird herrschen von Meer zu Meer und vom Strom bis an die Enden der Erde … Und alle Könige werden vor ihm niederfallen, alle Nationen ihm dienen“ (Ps 72,8.11). Als er das vor sich sah, blieben für ihn keine Wünsche mehr offen, sondern er konnte nur noch Gott preisen: „Die Gebete Davids, des Sohnes Isais, sind zu Ende“ (Ps 72,18-20).
Viele Stellen in den Propheten bestätigen, dass Christus nicht nur über Israel, sondern auch über die Nationen regieren wird: „Und er wird richten zwischen vielen Völkern und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne“ (Mich 4,3; vgl. Ps 2,8; Sach 14,9). Gerade der demütige, gebeugte, leidende Messias wird der Herrscher von Meer zu Meer sein.

Im Glauben leben 2020

Der Psalm schließt mit einer Doxologie. Die herrliche Regierung des Herrn Jesus ist Gottes Werk. Er ist es, der alle diese wunderbaren Zustände hervorbringt, wie es kein anderer tun könnte. Und so gehört es sich, dass sein heiliger Name in Ewigkeit gepriesen wird und dass seine Herrlichkeit die ganze Erde erfüllt.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament


Lichtspender?

Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: daß Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.
Elberfelder 1871 – 1 Joh 1,5

Das ist die Botschaft,
die wir von Jesus Christus* gehört haben
und die wir euch verkünden:
Gott ist Licht (- Das Licht ist das erste Werk in Gottes Schöpfung. Im übertragenen Sinn bedeutet das Licht Leben, während Dunkelheit für den Tod steht. Im Neuen Testament wird Jesus als Licht der Welt bezeichnet, weil die Menschen durch ihn das ewige Leben erhalten. -):
in ihm gibt es keine Spur von Dunkelheit.
BasisBibel – 1.Johannes 1,5

Dies ist die Botschaft, die wir von ihm* gehört und euch verkünden: «Gott ist Licht -sein Wesen ist Licht (vollkommne Heiligkeit und Wahrheit).- , und in ihm ist keine Finsternis.»
Ludwig Albrecht – 1.Johannes 1:5

Aber die Formulierung „Vater der Lichter“ vermittelt mehr als Gottes Rolle als Schöpfer. Sein Charakter und seine Natur unterscheiden sich grundlegend von denen aller anderen göttlichen Wesen. Wie in anderen antiken Kulturen ist auch in jüdischen Schriften der Glaube weit verbreitet, dass die Sterne himmlische Wesen sind. Diese Vorstellung findet sich im Alten Testament, wo die Söhne Gottes metaphorisch als „die Sterne Gottes“ bezeichnet werden (Hiob 38,7). Jakobus‘ Beschreibung von Gott als „Vater der Lichter“ spricht dann von Gott als dem Schöpfer aller himmlischen Wesen – und betont damit, dass sie erschaffen sind und daher minderwertig sind. Gott allein ist ungeschaffen.
Diese Idee wirft auch Licht (Wortspiel beabsichtigt) auf 1 Johannes 1:5, wo Johannes schrieb, dass „Gott Licht ist“. Sein Punkt war nicht, dass Gott Energieteilchen ist – was bedeuten würde, dass Gott Teil der Schöpfung ist, was Johannes an anderer Stelle ausdrücklich verneint (Johannes 1,1-3). Vielmehr verwendet Johannes den Satz metaphorisch und relativiert ihn, indem er sagt, dass in Gott „überhaupt keine Finsternis ist.“ Nur Gott ist ganz und gar wahr und gut.
Unser Vater der Lichter steht allein als derjenige, der die Zeit und ihre Markierungen geschaffen hat. Die Himmelskörper bewegen sich so, wie er es bei der Schöpfung bestimmt hat, während sein Wesen konstant bleibt. Der Urheber der Veränderung ändert sich selbst nicht. Sein Wesen schwankt nie. Der Vater der Lichter schuf die geistigen Wesen, die seine himmlische Heerschar sind (1. Könige 22,19), aber nur er ist beständig wahr und gut. Ihr Wesen mag schwanken. Sein Wille nicht.

Michael S. Heiser – Die Bibel ungefiltert – Annäherung an die Heilige Schrift nach ihren eigenen Bedingungen

Auch in anderen jüdischen Schriften (vor allem in den Schriftrollen vom Toten Meer) wird das Bild von Licht und Finsternis eingesetzt, um den Gegensatz zwischen den Anhängern der Gerechtigkeit und den Anhängern der Sünde deutlich zu machen, wobei Gott als vollkommen gerecht verstanden wird (vgl. im A.T. z.B. Ps 92,16 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Aufbauend auf Johannes 8-9, wo der Messias sich selbst als das Licht der Welt erklärte, betont auch dieser Abschnitt den Begriff des Lichts. Infolge seines Kommens als das Licht haben diejenigen, die in der Finsternis wandeln, die nicht in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes wandeln, keine Gemeinschaft mit Gott. Diejenigen, die im Licht wandeln, haben Gemeinschaft mit Gott, und sie haben Gemeinschaft mit anderen, die auch in diesem Licht wandeln.

Sobald jemand gläubig wird, wird er ein Kind des Lichts. Gläubige werden immer Kinder des Lichts sein, auch wenn sie vielleicht nicht immer im Licht wandeln. Die Verpflichtung des Gläubigen ist es, im Licht zu wandeln. Das bezieht sich besonders auf das Licht des Wortes Gottes, denn es ist das Wort, das dem Gläubigen die notwendige Erleuchtung gibt, damit er weiß, wie er wandeln muss. Wenn der Gläubige im Licht wandelt, dann hat er Gemeinschaft mit Gott. Der Gläubige hat nicht nur Gemeinschaft mit Gott, indem er im Licht wandelt, er hat auch Gemeinschaft mit anderen, die im Licht wandeln. Man kann immer erkennen, dass ein Gläubiger in Sünde lebt, wenn es einen plötzlichen Bruch der Gemeinschaft zwischen ihm und anderen Gläubigen gibt.

Arnold Fruchtenbaum – Channukah (Das Fest der Einweihung)

Ohne jede weitere Einleitung stellt Johannes nun einen Hauptsatz an den Anfang seines Schreibens: »Gott ist Licht.«
Das ist eine Seinsaussage und eine Handlungsbeschreibung Gottes. Johannes beruft sich dabei auf das, was er bei und von Jesus gehört hat. Er fasst die Verkündigung des Herrn mit diesem Satz zusammen (denn uns ist kein direktes Jesuswort überliefert); »Gott ist Licht.«
Der Sache nach aber trifft er damit die Gottesverkündigung des Sohnes genau. Der Sohn verkündet die Herrlichkeit des Vaters (vgl. Mt 6,13; 16,27; 19,28; 25,31; vgl. auch Joh 1,14; 11,40; Apg 7,2; 7,55; Röm 1,23; 6,4; Eph 1,17; Tit 2,13; Offb 15,8; 21,23).
Auch das AT bezeugt die Lichtsgestalt und Herrlichkeit Gottes (vgl. Ps 36,10; 43,3; 44,4; 89,16; 104,2; Dan 2,22; vgl. auch Mt 17,2; Joh 1,7f.; Kol 1,12; 1Tim 6,16; Jak 1,17; Offb 22,5).
Jesus redet von sich selbst als dem Licht und zeigt sich damit in seiner Einheit mit dem Vater (vgl. Joh 8,12; 9,5; 12,35f.; Joh 12,46; vgl. auch Lk 2,32; Jes 9,1; 42,6; 60,1.19). So sagt Johannes, was er von Jesus gehört hat.
Die »Botschaft«. die er im Hören auf Jesus weitersagt, ist nicht nur wortgetreues Nachsprechen, sondern geistgewirktes Zusammenfassen und eben darin Gotteswort. Der griechisch Begriff für »Botschaft« (angelia) steht nur hier und in 1Joh 3,11 und unterstreicht damit in seiner Grundbedeutung, dass es »Gotteskunde, Gottesnachricht« ist.
»Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen«, damit ist noch einmal der geschichtliche Weg des Gotteswortes eindeutig festgehalten: Vom Herrn über die Apostel an die Gemeinde. »Erbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist«, fasst Paulus zusammen (Eph 2,20), und Jesus selbst sagt im Missionsbefehl: »… und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe« (Mt 28,20).
Martin Luther drückt es in seiner Erklärung zum dritten Glaubensartikel aus: »… sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen…« So geht die Kette des Glaubens. Den Aposteln fällt hier die Grundlegung, die erste Nachricht zu. Das ist auch eine deutliche Absage an alle gnostische Selbstanmaßung damaliger und heutiger »Lehrer«, die sich auf unmittelbare Gottesoffenbarungen, geheimstes unmittelbares Wissen berufen. Alle Gottesverkündigung muss sich am »Wort des Herrn« und damit am biblischen Wort messen lassen. Widerspricht es dem biblischen Wort, ist es ein anderer Geist. Die Bibel, das Zeugnis, die Gottesnachricht der berufenen Urzeugen ist alleiniger Maßstab des Glaubens. Von dorther wird deutlich, dass auch der Verfasserfrage der biblischen Schriften ein wichtiger Rang zukommt. Allzu oft führt die Bestreitung der bezeugten Verfasserschaft zu einer Bestreitung des göttlichen, geistdurchhauchten Wesens der Schrift selbst.

Die Bekenntnisaussage »Gott ist Licht« wird von Johannes ergänzt durch »in ihm ist keine Finsternis« (griechisch mit stärkster doppelter Verneinung, etwa: »Finsternis ist in ihm nicht keine«, also etwa: »Es gibt überhaupt keine Finsternis in ihm«).
Auch hier steht eine klarste Absage an gnostische Irrlehrer im Hintergrund, die Gott zum Prinzip machen, das »Eine« etwa, und die alles, Licht und Dunkel, Gutes und Böses, von ihm ableiten und so ihre Welterklärung stimmig machen. Sehr schnell wird dann die eigene Finsternis, das Dunkle und Böse, entschuldbar, denn es kommt ja auch aus Gott.
Nein, sagt Johannes: »Gott ist Licht.« Sein Wesen und Sein ist klarste, ungetrübte Heiligkeit, Glanz und Lauterkeit. Nicht er ist der Wirker des Bösen.
Woher kommt das Böse? Die Bibel gibt darauf keine letzte Antwort, sondern behaftet uns Menschen dabei: »Du Mensch bist böse« (vgl. 1Mose 8,21). Alle anderen Antworten würden nur von uns ablenken und zu Entschuldigungsargumenten missbraucht werden, die letztlich dann alles doch Gott zuschieben. Auch die biblische Andeutungslinie von Satan, dem gefallenen Engel (vgl. 2Petr 2,4; Jud 1,6; auch Jes 14,12ff.; Hes 28,12-19), lässt vieles offen und ist zur Selbstentschuldigung unbrauchbar. Die Lichtklarheit Gottes und die Finsternis des Bösen haben nichts miteinander zu tun. So ist das »Gott ist Licht« auch ein Trostsatz für den Glaubenden: Er braucht sich nicht vor einem Drohenden, bis jetzt noch nicht Bekannten in Gott zu fürchten. »Gott ist Licht« – das preist ihn in seiner Herrlichkeit und gründet unser Vertrauen zu seiner Klarheit für uns. Denn »Gott ist Licht« ist auch Tunbeschreibung: Das Licht scheint, wärmt, heilt. Gott bleibt nicht ein Lichtglanz der Dreieinigkeit, sondern er macht unsere Finsternis heil, denn »das Licht scheint in der Finsternis« (Joh 1,5). »Gott ist Licht« und macht es so bei uns Menschen hell. Darin ist seine Gnade und sein Heilswille verdeutlicht.

Gerhardt Maier – Edition C

Gott ist Licht; das sagt uns nicht bloß, wie er für sich selbst ist, sondern zugleich, wie er sich uns gegenüber verhält und was er uns tut. Das Licht strahlt in die Welt hinaus, und sein Werk ist, zu scheinen. Es ist nicht nur selbst hell, sondern macht alles hell; denn es geht in unser Auge ein und versetzt uns selbst in die Helligkeit. Gott gleicht dem Licht seiner herrlichen Gnade und vollkommenen Güte wegen. Wie ein heller Strahl kommt seine Wirkung und Gabe zu uns, pflanzt die Wahrheit in unsere Erkenntnis und die Gerechtigkeit in unseren Willen und macht uns dadurch licht.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

„zu seiner Zeit …ernten“

Laßt uns aber im Gutestun nicht müde (O. mutlos) werden, denn zu seiner (O. zur bestimmten) Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.
Elberfelder 1871 – Gal 6,9

Lasset uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten ohne Aufhören.
Die Heilige Schrift nach der deutschen Übersetzung Martin Luthers 2001 – Galater 6,9

Deshalb werdet nicht müde, zu tun, was gut ist. Lasst euch nicht entmutigen und gebt nie auf, denn zur gegebenen Zeit werden wir auch den entsprechenden Segen ernten.
Neues Leben Bibel 2014 – Galater 6:9

Heute soll alles zack zack gehen – am Besten sofort oder vorgestern 😉

Damit keiner entmutigt wird, erinnert Paulus daran, dass der Lohn sicher ist, auch wenn man ihn nicht sofort empfängt. Man kann ein Feld nicht am Tag nach der Saat abernten. So ist es auch im geistlichen Bereich, der Lohn für treues Säen folgt ganz gewiss »zur bestimmten Zeit«.

MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament

Die Vorstellung des Säens hängt mit Ausharren im Gutestun zusammen, wovon in diesem und im nächsten Vers gesprochen wird. Paulus ermuntert die Galater, im Gutestun nicht zu ermatten, denn man wird gern mutlos, wenn Bemühungen kaum Ergebnisse zeitigen. Mußte Paulus es sich selbst in Erinnerung rufen, während er sich um die Galater abmühte und scheinbar so wenig Frucht sehen konnte? »Zu seiner Zeit« will wohl besagen, daß wir zur von Gott bestimmten Zeit ernten werden, und zwar nicht nur hienieden, sondern auch vor dem Richterstuhl. Wir dürfen uns nicht entmutigen lassen noch aufgeben, wenn gleich in die Länge gezogenes Ringen und Arbeiten nicht spurlos an uns vorübergehen. Das läßt uns an Vers 2 denken und ermuntert uns, die Lasten anderer mitzutragen

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Allem guten Handeln droht ein Feind: man wird seiner müde. Immer neu tritt das Bedürfnis an uns heran, dem wir abhelfen sollen. Man wird nicht fertig mit Geben und Sorgen und Dienen. Gegen solche Ermattung stärkt uns der Apostel durch den Vorblick auf die Ernte. Unser Tun ist ja nicht vergeblich; wir machen es nur vergeblich, wenn wir schlaff werden. Die Ernte tritt ein, wenn für sie die Zeit gekommen ist. Damit reicht sie über die Gegenwart hinaus; wir sind gewiesen, unseren Lohn nicht bei den Menschen zu suchen, sondern bei Gott, und den Ertrag unserer Arbeit nicht hier unten genießen zu wollen, sondern im himmlischen Reich. Aber im Blick auf die Ernte wird uns auch die Arbeitszeit als ein göttliches Geschenk erscheinen, das wir mit Freuden ausnützen. Der Verkehr mit allen Menschen gibt uns dazu die Gelegenheit. Denn wir sind als Glieder derselben Schöpfung Gottes mit allen verbunden, zusammengefügt zu einem natürlichen Reich, in dem einer für den anderen Gutes zu erarbeiten hat. Wir sind aber noch in eine andere, höhere Gemeinschaft eingefügt, die im Christus entspringt und sich durch die Gemeinsamkeit des Glaubens erhält. Das ist der höhere und engere Verband, die vollkommenere Vereinigung und Gemeinsamkeit. Sie reicht ins Innerste hinein und umfasst nicht nur das natürliche, sondern auch das geistliche Leben. Sie stellt darum ganz besondere Ansprüche an unser gutes Werk. Wir haben uns in beiden Kreisen zu bewegen, nach der Ordnung Gottes, der beide aufgebaut hat und die Genossenschaft des Glaubens aus der natürlichen Gemeinschaft der Menschen erwachsen lässt , und wir haben jedem Kreise alles Gute zu gewähren, das in unserem Vermögen liegt.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

weitere Gedanken zu dem Vers aus Galater