Monat: Januar 2022

Menschenfischer??

Als er aber am See von Galiläa wandelte, sah er zwei Brüder: Simon, genannt Petrus, und Andreas, seinen Bruder, die ein Netz in den See warfen, denn sie waren Fischer. Und er spricht zu ihnen: Kommet mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 4,18–19

Als Jesus am Ufer des galiläischen Meeres entlangging, fiel sein Blick auf zwei Brüder: Simon, der auch den Namen Petrus trägt, und Andreas, seinen Bruder. Sie waren dabei, ein Wurfnetz in den See zu werfen, weil sie von Beruf Fischer waren. Er sagte zu ihnen: »Auf, folgt mir nach! Dann werde ich aus euch Menschenfischer machen.«
Das Buch – 2009 – Mt 4,18–19

Jesus lachte die beiden von der Seite an: „Hey, ihr zwei! Mir nach! Ich will euch beibringen, wie man Menschen dazu bringt, mit Gott zu leben! Ihr sollt jetzt nicht mehr Fisch-Fischer sondern Menschen-Fischer sein!“
VolxBibel Matthäus 4:19

Aber vielleicht haben wir ja Hemmungen. Vielleicht müsst Ihr auch schlucken und denken: Menschen fangen, Menschenfischer sein – das klingt furchtbar. Völker zu Jüngern machen – das klingt nach Überwältigung. Was ist denn das Schicksal des Fisches, der ins Netz geht? Er stirbt, und wenn es nicht schnell genug geht, hilft der Hammer nach, er wird geschuppt und gehäutet und entgrätet und gesalzen und gepfeffert und gebraten und verspeist. Menschenfischer? Sorry, aber das ist politisch nicht korrekt!

Ist das nicht genau die Art von Mission, vor der uns alle warnen? Die Mission, vor der gerade kirchenferne Menschen sich fürchten? Ist der Menschenfischer nicht der Nachbar vom Rattenfänger und der Rattenfänger der Nachbar vom Fundamentalisten und der wohnt neben dem Taliban und der neben der armen Socke, die immer mit dem Wachturm vor dem Kaufhaus steht? Ist das nicht alles höchst missverständlich – sorry, lieber Jesus, aber ist das vielleicht ein Bild, das ein bisschen unglücklich ist?

Es erinnert an den Elephanten, der einem Klavierspieler in einer rauchigen Bar zuhört und dem beim Zuhören die Tränen in die Augen treten. Hemmungslos fängt er an zu weinen, so dass der Pianist sich unterbricht und fragt: Was ist los? Erkennst Du das Lieder wieder? Hast Du es schon einmal gehört? Nein, schluchzt der Elephant. Ich erkenne die Klaviertasten wieder.

Ist das nicht Mission? Menschen fangen und dann benutzen, verbrauchen, in Listen eintragen, abkassieren, sich gut fühlen, weil die eigene Schar wieder größer wurde. Ja, wir müssen es zugeben: Auch das war zuweilen Mission.

Und zugleich müssen wir sagen: Nichts wäre weiter weg von dem, was Jesus wollte. Und unsere Mission zu unserem Nächsten ist nur dann auch gerechtfertigt, wenn wir an Jesus selbst Maß nehmen. Dabei helfen übrigens in diesem Fall ein paar Griechischkenntnisse. Jesus gebraucht hier ein ungewöhnliches Wort, wenn er davon spricht, dass wir Menschen fangen sollen. Die englische Übersetzung macht es sich leicht: catch, sagt sie, catch men. Im Griechischen aber steht ein Wort, das heißt soviel wie: fang lebendig, bewahre lebendig, belebe, belebe aufs Neue. Und Adolf Schlatter, ein Greifswalder Professor für Neues Testament vor 130 Jahren, sagte: Petrus „wird Jesus bei seiner Arbeit helfen, Menschen zu sammeln, denen dadurch, dass Jesus sie an sich bindet, die höchste Wohltat widerfährt“. Wenn Menschen das bei unserer Mission auch spüren und bezeugen, dann ist es o.k., sonst nicht.

Allerdings steckt im Fangen auch ein ernster Kern: Es geht nicht um nette Kontakte, es ist nicht unser Ziel, nur mit nicht-christlichen Freunden abzuhängen. Es ist nicht genug, dass sie am Ende eine Ahnung von Jesus haben. Jesus ist nicht am Ziel, wenn sie uns cool, einen Glaubenskurs anregend oder eine Meditation anrührend oder ein Theaterstück witzig fanden. Jesus ist am Ziel, wenn Menschen umkehren, die falsche Lebensrichtung aufgeben und zum Vater heimkehren. Darauf müssen wir alles überprüfen: Verfolgt das, was wir tun, dieses Ziel, oder nicht?

Michael Herbst Predigtarchiv

Wir hatten einen ähnlichen Vers schon, an dem man erkennt, das die beiden wirklich von Herzen Fischer waren.

Aus Apg 4,13 ergibt sich ferner, dass Simon keine rabbinische, d. h. weder eine pharisäische noch eine essenische, schon gar keine sadduzäische Schulung genossen hatte. Alle 4 Evangelisten bezeugen, dass Simon von Beruf »Fischer« war. Fischer zu sein bedeutete ein geachtetes Gewerbe: »Mittelschicht« würde man heute sagen. Die Brüder arbeiteten im Familienbetrieb.

Schon beim ersten Kennenlernen am Jordan – also noch vor der in Lk 5 berichteten Bekehrung – hatte Jesus dem Simon in prophetischer Weise den Zunamen »Kephas« gegeben. Dieses hebräische Wort bedeutet Fels. Seine griechische Form lautet »Petros«, die lateinische »Petrus« (Joh 1,42). In der lateinischen Form ist es auch im Deutschen geläufig geworden, da wir vom weströmischen Katholizismus her missioniert wurden. War der Zuname einstweilen eine Art ungedeckter Scheck, so wurde er realisiert beim Petrusbekenntnis in der Nähe von Cäsarea Philippi (Mt 16,13ff.). Damals sagte Jesus: »Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.« Die Verleugnung Jesu drohte die Verheißung in Frage zu stellen. Doch die Begegnung mit dem Auferstandenen am gleichen »Meer von Galiläa«, an dem die erste Berufung erfolgt war, brachte die Vergebung und erneute Berufung (Joh 21,15ff.). In der ersten Hälfte der Apostelgeschichte ist Petrus die beherrschende Figur. Er war gewissermaßen der erste Bischof der Urgemeinde in Jerusalem. Vor Herodes wunderbar gerettet, muss Petrus mit seiner Familie außer Landes (Apg 12,1ff.). Er wird jetzt Missionar im Westen (1 Kor 9,5), schreibt an die Christen in Kleinasien (1 Petr 1,1), zieht Markus, den späteren Evangelisten, als seinen Begleiter und Dolmetscher heran (1 Petr 5,13) und kommt gegen Ende seines Lebens nach Rom.


Die Worte, die Jesus sprach, klingen im Griechischen ungewöhnlich; das aramäische Original klingt noch durch. Sie finden sich so bei Lukas 5,1ff.) nicht. Das spricht jedoch nicht gegen ihre Ursprünglichkeit. Vielmehr ist Matthäus darin genauer, dass er Andreas mit berücksichtigt, während Lukas sich einseitig auf Petrus konzentriert. Dann aber trifft das von Matthäus überlieferte Jesuswort in einmalig passender Weise mit der Situation zusammen.

Das Wort hat zwei Grundelemente, die sich ebenso im grundlegenden Gotteswort an Abraham in 1 Mose 12,1-3 finden. Das erste Grundelement ist der befehlende Ruf, das zweite die Verheißung. Neben die Aufgabe tritt die Gabe, neben die Forderung die Ausrüstung. Der Vergleich mit dem Ruf an Abraham macht deutlich, dass es auch bei Jesus darum geht, dass Menschen aus dem alten Leben aufbrechen, um ein neues zu beginnen. Wie Gott durch Abraham sich ein Volk des Bundes berief, so Jesus durch die Jünger das Volk des Neuen Bundes.

Der Bezug sowohl auf das Alte Testament als auch auf die Sammlung des neuen Bundesvolkes wird noch klarer, wenn wir die Verheißung: »Ich will euch zu Menschenfischern machen« näher betrachten. Nach Jer 16,16 sendet Gott zu Beginn der Heilszeit »viele Fischer« aus, die das zerstreute Israel »fischen« und ins verheißene Land zurückbringen sollen. Dann kommt also in Jesu Wort zum Ausdruck: Jetzt ist der Beginn der Heilszeit, jetzt sollt ihr Mitarbeiter in Gottes Heilswerk werden.

Demnach ist ein doppelter Vergleich gegeben: der Vergleich mit der alttestamentlichen Prophetie, die sich durch Jesus erfüllt, und der Vergleich mit dem bisherigen Beruf. Simon und Andreas sollen Fischer bleiben und werden. Aber nicht mehr die kleinen Fische dieser Welt, das rasch faulende und wertmäßig begrenzte Gut dieser Welt soll ihre Beute sein, sondern Menschen für Gott, die ewiges Leben haben und zu unaussprechlicher Herrlichkeit bestimmt sind. Von dem Wort: »Ich will euch zu Menschenfischern machen« läuft eine direkte Linie zum Missionsbefehl am Ende des Evangeliums: »Machet zu Jüngern alle Völker« (Mt 28,19). Wir sehen, wie sich das im Leben der Missionare Petrus und Andreas erfüllt hat. Wie weitet sich unser Leben, wenn wir unter die Verheißungen des Herrn treten!
Schon im irdischen Leben geht es nach Ps 18,20: »Er führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus, denn er hatte Lust zu mir.«
Wir kommen noch einmal auf den Vergleich mit der Abrahamsgeschichte zurück. Sie stößt uns auf zwei Überlegungen. Bei Abraham war das verheißene Land die Richtung, die Heil brachte. Bei Andreas und Petrus ist es die Richtung auf die Person Jesu, die Heil bringt. An die Stelle des Landes Israel tritt also im Neuen Bund die Person Jesu. Wir haben als Christen kein Land mehr. Wir haben auch keine geweihten Orte der Anbetung mehr Joh 4,21ff.). Aber wir hängen an Jesus, der jetzt als der Auferstandene und Heiland der Welt überall durch seinen Geist gegenwärtig ist, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,20). Weil man diesen Unterschied von Altem und Neuem Bund nicht beachtet hat, sind viele fehlgeleitete Christen nach Palästina gezogen in der Meinung, dort besonderen Segen zu erhalten oder die Endkatastrophe zu überleben. Ein Beispiel aus unserer württembergischen Heimat ist die Tempelgesellschaft Christoph Hoffmanns und Hardeggs, schlicht die »Templer« genannt.

Noch tiefer führt die zweite Überlegung. Bei Abraham gab Gott die Verheißung. Jetzt sprich Jesus von sich: »Folgt mir nach! Und ich will euch zu Menschenfischern machen!« Er tritt also an die Stelle Gottes, der auch in Jer 16,16 sagte: »Ich will viele Fischer aussenden.« Damit stoßen wir auf die geheime Gottessohnschaft Jesu, die in seinem Prozess offen bekannt wird. Insofern haben die Juden völlig recht, wenn sie vor Pilatus aussagen: »Er hat sich selbst zu Gottes Sohn gemacht« Joh 19,7). Nur hat Jesus diese Sohnschaft nicht eigenmächtig beansprucht, sondern von Ewigkeit her innegehabt und auf Erden nicht zur Schau gestellt. Jesus wollte, dass die Juden ihn als Gottessohn an seinen Worten und Taten erkennen sollten. So liegt schon in seinem Wort an Andreas und Simon eine unvergleichliche messianische Würde. Hier spricht der, der in Gottes Namen sprechen darf.

Edition C – NT

Und bin ich ein Menschenfischer? Und wenn ja – für WEN fische ich? Werbe ich für einen Youtube-Kanal? Für eine Website, einen Telegrammkanal, für oder gegen eine Behandlungsmethode? Oder „fische ich für Christus“? Ehrlich! Hand aufs Herz! Wofür fischt du wirklich? Wie stand es oben im Zitat :Jesus ist am Ziel, wenn Menschen umkehren, die falsche Lebensrichtung aufgeben und zum Vater heimkehren.
Und das bedeutet, dass wir die Menschen zu Jehovah führen! Raus aus Kirchenbänken, raus aus Räumen voller Stühle, und einer Bühne von der aus gelehrt wird – HIN ZUM VATER. Das ist unser Job, den Jesus uns gab – und das ist unsere Lebensaufgabe.

„Seid meine Zeugen“

Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde
Elberfelder 1871 – Apg 1,8

Sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Gottesgeist auf euch kommen wird. Dann werdet ihr meine Botschafter sein, verlässliche Zeugen, in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis in die letzten Winkel der Erde.«
Das Buch – Apostelgeschichte 1,8

Ihr werdet aber die Kraft des über euch kommenden Heiligen Geistes empfangen und Mir Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Apg 5,32; 8,1.5.14; Mt 10,5; Röm 10,18.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Apostelgeschichte 1:8

Also zuerst eine Frage – die auf dein und mein Gottesbild anspielen!?!?
Hatte Jesus vor, dass wir keine Zeugen mehr von Jehovah, sondern nun Zeugen Jesu sein sollten? Oder haben die Bibelforscher, die meinen, dass Jesus der „Engel Jehova“ des AT ist, und damit „ein Teil“ des Jehova des AT ist, recht????

Die Antwort Jesu hat den Jüngern, ohne ihre Frage zu schelten, so viel Licht dargereicht, als sie zur Ausrüstung für ihren Beruf bedurften. 1,7: Er sagte zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Fristen zu erkennen, die der Vater in seiner eigenen Macht festgesetzt hat. Was aus Israel wird und wie ihm das Reich kommt, das bedeckt Jesus mit einem Geheimnis, weil die Aufrichtung des Reichs für Israel nicht zum Beruf der Jünger gehört. Das heißt er sie ruhig in die Hände Gottes legen. Er bestätigt alle Verheißung Gottes, die sich auch an Israel reichlich und überreichlich erfüllen wird. Wann und wie er dies tut, steht klar in Gottes Blick. Den Jüngern dagegen liegt nicht ob, Israel zur Herrschaft zu verhelfen; also fällt es auch nicht in ihren Beruf, sich um die Zeiten und Weisen zu kümmern, wodurch dies geschehen wird.
Jesus hält ihren Blick bei dem fest, was ihr eigenes Werk ausmacht. 1,8: Aber ihr werdet Kraft erhalten, da der heilige Geist auf euch kommt, und werdet für mich Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis zum Ende der Erde. Jetzt waren sie noch ohnmächtig und begriffen nicht, wie sie Jesus dienen, sein königliches Recht offenbaren und die Menschheit in Gottes Reich führen können. Die Kraft, mit der sie die Welt überwinden und Gott offenbaren, wird ihnen dadurch gegeben werden, daß Gottes Geist durch sie spricht und wirkt. Durch diesen werden sie die Zeugen Jesu, durch deren Wort und Werk bewährt wird, daß er der Christus ist. Das haben sie auszurichten sowohl in Jerusalem als für die ganze in Palästina wohnende Judenschaft*, zu der auch die vom übrigen Volk abgetrennte samaritische Gemeinde ausdrücklich hinzugerechnet wird. Aber nicht der Judenschaft allein haben sie Jesus zu verkündigen, sondern der Menschheit, so groß sie ist.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

„Zeiten und Fristen“ setzt allein Gott. Und eben jetzt ist Gott dabei, eine ganz neue „Zeit“ herbeizuführen, die Zeit der „Gemeinde“. Gott will seinem gehorsamen Sohn nach der Vollendung seines Erlösungswerkes ein ganz kostbares Geschenk machen: das Geschenk des „Leibes“. Nicht nur der König von Israel soll Jesus sein und nicht nur der Herr und Richter der Welt, sondern auch das Haupt des Leibes14. Aus Israel und vor allem aus den Nationen wird dieser Leib herausgerufen. Darum bedeutet die Geistesausgießung nicht schon den Anbruch des Reiches, sondern [8] „ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch kommt, und werdet meine Zeugen sein“. Die Mission, die Evangelisation zum Aufbau des Leibes Christi beginnt. Dazu ist „Kraft“ nötig. Aber keine Kraft des Verstandes, des menschlichen Willens, der Redekunst reicht dazu aus. „Kraft des auf euch kommenden Geistes“, damit ist allein diese Aufgabe zu lösen. Mit ihr werden die Apostel die wirksamen „Zeugen“ Jesu sein. Achten wir genau auf den Wortlaut. Hier steht nicht „ihr sollt“. Mit dem Heiligen Geist sind wir aus dem Raum des „Gesetzes“, dem Raum bloßer Forderungen heraus und in den Raum faktischen Geschehens hineingenommen. Denn der Geist wirkt in uns und handelt in uns und durch uns.
Er macht uns zu Zeugen. Wir kennen das Wort „Zeuge“ aus der Gerichtssprache. Bei einer Gerichtsverhandlung werden Zeugen vernommen. Sie sollen nicht ihre Meinung äußern und nicht ihre Gedanken erzählen, sondern – genau wie es die Apostel (Apg 4, 20) tun – „reden, was sie gesehen und gehört haben“. Zeugen stellen fest, was in Wirklichkeit geschehen ist. Darum konnten die Apostel nach Vers 21 ff jetzt schon Zeugen Jesu sein. Da es sich aber um die unsichtbaren, göttlichen Wirklichkeiten handelt, reicht alles nur menschliche Bezeugen nicht aus, um andere davon zu über-zeugen. Erst die Kraft des Heiligen Geistes beglaubigt das Zeugnis von Jesus für das Gewissen der andern so, daß sie zum Glauben kommen oder sich gegen die Wahrheit aufbäumen, die sie doch nicht mehr leugnen können. Es ist also so, wie Johannes es uns als Jesu Wort überliefert hat: Der Geist der Wahrheit wird „nicht von sich selber reden“, er „wird mich verklären; denn von dem Meinen wird ers nehmen und euch verkündigen“ (Jo 16, 13 f). Die Apostel empfangen vom Geist nicht geheimnisvolle neue Lehren, sondern das wirksame Zeugnis von Jesus. Sie werden nichts anderes sagen als das, was sie jetzt schon als Zeugen sagen könnten (Vers 21 f), aber sie werden es „anders“ sagen, so herzdurchbohrend, wie es uns Lukas sofort im 2. Kapitel zeigen wird. Dabei erinnert uns das grie Wort für „Zeuge“ = „Martys“ daran, daß gerade dieses ins Herz treffende Zeugnis die Boten ins Leiden führt und nur unter Leiden (Apg 9, 16!) abgelegt werden kann.
Dieser Zeugendienst wird sich wachsend entfalten: Jerusalem – Judäa – Samaria – die ganze Welt. Das ist zugleich der Plan für das Werk, das Lukas zu schreiben beginnt. Ganze Kapitel hindurch wird er uns in Jerusalem festhalten; dann geht es zu der großen Erweckung nach Samarien und anschließend zur Bekehrung des Paulus, mit dem wir bis nach Rom reisen werden. Mit dem Ausdruck „bis an das Ende der Erde“ nimmt Jesus die prophetische Weissagung und in ihr den göttlichen Zuspruch von Jes 49, 6 auf. Seine erste Erfüllung hat er für den Blick des Lukas nicht erst dann gefunden, wenn Paulus wirklich noch nach Spanien (Rö 15, 23. 24) gelangt ist, sondern schon, wenn Paulus in Rom das Evangelium verkündigt, in dem Rom, das die Enden der Erde beherrscht. Das alles aber vollzieht sich nicht nach einer klugen „Missions-Strategie“, die sich die Apostel erdacht haben. Lukas wird es uns sehr deutlich machen, wie es sich „begibt“, auch gerade durch das, was wie lauter Hindernis und Durchkreuzung aussieht. Es begibt sich nach dem Plan, den Jesus hier in seinen Grundzügen den Aposteln mitteilt.
Wir aber können auf das, was die Apostelgeschichte uns schildert, nicht zurückblicken als auf eine ferne und abgeschlossene Geschichte, die wir ruhig und erbaulich „betrachten“. Diese Geschichte geht weiter und nimmt uns selber in ihr Geschehen mit hinein und für dieses Geschehen mit unserem Beten und unserem Geben und unserem persönlichen Einsatz mit in Anspruch. Nach Gottes Vorsehung hat sich das „Ende der Erde“ immer weiter und weiter hinausgeschoben, je umfassender wir die Welt kennenlernten. Es ist dem Befehl Jesu gemäß erreicht und doch noch nicht erreicht. Mt 24, 14 ist erfüllt und noch nicht endgültig erfüllt. So stehen wir noch in diesen „Zeiten und Fristen“, in diesem Zeitalter der Herausrufung des Leibes Christi, in diesem Zeugendienst „bis zum Ende der Erde“. Wir verstehen die „Kirche“ und ihre Geschichte, ihre Aufgaben und ihre Verheißungen nur, wenn wir dies verstehen. Auch für uns handelt es sich dabei nicht um eigenes Wollen, eigene Gedanken, Interessen und Pläne. Es wurzelt auch heute noch alle „Mission“ und „Evangelisation“ in dem majestätischen Wort des Herrn selbst, das Befehl und Verheißung in einem ist: „Ihr werdet meine Zeugen sein, in Jerusalem und in Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.“ Und auch wir erfüllen den Sinn unseres Dienstes nur, wenn wir immer neu erfassen, daß es dabei nur einen einzigen, wahrhaft entscheidenden Faktor gibt: die Kraft des auf uns gekommenen Heiligen Geistes.

Wuppertaler Studienbibel

Dieser Vers beginnt mit einer Gegenüberstellung (alla, aber) zu Vers 7. Statt sich um Zeit und Stunde zu kümmern, sollten die Apostel Zeugen Christi bis an das Ende der Erde werden, nachdem sie auf übernatürliche Weise die Kraft des Heiligen Geistes empfangen hatten.
Die Bedeutung des Satzes „ihr … werdet meine Zeugen sein“ ist nicht ganz klar. Handelt es sich hier um ein Gebot oder um eine Feststellung? Grammatisch könnte er beides bedeuten, doch angesichts von Apg 10,42 (vgl. Apg 4,20) ist er wohl eindeutig als Imperativ, als Aufforderung für die Zukunft, zu verstehen.
Wahrscheinlich ist mit dem „Ende (Singular) der Erde“ Rom gemeint, im 1. Jahrhundert das stolze Zentrum der Zivilisation und über 2000 Kilometer (Luftlinie) von Jerusalem entfernt.

Walvoord Bibelkommentar

Ihr werdet Kraft empfangen usw. Damit legt Christus der vorwitzigen Neugier den kräftigsten Zügel an, indem er die Jünger auf Gottes Verheißung und Gebot verweist. Solche Neugier pflegt aus Müßiggang und Misstrauen geboren zu werden; dieses Misstrauen wird geheilt, wenn sich die Gedanken in die Verheißung versenken. Gottes Gebote zeigen dann, worauf wir unsern Eifer wenden sollen. Darum heißt der Herr die Jünger geduldig auf das warten, was Gott verheißen hat, und sich der Ausführung der Pflicht entgegenstrecken, die er ihnen auflegte. Dabei tadelt er ihre übergroße Eile, dass sie, die noch nicht einmal mit dem heiligen Geist beschenkt waren, etwas unzeitig vorwegnehmen wollen, was doch nur seine Gabe sein kann. Es ist doch gewiss nicht der rechte Weg, statt der Arbeit sanfte Ruhe zu suchen, wenn man zum Kriegsdienst berufen wäre. Der Hinweis darauf also, dass sie Kraft empfangen sollen, erinnert sie an ihre Schwachheit, damit sie nicht vor der Zeit Dingen nachjagen, die sie nicht erreichen können. Übrigens ist eine doppelte Übersetzung möglich. Entweder: „Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, welcher auf euch kommen wird,“ oder: Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der heilige Geist auf euch kommen wird. Ich bevorzuge die zweite Möglichkeit, welche auch deutlicher ausdrückt, dass sie solange kraftlos sind, bis der Geist über sie kommt.
Und werdet meine Zeugen sein. Dies will besagen, dass der Landmann erst arbeiten muss, ehe er Frucht empfängt. Wir sollen also unsere Blicke lieber auf den Weg richten, der zu Gottes Reich führt, als uns über den Zustand des zukünftigen Lebens gar zu feine Gedanken machen. Man streitet darüber, wie unser künftiges Leben bei Christus beschaffen sein wird, – aber man denkt nicht daran, dass wir erst mit ihm sterben müssen, um dann mit ihm zu leben. Es halte sich also ein jeder an sein gegenwärtiges Werk. Wir wollen wacker unter Christi Führung streiten, standhaft und unermüdet im Lauf unsers Berufs vorangehen: die Frucht wird Gott zu seiner Zeit schenken. Noch eine zweite Zurechtweisung enthält aber Christi Wort. Es will den Jüngern die falsche Einbildung von einem irdischen Reich austreiben, indem es ganz kurz sagt, dass das Reich in der Predigt des Evangeliums besteht. Darum sollen sie nicht von Reichtum, Genuss, äußerer Macht oder anderen irdischen Dingen träumen; sie hören ja, dass Christus seine Herrschaft ausübt, wo er durch die Lehre des Evangeliums sich die Welt untertänig macht. Daraus ergibt sich, dass er in geistlicher, nicht in weltlicher Weise herrscht. Dass aber die Apostel mit der Voraussetzung eines fleischlichen Königreichs rechneten, entsprang aus dem allgemeinen Irrtum des ganzen Volkes.
Wir dürfen uns nicht wundern, dass sie in diesem Stück sich alle durch ein Wahngebilde täuschen ließen. Denn wenn wir Gottes Reich nach unserm Sinne entwerfen, können wir nur auf rohe und irdische Gedanken kommen. Außerdem lassen wir uns wie das Vieh ganz und gar zu Dingen ziehen, die unserm Fleische bequem sind. Wir ergreifen, was vor Augen liegt. Darum sind auch die Leute zu Fall gekommen, die für das tausendjährige Reich schwärmten; alle Weissagungen, die Christi Reich anschaulich unter dem Bilde irdischer Königreiche darstellen, deuteten sie nach dem Geschmack des Fleisches, während es doch Gottes Absicht war, ihre Gedanken höher empor zu führen. Um solchen Irrtum zu meiden, wollen wir immer tiefer in die Verkündigung des Evangeliums eindringen, welches dem Reiche Christi seinen Sitz in unseren Herzen anweist.
In Jerusalem und in ganz Judäa usw. Wenn die Apostel den ganzen Erdkreis mit der Lehre des Evangeliums durchlaufen sollen, müssen sie verstehen, dass dies nicht die Arbeit eines Tages ist. Außerdem schiebt dieser Hinweis auch die falsche Meinung beiseite, welche die Jünger über Israel gefasst hatten. Ihnen schwebten allein diejenigen vor, die nach dem Fleisch von Abraham abstammten. Christus aber bezeugt, dass man auch Samarien in Angriff nehmen solle, welches ihnen körperlich sehr nahe, geistlich aber sehr fern lag. Er bezeugt weiter, dass alle anderen Gegenden, so fern und so unheilig sie sein mochten, mit dem heiligen Volk vereinigt werden und an der gleichen Gnade Teil gewinnen sollten. Wie sich die Juden von den Samaritern zurückhielten, ist bekannt (Joh. 4, 9). Jetzt aber will Christus den Zaun abbrechen, aus beiden einen Leib machen und sein Reich allenthalben errichten (Eph. 2, 14). Indem aber der Herr Jerusalem und Judäa nennt, wo die Jünger Scharen von wütenden Feinden begegnen mussten, erinnert er sie daran, dass hinreichende Mühen und Beschwerden ihrer warten; sie mögen also aufhören, von einem nahen Triumph zu träumen. Den Juden wird nun der erste Platz angewiesen, weil sie gleichsam die Erstgeborenen waren (2. Mos. 4, 22). Doch nennt der Herr unterschiedslos auch alle Heiden, die zuvor von der Hoffnung auf die Seligkeit ausgeschlossen waren. Hieraus entnehmen wir, dass die Predigt, in deren Verfolg das Evangelium auch zu uns kommen sollte (Eph. 2, 7), auf einem ausdrücklichen Befehl Christi ruht.

Jean Calvin – Apostelgeschichte

Manche lehren, dass das jüdische Volk das Recht auf das ihm von Gott verheißene Reich verloren hat, weil es den Messias abgelehnt hat. Ger antwortet auf diese Behauptung mit den Worten:
Die Gesamtheit des jüdischen Volkes hat den Messias nicht abgelehnt. Sonst gäbe es die Apostelgeschichte gar nicht! Jeder der Protagonisten in diesem Buch ist ein Jude, der Jesus als Messias angenommen hat. Der erste nichtjüdische Gläubige taucht erst nach sieben Jahren, also nach zehn Kapiteln, in der Geschichte auf. Von Kapitel eins bis achtundzwanzig der Apostelgeschichte haben Tausende von Juden auf das Evangelium reagiert. Und wir Juden reagieren auch heute noch auf Jesus. Die alten Verheißungen von Gottes Reichsprogramm, seine glorreiche Wiederherstellung Israels, wurden lediglich verschoben, nicht aufgegeben.

Die Antwort Jeschuas auf die Frage der Apostel ist in den Versen 7-8 festgehalten. Vers 7 gibt den Zeitpunkt an und enthält denselben Wortlaut wie I. Thessalonicher 5:1 und Titus 1:2-3: Zeiten und Jahreszeiten. Es war nicht Sache der Apostel, Zeiten oder Jahreszeiten zu kennen, die der Vater in seiner eigenen Autorität festgelegt hat. Das griechische Wort für „Zeiten“ ist chronous, was „quantitative Zeiten“ bedeutet. Es bezieht sich auf Zeitalter oder Epochen, auf einen allgemeinen Zeitraum eines Ereignisses. Es geht einfach um die Dauer der Zeit; es betrachtet die Zeit im Hinblick auf ihre Ausdehnung. Das Wort für „Jahreszeiten“, kairous, bedeutet hingegen „Zeiträume, durch die Zeitalter gekennzeichnet sind“. Dieses Wort bezieht sich auf eine bestimmte Zeitspanne oder einen genauen Zeitpunkt eines Ereignisses. Es bezieht sich auf Arten von Zeit, wie „harte Zeiten“, Zeit in Bezug auf ihren Umfang und Charakter.

Jeschua sagte seinen Jüngern, dass es nicht an ihnen liegt, das Zeitalter zu kennen, in dem die Wiederherstellung Israels und die Errichtung des Reiches Gottes stattfinden wird, und auch nicht den genauen Zeitpunkt in diesem Zeitalter, zu dem dies geschehen wird; dies hat der Vater in seiner eigenen Autorität festgelegt. Mit anderen Worten: Gott, der Vater, hat bereits einen Zeitpunkt festgelegt, und es geht darum, dass sich seine Verheißungen erfüllen werden. Das Reich Gottes wird kommen, aber es liegt nicht an ihnen, den Zeitpunkt zu bestimmen.

Der Bibelwissen-Kommentar stellt fest:
Manche schließen aus der Antwort des Herrn, dass die Apostel eine falsche Vorstellung vom Reich Gottes hatten. Doch das ist falsch. Christus hat ihnen das nicht vorgeworfen. Hätten die Nachfolger des Herrn Jesus eine falsche Auffassung gehabt, wäre dies der Zeitpunkt für ihn gewesen, sie zu korrigieren. Tatsache ist, dass Christus das Kommen eines irdischen, buchstäblichen Königreichs lehrte (vgl. Matthäus 19,28; Lukas 19,11-27; 22,28-30). In Apostelgeschichte 1,3 heißt es, dass der Herr die Jünger über das Reich unterrichtete; er vermittelte ihnen sicherlich den richtigen Eindruck über dessen Charakter und künftiges Kommen. Was Jesus hier (V. 7) besprach, war die Zeit des Kommens des Reiches Gottes. Das griechische Wort für Zeiten (chronous) beschreibt im Wesentlichen die Dauer von Zeiten, und das Wort für Daten (kairous) bezieht sich sowohl auf die Länge von Zeiten als auch auf die Art von Zeiten (wie z. B. „harte Zeiten“). Die Jünger durften weder die Zeiten noch die kritischen Zeiträume kennen, die der Vater durch seine Autorität festgelegt hatte. Später würde eine weitere Offenbarung darüber erfolgen (vgl. 1 Thess 5,1).

Ger teilt die Überzeugung, dass Israel als Nation in der Zukunft wiederhergestellt werden wird und dass der Messias persönlich vom Thron seines Vorfahren David in Jerusalem regieren wird. Zu Jeschuas Antwort in Apostelgeschichte 1,7 macht er die folgende Bemerkung:
Die Antwort Jesu zeigt, dass er die Frage als logisch akzeptierte, aber keine Einzelheiten nennen wollte. Jesus wischt die Frage nicht ab, sondern gibt eine ernsthafte, aber geheimnisvolle Antwort. Indem er ihnen sagte, dass es ihnen nicht zustehe, „die Zeiten oder Epochen zu kennen, die der Vater durch seine eigene Autorität festgesetzt hat“, zeigte er, dass er mit seinen Schülern darin übereinstimmte, dass es um das „Wann“ und nicht um das „Ob“ der Wiederherstellung des Königreichs für Israel ging. Es war einfach eine Frage des göttlichen Zeitplans, der die Apostel nichts anging.

In Vers 8 legt Jeschua die besondere Berufung der Apostel dar. Das Wort „aber“ am Anfang des Verses ist im Griechischen ein sehr starker Ausdruck: Aber ihr werdet Kraft empfangen. Dies war göttliche Kraft. Da ihre eigene Kraft nicht absolut war, konnten die Apostel ihren Auftrag nur mit Hilfe göttlicher Kraft erfüllen. Es war die Macht, den spezifischen Auftrag, den sie jetzt erhalten hatten, zu erfüllen. Die Verheißung war bedingungslos, aber sie war nicht absolut. Die Apostel würden nicht alles tun können, was sie wollten, aber sie würden göttliche Macht erhalten, um den Auftrag zu erfüllen, den Jeschua ihnen gerade gegeben hatte.

Was den Zeitpunkt betrifft, so sagte Jeschua ihnen, dass es geschehen würde, wenn der Heilige Geist auf euch käme. Der Geist würde die Kraft bringen. Als die Apostel mit dem Geist getauft wurden (Apg. 1,5), würden sie die Kraft empfangen (Apg. 2,1-4).

Dann erklärte Jeschua die Art der Berufung der Apostel: Ihr sollt meine Zeugen sein. Dies ist das Thema der Apostelgeschichte: dass die Apostel Zeugen sein sollten; und dies ist der Grund, warum das Wort in der Apostelgeschichte häufig verwendet wird (1,22; 2,32; 3,15; 5,32; 10,39-41; 13,31; 22,15; 26,16). Da die Apostel nun Zeugen sein sollten, wurde die Politik des Schweigens, die Jeschua nach der nationalen Ablehnung seiner Messiasschaft in Matthäus 12 eingeleitet hatte, aufgehoben (Mt 12,22-39). Es stellt sich die Frage, ob der Ausdruck „Ihr sollt meine Zeugen sein“ ein Befehl oder lediglich eine Prophezeiung ist. Die Antwort lautet, dass es wahrscheinlich beides ist. Dies ist der Zweck der Macht, die die Apostel erhalten würden: Sie sollten Jeschuas Zeugen sein. Mit anderen Worten: Ihre Aufgabe war es jetzt nicht, das Reich zu regieren, sondern zu bezeugen.

Dann gab Jeschua ihnen das Programm und den Wirkungsbereich vor, indem er erklärte, dass die Apostel seine Zeugen sein sollten in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis ans Ende der Welt. Damit gab er den Rahmen für die Apostelgeschichte vor. Zunächst sollten die Apostel seine Zeugen in Jerusalem sein, entsprechend dem Auftrag, den er ihnen bereits gegeben hatte (Lk. 24:47). Jerusalem war der Sitz der jüdischen Führung. Dort war das Blut der Propheten und des Messias vergossen worden. Dieser Bereich wird in Apostelgeschichte 2,1-8,4 behandelt. Zweitens sollten sie in ganz Judäa Zeugnis ablegen. In diesem Gebiet war das pharisäische Judentum stark. Das Wort „alle“ schließt wahrscheinlich Galiläa ein, das eine Erweiterung der Herrschaft Judäas war. Dieser Bereich wird in Apostelgeschichte 8,26-12,25 behandelt. Drittens sollten die Apostel in Samaria Zeugnis ablegen, wo es eine gemischte Religion gab, die den Juden feindlich gesinnt war. Dieser Bereich wird in Apostelgeschichte 8,5-25 behandelt. Viertens sollten die Apostel Zeugen sein bis an den äußersten Rand der Erde, was eine Redewendung für die heidnische Welt ist (Jes 49,5-6). Dort würden die Apostel auf heidnisches Heidentum, viele falsche Gottesvorstellungen und eine unmoralische Gesellschaft stoßen, und deshalb wurden sie in Gebiete gesandt, die für die Juden unrein waren. Dieser Bereich wird in Apostelgeschichte 13:1-28:31 behandelt.

Ariel’s Bibelkommentar: Apostelgeschichte

Unser Auftrag als Geschöpf?

Alles, was Odem hat, lobe Jah! Lobet Jehova! (Hallelujah!)
Elberfelder 1871 – Ps 150,6

Alles, was Oden hat, lobe Jah! (Der ganze Psalter schließt mit einem allgemeinen Halleluja. „Alle Klagen wie alle Kämpfe enden in einem jubelnden Lobe des Herrn, der alles wohlgemacht.“ – Ps. 150 ist zugleich die Schlußlobpreisung des fünften Psalterbuches.) / Lobet Jah!
Ludwig Albrecht – Psalm 150,6

Alles, was atmet, soll mit lauter Stimme Gott ehren. Danke, Gott, ja, du bist als der große Chef immer da, du bist gigantisch gut, man ruft dann auch „Halleluja“.
VolxBibel – Psalm 150:6

Der Aufruf zum Lobpreis erging bisher an Unbenannte, aber wie die gehäuften Instrumentnamen zeigen vorzugsweise an Israel. Nun verallgemeinert er sich auf „die Gesamtheit des Odems“ d. i. alle die Wesen, welche von Gott mit נִשְׁמַח חַיִּים begabt sind d. i. auf die ganze Menschheit.
Mit diesem volltönenden Finale endet der Psalter. Wie auf fünf Stufen emporgestiegen schwebt er in diesem Schlußpsalm auf der seligen Höhe des Endes, wo, wie Gregor von Nyssa sagt, alle Kreatur, nachdem die von der Sünde angerichtete Zertrennung und Verwirrung hinweggethan, harmonisch zu Einem Reigen (εἰς μίαν χοροστασίαν) geeinigt und der Chor der Menschheit mit dem Engel-Chor concertirend zu Einer Cymbela göttlichen Lobes geworden und Gotte dem Triumphator (τῷ τροπαιούχφ) das schließliche Epinikion zujauchzen wird. Einer besonderen Schlußberacha bedarf es nun nicht. Dieser ganze Schlußpsalm ist eine solche. Nicht einmal eines אָמֵן (106, 48 vgl. 1 Chr. 16, 36) bedarf es. Das הללויה schließt es in sich und überbietet es.

Delitzsch – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn! Dieser Gedanke könnte auf alle lebenden Wesen bezogen werden, wie wir bei den früheren Psalmen sahen, dass auch den vernunftlosen Geschöpfen das Amt, Gott zu loben, zugewiesen wird. Aber wie ja unter der Bezeichnung „Fleisch“ oft speziell die Menschen verstanden werden, so wird die Vermutung wohl begründet sein, dass hier die Menschen angeredet werden. Denn trotzdem sie den Lebensodem mit den Tieren gemein haben, heißen sie doch in besonderem Sinne mit Atem, d. h. Leben, begabt. Zu dieser Auffassung bewegt mich folgender Grund: nachdem der Prophet bisher das an gesetzliche Zeremonien gebundene Bundesvolk zum Lobe Gottes aufgefordert hat, wendet er sich zuletzt an die ganze Menschheit und weist damit zugleich auf eine künftige Zeit hin, wo allerwärts dieselben Lieder ertönen werden, die damals nur in Judäa zu hören waren. Und durch diese Weissagung sind wir mit den Juden zum selben gemeinsamen Gesang vereinigt, damit Gott auch unter uns mit unablässigem Lobopfer verehrt werde, bis wir im Himmelreich zusammenkommen und mit den auserwählten Engeln das ewige Halleluja anstimmen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Und wozu nutze ich meinen Atem und meine Zeit? Um über Politik und Gesundheit zu diskutieren? Oder um andere Menschen schlecht zu machen? Oder verherrliche ich Menschen – und folge diesen nach?
Oder ist mein Herz bei Jehova? – und singe ich deshalb „Lobpreis gehört Jehova“?

Oben, unten – wo ist mein Platz?

Und er kam nach Kapernaum, und als er in dem Hause war, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Wege verhandelt? Sie aber schwiegen; denn sie hatten sich auf dem Wege untereinander besprochen, wer der Größte (W. größer) sei. Und nachdem er sich niedergesetzt hatte, rief er die Zwölfe; und er spricht zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, so soll (O. wird) er der Letzte von allen und aller Diener sein.
Elberfelder 1871 – Markus 9,33–35

Sie kamen nach Kapernaum. Als sie im Haus waren, fragte Jesus die Jünger: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« Doch sie schwiegen verlegen; denn sie hatten sich darüber gestritten, wer von ihnen der Wichtigste sei. Jesus setzte sich, rief die zwölf Jünger zu sich und sagte: »Wer der Erste sein will, der soll sich allen unterordnen und ihnen dienen.«
Er rief ein kleines Kind, stellte es in ihre Mitte und schloss es in die Arme. 37 Dann sagte er: »Wer solch ein Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt damit Gott selbst auf, der mich gesandt hat.«
Hoffnung für Alle – Mk 9,33–37

Da kam er nach Kapernaum. Und als er im Haus angekommen war, fragte er sie: »Was habt ihr auf dem Weg miteinander diskutiert?« Keiner sagte etwas, denn sie hatten sich auf dem Weg darüber unterhalten, wer von ihnen der Bedeutendste ist. Da setzte Jesus sich hin und rief seine zwölf engsten Gefährten zu sich. Ihnen sagte er: »Wenn einer der Anführer von allen sein will, muss er der Letzte werden, ja, der Diener von allen!«
Das Buch – 2009 – Markus 9:33–35

Jesus und seine Jünger kamen, zum letzten Mal, nachdem sie mehrere Monate fortgewesen waren,nach Kapernaum (vgl. Mk 8,13.22.27). Als sie daheim (vgl. Mk 2,1-2;3,20;7,17) waren, fragte Jesus sie, worüber sie auf dem Weg (en tE hodO; vgl. den Kommentar zu Mk 1,2) gesprochen hätten. Wieder bildete eine Frage von ihm die Einleitung für eine bestimmte Aussage (vgl. Mk 8,27.29).
Die Jünger schämten sich zuzugeben, daß sie miteinander darüber verhandelt hatten, wer der Größte unter ihnen sei. Derartige Fragen nach dem Rang des einzelnen waren für die Juden sehr wichtig (vgl. Lk 14,7-10), daher war es ganz natürlich, daß auch die Jünger darüber nachdachten, welche Stellung sie in dem kommenden messianischen Reich einnehmen würden. Die Vorrechte, die Petrus, Jakobus und Johannes eingeräumt worden waren (vgl. Mk 5,37;9,2), hatten die Diskussion vielleicht etwas angeheizt; doch was auch immer der Anlaß war, der Streit der Jünger zeigte, daß die Zwölf die Bedeutung der Leidensankündigung Jesu (V. 31) für sie selbst weder verstanden noch akzeptiert hatten.
Nachdem Jesus sich gesetzt hatte – die traditionelle Pose eines jüdischen Lehrers (vgl. Mt 5,1; Mk 13,1) -, rief er die Zwölf zu sich. Er lehrte sie das Wesen wahrer Größe: Wenn jemand will (vgl. Mk 8,34) der Erste sein, also die höchste Stellung unter den „Großen“ im Gottesreich innehaben will, der soll (aus freiem Willen und Entschluß) der Letzte sein von allen und aller Diener. Der Begriff „Diener“ (diakonos) versinnbildlicht hier eine Person, die die Nöte und Bedürfnisse anderer freiwillig lindert und nicht, weil sie in einer dienenden Position (doulos, Sklave) ist. Jesus verurteilte damit nicht den Wunsch, eine bessere Stellung im Leben zu erringen, machte aber deutlich, daß Größe in seinem Reich nicht eine Frage des Status, sondern des Dienens ist (vgl. Mk 10,43-45).

Walvoord Bibelkommentar

Nach langer Zeit »kamen« Jesus und seine Jünger endlich wieder »nach Kapernaum« (Mk 9, 33). Das »Haus«, das ihn dort erwartet, ist immer noch das des Petrus (Mk 1,29; 2,1). In diesem »Hause« angelangt, ergreift Jesus die Initiative zu einem Gespräch. Er leitet es ein mit der Frage: »Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?« Er hatte also das Gespräch mitbekommen, vermutlich durch den heiligen Geist, der in ihm wohnte (vgl. Mk 2,8; 8,17; Joh 2,24ff.). Nebenbei stoßen wir hier auf die Tatsache, dass es nicht nur Jüngergespräche mit Jesus gab, sondern auch Gespräche der Jünger untereinander. Und zwar geistliche bzw. theologische Gespräche (vgl. Mk 4,41; 8,16; 9,10; 9,32). An dieser Stelle sollten wir selbst dankbar werden für die vielen Möglichkeiten hilfreicher Gespräche, die wir mit Glaubensgeschwistern führen können. »Unterwegs« heißt: während der Wanderung von Mk 9, 30 ff.

Betroffen »schwiegen« die Jünger (vgl. Mt 22,12; Mk 3,4; Lk 14,4; 20,26). »Denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer der Größte sei.« Sie schwiegen also aus Scham. Es fällt auf, dass die Jünger damals Jesus gegenüber häufig schwiegen (vgl. Mk 8,16 f; Mk 9,10; 9,32.34). Im modernen Deutsch würde man sagen: Damals herrschte eine Phase von Kommunikationsstörungen. Verursacht war sie durch den Gegensatz zu ihrem Meister. Während Jesus sich auf die Passion vorbereitete, bereiteten sie sich zum Herrschen im Reich des Messias vor. Denn die Frage, »wer der Größte sei«, zielt natürlich auf das in Bälde erwartete messianische Reich (vgl. Mt 18,1ff.; Lk 9,46ff.; Mk 10,35ff.; Lk 19,11; 22,24; Apg 1,6). Sie hat die Jünger mehrfach umgetrieben, wie zumindest Lk 22,24 bezeugt, aber auch Mt 18,1-5.

Rangstreit unter den Jüngern – gibt es das heute noch? Sicherlich. Und zwar sowohl unter Liberalen als auch unter Evangelikalen. Fragen des Protokolls bekommen hier eine wichtige Bedeutung. Wer was machen oder eröffnen oder vertagen oder planen oder entwerfen oder repräsentieren darf, kann zu endlosen Diskussionen führen. Vielleicht waren die Jünger damals eher an der Ewigkeit interessiert als wir. Besser sind wir jedenfalls nicht geworden. So stellen diese Jünger einen Spiegel unserer eigenen Seele dar.

Jesus greift diese Angelegenheit mit Ruhe und Besonnenheit auf. »Er setzte sich«, berichtet Markus, »und rief die Zwölf« (Mk 9, 35). Wie wir wissen, lehrten die jüdischen Lehrer im Sitzen (vgl. Mt 5,1; Mk 3,9.32; 4,1). Wenn es heißt »er rief die Zwölf«, dann ist anzunehmen, dass er das Problem der »Zwölf« intern behandeln und nicht in die Öffentlichkeit tragen wollte. Ein solches Verhalten sollte uns Vorbild sein. Was im kleinen Kreis oder gar unter vier Augen besprochen werden muss, sollte nicht in den öffentlichen – manchmal auch »frommen«! – Klatsch oder in die Leserbriefspalten geraten.

Was Jesus hier zu sagen hat, drückt ein geistliches Grundgesetz aus: »Wenn jemand der Erste sein will, dann soll er von allen der Letzte sein und aller Diener.« Das heißt: Eine hohe Verantwortung im Reich Gottes wird nur demjenigen verliehen, der demütig ist und der dient. Interessanterweise erklärt Jesus nicht: Es gibt keine »Ersten«. Doch! Es gibt tatsächlich »Erste« (vgl. dazu Lk 19,16ff. und Mt 19,28). Aber der Weg dahin ist völlig anders als in der Welt. In der Welt zählen Energie, Ellenbogen, Ehrgeiz. Im Reiche Gottes zählen die geistliche Gnade, der Verzicht auf Ellenbogen und die Treue im Kleinen. »Von allen der Letzte« heißt in diesem Zusammenhang: »allen« andern in puncto Ehre den Vortritt lassen. Das ist sozusagen die passive Seite. Die aktive Seite aber besteht in dem Dienst, den man anderen erweist: »Aller Diener« soll derjenige sein, der im Reich Gottes als ein »Erster« Verantwortung übernehmen will. Dabei kommt es selbstverständlich nicht auf einen Titel an – z. B. heißt der Papst »servus servorum« (»Diener der Diener«) -, sondern auf das Tun. »Diener« (griech. diakonos) wollte Jesus ja selber sein (Mk 10,45), und nicht sich bedienen lassen. Von daher könnte man sagen: Leben, wie Jesus gelebt hat, macht uns zu »Ersten« im Reich Gottes. Dass dies eine schwierige Lektion ist, zeigt die mehrfache Wiederholung der Aussage Jesu in Mk 10,43ff.; Mt 20,26; 23,11 und Lk 22,26 ff.

Edition C

Jesu Antwort auf die Frage der Jünger, wer der Größte unter ihnen sei, hat im Bericht des Matthäus den unerbittlichen Ernst, der das ganze erste Evangelium erfüllt. Die Jünger richten selbst ihre Frage an Jesus; nun trifft sie seine Antwort vollends niederschmetternd: So kommt ihr gar nicht in das Himmelreich; erst müsst ihr umkehren. Wohin sie ihre Umkehr bringen muss, beschreibt er mit dem kleinen und geringen Kind; nur so kleine Leute gehen ins Himmelreich ein. Markus zeigt auch bei diesem Anlass die milde Freundlichkeit Jesu, damit niemand sich vor ihm fürchte und den Mut zum Glauben verliere. Er erläutert zunächst, wie die Frage der Jünger vor Jesus kam. Sie war nicht für sein Ohr bestimmt, sondern wurde nur im Kreise der Jünger unterwegs besprochen. Jesus ließ sie aber nicht heimlich in ihrem Herzen gären, da sie ihr Verhältnis zu ihm und zueinander vergiftet hätte, sondern zog sie ans Licht mit der Frage, was sie miteinander besprochen hätten. Als die Jünger beschämt schwiegen, weil sie wohl empfanden, dass ihr Streit nicht nach Jesu Sinn war, legte er ihnen die Regel der echten, wirklichen Größe vor.

Ehrgeiziges Großseinwollen schändet und erniedrigt in den Augen Jesu, weil es nicht aus der Liebe stammt und darum zur Sünde führt. Auf diesem Wege bereiten wir uns unsere Größe dadurch, dass wir die anderen drücken und schwächen, gründen unsere Ehre auf die Erniedrigung der anderen, unsere Stärke auf ihre Schwäche und unseren Reichtum auf ihre Armut. Solcher Größe wird Jesus zum Widersacher; er stößt sie um. Auf seinem Weg gehen diejenigen, die es verstehen zu dienen; sie tun seinen Willen und sind deshalb in seinen Augen die Großen, auf die er sein Lob und seine Ehre legt. Darum darf es in seiner Gemeinde kein anderes Streben nach dem Vorrang geben als so, dass wir uns von uns selbst abwenden und nicht uns selbst leben; wir sollen als die Letzten in der Reihe stehen wollen, wenn für uns selbst Ehre, Ruhm, Genuss und Gewinn in Frage kommen, und die Ersten zu sein trachten, wenn es gilt, die anderen mit Wort und Tat zu heben, zu tragen und zu begaben.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Der Hintergrund der Lektion in diesen Versen betraf einen Streit unter den Jüngern: Und es entstand ein Streit unter ihnen, wer von ihnen der Größte sei (Lk. 9:46). Matthäus liefert den Zeitpunkt dieses Streits: In jener Stunde kamen die Jünger zu Jeschua und sprachen: Wer ist denn der Größte im Himmelreich? (Mt. 18,1). Der Streit folgte unmittelbar auf die Lektion des Petrus (In jener Stunde), wobei Jeschua dafür sorgte, dass Petrus‘ Steuer zusammen mit seiner eigenen bezahlt wurde. Infolgedessen könnte der Apostel das Gefühl gehabt haben, dass er in einer privilegierten Position stand. Dieses Ereignis folgte auch auf die Erfahrung der Verklärung, bei der Jeschua nur drei der zwölf Apostel als Zeugen auswählte. So könnten sich Petrus, Jakobus und Jochanan privilegiert gefühlt haben. Nun debattierten die Jünger nicht nur über ihren gegenwärtigen Status, sondern auch über ihren Status im messianischen Reich. Sie glaubten immer noch, dass Jeschua dieses Reich bald errichten würde, und debattierten darüber, wer unter ihnen die höchste Position einnehmen würde.
Der Streit fand auf dem Weg statt. Nachdem sie das Haus betreten hatten, fragte Jeschua sie: Was habt ihr auf dem Weg überlegt? (Mk. 9,33). Er wusste es, wollte aber auf den Punkt bringen, dass das Problem die gefühlte Überlegenheit der apostolischen Gruppe war. Von einer sitzenden Position aus (Mk. 9,35a) rief Jeschua ein kleines Kind zu sich, stellte es in ihre Mitte und sagte: „Wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass ihr umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr auf keinen Fall in das Reich der Himmel eingehen (Mt. 18,2-3). Die Lektion war, dass sie wie Kinder sein müssen, mit kindlichem Glauben, um in das Königreich zu gelangen. Kinder sind von ihren Vätern abhängig, und so müssen Gläubige eine kindliche Abhängigkeit von ihrem himmlischen Vater zeigen. Matthäus fügte hinzu: „Wer nun demütig wird wie ein kleines Kind, der ist der Größte im Himmelreich“ (Mt. 18,4). Während nur der Glaube und das Vertrauen in Jeschua erforderlich sind, um in das Königreich einzutreten, wird die Position eines Gläubigen im Königreich davon bestimmt, wie er seinen Glauben während seines Lebens auslebt. Ein kleines Kind erkennt, dass es keine Autorität im Haus hat, sondern dem Willen des Vaters unterworfen ist. Folglich muss man, um eine große Position im Königreich zu erhalten, erkennen, dass man wie ein Kind keine eigene Autorität hat und Gott unterworfen ist.
Jeschua erklärte: Wer der Erste sein will, der soll der Letzte von allen sein und der Diener aller (Mk. 9:35b). Ein Mensch, der einen höheren Platz im Reich Gottes anstrebt, darf in diesem Leben nicht darum kämpfen, die höchste Position zu erreichen. Er muss sich stattdessen mit der niedrigsten Position und dem Dienst an allen Menschen zufrieden geben. Um ein Herr im Reich Gottes zu werden, muss man jetzt ein Diener sein. Lukas fügt hinzu: Denn wer der Geringste unter euch allen ist, der ist groß (Lk. 9:48). Größe wird durch kindliche Demut erlangt. Kinder kümmern sich nicht um den Status innerhalb des Hauses, denn sie wissen, wer das Haus regiert. Es gibt keine Diskussion über den sozialen Status zwischen dem Kind und den Eltern. In gleicher Weise ist es für einen Gläubigen notwendig, sich umzudrehen und einen kindlichen Glauben und Demut zu erwerben. Man muss einen Geist der Empfänglichkeit für das Unbedeutende haben und bereit sein, ein Kind aufzunehmen: Und wer ein solches Kindlein aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf (Mt. 18,5). Dieser Punkt wird im nächsten Abschnitt näher erläutert.
Zusammenfassend können wir sagen, dass, wie ein Kind von seinem Vater abhängig ist, ein Gläubiger von Gott abhängig sein muss. Das Mittel, um im Reich Gottes Größe zu erlangen, beinhaltet, der Geringste zu werden und ein Diener zu werden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Scheinbar hat Petrus richtig zugehört! Den beim letzten Passah sitzt er ganz außen – der Sitzplatz für den Diener – und er ist es, dem zuerst die Füße gewaschen werden soll.

Freue dich, …

Jubele und freue dich, Tochter Zion! denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht Jehova. Und an jenem Tage werden viele Nationen sich an Jehova anschließen, und sie werden mein Volk sein; und ich werde in deiner Mitte wohnen, und du wirst erkennen, daß Jehova der Heerscharen mich zu dir gesandt hat. Und Jehova wird Juda als sein Erbteil besitzen (O. in Besitz nehmen) in dem heiligen Lande und wird Jerusalem noch erwählen. Alles Fleisch schweige (Eig Still, alles Fleisch) vor Jehova! denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung.
Elberfelder 1871 – Sach 2,14–17

Gott sagt: „Die Leute aus der Zionsstadt können abgehen vor Freude! Denn ich komme vorbei und werde in die Stadt einziehen, ich werde dort wohnen. Dann werden viele Menschen aus anderen Völkern an mich glauben und zu meiner Truppe gehören. Ich werde auch bei ihnen am Start sein.“ Wenn das passiert, werdet ihr kapieren, dass Gott, der Chef über alles, mich wirklich zu euch geschickt hat. Die Leute von Juda werden für immer Gott gehören, wenn sie in dem ganz besonderen Land leben. Und Jerusalem wird er sich wieder als seine ganz besondere Stadt aussuchen. Alle Menschen müssen ihren Mund halten, wenn Gott da ist. Er hat sich auf den Weg gemacht, um aus seiner ganz besonderen und abgefahrenen Wohnung zu uns zu kommen.
VolxBibel – Sacharja 2,14–17

Lobsinge und sei fröhlich, du Tochter Zijon; denn siehe, Ich komme und wohne in deiner Mitte, spricht Jehovah. Sach 9,9; Jes 12,6.
Und viele Völkerschaften werden an jenem Tage Jehovah anhangen und Mein Volk werden; und Ich werde in deiner Mitte wohnen, auf daß du erkennst, daß Jehovah der Heerscharen mich zu dir gesendet hat. Sach 6,15; 1Mo 49,10; Zef 2,11; Jer 50,5.
Und Jehovah erbet den Jehudah als sein Teil auf dem Boden der Heiligkeit und erwählt noch Jerusalem. Sach 1,17.
Stille (beschwichtigt) sei alles Fleisch vor dem Angesichte Jehovahs; denn Er ist aufgewacht aus der Wohnstätte Seiner Heiligkeit. Ps 46,11; Ez 3,12; Hab 2,20.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Sacharja 2:14–17

+

In Vers 12 – 13 spricht der Herr selbst (d. h. der Engel des Herrn oder der Messias), wenngleich manche Exegeten diese Passage auch als Sacharjas Erklärung seines prophetischen Auftrags deuten. “ Denn so spricht der HERR Zebaoth, der mich gesandt hat “ ist die Übersetzung einer schwierigen hebräischen Textstelle. Ihr Grundgedanke scheint zu sein, daß Gott den Messias senden wird, um die Völker, die euch beraubt haben , zu richten und Gottes Herrlichkeit zu entfalten. Das wird geschehen in dem Gericht der Heiden bei der Wiederkunft des Messias ( Mt 25,31-46 ).

Walvoord Bibelkommentar

In den ersten beiden Visionen zeigt Gott, wie Er zur Befreiung seines Volkes eingreifen würde: indem Er die Nationen bestraft, die sie gefangen genommen hatten. In der dritten Vision zeigt Er, was Er selbst für Jerusalem, seine auserwählte Stadt, sein würde. Der Prophet schildert seine Vision mit folgenden Worten: „Und ich hob meine Augen auf und sah: Und siehe, ein Mann, und eine Messschnur war in seiner Hand. Und ich sprach: Wohin gehst du? Und er sprach zu mir: Jerusalem zu messen, um zu sehen, wie groß seine Breite und wie groß seine Länge ist. Und siehe, der Engel, der mit mir redete, ging aus; und ein anderer Engel ging aus, ihm entgegen. Und er sprach zu ihm: Lauf, rede zu diesem Jüngling und sprich: Als offene Stadt wird Jerusalem bewohnt werden wegen der Menge Menschen und Vieh in seiner Mitte. Und ich, spricht der HERR, werde ihm eine feurige Mauer sein ringsum, und werde zur Herrlichkeit sein in seiner Mitte“ (V. 5–9).
Der junge Mann mit der Messschnur will Jerusalem vermessen. Dies ist ein Beweis dafür, dass die Zeit gekommen ist, sich wieder mit Jerusalem zu beschäftigen; denn man nimmt nicht Maß von etwas, an dem man nicht interessiert ist. Gott zeigt jedoch, dass Er Jerusalem so segnen will, dass es wegen der Vielzahl von Menschen und Tieren, die dort sein werden, keine Möglichkeit gibt, es zu vermessen. Daher wird die Stadt ohne Mauern bewohnt werden. Zum Schutz vor feindlichen Angriffen wird der Herr selbst für sie wie eine feurige Mauer um sie herum sein; auch wird Er zur Herrlichkeit in ihrer Mitte sein (V. 9). Er will inmitten seines Volkes wohnen (V. 15) und so seine Verheißung gegenüber Mose (2 Mose 29,45–46) und die Bitte Davids erfüllen (Ps 132,8): „Denn der HERR hat Zion erwählt, hat es begehrt zu seiner Wohnstätte: Dies ist meine Ruhe für immer; hier will ich wohnen, denn ich habe es begehrt“ (Ps 132,13–14).
Diese drei Visionen stellen uns zusammengefasst die drei Höhepunkte des göttlichen Heils vor Augen. Erstens: Die Grundlage, die Hoffnung auf Errettung, findet sich allein in Gott. Zweitens: Er ist es, der die Mittel hat, um die Macht des Gegners zu vernichten. Und schließlich ist Er die Stärke, der Schutz und die Herrlichkeit seines erlösten Volkes. Jesus hat uns Gott offenbart und das Werk der Erlösung vollbracht. „Und es ist in keinem anderen das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12).
Sie sehen nun, liebe Leser, drei Abschnitte aus dem Neuen Testament, die uns an die drei soeben erwähnten erinnern:
• Jesus hat gesagt: „Niemand kommt zum Vater, als nur durch mich“ (Joh 14,6).
• Es steht geschrieben, dass der Herr Jesus durch seinen Tod den vernichtet hat, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren (Heb 2,14–15).
• Die Kinder Gottes werden genannt „der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein“; daher werden sie ermahnt, sich von allem Unreinen abzusondern (2 Korinther 6,16–17, vgl. Sach 2,10–11.14)
Es ist kostbar zu sehen, dass jemand nach dem Willen der Gnade Gottes, wenn er sich bekehrt, ein Segen für andere wird; wie Jesus in Johannes 7,38 sagt: „Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen“. So ist es auch in unserem Kapitel, denn dort steht (V. 15), dass sich an jenem Tag viele Nationen dem Herrn anschließen werden und sein Volk werden. Das Gleiche finden wir auch in 5 Mose 33,19 und in Psalm 40,4. Und schließt unser Kapitel mit den Worten: „Alles Fleisch schweige vor dem HERRN, denn er hat sich aufgemacht aus seiner heiligen Wohnung“ (2,17). Welch ein Segen ist es für uns, zu wissen, dass Gottes dem Sünder vergibt nach dem Prinzip seiner Gerechtigkeit und nach dem Maß seiner Heiligkeit. Dies wird in der folgenden Vision noch deutlicher gezeig

Adrien Ladrierre – Der Prophet Sacharja

Gottes barmherzige Zuwendung zu seinem Volk und sein Gericht über die Völker sind sicher für Israel Anlaß zur Freude. Aber der tiefste Grund zum Jubeln ist Gottes Gegenwart inmitten seines Volkes. Gott verheißt: Ich komme und wohne in deiner Mitte. Es gibt keine größere Freude für den Menschen als ein Leben in ungetrübter Gemeinschaft mit Gott. Was Gott hier durch Sacharja ankündigt, verwirklicht sich in vier Etappen der Heilsgeschichte: Gott nahm unter den Menschen Wohnung, als Christus in die Welt kam: »Das Wort wurde Mensch und wohnte unter uns« (Joh 1,14; vgl. Lk 17,21). Nach Tod und Auferstehung Jesu hat Gott sich auf eine ganz neue Weise durch seinen Heiligen Geist mit den Gliedern der Gemeinde Jesu verbunden, sein Geist wohnt in den Herzen der Glaubenden: »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen« (Joh 14,23; vgl. 1Kor 3,16 u. Mt 18,20). Bei der Vollendung seiner Gemeinde wird Christus als Messias im Volk Israel Gottes Gegenwart offenbaren, und schließlich wird die erneuerte Schöpfung der Lebensraum für Gott und die erlöste Menschheit sein: »Siehe, die Stätte Gottes bei den Menschen; er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein« (Offb 21,3).
[15] Der Zuwendung Gottes zu Israel wird die Umkehr der Völker zu Gott entsprechen. Was in der Geschichte der Gemeinde Jesu sich anfangsweise vollzieht, daß nämlich einzelne Menschen aus allen Völkern sich Gott zu wenden und Jesus Christus als ihren Retter und Herrn annehmen, das wird am Ende der Zeit in unvorhergesehenem Ausmaß eintreten: viele Völker werden sich dem Herrn anschließen. Was hier mit wenigen Worten angedeutet wird, wird später Sach 8 und 12–14 im einzelnen ausgeführt. Das Erscheinen des Messias, des wiederkommenden Christus, wird die große Wende in der Geschichte der Völker herbeiführen. In allen Wirren und Wandlungen, bei allen Gerichten Gottes, die Sacharja heraufziehen sieht, behalten Juda und Jerusalem ihren festen Platz in der Heilsgeschichte. Israels Existenz ist begründet in einem besonderen Verhältnis zu Gott: es ist sein Erbe. Und seine Geschichte bleibt auch in der Endzeit fest mit dem Land der Väter verknüpft. »Jerusalem ist und bleibt die auserwählte Stadt und damit die Hauptstadt des anbrechenden Gottesreiches.«54
[17] Sacharja empfindet beim Empfang dieser Offenbarung, wie Gott sich bereits aufmacht, um seinen Plan zu verwirklichen. Für ihn ist Gottes zukünftiges Handeln zum Heil seines Volkes gegenwärtig und gewiß, darum auch die wiederholten Zusagen »Ihr werdet erkennen, daß der HErr der Heerscharen mich gesandt hat«. Dieser weite Horizont künftigen Heilshandelns Gottes, der sich dem Propheten auftut, ist für ihn Aufruf zu ehrfürchtiger Stille und Anbetung vor Gott.

Wuppertaler Studienbibel

Gott möchte unter ihnen ein Volk haben. Wenn ihre Geschwister in Babel nicht zu ihnen kommen werden, werden es die aus anderen Völkern tun: „An jenem Tag werden sich viele Heidenvölker dem HERRN anschließen“ (Vers 15). Das jüdische Volk wächst nach dem Exil sehr durch den Zulauf von Bekehrten, die eingebürgert werden und welche die Vorrechte von gebürtigen Israeliten erhalten. Es ist sonderbar, dass das, was in der Zeit des Propheten als Segen verheißen wird, ein so großes Ärgernis für die Juden in der Zeit der Apostel sein soll.
1.2 Seine Gegenwart wird unter ihnen sein: „Juble und freue dich … Denn siehe, ich komme.“ Gott wird kommen, um bei ihnen zu wohnen und sie zu führen: „Ich … werde in deiner Mitte wohnen“ (Vers 14), und es wird wiederholt (Vers 15), weil es sich zweifach erfüllen soll:

Der Neue Matthew Henry Kommentar
•      Bei der Einweihung des Tempels, wenn sie dort regelmäßig alles begehen, was Gott eingesetzt hat. Die Gottes Sakramente in ihrer Reinheit und von himmlischer Macht begleitet austeilen, bei denen wohnt Gott in ihrer Mitte.
•      Durch die Menschwerdung Christi. Der Eine, der verheißt, unter ihnen zu leben, ist der Herr, den der Herr der Heerscharen gesandt hat (Vers 15). Deshalb muss er der Herr Jesus sein, das ewige Wort, das Fleisch wurde und unter uns wohnte (Joh 1,14).

1.3 Sie werden alle wieder ihre alte Ehre und ihre Vorrechte haben (Vers 16). Kanaan wird wieder ein heiliges Land sein. Juda wird in diesem heiligen Land sein und nicht länger in Babel verstreut sein. Juda wird Gottes Teil sein, in dem er verherrlicht werden wird. Gott wird sein Volk schützen und über sie herrschen, wie Menschen es mit ihrem Erbteil tun. „Er wird Jerusalem wieder erwählen.“ Es wird ein erwählter Ort bleiben, bis es diese Ehre dem oberen Jerusalem abtreten muss (Gal 4,26).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Mörderrespekt

Und Jakob erwachte von seinem Schlafe und sprach: Fürwahr, Jehova ist an diesem Orte, und ich wußte es nicht! Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als Gottes Haus, und dies die Pforte des Himmels.
Elberfelder 1871 – Genesis 28,16–17

Als Jakob aufwachte, konnte er es kaum fassen. „Yes, Gott ist hier, eindeutig!“, meinte er. „Ich hatte es bis jetzt nicht kapiert! Aber jetzt habe ich echt einen -Mörderrespekt vor diesem Ort, wo ich diesen Traum hatte. Ich bin hier mitten im Haus, wo Gott wohnt! Ich steh direkt an der Tür, wo der Himmel anfängt!“
VolxBibel – 1.Mose 28,16–17

Und es erwachte Jakob aus seinem Schlaf und sprach: „Fürwahr, es weset Jehova an diesem Ort, und ich, nicht hatte ich es erkannt!“ Und er fürchtete sich und sprach: „Wie Staunen und Ehrfurcht erregend ist Diese Stätte, nichts anderes ist Dieser als: Haus Gottes; ja, Dieser ist: Tor der Himmel.“
Pfleiderer – 1.Mose 28:16–17

Wenn ich auf sozialen Medien oder bei bibel.tv manche „Erfahrungen“ von Menschen lese/höre, dann frage ich mich, von welchem Jesus oder von welchem Gott diese Menschen reden. Da wird behauptet, sie hätten Jesus oder Gott gesehen und sich mit ihm unterhalten – alles ganz easy. Aber wenn ich in die Bibel schaue, denke ich zuerst an den Johannes, und seine Reaktion in Offenbarung – er fällt auf seine Knie – und hat Angst. Oder die Bibelstelle heute – Jakob hat „Respekt“, „Ehrfurcht“, „Furcht“ – so ganz anders die Wahrnehmnung, als dass heute einige behaupten. Ob es daran liegt, dass diese Menschen heute nicht den wahren Gott gesehen haben?
Aber schauen wir uns den Vers näher an:

Jakob, der für die Nacht auf seinem Weg zu seinem aramäischen Onkel Laban in Haran in Mesopotamien (vgl. 1Mo 25,20; 28,2 ) angehalten hatte, träumte von Engeln auf einer Leiter, die bis zum Himmel reichte . Der entscheidende Zug der Geschichte ist der, daß Gott mit Jakob war, wohin er auch ging. Dies wurde durch die »Leiter« symbolisiert, die durch die Worte Gottes erklärt (V. 13-15 ) und im Glauben von Jakob erkannt wurde (V. 20-22 ). Gott wiederholte Jakob den Bund, den er mit Abraham und Isaak geschlossen hatte und verhieß ihm das Land, Nachkommen so zahlreich wie der Staub (vgl. 1Mo 13,16; 22,17 ) und einen allgemeinen Segen durch ihn (vgl. 1Mo 12,2-3; 15,5.18; 17,3-8; 22,15-18; 35,11-12 ). Gott verhieß auch, Jakob zu beschützen und mit ihm zu sein, während er außerhalb des Landes war und darauf zu sehen, daß er zurückkehren würde.
Jakobs anbetende Antwort schloß ein, daß er (a) vor dem Herrn Furcht hatte, daß er (b) einen Gedenkstein aufrichtete, daß er (c) den Stein weihte, indem er auf die Spitze Öl goß, daß er (d) den Ort Bethel (»Haus Gottes«) nannte, um das Ereignis in Erinnerung zu rufen, daß er (e) ein Gelübde ablegte, indem er zum ersten Mal seinen Glauben an den Herrn ausdrückte ( der HERR wird mein Gott sein ), und daß er (f) den Zehnten versprach (V. 22 ). All diese Dinge unterstrichen den zentralen Gedanken von Gottes beschützender Gegenwart.
Mehrere spätere Gebräuche liegen in diesem Geschehen begründet. Der bemerkenswerteste ist das Denkmal in Bethel. Später hielten die Israeliten diesen Ort für einen heiligen Platz, wo Gott »geschaut« werden konnte.

Walvoord Bibelkommentar

Das Traumgesicht Jakobs ist »ein ganz stilles und wortloses Traumbild von großer Feierlichkeit«. Es ist die erste Traumoffenbarung im Leben eines Erzvaters. Im ganzen wurden Jakob fünf Gottesoffenbarungen zuteilc. Darunter sind zwei Träume und zwei Wortoffenbarungen und außerdem eine Erscheinung, die eingeleitet ist mit den Worten: »Gott erschien Jakob« (1Mo 35,9).
Zum Traumgesicht in Bet-El kommt die Wortoffenbarung hinzu. Gott redet nicht vom Himmel oder von der Rampe herab, er steht ganz nahe bei Jakob. Er offenbart sich als der Gott Abrahams und Isaaks und spricht Jakob die Mehrungs- und Landverheißung zu. Mit der darauf folgenden Zusage des »Mitseins« und des »Beistandes« übernimmt Jahwe die Fürsorge für Jakobd. Er wird Jakob behüten, wo immer er hingeht. Behüten heißt beschützen und bewahren. Gott wird der Wächter Jakobs sein. Er wird ihn bewahren, wenn er schläft, er wird ihn schützen, wenn er überfallen wird, er wird auch gerade dann bei ihm sein, wenn alles um ihn herum dem zu widersprechen scheint. Gott wird Jakob auch in der Fremde begleiten und wird ihn einmal in dieses Land zurückführen.
In Bet-El begegnet Jakob dem Gott des Trostes. Er erlebt die ausgestreckte Hand Gottes, er ergreift sie und hält sie fest.

(1) Jakob betet Gott an
Die ersten Worte nach dem Erwachen Jakobs sind Worte des Staunens und der Anbetung. Obgleich Gott Jakob Trost und Mut zugesprochen hatte, war dieser doch von Furcht bewegt. »Es ist nicht jener Schrecken, der die Gottlosen ergreift, wenn Gott ihnen vor Augen tritt, sondern es ist die Furcht, welche zur frommen Unterordnung anleitet.« Jakob befiel »ein Gefühl des frommen Schauderns«. Er wußte sich ganz nah an dem Ort, an dem Gott wohnt und den niemand betreten darf. Jakob war es zumute »wie einem, der unwissentlich am Rande eines Abgrundes geschlafen hat«. Er hatte den Platz seiner Nachtruhe erlebt als den Ort, an dem »der Himmel sich dem Menschen öffnet«.

Wuppertaler Studienbibel

Jakob aber muss fliehen, weil er seinen Bruder betrogen hat. Er ist mit leeren Händen hinausgeschickt worden, weil er seinen Vater betrogen hat. Warum zieht er dann die Bewunderung von Engeln auf sich? Jakob hat den Segen Abrahams von seinem Vater Isaak erhalten, „und er soll in der Tat gesegnet werden“, wie Isaak erklärte (27:33). Die Engel steigen auf Jakob herab, weil er den Segen Abrahams trägt, und der ewige Plan Gottes ruht nun auf ihm.

Eine andere Umschreibung der Geschichte bestätigt diese Interpretation. Nathanael, einer der ersten Jünger des Messias Jeschua, äußert sein Erstaunen über dessen große Machttaten. Jeschua antwortet: „Du wirst noch größere Dinge sehen als diese…. Ganz gewiss, ich sage dir, danach wirst du den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen auf den Menschensohn“ (Johannes 1:50-51, NKJV). Die Engel steigen herab, um auf Jeschua zu blicken, weil der ewige Plan Gottes nun auf ihm ruht. Und wie die Leiter in Jakobs Traum Himmel und Erde verbindet, so verbindet Jeschua selbst nun Himmel und Erde. Er ist die Leiter, auf der die Engel hinauf- und hinabsteigen.

Als Jakob aus seinem Traum erwacht, sagt er: „Sicherlich ist der HERR an diesem Ort, und ich habe es nicht gewusst…. Wie großartig ist dieser Ort! Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes, und dies ist das Tor des Himmels!“ (28:16-17, NKJV) Dann nimmt er den Stein, auf den er seinen Kopf gestützt hatte, und stellt ihn als Säule auf, um den Ort seiner Begegnung mit Gott zu markieren.

Der hebräische Originaltext wiederholt das Wort makom, „Ort“, mehrere Male, um unsere Aufmerksamkeit auf den Ort der Begegnung mit Gott zu lenken. An diesem Ort ist Jakob am Ende seiner eigenen Ressourcen angelangt. Er ist schuldig und mit leeren Händen und besitzt nichts als die Verheißung Gottes. Dies ist der Ort der Begegnung mit Gott, eine Begegnung, die nicht von unseren Ressourcen oder Qualifikationen abhängt, sondern allein von Gottes Segen.

Der Stein, den Jakob hochhebt, bedeutet seine Entdeckung Gottes, ist aber auch eine Erinnerung an seine Armut – er war sein Kopfkissen, bevor er seine Säule wurde! In ähnlicher Weise erinnert uns Jeschua, der selbst unser Ort der Begegnung mit Gott ist, immer wieder daran, dass wir uns selbst überwinden müssen, um Gott zu finden. „Denn das Himmelreich ist gleich einem Schatz, der in einem Acker verborgen ist, den ein Mensch fand und verbarg; und vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hat, und kauft den Acker. Denn das Himmelreich gleicht einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte; und als er eine kostbare Perle gefunden hatte, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie“ (Matthäus 13:44-46, NKJV).

Russell Resnik – Tore zur Tora

Isaaks Sohn Jakob erhält die gleiche göttliche Zustimmung in einer Reihe von visuellen Begegnungen mit Jahwe. Das erste Beispiel ist die bekannte Geschichte von der „Jakobsleiter“ in 1 Mose 28,10-22. Mehrere Details der Vision sind für die Fortsetzung unserer Diskussion bemerkenswert.

Jakob ist auf dem Weg nach Haran (V. 1-2), dem Ort, von dem sein Vorfahre Abraham Jahre zuvor auf Jahwes Befehl hin aufgebrochen war. Jakob ist auf der Flucht vor dem Zorn seines Bruders Esau, nachdem er das Erstgeburtsrecht durch Betrug gestohlen hat (1 Mose 27). Die Gelehrten sind sich im Allgemeinen einig, dass es sich bei der „Leiter“ wahrscheinlich um eine Art Stufenbau handelt, der (in Jakobs Traum) Himmel und Erde verband, vielleicht eine Zikkurat. 3 Jakob sieht „Engel Gottes“ auf der Struktur auf- und absteigen, ein Hinweis auf die Anwesenheit des göttlichen Rates. Jakob sieht auch den sichtbaren Jahwe neben sich stehen (28:13) – die vertraute Sprache für Jahwe in menschlicher Gestalt, die wir bei Abraham festgestellt haben. 4 In Vers 15 verspricht Jahwe Schutz für Jakob und verspricht, ihn an diesen Ort zurückzubringen, in das Abraham verheißene Land. Jakob nennt den Ort Bethel, „Haus Gottes“ (V. 19), und errichtet eine Säule zum Gedenken an sein Gespräch mit Jahwe (V. 18-19).

Jakob sah den sichtbaren Jahwe in Bethel. Wenn man bedenkt, was wir bereits in Genesis gesehen haben, ist das nicht ungewöhnlich. Die Dinge werden in 1 Mose 31 interessanter, der Geschichte, wie Jakob auf Kosten seines Onkels Laban wohlhabend wurde. Jakobs Herden hatten sich auf übernatürliche Weise vermehrt, obwohl Laban versucht hatte, ihn zu betrügen. Als sich ihre Beziehung verschlechterte, hatte Jakob einen Traum.

Michael S. Heiser – Das unsichtbare Reich

1.Mose 28:13-15 berichtet über die eigentliche Bestätigung des Abrahams-Bundes, wobei Vers 13a die erste göttliche Erscheinung vor Jakob beschreibt: Und siehe, Jehova stand über ihm. Gottes Gegenwart wurde an der Spitze der Leiter sichtbar manifestiert, und diese Manifestation war die Schechinah-Herrlichkeit. Dann kam die göttliche Identifikation: Ich bin Jehova, der Gott deines Vaters Abraham. Eigentlich war Isaak Jakobs Vater, aber das zeigt, dass das Wort Vater nicht immer eine direkte Vater-Sohn-Beziehung bedeutet, sondern auch die Vorstellung eines Vorfahren beinhaltet, denn Abraham war eigentlich Jakobs Großvater. Als weitere Identität erklärte Gott, dass er auch der Gott Isaaks sei. Die Verse 13b-15 enthalten die Bestimmungen des Bundes, wobei insgesamt vier Bestimmungen aufgeführt werden. Die erste ist die Verheißung des Landes in Vers 13b: Das Land, in dem du liegst, werde ich dir geben. Das Land wird Jakob einzeln und persönlich versprochen: Dir will ich es geben und deinem Samen, das heißt Jakobs Nachkommen. Die Erwähnung des Samens zeigt, dass es Jakob gelingen wird, eine Frau zu finden. Zweitens, in Bezug auf den Samen, in Vers 14a, soll sein Same zahllos werden: Und dein Same wird sein wie der Staub auf der Erde. Dann erwähnt er die Ausbreitung: und du sollst dich ausbreiten nach Westen und nach Osten und nach Norden und nach Süden. Drittens gibt es die Verheißung des Segens für die Heiden in Vers 14b: Und in dir und in deinem Samen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden. Alle drei Patriarchen haben also die Verheißung des heidnischen Heils erhalten. Viertens finden sich in Vers 15 die persönlichen Verheißungen an Jakob, die vier Dinge beinhalten: Erstens, Gottes Gegenwart: Ich bin bei dir; zweitens, Gottes Schutz: Er wird dich behüten, wohin du auch gehst; drittens, Gottes Verheißung: Er wird dich wieder in dieses Land bringen, Jakob wird in das Land Kanaan zurückkehren; und viertens, Gottes Zusage: Ich werde euch nicht verlassen, Gottes Gegenwart wird immer bei Jakob sein und bleiben, bis ich das getan habe, wovon ich zu euch gesprochen habe, die Erfüllung der Verheißungen des Bundes.
In 28:16-17 erkannte Jakob, was gerade geschehen war, wobei Vers 16 von der Erkenntnis selbst handelt. Der Zeitpunkt war: Und Jakob erwachte aus seinem Schlaf. Und er sagte: „Wahrlich, Jehova ist an diesem Ort“, was bedeutet: „Dies ist der Ort der Gegenwart Gottes“, und ich wusste es nicht. Dann, in Vers 17, kam Jakobs Furcht. Das war die Tatsache: Und er fürchtete sich; und darauf folgt seine Erklärung: Und er sprach: Wie schrecklich ist dieser Ort; das spiegelt seine Furcht vor Gott wider. Dann gab Jakob eine weitere Erklärung ab: Dies ist nichts anderes als das Haus Gottes; auf Hebräisch heißt das Haus Gottes Beth-El. Jakob nannte also zwei Orte, an denen ihm die Engel Gottes erschienen waren: zuerst Beth-El, das Haus Gottes, und später Mahanaim, die beiden Lager. Seine Schlussfolgerung war: Dies ist das Tor des Himmels. Die Engel erschienen Jakob, als er das Land verließ, und werden ihm später wieder erscheinen, wenn er in das Land zurückkehrt, in Mahanaim.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

alle vereint?

„Sind Sie von jeher ein religiöser Mensch? . . . Glauben Sie, daß die Menschheit jemals in einer einzigen Religion vereint sein wird? . . . Aufgrund dessen, was in Offenbarung 5:13 steht, habe ich viel darüber nachgedacht. . . . Was wäre notwendig, damit diese Beschreibung auf uns zutrifft?“

Unterredungen anhand der Schriften

Und jedes Geschöpf, das in dem Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meere ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht in die Zeitalter der Zeitalter!
Elberfelder 1871 – Offb 5,13

Und jedes Geschöpf, das es gibt – im Himmel und auf der Erde, unter der Erde und im Meer – hörte ich mit einstimmen:
     „Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm / gebühren Preis und Ehre, Ruhm und Macht / für immer und ewig!“
NeÜ bibel.heute Stand 2021 – Offenbarung 5,13

Dann hörte ich, wie auch alle anderen Geschöpfe in diesen Lobgesang einstimmten. Alle, die im Himmel und auf der Erde leben, die Toten unter der Erde wie die Geschöpfe des Meeres, sie alle sangen: «Lob und Ehre, alle Herrlichkeit und Macht gehören dem, der auf dem Thron des Siegers sitzt, und dem Lamm für immer und ewig!»
Hoffnung für alle – 1996 – Offenbarung 5:13

κτίσμα3 Geschöpf. ὑπο-κάτω V. 3. λέγοντας Ptz. (Mask. statt Ntr., vgl. A96), AcP (A300). καθημένῳ V. 1; erg. εἴη (Opt. v. εἰμί) sei/gebührt. κράτος7 Kraft, Macht; Herrschaft, Gewalt. Off 5,14 ἔ-λεγον Ipf. λέγω. ἔ-πεσαν V. 8. προσ-εκύνησαν Aor. -κυνέω.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Aber vorher wird der Gegenspieler Jehovahs versuchen, alle Menschen unter einem „gefäschten Jesus“ einem „gefälschten Gesalbten“ zu vereinen – der sogar Wunder tun kann. Also Vorsicht – welchem Gott du wirklich vertraust – Gottesgegenspieler ist nicht leicht zu erkennen.
Aber zurück zu dem Vers:

Und jedes Geschöpf, das im Himmel ist und auf Erden und unter der Erde und auf dem Meer und alles, was darin ist, schloß sich dem himmlischen Chor an und lobte Gott. In diesem Schlußteil des allgemeinen Lobes sprachen die vier Gestalten … Amen, und die vierundzwanzig Ältesten fielen nieder und beteten an.
Mit der himmlischen Vision in Kapitel 4; 5 wird der Leser auf die folgenden dramatischen Ereignisse vorbereitet: die Öffnung der sieben Siegel. Der Ton dieser ganzen Offenbarungen macht deutlich, daß der Himmel, von dem hier die Rede ist, real ist und keineswegs nur in der Vorstellungswelt des Apostels existierte. Diese beiden Kapitel enthüllen vielmehr die unbeschreibliche Herrlichkeit und unendliche Majestät der Gottheit im Himmel. In den folgenden Kapiteln dann wird die souveräne Macht Gottes im Gericht über eine böse Welt dargestellt, die in nie dagewesene Tiefen der Sünde und Gotteslästerung abgesunken ist. Auch wenn wir Gläubigen von heute nicht das Privileg besitzen, eine Vision, wie sie Johannes zuteil wurde oder wie sie Paulus sah (2Kor 12,1-3), zu erleben, so kann doch jeder Christ sich mit den Bildern der Schrift befassen und in ihnen die Herrlichkeit und die Wunder des Himmels spüren, die er eines Tages mit eigenen Augen schauen wird.

Walvoord Bibelkommentar

Aber der anbetende Chor wird noch größer. 5,13.14: Und alles Geschaffene, was im Himmel und auf der Erde und unter der Erde und auf dem Meer ist, und alles, was in ihnen ist, hörte ich sagen: Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lämmlein gehört die Segnung und die Ehre und die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Und die vier Tiere sagten: Amen, und die Ältesten fielen nieder und beteten an. Nicht bloß die Gemeinde und die Engel sind eins in Jesu Lob, sondern alles, was die vier Teile des Weltbaues, der Himmel, die Erde, der unterirdische Raum, das Meer, enthalten, nimmt an seiner Anbetung teil und verherrlicht den himmlischen König und den, der ihn den Menschen offenbart. So kommt das Endziel der göttlichen Regierung schon hier zur Darstellung. Jeder Mißklang in der Kreatur, jede Stimme, die gegen Gott streitet und Jesus bekämpft und sein Kreuzesbild schilt, ist verstummt. Alle sind im selben Gebet vereint; aller Blick geht auf den Einen; aller Anbetung hat dasselbe Ziel. Alles ist Jesus untertan geworden, alles von seiner Herrschaft erfaßt. Den Schluß findet diese Feier, die sich von Gottes Thron durch alle Räume der Welt bis zum Ort der Toten hinunter ausgedehnt hat, dadurch, daß die Tiere vor Gottes Thron das Amen sprechen, durch das die Anbetung besiegelt wird, und dadurch, daß die Ältesten die Gebärde der Anbetenden vollziehen.

Schlatters Erläuterungen zum Neuen Testament

Den letzten Kreis von Chören nehmen noch alle Geschöpfe ein, etwa wie der Ausdruck sagt: Alles, was Odem hat… Weiter möchte ich die Einzelheiten nicht pressen. Die Kreatur, von deren Seufzen nach der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes Paulus gesprochen, nimmt Anteil an der Aussicht, dass jetzt ihre große Erlösungsstunde schlägt. – Muss das alles nicht auf Johannes einen ungeheuren Eindruck machen? Hier der einsame, um Christi willen verbannte Apostel, der sich in heimlichem Seufzen und Sorgen um die Zukunft der gefährdeten Kirche Christi verzehrt [69] – und dort im Himmel der überwältigende Lobgesang aller Kreatur, dass Jesus der Herr sei! Könntest du dir auch mitnehmen in deine Sorgen und dein banges Fragen hinein, wie wohl dies oder das ausgehen wird! Wir sind noch im Staub und im Kampf, und droben feiert man schon Siegesfest!

Keller – Die Offenbarung Johannis

Schließlich stimmen alle Geschöpfe in das Lob Gottes und des Lammes ein. Dabei werden wieder die drei „Stockwerke“ genannt, auf denen Gottes Geschöpfe leben (vgl. 5,3). Zusätzlich werden die Geschöpfe erwähnt, die auf und im Meer leben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass nach damaliger Auffassung die Herrschaft über Meer und Erde beim Kaiser in Rom lag (Karrer, 472). Wenn nun „alle Schöpfungsbereiche in den himmlischen Lobpreis einstimmen, so demonstrieren sie damit die Macht Gottes und des Lammes, die sie huldigend anerkennen“ (U. Müller, 159).
„Unausgesprochen bedeutet das eine harte Kritik an irdischen Institutionen. Deren Anspruch auf Lobpreis, Ehre, Herrlichkeit und Kraft wird vergehen. Selbst der Anspruch Roms, der herrschenden Macht über Erde und Meer, verdient im Angesicht des Himmels keine Beachtung.“ (Karrer, 472).

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Also keine Organisation, keine Kirche – sondern die gesamte Schöpfung wird JEHOVA anbeten! Den Vater und den Sohn ehren! Keine Menschen oder Engel oder irgendeine Schöpfung wird angebetet!