Monat: Januar 2022

„Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um!“

Ich überführe und züchtige, so viele ich liebe. Sei nun eifrig und tue Buße!
Elberfelder 1871 – Offb 3,19

So mache ich es mit allen, die ich liebe: Ich decke auf, was bei ihnen verkehrt ist, und weise sie zurechtq. Darum mach Schluss mit deiner Gleichgültigkeit und kehre um!
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Offenbarung 3:19

Ich zeig dir deinen Mist, weil ich dich liebe! Ich will dich fürs Leben trainieren, darum strafe ich dich.
VolxBibel – Offenbarung 3,19

Wenn sich bei Christen sich auf einmal alles um Sport, Gesundheit, Arbeit, Wetter dreht – was läuft dann falsch? Was, wenn christliche Zeitschriften einmal diese eben genannten Themen aufgreifen, um ihr Heft voll zu bekommen, anstatt sich um den Vater oder Jesus Christus zu drehen? Was wenn eine Gemeinde es nicht mehr erträgt, wenn die Verkündigung – der Vortrag über Gott – eine Stunde dauert, und man mit 15 oder 30 Minuten zufrieden ist? Dann scheint doch wohl der Geist Gottes, der Segen Gottes entzogen worden zu sein. Warum sollte Gott seinen Geist den Menschen entziehen, die doch offziell IHN präsentieren? Weil vielleicht Fehler zugedeckt wurden, und Ungerecht gedeckt wird! Zuerst versucht Jesus durch Zurechtweisung uns zur Umkehr zu bringen – zum Schluß entzieht ER seinen Segen.

Die Gemeinde von Laodizea ist typisch für eine moderne Gemeinde, in der es gar kein Bewußtsein mehr für die eigentlichen geistlichen Bedürfnisse gibt und wo man sich statt dessen mit einem prächtigen Rahmen und all den materiellen Dingen, die man für Geld kaufen kann, begnügt. Das Sendschreiben in der Offenbarung richtet sich gegen diese selbstzufriedene Haltung. Auf seine Botschaft kann es nur eine einzige Antwort geben: Eifrig sein und Buße tun. Christus wies die Gemeinde zurecht, weil er sie liebte, und seine Liebe schreckte auch vor der Züchtigung nicht zurück.

Walvoord Bibelkommentar

»Welche ich lieb habe, die strafe und züchtige ich« (V. 19): Es sind seine Kinder, die Gott erzieht, auch unter Schmerzen. So ist es tröstlich und frohmachend, wenn wir sehen, dass uns Gott nichts mehr »durchgehen« lässt, sondern uns, unter Umständen auch wehtuend, erzieht. Diese Erkenntnis ist in der Schrift eine durchgehende Linie (Sprüche 3,11.12; Ps 94,12; Heb 12,4-11). Von V. 19 an bekommt dieses Sendschreiben hier einen besonders lockenden Ton: »Sieh, es ist doch in meinem Ernst die Vaterliebe am Werk.«

Bußruf.
»So mache dich auf und tue Buße«: Die Christen in Laodicea sollen die Distanz, auf die sie ihrem Herrn gegenüber gegangen sind, überwinden und sich zu ihm auf den Weg machen, um ihm neu ganz nah zu sein. Er lädt sie ein: »Komm doch wieder heim zu mir. Sei bei mir ganz zu Hause!« – Dabei duldet die Sache keinen Aufschub. Die Frist und Chance, die der Herr nun noch einmal gibt, währt nicht unbegrenzt.

Edition C

Die Gemeinde soll diese Zurechtweisung und Züchtigung als Ausdruck der Liebe Gottes verstehen, getreu dem Motto aus Spr 3,12: „Denn wen der HERR liebt, den züchtigt er wie ein Vater den Sohn, den er gern hat.“ (vgl. Heb 12,6). „Strafen darf jedenfalls an unserer Stelle nicht als Strafe im Jüngsten Gericht oder als abschließendes Strafurteil verstanden werden. Es ist vielmehr der unwiderlegbare Aufweis des sündigen Verhaltens von Laodizea und der klare Hinweis auf die Konsequenzen, wenn keine Buße erfolgt.“ (Maier I, 244).
Deshalb soll die Gemeinde umkehren und nicht mehr lau, sondern eifrig sein.

Pastor Michael Mainka – Offenbarung des Johannes

Durch die Überführung bringt er uns zur Erkenntnis unsres seitherigen Übelstandes, und durch die Züchtigung bringt er uns künftighin in einen besseren Zustand. Beides zusammen ist eine große Wohltat und ein wichtiges Liebeswerk.
Wenn einer im süßen Schlaf liegt, während Feuer ausbricht im Haus oder gar in dem Zimmer, in dem er schläft, so dass er in Gefahr ist umzukommen, ohne dass er davon weiß, und ein anderer wollte ihn wecken und mit Gewalt aus dem Feuer reißen; ein dritter aber sagte: Ei, er schläft so sanft, du musst ihn nicht aufwecken und erschrecken; er dauert mich wäre das ein Werk der Barmherzigkeit und der Liebe? Doch die sicheren Sünder wollen immer haben, dass man ihre Ruhe und ihr eingebildetes Wohlsein nicht stören soll. Wir aber wollen vielmehr den Heiland bitten, er möchte unsrer nur nicht schonen und damit fortfahren, auch wenn wir uns seiner Überführung und Züchtigung entziehen wollten.

Bengel – Die sieben Sendschreiben

In diesem Augenblick legt der Herr die Maske des geschäftsbeflissenen Händlers ab und offenbart sich als der, der er ist: als Freund aller Gemeinden: [19] Ich – die ich liebe, die weise ich zurecht und züchtige sie. Die Freundesliebe (Jo 15, 14–15, hier V. 20) äußert sich in zwei Tätigkeiten, die dem Ausdruck nach aus Spr 3, 12 (und Hbr 12, 7) herüberklingen, aber wieder im Zusammenhang zu prüfen sind. Dort stehen sie im Vater-Kind-Verhältnis, und Züchtigung ist an jener Stelle Strafleiden. Johannes liegt es aber fern, von Christus als dem Vater der Jünger zu sprechen. Von Strafleiden fehlt im Abschnitt jede Spur. Zwischen Freunden geht es einerseits um das Wort der Wahrheit: Ich weise zurecht. Der Freund verschmäht alles, was nicht Wahrheit wäre. Er prüft unbestechlich die Werke und nennt das Schlechte ungeschminkt beim Namen. Es folgt das Wort der Züchtigung: Ich züchtige. Er droht in flammendem Zorn, zerschlägt die Einbildung, fordert Konsequenzen und gebietet Umkehr. Das alles spiegelt sich in der Gemeindebotschaft wider. Dazwischen auch das Werben um Gehör, der Weck- und Lockruf. Wenn auch kein Lob möglich ist, so fehlt es doch nicht an Liebe. Auch im Zorn denkt er an sein Erbarmen und „plagt nicht von Herzen“ (Kla 3, 33).
Darum sei (fortan) eifrig und tue Buße. Die erste der beiden Mahnungen steht in Dauerform. Den Jahren der Lauheit (V. 16) mögen Jahre des Eifers folgen. Der Eifer des tempelreinigenden Jesus möge sie erfassen (Jo 2, 17) und den alten, unreinen Eifer, der die Gemeinde zum Kaufhaus werden ließ, verbrennen. Hinaus mit der weltversunkenen Emsigkeit, mit dem Feilschen, Raffen, Schaffen, Rennen und Laufen um nichts! Gottes Name, Reich und Wille bestimmen die Gemüter neu.

Wuppertaler Studienbibel

Nun scheinen die einzelnen Christen gefordert zu sein! Jeder kann für sich tiefer in Gottes Wort graben, sich täglich durch Bibellesen und Gebet -und es gibt ja immer mehr Bibelkreise – in denen es sich noch um Gott und Sein Wort dreht. Also kehren wir um, und hören auf Jesu Worte!

niedergemacht und benachteiligt?

Freuen dürft ihr euch, wenn sie euch beschimpfen und verfolgen und verleumden, weil ihr zu mir gehört. Freut euch und jubelt, denn bei Gott erwartet euch reicher Lohn. So haben sie die Propheten vor euch auch schon behandelt.«
Gute Nachricht Bibel 2018 Matthäus 5,11–12

Und nicht nur das. Haltet euch jedes Mal für gesegnet, wenn euch Leute niedermachen oder benachteiligen, wenn sie Lügen über euch verbreiten, um mich in Misskredit zu bringen. Ihr werdet – so unwahrscheinlich das jetzt noch für euch klingen mag – in solchen Situationen eine ganz tiefe Freude empfinden, ja regelrecht fröhlich sein. Und das ist erst der Anfang der Belohnung. Gott wird den Himmel weit für euch öffnen. Und denkt daran, dass ihr in bester Gesellschaft seid. Meine Propheten und Zeugen sind in allen Jahrhunderten drangsaliert worden.
Willkommen daheim Matthäus 5:11–12

Heute wird ja viel gejammert. Hatte den Vers schon vor 2 Jahren – aber aus dem Blickwinkel, dass es in christlichen Strömungen oft „Ausgrenzung“ von „Abweichlern“ gibt.
Aber heute gibt es viele Christen, die sich wegen politischen Problemlösungen „Sorgen machen“ und deshalb „auf die Straße gehen“ – ist das unter der obrigen Aussage Jesu zu verstehen??

Es gilt nun, die beiden Grenzpfähle der Seligpreisung in Mt 5, 11 zu beachten. Der eine Grenzpfahl ist die Beifügung: »sofern sie dabei lügen«. Man könnte diese Beifügung als spezielle Erläuterung zu »sie bringen alles Böse gegen euch vor« auffassen. Ebenso gut ist es aber möglich, die Beifügung auf den ganzen Satz zu beziehen. Der Sinn ist dann: »Sofern Schmähung und Verfolgung und Anklage nicht durch eure eigenen Fehler hervorgerufen werden.« Wir möchten diesen weiteren Sinn bevorzugen (vgl. 1 Petr 2,19; 3,14ff.; 1 Petr 4,14ff.). Es ergibt sich also, dass Jesus auch bei seinen Jüngern noch mit Verfehlungen rechnet. Er will aber auf jeden Fall verhindern, dass sich jemand vor Gott oder den Brüdern als Glaubensverfolgter ausgibt, obwohl die Verfolgungsmaßnahmen in seinem eigenen Fehlverhalten begründet sind. Der zweite Grenzpfahl ist durch die Stellung im Urtext noch mehr unterstrichen und lautet: »um meinetwillen«. Die alten Handschriften weichen hier voneinander ab. Im Westen las man statt »um meinetwillen« häufig »um der Gerechtigkeit willen«. Syrische Textzeugen haben »um meines Namens willen«.
Blicken wir zu Lukas 6,22 , dann lesen wir dort: »um des Menschensohnes willen«. Vermutlich hat Jesus den Wortlaut von Lukas 6,22 , benützt. Daraus ergeben sich dann die anderen, abkürzenden Überlieferungen. Der Sinn ist aber in sämtlichen Überlieferungen derselbe: Um Jesu willen soll die Verfolgung geschehen. Das letzte Motiv der Verfolgung liegt somit in unserer Verbindung mit Jesus! Nicht um der Kirche willen, nicht um eines »christlichen Einflusses« willen, nicht um unserer Treue zum Pfarrer, Prediger, Bischof u. dgl. willen können wir uns zu den Glücklichen der letzten Seligpreisung zählen, sondern allein um Seinetwillen! Am Ende der Seligpreisungen tritt also erstmals in der sog. Bergpredigt klar hervor: Unser Verhältnis zu Jesus hat schicksalentscheidende Bedeutung. In Mt 5, 10 hieß es noch: »um der Gerechtigkeit willen«. Jetzt heißt es: »um Jesu willen«. Die Gleichung: Jesus unsere Gerechtigkeit, die Paulus in 1 Kor 1,30 vornimmt, ist wurzelhaft schon in der »Berglehre« vorhanden. Jesus lehrt nicht Sätze, die abgesehen von seiner Person Bedeutung haben, sondern Sätze, die unzertrennlich an seine Sendung als Gottessohn geknüpft sind. Darin liegt ein zentraler Unterschied zu den Rabbinen. Angesichts dessen ist es noch einmal unmöglich, die achte und die neunte Seligpreisung zu einer einzigen zusammenzuschieben. Vielmehr führt Jesus am Ende der Seligpreisungen bewusst zu seiner Person hin.
Wir sprachen von den Grenzpfählen der letzten Seligpreisung. Dazu müssen wir noch eine Anmerkung machen, die für unser Urteil und unsere Seelsorge wichtig ist. Die Strategie des Teufels ist es immer gewesen und wird es immer sein, die Motive möglichst zu vermischen. D. h. ganz praktisch z. B.: Eine Diktatur wartet, bis ein Christ sich etwas zu Schulden kommen lässt, und packt ihn dann bei seinem Vergehen, will aber eigentlich die Glaubensverbindung mit Jesus bestrafen. Oder umgekehrt: Ein Christ leidet im Grunde wegen seiner Schuld, macht es aber plausibel, dass auch Glaubensgründe bei der Verfolgung im Spiel sind. Hier braucht die Gemeinde Weisheit und wartende Geduld, um solche Fälle richtig einzuordnen. Für uns selbst aber brauchen wir ein enges Gewissen, um uns nicht selbst zu betrügen.
Vor dem Hinweis auf die göttliche Gabe schaltet Jesus am Beginn von Mt 5,12 die Aufforderung zur Freude ein: »Freut euch und jubelt!« Das Wort für jubeln ist ein typisch endzeitliches Wort, vgl. Off 19,7 . Allein dies eine Wort macht deutlich: Jesus sieht jetzt die Endzeit angebrochen. Leider gibt der Luthertext dem keinen Ausdruck.
Was ist der Grund zur Freude? »Denn euer Lohn ist groß im Himmel«, sagt Jesus. Die Wendung »im Himmel« ist wieder jüdische Umschreibung für den aus heiliger Scheu vermiedenen Gottesnamen. Der »große Lohn« – was sollte es anderes sein als die Zugehörigkeit zum Gottesreich, von der alle Seligpreisungen sprechen? Das biblische Wort vom »Lohn« hat viele Angriffe erfahren. Den einen klingt es zu pharisäisch, den anderen erscheint es als philosophisch minderwertig. Soll doch nach den Philosophen das Gute nicht um des Lohnes willen, sondern um des Guten willen getan werden. Wir sollten aber aus folgender Erwägung ruhig an diesem Wort festhalten: jedem biblischen Leser ist klar, dass »Lohn« in den Verheißungen Gottes keine Abrechnung auf Mark und Pfennig bedeutet, sondern eine vom allmächtigen Schöpfer und liebenden Erlöser völlig frei festgesetzte Antwort auf unser Tun. Es gibt keinerlei Rechtsanspruch mit »Soll« und »Haben« diesem Gott gegenüber, da wir alle gesündigt haben und nur aus Gnade leben – wörtlich und geistlich verstanden. Zweitens ist jeder Mensch so geschaffen, dass er fragen muss, was bei seinem Handeln herauskommt. Ohne Ziele kann der Mensch weder leben noch handeln. Wenn die Philosophie vom Tun des Guten »um des Guten willen« redet, so verbirgt sich darin das Ziel, sich an seinem Handeln selbst zu erfreuen. Wir müssen die falsche Konstruktion eines absichtslosen Menschen als etwas völlig Unrealistisches aufgeben. Wie der Schöpfer selbst hat auch »der kleine Schöpfer« Mensch seine Ziele und soll sie sich bewusst machen.
Jesus schließt mit dem Hinweis: »Denn genau so haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren«. Dasselbe sagte er in Mt 23,29ff.); Mt 23,37 . Dort nennt er Abel und Sacharja als Beispiele (nicht zu verwechseln mit dem Sacharja unter den sog. »kleinen Propheten«!). Andere Beispiele wären Jeremia, Elia, Micha ben Jimla, Amos und Johannes der Täufer. Auch den königlichen Propheten David könnten wir dazuzählen. So wie die Psalmen 78 und 106 und Stephanus Israels dauernde Hartnäckigkeit gegen Gott beklagen (Apg 7,2ff.), so beklagt Jesus die Misshandlung der göttlichen Boten durch Israel. Zugleich enthält aber auch dieser Hinweis eine Lockung: Jesu Jünger werden als Gottes Boten mit den Propheten Israels auf eine Stufe gestellt (vgl. Eph 2,20)!
Insgesamt ergibt sich, dass Jesus prophetisch in einer Zeit, als er noch nicht im Kampfe stand, die Verfolgung seiner Jünger durch Israel und die Völker angekündigt hat. Gerade die um seinetwillen Verfolgten preist er glücklich. Seine Jünger werden also rechtzeitig und genügend vorbereitet. Die Kosten der Nachfolge werden nicht verschwiegen. Allein diese Prophezeiung schon ist und bleibt ein Trost für alle, die um seines Namens willen ins Feuer kommen. Sodann tröstet uns, dass wir gerade in der Verfolgung ein Zeichen dessen sehen dürfen, dass wir lebendige Christen sind. Und drittens tröstet uns der Lohn, der uns nach Jesu Worten zufällt. Halten wir auch da wieder fest, dass der Lohn der Zugehörigkeit zum Gottesreich schon hier in diesem Leben gegeben wird, dass er aber in der Zukunft seine volle Herrlichkeit und seine Vollendung erfahren wird. Wie Luther können wir sagen: »Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin! Sie habens kein Gewinn. Das Reich muss uns doch bleiben!«

Edition C

Bei aller Ähnlichkeit mit der vorherigen Seligpreisung besteht doch ein Unterschied: Hier spricht der Herr nicht von dem Leiden um der Gerechtigkeit willen, sondern von Schmähungen, Verfolgungen und bösen Worten um Seinetwillen. Es geht also um die Person unseres Herrn und um das Bekennen Seines Namens. Das Leiden um der Gerechtigkeit willen ist eine Folge unserer moralischen Haltung und unserer Handlungen, das Leiden um Jesu willen eine Folge unseres Bekenntnisses zu Ihm.
Bekenntnis zu Jesus
Zwar kennen wir in den demokratisch regierten Ländern keine offiziellen Verfolgungen von Christen, wie sie noch heute in einigen Ländern vorkommen. Nach dem deutschen Grundgesetz darf unter anderem niemand wegen seines Glaubens und seiner religiösen Anschauungen benachteiligt werden; die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Aber das bedeutet nicht, dass alle Menschen den Christen gut gesonnen sind. Wie mancher junge Gläubige hat den Spott und die Schmähungen seiner Kameraden erfahren, wenn er beim Eintritt in das Berufsleben an seiner Arbeitsstelle, bei der Bundeswehr oder beim Ersatzdienst bekannte: „Ich glaube an den Herrn Jesus als meinen Erlöser!“ Es kann sogar sein, dass es nicht bei Schmähungen und lügnerischen Verleumdungen, d.h. Worten, bleibt, sondern zu Verfolgung, d.h. Taten kommt. Mit dem Wort „wenn“ will der Herr nicht nur eine eventuelle Möglichkeit andeuten, sondern auf eine sicher zu erwartende Tatsache hinweisen. Wer sich öffentlich und mutig auf die Seite unseres Herrn und Heilandes stellt, indem er sich zu Ihm bekennt, wird Verachtung, Spott und Hohn ernten. Dabei geht das Leiden um Jesu willen und um der Gerechtigkeit willen oft in einander über. Manchmal wird bereits mit Hohn und Verachtung reagiert, wenn der Name des Herrn Jesus freimütig bekannt wird. Manchmal wird dies zwar noch mitleidig lächelnd hingenommen, aber sobald sich der Gläubige dann auch durch sein praktisches Verhalten als Christ erweist, gibt es Ablehnung und Hass.
Satan versucht immer, die Jünger des Herrn davon abzuhalten, seinen Namen zu bekennen. Er flüstert der Seele ein: „Ist es denn wirklich nötig, jetzt von dem Herrn Jesus zu sprechen? Du brauchst doch nicht immer von dem Evangelium zu zeugen!“ Er will ja nicht nur das Bekenntnis zu Christus als Herrn verhindern, sondern auch die Ausbreitung der Botschaft seiner Gnade. Aber für den, der den Herrn wirklich liebt, kann und darf es kein Schweigen, keine Rücksichtnahme auf die eigene Stellung, auf das Fortkommen der Kinder und auf was sonst noch alles geben. Ist Er es nicht wert, dass wir uns rückhaltlos zu Ihm bekennen, auch wenn dies vermeintliche Nachteile mit sich bringen könnte?
Ein Beispiel für dieses Leiden um des Herrn Jesus willen bieten die Apostel in Apostelgeschichte 4 und 5. Nachdem sie viele geheilt und zum Herrn geführt hatten, wurden sie von den Führern der Juden gefangen genommen und aufgefordert, nicht mehr von dem Namen Jesu zu sprechen (Apg 4,18; 5,28). Aber sie konnten und wollten nicht schweigen. Als sie dann nach ihrer zweiten Verhaftung und wunderbaren Befreiung wieder bedrängt und schließlich sogar geschlagen worden waren, wie gingen sie dann vom Synedrium fort? Voller Freude, dass sie gewürdigt worden waren, für den Namen Schmach zu leiden (Apg 5,41).
Freude
So fügt auch der Herr Jesus seiner Seligpreisung hinzu: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“ Es gibt nichts Höheres, als Christus als Erlöser und Herrn zu besitzen. Er ist es wert, dass wir uns offen zu Ihm bekennen. Für eine ängstliche Seele und für das Fleisch mögen die vermeintlich drohenden nachteiligen Folgen eines treuen Bekenntnisses unseres Heilandes schwer wiegen. Aber der Herr sagt etwas anderes: „Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß in den Himmeln.“ Die Jünger des Herrn sollen sich nicht trotz, sondern wegen der mit ihrem Bekenntnis verbundenen Leiden freuen (vgl. Röm 5,3; Jak 1,2). Auch wenn das Bekennen des Namens des Herrn zu irdischen Nachteilen führen sollte – was ja nicht immer der Fall ist –, ist der von Ihm selbst verheißene Lohn in den Himmeln unvergleichlich größer! Zu wissen, in den Fußstapfen des Herrn Jesus zu gehen, gibt schon Freude. Diese Freude wird vergrößert durch den verheißenen Lohn, der nicht mit der Erde, sondern mit dem Himmel in Verbindung steht (vgl. Mt 6,19).

Arend Remmers – Die Bergpredigt

Ein merkwürdiges Wort für den natürlichen Menschen. Nach seiner Meinung sind die Christen bedauernswerte Leute. Nach dem Urteil Jesu aber sind sie beneidenswerte Leute, die fortgesetzt Grund haben zu jauchzender, ja zu hüpfender Freude.
Der Sänger in Ps 73 singt: »Vergeht mein Fleisch und mein Herz – meines Herzens Fels und mein Teil ist Gott auf ewig.« Das ist also das Geheimnis der Freude im Herzen, daß sie an Gott genug haben. Mag die gottfeindliche Welt einen Paulus und Silas ins Gefängnis werfen, und mag sie die drei Freunde Daniels in den Feuerofen werfen, eines kann man ihnen nicht nehmen, die Gemeinschaft mit Gott. Und mag man den Ofen auch siebenmal heißer machen als gewöhnlich, der Herr geht mit in den Glutofen hinein als der vierte im Bunde.
Und wenn nun in V. 12 das Wort steht: »Denn euer Lohn ist groß in den Himmeln« und daraus gefolgert wird, die Gemeinde erleide deshalb das alles, weil sie ja belohnt würde dafür, weil sie also doch letzten Endes den pharisäischen Verdienst- und Lohngedanken vertrete und wiederum der Leistungsgerechtigkeit huldige, so ist eine solche Folgerung ein großer Irrtum. Nicht lohnende Vertröstung aufs Jenseits ist gemeint, sondern bei dem Wort »in den Himmeln« dürfen wir wohl an das »Königreich der Himmel« denken. Dieses »Königreich der Himmel« besteht, wie wir schon sagten, aus zwei Sphären, aus einer schon angebrochenen und einer noch zukünftigen. Beide Sphären bestehen gleichzeitig, greifen ineinander, liegen nebeneinander und nicht nacheinander.
Es sollte also nicht von einem Nacheinander der zwei Sphären und des darauffolgenden Lohnes geredet werden, sondern von der Gleichzeitigkeit des Leidensopfers der Jünger und der Annahme dieses Opfers durch den Herrn schon jetzt. Mit anderen Worten: Wo hier verworfen wird, ist dort jetzt schon Anerkennung. Während hier unten die Menschen die Jünger verletzen, verbindet und heilt sie der Herr. Während hier die Menschen den Jüngern Unrecht antun, tut der Herr ihnen fort und fort Gutes, schon hier und jetzt, aber anbruchsweise (incognito), dann aber vollendungsweise (publice), herrlich und groß, für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten.
Das Wort »Lohn« müßte besser mit Vergeltung im Sinne von Dank, Schenkung unverdienter Gottesherrlichkeit übersetzt werden. Weil das Geschenk der Gottesherrlichkeit, das dem Christusnachfolger dann wirklich, d. h. sichtbar mitgeteilt wird für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, ohne Ende in ewig steigender Fülle, weil solch ein Geschenk ja überhaupt in keinem Verhältnis zu unserem Leiden und Arbeiten für den Herrn steht, darum kann auch nicht davon die Rede sein, daß das Wort »Lohn« im Sinne von »Bezahlung für eine geleistete Arbeit« zu verstehen sei!

Wuppertaler Studienbibel

Nein – wer heute sich wegen politischen Ansicht arangiert, wird NICHT wegen Christus verfolgt!

Schreib ein Buch über deine Erfahrungen

und du in deinem Herzen sprechest: Meine Kraft und die Stärke meiner Hand hat mir dieses Vermögen geschafft! Sondern du sollst Jehovas, deines Gottes, gedenken, daß er es ist, der dir Kraft gibt, Vermögen zu schaffen; auf daß er seinen Bund aufrecht halte, den er deinen Vätern geschworen hat, wie es an diesem Tage ist.
Elberfelder 1871 – Dtn 8,17–18

Das dürft ihr alles niemals vergessen, hört ihr? Kommt nicht irgendwann so drauf, euch plötzlich selbst auf die Schultern zu klopfen. Fangt gar nicht erst so an nach dem Motto: ,Alles was wir haben, kommt nur durch unsere eigene harte Arbeit. Jeden Cent haben wir mit unseren eigenen Händen selbst verdient.‘ Ganz im Gegenteil muss euch echt klar sein, dass euer Gott, euer Chef, dafür gesorgt hat. Er hat euch die Kraft gegeben, Kohle zu verdienen. Er wollte seinen Vertrag, den er mit euren Vorfahren geschlossen hat, einfach durchziehen. Das Ergebnis kann man heute sehen.
VolxBibel – 5.Mose 8,17–18

Und du sprächest in deinem Herzen: Meine Kraft und die Macht meiner Hand hat mir dieses Vermögen bereitet (H. gemacht). 5Mo 4,31.
So gedenke Jehovahs, deines Gottes, denn Er gibt dir Kraft, das Vermögen zu bereiten (H. machen), auf daß Er Seinen Bund, den Er deinen Vätern geschworen hat, bestätige wie dieses Tages. 5Mo 4,31; 5,2.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – 5.Mose 8:17–18

Können wir einfach vergessen, was Jehovah für uns getan hat?
Ja, schon was gestern von IHM geschenkt wurde, kann heute in einem anderen Focus gesehen werden! Wir Menschen sind so vergeßlich! Gestern schenkte ER uns eine Wohnung, und heute wollen wir IHN nicht preisen oder SEIN Wort lesen – natürlich nicht weil wir IHN ärgern wollen, sondern weil es „wichtigeres zu tun gibt“. Gestern schenkte ER uns einen Ehepartner – und heute sehen wir nur noch die „vielen Fehler“ des Partners!
Was dagegen tun? Siehe Überschrift: schreibe alle guten Taten Jehovahs zu dir persönlich in ein persönliches Buch! Und dann lies darin, wenn du dabei bist, Jehovah den zweiten oder dritten Platz in deinem Leben einzuräumen!
Aber Jehovah hat mir noch nichts geschenkt???

Er ist es, der euch die Kraft gibt, Reichtum zu erlangen.“ Materieller Reichtum ist in dem Wort chayil enthalten. Chayil umfasst auch Nahrung, körperliche Gesundheit, militärische Fähigkeiten, geschäftlichen Erfolg und Ansehen.

The Complete Jewish Study Bible: Notes

IBN EZRA
Dieser Reichtum. Wörtlich: „diese Macht“; aber das Wort wird oft für Geld verwendet, das man durch die Macht der eigenen Anstrengungen gewinnt: „Die Törichten und Unwissenden gehen beide zugrunde und überlassen ihren Reichtum anderen“ (Psalm 49,11).

Deuteronomium 8:18
IBN EZRA
Denke daran, dass es der HERR, dein Gott, ist, der dir die Kraft gibt, Reichtum zu erlangen. Das heißt, erinnere dich daran, wenn es dir in den Sinn kommt zu sagen: „Meine eigene Kraft und die Macht meiner eigenen Hand“ (V. 17) und so weiter.

NAHMANIDES
Denken Sie daran, dass es der HERR, Ihr Gott, ist, der Ihnen die Kraft gibt, Reichtum zu erlangen. Das Wort, das hier mit „Reichtum“ übersetzt wird, bedeutet wörtlich „Macht“. Es ist bekannt, dass die Israeliten mächtige Kämpfer waren, die als Löwen oder als „ein reißender Wolf“ (1 Mose 49,27) beschrieben werden; sie besiegten tatsächlich die Könige von Kanaan im Kampf, weshalb sie denken könnten: „Meine eigene Kraft und die Macht meiner eigenen Hand haben mir diesen Reichtum gewonnen“ (V. 17). Aber in Ägypten, aus dem Gott Sie herausgeführt hat, hatten Sie weder Kraft noch Macht. In der Wüste hattet ihr nicht einmal die Kraft, euch selbst am Leben zu erhalten – er sorgte für all eure Bedürfnisse. So war auch diese Kraft, durch die ihr euren Reichtum erlangt habt, ein Geschenk des Herrn an euch. Wenn ihr Ihn vergesst, wird Er eurer Kraft und eurem Fleisch ein Ende setzen, und ihr werdet sicherlich untergehen, genau wie die Kanaaniter. Denn alle, „die den HERRN verlassen, werden umkommen“ (Jesaja 1:28).

Deuteronomium – Einführung und Kommentar

hungriger Panthera leo

Seid nüchtern, wachet; euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widerstehet standhaft im (O. durch) Glauben, da ihr wisset, daß dieselben Leiden sich vollziehen an eurer Brüderschaft, die in der Welt ist. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo Jesu, nachdem ihr eine kleine Zeit gelitten habt, er selbst wird euch vollkommen machen, (O. vollenden, alles Mangelnde ersetzen) befestigen, kräftigen, gründen. Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeitzu Ewigkeit! Amen
Elberfelder 1871 – 1 Petr 5,8–11

Bleibt besonnen und wachsam! Denn der Teufel, euer Todfeind, schleicht wie ein hungriger Löwe um euch herum. Er wartet nur auf ein Opfer, das er verschlingen kann.
Stark und fest im Glauben sollt ihr seine Angriffe abwehren. Und denkt daran, daß alle Christen in der Welt diese Leiden ertragen müssen. Gott aber, von dem ihr nichts als Gnade und Liebe erfahrt, hat euch durch Jesus Christus zugesagt, daß er euch nach dieser kurzen Leidenszeit in seine ewige Herrlichkeit aufnimmt. Er wird euch ans Ziel bringen, euch Kraft und Stärke geben, so daß ihr fest und sicher steht. Denn Gott allein gehört alle Macht für immer und ewig. Das ist ganz gewiß!
Hoffnung für alle – 1996 – 1.Petrus 5,8–11

Alles, was euch Sorge bereitet, werft auf ihn! Denn er trägt Sorge für euch. 8 Lebt mit klarem Blick und voller Achtsamkeit! Denn euer Gegner, der teuflische Zerstörer, läuft herum wie ein Löwe, der nach etwas sucht, was er auffressen kann. 9 Leistet ihm Widerstand, fest im Vertrauen. Denn ihr wisst, dass genau dieselben Leiden überall in der Welt über die hereinbrechen, die zur Gottesfamilie gehören.
Das Buch – 2009 – 1.Petrus 5:7–9

Nachdenken
Gott schaut unserem Leiden und den Angriffen des Teufels (Verse 8-9) nicht tatenlos zu! Er handelt an uns, auch wenn es uns unmöglich scheint. Gott will uns
• aufrichten: Das griechische Wort meint ausrüsten mit dem, was fehlt, etwas wieder vollkommen machen.
• stärken: Gemeint ist, fest und beständig machen wie Granit. Körperliche oder seelische Leiden können einen Menschen entweder zusammenbrechen lassen oder ihm ein Stehvermögen verleihen, das so schnell nichts mehr erschüttert.
• kräftigen: Meint hier, mit Stärke versehen. In Schwierigkeiten kann Glaube an Stärke gewinnen. Erst im Leiden erkenne ich wirklich, was er für mich bedeutet. Wie schön, wenn der Glaube stärker und leuchtender aus Leid, Enttäuschungen und Verlusten hervorgeht.
• gründen: Meint, festen Grund unter die Füße geben. Wenn das Leben einstürzt, erkenne ich, was bisher sinnlos und ohne Fundament war. Ich lerne zu unterscheiden, was trägt und worauf ich nicht verzichten kann.
Unbestritten: Leiden kann zu Verbitterung führen und den Glauben an einen guten Gott rauben. Wenn ich Gott aber auch dann glauben kann, dass er mich liebt, hält und mein Leiden darum nie ohne Sinn und Ziel ist, wird mich all das Schwierige letztlich weiterbringen.

ERF – 1.Petrus

Es geht in der Welt um den großen Kampf zwischen dem lebendigen Gott und dem Widersacher, dem Teufel. Zwischen beiden Fronten steht der Christ, der durch vielerlei Leiden hindurch muß, aber es lernen und üben darf, seine Sorgen, die auch ihn überfallen, auf seinen Herrn zu werfen. Im Leiden darf er sich damit trösten, daß viele mitleiden, daß es trotz allem Schweren nur eine kurze Zeit währt und ein Gott der Gnade da ist, der hindurchtragen will und wird. Darum überkommt den Apostel aufs neue der anbetende Dank.

Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Allerdings sollen sie nicht in gedankenlose Sorglosigkeit verfallen: „Seid nüchtern und wacht.“ (vgl. 1Petr 1,13; 4,7). Zur Begründung verweist Petrus auf den „Widersacher“, den „Teufel“. Er „geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann“. Gemeint ist natürlich die Verfolgung der Gemeinde (vgl. Offb 12,12.17: „(12) … Wehe der Erde und dem Meer! Denn der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat große Wut, da er weiß, dass er nur eine kurze Zeit hat … (17) Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, Krieg zu führen mit den übrigen ihrer Nachkommenschaft, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.“)
(9) Es kommt darauf an, dem Teufel zu widerstehen (Jak 4,7: „… Widersteht aber dem Teufel! Und er wird von euch fliehen.“). Das geschieht „durch den Glauben“ und dadurch, dass sie wissen, dass es ihren Schwestern und Brüdern in aller Welt genauso geht wie ihnen. „Den Christen soll es Trost und Stärkung in der beginnenden Leidenszeit sein, zu wissen, dass die Brüder (1Petr 1,22; 2,17) in der ganzen Welt mit ihnen eine große Leidensgemeinschaft bilden. Was im Leiden lähmen kann, ist in Wahrheit die Einsamkeit.“ (Schelkle, 132)

Mainka

Seid nüchtern usw. Diese Mahnung greift weiter. Weil die Gläubigen im Kampf mit einem überaus scharfen und mächtigen Feind stehen, müssen sie zum Widerstand gerüstet sein. Dies wird in einem doppelten Bilde ausgedrückt: seid nüchtern und wachet. Schlemmerei macht träge und schläfrig; desgleichen verfallen Leute, die sich durch irdische Sorgen oder Vergnügungen berauschen, in geistlichen Schlaf oder Gedankenlosigkeit. Jetzt verstehen wir, was der Apostel meint: es ist uns in dieser Welt ein Kriegsdienst verordnet, und wir haben es mit einem Feinde zu tun, den wir nicht verachten dürfen, der wie ein Löwe hierhin und dorthin springt, damit er uns verschlinge. So ergibt sich der Schluss, dass man ernstlich wachen müsse. Mit demselben Beweisgrund schärft Paulus unsern Eifer, wenn er sagt (Eph. 6, 12), dass wir nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern mit der Nichtswürdigkeit böser Geister. Den Frieden missbrauchen wir ja meistens zu müßigem Treiben; so geschieht es, dass der Feind uns allmählich umgarnt und erdrückt, weil wir uns außer Gefahr wähnten und in den Lüsten des Fleisches gehen ließen. Der Vergleich des Teufels mit einem Löwen will ihn als ein überaus reißendes Wesen darstellen. Dass er umhergehet, uns zu verschlingen, soll uns zu eifriger Wachsamkeit treiben. Weiter heißt der Teufel der Widersacher der Frommen: denn diese sollen wissen, dass ihr Gottesdienst und gläubiges Bekenntnis zu Christus sie verpflichtet, mit dem Teufel einen beständigen Krieg zu führen. Denn er, der wider das Haupt ankämpft, wird die Glieder nicht verschonen.
V. 9. Dem widerstehet. Dass der Feind so mächtig ist, soll uns auf der einen Seite scharf und besorgt machen; anderseits wäre doch Gefahr, dass ein unmäßiger Schrecken uns den Mut nehmen könnte, wenn uns nicht Hoffnung auf Sieg geboten würde. Der Apostel will uns also wissen lassen, dass der Krieg einen glücklichen Ausgang nehmen muss, wenn wir unter Christi Fahnen streiten. Denn wer in der Rüstung des Glaubens in den Kampf zieht, wird sicherlich den Sieg gewinnen. Der Apostel sagt: widerstehet! Fragt jemand: womit? – so lautet die Antwort; dass der Glaube Stärke genug hat: fest im Glauben. Paulus aber zählt an der eben zitierten Stelle (Eph. 6, 13) die einzelnen Stücke der Waffenrüstung auf. Dies alles will das gleiche besagen wie das Zeugnis des Johannes (1. Joh. 5, 4): „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Und wisset, dass eben dieselbigen Leiden usw. Auch dies dient zum Trost, dass wir in dem gleichen Kampf stehen wie alle Kinder Gottes. Denn Satan bereitet uns eine besonders gefährliche Versuchung, wenn er uns von dem Leibe Christi trennt. Darum erinnert uns der Apostel, dass nichts uns trifft, was wir nicht auch an den andern Gliedern der Gottesgemeinde sehen. Und wir dürfen uns durchaus nicht weigern, in der Gemeinschaft mit allen Heiligen zu stehen und in der gleichen Lage wie sie. Dass die Leiden sich vollenden, bedeutet etwa soviel wie das Wort des Paulus (Kol. 1, 24), dass täglich an den Gläubigen vollendet werde, was an den Trübsalen Christi noch fehlt. Dass die Brüder in der Welt sind, kann doppelt verstanden werden. Entweder ist die Meinung, dass Gott seine Gläubigen unterschiedslos übt, wo immer sie sich unter den Völkern der Welt befinden. Oder es soll gesagt werden, dass die Notwendigkeit des Kriegsdienstes unser wartet, solange wir in dieser Welt leben. Auch darauf wollen wir hinweisen, dass die Anläufe des Satans, von denen die Rede war, jegliche Art von Trübsalen umfassen. Wir schließen daraus, dass wir immer mit einem dämonischen Feinde zu tun haben, woher auch die Widrigkeiten kommen mögen, – mag uns Krankheit drücken, mag infolge Unfruchtbarkeit der Äcker Hungersnot drohen, oder mögen Menschen uns lästig fallen.

Calvin – 1. Petrusbrief

Viertens ermahnt Petrus die Herde in den Versen 8-9, dem Satan zu widerstehen. Widerstand gegen Satan beinhaltet zwei Anweisungen. (1) Gläubige müssen die Methode von Satans Wirken verstehen (V. 8). Petrus beginnt mit zwei Ermahnungen im Imperativ: Seid nüchtern – seid geistlich beherrscht; dazu hat Petrus bereits zuvor zwei Mal ermahnt (1,3; 4,7). Wacht – seid in wachsamer Tätigkeit, seid vorbereitet. Bei der Erfüllung genau dieser Mahnung versagte Petrus in Gethsemane, als Jesus ihn aufforderte, zu wachen und zu beten. Der Grund, aus dem Gläubige nüchtern sein und wachen müssen: Sie haben einen Widersacher. Hier wird das Wort Widersacher zum einzigen Mal für Satan gebraucht. Es stellt Satan als einen Gegner im Gerichtssaal vor, der er ja auch ist (Sach 3,1; Mt 5,25; Lk 12,58). Als Widersacher ist er in Sacharja 3,1 der Ankläger Israels, in Offenbarung 12,10 Ankläger der Gläubigen. Das Pronomen euer macht Satan zum persönlichen Feind jedes Gläubigen. Der hebräische Name Satan bedeutet »Widersacher«. In diesem Abschnitt wird Satan von Petrus als der Teufel bezeichnet. Er verwendet das Wort diabolos; das bedeutet »Verleumder« – jemand, der falsche Anklagen gegen Gott und sein Volk vorbringt. Er ist derjenige, der Lügen über die Heiligen verbreitet. Aus diesem Grunde brauchen Gläubige den Messias als ihren Beistand (1Joh 2,1). Darüber hinaus wird Satan als brüllender Löwe dargestellt; das betont sein ungestümes Wesen. Der Begriff brüllend malt Satan als ausgehungert und darauf aus, Beute zu machen. Weiterhin beschreibt Petrus ihn mit den Worten: [Er] geht umher und sucht, wen er verschlingen kann. Suchen ist ein Partizip Präsens Aktiv; es stellt Satan auf der andauernden und beständigen Suche dar. Das Wort verschlingen ist ein Aorist Infinitiv und weist auf sein tödliches Wirken hin. Im Griechischen bedeutet das Wort soviel wie »hinuntertrinken«. Es besagt, dass Satan sein Opfer vollkommen vernichten möchte. Um Satan zu widerstehen, ist es wichtig, seine Arbeitsmethode zu kennen. (2) Dem Satan muss mit Glaube widerstanden werden (V. 9): Dem widersteht standhaft in eurem Glauben. Gläubige müssen in ihrem Glauben standhaft sein; das liefert das Mittel zum Widerstand. Das Wort standhaft bedeutet, »fest zu stehen wie ein Fels«. Gläubige müssen fest im Glauben wurzeln, um Satan zu widerstehen. Glaube ist der Siegesbereich. Das Werk Jesu am Kreuz war das Mittel, wodurch er Satan besiegt hat. Der Gläubige muss Glauben an das Werk Jesu am Kreuz haben, wo er Satan besiegt hat; der Gläubige muss verstehen, dass in Christus der Glaube liegt, durch den man Satan widerstehen kann. Dieselbe Wahrheit über den Widerstand gegen Satan wird in Jakobus 4,7 und Epheser 6,10-18 gelehrt. Darüber hinaus müssen Gläubige erkennen, dass Mitgläubige dieselben Leiden erfahren. Hier steht für die »Brüder« das Wort Bruderschaft. Es wird nur von Petrus gebraucht und findet sich auch in 2,17. Andere Formen derselben griechischen Wurzel sind auch an anderen Stellen im Neuen Testament zu finden. Brüder überall in der Welt sind denselben Leiden unterworfen; das ist nicht ungewöhnlich.

Arnold Fruchtenbaum – Die Petrusbriefe

Interessanter Nebenaspekt – aus einer Ansprache von Bayless Conley – der Ungehorsam und Tod miteinander verbindet.

Und wie sieht es bei mir aus? Schleicht er – dieser Löwe auch im meinem Leben herum? Oder habe ich nur die allgemeinen Sorgen, wie Krankheit, Auto, Kinder, Arbeit – die mich von Gottes Wort abhalten?

„denen die das Gefühl haben dumm zu sein“

Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir.
Elberfelder 1871 – Mt 11,25-26

Zur selben Zeit (bestimmten Zeit) antwortete Jesus und sprach: Ich bekenne Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies vor den Weisen und Verständigen verborgen (hinweg verborgen) und den Unmündigen geoffenbart hast; Mt 18,3; Lk 10,21f; Joh 7,48; Ps 8,3
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 11,25

Und Jesus fing an, vor allen mit Gott zu reden: „Hey, Papa, du regierst über das ganze Universum. Danke, dass du den Leuten, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, nicht erzählt hast, was wirklich abgeht. Aber denen, die das Gefühl haben, dass sie dumm sind und nichts begreifen, denen hast diese Sachen gezeigt. Yes, Daddy, du willst, dass es so passiert und nicht anders.
VolxBibel – Matthäus 11:25-26

Damals erklärte Jesus: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das alles vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und es kleinen Kindern mitgeteilt hast. Ja, Vater, denn genau so hast du es gewollt.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Matth. 11:25,26

Du hast studiert um die Bibel besser zu verstehen? Dann hast du wahrscheinlich gelernt, dass der Name Jehova falsch wäre, dass nicht Mose, Josua usw die Bibelbücher geschrieben hätten, sondern erst Jahrhunderte später vielleicht Esra. Auch heute noch, ist die biblische Wahrheit den „Weisen und Klugen“ verborgen!

Der Herr Jesus hatte die meisten Wunder in den Städten von Galiläa vollbracht. Aber wie Jesaja es vorausgesagt hatte, waren die Herzen verschlossen geblieben: «Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm Jehovas offenbar geworden?» (Jesaja 53,1). Auf diese Frage kann der Herr Jesus aber «zu jener Zeit» (Vers 25) doch eine Antwort geben und seinen Vater preisen: «Du hast dies vor Weisen und Verständigen verborgen und hast es Unmündigen geoffenbart.» Dann wendet Er sich an die Menschen und ruft ihnen zu: «Kommst her zu mir»; kommt mit diesem kindlichen Glauben. Kein anderer als ich kann euch den Vater offenbaren. Und lernet nicht nur von meinen Worten, sondern von mir, von meinem Beispiel, denn ich bin «sanftmütig und von Herzen demütig» (Epheser 4,20.21).

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Matthäus

»In jener Zeit« besagt sicherlich, dass die folgenden Worte Jesu gesprochen wurden, als das Ringen schon begonnen hatte und die Ablehnung in Galiläa zu Tage trat. Dann können wir die Redewendung: er »antwortete und sagte«, die sonst einfach den Beginn einer Rede ausdrückt, auch wörtlich verstehen. Es handelt sich hier wirklich um die Antwort, die Jesus auf diese Situation des Kampfes und der Ablehnung fand. Worin besteht seine Antwort? Im Lobpreis des Vaters! Das »Ich preise dich» enthält Anbetung, Dank und Anerkennung in einem. Es war ein schwerer Weg, den ihm der Vater auferlegte. Aber er schleudert keine Empörung heraus, er betet nicht in Verzweiflung und Irrewerden, sondern er stellt sich kindlich unter den Willen des Vaters (vgl Hebr 5,8). Die Anrede »Vater, Herr des Himmels und der Erde« vereinigt in wunderbarer Weise zwei für Jesus entscheidende Gesichtspunkte. Einmal ist es der himmlische »Vater«, der nur Gutes wollen kann (Röm 8,28; Jak 1,17) und dem Jesus deshalb ganz und freudig zustimmt.

Zum andern ist es der »Herr des Himmels und der Erde», der die ganze Schöpfung beherrscht und dessen Pläne von niemandem vereitelt werden können. Jesus weist also jeden Gedanken, dass Gott »gebremst« werden könne oder sogar an den damaligen Verhältnissen scheitere, radikal ab. Misslingt die Mission in Israel, dann wird der allmächtige Vater und Herr gerade so seine Wege vollenden! Das Misslingen ist in Gottes Pläne schon einbezogen! Übrigens wurde Gott als »Herr des Himmels und der Erde« seit alters her von den Glaubenden bekannt (1 Mose 24,3; Jona 1,9; Apg 17,24). Nun hören wir konkret den Grund des Lobpreises: »dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Kindern offenbart hast«. Was wir mit »Kindern« übersetzten, gibt der Luthertext durch »Unmündige« wieder und wird von Ps 8,3; Mt 21,16 mit den »Säuglingen« zusammengeordnet. Es heißt auch nach dem griechischen Sprachgebrauch »kleine Kinder«. Aber was bedeutet hier Jesu Aussage? Es gibt im AT eine alte Linie, wonach Gott wunderbare Wege einschlägt, unerwartete Führungen schenkt, weil die Weisen – auch die religiösen Weisen! – dieser Weit sich im Hochmut versperren (vgl. Jes 29,14; Spr 16,18; Joh 7,49; 1 Kor 1,19; 2,6).

Nur den Demütigen gibt er die Gnade der Erkenntnis (vgl. Spr 3,34; 1 Petr 5,5; 1 Kor 1,19ff.). Diese Demütigen, ganz von ihm Abhängigen nennt Jeus hier die »Kinder«, die »den Weisen und Klugen» gegenübergestellt werden. Den Feinden bestreitet Jesus also ihre Weisheit bzw. Klugheit nicht. Aber sie können, gerade weil sie durch ihre Weisheit selbstbewusst und unbußfertig geworden sind, Gottes Wahrheit nicht erkennen. Neben die schon genannte Linie des AT tritt jetzt eine zweite biblische Linie. Sie besagt, dass Gotteserkenntnis nur durch göttliche Offenbarung verschafft wird. Niemals ist der Mensch – ganz abgesehen von der Frage nach seinem sündigen Hochmut! – in der Lage, Gott genügend zu erkennen. Er kann Gott ahnen, im Gewissen spüren (Röm 1,19ff.). Aber die Vernunft kann Gott nicht genügend entdecken. Gotteserkenntnis ist nur als Gabe von oben, eben als Offenbarung, möglich (Mt 16,17; 2 Kor 4,6; 2 Petrus 1,21; 1 Joh1,1ff.); Off 1,1ff.). Jesus preist also den Vater dafür, dass er den hochmütigen Weisen Israels keine Erkenntnis zuteilt. Zugleich preist er ihn dafür, dass er sich denen »offenbart«, die »Kinder« im geistlichen Sinne sind. Doch was ist »dies«, das »verborgen« bzw. »offenbart« wurde? Die Lösung kann nur aus dem Zusammenhang gefunden werden. Dieser Zusammenhang, vor allem Mt 11, 27, ergibt, dass damit Jesu Gottessohnschaft gemeint ist. Trotz der Wunder haben Chorazin, Bethsaida und Kapernaum ihn nicht als Messias und Gottessohn erkannt, weil sie keine Umkehr zu Gott vollzogen haben und weil Gott ihnen daraufhin Jesu Gestalt »verborgen« hat.

Das »Ja, Vater» drückt sich in Jesu Gebet in Schlichtheit, ohne Abstriche und mit königlicher Klarheit aus. Kein Mangel des Vertrauens, keine Zurückhaltung, kein Widerstreben wird hier sichtbar. Was er uns im Vaterunser lehrte: »Dein Wille geschehe«, was er in Gethsemane nochmals in blutiger Anfechtung im Tiefsten durchkämpfte: »Nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Mt 6,10; 26,39.42), das tritt auch jetzt hervor. Das Ja zum Vater durchzieht Jesu Leben wie eine Königslinie. Auch unsere Anbetung, unser Lobpreis können ohne den Frieden dieses Ja nicht leben. »So«, wie die Dinge jetzt verlaufen, entsprechen sie dem Plan des Vaters. Damit stoßen wir auf das Rätsel der göttlichen Prädestination (Vorbestimmung). Die Bibel hält zwei Pole fest, die für menschliches Denken immer in Spannung stehen werden. Der eine Pol ist die Tatsache, dass nichts gegen Gottes Willen geschehen kann. Denn Gott hält alle Dinge in seiner Hand. Der zweite Pol ist die Tatsache, dass die Menschen aufgrund ihrer Gottebenbildlichkeit verantwortlich für ihr Handeln sind.

Vorbestimmung und Willensfreiheit gehören für die Bibel – nicht für unsere begrenzte Logik – zusammen. Man kann sagen, dass Gott mit freien menschlichen Entscheidungen, nicht mit leblosen Robotern, seine Pläne macht. Vgl. Joh 6,35-37.44; Phil 2,12ff.); Mt 18,7 . Der Begriff »wohlgefällig« ist schwierig zu verstehen. In der Weihnachtsgeschichte bei Lukas steht der Satz: »Friede auf Erden bei den Menschen des Wohlgefallens« (so der älteste Text). Jedenfalls ist der Begriff frei von Willkür, obwohl man im Deutschen diesen Sinn heraushören könnte. Vielmehr bezeichnet das Wort, das im Hebräischen dahinter steht, den beschließenden und tatkräftigen Willen. Die Beifügung »vor dir« ist zwar schlechtes Deutsch, aber eine feierliche hebräische Wendung. Hier kommt Gottes Prüfen und Erwägen zum Ausdruck. Jesus sagt also sinngemäß: »Denn so hat dein prüfender Wille den Weg in der Geschichte gestaltet«. Ob wir unsere persönliche Geschichte auch in diesem Licht sehen können?

Edition C

In diesem Geist und in dieser Freude hat Jesus eigentlich überhaupt zu seinen Jüngern von dem geredet, was sie vom angebrochenen Reiche Gottes empfangen und was sie demselben werden sollten.
Er, wusste, mein Vater ist der Gott der großen Dinge.
Sein Wirken endet immer mit der Vollendung des Ganzen, mit dem Sabbat ohne Abend, mit dem Psalm seiner Schöpferseele: „Und siehe, es war sehr gut!“ Daher sah Jesus bereits in den kleinsten Anfängen die kommenden Auswirkungen in den schwankenden Fischern die werdenden Apostel, in den einzelnen Segnungen den Endtriumph der angebrochenen Gottesherrschaft. Jeder Misserfolg erschloss ihm „das Ungeheure“ der Sache seines Vaters: ließ ihn hinter den Leiden die Auferstehung, hinter der Verwerfung die Erhöhung, hinter dem Tode das Leben sehen. Die Katastrophen der Geschichte erschütterten Ihn nicht, die Feindschaft der Frommen machte Ihn nicht irre, das Versagen seiner Jünger ließ Ihn nicht mutlos werden. Für Ihn waren nicht die Frommen die schöpferische Kraft im angebrochenen Reiche der Himmel, sondern der Vater. Ihn sah Er wirken und in seinem Lichte wirkte auch Er. Mochten auch, so und so viele aus dem Reiche Gottes herausfallen und nicht mehr mit Ihm wandeln, mochten auch ein Petrus Ihn verleugnen, ein Judas Ihn verraten, die Synagoge Ihn verklagen und der Staat Ihn kreuzigen -alles konnte das Wirken seines Vaters nicht aushalten. Die einzelnen und vielen mögen im Laufe der Geschichte fallen, das Königreich der Himmel fällt nicht. Er wird nicht getragen vom Arm des Fleisches, nicht inspiriert vom Geist der Zeit, nicht gebaut durch den Eifer der Jünger, nicht vollendet durch Machtmittel der Vergänglichkeit. Eures „Vaters“ Wohlgefallen ist es, euch das „Königreich“ zu geben. Gottes Walten trug aber immer in sich die Garantie des Vollbringens, Gottes Wort war immer auch schöpferische Tat. Hätte Jesus nicht in diesem Geiste gewirkt, nicht in diesem Lichte gesprochen, auch seine Messiasseele wäre unter dem Druck des Bestehenden zusammengebrochen.
So überwand Jeus im Geiste seines Vaters Vergänglichkeit, Raum und Zeit. Er sprach vom Standpunkte der schöpferischen Gottestat und des triumphierenden Werdens aus. Er wusste, dass alles Wirken seines Vaters auf Vollendung angelegt ist, dass alles Schaffen Gottes der Art seines göttlichen Wesens entspricht. Da Gott aus seiner Ruhe heraus wirkt, muss alles im Sabbat der Vollendung enden.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Es ist so traurig, wenn wir uns auf meschliche Weisheit oder auf eine menschliche Körperschaft verlassen, anstatt das wir die Bibel selbst vollständig lesen und auf die Wirkung des heiligen Geistes vertrauen.

in Christi Nähe?

In dem Hause meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, würde ich es euch gesagt haben; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, auf daß, wo ich bin, auch ihr seiet. Und wo ich hingehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr.
Elberfelder 1871 – Joh 14,2–4

In Meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wäre dem nicht so, Ich hätte es euch gesagt. Ich gehe hin, euch eine Stätte (einen Ort) zu bereiten. Mt 25,34; Lk 14,22; 2Kor 5,1.
Und wenn Ich hingehe und euch eine Stätte (einen Ort) bereite, komme Ich wieder und werde euch zu Mir mitnehmen, auf daß ihr seid, wo Ich bin. Joh 14,18.28; 12,26; 17,24;1Thess 4,17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Johannes 14,2–3

In dem Hause meines Vaters sind viele Aufenthaltsorte; wenn es nicht so wäre, würde ich euch sagen: Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingegangen bin, und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder, (Offenbar nicht um noch einmal fortzugehen, und euch in den Himmel zu nehmen, sondern um in meinem Reiche zu kommen, und euch in dasselbe aufzunehmen. Dies nennt die Schrift: bei dem Herrn sein allezeit. 1Thes 4,16-17 .) und werde euch zu mir nehmen, damit wo ich bin, auch ihr seid. Und wo ich hingehe, das wisset ihr, und den Weg wisset ihr.
Die vier Evangelien des Reinhardt – Johannes 14:2–4

Wo bin ich zu Hause? Gerade in den letzten Tagen wieder erlebt, das Menschen einem sagen – teilweise direkt, teilweise durch ihre Taten: Für Gott habe ich später Zeit – jetzt will ich erst einmal leben!
Warum war das bei den Jüngern Jesu anders? Hatten sie ein anderes Bild über „ihr zu Hause“ und was es bedeutet „zu leben“?
Über das Thema – wo diese Wohnungen wohl sind – wie die meisten Christen sagen würden „im Himmel“ oder ob diese im zukünftigen Tempel sein werden – hatten wir ja schon vor einiger Zeit.

Jh 14,3 ἐάν fast = ὅταν (A346; B I1d). πορευθῶ Aor. Konj. Pass. (ohne Pass.-Bdtg.) πορεύομαι. ἑτοιμάσω Aor. Konj. ἔρχομαι fut. Präs. (H-S § 197c; A234). καί (drittes) fin. (BDR § 442,3; A311,3). παρα-λήμψομαι Fut. Med. -λαμβάνω; πάλιν ἔρχομαι καὶ παραλήμψομαι ὑμᾶς πρὸς ἐμαυτόν ich komme wieder, um euch zu mir zu nehmen/holen (H-S § 252,29). ἐμαυτόν14 Refl.-Pron. 1. Sg. ὅπου hier dort, wo (B 1aα; vgl. A358). ἐγώ, ὑμεῖς stehen betont (A122). ἦτε Konj. εἰμί.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Ja – als Christen freuen wir uns wohl, Zeit in der Nähe mit Christus zu verbringen? Oder? Oder genügt uns, dass wir uns alle paar Monate einmal mit anderen Christen treffen?

In Joh 14, 3 zieht Jesus den Vorhang vor der Zukunft wieder ein Stück beiseite: »Und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, werde ich wiederkommen und euch zu mir nehmen.« So ruhig spricht Jesus, dass kein Zweifel an der Erfüllung seiner Worte Raum hat. Er wird hingehen, und er wird den Seinen »eine Stätte bereiten«; das sind feststehende Zukunftsereignisse. Doch die Himmelfahrt ist nicht die Endstation seines Wirkens. Nach der Himmelfahrt werden vielmehr weitere entscheidende Ereignisse stattfinden: »Ich werde wiederkommen«, »ich werde euch zu mir nehmen.« Was ist das für eine geheimnisvolle Wiederkunft? Keinesfalls die zum allgemeinen Weltgericht, denn sie ist streng auf die Jünger bezogen. Dann aber müssen wir von Joh 14, 18ff. her deuten. Das heißt: Jesus meint hier seine Wiederkunft im Heiligen Geist, also Pfingsten. Dass Jesus selbst im Geist kommt, ist nach 2 Kor 3,17 die allgemeine Überzeugung des Neuen Testaments. Mehr zu diesem Thema werden wir in V. 15ff.erfahren.

»Ich werde euch zu mir nehmen«: Was bedeutet das? Vermutlich knüpft Jesus mit dem Wort »nehmen« an 1 Mo 4,24 (Henochs »hinwegnehmen«), 2Kön 2,10 (Elias »hinwegnehmen«), und Ps 49,16; 73,24 (das »aufnehmen« des Frommen bei Gott) an. Dann ergibt sich als Sinn, dass Jesus die Seinen zu sich in die himmlische Herrlichkeit und in das Gottesreich holt. Genau dies bestätigt die Fortsetzung: »damit auch ihr seid, wo ich bin.« Joh 12,26.32; 13,8.36 werden hier fortgeführt. 1 Thess 4,16ff.baut sehr wahrscheinlich auf diesen Aussagen Jesu auf.

Joh 14,3 fasst also wie in einem Brennpunkt wesentliche Ereignisse der bevorstehenden Heilsgeschichte zusammen: Jesus wird getötet, auferweckt, kehrt zurück in den Himmel, bereitet dort als der sühnende Messias einen Platz für die Seinen, kehrt im Heiligen Geist zurück zu ihnen und holt sie nach Vollendung des Glaubenslaufes zu sich in den Himmel und ins Gottesreich. Auf knappstem Raum nennt Jesus also hier die Orientierungspunkte, auf die sich die Jünger einstellen sollen.

Vielleicht sollten wir noch beachten, dass Jesus das Jenseits bzw. das Gottesreich nicht ausmalt. Es genügt ihm die schlichte Beschreibung »wo ich bin«. Kann man Schöneres und Größeres sagen als das, dass wir dort sein werden, »wo er ist«?

Mit einem rätselhaften kurzen Satz beschließt Jesus seine Ausführung: »Und wo ich hingehe – ihr kennt ja den Weg« (V. 4). Es ist wahr, dass er schon oft vom »Hingehen« gesprochen hat (vgl. Joh 7,33ff.; Joh 8,21ff.; Joh 12,26ff.; Joh 13,33ff.). Das mussten die Jünger also »kennen«. Aber warum spricht er jetzt vom Weg: »Ihr kennt ja den Weg«? Will er damit sagen, dass sie »ja« wissen, wie der Gang zum Vater verläuft, nämlich durch Kreuz und Auferweckung? Oder setzt Jesus einen Unterricht voraus, wie er z. B. in Mt 16,21ff.parr gegeben wurde? Oder will er weitere Nachfragen, wie sie in V. 5ff.tatsächlich erfolgen, anregen?

Edition C

Aber der zweite Satz eilt weiter und verspricht über das „Bereiten der Stätte“ hinaus noch mehr. Denn dann „komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seid“. Jesus wird noch viel von dem sprechen, was seinem Kreuz und seiner Auferstehung folgen wird, von der Sendung und dem Wirken des Geistes. Hier geht sein Blick bis zur letzten Vollendung in seiner „Wiederkunft“. Nicht die „Bereitung der Stätte“, sondern diese seine Parusie162 ist der eigentliche Inhalt seines Versprechens. Dabei faßt Jesus in einem einzigen kurzen Ausdruck zusammen, was seiner Gemeinde dann unter der Leitung des Heiligen Geistes (16, 13) mehr und mehr als ein langes und vielfältiges Geschehen163 klar wird. Aber das letzte Ziel für die Jüngerschar ist deutlich: „Damit, wo ich bin, auch ihr seid.“ Jesus wird dieses Ziel in seinem letzten irdischen Gespräch mit dem Vater noch einmal als seinen Willen dem Vater ans Herz legen (17, 24). Es ist ernst mit dem „Jetzt“ in 13, 33. 36: nur „jetzt“ kann Petrus und können die Jünger den Weg Jesu in die Herrlichkeit nicht mitgehen. Aber sie sollen wahrlich nicht für immer davon ausgeschlossen sein. Wo Jesus ist, da sollen und werden auch sie sein.

Wuppertaler Studienbibel

Was möchten eigentlich die Menschen, die heute „eher leben wollen“ als sich mit der Bibel zu beschäftigen, dann in Jesu Nähe?

Paraklet

Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote; und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Sachwalter (O. Fürsprecher, Tröster) geben, daß er bei euch sei in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn kennt. Ihr aber kennet ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,15–17

Dann werde ich den Vater bitten, daß er an meiner Stelle jemanden – Wörtliche Bedeutung: Der Herbeigerufene, der einem anderen beistehen soll; der Anwalt, der Fürsprecher, der Tröster – zu euch senden soll, der euch helfen wird und euch nie verläßt.
Dies ist der Geist der Wahrheit. Die Welt kann ihn nicht aufnehmen, denn sie ist blind für ihn und erkennt ihn deshalb nicht. Aber ihr kennt ihn, denn er lebt schon jetzt bei euch, und einmal wird er in euch sein. – Wörtlich: Ihr kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein –
Hoffnung für alle – 1996 – Joh 14,16–17

Dann will ich den Vater bitten, und er wird euch einen andern Helfer-das gr. Wort -+parakletos- heißt genau: ein (zur Hilfe) Herbeigerufener (lat. -+Advocatus-), daher zunächst im eig. gerichtlichen Sinne «Anwalt» (der eines andern Sache führt); geht dann über in die allgemeine Bed. «Beistand, Helfer».- geben, damit er ewig bei euch bleibe:
den Geist der Wahrheit. Den kann die Welt nicht empfangen, denn sie hat für ihn kein Auge und erkennt ihn nicht -1 Kor 2,14-. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Ludwig Albrecht – Johannes 14,16–17

Dies ist die erste mehrerer Äußerungen über den Heiligen Geist, die im Zusammenhang mit den Lehren in jenem „oberen Raum“, in dem das letzte Abendmahl stattfand, fielen. Bisher wurde im Johannesevangelium wenig über den Geist ausgesagt. Die Worte an Nikodemus (Joh 3,5-8) waren nur für diesen bestimmt, und Joh 7,39 ist ein Vorverweis auf Pfingsten. Der Heilige Geist soll ein Tröster (paraklEtos; vgl. Joh 14,26; 15,26; 16,7; s. a. den Kommentar zu Joh 16,7) sein. In gewissem Sinn ersetzt er uns heute die physische Anwesenheit Jesu; er bringt den Gläubigen Gott nahe. Der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit (vgl. Joh 15,26; 16,13) und Führer der Apostel, wird in Ewigkeit bei den Menschen sein (vgl. Röm 8,9). Er ist unsichtbar (den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht), und doch ist er real und bewirkt vieles. Wie Radiowellen ohne Radio unbemerkt bleiben, wird auch der Heilige Geist von den Verlorenen, die keine „Antenne“ für ihn haben, nicht wahrgenommen. Die Jünger hatten bereits einige Erfahrung mit dem Geist (wenn sie predigten und Wunder vollbrachten) gemacht, doch jetzt sollte ihnen sein Wirken sehr viel vertrauter werden.
Warum sagte Jesus, daß der Heilige Geist bei ihnen sein wird (Futur)? Im Alten Testament kam der Geist nur für bestimmte Aufgaben auf ganz bestimmte Gläubige herab, doch nach Pfingsten wird er für immer in jedem Gläubigen wohnen (Röm 8,9; 1Kor 12,13).

Walvoord Bibelkommentar

Ja, der heilige Geist wohnt in den Gläubigen – und dies zeichnet diese aus. Sie müssen nicht mit angelesen Wissen protzen, und sie fühlen sich auch nicht größer als andere – weil sie wissen, das Jehovahs Geist sie erfüllt hat, und dadurch zu dem geworden sind, was sie sind.

Aber ab welchem Zeitpunkt würde sich Jesu Worte erfüllen? Gab es nicht schon die Gemeinde im AT (so wie einige vor ein paar Tagen in einer Telegrammgruppe diskutierten)? Wo war der Unterschied, den hatten die Apostel nicht schon Gottes Geist????

Die Bedeutung von Johannes 7:37-39 wird durch Johannes 14:16-17 erklärt: Und ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit, nämlich den Geist der Wahrheit, welchen die Welt nicht empfangen kann; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht; ihr aber kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Nach dieser Passage war der Heilige Geist zu diesem Zeitpunkt bei dem Gläubigen. Später würde er in dem Gläubigen sein. Während der Heilige Geist bereits bei den Jüngern war, zu denen Jeschua (Jesus) sprach, würde der Heilige Geist in der Zukunft in ihnen sein. Das ist der entscheidende Unterschied.
Ab Apostelgeschichte 2 wohnt der Heilige Geist allen Gläubigen bei. Vor Apostelgeschichte 2 bewohnte er nicht alle Gläubigen, obwohl er einige bewohnte (Num. 11:17, 25; 27:18). Es gab eine ausgewählte Innewohnung, indem der Heilige Geist einigen Gläubigen im Alten Testament innewohnte, aber nicht allen. 2 Könige 2,9-12 lehrt deutlich, dass sein Dienst der Innewohnung im Alten Testament nicht universell unter den Gläubigen war.
Außerdem hatten diejenigen, die die Innewohnung des Heiligen Geistes hatten, diese Innewohnung nicht unbedingt dauerhaft. In 1 Samuel 16,14 zum Beispiel ging der Heilige Geist von Saul weg. In Psalm 51,11 betete König David: Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir. Der Heilige Geist wohnte zwar in David, aber der Heilige Geist konnte David auch verlassen. Davids Gebet war also ein gültiges alttestamentliches Gebet, aber es ist kein gültiges neutestamentliches Gebet.
Der Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament ist ein zweifacher. Erstens, im Alten Testament wohnte der Heilige Geist einigen Gläubigen bei; im Neuen Testament, ab Apostelgeschichte 2, wohnt er allen Gläubigen bei. Ein zweiter Unterschied ist, dass im Alten Testament diejenigen, die den innewohnenden Geist hatten, ihn nicht unbedingt dauerhaft hatten. Im Neuen Testament, ab Apostelgeschichte 2, wohnt der Heilige Geist dem Gläubigen für immer inne. Mehr zu diesem Punkt wird in Abschnitt IV gesagt werden.

Arnold Fruchtenbaum – Die Ämter des Heiligen Geistes

Mit V. 16 taucht erstmals ein Wort auf, das für die johanneischen Schriften typisch ist und das wir zuerst erklären müssen. Wo wir übersetzen: »Beistand«, da hat die Lutherbibel »Tröster«. Manche Ausleger belassen es beim griechischen Ausdruck »Paraklet«. Dieses griechische Wort »Paraklet« haben auch die Juden als Fremdwort übernommen. Die deutsche Bedeutung ist: »Beistand«, »Mittler«, »Fürsprecher«, »Helfer«. Im NT deckt die Übersetzung »Beistand« alle Seiten ab. Wie schon angedeutet, kommt dieses Wort im NT nur bei Johannes vor und bezeichnet entweder Jesus (Joh 14,16; 1 Joh 2,1) oder den Heiligen Geist (Joh 14,16.26; 15,26; 16,7). Aus dieser Beobachtung kann man schließen, dass Johannes und Jesus dieselbe Überzeugung hatten wie Paulus: »Der Herr ist der Geist« (2 Kor 3,17). Der Einheit von Vater und Sohn entspricht also die Einheit von Sohn und Geist.
Was aber der »Beistand« im Einzelnen ist, ergibt sich aus den Versen 16ff.
In V. 16 sagt Jesus: Für die Jünger, die ihn lieben und seine Gebote halten (V. 15), »werde ich den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben«. Er will also ganz gezielt um diesen »anderen Beistand« »bitten«. Wenn er selbst den Vater bittet, ist die Zusage des Vaters absolut sicher. Aber wer ist der geheimnisvolle »andere Beistand«?
Schon die letzten Worte von V. 16 »damit er in Ewigkeit bei euch sei«, schließen aus, dass es sich um einen Menschen handelt. Es gibt also keinen menschlichen »Stellvertreter Christi«, der sich auch nur entfernt mit diesem Beistand vergleichen dürfte. Ferner wird uns klar, dass die Jünger keinen wechselnden Beistand erhalten, sondern bis zur Vollendung des Reiches Gottes (»in Ewigkeit«) immer denselben. Das ist ein Trost. Sodann hat die Bezeichnung »Beistand« einen mutmachenden Charakter. Als Helfer kommt der Betreffende, nicht als Tyrann oder Verkläger, und wir erinnern uns unwillkürlich an Sach 9,9 bzw. Joh 12,15, wo der Messias »ein Gerechter und ein Helfer« genannt wird. Und schließlich bedeuten die Worte »einen anderen Beistand«, dass er ähnlich wie Jesus wirken wird. Denn wenn Jesus vom »anderen« (= zweiten) spricht, dann bezeichnet er sich selbst stillschweigend als den ersten. Merken wir noch die Parallele zu Mt 28,20 an, wo Jesus sagt: »Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.« Aus dieser Parallele geht wiederum die Einheit von Sohn und Geist hervor, die allerdings verschiedene Personen der einen Gottheit darstellen.
V. 17 nennt jetzt einen zweiten Namen: »den Geist der Wahrheit«. Jesus hat diese Bezeichnung offenbar gerne gebraucht (vgl. Joh 15,26; 16,13). Weil »Wahrheit« in der Bibel die Übereinstimmung mit dem Willen Gottes bedeutet, steckt in dem Namen »Geist der Wahrheit« zweierlei: a) Es ist der Geist, der ganz mit Gott übereinstimmt, also der Heilige Geist; b) es ist der Geist, der Gottes Willen bekannt macht. Beiden Dimensionen werden wir später begegnen. Doch müssen wir noch eine dritte Beobachtung anfügen. Wenn Jesus sich in V. 6 selbst »die Wahrheit« nennt, dann ist klar, dass der »Geist der Wahrheit« zugleich auch sein Geist ist.

Jesus sagt von ihm, dass ihn »die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt (oder: erkennt) ihn nicht«. »Empfangen« heißt hier: annehmen und in sich aufnehmen. Der Geist wohnt also in den Empfängern. Das ist eine weitere Klärung. Sodann zeigt sich hier in aller Schärfe, dass »die Welt« gottfeindlich ist (vgl. Joh 1,10ff.; Joh 8,12). Dan die Welt aber dennoch von Gott geliebt ist, und zwar mit einzigartiger Retterliebe (Joh 3,16), gibt es für jeden Menschen die Möglichkeit, sich von der Welt zu lösen und ein Jünger Jesu zu werden. Aber eines ist dabei glasklar: Gemeinde und »Welt« sind verschiedene Größen. Wer noch zur Welt gehören will, gibt dem Heiligen Geist keinen Raum bei sich. Die Worte: »sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht« drücken eine Schuld aus und kein Verhängnis. Wir betonen also noch einmal: Man kann von der Welt zur Gemeinde überwechseln. »Ihr freilich« – und damit arbeitet Jesus den Gegensatz scharf heraus »kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.« Das besagt, dass man den Geist nur dann »kennt«, wenn man ihn aufgenommen und mit ihm Erfahrungen gemacht hat. Sonst bleibt er eine leere Formel. Das besagt ferner, dass der Geist tatsächlich »in euch«, d. h. in den Jüngern, wohnen »wird«. Es gibt also gewissermaßen nicht nur eine »Außensteuerung« durch Bibel, Gebet, Brüder usw., sondern auch eine »Innensteuerung«, d. h. ein inneres Reden des Geistes, das sich durch die Übereinstimmung mit der Bibel als solches erweist.

Edition C

Einheit zwischen Jesus und dem Geist? Eine Person oder zwei Personen? Da sind wir wieder bei meiner Frage – welches Gottesbild wir haben – und welches von den vielen christlichen Gottesbildern das Bild ist, welches wir auch in der Bibel finden. ( in dem Zusammenhang auch bitte gern die Umfrage ausfüllen…http://www.thomas-pape.de/polls )

Von jetzt an wird uns bis zum Kapitel 16 der Heilige Geist vor Augen gestellt. Es werden Sein Charakter beschrieben, wie Er aufgenommen wird und wie Er in der Seele wirkt. Die Gabe des Heiligen Geistes sollte die große göttliche Vorsorge für die Gläubigen nach dem Weggang des Herrn sein. Dieser Vers enthält die drei Personen der Dreieinheit: Der Sohn bittet den Vater, der den Geist gibt. Dieser Vers enthält nicht den Plan, den Geist zu geben; er zeigt, wie es die Mittlerschaft des Sohnes vor dem Vater ist, welche nach Seiner Himmelfahrt den Plan ins Werk setzt.
 Dieser Vers und der V.26, in denen wir lesen, daß es der Vater ist, der den Geist sendet, widersprechen 15,26 und 16,7 nicht, wo wir den Sohn sehen, der den Geist sendet. Es ist einzig durch den Geist, daß die Glaubenden mit dem Vater in Verbindung stehen können. Die Reihenfolge muß mithin sein: Der Vater trifft die Vorsorge für die Menschen; der Sohn empfängt den Geist vom Vater (Apg 2,33); der Sohn ist es, der den Gläubigen eigentlich den Geist sendet („er [hat] dieses ausgegossen“, Apg 2,33), womit Er die Menschen zum Vater in Beziehung setzt und sie befähigt, „Abba, Vater“ zu rufen.
 Das Wort „anderer“ ist allos, das heißt ein anderer der gleichen, nämlich göttlichen Art. Die Bezeichnung „Sachwalter“ (Luther: „Tröster“, wie AV „Comforter“) bezieht sich auf jemanden, der als Hilfe zur Seite gerufen wird. Es weist auch auf die beständige Gegenwart des Geistes hin. Der Titel „Sachwalter“ wird auch auf den Herrn „Jesus Christus, den Gerechten“ (1Jo 2,1) angewendet (Luther: „Fürsprecher“). Er ist unser Sachwalter oder Fürsprecher, wenn wir in Sünde gefallen sind. Der Heilige Geist ist unser Beistand und Tröster (Paraklet), der unserer Schwachheit aufhilft (Röm 8,26), und das bedeutet, daß Er uns vor Sünde bewahrt.
17 Der Titel „Geist der Wahrheit“ steht im absoluten Gegensatz zum „Geist des Irrtums“ (1Jo 4,6). Dieser Geist des Irrtums wirkt in den „falschen Propheten“, welche in die Welt ausgegangen sind (V.1); es ist der Geist des Antichrists, welcher leugnet, daß Jesus Christus im Fleisch gekommen ist (V.3). Dieser Geist des Irrtums wirkt in den falschen Lehrern, welche den Herrn verleugnen (2 Petrus 2,1), und er verführt die Menschen, „Fluch über Jesum“ zu sagen. Der Heilige Geist befähigt hingegen die Menschen, Jesus als Herrn zu bekennen (1Kor 12,2-3).
 Der Geist der Wahrheit ist der Welt vollständig fremd. Menschen, die mit dem Weltsystem der Religion, mit Politik, Unterhaltung, gesellschaftlicher Ausschweifung und Unmoral beschäftigt sind, können Ihn weder sehen noch erkennen; Er (und die Wahrheit, die Er enthüllt) wird geistlich erkannt. Die genannten Ideale und Beschäftigungen der Menschen sind vom Glauben und allem Himmlischen getrennt. Solche Menschen können den Geist nicht empfangen, wie sie auch den Herrn Jesus nicht aufnahmen (1,11), noch können sie Dinge des Geistes Gottes annehmen (1Kor 2,14).

Was die Bibel lehrt

Johannes 14:16-17
Und ich will den Vater bitten, daß er euch einen andern Tröster gebe, daß er bei euch sei ewiglich, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann; denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht; ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Beachten Sie wieder die drei Personen, die in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Eine Person ist der Sprecher, Jeschua, der durch das Pronomen Ich identifiziert wird. Die zweite Person ist der Vater, zu dem er beten wird. Die dritte Person ist der [Heilige] Geist, der gesandt werden wird.

Arnold Fruchtenbaum – Was WIR über Gott wissen

Daß die Jünger in ihrem Dienst für Jesus nicht mehr unter dem Gesetz stehen, sondern eine ganz neue Existenz erhalten, zeigt sogleich die anschließende Verheißung. „Und ich meinerseits werde den Vater bitten, und er wird euch einen andern Anwalt geben, damit er mit euch sei in Ewigkeit.“ Wir kennen und lieben nach der LÜ in diesem Satz wie auch weiterhin in den Abschiedsreden die Bezeichnung des Heiligen Geistes als des „Trösters“. Und ganz gewiß hat der Geist auch das Trostamt. Aber es geht im Christenleben und erst recht im Jüngerdienst nicht zuerst um „Trost“. Die Jünger brauchen in der „Welt“ draußen einen „Anwalt“, also den, der ihre Sache führt, der für sie eintritt, sie leitet und schützt. Bisher war Jesus selbst dieser ihr „Anwalt“. Aber dieser Anwalt konnte als der Mensch Jesus nur eine kurze Zeit bei ihnen sein. Der „andere Anwalt“, den der Vater auf die Bitte des Sohnes hin geben wird, ist in Ewigkeit mit den Jüngern.
Er ist nicht etwa der „Anwalt“ der Jünger vor Gott! Dort brauchen sie keinen „andern Anwalt“; dort ist und bleibt Jesus selbst, das Lamm Gottes, das unsere Sünde trug, der einzige und völlig genügende Anwalt der Sünder. So sagt es Johannes selbst in 1 Jo 2, 1; Paulus in Rö 8, 34; Hbr 4, 14–16.
[17] Der „Anwalt“, den Jesus seinen Jüngern für ihren Weg verspricht, ist der „Geist der Wahrheit“. Nichts anderes braucht der Jünger und Bote Jesu in seinem Dienst und Kampf in der „Welt“. Vor dem Weg des Leidens, ja Sterbens soll er nicht bewahrt werden. Besondere Künste der Rede und Diskussion muß der Geist dem Jünger nicht verleihen. Aber jeder Bote Jesu muß es mit Paulus sagen können: „Durch Offenbarung der Wahrheit weisen wir uns aus vor aller Menschen Gewissen im Angesicht Gottes“ (2 Ko 4, 2). Ein solches „Offenbaren der Wahrheit“ mit der Kraft, das Gewissen der Menschen zu treffen, steht nicht in unserer eigenen Macht. Allein der Geist kann so wirksam die Wahrheit erschließen, weshalb er „der Geist der Wahrheit“ heißt. Dabei geht es um jene wesenhafte „Wahrheit“, die der Mensch von Natur überhaupt nicht kennen kann. Von ihr „überführt“ allein der Geist die Welt (16, 8ff).
Das heißt freilich nicht, daß die ganze Welt vom Geist Gottes erreicht und innerlich überwunden wird. Gerade weil der Heilige Geist der „Geist der Wahrheit“ ist, kann er nicht mechanisch wirken und die Welt ohne ihren Willen verändern. Die Welt, solange und so weit sie „Welt“ ist, ist „nicht imstande ihn zu empfangen, weil sie ihn nicht sieht und nicht erkennt“. Wohl erlebt die Welt das Wirken des Geistes in Menschen. Aber sie sieht darin nur „seelische Vorgänge“, die sie als Torheit oder Schwärmerei ablehnt. So verschließt sie sich gegen den Geist Gottes und kann ihn nicht „empfangen“. Und doch überwindet der Geist Gottes wieder und wieder auch Ablehnende und Spötter so, daß sie ihn „erkennen“ und aufnehmen, In dem Augenblick, wo dies geschieht, hören diese Menschen auf, „Welt“ zu sein. Sie werden aus „Welt“ zu „Gemeinde“, sie werden „Jünger“, von denen es gilt: „Ihr erkennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ Wir erfassen das Geschehen im Heiligen Geist immer nur so, daß wir gleichzeitig sehen: nur wer den Geist aufnimmt und in sich trägt, kann ihn erkennen, und nur, wer ihn sieht und erkennt, kann und wird ihn empfangen. Logisch ist das widersprüchlich. Aber die lebendige Wirklichkeit kann nur in dieser widersprechenden Weise geschildert werden.

Wuppertaler Studienbibel

Und nun die persönliche Frage: welcher Geist beherrscht mein Leben? Was würden meine Mitmenschen von mir sagen? Durch welche Eigenschaften, durch welche Handlungen zeige ich, das Jehovahs Geist in mir wohnt und mein Leben beeinflußt? Oder verschiebe ich das ganze auf eine „geistige Gruppe“ die „allein mit Gottes Geist gesalbt ist“ – und kann deshalb leben wie „die Welt“?