Monat: Februar 2022

Gehorsam?

Aber die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten zu ihnen gesagt hatte, und erhielten die Knäblein am Leben
Elberfelder Bibel 1871 – Exodus 1,17

Die Wehmütter aber fürchteten Gott und taten nicht wie der König von Ägypten zu ihnen geredet hatte und ließen die Knaben am Leben. Apg 5,29.
Tafelbibel – Exodus 1:17

Die Hebammen wollten aber lieber das tun, was Gott von ihnen wollte, als auf den Präsidenten zu hören. Darum gehorchten sie ihm nicht, sie ließen auch die Söhne leben.
Volxbibel – 2.Mose 1:17

Heute alle Gesetze einhalten? Wer hat das Sagen in meinem Leben? Gewissen oder Gesetz? Gehorsam oder Gefühl?
Schauen wir uns die Geschichte in Exodus 1 an – die Hebammen ließen sich nicht vom Gefühl leiten, sondern sie fürchteten Gott und hielten deshalb das göttliche Gesetz, anstatt des Pharaos Gesetz!

Die Hebammen fürchteten Gott (vgl. V. 21 ) jedoch mehr als die Vorschriften eines Menschen ( Apg 5,29 ) – auch wenn es sich hier um einen Monarchen handelte – und gehorchten seinen Vorschriften nicht. Aus diesem Grund wurden Schifra und Pua zur Rede gestellt; sie antworteten mit dem Hinweis auf die rasche Entbindung der hebräischen Frauen: Noch ehe die Hebammen eintreffen konnten , hatten sie schon entbunden und – so ist zu schließen – die Neugeborenen versteckt. Schifra und Pua konnten sie also nicht töten. Diese Antwort erscheint eigentlich nicht einleuchtend, aber wahrscheinlich haben sich die Hebammen einfach bei Aufträgen für Hausbesuche sehr viel Zeit gelassen. Vom Pharao wurden sie offensichtlich nicht für ihre Nachlässigkeit bei der Ausführung seiner Anordnungen bestraft.

Walvoord Bibelkommentar

Als Pharao sieht, dass seine „kluge” Strategie keinen Erfolg hat, kehrt er sich gegen die neugeborenen Jungen. Seine Grausamkeit und Gefühllosigkeit werden jetzt gut sichtbar. Denn was ist wehrloser, aber auch ergreifender, als ein neugeborenes Baby? Wer sich daran vergreift, ist herzlos. Das sehen wir auch heute in der unverschämten Legalisierung von Abtreibung.
Pharao fordert von den Hebammen, dass sie die Knaben sofort nach ihrer Geburt töten sollen. Aber Gott benutzt diese Frauen, die Ihn fürchten, und sie lassen die Knaben am Leben. Die Hebammen umgehen Pharaos Gebot mit List. Sie gehorchen Gott mehr als den Menschen (Apg 5,29) und Gott segnet ihr Verhalten. Was sie für sein Volk tun, betrachtet Er als für Ihn geschehen.
Man hat oft darüber spekuliert, ob die Frauen denn eine „Notlüge” benutzen durften. Aber solche Spekulationen sind sinnlos. Es steht deutlich geschrieben, dass Gott den Hebammen Gutes tat. Einen ähnlichen Fall sehen wir auch bei Rahab, die die Kundschafter versteckt hatte und die anlog, die die Kundschafter gefangen nehmen wollten. Aber Gott beurteilt das als eine Tat des Glaubens (Heb 11,31; Jak 2,25). Im Allgemeinen ist es einfach, über bestimmte Taten Gläubiger zu urteilen, die in Umständen stehen, die wir nicht kennen. Darum müssen wir in solchen Situationen vorsichtig sein, eine Verurteilung auszusprechen. Wir könnten uns nämlich gegen Gott wenden.
Der Befehl des Pharaos, alle Knaben umzubringen, lässt uns an den Kindermord durch Herodes in Bethlehem denken (Mt 2,16). Im Handeln des Herodes und des Pharaos sehen wir das Handeln Satans, des Drachen (Off 12,4b).
Als der Pharao sah, dass er durch die Hebammen nicht das gewünschte Ziel erreichte, rief er das ganze Volk zur Hilfe auf beim Umbringen der neugeborenen Knaben. Das sollte geschehen, indem man sie in den Nil warf. Der Nil ist ein Bild von natürlichen, irdischen Segnungen. Was Ägypten an Segen hat, hat es dem Nil zu verdanken. Es ist ein mächtiger Trick Satans, geistliches Leben derer, die gerade zum Glauben gekommen sind und dadurch zum Volk Gottes, der Gemeinde, gehören, in irdischen Segnungen zu ersticken.

Ger de Koning – Das zweite Buch Mose – ausgelegt und angewandt

Als Schifra und Pua, die wahrscheinlich die leitenden hebräischen Hebammen waren, die hebräischen Mütter Kinder auf dem Geburtsstuhl (Elb) zur Welt bringen sahen, töteten sie die Jungen nicht, wie der Pharao befohlen hatte. Sie entschuldigten ihre Handlungsweise damit, dass die hebräischen Kinder zu schnell geboren würden ‒ d.h. ehe die Hebamme zu ihnen kommen kann. Diese Aussage hatte wahrscheinlich einen wahren Kern.
1,20–22 In den Daily Notes of the Scripture Union findet sich folgender Kommentar zu den Hebammen:
»Der Lohn, den die Hebammen in Form eines glücklichen Familienlebens (V. 21) erhielten, wurde ihnen nicht für ihre Lüge, sondern für ihre Menschlichkeit gegeben. Das heißt nicht, dass der Zweck in diesem Fall die Mittel heiligte, und noch weniger, dass es keinen absoluten ethischen Maßstab gibt. Aber in einer Welt, die mit Sünde und ihren Auswirkungen so überladen ist wie unsere, kann es geschehen, dass der Gehorsam gegenüber einem wichtigeren Gebot nur möglich ist, wenn man ein weniger wichtiges verletzt. In einer solchen Situation ist wie immer ›die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang‹ (Spr 9,10).«
Da nun die hebräischen Hebammen die Pläne des Pharao vereitelt hatten, befahl der Pharao seinem ganzen Volk, diesen Erlass durchzusetzen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Geht man davon aus, daß beide Namen hebräischen Ursprungs sind, so heißt Schifra soviel wie »Schönheit« und Pua soviel wie »Glanz«.
Der Helferin bei der Geburt kommt im israelitischen Volk eine große Verantwortung zu. Bei Zwillingen stellt diese fest, welches Kind früher zur Welt gekommen ist. Sie erkennt als erste das Geschlecht des Kindes. In das jüdische Gesetz fand deshalb die Mahnung Eingang, bei der Wahl dieser Vertrauensperson vorsichtig zu sein.
Den Hebammen der Hebräerinnen gab Pharao den Befehl: Paßt bei der Geburt auf: Ist das Kind ein Knabe, so tötet ihn! »Paßt bei der Geburt auf« heißt wörtlich übersetzt: »Ihr sollt auf die Steine sehen.« Buber überträgt: »Seht zu schon an den Stützsteinen.« Die Ägypterinnen pflegten auf »Ziegeln hockend« niederzukommen, das heißt, die beiden Steine hatten die Funktion eines Gebärstuhles.

Da die Hebammen den Befehl des Pharaos nicht befolgten, sind sie in die Geschichte als gottesfürchtige Frauen eingegangen. »Gottesfurcht stand an der Wiege des Volkes Israel«, wobei sich Gottesfurcht in der konkreten Situation der Hebammen in dreifacher Weise äußerte:
– Ehrfurcht und Achtung vor dem Leben
Gott, der Schöpfer, hat nicht nur am Anfang aller Zeiten die Menschheit geschaffen, er ist der Schöpfer eines jeden einzelnen Menschen. Jeder Mensch hat vom Augenblick seiner Zeugung an »seine persönliche Schöpfungsgeschichte«. Gott sieht den Menschen schon als »formlosen Keim« (Ps 139,16, Übersetzung nach Menge). Der hier gewählte hebräische Begriff ›gôlem‹ heißt wörtlich übersetzt: »ungestaltete, formlose Masse«. Die Formulierung »ungestaltete Masse« kann auch übersetzt werden mit »Knäuel« oder mit »Klumpen« oder mit »einem Knäuel ähnlichen Fötus«. Alles, was im Leib der Mutter wächst, ist das Werk des großen »Webers«. Der Psalmbeter preist Gott mit den Worten: »Du hast mich im Schoß meiner Mutter gewoben« (Ps 139,13, Übersetzung nach Menge).
Ein Mensch, der werdendes oder gerade geborenes Leben tötet, greift in Gottes Werk ein. Ein solches Handeln war den Hebammen der Hebräerinnen fern. Sie tasteten das von Gott geschaffene Leben nicht an. Ihre Gottesfurcht äußerte sich »im Schutz des unmittelbar Schutzbedürftigen«.
– Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes
Gottesfurcht ist mehr als ein allgemein sittliches Handeln. Gottesfurcht ist der Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes. Der ägyptische König verlangte von den Hebammen ein ungeheuerliches Verbrechen. Diese aber fürchteten Gott. Es ist kein Zufall, daß der Bericht über das Handeln der Hebammen die einzige Stelle im ersten Kapitel des zweiten Buches Mose ist, die ausdrücklich von Gott spricht.
Gottesfurcht ist – wie im Falle Abrahams – immer zugleich Glaubensgehorsam (1Mo 22,12). Die Hebammen gehören in die lange Reihe derer, die »Gott mehr gehorchen als den Menschen« (Apg 5,29).
– Gottesfurcht kann Zwiespalt hervorrufen
Die Hebammen waren dem Mordbefehl des ägyptischen Königs unter Gefahr für ihr eigenes Leben ungehorsam. Sie leisteten passiven Widerstand und mußten so erleben, daß Gottesfurcht nicht in jedem Fall zu gegenseitigem Einvernehmen führt, sondern auch Trennung schafft. Die Hebammen erfuhren die harte Wirklichkeit, die Jesus zweitausend Jahre später seinen Jüngern mit den Worten erklärt: »Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert« (Mt 10,34). An der Gottesfurcht scheiden sich die Geister.
Die Gottesfurcht der Hebammen äußerte sich in »Ehrfurcht und Achtung vor den elementarsten sittlichen Normen« und im Glaubensgehorsam, das heißt in der Entschlossenheit, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen (Apg 5,29). Durch Gottesfurcht »blieben sie dem Bösen fern« (Spr 16,6). Sie waren – unter Gefahr für ihr eigenes Leben – zum passiven Widerstand entschlossen. Gottesfurcht äußert sich in der jeweiligen konkreten Situation auf verschiedene Weise. Dennoch finden sich gerade im Handeln der Hebammen der Hebräerinnen Grundzüge christlicher Ethik. Sie haben eine besondere Aktualität in einer Zeit, in der die Tötung ungeborenen Lebens freigegeben ist und die Tötung behindert geborener Kinder diskutiert wird.

Wuppertaler Studienbibel

Also steht die Frage: Werde ich auch in Zukunft Jehovah mehr gehorchen als den Menschen?

Henoch

Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg.
Elberfelder 1871 – Genesis 5,24

Henoch hatte in enger Verbindung mit Gott gelebt. Dann war er plötzlich nicht mehr da; denn Gott hatte ihn von der Erde weggenommen.
Gute Nachricht Bibel 2000 – Genesis 5:24

Henoch war sehr gottmäßig drauf. Gott beamte ihn irgendwann plötzlich zu sich, er war wie vom Erdboden verschwunden, keiner hat ihn mehr gesehen.
VolxBibel – 1.Mose 5,24

Bild von logos.com

Außer der Darstellung der Zeit zwischen Adam und Noah enthält dieses Kapitel ein Leitmotiv, das nicht ausgelassen werden kann, nämlich die Formel: dann starb er (V. 5.8.11.14.17.20.27.31 ). Wenn sich jemand im Zweifel befände, ob der Lohn der Sünde der Tod sei ( Röm 6,23 ), müßte er nur einen Blick in die menschliche Geschichte werfen.
Im Falle Henochs wird diese Feststellung nicht getroffen. Von ihm heißt es nicht, daß er nach einer Reihe von Jahren starb. Stattdessen wandelte er mit Gott ( 1Mo 5,22.24 ). »Wandeln« ist der biblische Ausdruck für Nachfolge und Gehorsam, der die göttliche Zuwendung zur Folge hat. Henochs Wandel dauerte 300 Jahre. Sicher ist, daß er seinen gerechten Wandel fortgesetzt hätte, aber Gott nahm ihn hinweg (V. 24 ), d.h., er wurde entrückt. Solch ein Wandel wurde Israel und der Gemeinde als Vorbild gegeben ( 3Mo 26,3.12 ).

Walvoord Bibelkommentar

So laut Henochs Wandel auch redete, so klar und bestimmt sein Zeugnis der damaligen Welt gegenüber auch war, man ging an ihm vorüber als an einem, der den Aufgaben der Zeit nicht gerecht wurde, der die große Gegenwart nicht begriff und die noch größere Zukunft nicht zu fassen vermochte. Dass Gott in ihm der Welt einen Propheten gegeben, der durch seine ganze innere Lebenseinstellung den Geschlechtern jenes untergehenden Zeitalters den Weg der Rettung gezeigt hatte, daran dachten wohl nur wenige. Man hatte kein Verständnis mehr für die Sprache der Ewigkeit, denn das Ohr hatte sich gewöhnt an die Sprache der Zeit. Untergehende Zeit alter hören zuletzt immer nur noch sich selbst reden.
Weiter berichtet die Schrift von Henoch: „Chanoch wandelte mit Gott und war nicht mehr da, denn Gott hatte ihn fortgenommen!“ Während die Mehrheit seines Geschlechts das nahende Gericht als ihren Untergang miterlebte, kam er überhaupt nicht in das Gericht.
Durch seine Hinwegnahme versetzte ihn der Herr aus der Welt des Untergangs in die Welt des unvergänglichen Lebens. Er war innerlich der Erde entrückt und der Welt gestorben, bevor Gott ihn auch äußerlich hinwegnahm und in das Reich seines Lichts erhob. Vergängliches hatte er zu verlieren gewagt, Unvergängliches hatte er gewonnen. Er hatte sich selbst Gerichtet, nun wurde er nicht Gerichtet. Während die Welt durch ihren Gewinn alles verlor, gewann er gerade durch seinen Verlust die Ewigkeit. So wurde sein Wandel mit Gott zu einem Wege zu Gott.
Aber auch die Hinwegnahme Henochs wurde von seiner Zeit wenig beachtet, so wenig wie sein Wandeln mit Gott beachtet worden war. Die Welt hatte Nötigeres zu tun, als sich mit jenem Sonderling und seiner Hinwegnahme zu beschäftigen, der sich doch in seinem Leben so weltfremd und in seiner Geistesrichtung so rückständig bewiesen hatte. Sie fuhr fort in ihrer Jagd nach vergänglichen Gütern. Sie haschte weiter nach Ruhm und Glanz. Sie sann auf neue Eroberungen und Machteinflüsse und berauschte sich immer mehr an den großen Schöpfungen der Zeit. Henochs Leben und Hinwegnahme hatten seinen Zeitgenossen nichts zu sagen gehabt. Er war ihnen nicht zu einer Gottesbotschaft geworden, durch die man eine Wendung des Lebens und der Zukunft gewonnen hätte. Man fand sein Genüge weiter in sich selbst und berauschte sich an dem, was man besaß und gewann. Das führte aber zum Gericht. Entweder findet der Mensch wie Henoch wieder heim zu Gott, oder er zerbricht im Gericht an seiner eigenen Geschichte.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Über Henoch wird uns zunächst gesagt, dass „Henoch mit Gott wandelte; und er war nicht, denn Gott nahm ihn“ (V. 24). Diese Tatsache hat im Laufe der Jahrhunderte viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen und dazu geführt, dass Henoch apokryphe Schriften zugeschrieben wurden. Man glaubte, dass ein Mann, der in den Himmel aufgenommen wurde, ohne zu sterben, ein Prophet sein musste. In Wirklichkeit war Henochs Status auf seine Heiligkeit zurückzuführen, nicht auf prophetische Kräfte. In Judas 14-15 wird zwar von einer Gerichtsprophezeiung Henochs berichtet, aber es handelt sich dabei lediglich um eine Erklärung des Gerichts über die Sünde und nicht um eine spezifische Vorhersage einer zukünftigen Zeit. Die Betonung in unserem Text liegt auf Henochs Heiligkeit, seinem Wandel mit Gott. Zweitens wird uns in V. 22 gesagt, dass Henoch „Söhne und Töchter zeugte“; zur Heiligkeit gehören eindeutig Ehe und familiäre Verpflichtungen. Eine solche Betonung ist völlig biblisch; sakrales Zölibat hat keinen Platz in der Bibel.

Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch

Was Petrus hier tut, ist ähnlich wie etwas, das Paulus in Römer 5 tut. Paulus spricht in diesem Abschnitt über Jesus, aber auch mit Adam im Sinn. Stellen Sie sich Jesus in gewisser Weise als das Gegenteil von Adam vor. Deshalb sagt Paulus Dinge wie: „Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen [Adams] die vielen zu Sündern gemacht wurden, so werden durch den Gehorsam des einen Menschen [Jesu] die vielen zu Gerechten gemacht werden“ (Römer 5,19). Petrus hat eher Henoch als Adam im Sinn, wenn er in 1 Petrus 3 über Jesus schreibt. Aber für Petrus waren Henoch und Jesus keine Gegensätze. Henoch dient als Analogie für den Punkt, den Petrus über Jesus machen will.
Sie fragen sich vielleicht: „Wozu?“ Immerhin gibt es im Alten Testament nur eine Handvoll Verse über Henoch (1 Mose 5,18-24). Alles, was wir dort erfahren, ist, dass er vor der großen Flut lebte und dass „Henoch treu mit Gott wandelte; dann war er nicht mehr, denn Gott nahm ihn hinweg“ (1 Mose 5,24 NIV). Diese Verse haben nicht wirklich etwas mit dem zu tun, was Petrus in 1 Petrus 3 über Jesus sagt.
Um zu verstehen, warum etwas, was Henoch tat, Petrus an Jesus erinnerte, müssen wir verstehen, dass Petrus über Henoch in jüdischen Büchern außerhalb des Alten Testaments las. Insbesondere war Petrus mit einem alten jüdischen Buch vertraut, das eine Menge über Henoch zu sagen hatte. Es hieß vorhersehbarerweise 1 Henoch. Dieses Buch füllte viele Details darüber aus, was zur Zeit der Flut geschah, besonders die Episode in 1 Mose 6,1-4, wo die Söhne Gottes (Henoch nennt sie Wächter) Kinder (die Nephilim-Riesen) mit menschlichen Frauen zeugten. Als sowohl Petrus als auch Judas über Engel schrieben, die in den Tagen Noahs sündigten (2 Petrus 2,4-5; Judas 6), spielten sie auf Ideen in 1 Henoch an, die nicht Teil der biblischen Flutgeschichte sind. Der Flutbericht der Genesis sagt uns zum Beispiel nie, dass die göttlichen Söhne Gottes bis zum Ende der Tage im unterirdischen Totenreich gefangen gehalten wurden, aber 1 Henoch tut das (1 Henoch 6:1-4; 7:1-6; 10:4, 11-13).
Etwas, das mit diesen „Geistern im Gefängnis“ im Buch 1 Henoch geschah, gab Petrus einen Einblick in Jesus. In der Geschichte von 1 Henoch hat Henoch einen Traum, in dem die gefangenen Geister ihn bitten, bei Gott für sie Fürsprache einzulegen. Schließlich wandelte Henoch mit Gott – wer könnte Gott besser bitten, nachzugeben und sie freizulassen? Henoch tat dies, erhielt aber schlechte Nachrichten. Die Antwort Gottes war ein entschiedenes Nein. Henoch musste dann diese Antwort überbringen – er stieg zu den Geistern im Gefängnis hinab. Er sagte ihnen, dass sie immer noch unter dem Urteil standen.
Petrus benutzte diese Geschichte als Analogie für Jesus. Der Punkt, den er vermitteln wollte, war, dass Jesus, als er starb, in das Reich der Toten hinabstieg und dort eine Botschaft für die gefallenen göttlichen Wesen hatte. Als sie Jesus den Ort der Toten betreten sahen, dachten sie wahrscheinlich, dass ihre Mitdämonen gewonnen hätten und sie bald aus dem Gefängnis kommen würden. Stattdessen sagte Jesus ihnen, dass sie ihn nicht lange sehen würden – er würde wieder auferstehen. Es war alles Teil von Gottes Plan. Sie hatten nicht gewonnen – sie standen immer noch unter dem Urteil und waren so verdammt wie immer. Das ist der Grund, warum diese seltsame Passage so endet, wie sie es tut, mit Jesus „in den Himmel gegangen“ und sitzt „zur Rechten Gottes, und Engel, Mächte und Gewalten sind ihm unterworfen“ (1 Petr. 3:22).

Michael S. Heiser – Überirdisch – Was die Bibel wirklich über Gottes himmlische Herrscharen sagt

Genesis 5,23 nennt alle Jahre Henochs: Und alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre.
In 1 Mose 5,24 schließlich wird Henoch übersetzt: Und Henoch wandelte mit Gott. Das hebräische Wort lautet hier hithaleich; dasselbe Wort wurde für Gott gebraucht, der im Garten Eden umherging. Dieser Begriff betont Gemeinschaft und Gemeinsamkeit, den Dienst eines treuen Knechts. Judas 14–15 sagt, dass Henoch ein Prediger der Gerechtigkeit und ein Prophet war. Er war der siebte von Adam aus; also war er in etwa ein Zeitgenosse Lamechs aus der Linie Kains. Der Kontrast besteht darin, dass Lamech nicht mit Gott konform ging; Henoch tat das jedoch. In einem alten Dokument der Sumerer, das Königsliste der Sumerer genannt wird, heißt es vom siebten König, er sei mit den Göttern vertraut gewesen und habe sich in okkulten Praktiken ausgekannt. Auf Henoch traf das natürlich nicht zu; doch es ist interessant, dass hier eine Beziehung zu diesem alten Dokument besteht, das vielleicht eine verzerrte, polytheistische Version des wahren Berichtes im 1. Mosebuch darstellt. Anstatt der Worte und er starb, die bisher immer zu lesen waren, sagt der Vers schlicht: … und er war nicht mehr da. Diese sechs Worte sind im Hebräischen nur ein Wort; die Bedeutung ist, dass er »verschwand«. Das heißt, dass er bei lebendigem Leib »entrückt« wurde (Heb 11,5). Der Grund: … denn Gott nahm ihn hinweg. Laut zwei aramäischer Paraphrasen – dem Targum Jonathan und dem Targum Onkelos – stieg Henoch lebendig zum Himmel auf und wurde Metatron, in der rabbinischen Angelologie die führende Schlüsselfigur der Engel. Diese Behauptung ist jedoch keine einheitliche rabbinische Ansicht; einige behaupten, Henoch sei gestorben. Tatsächlich befasste sich ein Diskussionspunkt zwischen frühen messianischen Juden und Rabbinern mit genau diesem Thema:
Einige minim fragten Rabbi Abbahu: Wir finden nicht, dass Henoch starb? Er forschte: Wie das? Sagten sie: »wegnehmen« wird hier gebraucht, und ebenso in Verbindung mit Elia. Er antwortete: Wenn ihr das Wort »wegnehmen« betont, so wird »wegnehmen« gebraucht, während es in Hesekiel [heißt]: Siehe, ich nehme von euch weg die Lust eurer Augen.
Seine Aussage ist, dass »wegnehmen« auch für den Tod gebraucht wird. Raschi sagt, Henoch sei gestorben, während er ein gerechter Mann war; doch seine Gedanken seien leicht geschwankt und hätten sich abgewandt, Böses zu tun. Darum habe Gott ihn schnell weggenommen, und er sei vor seiner Zeit gestorben. Raschis Ansicht von Henoch ist ganz einfach das Gegenteil von dem, was im Text tatsächlich gesagt wird; auch mit den viel früher verfassten Targumim stimmt sie nicht überein.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose

«Und Henoch wandelte mit Gott; und er war nicht mehr, denn Gott nahm ihn weg» (1 Mose 5,24). «Durch Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und er wurde nicht gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor der Entrückung hat er das Zeugnis gehabt, dass er Gott wohlgefallen habe» (Heb 11,5).
Worin fand Gott Wohlgefallen an Henoch? Im Alten Testament (1 Mose 5) ist der göttliche Bericht über sein Leben sehr spärlich. Er gibt auch keine grossen Taten bekannt. Wir lesen nur, dass Henoch Söhne und Töchter zeugte, also ein Familienvater war und anscheinend, wie die Menschen das damals allgemein taten, das Land bebaute. Keine Heldentat hat ihn ausgezeichnet. Aber wir lesen etwas Schönes von Henoch: «Und Henoch wandelte mit Gott». Das war es, woran Gott Wohlgefallen hatte, und das ist es auch heute, was sein Herz erfreut. Gab es im Alten Testament für den Gläubigen etwas Höheres, als mit Gott zu wandeln? Und gibt es in der heutigen Zeit etwas Besseres, als dies zu tun? Das gibt uns Freude, Kraft und Glückseligkeit.
Sieh, wie Elia unerschrocken vor dem König Ahab stand, als er ihm eine unangenehme Botschaft bringen musste! Er übergab sie ihm mit den Worten: «So wahr der HERR lebt, vor dessen Angesicht ich stehe.» Steht der Herr vor unseren Blicken, wandeln wir mit Ihm, dann werden auch wir mutig dastehen können, selbst wenn die Umstände und die Menschen uns entgegen sind.
So war es auch unzählige Male im Leben des Apostels Paulus. Er wandelte mit Gott, er freute sich allezeit im Herrn Jesus. Dieser begnadigte Mann Gottes fand seine Hilfsquellen nicht in sich selbst, nicht in seinen Gaben, sondern nur in seinem Herrn und Heiland, mit dem er Schritt um Schritt voranging. Er konnte bezeugen: «Ich weiss sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiss Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluss zu haben als Mangel zu leiden. Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt» (Phil 4,12.13).
Das alles ergab sich dadurch, dass dieser Mann Gottes mit dem Herrn, mit Gott wandelte. Oh, dass auch wir in diesen letzten Tagen kurz vor dem Kommen des Herrn kompromisslos mit Gott wandelten! Hierin allein findet Gott sein Wohlgefallen an uns.
Gott nahm Kenntnis von Henochs stillem Wandel mit Ihm, und Er nimmt auch heute noch Kenntnis davon, wenn einer von den Gläubigen der Jetztzeit im Glauben mit Gott wandelt. Darin wird er Ihm wohlgefallen.

Halte fest 1980

Und wie wandle ich? Mit Gott?

weiteren interessanten Artikel hier auf Halte fest

Ich werde ab jetzt dafür sorgen, dass du und die Frau, dass ihr euch nicht abkönnt. 

Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen und ihrem Samen; er wird dir den Kopf zermalmen, und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen.
Elberfelder 1875 – Genesis 3,15

Und Feindschaft will Ich setzen zwischen dir und zwischen dem Weibe, und zwischen deinem Samen und zwischen ihrem Samen. Er soll dir den Kopf zertreten (H. verletzen) und du wirst ihm die Ferse verletzen.
Tafelbibel – Genesis 3:15

 Und ich will Feindschaft setzen -herrschen lassen- zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Samen -d.h. Nachwuchs, Nachkommenschaft- und ihrem Samen: er wird dir nach dem Kopfe treten -o: dir den Kopf zertreten-, und du wirst ihm nach der Ferse schnappen -o: in die Ferse stechen.-.»
Hermann Menge Uebersetzung – 1949

Gott sprach mit der Schlange (V. 14-15 ), mit Eva (V. 16 ) und mit Adam (V. 17-19 ). Gottes Worte an die Schlange beinhalteten (a) die Ankündigung, daß die Schlange auf dem Bauch kriechen und Staub fressen sollte und dadurch eine fortwährende Mahnung an die Versuchung und den Sündenfall für den Menschen sei; (b) eine Weissagung bezüglich der hinter der Schlange stehenden Macht. Gott weissagte, daß es eine fortwährende Feindschaft zwischen den satanischen Mächten und dem Menschen geben werde, zwischen Satan und der Frau bzw. ihrer jeweiligen Nachkommenschaft (wörtl. »Samen«). Die »Nachkommenschaft« der Frau war zunächst Kain, dann die gesamte Menschheit und schließlich Christus und alle, die »in Christus« sind. Die »Nachkommenschaft« der Schlange schließt die Dämonen und alle, die Satans Reich der Finsternis dienen, ein, also letztlich auch diejenigen, deren »Vater« der Satan ist ( Joh 8,44 ). Satan würde den Menschen lähmen ( du wirst ihm die Ferse zermalmen ), aber der Samen, Christus, sollte sie von dem tödlichen Schlag erlösen ( er wird dir den Kopf zermalmen ).

Walvoord Bibelkommentar

Da sprach Jahwe Gott zur Schlange: »Weil du dies getan hast, bist du verflucht vor allem Vieh und vor allen Tieren des Feldes. Auf deinem Bauche sollst du kriechen, und Staub sollst du fressen dein Leben lang. [15] * Und ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Jener wird dir den Kopf zermalmen, und du schnappst ihm nach der Ferse.« Gott selbst sagt im Alten Testament nur noch einmal: »Du bist verflucht«, und zwar zu Kaind. In allen anderen Fluchstellen wird nicht ausdrücklich gesagt, daß Gott selbst den Fluch ausgesprochen hate. Die nähere Bestimmung des Fluches heißt wörtlich: »Weg von allem Vieh und weg von allen Tieren«, das heißt, die Schlange wird von allen anderen Tieren ausgesondert, sie wird verbannt. Der Fluch hat exkommunikativen Charakter. Die Verbannung der Schlange wird daran sichtbar, daß sie zum Unterschied zu Echsen und Reptilien und allen anderen Tieren, die ein Knochengerippe haben, im Staub des Erdbodens »zischelt«. Das hebräische Wort »Schlange« ist verwandt mit dem Verb »zischeln«. Zu dieser Fortbewegungsart gehört es, daß sie »Staub leckt«f. Der Staub braucht nicht ihre eigentliche Nahrung zu sein, aber das ständige Staublecken ist eine Folge des Sich-Windens auf dem Erdboden.
Eine weitere Folge des Fluches ist die verbissene Feindschaft zwischen der Schlange und dem Menschen. Diese Feindschaft wird mit zwei seltenen hebräischen Worten als Todfeindschaft beschrieben. Das Wort »zermalmen« oder »mit Füßen treten« kommt im Alten Testament nur an dieser Stelle vor und hat, wie der sprachgeschichtliche Vergleich mit dem Akkadischen zeigt, die allgemeine Bedeutung »überwältigen«. Das Verb »zuschnappen« kommt, sieht man von einer unsicheren Stelle ab, nur noch einmal im Alten Testament vorg. Es ist der Biß, der, von der Schlange versetzt, tödlich wirkth. Die Todfeindschaft zwischen der Schlange und der Frau, zwischen dem Samen der Frau und dem Samen der Schlange, gipfelt in einem Vernichtungskampf. Indem die Schlange den tödlichen Fußtritt erleidet, versucht sie, sich zu wehren, und verwundet den Zertreter tödlich.
Das Fluchwort über die Schlange zeigt diese noch einmal in ihrem Zwielicht und in ihrer Zweideutigkeit. Es geht um die Schlange als Kreatur, die den Menschen, wo dieser sie zertreten will, von hinten in die Ferse beißt. Zugleich aber geht es um Satan, den Bösen, der sich in unerklärlicher Weise dieses Geschöpfes der Schlange bediente und auch weiterhin »es gerade auf den Menschen abgesehen hat, ihm auflauert und ihn allenthalben auf Tod und Leben bekämpft«. Damit gilt der Urteilsspruch in und mit dieser Schlange zugleich Satan. Dabei ist besonders darauf zu achten, daß der entscheidende Vernichtungskampf zwischen dem Samen der Frau und dem Samen der Schlange stattfinden wird.
Das hebräische Wort für Samen kann sowohl individuell als auch kollektiv verstanden werdeni. Eva selbst verstand das Wort individuell. Sie war der Überzeugung, daß bereits ihr Sohn Kain die Schlange besiegen würde. Das Judentum erwartet den Sieg über die todbringende Schlange in den Tagen des Messias: »Es ist eine Heilung vom Fersenbiß der Schlange vorhanden am Ende der Tage, in den Tagen des Messias« (palästinisches Targum zu 1. Mose 3, 15). Das Neue Testament läßt keinen Zweifel daran, daß es Jesus Christus ist, der die Werke des Teufels zerstört und über das Reich des Bösen triumphieren wirdk. Auf Jesus, den Sohn Gottes, weist eindeutig die Formulierung »der Same der Frau«, das heißt, der Besieger der Schlange ist der von der Frau Geborene, nicht ein vom Mann Gezeugter. Jesus wird zunächst von der Schlange, dem Satan, wie von einem Fersenbiß tödlich getroffen. Er stirbt auf Golgatha. Jesus Christus, der Sohn Mariasl, ist der Same der Frau.
Der Fluch Gottes über die Schlange in ihrer Zweideutigkeit bleibt nicht ohne den Ausblick auf das Wunder der Menschwerdung, auf das Sterben Jesu und seinen letzten Sieg. Die erste Verheißung Jesu, des Erlösers der Menschheit, ist zugleich eine Voraussage seines Todes. Der Erlöser stirbt bei seiner Erlösung.

Wuppertaler Studienbibel

Gottes Liebe zu den Sündern schließt seinen heiligen Hass auf die Sünde keineswegs aus, denn es ist zwar wahr, dass „Gott Liebe ist“ (1. Johannes 4,8, 16), aber es ist auch wahr, dass „Gott Licht ist“ (1,5). Ein heiliger Gott muss mit der Sünde umgehen, zum Wohl des Sünders und zur Ehre seines Namens.
Die Schlange (Vv. 14-15). Gott verurteilt zuerst die Schlange und dann den Teufel, der die Schlange benutzt hat. Es scheint, dass das Geschöpf, das Satan benutzte, ursprünglich aufrecht war, denn Gott erniedrigte es, indem er es in den Staub warf (Ps 72,9; Jes 49,23; Micha 7,17). Gott verfluchte zwar die Schlange und die Erde (Gen 3,17), aber er verfluchte Adam und Eva nicht.
Die Worte Gottes an Satan (V. 15) werden das Protevangelium, „das erste Evangelium“, genannt, weil dies die erste Ankündigung des kommenden Erlösers in der Bibel ist. Für Gottes Volk des Alten Bundes war dieser Vers ein Leuchtfeuer der Hoffnung (Gal 4,1-4); für Satan war es Gottes Kriegserklärung, die in seiner Verurteilung gipfelte (Röm 16,20); und für Eva war es die Zusicherung, dass ihr vergeben wurde und dass Gott eine Frau gebrauchen würde, um den Erlöser in die Welt zu bringen (1 Tim 2,13-15).
Die Nachkommen („Samen“) der Schlange und der Frau repräsentieren die Familie Satans und die Familie Gottes. Im Gleichnis vom Unkraut (Mt 13:24-30, 36-43) sagt Jesus deutlich, dass Satan „Kinder“ hat, Menschen, die sich als wahre Gläubige ausgeben, aber in Wirklichkeit Fälschungen sind. Das Gleichnis offenbart, dass überall dort, wo Gott ein wahres Kind des Reiches Gottes „pflanzt“, Satan auftaucht und eine Fälschung einpflanzt. Die beiden wachsen zusammen und werden bis zur Ernte am Ende des Zeitalters nicht voneinander getrennt werden.
Das sind Menschen, die Jesus Christus ablehnen und sich darauf verlassen, dass ihre eigene religiöse Selbstgerechtigkeit sie in den Himmel bringt. Die Pharisäer waren laut Johannes dem Täufer (Mt 3,7-10) und Jesus (12,34; 23,15) „Kinder des Teufels“, 28, 33; Johannes 8:44). Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass Jesus die Zöllner und Sünder jemals als „Kinder des Teufels“ bezeichnete; er behielt sich diesen Titel für die selbstgerechten Pharisäer vor, die ihn kreuzigten.
Die ganze Geschichte hindurch gab es also einen Konflikt zwischen Satan und Gott, zwischen Satans Kindern und Gottes Kindern. Wie wir in unserer nächsten Studie entdecken werden, setzte sich der Kampf mit dem Mord an Abel durch Kain fort, denn Kain war „von dem Bösen“ (1. Johannes 3,12), das heißt ein Kind des Teufels. In der jüdischen Geschichte waren die Feinde der wahren Propheten die falschen Propheten, die im Namen Jehovas sprachen.
Sowohl Jesus als auch Paulus bezeichneten falsche Lehrer als Heuchler, „Wölfe im Schafspelz“ (Mt 7,13-15; Apg 20,28-31). Satan, der Fälscher, hat schon immer seine Kinder gegen das Volk Gottes in Stellung gebracht. Am Ende des Zeitalters wird der Kampf zwischen Christus und dem Antichristen, dem Meisterwerk des Satans, seinen Höhepunkt erreichen (2. Thess. 2; Offb. 13).11 Am Kreuz hat Satan Christus die Ferse „zermalmt“; aber durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Christus Satan den Kopf zermalmt und einen vollständigen Sieg über ihn errungen (Eph. 1:17-23; Kol. 2:14-15).

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Genesis

An dieser Stelle fragen Sie sich vielleicht, warum Gott nicht einfach den ganzen Plan, eine menschliche Familie zu haben, verworfen hat. Immerhin hat Gott den freien Willen zugelassen, wohl wissend, dass er zur Sünde und zu Tausenden von Jahren menschlichen Elends in Form von Gewalt, Vernachlässigung, Egoismus und einer Vielzahl anderer schrecklicher Dinge führen würde, die Menschen einander zufügen können. Vielleicht lässt Sie Ihr eigenes Leid oder das Leid, das Sie um sich herum sehen, sogar wünschen, Gott hätte einfach alles zerstört.
Ob Sie es glauben oder nicht, Gott versteht dieses Gefühl. Er sieht die Übel, die Sie sehen, und unendlich viel mehr. Nichts davon ist so, wie er es wollte. Aber, sagen Sie, er ist Gott – kann er nicht einfach alles umstoßen? So einfach ist das nicht. Denken Sie darüber nach. Gott kann das Böse in unserer Welt nur beseitigen, wenn er all diejenigen beseitigt, die Böses tun. Mit anderen Worten: Gott kann das Böse nur beenden, wenn er uns alle ausrottet. Jeder sündigt (Röm 3,10-12) und, wie die Bibel sagt, „verfehlt die Herrlichkeit Gottes“ (Röm 3,23). Also sicher, Gott könnte das tun. Aber er tut es nicht. Er liebt die Menschheit zu sehr, als dass das eine Option sein könnte.
All dies läuft auf eine erstaunliche Wahrheit hinaus: Obwohl Gott wusste, wozu es führen würde, uns so zu machen wie ihn, war das Ergebnis besser, als überhaupt keine menschliche Familie zu haben. Gott sieht die Sünde und das Elend in unserer Welt und kennt deren Ursache. Es tut ihm weh. Gott ist so verzehrt von der Liebe zu seinen Menschenkindern, dass er sich nicht von seinem ursprünglichen Ziel abwenden wird. Es gibt keinen Plan B. Es gibt nur Plan A. Trotz der Vorhersage der Rebellion in Eden und all der Versäumnisse und Sünden, die folgen würden – einschließlich unserer eigenen – sehnt sich Gott immer noch nach einer menschlichen Familie.
Was in Eden geschah, war nur der Anfang der Geschichte. Gott hatte Adam und Eva aus seinem Haus geworfen (Gen 3,22-24). Er verfluchte die Schlange (1 Mose 3,14-15) und verstieß sie aus seiner Gegenwart (Jes 14,12-15; Hes 28,16). Die Botschaft war eindringlich und einfach: Rebellion würde bestraft werden. Man könnte meinen, jeder würde die Botschaft verstehen. Dem war nicht so. Die Dinge wurden sogar noch schlimmer.

Michael S. Heiser – Was will Gott?

Eine zweite Kategorie der vier Maßnahmen richtete sich an Satan selbst. Erstens: ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau. Nun wird es zwischen Satan und dem weiblichen Geschlecht eine besondere Animosität geben. Der Grund für diese anhaltende Feindseligkeit ist die Rolle der Frau beim Erlösungswerk; diese Rolle wird in diesem Vers noch näher dargelegt. Gottes Worte ich werde … setzen bedeuten, dass diese Feindseligkeit von Gott dort hingesetzt werden wird. Raschi legt das mit der Interpretation aus, die Schlange habe aufgrund ihrer Begierde nach der Frau gesündigt. Die Konsequenz der Animosität sei das Gegenteil von dem gewesen, was Satan erhofft hatte.
Die zweite Maßnahme besagt, dass diese Feindschaft bestehen bleibt: zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Die Feindseligkeit der ersten Maßnahme in Vers 15 sollte durch zwei Samen weitergegeben werden: den Samen der Frau und den Samen Satans. Der »Same der Frau« ist der Messias selbst, wodurch dies zur ersten messianischen Prophetie in der Bibel wird. Die Bezeichnung des Messias als Same der Frau ist konträr zur biblischen Norm; denn in der Schrift wird der Same immer über die männliche Linie verfolgt. Die Stammbäume in der gesamten Bibel, auch die im 1. Mosebuch, nennen immer die männliche Linie. Beim Messias jedoch sollte das anders sein. Mose erklärt nicht, warum es anders sein und warum der Messias nach dem Samen der Frau gerechnet werden wird. Erst Jahrhunderte später – in Jesaja 7,14 – wird offensichtlich, dass der Messias vom Leib einer Jungfrau empfangen wird. Doch von Anfang an deutet der Same der Frau auf eine übernatürliche Empfängnis hin. Der Messias wird keinen menschlichen Vater haben; daher kann man seine Abstammung nur durch die Mutter nachvollziehen. Diese Tatsache sollte in 1 Mose 6,1–4 zu Satans Versuch führen, den Samen der Frau zu verderben.
Der zweite in 1 Mose 3,15 erwähnte Same ist der Same Satans. Darüber hinaus wird das der Anti-Messias oder Antichrist sein. Der Begriff Same wird im selben Vers zwei Mal gebraucht und muss auf dieselbe Art verstanden werden. Ganz, wie der Same der Frau auf eine übernatürliche Empfängnis hindeutet, so weist der Same Satans auf eine übernatürliche Empfängnis hin. Enthalten ist hier die Andeutung einer übernatürlichen Empfängnis auf Seiten Satans, die den Antichristen hervorbringt. Wie der Messias wird auch der Antichrist keinen natürlichen menschlichen Vater haben. Er wird von Satan gezeugt. Daniel 9,26–27 weist darauf hin, dass die von ihm benutzte Frau eine Nichtjüdin römischen Ursprungs sein wird.
In 1 Mose 3,15 ist die dritte Bestimmung des Fluches: er wird dir den Kopf zermalmen. Mit anderen Worten: Der Same der Frau wird den Kopf Satans zermalmen. Ursprünglich geschah dies durch den Tod und die Auferstehung des Messias (Heb 2,14–18). Römer 16,20 sieht die Zermalmung von Satans Kopf jedoch noch als zukünftig. Endgültig geschieht das also erst, wenn Satan in den Feuersee geworfen wird (Offb 20,10). Wenn man einer Schlange den Kopf zermalmt, ist das für sie tödlich.
Die vierte Bestimmung in 1 Mose 3 Vers 15: und du, du wirst ihm die Ferse zermalmen. Satan wird die Ferse vom Samen der Frau zermalmen; das wurde bei der Kreuzigung erreicht. Zermalmen der Ferse ist schmerzhaft, aber nicht endgültig. Das Wort für zermalmen wird nur in 3,15 und an zwei weiteren Stellen in der hebräischen Bibel gebraucht (Hi 9,17; Ps 139,11).
Zur Kombination der dritten und vierten Maßnahme lässt sich sagen: Dieses Bild basiert auf der Art, wie im Nahen Osten und in Israel eine Giftschlange umgebracht wird. Eine Giftschlange bringt man nicht um, indem man auf ihren Schwanz oder Körper trampelt; man tritt ihr auf den Kopf und zermalmt den Kopf am Boden. Zusammengenommen ergeben die dritte und vierte Maßnahme hier ein Bild. Als die Ferse des Messias auf Satans Haupt niederfährt, springt Satan – die Schlange – auf und beißt in die Ferse. Das verursacht Schmerzen, jedoch keine tödlichen Schmerzen, die für alle Ewigkeit anhalten. In der Zwischenzeit nähert sich die Ferse immer mehr und zermalmt schließlich das Haupt Satans. Anfangs wird Satans Kopf durch Tod und Auferstehung des Messias verwundet; und letztendlich wird Satans Haupt zerschmettert, wenn er in den Feuersee geworfen wird.
Genesis 3,15 enthält das Protoevangelium (d. h. das »erste Evangelium«); denn hier findet sich die erste messianische Prophetie auf das Erste Kommen. Kapitel 3 ist der logische Ort für diese Prophetie, weil dieses Kapitel den Ursprung der menschlichen Sünde enthält; und Zweck für das Kommen des Messias ist es, sich mit dem Problem der menschlichen Sünde zu befassen.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose

Kains Gefühlswelt

Und Kain sprach zu Jehova: Zu groß ist meine Strafe, um sie zu tragen. (O. meine Missetat, um vergeben zu werden) Siehe, du hast mich heute von der Fläche des Erdbodens vertrieben, und ich werde verborgen sein vor deinem Angesicht und werde unstet und flüchtig sein auf der Erde; und es wird geschehen: wer irgend mich findet, wird mich erschlagen.
Elberfelder 1871 – Genesis 4,13–14

Du vertreibst mich vom fruchtbaren Land, und auch vor dir muss ich mich verstecken. Als ruheloser Flüchtling werde ich umherirren, und jeder, der mich sieht, – jeder, der mich sieht. Das meint natürlich jüngere Verwandte von ihm (siehe Kapitel 5,4), die ihm wegen der Langlebigkeit der ersten Generationen noch gefährlich werden konnten. Die damalige Weltbevölkerung vermehrte sich enorm schnell. – kann mich ungestraft töten.“
NeÜ bibel.heute Stand 2015 – Genesis 4:14

Mann, du hast mich heute rausgeschmissen und vor die Tür gesetzt. Ich werde mich immer vor dir schämen müssen. Ich werde wohl nie ein richtiges Zuhause haben, ich bin nur noch auf der Flucht. Und ich habe niemanden, der mich beschützt, wenn mich jemand killen will, kann er das einfach tun. Er wird ja noch nicht mal eine Bestrafung dafür befürchten müssen.“
1.Mose 4:14

Kain hörte auf seine eigenen Gefühle – auch nachdem er seinen Bruder ermordet hatte!
Wie reagiert Kain auf die Mahung Gottes?

Die Mehrung
Nach dem vorstehend Gesagten besteht also die Möglichkeit, dass ADa´M im Jahr 30 aA wenigstens 20 Töchter hatte, von denen etwa 10 im Jahr 30 aA und 10 im Jahr 40 aA gebärfähig waren. (Bemerkung: Die Rechnung ist der Übersicht wegen stark vereinfacht, da die erste Tochter bereits im Jahr 21 aA, die 10. vielleicht erst im Jahr 34 aA gebärfähig war. Für die Gebärfähigkeit könnte auch ein niedrigeres Alter angenommen werden.)
Wenn nun jedes 3.Jahr eine dieser Töchter einen weiblichen Nachkommen bekam und grundsätzlich nicht mit Zwillingen gerechnet wird (was bei besonderer Fruchtbarkeit eine starke Einschränkung ist ; die ersten Söhne der ChaWa´H waren Zwillinge), dann lebten von den ersten 10 Töchtern 51 aA zehn, 54 aA zwanzig, 57 aA dreißig und 60 aA vierzig gebärfähige Nachkommen. Von den zweiten 10 Töchtern waren im Jahr 70 aA dann ebenfalls vierzig gebärfähige Nachkommen da.
Wenn man in 30 Jahren, ohne in extreme Vermehrungsannahmen zu gehen, sich eine Vervierfachung der gebärfähigen weiblichen Wesen denken kann, dann ist es keineswegs überspitzt, im Jahr 130 aA mit wenigstens 1600 Frauen zu rechnen. (Im Jahr 60 aA waren mit den ursprünglichen 10 Müttern
50 weibliche Nachkommen da, was bei Vervierfachung in 30 Jahren 200 und bei weiterer Vervierfachung in den nächsten 30 Jahren 800 weibliche Nachkommen ergibt. Die gleiche Rechnung gilt für die anderen 10 Mütter und ihre Nachkommen von 70 aA ab, also bis zum Jahr 130 aA.)
In der Zeit, in der Qa´JiN sein Weib suchte, konnten also ohne extreme Ausnahmen 1600 Frauen vorhanden gewesen sein. Rechnet man mit einem etwas kleineren männlichen Anteil, dann existierte – nach der sehr vorsichtigen Rechnung – im Jahr 130 aA bereits eine Bevölkerung von 3000 erwachsenen Menschen.

Die Qa´JiN Findenden und die erbaute Stadt
Als Qa´JiN vertrieben wurde, hatte er Furcht, dass die ihn Findenden ihn umbringen :1Mose 4.14 Genesis 4,14: . Die Frage, wer diese ihn Findenden sein konnten, ist durch das auf Gesagte bereits erklärt.
Wenn man innerhalb von 30 Jahren (nun auch gleich die männlichen Nachkommen mit berücksichtigt) mit einer Versiebenfachung der Menschheit rechnet, so ergibt dies für das Jahr 190 aA (ausgehend von 3000 Menschen im Jahr 130 aA) eine Bevölkerung von 3000x7x7, also 147000 Menschen. Angenommen, dass im Lande NOD davon nur 20000 Menschen wohnten, so ist es nicht unrealistisch, in der genannten Zeit hier eine Stadt von 10000 Menschen zu sehen, deren Erbauung sicher einige Jahrzehnte in Anspruch nahm. Wenn auch nicht gesagt ist, wann Qa´JiN mit dem Bau der Stadt begann, so ist doch nicht zwingend anzunehmen, dass er damit vor dem Jahr 190 aA fertig war.

Zusammenfassung
Die Nachkommenschaft von ADa´M, die, gemessen an der verheißenen Fruchtbarkeit, mit sehr niedrig angesetzten Faktoren berechnet wurde, reicht völlig aus, um eine Verwirklichung der in 1Mose 4.17 Genesis 4,17gemachten Aussagen zu ermöglichen, ohne hierbei eine nicht von ADa´M abstammende Menschheit voraussetzen zu müssen

F.H. Baader – Chronologie der Bibel

1.Mose 4,13-15 handelt von dem Mal Kains. Die Klage Kains wird in den Versen 13-14 dargestellt. Die Grundlage findet sich in Vers 13: „Und Kain sprach zu Jehova: Meine Strafe ist größer, als ich ertragen kann. Das Wort Strafe bedeutet wörtlich „meine Missetat“. Meine Schuld ist größer, als ich ertragen kann. Adam protestierte nicht gegen seine Vertreibung aus dem Garten, aber Kain, ein noch größerer Sünder, protestierte gegen seine. Er erklärte, seine Schuld sei zu groß, um vergeben zu werden. Kain erkennt nun seine Sünde und ihre Strafe an. In Vers 14 zählt er seine vierfache Strafe auf. Erstens sagt er: „Siehe, du hast mich heute vom Erdboden verjagt“ und erkennt damit den Verlust seiner landwirtschaftlichen Fähigkeiten an. Zweitens sagt er: Und vor deinem Angesicht soll ich verborgen sein; es wird nun keine Gemeinschaft mehr zwischen Gott und Kain geben. Drittens: Kain sagt: Ich werde ein Flüchtling und ein Wanderer auf der Erde sein; er wird nun ein Vagabund und ein Nomade. Viertens: Kain sagt: Es wird geschehen, wer mich findet, wird mich töten, was Kain die Möglichkeit eröffnet, von jedem getötet zu werden. Dies ist eine ironische Klage, da er selbst der erste Mörder geworden ist. Was Kains Aussage zeigt, ist, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits andere Menschen gab. Die Aussage in 5:4 über Adam und Eva, die viele andere Söhne und Töchter gebaren, war bereits in Arbeit. Zu diesem Zeitpunkt gab es also nicht nur Adam, Eva, Kain und Abel, sondern es waren bereits andere Menschen da. Kain befürchtet, dass einer dieser anderen ihn wegen des Mordes an Abel töten wird.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

In V. 13-14 jammert Kain über seine Strafe. Er empfindet keinen Kummer über seinen Mord, auch nicht über den Kummer seiner Eltern, die so große Hoffnungen in ihn setzen. Er ist voll von Selbstmitleid. Es gibt keinen Kummer, der mit seinem Kummer vergleichbar wäre. Das erste Kind der Welt wurde zu einer Offenbarung des Schreckens des menschlichen Falls: Sünde und Selbstmitleid prägten sein Wesen.

Zu dieser Zeit gab es nur seine Familie, seine Eltern, Brüder und Schwestern, doch Kain fürchtete Rache von allen Seiten. Vers 14 sagt uns nicht, dass Kain ein Nomade werden würde, sondern eher, dass er sich gejagt fühlen würde. Ein schlechtes Gewissen würde ihm keine Ruhe lassen.

Gott verbot daher die Tötung von Kain. Zu dieser Zeit waren alle lebenden Menschen Söhne und Töchter von Adam und Eva. Sie waren alle eine Familie. Die Macht der Todesstrafe gehört nicht der Familie, so dass niemand legitimerweise Kain getötet haben konnte. Es war Kains Gewissen, das ihn tötete.

Es wird uns nicht gesagt, was das Zeichen des Kains war, also ist Spekulation müßig. Was auch immer es war, es war eine ausreichende Abschreckung.

Wir erfahren nicht, wie lange Kain lebte. Die Genealogien lassen diese Tatsache aus. Uns bleibt lediglich das Wissen, dass er voller Selbstmitleid lebte und starb, sich immer gejagt fühlte und der erste Erbauer einer Stadt in der Zeit war. Die Stadt war ein ummauertes Gebiet. Gottes Schutzzusage reichte Kain nicht aus, so wie auch die von Gott vorgeschriebene Sühne von Kain umgangen wurde. Er begann mit Selbstrechtfertigung und fuhr mit Selbstmitleid fort. Weil die Sünde immer noch so sehr unter uns ist, ist Kain auch ein sehr moderner (und postmoderner) Mensch.

Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch


Was ist: „Jeder, der mir begegnet, darf mich töten “ , wenn es keinen anderen Menschen als seine Eltern gab?

Erstens, weil es ihm passieren konnte, dass er von den Teilen der Welt angegriffen wurde, die zum Nützlichen und zur Gemeinschaft mit dem Guten entstanden waren, aber dennoch die Böswilligen bestraften.
Zweitens, weil sie sich vor den Angriffen der Tiere und Reptilien fürchteten, denn die Natur hat sie zur Bestrafung der Ungerechten hervorgebracht.
Drittens könnte man vielleicht [Rache] von seinen Eltern annehmen, denen er zuerst neues Leid und die erste Not zugefügt hatte, denn sie hatten nicht gewusst, was der Tod ist.

Topchyan Muradyan: Fragen und Antworten zu Genesis und Exodus

NAHMANIDES
Du hast mich heute von der Erde verbannt. Da ich „ein unaufhörlicher Wanderer“ sein soll, der nie an einem Ort bleibt, bin ich vom Boden verbannt. Es gibt keinen Ort, an dem ich mich ausruhen kann. Ich muss deine Gegenwart meiden. Ich kann nicht mehr vor dir stehen, um zu beten oder Opfergaben zu bringen: „Ich schäme mich und bin gedemütigt, denn ich trage die Schande meiner Jugend“ (Jer. 31:19). Aber was kann ich tun? Denn jeder, der mir begegnet, kann mich töten! Obwohl du mich in deiner großen Barmherzigkeit nicht zum Tode verurteilt hast, gesteht Kain also seine große Schuld ein und nimmt seine Strafe an, bittet aber darum, vor einer Strafe bewahrt zu werden, die größer ist als die, die er erhalten hat. „Als Wanderer kann ich mir kein Haus mit Mauern bauen, die mich schützen, so dass mich sogar wilde Tiere töten können, denn dein Schutz ist von mir gewichen.“ Er gibt zu, dass der Mensch nicht so überlegen ist, dass er der Gefahr aus eigener Kraft entkommen kann; er muss von oben beschützt werden.

Genesis: Introduction and Commentary

Kains Antwort brachte einige Menschen dazu, schon hier an Dämonen zu glauben:

NAAMAH, LILITH, DIE HERRSCHERIN VON ARKA. Naamah wird häufig als die Verführerin von Azza und Azzael erwähnt, aber der Zohar stellt sie auch in anderen Rollen dar. An einer Stelle wird ihre Existenz mit grundlegenden Konzepten der zoharischen Kabbala in Verbindung gebracht. Als das Urlicht verborgen wurde, entstand eine Schale für das „Mark“, d.h. die gute Wirklichkeit; die Schale dehnte sich aus und brachte eine weitere Schale hervor. (Dieses Symbol für negative und dämonische Kräfte wird weiter unten besprochen.) Letztere wollten sich an die Anpe Zutre (wörtlich: „die Ungeduldige“, die Konfiguration der Sefiroth, die die Eigenschaft der strengen Gerechtigkeit ausdrückt) anheften, aber das wollte Gott nicht zulassen. Als Adam und Eva erschaffen wurden, suchte dieselbe Schale erneut Kontakt mit der „Ungeduldigen“, aber Gott warf sie ins Meer. Nachdem Adam gefallen war, holte Gott die Schale aus dem Meer und gab ihr die Macht, diejenigen zu verletzen, die durch die Sünden ihrer Väter Strafe erlitten haben. Sie eilt durch die Welt, und wo immer sie Kinder findet, die zur Bestrafung bestimmt sind, verspottet sie sie und tötet sie. Als Kain auftauchte, konnte sie sich zunächst nicht an ihn binden, aber später gebar sie ihm dämonische Kinder. Etwas später im Text werden Naamah und Lilith erwähnt; sie scheinen Nachkommen der ursprünglichen „Schale“ zu sein, der Vorfahrin der bösen Geister, deren Eigenschaften den ihren so ähnlich sind.
An anderer Stelle wird betont, dass Naamah von der „Seite“ Kains stammt, der in Wirklichkeit der Nachkomme der Urschlange war. Sie ist die Mutter der Dämonen und herrscht in der Nacht, wobei sie die schreckliche Waffe der Kruppe führt. Sie erweckt die Leidenschaften der Menschen in Träumen und hat manchmal Geisterkinder von ihnen. Diese Geister zeugen ihrerseits Dämonenkinder von sterblichen Frauen, und die Kinder werden von Lilith beherrscht. Manchmal erweckt Naamah einen Mann durch einen sexuellen Traum; er erwacht und umarmt seine eigene Frau. Das Kind wird dann von der „Seite“ Naamahs gezeugt und wird, anstatt ein Opfer von Lilith zu werden, zu Naamahs Schützling. Obwohl die meisten Dämonen (laut talmudischem Bericht) sterblich sind, werden Naamah, Lilith und Agrath Bad Mahlath bis zum messianischen Tag weiter existieren, an dem Gott den Geist der Unreinheit ausrotten wird. Naamahs regelmäßiger Aufenthaltsort ist unter den Wellen des Meeres.
Der Zohar spricht auch wiederholt von Lilith. Sie fungiert als Amme von Dämonenkindern, aber sie versucht, menschliche Säuglinge zu töten und ihre Seelen wegzuziehen. Die Seelen werden jedoch von drei heiligen Geistern gerettet und zu Gott gebracht. Der Jude, der ein geheiligtes Leben führt, braucht Lilith nicht zu fürchten, denn diese heiligen Geister werden sein Kind beschützen. Wenn er sich weder heiligt noch absichtlich verunreinigt, gilt der Schutz nur für die Seele des Kindes, nicht für seinen Körper.
Eine der am stärksten mythologischen Passagen im Zohar betrifft einen unterirdischen Bereich, eine der sieben „Erden“, in der die Kainiten wohnen. Als Kain vom Angesicht der Erde vertrieben wurde (Gen 4,14), stieg er zu diesem Ort hinab, der Arka genannt wird. Es ist ein Land, in dem sich Dunkelheit und Licht vermischen, die jeweils ihren Herrscher haben. Doch als Kain hinabstieg, legten die Herrscher ihre Differenzen bei und die zweiköpfigen Nachkommen, die Kain gezeugt hat, nehmen sowohl an der Dunkelheit als auch am Licht teil. Die beiden Herrscher von Arka heißen Afrira und Kastimon. In ihrem Aussehen ähneln sie den heiligen Engeln, die jeweils sechs Flügel haben. Beide haben ein Gesicht wie ein Ochse und eines wie ein Adler. Wenn sie vereint sind, haben sie ein menschliches Antlitz, und in der Dunkelheit verwandeln sie sich in eine zweiköpfige Schlange. Sie schwimmen gerne durch die Tiefe, um die gefangenen Azza und Azzael zu plagen. Von dort aus suchen sie bei Nacht Naamah auf, aber sie entzieht sich ihren Umarmungen und zieht es vor, die Leidenschaften der Menschen zu wecken. Sie flattern durch die Welt und kehren dann in ihr unterirdisches Reich zurück, um den Appetit der Kainiten zu wecken, damit diese Nachkommen zeugen. Der „Himmel“, in dem Afrira und Kastimon herrschen, ist nicht wie der unsere, und ihre „Erde“ ist auch nicht produktiv. Jeremia 10,11 bezieht sich auf solche „Götter“, die Himmel und Erde nicht gemacht haben.

Bamberger – Gefallene Engel: Soldaten des Reiches Satans

Wir sehen also bei Kain deutlich, wie es sich auswirkt auf eigene Gefühle acht zu geben.
Zum Abschluß der Betrachtung einige Worte von Dietich Bonhoeffer:

Der Teufel versprach Adam und Eva Klugheit. Klug wie Gott wollte er sie machen, sie sollten wissen, was gut und böse ist. Sie sollten damit zu Richtern über Gut und Böse gemacht werden. Seit Adam sich vom Teufel die Klugheit schenken ließ, meinen alle Menschen, daß sie in allen göttlichen Dingen etwas wüßten und mitzureden hätten. Sie meinten, sie wüßten nun, wie man mit Gott und mit Menschen umgehen müßte. Mit Hilfe ihrer Klugheit würden sie nun wohl eine gute Welt aufbauen. Aber was geschah? Der erste Sohn Adams und Evas war Kain, der Mörder seines Bruders. Der erste Mensch, der von Menschen auf dieser Erde geboren wurde, war ein Brudermörder. Da ging die Saat des Bösen auf. Das war die Frucht der Klugheit der ersten Menschen! Gibt uns das zu denken? „Haltet euch nicht selbst für klug“ – auf daß ihr nicht zu Mördern eurer Brüder werdet. Glaubt nicht selbst zu wissen, wie man mit Menschen, wie man mit Feinden umgeht, oder was gut und böse ist, sonst fressen sich die Menschen untereinander auf – „haltet euch nicht selbst für klug“ – sondern seht auf Gottes Weg zu den Menschen, zu seinen Feinden. Jenen Weg, den die Schrift selbst einen törichten Weg nennt, den Weg der Liebe Gottes zu seinen Feinden, die er ihnen erweist bis zum Kreuz. Das Kreuz Jesu Christi zu erkennen als die unüberwindliche Liebe Gottes zu allen Menschen, zu uns ebenso wie zu unsern Feinden, das ist die beste Klugheit. Oder meinen wir, Gott liebte uns mehr als unsre Feinde? meinen wir, gerade wir seien die Lieblingskinder Gottes?

Dietrich Bonhoeffer Werke – Illegale Theologenausbildung

Kelimat & Lebuda

Und Kain erkannte sein Weib, und sie ward schwanger und gebar Hanoch. Und er baute eine Stadt und benannte die Stadt (W. er wurde ein Stadtbauer) nach dem Namen seines Sohnes Hanoch.
Elberfelder 1871 – Gen 4,17

Kajin erkannte sein Weib,
sie wurde schwanger und gebar den Chanoch.
Er aber wurde Erbauer einer Stadt
und rief den Namen der Stadt nach seines Sohnes Namen Chanoch.
Buber & Rosenzweig 1976 – Genesis 4,17

Kain hatte Sex mit seiner Frau, und die wurde dann schwanger. Ihr Baby bekam den Namen „Henoch“. Kain gründete eine Stadt, extra für seinen Sohn, die er dann auch nach ihm benannte.
VolxBibel – 1.Mose 4:17

Woher hatte Kain seine Frau? Das ist eine Frage, die schon von vielen Neugierigen gestellt wurde. Diese Menschen – es gibt auch Gläubige darunter – vergessen, dass die Kinder Adams und Evas sich nicht auf die drei in der Schrift genannten, Kain, Abel und Seth, beschränkten. Wir lesen vielmehr, dass Adam Söhne und Töchter zeugte (Ge 5,4). Die Frau Kains war somit einfach eine von seinen Schwe­stern. Kain baute eine Stadt. Fern vom Angesicht des HERRN richtete er für sich und seine Nachkommen ein Leben ein, das der Furcht Gottes ermangelte (siehe Judas 11). «Eine Stadt …Laute und Flöte… Werkzeuge aus Erz und Eisen» scheinen zwar an und für sich nicht böse Dinge zu sein; aber sie waren die Erzeugnisse eines Geschlechtes, das im Land Nod (Flucht von Gott) wohnte. Kain und seine Nachkommen sind ein Bild der Welt, wie wir sie heute vor uns sehen.

Paul Grobety

In 1 Mose 4,17 fängt die Linie mit Henoch an. Die eröffnende Aussage … und Kain erkannte seine Frau führt zu einer oft gestellten Frage: »Wo bekam Kain denn seine Frau her?« Wenn Ungläubige diese Frage stellen, ist es meistens nichts weiter als ein Nebel. Wie im nächsten Kapitel (1 Mose 5,4) zu sehen sein wird, hatten Adam und Eva nicht nur viele Söhne, sondern auch viele Töchter. So konnte er leicht seine Schwester heiraten, was zu diesem Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte durchaus zulässig war, weil das eigentliche Verbot ja erst mit dem mosaischen Gesetz in Kraft trat. Wenn andererseits genug Zeit verstrichen war, könnte er angesichts der Langlebigkeit jener Zeit auch seine Nichte oder gar seine Großnichte geheiratet haben. Es gibt eigentlich kein Problem mit der biblischen Entscheidung, wo Kain seine Frau herbekam. Dann heißt es: … und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Im Hebräischen wird das Chanoch ausgesprochen und bedeutet »Einweihung oder Heiligung«. Ja, dieser Name ist dieselbe hebräische Wurzel wie der Name Chanukkah für das Fest der Tempelweihe. Dann heißt es: Und er wurde der Erbauer einer Stadt. Im hebräischen Text liegt die Partizipialform vor (»er war bauend«). Darum begann Kain, eine Stadt zu erbauen; doch wahrscheinlich heißt das, dass Henoch sie vollenden sollte; denn Kain musste vielleicht wieder weiterziehen und umherstreifen. Vielleicht versuchte Kain, die Wanderungen einzustellen, indem er eine Stadt baute; doch sollte das zutreffen, dann war es eine Verachtung des göttlichen Erlasses gegen ihn. So wurde Kain ein Stadtmensch, weil der Fluch ihn seinen Erfolg im Acker- und Gartenbau verlieren ließ. Und schließlich benannte er die Stadt nach dem Namen seines Sohnes Henoch.

Arnold Fruchtenbaum – Das 1. Buch Mose

Die Frage, die von vielen in Bezug auf diesen Text aufgeworfen wird, betrifft die Frau von Kain: Wer war sie und woher kam sie? Die Antwort ist, dass in jener Zeit und für Jahrhunderte später Ehen in inzestuösem Ausmaß nicht die sehr schwerwiegenden genetischen Folgen hatten, die jetzt vorherrschen. Sowohl Adam als auch Eva hatten alle genetischen Möglichkeiten der gesamten Menschheit in sich, so dass die Ehe innerhalb der Familie nicht die eindeutigen Gefahren hatte, die heute vorherrschen. Man kann vielleicht sagen, dass der genetische Charakter von zwei Dänen oder zwei Polen homogener ist als der von zwei Mitgliedern der Linie Adams in den ersten Jahrhunderten und noch lange danach
„Kain ging hinaus aus dem Angesicht des HERRN“ (V. 16). Nach H.C. Leupold ähnelt dieser Ausdruck der Klage Kains in V. 11, dass er „vom Erdboden verjagt“ ist.2 Der Mensch ist ein Fremder auf der Erde, wenn er Gott fremd ist. Kein Ort kann ihm wahren Schutz bieten. Er ging ostwärts und suchte Zuflucht im „Land Nod“, dem Land der Wanderschaft (V. 16).
Er „kannte seine Frau“, und sie gebar Henoch, was Hingabe bedeutet, ein guter Name, aber für Kain bedeutete es zweifellos Hingabe an seinen Anti-Gott-Glauben, seinen Willen, sein eigener Gott zu sein. Er baute auch die erste „Stadt“. Eine Stadt bedeutet hier ein ummauertes Gebiet, und für den größten Teil der Geschichte wurde eine Stadt so definiert. Als solche war sie ein Ort der Sicherheit. Für Kain war es ein Versuch, sein Gewissen und seine Schuld auszugrenzen, da Gott ihn zum Schutz markiert hatte. Kain fühlte sich „vertrieben“ und gejagt, und so baute er eine ummauerte Stadt, um sich zu schützen. Er nannte die Stadt, wie seinen erstgeborenen Sohn, Henoch, was wiederum Hingabe bedeutet. Kains Leben war nun dem Selbstschutz und dem Überleben gewidmet. Schuldige Menschen fühlen sich für immer gejagt und verfolgt.

Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch

An fast jedem Ort, den ich auf meiner Weltreise besucht habe, habe ich Skeptikern und anderen die Möglichkeit gegeben, bei ein oder zwei Treffen Fragen zu stellen. Ich glaube nicht, dass ich jemals eine Fragestunde abgehalten habe, bei der nicht jemand die Frage gestellt hat: „Woher hat Kain seine Frau?“ Das scheint eine Lieblingsfrage von Ungläubigen einer bestimmten Klasse zu sein. Ich habe auch junge Christen getroffen, die über diese Frage sehr verwirrt und ratlos waren. Aber wenn man seine Bibel sorgfältig studiert und genau darauf achtet, was dort steht, ist die Frage wirklich nicht sehr schwierig.

Ungläubige behaupten immer wieder, dass die Bibel sagt, dass Kain in das Land Nod ging und sich eine Frau nahm. In Wirklichkeit steht nichts dergleichen darin. Ein Ungläubiger in Edinburgh kam zu mir mit der Behauptung, dass dies in der Bibel stünde, und als ich ihm sagte, dass dies nicht der Fall sei, bot er mir an, um hundert Pfund zu wetten, dass es so sei. In der Bibel heißt es: „Kain ging aus dem Angesicht des Herrn und wohnte im Land Nod, östlich von Eden. Und Kain erkannte sein Weib; und sie wurde schwanger und gebar Henoch“ (1. Mose 4,16-17). Was die Bibel in diesem Zusammenhang mit „kannte“ meint, kann jeder selbst herausfinden, indem er seine Konkordanz zur Hand nimmt und nachschlägt. Er wird feststellen, dass das Wort in dieser Bedeutung nicht „kennen“ bedeutet, sondern mit der Fortpflanzung der Art zusammenhängt (siehe 1. Mose 4,1; Richter 11,39; 1. Samuel 1,19; Matthäus 1,25). Kain hatte seine Frau zweifellos schon, bevor er in das Land Nod ging, und nahm sie mit sich dorthin.

Aber wer war sie, und woher hatte er sie?
In Genesis 5,3-4 erfahren wir, dass Adam in seinem langen Leben von 930 Jahren viele Söhne und Töchter gezeugt hat. Es kann nur wenig Zweifel daran bestehen, dass Kain eine dieser zahlreichen Töchter heiratete.
Aber jemand wird sagen: „In diesem Fall hat Kain seine eigene Schwester geheiratet!“
Ja, das war eine Notwendigkeit. Wenn die gesamte adamische Rasse von einem einzigen Paar abstammen sollte, mussten die Söhne und Töchter miteinander verheiratet werden. Aber als sich die Rasse vergrößerte, war es für die Männer nicht mehr notwendig, ihre eigenen Schwestern zu heiraten, und diese Praxis würde, wenn sie fortgesetzt würde, zu großem Unheil für die Rasse führen. In der Tat kann sogar die Heirat von Cousins und Cousinen in der heutigen Zeit schreckliche Folgen haben. Es gibt Gegenden auf der Erde, in denen die Bewohner weitgehend vom Verkehr mit anderen Menschen ausgeschlossen waren und in denen die Vermischung von Cousins und Cousinen häufig vorkam, mit sehr schlechten körperlichen und geistigen Folgen. Aber in den Anfängen der Menschheitsgeschichte war eine solche Vermischung nicht mit diesen Gefahren verbunden. Noch zur Zeit Abrahams heiratete der Patriarch seine Halbschwester (Genesis 20,12). Aber als sich die Rasse vermehrte und solche Mischehen unnötig wurden, und da sie mit großen Gefahren verbunden waren, verbot Gott durch ein besonderes Gebot die Heirat von Bruder und Schwester, und eine solche Heirat wäre jetzt Sünde wegen des Gebots Gottes; aber sie war keine Sünde in der Frühzeit der Rasse, als die einzigen männlichen und weiblichen Bewohner der Erde Brüder und Schwestern waren. Eine solche Ehe wäre heute ein Verbrechen, das Verbrechen des Inzests, aber wir können nicht vernünftigerweise die Bedingungen von heute in die Zeit der Anfänge der Menschheitsgeschichte zurückversetzen und Handlungen, die damals vollzogen wurden, nach den heute bestehenden Bedingungen und Gesetzen beurteilen.
Würden wir den biblischen Bericht über Bord werfen und die Evolutionshypothese über den Ursprung der menschlichen Rasse annehmen, würde das die Sache überhaupt nicht erleichtern, denn in diesem Fall wären unsere frühen Vorfahren Tiere gewesen, und der Vater und die Mutter der menschlichen Rasse wären Nachkommen desselben Paares von Tieren, Bruder und Schwester von Tieren. Welche Theorie über den Ursprung der menschlichen Rasse wir auch immer aufstellen mögen, wir werden zu der Schlussfolgerung getrieben, dass es in der frühen Geschichte der Rasse die notwendige Vermischung der Kinder desselben Paares gab.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kain eine der vielen Töchter Adams und Evas heiratete, und das angeblich undurchdringliche Geheimnis, woher Kain seine Frau hatte, erweist sich als gar kein Geheimnis

R. A. Torrey – Schwierigkeiten in der Bibel – Angebliche Irrtümer und Widersprüche

Diese Frage beschäftigt seit jeher die Leser, deshalb gibt es zwei unterschiedliche Apogryphen, die sich dieses Themas annehmen – und zur Erhellung der heutigen christlichen Sicht nun diese beiden außerbiblischen Erklärversuche:

Kapitel: Kain und Abel

1
In der dritten Jahrwoche des zweiten Jubiläum gebar sie den Kain,
in der vierten den Abel und in der fünften ihre Tochter Awan.
2
Im ersten Jahr des dritten Jubiläum
tötete Kain den Abel, weil Gott wohl Abels Opfer,
aber nicht das des Kain angenommen hatte.
4
Gott schalt den Kain Abels wegen,
weil er ihn getötet hatte.
Er machte ihn wegen des Bruderblutes zu einem Flüchtling auf Erden
und verfluchte ihn auf der Erde.
7
Adam und sein Weib trauerten um Abel vier Jahrwochen;
im vierten Jahr der fünften Jahrwoche wurden sie wieder froh,
und Adam erkannte wiederum sein Weib.
Da gebar sie ihm einen Sohn,
und er hieß ihn Seth; denn er sprach:
Gott hat uns auf Erden an Stelle Abels, den Kain getötet hatte,
einen zweiten Nachkommen gegeben.
9
Kain aber nahm seine Schwester Awan zum Weib,
und sie gebar ihm am Ende der vierten Jubiläum den Henoch.
Im ersten Jahr des ersten Jahrwoche des fünften Jubiläum
wurden auf Erden Häuser gebaut,
und Kain baute eine Stadt, die er nach seinem Sohn Henoch benannte.
31
Am Ende dieses Jubiläum, ein Jahr nach ihm, ward Kain getötet;
sein Haus fiel auf ihn
und er starb mitten in seinem Haus
und ward durch dessen Steine getötet.
Denn mit einem Stein tötete er den Abel,
und mit einem Stein ward er nach gerechtem Gericht getötet.

Paul Rießler – Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel

…Nachdem Adam und Eva das Paradies verlassen hatten, wurde das Paradiestor verschlossen und davor stand ein Kerub mit einem zweischneidigen Schwert. Adam und Eva stiegen nun über den Paradiesberg herab; da fanden sie auf einem Berggipfel eine Höhle. Sie gingen in sie hinein und bargen sich darin; Adam und Eva waren aber jungfräulich.
Als Adam wünschte, Eva zu erkennen, nahm er von des Paradieses Grenzen Gold, Myrrhen und Weihrauch, setzte es in die Höhle und segnete und weihte diese ein, daß sie sein und seiner Söhne Bethaus sei, und nannte sie »Schatzhöhle«. Dann stiegen Adam und Eva von diesem heiligen Berg bis zu seinen Grenzen nach unten herab, und dort erkannte Adam sein Weib Eva. Sie ward schwanger und gebar den Kain samt seiner Schwester Lebuda. Dann war sie abermals schwanger und ge bar den Abel samt seiner Schwester Kelimat.
Als die Kinder groß wurden, sprach Adam zu Eva: »Kain soll Kelimat, die mit Abel geboren ward, heiraten und Abel die mit Kain geborene Lebuda!« Da sprach Kain zu seiner Mutter Eva: Ich heirate meine Schwester und Abel soll die seinige nehmen; « Lebuda war nämlich schön. Als Adam diese Worte vernahm, ward er darüber sehr böse und sprach: »Es ist eine Gebotsübertretung, wenn du deine mit dir geborene Schwester heiratest . Nehmt euch aber von den Baumfrüchten und den jungen Schafen und besteigt den Gipfel des heiligen Berges; dann geht in die Schatzhöhle hinein und bringt dort eure Opfer dar! Betet dann vor Gott und verbindet euch hernach mit euren Weibern!«
Nachdem Adam, der erste Priester, mit seinen Söhnen Kain und Abel auf den Gipfel des Berges hinaufgegangen war, fuhr der Satan in Kain, er solle seinen Bruder Abel wegen Lebuda töten, aber auch deswegen, weil sein Opfer von Gott verstoßen und nicht angenommen ward, während Abels Opfer angenommen wur de. Und Kain steigerte seinen Neid gegen seinen Bruder Abel noch weiter. Und als sie in die Ebene hinabstiegen, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und tötete ihn durch einen Schlag mit einem Feldstein. Sofort aber empfing er das Todesurteil. Und so war er alle seine Lebenstage in Bedrängnis, und Gott vertrieb ihn ins Gefilde von Rod. Da nahm er seine Schwester mit und wohnte daselbst.

Erich Weidinger – Die Apokryphen: verborgene Bücher der Bibel

„Gott hat den Menschen klargemacht, was gut ist und was er von ihnen will.“

Er hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was fordert Jehova von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben, und demütig zu wandeln mit deinem Gott?
Elberfelder 1871 – Micha 6,8

Ist dir angesagt, Mensch, was gut ist oder was der Herr von dir fordert? – (Nichts,) außer Recht zu tun und Erbarmen zu lieben und bereit zu sein, mit dem Herrn, deinem Gott zu wandeln!
Septuaginta Deutsch – Micha 6:8

Gott hat den Menschen klargemacht, was gut ist und was er von ihnen will. Er will nur, dass wir korrekt leben und dass wir mit den anderen Menschen liebevoll umgehen. Außerdem sollen wir Respekt vor Gott haben und mit ihm immer in Kontakt bleiben.
VolxBibel – Micha 6,8

Er hat dir angesagt, o Mensch, was gut ist. Und was fordert Jehovah von dir, als das Recht zu tun und Barmherzigkeit zu lieben, und in Demut zu wandeln vor deinem Gott. Sach 7,9; 5Mo 6,2; 26,16; Mt 23,23.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Micha 6:8

Ihr habt bereits erfahren, was gut ist, was ADONAI von euch verlangt – nicht mehr als gerecht zu handeln, Gnade zu üben und in Reinheit mit eurem Gott zu leben. Anstatt zu verkünden, dass Opfer oder das Befolgen der Tora für die Errettung nicht mehr notwendig sind, erinnert dieser zentrale Vers an Ideen, die sie bereits kennen sollten (siehe Dtn 10,12ff.).

The Complete Jewish Study Bible: Notes

§. 1. Um vor den Irrwegen, Sisyphischen Steinen und erbärmlichen Täuschungen der Religionen sich zu sichern, ist das einzige Mittel, daß alle wiederum zu dem Anfange des Weges, von dem sie abwichen, zurückkehren, d. h. zu jener ersten Religion, die der erste Mensch von seinem und unserem einzigen Schöpfer empfangen hat. Denn Gott, der Schöpfer, allein weiß am besten, wie er von seinem Geschöpfe geehrt werden will, und konnte dies den ersten Menschen lehren, wie er auch that. Alles erste aber ist in seiner Art eine Richtschnur des folgenden, so daß, was in dem letzteren aus der Art geschlagen, wieder zu der ersten Form gebracht werden muß.
§. 2. Welcher Art also war die erste Religion? Sehr einfach; einen Gott glauben, der sich dem ersten Menschen offenbart, ihm steten Gehorsam leisten, mit dem Versprechen, daß der Mensch ewiges Leben haben solle (1 Mos. 2). Darin bestand die paradiesische Religion. Auch dem Abraham schrieb Gott keine andere vor: „Fürchte dich nicht, ich bin der allmächtige Gott, wandle vor mir, und sei fromm. Und ich will dein Schild und großer Lohn sein.“ (1 Mos. 15, 1) Ebenso einfachen Gottesdienst lehrt Moses: „Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, und deinen Nächsten, wie dich selbst.“ Denn obschon durch Moses verschiedene Gesetze gegeben wurden, waren es doch nur Hebungen des Gehorsams, oder Vorbilder und mystische Wetzsteine des Glaubens, oder Befestigungen, der Hoffnung, was Gott durch viele Propheten, z. B.‘ (Micha 6, 8) erklärt. Siehe, das ist der ganze Inhalt der Religion vor und unter dem Gesetz: Gott durch den Glauben ergreifen, durch die Liebe umfassen, und durch die Hoffnung behalten. Dies ist das allein Nothwendige.

Johann Amos Comenius – Das allein Nothwendige

Dann sagte Micha dem Volk ( Mensch bezeichnet alle Israeliten) genau, was Gott von ihm forderte. Gott wollte nicht, daß sich die Beziehung der Menschen zu ihm in Ritualen erschöpfte. Vielmehr wollte er eine Beziehung, die aus ihrem Innern kam – sie sollten ihm gehorchen, weil es ihreigener Wunsch war, nicht, weil es von ihnen verlangt wurde. Diese gute Beziehung beinhaltete drei Dinge: jeder einzelne sollte (a) Gottes Wort halten , also ehrlich und gerecht im Umgang mit anderen sein; (b) Liebe üben ( HeseD , „treue Liebe“), d. h. die Verpflichtung, anderen zu helfen, erfüllen; (c) demütig sein vor seinem Gott , also bescheiden und ohne Hochmut Gott folgen. „Demütig“ ist die Übersetzung des Verbes QAnaZ (das im Alten Testament nur an dieser einen Stelle vorkommt); es bedeutet „bescheiden sein“. (Das Adjektiv QAnUaZ taucht ebenfalls nur einmal auf, in Spr 11,2 .) Der Herr hatte den Israeliten diese Forderungen schon früher mitgeteilt ( 5Mo 10,12.18 ). Gottes Wort zu halten, „ist ein Weg, Liebe zu üben, und dies wiederum ist eine Manifestation des Demütigseins vor Gott“ (James Luther Mays, Micah: A Commentary , S. 142). Viele Zeitgenossen Michas hielten Gottes Wort nicht ( Mi 2,1-2; 3,1-3; 6,11 ), zeigten denjenigen, für die sie die Verantwortung trugen, keine treue Liebe ( Mi 2,8-9; 3,10-11; 6,12 ) und waren auch nicht demütig vor Gott.

Walvoord Bibelkommentar

In Micha 6 lesen wir von einem Rechtsstreit, den Gott mit seinem ungehorsamen Volk hatte, weil es sich von Ihm abgewandt hatte. Wir erfahren aber auch, wie Gott versuchte, das Herz seines Volkes zu erreichen, indem Er es an seine Bemühungen der Liebe erinnerte.
Daraufhin fragte das beunruhigte Volk den Propheten, ob es mit grösseren und wertvolleren Opfern vor den Herrn treten sollte. Nein, sagte er, denn Opfer können dargebracht werden, ohne dass Herz und Gewissen in Tätigkeit sind, und das möchte Gott nicht. Er verlangt nach Wahrheit im Innern, nach echter Buße und Beugung des Herzens und einem aufrichtigen Bekenntnis. Nichts anderes wird Ihn befriedigen. In dem Augenblick aber, da das Gewissen erreicht ist und das Herz sich im Selbstgericht vor Ihm beugt, ist Gottes Rechtsstreit beendet und die Gemeinschaft wird wiederhergestellt.
Damit diese nicht aufs Neue getrübt wird, ist es für jeden von uns nötig, in praktischer Gerechtigkeit voranzugehen, d.h. so zu leben, wie Gott es von jedem seiner Kinder wünscht. Micha 6,8 gilt daher auch uns:
«Er hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was fordert der HERR von dir, als Recht zu üben und Güte zu lieben und demütig zu wandeln mit deinem Gott?»
Recht üben
Dieses Recht, das unser Leben prägen soll, finden wir in Gottes Wort. Darin sagt Er uns, was in seinen Augen recht ist. Danach dürfen und sollen wir uns richten.
Bei uns steht leider oft der Eigenwille im Vordergrund. Wir tun, was wir als richtig ansehen und versuchen dann, die Bestätigung dafür in Gottes Wort zu finden. Wie oft rechtfertigen wir unser Verhalten mit allen möglichen Argumenten, weil uns bewusst wird, dass es doch nicht mit dem in der Bibel offenbarten Willen Gottes übereinstimmt.
Güte lieben
Der ungläubige Mensch und der fleischlich gesinnte Christ lieben Macht, Vergnügen, Besitz, Ansehen usw. Aber Gott fordert uns auf, Güte zu lieben. Wir lernen dies am besten, wenn wir unsere Gedanken mit der Güte Gottes beschäftigen und unsere Herzen von ihr erfüllen lassen. Ja, möge unser praktisches Christenleben mehr von der Gnade geprägt sein, die Gott uns zugewandt hat.
Demütig mit Gott wandeln
Der Wandel mit Gott bedingt als erstes, dass wir in die gleiche Richtung wie Er gehen. «Gehen wohl zwei miteinander, ausser, wenn sie übereingekommen sind?» (Amos 3,3). Im Weiteren muss das Wandeln mit Gott unweigerlich dazu führen, dass man wie Er wandelt (vgl. 1 Johannes 2,6).
Demütig bedeutet auch unterwürfig. Das ist die geziemende Haltung für jeden, der mit seinem Gott gemeinsam vorangehen will.
Wer Gottes Unterweisung beachtet und befolgt, wird erleben, dass ein solches Streben nach praktischer Gerechtigkeit im Leben überaus glücklich macht.
Wie man den guten und richtigen Gebrauch der Zunge fördert
Jahrgang: 1999 – Seite: 152
Verfasser: aus «Näher zu Dir»
1. Die Beherrschung unserer Zunge muss einem Vorsatz des Herzens entspringen, wie ihn z.B. David gefasst hat: «Mein Gedanke geht nicht weiter als mein Mund» (Ps 17,3).
2. Bring die Sache mit denen in Ordnung, gegen die du mit der Zunge gesündigt hast. Du bist es ihnen schuldig, und Gott erwartet es. Die Demütigung, die mit einem solchen Bekenntnis verbunden ist, bewahrt uns vor einem falschen Gebrauch der Zunge.
3. Überwinde das Böse mit dem Guten. Es gibt so viel Gutes, über das man sprechen kann, anstatt die Zunge für fragwürdige, nutzlose oder böse Reden zu gebrauchen. Wenn dein Herz mit dem Guten beschäftigt ist, wird dein Mund entsprechende Worte reden.
4. «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23). Wir müssen ein reines Herz bewahren, um eine saubere Zunge zu haben.
5. Geh in der Gemeinschaft mit dem Herrn voran. Denk immer wieder über sein Beispiel nach: «der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden» (1 Petrus 2,22). Seine Feinde, die Ihn in seinen Worten fangen wollten, mussten bekennen: «Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch» (Joh 7,46). – Und zur rechten Zeit konnte Er schweigen, so dass sein Richter sich sehr verwunderte: «Er antwortete ihm auch nicht auf ein einziges Wort, so dass der Statthalter sich sehr verwunderte» (Mt 27,14).

Halte fest 1999

Mit drei Infinitiven wird eine Frömmigkeit umschrieben, die Gott gefällt: tun, lieben, gehen. Als Erstes geht es um das Tun des Rechts. Das Recht, hebr. mischpaṭ, will getan werden. Stellen wie 3,1.8.9 zeigen, dass Recht das Verantwortungsbewusstsein im sozialen Bereich einschließt. Sie sollen tun, was ihnen offenbart ist. Zweitens geht es um die Liebe zur Treue, hebr. ḥäsäd, herzliche, unverstellte Liebe und Güte dem Mitmenschen gegenüber – das Verhalten der Moabiterin Ruth gegenüber ihrer Schwiegermutter Noomi stellt eine gute Illustration dar –, und drittens um ein aufmerksames Mitgehen mit Gott. Die Bedeutung der letzten Formulierung ist nicht genau zu erfassen, weil das hebr. Verb ṣāna‘ nur hier im AT erscheint. Die griechische Übersetzung gibt es mit bereitwillig sein wieder (hetoimos einai), ähnlich auch die lateinische (sollicitum ambulare). Luther übersetzt »demütig sein«, diese Bedeutung hat das Wort erst im späteren Hebräisch angenommen (»bescheiden, demütig«); am ehesten dürfte aber Stoebe (S. 180–194) die Bedeutung treffen, wenn er das Wort mit »behutsam, bedachtsam« wiedergibt, hier wurde es mit »aufmerksam« übersetzt.
Gott sucht eine Einheit: »praktiziertes Recht, persönliche Freundlichkeit, wachsame Frömmigkeit« (Wolff, S. 156). Diese ist durch kein Opfer zu ersetzen. Dieser Dreiklang von Recht, Güte und Nachfolge ist nicht als Opfer gemeint. Vielmehr weist Micha auf das alte Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe hin. Jesus greift das mit bewusster Anspielung auf unsere Stelle auf: »das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben« (Mt 23,23, vgl. auch Mk 12,28–34; Mt 15,18–20). Wer darin lebt, bringt als Zeichen der Buße Gott sein ganzes Leben, damit er darüber verfügen kann, wie er es will.

Das Überraschende zuerst: Eigentlich wissen wir Gottes Willen längst. Er ist einfach. Bei ihm ist nicht viel nötig. Es geht immer klar und einfach zu. Das erweist sich als wahr im Großen wie im Kleinen des Alltags. Die Punkte z.B., an denen wir im Dunkeln tappen und nicht genau wissen, wie es weitergehen soll, sind gegenüber den Punkten weit in der Minderzahl, wo uns von Gottes Wort her eigentlich alles klar ist, wir aber dennoch nichts auf die Reihe bekommen. Deshalb stimmt der Satz, den der Theologe Karl Heim gesagt hat: »An der Bibel machen mir nicht die Stellen zu schaffen, die ich nicht verstehe, sondern die Stellen, die ich verstehe.« Weil sie aufs Tun angelegt sind. An welchen Punkten meines Lebens weiß ich eigentlich genau den Willen Gottes und ziehe trotzdem keine Konsequenzen?
Gott will nicht etwas, sondern mich. Alle meine Gaben sind Gott zu wenig. Er hat nicht den Anspruch auf irgendwelche Teilbereiche meines Lebens. Er will mich ganz.
Den Willen Gottes zu tun, ist nicht Eintrittsbedingung ins Christsein, sondern logische Folge. Sonst wäre die folgende Aufzählung auch die Hürde, die eine ironische Resignation beklagt. Wenn ich’s selber schaffen müsste, dann Gute Nacht. Dann wäre der Wille Gottes »gib dich selbst« nur ein Graus. Doch weil es einen gibt, der sich ganz für uns gegeben hat, der sich ganz dem Willen Gottes unterstellte, deshalb können wir uns geben. Deshalb können wir Gottes Willen tun.
Der Wille Gottes beinhaltet zum einen Treue zum Wort. Ausgerechnet das, was manche unter Buchstabengläubigkeit einordnen würden, steht in der Liste des Willens Gottes an erster Stelle. Es geht dabei allerdings nicht allein ums Wissen und Vertrauen, sondern ums Behalten, Festhalten und am Laufen Halten. Zum anderen geht es um die Liebe zu Gott und den Menschen. Liebe ist längst nicht nur Gefühl. Dazu gehört alles, was 1Kor 13 umfasst. Sie ist an allen Taten beteiligt, oder das Tun ist umsonst. Sie meidet Neid und üble Nachrede, sie sucht Opferbereitschaft an Zeit, Einsatz und Zuwendung. Und zuletzt geht es eigenartigerweise beim Willen Gottes noch einmal extra um die Demut vor Gott, den Mut zum Dienen. Als wüsste Gott genau, wie schwer uns dieser Unterpunkt der Liebe fällt. Ein arabisches Sprichwort sagt: »Den Hochmut des eigenen Herzens erkennt man so schwer wie die Fußspuren einer Fliege auf einem Felsen bei dunkler Nacht.«

Edition C Bibelkommentar

seine Schöpfermacht

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, (El) und die Ausdehnung verkündet seiner Hände Werk
Elberfelder Bibel 1905 – Psalm 19,1

Die Himmel verkünden die Herrlichkeit Gottes und das Weltall erzählt von den Werken seiner Hand.
Roland Werner – Das Buch – neues Testament und Psalmen – 2009 – Psalm 19:2

Der Himmel verkündet es: Gott ist groß!
Das Heer der Sternea bezeugt seine Schöpfermacht.
Gute Nachricht Bibel – Psalm 19,2

Nicht etwa nur der israelitisch-jüdische Mensch jener Zeit wurde gelegentlich innerlich ergriffen und erschauerte, wenn er sinnend vor der Schöpfung mit ihrem rhythmischen Gang, mit dem Pulsschlag ihrer Kräfte und mit der Schönheit und der Mannigfaltigkeit ihres Lebens Stand. Lieder von Weltentstehung und Weltbewunderung haben daher auch andere Völker gesungen. Aber in ihren Mythen und Sagen suchen wir vergeblich nach einer verwandten Schau. Erst auf Grund der Offenbarung sieht der Mensch, im Weltall nichts anderes als den Abglanz der Majestät des Ewigen. Im geschaffenen Stoff muss er die mannigfaltige Weisheit des Schöpfers bewundern. Unser Sänger Schreibt zwar nicht als Naturforscher und Naturphilosoph. Er Singt aber als ein von dem Ruhm der Schöpfung Ergriffener:
Die Himmel rühmen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt das Werk seiner Hände.
Für ihn haben die Himmel ihr Schweigen gebrochen. Er hört ihr Rühmen, er versteht den Inhalt ihrer Sprache. Er war dem Geiste des Schöpfers verwandt; daher verstand er das Lied, das die Schöpfung ihrem Schöpfer singt. Denn nur Verwandtes kann das Verwandte verstehen. Nur ein gottverwandter Geist des Menschen, der nicht sein eigener Schöpfer, sondern von oben herab geboren ist, vermag das Göttliche in den wechselnden Erscheinungsformen innerhalb des Schöpfungswerkes zu vernehmen. Seine Schau macht aber den Menschen nicht zum Sklaven der Schöpfung, sondern erhebt ihn zur Anbetung des Schöpfers. Nicht so die Heiden! Für sie Schweigen die Himmel. „Aber kein einziges Volk auf der Welt ist imstande, einen schweigenden Himmel zu ertragen. Leise und laut, betend und fordernd ertönt aus jedem Volk der Ruf: ,O Gott, rede doch! Darum deuten die Magier den Sternenhimmel. Darum tanzen die Derwische! Darum fragen die Griechen ihr Orakel! Sie alle wollen nur eins: den Himmel zum Reden bringen. Aber der Himmel Schweigt.“
Erst Menschen, die wie Samuel und die Propheten ein Ohr für das persönliche Reden Gottes gewonnen, hören auch die Himmel Gottes Herrlichkeit rühmen. Ihnen erzählt des Himmels Gewölbe von dem Werk seiner Hände. In den größten und kleinsten Erscheinungen und Daseinsformen der Schöpfung vernehmen sie Töne von dem Anbetungspsalm der Seraphim vor dem Throne des Schöpfers: „Heilig, heilig, heilig ist der HErr der Heerscharen, die Fülle der Erde rühmt seine Herrlichkeit!“ (Jes 6,3). Solche Menschen sind innerlich verwandt dem Geiste Jesu, zu dem der Vater auch durch die Lilien des Feldes und durch die Sperlinge auf dem Dache reden konnte. Sie bleiben nicht bei der Schöpfung hängen, bauen nicht den Himmeln ihre Altäre und knien nicht anbetend vor den Kräften der Erde. Auch bleiben sie nicht stecken in der Eigengesetzlichkeit der Schöpfungsordnungen. Sie unterstellen Sich vielmehr bewusst und hingebend dem unmittelbaren Wirken ihres Schöpfers. Sie verwechseln nicht Werk und Meister. Je tiefer sie eindringen in die Wunder der Schöpfung, desto größer wird ihnen der wesenhafte Abstand zwischen dem Geiste des Schöpfers und dem Werk seiner Hände. Nie kann ihnen daher der Himmel den ersetzen, der im Himmel als Herr der Schöpfung thront. Nie erwarten sie vom Segen der Erde, was ihnen allein im Glaubensumgang mit dem Herrn der Erde werden kann.

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

»Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und das Himmelsgewölbe verkündet seiner Hände Werk.« Und welch eine Geschichte haben sie zu berichten! Bedenken Sie zuallererst, was sie über die Unermesslichkeit des Universums aussagen. Würden wir mit Lichtgeschwindigkeit reisen – 300.000 km/s, das sind rund 9,45 Billionen Kilometer im Jahr –, so würde es 10 Milliarden Jahre dauern, um den entferntesten Punkt zu erreichen, den wir mit unseren Teleskopen erkennen können. Aber damit wären noch bei weitem nicht die Ränder des Weltraums erreicht. Heute glauben manche Astronomen, das Universum habe überhaupt keine Grenzen! Unsere Erde ist nichts als ein winziges Staubkörnchen in der unendlichen Weite!
Bedenken Sie auch die Zahl der Sterne und anderer Himmelskörper! Mit bloßem Auge können wir etwa 5.000 Sterne sehen. Mit einem kleinen Teleskop erkennen wir schon etwa 2 Millionen von ihnen, und mit dem Teleskop auf Mount Palomar werden Milliarden von Galaxien sichtbar, gar nicht zu reden von den einzelnen Sternen!
Dann bedenken Sie die Entfernungen zwischen den Himmelskörpern und der Erde und untereinander! Jemand hat die Entfernungen einmal so dargestellt: Wenn eine Reise von 1.000 Kilometern einen Cent kostete, müsste man für die Fahrt zum Mond 2,38 Euro bezahlen. Die Reise zur Sonne kostete dann 930 Euro und die Fahrt zum nächsten Fixstern 260 Millionen Euro.
Obwohl die Sterne am Firmament dicht gedrängt erscheinen, sind die Abstände zwischen ihnen so groß, dass man sie mit einsamen Leuchtschiffen verglichen hat, die Millionen von Kilometern voneinander entfernt auf einem leeren Meer treiben. Wenn die Schöpfung so groß ist, wie viel größer ist dann der Schöpfer! Tag und Nacht verkündigen die Himmel die Großartigkeit seiner Macht und Weisheit. Unablässig verkündet das Himmelsgewölbe das Werk seiner Hände. (Der Begriff »Himmelsgewölbe« bezeichnet in der Bibel die Ausdehnung der Himmel.) Isaac Watts schrieb: »Die Natur breitet überall mit lauter Stimme das Lob ihres Schöpfers aus.«

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Die Himmel erzählen die Ehre Gottes. Ich habe schon gesagt, dass dieser Psalm aus zwei Teilen besteht. Im ersten preist David Gottes Herrlichkeit, die sich in seinen Werken kund tut. Im zweiten Teil lehrt er uns, dass sich uns im Worte noch eine vollere Erkenntnis darbietet. Allerdings redet er nur von den Himmeln, doch ist es unzweifelhaft, dass unter diesen edelsten Teil, dessen Glanz besonders sichtbar ist, die ganze Schöpfung mitbegriffen wird. Ohne Zweifel zeigt sich auch in dem dunkelsten, verachtetsten und kleinsten Erdenwinkel etwas von der göttlichen Kraft und Weisheit. Aber da sie sich vornehmlich an den Himmeln spiegelt, so hat David diese vor allem erwählt, damit ihr Glanz uns zur Betrachtung der ganzen Welt anleite. Denn wenn jemand Gott aus dem Anblick des Himmels erkannt hat, so lernt er seine Weisheit und Kraft nicht nur an dem gesamten Schmuck der Erde, sondern auch in den kleinsten Pflanzen sehen und bewundern. Übrigens wiederholt der Dichter nach seiner Gewohnheit im ersten Verse den gleichen Gedanken mit doppeltem Ausdruck: und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Er führt uns die Himmel gleichsam als Zeugen und Herolde der göttlichen Herrlichkeit vor und lässt die stummen Geschöpfe wie Menschen reden, um damit zu zeigen, wie undankbar wir uns zeigen würden, wollten wir diese deutliche Stimme mit tauben Ohren überhören. Diese Redeweise ist nachdrucksvoller, als wenn es einfach hieße, dass die Himmel uns Gottes Herrlichkeit zeigen. Es ist ja allerdings etwas Großes, dass der Glanz des Himmels unseren Augen ein lebendiges Bild Gottes bietet. Aber eine Predigt mit deutlicher Stimme erregt mehr unsere Aufmerksamkeit oder belehrt uns wenigstens mit mehr Erfolg als ein einfacher Anblick ohne angeknüpfte Ermahnung. Daher ist der Nachdruck wohl zu beachten, der in der Redewendung liegt, dass die Himmel durch ihre Verkündigung Gottes Ehre offenbaren. Sie tun es dadurch, dass sie es deutlich bezeugen, dass sie nicht durch Zufall entstanden, sondern von dem besten Künstler in wunderbarer Weise gegründet sind. Denn es kann nicht ausbleiben, dass der Anblick der Himmel uns zu dem Urheber derselben erhebt, und dass die wunderbare Ordnung, die dort sich zeigt, ihr Schmuck und Glanz, uns seine Vorsehung aufs glänzendste bezeugen. Die Schrift beschreibt uns ja die Zeit und die Weise der Schöpfung. Aber wenn Gott auch schweigen würde, so rufen doch die Himmel laut, dass sie durch seine Hand geschaffen sind, so dass dieses allein zur Bezeugung seiner Herrlichkeit genügen würde. Denn sobald wir Gott als den Werkmeister der Welt erkannt haben, muss unser Geist zur Bewunderung seiner unermesslichen Güte, Weisheit und Macht fortgerissen werden.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar