Schlagwort: Gott

seine Macht zeigte sich auch im Wirken des Heiligen Geistes

Denn unser Evangelium war nicht bei euch (O. war nicht zu euch gekommen) im Worte allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geiste und in großer Gewißheit, wie ihr wisset, was (Eig was für welche) wir unter euch waren um euretwillen.
Elberfelder 1871 – 1.Thessalonicher 1,5

Denn als wir euch die Gute Nachricht verkündeten, geschah das nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, in denen sich die Macht Gottes zeigte, mit dem Beistand des Heiligen Geistes und mit voller Überzeugung. Ihr wisst ja, wie wir unter euch gelebt und gewirkt haben, um euch die Rettung zu bringen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 1. Thessalonicher 1:5

Das wurde schon damals deutlich, als wir euch das Evangelium verkündeten: Gott redete nicht nur durch unsere Worte zu euch, sondern auch durch das machtvolle Wirken(- durch sein mächtiges Handeln und das Wirken -) des Heiligen Geistes und durch die große Zuversicht, die uns erfüllte (- des Heiligen Geistes, der euch volle Gewißheit schenkte -), sowie überhaupt durch unser ganzes Verhalten euch gegenüber, das euch zeigte, dass es uns um euch ging und nicht um uns selbst. (- Denn unser Evangelium kam zu euch nicht nur im Wort, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Zuversicht/Gewissheit; ihr wisst ja, wie wir unter euch waren wegen euch. -)
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Thess 1,5

Wirkt der heilige Geist in deiner Gemeinde/Versammlung? Oder wird dort nur „stramm ein Programm herunter gearbeitet“??

τὸ εὐαγ-γέλιον ἡμῶν das von uns verkündigte Evangelium, unsere Verkündigung des Evangeliums ( εὐαγγέλιον 2bβ). ἐ-γενήθη Aor. Pass. (ohne Pass.-Bdtg.) γίνομαι, hier m. εἴς τινα zu jmdm. kommen (vgl. B I4cα). οὐκ ἐν λόγῳ μόνον ἀλλὰ καί nicht nur mit Worten, sondern auch. πληρο-φορία (volle) Überzeugung, Gewissheit; hier (volle) Gewissheit (B), viell. aber Fülle (göttlichen Wirkens) (ThWNT 6, S. 309). οἷος18 welcher Art, wie beschaffen; hier als was für Leute. ἐ-γενήθημεν Aor. Pass. (ohne Pass.-Bdtg.) γίνομαι hier sich verhalten. διʼ ὑμᾶς um euretwillen.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Steht diese Bedeutung von ἐκλογή fest, so ist klar, dass P. mit dem v. 5 und 6 umspannenden ὅτι nicht eine Erläuterung dazu bieten will; es kann nur entweder ein begründendes „weil“ sein: P. stützt sein Wissen um ihre Erwählung auf seinen Eindruck, den ihm seine eigne wirksame Predigt unter ihnen und ihre bereitwillige Annahme derselben gemacht hat, oder aber dies ὅτι ist als ein 2. selbständiges Objekt neben τὴν ἐκλογὴν ὑμῶν zu fassen, nur nicht jenes 1. erläuternd, sondern begründend. Dass P. dabei von seiner Evangeliumspredigt (εὐαγγ. hier nom. actionis = τὸ εὐαγγελίζεσθαι Röm 1 1, 9 u. ö., „da wir euch das Evangelium predigen durften“ Weizs.; zu ἡμῶν2 vgl. den Exkurs nach 22) ausgeht, statt von ihrer Evangeliumsannahme, be-greift sich: die wirksame Predigt ist das göttliche Mittel, die Erwählung zu realisieren, und auf Gottes Tun blickt Paulus mehr als auf das der Menschen. Daher auch die Wendung: unsere Predigt geschah zu euch nicht im Wort allein, sondern“. ἐγενήθη ist dorisch-hellenist. aor. pass. statt ἐγένετο (Lobeck ad Phryn. 108ff., W.-Schm. 13, 9, Blass 20, 1) ohne Bedeutungsunterschied; das passive (Lünem.) oder besser göttlich-aktive (Bornem.) liegt nicht in der Wortform, sondern in der ganzen Wendung. Nichts zwingt, das εἰς im Sinne von ἐν oder παρά m. Dat. = bei, unter zu fassen: die Predigt geschah an sie, an jeden einzelnen, dessen Erwählung sich eben in der wirksamen Darbietung des Evangeliums zeigte; vgl. εἰς bei κηρύττειν 2 9 und εὐαγγελίζεσθαι 1 Pt 1 25 [nicht 2 Kor 10 16]3. Nicht dass die Predigt zu ihnen geschah, sondern wie, darauf kommt es an: „nicht mit (vgl. 2 5) Worten nur, sondern mit Kraft“. Paulus liebt es, die positive Aussage durch die vorangestellte negative zu heben (vgl. 2 4. 13 u. ö. S. 41), ebenso liebt er den Gegensatz von λόγος und δύναμις 1 Kor 2 4. 4 19. Kol 2 23. (1 Joh 3 18); man versteht diesen, wenn man an das phrasenreiche Wortgeklingel damaliger Rhetorik denkt; Paulus ist kein Schönredner und will kein solcher sein 1 Kor 1 17. 2 1; dennoch wirkt seine scheinbar kunstlose Sprache durch die Wucht der Gedanken; er bietet keinen Ohrenschmaus, aber packt die Gewissen. Übrigens liegt a. u. St. nicht wie I Kor ein Protest gegen Schönrednerei vor: Paulus erkennt durch οὐ μόνον1 den λόγος, die bewusst gewählten menschlichen Worte, als notwendige Form an; nur muss noch etwas hinzukommen, soll die Wirkung entstehen; dies ist δύναμις in Verbindung mit πνεῦμα ἅγιον und πληροφορία πολλή; wieder eine Trias, wie sie Paulus liebt (s. ob. S. 42), doch so, dass die beiden letzten Glieder enger zusammengehören (vor πληροφορίᾳ ist ἐν nicht wiederholt2): also nicht 3 selbständige Kraftbeweise, auch nicht Klimax oder Antiklimax; vollends verbietet die Form die ersten beiden Glieder nach 16 als potentia spiritus sancti (Calvin) zusammenzufassen: vielmehr wird das erste durch ein Paar erläutert. Der heilige Geist und die viele Zuversicht3 stellen den göttlichen und den menschlichen Grund der Kraft seiner Predigt dar. Bei δύναμις4 denkt Paulus hier nicht an äußere Wunder als Macht erweise (vgl. Röm 15 18f. 2 Kor 12 12 u. ö.), wie viele griech. Exegeten, auch Erasmus noch annahmen, sondern an die Macht seiner Predigt über die Herzen: sie schafft Glaube und ein neues sittliches Leben. Der Gegensatz zwischen der äusseren Erscheinung und Lage des Apostels und seiner Freudigkeit (vgl. 2 Kor 4 7ff.) kommt erst 2 2 zur Geltung. πνεῦμα ἅγιον, artikellos wie alle Glieder in v. 5 (darum das Fehlen des Art. nicht biblisch-theologisch auszupressen, Blass 46, 7) geht hier freilich auf die Auswirkung des Gottesgeistes in den Missionaren (nicht in den Thessalonichern Theodrt., Pelag.): Gott gab ihnen seinen h. Geist, so predigten sie wirksam. Aber ein 2. kam hinzu: sie selbst hatten große Freudigkeit (πληροφορία Röm 4 21. 14 5. Kol 2 2, von πληροφορεῖν, nicht „mit vollen Segeln fahren“, sondern = καρποφορεῖν volltragen, auch geistig „erfüllt sein von etwas, überzeugt sein und überzeugen“ s. Lightfoot zu Kol 4 125. „Das Geheimnis des Erfolges ist der Glaube an ihn“. Die πληροφορία (vgl. Hbr 6 11. 10 22) ist nicht theoretisches Überzeugtsein (mit dem Wunderglauben hat sie garnichts zu tun), sondern geistgewirkte innere Zuversichtlichkeit, hier in Gegensatz zu den äusseren Verhältnissen (2 2). Damit berührt P. sein eigenes Verhalten, und dafür (nicht für alles in v. 5 gesagte, nicht für δύναμις und πν. ἅγ. B. Weiß) beruft er sich alsbald auf das Wissen der Leser. War die Bezugnahme auf seine Predigt noch aus deren Beziehung zur Erwählung und Berufung der Leser zu verstehen, so hat dies καθὼς οἴδατε οἷοι ἐγενήθημεν ἐν ὑμῖν6 διʼ ὑμᾶς damit fast keine Verbindung mehr (als Steigerung kann der Übergang von der Missionspredigt zu dem persönlichen Verhalten nicht gedacht sein); es gehört garnicht in den Zusammenhang von 1 4–10 und ist hier nur zu verstehen daraus, dass Paulus die Gedanken von 2 1–13, der Apologie seines Verhaltens, bereits beschäftigen: diese bereitet jenes Sätzchen vor, wie schon der Vergleich des καθὼς οἴδατε mit 2 1, 5, 11 zeigt. Man könnte den an sich entbehrlichen Satz als Parenthese fassen, wenn er nicht auf die Fassung des folgenden Gedankens solchen Einfluss gewonnen hätte, dass Koppe ihn mit einem Schein des Rechts als Vordersatz zu v. 6 fassen konnte. Bei dieser Auffassung ist von vornherein ausgeschlossen in οἷοι ἐγενήθημεν an die göttliche Ausrüstung des Apostels (Calvin), an Gottes Segnung ihres Wirkens (Bornem.) zu denken; nur ein Verhalten des Apostels kommt inbetracht, u. zw. nicht das Allen alles sein können aus 1 Kor 9:20 oder Enthaltung von Erlaubtem (Pelag.), auch nicht Kraft und Geistesfülle im allgem., sondern speziell die Freudigkeit und Unermüdlichkeit der Missionsarbeit d. h. die πληροφορία πολλή im Gegensatz zu der nach den trüben Erfahrungen von Philippi 2 2 zu erwartenden Niedergeschlagenheit. Eine solche hat P. inzwischen in Korinth durchgemacht: er richtet sich selbst auf in der Erinnerung an sein andersartiges Auftreten bei den Thessalonichern (ἐν ὑμῖν in eurer Mitte), darin in feiner Wendung einen Beweis seiner Liebe zu den Lesern aufzeigend (διʼ ὑμᾶς vgl. 2 8); es ist naheliegend, dies διʼ ὑμᾶς im Hinblick auf das beherrschende τὴν ἐκλογὴν ὑμῶν von einem Zweck Gottes zu verstehen, der P. zu einem solchen Verhalten befähigte; aber da das pass. ἐγενήθημεν hierzu nicht zwingt (s. ob.), so wird das Anklingen dieses Liebestones aus dem apologetischen Grundmotiv dieses Zwischensatzes zu erklären sein.

Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament

Zuerst werden wir an den dreifachen Charakter und die Dynamik der Predigt erinnert. Sie war das scharfe Schwert des Wortes Gottes, eingehüllt in die Kraft des Heiligen Geistes. Sie war auch die Trompetenfanfare des Herolds, die keinen undeutlichen Ton gab, sondern die Autorität Gottes hinter sich hatte. Sie richtete sich an die Herzen, den Verstand und die Gewissen der Zuhörer und forderte eine Reaktion des Willens. Hinter dem Charakter der Predigt stand der Charakter der Prediger; ihre Lebensweise stimmte mit der Botschaft überein, die sie verkündeten. Paulus führt dies in Kap. 2 weiter aus und kommt immer wieder darauf zurück. Der Prediger muß ein wandelndes Beispiel dessen sein, was er predigt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das »Evangelium« ist die frohe Kunde von der Erlösung, die Gott in Jesus Christus gewirkt hat. Es ist alles andere als selbstverständlich. Es ist Botschaft von dem Wunder, das »kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und in keines Menschen Herz gekommen ist« (1. Kor 2,9). Gleichzeitig ist es »unser Evangelium«, das Evangelium also, das von Paulus und seinen Mitarbeitern in Thessalonich verkündigt wurde. Predigt kann niemals unbeteiligte Weitergabe von Heilstatsachen sein; sie ist stets persönlich. Denn sie ist Zeugnis. Sie spricht von dem, was Gott auch an uns getan hat. Sie bekennt, daß »Jesus Christus … sei mein Herr« (Luthers Erklärung zum 2. Glaubensartikel). Damit aber wird das Evangelium nicht zu einer Privatmeinung. Es ist das eine Evangelium, neben dem es kein anderes geben kann (Gal 1,7), wenn auch im Laufe der Kirchengeschichte vieles unter dem Etikett »Evangelium« verbreitet wurde. Das Evangelium, das Paulus sich nicht ausgedacht, sondern selbst empfangen und weitergegeben hat, kann mit klaren Worten wiedergegeben werden: 1. Kor 15,3–5.
Dieses »Evangelium« wurde nicht nur angesagt, es »geschah« geradezu in Thessalonich. Paulus benutzt einen Ausdruck, der in der LXX z. B. in 1. Mose 15,1, 1. Sam 15,10 oder Jer 1,4 auftaucht. Diese Stellen handeln vom Reden Gottes mit den Menschen. Wenn Gott redet, so ist dies nicht eine Sonderform der uns vertrauten zwischenmenschlichen Kommunikation. Sein Wort ist vielmehr Schöpferwort. Es gibt der Weltgeschichte eine neue Wendung. Es prägt die Lebensgeschichte des Angeredeten um.
In gleicher Weise war die Evangeliumsverkündigung in Thessalonich keine Informationsveranstaltung. Die Ansage des Evangeliums ereignete sich daher »nicht allein im Wort, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in voller Gewißheit«. Damit war das Wort natürlich nicht entbehrlich. Vielmehr ist das Wort so sehr Kennzeichen des Wirkens Gottes, daß der eingeborene Sohn »das Wort« genannt wird (Joh 1). Dieses Wort ist kein magisches oder mysteriöses Wort, sondern eines, das von Menschen verkündigt wird und von Menschen verstanden werden kann. Und doch ist es nicht »Schall und Rauch«, sondern »Geist und Leben« (Joh 6,63), ist es machtvolles und geisthaltiges Wort. Dem schlichten Predigtwort eignet die »Macht zur Errettung« (Röm 1,16; 1. Kor 1,18.24). Äußerlich ist dies nicht zu erkennen. Wer würde der Botschaft von einem gekreuzigten Gottessohn Bedeutung zumessen? Selbst das Auftreten und die Predigtweise der Botschafter ist nicht beeindruckend: 1. Kor 2,1–4. Dennoch erweist sich das Evangelium als Wort »des Geistes und der Kraft«.
Der »Heilige Geist« bewirkt, daß aus (in Sünden) Toten Lebende (Eph 2,1.5), aus Feinden Versöhnte (Kol 1,21), aus Sklaven Kinder (Gal 4,5ff.), aus Sündern Heilige (1. Kor 6,9ff.) werden. Er selbst bezeugt das in den Herzen der Glaubenden (Röm 8,16); er wirkt das Bekenntnis: Jesus, der Nazarener, ist der Christus, der Herr (1. Kor 12,3; Röm 10,9f.); durch ihn wird die Liebe in die Herzen ausgegossen (Röm 5,5), wird Frucht geschaffen (Gal 5,22). Neben dieser fundamentalen und zentralen Wirksamkeit des Heiligen Geistes, die Christen im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung zu verwurzeln, findet sich eine Fülle weiterer Gaben und Wirkungen, die z. B. in Röm 12,3ff.; 15,18f. und 1. Kor 12,4ff. zusammengestellt sind.
»In voller Gewißheit« (wörtl.: »in voller Fülle«): Die Evangeliumsverkündigung hat in kraftvoller und geistesmächtiger Weise Fülle hervorgerufen: den rettenden Glauben, das unerschrokkene Zeugnis, Geduld und Freude im Leiden; sie hat große »Gewißheit« bewirkt (vgl. Hebr 6,11, wo von der »Fülle der Hoffnung« und 10,22, wo von der »Fülle des Glaubens« die Rede ist). Gleichzeitig war diese Zuversicht auch ein Charakteristikum der Missionare und ihrer Predigt. Doch auch hier gilt: All dies ist (immer noch!) Gegenstand des Dankes (V. 2) und nicht stolzer Rückblick auf ein gelungenes Gemeindegründungsprojekt. Zugleich spricht aus diesen Worten keine Übertreibung, erinnern sich die Thessalonicher doch nur zu genau an das, was sich bei der Verkündigung des Evangeliums ereignete. Paulus geht es in seiner Tätigkeit um die Hörer, um »euch«; möglichst viele sollen dadurch für Christus gewonnen werden (1. Kor 9,19ff.); er selbst bleibt gegenüber den Gemeinden »Knecht um Jesu willen« (2. Kor 4,5).

Edition C Bibelkommentar

Dienst und Praxis des Lebens
Vers 5. Nun wird uns gesagt, wie diese Menschen zum Glauben, zur praktischen Verwirklichung ihrer Bekehrung gekommen waren: durch den Dienst von Paulus, aber auch von Silvanus und Timotheus. Diese Drei hatten ihnen das Evangelium, d.h. eine gute Botschaft, gebracht. Das Evangelium weiterzusagen, heisst wirklich: den Menschen eine gute Botschaft bringen.
Paulus nennt es «unser Evangelium» und zählt dann vier Kennzeichen ihres Dienstes auf:
a. Es war «im Wort», d.h. Paulus und die anderen hatten geredet.
b. Er hatte aber nicht nur geredet, es geschah auch «in Kraft», d.h. in diesem verkündigten Wort lag göttliche Kraft. Paulus sprach und schrieb in seinen Briefen inspirierte Worte. Darin lag die Kraft.
c. Es geschah «im Heiligen Geist». Was er verkündigte, war eine geistliche Rede, keine fleischliche, menschlich interessante Konstruktion. Es war vom Heiligen Geist gewirkt.
d. «In grosser Gewissheit» lässt uns an eine bestimmte und klare Botschaft denken. Etwas von dieser grossen Gewissheit erkennen wir z.B. in den Worten, die er in Athen auf dem Areopag gesprochen hat: «Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen, weil er einen Tag festgesetzt hat, an dem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und er hat allen den Beweis davon gegeben, indem er ihn aus den Toten auferweckt hat» (Apg 17,30.31). Gott lässt dem Menschen keine Wahl, Er gebietet ihm, Buße zu tun. Wer dieser Aufforderung nachkommt, erfährt Jesus Christus als Heiland. Wer nicht bereit ist, Gott zu gehorchen und dieses Heil im Herrn Jesus ablehnt, wird Ihm als dem Richter begegnen müssen.
Diese Punkte bezüglich des Dienstes sind auch für uns wichtig, wenn wir das Evangelium weitertragen. Es muss etwas geredet werden oder etwas Geschriebenes weitergegeben werden. Dabei muss uns bewusst sein, dass nur das inspirierte, geschriebene Wort Gottes in Kraft wirkt. Wir müssen also in unserem Reden das geschriebene Wort Gottes vor Herz und Gewissen legen. Weiter geht es um einen geistlichen Dienst, und er darf mit grosser Bestimmtheit geschehen, indem wir das Heil klar vorstellen. Das auf Golgatha vollbrachte Werk des Herrn Jesus genügt zur Rettung verlorener Sünder. Wer dieses Werk ablehnt, wird einst vor dem grossen weissen Thron gerichtet werden. Dort werden Bücher geöffnet, in denen das ganze Leben der Angeklagten aufgeschrieben ist. Auch das Buch des Lebens wird dann geöffnet, aber nur als Beweis dafür, dass kein Name von denen, die dort erscheinen müssen, darin steht. Und dann geht es im Schweigemarsch in die Hölle – für alle Ewigkeit.
Paulus und seine Begleiter haben in Thessalonich nicht nur einen Dienst getan, sie haben auch unter jenen Jungbekehrten gelebt. Wenn er schreibt: «Was wir unter euch waren», dann meinte er damit sein Leben und das Leben seiner Begleiter. In den Schriften des Apostels Paulus fällt auf, wie er die zwei Seiten immer wieder vor sich hatte: seinen Dienst für den Herrn und sein Leben mit Ihm.
Das müssen auch wir unterscheiden. Jeder von uns hat einen Dienst vom Herrn und für Ihn, und jeder von uns darf ein Leben mit dem Herrn leben. Wenn wir dies unterscheiden, trennen wir die zwei Seiten nicht voneinander, sondern verbinden sie. Das Leben muss in Übereinstimmung mit dem sein, was wir verkündigen.
«Was wir unter euch waren um euretwillen.» Es ging Paulus nicht um seine Person, sondern um die Thessalonicher. Ihnen hatte er gedient, und unter ihnen hatte er als treuer Christ gelebt.

Halte fest 2007

Zurück zu meiner Frage oben: Gibt es in deiner Versammlung Pausen, Minuten des Schweigens, indem der heilige Geist in den Anwesenden wirken kann – und wirklich jeder etwas zu dem Thema sagen kann? Oder dürfen in deiner Versammlung nur die bekannten Brüder sich zu Wort melden – und Gäste und Frauen müssen schweigen? Oder noch schlimmer: es werden Vorträge „abgespielt“ ohne dass der heilige Geist je den Möglichkeit hat, Antworten zu geben?

„wie Kinder ohne Eltern“

Und als Jesus aus dem Schiffe trat, sah er eine große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er fing an, sie vieles zu lehren.
Elberfelder 1871 – Markus 6,34

 Und als er ausstieg, sah er eine große Menge und hatte Erbarmen mit ihnen, weil sie(- Mt 9,36;
Num 27,17; 1 Kön 22,17; Ez 34,5; Mt 9,36 -) „wie Schafe waren, die keinen Hirten haben“.
Und er begann, sie vieles zu lehren.
Das neue Testament – Übersetzt von Peter Knauer – Markus 6:34

Als Jesus aus dem Boot steigen wollte, sah er die vielen Menschen. Diese Leute taten Jesus voll leid, sie kamen ihm vor wie Kinder ohne Eltern. Er nahm sich sehr viel Zeit für sie und brachte ihnen eine Menge Sachen bei.
VolxBibel – Markus 6,34

Kennst du auch Menschen, die auf der Suche nach der Wahrheit sind, aber solchen „Bauernfängern“ auf den Leim gegangen sind, die alle „ihre Schafe“ anbetteln, um Spenden bitten anstatt für „feste Nahrung“ zu sorgen? Fällt besonders dann auf, wenn die „Hirten“ aufgrund von Alter „erneuert werden“ – also andere „die Schafherde übernehmen“. Bei vielen führt das Beobachten dieser Situation zu Spott zu den Schafen. Andere überlegen, ob sie nicht „an die Wolle der Schafe kommen“ – natürlich ohne die Schafe wirklich zu weiden.
Aber schauen wir auf Jesus:

»Und als er (Jesus) ausstieg, sah er eine große Menge« (Mk 6, 34). Wo »stieg« Jesus »aus«? Noch immer ist die Vermutung des alten Landeskenners Gustav Dalman die beste, wonach Jesus in der Nähe der Einmündung des Wadi Samach, ein paar Kilometer südöstlich von Betsaida landete (vgl. Lk 9,10). Schickt Jesus die Menge weg? Das Gegenteil geschieht: »das Erbarmen mit ihnen packte ihn, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben, und er begann, sie ausführlich zu lehren«. Wir blicken hier hinein in einen der wichtigsten Vorgänge in der Gottheit. »Erbarmen« ist eines der Hauptkennzeichen des biblischen Gottes (vgl. 2 Mo 34,6; 4 Mo 14,18; Ps 103,8; Jon 4,2). »Erbarmen« ist folglich auch ein Grundzug des Wesens Jesu (Mt 9,36; 14,14; 15,32; 20,34; Mk 1,41). Und nun erleben wir, wie Gottes Sohn aus Erbarmen sogar seine Pläne ändert. Auch er wollte »allein sein« (Mk 6, 32). Aber nun nimmt er die Leute auf (Lk 9,11). Ja, »er lehrte sie ausführlich« (vgl. Joh 6,3).

Edition C

Als Jesus die große Menge sah, wurde er keineswegs ärgerlich, sondern sie jammerte ihn. Aus diesem Gefühl heraus konnte er nicht anders, als ihnen zu helfen (vgl. z. B. Mk 6,39-44). Er sah sie als Schafe, die keinen Hirten haben, verloren und hilflos, ohne Führung, Nahrung und Schutz. In vielen Passagen des Alten Testaments (4Mo 27,17; 1Kö 22,17; Hes 34,5.23-25) ist das Bild vom Hirten und den Schafen mit der „Wüste“ (erEmos; vgl. Mk 6,31-32) assoziiert. Die ratlose Menge, das Sinnbild des Volkes Israel, wurde des Erbarmens von Jesus, dem guten Hirten (vgl. Joh 10,1-16), teilhaftig und wurde von ihm lange über das Gottesreich belehrt (vgl. Lk 9,11) und liebevoll versorgt (Mk 6,35-44).

Walvoord Bibelkommentar

Die Menge war „wie Schafe ohne Hirten“ – das heißt, sie waren „verloren und hilflos, ohne Führung, Nahrung oder Schutz“. Jesus „hatte Mitleid mit ihnen“ (Markus 6,34) – er identifizierte sich persönlich mit ihrer Notlage und beschloss, etwas dagegen zu tun. Wie eine Quelle es ausdrückt: „Bei [Jesus] ist Mitleid nicht nur ein Gefühl. Es ist ein zärtliches Gefühl, das sich in hilfreiches Handeln verwandelt“. Wie bei Matthäus und Lukas berichtet wird, heilte Jesus auch die Kranken in der Menge, und natürlich waren solche wundersamen körperlichen Heilungen ein normaler Bestandteil des Dienstes Jesu. Es gibt zwar mehrere alttestamentliche Parallelen zum Begriff des Hirten, aber drei davon sind besonders bemerkenswert:

1. Bei der Beauftragung Josuas bat Mose Gott, „‚einen Mann über die Gemeinde zu setzen, der vor ihnen aus- und eingeht, der sie hinausführt und einführt, damit die Gemeinde des Herrn nicht wie Schafe ist, die keinen Hirten haben'“ (Numeri 27,16-17). (Führen/rausgehen und führen/einführen ist eine militärische Symbolik. )
2. Als David zum König von Israel ernannt wurde, bekräftigten „alle Stämme Israels“ seine Berufung: „Da kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sagten: ‚Siehe, wir sind dein Bein und dein Fleisch. Früher, als Saul König über uns war, warst du es, der Israel aus und ein geführt hat. Und der Herr hat zu dir gesagt: Du sollst mein Volk Israel weiden, und du sollst ein Herrscher über Israel sein.'“ Da kamen alle Ältesten Israels zum König nach Hebron, und der König David schloss mit ihnen einen Bund vor dem Herrn in Hebron; dann salbten sie David zum König über Israel“ (2. Samuel 5,1-3).
3. Und in demselben Abschnitt der Heiligen Schrift, den Johannes der Täufer zitiert („Macht den Weg frei für den Herrn in der Wüste …“), sagt der Prophet Jesaja das Kommen des Herrn zu seinem Volk voraus: „Wie ein Hirte wird er seine Herde hüten, auf seinem Arm wird er die Lämmer versammeln und sie in seinem Schoß tragen; die säugenden Mutterschafe wird er sanft führen“ (Jesaja 40,11). (alle NASB)

Jesus „ist der verworfene niedrige Hirte, barmherzig, aber stark im Geist und mächtig im Handeln, durch den Gott die bösen Hirten entlarven und seine Herde treu auf ihrer Weide hüten wird. … In Jesus erfüllen sich nicht nur die Hirtenhoffnungen eines neuen Mose, eines neuen Josua, eines neuen David und vielleicht des isaitischen Knechtes, sondern auch Jahwe selbst ist auf geheimnisvolle Weise in einzigartiger Weise unter sein Volk gekommen

Greg Williamson – Das Evangelium nach Markus

Als der Herr aus dem Schiff steigt und die große Volksmenge sieht, kann Er nicht anders: Er ist innerlich bewegt über sie. Er sieht eine große Herde ohne Hirten. Ihre religiösen Führer sind keine Hirten, sondern Mietlinge, Diebe und Räuber. Sie machen sich überhaupt keine Sorge um die Herde, sondern wollen gerade von der Herde profitieren (Joh 10,8.12; Hes 34,2). Der Herr hingegen ist der gute Hirte (Joh 10,11).
In seinem Erbarmen fängt der Herr an, die große Volksmenge viele Dinge zu lehren. Menschen, die in Not sind, brauchen vor allem gesunde Belehrung für ihren Geist, noch mehr als gesunde Nahrung für ihren Körper, obwohl der Herr auch dieses Bedürfnis nicht vergisst.
Die Jünger sind Menschen ihrer Zeit und sie sind praktisch. Sie meinen, ihren Herrn darauf hinweisen zu müssen, dass das Ort öde ist und dass es schon spät geworden ist. Was ihnen fehlt, ist das Erbarmen, das Er hat. Ihr Rat ist, die Volksmenge wegzuschicken, denn dann könnten sie noch etwas zu essen kaufen. Spricht dieser Rat nicht auch von Sorge für die Menschen? Das könnte so aussehen, jedoch teilen sie nicht das Erbarmen des Herrn für die Volksmengen. Darüber hinaus fehlt ihnen auch der Glaube an einen Herrn, der auch die leiblichen Bedürfnisse stillen kann. Könnte Er wohl die Volksmenge wegschicken, nachdem Er ihren Geist erquickt hat, ohne dass Er sie auch körperlich erfrischt hat? Sie gleichen Ihm noch nicht, aber Er setzt seine Belehrungen fort. Deswegen bezieht Er sie mit ein.

Ger de Koning – Das Evangelium nach Markus

Schon der erste Satz (V 34) zeigt uns, um was es bei dieser Geschichte geht. Es ist ja nicht die irdische Not dieser Menschen, etwa der Aufenthalt an dieser einsamen Stätte (fern ihrem Zuhause dem Hunger ausgeliefert), sondern das Erbarmen des Herrn gilt in erster Linie der geistlichen Not des Volkes. Es jammerte Ihn der verirrten Schafe. Aber waren diese Menschen nicht das auserwählte alttestamentliche Volk Gottes? Besaßen sie nicht die Worte Gottes durch das Gesetz und die Propheten und damit auch die Leitung Gottes? Warum dann doch verirrt und ohne Führung? Das Bild, unter dem Jesus diese Menschen sah, war dennoch klar und wahr: Wie Schafe, die keinen Hirten haben. Das, was dieses Volk hatte, war leer und ohne Kraft geworden, ihr Gottesglaube war zur bloßen Form erstarrt, ohne Geist und Leben. Sie sahen nur noch das Äußere, den Schein, aber nicht mehr das innere Wesen, den Geist.

Darum stellt Sich Jesus voll Erbarmen der Menge des Volks und lehrt sie, bis der Tag sich neigt. Markus vermerkt hier, wie sehr der Heiland zum guten Hirten wird, der Sich Seiner Herde annimmt mit dem ganzen Erbarmen (- „splangchnizomai“ = sich erbarmen; „ta splangchna“ = das Innere, das Herz, das Erbarmen fühlt. -) des Herzens. Auch Matthäus weist im Zusammenhang seines 9. Kapitels, V 36, darauf hin. Die Evangelisten (nicht nur bei Markus) sehen sich dabei erinnert an die Gedanken des Propheten Hesekiel (siehe Kap. 34).

Das Wichtigste aber ist dem Herrn Jesus die Verkündigung. Es wird uns nicht gesagt, über welche Dinge der Herr das Volk so lange und ausführlich belehrt. Wir wissen auch so, ohne daß es ausführlich gesagt wird, daß Er das Königreich Gottes, das Reich der Himmel, das Gottesreich verkündigte.

Wuppertaler Studienbibel

Jeschua fuhr fort, auf spezifische persönliche Bedürfnisse einzugehen. Markus beschreibt seinen Blick auf die Menschen: Und er trat heraus und sah eine große Volksmenge und hatte Mitleid mit ihnen, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten hatten (Markus 6,34). Die Frage, mit der die Schar noch rang, war: „Sollen wir den alten Hirten folgen oder dem neuen?“ Ihre Unentschlossenheit machte sie wie Schafe ohne einen Hirten. Jeschua hatte Mitleid mit ihnen und setzte seinen Dienst des Heilens (Matthäus 14,14) und Lehrens (Markus 6,34; Lukas 9,11) aufgrund der persönlichen Bedürfnisse der Menschenmenge fort. Als Vorbild für die Arbeit eines geistlichen Hirten übte er den Dienst eines Hirten-Lehrers aus, indem er die Herde in der Wahrheit unterwies und sich um sie kümmerte, indem er sie heilte und speiste und so ein bestimmtes körperliches Bedürfnis stillte. Es ist nicht die Aufgabe der Schafe, nach Nahrung zu suchen; vielmehr ist es die Aufgabe des Hirten, die Herde zu weiden.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

„Drängt anderen nicht persönliche Meinungen oder willkürliche Regeln auf“

Dies aber, Brüder, habe ich auf mich und Apollos gedeutet (O. bezogen) um euretwillen, auf daß ihr an uns lernet, nicht über das hinaus zu denken , was geschrieben ist, auf daß ihr euch nicht aufblähet für den einen, (Eig einer für den einen) wider den anderen.
Elberfelder 1871 – 1.Korinther 4,6

An unserem Beispiel wollte ich euch zeigen, was es bedeutet, die Grenzen nicht zu überschreiten, die uns durch die Schrift gesetzt sind (- was es bedeutet, sich – wie man so schön sagt – »an die Regeln zu halten«. W was das bedeutet: Nicht über das hinaus, was geschrieben ist! -). Keiner von euch darf den einen ´von uns` auf Kosten des anderen hervorheben und sich damit auch noch wichtig machen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – 1.Korinther 4:6

Bisher, Brüder, habe ich nur von mir und Apollos geredet*. Das habe ich mit Rücksicht auf euch getan. Denn durch unser Beispiel sollt ihr lernen, nicht über die rechten Grenzen (der Demut und Bescheidenheit) hinauszugehn und nicht den einen (Lehrer) auf Kosten des andern in Aufgeblasenheit vorzuziehn.
Ludwig Albrecht – 1.Korinther 4,6

… so daß ihr an unserem Fall die [Regel] kennenlernt: „Geht nicht über das hinaus, was geschrieben steht“, damit ihr nicht persönlich aufgeblasen werdet zugunsten des einen gegen den anderen.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – 1.Korinther 4:6

Ein wichtiger Satz bei einem Bibelseminar, der mein Denken verändert hat war: „versuche es dir beim Lesen der Bibel einmal vorzustellen, dass die Bibel es genau so meint, wie es da steht!“
Also mal nicht „geistlich“ und „vergeistlich“ oder „symbolisch“ – sondern so wie es da steht!

Die Heilige Schrift ist die hinreichende Offenbarung Gottes, obwohl sie nicht die erschöpfende Offenbarung ist. In Römer 8,18 steht, dass in der zukünftigen Herrlichkeit weitere Offenbarung gegeben werden wird. 1 Korinther 13,12 lehrt, dass es eine zukünftige Erkenntnis geben wird, und Judas 3 sagt uns, dass die endgültige Offenbarung erst im verherrlichten Zustand kommen wird. Im gegenwärtigen Zustand ist die Heilige Schrift die endgültige Offenbarung für jetzt. Deshalb ermahnt Paulus die Gläubigen in 1 Korinther 4,6, nicht über die Dinge hinauszugehen, die geschrieben stehen. Es ist das geschriebene Wort Gottes, durch das Wahrheit und Irrtum von allem anderen, mit dem wir im geistlichen Krieg konfrontiert werden, bestimmt werden können. Es ist die Offenbarung durch das Wort nach 1 Thessalonicher 2,13. Es ist die Heilige Schrift, die das „So spricht der Herr“ enthält.

Arnold Fruchtenbaum – Die Bibel und die göttliche Offenbarung

Der Apostel redet in einer konkreten geschichtlichen Situation der korinthischen Gemeinde. Es sind nicht allgemeine Theorien oder theologische Sätze, die er entfaltet. Die Korinther – ganz betont wieder als Brüder angesprochen – sollen »lernen«, die geistliche Einsicht gewinnen, die allein ihre eifersüchtigen, spaltenden Streitigkeiten überwinden kann. Alles, was der Apostel über die Diener Christi, ihre Arbeit, ihren Lohn, ihr Urteil, das Gott sprechen wird, und über ihr Verhältnis zur Gemeinde gesagt hat, hat er »auf mich und Apollos gedeutet«, eigentlich: »habe ich auf mich und Apollos umgestaltend angewendet.« Paulus und Apollos sind beide Diener und Haushalter Christi. Nur dessen Urteil über sie ist gültig. Das gegenseitige Rühmen oder Abwerten der Gruppen in Korinth unter Berufung auf einen von beiden ist gefährlich und falsch. An ihren beiden Lehrern kann die Gemeinde lernen, was schon die Schrift bezeugt: Menschenruhm ist Torheit, ist nichtig (vgl. 1 Kor 3,19.20; auch 1,31). Mit ihrem Menschenlob gehen die Korinther »über das hinaus, was geschrieben steht«; sie handeln wider das Wort Gottes, weil sie die Wahrheit der Schrift verlassen, die bezeugt, daß Menschen schwach und hinfällig sind (vgl. 1 Sam 2,3ff.; Hi 7,17; 14,1; Ps 39,6; 103,15; 118,8; 144,4; 146,3; Jer 9,22ff.; 17,5). Wenn das Wort Gottes verlassen wird und unter Berufung auf weiter oder tiefer gehende Weisheit andere Gedanken Raum gewinnen, verliert die Gemeinde den Boden unter den Füßen. Das wird in den Auseinandersetzungen in Korinth ganz deutlich, mag auch noch in anderen Bereichen der Gemeinde dieses Motto »über das hinaus, was geschrieben steht«, gegolten haben. Der Schaden ist ja sichtbar. Einer »bläst sich auf wider den andern«, einer wird »hochmütig« (so die übertragene Bedeutung) gegen den anderen – und das alles unter Berufung auf die jeweiligen Vorzüge ihrer Lehrer. Sowohl ihr Menschenruhm wie auch ihre Urteile sind gefährlich; sie konnten das schon aus der Schrift lernen, aber auch jetzt an dem energischen Entgegentreten des Apostels erkennen.

Edition C Bibelkommentar

Paulus hat im vorangehenden Spruch und schon in 1 Korinther 3,5 an sich selbst und an Apollos gezeigt, wie die, die ein Amt in der Gemeinde haben, dieses richtig verwalten: nicht als Herrscher über die Gemeinde und nicht mit Zank, der den einen erhöht und den anderen erniedrigt, auch nicht so, dass sie bei den Menschen um Ruhm betteln oder vor ihrem Urteil erschrecken. Das hat Paulus nicht deshalb getan, weil er oder Apollos solche Ermahnungen nötig gehabt hätten. Sie wissen, wie man mit reinem Herzen in der Arbeit Gottes steht. In Korinth dagegen gab es Männer, die das nicht wussten, sondern danach trachteten, sich die Gemeinde zu unterwerfen und mehr zu sein als das, worin Paulus seine höchste Ehre sieht: Mitarbeiter Gottes. Darum hat er sich selbst mit Apollos zum Beispiel dafür gemacht, wie denen, die einen besonderen Beruf haben, von der Gemeinde der ihnen gebührende Platz gegeben wird.

Die Gegner, die das Wort des Paulus neben ihrer Erkenntnis missachteten, riefen der Gemeinde zu: „Hinauf über die Schrift!“ Weil ihnen die Botschaft Jesu, die Paulus ihnen gebracht hatte, neben ihrer neuen Weisheit als gering erschien, sagten sie auch von der Regel der Schrift, sie sei für sie nicht mehr gültig und nur für Schwache brauchbar, nicht für die Vollkommenen. Sie wollten ja einzig dem Christus angehören und meinten, damit hätten sie eine so herrliche Kraft und eine so helle Erkenntnis erlangt, dass das Gebot der Schrift sie nicht mehr verpflichte. Wandte man gegen ihre Weisheit ein, dass sie die Satzungen der Schrift umstoße, so sagten sie kühn, so müsse es sein; denn jetzt sei das Vollkommene erschienen und die Zeit der Unmündigkeit vorüber. So schufen sie sich den freien Raum für ihr ehrgeiziges und eigenmächtiges Lehramt; denn wenn die Schrift die vom Geist bewegte Gemeinde nicht mehr leiten kann, werden ihr die neuen Meister unentbehrlich, damit sie den Willen Gottes erfahre. Indem sie aber über die Schrift hinausfahren, sind diese Lehrer nicht mehr dem Beispiel folgsam, das Paulus und Apollos ihnen gegeben haben. Denn so sind sie nicht mehr die Diener Gottes, deren Würde darin besteht, Gottes Mitarbeiter zu sein; sie stoßen bei ihrer Bauarbeit die Sorge weg, ob ihr Bau auch haltbar sei. Deshalb hat Paulus sich selbst und Apollos zum Vorbild des rechtschaffenen Lehrers gemacht, damit die Gemeinde begreife: ein rechter Lehrer hält sich von aller Hoffart gänzlich rein und vergreift sich nicht an dem, was Gott früher der Gemeinde gegeben hat, sondern bleibt mit treuem Gehorsam an das gebunden, was die Schrift befiehlt. Auch die Schrift gehört zu den guten Gaben Gottes, von denen gilt: „Es ist alles euer „; die Gemeinde soll sie nicht wegwerfen, sondern dankbar benützen. Nur so wird der Streit vermieden, der sicher entsteht, wenn Gruppen in ihr ihr Selbstgefühl daran steigern, dass sie einen von ihnen erkorenen Meister über alle anderen erhöhen und neben ihm alle anderen geringschätzen.

Damit berührt Paulus den Punkt, den er an dem Verhalten der Gemeinde besonders fürchtete. Sie tritt stolz auf und vermengt mit ihrer Frömmigkeit eine hoffärtige Haltung. Auch darin setzten die Männer, die um sie warben, die alte jüdische und griechische Denkweise fort. Denn sowohl der Jude als der Grieche machte aus jedem Vorzug, den er besaß, einen Ruhm für sich. Paulus macht zuerst die Torheit und Grundlosigkeit aller Hoffart klar.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Paulus erklärt nun, daß er die frühere Lehre auf sich selbst und Apollos angewandt hat, um den Korinthern beizubringen, wie töricht es ist, Diener über das hinaus zu erheben, was geschrieben steht. „Über das hinaus, was geschrieben ist“ könnte ein Ausdruck gewesen sein, der gebraucht wurde, um auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen, mit der Schrift übereinzustimmen. „Was geschrieben ist“, ist die übliche Formulierung zur Einleitung alttestamentlicher Zitate. Hier steht aber kein direktes Zitat. Paulus will vermutlich auf die allgemeine Tendenz der Schrift aufmerksam machen, die Gott erhebt -anstelle der Diener. Die Gefahr des Aufgeblasenseins besteht immer darin, daß man auf einen bestimmten Lehrer stolz ist und so gegen einen anderen steht. Wir mögen uns über begabte Männer freuen und anerkennen, daß sie Gaben des Christus für uns sind. Aber niemals sollten wir das im Übermaß tun, weil dies das Übel der Parteilichkeit fördert.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wie wäre es, dem allmächtigen Gott NICHT zu unterstellen, ER könne sich nicht richtig ausdrücken, und müsse deshalb andere Dinge beschreiben, die man dann „nur geistig verstehen“ könne?

Wenn das Ergebis positiv bleibt

Ich will aber, daß ihr wisset, Brüder, daß meine Umstände mehr zur Förderung des Evangeliums geraten sind, so daß meine Bande in Christo offenbar geworden sind (d. h. als solche, die ich um Christi willen trage) in dem ganzen Prätorium und allen anderen, (O. an allen anderen Orten) und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, (O. durch den Herrn hinsichtlich meiner Bande Vertrauen gewonnen haben) viel mehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.
Elberfelder 1871 – Philipper 1,12–14

Aber ich will euch in Kenntnis setzen, Brüder, dass es durch meine Umstände mehr zum Vorstoßen der guten Botschaft gekommen ist,
Jantzen & Jettel – Philipper 1:12

Meine lieben Brüder und Schwestern! Ihr sollt wissen, dass meine Gefangenschaft die Ausbreitung der rettenden Botschaft nicht gehindert hat. Im Gegenteil!
Hoffnung für Alle – Phil. 1,12

JEHOVA ist nicht ein Gott der Gefangennahme. Er setzt keine seiner Geschöpfe hinter Schloss und Riegel. Er fesselt nicht einmal die Gedankengänge einer Person, sondern gewährt dem Sinn derer, die er erschaffen hat, Denkfreiheit. Er hat weder körperliche noch geistige Roboter ins Dasein gerufen, die sich mechanisch in den von ihm verordneten Bahnen bewegen müssten, sondern hat seine intelligenten Geschöpfe mit einem Sinn versehen, der nicht nur fähig ist, Recht und Falsch zu kennen, sondern auch frei ist, diesen oder jenen Weg zu wählen. Hat er diese Freiheit der Wahl, zusammen mit einem zur Vorsicht mahnenden Rat nicht schon dem ersten Menschenpaar in Eden gegeben? Und taten nicht auch seine Wortführer bei der Nation Israel dasselbe?

Folglich ist es die biblische Wahrheit, welche die Menschheit instand setzen wird, erfolgreich aus Satans Kerkern auszubrechen, wodurch die Menschheit gelöst wird von der Knechtschaft zur Freiheit der Erkenntnis und des Dienstes für den wahren Gott. Mit freiem Sinn können die Glieder des Volkes Jehovas Gott dienen, auch wenn ihre Leiber in Gefängniszellen schmachten oder in Konzentrationslagern leiden. Als der Apostel Paulus eingesperrt war, schrieb er: „Ich möchte euch nun wissen lassen, liebe Brüder, dass die Lage, in der ich mich hier befinde, eher zur Förderung der Heilsverkündigung gedient hat. Es ist nämlich bei der ganzen kaiserlichen Leibwache und sonst überall bekannt geworden, dass ich um Christi willen in Gefangenschaft bin; so haben denn die meisten Brüder in dem Herrn durch meine Gefangenschaft neue Zuversicht gewonnen und wagen deshalb mit wachsender Furchtlosigkeit (ohne Furcht vor den Folgen, Eine Amerik. Übers.) das Wort Gottes zu verkündigen.“ (Philipper 1:12-14, Menge) Frei von Irrtum und von der Furcht vor Folgen kämpft der Sinn, der mit biblischer Wahrheit erfüllt ist, einen gottgemässen Kampf, um andere für den Dienst Jehovas zu befreien.

Wachtturm August 1950

Die jüdischen Führer erkannten, dass sie nach römischem Recht keinen Grund hatten, Paulus anzuklagen. Also entschieden sie sich für eine andere Strategie. Sie erlaubten Paulus, sich an Cäsar zu wenden, erschienen dann aber nicht in Rom, um ihre Anklage vorzutragen. Sie hofften, dass Paulus auf diese Weise wenigstens zwei Jahre lang aus dem „Verkehr“ gezogen und in seinem Dienst unwirksam gemacht werden würde. Aber wie falsch sie lagen! Während seiner Gefangenschaft schrieb Paulus vier wichtige Briefe, die bis heute Einfluss auf die Welt haben: Epheser, Philipper, Kolosser und Philemon. Der Apostel war zwar offiziell ein Gefangener, aber ihm wurde ein großer Teil der Freiheit gewährt. Dazu gehörte auch die Freiheit, in seiner eigenen Wohnung zu leben, anstatt im Gefängnis eingesperrt zu sein. So blieb Paulus in seinem eigenen gemieteten Haus, wo er alle empfing, die zu ihm kamen. Die Zeitform des griechischen Wortes für „empfangen“, apedecheto, ist das mittlere Imperfekt, was nach Robertson bedeutet, dass von Zeit zu Zeit Menschen zu Paulus kamen, und er sie in Ruhe empfangen konnte.
Vers 31 fasst den Dienst des Apostels während dieser zweijährigen Periode zusammen. Er predigte weiterhin das Reich Gottes, d. h. er verkündete Gottes Reichsprogramm. Er fuhr auch fort, die Dinge über den Herrn Jeschua Messias zu lehren, der die Essenz des Evangeliums ist. Paulus tat dies mit aller Kühnheit, und niemand hinderte ihn daran. In Philipper 1,12-14 wird beschrieben, dass sein Dienst in diesen zwei Jahren sogar bis zur Prätorianergarde reichte, einer Eliteeinheit der römischen Armee, deren Mitglieder als persönliche Leibwächter der Kaiser dienten.

Arnold Fruchtenbaum – Bibelkommentar zur Apostelgeschichte

Mit den Philippern dagegen ist Paulus persönlich und seit Jahren fest verbunden, sie sind ja „seine Teilhaber an der Gnade“ und warten sehnlich auf Nachricht. Sie würden vielleicht seinen Ausführungen gar nicht die volle Aufmerksamkeit entgegenbringen können, wenn sie nicht erst einmal hörten, wie es Paulus geht. Darum läßt Paulus hier dem Dank und der Fürbitte für die Gemeinde sofort ein Wort über seine eigene Lage folgen. Aber – wie tut er es! Es war eine harte Veränderung für ihn eingetreten. Die Vergünstigung einer eigenen Mietwohnung (Apg 28, 30. 31) mit ihrer relativen Freiheit ist ihm entzogen worden, er sitzt nun im „Prätorium“ in Haft. „Prätorium“ ist im Griechischen ein Lehnwort aus dem Latein. Ursprünglich bezeichnet es den Wohnraum des „Prätors“ im Lager und wird dann für die Amtswohnung eines römischen Statthalters gebraucht. So kommt es im Neuen Testament in Mt 27, 27; Mk 15, 16; Jo 18, 28. 33; 19, 9 und Apg 23, 35 vor. Wäre unser Brief noch während der Gefangenschaft des Paulus in Caesarea geschrieben, so schlösse sich die Erwähnung des Prätoriums hier unmittelbar an Apg 23, 35 an. Aber nun sind wir ja in Rom, wo es natürlich keinen „Statthalter“ gab. So werden wir bei dieser Bezeichnung hier an die große Kaserne zu denken haben, in der die Kaiserliche Garde als Besatzung Roms lag, oder auch an die Kaiserliche Garde selbst. Da sich sofort ein Hinweis auf Personen anschließt: „und bei den übrigen allen“, wäre es sprachlich das Gegebene, auch bei der Nennung des „ganzen Prätoriums“ nicht an ein Gebäude, sondern an einen Personenkreis zu denken. „Meine Fesseln sind in Christus offenbar geworden in der ganzen Kaiserlichen Garde und bei den übrigen allen.“ Allerdings hätte es dann nähergelegen, auch „die Kaiserliche Garde“ ebenso wie „die übrigen alle“ in den einfachen Dativ zu setzen; das ausdrückliche „in“ bei „Prätorium“ weist doch wieder auf ein Gebäude. Zu einer endgültigen Entscheidung werden wir in dieser Frage nicht kommen. Aber für die Lage des Apostels werden wir uns doch ein zutreffendes Bild machen können.
Der Prozeß des Paulus war nach langem (Apg 28, 30 „zwei Jahre“) schleppendem Gang nun offenbar in sein kritisches Stadium getreten; Paulus war für die Verhöre und die entscheidenden Verhandlungen in die Kaserne gebracht worden. Wie griff das in seine persönlichen Verhältnisse ein! Eigene Mietswohnung oder eine gewiß nicht sehr freundliche Arrestzelle in einer Kaserne – welch ein Unterschied! Und Paulus war ein alter Mann! Aber von seinem persönlichen Ergehen hören die Philipper und hören wir kein Wort. Nicht einmal die Andeutung einer Klage kommt über seine Lippen. Wie es ihm selber geht, das ist ihm einfach nicht der Rede wert. Nur eine einzige Frage bewegt ihn: Was bedeutet diese Wendung der Dinge für die Botschaft?! Sie schien auch da eine Wendung zum Schlimmen zu sein. Entziehung der eigenen Wohnung, Verlegung in die Kaserne, Verschärfung der Haft – war das nicht eine völlige Verhinderung seiner evangelistischen Arbeit? Die Philipper hatten offenbar von dieser einschneidenden Veränderung in der Lage des Apostels schon gehört. Paulus erzählt sie ihnen hier nicht erst als etwas Neues. Aber wenn sie nun gespannt und besorgt fragen, wie sich das alles nun gestaltet und ausgewirkt habe, dann kann Paulus ihnen antworten, „daß seine Lage mehr zum Fortschritt des Evangeliums geführt hat“.
Wie kann das sein?! Gespannt hören auch wir mit den Philippern zu. Denn diese „Lage“ des Paulus ist uns Heutigen ja nicht mehr eine merkwürdige, ferne Sache, die wir uns mühsam anschaulich zu machen suchen, weil es früher einmal so etwas gegeben hat. Menschen unserer Tage, Brüder und Schwestern aus unserer Mitte, sind in ähnliche „Lagen“ gekommen und werden auch weiterhin noch hineinkommen. Wie wird man mit solcher Lage innerlich fertig, was bedeutet sie für das Evangelium? Warum läßt der Herr Seine Boten in solche Schwierigkeiten geraten? Das sind Fragen von heute. Paulus setzt sich über die Schwierigkeiten nicht einfach hinweg und tut nicht so, als wäre alles erfreulich und schön. Das merken wir an seinem Ausdruck „mehr“ oder „eher“. Aber das darf er nun doch dankbar feststellen, es hat alles doch „mehr“, „eher“ zum Fortschritt der Botschaft geführt. Denn es ergab sich eine neue, unerwartete Missionsmöglichkeit, eben in der Kaserne. Paulus spricht davon nicht in der aktiven Form: „Ich konnte hier Soldaten von Jesus sagen.“ Daß er von Jesus nicht schwieg, war ja selbstverständlich. Wie hätte Paulus irgendwo von Jesus schweigen können. Aber so unbedingt nötig unser Zeugnis ist, über dem Weg des Evangeliums liegt immer das Geheimnis göttlicher Führung und göttlicher Wirkung. Die „Tür des Wortes“ öffnen nicht wir, sondern Gott (Kol 4, 3).

Wuppertaler Studienbibel

Allem voran stellt er in Vers Phil 1, 12 die Tatsache: Wie schlimm es auch um ihn stehen mag, die Sache Jesu schreitet auch durch seine Gefangenschaft voran. Die griechische Briefformel »ich will, dass ihr wisst«, darf hier nicht als bloße Redewendung verstanden werden. Der Zusammenhang zeigt, dass es wirklich der Herzenswunsch des Paulus ist, diese Gemeinde wegen ihrer Teilhabe an seinem Leben und seiner Arbeit über das, was ihm widerfahren ist, zu unterrichten. Wir beobachten die gleiche Wendung ohne »ich will« auch in anderen Gefangenschaftsbriefen (Eph 6,21; Kol 4,7). »Was mich betrifft« meint (wie Vers Phil 1, 13 zeigt) seine Gefangenschaft während der Voruntersuchungen in seinem Prozess. Das Wichtigste ist, dass die Ausbreitung des Evangeliums durch seine Inhaftierung keineswegs ins Stocken geraten, sondern vielmehr durch sie noch gediehen ist. Und dies unter Soldaten und Staatsbeamten, also unter den Ständen, die wenige hundert Jahre später einen entscheidenden Einfluss darauf hatten, dass das Christentum von einer verbotenen Religion zunächst zur anerkannten Religion wurde und schließlich sogar die Vormachtstellung innehatte.

Sie also – Soldaten und Staatsbeamte – sind gemeint, wenn es heißt, dass »in dem ganzen Prätorium« bekannt geworden sei, dass Paulus um Christi willen inhaftiert ist. Das Wort »Prätorium« gehört zu den umstrittensten Begriffen dieses Briefes. Es wurde nämlich im römischen Reich zu unterschiedlichen Zeiten und an verschiedenen Orten jeweils verschieden verstanden. In der Provinz (so z. B. in Ephesus: vgl. Exkurs zur Datierung bei V. 1) bezeichnete es den Palast des römischen Bevollmächtigten oder die vom Senat dorthin abgeordnete Truppe. Im Heereswesen bedeutete es das Hauptquartier. Für Rom selbst kommen drei Möglichkeiten in Betracht: zum einen der kaiserliche Palast, sodann das Hauptquartier des militärischen Oberbefehlshabers, sowie die diesen unterstellten Soldaten (3000 in der Stadt selbst, 6000 außerhalb während der Zeit des Augustus) bzw. deren Kaserne.
Die erste Möglichkeit ist höchst unwahrscheinlich. Die anderen beiden schließen sich aber gegenseitig nicht aus. Beide sind im »Castra Praetoria« (Quartier des Prätoriums) an der Stadtmauer im nordöstlichen Viertel Roms zu suchen. Hier wird die Untersuchungshaft vor Beginn des eigentlichen Prozesses stattgefunden haben. Bis zum Anfang der gerichtlichen Untersuchungen hatte ja Paulus unter einfachem Hausarrest in einer Mietswohnung leben können (Apg 28,16-30). Da seit dem Jahr 41 n. Chr., als die prätorianische Garde Claudius zum neuen Kaiser machte, das Militär die Regierung bestimmte, ist es möglich, dass auch gerade in solchen Fragen das Militär zuständig war, besonders wenn es wie im Falle des Paulus um die Stellung zum Kaiser ging. Bisher hatte allein das Judentum als Religion, die den Kaiser nicht als Gottheit anerkannte, das Existenzrecht besessen. Im Falle des Paulus ging es letztlich darum, wie das Christentum gegenüber dem Judentum zu beurteilen war. War es, da aus dem Judentum hervorgegangen, mit diesem gleichzusetzen, oder war es als neue, andersartige Religion zu betrachten? Da Christen außerdem unter Heiden missionierten, die dem Kaiser opferten, war die Frage, ob das Christentum nicht als verbotene Religion zu verfolgen sei. Schon die Anklage des Paulus und Silas in Philippi als »Juden«, die »eine Weise verkündigen, welche uns nicht ziemt anzunehmen noch zu tun, weil wir Römer sind« zeigt, wie empfindlich die Römer gegenüber der Sonderstellung der Juden waren.

Dass Paulus das ganze Prätorium als seiner Sache kundig nennt, muss nicht auf ein kleines, provinzielles Prätorium hindeuten, sondern kann auch ein Hinweis dafür sein, dass der »Fall Paulus« viel Beachtung gewonnen hatte. Schließlich war ja Paulus von zwei Hegemonen (römische Bevollmächtigte in der Provinz) und von König Agrippa angehört worden, ehe er wegen seiner Berufung auf den Kaiser nach Rom geschickt worden war. Die Wendung »und bei den anderen allen« meint wohl den Rest der am gerichtlichen Prozess Beteiligten, bis hin zu denen »aus des Kaisers Hause« (s. zu Phil 4,22).

Edition C

Alle Umstände zur Ehre des Herrn nutzen!

„Meine Umstände sind mehr zur Förderung des Evangeliums geraten, sodaß meine Bande in Christo offenbar geworden sind in dem ganzen Prätorium und allen anderen, und daß die meisten der Brüder, indem sie im Herrn Vertrauen gewonnen haben durch meine Bande, vielmehr sich erkühnen, das Wort Gottes zu reden ohne Furcht.“ (Phil 1,12-14)
Paulus möchte, daß die Heiligen wissen: Gott ist souverän. Er ist immer Herr der Lage. Die Dinge in unserem Leben geschehen nicht einfach zufällig. Gott läßt sich nicht durch Gefängnismauern behindern. Paulus berichtet, wie sich das Evangelium durch den Bereich des kaiserlichen Palastes hin ausgebreitet hat und daß viele andere als Folge der Gefangenschaft des Apostels in ihrem Zeugnis für den Herrn kühn geworden sind.
Das Leben hat seine Gefängnisse, wie es auch seine Paläste hat. Es bleibt nicht ohne Auswirkungen auf Ungläubige und Gläubige, wie der Diener des souveränen Herrn auf die Umstände des Lebens reagiert.
Kommst du in schwierige Umstände, so frage dich: „Welche Gelegenheiten habe ich hier, meinem Herrn zu dienen?“ Dann nutze sie als treuer Diener, wie Paulus es tat. …. Mache es dir zum Anliegen, deine Umstände, die schlechten wie die guten, als günstige Gelegenheiten zu nutzen, für deinen großen Herrn ein Zeugnis zu sein.
O höre auf, dein Herz zu richten auf Sonnenschein, den Gott versagt. Hält Er ihn fern, mußt du verzichten, wie sehr auch deine Seele zagt. Tritt willig in des Herren Wege, so wirst du fröhlicher gedeihn in Seines Schattens milder Pflege als in des Frühlings Sonnenschein!

Hilfe + Nahrung Jahrgang 1990 – Verfasser: S. J. H.

Bist du der kommen soll, oder sollen (müssen) wir auf einen anderen warten?

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Gehet hin und verkündet Johannes, was ihr höret und sehet: Blinde werden sehend, und Lahme wandeln, Aussätzige werden gereinigt, und Taube hören, und Tote werden auferweckt, und Armen wird gute Botschaft verkündigt; und glückselig ist, wer irgend sich nicht an mir ärgern wird!
Elberfelder 1871 – Matthäus 11,4–6

Und Jesus sagte ihnen antwortend (antwortete ihnen): Geht, um Johannes zu berichten, was ihr hört und seht: Blinde können wieder sehen und Gelähmte können gehen, Aussätzige sind geheilt und Taube hören und Tote werden lebendig und Arme bekommen die gute Nachricht zu hören; und glücklich (glückselig) ist, wer auch immer nicht an mir Anstoß nimmt (wer meinetwegen nicht zu Fall kommt).
offene Bibel – Matthäus 11:4–6

»Bist du wirklich der, dessen Kommen angekündigt wurde, oder sollen wir warten, bis ein anderer kommt?« Jesus gab ihnen diese Antwort: »Geht zurück zu Johannes und berichtet ihm, was ihr gehört und gesehen habt! Erzählt ihm, was hier geschieht: Blinde können wieder sehen und Gelähmte wieder gehen, Aussatzkranke werden wieder gesund und rein, Gehörlose können wieder hören, ja, sogar Tote werden wieder lebendig! Und die, die arm sind, werden von der Botschaft der Hoffnung erfasst, dass Gott auf ihrer Seite ist! Ja, wer mir vorbehaltlos vertraut und an mir keinen Anstoß nimmt, der hat das wahre Glück gefunden!«
Roland Werner – Das Buch – Matt. 11,3–6

Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: «Geht hin und verkündigt dem Johannes, was ihr hört und seht:
Blinde sehen wieder und Lahme, sie gehen, Aussätzige werden rein, und Taube hören, und Tote stehen auf- Jes 29,18; 35,4-6; 42,7; Joh 2,23; 3,2; 5,36; 10,25.38; 14,11 -, und Armen wird Evangelium- Ps 22,23; Jes 61,1; Lk 4,18; Jak 2,5 – gepredigt!
Und glückselig ist, wer sich nicht an Mir geärgert- Jes 8,14.15; Mt 13,57; 26,31; Röm 9,32.33; 1 Kor 1,23; 2,14; Gal 5,11; 1 Petr 2,8. – haben wird!»
Abraham Meister – Matthäus 11,4–6

Inzwischen war Jochanan schon einige Zeit im Gefängnis gewesen. Er hatte immer noch seine eigenen Jünger, und sie berichteten ihm von Jeschuas Aktivitäten. Sie berichteten Jochanan auch, dass Jeschua keine sehr positive Reaktion von der jüdischen Führung bekam, und selbst die Massen, die seine Einzigartigkeit erkannten, hatten ihn nicht als etwas anderes als einen Propheten verkündet. Jochanan verstand, wie die Apostel, nicht, dass der Messias zweimal kommen sollte. Wie die Apostel hatte er erwartet, dass Jeschua gekommen war, um das Königreich einzuläuten. Angesichts dieser negativen Umstände (seine eigene Gefangenschaft, die negative Reaktion der Führer und die Tatsache, dass das Königreich nicht aufgerichtet wurde), setzte ein Element des Zweifels ein. Jochanan schickte zwei seiner Jünger zu Jeschua (vielleicht um die Forderung des mosaischen Gesetzes nach zwei Zeugen zu erfüllen) mit der Frage: Bist du es, der da kommt, oder suchen wir einen anderen? (Matthäus 11:3; Lukas 7:19). Der Sinn der Frage war folgender: Hat Jochanan einen Fehler gemacht und versehentlich den falschen Mann als den Messias bezeichnet? Ist es möglich, dass Jeschua nur ein weiterer Vorläufer wie er selbst war?
In dem Moment, als Jochanans Jünger ankamen, um die Frage zu stellen, war Jeschua gerade dabei, Krankheiten und Plagen zu heilen, Dämonen auszutreiben und den Blinden das Augenlicht wiederzugeben (Lukas 7:21). Statt eines einfachen „Ja“ oder „Nein“, sagte Jeschua: Geht und berichtet Jochanan die Dinge, die ihr hört und seht (Matthäus 11,4; Lukas 7,22). Er befahl ihnen, zwei Dinge zu berichten. Erstens sollten sie Jochanan weitergeben, was sie gehört hatten, und was sie gehört hatten, war seine Verkündigung, die messianische Person zu sein, dass den Armen die frohe Botschaft [das Evangelium] verkündet wird (Matthäus 11:5; Lukas 7:22). Die Verkündigung beinhaltete, dass das Reich der Himmel nahe ist. Zweitens sollten sie Jochanan weitergeben, was sie gesehen hatten, und was sie gesehen hatten, waren seine Wunder. Der Zweck dieser Wunder war es, seine Messiasschaft zu beglaubigen: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden gereinigt und Taube hören, und Tote werden auferweckt (Matthäus 11,5; Lukas 7,22). Jeschua schloss daraus, dass Jochanan nicht über seine Person zu stolpern braucht (Matthäus 11:6; Lukas 7:23).

Arnold Fruchtenbaum – Jeschuah

Jesus wird keinen Augenblick unsicher, er schilt auch in keiner Weise den Täufer. Er bekennt sich vor allen unmißverständlich als der Christus, indem er auf den Propheten Jesaja hinweist, wo genau das geweissagt ist, was er tut. Es gibt nur einen Weg zum Glauben: auf das achten, was Jesus sagt und tut.
Es bleiben allerdings Geheimnisse um ihn, und es werden nicht alle Rätsel sofort gelöst; dann gilt es, im Glauben geduldig zu warten. Jesus stellt keine großen Forderungen an die Zweifelnden, er erwartet von ihnen nur kindliches Vertrauen; dann wird er ihnen zurechthelfen.

Bruns – Die Bibel mit Erklärungen: Erklärungen

Jesus gibt also keine direkte Antwort. Nur im Prozess antwortet er auf die Frage des Kajaphas, ob er der Messias und Gottessohn sei, mit einem direkten Ja (Mt 26,64). Er ist sich darin treu geblieben, dass er nie – auch im Johannesevangelium nicht! – mit dem Selbstbekenntnis auftrat: »Ich bin der Messias.« Das taten nur die falschen Messiasse (vgl. Mt 24,5; Apg 5,36.37). Aber was er tut, ist so eindeutig das »Werk des Messias«, dass man ablesen muss: Er ist’s! Blinde sollen nach der messianischen Weissagung des AT sehen (Jes 29,18; 35,5), Lahme laufen (Jes 35,6), Taube hören (Jes 29,18; 35,5), Tote werden auferweckt (Jes 26,19; Hes 37) und Arme erhalten die gute Botschaft von Erlösung und Gnade Jes 29,19; 35,4; 61,1ff.). Nur die Aussätzigen sind in der messianischen Weissagung nicht speziell erwähnt, aber in Hes 34,4 sowie Jes 29,19; 61,1ff.) eingeschlossen. Wir können an Lk 4,27 auch sehen, dass man hoffte, der Messias werde wie der große Prophet Elisa Aussätzige heilen. Und all das geschieht jetzt durch Jesus! Für die Blinden vgl. Mt 9,27-35; 12,22; 20,29ff.); für die Lahmen vgl. Mt 4,24; 15,31; 21,14 , für die Aussätzigen vgl. Mt 8,2ff.); Lk 17,11ff.), für die Tauben vgl. Mk 7,37; 9,25ff.); für die Totenerweckungen vgl. Mt 9,18ff.); Lk 7,11ff.); Joh 11,1ff.); für die »gute Botschaft« = das Evangelium an die Armen vgl. Mt 4,23; 5,3ff.); Mt 9,35ff.)
Diese Taten Jesu waren nicht eingebildet oder betrügerisch fabriziert. Sie lagen so offen vor aller Augen, dass er schlicht sagen konnte: »Geht hin und berichtet, was ihr hört und seht.« Anspruch und Geschichte, Wille und Tat decken sich bei Jesus. Das ist bei keiner anderen Gestalt der Geschichte der Fall. Johannes wird also nicht durch ein wirklichkeitsfremdes Wort getröstet, sondern kann sich – wie überall in der Bibel! – an Gottes Tat hängen. Die Erkenntnis des Nikodemus wurde so auch für den Täufer wieder neu möglich: »Wir wissen, dass du bist ein Lehrer von Gott gekommen, denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm« (Joh 3,2).
Mit diesem Angebot neuen Glaubens verbindet Jesus aber eine Warnung: »Glücklich ist, wer keinen Anstoß nimmt an mir.« Es ist eine göttliche, endzeitlich geprägte Seligpreisung, die dem gilt, der das Ziel des Dabeiseins im Gottesreich schafft. Es geht für den Täufer also um sein ewiges Hell. Dieses Heil entscheidet sich an der Stellung, die er zu Jesus bezieht. Die Aussage Jesu hier steht ganz nahe bei Joh 14,6: »an mir«, an dem niedrigen, demütigen, angegriffenen Jesus finden wir oder verfehlen wir Gott. Und passen wir auf, dass nicht unser Ärgernis an einem andern Gemeindegenossen oder Mitbruder bzw. einer Mitschwester sich zum Anstoß an Jesus ausweitet! Die Wendung »Anstoß nehmen« ist typisch hebräisch. Sie heißt: auf dem bisherigen Weg scheu werden. Ganz nahe liegt jetzt das »zu Fall kommen«! So haben die heimatlichen Nazarener an Jesus Anstoß genommen (Mt 13,57), so die Jünger bei der Kreuzigung (Mt 26,31), so schließlich die ganze Judenschaft (Röm 9,32ff.); Röm 11,11; 1 Kor 1,23; Gal 5,11), wie schon auf dem Weg zum Kreuz ein großer Teil der Jünger (Joh 6,60ff.). Für Israel ist aus dem Anstoß ein Fall geworden (Röm 11,11). Die Tatsache, dass sogar der Täufer in der Gefahr des Anstoßes und des Falles steht, sollte uns tief ins Gebet um Bewahrung und um Erkenntnis Jesu treiben.

Edition C

Jesus kam nicht auch ins Schwanken, weil Johannes schwankte. Er suchte nicht plötzlich einen anderen Weg, als genügte der bisherige zur Ausrichtung seines Amts und zur Erweckung des Glaubens an ihn nicht, und er machte dem Vater nicht den Vorwurf, er halte sich verborgen und erweise seine Gnade nicht. Das Größte war ihm ja gegeben, so Großes, dass in dem, was jedermann bei ihm sieht und hört, der kräftige Grund, an ihn zu glauben, gegeben ist. Einen anderen Grund konnte Jesus niemand geben, auch dem Täufer nicht. Auch dies musste er wie jedermann im Volk erwägen, ob ihm in dem, was Jesus tat, die Herrlichkeit Gottes so sichtbar sei, dass er sein ganzes Vertrauen auf Jesus richten könne.
Sehen, was Jesus tut, und hören, was Jesus sagt, ist der einzige Weg, der zum Glauben führt. Ein anderes Mittel, uns selbst oder andere zum Glauben zu bringen, gibt es nicht.

Weil Johannes nach der rettenden Macht des himmlischen Königs verlangte, stellte ihm Jesus die errettende Macht vor Augen, die ihm gegeben ist: allerdings nicht zur Ausübung des Gerichts, sondern zur Erweisung des göttlichen Erbarmens und zur Hilfe für die, denen sonst niemand helfen kann. Auch die Armen rechnete er zu diesen und freute sich, dass er ihr Helfer zu werden vermochte. Waren sie auch am irdischen Gut verkürzt und dadurch mit einer schweren Last beladen, auch ihnen war mit Jesus eine Gabe gegeben und eine Freude beschert, die aus ihrem armen Leben ein seliges Leben machte. Denn er hatte für sie die Gnade Gottes und konnte darum, wie er einem Lahmen sagte: „Steh auf und wandle,“ so den Armen sagen: „Freut euch, denn ihr seid reich!“ Wohl teilte er ihnen nicht Geld und Gut aus; aber er zeigt ihnen ihren Gott, und dies so hell und so gnädig, dass ihre Armut sie nicht mehr quälen und drücken musste. Nun soll Johannes bedenken, ob das nicht göttliche Hilfe und ob der, der sie bringt, nicht der Verheißene ist.
Damit ist bei weitem noch nicht alles geschehen, was zur Erfüllung der Verheißung gehört; es bleiben vielmehr in der Art, wie Jesus das Reich Gottes heraufführt, noch große Geheimnisse übrig. Darum kann Jesus niemand den Glauben ersparen, der ihm auch über das hinaus, was vor Augen liegt, traut.

So fügt er die Verheißung hinzu – Mt 11,6: Und selig ist, wer an mir nicht Anstoß nimmt.

Jesus kann allerdings, obwohl ihn Gott in seiner Gnade sendet, doch der Anlass werden, dass jemand an ihm zu Fall kommt. Wir können uns seinetwegen Gott widersetzen und, weil uns seine Knechtsgestalt missfällt, das Himmelreich von uns weisen. Darum war es Jesu Anliegen, den Täufer davor zu bewahren, dass er sich an ihm Fall und Gericht zuziehe. Jedem, der den Unwillen gegen ihn überwindet und sich durch ihn nicht zur Auflehnung gegen den Willen Gottes treiben lässt , darf er die Verheißung geben, dass er selig ist. Sie drückt die Gnade Jesu wunderbar zart aus. Er stellte an den schwankenden Täufer keine hohe Forderung, redete nicht vom Glauben an ihn und vom Bekenntnis zu ihm, nicht von heldenmütiger Aufopferung um seinetwillen, sondern nur davon, dass er ihn nicht zum Grund der Versündigung mache und aus seinem Wirken nicht einen bösen Unwillen gegen Gott schöpfe. Wer an ihm nicht strauchelt, den darf er in die Zahl derer stellen, die er selig heißt. Damit zeigte Jesus dem Täufer den Siegespreis, den der gewinnt, der seine Niedrigkeit nicht schilt, sondern in demütiger Geduld auf seine Offenbarung wartet.
Jesu Antwort an den Täufer war ein deutliches Ja; sie hieß den Fragenden nicht auf einen anderen warten, sondern rief ihn auf, sich an seinen gnädigen Werken zu freuen. Aber dieses Ja gab Jesus nicht in gesetzlicher Weise in der Form eines Befehls, sondern so, dass er alles auf die freie Entscheidung des Glaubens stellte. Darum musste sich der Täufer die Antwort selbst geben und mit sich einig werden, ob er von Jesus alles, auch das ewige Leben, erwarten wollte. Jesus will keine erzwungene Untertänigkeit. Darum konnte er dem angefochtenen Täufer nicht mehr tun, als dass er ihm den Grund zum Glauben zeigte: Gott hilft mächtig durch ihn, und ihn zugleich an den Ernst seiner Entscheidung erinnerte: Wer ihn aufgibt, fällt.
Johannes hatte einst gesagt, der Kommende sei auch für den kleinsten Dienst, den er ihm leisten könnte, viel zu groß. Anders, als er selbst es gedacht hatte, erlebte er nun die Wahrheit dieses Worts. Arm, unscheinbar und schwach stand Jesus da und doch so groß, so rätselhaft, dass er ihn nicht verstehen konnte und nicht vorauszusehen vermochte, wie sein Weg sich wenden wird. Er musste es in der Tat lassen, die Hand auch nur an den Riemen seines Schuhs zu legen. Nur eins blieb ihm übrig: An ihn glauben konnte er.
Jesus hatte die Gewissheit, dass der Vater es nicht zu seinem Beruf mache, den Täufer vor dem Tode zu retten. Er tat aber damals für ihn, was er konnte; er bezeugte dem Volk die Größe seines Amts und Werks und hielt ihm die Schuld vor, die es durch sein Widerstreben gegen den Täufer auf sich lud.

Schlatter – Erläuterungen zum NT

Die Antwort des Herrn mag dunkel scheinen, aber sie genügte vollständig, um um die Fragen des Johannes zu beantworten. Die beiden Jünger sahen in eben diesen Augenblicken die Wunderwerke des Herrn. Das wird aus Lk 7,21 deutlich, wo Wunder vollbracht wurden, nachdem die Jünger des Johannes seine Frage an den Herrn gerichtet hatten, aber bevor Er Seine Antwort darauf gegeben hatte. Diese Wunder beantworteten die Frage des Johannes nach der Identität dessen, der kommen soll. Johannes kannte den Propheten Jesaja gut. Dieser hatte ihn darüber aufgeklärt, daß er selbst die Stimme dessen war, der in der Wüste ruft (Matthäus 3,3; Lk 3,4; Joh 1,23; Jes 40,3). Er kannte auch andere Stellen, wie vom »Lamme, welches zur Schlachtung geführt wird« (Jes 53,7), und besonders: »Dann werden die Augen der blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden; dann wir der Lahme springen wie ein Hirsch, und aufjauchzen wird die Zunge des Stummen« (Jes 35,5.6), Worte, welche das im vorhergehenden Vers Gesagte erläutern: »Er selbst kommt und wird euch retten« (35,4). Der Verheißene war also Gott, der Wunder unter ihnen tat. Johannes würde »glückselig«, makarios, sein, wenn Er diese Wahrheiten zu seinem bereits bestehenden Glaubensschatz hinzufügte. Der Beweis lag für Johannes darin, daß die Wunder vollbracht wurden, welche Jes 35,5.6 angekündigt hatten. Der Herr war also tatsächlich derjenige, der kommen sollte. Es würde kein »anderer« (heteros, ein anderer von unterschiedlicher Art) kommen. Der Herr fügte dem hinzu, daß der Glaube sich an Ihm nicht »ärgern« dürfe. Das Zeitwort skandalizô bedeutet »einen Anstoß in den Weg legen«. Der Glaube darf sich nicht stoßen am Menschen Jesus Christus, als ob Er nicht der im Alten Testament Verheißene sei. Der Beweis des Herrn endet mit einer kostbaren Feststellung: »Und Armen wird gute Botschaft verkündigt.« Das geht über das in Jes 35,6 Gesagte hinaus, aber es ist eine deutliche Anspielung auf Jes 61,1: »um den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen« (Lk 4,18). Mit andern Worten, die körperlichen Wunderwerke des Herrn waren von Seinem geistlichen Werk begleitet.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Ich persönlich finde es ja spannend, dass sich im Laufe der letzten Jahrzehnten die Predigten und Zeitschriften immer weniger um Jesus drehen. Das was Jesus für Dich und mich getan hat, wird ersetzt mit „wie löse ich persönliche Probleme“, „wie werde ich glücklicher“, „was muß ich tun, …“ oder gar „Umwelt“ und „Politik“! Im Prinzip stößt man sich heute an dem wirklichen Jesus – wie sieht es bei Dir aus? Ja, es stimmt: „der Teufel greift hinterhältig an“ – indem er Jesus vom Zentrum entfernt, und dafür den Menschen hinstellt. Anstatt Jesus als Haupt der Gemeinde zu betrachten, leitet eine Gruppe von ausgewählten „Christen“ die Gemeinde. Durch „Tätigkeiten“ werden wir abgelenkt vom Bibellesen und Gebet. Anstatt auf Jehovah zu vertrauen, soll man einer Gemeindeführung vertrauen. Im Prinzip hat man Jesus als den einzigartigen Gesalbten verworfen!

Frucht der Lippen?

Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen. (O. segnen)
Elberfelder 1871 – Hebräer 13,15

Durch Jesus wollen wir Gott jederzeit und in jeder Lebenslage Dankopfer darbringen; das heißt: Wir wollen uns mit unserem Beten und Singen zu ihm bekennen und ihn preisen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 13:15

Durch ihn – d.h. Jesus (vgl. V. 12) – lasst uns also Gott kontinuierlich ein Lobopfer darbringen, das heißt: eine Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.
byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Leonberger Bibel – Hebr 13,15

Durch ihn (- Durch Christus, der uns so reiche Wohltaten durch seine Lehre und Gnaden gespendet, der für unsere Sünden am Kreuze gestorben ist und zur Erinnerung an seinen Tod das heil. Messopfer eingesetzt hat. -) also (- Folgerung aus allem, was von V. 8 an gesagt ist. Feiern wir Gott um aller uns durch Christus erwiesenen Wohltaten willen nicht durch jüdische Riten, sondern durch fromme Anmutungen, durch Opfer des Herzens. – Eine besondere Art des Friedopfers 3Mose 7,11-15. Der Verfasser überträgt hier Ps 49,14-23 auf das Gebet. -) lasset uns Gott allezeit das Opfer des Lobes darbringen, das ist, die Frucht der Lippen, welche seinen Namen preisen. (- Jemandes Vorzüge anerkennen heißt sie erheben. Der Apostel zeigt, was das Opfer des Lobes ist. – Anspielung darauf, dass die Juden Arme zu den Opfermahlzeiten einzuladen pflegten. – Stillschweigender Gegensatz zwischen den Gott wohlgefälligen Opfern und denen, welche dem Gesetze gemäß dargebracht wurden (über die Hebr 10,5 das Urteil spricht) -)
Joseph Franz von Allioli – Hebräer 13:15

Da wir den Rest des Satzes gerade erst hatten – schau dir auch den Post „meins teilen?“ an.

»Durch ihn« muss betont werden; denn Christus ist der, der uns in die Lage versetzt, »Gott allezeit das Lobopfer darzubringen«, das wir ihm schuldig sind. Überhaupt mag es befremden, dass unser Verfasser es wagt, den Begriff des Opfers nochmals zur Sprache zu bringen. Die atl. Opfer und alles, was Opfer heißt, sind doch durch das vollkommene Opfer Christi hinfällig geworden. Jetzt Opfertiere darzubringen, würde eine offenbare Verletzung des einen und voll ausreichenden Opfers Christi bedeuten. Von blutigen Tieropfern und Opfermahlen kann also keine Rede mehr sein. Nur in übertragener Bedeutung dürfen wir von Opfer reden. Während die Tieropfer eben von befristeter Geltung waren, bleibt das Lob- und Dankopfer »allezeit« in Geltung (vgl. Ps 50,13f.: »Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wolle oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde«; vgl. auch Ps 116,17f.). So lehren auch jüdische Gelehrte, dass jedes Opfer eines Tages aufhören wird, nur das Dankopfer wird nimmer aufhören; alles Gebet wird aufhören, nur das Dankgebet wird nicht aufhören (vgl. Jer 33,11; Ps 56,13). Schließlich sind die Begriffe aus der Opfersprache auch dem NT durchaus vertraut (vgl. Röm 12,1: »Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist«.
Damit man den wahren Charakter des Lobopfers nicht missversteht, fügt unser Verfasser noch die Erklärung hinzu: »… das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen« (vgl. Hos 14,3; Jes 57,19). »Den Namen Gottes bekennen« heißt eben »Gott loben«. Sagen wir mit dem Psalmisten: »Dir will ich Dank opfern und des Herrn Namen anrufen« (Ps 116,17). Dies sollen wir mit desto größerer Zuversicht tun, weil wir durch ihn, den großen Hohenpriester des Neuen Bundes, Jesus Christus, beten dürfen, dessen Opfer ein für alle Mal dargebracht und angenommen worden ist.

Edition C

Noch einmal greift der Apostel den Gedanken des Opfers auf, der bereits in den Versen 10–12 anklang. Jesus Christus hat mit seinem einzigartigen Opfer die gesamte ATst Opferordnung aufgehoben. Durch ihn tritt ein neuer Opferdienst in Kraft, der sich im Leben der Gotteskinder in Gebet, Zeugnis, praktischer Nächstenliebe und Gehorsam auswirkt. Das Dank- und Lobopfer, das im AT eingesetzt wurde (3 Mo 7, 12), wird im NT nicht aufgehoben, nur seine äußere Gestalt wandelt sich. Es ist ein Opfer, das aus innerstem Antrieb des Herzens kommen soll (2 Chro 29, 31). Im Gottesvolk des Alten Bundes war das Lobopfer die Antwort des Menschen auf besondere Erfahrungen der Güte Gottes (Ps 107, 22; 116, 17). Den Gliedern des neuen Gottesvolkes wird durch Gottes Geist die Kraft zuteil, das Dankopfer, den Lobpreis Gottes im Gebet, in jeder Lage, auch unter den größten Schwierigkeiten darzubringen (Apg 16, 22–25). Das rechte Lobopfer, die „Frucht der Lippen“ (vgl. Hos 14, 2) zeigt sich aber nicht nur im Gespräch des Beters mit Gott (Ps 141, 2), sondern ebenso im Zeugnis von dem erfahrenen Heil in Jesu Namen.

Wuppertaler Studienbibel

Frage: Was ist ein Opfer des Lobes?
„Durch ihn nun laßt uns Gott stets ein Opfer des Lobes darbringen, das ist die Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen.“ (Heb 13,15)
Antwort: Wie oft ist dieser Vers am Sonntag morgen gelesen worden! Und mit Recht! Drücken diese Worte doch so treffend aus, was wir in der Stunde der Anbetung tun wollen. Und wir waren dabei befriedigt, denn wir hatten das Gefühl, im Sinne dieses Wortes zu handeln; wir brachten ja Gott ein „Opfer des Lobes dar, das ist die Frucht der Lippen, die Seinen Namen bekennen“. Aber haben wir uns gefragt, ob Gott, der Empfänger des Lobes, auch befriedigt war?
Die Israeliten durften nach dem Gesetz Gott auch Opfer darbringen: Brandopfer, Friedensopfer usw., und sie taten es. Wieviele Tiere sind im Lauf der Jahrhunderte geschlachtet worden! Im Anfang geschah das Opfern wohl nach der Vorschrift, aber nach und nach opferten sie statt gesunder und fehlerloser Tiere kranke und schwächliche, die wenig Wert hatten (Mal 1,8). In den Augen des Volkes wie auch der Priester schien alles in Ordnung zu sein. Sie handelten ja nach dem Gesetz, wenn sie Lämmer, Böcke, Stiere usw. darbrachten. Aber Gott, dessen Augen Herz und Nieren prüfen, hatte gesehen, daß dieser ganze Kultus nur noch eine Formsache war. Das Volk und auch die Priester hatten vergessen, daß Jehova ein heiliger Gott ist.
Wir sehen ferner, daß die Israeliten nicht leer vor Jehova erscheinen durften (5 Mose 16,16). Wenn sie sich an den Ort begaben, wo Jehova Seinen Namen wohnen ließ, mußten sie etwas mitbringen, eine Opfergabe. Dieses Opfer mußte selbstverständlich den Anforderungen Gottes entsprechen (vgl. 3 Mose 1,3; 3,1), denn es sollte in jedem Fall ein Vorbild von Seinem Sohne sein. Auch die bekannte Stelle in 5 Mose 26,1-11 zeigt uns deutlich, daß der Israelit nicht leer vor Jehova erscheinen durfte. Er mußte einen Korb füllen mit den Erstlingsfrüchten des Landes und diesen an den Ort bringen, den Jehova erwählte, um Seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Diese Erstlingsfrüchte sind ebenfalls ein Vorbild von Christus. (Vgl. 3 Mose 23,10; 1 Korinther 15,20-23).
Mochte es sich nun um ein Tier oder um die Erstlinge der Frucht des Landes handeln, so war es Gottes Willen und Sein Verlangen, daß der Israelit Ihm etwas bringe, das diesem persönlich angehörte und wertvoll war. Und je kostbarer das Tier oder die Erstlinge für den Israeliten waren, desto mehr trug das Dargebrachte den Charakter eines Opfers für den Gebenden, aber auch um so wertvoller war das Opfer in den Augen Gottes.
„Wer Lob opfert, verherrlicht mich, und wer seinen Weg einrichtet, ihn werde ich das Heil Gottes sehen lassen“ (Ps 50,23). Das Opfer des Lobes steht in enger Verbindung mit dem Einrichten des Weges, d. h. mit dem Wandel im Alltag des Opfernden. Wie könnten wir Gott ein Opfer des Lobes darbringen, ein Opfer, das Ihm wohlgefällig ist, wenn wir nicht darauf bedacht sind, unseren Weg in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu gehen!
In all diesen alttestamentlichen Stellen handelt es sich um symbolische Vorbilder, an Hand derer Gott uns Dinge verständlich machen will, die wir sonst kaum erfassen würden.
Wir wollen uns nun fragen: Was opfern wir, und wie opfern wir? Wie wir soeben sahen, soll uns ein Opfer etwas kosten, sonst ist es kein Opfer. Nun, kosten uns die „Opfer des Lobes“, die wir besonders am Sonntagmorgen Gott darbringen, etwas? Es ist einleuchtend, daß das Singen von geistlichen Liedern, deren Worte manchmal so leicht über unsere Lippen gleiten, uns keine Mühe, keine Selbstverleugnung kosten; somit bedeutet dies an und für sich kein Opfer.
Was ist dann ein „Opfer des Lobes“?
Unser Lob in der Stunde der Anbetung trägt den Charakter unseres Wandels während der Woche. Haben wir es uns etwas kosten lassen, für den Herrn zu leben? Haben wir unsere Bequemlichkeit preisgegeben, um etwas für Ihn zu tun? Haben wir, um in Seiner Gemeinschaft bleiben zu können, uns innerlich und äußerlich vom Bösen abgesondert und uns selbst gerichtet? Wenn ja, dann sind wir fähig, Gott wahre „Opfer des Lobes“ darzubringen, die Ihm angenehm sind durch Jesus Christus.
Wenn wir aber die Woche hindurch uns selbst gelebt haben, wenn wir uns nicht bemüht haben, uns vom Bösen zu trennen und Selbstgericht zu üben – dann werden wir zwar mit dem Munde lobsingen, Worte des Dankes aussprechen, aber der Charakter des Opfers wird fehlen. Unsere Umgebung wird vielleicht nichts davon merken, vor Gott kann es aber nicht verborgen bleiben.
Verstehen wir recht! Wir opfern Gott nicht unsere guten Werke, nicht die Mühe, die wir uns gegeben haben, uns vom Bösen zu trennen. Dies wäre ja dem Tun Kains ähnlich, der von den Früchten opferte, die der Erdboden, den er bebaute, hervorbrachte. – Hosea 14,2 zeigt uns den rechten Weg: „Nehmet Worte mit euch und kehret um zu Jehova; sprechet zu ihm: Vergib alle Ungerechtigkeit und nimm an, was gut ist: daß wir die Frucht unserer Lippen als Schlachtopfer darbringen“ (d. h. als Farren erstatten. Elbf. Bibel). Wenn wir danach handeln, so wird bei der Anbetung ein wahres Opfer des Lobes zu Gott emporsteigen, Ihm angenehm durch Jesus Christus.
P. G.

Hilfe und Nahrung 1964

Sucht nicht euren eigenen Vorteil

… ein jeder nicht auf das Seinige sehend, sondern ein jeder auch auf das der anderen.
Elberfelder 1871 – Philipper 2,4

Und ein jeglicher nicht auf das Seine sehe, sondern auch auf das, was des anderen ist. Phil 2,21; Mt 20,26f; Röm 13,9; 1Kor 10,24.33; 13,5.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Philipper 2:4

jeder soll nicht die eigenen [Interessen] berücksichtigen, sondern jeder gerade (- „auch“; hier wohl als Betonung zu verstehen -) die der anderen.
Leonberger Bibel – byzantinischen Text von Robinson-Pierpont – Philipper 2,4

da wir den Vers 3 gerade in den letzten Tagen hatten – und dieser Vers ja eingentlich wenig Sinn ergibt, wenn man ihn aus dem Zusammenhang reißt – schau dir den „alten Beitrag“ ebenfalls an.

in » ein jeder siehe nicht auf das Seine « ist » sehe « hier Skopeo wie in 3 17 und auch Lukas 11,35. In Römer 16,17 wird es mit » achthaben « übersetzt. Es kommt sechsmal im NT vor und hat die Bedeutung » schauen auf « » achthaben « » das Augenmerk richten auf « . Es kann auch den Sinn haben von » die eigenen Interessen Wahren « .
 
1 Das Fehlen des Artikels vor » Geist « hat Ausleger zur Erklärung gebracht daß Paulus hier von » Gemeinschaft der Empfindungen « untereinander spricht. Der Zusammenhang deutet aber eher daraufhin daß der Heilige Geist gemeint ist. Das wird auch in 3, 3 angedeutet und sollte auch in Epheser 1, 17 so interpretiert Werden. In diesen Stellen ist es unmöglich den Heiligen Geist vom Geist des Menschen zu scheiden.
4 Die Elberfelder Bibel verwendet die Einzahl » ein jeder « . Es ist aber besser den Handschriften zu folgen die hier die Mehrzahl bieten (Dekastoi), wird doch im ganzen Brief die Mehrzahl betont. Man beachte die 22 mal die » ihr « vorkommt und den Ausdruck » alle « in 1,1.4.7.8.25; 2,17.26; 4,23.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Vielmehr sind sie Privilegien, die Ihnen von Gott gegeben wurden, und er möchte, dass Sie sie zu seiner Ehre und zum Nutzen anderer einsetzen, insbesondere indem Sie ihnen helfen, Christus kennenzulernen. Als Haushalter ist es auch angebracht, Ihre Bedürfnisse und persönlichen Verantwortlichkeiten zu berücksichtigen (Philipper 2,3-4). Wann immer also eine Frage über Ihre Rechte auftaucht, sollten Sie sich Fragen wie diese stellen:
"Wird die Ausübung meiner Rechte Gott ehren, indem ich die Kraft des Evangeliums in meinem Leben zeige?"
"Wird die Ausübung meiner Rechte Gottes Reich fördern - oder wird sie nur meine Interessen auf Kosten seines Reiches fördern?"
"Wird die Ausübung meiner Rechte anderen nützen?"
"Ist die Ausübung meiner Rechte wesentlich für mein eigenes Wohlbefinden?"

Ken Sande – Der Friedensstifter

So werden wir denn gegen niemand grob oder respektlos sein, auch nicht gegen die schwächste oder unansehnlichste Person unter uns. Wir wollen uns gegenseitig so verhalten, wie sich die Glieder des menschlichen Körpers zueinander verhalten. Kein Glied unseres Leibes missbraucht ein anderes oder behandelt es schändlich. „Im Gegenteil, die scheinbar schwächeren Glieder des Leibes sind notwendig und das, was wir am Leib für weniger ehrbar halten, umgeben wir mit grösserer Ehre; die unanständigen (unansehnlicheren, Kistemaker) Teile werden ja mit grösserem Anstande behütet, was die anständigen [ansehnlicheren] nicht brauchen. Gott aber hat den Leib so eingerichtet, dass er den Gliedern, die für geringer gelten, nur um so grössere Ehre zuerteilte, damit sich keine Spaltung im Leib ergebe, vielmehr die Glieder füreinander in Eintracht Sorge tragen.“ (1 Korinther 12:22-25, Storr) Indem wir einander so behandeln, bewirken wir, dass sich jeder unter uns wohl fühle. Irgend jemanden, der ein Makel für unsere Versammlung sein könnte oder der die Ursache wäre, sie in Verlegenheit und Schande zu bringen, werden wir gnädig in Schutz nehmen, damit Aussenstehende sich nicht stossen. Wir wollen vor allen ehrenhaft wandeln wie am hellen Tage und uns wegen nichts zu schämen haben. Wir wollen ehrenhaft wandeln vor Aussenstehenden. (Römer 13:13; 1 Thessalonicher 4:12) Diese göttliche Eigenschaft ist das, was uns willig macht, uns so zu benehmen, wie es sich ziemt.
Da Liebe nicht das Ihre sucht, ist sie „niemals selbstsüchtig“ (Moffatt). Paulus widerspricht sich nicht, wenn er in Philipper 2:4 sagt: „Keiner sei bloss auf sein Wohl bedacht, sondern auch auf das des andern“ (Rösch) und in 1 Korinther 10:24: „Niemand suche sein eigenes Wohl, sondern das des Nächsten.“ (Rösch) Wenn Liebe selbstlos ist, sucht sie nicht immer oder nur das eigene Wohl, sondern trachtet auch nach dem Wohl und der Auferbauung der andern. Sie wünscht, dass andere den Preis des Lebens gewinnen und sich jetzt der geistigen Segnungen erfreuen, wie auch der guten materiellen Dinge, die Gott heute denen verleiht, welche ihm dienen. So ist denn Liebe nicht lediglich auf den eigenen Vorteil bedacht, sondern ebenso auf den ihres Nächsten. Wenn jedermann dies auf sich selbst bezieht, ungeachtet, wo er sich befinde, wo er wirke oder in welch christlicher Gruppe er anwesend sei, wird er hierin Liebe bekunden. Er wird glücklich sein. Er wird das Leben auf bessere Weise geniessen, und die Liebe, die er andern bekundet, wird ihren Widerhall finden in andern Menschen, indem sie ihm gegenüber dieselbe Eigenschaft an den Tag legen.

Wachtturm März 1950

Ne – wer liebt, denkt nicht an sich, sondern an dem Wohl des anderen! Wenn Liebe „das eigene Wohl sucht“ ist das Egoismus, und spiegelt den Widersacher Gottes wider. Dieser Gedanke, schon 1950 führt die Leser in die Irre! Besser erklärt es der folgende Kommentar;

Paulus weiß darum, dass er den Menschen zum Glauben und im Glauben nur von unten her führen kann. Demut ist die Voraussetzung. Wie Jesus uns in Knechtsgestalt gedient hat, so erwartet er von seinen Jüngern, dass sie sich gegenseitig dienen. Hier steht der Apostel Paulus in einer Linie mit Jesus (Mt 23,11ff.; Mt 20,26-28). Das zweite Gegensatzpaar in Vers 4 setzt diesen Gedankengang fort:
»Nicht ein jeder auf das Seine schauend …« Ein Diener bzw. Sklave ist nicht mit der Pflege und der Sorge um Erhalt von eigenem Hab und Gut beschäftigt. Er setzt sich für einen anderen ein. Strenggenommen hat er gar keinen Besitz, sondern sein Besitz ist der Besitz seines Herrn. Alles, was er tut oder lässt, geschieht zum Vor- bzw. Nachteil seines Herrn. Auf die Gemeinde bezogen finden wir eine Parallele in Apostelgeschichte 4,32-37. War aber dort die gemeinsame Nutznießung auf die irdischen Güter bezogen, so ist hier die Bandbreite dessen, was gemeint ist, viel breiter. »Das Seine« kann alles bedeuten: die materiellen Güter, Freude, Glück, Ehre, Ansehen, kurzum jeden Vorteil, innerlich oder äußerlich. Gemeint ist das Wohlergehen Überhaupt, aber eben das des anderen. Die zweite Hälfte dieses Gegensatzes macht das deutlich.

»… sondern alle (auch) auf das der anderen.« Das ist nichts anderes als das Gebot der Nächstenliebe. Nächstenliebe aber bedeutet Dienst an meinem Nächsten. Gemeint ist nicht Zuneigung, sondern Hingabe. In Philippi gab es genau das gleiche Problem, das an dem Ort, an dem Paulus gefangengehalten war, die Beziehungen zwischen den Mitarbeitern belastete: »Sie suchen alle das ihre, nicht das, was Christi Jesu ist« (s. die Erläuterung zu Phil 2,21). Das ist wohl auch unser Problem heute. Aus diesem Grund ist der Kommentar zu diesem Punkt etwas ausführlicher. Die Einheit in Jesus werden wir nur dann erleben und erfahren, wenn wir diese Anweisungen ernstnehmen und ihnen folgen. Wir können noch so rechtgläubig sein: Wenn wir diese Anweisungen nicht befolgen, werden wir den Sinn des Christenlebens in dieser Welt und den Auftrag der Kirche in dieser Gesellschaft verpassen. Diese Aufforderung gilt jedem. Paulus hat das »jeder« der ersten Hälfte dieses Gegensatzpaares wiederholt, und zwar im Plural. Die Summe der einzelnen soll dies als ihren Auftrag sehen. Dass die anderen aber diese Anweisung nicht befolgen, bietet für mich keine Entschuldigung.
»… sondern alle (auch) auf das der anderen.« Das ist nichts anderes als das Gebot der Nächstenliebe. Nächstenliebe aber bedeutet Dienst an meinem Nächsten. Gemeint ist nicht Zuneigung, sondern Hingabe. In Philippi gab es genau das gleiche Problem, das an dem Ort, an dem Paulus gefangengehalten war, die Beziehungen zwischen den Mitarbeitern belastete: »Sie suchen alle das ihre, nicht das, was Christi Jesu ist« (s. die Erläuterung zu Phil 2,21). Das ist wohl auch unser Problem heute. Aus diesem Grund ist der Kommentar zu diesem Punkt etwas ausführlicher. Die Einheit in Jesus werden wir nur dann erleben und erfahren, wenn wir diese Anweisungen ernstnehmen und ihnen folgen. Wir können noch so rechtgläubig sein: Wenn wir diese Anweisungen nicht befolgen, werden wir den Sinn des Christenlebens in dieser Welt und den Auftrag der Kirche in dieser Gesellschaft verpassen. Diese Aufforderung gilt jedem. Paulus hat das »jeder« der ersten Hälfte dieses Gegensatzpaares wiederholt, und zwar im Plural. Die Summe der einzelnen soll dies als ihren Auftrag sehen. Dass die anderen aber diese Anweisung nicht befolgen, bietet für mich keine Entschuldigung.

Ich persönlich bin als Einzelner angesprochen. Vielleicht braucht meine Gemeinde mein Beispiel? Vielleicht werde ich auch ausgenutzt, wenn ich das Wohlergehen des Nächsten suche. Danach wird hier nicht gefragt. Irgendjemand muss den Anfang machen. Wie aber geschieht das? Das in Klammern befindliche »auch« wird manchmal als Quelle einer Antwort überstrapaziert. Es wird gesagt, ich müsse mich selbst lieben und nach meinem Eigenen schauen, dann könnte ich auch meinen Nächsten lieben und nach dem Seinen schauen. Selbst wenn dieses »auch« zum Urtext gehört – das ist umstritten -, kann es nicht für solch eine Argumentation herangezogen werden. Dafür ist die erste Hälfte dieses Gegensatzes zu eindeutig. Es mag etwas dran sein, wenn man sagt, dass ein Mensch nur dann lieben könne, wenn er sich selbst liebe. Aber die Fähigkeit zu lieben entspringt nicht der Selbstliebe, sondern vielmehr daraus, dass ich geliebt bin. Weil sich Jesus für mich hingegeben hat, kann ich mich auch anderen hingeben. Wenn ich mich aber hingebe, dann kann ich nicht nach dem Meinen schauen. Das wäre ein Widerspruch in sich. Mit diesem Thema beschäftigt sich der nächste Abschnitt. Jesus hielt nicht fest an dem, was ihm gehörte, auch nicht an dem, was ihm gebührte. Er ist das Vorbild, das hier zugrunde liegt.

Edition C

So ist es! Wir lieben unsere Mitmenschen, weil wir von Gott geliebt sind! Weil wir geliebt sind! und nicht weil wir uns selber lieben würden!!!!! Glaubst du den überhaupt, dass Jehovah uns liebt – also dich und mich?