Monat: Juli 2021

ganz aus?

Nanu, warum war den die Website heute nicht erreichbar?

Ganz einfach, ab und zu muß mal eine aktuelle Software auf den Server gespielt werden: also alle Daten sichern, dann aktuellste Software installieren, Daten wieder einspielen – und … weiter geht es!

„meckern sie ruhig, nett sein kann jeder“

Denn deine Güte ist besser als Leben; meine Lippen werden dich rühmen. Also werde ich dich preisen während meines Lebens, meine Hände aufheben in deinem Namen.
Elberfelder 1871 – Ps 63,4–5

denn besser ist deine Huld als das Leben:
meine Lippen dürfen dich loben.
So will ich in meinem Leben dich segnen,
mit deinem Namen heben meine Hände.
Buber & Rosenzweig – Ps 63,4–5

Denn besser als Leben ist Deine Barmherzigkeit. Meine Lippen sollen Dich preisen.
So will ich segnen Dich in meinem Leben, will in Deinem Namen meine Hände (flachen Hände) erheben. Ps 119,48.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 63,4–5

Von dir geliebt zu sein, ist mir mehr wert als das Leben, deshalb sag ich dir, weder irgendwo im Himmel oder auf Erden gibt es jemand, der größer und heftiger ist als du. Das rappe ich dir jetzt, wer macht ’ne Beatbox dazu?
Ich bin dir ewig dankbar, und wenn ich mit dir rede und mich dir mit meinen absolut leeren Händen hingebe,
VolxBibel – Psalm 63:4–5

Wie unterschiedlich man auf eine Situation reagieren kann!
Der eine kann sich über die Fliege an der Wand aufregen – dem anderen ist doch die Fliege egal!
Der eine sieht, welche Schwierigkeiten er in seinem Leben schon aufgebürdet bekam und meckert deshalb über die Kirche, Gott und was es noch so alles gibt – der andere schaut dankbar auf Gott, der ihn auf all seinen Schwierigkeiten bewahrt hat!
Der eine heult, dass er lieber in der Hölle sein will, als mit „diesen Menschen“ ewig im Himmel – der andere freut sich auf eine Ewigkeit mit Jesus!
Der eine versucht glücklich zu sein, und sich bei den sozialen Medien gut darzustellen, der andere ist mit dem zufrieden, was Jehovah ihm gibt, und nutzt die sozialen Medien um den Schöpfer zu preisen!
Der eine liest in der Bibel, und findet bei jeder biblischen Gestalt hunderte von Fehlern – der andere liest die Bibel und freut sich, wie gnädig und liebevoll unser Gott ist.
Gibt es nicht? Dann schau dir den Psalm, aus dem die Verse oben sind, an: David geht es gar nicht gut – er ist auf der Flucht, und er hätte Grund über alles mögliche zu meckern! Aber er schaut nur zu seinem Gott – und findet bei diesem nicht nur Trost sondern auch Hilfe!

Denn deine Güte ist besser wie Leben. Dieser Satz ist enge mit dem vorigen zu verbinden: David gibt den Grund an, weshalb er so eifrig an seinen Gott sich hängt. Als „Leben“ werden alle Mittel bezeichnet, durch welche die Menschen ihren Lebensstand schützen und erhalten können. So lange wir damit wohl versehen zu sein meinen, kommt es uns kaum in den Sinn, bei Gottes Erbarmen Zuflucht zu suchen. Unser eigenes Sein blendet unsere Augen derartig, dass wir gar nicht mehr sehen, wie allein Gottes Gnade uns aufrecht hält. Während die Menschen also gemeinhin in ihrem Vertrauen auf irdische Hilfsmittel Gottes vergessen, erklärt David hier, dass es besser sei, mitten im Sterben sich auf Gottes Barmherzigkeit zu stützen, als voll Selbstvertrauen im Schein des Lebens zu wandeln. Der Sinn ist also nicht einfach der, dass das Leben ein kostbares, Gottes Barmherzigkeit und Güte aber ein noch kostbareres Gut sei. Vielmehr müssen wir den Gegensatz zwischen einem unversehrten Lebensstande, mit dem Menschen sich begnügen, und zwischen Gottes Barmherzigkeit im Augen behalten, welche bereits geltende und fast in den Abgrund fallende Menschen greift und hält, und welche allein ausreicht, allen Mangel auszufüllen. Mögen andere im Überfluss des Reichtums und aller Hilfsmittel sitzen, mag ihr Leben auf alle Weise gesichert und geschützt sein, so ist dies alles nichts: denn es ist besser, allein von Gottes Barmherzigkeit abzuhängen, als in seinem eigenen Wesen sich auf scheinbar feste Stützen zu gründen. Mögen also die Gläubigen Mangel leiden, unter ungerechtem Druck stehen, in Krankheit dahinsiechen, Hunger und Durst leiden, durch viele Sorgen und Schmerzen gequält werden, so kann dies alles ihnen ihr Glück nicht rauben. Denn wenn sie Gottes Gnade haben, geht es ihnen gänzlich wohl. Auf der andern Seite müssen die Ungläubigen unglücklich sein, auch wenn die ganze Welt ihnen zulacht: denn wo man Gott zum Feinde hat, waltet der Fluch. Aus alledem schließt David: Meine Lippen sollen dich preisen. Die Erkenntnis der göttlichen Güte öffnet uns den Mund. Der gleiche Gedanke wird dann (V. 5) noch deutlicher ausgedrückt: So will ich dich loben mein Leben lang. Im Einzelnen ist das Verständnis dieser Worte allerdings zweifelhaft. Das „so“ kann auf die erbetene Erlösung deuten. In diesem Falle würde David erklären, dass er guten Grund habe, den Segen Gottes zu preisen, weil er selbst erfahren habe, wie viel besser es sei, von Gott aus dem Tode gerissen zu werden, als bei sich selbst das Leben zu haben. Es kann aber auch ein erneuter Hinweis auf den unglücklichen und gedrückten Zustand Davids vorliegen, über den er soeben sagte, dass selbst die Wüste ihn nicht hindere, auf Gott zu schauen. Auch die Übersetzung: „mein Leben lang“ ist nicht die einzig mögliche. Man könnte auch übersetzen: Ich will dich loben über mein Leben, d. h. für die mir geschenkte Rettung. Dieses Verständnis würde eine überaus fruchtbare Lehre enthalten: weil ich durch deine Wohltat gerettet und unversehrt bin, so will ich von nun an dich umso eifriger preisen. So heißt es auch anderwärts (Ps. 118, 17): „Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.“ Oder (Ps. 115, 17 f.): „Die Toten werden dich, Herr, nicht loben, noch die hinunterfahren in die Stille. Sondern wir, die wir leben, loben den Herrn.“ Dass David die Hände aufheben will, deutet auf Gelübde und Gebete. Er will etwa sagen, dass er nicht bloß danken, sondern auch neue Freudigkeit zum Bitten gewinnen und sich fortan in der Anrufung Gottes desto eifriger beweisen werde. Und in der Tat: wenn Gott freundlich mit uns handelt, treibt er uns nicht bloß zum Danken an, sondern stärkt auch unsre Hoffnung für alle Zukunft, sodass wir nicht zweifeln dürfen, seine Gnade werde ganz und völlig ausfüllen, was sie in uns begonnen hat.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Obwohl David nun keinen Zugang mehr zum Heiligtum hatte, fand er über dem Lobpreis Gottes Zufriedenheit, denn der Lobpreis brachte Freude und Trost in sein Herz. Er lobte Gott für seine treue Güte, die besser ist als Leben . Das war der Lobpreis eines Menschen, der in der trockenen Wüste (V. 2 ) mehr an Gott als an das lebensspendende Wasser dachte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Und wohin werde ich schauen?

„Frieden“

Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich Euch. Euer Herz lasse sich nicht in Aufregung versetzen (werde nicht bestürzt, unruhig, verwirrt) und fürchte sich nicht!
offene Bibel – Joh 14,27

Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch. Euer Herz werde nicht bestürzt, sei auch nicht furchtsam.
Elberfelder 1871 – Johannes 14,27

Frieden hinterlasse ich euch -eine Anspielung auf den morgenländischen Abschiedsgruß, worin Friede gewünscht wurde- , meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe euch keinen Frieden, wie die Welt ihn gibt. Euer Herz sei ohne Bangen und ohne Furcht! (1 Sam 1,17; 20,42; Mk 5,34).
Ludwig Albrecht – Johannes 14:27

Ich lass euch auf keinen Fall alleine, ihr bekommt als Geschenk ein Friedensangebot. Dieser Frieden, den ich euch gebe, hat nichts mit dem Frieden zu tun, den ihr in der dieser Welt ohne Gott findet. Darum braucht ihr echt keine Angst mehr zu haben und auch keine Sorgen.
VolxBibel – Joh 14:27

Der Herr wiederholte die gleiche Aufforderung wie in V.1: „Euer Herz werde nicht
bestürzt.“ Die Unterredung im Obersaal näherte sich ihrem Ende und der Herr spendete Seinen Jüngern noch einmal Trost und Stärkung für die Zeit, da sie allein sein würden. In den V.1-3 lag der Trost in der gewissen Hoffnung einer herrlichen Zukunft – Er würde wiederkommen.
Aber in V.27 bestand der Trost im Frieden, der sie während Seiner Abwesenheit erfüllen sollte. Einander Frieden zuzusprechen, entsprach der gewöhnlichen Grußformel unter den Juden, so wie wir jemanden „guten Morgen“ wünschen, ob nun der Morgen gut ist oder nicht. Kurz davor hatte der Herr von Kriegen in der Welt gesprochen (Mt 24,6), aber das sollte sie nicht ängstlich machen. Die meisten Menschen wünschen Frieden, aber die Nationen stürzen sich in Kriege, um Vorteile für sich herauszuholen. Die Menschen sagen „Frieden und Sicherheit“, aber plötzliches Verderben wird über sie kommen (1Thes5,3), denn es kann für die Gottlosen keinen Frieden geben. Der Friede des Herrn ist aber ein anderer; er ist nicht wie der Friede, den die Welt gibt. Er ist vielmehr himmlisch und darum nicht von äußeren Umständen abhängig.
Sein Friede übersteigt allen Verstand und kann das Herz bewahren (Phil 4,7); es ist Gott, der den Gläubigen mit Freude und Frieden erfüllt (Röm 15,13). Kennt man diesen Frieden, braucht man sich über die Dinge in der Welt keine Sorgen zu machen, hat Er doch die Welt überwunden.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Mit seinem Wort und durch sein Wort lässt Jesus den Jüngern Frieden zurück, nicht Streit, nicht Entzweiung, sei es mit Gott oder mit den Menschen, nicht die Unsicherheit schwankenden Bangens und angstvoller Furcht. Fest geknüpft ist ihr Band mit Gott, Glaube ist geweckt und das Werk des Teufels, Hass und Streit, in ihren Herzen getilgt; sie sind gegen diese Qual und Not verwahrt. Seinen eigenen Frieden gibt ihnen Jesus. Er hat nichts gegen die Jünger im Herzen, sondern nimmt von ihnen Abschied, indem er sie mit vollem Vergeben und ewiger Treue zu sich zieht. Dadurch, dass er mit ihnen Frieden hält, wird derselbe Friede, den er selbst in sich trägt, auch ihr Besitz. Weil er mit ihnen verbunden ist, gehört ihnen die Gnade Gottes. Weil er sie neben sich vor den Vater stellt, ist er ihr Beschirmer gegen Zorn, Strafe und Gericht; er ist selbst der Grund, auf dem die Liebe des Vaters zu ihnen steht und ihre ewige Kraft gewinnt. So ist es auch seine Liebe, die er ihnen für ihre Gemeinschaft untereinander gibt, mit der sie alle Bitterkeit und Entzweiung in sich überwinden und mitten in dem Unrecht und Unfrieden um sie her im Frieden bleiben. Jesu Geben dürfen die Jünger trauen. Fortwährend war der Friedensgruß auf den Lippen aller; wenn sie einander Willkomm und Gastfreundschaft gewährten, sagten sie: „Wir geben einander Frieden.“ Allein auch dann, wenn dieser Gruß nicht leere Redensart war, sondern echte Liebe in ihm lebte, blieb er doch eine arme Gabe. Gibt Jesus Frieden, so verleiht er damit ein volles Eigentum, ein bleibendes, sicheres Gut, lauter Güte, ohne Falschheit, ohne Stachel, Kränkung und Erniedrigung.

So dürfen die Jünger fest und getrost unter sein Kreuz treten, nicht mit einem verwirrten und zagenden Herzen. Ja, er spricht das wundersame Wort aus, dass sie sich an seinem Weggehen freuen sollten und sich auch daran freuen würden, wenn sie ihn liebten.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Ganz ähnlich wie der Abschnitt V. 1-14 beginnt auch dieser Abschnitt mit einem Trostwort. Die barmherzige, helfende Liebe Jesu begegnet uns seit Joh 13,1 auf Schritt und Tritt.

V. 27 stimmt mit V. 1 teilweise wörtlich überein (»Euer Herz erschrecke nicht«). Und dennoch führt V. 27 inhaltlich über V. 1 hinaus. Das liegt vor allem an der Verheißung des Friedens. Jedem nachdenklichen Leser fällt sofort die Formulierung auf: »Frieden lasse ich euch zurück.« Für »zurücklassen« steht tatsächlich dasselbe griechische Wort wie in V. 18. Während also Jesus geht (V. 28), bleibt »Frieden zurück«. Diesen Frieden bestimmt er souverän (»lasse ich zurück«). Was ist das für ein »Frieden«? Sicher eine trostvolle Geborgenheit gegenüber allen Gefahren (vgl. den Schluss des Verses). Das dürfte aber nicht alles sein. Denn im AT hängt Frieden durchweg von der Gnade Gottes ab. Frieden ist ein Gottesgeschenk (vgl. 1Kön 5,4ff.; Jes 60,17; Hag 2,9). So müssen wir weiterfragen, ob hier nicht ein umfassender Gottesfrieden gemeint ist, d. h. das Versöhntsein mit Gott. Und gerade das ist ja am Kreuz bewirkt worden! Dies hat Jesus tatsächlich beim Weggang von dieser Erde »zurückgelassen«, wie das ganze NT aussagt (vgl. Röm 5,1; Phil 4,7; Kol 3,15; 2 Thess 3,16 mit Joh 14,27; 16,33). Sofort erhalten wir eine Bestätigung durch die folgenden Worte: »meinen Frieden gebe ich euch.« Das »Meinen« ist im Urtext betont. Es soll den Frieden Jesu von jedem anderen unterscheiden. Vermutlich hat Jesus hier die Endzeitverheißung aus Hag 2,9 aufgenommen, wo Gott sagt: »Ich will Frieden geben an dieser Stätte.« Wiederum kommt nur ein umfassender Friede in Frage – ein Friede der Gnade und des Versöhntseins mit Gott, der sich nicht auf äußerliche Friedenszustände begrenzen lässt. Damit erfüllen sich auch die Endzeitverheißungen von Jes 52,7; Hes 37,26 usw. Offenbar liegt Jesus alles daran, »seinen« Frieden von allem anderen abzugrenzen, was sonst noch Frieden genannt wird. Deshalb fügt er hinzu: »Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch, « »Welt« und »ich« sind hier betont.

Beachten wir noch zweierlei. Einmal ist Jesus der Gebende. Es liegt völlig in seiner Macht, was hier geschieht. Das führt uns erneut zum Kreuz, wo er den Frieden der Versöhnung schuf (Eph 2,15ff.). Sodann ist klar, dass die Jünger auf das verzichten müssen, was »die Welt gibt«. Unter Umständen kann das sogar heißen, dass sie äußeren bzw. politischen Frieden entbehren. Verfolgung und äußerer Unfriede wird sie dort anfechten, wo alle anderen Ruhe und Frieden haben (vgl. 2 Thess 2; Offb 13).

Überblicken wir diese Friedens -Verheißung Jesu, dann springt der Unterschied zur gegenwärtigen Friedensdiskussion ins Auge. Nicht den Frieden zwischen Staaten und Rassen, nicht die Abschaffung von Krieg und Waffen stellt Jesus in Aussicht. Sondern einen Frieden, der einzig und allein seine Jünger betrifft, und einen Frieden, der den Tod in der Arena, Terror und feindseliges Waffengeklirr einschließen kann. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Ist einerseits klar, dass Jesus nicht den politischen Frieden meint, so ist andererseits ebenso deutlich, dass Jesus weit mehr bringt: nämlich den Frieden mit Gott durch sein sühnendes Sterben am Kreuz. Wer aber Frieden mit Gott hat, der hat auch teil am kommenden Gottesreich. Dieses Reich wird den ewigen Frieden in allen Dimensionen herstellen (vgl. Jes 11,6ff.; 1 Kor 15,25ff.; Offb 21,25ff.).

Als unmittelbare Folgerung für die niederschmetternde Passion und zugleich als Folgerung für alle Zeiten ergibt sich: »Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!« Jesus weiß, dass seine Jünger Angst haben (Joh 14,1; 16,33). Aber gerade deshalb holt er sie aus dieser Angst immer wieder heraus. Der Ruf »Euer Herz erschrecke nicht usw.« ist a) eine Aufforderung, und b) eine Zusicherung, dass es nicht bei Schrecken und Furcht bleiben muss. In der Kraft des Heiligen Geistes können die Jünger mitten in der Angst Vertrauen fassen und Trost und Frieden finden (vgl. Joh 16,33). In dem griechischen Wort, das wir mit »fürchten« übersetzt haben, steckt auch die Bedeutung: »feige sein«. Dieses Feigesein liegt zwar in unserer Natur. Aber es darf uns keineswegs von der Jüngerschaft und von der Arbeit für den Herrn abhalten (vgl. die Ermahnung in 2 Tim 1,7 !). Sonst würde am Ende das ernste Wort aus Offb 21,8 gelten, wonach die »Feigen« (Luthertext: »feige Verleugner«) vom Gottesreich ausgeschlossen bleiben.

Gerhard Maier – Edition C

Die erste „Abschiedsrede“ endet mit einem ausdrücklichen Abschied. Das letzte Mahl Jesu mit den Seinen ist abgeschlossen. „Steht auf; wir wollen von hier weggehen.“ Es war beim Abschiednehmen in Israel Sitte, sich mit dem Friedenswunsch zu grüßen. Schon 2 Mo 4,18 bei dem Abschied Moses von seinem Schwiegervater Jethro finden wir dieses „Gehe hin mit Frieden“. Jesus aber hat für die Seinen nicht nur einen ohnmächtig bleibenden „Wunsch“; er vermag ihnen den Frieden als Realität zu geben. „Frieden lasse ich euch zurück; meinen Frieden gebe ich euch.“
Aber ist es wirklich so? Bleibt es nicht doch bei einem frommen Wunsch, wenn Jesus selbst hinzufügen muss: „Nicht erschüttert werde euer Herz und auch nicht verzagt.“ Es kommt darauf an, was wir |116| unter „Frieden“ verstehen. Auch die „Welt“ kennt einen „Frieden“ und sucht ihn zu erreichen. Es ist der Zustand äußerer Ruhe und Ungestörtheit, ein Leben ohne Bedrohung und Angst. Ganz gewiss ist auch solcher „Friede“ ein großes Gut. Die „Welt“ aber steht seit dem Losriss von Gott wesenhaft in der Friedlosigkeit und ist darum fort und fort voller Streit und Unruhe. Sie sehnt sich nach „Frieden“ und kann ihn doch weder finden noch geben. Jesus aber betont: „Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.“ Er meint einen „Frieden“ ganz anderer Art. Er weiß, auf ihn selbst und auf seine Jüngerschar wartet alles andere als eine friedliche Zeit. „Frieden“, wie ihn die Welt wünscht und zu geben versucht, kann er seinen Jüngern nicht zusagen. Darum spricht er ausdrücklich von „seinem Frieden“. Und das ist, wie die ganze Passionsgeschichte zeigt, ein völliger Friede mitten in der schlimmsten Bedrängnis von allen Seiten und in der äußersten Dunkelheit der Leiden. Aus dem Munde Jesu kommt während des ganzen Geschehens von der Verhaftung an bis zum letzten Ruf vom Kreuz kein einziges friedloses, bitteres oder verzweifeltes Wort. Auch im Schrei der Gottverlassenheit heißt es dennoch ohne Bitterkeit „Mein Gott, mein Gott“. Judas empfängt die Anrede: „Mein Freund.“ Weder Kajaphas noch Pilatus trifft von Jesus her Drohung oder Empörung. Und Soldaten und Spötter unter dem Kreuz hören nur die Bitte um Vergebung für sie. Jesus hat gerade in dieser Abschiedsstunde das Recht zu sagen: „Mein Friede.“ Es ist Friede mit Gott und den Menschen. Aber diesen Frieden hat nicht nur er selbst als etwas, das nur ihn auszeichnen soll. Er lässt ihn den Seinen zurück als sein Erbe. Und die Geschichte der Gemeinde bis heute zeigt, dass diese Hinterlassenschaft Jesu volle Wirklichkeit ist. Hier wird der ganze Unterschied zwischen dem, was die Welt, und dem, was Jesus gibt, anschaulich. Freilich, es musste erst noch Ostern und Pfingsten kommen, um dieses Friedenserbe Jesu den Jüngern wirklich zu geben.

Wuppertaler Studienbibel

„Ihr seid dann für Gott wieder total sauber.“

denn an diesem Tage wird man Sühnung für euch tun, um euch zu reinigen: von allen euren Sünden werdet ihr rein sein vor Jehova.
Elberfelder 1871 – Leviticus 16,30

Denn an diesem Tage wird man euch versöhnen, euch zu reinigen; von all euren Sünden sollt ihr vor Jehova rein werden.
de Wette Bibel – 3.Mose 16,30

An dem Tag wird für den Mist, den ihr gebaut habt, bezahlt. Der ganze Dreck, der dadurch auf eurem Leben liegt, wird abgewaschen. Ihr seid dann für Gott wieder total sauber.
VolxBibel – Lev 16,30

Der große Versöhnungstag sollte jährlich am zehnten Tag des siebten Monats (Tischri = Oktober/November) wiederholt werden. Offensichtlich gehörte zur Wirksamkeit der Zeremonien auch die echte innerliche Umkehr, die im Fasten (wörtlich »sich verneinen« oder verzichten, was normalerweise das Fasten einschloß, Jes 58,3.5; 3Mo 23,27.32; 4Mo 29,7 ) und im Verzicht auf jede Arbeit zum Ausdruck kam: denn es soll euch ein hochheiliger Sabbat sein und ihr sollt fasten ( 3Mo 16,31 ). Die Bedeutung des großen Versöhnungstages wird in Vers 33-34 zusammengefaßt und seine jährliche Wiederholung in Vers 34 bestätigt. Das Gesetz über den großen Versöhnungstag schließt mit dem geschichtlichen Hinweis, daß der erste große Versöhnungstag so gefeiert wurde, wie der HERR Mose geboten hatte (V. 34 b).
Der Hebräerbrief weist auf die Erfüllung der Bedeutung des großen Versöhnungstages in dem Opfer Christi für die Sünde des Volkes hin, das jedoch nicht jährlich wiederholt werden mußte, sondern ein für allemal geschah ( Hebräer 9,11-12.24-26; 3Mo 10,10 ). Christus selbst ging als Hohepriester in das Heiligste, wodurch der Zugang zu Gott frei wurde, was im Zerreißen des Vorhangs vor dem Allerheiligsten sichtbar wurde. Christus wurde jedoch zugleich zum Sühneort, also zu jenem Ort der Gegenwart Gottes auf der Bundeslade, an den der Hohepriester das Opferblut sprengte.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Denken an die Versöhnung bewirkt Ermunterung. Es waren doch unsere Sünden, die das Werk des Herrn Jesus erforderlich machten. Wir hatten Gott durch unsere Sünden verunehrt.
An diesem Tag konnte nicht gearbeitet werden. Das Werk des Herrn Jesus schließt jede menschliche Aktivität aus. Für jeden, für den das Werk vollbracht worden ist, ist das Resultat: Ruhe.

Ger de Koning

Und das soll euch ein ewiges Recht sein: Im siebenten Monat, am zehnten Tage des Monats, sollt ihr eure Seelen betrüben und keine Arbeit tun, weder die Einheimischen noch die Fremdlinge, die bei euch wohnen; denn an diesem Tage soll euch versöhnt werden, daß ihr gereinigt werdet von allen euren Sünden, daß ihr rein werdet vor dem HERRN. Es ist ein Sabbat der feierlichen Ruhe für euch, und ihr sollt eure Seelen betrüben; es ist ein Gesetz für immer. Und der Priester, der gesalbt und geweiht ist, Priester zu sein an seines Vaters Statt, soll die Versöhnung tun und die leinenen Kleider anziehen, die heiligen Kleider, und soll das heilige Heiligtum versöhnen und das Zelt der Zusammenkunft und den Altar versöhnen und die Priester und alles Volk der Gemeinde versöhnen. Und das soll euch ein ewiges Gesetz sein, daß ihr die Kinder Israel versöhnen sollt für alle ihre Sünden einmal im Jahr. Und er tat, wie der HERR dem Mose geboten hatte.

In Vers 29 verfügte Gott, dass alles, was in diesem Kapitel gesagt wurde, eine Satzung oder ein Gesetz sein sollte. In Vers 30 diente Jom Kippur oder der Versöhnungstag dazu, die zeremonielle Unreinheit zu beseitigen, damit Israel von all seinen Sünden gereinigt werden konnte. In Vers 31 sollte es ein Sabbat der feierlichen Ruhe sein, an dem sie ihre Seelen betrüben sollten.

In den Versen 32-33 war die Verantwortung des Hohenpriesters bei dieser Gelegenheit eine zweifache. Erstens soll er seine priesterlichen Gewänder anziehen. Zweitens soll er für fünf Dinge Sühne leisten: für das Heiligtum, die Stiftshütte, den Altar, die Priester und Israel. Für die Priester und Israel gab es eine Substitution: ein Leben für ein Leben.

In Vers 34 endet Kapitel 16 mit dem Grundsatz, dass der Versöhnungstag dazu diente, einmal im Jahr, jedes Jahr, für das Volk Israel zu sühnen.

Arnold Fruchtenbaum – Jom Kippur (Der Tag der Versöhnung)

Und wie sieht es bei mir aus? Vertraue ich dem einmaligen Opfer Jesu Christi? Oder veruche ich immer noch durch besondere Taten die Gunst Jehovahs zu gewinnen? Konnten den Israeliten durch Taten ihre Sünden abwaschen? Oder war dazu dieses eine Opfer am Versöhnungstag nötig?

Blick von mir auf andere

Ist nicht dieses ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß man löse die Schlingen der Bosheit, daß man losmache die Knoten des Joches und gewalttätig Behandelte als Freie entlasse, und daß ihr jedes Joch zersprenget?
Elberfelder 1871 – Jes 58,6

Fasten, wie ich es liebe, sieht doch vielmehr so aus: Lasst die zu Unrecht Gefangenen frei und gebt die los, die ihr unterjocht habt. Lasst die Unterdrückten frei. Zerbrecht jedes Joch.
Neues Leben – Jesaja 58,6

Ich sag euch mal, auf was für eine Art von Beten ich stehe: zum Beispiel Leuten aus ihren Süchten und Abhängigkeiten rauszuhelfen, in denen sie festsitzen, weil sie ohne mich leben. Die Eisenketten, mit denen sie gefangen gehalten werden, einfach mal durchzusägen, oder die Handschellen aufzuschließen, mit denen sie gefesselt wurden, um sie zu befreien.
VolxBibel – Jes 58,6

Aus welchem Grunde beobachteten die Israeliten religiöse Fastenzeiten? Einige folgern, daß Christen fasten sollten, und führen Matthäus 9:15; 17:21 und Apostelgeschichte 13:2, 3 als Beweis dafür an. Ist dies richtig? — S. A., Argentinien.
Das Mosaische Gesetz gebraucht den Ausdruck „Fasten“ nicht, gebietet aber in Verbindung mit dem Versöhnungstage: „Ihr sollt eure Seelen kasteien.“ (3 Mose 16:29-31; 23:27; 4 Mose 29:7) Es wird allgemein verstanden, daß dies ein Fasten bedeute, und die Ansicht wird von Esra 8:21, Jesaja 58:3, 5 und von Psalm 35:13 gestützt. Obwohl der Versöhnungstag der einzige Anlaß war, der von Gott ausdrücklich als Fastentag festgesetzt war, ordnete er doch bei anderen Sonderanlässen Fasten an. Die Juden setzten viele Fastenanlässe fest und hatten zu einer Zeit vier jährliche Fasten, um an die unglücklichen Ereignisse des verhängnisvollen Jahres 607 v. Chr. zu erinnern. Als Jesus auf Erden weilte, war es üblich, daß die Pharisäer zweimal in der Woche fasteten, nämlich am zweiten und fünften Tage der Woche. (Sacharja 8:19; Lukas 18:12) Das Fasten sollte dazu dienen, gottgemäße Trauer und Reue über vergangene Sünden an den Tag zu legen. (1 Samuel 7:6; Joel 1:14; 2:12-15; Jona 3:5) Es war auch am Platze angesichts großer Gefahr oder wenn göttliche Leitung dringend nötig war oder während andauernder Prüfungen und um Versuchungen zu begegnen, — 2. Chron. 20:3; Esra 8:21; Esther 4:3, 16; Matthäus 4:1, 2.
Das richtige religiöse Fasten ist kein asketisches Kasteien des Körpers durch Hunger, als ob körperlicher Schmerz oder Unbehagen an sich verdienstlich wäre. ln Wirklichkeit ist es die natürliche Folge einer starken Gemütsbewegung. Wenn dringende Probleme den Sinn beschäftigen oder wenn das Herz erschüttert ist durch tiefgehende Gefühle, so verlangt der Leib keine Nahrung und weigert sich, richtig zu verdauen, wenn solche eingenommen wird. Ist die Gemütsbewegung groß genug, so überbietet sie die natürlichen Ansprüche des Körpers.
Auf dieser natürlichen Grundlage beruht das Fasten als religiöser Vorgang. Es verrät Jehova das intensive Gefühl des Fastenden. Es zeigt, daß der Sinn des Betreffenden oder seine Gefühlswelt durch ein Gefühl der Sünde oder durch Kummer derart belastet ist, daß der Körper die Nahrung zurückweist. Die Fähigkeiten des Geistes und Gemüts einer Person mögen so durch frühere Vergehungen gedemütigt, so von dem Verlangen nach Vergebung eingenommen, und so um neue Entschlüsse besorgt sein (damit eine Wiederholung von Sünden vermieden werden könne), daß kein Raum mehr bleibt, um an Dinge wie Speise zu denken. Zu Zeiten, wo ein Kummer wirklich groß und eine Reue tiefempfunden ist, wäre die Einnahme von Nahrung nicht nur unwillkommen, sondern auch ungesund. Oder es mag jemand vor einem ernsten Problem stehen, das Überlegung, besonnenes Denken und konzentriertes Studium erheischt, damit man Jehovas Willen und Leitung in der Sache feststellen kann. Die Ehre des Namens Jehovas mag von einer Entscheidung oder von gemachten Erklärungen abhängen. ln einem so in Anspruch genommenen Geisteszustand wird man kaum an den Magen denken.
Was aber ist von jemandem zu sagen, der vergangene Sünden laut bejammert und von seinem Wunsche nach Vergebung, seinen Entschlüssen zur Besserung oder seiner tiefen Sorge, zu einer kritischen Zeit die rechte Entscheidung zu treffen, spricht und doch die ganze Zeit emsig dabei ist, sich mit Speise vollzustopfen? Er kann nicht tieferregt oder in echter Sorge sein, trotz seinen mündlichen Beteuerungen. Sein guter Appetit widerspricht seiner anscheinend tiefen Sorge. Daher können Fasten an sich eine äußere Schaustellung, eine bloße Pose sein.
Zum Beispiel hatten die Juden einmal schwer gesündigt, und doch bereuten sie nicht aufrichtig. Sie gaben vor, Jehova anzubeten, zollten ihm Lippendienst und vollführten religiöse Riten um der Schaustellung willen. Das Fasten war ein solcher Ritus, und sie dachten, dadurch von Gott beachtet zu werden und seine Gunst zu erlangen. „Warum haben wir gefastet [sagten sie], und du hast es nicht gesehen, unsere Seelen kasteit, und du hast es nicht gemerkt?“ Jehova gab ihnen den Grund an, als er sagte, daß sie selbst während des Fastens ihren eigenen Vergnügungen und Geschäften nachgegangen seien, sich an Streitereien, Bedrückung und Gewalttaten beteiligt und nicht durch aufrichtiges Fasten gottgemäße Trauer und Reue bekundet hätten. Das Fasten war nicht von der Art, daß ihre Stimme dadurch im Himmel gehört wurde, obwohl ihre zur Schau gestellten Klagen tatsächlich laut genug waren. Jehova rügte die heuchlerische Haltung, die sie annahmen: „Ist dergleichen ein Fasten, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an welchem der Mensch seine Seele kasteit? Seinen Kopf zu beugen wie ein Schilf, und Sacktuch und Asche unter sich zu betten, nennst du das ein Fasten und einen dem Jehova wohlgefälligen Tag?“ — Jesaja 58:1-5.
Das Fasten verriet Trauer und Reue, aber ihre Taten widersprachen dem, was sie vorgaben, der Miene, die sie aufsetzten. Damit ein Fasten annehmbar sei, müssen von dem Fastenden vergangene Sünden berichtigt werden: „Ist nicht dieses ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: daß man löse die Schlingen der Bosheit, daß man losmache die Knoten des Joches und gewalttätig Behandelte als Freie entlasse, und daß ihr jedes Joch zersprenget? Besteht es nicht darin, dein Brot dem Hungrigen zu brechen, und daß du verfolgte Elende [unglückliche Obdachlose, Me] ins Haus führst? wenn du einen Nackten siehst, daß du ihn bedeckst und deinem Fleische dich nicht entziehst?“ (Jesaja 58:6, 7) Jene Juden hatten die geistige Disziplin verloren, die in richtigem Fasten inbegriffen ist, und hatten den Geist echter Reue, der durch Fasten zum Ausdruck kommen sollte, aufgegeben. Sie betrachteten den bloßen Akt des Fastens als ein Mittel, Gunst von Gott zu erlangen, als eine Grundlage, auf der man diese Gunst beanspruchen könnte, als Kaufpreis für Gottes Gunst, in gleicher Weise, wie einige heutzutage das Beten mit dem Rosenkranz betrachten, indem sie durch eine besondere Zahl ritueller Gebete die Qualen um soundso viele Tage abzukürzen hoffen, die man in einem Fegefeuer nach ihrer Vorstellung zu erwarten hätte. Jene Juden dachten, die Unannehmlichkeit an sich, die mit dem Kasteien der Seele verbunden war, sei ein Verdienst, gleichwie dies Asketen annehmen, und so dachten sie, Gott sei verpflichtet, die Schuld, die ihm auf diese Weise ihnen gegenüber erwachse, zurückzuzahlen. Wenn diese Vergeltung nicht eintrat, so erkundigten sie sich bei Gott über die Zahlung, von der sie dachten, er sei sie ihnen schuldig: „Warum haben wir . . . unsere Seelen kasteit, und du hast es nicht gemerkt?“
Die vier jährlichen Fasten, wodurch die Katastrophe des Jahres 607 v. Chr. bejammert wurde, waren gleicherweise unaufrichtige, selbstauferlegte Fasten. Bei diesen Anlässen weinten und fasteten die Juden als Leidende, bedauerten sich selbst und empfingen eine gewisse Befriedigung aus diesem Selbstbedauern, aber es war ihnen nicht wirklich leid, noch demütigten sie sich wegen der Sünden, wodurch sie dieses Unglück und Gottes Zorn wider sich heraufbeschworen hatten. Jehova sagte ihnen, daß ihr Fasten eine selbstgerechte, Aufsehen erregende Schaustellung und eine bloße Formsache sei, die sie ebensosehr für sich selbst pflegten, wie sie zu ihrer eigenen Befriedigung aßen und tranken. Sie sollten mit solchem Fasten aufhören und sich freuen über die Wiederherstellung der wahren Anbetung Gottes sowie die Einsammlung anderer Menschen zum Dienste Jehovas. (Sacharja 7:3-7; 8:19, 23) Solches Fasten, das nicht von wahrer Bußfertigkeit begleitet war, befriedigte nur das persönliche Gefühl der Überlegenheit und Selbstgerechtigkeit, wie Jesus es im Falle des fastenden Pharisäers zeigte. (Lukas 18:11, 12) Den Leib in Scheindemut mit selbstauferlegtem, formellem Fasten zu kasteien ist kein Kampf gegen fleischliche Begierden noch wird dadurch Gottes Anerkennung erlangt: „Jene Dinge besitzen zwar einen Schein von Weisheit in einer selbstauferlegten Form der Anbetung und Schein-Demut, einer strengen Behandlung des Leibes, sind aber ohne Wert im Kampf gegen die Befriedigung des Fleisches.“ — Kolosser 2:20-23, NW
So fasteten die Pharisäer. Von ihnen sagte Jesus zu seinen Nachfolgern: „Wenn ihr fastet, so höret auf, ein trauriges Gesicht zu machen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihre Angesichter, damit sie den Menschen als Fastende erscheinen. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn völlig. Du aber, wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, damit du nicht den Menschen als ein Fastender erscheinest, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird dir vergelten.“ (Matthäus 6:16-18, NW) Die Pharisäer fasteten um der äußeren Schaustellung willen, indem sie düstere, finstere Mienen annahmen, um eine nicht empfundene Trauer zu bekunden, und willentlich gingen sie zur Schaustellung ungewaschen und mit abgehärmter Miene einher. Sie wollten von Menschen gesehen werden, und das ist auch alles, was sie erlangten. Da sie der echten Frömmigkeit ermangelten, wußten sie nicht, wie sie diese zum Ausdruck bringen sollten. Ihre Heuchelei war augenfällig. Niemand sollte den Versuch machen, äußerlich mehr zur Schau zu stellen, als was er innerlich fühlt. Wer vor Gott fastet, sollte es vor Menschen nicht zur Schau stellen.
Zeigt dieser Text dessenungeachtet denn nicht, daß Jesu Nachfolger fasten sollten? Richtiges Fasten wäre in Ordnung,

Wachtturm 1.Juli 1953

Jesus leitete seinen Rat zum Thema Fasten mit den Worten ein: „Hört auf, wenn ihr fastet, ein trübseliges Gesicht zu machen wie die Heuchler, denn sie verstellen ihr Gesicht, um den Menschen als Fastende zu erscheinen“ (Matthäus 6:16a).
Jesus gebot seinen Jüngern nie, zu fasten, und sie waren dafür bekannt, daß sie nicht regelmäßig fasteten (Matthäus 9:14, 15). Andererseits wies Gottes Sohn seine Nachfolger nicht an, auf diesen Brauch vollständig zu verzichten. Die Worte „wenn ihr fastet“ deuten an, daß einige seiner Jünger bei besonderen Gelegenheiten fasteten. (Siehe Apostelgeschichte 13:2, 3; 14:23.)
Doch sollten sie nicht ‘ihr Gesicht verstellen, um den Menschen als Fastende zu erscheinen’. Die Heuchler, von denen Jesus sprach, erschienen absichtlich mit einem „trübseligen Gesicht“. Sie vernachlässigten während der Fastentage wahrscheinlich die Pflege ihres Gesichtes, indem sie sich nicht wuschen oder nicht kämmten und indem sie Asche auf ihr Haupt streuten. Das taten sie, „um den Menschen als Fastende zu erscheinen“. Sie genossen die bewundernden Blicke und wohlwollenden Gesten ihrer Mitmenschen, die von ihrer zur Schau gestellten Frömmigkeit beeindruckt waren.
Wie im Falle derjenigen, die ihr Almosengeben zur Schau stellten und in der Öffentlichkeit beteten, um von Menschen gesehen zu werden, sagte Jesus auch von denen, die aus ähnlichen Gründen fasteten: „Wahrlich, ich sage euch: Sie haben bereits ihren vollen Lohn“ (Matthäus 6:16b; vergleiche 6:2, 5). Sie empfingen keine Segnungen von Gott; ihr ganzer „Lohn“ bestand darin, daß sie von ihren Mitmenschen bewundert wurden. Sie hatten ihren „vollen Lohn“, denn Gott fügte nichts hinzu

Wachtturm – 1.12.1978

Und wo liegt dann mein Augenmerk? Auf das dazu gehören und einem bestimmten Stundenziel? Einer bestimmten Menge im „Spendenkasten“?

Ist nicht ‹vielmehr› das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Ungerechte Fesseln zu lösen, die Knoten des Joches zu öffnen, gewalttätig Behandelte als Freie zu entlassen und dass ihr jedes Joch zerbrecht? ‹Besteht es› nicht ‹darin›, dein Brot dem Hungrigen zu brechen und dass du heimatlose Elende ins Haus führst? Wenn du einen Nackten siehst, dass du ihn bedeckst und dass du dich deinem Nächsten nicht entziehst? Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell sprossen. Deine Gerechtigkeit wird vor dir herziehen, die Herrlichkeit des HERRN wird deine Nachhut sein.

Wenn Gott beginnt, uns von den alten Ketten der Sklaverei zu befreien, dann werden wir erleben, wie seine Gnade durch die Unterstützung anderer, aber auch durch Gelegenheiten zum Dienst in unserem Leben zu wirken beginnt. Der letzte Schritt auf dem Weg zur Heilung besteht darin, nicht mehr nach innen zu blicken und vergangene Leiden und Schmerzen nachzuvollziehen, sondern nach Gelegenheiten zu suchen, anderen zu dienen. Opfer von Missbrauch sind besonders empfindsam und einfühlsam gegenüber Menschen, die Wegweisung brauchen. Wenn du diesen Menschen dienst, dann wird Gott gleichzeitig dir dienen und dein Herz mit dem Wunder der Heilung berühren!

Die Glieder der Kette
1 Glied: Setze dein ganzes Vertrauen und deine Zuversicht auf Gott, der das gute Werk, das er in dir begonnen hat, vollenden wird.
2 Glied: Mache deine Beziehung zu Gott zur obersten Priorität.
3 Glied: Ergreife die Gelegenheiten für persönliche Unterstützung geistliches Wachstum, die Gott dir geben wird.
Besuche eine Gemeinde, in der das Wort Gottes gepredigt und geehrt wird.
Nimm an Bibelstudien und Fortbildungsseminaren teil.
Entwickle gesunde Beziehungen und Verantwortlichkeit.
4 Glied: Sei darauf vorbereitet, dass Gott dir die Gelegenheit gibt, über kleine Teile deiner Erfahrung Zeugnis zu geben – auch wenn du nicht meinst, dass du dafür schon bereit bist.Vertraue darauf, dass Christus dir die Weisheit und die geeigneten Worte geben wird.
Konzentriere dich auf die Hoffnung, dass du in Jesus Christus echte Heilung gefunden hast.
5 Glied: Betrachte dein persönliches Gebetsleben als fundamental wichtig.
6 Glied: Denke daran, dass deine eigene Familie das erste Einsatzgebiet für deinen Dienst ist.
7 Glied: Suche Gottes Führung, wenn sich neue Türen für den Dienst auftun.
8 Glied: Betrachte neue Kontakte als „göttliche Gelegenheiten.”
9 Glied: Betrachte dein Leben aus dem neuen Gesichtspunkt, dass Gott „Schönheit aus Asche“ entstehen lassen kann.
10 Glied: Erkenne den großen Wert des Dienstes an anderen.

Schlüssel zur biblischen Seelsorge


Gott ehren und gefallen.
Uns selbst demütigen und erniedrigen. Ein Fasten heißt, die Seele zu peinigen (demütigen) (Vers 5; KJV). Wenn es nicht aufrichtigen Kummer für die Sünde ausdrückt und es wirklich fördert, dass die Sünde abgetötet wird, ist es kein echtes Fasten.
3.2 Deshalb sollen wir an einem Fastentag fragen, was für Gott annehmbar sein wird und was unser verdorbenes Wesen demütigen wird.
Uns wird hier im negativen Sinn gesagt, was kein Fasten ist, an welchem Gott Gefallen hat.
Es reicht nicht, bescheiden auszuschauen, ein ernstes und trauriges Gesicht aufzusetzen, den Kopf hängenzulassen wie ein Schilfhalm, der vertrocknet und gebrochen ist, wie es die Heuchler tun, „denn sie verstellen ihr Angesicht, damit es von den Leuten bemerkt wird, dass sie fasten“ (Mt 6,16). Es ist gut für den Zöllner, wenn er seinen Kopf beschämt hängenlässt, weil sein Herz wegen der Sünde wirklich gedemütigt und gebrochen ist, und der deshalb als Zeichen dafür „nicht einmal seine Augen zum Himmel zu erheben“ wagt (Lk 18,13). Doch wenn es wie hier bloß vorgetäuscht ist, wird es zu Recht lächerlich. Es heißt nur, seinen Kopf hängen zu lassen wie einen Schilfhalm (Vers 5).
Es genügt nicht, Bußübungen zu leisten und ein wenig bekümmert zu sein, den Leib ein wenig zu demütigen, während der Leib der Sünde an sich unangetastet bleibt (Röm 6,6). „Willst du das ein Fasten nennen?“ (Vers 5). Nein, es ist nur ein Schatten und eine Schale eines echten Fastens.
Uns wird hier im positiven Sinn gesagt, was ein Fasten ist, an welchem Gott Gefallen hat. Es ist nicht, „die Seele für einen Tag zu demütigen“, was ausreichen wird, wie manche Vers 5 lesen. Nein, es muss die Haltung unseres ganzen Lebens sein. Hier wird gefordert:
Dass wir gerecht mit denen umgehen, mit denen wir streng verfahren sind (Vers 6): „dass ihr ungerechte Fesseln losmacht“, die Ketten, die wir in verdorbener Weise geknüpft haben und durch die andere gebunden sind. „Der Gefangene, der keine Schuld zu bezahlen hat, soll freigelassen werden. Die beschwerlichen Gerichtsverfahren sollen aufgehoben werden. Der Knecht, der mit Gewalt über die Zeit seines Dienstes hinaus festgehalten wurde, soll freigelassen werden und so sollen ‚die Knoten des Jochs‘ gelöst werden (Vers 6). Lasst nicht nur die gehen, die zu Unrecht unter dem Joch gehalten werden, sondern zerbrecht das Joch der Sklaverei selbst.“
Dass wir gütig gegenüber denen sind, die bedürftig sind (Vers 7). Wir sollen zur Rettung und Auslösung derer beitragen, die von anderen unterdrückt werden, zur Befreiung der Gefangenen und zur Bezahlung der Schulden der Armen. Das ist also das Fasten, das Gott erwählt hat.
Dass wir denen Nahrung geben, denen sie fehlt. Das heißt, dem Hungrigen sein Brot zu brechen (Vers 7). Beachten Sie, dass es „dein“ Brot sein muss, was ehrlich verdient ist, das Brot, das man selbst braucht, die eigene Nahrung. Wir müssen uns selbst etwas vorenthalten, damit wir etwas haben, das wir denen geben können, die in Not sind (Eph 4,28). „Das ist das wahre Fasten: wenn du dein Brot mit dem Hungrigen teilst, nicht nur, um ihnen das zu geben, was bereits zerbrochen ist, sondern auch, um ihnen bewusst Brot zu brechen, ihnen ganze Laibe zu geben, nicht nur ein paar Krumen oder Scheiben Brot, die du entbehren kannst.“
Dass wir denen Unterschlupf gewähren, die keinen haben, das heißt, arme Verfolgte in sein Haus zu führen (Vers 7). „Wenn sie zu Unrecht leiden, dann habe keine Skrupel, sie zu schützen. Finde für sie nicht nur ein Quartier und bezahle für ihre Unterbringung, sondern – was größere Güte ist – bringe sie in dein eigenes Haus, mache sie zu deinen eigenen Gästen. Vergiss nicht, Fremde willkommen zu heißen, denn wenn du vielleicht auch nicht Engel beherbergst, wie es manche getan haben (Hebr 13,2), beherbergt ihr vielleicht Christus selbst (Mt 25,40), der es bei der Auferstehung der Gerechten belohnen wird (Lk 14,14). ‚Ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt‘ “ (Mt 25,35).
Dass wir denen Kleidung geben, denen sie fehlt: „dass, wenn du einen Entblößten siehst, du ihn bekleidest und dich deinem eigenen Fleisch nicht entziehst“ (dich von deinem eigenen Fleisch und Blut nicht abwendest) (Vers 7). Manche verstehen dies so, dass es die eigene Familie oder die eigenen Verwandten meint: „Wenn welche in deinem eigenen Haus und in deiner Familie harte Zeiten durchmachen, bist du ‚schlimmer als ein Ungläubiger‘, wenn du nicht für sie sorgst“ (1.Tim 5,8). Andere verstehen es eher allgemein. Jeder, der Anteil an der menschlichen Natur hat, muss als unser Fleisch und Blut gesehen werden, denn haben wir nicht alle einen Vater? (Mal 2,10).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Eltern ehren

„Ehre deinen Vater und deine Mutter“, welches das erste Gebot mit Verheißung ist,
„auf daß es dir wohlgehe und du lange lebest auf der Erde“. (2. Mose 20,12; 5. Mose 5,16)
Elberfelder 1871 – Eph 6,2–3

»Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren« ist das erste und grundlegende der Gebote, die das Verhalten der Menschen untereinander betreffen. Darum folgt ihm auch eine Zusage: »Dann wird es dir gut gehen und du wirst lange leben auf dieser Erde.«
Gute Nachricht Bibel – Epheser 6,2–3

„Du sollst deinem Vater und deiner Mutter mit Respekt begegnen.“ Das ist ein wichtiges Gesetz, und Gott gibt dazu auch gleich ein schönes Versprechen ab:
„Wenn du das tust, dann wird es dir gutgehen, und du wirst lange leben.“
VolxBibel – Epheser 6:2–3

τίμα Imp. τιμάω ehren. ἥτις = ἥ. ἐντολὴ πρώτη ἐν (vgl. B ἐν I4cβ) ἐπαγγελίᾳ ἵνα … das (A82) erste Gebot mit der (A106a) Verheißung: „damit …“ od. ein Hauptgebot, das mit der Verheißung verbunden ist: „damit …“. Eph 6,3 εὖ Adv. gut, wohl. γένηται Aor. Konj. Med. γίνομαι; εὖ τινι γίνεται es (er)geht jmdm. gut. ἔσῃ Fut. εἰμί; Fut. unatt. für Konj. nach ἵνα (A339; BDR § 369,2+3). μακρο-χρόνιος11 lange lebend.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Dieses Gebot ist unter den sogenannten zehn Geboten das erste, das zwischenmenschliche Beziehungen regelt. Der Herr Jesus erwähnt es mehrmals (s. Mt 15,4; 19,19) und Paulus zitiert es, wenn er die gläubigen Kinder ermahnt, den Eltern zu gehorchen (s. Eph 6,1-3). Es ist also ganz klar, dass auch wir unsere Eltern ehren sollen. Die Aufforderung, den Eltern zu gehorchen, ist an Kinder gerichtet. Aber es bleibt eine lebenslange Verpflichtung, die Eltern zu ehren. Wie ehren wir nun die Eltern?
Folgende Liste ist nicht vollständig, sondern enthält nur einige Hinweise:
• Wir suchen guten Kontakt zu den Eltern.
• Wir begegnen den Eltern mit Respekt und Wertschätzung.
• Wir suchen und schätzen den guten Rat der Eltern.
• Wir reden nichts Negatives über die Eltern, sondern sprechen, wenn möglich, positiv über sie, auch wenn sie nicht mehr leben…Und wenn die Eltern älter werden?
Wenn die Eltern grau geworden sind, kommt im Gesetz ein allgemeineres Gebot hinzu, das beachtenswert ist: „Vor grauem Haar sollst du aufstehen und die Person eines Greises ehren, und du sollst dich fürchten vor deinem Gott. Ich bin der Herr“ (3 Mose 19,32). Ältere Eltern sind somit doppelter Ehre würdig.
Ein weiterer wichtiger Vers zu dieser Thematik steht in 1 Timotheus 5,4: „Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so mögen sie zuerst lernen, dem eigenen Haus gegenüber fromm zu sein und den Eltern Gleiches zu vergelten; denn dies ist angenehm vor Gott.“
Neben der Ehre, die den Witwen aufgrund ihrer Witwenschaft gegeben werden sollte, handelte es sich damals vor allem um die finanzielle Unterstützung der Witwen durch die Nachkommen. Im Allgemeinen besteht diese Notwendigkeit in der heutigen Zeit in unserem Land nicht mehr in dem Maße wie damals. Aber die Eltern haben ihre Kinder nicht nur materiell unterstützt, sie haben sich normalerweise viele Jahre lang in Liebe um sie gekümmert und sie aufgezogen. Sollten nun die Kinder sich nicht, wenn es irgend möglich ist, ebenso liebevoll um die alten Eltern kümmern?

Bleib in mir 2019

Paulus denkt keineswegs nur an die kleinen Kinder, denen durch ihre ganze Lage der Gehorsam ohne weiteres als das richtige Verhalten zugeteilt ist; er mahnt so, weil das Kind sich gegen die Eltern als Kind verhalten soll, solange sie leben, und seine Gemeinschaft mit ihnen nur dadurch bewahren kann, dass es gehorcht. Die Kinder haben ihren Gehorsam gegen die Eltern als Gehorsam gegen Gott zu leisten; er ist letztlich darin begründet, dass sie Gottes Willen tun und ihm dienen wollen. Damit ist auch angegeben, was diesem Gehorsam die Grenzen setzt. Wo die Gemeinschaft der Kinder mit den Eltern nicht mehr von derjenigen umfasst ist, in die Gott die Kinder zu sich versetzt hat, da muss jene enden. Kommt es zum Streit zwischen dem Willen der Eltern und dem Willen Gottes, dann gilt das Wort Jesu, dass um seinetwillen jede andere Liebe verleugnet werden muss. Den Satz der zehn Gebote, der für beide Eltern die Ehre verlangt, nennt Paulus das erste Gebot, das mit einer Verheißung verbunden ist; er wird damit schwerlich sagen wollen, keines der vorangehenden Gebote habe eine Verheißung bei sich, sondern wird darauf hinweisen, wie bedeutsam und wichtig das rechte Verhalten der Kinder gegen die Eltern für die Kinder selbst ist. Dabei ist nicht nur der Zeit nach diese Aufgabe die erste, an der wir uns mit Willen und Treue in die göttliche Ordnung finden oder aber den Kampf gegen sie beginnen; auch nach seiner inneren Bedeutung kommt bleibend dem Verhältnis der Kinder zu den Eltern große Wichtigkeit zu. Hier holen wir uns das gute oder schlechte Gewissen; hier lernen wir die Willigkeit zu jedem Gehorsam oder die Eigenmächtigkeit, die alle göttliche Ordnung missachtet und vergisst; hier üben wir die Liebe, die unser Denken und Trachten von uns selbst ablöst und zu den anderen hinwendet, oder verfestigen wir uns im Eigenwillen, der uns an uns selber kettet. Dazu fügt dann Paulus nachdrücklich die Verheißung hinzu, die gerade mit der Erfüllung dieses Gebotes die Zusage der göttlichen Fürsorge und Bewahrung verbindet.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Auch für die Kinder gilt, dass sie sich in eine von Gott gegebene Ordnung einfügen sollen (vgl. nochmals Eph 5,21, wo – als Überschrift für den gesamten Abschnitt – von dem gegenseitigen Unterordnen aus Ehrfurcht gegenüber dem Herrn die Rede war). Kinder werden dieser Ordnung Gottes gerecht, indem sie ihren Eltern gehorchen und sie ehren. »Gehorcht euren Eltern im Herrn« darf nicht so verstanden werden, als gelte der Gehorsam nur Eltern, die »im Herrn«, also gläubig, sind. Nichts legt den Gedanken nahe, dass der Autor hier an solch eine Einschränkung denkt. (Vgl. auch den Parallelvers, Kol 3,20, wo es ohne Einschränkung heißt: »Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allen Dingen.«) Es geht vielmehr darum, dass die Kinder »gehorchen … im Herrn«. Der Gehorsam der Kinder wird also mit ihrem Im-Herrn -Sein begründet. Er ist damit Frucht ihrer Beziehung zu Christus, die sie auch als Kinder schon durch den Glauben haben können. Wenn damals in der Hausgemeinde der Eph verlesen wurde, hörten auch die Kinder zu und wussten nun, dass ihr kindlicher Glaube an Jesus eine ganz praktische Auswirkung zeigen sollte, nämlich den Anweisungen der Eltern gegenüber gehorsam zu sein. Indirekt ist mit der Beifügung »im Herrn« aber auch eine Grenze des Gehorsams markiert. Wenn die Eltern etwas verlangen, was der Christusbeziehung der Kinder entgegensteht, sind die Kinder vom Wort Gottes her zu diesem Gehorsam nicht verpflichtet. – Im Übrigen aber gilt, dass den Eltern zu gehorchen »gerecht« ist. Das heißt, solcher Gehorsam ist recht vor Gott, er entspricht seiner Rechtsordnung. Ja, noch mehr: Er ist Ausdruck der Gerechtigkeit des Neuen Menschen, der »in Gerechtigkeit und Heiligkeit« geschaffen ist (Eph 4,24) und als Frucht »Gerechtigkeit« hervorbringt (Eph 5,9).

Nicht ausdrücklich als Begründung gekennzeichnet, aber doch so gemeint für V. 1, wird in V. 2ff. das vierte der Zehn Gebote zitiert: »Ehre deinen Vater und deine Mutter …, damit es dir gut geht und du lange lebst auf Erden« (vgl. 2Mose 20,12; 5Mose 5,16). Die erste Hälfte stimmt wörtlich mit der griech. Übersetzung des AT (der LXX) überein, die zweite Hälfte weicht im Wortlaut leicht ab – vielleicht ein Hinweis, dass der Autor die griech. Übersetzung des AT aus dem Gedächtnis zitiert. Das »Ehren« von Vater und Mutter wurde im Frühjudentum nicht nur als eine innere Haltung der Ehrerbietung verstanden, sondern ganz praktisch in vielfältiger Weise angewendet. Im Buch Sirach z. B. wird das vierte Gebot ausführlich ausgelegt (Sir 3,1-16): Die Eltern ehren heißt danach, sie erquicken (V. 6 b), ihnen dienen (V. 7 b), sich nicht auf ihre Kosten eigene Ehre verschaffen (V. 10f.) und die alternden Eltern versorgen (V. 12ff.). Eph 6,1 ist weniger umfassend; es wendet das Ehren der Eltern nur auf den Gehorsam an. – Allerdings ruht auf diesem Ehren der Eltern der Segen Gottes. Schon im Alten Testament, so erläutert der Apostel, war dies »das erste Gebot mit einer Verheißung«. Ganz einfach zu verstehen ist das nicht, denn schon im Zusammenhang mit dem ersten Gebot war von der Barmherzigkeit Gottes über tausend Generationen hinweg die Rede (2Mose 20,6). Paulus spielt hier wohl darauf an, dass sich erst im vierten Gebot eine direkte, persönlich formulierte Verheißung findet; und zwar die: »… dass es dir gut geht und du lange lebst auf Erden« (V. 3).

Paulus zitiert diese Verheißung nur (in Anlehnung an die griech. Übersetzung des AT), ohne sie näher auszulegen. Im Frühjudentum – wir denken wieder an das Buch Sirach – diese Verheißung sehr umfassend ausgelegt. Ein gutes langes Leben als Segensgeschenk Gottes, das hieß nach Sir 3: ein hohes Alter erreichen (V. 7 a), Bewahrung des Hauses (V. 10 a), Freude an den Kindern (V. 6 a), ehrbares Ansehen (V. 13 a), Erfahrung von Gebetserhörungen und Sündenvergebung (V. 6 b. 4.16.17) sowie Rettung aus der Not (V. 17 a). Wie gesagt, der Eph legt die alttestamentliche Verheißung nicht weiter aus. Indem er sie aber zitiert, wird deutlich, dass Gott seinen Kindern auch im Neuen Bund nicht nur geistliche Segnungen schenken will (vgl. Eph 1,3ff.), sondern auch einen Segen für das irdische Leben bereit hat. Manche Ausleger sind davon so überrascht, dass sie die Versaussage schnell auf das ewige Leben auf der Neuen Erde umdeuten. Schon der jüdische Schriftsteller Philo vergeistigte die Verheißung und deutete sie als Hinweis auf die schon jetzt in einer von der Sünde gereinigten Seele beginnende Unsterblichkeit (Spec. leg. II. 262). Aber das steht nicht da. Wenn der Apostel die alttestamentliche Verheißung auf das jenseitige Leben hätte umdeuten wollen, hätte er die Worte »auf Erden« ja weglassen können. Doch dies war nicht seine Absicht. Vielmehr wird den Kindern, die das Leben noch vor sich haben, als Frucht des Gehorsams der Segen Gottes für ihr Leben verheißen. Auch im Neuen Testament kann sich also die Segensverheißung Gottes in Wohlergehen und langem Leben ausdrücken (vgl. 1Petr 3,9-12, wo Christen gesagt wird, was sie tun sollen, wenn sie – als Gabe Gottes – das Leben lieben und gute Tage sehen wollen!).

G.Maier – Edition C

Und wie ist dass, wenn meine Eltern eine andere Religion haben, oder die meine – also „die richtige“ Religion verlassen haben?
Gilt dann Jehovahs Gebot nicht mehr? Gelten dann, anstatt der Regeln der Bibel auf einmal die Gebote der Religionsgemeinschaft?

Security überflüssig

Wenn Jehova das Haus nicht baut, vergebens arbeiten daran die Bauleute; wenn Jehova die Stadt nicht bewacht, vergebens wacht der Wächter.
Elberfelder 1871 – Psalm 127,1

Wo Jehovah nicht das Haus baut, da mühen sich umsonst (im Eitlen), die daran bauen. Wo Jehovah nicht die Stadt hütet, da wachet der Hüter umsonst (im Eitlen). Pred 9,11.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 127,1

Würde Gott einen Bau alleinlassen, könnten alle Bauleute gleich einpacken. Würde Gott eine Stadt nicht bewachen, könnte keine Security sie sicher machen.
VolxBibel – Psalm 127:1

Es gibt die Redensart: »Wenig ist viel, wenn Gott mit dabei ist«, doch ist das Gegenteil ebenso wahr: »Viel ist nichts, wenn Gott nicht dabei ist.« Und darum geht es in diesem Psalm: Wenn unser ganzes Handeln nicht von dem Herrn angeordnet und geleitet wird, ist es nur Verschwendung von Zeit und Kraft. Wir können von uns aus Projekte anpacken, auch im christlichen Dienst; wir können große organisatorische Imperien aufbauen; wir können haufenweise Statistiken erstellen, um erstaunliche Ergebnisse aufzuzeigen; aber wenn diese Projekte nicht Reben sind, die der Herr gepflanzt hat, so sind sie weniger als wertlos. »Der Mensch denkt, und Gott lenkt.«
Der Psalmist wählt vier gewöhnliche Tätigkeiten des Lebens aus, um diesen Punkt deutlich zu machen. Es handelt sich um Hausbau, um die Zivilverteidigung, ganz allgemein um den Broterwerb und um die Familie.
127,1 Es gibt zwei Arten, ein Haus zu bauen. Die eine ist, nach Plänen vorzugehen, die eigene Klugheit, Tüchtigkeit, finanzielle Hilfsmittel zur Grundlage haben, und dann Gott zu bitten, er möge das Ganze segnen. Die andere Art ist, auf die unmissverständliche Leitung des HERRN zu warten, um dann in bewusster Abhängigkeit von ihm vorzugehen. Im ersten Fall wird sich das Projekt nie über »Fleisch und Blut« erheben. Im zweiten ist es spannend zu sehen, wie Gott eindrucksvoll für die notwendigen Hilfsmittel sorgt, indem er auf wunderbare Weise die Zeitpunkte und die Reihenfolge der Geschehnisse bestimmt, indem er die Umstände so zusammentreffen lässt, dass man sie niemals den Gesetzen des Zufalls zuschreiben kann. Darin besteht der himmelweite Unterschied, wenn man mit Gott baut.
Das zweite Bild nutzloser menschlicher Bemühungen ohne Gott betrifft das Gebiet der Sicherheit: Wenn der HERR die Stadt nicht bewacht, wacht der Wächter vergebens. Dies bedeutet nicht, dass wir keine Polizei oder andere Sicherheitskräfte bräuchten. Vielmehr bedeutet es, dass unsere Sicherheit letztlich bei dem Herrn liegt, und wenn wir uns nicht wirklich auf ihn verlassen, reichen unsere gewöhnlichen Vorsichtsmaßnahmen nicht aus, um unsere Sicherheit zu gewährleisten.

MacDonald . Kommentar zum Alten Testament

Diese Worte klingen an das Predigerbuch an (das ebenfalls von Salomo stammt). Salomo sagte in diesem Psalm, daß es vergeblich sei, ohne den Herrn wirken zu wollen. Erbauer bauen ein Haus vergeblich, wenn der HERR es nicht baut . Wächter wachen vergeblich, wenn der HERR nicht wacht ; auch wenn der Mensch sich über die Arbeit für seine Nahrung sorgt und viele Stunden arbeitet, so ist es doch vergeblich (vgl. Ps 128,2 ). Der entscheidende Punkt ist der, daß von Gott unabhängig getane Arbeit fruchtlos bleiben wird. Aber wer auf den Herrn vertraut, wird Ruhe finden.
Der Ausdruck Mühsal bedeutet nicht, daß der Mensch nicht fleißig arbeiten soll, denn dazu ruft die Bibel ihn auf. Der Vers hebt jedoch hervor, daß langer Tage Arbeit ohne göttliche Fürsorge und Hilfe umsonst ist. Der Gedanke von Vers 1 wird fortgeführt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Salomo könnte dazu neigen, auf seinen eigenen Verstand und seine Einsicht zu vertrauen (Spr 3,5), deshalb lehrt ihn sein Vater, höher zu schauen, Gott bei allem mitzunehmen, was er tut. Wir müssen:
In allen familiären Angelegenheiten auf Gott schauen. Wir müssen auf Gottes Segen und nicht auf unseren eigenen Plan vertrauen:
1.1 Um eine Familie zu errichten: „Wenn der HERR nicht das Haus baut“, durch seine Vorsehung und seinen Segen, „dann arbeiten umsonst“, selbst wenn sie klug sind, „die daran bauen“ (Vers 1). Wir können das so verstehen, dass es sich auf ein wirkliches Haus bezieht: Wenn nicht der Herr den Bau segnet, ist es sinnlos, wenn die Menschen bauen. Wenn das Modell und die Pläne stolz und mit Selbstgefälligkeit erstellt wurden oder wenn das Fundament mit Unterdrückung und Ungerechtigkeit gelegt wird (Hab 2,11–12), dann baut Gott dort sicherlich nicht. In der Tat ist es so, dass, wenn Gott nicht anerkannt wird, dann haben wir keinen Grund, seinen Segen zu erwarten, und ohne seinen Segen führt alles zu nichts. Oder vielleicht bezieht sich das darauf, dass eine niedrige Familie Bedeutung erlangt. Die Menschen mühen sich sehr, dies durch vorteilhafte Eheschließungen, Leistungen, Taten und Anschaffungen zu erreichen, doch all das ist vergeblich, wenn nicht Gott die Familie baut.
1.2 Um eine Familie oder eine Stadt zu schützen. Wenn die Wachen einer Stadt diese nicht ohne Gott schützen können, dann können noch viel weniger gute Hauseigentümer ihr Haus vor Schaden bewahren.
1.3 Um eine Familie reich zu machen. Das erfordert Zeit und Nachdenken, doch man kann es ohne das Wohlwollen der Vorsehung nicht alleine durch Zeit und Nachdenken erreichen. „ ‚Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und spät aufbleibt‘ (Vers 2) und euch so die leibliche Erquickung nehmt, weil ihr eifrig dem Reichtum dieser Welt nachjagt.“ Menschen tun dies alles, um an Geld zu kommen, doch all diese Mühe ist vergeblich, wenn Gott sie nicht gelingen lässt, denn nicht immer erlangen die Verständigen den Reichtum (Pred 9,11). Wer Gott liebt und von ihm geliebt wird, dessen Geist hat Frieden und er lebt sehr behaglich ohne all diese Sorgen. Gott gibt uns Schlaf, wie er ihn seinen Geliebten gibt, wenn er uns mit ihm auch die Gnade gibt, dass wir uns in der Furcht vor ihm niederlegen – unsere Seele kehrt zu ihm zurück und stützt sich auf ihn als unsere Ruhe – und wenn wir aufwachen und vor ihm still sind (139,18; 3,6) und die Erquickung, die wir durch den Schlaf bekommen haben, gebrauchen, um ihm zu dienen. „Solches gibt er seinem Geliebten im Schlaf!“ (Vers 2). Das meint Ruhe und Gelassenheit des Geistes, ein schönes Genießen des gegenwärtigen Augenblicks und eine ermutigende Erwartung für die Zukunft.

Der Neue Matthew Henry Kommentar


Wo der Herr nicht das Haus bauet usw. Wir haben keinen Grund, die salomonische Abfassung dieses Psalms zu leugnen und in der Aufschrift, vom gewöhnlichen Sprachgebrauch abweichend, zu übersetzen: für Salomo. Es passt vorzüglich, dass der des Staatswesens kundige Salomo durch den Geist des Verstandes über die Dinge redet, die ihm so vertraut sind. Wenn er behauptet, dass die Welt und das menschliche Leben unter göttlicher Leitung stehen, so sind es zwei Umstände, die ihn dazu veranlassen. Zum ersten, dass die Menschen, wenn ihnen einmal etwas gelungen ist, alsbald ihre Undankbarkeit an den Tag legen, indem sie es ganz und gar sich selbst zuschreiben. So bringen sie Gott um die Ehre, die ihm gebührt. Um uns von dieser Unart zu heilen, erklärt Salomo, wir hätten überhaupt nur insoweit Erfolg bei unserem Tun, als Gott Glück und Segen dazu gibt. Zum weiten will er das törichte Selbstvertrauen der Menschen zerstören, welche unter Hintansetzung Gottes, bloß im Vertrauen auf den eigenen Verstand und die eigene Kraft, alles Möglich dreist unternehmen. Er reißt ihnen weg, was sie sich ohne Grund anmaßen, und ermahnt sie zur Demut und zum Gebet. Der Menschen Arbeiten oder Streben oder Planen verwirft er nicht: der Eifer in der Erfüllung unserer Pflicht ist eine lobenswerte Eigenschaft. Gott will nicht, dass wir Klötzen gleichen oder auf der faulen Haut liegen, sondern dass wir gebrauchen und anwenden, was er uns gegeben hat. Es ist ja wahr: der größte Teil unserer Mühe und Arbeit rührt von dem Fluche Gottes her; und doch, auch wenn wir in paradiesischer Unschuld geblieben wären, wäre es immer noch Gottes Wille, dass wir uns regen, gleichwie Adam in den Garten gesetzt wurde, ihn zu bebauen. Also Salomo will die Wachsamkeit, die Gott gefällt, nicht im geringsten verurteilen, auch nicht die Arbeit, mit der man dem Herrn ein angenehmes Opfer bringt, wenn man sich ihr im Gehorsam gegen sein Gebot willig unterzieht. Aber wir sollen nicht in blinder Überhebung an uns reißen, was Gottes ist. Deshalb werden wir erinnert, dass wir mit unserer Geschäftigkeit nichts zu Wege bringen, als nur soweit der Herr Segen zu unserer Arbeit gibt.
Mit dem „Haus“ meint er nicht bloß den Bau von Holz oder Stein, sondern er begreift damit die ganze wirtschaftliche Ordnung; und mit der „Stadt“ bezeichnet er nicht bloß ein Gebäude oder die Umfassungsmauern, sondern die gesamte Staatsverfassung. Auch was er sagt von denen, die bauen, und von dem Wächter, der wachet, ist in weiterem Sinne zu nehmen: was die Menschen an Mühe, Überlegung und Fleiß aufwenden zum Schutz der Familie oder zur Erhaltung der Stadt, das wird alles vergeblich sein, wenn der Herr nicht vom Himmel her gnädiges Gelingen gibt. Hier darf ich wiederholen, was ich soeben schon berührte: weil die Menschen gemeiniglich von einem so blinden Stolze besessen sind, dass sie Gott gering achten und ihre Gaben über die Maßen hochhalten, so gibt es nichts Heilsameres, als in die Schranken gewiesen zu werden, damit sie einsehen, dass alles, was sie beginnen, erfolglos sein wird, wenn Gott nicht aus lauter Gnade den Fortgang gibt.
Wenn die Weisen dieser Welt über Staatsverfassung verhandeln, so stellen sie in geistreicher Weise alles zusammen, was ihrer Meinung nach zu dem Gegenstand gehört: die Ursachen und die Mittel, die den Staat in die Höhe bringen, weisen sie mit Scharfsinn nach, andererseits die Fehler, durch welche ein gutes Staatswesen verdorben wird; kurz sie zählen mit großer Gewandtheit alles auf, was in dieser Beziehung zu wissen nötig ist, – nur dass sie die Hauptsache außer Acht lassen, nämlich dass die Menschen, so verständig und tüchtig sie auch sein mögen, in allem, was sie nur unternehmen, nichts ausrichten können, als nur soweit Gott ihnen die Hand reicht oder vielmehr sie als seine Werkzeuge gebraucht. Welcher Weltweise hat das je anerkannt, dass ein Staatsmann weiter nichts ist als ein Werkzeug in Gottes Hand? Nein, in der menschlichen Kraft finden sie die hauptsächliche Ursache der Wohlfahrt. Wenn so die Sterblichen in freventlicher Vermessenheit sich erheben, um Städte zu gründen, um die ganze Welt zu organisieren, so tut der heilige Geist recht daran, solchem Wahnsinn offen ins Gesicht zu leuchten. Tätig wollen wir sein, jeder nach seiner Gabe und Aufgabe, aber so, dass alles Lob, wenn etwas gelingt, bei Gott allein bleibt. Denn auch eine Teilung, wie viele sie sich denken, ist unbillig, dass einer, der sich wacker aufgeführt hat, die Hälfte des Lobes dem Herrn lässt, die andere für sich in Anspruch nimmt. Nein, Gottes Segen einzig und allein muss gelten und herrschen. Wenn demnach unser Erdenlos rein an Gottes Belieben hängt, wo sind dann die Flügel, mit denen wir uns bis zum Himmel erheben wollen? Wenn ein Haus eingerichtet, ein Lebensberuf erwählt wird, ja auch wenn Gesetze gegeben und Gerichte gehalten werden, so ist das alles nur ein Kriechen an der Erde; und dennoch sind alle unsere Bemühungen hier kraftlos, wie der heilige Geist verkündigt. Umso unleidlicher ist die Unvernunft derer, die in eigener Kraft bis in den Himmel dringen wollen.
Was ergibt sich nun daraus? Es ist nicht zu verwundern, wenn heutzutage Unordnung und Verwirrung in der Welt herrschen, wenn die Gerichte in den Städten aufgelöst sind, Ehegatten sich gegenseitig verklagen, Eltern über Kinder Beschwerde führen, alle ihr Geschick bejammern. Wer wendet sich denn noch an Gott in seinem Beruf und erhebt sich nicht selbst in vermessenem und aufgeblasenem Sinn? Es ist also nur der traurige Lohn, womit Gott gerechterweise den undankbaren Menschen vergilt, die ihn um seine Ehre betrügen. Würden sich alle demütig unter Gottes Vorsehung stellen, so würde ohne Zweifel in den einzelnen Beziehungen sowohl des öffentlichen Lebens als auch des Privatlebens der Segen zu sehen sein, den Salomo anpreist.
Das Wort, welches wir mit „arbeiten“ übersetzt haben, bedeutet nicht bloß sich mühen, sondern sich abmühen bis zur Erschöpfung. Unter den Wächtern sind, wie gesagt, nicht bloß die zu verstehen, die auf Wachtposten gestellt werden, sondern alle obrigkeitlichen und richterlichen Personen. Sind sie wachsam, so ist das eine Gabe von oben. Aber noch in anderer Beziehung haben wir nötig, dass Gott für uns wacht: denn wenn er nicht selbst die Wache vom Himmel aus hält, wird kein menschlicher Scharfblick genügen, um Gefahren abzuwehren.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar


Wer bewacht MEIN Haus?