Monat: Juli 2021

reden oder schweigen?

Der Herr aber sprach durch ein Gesicht in der Nacht zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht!
Elberfelder 1871 – Apg 18,9

Der Herr sagte in einer nächtlichen Vision zu Paulus: »Hab keine Angst, sondern verkünde unbeirrt die Gute Nachricht!
Gute Nachricht Bibel – Apostelgeschichte 18,9

Der Herr teilte jedoch dem Paulus durch eine Vision bei Nacht mit: „Hab keine Angst, sondern rede immer wieder und hör bloß nicht auf,
Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Apg 18,9

In einer nächtlichen Vision sagte der Herr zu Paulus: »Du brauchst dich nicht zu fürchten! Verkünde ´das Evangelium`, und lass dich durch nichts zum Schweigen bringen!
Neue Genfer Übersetzung – Apg 18,9

Jer 1,18.19; Apg 23,11; 2Mo 14,13; Apg 4,29; 2Mo 3,12; Apg 16,9; 23,11; 1Kor 2,3; 2Tim 4,2.

Wer schickt den „Missionar“ in sein Gebiet? Welche Website muß er aufrufen, um zu erfahren, wie es weiter geht?
Sollte sich Paulus nun in die Politik der Stadt einmischen? Über welche Botschaft sollte und wollte Paulus reden?

Die hier geschilderte Form göttlichen Zuspruchs (»fürchte dich nicht … denn ich bin mit dir«) kennen wir vor allem aus dem A.T. (z.B. 1.Mose 15,1; 26,24; 28,15; Jer 1,8; 15,20 ). In der griechischen Literatur erschienen die Götter und Göttinnen den Menschen meist in der Nacht, häufig sogar im Schlaf; aber auch im A.T. offenbaren sich Gott oder seine Engel häufig auf diese Weise (z.B. 1.Mose 26,24; 28,12-15; 31,24 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Die Frucht seiner Arbeit konnte den Apostel schon zu beständigem Fortschritt ermutigen, da er täglich einige Leute für Christus gewann. Zu dieser Stärkung kommt nun noch der himmlische Zuspruch. Aus demselben schließen wir, dass ihm ein großer Kampf oblag und er in mancherlei Weise heftig umgetrieben wurde. Denn der Herr spricht nicht ins Ungefähre, und für Paulus waren Gesichte keine alltägliche Sache. Vielmehr bedient sich der Herr diese Heilmittels, wenn es nötig ist. Und der Tatbestand zeigt, dass auf dem heiligen Mann eine ungeheure Last von Geschäften lag, unter der er nicht nur schwitzte, sondern ohne eine neue Hilfe und Erquickung sich beinahe hätte aufreiben müssen. Mit gutem Grunde spricht Paulus davon (1. Kor. 2, 3), dass sein Auftreten in Korinth verächtlich war und er in Furcht und Zittern sich dort aufhielt. So wird man annehmen müssen, dass das wunderbar kräftige Wirken des Geistes, welches dem Apostel schon früher zuteil ward, durch den Zuspruch eine neue Stärkung erfuhr. Zwischen einem Gesicht und einem Traum unterscheidet die Schrift (vgl. auch 4. Mos. 12, 6): bei dem Gesicht fand eine Entrückung statt, bei welcher dem Paulus eine bestimmte Erscheinung gegeben ward, aus welcher er Gottes Gegenwart erkannte. Ohne Zweifel machte sich Gott an irgendeinem Zeichen kenntlich.
Fürchte dich nicht. Dieser Zuruf, der bei einer ruhigen und heiteren Lage überflüssig wäre, zeigt, dass Paulus Grund zur Furcht hatte. Der Herr will einen Diener haben, der treulich und wacker seine Pflicht tut; so hebt er damit an, ihn vor Furcht zu warnen. Daraus schließen wir, dass eine reine und freimütige Verkündigung des Evangeliums durch nichts mehr behindert wird als durch die Engigkeit eines furchtsamen Geistes. Die Erfahrung zeigt, dass ein Mensch, dem dieser Fehler im Weg steht, kein treuer und beherzter Diener des Wortes wird. Zum Lehren recht geschickt ist nur, wer die Gabe hat, mit tapferem Geist sich über jede Gefahr zu stellen. Darum schreibt Paulus (2. Tim. 1, 7), dass den Verkündigern des Evangeliums nicht ein Geist der Furcht gegeben ward, sondern der Kraft und der Liebe und der Zucht. Bemerkenswert ist auch die Verbindung: Fürchte dich nicht, sondern rede! Diese Zusammenstellung will besagen: Lass dich nicht durch Furcht am Reden hindern! Übrigens macht uns die Furcht nicht völlig sprachlos, sondern hält uns nur gebunden, so dass wir nicht lauter und freimütig sagen, was nötig ist. Darum rührt Christus in Kürze beides an: Rede und schweige nicht, d. h. rede nicht mit nur halbgeöffnetem Munde! Diese Worte geben den Dienern am Wort die allgemeine Regel, dass sie schlicht, ohne Umschweife und Verhüllungen alles darlegen sollen, was der Herr seine Gemeinde wissen lassen will. Sie sollen nichts unterschlagen, was zu gottgemäßer Erbauung und zum Fortschritt dient.

Jean Calvin – Apostelgeschichte

Immer wieder bestätigte sich die Gewissheit des Apostels, dass durch den Verlauf seiner Arbeit sich nur die schon unsichtbar bestehenden, vom Himmel her begründeten Beziehungen enthüllen, in denen der Herr zu den Menschen steht. Nicht der Apostel erwirbt ein großes Volk für den Herrn; Christus hat es und schickt ihm deshalb durch den Apostel sein Wort, das die aufnehmen, die sein Eigentum sind. In beiden Beziehungen erfüllte sich die Zusage Jesu: zahlreiche Bekehrungen fanden statt, und Paulus blieb gegen Angriffe geschützt. Da Korinth der Sitz des Statthalters von Achaja war, durften die Vorsteher der Judenschaft nichts selbständig unternehmen, und auch die Aufhetzung der städtischen Obrigkeiten konnte ihnen hier nichts helfen. Sie mussten versuchen, ein Urteil des Statthalters gegen Paulus zu erwirken. Als der neue Prokonsul Gallio nach Achaja kam, von dem wir auch sonst einige Nachrichten haben, da er der Bruder Senekas, des stoischen Morallehrers, war, versuchten die Juden, ein Urteil gegen Paulus zu erwirken.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Die Situation begann offensichtlich für Paulus und seine Mitarbeiter bedrohlich zu werden. Deshalb erhielt er diesen direkten Zuspruch seines Herrn, der wieder in der Form einer nächtlichen Erscheinung geschah (vgl. Apg 16,9). »Fürchte dich nicht« – diese Redewendung wird in der ntl. Wissenschaft manchmal als »Beschwichtigungsformel« bezeichnet. Mit diesen Worten wurden die Hirten in Bethlehem angesichts der Engelserscheinung beruhigt (Lk 2,10), aber schon Abram, der auch eine Erscheinung Gottes sah, wurde so die Angst genommen. Die Konkordanz weist eine Vielzahl von Stellen aus, an denen diese Formel vorkommt. Hier nun ging es darum, Paulus angesichts der drohenden Gefahr zu ermutigen. Folglich hatte auch er gelegentlich mit der Furcht zu kämpfen, was ja angesichts seiner einschlägigen Erfahrungen nicht verwunderlich ist. Die Mission in Korinth soll weitergehen, ungeachtet der Gefahren, weil Jesus selbst bei seinem Boten ist, wie er es den Jüngern beim Abschied versprochen hatte (Mt 28,20). »Niemand soll dich angreifen, um dir zu schaden.« Angesichts der tatsächlichen späteren Entwicklung (V. 12ff.) wird deutlich, dass Gottes Schutz nicht in den Bereich des Vordergründigen gehört. Paulus wurde angegriffen, man versuchte, ihm zu schaden. Aber da war das Werk in Korinth schon vollendet, die Vollzahl der Erwählten schon erreicht. Das »große Volk in dieser Stadt« war – wieder äußerlich betrachtet ein ziemlich armseliger Haufen, wie die Korintherbriefe zeigen. Und doch wirkte Gott in ihm und durch ihn, dass Menschen das Leben fanden.

Gerhard Maier – Edition C

War damit nicht die Arbeit in Korinth getan? Konnte, ja musste Paulus nicht weiter? Oder sollte er wieder den Sturm abwarten, der ihn mit Gewalt vertrieb? Paulus mag mit solchen Fragen betend vor seinem Herrn gestanden habe und bekommt nun die Antwort: „Es sprach aber der Herr eines Nachts durch ein Gesicht zu Paulus; Fürchte dich nicht, sondern rede und schweige nicht! Denn ich bin mit dir und niemand wird Hand an dich legen, dir Böses anzutun, denn ich habe ein zahlreiches Volk in dieser Stadt.’„ Dieses Wort gibt Paulus wie allen, die im Evangelisationsdienst stehen, den wahren und tiefen Blick in das eigentliche Wesen ihres Tuns. Nicht sie gewinnen durch ihren Einsatz dem Herrn Jesus ein Volk; so denken wir es uns gern in der angeborenen Ichhaftigkeit unseres Herzens. In Wirklichkeit aber ist Jesus gleichsam schon längst vor Paulus in Korinth gewesen und hat sich dort ein großes Volk erwählt – So hat es Paulus auch für die Thessaloniker gesehen: 1 Th 1,4. –

Noch ahnt dieses Volk selber nichts davon, aber der Blick Jesu ist schon auf es gerichtet . Darum hat Jesus überhaupt Paulus nach Korinth geführt, um dieses sein Volk dort durch das Evangelium herauszurufen. Noch aber hat Paulus nicht alle erreicht, die Jesus dort zu seinem Eigentum haben will. Darum fordert ihn der Herr zum getrosten Bleiben und Reden auf. Er versteht das Bangen im Herzen auch eines Paulus nach der ganzen Kette schwerster Erlebnisse: Antiochia, Ikonion, Lystra, Philippi, Thessalonike, Beröa. Auch die großen Boten im alten Bund haben sich gefürchtet vor der Größe und Härte ihres Auftrages und vor dem drohenden Hass der gottlosen oder der frommen Welt. Wie oft erklingt darum das „Fürchte dich nicht!“ und das „Ich bin mit dir!“ aus Gottes Mund (vgl. 2 Mo 3,11.12; Jos 1,6.7.9; Jes 41,20; 43,5; Jer 1,8). Nun redet Jesus, der erhöhte Herr, die Sprache Gottes und sagt seinem Paulus das gleiche zu: „Ich bin mit dir.“ Er gibt ihm die Zusicherung seines Schutzes, so dass es in Korinth anders gehen wird als in jenen Städten.

Wuppertaler Studienbibel

finden wir ein weiteres der vielen Gesichte des Paulus. Es heißt ja: „Wo kein Gesicht da ist, wird ein Volk zügellos“ (Spr 29,18). Mit anderen Worten: Ohne diese Vision des Willens Gottes hätte sich Paulus vielleicht auf neue Arbeitsfelder begeben. Statt dessen wurde ihm gesagt, daß er in Korinth bleiben sollte, weil es dort viele Menschen gab, die Gott im Blick hatte. Für diesen Dienst verhieß ihm Gott sowohl Seine Gegenwart als auch Seinen Schutz. Folglich blieb er eineinhalb Jahre lang da und lehrte das Wort Gottes, indem er sowohl Unbekehrten das Evangelium brachte als auch Gläubige mit der gesamten Schrift erbaute.
 Somit wurde in Korinth eine Gemeinde gegründet. Diesbezügliche Sachverhalte kann man im 1. Korintherbrief finden. Paulus bezeichnete sie als „die Versammlung Gottes, die in Korinth ist“ (1,2), während er ihre Glieder „Heilige“ nannte. Der Brief sollte zwar viele Mißstände in Korinth beheben, richtete sich aber dennoch an „alle, die an jedem Orte den Namen unseres Herrn Jesu Christi anrufen“ (V.2). Paulus erinnerte an Themen seiner Lehre während seines Aufenthaltes bei ihnen: das Evangelium und die Auferstehung Christi (15,1.3) sowie das Mahl des HERRN (11,23). Er erinnerte ebenso an sein Wirken, daran, daß er ihr geistlicher Vater war, der sie in Christus Jesus durch das Evangelium gezeugt (4,15) sowie das Wort Gottes gepflanzt (3,6) und den einen Grund gelegt hatte (3,10). Er beschrieb auch die Wesensart seiner Verkündigung mit den Worten: „Ich nahm mir vor, nichts anderes unter euch zu wissen, als nur Jesus Christus, und ihn als gekreuzigt“
(2,2). Diese Gemeinde war „in ihm … reich gemacht worden … in allem Wort und aller Erkenntnis“ (1,5), wobei er trotz des falschen Gebrauchs dieser Gaben in Kap.12-14 ausführlich darlegte, was Gott in einer Ortsgemeinde erwartet. Das Thema der Prophetie ist in einer Gemeinde entscheidend wichtig, denn von den Korinthern heißt es: „… indem ihr die Offenbarung (A.d.Ü.: „das Kommen“ im Original) unseres Herrn Jesu Christi erwartet“ (1,7). Das Mahl des HERRN sollte man feiern, „bis er kommt“ (11,26). Merkmale wie diese ermöglichen heute einem Gläubigen zu erkennen, welcher Kreis von Christen eine Ortsgemeinde nach dem Willen Gottes bildet. Weitere Merkmale, wie z.B. Ältestenschaft und die Wesensart des Dienstes, kommen in anderen Briefen vor.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Spannend? Paulus war „Missionar“, der NUR seiner Heimatversammlung verantwortlich war, und der seine Anweisungen direkt von Jehovah erhielt! Kein Internet! Keine Email! Aber auch kein politisches Bestreben! Denn Pauli ganzes Streben war die gute Botschaft über den Herrn Jesus Christus bekannt zu machen! Und wie steht es bei mir? Was mache ich, wenn ich vielleicht keine Heimatversammlung mehr habe?

Glücklich, wer glaubt

Und glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!
Elberfelder 1871 – Lk 1,45

Du darfst dich freuen, denn du hast geglaubt, dass sich erfüllen wird, was der Herr dir ankündigen ließ.« (Genesis 15,6)
Gute Nachricht Bibel – Lukas 1,45

Wie glücklich bist du, dass du geglaubt hast! Denn was der Herr dir sagen ließ, wird sich erfüllen.
Neue evangelistische Übersetzung – Luk 1,45

Du kannst so froh sein, dass du Gott geglaubt hast! Alles, was Gott dir versprochen hat, wird auch passieren!
VolxBibel – Lukas 1:45


Schließlich drückt Elisabeth ihren vollen Glauben an das aus, was der Herr zu Maria gesagt hat. Sie preist Maria glückselig, nicht um dessentwillen, wer Maria in sich selbst ist, sondern weil Maria geglaubt hat. Dieser Glaube an das, was Gott gesagt hat, soll auch uns sein. Wir haben ja das, was Gott zu uns gesagt hat, in seinem Wort. Wenn wir das glauben, werden auch wir glückselig gepriesen werden.

Ger de Koning – Das Evangelium nach Lukas

Elisabeth war eine Frau, welcher der Heilige Geist das Zeugnis ausstellt, sie sei gerecht und untadelig gewesen. Sie war auch eine demütige, geistliche Person, die, wiewohl sie die Segnung anerkannte, die der Herr auch ihr gewährt hatte, sogleich zugestand, daß Maria mit weit Höherem gesegnet worden war. Es läßt sich auch nicht der geringste Anflug von Neid in ihren
Worten ausmachen: „Glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!“

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Und glücklich zu preisen bist du, die du geglaubt hast“, spricht Elisabeth weiter. Das ist die erste Seligpreisung des NT, Wurzel und Summe aller folgenden. Elisabeth denkt offenbar mit Wehmut an den Unglauben ihres Mannes, und wie der Herr ihn deshalb gestraft hat. Wie ganz anders trat Zacharias damals herein in sein Haus. Wie fröhlich grüßend dagegen jetzt ganz wie ein heiteres Kind kommt Maria zu ihr. Ja, selig, wer glaubt! Das ist die Regel, das Grundgesetz des Neuen Bundes: „Wer da glaubt, der wird selig werden.“
Diese Seligpreisung des Glaubens aus erfahrenem Munde – welch eine Glaubensstärkung ist darin beschlossen! Wie empfängt Marias Glaube hier Bestätigung und Förderung! Zuerst diese wunderbare Übereinstimmung in der Begrüßung der Elisabeth und des Engels; Redet Elisabeth nicht, wie wenn sie selbst bei der Begrüßung des Engels zugegen gewesen wäre?

Wuppertaler Studienbibel

Elisabeth schließt mit einer Seligpreisung der Maria: »Glücklich zu preisen bist du, dass du geglaubt hast, denn es wird sich erfüllen, was dir vom Herrn gesagt wurde« (V. 45). Der Grund dieser Seligpreisung ist klar: Es ist der Glaube. Genauer gesagt: Es ist der Glaube, mit dem Maria dem Wort des Herrn vertraut hatte. »Vom Herrn« heißt eigentlich: »von seiten des Herrn«, nämlich vermittelt durch Gabriel (V. 26ff.). Hier wird also eindeutig festgestellt, dass Maria eine Glaubende war. Darin ist sie zum Vorbild geworden. Wir können diese Seligpreisung in übertragenem Sinne auf alle anwenden, die Gottes Wort im Glauben hören. »Denn« was Gott sagt, erfüllt sich. Nicht die Bibelkritik, sondern der Glaube wird am Ende recht behalten.

Diese Begegnung mit Elisabeth ist also für Maria zu einer großen Glaubensstärkung geworden. Schlatter bemerkt dazu: »Zuerst hat sie die Freundlichkeit der göttlichen Fürsorge gekostet, die ihr Erquickung und Stärkung bereitete.« Die Krisen sollten bald folgen.

Gerhard Maier – Edition C

«Glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!» (Lk 1,45).
Diese Worte spricht Elisabeth, erfüllt mit Heiligem Geist, als Maria sie nach der Begegnung mit dem Engel Gabriel besucht. Damit bestätigt Gott, dass Maria den Worten des Engels geglaubt hat.
Als der Engel ihr die Geburt des Messias ankündigt, stellt sie zwar eine Frage, weil sie das Gesagte nicht verstehen kann. Aber diese Frage ist – im Gegensatz zur Frage von Zacharias in Lukas 1,18 – nicht ein Ausdruck des Zweifels oder Unglaubens. Sie will einfach mehr darüber erfahren.
Maria ist aufrichtig und bereit, das Wort Gottes anzunehmen. Ihr Herz gleicht dem vierten Ackerfeld im Gleichnis vom Sämann: «Diese sind es, die auf die gute Erde gesät sind, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen» (Mk 4,20). Sie nimmt das Wort mit Sanftmut und Bereitwilligkeit auf (Jak 1,21).
Wenn wir als junge Christen das Wort Gottes lesen oder hören, so hängt seine Wirkung zuerst einmal davon ab, ob wir die Botschaft ins Herz aufnehmen und glauben. Verschiedenes in unserem Leben kann diese Bereitschaft behindern:
• Wenn wir unser Ohr dem Teufel öffnen, anstatt ihm zu widerstehen, werden wir mit Zweifel und Unglauben das Wort infrage stellen.
• Wenn wir begangenes Unrecht nicht ordnen, werden diese Sünden einen inneren Widerstand gegen das Wort Gottes hervorrufen.
• Wenn die Welt mit ihren Vergnügen unsere Herzen erfüllt, werden wir den Geschmack am Wort Gottes verlieren.
Tun wir doch alles weg, was uns hindert, das Wort glaubensvoll und bereitwillig aufzunehmen!

Halte fest 2012

„ich will singen“

Höret, ihr Könige; horchet auf, ihr Fürsten! Ich will, ja, ich will Jehova singen, will singen und spielen (Eig will singspielen) Jehova, dem Gott Israels!
Elberfelder 1871 – Ri 5,3

Hört her, Könige, und spitzt eure Ohren,
Satrapen!
Ich, ja, ich werdea dem Herrn singen,
ich werde für den Herrn, den Gott Israels,
aufspielen.
Septuaginta Deutsch – Alternativer Text – Richter 5,3

Höret ihr Könige, nehmet zu Ohren, ihr Beherrscher! Ich, ich will Jehovah singen, ich will Psalmen singen Jehovah, dem Gott Israels. 2Mo 15,2.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Richter 5,3

Der eröffnende Aufruf, den HERRN zu preisen , spricht in das Aufkommen eines dienenden Geistes bei Fürsten und Volk hinein (V. 2 ). Einem typischen Ausdruck des Lobes (V. 3 ) folgt eine geschichtliche Nacherzählung der vorhergehenden Taten der Errettung durch den Herrn (V. 4-5 ). Jahwe wird als der eine vom Sinai (vgl. Ps 68,8 ) bezeichnet und mit den Ereignissen, die der Überquerung des Jordans unter Josua vorangingen, in Zusammenhang gebracht. Die Erwähnung von Se´r (vgl. 5Mo 33,2 ) und Edom (vgl. Hab 3,3 ,wo Teman, eine edomitische Stadt, erwähnt wird) hat einige Gelehrte veranlaßt, den Berg Sinai östlich, nahe des Arabatals (südlich des Toten Meeres), zu vermuten, doch dies ist unwahrscheinlich.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Gott hatte seinem Volk einen grossen Sieg über den Feind, die Kanaaniter, geschenkt. Durch sein Eingreifen leitete Er die vernichtende Niederlage des feindlichen Heerobersten Sisera ein. Und die mutige und beherzte Tat Jaels, der Frau Hebers, setzte den Schlusspunkt unter die von Gott geschenkte Rettung aus der Hand der Feinde (Ri 4,1-24).
Dieser Sieg ist der Anlass für ein Loblied, das Debora und Barak anstimmten. «Ich will, ja, ich will dem HERRN singen, will singen und spielen dem HERRN, dem Gott Israels» (Ri 5,3). Debora und Barak waren sich darüber im Klaren, dass sie die erfahrene Rettung in erster Linie der Hilfe Gottes zu verdanken hatten (Ri 4,15).

Halte fest 1999

Noch hat kein Volk der Geschichte von Anfang an sein Werden und Bestehen so eng mit dem Handeln Gottes verbunden wie der Glaube Israels. Wie es ein Volk wurde und wie es ein Volk blieb, darin steht es einzig da in der Weltgeschichte. Es konnte nur Geschichte [28] erleben, wenn Gott gewillt war, durch Sein Volk Geschichte zu machen, nur handeln, wenn Gott zu handeln befahl. Worauf Israel auch zurückschaute, alles große Geschehen vorangegangener Jahrhunderte war ihm durch Gottes Willen hervorgebracht. Mit Vorliebe nannten daher die späteren Zeiten Israels diesen Gott seiner Geschichte: den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Denn wie man Jahves leitende und ordnende Hand in den Familiengeschichten der alten Väter sah, so stand dem Volke auch gegenwärtig der Zusammenschluss der einzelnen Stämme und das gemeinsame Streben, sich auf kanaanäischem Boden dauernd eine Heimat zu schaffen, unter göttlichem Walten. Daher sah man die damit verbundenen Kämpfe an als Jahves Kämpfe, die errungenen Siege waren Jahves Siege, und die jeweilig erlittenen Niederlagen galten als Jahves Gerichte. Denn sobald Gott schwieg, mussten auch die Taten Israels schweigen, wenn Gott zürnte, musste Israels Geschichte durch Gerichte gehen.
Zu so einer hohen Lebens- und Geschichtsauffassung ist nur ein Glaube fähig, der mit dem zielbewussten Walten eines lebendigen und persönlichen Gottes zu rechnen vermag. Obwohl vielfach dem israelitischen Volksglauben damals noch feststand, dass [29] es außer Jahve auch noch andere Götter gebe, Götterfürsten, die den anderen Nationen als Gottheit dienten, so zweifelten andererseits aber grade die Treuen in Israel nie daran, dass Jahve der höchste von allen Göttern sei, der nicht nur die Welt erschaffen habe, sondern auch die Welt regiere.
Mit diesem lebendigen und höchsten Gott wussten sich viele des Volkes in ihrem Leben und in ihrer Geschichte aufs engste verbunden. Jahve galt ihnen als das unsichtbare Haupt der Nation. Er leitete es durch Führer, die Er erwählte, und machte die Sache Israels zu seiner Sache. Jeder Kampf gegen Israel galt ihnen als Jahves Kampf und jeder Sieg als ein Triumph Gottes gegen seine Widersacher.
….
Dem Kommen und der Verwirklichung Seiner Königsherrschaft auf Erden gilt auch unser Kampf. Er ist nicht kleiner und geringer als jener, zu dem einst die Prophetin Debora rief. Es ist ein geistlicher Kampf, der nur mit geistlichen Waffen geführt werden kann. Denn man kann unmöglich mit fleischlichen Mitteln geistliche Werte gewinnen. Seine Ziele sind nicht gewaltsame Unterwerfung, sondern innerliche Gewinnung: durch unseren Kampf sollen Feinde Freunde Gottes werden.
Daher ist uns dieser Kampf in seinem tiefsten Wesen eigentlich auch weit mehr Dienst als Kampf. Die Welt ist uns nicht ein Gegenstand unserer Bekämpfung, sondern unserer Liebe und unseres Dienstes. Nicht dem Menschen gilt unser Kampf, [32] sondern nur dem, was ihn knechtet und zeitlich und ewig unglücklich macht. – Das ist die große Weltmission derer, die Nachfolger dessen sein wollen, der größer war als Mose und die Propheten.
Allein wenn wir auch in vielem anders schauen und erkennen, wie es einst der Glaube Israels tat, so fühlen wir doch die innere Verwandtschaft mit ihm. Denn im letzten Grunde war es auch ihm darum zu tun, dass das nationale und staatliche, das sittliche und kultische Leben des Volkes von göttlichen Grundsätzen beherrscht werde. Was er in den Besten und Glaubensstarken für das ganze Volk herbeisehnte, war die Eingliederung Israels in Gottes große, sittliche Weltordnung.

Kroeker – Das lebendige Wort

Ein Blick auf den Namen:

YHVH Elohim

Dieser zusammengesetzte Name wird auf zwei Arten übersetzt. Manchmal wird er mit Jehova Gott übersetzt, wie in der American Standard Version. In anderen Übersetzungen, wie z. B. in der King James Version, wird er mit HERR Gott übersetzt. Der Name HERR hat alle Großbuchstaben, was betont, dass das hebräische Wort hier der vierbuchstabige Name Gottes ist, und das Wort „Gott“ hat nur den ersten Buchstaben groß geschrieben, was das Wort Elohim widerspiegelt. Beispiele für die beiden Namen zusammen als Jehova Gott oder Herrgott sind 1 Mose 2:4-5, 7-9, 15-16, 18-19 und 21-22.

Der zusammengesetzte Name YHVH Elohim betont zwei Beziehungen, die erste ist die Beziehung Gottes zur Menschheit im Allgemeinen und die zweite ist seine Beziehung zu Israel im Besonderen.

Betrachtet man die Beziehung Gottes zur Menschheit, so lassen sich vier Facetten feststellen. Die erste Facette ist die des Schöpfers, wie in 1 Mose 2,7-15 zu sehen ist. Der Kontext dieser Verse ist Gottes Erschaffung des Menschen, und der zusammengesetzte Name YHVH Elohim wird so häufig verwendet, dass er Ihn als den Schöpfer des Menschen hervorhebt.

Die zweite Facette dieses zusammengesetzten Namens ist, dass Gott Autorität über seine Schöpfung hat. In 1 Mose 2,16-17 gibt Gott dem Menschen seine Weisungen. Er gibt ihnen Gebote und sagt ihnen, was sie tun und was sie nicht tun dürfen, was zeigt, dass er Autorität über den Menschen hat.

Die dritte Facette betont Gott als Schöpfer und Lenker der irdischen Beziehungen des Menschen zu anderen und ihrer Beziehung zu ihm (Gen 2,18-24; 3,16-24).

Die vierte Facette hebt Gott als Erlöser hervor (1 Mose 3,8-15 und 21). Unter diesem zusammengesetzten primären Namen versprach Gott, den Erlöser, den Samen der Frau, zu senden, der sich eines Tages endgültig mit dem Problem der Sünde befassen würde, das in die menschliche Erfahrung eingedrungen war.

Die zweite Beziehung, die durch diesen zusammengesetzten Namen hervorgehoben wird, ist die Beziehung zwischen Gott und der Nation Israel. Beispiele dafür finden sich in 1 Mose 24,7; 2 Mose 3,15-18; 2 Mose 1,11; 21; Josua 7,13; 19-20, und Richter 5,3.

Arnold Fruchtenbaum – Was WIR über Gott wissen

„Uhr geht nach dem Mond“

Er hat den Mond gemacht für die bestimmten Zeiten; die Sonne weiß ihren Untergang.
Elberfelder 1871 – Ps 104,19

Er hat den Mond gemacht, das Jahr darnach zu teilen; / die Sonne weiss ihren Niedergang. / (a) Ps 74:16; 1Mo 1:14
Zürcher 1931 – Psalmen 104,19

Er schuf den Mond, die Zeiten zu messen, (Nach den Mondphasen kann der Mensch die Monate abgrenzen und überhaupt das Jahr einteilen.) / Dazu auch die Sonne, die ihren Untergang kennt. (Die Sonne weiß, wann sie untergehen soll, so daß der Wechsel von Tag und Nacht stets regelmäßig ist.)
Ludwig Albrecht – Psalm 104,19

Sagt man nicht „deine Uhr geht nach dem Mond“ wenn man sagen will, dass die Uhr falsch gehen würde? Aber geht der Mond je falsch?

Überleg einmal! Ein einzige System physikalischer Gesetze bestimmt das Verhalten aller Bestandteile des Universums! Und nur, wenn die Wissenschaftler und Techniker in strenger Einhaltung und Abhängigkeit von diesen vorhersehbaren Gesetzen arbeiten, sind sie in der Lage, ein zuverlässiges Raumschiff, ein Auto oder etwas anderes zu konstruieren.
Du mußt kein Techniker oder Wissenschaftler sein, um Gottes Gesetzmäßigkeiten in Aktion erkennen zu können. Wir alle verlassen uns im Alltag auf diese Gesetzmäßigkeiten, auch wenn wir nur, z. B. unsere Füße auf den Boden stellen.
Gab es jemals einen Tag in unserem Leben, an dem die Sonne nicht auf oder untergegangen ist? Vielleicht war sie von Wolken verdeckt, dennoch folgt sie täglich ihrem Lauf. Und der Mond? Ist euch bewußt, dass die Kalender und Gezeitentabellen für Jahre im voraus erstellt werden können, weil die Bewegung und Stellung des Mondes und der Erde und Sonne völlig vorhersehbar sind?
Mit Sicherheit geschieht all das nicht durch Zufall; Gott selber hat es so entworfen.
LIES Ps 104,19
Er wollte uns eine geordnete Welt mit vorhersehbaren Tagen, Nächten, Jahreszeiten und Gezeiten geben. – Vergleiche:
Der Start eines Raumschiffes in den Weltraum ist sicherlich sehr beeindruckend und so sollte es auch sein, weil es eine unglaubliche Menge an Forschung und Aufwand gekostet hat, diesen Schritt zu ermöglichen.
Doch stell dir einmal das Wissen Gottes vor! Die Kreativität und Fähigkeiten Gottes als Konstruktions-Meister! Stell dir Seine Macht vor! Gott sprach, und das gesamte Universum war erschaffen!

Trevor Mc Ilwain – Auf festem Grund gebaut

Du hast den Mond gemacht usw. Jetzt wird ein anderer Anlass zum Preise der göttlichen Vorsehung vorgeführt: Gott hat den Lauf der Sonne und des Mondes so geordnet, dass ein überaus passender Wechsel entsteht. Die Mannigfaltigkeit der Bewegungen stört so wenig die Ordnung, dass man vielmehr sehen muss, wie eine bessere Zeiteinteilung gar nicht erdacht werden konnte. Dass der Mond gemacht ist, das Jahr darnach zu teilen, buchstäblich: „für bestimmte Zeitpunkte, “ – erinnert uns daran, dass die Ebräer ihre Monate genau nach dem Mond zu rechnen pflegten und sich an ihn auch bei der Anordnung ihrer Festtage, ihrer heiligen und bürgerlichen Zusammenkünfte hielten. Doch wird der Satz in ganz umfassendem Sinne dahin verstanden werden müssen, dass der Mond nicht bloß Tag und Nacht scheidet, sondern auch die Festtage andeutet, Jahre und Monate abgrenzt und überhaupt mannigfachen Zwecken dient; denn an seinen Lauf lehnte man die Unterscheidung der Zeiten an. Dass die Sonne ihren Niedergang weiß, deute ich nicht allein auf ihren täglichen Umlauf; vielmehr wissen wir, dass sie stufenweise uns bald näher, bald ferner rückt; und darin weiß sie ihre Stationen einzuhalten, wodurch Sommer und Winter, Frühling und Herbst entsteht.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Man kann sogar den Sonnenaufgang/-untergang bzw den Mondaufgang/-untergang genau bestimmen. Wie auf dem Bild – das ich von der wetteronline-Website aufgenommen habe – kann man die Bewegung berechnen und danach planen.

„Behandle jeden so, wie du auch behandelt werden möchtest.“

Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, also tut auch ihr ihnen; denn dies ist das Gesetz und die Propheten.
Elberfelder 1871 – Mt 7,12

Also: Wie immer ihr wollt, dass die Leute mit euch umgehen, so geht auch mit ihnen um! Denn darin besteht das Gesetz und die Propheten.
Zürcher Bibel 2007 – Matth. 7,12

»Behandelt eure Mitmenschen in allem so, wie ihr selbst von ihnen behandelt werden wollt. Das ist es, was das Gesetz und die Propheten fordern.«
Neue Genfer Übersetzung – Matthäus 7,12

Alles nun, das ihr wollet, daß euch die Menschen tun sollen, das tuet auch ihr ihnen, denn das ist das Gesetz und die Propheten. Mt 22,40; Lk 6,31f; Röm 13,8-10.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 7:12

Goldene Regel, Bezeichnung für die Weisung Jesu „Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut ihnen auch!“ (Mt 7,12), in der er das „Gesetz und die Propheten“ zusammengefasst sieht; sinngemäß findet sich die Goldene Regel (meist in der negativ formulierten Version „Was du nicht willst …“) auch in jüd. und lat. Überlieferung.

Herders Neues Bibellexikon

Mt 7,12 ὅσα ἐάν = ὅσα ἄν (A132; 371) wie viele Dinge auch immer = alles, was; πάντα ὅσα ἐάν übers. alles, was (B πᾶς 1eγ). θέλητε Konj. θέλω. ἵνα hier dass (A328; bez. [statt eines AcI] das Erstrebte; B II1aα). ποιῶσιν Konj. ποιέω. ποιεῖτε Imp.; πάντα ὅσα ἐὰν θέλητε ἵνα ποιῶσιν ὑμῖν οἱ ἄνθρωποι, οὕτως καὶ ὑμεῖς ποιεῖτε αὐτοῖς alles, was ihr wollt, dass die Menschen (es) (Rel.-Pron. ὅσα ist m. dem ἵνα-NS verschränkt; A364b) euch (gegenüber)/für euch (B ποιέω I1dβ; dat. commodi, A173a) tun, (das) tut auch ihr ihnen (gegenüber)/für sie ebenso = alles, was ihr von den Menschen/von anderen erwartet, das erweist auch ihr ihnen ebenso (Menge) bzw. handelt den Menschen gegenüber in allem so, wie ihr es von ihnen euch gegenüber erwartet (NGÜ). οὗτος kongruiert (wie übl.) m. dem (hier m. dem ersten Teil des zweiteiligen, aber als Einheit zu verstehenden) Präd.-Nom. (BDR § 1321; A93); οὗτος γάρ ἐστιν ὁ νόμος καὶ οἱ προφῆται denn das ist/darin besteht das Gesetz und die Propheten (d. h. die Erfüllung des Gesetzes u. der Propheten). ὁ νόμος καὶ οἱ προφῆται übl. Bezeichnung für die (atl.) Heilige Schrift.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

In der altjüdischen palästin. Literatur findet sich der Ausspruch nur in negativer Fassung;a desgleichen in der „Lehre der zwölf Apostel“.b Die positive Fassung in Jesu Mund geht über die negative Fassung ebensoweit hinaus, wie etwa „helfen u. fördern“ hinausgeht über „nicht schaden“. Die auf hellenistischem Boden erwachsene Form des Ausspruchs, die älteste, die wir überhaupt von dem Ausspruch besitzen, vereinigt die positive u. die negative Fassung miteinander.c

a. Tob 4, 15: καὶ ὃ μισεῖς μηδενὶ ποιήσῃς. — Test Napht (hebr. Text) 1: Keiner soll seinem Nächsten tun, was er nicht will, daß man ihm tue. — Schab 31a: Einmal kam ein Heide zu Schammai (um 30 v. Chr.); er sprach zu ihm: Nimm mich als Proselyten auf, unter der Bedingung, daß du mich die ganze Tora lehrest, während ich auf Einem Bein stehe. Er stieß ihn mit einem Baumaß, das er in seiner Hand hatte, fort. Er ging zu Hillel (um 20 v. Chr.); dieser nahm ihn als Proselyten auf. Er sprach zu ihm: Was dir unlieb ist, tue keinem andren; das ist die ganze Tora u. das andre (übrige) ist Erklärung; geh u. lerne! — Targ Jerusch I Lv 19, 18: Was dir selbst unlieb ist, tue ihm (deinem Nächsten) nicht. — Doch s. auch slav. Henoch 61, 1: Wie ein Mensch seiner eignen Seele von Gott erbittet, so soll er tun jeder lebenden Seele.
b. Διδαχή 1, 2: Πάντα δὲ ὅσα ἐὰν θελήσῃς μὴ γίνεσθαί σοι, καὶ σὺ ἄλλῳ μὴ ποίει.
c. Brief des Aristeas 207: Welches ist die Lehre der Weisheit? Er (der vom König Gefragte) erklärte: Wenn du, wie du nicht willst, daß dir das Üble widerfahre, sondern alles Gute erfahren willst, ebenso tust gegen deine Untertanen u. gegen die, welche sich verfehlen. Τί ἐστι σοφίας διδαχή; ὁ δὲ ἕτερος ἀπεφήνατο· καθὼς οὐ βούλει σεαυτῷ τὰ κακὰ παρεῖναι, μέτοχος δὲ τῶν ἀγαθῶν ὑπάρχειν ἁπάντων, εἰ πράσσεις τοῦτο πρὸς τοὺς ὑποτεταγμένους καὶ τοὺς ἁμαρτάνοντας. — Vgl. auch Philo, Hypothetica (bei Euseb. Praep. evang. 8, 7): Ἅ τις παθεῖν ἐχθαίρει, μὴ ποιεῖν αὐτόν.
Als Erläuterung des Grundsatzes von Mt 7, 12 durch einige aus dem Leben gegriffene Beispiele mag AbothRN 15 Anf. u. 16 Anf. dienen: R. Eliʿezer (um 90) sagte (s. Aboth 2, 10): Es sei dir die Ehre eines andren so lieb, wie deine eigene!… Das lehrt: Wie man an der eignen Ehre Gefallen hat, so soll man auch an der Ehre eines andren Gefallen haben: u. wie man nicht will, daß eine üble Nachrede über die eigne Ehre aufkomme, so soll man auch keine üble Nachrede über die Ehre eines andren ausbringen wollen. — Kap. 16 Anf.: R. Jehoschuaʿ (um 90) sagte (s. Aboth 2, 11): Ein mißgünstiges Auge … bringt den Menschen aus der Welt.… Das lehrt: Wie man am eignen Hause (= Familie) Gefallen hat, so soll man auch an dem Hause eines andren Gefallen haben; u. wie man will, daß keine üble Nachrede über das eigne Weib u. die eignen Kinder ausgebracht werde, so soll man auch wollen, daß keine üble Nachrede über das Weib u. über die Kinder eines andren ausgebracht werde.
Gesetz u. Propheten. Einteilung des Kanons s. bei 5, 17, S. 240.

Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch

Nach dem Heilandswort für unser Verhalten vor Gott (Bittet! Suchet! Klopfet an!) folgt die Liebesregel für unser Verhalten zu den Mitmenschen und damit die Zusammenfassung aller Hauptstücke der Bergpredigt. Auch hier wird die Weisung des AT nicht aufgelöst, sondern erfüllt. (Vgl. Kap. 5,17.) Im AT hieß es in freier Übersetzung: »Was du nicht willst, das man dir tu, das füg´ auch keinem andern zu.« (Vgl. Tob 4,16.) Wir kennen dies Wort auch als deutsches Sprichwort. Jesus verlangt mehr. Er hat den negativen Satz des AT umgewendet und ihn positiv geprägt. Nun heißt es also nicht nur: Du sollst dem Nächsten nichts Böses tun; jetzt heißt es vielmehr: »Tu dem andern Gutes! Erfreue ihn! Liebe ihn!« Denn du willst ja auch von den andern Menschen freundlich und in guten und schlechten Tagen mit Liebe behandelt werden. So handle auch du dem andern gegenüber! Versetze dich also jeweils in Gedanken in die Lage des andern. Wie du in seiner Lage behandelt werden möchtest, so handle du jetzt selbst gegen ihn!

Das Wort »Alles nun, was immer ihr wollt, daß euch die Menschen tun sollen, das tut auch ihr ihnen«, ist auch die Lösung der sozialen Frage, die Grundregel des gemeinschaftlichen Lebens, das Geheimnis des persönlichen und gesellschaftlichen Wohlbefindens und Friedens überhaupt! – Wie unerhört weit sind Welt und Gemeinde Jesu noch von dem Befolgen des Wortes entfernt.

Wuppertaler Studienbibel

Diese Generalregel ist ein erster Abschluss der Lehre Jesu auf dem Berg. Sie fasst die Anweisungen zusammen, die Jesus für unser Handeln allen Menschen gegenüber geben will. Es wäre also falsch, zu sagen, damit wäre die ganze Frömmigkeit des Jüngers beschrieben. Denn selbstverständlich ist und bleibt nach Mt 22,38 das größte und vornehmste Gebot dieses: »Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüte« (vgl. 5 Mose 6,5).

Die Anweisung Jesu ist ebenso schlicht wie tief: »Alles nun, von dem ihr wollt, dass es euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch!«. Wir kennen ähnliche Worte der Rabbinen. Jedoch gehen Letztere von einer negativen Fassung aus, die an unser Sprichwort erinnert: »Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem andern zu!« Diese Fassung zielt auf die Unterlassung schädlicher Handlungen. Jesus aber redet viel aktiver und weitgreifender: Die Jünger sollen den Menschen alle Dienste tun, die sie für sich selbst von den Menschen erwarten! Es handelt sich also um denselben Zielpunkt wie in der Erzählung vom barmherzigen Samariter (Lk 10,25ff.). Im Grunde geht es um die Nächstenliebe für alle Menschen, den Feind eingeschlossen, ähnlich Mt 5,43ff.) Wir fragen also: Was würde ich an Stelle des anderen Menschen für mich erwarten? Dazu ist eine geheimnisvolle Freiheit nötig, die durch die Vergebung der Sünde und Wiedergeburt geschaffen wird. Der alte Mensch kann auch an diesem Gipfel der Bergpredigt nur scheitern.

»Denn das ist das Gesetz und die Propheten«, fügt Jesus hinzu. Von 5,17 her wissen wir, dass »Gesetz und Propheten« ein zusammenfassender Ausdruck für das ganze AT ist. Soweit es das Verhältnis der Jünger zu den Menschen betrifft, liegt also die Spitze des AT in der »Goldenen Regel«. Unter konkreter Nennung der Nächstenliebe hat Paulus sie weitergegeben (Röm 13,10; Gal 5,14).

Gerhard Maier – Edition C

Diese goldene Regel sollte, nein muß, unser gesamtes Leben durchziehen. Nicht nur unsere christliche Zeitschiene 🙂
Beim durchsuchen meiner Bibliothek zu dem Vers vielen mir auch diese „negativen“ Kommentare auf:

Alle Menschen haben das Recht auf Privatsphäre und können anderen – auch Verkündigern – verbieten, ihr Haus oder Grundstuck zu betreten. Besteht also jemand darauf, nicht mehr von Zeugen Jehovas besucht zu werden, wird dies respektiert (Matthäus 7:12; 10:13). Es wird lediglich eine datierte Notiz mit der Adresse in die Gebietskartenhülle gesteckt, damit Verkündiger dort künftig nicht mehr vorsprechen. Das

Hütet die Herde Gottes 2019

Die Ältesten können sich zudem fragen: „Welche Informationen wurden wir selbst benötigen, wenn der Betreffende in unsere Versammlung wechseln wurde?“ (Matthäus 7:12). Unterliegt der Betreffende noch Einschränkungen eines Rechtskomitees, sollten diese mitgeteilt werden. Wurde der Betreffende vor langer Zeit zurechtgewiesen oder wiederaufgenommen und unterliegt keinen Einschränkungen mehr, muss das zurückliegende Rechtskomiteeverfahren nicht erwähnt werden. Anders ist es, wenn der Verkündiger ehebrecherisch geheiratet hat oder sein Ruf wegen eines anderen Fehlverhaltens nachhaltig geschädigt ist.

Hütet die Herde Gottes 2021

Was solltest du tun, wenn deine Familie deine Ansichten zu bestimmten Feiertagen nicht teilt? Streite dich nicht mit ihnen. Denke daran, dass sie das Recht haben zu entscheiden, was sie feiern möchten. Respektiere das und bleib freundlich. Umgekehrt wünschst du dir ja das Gleiche. (Lies Matthäus 7:12.)

Was lehrt uns die Bibel?

Ich glaube kaum, dass Jesus DIES meinte, als er diese Worte sprach! Aber scheinbar wollen diese Menschen so behandelt werden? Ich persönlich würde unter „dem Gesetz und den Propheten“ – also dem AT – eine andere Sicht der Dinge erwarten!

Ich tue meine Pflicht – du bezahlst?

Wisset ihr nicht, daß die, welche mit den heiligen Dingen beschäftigt sind, (O. welche die heiligen Dienste verrichten) aus dem Tempel (O. von dem Heiligen) essen? die, welche des Altars warten, mit dem Altar teilen?
Also hat auch der Herr denen, die das Evangelium verkündigen, verordnet, vom Evangelium zu leben.
Ich aber habe von keinem dieser Dinge Gebrauch gemacht. Ich habe dies aber nicht geschrieben, auf daß es also mit mir geschehe; denn es wäre mir besser zu sterben, als daß jemand meinen Ruhm zunichte machen sollte. Denn wenn ich das Evangelium verkündige, so habe ich keinen Ruhm, denn eine Notwendigkeit liegt mir auf; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkündigte! Denn wenn ich dies freiwillig tue, so habe ich Lohn, wenn aber unfreiwillig, so bin ich mit einer Verwaltung betraut.
Was ist nun mein Lohn? Daß ich, das Evangelium verkündigend, das Evangelium kostenfrei mache, so daß ich mein Recht am Evangelium nicht gebrauche. (O. als mir gehörend gebrauche; vergl. Kap 7,31)

Elberfelder 1871 – 1 Kor 9,13–18

Wisst ihr eigentlich nicht, dass alle, die im Tempel arbeiten, was von dem Geld bekommen, das der Tempel einnimmt? Und die Priester, die am Altar zu tun haben, dürfen sich lebensmitteltechnisch an den Opfersachen bedienen. Gott hat genauso die Order rausgegeben, dass die Leute, die für Gottes coole Nachricht arbeiten, auch anständig dafür bezahlt werden.
Ich hab aber von dieser Möglichkeit nie Gebrauch gemacht, nur um das noch mal klarzustellen. Ich schreib das jetzt auch nicht, weil ich euch jetzt irgendwie hintenrum dazu auffordern will. Lieber sterbe ich, als mir den Orden, dass ich mich gerade mache, ohne Kohle dafür zu verlangen, wieder klauen zu lassen!
Dass ich die coole Nachricht von Gott überall erzähle, ist kein Grund für mich, den Dicken raushängen zu lassen. Ich kann gar nicht anders, ich muss das tun, sonst geht es mir mies! Wenn ich das tun würde, weil ich mich aus freiem Willen dazu entschlossen habe, dann wäre es okay, Kohle dafür zu verlangen. Aber ich wurde von Gott extra dafür ausgesucht! Er wollte das von mir, ich konnte gar nicht anders.
Wie krieg ich denn jetzt meine Bezahlung? Die besteht dadrin, dass ich die Nachricht von Gott den Leuten weitererzähle, und zwar kostenlos. Und sie besteht auch dadrin, dass ich auf mein Recht verzichte.

Martin Deyer – 1.Korinther 9,13–18

Schauen wir uns die Argumentation des Paulus in Ruhe an, dann zeigt der Zusammenhang, dass Paulus nicht auf seinen „rechtmäßigen Lohn verzichtet“ weil er (Paulus) so großzügig wäre, sondern weil sein Lohn ein anderer ist, als ein paar Münzen in der Spendenbox!

Nur deshalb hat Paulus keinen Lohn von den Korinthern genommen, weil er auf ein sicheres, gutes Recht verzichtet hat. Das Opfer, das er sich damit auferlegte, war groß; es brachte ihm viel Mühseligkeit und harte Entbehrung. Aber das reut ihn nicht; er hält das alles aus, weil er damit Hindernisse wegschafft, die sonst dem Wort Jesu widerständen.
Immer denken wir, der menschliche Wille sei doch nur durch das bestimmt, was irdisch ist und ihm selbst Nutzen bringt. Paulus erlebte es oft, dass die Leute zunächst von ihm dachten, er sei aus selbstischen Gründen Apostel und predige, um sich sein Brot zu verschaffen; sein Apostelamt sei sein Geschäft, durch das er sich erhalte. Dieser Gedanke hatte deshalb große Verbreitung und Festigkeit, weil er durch eine tausendfache Erfahrung bestätigt schien. Es gab eine Menge heidnischer und jüdischer Priester, Wahrsager, Gelehrter, Religionsstifter von allen Sorten, die ihre religiösen Künste ausstellten, um sich so ihr Brot zu erwerben. Wie sollten die Hörer des Paulus an eine reine Liebe glauben, die Gottes und der Menschen wegen ihre Arbeit tut? Wir glauben alle schwer an sie. Jeden Verdacht dieser Art schnitt Paulus dadurch ab, dass er für seine Wirksamkeit von niemand einen Lohn verlangte, ja nicht einmal eine Gabe, die ihm angeboten wurde, annahm. So war es deutlich, dass er mit seinem Wirken nichts für sich selbst suchte; er richtete seinen Aposteldienst nicht des Geldes wegen aus, sondern Gottes wegen und begehrte nicht die Habe der Menschen, sondern sie selbst, {2 Korinther 12,14} damit sie für Gott gewonnen seien. So unterschied sich Paulus für jedes helle Auge deutlich von allen, die mit unreinem Sinn das Wort Gottes sagten und aus ihrer Frömmigkeit ein Gewerbe machten. Er führt gleich nachher das Wort an, in dem Jesus seinen Jüngern befohlen hat, die Botschaft vom Reich Gottes nicht mit Geldsachen zu vermengen, sondern durch die Art, wie sie zu den Menschen kommen und bei ihnen wohnen, allen deutlich zu machen, dass sie nichts für sich begehren und nicht dem Mammon dienen, sondern Gott. Diesem Wort Jesu hat sich Paulus dadurch gehorsam gezeigt, dass er nicht von seiner Apostelarbeit, sondern von seiner Handarbeit lebte.
1 Kor 9,13:…
Der alttestamentliche Priester musste seine Arbeit nicht umsonst tun. Gott ließ ihn bei seinem priesterlichen Amt nicht darben, sondern teilte ihm einen Teil der Gaben zu, die das Volk ihm darbrachte. Weil der Priester die Pflicht hatte, beim Altar zu bleiben und beständig zu seiner Besorgung bereit zu sein, wurde das Opfer zwischen dem Altar und ihm geteilt und nur ein Teil desselben dem Altar, der andere ihm gegeben. Auch Paulus treibt ein priesterliches Werk und verharrt unablässig bei dem Altar Gottes in noch viel höherem Sinn als der alttestamentliche Priester; denn er rüstet für Gott das lebendige Opfer, die Gemeinde, die sich Gott im Glauben und im Gehorsam ergibt.
1 Kor 9,14: So hat auch der Herr für die, die die gute Botschaft verkünden, angeordnet, dass sie von der Botschaft leben. {Matthäus 10,10; Lukas 10,7}
Das Wort des Herrn ist der beste, endgültige Beweis, durch den Paulus sein Recht sicherstellt. Über der Regel der natürlichen Billigkeit und über dem, was das Gesetz den Priestern zuweist, steht das, was der Herr für die Boten seines Worts angeordnet hat. Er hat ihnen zwar befohlen, dass sie Geld und Gott nicht vermengen; aber er hat sie auch nicht zu Bettlern gemacht und ihnen nicht Hunger und Entbehrung auferlegt, sondern ihnen das Recht gegeben, im Haus derer zu leben, denen sie sein Wort sagen. {Matthäus 10,10} Wenn Paulus sich also von der Gemeinde ernähren ließe, hätte er ein ausdrückliches Wort des Herrn für sich, gegen das sie sich nicht auflehnen könnte.

1 Kor 9,15: Ich habe aber nichts von dem benützt. Ich schrieb dies nicht, damit es so bei mir geschehe. Denn es wäre mir besser, dass ich stürbe, als dass mir jemand zunichte machte, was mir zum Ruhm den Anlass gibt. {2 Korinther 11,10}
Man könnte denken, Paulus verfechte sein gutes Recht so eifrig, weil er es jetzt für sich beanspruche. Daran denkt er aber gar nicht, er will der Gemeinde nur deutlich machen, dass der Verzicht auf dies sein Recht seine freie Tat ist und nicht daher kommt, dass er an ihm zweifelte oder nicht wagte, es für sich geltend zu machen. Zu einer Änderung seines Verhaltens lässt er sich nicht herbei; denn er schämt sich deswegen nicht, sondern rühmt sich dessen. Wenn ihm der Grund zu diesem Ruhm genommen würde, so wäre ihm das bitterer als der Tod. Lieber würde er es sehen, dass ihm seine ganze Arbeit durch den Tod genommen würde als dies, dass er sie nicht mehr wie bisher ohne Lohn tun könnte.

1 Kor 9,16-18: …
Paulus begehrt einen Grund zum Ruhm. Er will an seiner Arbeit seine Freude haben und aus ihr eine lebendige Hoffnung schöpfen. So ist es ja, wie er uns ausführlich gesagt hat, recht vor Gott, dass der, der den Pflug führt, es mit Hoffnung tut. Eine freud- und hoffnungslose Arbeit, die ihn nicht ehrte, deren er sich vielmehr schämen müsste, ist für Paulus ein schrecklicher Gedanke, so schrecklich, dass er lieber den Tod litte, als dass er so arbeitete. Er denkt dabei nicht nur an seine Stimmung, nicht nur daran, dass mit dem Ruhm seine Seele sich frei von Druck und Qual erhebt zu reiner, hoher Lust, sondern er erhebt seinen Blick höher zu dem empor, was Gott ihm geben wird. Hat er Anlass zum Ruhm, so hat er auch Aussicht auf den Lohn Gottes. Zerbricht ihm sein Ruhm, so verliert er den Lohn. Und wie soll ihm nicht alles daran liegen, dass Gott ihn belohne? Eine Arbeit ohne Gottes Lohn ist für Paulus wieder ein schrecklicher Gedanke, unvergleichlich furchtbarer als der an den Tod. Der Lohn Gottes bedeutet seine herrlichen Gaben, mit denen er uns die Vollkommenheit seiner Gnade sichtbar macht. Nun werden die Korinther Paulus sagen: Dein Ruhm besteht darin, dass du die Botschaft Jesu weithin durch die Welt getragen hast; das wird Gott dir lohnen. Dazu sagt Paulus: „Nein; dass ich das Evangelium verkündige, ist nicht mein Ruhm; denn das muss ich tun.“ Er hat im Blick auf sein Apostelamt das klare, ihn völlig beherrschende Bewusstsein, dass es nicht auf seiner Wahl und seinem Beschluss beruht. Nichts hat Paulus selbst dazu beigetragen, dass er der Bote Jesu ist. Jesus hat ihn auch nicht gefragt, ob er es sein will, sondern sein Befehl, dem Paulus gehorchen muss, hat ihm die Sendung übertragen. Weigerte er sich, so wäre das sein Tod; denn dafür träfe in Gottes Gericht. Freilich setzt er nun an den Befehl seines Herrn seinen ganzen Gehorsam und braucht für ihn alle seine Willenskraft, alle Treue. Aber sein ganzes Apostelwerk bleibt Gehorsam; er tut, was er muss. Hätte er nicht mehr, so erschiene ihm das Leben arm, nicht lebenswert. Was ist noch größer als der Gehorsam? Die Liebe, die frei, mit eigenem Willen Gott alles gibt, was sie kann und hat. Erst diese freie Liebe hat Ruhm, volle Zuversicht und Seligkeit, und sie krönt Gott mit seinem Lohn. Paulus hat sein Amt ohne seinen Willen empfangen und tut in ihm nichts als seine Pflicht, der er sich nicht entziehen kann, wenn er sich nicht selbst verderben will; darum gleicht seine Arbeit der eines Verwalters, den sein Herr in sein Amt nach seinem eigenen Ermessen eingesetzt hat. Versäumt dieser seine Pflicht, so missbrauchter das Vertrauen seines Herrn und bricht ihm die Treue. Aber sein Amt gibt ihm nicht Anlass zum Ruhm; denn er verdankt es nicht sich selbst, sondern dem Willen seines Herrn.
Dennoch fehlt es Paulus nicht an einem Mittel, um die Freiheit und Vollständigkeit seiner Liebe zu bewähren, die alles tut, was sie kann, und nicht nur, was sie muss. Der Herr hat den Aposteln, die er mit seiner Botschaft betraut hat, mehr Rechte gegeben, als Paulus notwendig braucht. Indem er auf diese Rechte mit freiem Entschluss und ungezwungen verzichtet, macht er offenbar, wie er sich zu seinem Herrn und der ihm aufgetragenen Arbeit stellt: er legt sein ganzes Herz in seinen Gehorsam und eint ihn mit der völligen Liebe. Dies zeigt er dadurch, dass er bei seiner Arbeit nichts für sich begehrt und das Wort Jesu so sagt, dass es niemand etwas kostet. Darum hört er nicht auf den Rat derer, die es würdiger fänden, wenn er sich besolden ließe. Vielmehr sieht er darin, dass er unbesoldet Jesus dient, seine höchste Würde und die besondere Süßigkeit seines Wirkens. Sagen sie ihm: „Du erniedrigst dich durch deine Handarbeit,“ so antwortet er: „Ich bin zu stolz, um euer Geld zu nehmen, und finde meinen Ruhm darin, dass ich es nicht begehre.“

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Frage: 1 Korinther 9,4-14 und 1 Timotheus 5,17. 18 zeigen, daß Diener des Herrn, die den Dienst des Wortes versehen, sei es im Predigen oder Lehren oder in hirtendienstlicher Fürsorge, „vom Evangelium leben“ sollen. Inwieweit müssen dabei aber die Worte des Apostels Paulus in Apostelgeschichte 20,33-35 beachtet werden? Stellen letztere eine gewisse Einschränkung dar?
Antwort: Über den Grundsatz als solchen sollte kein Zweifel bestehen. Jene, die am Wort arbeiten, sei es außerhalb oder innerhalb der Gläubigen, sind berechtigt, von der Versammlung versorgt zu werden. Die Gläubigen sind verpflichtet, danach zu sehen, daß solche unterstützt werden. Dieser Grundsatz ist schon im Gesetz niedergelegt und betrifft, wie des Apostels zweifache Anführung von 5 Mose 25,4 zeigt, nicht nur die umhergehenden Evangelisten, sondern auch die am Ort bleibenden Ältesten, die in Wort und Lehre arbeiten. Es zu einer Frage von Armut und Mangel zu machen, ist verderblich. Die göttliche Liebe hat ihre Vorrechte, besonders in dem Ehren jener, die ihre Hauptzeugen und Arbeiter sind. Ohne Zweifel ist dies ein Appell an das liebevolle Erbarmen der Heiligen; aber kein Umstand sollte das Vorrecht beeinträchtigen, jene mit liebevoller Ehrerbietung und wohltuender Sorgfalt zu umgeben, die sich ganz dem Dienst des Wortes hingegeben haben. So sagt der Apostel in Galater 6,6: „Wer in dem Worte unterwiesen wird, teile aber von allerlei Gutem dem mit, der ihn unterweist.“ Es gibt also eine Tätigkeit der Liebe; es ist nicht nur eine Frage des Mangels, des Bedürfnisses. Es wäre für die Gläubigen tatsächlich ein Verlust und zur Beschämung, wäre für die Liebe auf seilen des Belehrten kein Raum mehr vorhanden, nur weil der Lehrer nicht wirklich arm ist. Würden solche Gedanken das klare Wort Gottes schwächen oder verdrängen, so würden die Gläubigen sittlich verdorben werden.
Auf der anderen Seite gibt die Schrift in Apostelgeschichte 20 ein gesegnetes Zeugnis davon, daß ein Mann wie der Apostel, der die beste Gabe besaß, der mit größter Selbstverleugnung arbeitete, sich nicht zu erhaben dünkte, mit seinen Händen zu arbeiten, um nicht nur seinen eigenen Bedürfnissen, sondern auch denen anderer zu dienen. Es ist zu beachten, daß Paulus nicht das Werk des Herrn beiseite legte, um einen ehrbaren und einträglichen Beruf zu erlangen, sondern er benutzte ein Handwerk, das er bereits kannte, um sich und andere redlich durchzubringen. Aber so kostbar wie dies ist – und das heute in Tagen des Klerikaiismus nicht minder als damals -, die Versammlung hat kein Recht, ihre eigene Selbstsucht und Nachlässigkeit mit solch einer Schriftstelle zu entschuldigen. Es ist ein gutes Wort von jemand, der so für seine Mitarbeiter, ob groß oder klein, arbeitete; aber es ist gänzlich fehl am Platze, wenn es Gläubige als Mittel benutzen, den Glauben eines geistlichen Arbeiters zu verdrängen oder ihre eigene Pflicht denen gegenüber zu vergessen, die sich ganz dem Werk des Herrn hingegeben haben. Möchten sie, daß Er und Sein Werk einen untergeordneten Platz erhalten, daß die Widmung und Hingabe der Heiligen ausgelöscht werden? Es ist äußerst ernst, wenn jemand, der seine Hand an den Pflug gelegt hat, ermahnt wird, für sich und seine Familie selbst zu sorgen; als hätte der Herr nicht genau das Gegenteil gesagt – und dies sowohl zur Erprobung seines eigenen Glaubens als auch der Liebe auf Seiten der Gläubigen.
W.K.

Ermunterung und Ermahnung 198

Warum und wozu arbeiten?
Neben der schon erwähnten Tatsache, dass die Beschäftigung eine vom Schöpfer eingesetzte Sache ist, finden wir im Neuen Testament noch andere Stellen, die die Frage nach dem «Warum» und dem «Wozu» beantworten.
«Wir ermahnen euch Brüder, … mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr … niemand nötig habt» (1 Thessalonicher 4,10-12). Der Apostel Paulus, der in 1 Korinther 9,14 schrieb: «So hat auch der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben», machte von diesem Recht keinen Gebrauch, sondern gab allen ein Vorbild, wie man arbeiten soll, um niemand nötig zu haben. «Denn ihr selbst wisst, wie ihr uns nachahmen sollt … Wir haben mit Mühe und Beschwerde Nacht und Tag gearbeitet, um nicht jemand von euch beschwerlich zu fallen» (1 Thessalonicher 2,9; 2 Thessalonicher 3,7-9; Apg 20,34.35).
Weiter unterweist uns Gottes Wort, dass unsere Arbeit und der damit verbundene Verdienst nicht nur für uns sein soll. Wir finden Hinweise auf die Unterstützung der Ehegattin (Eph 5,29); der Eltern (1 Timotheus 5,4); der Hausgenossen im Allgemeinen (1 Timotheus 5,8).
Die tägliche Arbeit darf auch getan werden, um mit dem verdienten Lohn das Werk und die Diener des Herrn materiell zu unterstützen. Dabei gibt es zwei Bereiche:
1. Das Wohltun: «Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas zu geben habe» (Eph 4,28); und
2. das Mitteilen: «Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allem Guten dem mit, der ihn unterweist» (Gal 6,6; siehe auch 1 Korither 9,14; Heb; 13,16).
Eine Möglichkeit, wie wir der Aufforderung zur Unterstützung des Werkes des Herrn nachkommen können, ist die Kollekte am Sonntagmorgen. «An jedem ersten Wochentag lege ein jeder von euch bei sich zurück und sammle auf, je nachdem er Gedeihen hat» (1 Korither 16,2). Was und wie viel wir Gott von unseren materiellen Mitteln geben, ist eine persönliche Sache zwischen uns und unserem Gott. Dabei ist es gut, hin und wieder das 9. Kapitel des 2. Korintherbriefes ganz für sich persönlich zu lesen und zu überdenken.
Zuletzt möchte ich das Zeugnis vor der Welt erwähnen, das mit unserer Berufstätigkeit verbunden ist. Ich meine dabei nicht das mündliche Zeugnis, das wir vielleicht dem einen oder anderen unserer Arbeitskollegen weitersagen können. Es geht um unser praktisches Verhalten bei der Arbeit. «Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen und euch zu beeifern, still zu sein und eure eigenen Geschäfte zu tun und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir euch geboten haben, damit ihr ehrbar wandelt vor denen, die draussen sind» (1 Thessalonicher 4,10-12).
Unsere Einstellung zur Arbeit ist dem Herrn keineswegs gleichgültig. Wer unordentlich wandelt und nichts arbeitet, sondern «fremde Dinge treibt», kommt unter die Zucht der Versammlung. «Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen … Wenn aber jemand unserem Wort durch den Brief nicht gehorcht, den bezeichnet und habt keinen Umgang mit ihm» (2 Thessalonicher 3,12-14).

Halte fest 1983

Jeder Diener des Allmächtigen Gottes, wird heute nicht auf Kosten der Spenden von irgendwelchen anderen Dienern leben. Nein, er wird seine Hände Arbeit nutzen, um sich selbst zu ernähren! Die Beweisführung, die Paulus an die Korinther schrieb, zeigt deutlich, dass es keine „Vollzeitdiener“ gibt, die nur Videos fabrizieren, anstatt die Pflichten eines Christen in Treue auszuführen.