Da sprach Martha zu Jesu: Herr, wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben; aber auch jetzt weiß ich, daß, was irgend du von Gott bitten magst, Gott dir geben wird.
Elberfelder 1871 – Johannes 11,21–22
Martha sagte nun zu Jesus: Herr, wärest du hier gewesen, so wäre mein Bruder nicht gestorben. V. 3 32
Und jetzt weiss ich (trotzdem): Alles, um was du Gott bitten wirst, wird Gott dir geben. Joh 9:31.33
Zürcher 1931 – Johannes 11:21–22
Traurig sagte Martha zu Jesus: «Herr, wärst du hier gewesen, würde mein Bruder noch leben. Aber auch jetzt weiß ich, daß Gott dir alles geben wird, worum du ihn bittest.»
Hoffnung für alle – 1996 – Joh 11,21–22

Beim Anblick ihres Herrn sprach Martha den Gedanken aus, der sie und Maria tagelang gequält hatte: „Herr, wenn du hier gewesen wärst, so wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Dennoch waren Marthas Glaube und ihre Hoffnung noch lebendig. Sie sagte: „Und doch weiß ich jetzt, dass, so vieles du von Gott erbittest, Gott dir geben wird.“ Jesus sagte sofort etwas, um sie im Glauben zu stärken: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Joh 11:21-23).
jW – Ahmt ihren Glauben nach
Jesus hätte Lazarus natürlich heilen können, wie Martha im heutigen Tagestext sagte. Aber er hat etwas anderes vor, etwas Großartiges.
Der Wachtturm 04-2023
Jeschua näherte sich Bethanien, und als Martha hörte, dass Er kam, ging sie hinaus, um Ihm entgegenzugehen, bevor Er am Grab ankam (Johannes 11:17-20). Sie schimpfte mit Jeschua, weil er nicht gehandelt hatte, als sie ihn zuerst riefen: Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben (Joh 11,21). Wenn Jeschua gekommen wäre, als sie Ihn zuerst gerufen hatten, hätte Er Lazarus heilen können. Wäre Er früher gekommen, wäre ihr Bruder noch am Leben. Sie bekräftigte jedoch ihren Glauben an Ihn (Johannes 11:22).
Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive
Jeschua antwortete auf ihre Zurechtweisung mit den Worten: „Dein Bruder wird auferstehen“ (Johannes 11:23). Martha nahm an, dass Er von der prophetischen Zukunft und der endgültigen Auferstehung am letzten Tag sprach (Johannes 11:24), ein grundlegender Glaube des Judentums. Sie bekräftigte klar ihren Glauben an seine Messiasschaft, und sie erkannte klar seine Macht vor dem Tod, aber sie erkannte nicht seine Macht über den Tod. Das gab Jeschua die Gelegenheit, seine fünfte „Ich bin“-Aussage zu machen, die von Jochanan aufgezeichnet wurde: „Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben“ (Johannes 11:25-26). Diejenigen, die an die Messiasschaft Jeschuas glauben, mögen zwar physisch sterben, aber sie werden nie wieder geistlich sterben; und obwohl sie physisch sterben, wird ihr Körper eines Tages auferweckt werden.
Was den Zeitlauf betrifft, irren sowohl der Wachtturm als auch Arnold Fruchtenbaum! Denn wenn wir uns die Verse anschauen, so wartet Jesus nur 2 Tage, um sich dann auf den Weg zu machen – und nicht 4 Tage 😉
Marta, die Tatkräftige, ging Jesus entgegen, während Maria, die kontemplative Schwester, wartete. (Vgl. Lk 10,39-42 ,wo die beiden Schwestern ähnlich charakterisiert werden.) Martas Gruß war so etwas wie ein Glaubensbekenntnis. Sie war überzeugt, daß Jesus ihren Bruder hätte heilen können, wenn er da gewesen wäre. Darin scheint keine Kritik an Jesus zu stecken, denn sie wußte ja, daß ihr Bruder bereits tot war, als die Boten bei Jesus anlangten. Ihre Worte „aber auch jetzt weiß ich: was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben“ könnten zwar als Hinweis auf die Aufweckung ihres Bruders verstanden werden, doch ihr Protest vor dem Grab (Joh 11,39) und ihre Worte in Vers 24 widersprechen dieser Interpretation. Was sie hier sagte, war also wohl nur ganz allgemein ein Ausdruck ihrer Überzeugung, daß Jesus den Segen des Vaters besaß.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Wiederum ist es charakteristisch, dass »Marta« zuerst das Wort ergreift. Zwar redet auch Maria in Vers 32 als Erste, aber ihrem Reden geht das Niederknien voraus; außerdem wird ihr Weinen berichtet (V. 33), während von Martas Tränen nicht gesprochen wird. Mit wenigen Strichen zeichnet der Evangelist ein außerordentlich einprägsames Bild der verschiedenartigen und doch im Glauben verbundenen Schwestern.
Gerhard Maier – Edition C
Offenbar hat sich damals im Jüngerkreis schon die Anrede »Herr« für »Jesus« durchgesetzt (vgl. V. 12 und Joh 6,68; 9,38; 11,3). Das aramäische Wort für »Herr«, Mar, hat sich dann noch lange Zeit in der Gebetssprache der griechischsprechenden Gemeinden erhalten (1Kor 16,22).
Was Marta sagt, ist Ausdruck eines ganz großen Vertrauens, das unseren Kleinglauben zutiefst beschämt:
»Wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben.« Sie traut also Jesus die Macht zu, jede Krankheit zu stoppen und zu heilen; und offensichtlich geht sie von dem engen Verhältnis aus, das die Betanien -Jünger zu Jesus hatten. Nicht umsonst lautete ja die Botschaft in Vers 3:
»Siehe, den du lieb hast, der liegt krank.« Der heutige Leser darf allerdings den Text nicht missverstehen, als wolle er sagen, dass kein Jünger krank werde oder dass jeder kranke Christ von Jesus geheilt werde.
Der nächste Satz (V. 22) vertieft dieses Vertrauen noch:
»Aber auch jetzt noch weiß ich, dass Gott dir alles geben wird, was du von Gott erbittest.« Das heißt doch:
»Auch jetzt noch« sind deiner Hilfe keine menschlichen Grenzen gezogen! Dabei überlässt sie es ganz und gar Jesus, »was« er tun will – und gerade das ist das Großartige! Vielleicht hat Marta so gesprochen, weil sie sich an das Vaterunser hielt:
»Dein Wille geschehe.« Hochinteressant ist die genauere Formulierung. Marta hat begriffen, dass Jesus nicht aus eigener Vollmacht handeln will, sondern ganz aus der Vollmacht des Vaters. Deshalb sieht sie Jesu Wunder als die Erhörung seiner Gebete an – ein Gedanke, der entsprechend der Verse 41ff. sein Recht hat. Dennoch liegt in dieser Ansicht noch etwas Unausgereiftes. Gebetsheilungen vollbrachten ja auch die Rabbinen. Im Talmud heißt es nicht nur:
»Größer noch ist das Gebet als gute Taten« (b Berachot 32 b), sondern es gab Rabbinen, die Regen »erbitten« konnten, wann immer es nötig war (z. B. Choni der Kreiszieher und dessen Enkel; b Taanit 23 b). Und es gab Beter, wie Rabbi Chanina ben Dosa, die Schwerkranke durch ihr Gebet vom Tode erretteten (b Berachot 34 b). Der Unterschied zu diesen bevollmächtigten Rabbinen wird noch nicht sichtbar, wenn Marta sagt:
»Ich weiß, dass Gott dir alles geben wird, was du von Gott erbittest.« Deshalb führt sie Jesus im folgenden Gespräch weiter, damit sie die Einzigartigkeit des Gottessohnes erkennen und bekennen kann.
Sie redete Ihn mit „Herr“ ( kyrie) an, das hier als göttlicher Titel zu verstehen ist, da Sie Ihn tiefer erkannte, als daß sie in bloß höflich mit „Herr“ angeredet hätte. Als sie sagte: „Wenn du hier gewesen wärest, so wäre mein Bruder nicht gestorben“, dachte sie an die vergangenen Tage, an dessen Krankheit und wie der Herr ihn hätte heilen können. Sie dachte nicht mehr an ein gegenwärtiges Wunder. Vielleicht wußte sie nicht um andere Totenauferweckungen durch den Herrn (Mt 11,5). Man beachte, daß sie die gleiche Aussage macht, wie nachher Maria in
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
V.32. Offensichtlich hatten sie miteinander zu Hause darüber geredet und festgestellt, daß ihr Vertrauen und ihre Erkenntnis gleich waren. Übereinstimmung zu Hause führte auch zu Übereinstimmung außer Hause in der Gegenwart des Herrn. Das muß mit dem Geschehen in Apg 5,1-11 verglichen werden, wo Übereinstimmung zu Hause zu Übereinstimmung auch vor den Aposteln führte, freilich diesmal im Belügen des Heiligen Geistes.
Sie war dennoch bereit, ihre Gedanken von den eben verstrichenen Tagen zu lösen und in V.22 eine schwache Hoffnung auszudrücken, die sich auf die Gegenwart oder auf die Zukunft bezogen haben mag. Sie erreichte nicht die Höhe eines Bekenntnisses, das die Gottheit Christi anerkannte. Sie dachte, daß Seine Bitte an Gott gerichtet und von Gott beantwortet werden würde, übersah also Seine göttliche Macht und Person. Ihr Glaube machte aber Fortschritte, wie beim Blindgeborenen in Kap. 9.
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