Kategorie: chritliche Seelsorge

Worüber rede ich?

Worauf schaue ich? Auf meine Interessen oder die meiner Umgebung?
Heute wieder ein Zitat von Jakob Kroeker

Es ist auch für uns von der größten Bedeutung, dass uns nicht der Blick verlorengeht für das, was Gott auch in unserer Zeit auf dem Boden des menschlichen Elends zu tun vermag. So klar unser Auge auch all das Fehlende unter unserem Volke und in der Welt sieht, so schwer unsere Seele auch unter dem Mangel an wahrer Gotteserkenntnis und Gottesfurcht leiden mag, so klein vielfach auch die Schar ist, die in kindlichem Umgang mit Gott lebt, so darf die glaubenslose und glaubensarme Stellung der anderen uns doch nicht den Blick nehmen für die Gotteskräfte, die auch in unseren Tagen und in unserer Mitte wirksam sind. Wollen wir Organe werden, durch die Gott etwas mit dazu beitragen kann, dass unsere Zeit innerlich gesunde und zu ihrem wahren Heile gelange, dann muss uns seine Kraft größer sein als die Macht der Sünde, sein Erbarmen größer sein als die Schuld der Menschheit.

Das wird uns den Mut geben, in der Liebe unseres Christus auch da zu dienen, wo zunächst noch die Kräfte der Sünde und des Todes herrschen und ihre zerstörenden Wirkungen hinterlassen. Wem erst die Sünde größer erscheint als die Gnade, die Schuld größer ist als die Barmherzigkeit, der hat für die Welt in ihrer Not kein Evangelium Gottes mehr und wird vergeblich jene Sprache suchen, die der Welt Leben und Erlösung bringt.

Denn unser Zeugnis wird immer dem Gottesbilde entsprechen, das unser inneres Auge geschaut und unser Herz erlebt hat. Wir werden Gott nie größer machen können, als Er unserer eigenen Seele ist. Und nur insoweit Er in unserem Leben eine von uns erlebte Wirklichkeit und Macht geworden ist, werden wir auch von seinem großen Können zu anderen zu reden verstehen. Eine klare Heilsverkündigung fließt nur aus einem klaren Heilserleben. Nur das von uns und anderen Erlebte gibt uns die Freimütigkeit und Kraft, mit jener inneren Gewissheit der Magd von dem Heile zu zeugen, das Gott zu offenbaren vermag.

Fehlt unserem Zeugnis von Gott und seinem Heile diese Kraft und Gewissheit, dann fehlt ihm auch die Wirkung. Vertrauen zu unserer Botschaft gewinnt die Welt erst dann, wenn sie merkt, dass die Gewissheit von Erlebtem in derselben zu ihr spricht. Sie ist müde aller großen Worte und aller religiösen Phrasen, hinter denen nicht die Wirklichkeit einer persönlichen Erfahrung steht. Sie will erlöstes Leben sehen, um an die verheißene Erlösung zu glauben.

Nicht Schein, – Sein sucht heute die Welt und besonders in denen, die vorgaben, ihr mit Höherem dienen zu wollen. Im Schein lebt sie selber. Sie ist zu oft und zu bitter von demselben betrogen worden, um von ihm das Letzte und Tiefste zu erwarten, wonach auch ihre müde Seele sich sehnt. Wo sie daher fühlt, dass hinter dem Zeugnis des anderen die Kraft eines neuen Lebens steht, da horcht auch sie auf und prüft, ob es nicht eine Kunde sei, die auch ihr zum Leben gereichen könne.

Große Worte imponieren ihr nicht. Solche hat sie im Überfluss gehabt. Aber aus denselben flossen ihr kein Leben und kein Heil. Vertrauen zum Zeugnis von der Erlösung gewinnt sie daher nur da, wo sie erlöstes Leben sieht. So schlicht und einfach, so natürlich und menschlich es nach außen hin auch auftreten mag, es trägt eine Kraft in sich, die da überzeugt und wohltut. Nichts hat dem Evangelium Jesu im Laufe der christlichen zwei Jahrtausende immer wieder so viel von seiner Glaubwürdigkeit und Kraft genommen als das Leben jener, die zwar in den Worten Jesu und seines Evangeliums redeten, aber die Kraft und den Geist Jesu und seines Evangeliums verleugneten. Ein wahrer Zeuge Jesu kann daher nur ein wahrer Jünger Jesu sein.

Jakob Kroeker Gottes Segensträger

„geistliche Segnungen kann ER nur dem Glaubenden anvertrauen“

Wann handelt Gott mit mir?
Hier weiter der Jakob Kroeker

Vielfach war mit unserem Suchen nach vermehrtem Licht, nach tieferen Segnungen und nach bleibender Frucht noch so viel eigenes Wollen und Können verbunden, dass Gott uns zunächst versagen musste, was Er uns so gerne anvertraut hätte. Geistliche Segnungen kann Er nur dem Glauben anvertrauen, nicht aber den Seelenkräften des natürlichen Menschen. Denn Fleisch behandelt fleischlich auch die heiligsten Güter und stellt sie in den Dienst der Selbstsucht und der Selbstverherrlichung. Der Glaube dagegen nimmt jeden Segen und jede Frucht als ein Geschenk Gottes und legt alles Empfangene wiederum, wie einst Hannah ihren Samuel, als ein Opfer zurück in die Hand Gottes. Denn er hat nur den einen Wunsch, dass alles Empfangene Gott zur Verfügung stehe und dem Nächsten diene.

Solange nun sich mit dem Suchen des Glaubens nach geistlichen Gütern noch eigenes Wollen und Können mischt, muss Gott uns zunächst noch warten lassen. Er weiß, welch einen Segen diese Zeit des Wartens für uns in sich birgt. Jenen Kräften, die aus unserem eigenen Selbst fließen, gibt Er in dieser Seit Raum, ihr völliges Versagen zu erleben. Und je mehr das Eigene versagt, desto mehr erstarkt der Glaube und reist derselbe heran, zu der von Gott bestimmten Stunde zu empfangen, was so lange uns von Gott vorenthalten wurde.

Vielfach war der Gegenstand unserer Sehnsucht auch eine Frucht, die Gott uns nur erst auf einer gewissen Stufe unserer innerlichen Entwicklung und Reife geben konnte. Es war eine Frucht, die nicht an sich uns anvertraut werden konnte, sondern die organisch aufs engste mit unserem Glaubenswachstum und unserem Glaubensdienst zusammenhing. Bevor nicht die Dispositionen in unserem innerlichen Werdegang dafür geschaffen waren, konnte bei uns nicht Frucht werden, die wir bereits so sehr als ein Segen zu sehen wünschten. Und alle Selbstanstrengungen, seinem innerlichen Leben eine Elle zuzusetzen, alle Versuche, die Erlangung der erforderlichen Reife zu beschleunigen, erwiesen sich als vergeblich.

Gott lässt sich da nicht vorgreifen. Er wartet, bis sich das von Ihm gegebene und genährte Leben organisch so weit entwickelt hat, dass Er uns als Segen und Frucht das anvertrauen kann, wonach schon längst unsere Seele sich sehnte.

Wir sehnen uns vielleicht nach viel Frucht. Aber unserer geistlichen Entwicklung fehlt zunächst noch jene Tragkraft, in der wir fähig sind, viel Frucht zu tragen. Man gleicht zunächst einem jungen Baume mit schwachem Stamme. So sehr wir uns auch sehnen mögen, in Blütenfülle und fruchtbeladen dazustehen, der himmlische Gärtner lässt zunächst nur soviel als Frucht in uns zur Reife gelangen, als ohne innerlichen Verlust von uns ertragen werden kann.

Allein es kann hier nicht unsere Aufgabe sein, zu zeigen, warum Gott oft so lange warten lässt, bevor auf geistlichem Gebiet Erfüllung werden kann, was doch schon so lange eine berechtigte Sehnsucht unserer Seele war. Denn die Gründe können sehr verschieden sein, die für das Warten Gottes bestimmend sind. Die Grundlage für alles Handeln Gottes war immer Gnade. Der ersehnte Segen soll für uns wirklich ein Segen und nicht ein Fluch werden. Daher ist auch sein Warten Gnade.

Jakob Kroeker – Gottes Segensträger

Also müssen wir erst einmal unser Verhältnis mit Jehovah klären und dann die Zeit aufwenden, bis Jehovah uns als sein Werkzeug gebrauchen will.

„neues geistiges Leben“ kostet Nerven

Und wieder ein kleines Stück von Jakob Kroeker:

Nun gibt es aber ohne Wehen kein neues Leben, ohne Geburt keine Kinder. Auch auf geistlichem Gebiete nicht. Denn noch sind nie neue Lebensbewegungen und Segenszeiten entstanden, ohne dass zuvor Persönlichkeiten gewesen wären, die bereit waren, jene Geburtswehen zu tragen, die auch mit dem Werden des geistlichen Lebens verbunden sind. Wer Seelenpflege kennt, der versteht den Apostel, wenn er von seinen geliebten Kindern in Galatien schreibt, dass er abermals ihretwegen Geburtsschmerzen leide, „bis das Christus in ihnen eine Gestalt gewinne“. Jedoch diese Geburtswehen fürchten manche auch unter denen, die zum Volke Gottes gehören. Ihnen bringt die Geburt zu viel Schmerzen und das neue Leben zu viel Arbeit und Geschrei. Denn wer einmal Durchbrüche neuen Lebens miterlebt hat, der weiß, wie hart die damit verbundenen Kämpfe sein können. Nur wem alles neue Leben höher steht als dessen schmerzvolles Werden, wird daher auch fähig sein, jene freiwilligen Opfer an Seelenschmerzen und Glaubenskämpfen zu bringen, die mit der Geburt und der Pflege des neuen Lebens verbunden sind.

Allein wie im natürlichen Leben, so kann auch im geistlichen noch eine andere Erscheinung die Folge der Unfruchtbarkeit sein, nämlich alterndes Leben. Vielleicht war es einst fruchtbar, aber jetzt nicht mehr. Es ist eine Wahrnehmung, die man wohl fast bei allen alternden Personen machen kann, dass sie Kinderart und Kindergeschrei nicht mehr gut ertragen können. Sie lieben das Gewordene mehr als das Werdende. Das Geordnete, das Gereiste und Abgeklärte ist es, wofür ihre Seele Interesse hat, und was sie innerlich beschäftigt und befriedigt.

Ist das nicht letzthin das Gepräge, das so manche Persönlichkeiten, Gemeinschaften und Kirchen unserer Tage tragen? Um was ist es z. B. Rom zu tun? Nur um die Erhaltung des geschichtlich Gewordenen. An dem Durchbruch neuer Wahrheiten, an der Vermehrung des göttlichen Lichtes, an einer geklärten Gottes- und Heilsanschauung, an dem wahren Wachstum der persönlichen Gottesgemeinschaft im Leben des einzelnen hat man wenig Interesse. Das alles bringt zu viel Kinderart, Kindergeschrei und Kinderpflege mit sich. Und wie viele stehen ähnlich, die nicht zu Rom zählen. Alterndes Christentum! Ich sage nicht, dass da alles ohne Leben sei. Wir wissen, wieviel Leben gelegentlich auch in und außer Rom je und je vorhanden war. Und zwar sehr wertvolles und abgeklärtes Leben. Aber es ist ein Unterschied, ob wachsendes Leben durch unsere Kirchen rauscht, oder nur alterndes. Durch jenes werden der Welt neue Lebensgebiete und vermehrtes Licht zugeführt.

Letzteres ist jedoch nur fähig, Gewordenes zu erhalten und zu pflegen. Fehlen unseren Kirchen und Gemeinden aber erst jene Propheten und schöpferischen Kräfte, die fähig sind, das Volk Gottes innerlich weiter zu führen, dann haben wir den Dienst der Erstgeborenen für unsere Zeit verloren. Wir werden uns unfähig erweisen, neue Wege zu finden, auf denen uns Nachgeborene zu ihrem Heile zur Vollendung hin folgen können. Man wird vielleicht noch Vollmacht haben, das bisher geschichtlich gewordene Reich Gottes zu pflegen und in seiner äußeren Gestalt zu erhalten, aber unfähig sein, dem kommenden Gottesreich die Wege zu ebnen, oder vermehrte Lebenskräfte flüssig zu machen, oder aber Geburtshilfe beim Durchbruch geistlicher Bewegungen zu leisten.

Es ist zum Beispiel geradezu auffallend, wie wenig innerlichen Anteil bisher nicht nur Rom, sondern auch die evangelische Kirche und manche anderen Gemeinden an der gewaltigen Erweckungs- und Lebensbewegung genommen haben, die bereits einige Jahrzehnte durch das russische Volk geht und unter dem Namen Stundismus bekannt ist. An der Weckung und Pflege dieses neuen Lebens haben diese alten Kirchen als solche sehr geringen oder keinen Anteil gehabt. Und hätte Gott nicht in andern gläubigen Kreisen Geburtshelfer und Pfleger für die Bewegung gefunden, dann wäre man fähig gewesen, dieses neugeborene Leben in seinem Blute liegen und umkommen zu lassen.

Jene Bürger Jerichos hatten zwar die Ursache der damaligen Unfruchtbarkeit sehr klar erkannt. Aber sie standen denselben ohnmächtig gegenüber. Es fehlten ihnen die Vollmachten, ungesunde Wasser gesund zu machen. Sie hatten wohl ein Auge, das die Not des Volkes sah, hatten wohl ein Herz, das unter der herrschenden Unfruchtbarkeit litt, aber keine Kraft, auf diesem Gebiete ihrer Zeit zu dienen.

Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob wir der Not unserer Zeit nur mit einer Klage im Herzen oder wie Elisa mit Vollmacht von Gott gegenüberstehen. So wesentlich es auch ist, dass wir ein offenes Auge für die geistlichen Nöte unserer Zeit und unserer Kreise haben, Heilung bringt es an sich dem Volke noch nicht. Diese kommt erst, wenn auch Seelen da sind, die der vorhandenen Not mit Vollmacht von Gott gegenüberstehen.

Und doch ist es immer eine verheißungsvolle Morgendämmerung, wenn erst jene Stimmen sich hören lassen, die nach dem Dienst zur Belebung ihrer Kirche rufen. Sie künden den Anbruch eines neuen Tages an. Das aus der Sehnsucht nach neuem Leben gebotene Suchen und Nagen geht immer der Erlösung voraus, die Gott geben wird. Haben wir Seelen Seelen selbst wenn auch nicht die Vollmacht, Heilung ihre Zeit zu bringen, so werden sie doch funktionierend sein, jene Boten Gottes zu finden, die eine göttliche Antwort auf das Suchen und Fragen ihre Seele geben können.

Gottes Segensträger

Ja, wir können uns nicht aussuchen, wie Jehovah seine Gemeinde bauen möchte – wir können uns nur als Werkzeug zur Verfügung stellen oder aber uns weigern, weil wir wollen, dass es mir gut geht.

„Als Prophet zu scheinen vermag man auch ohne Salbung“

Religionen können zwar durch Machtmittel hergestellt und erhalten werden, aber nicht der verborgene Umgang mit Gott. In Israel war es aber dem Herrn nicht um eine Form der Jehova-Religion zu tun, sondern um die innere Auferstehung des Volkes zu einer bewussten Lebensgemeinschaft mit Gott. Dies „soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen“, sprach der Herr viel später einst durch den Propheten Sacharja zu Serubabel, dem Statthalter Israels. Geistesleben kann nur vom Geiste gezeugt und genährt werden. Heiliges Leben kommt nur vom Heiligen und seinem verborgenen Wirken im innersten Heiligtum unseres Lebens.



Das Geheimnis der Kraft in dem Leben der Gottesknechte liegt in ihrer göttlichen Salbung zum Dienst. Durch dieselbe sind ihnen Vollmachten geworden, die durch nichts in der Welt ersetzt, und die weder vererbt noch erlernt werden können. Sie werden nur erlebt. Wie gelangte ein Elisa in den Besitz derselben, als er zum Propheten seines Volkes berufen wurde? …

Darin offenbart sich immer etwas von dem Wesen einer gesunden und verheißungsvollen Glaubensstellung vor Gott, wenn man sich sehnt, mit dabei zu sein, wo Gott handeln und seine Herrlichkeit offenbaren wird. Und spreche ich nicht aus dem Herzen vieler, wenn ich sage: Auch wir kennen etwas von dieser Sehnsucht! Wie wurden wir innerlich angezogen, als wir hörten, dass da und dort sich etwas von der Kraft Gottes offenbare. Wie fühlten wir uns da zu Hause, wo wir uns wirklich von einer geistlichen Atmosphäre umgeben und die Winde Gottes wehen sahen! Wie atmete unsere Seele aus, als sie zugegen sein durfte, wo Gott segnete, und seine schöpferischen Lebenskräfte sich auswirkten zum Heil und zur Erlösung vieler!

Jedoch auch wir können viel, unendlich viel durch ein Stehenbleiben von ferne verlieren. Wer das Werden und Wachsen des Volkes Gottes aus praktischer Erfahrung kennt, der weiß, wieviel unter Umständen sowohl für unsere innere Entwicklung als auch für den späteren Dienst davon abhängen kann, ob man wie einst die Prophetenjünger von ferne stehen bleibt, oder aber wie ein Elisa dem Lichte folgt, das man von Gott empfangen hat. Wer Schritt halten lernt mit Gott, der erlebt immer wieder Stunden, wo man neue Blicke gewinnt für Gottes Majestät und Größe, wo man Zeuge sein darf von seinem wunderbaren göttlichen Handeln und Wirken zum Heil und zum Segen der Welt.

Lange nicht mehr hat sich dies in der Geschichte des Volkes Gottes wiederholt. Wie oft trug man wohl den Prophetenmantel Elias ohne den Geist des Elias. Wie oft erhob man äußerlich Anspruch darauf, ein Gesandter Gottes zu sein, und man war doch ohne Vollmachten eines Gesandten. Wie oft übernahm man den Dienst heimgegangener Gottesknechte ohne den Geist der Salbung der heimgerufenen Gottesknechte.

Sobald man sich jedoch im Leben und Dienen alsdann vor Prophetenaufgaben gestellt sah, wurde die innere Armut der Seele offenbar, und zwar trotz des Prophetenmantels, den man trug. Als Prophet zu scheinen vermag man auch ohne Salbung, aber ein Prophet zu sein vermag man nur durch die Salbung. Die anderen Prophetenjünger waren ohne dieses Erbe des Elias geblieben. Das bedeutete für sie und ihre Zeit einen unersetzlichen Verlust. Denn sie blieben in ihrem Leben ohne jene innere Ausrüstung, die einst den Dienst eines Elias so reich und so fruchtbar für seine Zeit gemacht hatte.

Je weniger jedoch die Propheten der Gegenwart Vollmachten hatten, ihrer Zeit zu dienen, desto mehr suchten sie in der Regel die Propheten der Vergangenheit. Wenn man angesichts der Not der Zeit innerlich in seinen Vollmachten versagte, dann hoffte man durch die Segnungen der Vergangenheit die gegenwärtige Ohnmacht ausfüllen zu können. Diese Erscheinung kann man im Laufe der Jahrtausende durch die ganze Geschichte des Reiches Gottes hindurch verfolgen. Es war daher immer ein untrügliches Zeichen von einer an göttlichen Vollmachten armen Gegenwart, wenn man die Nöte und Aufgaben zu lösen und zu heben suchte durch den Segen der Vergangenheit. Denn bisher suchte eine geistesarme und an Prophetenvollmachten arme Gegenwart noch immer die Propheten der Vergangenheit.

Allein Gott heilt nie die Gegenwart durch die Kräfte der Vergangenheit. Elias hatte Vollmacht zum Dienst für seine Tage, aber nicht für die Tage eines Elisa. So groß, so königlich, so unvergänglich auch einerseits der Dienst der Knechte Gottes war, die der Herr je und je seiner Gemeinde geben konnte, so viel Licht und Trost, so viel Anregung und Segen man auch dauernd aus ihrem Dienen zu schöpfen vermochte, – um die Gegenwart zu segnen, bedurfte es immer wieder neuer Organe und neuer Propheten. Wie arm an sichtbaren Kraftwirkungen Gottes wäre Israel nach den Tagen eines Elias geblieben, wenn Gott nicht in Elisa ein neues Gefäß der Barmherzigkeit für sein Volk gefunden hätte!

Es waren daher immer Notzeiten in der Geschichte des Reiches Gottes, wenn ihr gegenwärtige Propheten fehlten. Man blieb bewundernd vor dem großen Geschehen vergangener Tage stehen und erlebte nicht die Gotteskräfte, die sich gegenwärtig zum Heile der Welt auswirken möchten. Was einst unmittelbar mit Gott erlebt wurde, suchte man nun nachzumachen und endete in einer unendlichen Fülle von Gesetzlichkeiten und Traditionen. Die lebendige Gottesgemeinschaft und Gottes Gegenwart, in der man einst Friede und Freude geatmet, die die Seele stark gemacht und mit Vertrauen erfüllt hatte, wurde nun durch religiöse Bestimmungen und Forderungen ersetzt. Diese drückten, anstatt das Volk zu heben, knechteten, anstatt die Gebundenen zu lösen, machten müde, anstatt die Ringenden zur Ruhe zu führen, rückten Gott so in die Ferne, anstatt Ihn wohnen zu lassen unter denen, die zerschlagenen Herzens und gedemütigten Geistes sind. Was einst unmittelbares Erleben, verborgene Gemeinschaft mit Gott und Kraftzufluss von oben war, wurde Religion, äußerliches Bekenntnis, Dogma, Gesetz. Denn fehlen einer Zeit erst die Stimmen wahrer Propheten, dann reden bald sehr laut jene Schriftgelehrten, die ein Volk nicht in unmittelbare Beziehung zu Gott, sondern unter die Herrschaft des Buchstabens und der Überlieferung bringen. Diese aber töten und machen nach dem Zeugnis des Apostels nicht lebendig. Und die Geschichte hat Paulus darin bis heute recht gegeben. …

Auch die Schristgelehrten hatten bisher viel vom Reiche Gottes gesprochen. Aber ihre Zeugnisse hatten sich entweder in dem bewegt, was einmal in den Tagen des Mose und der Propheten gewesen war oder aber in [87] dem, was einst in den zukünftigen Tagen des Messias sein würde. Gott war einst gegenwärtig gewesen, oder Er wird zukünftig wieder gegenwärtig sein. Aber für die Armen im Geist, für die Hungernden und Dürstenden, für die unter dem Druck der Verhältnisse Leidenden, für die Mühseligen und Beladenen ihrer Tage hatten sie kein Evangelium. Gott war ihnen so fern, so fern, daher war ihnen auch das Reich Gottes so fern und ihren Lippen die Botschaft des Lebens. Sie sahen Gottes Größe und Gegenwart nur in der längst entschwundenen Vergangenheit oder erwarteten sie für die nahe oder ferne Zukunft.

Ihre innere Armut offenbarte sich in dem Mangel an Vollmacht für den Dienst ihrer Tage. Sie konnten wohl lehren, was einmal gewesen, oder was einmal noch sein würde, aber sie konnten nicht zeugen von dem, was Gott gegenwärtig wirkt und offenbart.


Kein Wunder, dass solche Zeiten nicht heilen, sondern das Volk innerlich verarmen und verhungern lassen. Was andere einst in ihrem Umgang mit Gott erlebten, das erheben sie jetzt zum Gesetz, was einst Kraftwirkungen Gottes waren, das machen sie zum Gegenstand eigener Leistungen. Daher tragen solche Zeiten auch mehr das Gepräge und den Charakter des äußeren Scheins als des Lebens und der Kraft. Denn man kann nicht göttliches Leben pflegen, wenn nicht zuvor göttliches Leben geboren ist, nicht Kraft Gottes äußern, wenn nicht die Kraft Gottes Wohnung in uns genommen hat.

Jakob Kroeker – Gottes Segensträger

Heute leider die Mehrheit der Gruppen: sie reden über damals oder über die kommende Rückkehr – aber was Jehovah heute macht, da ist „lautes Schweigen“. Viel Gesetzlichkeit – aber nicht der Blick zum vollkommenen Vater im Himmel. Viele Bitten und Flehen im Gebet, aber kein „Danke Herr!“.
Besonders interessiert verfolge ich ja die Geschichte der einen neueren orgs – und im laufe der Jahrzehnte wurden die Bücher und Zeitschriften immer dünner – die letzten Jahre zum Sommerkongreß dann nur noch „Neuaufguß“ von alten Büchern, die leicht modernisiert wurden. Und dieses Jahr ein ganz ganz dünnes Buch – mit 0 Seiten 😉 – so geht das mit denen, die nur so aussehen, als hätten sie den Geist Jehovahs.

Was ist Gebet?

Ich lese gerade ein Buch „Korektur“.

Heute und die nächsten Tage mal ein paar Fundstücke aus „Gottes Segensträger“ von Jakob Kroeker

Seine Seele war nicht nur offen für das, was Gott ihm zu sagen hatte. Sie besaß auch die Freimütigkeit eines Freundes, Gott zu sagen, was sie bewegte. Denn dauernder Umgang mit Gott macht uns auch freimütig im Gebet zu Gott.

Als Mann des Gebets hatte Elias auch die Macht des Gebets erkannt. Nicht in dem Sinne war ihm das Gebet eine Macht, als ob er glaubte, in dem Gebet ein geheimnisvolles Mittel zu besitzen, durch welches er Gott in seinen Handlungen und Entschlüssen bestimmen könne. Diese heidnische Anschauung übers Gebet lag ihm völlig fern. Aber im Gebet rang sich seine Seele durch zu dem, was Gott geben wollte und konnte. Im Umgang mit Gott wurde in seiner Seele zum Gebet, was Gott an Segen und Heil dem Menschen von Fall zu Fall geben wollte. Was Gott zu geben und zu tun gedachte, legte sich als Bitte auf seine Seele und gab ihm die innere Gewissheit der Erhörung. Daher konnte er auch bei einer späteren Gelegenheit, wo er ganz Israel zu einer großen Entscheidung führte, sagen: „Welcher Gott mit Feuer antworten wird, der sei Gott!“

Das ist das Geheimnis der Freunde Gottes, dass sie zu beten verstehen gottgemäß. Daher hat ihr Gebet eine so ungeheure Macht. Sie bringen Dinge vor Gott und finden Erhörung, die von andern nie würden vor Gott mit der Erwartung der Erhörung gebracht werden. So auch Elias hier.

Gespräch mit Jehovah – und nicht der Versuch IHN zu manipulieren, und auch kein Wunschzettel 😉

Was bin ich?

Dieses Teil hier wurde geschrieben, als David totale Scheiße machte und in dieser Nacht mit Bathseba fremdgeschlafen hatte.Nathan hat ihn anschließend übelst angepisstund ihn ernsthaft gefragt, was für ein Idiot er doch ist. Jetzt betet er zum Chef: „Hab Mitleid mit mir,nimm meinen Mist weg und tu so, als wäre das nie passiert. Wasch mir den Kopf und spül den Müll aus mir raus, ich peil jetzt meinen Fehler, doch er bleibt vor meinem Auge. Ich habe dich verarscht, und ich wollt dich hintergehen.Du bist im Recht, und deswegen musst du mir auch nicht vergeben. Seit mein Dad mich gezeugt und meine Mum mich ausgetragen hat,merk ich, wie der Scheiß in mir aus mir einen Sklaven macht.
Volxbibel – Psalm 51,1-7

(Dem Vorsänger. Ein Psalm von David,) (als der Prophet Nathan zu ihm kam, nachdem er zu Bathseba eingegangen war.) Sei mir gnädig, o Gott, nach deiner Güte: nach der Größe deiner Erbarmungen tilge meine Übertretungen! Wasche mich völlig von meiner Ungerechtigkeit, und reinige mich von meiner Sünde! Denn ich kenne meine Übertretungen, und meine Sünde ist beständig vor mir. Gegen dich, gegen dich allein habe ich gesündigt, und ich habe getan, was böse ist in deinen Augen; damit du gerechtfertigt werdest, wenn du redest, rein erfunden, wenn du richtest. Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich empfangen meine Mutter.
Elberfelder 1871 – Psalm 51,1-7

Auch David scheint mehr über Jehovahs Wege gewußt zu haben, als er schrieb. Denn obwohl er große Schuld auf sich geladen hatte, wußte er, dass Jehovah ihn durch „abwaschen“ reinigen könnte. Eigentlich ein Bild, dass wir erst aus dem NT richtig verstehen können. Im AT wären eigentlich größere Opfertiere nötig – und damit die Sünde auf die Opfertiere übertragen – aber von Abwaschen der Sünde war im AT eigentlich keine Rede.

Nur wenige Psalmen sind unter den Gläubigen aller Zeiten so viel benutzt worden wie dieser Psalm. Diese Tatsache legt Zeugnis für die geistlichen Nöte von Gottes Volk ab. Ps 51 ist ein Musterbeispiel für das Gebet um Vergebung der Sünden. Seine Überschrift nennt den Anlaß für Davids Sünde des Ehebruchs mit Batseba ( 2Sam 11 ), eine Tat, mit der David mehr als ein Gebot der zehn Gebote übertrat. Immer wieder sind Gläubige durch die Tatsache getröstet worden, daß ihre Sünden vergeben werden können, denn der Herr hatte Davids Sünde auch vergeben.
Häufig wird die Intensität eines Augenblicks durch die Poesie erst recht unterstrichen. Solch ein Augenblick war für David gekommen, als er, nachdem Nathan ihm seine Sünde ins Gesicht gesagt hatte, sie bekannt hatte ( 2Sam 12,13 a). Weil dieser Psalm sich nur um Davids Bekenntnis dreht und kein Wort über die Vergebung Gottes enthält (die im historischen Bericht auf dem Fuße folgte; 2Sam 12,13 b), muß dieser Psalm als ein Nachsinnen über die Bedeutung des Sündenbekenntnisses aufgefaßt werden. Wenn ein Gläubiger sündigt, muß er die Vergebung erhalten, wenn er am Dienst für den Herrn ganz teilnehmen will.
Die Botschaft dieses Psalmes lautet: Der übelste Missetäter unter dem Volk Gottes kann Gott um Vergebung anrufen, um moralische Heilung und um die Wiederaufnahme eines Lebens, das von Freude, Gemeinschaft und Dienst gekennzeichnet ist, wenn er mit einem gebrochenen Geist kommt und seine Bitte auf Gottes Barmherzigkeit und Gnade stützt.
David berief sich auf Gottes Liebe und sein Erbarmen, als er den Herrn bat, ihm aufgrund seiner Gnade zu vergeben und ihn von seiner Sünde zu reinigen.
Gottes Eigenschaften wie seine treue Liebe ( HeseD ) für seinen Knecht und seine Barmherzigkeit für den Hilflosen waren die Grundlage für Davids Bitte um Gnade. Sogar das Verb sei mir gnädig war ein Gebet, daß Gott doch seinem Wesen entsprechend handeln möge. Es ist auch die Anerkennung, daß David keine Vergebung verdiente. Gottes Vergebung geschieht allein aufgrund seiner Gnade.

Die drei von David gebrauchten Verben sind hier bildhaft zu verstehen. Tilge aus deutet den Vergleich mit einer Niederschrift eines Menschen an, die ausgelöscht werden kann; wasche mich ( kABas ) stellt einen Vergleich zwischen der Vergebung und dem Waschen von Kleidern her, und der Ausdruck reinige mich stammt aus dem Zeremonialgesetz, wonach man sich vor dem Betreten des Tempels reinigen mußte. Diese Bitten (vgl. V. 9.11 ) unterstrichen Davids Wunsch nach Gottes völliger Vergebung seiner Übertretungen, seiner Ungerechtigkeit und Sünde.

David bekannte, daß er gegen den Herrn gesündigt hatte (V. 5-6 ), und beklagte daraufhin sein moralisches Versagen (V. 7-8 ).

Wenn David sagte, daß seine Sünde immer vor ihm war, dann muß man sich vergegenwärtigen, daß er sein Bekenntnis erst etwa ein Jahr nach seiner Sünde abgelegt hatte (vgl. 2Sam 12,13-18 ). Vielleicht hatte David sich selbst sein Handeln so rational erklärt, daß er sich seiner Schuld nicht mehr bewußt war, bis Nathan zu ihm kam. Auf jeden Fall bekannte er hier, daß er gegen den Herrn gesündigt hatte. Er unterwarf sich dem Willen des Herrn und nahm an, daß das, was immer Gott mit ihm tun würde, gerecht war.

Daraufhin erkannte David an, daß er auf moralischem Gebiet versagt hatte. Er war als Sünder geboren worden, d. h., daß er immer Sünde in seinem Leben gehabt hatte. Das war jedoch das Gegenteil von dem, was Gott für das moralische Verhalten eines Menschen befohlen hatte. Schon früh sah er sich einer inneren Spannung ausgesetzt, weil er wußte, daß Gott die Wahrheit und die Weisheit, d. h. ein zuverlässiges und ein fruchtbares Leben erwartete.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Bei einigen Religionen wird der eine oder andere Vers herausgenommen, um zu zeigen, dass „echte Reue“ nötig ist. Aber schauen wir richtig: David hatte das Glück, dass Jehovah durch Nathan auf ihn zugegangen ist. Nicht David kam zu Gott, sondern Gott ging auf David zu!
Was für ein Bild – später kommt Jeschuah zur Erde, um für unsere Sünden zu sterben – für die, die wir getan haben und für die, die wir noch tun werden. Unverdient!

Was machst du morgen?

Wohlan denn, die ihr saget: Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen und daselbst ein Jahr zubringen und Handel treiben und Gewinn machen;
(die ihr nicht wisset, was der morgende Tag bringen wird; denn was ist euer Leben? Ein Dampf ist es (O. nach and. Les : seid ihr) ja, der eine kleine Zeit sichtbar ist und dann verschwindet;) statt daß ihr saget: Wenn der Herr will und wir leben, so werden wir auch dieses oder jenes tun.
Elberfelder 1871 – Jakobus 4,13–15

Nun zu euch, die ihr sagt: »Heute oder spätestens morgen werden wir in die und die Stadt reisen! Wir werden ein Jahr lang dort bleiben, werden Geschäfte machen und werden viel Geld verdienen!«  Dabei wisst ihr nicht einmal, was morgen sein wird! Was ist schon euer Leben? Ein Dampfwölkchen seid ihr, das für eine kleine Weile zu sehen ist und dann wieder verschwindet. Statt solche selbstsicheren Behauptungen aufzustellen, solltet ihr lieber sagen: »Wenn der Herr es will, werden wir dann noch am Leben sein und dieses oder jenes tun.«
Neue Genfer Übersetzung – Jak 4,13–15

Kommt jetzt, die ihr sagt: „Heute und morgen lasst uns in die und die Stadt gehen und dort ein Jahr verbringen und Handel treiben und Gewinn machen“, die ihr nicht wisst, was [die Umstände] des morgigen [Tages] [sein werden]. Denn von welcher Art [ist] euer Leben? Es wird nämlich ein Dunst sein, der für kurze Zeit sichtbar ist, dann aber auch verschwindet. Stattdessen sollt ihr sagen: „Wenn der Herr will, dann werden wir leben und dieses oder jenes tun.“
Leonberger Bibel – byzantinischen Text von Robinson-Pierpont 05 – Jakobus 4,13–15

Aber dreht sich nicht die Welt um MICH? Muss ich mich nicht selber lieben? Und ist Gott nicht verpflichtet, all das was ich bis jetzt für IHN gemacht habe, zu vergelten?

Jakobus kommt sofort zur Sache: Die Wendung „und nun“ kehrt in Jak 5,1 nochmals wieder. Es ist ein umgangssprachlicher Ausdruck, der im Neuen Testament nur von Jakobus gebraucht wird. Diese Interjektion sollte ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit der Leser sichern. Jakobus knöpft sich bei seinem Angriff den typischen Geschäftsmann vor, der die Rechnung ohne Gott macht. Mit größter Selbstverständlichkeit plant er Reisen: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt gehen, teilt seine Zeit ein: und wollen ein Jahr dort zubringen, und verfolgt seine geschäftlichen Ziele: und Handel treiben und Gewinn machen. „Handel treiben“ kommt von dem zusammengesetzten Verb emporeusometha (von en, „in“, und poreuomia, „gehen“). Es ist verwandt mit dem Substantiv emporos, „Kaufmann, Händler, Vertreter oder Hausierer“. Ein anschauliches Beispiel für den jüdischen Kaufmann, den Jakobus hier zurechtweist, wäre ein rücksichtsloser Vertreter, der nur darauf aus ist, den Leuten etwas zu verkaufen, um seinem höchsten Ziel zu huldigen: Geld zu machen.
Diesen umtriebigen Geschäftemachern hält Jakobus vor: Ihr wißt nicht, was morgen sein wird. Die Pläne der Menschen sind immer nur vorläufig. Sie sind nicht Herr über das, was kommen wird, und über die Zeit, ja, ihr ganzes Leben gehört nicht eigentlich ihnen. Jakobus stößt mit einer weiteren Frage nach: Was ist euer Leben? Die Antwort ist: Ein Rauch (Dunst, Dampf). Es ist nötig, daß sich die Gläubigen diesen göttlichen Blickwinkel auf ihrer irdischen Reise zu eigen machen. Eine solche Perspektive erstickt jede Prahlerei noch in dem Keim des Hochmuts, aus dem sie entspringt.
Entscheidend zur Vermeidung aller Selbstüberhebung ist es, die Dinge von Gottes Standpunkt aus zu betrachten. Statt große Pläne auf menschlicher Ebene zu machen, sollte man seinen Blickwinkel so weit erweitern, daß auch Gott ins Bild kommt. Statt hohler Großtuerei sollte man sagen: Wenn der Herr will, werden wir leben und dies oder das tun. Das ist nicht eine Art Zauberformel, sondern eine realistische Einstellung, die sich auf das ganze Wesen und Verhalten auswirkt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Jakobus wendet sich offenbar an reisende Geschäftsleute. Sie ziehen von Stadt zu Stadt, treiben hier und dort Handel und erzielen Gewinne. Reisen Händler waren in der Antike wenig geachtet. Deshalb war dieses Geschäft oft eine Domäne von aufstrebenden Schichten oder Ausländern. Sie waren bereit, etwas zu riskieren, um Profit zu machen und dadurch sozial aufzusteigen.
Jakobus gibt hier offenbar eine für sie typische Redeweise wieder. Darin prahlen sie mit ihren geschäftlichen Plänen und bringen dabei ihre Überzeugung zum Ausdruck, alles im Griff zu haben.
Diese selbstverständliche Existenzsicherheit will Jakobus erschüttern und weißt sie darauf hin, dass sie gar nicht wissen, was morgen sein wird. Gerade Leute ihres Berufs sollte doch eigentlich klar sein, mit welchen Risiken sie es zu tun haben (zu denken ist z. B. an die Risiken des Seehandels, der durch Piraten oder hereinbrechende Unwetter alles andere als sicher war). Außerdem erinnert er daran, dass das menschliche Leben kurz ist und am Ende nichts bleibt.
Daher empfiehlt Jakobus eine Lebensphilosophie, die ernst nimmt, dass unsere Existenz und all unsere Pläne unter „göttlichem Vorbehalt“ stehen. Dieser Vers ist nicht ohne Grund zu einer unter Christen weit verbreiteten Redewendung geworden: „So Gott will und wir leben …“

Mainka – Jakobus

WAS VERWALTEN WIR?
Schon das Leben an sich ist eine heilige Gabe. Gott gab uns das Leben. Alle Seelen gehören Ihm (Hes 18,4). Er ist der Gott alles Fleisches (Jer 32,27). Wir sind wie Dunst, der nach dem Willen Gottes auf der Erde erscheint und wieder verschwindet (Jak 4,14-15). Deshalb wollen wir nach dem Willen Gottes und nicht nach unserem eigenen Dafürhalten leben. Diese einfache Feststellung sollte uns unsere Verantwortung vor Gott deutlich machen. Der wahre Jünger Jesu wird deshalb seinen Leib dem Herrn hingeben (Röm 12,1). Er wird alle seine Glieder dem Dienst Gottes weihen (Röm 6,13). Diese Verwaltung der Gaben Gottes kann unter verschiedenen Aspekten beleuchtet werden.

Zeit.
„In deiner Hand sind meine Zeiten“ (Ps 31,16). Der Herr gewährt uns vielleicht eine durchschnittliche Anzahl von Lebensjahren (Ps 90,10). Er kann die Zahl unserer Jahre auch verkürzen (Ps 102,24-25). Er kann sie aber auch verlängern (Spr 10,27; Jes 38,5). Gott rät uns, unsere Tage zu zählen, damit wir ein weises Herz erlangen (Ps 90,12). Wir sollten deshalb die Zeit „auskaufen“ (Eph 5,16), d.h. die Zeit als „strategische Gelegenheit“ gebrauchen. Die Heilige Schrift betont immer wieder, wie kurz das menschliche Leben ist (wie Gras oder wie Blumen, die verwelken). Deshalb wollen wir es nicht vergeuden, sondern für Gott gebrauchen!

Gaben.
In der Heiligen Schrift ist von „Talenten“ die Rede, die Gott uns gegeben hat. Mit „Talenten“ ist eine Geldsumme gemeint; sie beziehen sich aber auf die verschiedenen Gaben, die Gott uns gegeben hat (vgl. Mt 25,14-30). Gott hat uns unseren Verstand, besondere Fähigkeiten, körperliche Begabungen sowie unser Aussehen gegeben, auch wenn die Menschen sich solche Dinge als eigenen Verdienst anrechnen. Die Glaubenden haben außerdem geistliche Gaben bekommen, die sie befähigen, anderen Glaubenden in der Gemeinde zu helfen (1Kor 12,4-7). Wir sollen alle Gaben, die wir empfangen haben, für das Wohl der anderen einsetzen (1Petr 4,10). Eigensüchtige Interessen bei der Entwicklung und Ausübung unserer Gaben widersprechen den Absichten Gottes.

Wahrheit.
Wir sind „Verwalter der Geheimnisse Gottes“ (1Kor 4,1). Alle geistliche Erkenntnis ist ein heiliges, anvertrautes Gut in einer dunklen und unwissenden Welt. Wenn wir das Wort Gottes kennen, sind wir mit einem Hausbesitzer zu vergleichen, der einen Schatz besitzt (Mt 13,52). Dieser Schatz soll mit den anderen geteilt und nicht zu unserem eigenen Vergnügen gehortet werden.

Reichtum.
Die Gefahr, materielle Werte höher zu bewerten als geistliche Werte, ist selbst bei Glaubenden sehr groß. Wir werden entweder von Besitztümern oder von Gott beherrscht. Wir können nicht beiden „Herren“ dienen, wie Jesus selbst gesagt hat (Lk 16,13). Geld wird zu einem Freund, wenn wir es für die Ewigkeit einsetzen (Lk 16,9). Es kann zu einem Feind werden, wenn wir es missbrauchen; dann wird es als Zeugnis gegen uns gebraucht (Jak 5,1-3). Der reiche Mann, der schließlich in der Hölle landete, hatte vergessen, dass seine Besitztümer ihm nur für eine bestimmte Zeit zur Verwaltung anvertraut waren (Lk 16,19-26). Gold und Silber gehören Gott, nicht den „Finanzkönigen“ dieser Erde (Hag 2,8). Gott gehört das Vieh auf tausend Bergen, nicht den reichen Bauern (Ps 50,10). Es kann sich fatal auswirken, wenn wir dies vergessen.

Jean Gibson – Training im Christentum

Deshalb nutze den heutigen Tag, und wenn möglich den morgigen Tag, um Jehovah zu loben und zu preisen, IHM zu danken, und IHM deine Liebe zu zeigen.