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„David befand sich in einer sehr schwierigen Lage“

David aber geriet persönlich in große Gefahr, weil seine Leute schon daran dachten, ihn zu steinigen; denn sie waren alle über den Verlust ihrer Söhne und Töchter ganz verzweifelt. David aber gewann neue Kraft durch sein Vertrauen auf den HErrn, seinen Gott
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – 1.Samuel 30,6

David befand sich in einer sehr schwierigen Lage, denn seine Männer waren über den Verlust ihrer Frauen und Kinder so verbittert, dass sie schon davon redeten, ihn zu steinigen. Doch David fand neue Kraft im Vertrauen auf den Herrn, seinen Gott.
Neues Leben – Bibel – 2006 – 1. Sam 30,6

David aber geriet persönlich in große Gefahr, weil seine Leute schon daran dachten, ihn zu steinigen; denn sie waren alle über den Verlust ihrer Söhne und Töchter ganz verzweifelt.
Menge 2003 – 1.Samuel 30:6

Kennst du solche Situationen im Leben?
Besonders nach dem wir uns gestern den Bibeltext über DEN Hirten angeschaut haben – fallen mir wieder „Geschichten“ von sogenannten Hirten ein, die eher traurig als ermuntert sind.
Da geht eine Frau völlig durcheinander zu „den HIrten“ weil ihre kleine Tochter behauptet, von dem „neuen Papa“ mißbraucht worden zu sein – und die „Hirten“ fragen nur nach zwei oder drei Zeugen für den Vorfall, und machen der Frau noch Vorwürfe, warum sie überhaupt diesen Mann geheiratet hat!
Da ist ein Familienvater gerade die Ehefrau samt Kinder weggelaufen, und die „Hirten“ suchen nur nach Fehlern, wie es die „Freunde Hiobs“ gemacht haben, anstatt zu helfen. Eigentlich wollen die „Hirten“ diesen Bruder eh aus ihrer Kirchengemeinde los werden, weil der sich viel zu viel mit der Bibel beschäftigt, anstatt immer bei „den Hirten“ nachzufragen – so ein „ich forsche selber nach – Typ“ – ein richtiger „Unruhestifter“ 🙂

Und dann kommt heute dieser Text von David dazu! Genau so! David ohne Grund ein „Feind des Königs“ – nur weil Jehovah diesen David zum nächsten König ausgewählt hat! David – zu diesem Zeitpunkt ein „vogelfreier“ – dann noch mit anderen, die ähnlich schlecht angesehen waren, im benachbarten „Feindesland“. Und dann zieht David mit seinen Männern los, um sich dem „König“ in dessen Land sie sich gerade aufhalten, im Krieg wenigstens unterstützend anzubieten. Und als dieser „König“ sie nach wenigen Tagen (ohne Kriegsbeteiligung) nach Hause schickt – da ist der gesamte Ort nur noch Schutt und Asche! Da sind die Familien verschleppt! Es sieht AUSWEGSLOS aus! Und wer ist Schuld? Na wessen Idee war es, dort in „Feindesland“ zu leben? Wessen Idee war es, sich als Soldaten anzubieten? Ja, genau alles war aus Sicht der meisten Männer: Davids Schuld! Also David steinigen! Bringt zwar weder die Familie zurück, noch steht das Haus dadurch wieder da – aber der Frust ist abgebaut???
Und was macht David? Genau das, was jemand, der ein inniges Verhältnis zu Jehovah aufgebaut hat, in solchen Situationen macht! – David sucht Hilfe bei „dem unsichtbaren Gott“! Und David erhält Hilfe! Wie? ……


ein paar andere Übersetzungen Siehe Beitrag von 2020
Hier nun noch ein paar andere Kommentare:

In einer direkten Anrede, verbunden mit der innigen Bitte und dem starken Bekenntnis findet diese Glaubenshaltung den wunderbaren Ausdruck:
Gib acht auf mich, o [starker] Gott, denn meine Bewahrung hab’ ich in dir!
Diese Sprache des Glaubens ist verständlich im Munde Davids. Durch wie viele Nöte und Ängste war sein Leben bisher geführt worden. Wie oft war er, von der Zeit an, wo er die Schafe seines Vaters Isai in der Wüste hütete, bis nach Ziklag, das im Mittagslande des Stammes Juda lag, in Nöten, in Ängsten und in Todesgefahr gewesen. In den Kämpfen mit den Philistern, auf seiner dauernden Flucht vor dem Könige Saul, in dem Misstrauen der Obersten des Philisterkönigs Achis – in allem hatte David erkannt, von welchen Gefahren sein Leben bisher umgeben gewesen war.
Welch ein Wunder, dass er noch lebte! Wollten doch zuletzt seine eigenen Freunde ihn Steinigen, als sie mit ihm vom König Achis zurückkamen und fanden, dass das kleine Zufluchtsstädtchen Ziklag von den Amalekitern überfallen, verbrannt und völlig ausgeraubt worden war. „Denn alle waren verzweifelt, ein jeder wegen seiner Söhne und wegen seiner Töchter. David aber fasste festes Vertrauen zum Herrn, seinem Gott“ (1 Sam 30,6). Ein Vertrauen, das zu sprechen vermag: „Meine Bewahrung hab’ ich in dir!“ ist nicht etwas selbstverständliches. Der Glaube gewinnt es erst, wenn dem Menschen zuvor alle Stützen genommen sind. Dass David in den Tagen, wo ihm alles zusammenbrach, dies Vertrauen zu dem Herrn, seinem Gott, fand, das war seine und seines Volkes Rettung.
Er kann nun mit der Bitte um Bewahrung das Bekenntnis verbinden:
Ich spreche zum HErrn:
„Mein Heil bist du!
Mein höchstes Gut hab’ ich in dir!“
Auch er hatte zuvor die Welt und die Menschen abgetastet in der Hoffnung, irgendwo und bei irgendwem die Grundlage seines Heils zu finden. Zuletzt war er sogar mit seinem Gefolge zu dem Philisterfürsten Achis geflohen und hatte sich ihm zur Verfügung gestellt. Der sandte ihn auf den Rat seiner Obersten hin wieder heim nach Ziklag.
Das Städtchen selbst als letzte Zufluchtsstätte fand er jedoch vernichtet. In solchen Stunden wird entweder ein ganz starker Glaube geboren, da der Mensch seinen letzten und alleinigen Halt hinfort nur noch in Gott findet, oder man zerbricht an dem Leben, das in seiner Wirklichkeit so unerbittlich hart sein kann.
Wenn der Mensch dann auch später, wie das Leben Davids es zeigt, nicht dauernd auf derselben Glaubenshöhe sich bewegt, so war solch ein Erleben Gottes doch von entscheidender Bedeutung für die Zukunft. Was sich dem Menschen in solchen Stunden an Erkenntnis Gottes, an Vertrauen und Hingabe des Glaubens erschloss, wurde ihm in der Zukunft stets neu zu einem Wege zu jenem Gott hin, den er in seiner Größe gesehen und in seiner Stärke erlebt hatte. Eine solche Seele schämt sich trotz ihrer menschlichen Schwäche nicht ihres Bekenntnisses, bezeugt vielmehr täglich neu: „HErr, mein Heil bist du!“ Weiter bezeugt der Sänger

Kroeker – Ausgewaehlte Psalmen

Der Schock muss für Davids Leute furchtbar gewesen sein: Erst werden sie von den Philistern von der Teilnahme am Krieg ausgeschlossen und so in ihrer Ehre gekränkt. Dann finden sie ihre Stadt, ihre neue Heimat, in der sie Schutz gesucht haben, mit Feuer verbrannt und stellen fest, dass ihre Frauen, Söhne und Töchter gefangen weggeschleppt sind. Was wiegt dagegen der Verlust von Hab und Gut?
Sie, d.h. David und seine Truppe, weinten, bis keine Kraft mehr in ihnen war, zu weinen. Das tatenlose, hilflose Weinen kann jederzeit in unberechenbare Wut umschlagen. David steht wie auf einem Vulkan.
Zudem ist David persönlich zutiefst betroffen: Auch seine zwei Frauen sind gefangen und haben die Sklaverei vor Augen: Ahinoam (s. 25, 43) und Abigajil (s. 25, 39ff).
David geriet sehr in Bedrängnis. Auch wenn die Arbeitsfähigen verschleppt sind, sind noch genügend vom Volk der Philister zurückgeblieben, die über David empört sind. Durch seine Überfälle hat er die Amalekiter gereizt. Das Volk von Ziklag muss das jetzt büßen. Darum wollten sie ihn steinigen. Die Seele des ganzen Volkes kochte, sie war verbittert. Auch Davids Truppe? Dafür spricht, dass anschließend 200 Mann die Verfolgung des Feindes offiziell wegen Übermüdung, in Wirklichkeit wegen seelischer Müdigkeit aufgeben. Das Ganze ist Meuterei. Hinzu kommt die Unklarheit: Wer sind die Räuber? Wohin sind sie mit ihrem Raub gegangen? Was tun in solcher Lage?
David aber stärkte sich in Jahwe, seinem Gott.a Keine exemplarische Strafe, kein hartes Durchgreifen gegen die Meuterer! Das ist sonst das Normale in dieser Lage. David dagegen flüchtet sich ins Gebet und erbittet von seinem Gott Hilfe. Der Weg nach Ziklag war von ihm eigenmächtig gewählt worden. Da hatte er gemeint, sein Schicksal in die eigene Hand nehmen zu können und zu müssen. Jetzt weiß er keine Zuflucht außer der zu Gott. Da will Gott ihn haben. Mit den Überheblichen, Selbstsicheren kann Gott nichts anfangen. Die Eigenmächtigen sind für Gottes Werk nicht geeignet. In seinem Reich zeigt Gott, was er mit den Kleinen, Schwachen, Angefochtenen machen kann. Im Gebet erfährt David, wie ihm Gott neue seelische Kraft, auch Tatkraft, neuen Mut, neue Hoffnung und damit auch den kühlen Kopf schenkt. Das ist die Hilfe, die er jetzt braucht.

Wuppertaler Studienbibel

Sehr betrübt. Siehe den ähnlichen Ausdruck in 28:15. Übersetzer können einen leichten Bedeutungsunterschied zwischen RSV und TEV erkennen, da das hebräische Verb je nach Kontext eine andere Bedeutung haben kann. RSV konzentriert sich mehr auf Davids persönliche Reaktion auf die Krise, während TEV sich auf die Reaktion der Truppen als Quelle des „Ärgers“ zu konzentrieren scheint. Der hebräische Text kann auf beide Arten verstanden werden, sodass die Übersetzer zwischen den beiden Möglichkeiten wählen müssen. NRSV und NJPS, die ähnlich wie TEV übersetzen, sagen, dass „David in großer Gefahr war“.

Das Volk. das heißt „die Truppen“ (NJPS). siehe die Kommentare zu Vers 4.

Die Steinigung wurde vom Gesetz in einigen Fällen angeordnet, um eine Person zu töten, die gegen bestimmte Gesetze verstoßen hatte. Manchmal war die Steinigung auch die Methode, die ein wütender Mob anwandte, um jemanden zu töten (siehe 1 Könige 12,18). Die Leute wollen David nicht einfach nur schaden oder verletzen, indem sie Steine auf ihn werfen. Vergleiche NCV: „Die Männer des Heeres drohten, David mit Steinen zu töten.“

Waren in der Seele verbittert: Der Gedanke scheint zu sein, dass sie „zutiefst verbittert waren“ oder „sehr wütend waren“.

Für seine Söhne und Töchter: Das heißt, „weil seine Söhne und Töchter als Gefangene genommen worden waren“ (NCV). Der Text scheint die Individualität der trauernden Männer zu betonen. Jeder der Soldaten, die bei David gewesen waren, war wegen des Verlusts seiner Kinder bestürzt. Im Hebräischen heißt es wörtlich: „ein Mann für seine Söhne und Töchter“.

David stärkte sich in dem HERRN, seinem Gott. Die hebräische Form des Verbs kann entweder bedeuten, dass David sich selbst stärkte oder dass er von jemand anderem gestärkt wurde. Beides ist möglich und die verschiedenen Übersetzungen spiegeln diese Zweideutigkeit wider. Folgt man der zweiten Interpretation, ist es in manchen Sprachen natürlicher, diesen Satz so umzuformulieren, dass Gott das Subjekt ist und nicht David (wie TEV es getan hat). In anderen Sprachen hingegen könnte es heißen: „David fand Kraft in dem HERRN, seinem Gott“ (NCV) oder „er spürte, dass Gott, der HERR, ihm Kraft gab“ (CEV). NAB versteht dies als Nebensatz, der einen Satz einleitet, der im folgenden Vers ergänzt wird: „Aber mit neuem Vertrauen auf den HERRN, seinen Gott, David….“

Roger L. Omanson – Ein Handbuch zum ersten Buch Samuel

von Vögelchen zu Rüsseltiere

Tja, nun habe ich die letzten Tage viel an einem Server gebastelt. Vielleicht unnötig, aber ich wollte das Prinzip hinter dem „Rüsseltier“ verstehen. Seit Oktober 2011 bin ich bei Twitter – aber irgendwie gefällt mir die aktuelle Politik dort nicht – und suchte deshalb nach einer Alternative. Die meisten Wechsel gehen momentan zu einer „dezentralen Alternative“ die sich Mastodon nennt. Also habe ich einen Linuxserver aufgesetzt, und Mastodon installiert. Nun ist der große Unterschied zwischen Twitter und Mastodon genau das: das dezentrale – also viele private Server, die sich untereinander „unterhalten“ können.
Nun möchte ich „meinen Server“ all den Christen zur Verfügung stellen, die sich mehr oder weniger um die Bibel drehen, und deshalb vielleicht nicht in einen der vielen anderen Servern ein zu Hause finden wollen. Deshalb auch der Name „Gott ist mein Fels“ – elizur.me.
Hier geht es zur Übersicht – und hier zur Anmeldung.

Noch Ideen, welche Regeln dazu kommen sollten? Oder Fragen? Dann einfach per Mail bei mir melden 🙂

Hier zum Abschluß noch ein paar Links, deren Inhalt NICHT von mir ist, die aber die Hintergründe besser erklären können 😉

Liste von aktuellen Masodon-Servern
Unterschiede und erste Schritte als Nutzer von Mastodon
Warum Mastodon?
Funktionen

Mastodon

Was liest du?

Für Sonntag höre ich gerade mehrere Kommentare zu Samuel. Ineinem der Bücher war eininteressanter Gedanke, den ich heute direkt teilen möchte:

Sie waren nicht „alt“ im Sinne von antiquiert oder veraltet; ich bezeichne sie manchmal gerne als das Erste Testament und nicht als das Alte Testament, um das zu verdeutlichen. Für Jesus und die Schreiber des Neuen Testaments waren sie eine lebendige Quelle für das Verständnis Gottes, seiner Wege in der Welt und seiner Wege mit uns. Sie waren „nützlich zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch, der Gott gehört, tüchtig sei und zu jedem guten Werk ausgerüstet“ (2 Timotheus 3,16-17). Sie waren eigentlich für alle da. Deshalb ist es verwunderlich, dass Christen sie nur selten lesen. Mit diesen Bänden möchte ich dir helfen, das zu tun.

Mein Zögern besteht darin, dass du mich statt der Heiligen Schrift lesen könntest. Das solltest du nicht tun. Ich finde es gut, dass diese Reihe einen großen Teil des biblischen Textes enthält. Überspringe ihn nicht. Letztendlich ist das der Teil, der zählt.

John Goldingay – Samuel für jeden

Interessanter Gedanke? Manchmal sind wir so sehr auf die Schreiber von Büchern oder die Redner eines Vortrages konzentriert, dass wir anfangen, den Worten des Redners/Schreibers zu folgen oder sogar in diesen „verliebt sind“. Dabei verlieren wir dann leider oft den Autor der Bibel – sprich Jehovah – aus den Augen. Sp entsteht auch Religion: wir folgen dann leider „Auslegern“ und „vergöttern“ deren Worte, anstatt uns selbst vom heiligen Geist die Bibel „aufschließen zu lassen“.

„denen die das Gefühl haben dumm zu sein“

Zu jener Zeit hob Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies vor Weisen und Verständigen verborgen hast, und hast es Unmündigen geoffenbart. Ja, Vater, denn also war es wohlgefällig vor dir.
Elberfelder 1871 – Mt 11,25-26

Zur selben Zeit (bestimmten Zeit) antwortete Jesus und sprach: Ich bekenne Dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß Du dies vor den Weisen und Verständigen verborgen (hinweg verborgen) und den Unmündigen geoffenbart hast; Mt 18,3; Lk 10,21f; Joh 7,48; Ps 8,3
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Matthäus 11,25

Und Jesus fing an, vor allen mit Gott zu reden: „Hey, Papa, du regierst über das ganze Universum. Danke, dass du den Leuten, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, nicht erzählt hast, was wirklich abgeht. Aber denen, die das Gefühl haben, dass sie dumm sind und nichts begreifen, denen hast diese Sachen gezeigt. Yes, Daddy, du willst, dass es so passiert und nicht anders.
VolxBibel – Matthäus 11:25-26

Damals erklärte Jesus: „Ich preise dich öffentlich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das alles vor den Weisen und Intellektuellen verborgen und es kleinen Kindern mitgeteilt hast. Ja, Vater, denn genau so hast du es gewollt.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Matth. 11:25,26

Du hast studiert um die Bibel besser zu verstehen? Dann hast du wahrscheinlich gelernt, dass der Name Jehova falsch wäre, dass nicht Mose, Josua usw die Bibelbücher geschrieben hätten, sondern erst Jahrhunderte später vielleicht Esra. Auch heute noch, ist die biblische Wahrheit den „Weisen und Klugen“ verborgen!

Der Herr Jesus hatte die meisten Wunder in den Städten von Galiläa vollbracht. Aber wie Jesaja es vorausgesagt hatte, waren die Herzen verschlossen geblieben: «Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und wem ist der Arm Jehovas offenbar geworden?» (Jesaja 53,1). Auf diese Frage kann der Herr Jesus aber «zu jener Zeit» (Vers 25) doch eine Antwort geben und seinen Vater preisen: «Du hast dies vor Weisen und Verständigen verborgen und hast es Unmündigen geoffenbart.» Dann wendet Er sich an die Menschen und ruft ihnen zu: «Kommst her zu mir»; kommt mit diesem kindlichen Glauben. Kein anderer als ich kann euch den Vater offenbaren. Und lernet nicht nur von meinen Worten, sondern von mir, von meinem Beispiel, denn ich bin «sanftmütig und von Herzen demütig» (Epheser 4,20.21).

Jean Koechlin – Ährenlese im Neuen Testament Matthäus

»In jener Zeit« besagt sicherlich, dass die folgenden Worte Jesu gesprochen wurden, als das Ringen schon begonnen hatte und die Ablehnung in Galiläa zu Tage trat. Dann können wir die Redewendung: er »antwortete und sagte«, die sonst einfach den Beginn einer Rede ausdrückt, auch wörtlich verstehen. Es handelt sich hier wirklich um die Antwort, die Jesus auf diese Situation des Kampfes und der Ablehnung fand. Worin besteht seine Antwort? Im Lobpreis des Vaters! Das »Ich preise dich» enthält Anbetung, Dank und Anerkennung in einem. Es war ein schwerer Weg, den ihm der Vater auferlegte. Aber er schleudert keine Empörung heraus, er betet nicht in Verzweiflung und Irrewerden, sondern er stellt sich kindlich unter den Willen des Vaters (vgl Hebr 5,8). Die Anrede »Vater, Herr des Himmels und der Erde« vereinigt in wunderbarer Weise zwei für Jesus entscheidende Gesichtspunkte. Einmal ist es der himmlische »Vater«, der nur Gutes wollen kann (Röm 8,28; Jak 1,17) und dem Jesus deshalb ganz und freudig zustimmt.

Zum andern ist es der »Herr des Himmels und der Erde», der die ganze Schöpfung beherrscht und dessen Pläne von niemandem vereitelt werden können. Jesus weist also jeden Gedanken, dass Gott »gebremst« werden könne oder sogar an den damaligen Verhältnissen scheitere, radikal ab. Misslingt die Mission in Israel, dann wird der allmächtige Vater und Herr gerade so seine Wege vollenden! Das Misslingen ist in Gottes Pläne schon einbezogen! Übrigens wurde Gott als »Herr des Himmels und der Erde« seit alters her von den Glaubenden bekannt (1 Mose 24,3; Jona 1,9; Apg 17,24). Nun hören wir konkret den Grund des Lobpreises: »dass du dies vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Kindern offenbart hast«. Was wir mit »Kindern« übersetzten, gibt der Luthertext durch »Unmündige« wieder und wird von Ps 8,3; Mt 21,16 mit den »Säuglingen« zusammengeordnet. Es heißt auch nach dem griechischen Sprachgebrauch »kleine Kinder«. Aber was bedeutet hier Jesu Aussage? Es gibt im AT eine alte Linie, wonach Gott wunderbare Wege einschlägt, unerwartete Führungen schenkt, weil die Weisen – auch die religiösen Weisen! – dieser Weit sich im Hochmut versperren (vgl. Jes 29,14; Spr 16,18; Joh 7,49; 1 Kor 1,19; 2,6).

Nur den Demütigen gibt er die Gnade der Erkenntnis (vgl. Spr 3,34; 1 Petr 5,5; 1 Kor 1,19ff.). Diese Demütigen, ganz von ihm Abhängigen nennt Jeus hier die »Kinder«, die »den Weisen und Klugen» gegenübergestellt werden. Den Feinden bestreitet Jesus also ihre Weisheit bzw. Klugheit nicht. Aber sie können, gerade weil sie durch ihre Weisheit selbstbewusst und unbußfertig geworden sind, Gottes Wahrheit nicht erkennen. Neben die schon genannte Linie des AT tritt jetzt eine zweite biblische Linie. Sie besagt, dass Gotteserkenntnis nur durch göttliche Offenbarung verschafft wird. Niemals ist der Mensch – ganz abgesehen von der Frage nach seinem sündigen Hochmut! – in der Lage, Gott genügend zu erkennen. Er kann Gott ahnen, im Gewissen spüren (Röm 1,19ff.). Aber die Vernunft kann Gott nicht genügend entdecken. Gotteserkenntnis ist nur als Gabe von oben, eben als Offenbarung, möglich (Mt 16,17; 2 Kor 4,6; 2 Petrus 1,21; 1 Joh1,1ff.); Off 1,1ff.). Jesus preist also den Vater dafür, dass er den hochmütigen Weisen Israels keine Erkenntnis zuteilt. Zugleich preist er ihn dafür, dass er sich denen »offenbart«, die »Kinder« im geistlichen Sinne sind. Doch was ist »dies«, das »verborgen« bzw. »offenbart« wurde? Die Lösung kann nur aus dem Zusammenhang gefunden werden. Dieser Zusammenhang, vor allem Mt 11, 27, ergibt, dass damit Jesu Gottessohnschaft gemeint ist. Trotz der Wunder haben Chorazin, Bethsaida und Kapernaum ihn nicht als Messias und Gottessohn erkannt, weil sie keine Umkehr zu Gott vollzogen haben und weil Gott ihnen daraufhin Jesu Gestalt »verborgen« hat.

Das »Ja, Vater» drückt sich in Jesu Gebet in Schlichtheit, ohne Abstriche und mit königlicher Klarheit aus. Kein Mangel des Vertrauens, keine Zurückhaltung, kein Widerstreben wird hier sichtbar. Was er uns im Vaterunser lehrte: »Dein Wille geschehe«, was er in Gethsemane nochmals in blutiger Anfechtung im Tiefsten durchkämpfte: »Nicht wie ich will, sondern wie du willst« (Mt 6,10; 26,39.42), das tritt auch jetzt hervor. Das Ja zum Vater durchzieht Jesu Leben wie eine Königslinie. Auch unsere Anbetung, unser Lobpreis können ohne den Frieden dieses Ja nicht leben. »So«, wie die Dinge jetzt verlaufen, entsprechen sie dem Plan des Vaters. Damit stoßen wir auf das Rätsel der göttlichen Prädestination (Vorbestimmung). Die Bibel hält zwei Pole fest, die für menschliches Denken immer in Spannung stehen werden. Der eine Pol ist die Tatsache, dass nichts gegen Gottes Willen geschehen kann. Denn Gott hält alle Dinge in seiner Hand. Der zweite Pol ist die Tatsache, dass die Menschen aufgrund ihrer Gottebenbildlichkeit verantwortlich für ihr Handeln sind.

Vorbestimmung und Willensfreiheit gehören für die Bibel – nicht für unsere begrenzte Logik – zusammen. Man kann sagen, dass Gott mit freien menschlichen Entscheidungen, nicht mit leblosen Robotern, seine Pläne macht. Vgl. Joh 6,35-37.44; Phil 2,12ff.); Mt 18,7 . Der Begriff »wohlgefällig« ist schwierig zu verstehen. In der Weihnachtsgeschichte bei Lukas steht der Satz: »Friede auf Erden bei den Menschen des Wohlgefallens« (so der älteste Text). Jedenfalls ist der Begriff frei von Willkür, obwohl man im Deutschen diesen Sinn heraushören könnte. Vielmehr bezeichnet das Wort, das im Hebräischen dahinter steht, den beschließenden und tatkräftigen Willen. Die Beifügung »vor dir« ist zwar schlechtes Deutsch, aber eine feierliche hebräische Wendung. Hier kommt Gottes Prüfen und Erwägen zum Ausdruck. Jesus sagt also sinngemäß: »Denn so hat dein prüfender Wille den Weg in der Geschichte gestaltet«. Ob wir unsere persönliche Geschichte auch in diesem Licht sehen können?

Edition C

In diesem Geist und in dieser Freude hat Jesus eigentlich überhaupt zu seinen Jüngern von dem geredet, was sie vom angebrochenen Reiche Gottes empfangen und was sie demselben werden sollten.
Er, wusste, mein Vater ist der Gott der großen Dinge.
Sein Wirken endet immer mit der Vollendung des Ganzen, mit dem Sabbat ohne Abend, mit dem Psalm seiner Schöpferseele: „Und siehe, es war sehr gut!“ Daher sah Jesus bereits in den kleinsten Anfängen die kommenden Auswirkungen in den schwankenden Fischern die werdenden Apostel, in den einzelnen Segnungen den Endtriumph der angebrochenen Gottesherrschaft. Jeder Misserfolg erschloss ihm „das Ungeheure“ der Sache seines Vaters: ließ ihn hinter den Leiden die Auferstehung, hinter der Verwerfung die Erhöhung, hinter dem Tode das Leben sehen. Die Katastrophen der Geschichte erschütterten Ihn nicht, die Feindschaft der Frommen machte Ihn nicht irre, das Versagen seiner Jünger ließ Ihn nicht mutlos werden. Für Ihn waren nicht die Frommen die schöpferische Kraft im angebrochenen Reiche der Himmel, sondern der Vater. Ihn sah Er wirken und in seinem Lichte wirkte auch Er. Mochten auch, so und so viele aus dem Reiche Gottes herausfallen und nicht mehr mit Ihm wandeln, mochten auch ein Petrus Ihn verleugnen, ein Judas Ihn verraten, die Synagoge Ihn verklagen und der Staat Ihn kreuzigen -alles konnte das Wirken seines Vaters nicht aushalten. Die einzelnen und vielen mögen im Laufe der Geschichte fallen, das Königreich der Himmel fällt nicht. Er wird nicht getragen vom Arm des Fleisches, nicht inspiriert vom Geist der Zeit, nicht gebaut durch den Eifer der Jünger, nicht vollendet durch Machtmittel der Vergänglichkeit. Eures „Vaters“ Wohlgefallen ist es, euch das „Königreich“ zu geben. Gottes Walten trug aber immer in sich die Garantie des Vollbringens, Gottes Wort war immer auch schöpferische Tat. Hätte Jesus nicht in diesem Geiste gewirkt, nicht in diesem Lichte gesprochen, auch seine Messiasseele wäre unter dem Druck des Bestehenden zusammengebrochen.
So überwand Jeus im Geiste seines Vaters Vergänglichkeit, Raum und Zeit. Er sprach vom Standpunkte der schöpferischen Gottestat und des triumphierenden Werdens aus. Er wusste, dass alles Wirken seines Vaters auf Vollendung angelegt ist, dass alles Schaffen Gottes der Art seines göttlichen Wesens entspricht. Da Gott aus seiner Ruhe heraus wirkt, muss alles im Sabbat der Vollendung enden.

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

Es ist so traurig, wenn wir uns auf meschliche Weisheit oder auf eine menschliche Körperschaft verlassen, anstatt das wir die Bibel selbst vollständig lesen und auf die Wirkung des heiligen Geistes vertrauen.

„Wer Jehova sucht, dem fehlt es nicht an Gutem“

Die mähnigen jungen Löwen selbst haben gedarbt und gehungert;
Die aber Jehova suchen, sie werden keinen Mangel haben an irgend etwas Gutem.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 34,10

Die jungen Löwen darben und hungern; aber denen, die nach Jehovah fragen, mangelt es an keinem Gut. Ps 35,17; 91,13; Lk 1,53; 6,24; Jak 5,1f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Ps 34,11

Jahwe fürchtet, ihr Heiligen sein! / Denn die ihn fürchten, die trifft kein Mangel.
Ludwig Albrecht – Ps 34,10

Junge Löwen darben und hungern, aber die Jehova suchen, ermangeln keines Gute
Elberfelder 1871 – Psalm 34:11

David legt dar, daß der Engel des HERRN (möglicherweise der Herr Jesus selbst; vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) sich um jene herum lagert, die den Herrn fürchten (vgl. Ps 34,10.12 ). In militärischen Bildern sprach David vom göttlichen Schutz (vgl. 1Mo 32,2; 2Kö 6,16 ).
Wer auf den Herrn vertraut, der erfährt wirkliche Freude – wenn er sie schmeckt und sieht . Wer immer den Herrn fürchtet, d. h. wer den Herrn wahrhaftig verehrt, dem wird nichts mangeln (vgl. Ps 23,1 ,), bzw. dem wird nichts Gutes mangeln (vgl. Ps 16,2;84,12 ).

Walvoord Bibelkommentar

nachdem wir heute schon einige Verse, die auf die oben zitierten, folgen, geschrieben haben, aus aktuellen Anlass auch der Vers 10

Mit Jehova an unserer Seite brauchen wir vor nichts, was auf uns zukommt, Angst zu haben. Solange wir unseren Gott an die erste Stelle in unserem Leben setzen, wird er uns nie verlassen. Wir müssen uns jetzt auf schwierige Zeiten vorbereiten und fest darauf vertrauen, dass Jehova uns nie im Stich lässt. Daran möchte uns die leitende Körperschaft erinnern und hat deshalb Psalm 34:10 als unseren Jahrestext für 2022 ausgewählt: „Wer Jehova sucht, dem fehlt es nicht an Gutem.“

Wachtturm Studienausgaben 01-2022

Nunja, dazu muß ich aber ein PERSÖNLICHES Verhältnis zu Jehova aufbauen, und da ist eine Kirche, die mich am persönlichen Bibelstudium und besprechen meiner biblischen Gedanken, sagen wir mal, „hinderlich“.
Also schauen wir, was andere zu dem Vers sagen:

Nach den Vorsätzen des Psalmdichters in den Versen 2 bis 4 soll in seinem weiteren Leben das Loben, Rühmen und Erheben des HERRN nicht mehr zum Erliegen kommen. Sein Mund soll zum Ausdruck bringen, dass Herz und Seele dem HERRN gehören. Darin möchte er anderen ein gutes Vorbild sein. Die sanftmütigen Geduldigen, denen es nicht schwerfällt, sich in Demut zu beugen, sollen seinem Beispiel folgen und in das freudige Lob mit einstimmen (Vers 3; Ps 69,33). Offenbar denkt er an einen öffentlichen Gottesdienst zur Anbetung, wozu sich Gottesfürchtige versammeln, um miteinander den Namen des HERRN zu erhöhen (Vers 4; Ps 35,27 und 40,17). Gott liebt das einmütige, vom Heiligen Geist gewirkte Lob Seiner Kinder (Ps 89,16f und 119,63; Apg 2,46.47). Dem Psalmdichter geht es darum, dass der Glaube des Einzelnen durch geistliche Gemeinschaft beim Loben und Danken gestärkt wird. Es hat den Anschein, dass er in diesem Psalm nicht über seine persönlichen Erfahrungen sprechen möchte. Aus diesem Grund wechselt er in den nun folgenden Versen immer wieder von der Einzahl zur Mehrzahl über, so bei dem Übergang vom fünften zum sechsten Vers, auch vom siebten zum achten Vers und weiterhin. Wie bei ihm als einzelnem Gläubigem, so wird auch der Glaube der Gottesfürchtigen als Gesamtheit nicht enttäuscht werden. Sie alle werden auf ihren Hilferuf hin erleben, wie der HERR ihnen in Güte antwortet, dass Er sie im Glauben stärkt und sie von ihren Ängsten und Besorgnissen befreit (Verse 5 bis 10; Ps 3,5 und 138,3; Mt 7,7–11).
Die Gottesfürchtigen können sicher sein, dass Gott auf jede Bezeugung persönlichen Glaubens antwortet. Wenn der Fall es erfordert, sendet Er Seinen Engel zu ihrem Schutz, so dass sie sich trotz der sie umgebenden Gefahren in Sicherheit fühlen (Verse 7 und 8; Ps 35,5.6; Apg 12,11). Das Ergebnis ist, dass ihre Gesichter nicht mehr von Kummer und Sorge geprägt sind, sondern vor Freude strahlen als ein Widerschein der Güte Gottes. Jeder Gläubige, der seine Zuflucht zu Ihm nimmt (Vers 9), wird Erfahrungen machen von dem Glück, in Ihm geborgen zu sein, und dies desto deutlicher, je größer die vorhergehende Not war (Ps 84,12f; Klgl 3,22–26; Jak 5,11; 1. Pet 2,3). Solche geistlichen Erfahrungen kann man von niemand lernen oder übernehmen, sie müssen ganz persönlich im Leben des Gläubigen gemacht werden. Durch das selbst Erlebte lernen wir den Wert der Liebe und Güte unseres Herrn am besten kennen. In der Aufforderung, dies zu „schmecken“, liegt nichts Mahnendes (Vers 9). Der Dichter wünscht seinen Lesern die gleichen segensreichen Erfahrungen, auf die er selbst zurückblicken kann. Wenn der Gläubige auch durch schwere Erprobungen geführt wird, so wird er doch nachher bestätigen: „Keinen Mangel haben, die ihn fürchten“, und: „die den HERRN suchen, ermangeln keines Guten“ (Verse 10 und 11). Durch Glauben ist der Geprüfte überzeugt: „Mir wird nichts mangeln“ (Ps 23,1 und 107,9). Dieses gläubige Vertrauen hat nicht einen garantierten Lebenserfolg und ungestörte Wohlfahrt im Sinn. Auch steht dem Glauben nicht lediglich die Abhilfe vom Mangel vor Augen. Viel wichtiger ist ihm die unendliche Liebe und Allmacht des himmlischen Vaters.
Der Psalmdichter setzt in Vers 12 und weiterhin seine Aufrufe an die Gottesfürchtigen fort, aber nun im Ton des erfahrenen väterlichen Lehrmeisters. Zur Übung in praktischer Gottesfurcht folgen bis Vers 17 die in 1. Pet 3,10–12 zitierten Worte. Als Erstes gilt es, der Aufforderung „Kommt!“ Folge zu leisten, aber dies nicht erst dann, wenn man bereits zu den Alten gezählt wird, sondern solange man noch zu den „Söhnen“ gehört (Vers 12). Als Zweites geht es um das Zuhören und daraufhin um das willige Befolgen des Wortes. Dann wird Gott zu Seinen Zusagen stehen und „bleibendes Gut“ schenken (Spr 8,17–19; Pred 12,1). Unter dem Begriff ‚Belehrung‘ können Aufklärung über Grundregeln und lehrhafte Zusammenhänge, Begriffsbestimmungen und Unterweisung verstanden werden. Doch allem voran gilt es, „die Furcht des HERRN“ zu lernen, denn „die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang; und die Erkenntnis des Heiligen ist Verstand“ (Spr 9,10). Der Heilige Geist wirkt dort, wo man dem Wort: „Seid heilig, denn ich bin heilig“ nachkommt und wo Gottesfurcht im Herzen wohnt, denn „die Furcht des HERRN ist rein und besteht ewig“ (Ps 19,10; 1. Pet 1,16). Wenn die Liebe zu dem Herrn und Seinen Geboten und das Wirken des Heiligen Geistes fehlen, entsteht selbst bei angestrengtem Lernen lediglich ein hohles Gedankengebäude, dem das geistliche Fundament und die Festigkeit der Glaubensüberzeugung fehlen, insbesondere aber die Nähe zu Gott. Daher wird es bei der unumgänglichen Erprobung und unter Belastung einstürzen.

Karl Mebus – Eine Auslegung der Psalmen für die Praxis

V. 10 u. 11. Fürchtet den Herrn usw. Dieser Vers ermahnt die Gläubigen, der Heiligkeit und Gerechtigkeit nachzujagen, um den Wohltaten Gottes den Zugang zu eröffnen. Wir wissen ja, dass die Menschen meistens für sich zu sorgen pflegen, da ein jeder zum Betruge, zum Raube und zu ungerechten Gewalttaten neigt. So kann es nicht ausbleiben, dass auch die Gläubigen von der Lust gekitzelt werden, sie nachzuahmen, so dass auch sie anfangen mit den Wölfen zu heulen. Ja, wenn sie sich auch gerne von jeder Ungerechtigkeit fernhalten möchten, so reißt doch die allgemeine Sitte sie wie im Sturme mit fort, und dabei glauben sie durch die Not entschuldigt zu sein. Diesen Versuchungen tritt David entgegen, indem er verheißt, dass alles aufs Beste gehen werde, wenn sie immer in der Furcht Gottes bleiben. Diese stellt er allen verkehrten Künsten und Ratschlägen gegenüber. Der große Haufe verdammt alle, die sich der Einfalt befleißigen, als Toren, weil sie nicht auf ihren und der Ihrigen Vorteil bedacht sind; und die Kinder dieser Welt lassen sich, weil sie vor dem Mangel sich fürchten, durch ihren fleischlichen Sinn zu allerlei zweifelhaften Unternehmungen verleiten. Demgegenüber bezeugt David, dass Gott für die Gläubigen sorge, und dass er es nie zulassen werde, dass sie Mangel leiden. Er sagt: Keine Furcht und kein Misstrauen möge euch davon abführen, immer nach dem Rechten zu streben, denn Gott wird die Guten und Braven nie verlassen. Er befiehlt also, Gott die Ehre zu geben, indem sie von ihm allein mehr erwarten als die Gottlosen von ihren unerlaubten Künsten. Da die Bosheit der Welt alle Schranken durchbricht, so wendet er sich besonders an die Heiligen und fordert sie auf, sich zu hüten, weil er bei dem großen Haufen doch nichts erreichen kann. Es klingt unglaublich, und ist doch die Wahrheit, dass die Unschuld der Guten und Einfältigen, obgleich sie der Willkür der Bösen bloßgestellt ist, doch mehr Schutz gewährt als alle verkehrten Mittel. Übrigens ist es wohl am Platz, dass er den Heiligen, die schon aus freien Stücken sich der Unschuld befleißigen, diese Lehre gibt, damit sie nicht von der Furcht Gottes weichen. Wir wissen ja, wie leicht, wenn die Lockungen der Welt uns Hoffnung auf ein glückliches und gutes Leben geben, das Licht der Frömmigkeit bei uns unterdrückt und ausgelöscht wird. Diese Lehre beleuchtet er dann durch einen sehr passenden Vergleich (V. 11). Er weist darauf hin, dass Gott den Seinen alles, was sie nötig haben, darreicht und ihrem Mangel abhilft, während vielleicht junge Löwen trotz ihrer Wildheit, durch die sie alle Räuber der Welt übertreffen, hungrig herumirren. Wenn einige unter den „Löwen“ bildlich Räuber und Gewaltmenschen verstehen wollen, so ist dies gesucht. David will ganz einfach zu verstehen geben, dass man mehr als durch Rauben und Zusammenraffen dadurch erreicht, dass man sich vor aller Ungerechtigkeit hütet, da Löwen und andere wilde Tiere, die auf Beute angewiesen sind, oft hungern, während der Herr die Seinen nährt. Die Meinung ist also, dass eher die Löwen wegen Mangel und Hunger zu Grunde gehen werden, als dass Gott den Rechtschaffenen und Braven den nötigen Lebensunterhalt entzöge, weil diese sich an seinem Segen genügen lassen und ihre Nahrung nur aus seiner Hand suchen. Wer daher seine Sorgen auf Gott wirft und sich fest versichert hält, dass er sein Ernährer und Vater ist, der wird friedlich, still und beruhigt und ohne jeglichen Schaden unter den Menschen verkehren. Sollte jemand entgegnen, dass auch die Guten und Braven oft vor Mangel nicht bewahrt bleiben, so antworte ich, dass Gott zur rechten Zeit, wenn die Not am höchsten gestiegen ist, seine Hand ausstreckt, um ihnen zu helfen, so dass immer der letzte Ausgang zeigt, dass sie nicht umsonst alles, was sie zur Erhaltung des Lebens nötig haben, von ihm erbitten.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Psalm 34
Dieser Psalm setzt den Lobpreis und die Danksagung des vorherigen fort – nur, dass sich der Fokus jetzt auf „allezeit“ geweitet hat. Die Gläubigen des Überrestes Israels fordern nun die ganze Welt auf, sich mit ihnen zu vereinigen, damit sie gemeinsam den Herrn preisen und seinen Namen erheben können (Ps 34,2–4). Sie werden das Evangelium des Reiches predigen und allen Ländern die wunderbare Güte Gottes vorstellen, der sie „aus all ihren Bedrängnissen“ (d. h. aus der Großen Drangsal) errettet hat. Sie werden alle aufrufen, Ihm zu vertrauen. Und sie werden sie ermutigen, zu schmecken und zu sehen, „dass der Herr gütig ist“ (Ps 34,5–9). Israel wird auch für den Herrn als Lehrer der Gerechtigkeit (Jes 2,2–3; 60,17; Mt 28,19–20) die Nationen unterweisen. Es wird sie lehren, den Herrn zu fürchten, auf dass es ihnen wohl ergehe, und sich Ihm zu unterwerfen, damit sie ihr ganzes Leben sowie jeden einzelnen Tag im Königreich genießen mögen. Israel wird die Welt auch vor dem Gericht warnen, dass eilends ausgeführt werden wird („ausrotten“) gegenüber jedem, der unter der Herrschaft Christi das Böse praktiziert (Ps 34,10–23). Vergleiche Psalm 101,3–8, Zeph 3,5 und Sach 5,1–4.

Stanley Bruce Anstey – Prophetische Übersicht über die Psalmen

Ein wahrer Nachfolger wird sich also weder von Spenden ernähren – noch sein gesamtes Geld spenden – sondern auf den Segen Jehovahs vertrauen! Aber der Segen Jehovahs wird nicht bedeuten, dass wir nun „reich werden“ – sondern das zum Leben notwendige haben werden. Vor allen werden wir immer die Möglichkeit haben, uns mit Gottes Wort zu beschäftigen! Und schau – wie viele Übersetzungen heute in unseren Händen liegen! Nicht nur eine Luther – sondern von linear-Übersetzungen bis hin zur Volxbibel haben wir heute für wenige Euros – und zum Teil kostenlos im www – Bibelübersetzungen zur Verfügung, und können die kostbaren Wahrheiten in der Bibel lesen und studieren.

sein Volk „zurück holen“ um SEINEN Namen zu verherrlichen

Und ich werde meinen großen Namen heiligen, der entweiht ist unter den Nationen, welchen ihr entweiht habt in ihrer Mitte Und die Nationen werden wissen, daß ich Jehova bin, spricht der Herr, Jehova, wenn ich mich vor ihren Augen an euch heilige (d. h. heilig erweise.) – Und ich werde euch aus den Nationen holen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land bringen.
Elberfelder 1871 – Ezekiel 36,23–24

Daß Meinen großen Namen Ich heilige, der unter den Völkerschaften ist entweiht worden, den ihr in ihrer Mitte entweiht habt, auf daß die Völkerschaften wissen, daß Ich Jehovah bin, spricht der Herr Jehovah, da Ich Mich heilige in euch vor euren Augen. Ez 36,36; 28,22.25; 30,8; 32,15; 37,28; 38,16.
Und Ich werde euch von den Völkerschaften nehmen und euch zusammenbringen aus allen Ländern, und euch hereinbringen auf euren Boden, Ez 11,17.20; 34,11; 37,21.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Hesekiel 36,23–24

‚Ich werde meinen großen Namen ganz bestimmt heiligen, der unter den Völkern entweiht wurde, den ihr unter ihnen entweiht habt, und die Völker werden erkennen müssen, dass ich Jehova bin‘, erklärt der Souveräne Herr Jehova, ‚wenn ich vor ihren Augen mitten unter euch geheiligt werde.  Ich werde euch aus den Völkern herausholen und euch aus allen Ländern zurückbringen und euch in euer Land führen.
neue Welt Übersetzung – 2018 – Hesekiel 36:23–24

Andere Nationen sahen Gott, den Allerhöchsten , durch die Taten der Israeliten. Dadurch wurde sein Name beschmutzt. Deshalb sagte Gott, daß er Israel nicht um seiner selbst willen, sondern um seines heiligen Namens willen wiederherstellen würde. Israel besaß keine inneren Werte, die Gott veranlassen könnten, sich für es einzusetzen. Er würde das Volk erneuern, weil sein Ruf auf dem Spiel stand. Er würde die Heiligkeit seines großen Namens zeigen (vgl. Hes 20,41; 28,22.25; 38,16; 39,27 ). Gott hatte seine Gerechtigkeit deutlich gemacht, als er Israel für seine Sünde bestrafte. Nun wird er seine Gnade und Treue zeigen, wenn er seine Bundesverheißungen erneuert und Israel wieder aufrichtet.

In diesen Versen werden die Mittel gezeigt, die Gott benutzt, um seine Heiligkeit deutlich zu machen. Als erstes wird er das Volk physisch erneuern: Er wird es sammeln aus all den Ländern und zurückbringen in sein eigenes Land (V. 24 ). An der Spitze dessen, was Gott für die Zukunft plant, steht die Wiederherstellung Israels als Volk.

Walvoord Bibelkommentar

Positiv beschreibt V. 23 Gottes Hauptziel in der Zukunft. Es ist wirklich die Heiligung seines Namens: »Und ich werde meinen großen Namen heiligen.« Wieder erinnern wir uns daran, dass Jesus im Vaterunser gerade dies an die Spitze stelltej. Was heißt »heiligen«? Dass man die höchste Macht und Ehre dem Gott zugesteht, der sich am Dornbusch vor Mose als »Jahwe« offenbart hatk. Er hat einen »großen Namen«, weil sein Name über alle Namen ist. In Phil, 2,9 wird Ähnliches von Jesus ausgesagt und Jesus damit als Gott beschrieben. »Die Völker werden« dann die Einzigartigkeit des biblischen Gottes »erkennen«. Denn er »erweist sich vor ihren Augen als heilig«. Das heißt, er offenbart sich als einziger und höchster Gott, indem er sein Wort erfüllt und Israel eine herrliche Zukunft gibt. Ganz ähnlich war in 20,41 das Endziel der Geschichte beschrieben.
Bleiben wir noch einen Augenblick bei der Aussage, dass »die Völker erkennen werden, dass ich Jahwe bin«. In dem Wort »erkennen« liegt die Chance der Gottesgemeinschaft. So sehen wir in V. 23 einen Hinweis auf die kommende Weltmission. Nicht nur Israel, sondern alle »Völker« werden in einem Erkenntnis- und Vertrauensverhältnis zu Gott stehen – ein Vorgang, der durch Jesus und die christliche Mission realisiert wurde! Gott heiligt seinen Namen zuerst durch die Rückführung Israels aus dem Exil (V. 24). Was im vorigen Abschnitt über die Wiederherstellung Israels gesagt wurde (V. 1–15), wird hier bestätigt. Wir lesen in V. 24: »Und ich werde euch aus den Völkern herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und euch wieder in euer Land bringen.« Obwohl im »herausholen« (wörtl.: »nehmen«) die göttliche Initiative und das Zugreifen Gottes zum Ausdruck kommt, schließt diese Formulierung nicht aus, dass Gott sich auch menschlicher Werkzeuge bedient. Geschichtlich erfolgten die Beendigung des Exils und die Ermöglichung der Rückkehr durch die persischen Könige Kyrus und Dariusl. Die trostvolle Botschaft von der Rückkehr Israels fand sich schon in 34,13. Block bemerkt außerdem, dass man Hes 36,24 als Erfüllung von 5Mo 30,4f betrachten kann (S. 353f).
Der Rückkehr aus dem Exil schließen sich in V. 25–27 drei Schritte an, die die innere Erneuerung betreffen. Sie sind zentral und können als Kern der Zukunftsweissagung von Hes 36 bezeichnet werden. Der erste dieser Schritte besteht in der Reinigung.

Wuppertaler Studienbibel

Schau mal eine auf eine alte Landkarte – und du findest das Land Israel auf den alten Karten nicht – bis im 20.Jahrhundert Jehovah ein Wunder wirkt! Und nun gibt es dieses Land – und wie die Bibel sagt, wird es weiter wachsen…. ER wird sein Volk reinigen und ER hat noch mehr damit vor….

In diesem Zusammenhang muss die vierte Ansicht diskutiert werden. Diese Ansicht erkennt an, dass es zwei Arten von Wiederversammlungsprophezeiungen gibt: eine Wiederversammlung im Unglauben und eine Wiederversammlung im Glauben. Aber dann fährt die vierte Ansicht fort zu sagen, dass wir wirklich nicht sicher sein können, dass der gegenwärtige jüdische Staat, wie wir ihn heute sehen, eine Erfüllung jener Prophezeiungen ist, die von der Wiederversammlung im Unglauben sprachen. Warum nicht? Weil sie glauben, dass es möglich ist, mehrere Wiederversammlungen im Unglauben zu haben, bevor es die spezifische gibt, die die gerade besprochenen Prophezeiungen erfüllt. Aber dieser Abschnitt in Jesaja zeigt, dass genau das nicht sein kann: Es kann nicht mehrere Wiederversammlungen im Unglauben aus den vier Ecken der Erde geben. Der gesamte Kontext ist Jesaja 11,11-12,6. In diesem Zusammenhang spricht er von der endgültigen weltweiten Wiederversammlung im Glauben als Vorbereitung auf die Segnung. Jesaja zählt die letzte weltweite Wiederversammlung im Glauben zur Vorbereitung auf das messianische Königreich als die zweite. Mit anderen Worten, der Letzte ist nur der Zweite. Wenn die letzte die zweite ist, wie viele kann es dann davor geben? Nur einen. Das erste kann nicht die Rückkehr aus Babylon gewesen sein, denn das war keine internationale Sammlung aus den vier Ecken der Welt, sondern nur eine Wanderung von einem Land (Babylonien) in ein anderes (Judäa). Die Bibel lässt nicht mehrere weltweite Wiederversammlungen im Unglauben zu; sie lässt eine weltweite Wiederversammlung im Unglauben zu, gefolgt von der letzten, der im Glauben, die die zweite ist. Dieser Text erlaubt nur zwei weltweite Wiederversammlungen aus den vier Ecken der Erde. Daher ist der gegenwärtige jüdische Staat für die biblische Prophetie sehr relevant.

Bisher wurden Stellen aufgezeigt, die von einer Versammlung im Unglauben zur Vorbereitung auf das Gericht sprechen, im Gegensatz zu anderen Stellen, die von einer Versammlung im Glauben zur Vorbereitung auf den Segen sprechen. Aber diese Stellen haben nicht ausdrücklich gesagt, dass diese Wiederversammlung im Unglauben zur Vorbereitung auf das Gericht vor der Trübsalszeit stattfinden wird. Es gibt jedoch andere Stellen, die die Wiederversammlung im Unglauben als vor der Trübsalszeit stattfindend bezeichnen.

Arnold Fruchtenbaum – Die Fußstapfen des Messias : eine Studie über die Abfolge der prophetischen Ereignisse

Barmherzigkeit

Gehet aber hin und lernet, was das ist: „Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer“; (Hos 6,6) denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.
Elberfelder 1871 – Mt 9,13

Überlegt doch einmal, was es bedeutet, wenn Gott sagt: ›Ich fordere von euch nicht, dass ihr mir irgendwelche Opferb bringt, sondern dass ihr barmherzig seid.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Matthäus 9,13

Und er fügte hinzu: »Nun geht und denkt einmal darüber nach, was mit dem Wort in der Schrift gemeint ist: ›Ich will, dass ihr barmherzig seid; eure Opfer will ich nicht.‹Denn ich bin für die Sünder gekommen und nicht für die, die meinen, sie seien schon gut genug.
Neues Leben Bibel 2014 – Matthäus 9:13

Dann sagte er noch: „Kapiert das doch endlich, wenn Gott sagt: ,Ich will, dass ihr anderen Leuten helft! Eure ganzen Opfer sind mir dabei letztendlich total egal.‘ Mein Ding ist es, dass die Leute, die von Gott getrennt sind, wieder mit ihm zusammenkommen. Die, die sowieso mit ihm leben, um die geht es mir jetzt nicht.“
VolxBibel – Mt 9:13

πορευθέντες Aor. Ptz. Pass. (ohne bes. Pass.-Bdtg.) πορεύομαι, temp. (als Imp. + „und“ übers.; A291,1 Anm. 1; hier wohl „participium graphicum“ [A296; B 1; vgl. BDR § 419,2]). μάθετε Aor. Imp. μανθάνω157 lernen; πορευθέντες μάθετε (rabbinischer Ausdruck bezogen auf solche, die es nötig hatten, den Text gründlicher zu betrachten, hier viell. m. leicht spöttischem Unterton gebraucht) τί ἐστιν geht hin und lernt, was das (näml. das flgd. Gotteswort aus Hos 6,6a) bedeutet (B 1) bzw. (freier) überlegt doch einmal, was es bedeutet, wenn Gott sagt (GNB). ἔλεος7 Barmherzigkeit, Erbarmen, Mitleid. θυσία (Schlacht-)Opfer; ἔλεος … καὶ οὐ θυσίαν Barmherzigkeit … und nicht Opfer im Sinn v. Barmherzigkeit … mehr als Opfer (vgl. Hos 6,6b; sem. hyperbolischer Gebrauch: Zerwick § 445, vgl. H-S § 249b). καλέσαι Aor. Inf. καλέω hier (zur Umkehr, in die Nachfolge bzw. ins „Himmelreich“) rufen, einladen (vgl. B 2); fin. (A276). [Var. μετά-νοια Sinnesänderung, Umkehr, Bekehrung bzw. Abkehr.]

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Andere Rabbinen sagten, wenn sie ihre Zuhörer auf den Schriftbeleg für ihre Lehrmeinung verweisen wollten, oft: »Geht hin und lernt« oder »Kommt und seht«. In Hos 6,6 wird nicht etwa das Opfer oder Ritual an sich abgelehnt, sondern lediglich klargemacht, dass die richtige Beziehung zu Gott und das richtige Verhalten den Armen, Unterdrückten und Ausgestoßenen gegenüber wichtiger ist (vgl. 1.Sam 15,22; Ps 40,7; 50,8-15; 51,18; 69,32; Spr 21,3 ).

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Sünder wenden sich an Gott im Gebet, weil er leicht zugänglich ist und sich jederzeit ansprechen läßt. Er, der das ganze Universum aufrechterhält, nimmt sich auch für die Niedrigsten oder Geringsten Zeit. In ihren Gebeten schütten sie ihm ihr Herz aus, und er schenkt ihnen Gehör. Sie schrecken nicht vor seiner Allmacht und Weisheit zurück, denn er mißbraucht seine Macht nicht und stellt seine Weisheit ihnen gegenüber nicht zur Schau. Sie fühlen sich in seiner Liebe geborgen. (Jesaja 55:8, 9) Jesu ahmte das wunderbare Beispiel seines himmlischen Vaters nach. Obwohl er vollkommen war, hatten einfache Menschen nie das Empfinden, er sei ihnen weit überlegen, noch fürchteten sie seine Macht. Viele brachten ihm sogar ihre Kinder, damit er sie segne. (Mark. 10:13-16) Verachtete, Prostituierte, Steuereinnehmer, Behinderte und Kranke strömten ihm zu. Er hatte für sie Zeit. Als gewisse Leute ihm Vorhaltungen machten, weil er in solchen Kreisen verkehrte, antwortete er: „Geht denn hin und lernt, was dies bedeutet: ,Ich will Barmherzigkeit und nicht Schlachtopfer. Denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.“ (Matthäus 9:13) Wir tun alle gut, über die Bedeutung dieser Worte und über das Beispiel, das uns Jesus dadurch gegeben hat, nachzudenken. Kommen Sünder zu dir, um dich um Hilfe zu bitten? Suchen sie bei dir Trost? Das ist nämlich ein guter Maßstab, an dem man seine Demut beurteilen kann.

Wachtturm – 1.Oktober 1965

Jesus antwortete in drei Punkten (Mt 9,12–13). Erstens: »Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken«. Die Pharisäer sahen es auch so, dass die Zöllner geistlich krank waren. Sollte er da nicht zu denen gehen, die geistlicher Heilung bedurften?
Zweitens: Die Pharisäer opferten, aber sie kannten keine Barmherzigkeit. Viel geopfert zu haben bedeutete, dass sie sehr darauf bedacht waren, die äußeren Anforderungen des mosaischen Gesetzes zu halten. Aber sie waren nicht genauso sorgfältig beim Einhalten der inneren Anforderungen. Zum Beispiel der Forderung, Barmherzigkeit zu üben. Und das Fehlen an Barmherzigkeit zeigte sich in den vielen, vielen Gesetzen gegen die Zöllner. Drittens: Es sind nicht die Gerechten, die zur Umkehr gerufen werden müssen, sondern die Sünder. Die Pharisäer zählten sich selbst zu den Gerechten und waren der Meinung, dass die Zöllner alle geistlich krank und böse Sünder wären. Sollte er da nicht zu solch Verachteten gehen, um sie zur Umkehr zu rufen?

Arnold Fruchtenbaum – Das Leben des Messias – Zentrale Ereignisse aus jüdischer Perspektive

Der erste dieser beiden Sätze fehlt bei Markus und Lukas, wahrscheinlich darum, weil es sich um einen Hinweis auf rabbinische Schulung handelt, der für die heidenchristlichen Leser des Markus und Lukas zu schwierig war. Auch an dieser Stelle zeigt sich, dass das Matthäusevangellum unabhängig von den anderen Evangelien und früher als diese entstand. In dem Wort »studieren« haben wir das Zeitwort zu dem Hauptwort »Jünger« vor uns. »Studieren, was das heißt« bezeichnet einen Vorgang rabbinischer Schriftuntersuchung. Die Pharisäer sollen also eine vertieftere Schrifterkenntnis gewinnen. Worüber? Über Jesu Sendung? Nein, denn diese hat Jesus schon mit dem Wort vom Arzt geklärt. Sondern ihr eigenes Verhalten soll korrigiert werden! Jesus zitiert Hosea 6,6: »Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer.« Außerdem liegt darin eine Anspielung auf 1 Sam 15,22 (vgl. Spr 21,3; Jes 1,11ff.); Amos 5,21ff.); Micha 6,6ff.); Sach 7,5ff.). Den alttestamentlichen Stellen ist gemeinsam, dass dem äußerlichen Gottesdienst keine wirkliche Hingabe an Gott und kein wirkliches Erfüllen seines Willens entspricht. Jesus sieht also die Pharisäer seiner Zeit auf einer ähnlichen Stufe wie die Gegner der Prophetie im 8. und 6. Jh. v. Chr. Sie tun nicht alles, was sie tun sollten. Vor allem fehlt ihnen die Barmherzigkeit gegenüber den Sündern, die sie nicht wegstoßen, sondern zu Gott führen müssten (vgl. Mt 23,23).

Im dritten und letzten Satz dieses Gesprächs charakterisiert Jesus noch einmal seine Aufgabe. Das »ich bin gekommen«, das in Mt 5,17; 10,34; 20,28; Lk 19,16 , und sehr häufig in Johannes wiederkehrt, drückt seine Sendung von Gott dem Vater her aus. Sein Auftrag besteht darin, »Sünder zu rufen«. Dieses »rufen« ist der einladende Ruf zur endzeitlichen Freude, wie ihn Jes 52,7 voraussieht, und zugleich der Ruf zur Gotteserkenntnis, vergleichbar dem Rufen der Weisheit in Spr 8,1 ff; Spr 9,1-3ff.) Vom gottfremden Leben der Sünder her betrachtet ist es aber auch der Ruf zur Umkehr, wie Lukas 5,32 festhält. Indem Jesus seine Aufgabe als Rufen beschreibt, ist klargestellt, dass es in der Freiheit des Menschen liegt, mit Ja oder Nein zu antworten. Es ist ein äußerst wichtiges Gesetz des göttlichen Handelns, dass der Mensch unter der Anrede Gottes frei wird zum Ja oder Nein – mit Ewigkeitskonsequenz. Doch was meint Jesu Aussage, er sei »nicht gekommen, um Gerechte zu rufen«? Man kann auf zweierlei Weise deuten. Entweder sind die Pharisäer wirklich »Gerechte« vor Gott und brauchen deshalb durch Jesu Sendung nicht mehr zur Rettung eingeladen zu werden. Oder aber sie müssen einsehen, dass sie nur Scheingerechte sind, und dann fallen auch sie unter Jesu Ruf an die Sünder. Nach der Bergpredigt sind wir geneigt, das zweite anzunehmen. Aber erst später werden wir vollen Aufschluss über Jesu Meinung erhalten. Nur so viel ist deutlich, dass Jesus die fragenden Pharisäer durch eigenes Studium zur richtigen Erkenntnis führen will. So läuft der Bericht von der Berufung des Matthäus in eine ernsthafte Anfrage an die Pharisäer aus. Man kann sagen, dass Jesus in die Pharisäer ebenso viel Liebe investiert hat wie in die Zöllner. Doch wer wird seinen Ruf mit einem Ja beantworten?

Gerhard Maier – Edition C

Und wie ist es bei mir?? Darf ich mich mit allen Menschen unterhalten und ihnen helfen? Oder gibt es „ausgeschlossene Menschen“ deren Umgang mir untersagt ist? Ist es etwa so wie bei den Pharisäern, die meinten selbst gut genug für Gott zu sein?