Du denn, kehre um zu deinem Gott; bewahre Güte und Recht, und hoffe beständig auf deinen Gott
Elberfelder 1871 – Hos 12,8
So bekehre dich nun zu deinem Gott, halte fest an Barmherzigkeit und Recht und hoffe stets auf deinen Gott!
Luther 1984 – Hosea 12,7
Deshalb sollst du doch auch zu deinem Gott zurückkommen! Handle nach den Grundsätzen von Liebe und Gerechtigkeit und vertrau immer auf deinen Gott.
Neues Leben Bibel 2006 – Hosea 12,7
Umkehr zu „seinem Volk“? Nein – Jehovah fordert Sein Volk auf, umzukehren zu IHM! Ein deutlicher Hinweis, dass Jehovah nicht durch eine Gruppe von Menschen zu den Menschen sprechen will, sondern dass ER an einem persönlichen Verhältnis zwischen IHM und dir und mir interessiert ist!
Er ist der Herr der Heerscharen. Er hat alle Macht im Himmel und auf der Erde unter seinem Gebot. Gottes Namen, Titel und Merkmale sind seine Gedenknamen. Götzen müssen nicht so sein. „ ‚So kehre nun um zu deinem Gott.‘ Der Eine, der der Gott Jakobs war, ist Israels Gott und er ist auch dein Gott. Du hast gegen ihn rebelliert. Deshalb kehre mit Buße und im Glauben zu ihm zurück. Kehre zu ihm zurück als dem deinen, um ihn zu lieben, ihm zu gehorchen und auf ihn zu vertrauen. ‚Halte fest an Liebe und Recht‘ (halte an Liebe und Gerechtigkeit fest): Liebe, dass du den Armen und Bekümmerten hilfst und sie aufrichtest; Recht, dass du jedem gibst, was ihm gebührt, und gütig zu allen bist.“
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Auch Vers 7 schließt mit waw an – hier als ›Ja‹ übersetzt. Dadurch soll die Geschichte Jakobs weitergeführt werden. Mit dem betonten ’attāh ›du‹, hier als ›wirklich, du‹ wiedergegeben, spricht Hosea Jakob an und mit ihm auch sein eigenes Volk. Die Aussage »Du kehrtest zurück mit deinem Gott« kann auf eine innere Umkehr Jakobs und des Nordreichs hinweisen, doch dagegen wehrt sich das ungewöhnliche »mit deinem Gott«. Es müsste doch »zu deinem Gott« heißen. Es wird sich also um eine konkrete Rückkehr »mit Gottes Hilfe« handeln. Wollte man das auf das Volk der Zeit Hoseas anwenden, so ist nicht einsichtig, wann und woher es mit Gottes Hilfe zurückgekehrt sei. Möglich wäre, dass Hosea auf den Exodus anspielt: Damals kehrte Israel von Ägypten in sein Gelobtes Land zurück und erlebte Gottes Leitung und Bewahrung. Da der Prophet aber die Jakobsgeschichte von 12,4–6 weiterführt, empfiehlt es sich, die Aussagen des Propheten zuerst unter diesem Aspekt zu verstehen.
Edition C
Die Rückkehr des Patriarchen war damals wirklich nur mit der Hilfe seines Gottes möglich. Bei seiner Flucht vor seinem Bruder Esau legte Jakob in Bethel ein Gelübde ab, das in diesem Zusammenhang bedeutsam ist: »Wird Gott mit mir sein und mich behüten, und ich mit Frieden wieder zurückkehre zu meinem Vater, so soll Jahwe mein Gott sein. Und dieser Stein soll ein Gotteshaus werden; und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten geben« (1Mo 28,20–22, ÜGis). Als er »mit seinem Gott« nach Bethel »zurückkehrte« (Hos 12,7), »richtete er ein steinernes Mal auf an der Stätte, da er mit ihm geredet hatte, und goss Trankopfer darauf und begoss es mit Öl.« (1Mo 35,14) Nichts weiter!
Hosea scheint dies im Namen Jahwes zu bemängeln: »Du bist nun mit Gottes Hilfe nach Bethel zurückgekehrt, so halte nun dein Gelübde!« In den Worten Hoseas ausgedrückt: »Güte und Recht bewahr’ und vertrau auf deinen Gott immerdar!« (Hos 12,7bc). Das »bewahr« hat im Hebräischen neben der Bedeutung ›hüten‹ oder ›bewahren‹ auch den Sinn ›einhalten‹. ›Güte‹ und ›Recht‹ sind im Hebräischen zwei abstrakte, mehrdeutige Begriffe, deren Bedeutung der Kontext bestimmt. Mit dem Hintergrund des Gelübdes Jakobs kann mit chäsäd ›Güte‹ das Versprechen, an diesem Ort ein Gotteshaus zu errichten, gemeint sein, und mit mischpāṭ ›Recht‹ der Zehnte, den Jakob seinem Gott geben wollte. Auch den dritten Teil des Gelübdes greift Hosea auf: Jakob will Jahwe zu seinem Gott erheben (1Mo 28,21), was Hosea mit »vertrau auf deinen Gott immerdar« ausdrückt (Hos 12,7c). »Güte und Recht bewahr’« bedeutet auf diesem Hintergrund: »Halte nun dein Gelübde: Baue mir das versprochene Gotteshaus und gib mir deinen Zehnten.« Nichts von alledem geschieht, obwohl doch Jakob als Gesegneter mit großem Reichtum heimkehrt (1Mo 32,11). Er scheint sein Gelübde vollends vergessen zu haben. Die Ermutigung »vertraue auf deinen Gott immerdar« passt genau in diese Situation Jakobs hinein. Er hatte es ja in der Vergangenheit erfahren, dass Jahwe ihn treu begleitete, behütete und segnete. »So vertrau nun auf deinen Gott weiterhin – immerdar!«, befiehlt Hosea ihm in 12,7c.
Schon in Hos 2,21 kommen die beiden Begriffe Güte und Recht vor, dort im Zusammenhang mit den Geschenken, die Jahwe seiner »Braut« bei der zukünftigen »Verlobung« verspricht: »Ich verlobe dich mir mit Gerechtigkeit, Recht, Güte, Gnade und Treue« (Hos 2,21–22). Es handelt sich um Begriffe, die vor allem die immateriellen Qualitäten des Verhältnisses Jahwes zu seinem Volk im kommenden neuen Bund beinhalten. In Hos 12,7 geht es neben den materiellen Dingen – ein Gotteshaus bauen und den Zehnten geben –, die Jakob seinem Gott verspricht, auch um diese Beziehungsqualitäten, die Jahwe von Jakob und seinem Volk Israel fordert. Gerade dem Volk der Zeit Hoseas muss dies ebenfalls gesagt werden: Du hast doch in der Vergangenheit Jahwes Hilfe erfahren, z.B. im Exodus. Du bist auch damals heimgekehrt und hast den Schutz und Segen Jahwes erfahren. »Bewahr’ nun Güte und Recht«, d.h. bete Jahwe allein an, zeige ihm deine Güte und Zuneigung, indem du ihn als deinen alleinigen Gott verehrst, halte seine Gebote, sein Recht, und »vertrau auf deinen Gott immerdar« (12,7).
Falls das Volk die Anspielungen auf die Jakobsgeschichten verstanden hatte, wird es sich ebenfalls an die Versprechen Jakobs erinnert haben und diese auf sich beziehen: Hosea ruft uns auf, den Tempel in Bethel, der nun gebaut war, als Wohnung Jahwes zu verstehen und dort den Gott Israels allein anzubeten. Er will, dass wir den Zehnten treu in Jahwes Haus bringen und auf diese Weise das »Recht bewahren«. Wenn sie ihm aber ihre Zehnten und Opfergaben brachten, konnte er es nicht ausstehen, wie er es ihnen durch Amos ins Gesicht sagte: »Wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen« (Am 5,22f.), weil man sie den Götzen opferte. Darum sagt Jahwe: »Ja, kommt nach Bethel und treibt Sünde. Bringt eure Schlachtopfer am Morgen und eure Zehnten am dritten Tage« (Am 4,4). Sie opferten zwar und gaben den Zehnten, aber ihr Vertrauen schenkten sie Jahwe nicht. Solches konnte Jahwe nicht dulden!