„Meine Hand hat mich gerettet“

Und Jehova sprach zu Gideon: Zu zahlreich ist das Volk, das bei dir ist, als dass ich Midian in ihre Hand geben sollte; damit sich nicht Israel gegen mich rühme, und spreche: Meine Hand hat mich gerettet!
van Ess 1858 – Richter 7,2

Und Jehovah sprach zu Gideon: Zu viel ist das Volk mit dir, als daß Ich Midjan in ihre Hand geben könnte, auf daß Israel nicht prahle über Mich und spreche: Meine Hand hat mich gerettet. 5Mo 8,17.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Richter 7,2

Da sagte Jehova zu Gịdeon: „Du hast zu viele Männer. Ich werde Mịdian nicht in ihre Hand geben, sonst prahlt Israel vielleicht vor mir und sagt: ‚Wir haben uns aus eigener Kraft gerettet.‘
neue Welt Übersetzung – 2018 – Richter 7:2

Mit dem Vlies hat Gideon Gott zweimal auf die Probe gestellt; jetzt wird Gott Gideon zweimal auf die Probe stellen. Das Problem, das Gott erkannte, war folgendes: Das Volk, das bei dir ist, ist zu groß, als dass ich die Midianiter in ihre Hand geben könnte. Der Grund dafür war: Damit Israel sich nicht gegen mich rühmt und sagt: Meine eigene Hand hat mich gerettet. Wie 1. Samuel 14,6 lehrt, ist es für Gott kein Problem, durch die Vielen oder durch die Wenigen zu retten. In Übereinstimmung mit dem Gesetz aus Deuteronomium 20,8 sollte Gideon also folgende Erklärung abgeben: Wer sich fürchtet und zittert, soll umkehren und weggehen. Das hebräische Wort für wegziehen ist tzaphar, ein hapax-legomenon (ein Wort, das nur einmal in der hebräischen Bibel verwendet wird), und sie sollten vom Berg Gilead wegziehen. Dies ist wahrscheinlich ein Schreibfehler für den Berg Gilboa, denn dort befanden sie sich tatsächlich. Ein Harod liegt am Fuße des Berges Gilboa. Das Ergebnis war, dass zweiundzwanzigtausend abzogen und zehntausend übrig blieben.

Arnold Fruchtenbaum

Gott verkleinert Israels Heer, damit Israel sich nicht rühme, es habe mit eigener Hand dank seiner Tapferkeit oder Geschicklichkeit der körperlichen oder geistigen Leistung den Sieg errungen. Bei Sacharja hat Gott diesen Gedanken noch vertieft: »Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist« (Sach 4,6); Gott läßt sich die Ehre durch menschliche Eitelkeit nicht nehmen (vgl. den Hochmut der Assyrer, Jes 10,13).

Wuppertaler Studienbibel

Wer ängstlich und furchtsam ist – das Wort „ängstlich“ ist identisch mit dem Namen Harod, der dem Brunnen in Vers 1 gegeben wurde, und daher haben einige angenommen, dass der Brunnen seinen Namen – Quelle des Zitterns – von den Ängsten und dem Zittern des Volkes bei dieser Gelegenheit erhielt. Dasselbe Wort wird auch für das Zittern Sauls auf demselben Schlachtfeld verwendet. 1 Sam. 28:5.

D.Steele – Kommentar das alte Testament

Wieder ist alles bereit für die Schlacht, aber diesmal zögert Gott. Gideon wollte sicher sein, dass Jahwe Israel tatsächlich den Sieg schenken würde. Gott will sicher sein, dass Israel weiß, dass Jahwe derjenige ist, der ihnen den Sieg schenkt. Die israelitische Armee ist mit 32.000 Mann zu groß, um sie gegen 135.000 feindliche Soldaten einzusetzen, und die Israeliten könnten glauben, sie hätten aus eigener Kraft gewonnen. Deshalb weist Gott Gideon an, seine Truppen zu verkleinern. Mit Worten, die an ein deuteronomisches Gesetz erinnern, das verängstigte Menschen vom Kampf befreit (Dtn 20,8), wird Gideon angewiesen, alle, die „ängstlich und zitternd“ sind, nach Hause zu schicken.

John Goldingay – Josua, Richter und Ruth für jeden

Der Sieg über Midian und die Befreiung von ihrem Joch würden Israel nichts nützen, wenn sie nicht die feste Überzeugung gewinnen würden, dass Gott ihr Helfer ist. Die geringste Chance auf eine natürliche Erklärung erregt den Stolz des Menschen so sehr, dass er Gott vergisst. Was auch immer Gideon bis dahin erlebt hatte, seine Berufung und die Erfüllung seiner Bitten, wurde ihm angesichts seiner Demut gewährt, die ihn nichts Großes von sich denken ließ. Die Zahl der Krieger, mit denen er siegt, muss so gering sein, dass der wundersame Charakter des Sieges für jeden ersichtlich ist. Dieser Glaube an das göttliche Eingreifen wird Israel frei machen; denn nicht das Gewinnen einer Schlacht, sondern nur der Gehorsam gegenüber Gott kann es so halten.

Paulus Cassel – Das Buch der Richter

Gideon bekommt ein merkwürdiges Wort zu hören: „Das Volk, das bei dir ist, ist zu zahlreich.“ Hat man so etwas je bei einem Volk gehört, das sich anschickte, Krieg zu führen? Sein Heer bestand aus 32.000 Mann. Doch was bedeutete das gegenüber einem Heer von mindestens 135.000 Mann (Ri 8,10)? Das Verhältnis war schon 1 zu 4.
Dennoch empfindet Gott Gideons Heer als zu groß. Der Grund, den Er anführt, ist, dass die Israeliten sich bei einem Sieg selbst rühmen würden, dass sie aus eigener Kraft gesiegt hätten. Gott würde vergessen werden. Er wollte verhindern, dass das Volk hochmütig und stolz würde, wodurch es wieder von ihm abweichen würde. Wir müssen lernen, wie Gott wirkt: „Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht der HERR der Heerscharen“ (Sach 4,6).
Es ist lehrreich, das, was Gott hier sagt, mit den Ereignissen in Josua 7–8 zu vergleichen. Bei allen Eroberungen musste das ganze Volk hinaufziehen. Im Fall von Ai meinte Josua, dass es nicht nötig wäre. Aber Gott kann mit menschlichen Überlegungen nichts anfangen. Das einzige, was er verlangt, ist Gehorsam, und dann sorgt Er für den Rest. Das Ergebnis ist, dass Israel geschlagen wird (Jos 7,2–5). Glücklicherweise gibt es eine zweite Chance, obwohl dieser Sieg dann viel Mühe kostet (Jos 8,1–29). Sie hätten besser direkt nach Gottes Willen handeln sollen.
Im Buch Richter ist die Zeit vorbei, dass das ganze Volk hinaufziehen kann. Der Verfall hat seinen Stempel dem Zustand des Volkes Gottes aufgedrückt. So ist es auch heute. Wir leben in einer Zeit, in der die Gemeinde nicht mehr als Einheit hinaufzieht. Es ist auch eine Zeit, in der für jeden, der sich dem Herrn völlig hingeben will, enorme Herausforderungen bereitliegen.
Ri 7,3 | Die erste Auswahl
Das Heer muss von allen Elementen gereinigt werden, die einem Sieg im Weg stehen könnten. Das erste Element ist Angst. Jede Person, die bei genauere Betrachtung sich doch sehr fürchtet, den Kampf gegen einen übermächtigen Feind anzugehen, darf nach Hause gehen. Dies schließt an das Kriegsgesetz an, das Gott seinem Volk gegeben hat: „Und die Vorsteher sollen weiter zum Volk reden und sprechen: Wer ist der Mann, der sich fürchtet und verzagten Herzens ist? Er gehe und kehre in sein Haus zurück, damit nicht das Herz seiner Brüder verzagt werde wie sein Herz“ (5Mo 20,8). Es wirkt enorm entmutigend, wenn jemand in der Hitze des Kampfes diesen nicht mehr erträgt und davon wegläuft. Darum muss jeder von vornherein wissen, was er tut. Die Kosten müssen berechnet werden (Lk 14,31.33).
Die Menschen, die zuerst abziehen dürfen, sind die Menschen, die mehr unter dem Eindruck der Macht des Feindes als unter dem der Macht Gottes stehen. Sie hatten sich nach dem Aufruf Gideons zwar gemeldet, um mitzukämpfen, doch jetzt, wo sie dem Feind Auge in Auge gegenüberstehen, zeigt sich, dass sie zu wenig Glauben haben.
Auch wir können von jemandem angezogen werden, der sehr begeistert einen Plan vorstellt, um ein Werk für den Herrn zu tun. Die Person, die das tut, ist selbst für diesen Plan motiviert, weil sie selbst mit dem Herrn darüber gesprochen hat. Es ist ein Auftrag, den sie bekommen hat. Dass dieser Mensch andere darin einbeziehen möchte, ist eine gute Sache. Doch die anderen werden erst gute Mitarbeiter werden, wenn sie selbst diesen Plan mit dem Herrn durchgesprochen haben und nicht nur durch die begeisterte Geschichte mitgehen.
Man kann durch den Glauben eines anderen an ein bestimmtes Werk angesprochen werden, aber das ist noch nicht ein persönlicher Glaube an dieses bestimmte Werk. Für Menschen, die nur aufgrund eines momentanen gefühlsmäßigen Eindrucks mitmachen wollen und nicht aus persönlicher Überzeugung heraus, ist kein Platz in diesem Werk. Das darf und muss auch gesagt werden.
Etwas Derartiges tut Paulus, wenn er um Fürbitte für sich und seine Mitarbeiter bittet, damit sie „errettet werden von den schlechten und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht aller Teil“ (2Thes 3,2). Er hatte keinen Bedarf an Menschen, die nicht dieselbe Treue und Hingabe für das Werk des Herrn hatten, die ihn kennzeichnete.
Was muss Gideon durch den Kopf gegangen sein, als er sein ohnehin nicht allzu großes Heer immer kleiner werden sah? Nicht weniger als 22.000 Mann gehen nach Hause. War das Verhältnis zuerst noch 1 zu 4, und das war schon gewiss kein gewaltiger Ausgangspunkt, jetzt ist es bis auf das, in menschlichen Augen, unmögliche Verhältnis von 1 zu 13 bis 14 reduziert worde

Ger de Koning – Das Buch Richter

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