Stimme eines Rufenden: In der Wüste bahnet (So nach der hebr. Interpunktion; die alexandr. Übersetzung liest: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bahnet usw.“, und läßt die Worte „in der Steppe“ weg) den Weg Jehovas; ebnet in der Steppe eine Straße (S. die Anm zu Kap 19,23) für unseren Gott!
Elberfelder 1871 – Jesaja 40,3
Die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Räumt den Weg Jehovahs, macht gerade eine Bahn in der Einöde unserem Gotte.
Die Bibel: Übersetzung von Johann Friedrich Leonhard Tafel – Jesaja 40:3
Eine Stimme ruft: In der Wüste bahnet des Ewigen Weg, ebnet in der Steppe eine Straße unserm Gott!
Die Philippson-Bibel – Jes 40,3

Bahnt den Weg für Jehovah? Oder doch nur für sein Volk?
Eine Stimme (vermutlich – anders als in V. 6 – die Stimme Jesajas) ruft und mahnt die Menschen, den Weg für den HERRN (V. 3 ) und seine Herrlichkeit (V. 5 ) zu bereiten . Echte Propheten waren solche „Stimmen“, denn ihre Botschaften waren von Gott. Sie riefen die Menschen auf, zu Gott zurückzukehren und das Verhältnis zu ihm zu erneuern. Jeder der vier Evangelisten aus dem NT versteht Jes 40,3 als Weissagung auf Johannes, den Täufer ( Mt 3,1-4; Mk 1,1-4; Lk 1,76-78; Joh 1,23 ). Johannes war ein Prophet in der Wüste , der den Weg für Jesus Christus vorbereitete und der in der Steppe eine Straße für ihn gemacht hat (vgl. Mt 3,3 ). Hier, im Buch Jesaja dagegen, befand sich die ganze Nation in einer Art geistlichen Wüste, und jeder Israelit mußte für die Ankunft des Herrn und seiner Herrlichkeit geistlich vorbereitet werden.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Das Erheben der Täler und Erniedrigen der Hügel war ein bildlicher Vergleich mit Arbeitern, die die Straßen ebneten, auf denen ein hoher Herr kommen würde, wenn er ein Gebiet besuchen will. Heute sagt man entsprechend „den roten Teppich ausrollen“. Jesaja damals ruft das Volk Israel auf, die Straßen zu ebnen, so daß der Herr als Herrscher kommen kann. Alle Propheten haben diesen Aufruf an das Volk weitergegeben – in ihrem ethischen Verhalten muß Gerechtigkeit herrschen. Wenn die Herrlichkeit des HERRN offenbart wird, dann werden alle Völker „geebnet“ werden ( Jes 40,5 ). Jesaja denkt hier an das Tausendjährige Reich, wenn der Herr in seiner Herrlichkeit offenbar wird, wenn also seine einzigartige Größe überall sichtbar sein wird. Der Messias wird, wie Jesaja an anderer Stelle schreibt, leiden. Er wird aber auch in Herrlichkeit erscheinen. Dennoch war sich Jesaja offensichtlich des zeitlichen Abstandes zwischen diesen beiden Ereignissen nicht bewußt. Zwar sahen die Jünger Jesu seine Herrlichkeit ( Joh 1,14 ), aber noch nicht alle Menschen haben sie gesehen. Im Tausendjährigen Reich dagegen werden wirklich alle Menschen seine Herrlichkeit sehen, denn der HERR hat es gesagt (vgl. Jes 1,20; 58,14 ). Das Wort des Herrn ist zuverlässig und kann nicht gebrochen werden.
Wieder bleibt alles absichtlich im Dunkel: Wer ist gemeint, wenn es heißt: Eine Stimme ruft? Sicher gehen wir nicht fehl, wenn wir hier die Andeutung eines himmlischen Wesens erkennen, das aus der himmlischen Ratsversammlung heraus einen Befehl an die Schöpfung weitergibt. Aber es ist nicht ausgeschlossen, hier auch die Stimme des Propheten zu hören, der das, was er hört, seinen Zeitgenossen zuruft. Sicher ist schwer vorstellbar, was ein sterblicher Mensch Gottes Schöpfung eigentlich zu befehlen hat. Doch da Jesaja an vielen Stellen das Motiv vom Weg anklingen läßt, ist es durchaus möglich, daß er seine Volksgenossen meint, wenn er die Schöpfung auffordert, einen »Straßenbau« in Gang zu setzen. »Und da sie (die Deportierten) nicht in der Lage sind, eine wirkliche Straße zu bauen, meint er wohl ihre innere Vorbereitung: In der Wüste und Steppe ihres Inneren sollen sie alle Hindernisse beseitigen, ihre Verzweiflung ebenso wie ihren Trotz – auf Grund der ihnen zugesprochenen Vergebung (V. 1–2)« (Fohrer). Im Blick auf 57,14 und 62,10 wird man das sagen können; der Weg Gottes wird zum geistlichen Weg des Volkes Gottes. Dennoch geht der Befehl nicht in der oben wiedergegebenen, durchaus im Gefälle der jesajanischen Verkündigung liegenden geistlichen Deutungsweise auf: Wie die Sünde die wirkliche Erde in Mitleidenschaft zieht, so wird in gleicher Weise durch die Erlösung aus dem Ergebnis der Sünde die wirkliche Erde erneuert. Wie das aber vorzustellen ist, haben wir nicht zu fragen. Umgekehrt ist aber auch zu sagen: die realistische Deutung des Wortes vom Straßenbau erschöpft sich nicht in der Neugestaltung des Antlitzes der Erde.
Schneider – Wuppertaler Studienbibel
Häufig weist man in der Auslegung auf die Sitte der Babylonier hin, die für ihren Gott Marduk eindrucksvolle Prozessionsstraßen bauten, auf denen man zum Neujahrsfest die gewaltigen Götterstatuen einhertrug. »Für die in Babylon exilierten Israeliten waren die imponierenden Straßen Zeichen, die die Macht Babylons demonstrierten, die Macht, die Israel den Untergang gebracht hatte« (Westermann). Dennoch sollte man die aus Keilschrifttexten beigebrachten Parallelen nicht überbewerten. So weist Elliger mit gutem Grund darauf hin (mit Berufung auf S. Garofalo), »daß ihm gerade die kurzen Prozessionsstraßen in der Umgebung der Heiligtümer, auf denen sich der Gott seinen Verehrern zeigte, nicht die rechten Parallelen zu dem 40,3–5 Gemeinten zu sein schienen«. In der Tat ist der Bau einer Straße durch die Wüste und die Steppe unter Einebnung der Täler und Abtragung der Bergkuppen auch für die damalige Zeit ein ingenieurtechnisch unmögliches Unterfangen. Wie häufig, so liegen auch zu diesem biblischen Text keine echten Parallelen aus der Umwelt Israels vor. Gleichwohl mag es Motiv-Anklänge geben; so ist bestimmt die babylonische Königs- und Götterstraße ein Anlaß für den Propheten gewesen, die durch keine menschliche Macht mehr aufzuhaltende Heimkehr Gottes mit seinem Volk nunmehr eine Straße für unseren Gott zu nennen. Wenn jedes Tal erhöht und das Höckrige zur Ebene werden soll, so liegt der Ton auf dem Weg ohne Hindernis, das heißt, Gott wird ohne Verzug mit seinem Volk heimkehren. Man wird Sachparallelen in der bekannten jesajanischen Rede von der Erniedrigung alles Hohen (2,6ff u.ö.) finden können, sowie einen Vorgriff auf das, was Jesaja in der bekannten Stelle 57,15 ausspricht: Gott wohnt auch bei denen, »die zerschlagenen und demütigen Geistes sind«. So geht der Blick wieder auf den theologischen Verkündigungsgehalt dieser Rede vom Straßenbau durch die Wüste: »Die Aufforderung, geistlich verstanden, geht auf Ermutigung der Niedergeschlagenen, Demütigung der Selbstgerechten und Sicheren, Wandlung der Unredlichkeit in Einfalt und des unzugänglichen Trotzes in Ergebung« (Delitzsch).
In den Versen 3-11 werden fünf Arten von Antworten auf den göttlichen Befehl, Israel zu trösten, beschrieben. Bevor wir auf diese Antworten eingehen, ist eine Anmerkung zur rabbinischen Theologie angebracht. Das Judentum lehrt das Konzept einer bat kol, einer Stimme vom Himmel. Im Folgenden sind nur drei Beispiele für dieses Konzept aus dem babylonischen Talmud aufgeführt:
Arnold Fruchtenbaum – Bibelkomentar Jesaja
Nach dem Tod der letzten drei Propheten, Haggai, Sacharja und Maleachi, ging der Heilige Geist von Israel aus; aber das Bat Ḳol wurde noch gehört.
Ein Bat Kol kam heraus und verkündete: „Glücklich bist du, R. ‚Akiba, dass deine Seele mit dem Wort Ehad ausging!“
Jeden Tag geht ein Bat Ḳōl vom Berg Horeb aus und verkündet: „Die ganze Welt wird um Meines Sohnes Ḥannina willen ernährt, aber Mein Sohn Ḥannina begnügt sich mit einem Ḳab von Heuschrecken von einem Sabbatabend bis zum nächsten Sabbatabend.“
Nach der talmudischen Lehre sahen einige jüdische Gelehrte in Jesaja 40,3-5 offensichtlich eine Bat Kol, denn sie erklärten: „Eine himmlische Stimme ist zu hören, die dazu aufruft, eine Straße für den Herrn zu bereiten, der die Verbannten zurück nach Zion führt.“
Die erste Antwort oder Stimme auf den göttlichen Befehl wird in den Versen 3-5 beschrieben. Der Abschnitt beginnt in Vers 3 mit einem dringenden Ruf: Die Stimme eines, der ruft: Bereitet in der Wüste den Weg Jehovas; ebnet in der Wüste eine Straße für unseren Gott. Der Hintergrund der ersten Stimme war ein Brauch in der alten Welt. Wenn ein König einen anderen König besuchte, baute der gastgebende König entweder eine neue Straße oder ebnete eine bestehende, indem er alle Hindernisse beseitigte, die den König daran hinderten, problemlos zu reisen. Es geht darum, dass JHWH, der König, sich näherte und ein Weg für ihn in der Wüste vorbereitet werden musste. Alle Hindernisse mussten beseitigt und der Weg für Gott geebnet werden. Dieser Vers wird in Bezug auf Johannes den Täufer von allen vier Evangelienschreibern zitiert (Mt 3,3; Mk. 1,3; Lukas 3,4-6; Joh. 1,23). Johannes war der Vorläufer des kommenden Königs Israels, des Messias, und wenn er als solcher akzeptiert worden wäre, hätte er diese Prophezeiung erfüllt. Dieser Punkt wird in Markus 9:9-13 erwähnt:
9 Und als sie vom Berg herabstiegen, gebot er ihnen, dass sie niemandem sagen sollten, was sie gesehen hatten, es sei denn, dass der Sohn des Menschen von den Toten auferstanden wäre. 10 Und sie hielten das Wort und fragten sich untereinander, was die Auferstehung von den Toten bedeuten sollte. 11 Und sie fragten ihn und sagten: Wie kommt es, dass die Schriftgelehrten sagen, dass zuerst Elia kommen muss? 12 Er aber sprach zu ihnen: Elia kommt zuerst und stellt alles wieder her. Wie steht aber von dem Menschensohn geschrieben, dass er viel leiden und zunichte gemacht werden soll? 13 Ich aber sage euch: Elia ist gekommen, und sie haben ihm auch getan, was sie wollten, wie es von ihm geschrieben steht.
Jeschuas Jünger hatten gerade die Herrlichkeit der Schechinas gesehen, die sich in der Person des Messias manifestierte. Seine Verklärung warf bei ihnen eine theologische Frage auf, und sie fragten, warum die Schriftgelehrten lehrten, dass Elia vor dem Messias kommen müsse. Die Frage stützte sich auf Maleachi 4,5-6, in dem es heißt:
5 Siehe, ich will euch den Propheten Elia senden, ehe der große und schreckliche Tag Jehovas kommt. 6 Und er wird das Herz der Väter zu den Kindern und das Herz der Kinder zu ihren Vätern bekehren, damit ich nicht komme und die Erde mit einem Fluch schlage.
Die Jünger verstanden jedoch nicht, dass Maleachi von der zweiten Ankunft des Messias sprach, nicht von seiner ersten. Daraufhin antwortete Jeschua: „Wie steht geschrieben von dem Menschensohn, dass er viel leiden und zunichte gemacht werden soll? Mit anderen Worten: Wenn Elia vor dem ersten Kommen des Messias gekommen wäre und alles wiederhergestellt hätte, wären alle Prophezeiungen über das Leiden, den Tod und die Auferstehung des Messias niemals erfüllt worden. Deshalb wurde Elia nur versprochen, vor dem zweiten Kommen zu erscheinen. Johannes der Täufer war ein Typus des Elia, da er ein Vorläufer war, aber er war ein Vorläufer des ersten Kommens. Wäre seine Botschaft angenommen worden und hätte Jeschua als Messias akzeptiert, hätte Johannes die Prophezeiung aus Jesaja 40,3-5 erfüllt. Da er abgelehnt wurde, wartet diese Prophezeiung auf eine zukünftige Erfüllung, wenn Elia tatsächlich zurückkehren und alles wiederherstellen wird.
Vers 4 beschreibt die Glättung des Weges: Alle Täler werden erhöht, und alle Berge und Hügel werden erniedrigt, und das Unebene wird eben, und die unwegsamen Stellen werden zu einer Ebene gemacht. Alle Hindernisse werden beseitigt, um die Ankunft des Königs vorzubereiten.
Vers 5 spricht von der Schechinah-Herrlichkeit: Und die Herrlichkeit Jehovas wird offenbart werden, und alles Fleisch wird es gemeinsam sehen; denn der Mund Jehovas hat es geredet. Wenn ganz Israel als Nation gerettet ist (Jesaja 66) und damit der Weg für das Kommen des Königs bereitet ist, wird der Messias zurückkehren, und wenn er zurückkommt, wird sein Schechinah-Licht von allen Menschen überall gesehen werden. Da JHWH es gesagt hat, wird es garantiert eintreffe
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