Schlagwort: Glaube

Ver-sprechen

Ich will Jehova meine Gelübde bezahlen, ja, in der Gegenwart seines ganzen Volkes.
Elberfelder 1871 – Psalm 116,14

Meine Gelübde will ich dem Ewigen erfüllen vor all seinem Volk.
Die Philippson-Bibel – Psalm 116:14

Ich will die Versprechen, die ich vor dem Herrn ablegte, vor den Augen des ganzen Volkes erfüllen.
Neues Leben – Bibel 2006 – Ps 116,14

Nach dieser kurzen Unterbrechung fragt der dankende Beter in ganzer Ergriffenheit: Wie soll ich Jahwe vergelten für alle Wohltaten an mir? Das Wort »vergelten« meint in der Tat einen Gleichklang zwischen dem, was Gott als Retter tat und dem, was der Mensch als Dankender antwortet. Gleichklang meint aber nicht Gleichwertigkeit, denn zwischen dem, was Gott tut und dem, was der Mensch daraufhin tut, ist immer ein großer Unterschied. Das »Vergelten« als Danken meint: Sich freuen am Heil Gottes. Den Becher des Heils will ich erheben und nicht aufhören mit der Hinwendung zu Gott in der Not: und den Namen Jahwes rufe ich an. In V. 14.15.17–19 gibt der Beter die Zusicherung, auch fernerhin den Dank abzustatten, wenn die Rettung durch Gott Wirklichkeit geworden ist. Dank ist Verpflichtung und ist auf menschlicher Seite Ausdruck der Treue zu Gott. Das sind die Gelübde, die der Beter jetzt schon Gott abzustatten verspricht. Der Dank gilt Gott allein, aber er geschieht vor allem seinem Volk, dort, wo es sich zum Gottesdienst versammelt: in den Vorhöfen des Hauses Jahwes. In diese Zusage, sich in kommender Zeit vor Gott dankbar zu erweisen, gehört auch V. 15. Was meint das Bekenntnis, daß der Tod seiner Getreuen in den Augen Jahwes kostbar ist? Wenn auch der Tod vor Gott kostbar ist und nicht nur das Leben, will dieser Satz sagen: Der Tod, wenn er denn kommt, hat sich bei Gott gleichsam »angemeldet« und von ihm die Erlaubnis erhalten, einen Menschen abzurufen. Der Satz meint nicht, daß die Gottestreuen ganz bestimmt lange leben werden. Wenn das erkannt ist, kann man auch die andere Seite unterstreichen: der Tod wird nicht eigenmächtig handeln und wird auch von Gott »zurückgerufen«, wenn Gott beschließt, dem Gehorsamen noch eine Lebensspanne hinzuzugeben. Der Beter wirft sich nach diesem Durchblick Gott liebend und vertrauend in die Arme: Ach, Jahwe, ich bin dein Knecht … du hast meine Fesseln gelöst. Ich bin bereit, will er sagen, mit dem Lob so lange fortzufahren wie du den Tod zurückhältst; denn die entscheidende Rettungstat hast du an mir schon vollbracht – eine Auferstehungshoffnung kann man noch nicht erkennen, aber schon eine beginnende »Entmächtigung des Todes«.

Wuppertaler Studienbibel

Der Schreiber fragte, wie er dem HERRN seine Güte vergelten könne (vgl. V. 7 ; Ps 13,6; 142,8 ), und gelobte, ihn in der Versammlung zu preisen. Man hat verschiedentlich angenommen, daß sich der Kelch auf den Bestandteil des Opfers bezieht, den der Opfernde zur Errettung darbrachte. Das entspricht möglicherweise den Tatsachen; andernfalls könnte man die Aussage bildhaft deuten, d. h., daß der Psalmist Gott für sein Geschick (seinen „Kelch“) pries ( erhob ), also für seine „Errettung“. In jedem Falle pries er Gott und erfüllte so seine Gelübde (vgl. Ps 116,18 ). Andere wiederum hörten das und wurden erbaut. Auch das ist der Sinn des Lobpreises, der vor Menschen dargebracht wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Als Drittes will er »dem HERRN [seine] Gelübde bezahlen«: Er will alles, was er in seiner Not vor dem HERRN aussprach, auch halten: »Ich will mit Brandopfern in dein Haus hineingehen, will dir meine Gelübde bezahlen, wozu sich meine Lippen weit aufgetan haben und die mein Mund in meiner Bedrängnis ausgesprochen hat« (Ps 66,13.14; siehe 4Mo 30,3; Ps 50,14; Pred 5,3).
Und das will er tun »in der Gegenwart seines ganzen Volkes«: Das ganze Volk soll von der Hilfe und vom Segen hören und damit an ihm teilhaben und einstimmen in den Dank Davids.
Wenden wir Davids Erfahrung auf uns an: Müssen wir beim »Kelch der Rettungen« nicht an den »Kelch der Danksagung« denken? Den Kelch, der vom Blut des Neuen Bundes spricht, von Blut, in dem wir Vergebung unserer Sünden haben (1Kor 10,16)? Wir nehmen ihn in die Hand, trinken von ihm, nachdem wir vom Brot gegessen haben, und verkündigen »in der Gegenwart seines ganzen Volkes« vor der Gemeinde, vor allen Engeln und vor Gott den Tod Jesu, unseres Herrn. Und wir binden uns damit neu an unseren Herrscher und König. Wir wollen »dem HERRN [unsere] Gelübde bezahlen«. Wir wollen für ihn und für seine Sache leben (2Kor 5,15). Wir wollen dieses Leben an den Herrn verlieren, bis er kommt (1Kor 11,26) oder bis wir unseren letzten Atemzug getan haben und unser Geist zum Herrn geht.

Benedikt Peters – Die Psalmen

vor seinem ganzen Volk Der gelobt die öffentliche Verkündigung der großen Taten Gottes

Liederdichter

Jehovah zu danken, für das was ER für uns getan hat – und dies vor allen zu tun – das war eigetnlich der Zweck des Menschen. Deshalb sollte niemand und nichts uns davon abhalten, unsere Dankbarkeit IHM zu zeigen. Dieses Versprechen haben wir ja eigenlich durch die Taufe auf uns genommen 😉

Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes

Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit.
Elberfelder 1871 – Römer 15,7

Lasst einander also gelten und nehmt euch gegenseitig an, so wie Christus euch angenommen hat. Das dient zum Ruhm und zur Ehre Gottes.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 15:7

So nehmt einander freundlich an, wie Christus sich euer zur Ehre Gottes angenommen hat!
Bruns 2013 – Römer 15,7

DARUM nehmet euch gegenseitig (in Liebe) an- o: auf. -, wie auch Christus euch zu Gottes Verherrlichung-  o: Ehre. – (in Liebe) angenommen- o: aufgenommen – hat!
Hermann Menge Uebersetzung – 1949 – Röm 15,7

Deshalb: Nehmt einander an, genauso wie der Messias auch euch angenommen hat und so Gottes wunderbaren Lichtglanz hat aufleuchten lassen.
Roland Werner – Das Buch –2014 – Röm 15:7

Darum nehmt euch untereinander auf. Nunmehr lenkt die Rede zur Ermahnung zurück, wobei sie uns noch immer Christi Beispiel vor Augen stellt. Glieder Christi sind ja nicht bloß diese und jene, sondern alle Christen. In ihm sind sie zur Einheit verbunden. Also müssen sie einander tragen und helfen, sonst können sie nicht in ihm bleiben. Wir werden also unsere Berufung festmachen, wenn wir uns von denen nicht loslösen, an welche der Herr uns gebunden hat. Die Worte zu Gottes Lobe können auf das bezogen werden, was Christus getan hat, oder auf das, was wir tun sollen. Die letztere Auffassung finde ich richtiger: wie Christus, da wir des Erbarmens bedurften, uns zum Lobe der Gnade Gottes mit seiner Liebe umfasst hat, so sollen wir zum Lobe desselben Gottes jene Gemeinschaft, die wir in Christus haben, durch unser Verhalten bekräftigen und stärken.

Calvins Auslegung der Heiligen Schrift

Deshalb nehmt einander auf, wie auch der Christus uns zu Gottes Preis aufgenommen hat. Denn ich sage, daß Christus ein Diener der Beschnittenen geworden sei um der Wahrheit Gottes willen, um die Verheißungen an die Väter festzumachen, und daß die Heiden Gott wegen des Erbarmens preisen. Die Gemeinde bekommt für ihr Verhalten die Regel an der Gnade Jesu, der alle aufgenommen, die Schwachen nicht abgestolßen und weder die Juden noch die Heiden versäumt hat, sondern alle zu sich gezogen hat. Er wurde der Diener Israels und der Diener der Heiden. An Israel diente er der Wahrheit Gottes, damit die den Vätern gegebene Verheißung geschehe; an den Heiden dient er der Erbarmung Gottes; denn er ruft sie nach dem Reichtum seiner freien Gnade zu sich, weil er sich ihrer erbarmen will. So gehen in der Gemeinde die Verheißungen der Schrift in Erfüllung, die auch die Heiden zum Lob Gottes berufen und mit Israel zusammenfassen zu einträchtiger Anbetung und auch ihnen den Christus zeigen als den, aus dem ihre Hoffnung entsteht.

Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament

„Deshalb nehmet einander auf, gleichwie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit” (V. 7). Nicht unsere Würdigkeit, noch weniger ein übereinstimmendes Urteil in zweifelhaften Fragen bildet die Grundlage unserer Annahme durch Ihn. Als Er für uns starb, waren wir Gottlose und Feinde, und wenn Er als der Auferstandene und Verherrlichte uns jetzt aufgenommen hat, so ist es wahrlich nicht um deswillen geschehen, was wir waren oder was Er an und in uns haben würde, sondern in bedingungsloser Gnade, „zu Gottes Herrlichkeit”. Laßt uns diesem Beispiel folgen und einander aufnehmen, ob stark oder schwach, ob menschlich liebenswürdig oder nicht liebenswürdig, als Erlöste des Herrn, als Kinder Gottes, zu Gottes Verherrlichung! Behalten wir dieses Ziel: „Gottes Herrlichkeit” im Auge, so werden wir vor jeder kleinlichen Rechthaberei, vor Sektiererei und dergleichen bewahrt bleiben; es wird uns allerdings zugleich auch anleiten, die Tür vor solchen zu schließen, welche die Lehre Christi nicht bringen (2. Joh.), oder andere ernstlich zurechtzuweisen, die „nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandeln” (Gal. 2,11ff.). Die Liebe ist tragsam, aber auch treu.

Brockhaus 2013 – Gerechtfertigt aus Glauben: Römerbrief

Die Aufforderung, dass wir einander aufnehmen, „wie auch der Christus euch aufgenommen hat, zu Gottes Herrlichkeit“, schließt sich direkt der vorhergehenden an. Dabei geht es nicht zuerst darum, jemand in die Gemeinschaft am Tisch des Herrn aufzunehmen, sondern darum, dass wir einander einzeln aufnehmen. Wenn wir verstanden haben, dass wir Glieder voneinander sind, und unser Augenmerk nicht in erster Linie auf das Natürliche richten, fällt es uns leichter, einander zu begegnen und willkommen zu heißen. Sollte es uns einmal schwerfallen, dann wollen wir daran denken, dass auch Christus uns aufgenommen hat – ohne Rücksicht auf unsere Eigenarten. Wir sind gewiss nicht die liebenswürdigsten aller Menschen gewesen!
Wenn wir die Verherrlichung Gottes allem anderen voranstellen, so wie unser Herr es getan hat, wird es uns gelingen, „einander aufzunehmen“, und wir werden gesegnet sein.

Im Glauben leben – 9-2021

Paulus fährt fort, dies auf Beziehungen anzuwenden, indem er in Vers 7 sagt: Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes! Meine Annahme meiner Geschwister in dem Herrn ist eine Sache des Gottesdienstes. Ich tue das nicht einfach nur zu meinem eigenen Vorteil, damit ich bei den anderen in der Gemeinde beliebt bin. Wir sind aufgerufen, einander anzunehmen, einander zu achten und einander zu akzeptieren, zur Ehre Gottes. Wenn ich einen Bruder oder eine Schwester annehme, ohne ihn oder sie zu verurteilen, dann tue ich meinen Geschwistern gegenüber etwas, was Gott von mir verlangt. Und damit mache ich auf die Quelle des Ausharrens und des Trostes aufmerksam, die Gott Selbst ist. Und so wird Gott in unserer freundlichen Haltung zueinander verherrlicht.
Umgekehrt wird Gott verunehrt, wenn wir uns falsch verhalten, wenn wir rachsüchtig oder ungeduldig sind und wenn wir versuchen, uns gegenseitig in einem Geist des zerstörerischen Wettbewerbs zu entmutigen. Ähnlich verhält es sich, wenn wir in Machtkämpfe, Eifersüchteleien und Begehrlichkeiten verwickelt sind und in Dinge, die menschliche Beziehungen zerstören. Dies offenbart einen Mangel an Gnade, und es ist eine Schande für den Leib Christi.
Paulus macht auf die Bedeutung Jesu in diesem Zusammenhang aufmerksam: Gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes. Jede Unwilligkeit meinerseits, andere Gläubige anzunehmen, zeugt von grober Undankbarkeit meinerseits gegenüber der Annahme, die ich bereits in Christus empfangen habe. Menschen, denen vergeben ist, sind Menschen, die vergeben. Wenn es euch in eurem Leben an einem Geist der Vergebung gegenüber anderen mangelt, so deutet das darauf hin, dass ihr nicht versteht, dass eure eigene Vergebung in den Händen Christi liegt.

Sproul 2022 – Römerbrief-Kommentar: Das Evangelium Gottes

Nun wird die Schlußfolgerung genannt. Wir können annehmen, daß die Gemeinschaft in Rom nicht nur aus Schwachen und Starken bestand, sondern daß es dort auch noch andere gab. Alle sind zusammen in Paulus‘ Aufforderung eingeschlossen: »Deshalb nehmt einander auf (bzw. an).« Das Wort »aufnehmen« ( proslambano ) erfordert eine Annahme von ganzem Herzen und ein herzliches Empfangen. Das gegenseitige Annehmen wird hier nicht als eine einfache Sache hingestellt, aber die Erinnerung daran, daß Christus die Gläubigen mit all ihren Eigentümlichkeiten aufgenommen hat, läßt keine Möglichkeit zur Ausrede bestehen. Man darf nicht vergessen, was Christus in jedem einzelnen erreicht hat.
    Durch das »euch« (im Gegensatz zur selteneren Lesart »uns«) nimmt Paulus sich aus dieser Aussage heraus, um seiner Aufforderung an die Römer mehr Nachdruck zu verleihen. Hier verdeutlicht er, daß Christus Gott verherrlichte, als Er Sünder annahm. Daher sind alle verpflichtet, zu bedenken, woher und warum sie berufen worden sind. Anstatt von persönlichen Dingen eingenommen zu sein, sollte das Vorbild Christi alles ins rechte Verhältnis rücken. Das Wohl aller Heiligen muß berücksichtigt werden.

Paulus verwendet »Starke« ( dynatos , »fähig«, entweder vom inneren Wesen her oder absolut für spezielle Zwecke), um sich selbst zu den Starken zu rechnen, damit er selbst unter derselben Verpflichtung steht.
    In diesem Fall sind »Schwachheiten« ( asthenêmata , »Schwachheit«, »Defizit an Stärke«) die Vorbehalte.
    »Schwache« ( adynatos , »schwach«, »unfähig«, »nicht imstande«) steht hier im Gegensatz zu dynatos.
»Ausharren« ( hypomonê ) kann auch mit »Geduld« übersetzt werden, bedeutet aber nicht Geduld im Sinne von stillem Warten und Vorüberziehenlassen der Flut der Ereignisse, sondern die Fähigkeit, Dinge zu ertragen und sie dabei in Triumph umzuwandeln. Es ist eine erobernde Geduld.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Das Nasiräergelübde schloss ein, sich die Haare nicht zu schneiden. Das war ein Zeichen dafür, dass ein Nasiräer sich dem Willen Jehovas völlig unterwarf.

Alle die Tage des Gelübdes seiner Absonderung soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage erfüllt sind, die er sich für Jehova absondert, soll er heilig sein; er soll das Haar seines Hauptes frei wachsen lassen.
Elberfelder 1871 – Numeri 6,5

Die ganze Zeit seines Weihegelübdes soll kein Schermesser über sein Haupt gehen; bis die Tage voll sind, die er sich dem Ewigen geweiht, soll er heilig sein, frei lasse er wachsen das Haar seines Hauptes.
Die Philippson-Bibel – 4.Mose 6,5

Solange das Gelübde gilt, darf ein Gottgeweihter sich Haare und Bart nicht schneiden. Zum Zeichen, dass er dem HERRN geweiht ist, muss er das Haar ungehindert wachsen lassen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – 4.Mose 6:5

Stelle dir vor, die Gebote würden noch angewandt, so wie „die zwei Zeugen-Regel“ 😉 – dann würden Kreisaufseher und Betheliten mit langen Haaren laufen MÜSSEN!
Schauen wir uns deshalb andere Kommentare zu diesem Vers an:

Da dieses Gelübde von dem Mann verlangte, sein Haar während der Dauer des Gelübdes ungeschnitten wachsen zu lassen, müssen wir daraus schließen, dass Männer ihr Haar in der Regel kurz trugen. Langes Haar wurde nur unter diesem besonderen Gelübde bevorzugt. Paulus benutzte dieses Gelübde bei einer Gelegenheit. (Apostelgeschichte 18:18.)

E.M. Zerr – Bücher des Pentateuch

Das Gegenstück zur Reinigung ( 4Mo 5 ) ist die Weihe ( 4Mo 6 ). Der Dienst der Priester und Leviten war das alleinige Vorrecht des Stammes Levi. Doch Gott sorgte durch eine feste Einrichtung dafür, daß jeder Mann und jede Frau in Israel sich durch einen Eid vor dem HERRN für eine bestimmte Zeit dem Dienst Gottes weihen konnte. Gelegentlich konnten auch Eltern diesen Eid für ihre Kinder leisten ( 1Sam 1,11 ).
Wer sich zu einer solchen Weihe entschied, wurde Nasiräer (von , »entscheiden«) genannt. Für die Zeit seiner Weihe mußte er sich des Weins und starken Getränkes enthalten ( 4Mo 6,3-4 ), er durfte seine Kopfhaare nicht schneiden (V. 5 ) und keinen Toten berühren (V. 7 ). Wenn er trotzdem aus Versehen mit einem Toten in Berührung kam, mußte er sich einer langen Reinigungszeremonie unterwerfen, bei der am siebten Tag sein Kopfhaar abgeschnitten wurde und er am achten Tag zwei Tauben oder zwei Turteltauben opferte, eine als Sündopfer und die andere als Brandopfer (V. 9-11 ; vgl. 3Mo 5,7-10 ). Dann konnte er die Zeit seiner Weihe fortsetzen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Nasiräer und ihr Haar. Im Alten Testament wurde das Scheren des Kopfes in Zeiten der Trauer praktiziert (Hiob 1,20; Jes 3,24; 22,12; Jer 7,29; 16,6; Hes 7,18; Amos 8,10; Mich 1,16), allerdings nie bei Priestern (Lev 21,5; Hes 44,20). Dieses priesterliche Verbot ist die Parallele zum Nasiräer-Gelübde, bei dem das Haar überhaupt nicht abgeschnitten werden durfte. Es in der Trauer um die Toten abzuschneiden, hätte bedeutet, etwas, das dem lebendigen Gott geweiht war, als Gedenkstein für die Toten zu verwenden, was eine Profanierung gewesen wäre. Erst am Ende des Gelübdes sollte das Haar abgeschnitten werden; dann wurde es als etwas dem Herrn Geweihtes verbrannt.

Brueggemann, Merrill Baker – Eckstein Biblischer Kommentar

Der zweite Aspekt des Nasiräer-Gelübdes war, das Rasieren (bei Männern) und das Haareschneiden sowohl bei Männern als auch bei Frauen zu vermeiden. Es ist eine kuriose Tatsache, dass in einigen religiösen Gemeinschaften, und vor allem bei den Buddhisten, sowohl Priester als auch diejenigen mit einem zeitweiligen Gelübde sich völlig rasiert halten.

Rousas John Rushdony – Kommentare zum Pentateuch

Das zweite Kennzeichen des Nasirs war sein frei wachsendes, langes Haar. Das bekannteste Beispiel dafür ist sicher Simson. Von ihm lesen wir, dass er von Mutterleib an ein Nasir Gottes war und dass kein Schermesser auf sein Haupt kommen sollte (Ri 13,5). Auch darin liegt für uns eine symbolische Bedeutung. Langes Haar spricht in der Bibel von Abhängigkeit und Unterordnung. Das lernen wir aus 1 Korinther 11 in Verbindung mit der Stellung der Frau. Durch sein langes Haar gab der Nasir klar zu erkennen, dass er eine untergeordnete Stellung einnahm, dass er unter der Autorität eines anderen stand und sich dem Willen eines anderen unterwarf.
Wir verstehen sofort die Bedeutung für uns: Alle, die ihr Leben dem Herrn Jesus weihen möchten, können dies nur tun, wenn sie sich Ihm unterordnen und seine Herrschaft in ihrem Leben anerkennen. Dann kann nicht Selbstverwirklichung und das Ausleben der eigenen Interessen auf unserem Lebensprogramm stehen. Stattdessen stellen wir unseren Willen ganz bewusst unter den seinen und sind bereit, Ihm die Führung zu überlassen, damit sein Wille in unserem Leben verwirklicht wird. Das betrifft sämtliche Lebensbereiche – die grossen und weitreichenden Fragen unseres Lebens wie die Berufswahl oder die Wahl des Ehepartners, aber auch unsere Freizeitgestaltung. Inwieweit unterstellen wir uns unserem Herrn aus Liebe zu Ihm und aus echter Herzenshingabe an Ihn?

Das grosse Beispiel
Auch in diesem Punkt ist der Herr Jesus unser grösstes Vorbild. Wie vollkommen hat Er diese Bedingung des Nasirs erfüllt – die Bedingung der Abhängigkeit und Unterordnung unter seinen Gott! «Siehe, ich komme, … um deinen Willen, o Gott, zu tun» – das war seine feste Absicht für sein Leben als Mensch auf der Erde. Diesen Willen hat Er in vollkommener Hingabe und Weihe an seinen Gott bis ins Letzte erfüllt. Dafür hat Er alles in Kauf genommen. Der Herr Jesus konnte wahrhaftig sagen, dass Er nicht seinen Willen suchte, sondern den Willen Dessen, der Ihn gesandt hatte, und dass Er allezeit das Ihm Wohlgefällige tat (Joh 5,30; 8,29).

Eine Unehre
Das lange Haar hat noch eine weitere symbolische Bedeutung, die in engem Zusammenhang mit dem Gedanken der Unterordnung steht. Paulus erklärt in 1 Korinther 11, dass es für einen Mann eine Unehre ist, langes Haar zu tragen – eine Unehre in den Augen der Menschen, eine Unehre für das natürliche Empfinden (1 Korinther 11,14).
So ist auch ein Leben als Nasir für Christus mit einer gewissen Unehre verbunden – nicht vor dem Herrn, wohl aber für das natürliche Empfinden: Es ist eine Unehre in den Augen der Menschen. In einer Welt, die durch Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung geprägt ist, ruft es nicht den Beifall der Menschen hervor, wenn man ein Leben in Unterordnung unter den Willen eines anderen führt. Wer sich selbst für den Herrn Jesus verleugnet, Nachteile in Kauf nimmt und auf Dinge verzichtet, die an sich nicht verboten sind, gibt seine eigene Ehre auf. Das Gleiche gilt, wenn jemand seine Fähigkeiten, seine Mittel und seine Zeit nicht für sich selbst nutzt, um das Leben maximal zu geniessen, sondern Christus zur Verfügung stellt. Wenn wir uns in einer Welt, wo christliche Werte mehr und mehr schwinden und göttliche Grundsätze ignoriert werden, bewusst dem Herrn unterordnen und seine Autorität anerkennen, werden wir verachtet und ausgelacht. Der Nasir im Sinn des Neuen Testaments ist bereit, die Schmach des Christus auf sich zu nehmen (Heb 11,26). Ist Christus uns das wert?

Kraft und Sieg
Wenn das «lange Haar der Unterordnung» auch eine Unehre für das natürliche Empfinden ist, so liegt darin doch gleichzeitig das Geheimnis unserer geistlichen Kraft verborgen. Das verdeutlicht das Beispiel Simsons sehr anschaulich: Er war stark, weil er langes Haar hatte (Ri 16,17). Derselbe Grundsatz gilt auch für uns: Geistliche Kraft und Energie resultieren aus einem Leben der Abhängigkeit und Unterordnung unter den Willen und die Autorität des Herrn. Das Geheimnis eines siegreichen Christenlebens liegt im Gehorsam und in der Gemeinschaft mit Christus verborgen. Auch dafür gibt es im Alten Testament Beispiele und Vorbilder.

Simson
Simson selbst wurde leider in seinem Leben zu einem tragischen Negativbeispiel. Dieser Mann, der von Mutterleib an ein Nasir Gottes war und das Merkmal der ungeschorenen Haare trug, lebte nur äusserlich als ein Nasir. Er unterwarf sich nicht dem Willen Gottes, sondern handelte eigenwillig und unabhängig. Dadurch verlor er letztlich auch sein langes Haar. Die Folge davon war völlige Kraftlosigkeit. Statt siegreich im Kampf gegen die Philister zu sein, wurde er von ihnen überwältigt.

Halte fest – Heft 5 2021

Also nehmen wir einmal an, Jehovah hat sich NICHT geändert – dann würden alle, die sich IHM ganz hingeben, auch durch ihr Aussehen von der „Allgemeinheit“ unterscheiden – und sich auch nicht von „modischen Entscheidungen“ oder „politischen Entscheidungen“ anpassen. Ich kann mich zum Beispiel noch eine Geschichte erinnern, die mein Papa oft erzählt hat – ein Bruder wollte im „Bethel“ übernachten, und „durfte nur dann dort übernachten“, wenn dieser sich „gemäß den Hausregeln“ den Bart abrasieren würde – und der Bruder tat es natürlich – also stach in diesem Beispiel „die Hausregeln“ die bekannten Gebote der Bibel !?!?

der Einzelgänger

Wer sich absondert, trachtet nach einem Gelüst; gegen alle Einsicht (S. die Anm zu Kap 2,7) geht er heftig an. (Eig fletscht er die Zähne)
Elberfelder 1871 – Sprüche 18,1

Wer sich absondert, sucht nur nach eigenem Verlangen, er geht heftig gegen alles an, was heilsam ist.
Die Philippson-Bibel – Sprüche 18:1

Dem Wunsch nur trachtet der sich Absondernde nach,
gegen alle Besinnlichkeit platzt er los.
Buber & Rosenzweig – Spr 18,1

Vorwände sucht ein Mann, der beschlossen hat,
sich von Freunden zu trennen,
zu jeder Zeit aber wird er dem Tadel ausgesetzt sein.
Septuaginta Deutsch 2009 – Spr 18:1

Der Eigenbrötler tut nur, was ihm in seinen Kram passt; heftig wehrt er sich gegen jede bessere Einsicht.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprichwörter 18,1

Der ursprüngliche Text dieses Verses ist schwierig. Manche sehen ihn als Zurechtweisung affektierter Überlegenheit. Wenn ein Mensch stolz darauf ist, sich von den Gefühlen und der Gemeinschaft mit anderen abzusondern, allem widerspricht, was gesagt wird, und eigene Vorstellungen vorantreibt, dann will er sein Verlangen befriedigen zu prahlen. Er sucht und mischt sich in Dinge, die ihn nicht betreffen, und beurteilt die Lage aller Menschen. Unsere Übersetzung (KJV) andererseits scheint den Vers als einen Ansporn zu verstehen, der Weisheit fleißig nachzujagen. Wenn wir Weisheit erlangen wollen, müssen wir danach verlangen. Wir müssen uns von all dem absondern, was uns dabei bremsen würde, ihr nachzujagen, wir müssen uns von dem Gedränge nach den wertlosen Dingen dieser Welt zurückziehen. Dann müssen wir mit allen Mitteln und Weisungen der Weisheit suchen und uns einmischen, das heißt, eine Reihe von Meinungen kennenlernen, damit wir alles prüfen und das Gute behalten können (1.Thess 5,21).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

Der Vers ist schwierig und hat viele Deutungen erfahren. LXX hat statt Erfüllung »Vorwand, Gelegenheit«. Schließt man sich ihr an, kann man in dem Abgesonderten einen Menschen sehen, der seinen Freund, vielleicht weil er verarmt ist, loswerden will. Oder der Abgesonderte ist jemand, der aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden ist, der nun mit »aller Kraft losbrechen« will – so wird dann der zweite Halbvers formuliert –, um sich zu rächen. Das hebr. Wort bedeutet »Gelüst, Begierde, erfüllter Wunsch«. Gern wird »eigenes« Gelüst o.ä. ergänzt. Aber man braucht den Spruch nicht nur so negativ zu sehen. Der Abgesonderte hat sich von der Gemeinde oder Volksgemeinschafty isoliert und trachtet nach Erfüllung seines Lebens oder eines besonderen Zieles ohne die Gemeinschaft, außerhalb ihres Bereiches. Vielleicht ist er von ihr enttäuscht, vielleicht hat sie (noch) kein Verständnis für sein Anliegen. Sie kann ihm also nicht raten, was gut ist oder erfolgversprechend. Er ist überzeugt, daß nur er den rechten Weg weiß. Deshalb begehrt er gegen alle Hilfe auf. Solche Menschen wird und muß es immer geben. Wenn diese Lebensweise zur Regel wird, sollte man die Mahnung von Hebr 10,25 beachten.

Wuppertaler Studienbibel

In Frieden – mit allen Menschen!

Beziehungen. Sie sind nicht immer einfach. Schlimmer noch: Manchmal sind sie zum Davonlaufen! Hast du dir auch schon mal gedacht: „Ich will mit keinem mehr was zu tun haben! Alleinsein ist immer noch besser als ständig verletzt zu werden“? Ich schon. Immer wieder. Doch sozialer Rückzug ist keine Alternative. In 18,1 (SCH) heißt es: „Wer sich absondert, der sucht, was ihn gelüstet, und wehrt sich gegen alles, was heilsam ist.“ Tatsache ist: Du brauchst andere Menschen, und je näher du ihnen kommst, desto eher wird es Konflikte geben. Um sie zu vermeiden – und zu lösen – will dir Gottes Weisheit helfen.

Vor vielen Jahren stand ich in einer Auseinandersetzung, die bereits einige Jahre andauerte. Die Fronten waren ziemlich verhärtet. Die Verbitterung auf beiden Seiten wuchs, und ein Ausweg schien nicht in Sicht. Ich schilderte die Situation dem Bibellehrer William MacDonald. Er riet mir: „Beuge dich so weit wie möglich, ohne dabei gegen deine Überzeugungen zu handeln.“ Anders gesagt: „Komm deinem Gegner entgegen – und geh dabei an deine persönliche Schmerzgrenze!“

Ein weiser Rat. Er erinnert mich an ein Wort des Apostels Paulus in Römer 12,18 (NeÜ): „Soweit es irgend möglich ist und soweit es auf euch ankommt, lebt mit allen Menschen in Frieden!“ Frieden: mit Eltern, Ehepartner und Kindern. Mit deinen Freunden, deinem Nächsten, deiner Obrigkeit. Nicht um jeden Preis: Wenn es um die Wahrheit des Evangeliums geht, darfst du Konflikten nicht aus dem Weg gehen.a Aber du sollst keiner sein, der Streit anzettelt. Hass schürt. Unruhe stiftet. Wenn du schuldig geworden bist, dann bitte um Vergebung. Sei zur Vergebung bereit. Und zur Versöhnung. Soviel an dir liegt, gib dein Bestes!

Kurze Reden langer Sinn: Ein Kurs zum Buch der Sprüche

Die Aussage dieses Verses erscheint manchem vielleicht sonderbar. Ist Absonderung denn nicht gut? Ja und nein, denn es kommt immer darauf an, wovon man sich absondert und zu wem oder was man sich wendet. Sondern wir uns von der Welt ab und zu dem Herrn Jesus hin, ist das natürlich positiv. Sondern wir uns aber vom Guten ab (z. B. von treuen Glaubensgeschwistern; Jud 19), ist das stets negativ. So auch hier. Man sondert sich ab, um heimlich eigenen Wünschen und Vergnügungen („Gelüst“) nachzugehen. „Wir alle irrten umher wie Schafe“ (Jes 53,6). Das ist ein typisches Merkmal gottloser Menschen.
Es kann auch sein, dass man mit den anderen nichts mehr zu tun haben will, weil diese anders denken. Man zieht sich verärgert oder beleidigt zurück, statt sich in Ruhe mit ihnen auszutauschen. „Gegen alle Einsicht“ geht man dann heftig an. – Dieser zweite Versteil kann aber auch bedeuten, dass eine böse Absonderung nicht zum Erfolg führt (FußEÜ).

Leben in Weisheit: Das Buch der Sprüche Vers für Vers praxisnah erklärt

Wenn wir Rat suchen, müssen wir aufrichtig sein, denn ein liebevoller und weiser Freund kann oft Gefahren und Umwege sehen, die uns verborgen sind. Es ist am besten, einem anderen Gläubigen gegenüber Rechenschaft abzulegen und sich der Autorität der geistlichen Leiter in unserer Gemeinde zu unterwerfen. In den mehr als vierzig Jahren meines Dienstes habe ich den schmerzhaften Niedergang mehrerer „einsamer Ranger“ miterlebt, die dachten, sie bräuchten den Rat anderer nicht. „Ein Mann, der sich abkapselt, sucht sein eigenes Verlangen; er wütet gegen alles weise Urteil“ (Spr 18:1, NKJV). Christen sind die Schafe Gottes, und wir müssen uns zusammenschließen. Als Glieder des geistlichen Leibes Christi (1. Korinther 12) gehören wir zueinander und brauchen uns gegenseitig.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Sprüche

»… wer sich absondert«, ist ein Individualist; er mag viele Gründe nennen für sein Handeln, doch im Kern sucht er nur »ein Gelüst«. Er will sich in seiner eigenen Welt selbst verwirklichen, und damit flieht er vor seiner Pflicht am Nächsten. Er ist ein von sich eingenommener, selbstverliebter Mensch. Als solcher verschließt er sich aller Korrektur: »… gegen alle Einsicht bricht er los«, jitgallac (wie in 17,14 und 20,3 [ein Verb, das nur im Buch der Sprüche verwendet wird]). Buber übersetzt »platzt er los«.
….
V. 1 – »Wer sich … absondert … setzt sich … wider alles, was gut ist, nämlich gegen die in jener Gemeinschaft vorhandene Weisheit, den Schatz der dem Volke Gottes überlieferten Erfahrung, deren weisen und besonnenen Rat er nicht mehr hören mag« (Dächsel).
V. 1 – »Der Weise steht in der Gemeinschaft anderer. Individualismus entspringt dem Trotz oder der Laune. Auch in der Gemeinde Jesu wird der Einspänner leicht zum wunderlichen Heiligen« (Hans Brandenburg, Das Buch der Sprüche, der Prediger und das Hohelied, S. 81).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche

Folge den Spuren des Glaubens, den unser Vater Abraham hatte

Und er empfing das Zeichen der Beschneidung als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, den er in der Vorhaut hatte, damit er Vater aller wäre, die in der Vorhaut glauben, damit auch ihnen die Gerechtigkeit zugerechnet würde; und Vater der Beschneidung, nicht allein derer, die aus der Beschneidung sind, sondern auch derer, die in den Fußstapfen des Glaubens wandeln, den unser Vater Abraham in der Vorhaut hatte.
Elberfelder 1871 – Römer 4,11–12

´Durch seine Beschneidung` ist Abraham aber auch der Vater der Beschnittenen geworden, und zwar der Vater derer, die sich nicht damit begnügen, beschnitten zu sein, sondern die in seine Fußstapfen treten und dem Beispiel folgen, das er, unser Stammvater, uns durch seinen Glauben gab, noch bevor er beschnitten war.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Römer 4:12

Und genauso ist er auch der Stammvater der Menschen, die beschnitten sind. Mit anderen Worten: Abraham ist der Stammvater nicht nur derer, die beschnitten sind, sondern auch derer, die in seinen Fußstapfen gehen. Damit meine ich die, die gerade als nicht Beschnittene genau wie unser Stammvater Abraham ihr Vertrauen auf Gott setzen.
das Buch – Röm 4,12

Vers 12 erklärt, wie das funktioniert: und der Vater der Beschneidung für die, die nicht nur aus der Beschneidung sind, sondern auch in den Fußstapfen des Glaubens unseres Vaters Abraham wandeln, den er in der Unbeschnittenheit hatte. Alle werden gerechtfertigt, indem sie in den Fußstapfen Abrahams wandeln, und diese Fußstapfen sind die Erkenntnis, dass die Rechtfertigung aus Gnade durch den Glauben erlangt wird. Die Schlussfolgerung ist, dass Abraham der Vater aller Gläubigen ist.

Arnold G. Fruchtenbaum – Ariel’s Bibelkommentar

Mit stärkstem Nachdruck hat Paulus dem Juden folgende zwei Heilswirklichkeiten nachgewiesen.

Erstens: Die Rechtfertigung aus dem Glauben, und zweitens: Die Teilnahme auch der Heiden an der Glaubensgerechtigkeit. Mit [156] der Feststellung, dass auch ohne Beschneidung die Heiden gerechtfertigt werden können, wollte der Apostel jedoch nicht sagen, dass etwa das Volk aus der Beschneidung von der Teilnahme an der Glaubensgerechtigkeit ausgeschlossen sei.

Stärkstens wollte er aber betonen, dass auch jeder Jude Gerechtigkeit durch den Glauben allein erlangen könnte.

Fragten die Juden nach einer alten Grundlage für des Apostels Behauptungen, in Abraham, diesem auch vom Juden anerkannten Prototyp des Glaubens, sollten sie eine solche finden. An seiner Geschichte sollten sie erkennen, dass ihm die Glaubensgerechtigkeit nicht etwa auf Grund der Beschneidung geworden war. Ein Beschnittener wurde er erst, nachdem er ein Glaubender geworden war. Zwar wurde ihm die Beschneidung als Siegel der Gerechtigkeit geschenkt. Sie wurde ihm aber nicht als Kraft der Vermittlung oder als Inhalt seines Glaubens gegeben. Keine Beschneidung kann Glauben vermitteln. Als menschliche Handlung kann sie auch kein Bestandteil der von Gott geschenkten Gerechtigkeit sein. Für sich selbst braucht Gott die Beschneidung nicht, auch nicht als Siegel der dem Glaubenden geschenkten Gerechtigkeit. Nur für das Verhältnis Abrahams zu seinen Zeitgenossen hatte die Beschneidung als Siegel eine symbolische und praktische Bedeutung. Da Abraham die Beschneidung erst bei der Erneuerung des Bundesschlusses 1 Mose 17,11, also etwa 14 Jahre nach der Rechtfertigung seiner Glaubenshaltung Gott gegenüber als semeion, als Bundeszeichen erhielt, so konnte in ihr selbst weder ein Glaubens- noch ein Gerechtigkeitswert liegen. Als Siegel war sie nur ein Bestätigungszeichen von dem Glauben, den Gott selbst durch sein Wort geweckt, und von der Gerechtigkeit, die dem Abraham geschenkweise geworden war. Auch nach der Beschneidung gründete sich Abrahams Glaubensumgang mit Gott nicht etwa auf das empfangene Bundeszeichen. Sein Glaube lebte allein aus dem Verhältnis Gottes zu ihm. Ein Leben des Glaubens wie das eines Abraham kann nur bestehen und im Gehorsam handeln auf Grund der Wechselbeziehung zwischen Gott und Mensch: Gott in seinem Wort zu Abraham und Abraham in seinem Vertrauen zu Gott.

Alle Siegel, Symbole, Zeichen weisen mithin über ihren Eigenwert hinaus. Sie reden von der Verheißung oder der Tat Gottes als einem Geschenk und vom Glauben als des Menschen Hingabe an Gott. Siegel sind: „die unverkennbare Erinnerung an die dem Menschen von Gott widerfahrene und verheißene Begründung, Aufhebung und Erlösung, an die alle Morgen neue göttliche Treue. Aber als Siegel weisen sie auch auf eine immer noch anstehende, sich immer noch zu bewährende, immer noch zu erwartende [157] Ausführung des Bundes zwischen Gott und Mensch“ (Barth, S. 405).

Sobald das Siegel jedoch mehr sein will als Zeugnis, d. h. wird es vom Menschen zum Inhalt des Glaubens erhoben, so wird es Religion. Hinfort lebt es alsdann nur noch von der Tradition und vom Gesetz, und zwar in der Kirche ebenso wie einst innerhalb der Synagoge und im Tempel. Religionen können Jahrhunderte und Jahrtausende alt werden und nur von der Pflege überlieferter Siegel und Symbole leben. Jede Reichsgotteswirklichkeit lebt jedoch allein von der korrespondierenden Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch. Es können mithin zwei Menschen denselben Akt der Beschneidung vollziehen; dem einen in seiner Glaubenshaltung ist sie das Siegel der Glaubensgerechtigkeit, dem andern in seiner Stellung ohne Glauben eine beziehungslose religiöse Kultus- und Gesetzeserfüllung.

Die Beschneidung als menschliche Handlung hat mithin keinen Realitätswert für den auf Grund seines Glaubens von Gott Gerechtfertigten. Sie hat aber einen Zeugniswert im Blick auf alle, die ohne Abrahams Glauben leben, ob sie zu den Beschnittenen oder Unbeschnittenen zählen. Die Beschneidung soll „einladen“, zwar nicht zur Beschneidung, wohl aber zum Glauben, nicht zu einer kultischen Handlung, wohl aber zur Glaubenshingabe an Gott. Abraham, der Gott glaubte, und Gott, der Abraham rechtfertigte – beide bedürfen, wie bereits bemerkt, letzthin der Beschneidung nicht. Erst als lebendiges Zeugnis für die Völker, unter welchen Abraham als Fremdling zu leben und als Prophet zu dienen berufen war, sollte sie einen positiven Wert gewinnen. Je mehr Abraham in seinem gerechtfertigten Glauben ein Freund Gottes wurde, umso fremder musste er dem Geiste Sodoms und den Religionen seiner Nachbarvölker werden. Zu diesen sprach nach der Beschneidung nicht nur Abrahams Leben und Wort, sondern auch sein Beschnittensein. Es zeugte von seinem innerlichen Verpflichtetsein dem Gott gegenüber, der ihm erschienen war. Jedermann sollte wissen: Es ist Gott, der hinfort Anspruch auf Abrahams Leben, Gehorsam und Zukunft erhebt. Gott duldete daher nicht etwa nur die Beschneidung. Nach biblischem Bericht gab er selbst den Auftrag, dass Abraham sie an sich, an Isaak und an allen männlichen Hausgenossen vollzog.

Mithin war es Gott selbst, der ihr in Bezug auf ihren Inhalt die heilsgeschichtliche Grenze und in Bezug auf die Völker ihren bekenntnismäßigen Wert gab.

Durch die Rechtfertigung des Glaubens und durch den später erfolgten Auftrag der Beschneidung konnte Abraham ferner „eine doppelte Vaterschaft“ erlangen. Zuerst wurde er der geistliche Vater aller Glaubenden, die unabhängig von der Beschneidung und vom Gesetz durch Gnade zu demselben Glaubensverhältnis zu Gott gekommen waren wie er. Das waren die [158] Gläubiggewordenen aus den Heiden. Gerade an Abrahams Person hatte Gott bewiesen und vor allen Völkern kundgetan, dass wirkliche Heilsoffenbarung von ihm allein ausgehe. Gott kennt keine ursächlichen Vorbedingungen als sich allein und zwar in seinem Wort und in seiner Tat. Gerade den Heiden, die keine vom Gesetz geforderten Werke der Religion oder der Kultusfrömmigkeit haben, soll die Gerechtigkeit als ein Geschenk der Gnade werden, damit sie allein „Gottes Werk aus Gottes Werk“ sei.

Zweitens wurde Abraham als Beschnittener aber auch der geistige Vater der Gläubigen aus der Beschneidung. Durch Geburt und den kultischen Akt der Beschneidung waren sie bereits dem Fleische oder dem Buchstaben nach dem Volke Israel eingegliedert. Wie wenig ihnen jedoch diese Grundlage allein die Berechtigung gab, sich als Kinder Abrahams anzusehen, musste ihnen einst das entscheidende Wort des Täufers sagen: „Gott vermag aus diesen Steinen Abraham Kinder zu erwecken“ (Mt 3,9)! Denn geschlechtliche Nachkommenschaft ist nicht etwa gleichbedeutend mit Gott gewirktem Abrahamglauben und göttlicher Rechtfertigungstat. „Wer bloß beschnitten ist, ist nicht das, was Abraham war, und hat nicht erlangt, was Abraham empfangen hatte“ (Schlatter). Es war auch unmöglich, dass etwa Abraham seinen Glauben und seine Rechtfertigung hätte vererben können.

Er konnte beide nur als ein Zeugnis weitergeben, dass Abraham-Kindschaft jedem geschenkt werden soll, der nicht Werke des Gesetzes tut, sondern Gott glaubt. Nicht was der Jude von Natur mitbringt oder was er durchs Gesetz empfangen hat, entscheidet über seine Teilhaberschaft an Abrahams Verheißungen. Entscheidend bleiben Gottes Offenbarungen und Werk allein Abraham-Kindschaft setzt zu jeder Zeit und für jeden Gottes Vaterschaft in ihrer Offenbarung, Berufung und Rechtfertigung voraus

Jakob Kroeker – Römerbrief

Wenn Abraham der Vater aller werden sollte, die glauben, dann war es unverzichtbar, daß Gottes Methode der Rechtfertigung eingeführt wurde, bevor er beschnitten wurde. Nach den Plänen und Wegen Gottes sollte Abraham das Vorbild für alle sein, die durch Glauben gerechtfertigt werden. Er sollte das Haupt einer geistlichen Menschenrasse werden, die durch den Ruf Gottes aus allen Völkern herausgenommen sind.
    Die Juden hielten an ihrer Behauptung fest, daß Abraham der Vater ihres Volkes sei. Für sie war die Beschneidung das äußere Zeichen und Siegel, das dies bewies. Doch Paulus entkräftet ein solches Denken und sagt, daß Abraham der Vater der Beschneidung für die Juden ist, die in den Fußstapfen des Glaubens folgten, den Abraham vor seiner Beschneidung hatte. Das ist für den Stolz der Juden zweifellos ein Schock. Daß Abraham der Vater nur derer war, die in den Fußstapfen seines Glaubens wandeln, war ein schwerer Schlag für ihr Selbstwertgefühl. Die Tatsache, daß die Heiden ihn ebenfalls als ihren Vater beanspruchen konnten, da er der Vater aller Glaubenden war, stand darüber hinaus gänzlich im Gegensatz zu allem, was ihnen bisher heilig gewesen war.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Wer glaubt, wird ohne Werke für gerecht erklärt (V. 5), und wer gerechtfertigt ist, ist glückselig (V. 6). David, der die Seligpreisung aussprach, war beschnitten, und das war Abraham auch (1Mo 17). Heißt das, dass nur der Beschnittene glückselig werden kann? Paulus wiederholt die oben gemachte Beteuerung, dass »der Glaube [dem Abraham] zur Gerechtigkeit gerechnet« worden sei, und dann stellt er die Gegenfrage: War Abraham damals »beschnitten oder unbeschnitten«? Die Sache ist eindeutig: Er war »nicht beschnitten, sondern unbeschnitten«. In 1Mo 15,6 steht der Satz, dass Abraham Gott glaubte und dass Gott ihm das zur Gerechtigkeit rechnete. Erst in 1Mo 17 erfahren wir, dass Abraham sich beschneiden ließ. Als Ismael geboren wurde, war Abraham 86 Jahre alt (1Mo 16,16); das Wort von der Rechtfertigung hatte er vor der Zeugung und Geburt Ismaels empfangen. Danach vergingen noch einmal 13 Jahre, bis der HERR dem Erzvater erschien und ihm befahl, er müsse sich beschneiden lassen (1Mo 17,1ff.).
Damals empfing er »das Zeichen der Beschneidung«. Den Ausdruck »Zeichen« müssen wir gut beachten. Die Beschneidung wirkte an Abraham gar nichts; sie machte ihn nicht gerechter, als er vorher gewesen war. Sie war lediglich ein äußeres Zeichen dafür, dass er bereits gerecht war. Dieses Zeichen nennt Paulus ein »Siegel«, das Gott dem Abraham aufdrückte, um ihn als einen Mann zu markieren, den er selbst für gerecht erklärt hatte. Analog dazu können wir sagen, dass keine sogenannten Sakramente am Menschen irgendetwas bewirken. So wenig die Beschneidung Abraham rechtfertigte, so wenig macht die Taufe irgendeinen Menschen gerecht. Diese ist wie die Beschneidung vielmehr ein Zeichen dafür, dass jemand bereits gerechtfertigt ist.
Gott berief Abraham aus einer Familie von Götzendienern (Jos 24,2), redete zu ihm und weckte dadurch in seinem toten Herzen den Glauben, der ihn rechtfertigte. In diesem Glauben zog er aus einer Heimat (Hebr 11,8) und hielt sich auf im Land der Verheißung, ohne dort auch nur einen Fußbreit Boden zu besitzen (Apg 7,5). Damit, dass Gott dem Abraham den Glauben gab, machte er ihn zum »Vater aller …, die als Unbeschnittene glauben, damit [auch] ihnen die Gerechtigkeit zugerechnet werde«. Und er wurde damit auch zum Vater aller Beschnittenen, nämlich derer, die nicht nur beschnitten sind, sondern dazu »auch wandeln in den Fußstapfen des Glaubens, den unser Vater Abraham als Unbeschnittener hatte«. Damit hat Paulus an Abraham drei Dinge bewiesen:
1. Die Rechtfertigung geschieht nicht durch Werke, sondern durch Glauben.
2. Wer glaubt, wird gerechtfertigt – unabhängig davon, ob er beschnitten oder unbeschnitten ist.
3. Der Beschnittene wird nur dann gerechtfertigt, wenn er auch den Glauben Abrahams hat.

Benedikt Peters 2019 – der Brief an die Römer

Betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat

indem er mit lauter Stimme sprach: Fürchtet Gott und gebet ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und das Meer und die Wasserquellen.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 14,7

Mit lauter Stimme rief er: »Unterstellt euch Gottes Herrschaft und erweist ihm die Ehre, ´die ihm gebührt`! Denn jetzt ist die Stunde gekommen, in der er Gericht hält. Fallt vor ihm nieder und betet ihn an, den Schöpfer des Himmels und der Erde, des Meeres und aller Quellen.«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Óffenbarung 14:7

Er rief mit lauter Stimme:
»Habt Ehrfurcht vor Gott
und preist seine Herrlichkeit!
Denn die Stunde ist da,
in der er Gericht hält.
Betet ihn an, der den Himmel erschaffen hat,
die Erde, das Meer und die Wasserquellen!«
BasisBibel 2021 – Offb 14,7

Den Vers 16 hatten wir ja erst im Dezember

Das ewige Evangelium wird nicht undeutlich gemurmelt, sondern erklingt mit lauter Stimme. Es wird über allen Lärm auf der Erde hinaus erklingen. Der Inhalt des ewigen Evangeliums ist einfach: Gott fürchten, Ihm Ehre geben und Ihn anbeten. Die Notwendigkeit dieses Evangeliums ist ebenso einfach, nämlich dass die Stunde des Gerichtes Gottes gekommen ist. Bekehrung beginnt mit der Furcht Gottes (Lk 23,40). Gott ist der furchterregende Gott, der jede Sünde, jeden Ungehorsam und jede Rebellion bestrafen wird.
Sobald ein Mensch einsieht, dass er gegen Gott gesündigt hat, bekommt er Angst, denn dann entdeckt er, dass Gott ein zürnender Gott ist. Dann wird der, der von seinen Sünden überzeugt ist, Gott die Ehre geben. Er wird erkennen, dass Gott gerecht ist, wenn Er ihn in die Hölle werfen würde und wenn Er die Welt insgesamt mit Katastrophen und Plagen heimsuchen würde. Jeder Mensch, der das anerkennt, kommt nicht ins Gericht, sondern geht vom Tod in das Leben über (Joh 5,24). Schließlich wird solch ein Mensch zu einem Anbeter Gottes werden, der ihm solch große Gnade geschenkt hat.
Gott wird hier als Schöpfer vorgestellt. Als Schöpfer hat Er das Recht auf die Verehrung seitens seiner Geschöpfe. Diese Anbetung wird während dieser Zeit auf der Erde das Tier fordern. Gott gibt seine Rechte jedoch niemals auf. Er ruft dazu auf, Ihn anzubeten, doch Er zwingt (noch) niemanden dazu.

Ger de Koning – Eine Erklärung speziell für dich – Das Buch der Offenbarung

Die „laute“ Stimme unterstreicht, dass diese Botschaft den Vorrang haben muss vor allem lauten Lärm auf der Erde. Drei Imperative nennen die Substanz der Botschaft und betonen gleichzeitig ihre Dringlichkeit:

Fürchtet Gott. Der Mensch verlor die Gottesfurcht durch die Sünde (Röm 3,18), nun aber wird er zur Gottesfurcht zurückgerufen. Die Menschen werden aufgefordert, sich der Realität Gottes, der die Erde richtet, zu stellen.
Gebet ihm Ehre. Hat einmal Gottesfurcht das Menschenherz berührt, wird der Mensch Gott das zuschreiben wollen, was er Ihm verweigert hat (siehe Kommentar zu 11,13). Der erklärende Zusatz „denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen“ kann auf zwei Arten aufgefasst werden. Es könnte ein Hinweis auf die Tatsache sein, dass dies für die Menschen die entscheidende Stunde ist, in der ihr Schicksal festgelegt wird. Es gibt keinen neutralen Boden; die Menschen müssen das Tier anbeten oder sie müssen Gott anbeten, beides ist nicht möglich. Die Stunde ihres Urteilens ist also gekommen. Es ist aber vielleicht besser hierin die Ankündigung des herannahmenden göttlichen Gerichts zu sehen, welches dem Ruf zur Buße ihre Dringlichkeit gibt.
Und betet den an. Hier werden die Menschen vor die Wahl gestellt: Während das Tier universale Anbetung fordert (13,12), ertönt eine Stimme, die Menschen aufruft, sich vom Geschöpf abzuwenden sich vom dem Schöpfer Gott zu beugen, „der den Himmel gemacht hat und die Erde und das Meer und die Wasserquellen“. Man beachte, dass dies die vier Bereiche der Schöpfung sind, die bereits durch die Posaunengerichte geschlagen worden sind (8,7-12) und noch einmal durch die Schalengerichte heimgesucht werden müssen (16,2-8). Die Menschen können die zentrale Aussage nicht überhören: Der Gott, der alles erschaffen hat, ist der gleiche, der im Gericht handelt. Dies ist der Gott, den sie anbeten müssen.
Es versteht sich von selbst, dass die grundlegenden Evangeliumswahrheiten in dieser umfassenden Botschaft enthalten sein müssen, wenn gleich Buße und Glauben nicht ausdrücklich erwähnt werden.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

    Nun lässt Gott demnächst zum Sturm blasen. Die Zeit der »letzten Posaune« (Offb 11,15; 1 Kor 15,52; vgl. 1 Thess 4,16) steht unmittelbar bevor. Die Schalengerichte von Offb 16 sind dieser Sturm, das Gericht Gottes über den großen Aufmarsch der Feinde (vgl. Offb 16,16). Doch ist diese Ankündigung »Evangelium«, gute Nachricht, für alle »Geschlechter und Völker, die auf Erden wohnen«? Sie werden doch von dem wiederkommenden Herrn im Bunde mit den gottfeindlichen Mächten, dem Antichrist, dem falschen Propheten und dem Drachen, angetroffen (Offb 13,4.8.14-17), und das bedeutet Gericht für sie (Offb 19,21).
    bb) »Fürchtet Gott und gebet ihm die Ehre«:
    Das »ewige Evangelium«, wie es in dieser Stunde verkündigt wird, ist eine Kapitulationsaufforderung: Sie sollen aus den Stellungen heraustreten, in denen sie sich zusammen mit dem Antichrist und dem falschen Propheten, von diesen dazu angestiftet, gegen Gott behaupten wollen. Sie sollen ihren Widerstand gegen Gott aufgeben, das heißt, Buße tun, Gott um Vergebung bitten und sich ihm übergeben. Diese Kapitulationsaufforderung ist »ewiges Evangelium« gute Nachricht mit Ewigkeitsbedeutung. Den Menschen wird noch einmal eine große, wundervolle, einzigartige Chance eröffnet: Sie können noch auf die Seite des Siegers treten; uneingeschränkt können sie noch zu denen gehören, die auf der Seite des wiederkommenden Christus stehen. Wenn in den modernen Kriegen vor dem Sturm auf eine Stellung die, die sich darin verteidigen, über Lautsprecher zur Kapitulation aufgefordert werden und sie dieser Aufforderung folgen, dann werden sie als Kriegsgefangene abgeführt und hinter Stacheldraht gebracht, wo sie unter Umständen entehrt und gequält werden. Hier ist das total anders. Der Herr lässt zur Kapitulation auffordern, der uns geliebt hat, »da wir noch Feinde waren« (Röm 5,10), und Blut und Leben für uns hingab, um die Vergebung unserer Schuld zu ermöglichen. Wer dieser Kapitulationsaufforderung folgt, wer aus den Positionen heraustritt, in denen er sich gegen Gott behaupten wollte, wer ihn um Vergebung bittet und sich ihm unterwirft, der empfängt Vergebung, der gehört ab sofort im Vollsinn zu den Leuten Jesu, zu den Kindern Gottes und »Miterben Jesu Christi« (Röm 8,14.17). So stellte einst der erhöhte Herr Saulus bei Damaskus wie einen Verbrecher: »Saul, Saul, was verfolgst du mich?« Doch als dann Saul, Paulus, Jesus als seinen Herrn anerkannte, da wurde er auch schon von ihm voll auf seine Seite gestellt und dessen gewürdigt, sein Mitarbeiter zu sein, sein »auserwähltes Rüstzeug« (Apg 9,6.15; 1 Tim 1,12-17).
    cc) Wir sehen in dem Schriftabschnitt nicht, welchen Erfolg diese Worte haben; wenig später auf jeden Fall erfolgt keine Umkehr mehr (Offb 16,9). Doch es ist noch einmal ein Ruf zur Umkehr, eine Gelegenheit zur Buße, Gott endlich im Leben und mit dem ganzen Leben als Gott und Herrn anzuerkennen: »Fürchtet Gott« und nicht die antichristlichen Mächte mit ihren Drohungen. »Gebet Gott die Ehre« und nicht euch selbst, nicht den Menschen, nicht dem Antichrist, nicht dem Drachen (Offb 13,4.8). »Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen«: Es ist also allerhöchste Zeit. Lange besteht die Möglichkeit zur Umkehr auf jeden Fall nicht mehr. Wir wissen nicht, wie lange sie heute noch besteht, wie lange sie für uns persönlich noch besteht. »Er wartet noch auf mich. Wer weiß wie lang?« (G. Tersteegen).
    dd) »Und betet den an, der gemacht hat Himmel und Erde und Meer und die Wasserbrunnen«:
    Betet Gott, den Schöpfer und Herrn, an und nicht mehr den Menschen und was er gemacht hat, auch nicht die Wunderwerke seiner Technik! (vgl. Offb 9,20 und das dort Gesagte). Gott hat »Himmel und Erde gemacht«, die unsichtbare und die sichtbare Welt. Überall und immer hat es der Mensch mit Gott zu tun. Weil Gott alles geschaffen hat, gehört alles ihm, alles haben wir von ihm, deshalb schulden wir ihm für alles und in allem Dank und Hingabe unseres Lebens. Und so allein ist der Mensch in Ordnung gebracht, in Harmonie und selig schon jetzt. Die todgefährliche »Kreislaufstörung« zwischen Gott und Mensch ist allein auf diese Weise ganz geheilt: Gott schenkt, und der Mensch dankt; Gott gibt, und der Mensch gibt sich ihm hin; Gott liebt, und der Mensch liebt Gott wieder. So lebte Jesus, der menschgewordene ewige Sohn. In diesen wunderbaren heilen Kreislauf der Liebe zum Vater will er uns durch sein Wort und seinen Geist in seiner Nachfolge hineinnehmen. Hier mit diesem »ewigen Evangelium« erfolgt die letzte Aufforderung in diesem Äon, dieser Weltzeit, von allem Götzendienst, der »das Geschöpf ehrt statt den Schöpfer«, Abstand zu nehmen und sich in den großen, ewigen, seligen Gottesdienst mit hineinnehmen zu lassen.

    Gerhardt Maier – Edition C

    Ich habe vor, euch immer an diese Dinge zu erinnern

    Deshalb will ich Sorge tragen, euch immer an diese Dinge zu erinnern, wiewohl ihr sie wisset und in der gegenwärtigen Wahrheit befestigt seid.
    Elberfelder 1871 – 2.Petrus 1,12

    Daher werde ich euch immer wieder an diese Dinge erinnern, auch wenn ihr sie bereits kennt und fest auf dem Boden der Wahrheit steht, die euch verkündet wurde.
    Neue Genfer Übersetzung 2013 – 2.Petrus 1:12

    Weil ihr dieses herrliche Ziel vor Augen habt, will ich nicht aufhören, euch daran zu erinnern, selbst wenn ich euch damit nichts Neues sage. Ihr seid ja längst davon überzeugt und in der Wahrheit gefestigt, die euch verkündigt wurde.
    Hoffnung für alle – 1996 – 2.Petr 1,12

    Wo ist der Schwerpunkt unserer Gespräche? Suchen wir die Fehler bei anderen Gläubigen, oder unterhalten wir uns über den Schöpfer aller Dinge?
    Scheinbar haben die Christen des 1.Jahrhunderts schon schnell den Focus verloren – so dass Petrus darauf aufmerksam machen musste.

    In dem Bewußtsein, daß seine Tage gezählt sind, legt der Apostel seinen Lesern diesen Brief besonders ans Herz. Dreimal sagt er ihnen: „Darum will ich’s nicht lassen, euch allezeit daran zu erinnern“ (V. 12); „Ich halte es aber für richtig, … euch … zu erinnern“ (V. 13); und „Ich will mich aber bemühen, daß ihr dies allezeit … im Gedächtnis behalten könnt“ (V. 15; vgl. 2 Petrus 3,1).
    In der zweiten Hälfte des Satzes entschuldigt sich Petrus beinahe für die Dringlichkeit seiner Mahnung. Er möchte nicht, daß seine Leser seine Absicht mißverstehen. Es liegt ihm fern, sie zu kritisieren, und er nimmt auch keinesfalls an, daß sie in ihrem Glauben schwankend geworden sind. Im Gegenteil: Er weiß, daß sie die Wahrheiten, die er ihnen geschrieben hat, kennen (ihr wißt), und er zweifelt nicht daran, daß sie gestärkt … in der Wahrheit sind. Alles, was er möchte, ist, daß ihr Glaube so fest bleibt („gestärkt“ kommt von stErizO; vgl. 1Thes 3,2.13; 2Thes 2,17;3,3; 1 Petrus 5,10). In vielen Gemeinden ist das Problem heutzutage nicht so sehr, daß die Gläubigen nicht wissen, was Gott von ihnen erwartet, sondern daß sie es entweder vergessen haben (vgl. 2 Petrus 1,9) oder nicht bereit sind, nach der Wahrheit, die unter ihnen ist, zu leben.

    Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

    Das »Erinnern« der Hörer an bestimmte zu beherzigende Inhalte war in der Antike ein üblicher Bestandteil der moralischen Ermahnung, vor allem in der durch die Wendung »obwohl ihr’s wisst« gemilderten Form.

    Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

    Mit starken Worten im Griechischen, die kaum übersetzbar sind, betont Petrus in Vers 12 seinen festen Willen und Vorsatz, von dem er sich nicht abbringen lassen will, die Gemeinden zu erinnern, auch wenn es ihnen gar nicht gefallen sollte. Auch die Apostel Paulus (Röm 15,15; vgl. 1 Kor 15,1ff; 11,24ff) und Johannes (1 Joh 2,20f) sahen es für ihre Pflicht an, die Gemeinden an das zu erinnern, was ihnen verkündigt ist (vgl. Ps 103,2).
    Alle Christen haben es nötig, ständig neu auf Jesus ausgerichtet zu werden. Denn von Natur aus haben wir eine ganz andere Vorstellung von Gott. Gottes Heilsplan, Gottes Urteil über diese Welt erscheint dem natürlichen Menschen als Torheit (1 Kor 1,21; 3,18–20). So entsteht in uns ein Kampf zwischen unserem natürlichen Denken und der geoffenbarten Wahrheit Gottes. In diesem Kampf bedürfen wir der »Stärkung« durch die Erinnerung an Gottes Offenbarung. Darum ist uns die öffentliche Predigt und persönliche Andacht so wichtig (Jud 5).
    Zwar erinnert Petrus und die anderen Apostel an Offenbarung Gottes. Aber »gestärkt« werden wir letztlich durch Jesus selbst, der uns gerade dazu seinen Hl. Geist gesandt hat (Joh 14,26). So benützt er auch Apostel und andere Christen. Darum kann Petrus andererseits sagen, daß die Christen das alles »wissen« und es den Anschein hat, als benötigten sie die Erinnerung gar nicht. Sie haben das Wort bei sich, sind nicht vom Licht getrennt und haben den Hl. Geist. Die »Wahrheit« ist »gegenwärtig«.
    Die »Wahrheit« ist nicht eine Idee, ist nicht das Christentum, sondern eine Person, ist Jesus Christus selbst als die leibhaftige Treue Gottes. Schon im AT meint das Wort »Wahrheit« die Bundestreue Gottes (Hos 2,19f). Die Psalmen sind voll von dieser Treue (Wahrheit) Gottes, die sich in seiner Güte und Gerechtigkeit bewährt (be-wahr-heitet; vgl. Ps 36,6; 89,34; 96,13; 100,5; 119,75, 90, 137f). So kann Gott kurz als »Gott der Wahrheit« (5 Mo 32,4) besungen werden. Jesus ist die fleischgewordene Wahrheit, d.h. Treue Gottes (Joh 14,6). »Gegenwärtige Wahrheit« ist Jesus, die Mensch gewordene Wahrheit (Jak 1,14ff; beachte 2 Petr 1,16: »Wir sind gefolgt«: Jesus), aber auch sein Hl. Geist (Joh 14,26). Was uns der Hl. Geist lehrt, ist in Joh 16,7–15 deutlich gesagt: Er lehrt Jesus und sein Heilswerk. Dennoch bleibt beides zu beachten: Wir werden an die Wahrheit erinnert werden müssen, obwohl Gottes Wahrheit in uns ist. Erst bei der Wiederkunft Jesu und der Vollendung bedürfen wir nicht mehr, belehrt zu werden (vgl. 2 Mo 18,20; auch 5 Mo 4,1; Ps 119,7; mit Jer 31,34; Hes 39,29; s. auch 2 Tim 1,10; Kol 1,5).
    »Gerecht« zu werden in seinem Amt, daran liegt Petrus viel. Seine wie jedes Christen Aufgabe ist die Mission (Mt 28,19f) und die Zurüstung der Gemeinde (3,1). Die Gemeinde bedarf es, »erweckt« zu werden, weil auch sie in Gefahr ist, müde und schläfrig zu werden, ja einzuschlafen (Mt 25,1ff). Die ganze Gemeinde, Kirche schläft bisweilen. Dann bedarf sie der Reformation. Wenn die Gemeinde mit der Welt schläft, kommt der Teufel und sät auf dem Acker Unkraut (Mt 13,25). In der Stunde der Anfechtung ist die Gefahr zu schlafen besonders groß (Mt 26,40) wie auch die zu sündigen (Eph 5,11–14; 1 Thes 5,6–10). Wach und nüchtern sein gehören zusammen (1 Thes 5,6ff; vgl. 1 Petr 1,13; 4,7; 5,8). Der biblische Begriff der Erweckung bezieht sich auf schläfrige Gemeinden und Christen, die schon einmal bekehrt waren!

    Edition C Bibelkommentar Neues Testament

    Im ersten Abschnitt unseres Briefes hat Petrus das Leben der Gemeinde Jesu und aller ihrer wahren Glieder geschildert, wie es sich aus ihrem Glauben durch jene Kette von Haltungen und Handlungen bis zur „Darreichung der Liebe“ (V. 5–7) entfaltet. Das ganze Leben der Gemeinde stand ihm dabei im Lichte der großen Zukunftserwartung. Sehr bedacht und bewußt schreibt er: Darum will ich immer bedacht sein, euch an diese Dinge zu erinnern, obwohl ihr sie kennt und durch die (euch) gegenwärtige Wahrheit gestärkt seid. Die Apostel wenden sich in ihren Briefen an Gemeinden, die die Botschaft kennen, deren Wahrheit in den Gemeinden gegenwärtig ist und die Gemeindeglieder stärkt. Das haben sie vielfach erfahren. Dieses „Stärken“ ist ein „Festigen“ und „Stützen“, gerade auch in den Anfechtungen, denen die Gemeinde ausgesetzt ist. Aber weil es sich um so wichtige Dinge handelt, will Petrus immer bedacht sein, euch an diese Dinge zu erinnern. Wir alle haben dieses Erinnern nötig, es geht ja nicht um ein natürliches, in sich selbstverständliches „Wissen“. Gottes Wahrheit steht in fundamentalem Gegensatz zu allem, was der Mensch nach dem Sündenfall denkt und will. Gottes Botschaft erscheint dieser Welt als „Torheit“, wie umgekehrt diese Welt bei Gott Torheit ist (1Ko 1, 21; 3, 18–20). In dieser Lage sind wir ständig in Gefahr, Gottes Wahrheit abzuschwächen, ja zu „vergessen“ und uns dieser Welt anzupassen. So ist das Erinnern eine wesentliche Aufgabe der apostolischen Schriften, wie auch aller Verkündigung, die jemals in der Gemeinde des Auferstandenen geschehen ist.

    Holmer de Boor – Wuppertaler Studienbibel

    »Deshalb«, weil so viel davon abhängt, was die Leser des Briefes mit dem »kostbaren Glauben« (V. 1) anfangen, den sie empfangen haben. Befolgen sie die Aufforderung, mit allem Fleiß um Wachstum zu ringen, werden sie fruchtbar sein und nie straucheln, und sie werden einen reichlichen Eingang in das ewige Reich des Herrn Jesus Christus finden. Petrus trägt Sorge um die Geschwister, weil so viel auf dem Spiel steht:

    • Fruchtbarkeit oder nicht;
    • Gewissheit oder nicht;
    • Straucheln oder nicht;
    • reichlicher Eingang ins Reich oder nicht.

    »will ich Sorge tragen«, wörtlich: »will ich nicht vernachlässigen …«. Das Verb αμελεω, ameleō (»nicht vernachlässigen«) steht auch in Mt 22,5; 1Tim 4,14; Hebr 2,3; 8,9. Petrus kann nicht nachlässig sein, kann die Dinge nicht schleifen lassen, sondern er muss Sorge tragen um die Seelen. Er ist eben der Hirte, den der Herr zu diesem Dienst berufen hatte (Joh 21,15–17; 1Petr 5,1). Jeder Diener muss die Mittel gebrauchen, die ihm Gott in die Hand gegeben hat. Die Ermunterung oder Ermahnung ist eines dieser Mittel. Petrus will deshalb Sorge tragen, die Brüder zu lehren und an das Gelehrte zu erinnern: Er will ihnen dazu verhelfen, dass ihnen ein reichlicher Eingang in das Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus gewährt wird.
    »euch immer an diese Dinge zu erinnern«: Beachten wir das Wort »immer«. Petrus meint, dass er jede Gelegenheit dazu nutzen will. Die Grundlehren des Christentums – die Lehre über Gott, über den Christus, über den Heiligen Geist, über die Sünde, über das Heil – muss man immer wieder behandeln. Erst wenn man eine Lehre über längere Zeit häufig erklärt und wiederholt eingeschärft hat, sitzt sie wirklich. Was meint Petrus im vorliegenden Zusammenhang mit »diese Dinge«? Er meint die in den Versen 5–11 gemachte Aufforderung, entschlossen danach zu trachten, dass die göttliche Natur in uns sich entfaltet. Wenn wir uns daran erinnern, wie der Herr uns berufen hat (1,3), was wir in dieser Berufung empfangen haben (1,4), woraus er uns berufen hat und wie viel er dazu für uns gelitten hat (1Kor 11,24), wenn wir vor Augen haben, wie herrlich die Vergebung der Sünden ist (1,9) und wie schlimm das Leben in der Sünde war (5Mo 15,15; 16,12; 24,18) und – schließlich – wie groß das Ziel ist, zu dem der Herr uns erlöst hat, dann richten wir unsere Schritte entsprechend.
    Wir vergessen so schnell, weil wir es so gerne tun: Wie schön wäre es, könnten wir uns einfach gehen lassen! Aber lassen wir uns gehen, wird mit uns passieren, was mit dem Teig passiert, in den die Hausfrau die Hefe eingeknetet hat. Sie muss ihn nun lediglich gehen lassen, und er beginnt aufzuschwellen. Wir müssen uns nur gehen lassen, und dann wird der Sauerteig der alten Natur wachsen und wachsen und wachsen (Mt 13,33; 1Kor 5,6; Gal 5,9), bis alles durchsäuert ist.
    Wir vergessen so schnell, was wir tun müssen, damit das Gute in uns zunehmen kann:


    • ringen (Lk 13,24);
    • kämpfen (Kol 1,29; 1Tim 6,12);
    • nachjagen (Phil 3,13.14; Hebr 12,14).

    »obwohl ihr … befestigt seid«, εστηριγμενοι, estērigmenoi. Die Berufenen sind »befestigt« und damit das Gegenteil von den »Unbefestigten«, αστηρικτοι, astēriktoi (2,14; 3,16). Die Geschwister sind »in der gegenwärtigen Wahrheit befestigt«, aber damit gibt sich Petrus nicht zufrieden: Sie müssen wachgehalten werden, damit sie nicht ihre eigene Festigkeit verlieren und zu Fall kommen (siehe 2,14; 3,17).

    »Es ist ein großer Fehler zu denken, weil man eine Sache kenne, müsse man nicht immer wieder an sie erinnert werden. Ich meine, wenn wir wirklich um den Zustand der Gemeinde und der Welt besorgt sind, wenn wir uns wirklich nach Erweckung in der gegenwärtigen Zeit sehnen, dann müssen wir uns mehr auf die Gemeinde konzentrieren als auf die Welt. Die Gemeinde ist die Trägerin der Heilsbotschaft. Wenn die Gemeinde selbst kein Leben hat oder ungewiss und elend ist, wie will sie dann ihre Arbeit tun?« (Lloyd-Jones).

    Benedikt Peters – Kommentar zu 2. Petrus