Kategorie: Religion

Nur vor wem niederbeugen?

Kommt, laßt uns anbeten und uns beugen und knien vor Jehovah, Der uns gemacht. Ps 86,9.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 95,6

O kommt, laßt uns anbeten und uns niederbeugen;
Laßt uns vor Jehovaknien, der uns gemacht hat
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Psalm 95,6

Kommt, laßt uns niederfallen und uns beugen! laßt uns knieen vor Jehova, unsrem Schöpfer!
de Wette Bibel – Ps 95,6

Kommet, lasset uns anbeten und uns niederbeugen, lasset uns niederknien vor Jehova, der uns gemacht hat!
Elberfelder 1871 – Psalm 95,6

  בֹּאוּ נִשְׁתַּחֲוֶה וְנִכְרָעָה נִבְרְכָה לִפְנֵי־יהוה עֹשֵׂנוּ׃

The Hebrew Bible – Ps 95,6

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Sagt das NT nicht, dass Jesus alles gemacht hat? Ist nicht alles durch IHN und für IHN gemacht?
Ist das ein Widerspruch zu den Psalmen?

95,6–7a Doch nun erschallt eine zweite Einladung, die noch persönlicher ist und uns noch näher rückt. Wir sollen anbeten und knien vor dem HERRN, der uns gemacht hat, weil er unser Gott ist. Er ist unser Gott als Schöpfer und danach als unser Erlöser. Er ist der Gute Hirte, der sein Leben für uns gab. Jetzt sind wir das Volk seiner Weide und die Schafe, die er leitet und bewahrt durch seine durchbohrten Hände.

MacDonald_2010 – Kommentar zum Alten Testament

In diesen Versen, die die Verse des Lobpreises dieses Psalmes beschließen, ermahnte der Psalmist die Versammlung, den Herrn anzubeten, denn er ist ihr Gott, und sie sind seine Schafe (vgl. Ps 74,1;79,13;100,3 ). Die Bezeichung der HERR, der uns gemacht hat bezieht sich vielleicht auf die Gründung der Nation (vgl. 5Mo 32,6 ). Der Begriff Herde deutet noch einmal darauf hin, daß der Herr, der Hirte Israels, sein Volk führt und versorgt.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Kommt, lasst uns usw. Weil der Prophet jetzt das auserwählte Volk zur Dankbarkeit dafür ermahnt, dass es durch Gottes freie Gnade über alle Heiden erhoben ward, wird die Rede eindringlicher. Gibt uns doch Gott noch reicheren Stoff, ihn zu loben, indem er dieser geistlichen Ehre uns würdigt und uns ohne unser Verdienst allen Sterblichen vorzieht. Um also die Kinder Abrahams zur vollen Hingabe an ihn aufzurufen, drückt der Dichter ein und dieselbe Sache mit drei Worten aus: Lasst uns anbeten und knieen und niederfallen. Gewiss ist die Verehrung Gottes, von der hier geredet wird, so bedeutungsvoll, dass sie alle unsere Regungen in ihren Dienst zwingen sollte: hier aber wird noch besonders die väterliche Gunst herausgehoben, mit der Gott allein die Kinder Abrahams umfing, um sie mit der Hoffnung auf ein geistliches und ewiges Leben zu seinen Kindern zu machen. Auch dies ist bemerkenswert, dass hier nicht bloß von der Dankbarkeit des Herzens die Rede ist, sondern dass zugleich das äußere Bekenntnis der Frömmigkeit gefordert wird. Denn die drei Worte wollen besagen, dass die Gläubigen ihre Pflicht nicht vollständig tun, wenn sie sich nicht öffentlich, durch Kniebeugung und andere Zeichen, dem Herrn zum Opfer darbringen. Dass sie vor dem Herrn, buchstäblich: vor seinem Angesicht, erscheinen, erklärt sich aus der Gewohnheit des gesetzlichen Kultus, in welchem sich das Volk vor der Bundeslade niederwarf. Dabei gilt aber immer die Einschränkung, dass die Gläubigen ihre Augen zum Himmel erheben und den Herrn in geistlicher Weise verehren sollen.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Wen liebst du? Wen betest du an? Zu wem singst du? Vielleicht zu einer Organisation, zu anderen Menschen oder gar zu deinem eigenen ICH?

Was Gott sucht, ist jedoch Anbetung, die aus einem von Ihm erfüllten Herzen kommt (s. Ps 95,1-6). Dabei macht die Bibel deutlich, dass nur Gott Anbetung zukommt. Weder Engel noch Menschen haben ein Recht darauf, angebetet zu werden (s. Off 19, 10; Apg 12,23).

Anbetung – Was ist das?
Eine gute Zusammenfassung von dem, was Anbetung ist, wird in den folgenden Worten deutlich: Anbetung ist das, was aus dankerfüllten Herzen Erlöster hervorkommt, die überwältigt sind von dem, was Gott in sich selbst ist, und von dem, was Er von sich offenbart hat.
Daraus wird deutlich, dass Anbetung eine Offenbarung Gottes voraussetzt17 und dass eine Beteiligung der Herzen unbedingt dazu gehört. Für unsere christliche Zeit ist Johannes 4 ein wichtiges Kapitel zum Thema Anbetung.
In diesem Kapitel setzt der Herr Jesus in einem Satz die jahrhundertealte, götzendienerische Anbetung der Samariter und die noch ältere, von Gott eingesetzte, aber zur toten Form verkommene, Anbetung der Juden beiseite und führt etwas völlig Neues ein: Die Anbetung des Vaters (s. Joh 4,21-24).

Anbetung – In der christlichen Zeit
Das ist die Anbetung in der heutigen Zeit, die in dem Herrn Jesus ihren Anfang genommen hat. Er hat Gott als Vater offenbart und als solchen beten wir Ihn an. Wir beten an in Geist und in Wahrheit. Das bedeutet, dass wir keine materiellen, sondern geistliche Schlachtopfer (s. 1 Petrus 2,5) bringen (Anbetung in Geist) und dass wir Ihn als Vater anbeten, weil das die volle Wahrheit über Ihn ist, die der Herr Jesus offenbart hat (Anbetung in Wahrheit). Dass diese Anbetung auch durch den Heiligen Geist bewirkt und geleitet ist, macht der Zusammenhang von Johannes 4 deutlich.

Bleib in mir 2018

Merke auf mein Gebet!

Höre, Gott, mein Schreien, horche auf mein Gebet!
Vom Ende der Erde werde ich zu dir rufen, wenn mein Herz verschmachtet; du wirst mich auf einen Felsen leiten, der mir zu hoch ist.
Elberfelder 1871, Psalm 61,2–3

Gott, höre mein Klagen,
achte auf mein Gebet!
Vom Ende der Erde schreie ich zu dir,
weil mir die Kräfte schwinden.
Bring mich hinauf auf den sicheren Felsen;
ich schaffe es nicht, er ist mir zu hoch!

Gute Nachricht Bibel – Ps 61,2–3

Höre, Gott, meinen Hilfeschrei 
  und achte auf mein Gebet! 
Aus weiter Ferne rufe ich zu dir, 
  denn ich bin am Ende meiner Kraft. 
  Ich selbst kann mich nicht mehr in Sicherheit bringen, 
  darum hilf du mir und rette mich!

Hoffnung für Alle – Ps 61,2–3


Hör, Elohim, mein lautes Flehn, / Merke auf mein Gebet!
Vom Ende des Landes ruf ich zu dir in meines Herzens Schmachten. (Alte Erklärer meinen, David habe Ps. 61 in Mahanaim, jenseits des Jordans an der Grenze Palästinas, gedichtet, als er vor seinem Sohn Absalom floh.) / Auf einen Fels, der mir zu hoch ist, leite mich! (Gott wird David auf einem schützenden Fels, den er aus eigener Kraft nicht erreichen kann, vor allen Gefahren beschirmen: ein Ausdruck des zuversichtlichen Vertrauens auf Gottes Hilfe.)

Ludwig Albrecht – Ps 61,2–3

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Der Beginn des Psalms ist eine persönliche Bitte (Verse 2–5), während die zweite Hälfte (Verse 6–9) ein Gebet für den König ist; „Selah“ teilt den Psalm in zwei Hälften (siehe 3: 3 n.). Es ist unklar, ob zwei getrennte Psalmen kombiniert wurden oder ob eine Person wie in Mesopotamien ein königliches Gebet in eine Petition aufnehmen könnte. 2–5: Der Bittsteller befindet sich hyperbolisch am Ende der Erde, entfernt vom Tempel (Ihr Zelt; so Ibn Esra und Radak; siehe 15: 1 n.), Wo er unter göttlichem Schutz wohnen möchte (siehe 57: 2) n.). Diese Petition enthält die typischen Elemente: Imperative (Höre… beachte), eine Anrufung (O Gott) und eine Motivation (Für dich…). 6–9: Diese zweite Einheit wird durch die Erwähnung des Gelübdes eingerahmt. 7–8: Eine ähnliche hyperbolische Sprache über den König spiegelt sich in Pss wider. 21: 5; 72: 5 und spiegelt die Vorstellung wider, dass der König (nahe) göttlich ist (siehe 45: 7 n.). 9: Ps. 30:13 schließt auf ähnliche Weise.

Die jüdische Studienbibel

Der Psalmist bat den Herrn um Stärke und Sicherheit, weil sein Herz bedrückt war. Er bat darum, daß Gott ihn auf den Felsen leiten möge, der höher war als er selbst . „Fels“ deutet auf einen sicheren Ort hin; aber David wollte auf einen Fels geführt werden, den er nicht selbst erreichen konnte. Wenn Gott so handelte, dann konnte er in Sicherheit sein.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Aus dem Lande des Herrn im engern Sinne1 in das Land jenseit des Jordans hinausgeschleudert war David nicht anders zu Mute, als wäre er, fern von dem Angesichte Gottes, an den äußersten Winkel der Erde (nicht: des Landes, vgl. 46, 20. Dt. 28, 49 u. ö.) verbannt (Hgst.). Es ist die Empfindung der Heimatlosigkeit und der Abgeschiedenheit von der Stätte Gottes, wodurch ihm die an sich so unbedeutende Entfernung (ähnlich wie später den Exulanten) zu einer unermeßlich großen wird. Denn noch immer bedarf er hilfreichen göttlichen Einschreitens; noch immer besteht die Umhüllung, Umflorung, Ohnmacht seines Herzens (עָטַף عطف seiner Wurzelbed. nach: etwas umbiegen und umlegen, so daß es sich deckend über etwas Anderes hinlegt, hinzieht, hier von Selbstumhüllung); noch immer liegt ein Fels von Schwierigkeiten vor ihm, der seiner natürlichen Kraft, seinem menschlichen Vermögen zu hoch, also unerklimmbar ist. Aber er ist getrost: Gott wird ihn sicheren Schrittes dahinauf geleiten, daß er, allen Gefahren entrückt, Felsengrund unter seinen Füßen hat. Er ist getrost, denn Gott hat sich ihm schon als Zufluchtsort bewährt, als starker, jedem Angriff trotzender Turm, der ihn, den Verfolgten, umschlossen, so daß der Feind ihm nichts anhaben kann (vgl. Spr. 18, 10). Er ist schon wieder auf dem Wege nach der Heimat und zwar seiner liebsten eigentlichen Heimat: er will oder soll (nach Gottes Willen) weilen (vgl. den Cohortativ Jes. 38, 10. Jer. 4, 21) in Gottes Zelte (s. zu 15, 1) Aeonen hindurch (was an den gleichzeitigen Ps. 23, 6 gemahnt). Mit גּוּר verbindet sich die Vorstellung des göttlichen Schutzes (vgl. arab. ǵâr ollah der Schützling Gottes und beduinisch ǵaur der schützende Feuerherd; ǵawir, der Form nach = גֵּר: der zum Feuerherd Fliehende); es folgt ein kühnes Bild dieses Schutzes: er soll oder wird trauen d. i. Zuflucht haben unter der Obhut der Flügel Gottes. In der Zeit, wo das Zelt noch wanderte, ist solche Rede vom Wohnen in Gottes Zelte oder Hause noch nicht vernehmbar; erst David hat, indem er der h. Lade eine feste Wohnstätte bereitete, zugleich diesen Ausdruck der Liebesgemeinschaft mit dem Gott der Offenbarung geschaffen. In Ps. der saulischen Zeit findet sich noch nichts dergleichen, denn 52, 7., wo dem Doëg das Gegenteil ewigen Wohnens gewünscht wird, ist nicht das h. Zelt gemeint. Daß Ps. 61 nicht der saulischen Zeit zugehört, zeigt auch dessen 2. Hälfte, denn David redet da nicht wie einer, der dem königlichen Berufe näher gerückt ist (vgl. 40, 8), sondern wie einer, der einen neuen Abschnitt desselben antritt.

Delitzsch – Biblischer Commentar über das Alte Testament

Lässt sich die Abfassungszeit des Psalms auch nicht völlig sicher angeben, so deutet doch manches dahin, dass David schon längere Zeit das Regiment geführt hatte, als ihm das Unglück zustieß, von welchem hier die Rede ist. Ich schließe mich also gern den Auslegern an, welche an die Zeit des Aufstandes Absaloms denken. Denn dass Davids Gebet vom Ende der Welt her erging, deutet doch auf eine Zeit der Verbannung. Aus wie heftiger Gemütsbewegung das Gebet geboren wurde, zeigt schon seine Beschreibung als ein Schreien. So verdient jede Anrufung Gottes zu heißen, die aus einem Andrang des Gefühls und brennendem Eifer aufsteigt, mag der Beter still für sich seine Klagen vor Gott bringen oder vernehmlich seine Stimme erheben. Auch die Wiederholung lässt auf ein anhaltendes Beten schließen: merke auf mein Gebet. Hier sollen auch wir ein Beispiel entnehmen, im Gebet nicht müde zu werden, auch wenn Gott nicht sofort spüren lässt, dass er sich unsern Wünschen zuneigt. Als das Ende der Welt bezeichnet David die Stätte seiner Verbannung, weil er sich dort unendlich weit von Gottes Heiligtum, welches ihm doch der erwünschteste Ort war, und der königlichen Stadt entfernt fühlte. Auch dass (V. 7) er sich als König bezeichnet, was er vor Sauls Tode niemals tat, deutet auf die Zeit, da er vor dem Wüten seines Sohnes Absalom voll Furcht in das Ostjordanland fliehen musste. Wenn nun David noch unter dem schattenhaften Gottesdienst des Gesetzes nicht aufhörte zu beten, obgleich er weit vom Heiligtum entfernt war, so wird vollends heute unsere Trägheit im Gebet unentschuldbar sein: wir müssen trotz aller Hemmnisse, die Satan uns in den Weg wirft, im Glauben zum Himmel aufsteigen, da Gott uns so freundlich einlädt und durch Christi Blut der Zugang offen steht. Also auch Christen, welche von der Gemeinde Gottes etwa fern sind und die Predigt des Wortes und die Sakramente entbehren müssen, sollen nach Davids Beispiel lernen, aus der Wüste und gleichsam über weite Räume hinweg zu Gott zu schreien. Darauf gedenkt David dessen, dass sein Herz in Angst war, und fügt hinzu, dass er keinen Ausgang aus der Gefahr mehr sah, sodass seine nachmalige Rettung desto gewisser als ein Werk der göttlichen Gnade erschien. Trotz aller Angst aber nahm er seine Zuflucht zu Gott. Indessen sehen wir, dass er kein Herz von Eisen hat, noch sich zu einer stoischen Härte gegen Schmerzen und Ängste abzustumpfen vermochte: er führte einen schweren innern Kampf gegen die Traurigkeit und das Zagen seines Herzens. Je mehr also die Gläubigen sich in Krankheit oder Sorge verstrickt fühlen, desto tapferer müssen sie sich mühen, durch viele Hindernisse hindurch zu brechen. Der Hauptinhalt des Gebets Davids ist nun der, dass Gott ihm eine sichere Zuflucht bereite, von welcher er sich jetzt ausgeschlossen sieht: Du wollest mich führen auf einen hohen Felsen. Ein Felsen oder wie es V. 4 heißt, ein Turm, bedeutet einen festen Zufluchtsort. David hat also im Augenblick das Gefühl, dass ihm ein solcher fehlt, und dass er, wenn Gottes Hand ihn nicht emporhebt, keinen Schritt vorwärts setzen kann. Wohin er auch blickt, sieht er alle sicheren und ruhigen Stätten wie in unzugänglicher Höhe über sich schweben: alle Hilfe ist ihm geraubt und in weite Ferne entrückt. Aber obgleich er nicht sieht, wie er gerettet werden könne, zweifelt er doch nicht, dass er unversehrt bleiben müsse, wenn nur Gott seine Hand ausstrecken will. Ohne Bild geredet, ist der Sinn also einfach der: mag alle Hilfe mir genommen sein und die ganze Welt mir den Ausgang versperren, so wirst du doch, Gott, wider alle Hoffnung mich retten. Hier entnehmen wir eine sehr nützliche Lehre. Wir wollen lernen, unser Heil, das allein bei Gott steht, nicht nach den kurzen Begriffen des Fleisches zu messen, noch auf irgendwelche äußeren Mittel zu gründen, sondern es dem Herrn zu überlassen, welche verborgenen Wege zur Rettung er uns führen will. Wer dem Herrn darin eine besondere Weise vorschreiben will, setzt seiner Macht zu enge Schranken.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

„Soldaten aus dem Himmel“

Jehovas Engel lagert sich um seine Verehrer, und errettet sie.de Wette Bibel – Ps 34,8

Jehovahs Engel lagert sich rings um die, so Ihn fürchten, und Er zieht sie heraus.
Tafelbibel – Ps 34,8

Gottes Spezialtruppe, Soldaten aus dem Himmel, beschützen den, der Respekt vor ihm hat. Er befreit ihn, sorgt für Sicherheit, nimmt die Einsamkeit, holt ihn raus aus dem Schachmatt.
VolxBibel- Ps 34,8

Wer Jahwe fürchtet und ehrt, / den umgibt sein schützender Engel / und befreit ihn.
Neue evangelistische Übersetzung – Ps 34,8

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Der Gläubige ist nicht nur gerettet, sondern auch wohl bewahrt. Der Engel des HERRN, das ist unser Herr Jesus Christus selbst, ist denen zu einer sie umgebenden Schutzmauer geworden, die ihn fürchten, und er befreit sie von erkannten und unerkannten Gefahren. Keines seiner Schafe kann je verloren gehen (Joh 10,28).
34,9–10 Wer den Retter kennt, sehnt sich danach, von ihm zu anderen zu reden. Sie sagen wie die vier Aussätzigen in Samaria: »Wir tun nicht recht. Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft. Schweigen wir …, so wird uns Schuld treffen« (2Kö 7,9). Und so rufen sie die gute Botschaft aus: »Schmecket und sehet, dass der HERR gütig ist! Glückselig der Mann, der sich bei ihm birgt.«
Dies ist die maßgebende, dringende Einladung an die Unbekehrten. Wir mögen begründen, argumentieren, uns der Logik bedienen und Beweise für das Christentum heranziehen; aber wenn alles gesagt und getan ist, muss der Mensch für sich selbst »schmecken und sehen«. Murdoch Campbell schreibt:

Wir mögen über Gott diskutieren, über seine Existenz und über äußere Beweise, die aus der Schöpfung und Vorsehung entnommen sind. Doch nur wenn seine Liebe und Gegenwart unsere Herzen berührt, können wir ihn wirklich in seiner unaussprechlichen Güte erkennen.29

Dann folgt die Einladung an die Bekehrten. Es ist der Aufruf zum Leben im Glauben. Die Heiligen werden eingeladen, im Glauben und nicht im Schauen zu wandeln und so Gottes wunderbare, wundersame und überreiche Vorsehung zu erleben. Es ist die Botschaft von Matthäus 6,33: »Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden.«

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament


David legt dar, daß der Engel des HERRN (möglicherweise der Herr Jesus selbst; vgl. den Kommentar zu 1Mo 16,9 ) sich um jene herum lagert, die den Herrn fürchten (vgl. Ps 34,10.12 ). In militärischen Bildern sprach David vom göttlichen Schutz (vgl. 1Mo 32,2; 2Kö 6,16 ).
Wer auf den Herrn vertraut, der erfährt wirkliche Freude – wenn er sie schmeckt und sieht . Wer immer den Herrn fürchtet, d. h. wer den Herrn wahrhaftig verehrt, dem wird nichts mangeln (vgl. Ps 23,1 ,), bzw. dem wird nichts Gutes mangeln (vgl. Ps 16,2;84,12 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Der Engel des Herrn lagert sich usw. Jetzt redet David im Allgemeinen von der väterlichen Güte Gottes gegen alle Frommen, und zugleich lehrt er, dass Gott Kraft genug besitzt, sie zu bewahren. Da das Leben des Menschen unzähligen Gefahren ausgesetzt ist, und den Gläubigen vor allem der Tod von vielen Seiten droht, weil sie als Schafe mitten unter den Wölfen leben, da sie vielleicht in jedem Augenblick ein neuer Angriff beunruhigt, so versichert David, dass die Verehrer Gottes durch den Schutz der Engel verteidigt und beschirmt werden. Er will damit sagen, dass wenn die Gläubigen auch vielen Schädigungen ausgesetzt sind, Gott trotzdem der treue Wächter ihres Lebens ist. Um sie in dieser Hoffnung noch mehr zu bestärken, fügt er nicht ohne Grund hinzu, dass Menschen, die er unverletzt erhalten will, durch die Hand und die Hilfe der Engel beschützt werden. Gott könnte dies allerdings auch allein durch seine Kraft tun; aber um unserer Schwachheit zu Hilfe zu kommen, lässt er sich herab, die Engel als seine Diener zu gebrauchen. Es ist dies eine rechte Stärkung unseres Glaubens, dass gewaltige Heere nur auf den Befehl Gottes warten, um uns zu helfen, so oft er will, ja dass die Engel, die himmlische Herrschaften und Kräfte genannt werden, immer bereit sind, uns zu bewahren, weil sie wissen, dass dieses Amt ihnen aufgetragen ist. Allerdings wird Gott selbst mit Recht die Mauer und Schutzwehr seiner Gemeinde genannt (Ps. 18, 3; 46, 2. 8), aber entsprechend unserer Beschränktheit offenbart er die Gegenwart seiner Hilfe durch die Engel. Übrigens ist das, was hier von dem einen Engel steht, auf alle auszudehnen: denn sie werden alle dienstbare Geister genannt, die für unser Wohl sorgen sollen (Hebr. 1, 14). An anderen Stellen zeigt daher die Schrift (2. Kön. 6, 15; Ps. 91, 11); Lk. 16, 22), dass für den Dienst eines einzelnen Menschen unter Umständen viele Engel bestimmt sind, je nachdem Gott es für gut findet und es ihm nützlich erscheint. Kurz, mögen auch noch so viele Feinde uns bekämpfen, mögen noch so viele Gefahren uns umlagern, so wachen doch die Engel, mit der unbesiegbaren Macht Gottes ausgerüstet, über uns, und beschützen uns von allen Seiten, um uns von allen Übeln zu erretten.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Spannende Frage: wer ist dieser Engel Jehovahs? Ist es, wie einige annehmen, der der im NT als Jesus Christus erscheint? Oder ist es ein besonderer Engel? Oder hat jeder von uns einen Schutzengel?
Fakt ist: NICHT WIR sind die Kämpfer! Wenn wir uns das Leben eines der „Donnersöhne“ anschauen – wie gestern schon bei FB geschrieben, dann sind wir erstaunt, was der Tod und die Auferstehung Jesu bei den Jüngern bewirkte: aus dem Donnersohn Johannes, wurde der Mann der das Evangelium der Liebe schrieb. Wenn also heute ein Mensch behauptet, ein Christ zu sein, und dann davon spricht dass er jetzt zu den Donnersöhnen gehört und ein Kämpfer für Gott wäre, oder dass er in Zukunft von Jesus dazu benutzt werden würde, andere Menschen zu bekämpfen, dann ist diese Person garantiert kein „mit heiligem Geist“ erfüllter Mensch! Der verherrlichte Jesus kämpft auch nicht mit Händen und Füßen – denn beachte wie ER in der Offenbarung beschrieben wird: ER trägt sein Schwert IM MUND! Ein Wort von IHM und es geschieht! Wenn ER also uns beschützt, dann muss er nicht für uns käpfen – es reicht ein Wort ! und uns ist geholfen. Dann bleibt nur die Frage, wie nutzen wir die Rettung?

„Von dem Gott, vor dem man zittern muss“

Also, ihr Lieben, ihr habt ja immer alles umgesetzt, was ich euch empfohlen habe. Egal, ob ich bei euch vor Ort bin oder ob ich gerade nicht da sein kann: Hört auf das, was ich euch sage! Tut was dafür, dass ihr von Gott gerettet werdet! Von dem Gott, vor dem man zittern muss. Aber dieser Gott sorgt ja für beides bei euch, einmal, dass ihr das überhaupt wollt, und dann, dass ihr es überhaupt schaffen könnt, damit er sich über euch freut. Bei allem, was ihr so anpackt, versucht immer gut drauf zu sein und passt auf, nicht ständig ins Grübeln und Zweifeln zu kommen.

VolxBibel – Phil 2,12–14

Darum, meine Lieben, so wie ihr immer gehorcht habt — nicht nur während meiner Anwesenheit, sondern jetzt noch viel bereitwilliger während meiner Abwesenheit —, arbeitet weiter mit Furcht und Zittern an eurer Rettung.  Denn Gott ist derjenige, der euch sowohl den Wunsch als auch die Kraft gibt, das zu tun, was ihm gefällt.  Tut weiterhin alles, ohne euch zu beklagen und zu widersprechen,

neue Welt Übersetzung – 2018 – Philipper 2,12–14

Was folgt daraus, liebe Freunde? So, wie ihr Gott bisher immer gehorsam gewesen seid, sollt ihr euch ihms auch weiterhin mit Respekt und tiefer Ehrfurcht unterstellen und alles daransetzen, dass eure Rettung sich in eurem Leben voll und ganz auswirkt – nicht nur, wenn ich bei euch bin, sondern erst recht jetzt, während meiner Abwesenheit. Gott selbst ist ja in euch am Werk und macht euch nicht nur bereit, sondern auch fähig, das zu tun, was ihm gefällt.
Verbannt alle Unzufriedenheit und alle Streitsucht aus eurer Mitte, denn ihr sollt ein tadelloses Leben führen, das in keiner Weise vom Bösen beeinflusst ist. Wenn ihr als Kinder Gottes mitten in dieser verdorbenen und heillosen Welt vorbildlich lebt, werdet ihr unter euren Mitmenschen wie Sterne am Nachthimmel leuchten. Haltet daher an der Botschaft fest, die zum Leben führt!

Neue Genfer Übersetzung – Phil 2,12–16

Daher, meine Geliebten, gleichwie ihr allezeit gehorsam gewesen seid, nicht allein als in meiner Gegenwart, sondern jetzt vielmehr in meiner Abwesenheit, bewirket (O. wirket aus, vollführet) eure eigene Seligkeit (O. Errettung, Heil) mit Furcht und Zittern; denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen.
Tut alles ohne Murren und zweifelnde Überlegungen, auf daß ihr tadellos und lauter (O. einfältig) seid, unbescholtene Kinder Gottes, inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter welchem ihr scheinet (Eig erscheinet, aufgehet) wie Lichter (O. Himmelslichter) in der Welt,

Elberfelder 1871 – Phil 2,12–15

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Phil 2,12 ὑπ-ηκούσατε Aor. -ακούω2 hören auf; gehorchen. παρ-ουσία (< πάρειμι [εἰμί] anwesend sein) Anwesenheit, Gegenwart. πολλῷ μᾶλλον noch viel mehr (vgl. A117). ἀπ-ουσία Abwesenheit. τρόμος Zittern, Beben; μετὰ φόβου καὶ τρόμου mit Furcht und Zittern = mit aller Ehrfurcht und Gewissenhaftigkeit. ἑαυτῶν gen. poss. (A154) steht betont: euer eigenes. κατ-εργάζεσθε Imp. -εργάζομαι vollenden, tun; hervorbringen, schaffen, sich mühen um; καθὼς πάντοτε … μὴ ὡς ἐν τῇ παρουσίᾳ μου μόνον ἀλλὰ νῦν πολλῷ μᾶλλον … κατεργάζεσθε wie ihr immer … (so) müht euch (weiter) um … nicht nur wie (damals), als ich (bei euch) anwesend war, sondern jetzt noch viel mehr …

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

13 Wir kommen zu der direktesten und prägnantesten Aussage des Neuen Testaments über das Paradox des menschlichen freien Willens gegenüber Gottes Vorwissen und / oder Vorbestimmung. Gott ist derjenige, der unter euch (Plural) arbeitet, sowohl der Wille als auch der Wirkt für das, was ihm gefällt. Es wäre eine Ablehnung von Gottes eigener Arbeit, die Arbeit, die ihm gefällt, nicht zu tun (Ep 2: 8–10 & N), und wir wissen aus Vers v. 3–4 dass es ihm gefällt, wenn die Gläubigen auf die Interessen des anderen achten.
In der King James Version wird der erste Satz wiedergegeben: „Es ist Gott, der in dir wirkt“, was darauf hindeutet, dass er in jedem Menschen arbeitet und es jedem Einzelnen ermöglicht, zu wollen und zu tun, was Gott gefällt. Auch diese Interpretation ist legitim.
Das Paradox der menschlichen Wahl wird im Tanakh deutlich, wenn Klagelieder 5:21 („Wende uns, Adonai, zu dir; und wir werden uns umdrehen.“) Neben Sacharja 1: 3 („Wende dich zu mir“, sagt Adonai) gestellt wird der Armeen des Himmels, ‚und ich werde mich an dich wenden.‘ ”). Rabbi Akiva drückt es noch prägnanter aus: „Alles ist vorgesehen und der freie Wille ist gegeben“ (Avot 3:15). In diesem Vers sehen wir, dass Gott nicht in den freien Willen eingreift, sondern denen hilft, die bereits versuchen, seinen Willen zu tun, um es besser zu machen.

Stern – Kommentar zum jüdischen Neuen Testament

Das Wörtchen ‚also‘ verbindet die Verse 12-13 mit den unmittelbar vorangehenden. Christus gehorchte dem Vater und führte seinen Plan bis zum Tod am Kreuz aus ( V. 8). Die philippischen Christen sollen sich nun um denselben Gehorsam bemühen und Paulus‘ Anweisungen, in denen er sich auf das Beispiel Christi stützt, befolgen.
Die folgende Ermahnung ist sehr direkt und deutlich formuliert, doch ihre Strenge wird gemäßigt durch die Zuneigung des Apostels, die in der Anrede „meine Lieben“ mitschwingt. Dieser liebevolle Ton rief in den Philippern zweifellos Erinnerungen an den ersten Besuch des Apostels und seines Mitarbeiters Silvanus wach. Damals hatte er sie zum christlichen Glauben hingeführt und bekehrt und eine Gemeinde in ihrer Stadt gegründet ( Apg 16,19-40 ). Sie waren seinen Anweisungen rasch und bereitwillig nachgekommen, als er bei ihnen war. An diese Bereitwilligkeit erinnert der Apostel sie nun und fordert dann von ihnen den gleichen Gehorsam auch jetzt, da er fern ist. Schon zuvor hatte er betont, daß seine Abwesenheit ihren christlichen Wandel nicht beeinträchtigen darf (Phil 1,27).
Die Forderung, die er im Hinblick auf ihre geistliche Weiterentwicklung und im Blick auf das Vorbild Christi an sie richtet, klingt hart: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.“
Dieser Satz wird allgemein so ausgelegt, daß es darin um die persönliche Rettung der Heiligen in Philippi geht. Sie werden aufgefordert zu „schaffen“, d. h. in ihrem alltäglichen Leben in die Tat umzusetzen, was Gott durch den Geist in ihnen bewirkt hat. Sie sollen ihre Rettung nicht selbst herbeiführen, sondern die Rettung, die Gott ihnen bereits geschenkt hat, in ihrem Leben Wirklichkeit werden lassen. Angesichts der Uneinigkeit und des Hochmuts, die offenbar in Teilen der Gemeinde herrschten, scheint diese Deutung richtig. Einige Gläubige in Philippi waren anscheinend nichts weniger als selbstlos und stellten die Bedürfnisse der anderen keineswegs über ihre eigenen (vgl. Phil 2,3-4).
Manche Exegeten verstehen Paulus‘ Aufforderung aber auch als Aufruf zu einem wirklichen gemeinsamen Leben der ganzen philippischen Gemeinde. Die Anhänger dieser These finden einen Anhalt im unmittelbaren Kontext des Abschnitts, denn Paulus wirft den Philippern hier vor, daß sich jeder nur um sich selbst kümmere (vgl. V. 4). In diesem Fall bezöge sich das „Seligwerden“ auf die Erlösung der gesamten Gemeinde aus ihrer Uneinigkeit, ihrem Stolz und ihrer Selbstsucht.
Vielleicht ist es am besten, beides in diesem Vers zu sehen – die Umsetzung der persönlichen Erlösung in die Praxis und die Rettung oder Befreiung der gesamten Gemeinde aus allem, was sie davon abhielt, den Segen Gottes in seiner ganzen Fülle zu erfahren.
Das Bemühen um diese Ziele soll „mit Furcht und Zittern“, d. h. in absolutem Vertrauen auf Gott, nicht auf sich selbst, geschehen.
Der einzige Weg zur Erfüllung der Forderung des Apostels führt über Gott, der die Christen dazu befähigen kann, nach seinem Willen zu leben ( V. 13). Paulus erinnert die philippischen Heiligen daran, daß Gott ja in ihnen wirkt und ihnen das Wollen und das Vollbringen schenkt, so daß sie ihm wohlgefällig leben können. Zu einem solchen Lebenswandel sind sowohl die göttliche Befähigung als auch die menschliche Verantwortung nötig. Die Gläubigen sind Partner Gottes, sie arbeiten mit ihm zusammen. Das Verb wirkt ( V. 13) ist gleichbedeutend mit „Kraft geben“ oder „befähigen“. Gott macht die Seinen bereit und willig dazu, sein Werk zu vollbringen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

„Also34, meine Geliebten“ – Paulus zieht in herzlicher Anrede an die Briefempfänger die Folgerung aus der Schilderung des Weges Jesu, ja eigentlich aus dem ganzen Abschnitt von 1,27 an, in dem auch 1,28 schon von der „Rettung“ die Rede war. Er wiederholt aber nicht die Mahnungen, denen er in dieser Schilderung den zusammenfassenden Abschluss gab, die Mahnungen zur Eintracht und liebevollen Demut, sondern knüpft an das an, was ihm jetzt an dem Bilde Jesu so wichtig wurde: an den Gehorsam. Er sagt den Philippern damit an sich nichts Neues, er ruft sie nicht jetzt erst zum Gehorchen. „Glauben“ und „gehorchen“ lagen für Paulus so unmittelbar nebeneinander, dass er die Formel „Glaubensgehorsam“ bilden konnte. Der Glaube wendet sein Vertrauen Dem zu, dem man nur gehorchend vertrauen kann. So hat Paulus alle Gemeinden grundlegend unterwiesen, |86| so hörten es auch die Philipper von Anfang an. Paulus kann ihnen darum bestätigen: „Wie ihr allezeit gehorsam wart.“
Wir freilich haben allen Grund, hier aufzuhorchen! Hier läuft eine klare und starke Linie des Neuen Testaments, die uns allzu fremd geworden ist. Wir sind durch eine einseitige Verkündigung daran gewöhnt, dass im Christentum doch nur um „Gnade“, um „Vergebung“, um „Geschenktbekommen“, um „Seligwerden“ geht. Wir halten es unsererseits schon für eine Art Entgegenkommen gegen Gott, wenn wir uns im Gegensatz zu so vielen andern dazu bereit finden lassen, diese Gaben Gottes anzunehmen. Dazu kommt ein zweites. Als es um 1800 zum ersten mal darum ging, dem „Christentum“, ja der „Religion“ überhaupt vor den kritischen Augen seiner „Verächter“ einen Platz zu sichern, da meinte Schleiermacher im „Gefühl“ den eigensten Bereich finden zu können, der der „Religion“ nicht genommen werden kann. Von da her drang weit ins Denken des modernen Menschen, auch in der Kirche, die Meinung, „Religion“ und „Christentum“ haben es mit Gefühlen und Stimmungen zu tun. Und nun mischte sich diese Auffassung mit jenen Restbeständen der reformatorischen Rechtfertigungslehre, mit „Gnade“ und „Seligwerden“, und prägte unsere unwillkürliche Einstellung dem Christentum gegenüber. „Erbauung“, „Erhebung“, „Trost“ sucht nun der heutige Mensch in der Kirche. Wie sollte er da für eine so nüchterne und harte Sache wie „Gehorsam“ aufgeschlossen sein?! Hier müssen wir in der Gemeinde tief eingewurzeltes falsches Denken überwinden. Dazu ist es wichtig, dass wir im Bild des Heilands den Gehorsam ganz neu sehen und neu begreifen, dass das „Gehorchen“ unlösbar mit dem „Glauben“ verbunden das Christsein ausmacht.35 |87|
Die Philipper waren allezeit gehorsam gewesen, natürlich nicht dem Paulus, sondern Gott und dem Herrn Jesus in Sein in Wort. Paulus selbst spielte dabei nur insofern eine R H, als er der „Bevollmächtigte des Christus“ war. Er war unter ihnen für den Herrn eingetreten und hatte Sein Wort bekräftigt und erläutert. So konnte es sein, dass „in seiner Anwesenheit“ das Gehorchen leichter und eifriger war. Mit Freude kann Paulus seinen „Geliebten“ das Zeugnis ausstellen, dass auch „jetzt viel mehr in seiner Abwesenheit“ der Gehorsam ihr Gemeindeleben prägte. Natürlich ist das „viel mehr“ nicht quantitativ zu verstehen. Die Philipper waren jetzt in des Paulus Abwesenheit nicht noch gehorsamer als früher, aber sie waren es jetzt „erst recht“. Dabei haben wir die ganzen Worte von „nicht wie … bis … meiner Abwesenheit“ als eine Zwischenbemerkung aufgefasst, die noch von „allezeit gehorsam wart“ abhängt. Man kann diese Worte aber auch bereits zum Nachsatz ziehen und ihnen in dem „schafft eure Rettung“ das Prädikat geben. Im lebendige Sprechen des Diktates ist dann unvermerkt der eine Gedanke und Satz in den anderen hinübergeflossen.
Ganz erstaunlich ist nun aber für uns diese Aufforderung. „mit Furcht und Zittern schafft eure eigene Rettung“; noch erstaunlicher ihre Begründung: „Denn Gott ist es, der da wirkt in euch sowohl das Wollen wie das Wirken.“
Wir haben zunächst den Eindruck eines uns ratlos machenden Gegensatzes gegen den Grundzug dessen, was wir als biblisch-reformatorische Verkündigung kennen. Sagen und hören wir es nicht mit aller Entschiedenheit, und zwar ganz einmütig, ob wir nun „Lutheraner“ oder „Reformierte“ oder „Pietisten“ sind: „Nichts kannst du machen mehr, Er hat’s gemacht; es ist vollbracht, es ist vollbracht“? Zu deiner Rettung kannst du auch nicht das Allergeringste beitragen, du kannst sie immer nur als freies Geschenk der allwirksamen |88| Gnade annehmen. Ja, selbst dies „annehmen“, dies „Glauben können“ ist nicht deine Leistung, sondern Gottes Werk im Heiligen Geist! Beruht darauf nicht die ganze Gewissheit unseres Heils? Und nun auf einmal „Schafft eure Rettung“, ja wörtlich beinah noch stärker „Erwirkt, erarbeitet eure Rettung“? Und dies so ernst, so entscheidungsschwer, dass es „mit Furcht und Zittern“ geschehen muss? Paulus, wie kannst du das sagen? Stößt du damit nicht alles um, was du uns sonst gelehrt hast? Was meinst du damit: Wie sollen wir das denn tun?
Fast noch ratloser macht es uns, wenn Paulus im selben Atem die uns gewohnte Vorstellung ebenfalls in aller Schroffheit danebenstellt: „Gott ist es, der da wirkt in euch sowohl das Wollen wie das Wirken.“ Jawohl, Paulus, da bist du wieder in deiner vertrauten Linie, das ist reformatorische Heilsbotschaft. Aber – wie kannst du beides zugleich aussprechen und nebeneinanderstellen?! Es kann doch immer nur das eine oder das andere gelten! Entweder Gott wirkt alles, objektiv das Heil und auch subjektiv das „Wollen“, dann haben wir doch nichts mehr zu tun, dann ist alles nur Gnade. Dann kann ich mir das Tun Gottes höchstens gefallen lassen und (wie die alten Dogmatiker sagten) „ keinen Riegel vorschieben“. Oder ich muss selber „meine Rettung schaffen“, dann ist es eben mein Tun und meine Sache, und die alten jüdischen Theologen hatten dann recht, wenn sie Gott nur als den Beurteiler dessen sahen, was wir Menschen unsererseits tun oder nicht tun. Dann versteht man auch das „mit Furcht und Zittern“, das zum „Gesetz“, aber nicht zum „Evangelium“ passt.
In diesen Bahnen klarer Logik ist die Theologie immer wieder gegangen, und das ist offenbar ihr großer Irrtum. So ist sie typisch eine „Theologia irregenitorum“, eine „Theologie der Nichtwiedergeborenen“, eine Theologie, die betrachtend von außen an Gott und Mensch als „Objekte“ ihrer Forschungen und Zergliederungen herantritt. („Theologe“ so oder so ist aber auch jeder „Laie“, der sich überhaupt über diese Fragen Gedanken macht und die Bibel nachdenkend liest.) Von „innen“ her, von der wirklichen Erfahrung im Heiligen Geist aus stellt sich alles ganz anders dar. So nämlich, wie Paulus es hier deutlich macht, indem er ja die beiden Aussagen gar nicht „nebeneinanderstellt“, sondern mit einem „denn“ ausdrücklich zueinander in Beziehung bringt, und zwar so, dass er unserm Schaffen mit Furcht und Zittern in dem Wirken Gottes seinen Grund gibt. Weil Gott selbst es ist, de sowohl das Wollen wie das Wirken in uns wirkt36, eben darum schafft nun mit Furcht und Zittern euer Heil. Unsere „Logik“ versagt hier, weil es sich um Lebensvorgänge handelt, die über alle Logik hinausgehen. Es kommt aber für unser persönliches Glaubensleben |89| und für unsern Dienst an andern Menschen alles darauf an, dass wir diese Lebensvorgänge recht erfassen und ihre seltsame eigene „Logik begreifen. Unsere Stelle wird so zu einer entscheidenden Probe für uns. Wer sich an ihr noch irgend stößt, wer noch nicht innerlich sagt: Ja, ja, gerade so muss es sein!, wer hier noch etwas von einem „Widerspruch“ empfindet, der muss sich fragen, ob er das Evangelium nicht auch noch „von außen“ betrachtet und sich nur Theoretisch in seine Botschaft hineingedacht, aber die wirklichen Vorgänge der Heilserfahrung noch nicht durchlebt hat. Er wird ja nicht nur vor unserer Stelle ratlos stehen, sondern im ganzen Neuen Testament damit zu tun bekommen, dass immer wieder die große „reformatorische“ Linie: Gott allein wirkt alles, alles ist nur Gnade, der Mensch ist nichts! durchkreuzt wird vom ernstesten Appell an des Menschen entscheidungsvolles Tun. Er wird sich dem Ganzen des Neuen Testaments gegenüber freilich damit zu helfen suchen, dass er Stellen der letzteren Art unwillkürlich nicht so ganz ernst nimmt, sie beiseite setzt, sie nur „pädagogisch“ als Hinführung zum Verzagen des Menschen an sich selbst versteht oder gar als noch nicht voll „evangelische“ Schicht des Neuen Testaments entwertet. Nur das, was das Neue Testament von der Alleinwirksamkeit Gottes und der völligen Passivität des Menschen lehrt, ist eigentliches Gotteswort, nach dem alles andere bewertet werden muss. Aber – bei unserm Text kann man sich so nicht helfen. Zu klar und eindeutig steht es hier: Gott allein wirkt und gibt das Wollen und Wirken, aber gerade darum ist der Mensch nicht passiv, bedeutungslos, sondern zur höchsten verantwortlichen Aktivität gerufen!37
Wir haben eine wichtige Parallele zu unserm Text, nur vom persönlichen Glaubensleben auf den Verkündigungsdienst hinübergewendet, in 1 Kor 2,1-6. Wir finden dort das gleiche „Furcht und Zittern“.38 Der Glaube der Korinther soll nicht „auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft“ beruhen. Es kommt daher in Korinth alles auf Gottes eigenes Wirken, auf „die Erweisung von Geist und Kraft“ an. Nun, dann kann ja wohl Paulus ruhig und gelassen nach Korinth gehen. Entweder Gott wirkt, Geist und Kraft Gottes schaffen Glauben, dann ist es gut ohne des Paulus Zutun, oder Gott wirkt nicht, dann kann Paulus auch weiter nichts machen. Nein, mit der gleichen „Logik“ wie an unserer Stelle tut Paulus seine Arbeit in Korinth „mit Furcht und Zittern“, gerade weil dort Gott Selbst am Werk ist. |90| Er ist in Korinth mit Furcht und Zittern, nicht weil ihm die Erweisung von Geist und Kraft fehlt, sondern weil sie hier, wie stets in seiner Missionsarbeit (einschließlich Athen!), da ist.
Die Lösung der Sache ist im Grunde ganz einfach, sobald wir uns nur von der alten römischen Vorstellung der „gratia infusa“, der „eingegossenen Gnade“ ganz haben lösen lassen, die uns zu bloßen, toten Gefäßen und die göttliche Gnade zu einer Art Substanz macht. Gott achtet uns in Seinem Wirken als lebendige Personen! Er wirkt daher in uns nicht irgendwelche ruhenden Qualitäten, sondern wie es unsere Stelle so klar sagt, „Wollen“. Wozu aber ist „Wollen“ da? Eben dazu, dass nun auch wirklich und mit Ernst „gewollt wird“! Es ist auf dem Gebiet der Gnade und des Heiligen Geistes gar nicht anders wie im Gebiet der Schöpfung. Nicht du macht’s dir Augen und erarbeitest dir des Sehen. Das sehende Auge ist Gottes wunderbare Gabe allein. Aber da du nun diese Gabe hast, nun allerdings sieh auch wirklich, brauche dein Auge, es ist deine eigene höchste Verantwortung, wie du mit deinem Auge umgehst, was du siehst und wie du siehst! Erst recht ist es so beim höchsten und herrlichsten Geben Gottes in der Errettung des Menschen. Unsere Stelle zeigt, wie weit Paulus von einer bloßen „forensischen Rechtfertigung“ entfernt war. Gott versetzt nicht einen unveränderten Menschen lediglich in einen „Gnadenstand“, sondern Gott begnadigt so, dass Er ein neues Wollen im Menschen schafft. In der Tat, keiner von uns kann auch nur ein Verlangen nach Rettung im Herzen haben, wenn Gott ihn nicht zu vor aus dem „Totsein in Sünden und Übertretungen“ (Eph 2,1) erweckt und zum Heil hinzieht. Aber jedem, in dem Gott das getan hat, muss nun mit tiefem Ernst gesagt werden: Nun spiele nicht mit diesem Zug zum Heil, nun folge ihm wirklich, versäume diese Gnadenstunde nicht, gerade weil es nicht nur deine eigene „Stimmung“, dein eigener „Einfall“, sondern im Ernst Gottes Wirken an deinem Herzen ist. Von Gott gewirktes Wollen – welch eine Verantwortung legt das auf uns! Wie können wir dieses Wollen wahrlich nur „mit Furcht und Zittern“ in heiligem Ernst ausnutzen! Dies wiederholt sich auf allen Stufen des Glaubenslebens, vom „Wollen“ bis zum vollen „Wirken“. (Vgl. Rienecker „Bibl. Kritik am Pietismus [1952] S. 72ff.)
Gerade weil Gott an den Philippern so viel getan hat, weil in ihrem jetzigen Glaubensstand lauter lebendige, herrliche Gnade Gottes sichtbar wird, weil dieser ihr Glaubensstand nicht ihr eigenes Machwerk, sondern Gottes eigenes Werk ist, eben darum dürfen sie damit nicht sorglos umgehen, dürfen Gottes Werk nicht verderben, sondern müssen an ihre Rettung ein ganzes, entschlossenes Handeln setzen, indem sie ständig voll in dieser Gnade leben, mit diesem von Gott gewirkten Willen wirklich und beharrlich wollen, das von Gott ihnen geschenkte Wirken in ganzem Gehorsam zur Durchführung bringen. Das Bild Jesu, das Paulus den Philippern eben gezeichnet hat, steht ihm selbst sicher noch vor Augen. Auch der Sohn hat alles, |91| was Er ist und hat, allein vom Vater als Gabe Seiner Gnade und Liebe. Aber dadurch wurde der Sohn nicht untätig, nicht ein genießender Besitzer schöner und erfreulicher Gaben, sondern ging damit den gewaltigen Dienst- und Gehorsamsweg, nicht um mit solchen „Leistungen“ der „Sohn“ zu werden, sondern eben weil Er es war. So sieht Paulus den Weg seiner „Geliebten“ in Philippi. Die freie, wirkende Gnade Gottes, die dort ohne jedes Werk und Verdienst von Menschen verlorene Sünder errettet hatte, darf die Philipper nicht zur Lässigkeit verführen, sondern muss sie in die höchste Anspannung versetzen: Weil Gott das Wollen gab, darum wollt nun auch mit aller Kraft; weil Gott das Wirken verließ, darum wirkt nun auch mit allem Gehorsam!39
Wann werden wir das den Gemeinden (und uns selber!) wieder klar sagen, anstatt sie (und uns!) mit einer falschen Gnadenlehre aus einer irrigen Theologie heraus zu Tode zu trösten.
Der Zusatz „des Wohlgefallens wegen“ ist so in wörtlicher Übersetzung stehen gelassen, weil seine Auslegung nicht eindeutig vollzogen werden kann. In dem griechischen „hyp’er“ = „für“ kann das Ziel ebenso wie der Grund einer Sache ausgesprochen sein. Paulus kann also hier gemeint haben: Handelt so, um das göttliche Wohlgefallen zu erlangen.40 Aber Gottes „Wohlgefallen“ ist doch wahrscheinlich als Sein „Gnadenratschluss“, Sein freier, nur in Seinem eigenen Gefallen begründeter Beschluss zu verstehen und dann auf das Wirken Gottes im Geben des Wollens und Wirkens zu beziehen. Dann will Paulus hier – wie er es oft tut – an das Geheimnis erinnern, das für uns immer über dem Gnadenwirken Gottes liegt. Weil das „Gnade“ ist, kann es nicht in irgendwelchen Vorzügen der Empfänger begründet sein. Warum ist diese Gnade des Wollens und Wirkens gerade den Philippern, gerade diesen wenigen Menschen in Philippi zuteil geworden? Wir können hier zwar auch wieder nicht mit unserer „Logik“ operieren und nach der andern Seite hin feststellen: Den andern hat Gott sogar das „Wollen“ versagt, Er hat sie also zur Verdammnis bestimmt. Aber im Blick auf den lebendigen Gnadenstand bei uns oder andern können wir in der Tat immer nur anbetend sagen: Es geschah in keiner Weise um irgendeines Vorzuges willen, den wir selber an uns hatten, sondern „des Wohlgefallens wegen“, weil es Gott so gefiel, weil Seine freie Gnade es so wollte. Und eben dies erhöht unsere Verantwortung, eben dies lässt |92| uns erst recht „mit Furcht und Zittern“ in vollem Einsatz das verwerten, was Gott uns nach ewigem Gnadenratschluss gab. Welch ein Gericht lüden wir auf uns, wenn wir das versäumten und nicht recht benutzten, was Gott in so freier Güte in uns weckte und schuf! Davor will Paulus seine geliebten Philipper bewahren.
Nun wird das „Schaffen der Rettung“ näher beschrieben. „Alles tut ohne Murren und Bedenken.“ Wir müssen wieder daran denken, dass das „ihr“ in solchen Aufforderungen sich nicht an eine bloße Vielzahl von lauter einzelnen wendet, die jeder für sich das Geforderte fertigbringen sollen, sondern an die Bruderschaft einer Gemeinde. In der Bruderschaft kann und soll der Wille Gottes für heute hier und so klar erkannt werden, dass das Gehorchen „ohne Bedenken“ in voller Gewissheit erfolgen kann. „Bedenken“ hemmen und lähmen. „Bedenken“ zeigen, dass ich in meinen Entschlüssen noch bei mir selber bleibe und nicht unter der deutlichen Führung meines lebendigen Herrn lebe. Das braucht nicht so zu sein! Paulus kam nach Philippi nicht unsicher und fragend, sondern „gewiss, dass uns der Herr dahin berufen hätte, ihnen das Evangelium zu predigen“ (Apg 16,10). Neben den „Bedenken“ kann sich in unserm Herzen auch ein willentlicher Einwand gegen Gottes Weisung erheben. Gottes Weg ist zu schwer, Gott verlangt zuviel von uns. Das ist das „Murren“, das laut werden kann, aber auch tief im Herzen verborgen unsern Gehorsam entwertet und lähmt. Da Gott selbst es ist, der das Wollen und Wirken in uns schafft, dürfen wir dies von Gott verliehene Wollen und Tun festhalten und durchführen, und es darf einen redlichen und völligen Gehorsam „ohne Murren und Bedenken“ geben. So „perfektionistisch“ dachte Paulus! Oder sollte er den Philippern diese Sätze mit dem Hintergedanken geschrieben haben: So wird es tatsächlich natürlich nie, wir bleiben alle die elenden Sünder, die das Murren und Zweifeln nie loswerden? Es öffnet sich hier eine weite biblische Perspektive, die einem Paulus, der 1 Kor 10,1-11 schrieb, bei diesen Worten sicher mit vor Augen gestanden hat. Das Volk Israel war durch Gottes mächtige Gnade aus „Ägypten“ errettet, um nun in Vertrauen und Gehorsam dem lebendigen Gott zu gehören. Da aber begann erschütternd rasch das „Murren“, als nun der Weg mit Gott sehr anders wurde, als menschliches Wünschen es sich gedacht hatte: 2 Mo 16,2-9; 17,1-7; 4 Mo 11,1; 14,27-32; 16,11; 17,6; Ps 106,24.25. So steht in der Geschichte der Wüstenwanderung des befreiten Volkes das „Murren“ als der eigentliche Gegensatz zum „Glauben“ und verhindert die Erfüllung des göttlichen Heilsplanes, so dass die wunderbar Erretteten doch nicht zur „Ruhe“ in das Land der Verheißung kommen konnten (Heb 3,7-19). Alles kommt darauf an, dass das Gottesvolk des Neuen Bundes nicht der gleichen Versuchung unterliegt, zumal sein Weg erst recht durch „Trübsale“ hindurchgeht (Apg 14,22). Es ist darum nicht nur eine einzelne Mahnung am Rande, sondern zentrale Abwehr der entscheidenden Gefährdung des Glaubensgehorsams, wenn Paulus den von Widersachern |93| bedrängten Philippern schreibt: „Alles tut ohne Murren und Bedenken“. Israel wurde mit seinem ständigen Murren zu dem „verkehrten Geschlecht“, von dem schon Mose sprach. Die Gemeinde aber darf diesem verkehrten Geschlecht gegenüber die Schar der echten und gehorsamen Söhne bleiben.
Ja, als ernsthaftes Ziel hat Paulus es seinen Geliebten gesetzt: „Damit ihr werdet ohne Tadel und ohne Falsch, „fleckenlose Kinder Gottes’ mitten unter „einem krummen und verkehrten Geschlecht’.“ Was hier mit „ohne Falsch“ übersetzt ist, ist eigentlich ein Eigenschaftswort mit der Bedeutung „unvermischt“. Wieder werden wir von unserer gewohnten Theologie her meinen, unser Zustand bleibe doch immer ein sehr „gemischter“; auch im Christen bleibe Gutes und Böses, Göttliches und Sündliches miteinander verbunden. So sei es doch einfach unser aller Erfahrung. Das mag sein. Das darf uns aber nicht hindern zu sehen, dass Paulus offensichtlich anders gedacht hat. Oder wollen wir Paulus im Ernst als einen volltönigen Redner verstehen, der im erbaulichen Stil Worte sagt, die er selber so ernst nicht meint? Legen wir ihn richtig aus, wenn wir ein unausgesprochenes „möglichst“ in den Satz einschieben? „Müht euch darum, ohne Tadel und ohne Mischung zu werden, auch wenn ihr das selbstverständlich niemals wirklich erreicht?“
In diesem Gehorchen verwirklicht die Gemeinde das, was schon das Alte Testament ausgesprochen hat. Im Liede Moses wird Israel ein „krummes und verkehrtes Geschlecht“ genannt (5 Mo 32,5), weil es Gottes Treue und Herrlichkeit mit Undank und Ungehorsam vergilt. Paulus wird darum sicher auch hier an sein eigenes Volk denken, das sich auch der Christusbotschaft gegenüber wieder in seiner ganzen Verkehrtheit zeigt.41 Aber die Gemeinde Jesu ist nicht dazu errettet, damit auch sie wieder „krumme Wege“ geht und auch wieder Gotteskindschaft und sündliches Tun verbindet, wie Israel es getan hat, sondern damit in ihr „fleckenlose Kinder Gottes“ zeigen, wie man Gott wirklich ganz gehorcht und Seine guten und „geraden“ Wege „ohne Murren und Bedenken“ geht. Im Schreiben an die Philipper wird Paulus natürlich nicht vergessen haben, dass gerade in der dortigen Stadt und Gemeinde das Judentum keine Rolle spielte. Was ein „krummes und verkehrtes Geschlecht“ ist, hatten die Philipper aber an ihren Stadtgenossen genügend vor Augen. Was jene „Herren“ taten, als sie ihren Ärger über das Aufhören einer Geldquelle zu lauter sittlicher Entrüstung treuer Römerherzen gegen die fremden „jüdischen“ Prediger werden ließen, um diese Männer ohne Untersuchung wider Recht und Gesetz schlagen und einsperren zu lassen (Apg 16,19-24), war ja wirklich „krumm“ genug. Wieviel Ähnliches mögen die Philipper an ihren „Widersachern“ (1,28) selbst erlebt haben. In diesem Philippi sollen die „Heiligen in Christus Jesus“ (1,1) nicht nur den Stand der Zugehörigkeit zu Gott haben, sondern |94| auch tatsächlich als „fleckenlose Kinder Gottes“ leben, so dass sie im Dunkel ihrer Umgebung „strahlen wie Sterne im Weltall“.42
Wieder werden wir voller Bedenken sein: Erzieht Paulus seine Leute nicht zu Pharisäern? Und kann man das überhaupt im Ernst einer Gemeinde zumuten, einer Gemeinde von Menschen, die doch immer ganz und gar Sünder bleiben? Ein moderner Theologe würde also lieber schreiben: „Bleibt euch stets bewusst, dass ihr euch faktisch in nichts von dem Volk unterscheidet, unter dem ihr lebt; ihr seid nicht anders und nicht besser als die Menschen um euch, nur dass ihr von der Gnade Dessen wisst, der euch Sünder gerecht spricht und euch nach dem Tode einmal als fleckenlose Kinder Gottes in einer neuen Welt neu schaffen wird.“ Es entspricht das vielleicht wieder unserer Erfahrung an uns und den heutigen Gemeinden. Aber wieder haben wir zu sehen, dass Paulus selbst grundanders schrieb, und haben uns mit viel Beten und Ringen mit dem auseinanderzusetzen, was das Haupt der Gemeinde im Heiligen Geist seinen Bevollmächtigten Paulus den Philippern tatsächlich schreiben ließ.
Aber wie können denn nach des Paulus Überzeugung die Philipper das große Ziel erreichen, das Paulus ihnen steckt? „Das Wort des Lebens festhaltend!“ Nicht in sich selbst haben sie die Leuchtkraft als „Sterne“, nicht aus sich selbst können sie das rechte Handeln „ohne Murren und Bedenken“ finden, nicht von sich aus, „ohne Tadel und ohne Falsch fleckenlose Kinder Gottes“ sein. Aber „das Wort“ ist bei ihnen. Es ist nicht ein totes Wort, sondern „das Wort des Lebens“. Es gibt das Leben, weil es selbst voll Leben ist. Dies Wort „festzuhalten“, das ist die eine einfache und doch alles in sich schließende Aufgabe. Wie meinte Paulus das aber ganz praktisch und konkret, „das Wort des Lebens festhalten“?43 Wir denken heute sofort an die Bibel und tun wohl daran. Aber es ist uns zugleich heilsam, daran erinnert zu werden, dass es einerseits eine Schriftgelehrsamkeit gibt, die bei aller gewollten Bibeltreue doch den Christus verkannt und an das Kreuz geliefert hat, und dass andererseits die Philipper die Bibel in unserm heutigen Sinn gar nicht hatten! Ob sie auch nur alle Schriftrollen besaßen, die heute unser „Altes Testament“ bilden, ist fraglich. Keinesfalls aber hatten sie alle auch nur die wichtigsten Rollen als persönliches Eigentum zum täglichen Gebrauch |95| zu Hause.44 Und ein „Neues Testament“ existierte noch nicht.45 Das „Wort des Lebens“ wird aber wie Kol 3,16 vor allem „das Wort des Christus“ sein. Es galt von den Gemeindegliedern damals ganz anders als von uns das, was von Maria gesagt ist: „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“ (Lk 2,19). Das lebendig verkündigte, lebendig aufgenommene, im Herzen behaltene und bewegte Wort, das war „das Wort des Lebens“. Wir wollen ermessen, was Gott uns damit geschenkt hat, dass heute jeder in der Gemeinde persönlich den ganzen Reichtum der alt- und neutestamentlichen Schriften bequem gedruckt in einem einzigen Buch besitzen darf. Aber wir wollen die große Gefahr nicht verkennen, dass wir im sicheren Besitz dieses Buches doch das „Wort des Lebens“ viel weniger haben und festhalten als jene Gemeinden, die ohne Druckwerk das gehörte Wort im Herzen als wirkliches, lebendiges Eigentum besaßen. Luther hat mit seinem erleuchteten Durchblick schon etwas Wesentliches getroffen, wenn er schreibt: „Evangelium aber heißet nichts anderes, denn eine Predigt und Geschrei von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes, durch den Herrn Jesum Christum mit seinem Tode verdienet und erworben, und ist eigentlich nicht das, das in Büchern steht und in Buchstaben verfasset wird, sondern mehr eine mündliche Predigt und lebendig Wort, und ein Stimme, die da in die ganze Welt erschallet und öffentlich wird ausgeschrien, dass man’s überall höret.“ (WA 12 S. 259)

Am Wort des Lebens festhalten und damit ihre Rettung schaffen, das ist die Aufgabe der Philipper. Und diese Aufgabe steht46 ganz im Licht des „Tages des Christus“. Auf diesen Tag zielt alles Denken und Tun. Auch hier wieder verwundert uns das, was Paulus schreibt. So wie er in Phil 1,10.11 damit rechnete, dass die Gemeinde nicht arm, leer, befleckt, nur eben „aus Gnaden“ doch angenommen, sondern „lauter und unanstößig“, „erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit“ vor Christus dastehen werde, so erwartet er hier auch für sich selbst, dass er dann einen „Grund zum Ruhm“ haben wird: „Zum Grund des Ruhmes für mich auf den Tag des Christus, weil ich nicht vergeblich lief und auch nicht vergeblich arbeitete.“ Wir vermissen wieder die uns notwendig scheinende „Demut“, die etwa so sprechen müsste: „Mein armes, unbrauchbares Werk wird der Herr hoffentlich doch in Gnaden ansehen“. Paulus schreibt aber anders. Er will sich fröhlich |96| seiner Arbeit an der Gemeinde als einer gelungenen rühmen können! Damit er das aber an jenem Tage kann, muss die Gemeinde jetzt schon in klarem und kraftvollem Leben stehen und darin ernstlich vorankommen. Jene anspruchsvolle Bescheidenheit, die es in ihrer Arbeit hier zu nichts bringt, aber sich dabei damit tröstet, dass „die Ewigkeit schon die Frucht offenbaren werde“, kennt Paulus nicht. Wenn die Philipper das Wort des Lebens nicht festhalten und ihre Rettung nicht mit Furcht und Zittern schaffen, dann hat er „vergeblich“ gearbeitet und ist „vergeblich gelaufen“, wie ein Wettläufer, der den Preis nicht erhält. Dann wird auch „die Ewigkeit“, oder biblisch richtiger: „der Tag des Christus“ nichts anderes offenbar machen. Es ist im Neuen Testament alles viel einfacher und realer als in unserer problematischen Glaubenswelt.47
Indem Paulus von seinem Lauf und seiner Arbeit redet, denkt er erneut daran, dass er vielleicht schon an ihrem Ende steht. Was er vorher in 1,25.26 schrieb, ist nicht mehr als eine persönliche „Zuversicht“. Sein Prozess hat die Krise noch nicht hinter sich und kann mit dem Todesurteil enden. Dann wird er von den Soldaten aus dem Prätorium hinausgeführt werden, und einer der Soldaten wird ihm mit dem Schwert den Kopf abschlagen, so dass sein Blut sich ergießen wird. Indem Paulus diese Möglichkeit innerlich vor sich sieht, entfaltet sich in der Genialität der Liebe und des Heiligen Geistes in seinem Herzen ein Bild für dieses Geschehen, in dem seine ganze echte Demut und seine ganze liebevolle Schätzung der Gemeinde zum Ausdruck kommt. Wenn wir die Opfervorschriften, etwa in 2 Mo 29,36-41. lesen, so sehen wir, dass das Opfer der beiden Lämmer, die täglich morgens und abends auf den Altar kommen sollten, von einem „Trankopfer“ ausgegossenen Weines begleitet war. Auch das Heidentum, aus dem die Philipper kamen, kannte solche „Trankopfer“, die dem Hauptopfer hinzugefügt wurden. Die Gemeinde Jesu kennt keinerlei Opfer mehr, weil Er, der ewige Gottessohn, der große Hohepriester, alle Opfer in Seinem Selbstopfer erfüllt und damit beendet hat. Und doch darf auch sie Gott mit einer Gabe ehren: Ihr „Opfer“ ist ihr Glaube, mit dem sie sich Gott ganz ergibt. So hat Paulus sich selbst als opfernden Priester gesehen: „als Priester des Christus Jesus den Heiden gegenüber, der den priesterlichen Dienst tut am Evangelium Gottes, damit die Darbringung der Völker wohlgefällig wäre, geheiligt durch den Heiligen Geist“ Röm 15,16. Der Glaube der Philipper, in welchem sie mit Furcht und Zittern ihre Rettung schaffen und fleckenlose Kinder Gottes werden, ist das eigentliche große Opfer, das Paulus darbringen kann. Wenn er hingerichtet wird, dann ist das Ausströmen seines Blutes wie das begleitende Trankopfer dazu. Die falsche Bescheidenheit – das sahen wir mehrfach – kennt Paulus nicht, aber wie echt demütig ist dies gesagt! |97| Nicht sein Märtyrertod ist die große Sache, das wahre Opfer, neben dem das bloße Glauben der Philipper verblasst, sondern umgekehrt: Sein Märtyrerblut ist nur eine Zugabe, ein „Trankopfer“.
Wenn es so ausgehen sollte, dann erschrickt und trauert Paulus nicht. Mit Freude ist er zu diesem Weg bereit. Und zwar jetzt nicht mehr nur, weil er dann „mit Christus zusammen“ ist, was so sehr viel besser wäre, sondern jetzt auch, weil er dem Herrn auf diese Weise eine ganze Gabe, ein volles Opfer darbringen kann. Halten die Philipper das Wort des Lebens fest, stehen sie im ganzen, ungemischten Gehorsam des Glaubens, dann findet das Opfer Jesu, der in Gestalt Gottes wesend doch sich zu nichts machte, Sklavengestalt annahm und gehorsam bis zum Kreuzestode wurde, die dankende, wahre Antwort, zu der Paulus mit seinem Blut das Amen hinzusetzt. Was wäre da irgend zu beklagen und zu betrauern? Da kann Paulus sich nur freuen und mit den Philippern freuen. Darum bittet er auch die Philipper: Wenn die Nachricht seiner Hinrichtung nach Philippi kommt, dann sollen sie nicht verstört und traurig sein, sondern sich mit ihm an diesem vollendeten Opfer freuen, das den Namen Jesu verherrlichen darf.

Wuppertaler Studienbibel

Dadurch, dass Paulus die Liebe, in der die Gemeinde verbunden ist, auf das Werk Jesu gründet, tritt auch ihre Liebe unter die Gehorsamspflicht. Mit ihr erfüllt sie das ihr von Jesus gegebene Gebot und tritt auf seinen Weg. Sie hat aber an Jesus vor Augen, wie tief der Gehorsam beugt und wie hoch er erhebt. Paulus freut sich, dass er die Gemeinde nicht erst jetzt zum Gehorsam zurückrufen muss; sie braucht nur fortzusetzen, was sie bisher getan hat. Weil auch damals, als er bei ihnen war, der Gehorsam der Philipper echt und nicht nur auf seine Anwesenheit berechnet, sondern eine völlige Unterwerfung unter den Willen Gottes gewesen war, hat er auch standgehalten, als Paulus von ihnen schied und sie sich selbst überlassen waren; in seiner Abwesenheit gilt es für sie erst recht, dass jeder Ungehorsam für sie verderblich wäre und nichts als der Gehorsam für sie die Rettung ist. Wäre er bei ihnen, so hülfe er ihnen zurecht, machte ihre Hoffart nüchtern und weckte sie aus ihren selbstsüchtigen Gedanken auf. Dann könnten sie sich an ihn anlehnen und seiner Leitung folgen. Jetzt aber, da sie allein für ihre Gemeinschaft miteinander und für jedes Glied der Gemeinde sorgen müssen, besteht die Hilfe für sie darin, dass sieaufrichtig und ganz gehorsam sind. Dadurch bewirken sie ihre Rettung, ihren Eingang in das ewige Leben, ihren Anteil an alledem, was die ewige Gnade Gottes ihnen schenkt. Sie brächten sich um ihr Heil, wenn sie miteinander zankten, einander bedrückten und entehrten und die Gemeinde zerfallen ließen. Freilich soll jeder auf sich achten und auf das bedacht sein, was ihm selber nötig ist, aber so, dass er sein Heil schaffe; und das tut er nicht, wenn er sich selbst erhöht. An ihr ewiges Ziel sollen die Philipper ihre ganze Sorgfalt wenden. Stolz und Sicherheit haben hier keinen Platz, nur der gesammelte Ernst, der jeden Fehltritt fürchtet. Die Größe des Ziels verlangt von ihnen die Furcht und das Zittern.

Die Philipper müssen ihr Heil wirken und können es nicht in untätiger Ruhe empfangen; es kann nicht nur ein Geschenk für sie sein, obwohl es vollständig Gottes Werk und Gabe ist. Warum das so ist, hat ihnen Paulus soeben am Spender des Heils, am Christus selbst, gezeigt. Seine Erhöhung ist ganz und gar Gottes Werk. Vor dem am Kreuz Gestorbenen werden nur deshalb alle sich beugen, weil Gott ihm den Namen gibt, den alle bekennen. Das wird Jesus nicht wie ein Raub zuteil, sondern deshalb, weil er gehorcht und ganz gehorcht hat. Einen anderen Anteil an der Gnade Gottes kennt Paulus auch für die Christenheit nicht als den, der sie zu Tätern des göttlichen Willens in der Liebe macht. Sie kann aber ihr Heil deshalb wirken, weil Gott in ihr wirkt; sonst würde sie nur Unheil anrichten, sich nur Verderben bereiten; eben deshalb, weil Gott in ihr wirkt, muss sie es mit Furcht und Zittern wirken. Denn da, wo Gott sein Werk tut, hört die stolze Sicherheit auf, und die Lust am Sündigen, der das Böse keine Angst bereitet, muss weichen. Die Gnade ist für uns der stärkste Antrieb zur rechten Furcht; denn wer sie kennt, will sie nicht verlieren; er weiß aber, dass sie durch den Ungehorsam verlorengeht.

Gott bietet uns alles dar, den Willen und das Werk. Wäre seine Gabe unvollständig, so gelangten wir nicht zum Heil. Nur die vollkommene Gnade verschafft uns den Grund, auf dem wir unseren Gehorsam aufbauen können. Vor allem brauchen wir einen solchen Willen, wie Gott ihn uns gibt, der unser sündliches Begehren richtet und zerbricht und das will, was vor Gott gut ist. Wie sollten wir ohne Willen lieben? Wir brauchen aber auch das Werk; denn ein Wille ist nichts, wenn er nichts tut. Ohne die Tat wird aus dem Vorsatz eine Lüge, aus der Neigung eine Tändelei. Aber Gott bereitet alles in uns; er erweckt die Freude an ihm, gibt uns das Auge für ihn und wendet unsere Liebe zu ihm. Ebenso führt er uns in die Arbeit und gibt uns die Werke in die Hand, durch die wir unseren Gehorsam bewähren. So gnädig handelt er an uns, damit geschehe, was ihm wohlgefällt. Er vollführt dadurch seinen eigenen gnädigen Rat.

Wer noch fragte, warum denn durch die Vollständigkeit des göttlichen Wirkens die Furcht nicht ausgeschlossen und die dringende Mahnung: Schafft eure Rettung! noch nötig sei, der vergäße, dass uns Gott einen Willen gibt, nicht nur Zustände, die über uns kommen, oder Eigenschaften, die an uns haften. Uns selbst führt er in seine Gnade ein dadurch, dass er unseren Willen mit dem seinen einstimmig macht. So steht unser Heil in der Tat auf unserem Willen, und die Gefahr kommt an uns heran, dass wir fallen, unseren Willen gegen Gott wenden und den Willen wegwerfen, den er uns gibt; dann bleibt auch das Werk ungetan, das er uns bestimmt hat. Dann verweigern wir dem Willen, den er in uns schafft, den Gehorsam. Weil Gott uns, nicht etwas an uns, sondern uns mit der uns gegebenen Willensmacht in seine Liebe zieht, darum haben wir uns zu fürchten; wir haben sorgsam darauf zu achten, ob wir Gott gehorchen und unseren Willen von ihm empfangen oder eigenwillig sind. Gerade deshalb, weil Gott alles, das Wollen und das Wirken gibt, gibt es nichts, was uns helfen kann, wenn wir uns Gott entziehen.

Schlatter – Erläuterungen zum Neuen Testament

Wie viel Unheil gestiftet werden kann, wenn Bibelverse für sich allein, aus dem Zusammenhang gerissen, gelesen werden, lässt sich an Vers 12 erahnen. Wie viele seelsorgerliche Nöte sind entstanden, weil einer dieses Wort: »Schaffet euer Heil mit Furcht und Zittern« gelesen hat, ohne auf den Zusammenhang zu achten. Vers 12 kann nicht ohne Vers 13 gelesen werden! Sonst muss ein verzerrtes Bild entstehen, aus dem die Werkgerechtigkeit folgt. Dieser zwölfte Vers sollte aber ebenfalls nicht ohne den fünften Vers gelesen werden. Der Eindruck, den moderne Übersetzungen vermitteln, dass Paulus hier mit einem neuen Einsatz beginnt, trügt. Das »Damit« am Anfang des Verses weist zurück auf die Aufforderung in Vers 5: »Ein jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war. Dass diese Gesinnung sehr stark mit dem Gehorsam zusammenhängt, wurde aus den Versen 6-11 deutlich. Daran knüpft die Rede vom »Gehorchen« hier an. Paulus ruft die Gemeinde in Philippi weiterhin zum Gehorsam auf. Dabei geht es nicht um etwas Neues. Die Gemeinde hat ihren Gehorsam gezeigt, noch als Paulus bei ihnen war, aber auch zu allen anderen Zeiten. Hier geht es um den Gehorsam im Blick auf die Lösung des besonderen Problems in Philippi.

Die Gemeindeglieder sollen gerade in ihren Streitigkeiten den Sinn Christi sich zu eigen machen. Setzen sie ihre eigenen Interessen über die Interessen der Gemeinde – und das bedeutet über die Interessen Christi – dann haben sie den Heilsweg verfehlt und befinden sich nicht mehr in der Nachfolge. Die Aufforderung, ihr eigenes Heil zu schaffen, ist bedeutungsgleich mit der Aufforderung, gehorsam zu sein. Der Gehorsam soll ja nicht Paulus zuliebe geschehen. Vielmehr wirkt Gott in uns so, dass wir auf sein Wort hören und gehorsam das tun bzw. lassen, was seinem Willen entspricht. Das Heil wird keineswegs verdient. Dieser Gedanke ist nirgends in diesen Versen zu finden. Aber ebenso wenig wie das Heil verdient wird, wird es außerhalb der Nachfolge und des Gehorsams empfangen. Das Heil ist und bleibt Geschenk. Wie aber alle Geschenke, so will auch das Geschenk der Gnade angenommen werden. Die Begriffe »Gehorsam« und »Gnade« schließen sich gegenseitig nicht aus. Vielmehr stehen sie in einer engen Beziehung zueinander. Wo kein Gehorsam ist, ist Gnade notwendig, aber wo Gnade angenommen wird, wird Gehorsam folgen.

Auch im Deutschen können wir den Gehorsam umschreiben mit der Wendung »hören auf etwas«. Dies ist die Grundbedeutung des griechischen Wortes. Es ist ein Grundsatz der frohen Botschaft, dass sie uns aus Gnaden frei verkündigt wird. Doch wie Römer 10,13ff. zeigt, kommt es darauf an, dass diese Botschaft gehört und angenommen wird. Gehorsam ist die Annahme der Botschaft. Wir könnten auch sagen, dass Gehorsam die Antwort auf die Verkündigung der frohen Botschaft ist.

Wir erleben eine zunehmende Abneigung gegenüber dem Begriff Gehorsam. Unsere Ideale, wie Freiheit und Selbstentfaltung, finden darin keinen Platz.

»Gehorsam« in der Sprache der Bibel setzt aber menschliche Freiheit voraus. Gehorsam ist die freie Antwort auf das Wort Gottes. Es geht hier um eine Beziehung in beide Richtungen: Gott Mensch, Mensch – Gott. Von daher wird auch deutlich, dass »Gehorsam« mit der Redewendung in unserem Vers »euer eigenes Heil schaffet« zu tun hat. »Heil- (griech. soterlia) als Rettung vor dem Verderben ist nicht ohne die Verbindung zu Gott denkbar. Kamen das Verderben und der Tod als Ergebnis der Trennung von Gott, so ist die Rettung, das Heil nur als Ergebnis der Wiederherstellung der Verbindung zu Gott zu verstehen. Diese Verbindung ist aber gekennzeichnet von der Wechselwirkung zwischen Wort und Antwort. Diese Antwort ist jedoch nicht nur ein Geschehen in Worten, sondern Ausdruck unseres ganzen Lebens. Gehorsam ist ein »auf den Ruf Gottes Hören« mit all dem, was wir tun. Dies hat also nichts mehr mit dem Selbstbehauptungstrieb zu tun, sondern bedeutet ein Leben in der Hingabe und in der Nachfolge. Der Zeitgeist unserer Tage kann nichts mit dem Gedanken des Gehorsams anfangen, weil ihm die Beziehung zwischen Gott und Mensch fehlt.

Dreierlei muss noch zu der Wendung: »Schaffet mit Furcht und Zittern euer eigenes Heil« gesagt werden. Zum ersten gibt »schaffet« das zugrundeliegende griechische katergazesthe nur ungenügend wieder. Das liegt an der vielschillernden Bedeutungsskala des deutschen Wortes. »Schaffen« kann sowohl die schöpferische Tätigkeit des Schaffens aus dem Nichts, als auch etwa die Durchführung einer Tätigkeit bedeuten. Nur Letzteres ist mit dem griechischen Wort ausgesagt. Es geht hier keineswegs um eine Urhebertätigkeit. Es geht nicht um das Bewirken des Heils, sondern um seine Ausarbeitung. Es geht nicht um die Voraussetzung, sondern um Konsequenzen. Unser seelsorgerliches Dilemma wird hier ganz ernstgenommen. Gott weiß wohl, dass wir als eine Form der Versuchung streckenweise den Glauben und das Glaubensleben als eigene Leistung empfinden. Er teilt uns aber mit, dass dieses unser persönliches Empfinden nicht das Maßgebliche ist, sondern dass er derjenige ist, der auch in der Versuchung uns beisteht und uns die Kraft zum Glauben gibt. Die Gemeinde in Philippi wird aufgerufen, die von Gott gegebenen Zusagen (s. V. 1-4) in ihrem Leben zur Entfaltung kommen zu lassen (V. 13).

Das in Vers 13 zweimal verwendete Wort energein hat nun die oben zuerst genannte Bedeutung von »schaffen«. Gott allein ist der Urheber des Heils. Aber doch nimmt er uns als seine Geschöpfe und freiheitliche Wesen ernst. Wir sind für ihn keine unpersönliche Modelliermasse, die sich passiv gestalten ließe, sondern er sehnt sich danach, dass wir aus freien Stücken unsere Liebe hin erweisen, gerade auch Gehorsam. Dass diese Liebe, die wir zu ihm erweisen, nur aus der von ihm her kommenden Liebe entspringen kann, ist eine Erkenntnis, die dem Glaubenden vorbehalten bleibt.

In diesen Zusammenhang gehört dies als zweites: Oftmals wird »Mit Furcht und Zittern« im Sinne einer falschen Gesetzlichkeit verstanden. Sowenig die »Ausarbeitung unseres Heils« die Ursache unserer Rettung ist, so verkehrt wäre es, diese Wendung in jenem Sinne auszulegen. Durch eigenes Schaffen wird keiner das Heil erlangen, auch derjenige nicht, der bangt und sich ängstigt, der aus Angst vor dem Verlorengehen in eine verzweifelte Werkgerechtigkeit abgleitet. Ebenso falsch wäre es, die Wendung »mit Furcht und Zittern« in ihrem Gewicht abmindern zu wollen, indem man darauf hinweist, dass es sich hier um eine stehende Redewendung handelt. Zwar verwendet Paulus diese schon aus dem AT bekannte Wendung mehrmals (1Kor 2,3; 2Kor 7,15; Eph 6,5), aber nie in einer abgegriffenen Bedeutung. Gerade die Zusammenstellung der beiden Begriffe »Furcht« und »Zittern« soll ja die schwerwiegende Bedeutung der Sache, um die es geht, zum Ausdruck bringen. Dies ist es, woran wir uns schwertun. Es erscheint uns anstößig, unsere Beziehung zu Gott und unser ethisches Leben von der Furcht kennzeichnen zu lassen. Wir denken zu Recht an Stellen wie Römer 8,15 oder 1Johhannes 4,18, wo uns die Überwindung der Furcht in Jesus Christus zugesprochen wird. Auch in Phil 1,14 war schon die Rede von der Überwindung der Furcht. Das ist auch der Grundzug des Evangeliums, der frohen Botschaft: Den Jüngern Jesu ist der Grund zum Fürchten weggenommen: Das bedeutet, dass sie nicht mit der unbegründeten Furcht, mit der Angst, leben müssen. Die moderne Psychologie hat uns den Unterschied zwischen Furcht und Angst aufgezeigt. Furcht richtet sich gegen etwas Bestimmtes. Angst dagegen hat kein klares Gegenüber. Sie ist ein beengendes und beklemmendes Gefühl, das zwar eine Gefahr wahrzunehmen meint, diese Gefahr aber nicht näher bestimmen kann. Angst brauchen wir als Christen nicht zu haben. Wir dürfen uns geborgen wissen in Gottes Hand.

Und dennoch sollten wir nicht »furchtlos« sein. Die Bibel als Ganzes und auch das NT im besonderen sprechen einhellig von der Wirklichkeit der Furcht bei solchen Menschen, die Gott begegnet sind (z. B. Lk 5,8-10). Die Bibel weiß in vielfältiger Weise davon zu berichten, dass die Begegnung mit Gott die Heiligkeit und Mächtigkeit Gottes dem Menschen so konkret werden lassen, dass der Mensch davor fast vergeht. Ist es möglich, dass uns die Gottesfurcht deswegen nicht mehr bekannt ist, weil unsere Beziehung zu Gott abgeflacht ist und wir ihm nicht in seiner Heiligkeit und Größe begegnen? Können wir das mitempfinden, was in Hebräer 10,31 steht: »Schrecklich (furchtbar) ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen?« Oder haben wir uns an einen kameradschaftlichen Umgang mit dem allmächtigen Schöpfer und Erhalter gewöhnt? Die Erfahrung des Göttlichen muss ein Schaudern nach sich ziehen. Das spricht aber keineswegs gegen die Erfahrung der göttlichen Liebe. Im Gegenteil: Je mehr uns die Größe und Herrlichkeit Gottes bewusst wird, desto tiefer wird unser Empfinden seiner Liebe sein. Gott ist für den Menschen unserer Tage allzu oft der »liebe Gott«. Er wird verharmlost. Bibelworte wie Philipper 2,12 machen aber deutlich, dass die Erfahrung der Liebe und Gnade Gottes die Gottesfurcht, die Ehrfurcht vor Gott, zur Folge haben muss. Dies ist auch das Entscheidende, denn die Furcht ist für Christen als Ehrfurcht allein Gott vorbehalten. Philipper 1,28 hat gezeigt, dass wir unseren Feinden furchtlos gegenüberstehen sollten. Als Jünger Jesu und Kinder Gottes brauchen wir keine Angst zu haben, auch keine Furcht vor irgendwelchen Dingen oder Personen. Je mehr wir aber in der Erkenntnis Gottes wachsen, desto mehr werden wir davon überwältigt und auch erschüttert werden. Die Gottesfurcht ist als Ehrfurcht weit mehr als das heutige Ideal des Respekts.

Das Dritte zu o. g. Wendung betrifft die Worte »euer eigenes Heil«. Das Griechische hat verschiedene Möglichkeiten, das Verhältnis des Besitzes zum Ausdruck zu bringen. Die hier gewählte Form ist die stärkste. Paulus macht deutlich, dass jeder Einzelne der Philipper zunächst einmal eine Verantwortung für sein eigenes Glaubensleben und für seine eigene Beziehung zu Gott trägt. Die in Philippi laufenden Streitigkeiten übersahen womöglich diese Tatsache völlig. Auch in diesem Fall ist der Zusammenhang und die Situation in Philippi maßgebend. Es ist eindeutig eine Warnung an Christen, die sich weniger um ihre eigenen Glaubensangelegenheiten kümmern als um die ihrer Mitchristen. In ihrem Eifer wollen sie andere dazu zwingen, sich zu ändern. Der 13. Vers macht es deutlich, dass dies ein sinnloses Unterfangen ist.

Vers 13 begründet die vorausgehende Ermahnung. Wir lesen diesen Vers sicherlich falsch, wenn wir ihn als Gegensatz zur eben gemachten Aussage verstehen. Die streitenden Christen sollen verstehen, dass sie den anderen nicht ändern können. Diese Arbeit bleibt dem Heiligen Geist vorbehalten: »Gott ist es nämlich, der in euch vollbringt, sowohl das Wollen als auch das Vollbringen zu (seinem) Wohlgefallen.« Zu Recht fühlen wir uns in der Zwiespältigkeit unseres Herzens angesprochen. Wir merken, wie schwer das Glaubensleben sein kann und wie oft wir versagen, weil wir selbst die Kraft nicht haben. Und doch erkennen wir immer wieder im Nachhinein, wie Gott es gerade war, der uns durchgeführt hat. Dennoch gilt diese Aussage – vor allem bezogen auf die Art und Weise des Umgangs miteinander in der Gemeinde. Was für mich gilt, gilt auch für meinen Bruder. In seinem Leben ist es mit dieser Zwiespältigkeit kein bisschen anders.

Zwar kann ich ihm beistehen; vielleicht wird es mir auch vergönnt sein, ihm eine Hilfe zu sein, aber auch das nur unter der Voraussetzung, dass Gott es ist, der durch mich wirkt. Die Philipper – ihnen wir alle – sollten Vertrauen und Gelassenheit im Blick auf den Nächsten lernen. Gott ist auch am Wirken im Leben unserer Brüder und Schwestern. So sehr wir sie ernstnehmen sollen und zur gegebenen Zeit auch ermahnen und trösten, dürfen wir getrost sein in dem Wissen, dass Gott, »der in uns das gute Werk angefangen hat, es auch vollführen wird bis an den Tag Christi Jesu« (Phil 1,6). Gott allein ist Urheber und Vollender des Heils. Diese Aussage des ersten Kapitels wird hier bestätigt und entfaltet mit dem Begriff, der hinter der notdürftigen Übersetzung »vollbringen« (griech. energein) steht. Dieser Begriff meint »Aktivität« als Gegensatz zur Passivität. Als Christen sind wir nicht passiv. Der so weit verbreitete Schicksalsglaube lähmt und hat nichts mit dem Wirken Gottes in einem Menschenleben zu tun. Als Christen sollen wir aktive Menschen sein. Nur muss uns bewusst sein, dass Gott es ist, der in uns diese Aktivität ermöglicht und auch bewirkt.

Ganz entscheidend ist der Zusammenhang zwischen dem »Wollen« und dem »Vollbringen«. Unser menschliches Elend hängt oft am Auseinanderklaffen von Willen und Tun (vgl. Röm 7,14-25). Unser menschlicher (angebotenen und anerzogener) Wille wird nicht gänzlich durch den göttlichen Willen ersetzt. Es wird unsere lebenslange Aufgabe sein, das Gebet: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe« zu lernen und täglich zu beten. Das ist auch mit der Aufforderung gemeint, unser Kreuz täglich auf uns zu nehmen, unseren eigenen Willen, den alten Menschen, täglich Gott aufs neue zu übergeben, ihm unser Leben samt Wille und Tat zu übereignen. So bringt die Faust’sche Formel: »Zwei Seelen wohnen, ach!, in meiner Brust« die Erfahrung eines jeden Christen zum Ausdruck. Gott schenkt uns das neue Wollen, das das Vollbringen ermöglicht und als Konsequenz nach sich zieht. Gleichzeitig muss aber unser eigener Wille, der von unserer Selbstsucht geprägt ist, überwunden werden.

Die Rolle unseres Willens im Glaubensleben sollte nicht unterschätzt werden. Auf die Tat allein kommt es nämlich nicht an. Das wird z. B. in 1Korinther 13 deutlich, oder auch in 2Korinther 8,10: »… das ist euch nützlich, die ihr seit vorigem Jahr angefangen habt, nicht allein mit dem Tun, sondern auch mit dem Wollen.« Im »Kollektenteil« des zweiten Korintherbriefes wird bestätigt, dass Gott nicht einfach den Geber liebt, sondern den fröhlichen Geber. Mein Wille muss hinter meiner Tat stehen. Wenn ich etwas widerwillig für Jesus tue, dann hat es keinen Wert. Auch wir Christen dürfen nicht in einen falschen Pragmatismus abgleiten. Das Zeichen des Neuen Bundes ist das neue Herz (Jer 24,7; 31,31-33; Hes 11,19ff.; Hes 36,26ff.). Hier ist das Herz als Sitz des Willens angesprochen. Unser Herz soll Jesus gehören, und der Wille soll seinem Willen entsprechen. Gott ist immer am Werk in unserem Leben, wenn wir tätig werden: Er ist es aber auch, der die Motivation dazu gibt.

Gerhardt Maier – Edition C

Hier heute also ein wichtiger Vers – den man UNBEDINGT im Zusammenhang lesen muss, und NICHT aus dem Zusammenhang reißen darf. Leider eine Angewohnheit bei manchen Bibelausrisslesern – aber so darf man halt kein Buch lesen 😉

„Alle Angestellten und Arbeiter sollten ihren Chefs die nötige Achtung entgegenbringen und tun, was sie sagen.“

Denn dies ist wohlgefällig, wenn jemand um des Gewissens vor Gott (O. Gott gegenüber) willen Beschwerden erträgt, indem er ungerecht leidet. Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharret, indem ihr sündiget und geschlagen werdet? Wenn ihr aber ausharret, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel (O. Vorbild) hinterlassend, auf daß ihr seinen Fußstapfen nachfolget; welcher keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Munde erfunden, (Vergl Jes 53,9)

Elberfelder 1871 – 1 Petr 2,19–22

Ihr Sklaven, ordnet euch euren Herren unter und erweist ihnen uneingeschränkten Respekt – nicht nur den guten und freundlichen, sondern auch denen, die sich niederträchtige verhalten. Es verdient nämlich Anerkennung, wenn jemand, der zu Unrecht leidet, sein Leiden geduldig erträgt, weil er entschlossen ist, Gott treu zu bleiben. Oder hättet ihr irgendeinen Grund, stolz zu sein, wenn ihr wegen einer Verfehlung bestraft werdet und die Schläge standhaft ertragt? Aber wenn ihr leiden müsst, obwohl ihr Gutes tut, und dann standhaft bleibt – das findet Gottes Anerkennung, denn dazu hat er euch berufen.
Auch Christus hat ja für euch gelitten und hat euch damit ein Beispiel hinterlassen. Tretet in seine Fußstapfen und folgt ihm auf dem Weg, den er euch vorangegangen ist –
er, der keine Sünde beging
und über dessen Lippen nie ein unwahres Wort kami;
er, der nicht mit Beschimpfungen reagierte, als er beschimpft wurde,
und nicht ´mit Vergeltungdrohte, als er leiden musste, sondern seine Sache dem übergab, der ein gerechter Richter ist;
er, der unsere Sünden an seinem eigenen Leib ans Kreuzj hinaufgetragen hatk, sodass wir jetzt den Sünden gegenüber gestorben sind und für das leben können, was vor Gott richtig istm. Ja, durch seine Wunden seid ihr geheilt. Ihr wart umhergeirrt wie Schafe, ´die sich verlaufen haben doch jetzt seid ihr zu dem zurückgekehrt, der als euer Hirte und Beschützer über eucho wacht.

Neue Genfer Übersetzung – 1 Petr 2,18–25

Alle Angestellten und Arbeiter sollten ihren Chefs die nötige Achtung entgegenbringen und tun, was sie sagen. Das betrifft jetzt nicht nur die netten Chefs, sondern auch die Sorte, die etwas seltsam unterwegs sind.
Es ist ein besonderes Geschenk, wenn jemand es schafft, trotz schlechter Behandlung einfach still zu bleiben, und den schlechten Umgang einfach erträgt. Und das nur, weil man sich Gott gegenüber verantwortlich fühlt.
Also ehrlich, was ist daran so toll, wenn ihr Probleme bekommt, weil ihr Mist gebaut habt, und das dann einfach aussitzt? Aber wenn ihr Probleme bekommt, weil ihr was Gutes gemacht habt, dann ist das ein echtes Geschenk von Gott.
Gott will das von euch, Jesus hat ja auch schlimme Sachen durchgemacht und es trotzdem gepackt. Macht es wie er!
Er hat nie Mist gebaut und kein einziges Mal gesündigt! Er hat auch nie gelogen oder so.
Als er getreten und verarscht wurde, hat er nicht zurückgetreten oder sich verteidigt. Er wusste einfach ganz sicher, dass Gott einmal ein gerechtes Urteil fällen wird.
Jesus Christus hat unseren Dreck mit hochgenommen an dieses Kreuz, und zwar alles, was uns von Gott trennt. Die Sünden sind jetzt im Müll, sie sind tot und vorbei. Wir können wieder frei sein und so leben, wie Gott es will. Diese Heilung kam durch seine tödlichen Verletzungen am Kreuz.
Ihr hattet die Richtung verloren und auch so keinen Schnall mehr vom Leben. Völlig ziellos seid ihr rumgelaufen, wie Schafe, die keinen Hirten mehr haben. Aber jetzt habt ihr ihn wiedergefunden: Jesus passt auf euer Innerstes auf, er beschützt eure Seelen.

Martin Deyer – 1 Petr 2,18–25

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εἰς τοῦτο dazu. ἐ-κλήθητε Aor. Pass. καλέω. ἔ-παθεν Aor. πάσχω [Var. ἀπ-έ-θανεν Aor. ἀπο-θνῄσκω]. ὑπο-λιμπάνων Ptz. -λιμπάνω hinterlassen, zurücklassen; mod. ὑπο-γραμμός Beispiel, Vorbild. ἐπακολουθήσητε Aor. Konj. -ακολουθέω folgen, nachfolgen. ἴχνος7 Fußspur, Spur. 1Pt 2,22 ὅς (A364a) er/dieser; ebenso in den flgd. Versen. ἐ-ποίησεν Aor. ποιέω. εὑρέθη Aor. Pass. εὑρίσκω. δόλος V. 1.

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Unrecht zu leiden ist aus der Sicht des Apostels Petrus „Gnade“ (1Petr 2,19). Diese Aussage wird nun präzisiert. Zunächst stellt Petrus eine rhetorische Frage: „Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr als solche ausharrt, die sündigen und dafür geschlagen werden?“ Böses zu tun und dafür bestraft zu werden, ist keine Ruhmestat. Aber Gutes zu tun und trotzdem leiden zu müssen, „ist Gnade bei Gott“.

(21) Inwiefern ist es Gnade, Unrecht zu leiden? Weil das ihrer Berufung entspricht! Warum? Weil Christus für uns gelitten und uns damit „ein Beispiel hinterlassen“ hat, damit wir „seinen Fußspuren“ folgen (zur Leidensnachfolge vgl. 1Petr 4,13ff. und Mk 8,34; Heb 13,13).

(22-23) Die Verse 22 und 23 erinnern an Christi Leiden für uns:
• Er war unschuldig (Vers 22 erinnert an Jes 53,9: „… weil er kein Unrecht begangen hat und kein Trug in seinem Mund gewesen ist.“).
• Er hat sich nicht gewehrt oder versucht, mit gleicher Münze heimzuzahlen (Vers 23a erinnert an Jes 53,7: „Er wurde misshandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf wie das Lamm, das zur Schlachtung geführt wird und wie ein Schaf, das stumm ist vor seinen Scherern; und er tat seinen Mund nicht auf.“)
• Stattdessen „übergab“ er „sich dem …, der gerecht richtet“ – er überließ Gott das Gericht (vgl. Röm 12,19: „Rächt euch nicht selbst, Geliebte, sondern gebt Raum dem Zorn! Denn es steht geschrieben: ‚Mein ist die Rache; ich will vergelten, spricht der Herr.‘“).

(24-25) Darauf aufbauend sprechen die Verse 24 und 25 von der Heilsbedeutung der Leiden Jesu Christi. Er hat „unsere Sünden an seinem Leib selbst an das Holz hinaufgetragen“ (vgl. Jes 53,12: „… Er aber hat die Sünde vieler getragen …“). Dadurch sind wir „den Sünden abgestorben“ und leben für „Gerechtigkeit“. Oder anders ausgedrückt: Durch seine „Striemen“ sind wir „geheilt worden“ (vgl. Jes 53,5: „… Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“).

„Wie in der Ethik des Paulus (Röm 6,15-23) wird aus der Erlösungstat Gottes der sittliche Anruf abgeleitet. In Christi Tod für die Sünde sind wir der Sünde mitgestorben, um künftig ein Leben für die Gerechtigkeit zu leben (vgl. Röm 6,2.11).“ (Schelkle, 85)

Warum musste Jesus für uns leiden und unsere Sünde auf sich nehmen? Petrus sagt: Weil ihr wie Schafe umhergeirrt seid (vgl. Jes 53,6: „Wir alle irrten umher wie Schafe, wir wandten uns jeder auf seinen eigenen Weg …“). Aber das ist nun vorbei, denn „ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen“, d.h. zu Jesus Christus (vgl. Joh 10,14: „Ich bin der gute Hirte; und ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“)

Inwiefern ist es also „Gnade“, wenn Christen Unrecht leiden? „Wer … unrechte Bedrängnis durch die Menschen in der Weise trägt wie … Christus, hat Teil an seinem Weg (4,13), am Weg des Heils (3,17-22), d.h. er ist umschlossen und getragen von der ‚Gnade‘, der ihn in Liebe annehmenden Zuwendung Gottes (5,12).“ (Goppelt, 197)

Mainka, 1. Petrus

Der Apostel untermauert seine Mahnung an die Sklaven durch den Hinweis darauf, daß auch Christus seine ungerechten Leiden geduldig ertragen hat. Die Lutherübersetzung gibt die einleitende Wendung dieses Verses mit „denn dazu seid ihr berufen“ wieder und bezieht sie damit zurück auf das Leiden für das rechte Verhalten. Die Christen sind dazu berufen (eklEthEte; vgl. 1 Petrus 1,15;2,9 ), Christus nachzufolgen und sein Wesen und sein Verhalten nachzuahmen, weil er für sie gelitten hat. Der Begriff „ein Vorbild“ (hypogrammon), der nur an dieser Stelle im Neuen Testament auftaucht, bezeichnet einen Text oder eine Skizze, die ein Schüler kopiert. Der Apostel macht das beispielhafte Verhalten Christi in Vers 22 an einem Zitat aus Jes 53,9 fest. Jesus (hat) keine Sünde getan, weder vor noch nach seinen Leiden (vgl. 2Kor 5,21; 1Joh 3,5; Hebräer 4,15). Er war vollkommen unschuldig, in Worten und Werken, kein Betrug (dolos, vgl. 1 Petrus 2,1) fand sich in seinem Mund.

Christus war das vollkommene Vorbild geduldiger Unterwerfung unter ungerechtes Leiden, weil er nicht widerschmähte und nicht drohte (vgl. Röm 12,19-20 ). Aus menschlicher Sicht war die Versuchung bei der Verhaftung, der Verhandlung und der Kreuzigung Christi zurückzuschlagen, riesengroß. Trotzdem litt Jesus schweigend und befahl sich in Gottes Hände. In Vers 24 erläutert Petrus, warum der, der seine Feinde mit einem Wort hätte vernichten können, geduldig den Schmerz und die Erniedrigung des Kreuzes ertrug. Dieses Schicksal war die gerechte Strafe für unsere Sünde, die der Sohn Gottes zum Kreuz hinaufgetragen hat (vgl. 2Kor 5,21). Im Griechischen stehen die Worte „unsere Sünde“ am Anfang des Satzes und damit an betonter Stelle, während das Wörtchen „selbst“ Christi persönliche Hingabe verdeutlicht. Sein Tod ermöglicht es den Gläubigen, der Strafe und Macht der Sünde zu entgehen und für Christus zu leben, damit wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben (vgl. Röm 6,2.13). Christus hat gelitten, damit die Christen seinem Vorbild im Leiden und im rechtschaffenen Lebenswandel nachfolgen können. Petrus zitiert an dieser Stelle eine allgemeine Aussage zur Erlösung: „Durch seine Wunden seid ihr heil geworden“ (Jes 53,5). Diese Feststellung bezieht sich nicht auf die physische Wiederherstellung, denn die Vergangenheitsform des Verbs weist auf eine bereits abgeschlossene Handlung hin, die „Heilung“ ist also eine vollendete Tatsache. Sie zielt vielmehr eindeutig auf die Erlösung. Christi Leiden (wörtlich „Wunden“, mOlOpi, „Striemen“, das bezieht sich auf Jesu Geißelung) und Tod haben die „Heilung“, die Erlösung jedes Menschen, der Christus als seinen Heiland annimmt, vollendet.
Christus ist nicht nur das Vorbild und der Retter, er führt und beschützt auch die Verirrten (wie die irrenden Schafe), die von ihm fortgelaufen sind, dann aber zu dem Hirten und Bischof (episkopon) ihrer Seelen umkehrten, d. h. bekehrt wurden. Die Titel „Hirte“ und „Bischof“ versinnbildlichen die unvergleichliche Führung und Fürsorge, die Christus denen angedeihen läßt, die sich ihm anvertrauen (vgl. Hes 34,11-16 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Diese Stellen genügen, obwohl es ein Leichtes wäre, noch viele andere anzuführen, um zu zeigen, dass Christus – und nicht das Gesetz – unsere Lebensregel ist. Und wenn wir dieses feststellen, so erkennt jeder, dass dadurch vom Gläubigen weit mehr verlangt wird, als wenn er noch unter Gesetz wäre. Denn Christus hat das sittliche Gesetz bis auf den letzten Strich und i-Punkt des Buchstabens erfüllt – und ist in seinem Tod am Kreuz noch unendlich weit darüber hinausgegangen. Darum ist es uns unmöglich, auch nur eine sittliche Vorschrift geringzuachten, handle es sich dabei um die 10 Gebote oder um andere Satzungen. Denn wir sehen, dass jeder Ausdruck des Willens Gottes im Leben des Herrn Jesus völlig und vollkommen verkörpert worden ist. Aus diesem Grund wird das Gesetz in den Briefen so häufig angeführt, um irgendeine Seite der Verpflichtungen des Christen zu erhellen. Aber es geschieht immer in Verbindung mit Christus (siehe Röm 13,7-14).
Ich könnte mich noch lange darüber verbreiten, wie es für uns von überaus grossem Vorteil ist, Christus anstelle des Gesetzes als Lebensregel zu haben. In der Tat, auf diese Weise werden unsere Augen immer auf Ihn gerichtet, so dass wir in der Kraft des Heiligen Geistes seinem Beispiel nachfolgen können und zu wandeln vermögen, wie Er gewandelt ist. Unsere Seele hat dann nur einen Anziehungspunkt: Christus in der Herrlichkeit, dem wir jetzt in immer zunehmendem Mass moralisch (2 Korinther 3,18), und bald auch dem Leib nach und vollkommen gleichgestaltet werden sollen, wenn Er kommen wird, um uns zu sich zu nehmen (Phil 3,20.21; 1 Johannes 3,2). Weit entfernt davon, die Verpflichtungen des Gläubigen abschwächen zu wollen, erhöhen und verstärken wir sie, indem wir ihm zeigen, dass er sich unaufhörlich in der Gegenwart Christi aufhalten soll, um so fortwährend unter dem Einfluss und dem Drängen seiner Liebe zu stehen (2 Korinther 5,14.15).
Wer da sagt, das Gesetz sei unsere Lebensregel, begibt sich in sonderbare Schwierigkeiten. Beachten wir zum Beispiel den Sabbat? Finden wir im Neuen Testament eine bezügliche Vorschrift? In den Evangelien wird zwar wohl erwähnt, dass der Sabbat gehalten wurde; seit Pfingsten aber beachten die Gläubigen den ersten Tag der Woche. Wenn man aber das Gesetz zur Lebensregel machen will, mit welchem Recht darf man sich dann einer einzigen Verpflichtung entbinden, die Gott in diesem Gesetz auferlegte? Man könnte es nur mit schlechtem Gewissen tun und dabei würde die Gemeinschaft mit Gott und jede geistliche Kraft zerstört.
Die Seele des Gläubigen soll nur durch die Liebe Christi gedrängt werden, nicht durch den Zwang des Gesetzes. Und die Kraft dieser Liebe erfüllt uns gerade in dem Verhältnis, wie das Herz mit Christus beschäftigt ist. Lasst uns daher Gnade suchen, um mit dem Apostel sagen zu können: «Was ich aber jetzt lebe im Fleisch, lebe ich durch Glauben, durch den an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat» (Gal 2,20).

Halte fest 1960

In den Versen 18–20 schreibt Petrus über die Pflichten der Diener. In Vers 18 sagt er, dass sie sich ihren Meistern mit Furcht unterwerfen sollen, ob die Meister ihrer Unterwerfung würdig sind oder nicht. Das griechische Wort, das hier für Diener verwendet wird, ist nicht dasselbe Wort, das früher für Diener verwendet wurde. Es ist vielmehr ein griechisches Wort, das „ein Haussklave“ oder „ein Hausangestellter“ bedeutet, und es findet sich auch in Lukas 16:13; Apostelgeschichte 10: 7; und Römer 14: 4. Die Verpflichtung des Haussklaven besteht darin, sich der Angst zu unterwerfen. Diese Angst bedeutet nicht, Angst vor dem Meister zu haben, sondern Angst vor Gott (Vers 17). Petrus wendet diese Wahrheit auf alle Klassen von Meistern an. Diener müssen sich den Meistern unterwerfen, die gut und sanft sind, sowie denen, die froward sind, was „diejenigen, die krumm sind“ bedeutet. Sie müssen sich sogar einem krummen Meister unterwerfen, weil ein solcher Gehorsam ein Akt der Gnade ist. Diese Vorlage ist nicht im Sinne einer verschlagenen Tätigkeit, sondern im Sinne der Einhaltung eines krummen Meisters, der legitime Handlungen fordert. Ein solcher Gehorsam ist der Beweis der Gnade im Leben eines Individuums. In Vers 19 weist Petrus an, dass es akzeptabel ist, um des Gewissens willen falsch zu leiden. Er beginnt mit dem Wort if, das auf Griechisch eine erstklassige Bedingung ist; eine Bedingung, die als wahr angenommen wird und vor Gott akzeptabel ist. Denn gemäß Vers 20a gibt es keine Herrlichkeit im Leiden für begangene Sünden, da man dieses Leiden verdient: Für welche Herrlichkeit ist es? Das griechische Wort für Ruhm bedeutet „Ruhm“ oder „Ruf“. Sein Aussehen ist einzigartig in diesem Vers und es bezieht sich auf die Meinung von Männern, wenn sich der Bericht über das eigene Verhalten verbreitet. Wenn Gläubige geduldig leiden, nachdem sie für begangene Sünden geschlagen wurden, gibt es keinen Verdienst. Ausdauer für verdiente Bestrafung ist nicht lobenswert. Wenn jedoch unrechtmäßiges Leiden auftritt (Vers 20b), müssen die Gläubigen geduldig ertragen; Die Ausdauer des Patienten ist für Gott akzeptabel, und dieses Wissen sollte eine noch größere Ausdauer des Patienten ermöglichen.
In den Versen 21–24 stellt Petrus als Ermutigung zur Ausdauer des Patienten im Zusammenhang mit unrechtmäßigem Leiden das beste Beispiel für diese Art von Leiden vor – den Messias. Nach Vers 21 wurden Sie dazu berufen: Diese Gläubigen wurden zum Leiden berufen (Mat. 10:38, 16:24; Lk. 14:27; Apostelgeschichte 14:22). Tatsache ist, dass Jesus für sie gelitten hat, und er ist ihre Motivation, Leiden bereitwillig anzunehmen, während er Gutes tut. Jesus lieferte ein erreichbares Beispiel: Seine Schritte. Das griechische Wort wird zum Beispiel nur in diesem Vers verwendet und bedeutet „Underwriting“. Es bezieht sich auf die Kopie, die vom Schüler reproduziert werden soll. Der Lehrer präsentierte das Original; Der Schüler muss nun eine Kopie des Originals vorlegen. Weil Jesus das Original ist, sollte der Gläubige ihn wiederholen. Jesus ist das Modell, das der Novize kopieren muss. Der Zweck ist es, seinen Schritten zu folgen; der Linie zu folgen, die Seine Fußabdrücke markiert haben; zu folgen, wohin Seine Spuren führen. Petrus schreibt dies vor dem Hintergrund von Jesaja 53. In Vers 22 lehrt er, dass sie nicht für begangene Sünden leiden sollten. Jesus hat nicht für irgendwelche Sünden gelitten, die er begangen hat. Er war unschuldig im Verhalten: Weder wurde Arglist in seinem Mund gefunden; Es gab keinen Missbrauch der Zunge. In Vers 23 erklärt Petrus, dass Jesus nicht gegen sein Leiden rebelliert hat und diese Gläubigen auch nicht. Als er beschimpft wurde, beschimpfte er nicht noch einmal; Er griff nicht auf Namensnennung zurück. Als er litt, drohte er nicht; Er litt körperlich, drohte aber nicht mit Vergeltungsmaßnahmen. Er verpflichtete sich zu dem, der gerecht urteilt; Er hat sich ganz Gott dem Vater verpflichtet. Vers 24 erinnert an den Zweck des Leidens Jesu: Wer selbst trägt unsere Sünden. Sein eigenes Selbst bedeutet „Er allein“. Er allein trug unsere Sünden. In der Septuaginta wurde dasselbe griechische Wort für Langeweile verwendet, um Opfer zu bringen (Gen. 8:20; Lev. 14:20; 17: 5). Die Prophezeiung des Messias, der die Sünden Israels trägt (Jes. 53: 11-12), bildet den Hintergrund für die Lehre des Petrus in diesen Versen. Dieses Wort wurde auch in Jakobus 2:21 verwendet, um von Abrahams Opfergabe Isaaks zu sprechen. Jesus bot sich für unsere Sünden an, und die Mittel waren in seinem Körper auf dem Baum. Der Körper zeigt auf seinen physischen Tod und der Baum ist Peters Begriff für das Kreuz (Apostelgeschichte 5:30, 10:39). Der Zweck seines Todes ist, dass nun auch die Gläubigen im Moment der Erlösung an der Sünde gestorben sind und somit die Kraft erhalten, gerecht zu leben. Das griechische Wort für gestorben wird hier und nirgendwo anders verwendet. Wörtlich heißt es: „Zur Gerechtigkeit könnten wir leben“ mit dem Wort Gerechtigkeit in der nachdrücklichen Position. Unter Verwendung des göttlichen Standards des geschriebenen Wortes Gottes als Referenz müssen die Gläubigen ein beständiges Leben führen. Petrus fügt hinzu, dass die Gläubigen durch seine Streifen geistlich geheilt werden, was auf Jesaja 53: 5 verweist. Das griechische Wort für Streifen, das hier verwendet wird, ist nirgendwo anders zu finden. Es ist ein griechisches Wort, das sich auf die blauen Flecken und die Körperwunden bezieht, die sich aus den scharfen Schlägen ergeben, die Jesus erlitten hat. Peters Anwendung hier ist auf geistige Heilung und nicht auf körperliche Heilung.
In Vers 25 spricht Petrus die Position der jüdischen Gläubigen an, die auf Jesaja 53: 6 basiert: Wie Schafe sind sie vom Weg abgekommen. Früher waren sie wie Schafe in die Irre gegangen, aber jetzt sind sie zu dem Hirten und Bischof ihrer Seelen zurückgekehrt. Hirte ist das griechische Wort für „führen“. Die Verwendung dieses Wortes zeigt den Messias als den Hirten, der in Sacharja 11: 4–14 vorhergesagt wurde, und die Erfüllung der Prophezeiung durch Jesus als den guten Hirten in Johannes 10: 1–18. Es ist ein Punkt, den Petrus in 5: 4 noch einmal ansprechen wird. Das Wort Bischof ist ein griechisches Wort, das „überwachen“ oder „schützen“ bedeutet. Während es häufig verwendet wird, wenn auf Kirchenführer Bezug genommen wird (Apostelgeschichte 20:28, 1 Tim. 3: 2, 1 Pet. 5: 2–4), ist dies das einzige Mal, dass das Wort in Bezug auf Jesus verwendet wird. Es ist das griechische Wort, von dem das englische Wort Episcopal abgeleitet ist. Die Schafe Jesajas 53 waren die Herde Israels, und diese Gläubigen sind Mitglieder der Herde Israels.

Fruchtenbaum – The Messianic Jewish Epistles

Wenn wir IHM folgen – was dann? In einer der Sozialen Medien wurde ich vor kurzem angeschrieben, von jemandem, der behauptete Christ zu sein, und eine Kämpfergruppe für politische Bestrebungen und „Aufklärung“ bewarb. Wenn aber zur Zeit des Paulus noch nicht einmal ein Sklave gegen die ungerechte Behandlung kämpfen sollte – warum sollten wir heute, die wir in deiner Demokratie leben – gegen diese kämpfen? Der einzigste Kampf den ich persönlich als Christ sehe, ist ein geistiger Kampf : 2.Korinther 10 und Epheser 6 .
Wenn man sich vor Augen führt, dass die gesamte Erde einmal unter die verschiedenen „Fürsten“ aufgeteilt wurde ( 5.Mose 32,8) – und Jehovah nur das kleine Stück am Mittelmeer für „sein Volk“ resavierte…- dann hat sich mit dem Tod und der Auferstehung Jesu so viel geändert: seit diesem Augenblick ist die gesamte Erde für diese Botschaft „zugänglich“ – die anderen „Fürsten“ müssen die „gute Botschaft“ akzeptieren. DAS ist unser Thema, unser Kampf: allen zu erzählen, WER Jehovah ist, was ER für uns getan hat, und IHM zu dienen. Da bleibt keine Zeit für „Verschwörungstheorien“ und „Aufwachen“. Unser Leben dreht sich um den großen Schöpfer – und alles was IHM nicht gefällt, hat ein Ablaufdatum. Den ER ist derjenige der von Ewigkeit zu Ewigkeit existiert, und IHM ist alle Macht im Himmel und auf Erden schon damals übertragen worden! Es lohnt sich also, sich SEINEM Willen unterzuordnen.

„ER erlangte eine ewige Befreiung für uns“

Seitdem Jesus Christus hier ist, gibt es neue Regeln. Er ist der oberste Priester, er steht über allem! Er lebt im allerderbsten vollkommen heiligen Ort im Himmel, den kein Mensch bauen konnte. Er ist noch nicht mal Teil dieser Welt.
Jesus hat nur einmal Blut an den allerheiligsten Ort gebracht, und zwar kein Blut von Tieren, sondern sein eigenes Blut. Dadurch hat er uns gerettet, sodass wir nicht mehr weit weg von Gott leben müssen. Die Rettung aus unserem Dreck wurde hier perfekt gemacht, für immer.

VolxBibel – Hebr 9,11–12

 Als jedoch Christus als Hoher Priester kam, um das Gute zu bringen, das jetzt schon da ist, ging er durch das größere und vollkommenere Zelt, das nicht mit Händen gemacht wurde, das heißt, das nicht Teil dieser Schöpfung ist.  Er ging ein für alle Mal an den heiligen Ort — aber nicht mit dem Blut von Ziegenböcken und jungen Stieren, sondern mit seinem eigenen Blut — und erlangte eine ewige Befreiung für uns.

neue Welt Übersetzung – 2018 – Hebräer 9,11–12

Christus aber, gekommen als Hoherpriester der zukünftigen Güter, (d. i. der Segnungen, welche Christus einführen sollte) in Verbindung mit der größeren (O. durch die größere) und vollkommneren Hütte, die nicht mit Händen gemacht (das heißt nicht von dieser Schöpfung ist), auch nicht mit (O. durch) Blut von Böcken und Kälbern, sondern mit (O. durch) seinem eigenen Blute, ist ein für allemal in das Heiligtum eingegangen, als er eine ewige Erlösung erfunden hatte.

Elberfelder 1871, – Hebr 9,11–12
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δέ V. 1. παρα-γενόμενος Aor. Ptz. Med. -γίνομαι176 ankommen, kommen; mod. od. temp. γενομένων Aor. Ptz. Med. γίνομαι, attr. [Var. μελλόντων Ptz. μέλλω]. τὰ ἀγαθά die (wirkl.) (Heils-)Güter; τὰ γενόμενα ἀγαθά die (mit ihm) gekommenen/in Erscheinung getretenen Güter [Var. τὰ μέλλοντα ἀγαθά die (aus der Sicht des Alten Bundes) zukünftigen Güter]. τελειότερος Komp. v. τέλειος (< τέλος) vollkommen. σκηνή vgl. V. 2. χειρο-ποίητος11 (< χείρ, ποιέω) von Menschen(hand) gemacht. τοῦτʼ ἔστιν Formel das heißt (A93). κτίσις8 Schöpfung, (das) Geschaffene; τοῦτʼ ἔστιν οὐ ταύτης τῆς κτίσεως das heißt nicht zu dieser Schöpfung/Welt gehört (A154). Hb 9,12 διά m. Gen. durch, mittels, kraft. τράγος Bock, Ziegenbock. μόσχος Kalb, junger Stier. εἰσ-ῆλθεν Aor. -έρχομαι. ἐφ-άπαξ19 ein für allemal. τὰ ἅγια V. 8. λύτρωσις8 Erlösung, Loskauf, Freikauf (aus Sklaverei). εὑράμενος Aor. (vgl. H-S § 105g) Ptz. Med. εὑρίσκω, Med. hier sich verschaffen, erlangen (B 3); mod. und hat (dabei) eine ewige Erlösung erlangt (A291,2 Anm. 1).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

In diesen Versen kommt die Erörterung, die in Hebräer 8,7 begann, zum Abschluß. Der Verfasser hatte nachgewiesen, daß das Alte Testament den besseren Neuen Bund antizipierte ( Hebräer 8,7-13 ) und daß die Rituale des Alten Bundes, die in einem „irdischen Heiligtum“ vollzogen wurden, selbst auf ihre Unzulänglichkeit verwiesen ( Hebräer 9,1-10 ). Nun kommt er auf die Überlegenheit des Dienstes Christi als Mittler des Neuen Bundes zu sprechen (V. 11 -15).
Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte. Er ist durch sein eigenes Blut, (nicht durch das Blut von Tieren) ein für allemal in das Heiligtum eingegangen (V. 12; vgl. das Blut Christi in V. 14; Hebräer 10,19.29;13,20 ) – ebenfalls ein Beweis für die Überlegenheit seines Dienstes, denn sein Blut hat eine ewige Erlösung erworben. Der Wert seines Opfers ist also unermeßlich viel größer als der der Tieropfer der levitischen Ordnung. Mit ihm wurde ein vollkommenes Lösegeld für die Erlösung der Menschen gezahlt, das nicht wiederholt werden muß (Christi Opfer gilt „ein für allemal“, ephapax; vgl. Hebräer 7,27;10,10; die Erlösung, die er vollbracht hat, ist eine ewige).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die neue Ordnung, die Christus bringt, ist in gewisser Weise der alten levitischen Ordnung ähnlich, aber die Unterschiede fallen schwer ins Gewicht und verleihen der neuen Opfersitte ewige Geltung. Das Kommen Christi ist die Wende der Heilsgeschichte. Deshalb kommt dem einleitenden »aber« immense Bedeutung zu.

Es werden die alte und die neue Ordnung einander gegenübergestellt. So wie der irdische Hohepriester am großen Versöhnungstag in das Allerheiligste geht, so ist auch Christus in das wahre himmlische Allerheiligste »eingegangen«. Und so wie der Hohepriester nicht mit leeren Händen, sondern »durch das Blut von Böcken und Kälbern« eingeht, so hat auch Christus ein Opfer darzubringen, nämlich »sein eigenes Blut«. Diese eindrucksvolle Gegenüberstellung zu Heb 9,1-10 weist deutlich darauf hin, dass »die richtige Ordnung« (V. 10) angebrochen ist.

Im Gegensatz zu den Hohenpriestern des Alten Bundes ist Christus »ein Hoherpriester der zukünftigen Güter«. Nach einer beachtenswerten Lesart ist Christus »ein Hoherpriester der Güter, die jetzt Wirklichkeit geworden sind«. Die beiden Lesarten widersprechen sich in keiner Weise, sondern ergänzen sich vielmehr. Wegen der Parallele in Heb 10,1 , wo auch von »den zukünftigen Gütern« die Rede ist, ziehen wir aber die erste Lesart vor. Dies besagt, dass Christus die wahren Heilsgüter, die im Alten Bund nur schattenhaft umrissen waren, vermittelt. Im Himmel sind sie schon bereitet, treten aber erst durch seinen Priesterdienst in Erscheinung (vgl. V. 15).

Die Größe des Opfers Christi wird hervorgehoben und seine Wirkung klar herausgestellt. Zunächst ist Christus nicht durch ein irdisches, sondern durch ein himmlisches Heiligtum eingegangen, und zwar durch eine Hütte, »die nicht mit Händen gemacht, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist«. Es ist deutlich vom himmlischen Heiligtum die Rede (vgl. Heb 8,2). – Zweitens bringt er nicht »das Blut von Böcken und Kälbern«, sondern »sein eigenes Blut« dar. Drittens ist er nicht – wie die früheren Hohenpriester – mehrmals, sondern »ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen«. – Und schließlich hat er »eine ewige Erlösung erworben«. Während der atl. Opferdienst gerade auf Wiederholung angewiesen war (vgl. Heb 10,1-3), ohne jedoch eine endgültige Sühne schaffen zu können, hat Christus durch sein Selbstopfer ein für alle Mal die Grundlage eines neuen Lebens erwirkt (vgl. Gal 2,20; 2Kor 5,17). Das Vollkommene bleibt in Ewigkeit. Eine solche Vollkommenheit ist dem Opfer Christi eigen. Denn freiwillig war er dem Willen Gottes gehorsam und überwand so die Macht der Sünde und des Todes. Im Unterschied zu den Tieropfern, die auferlegt waren und zwangsläufig dargebracht wurden, kam sein Kreuzesopfer durch eine freie Entscheidung der Liebe zustande. Uns zugute ist er in den Tod gegangen und hat uns dadurch die Lasten der Sünde abgenommen (vgl. Joh 1,29).

Gerhardt Maier – Edition C

Über diesen kurzen Abschnitt hat man gesagt, daß er „mit Schwierigkeiten gespickt ist“. Es ist ein Abschnitt der Vergleiche und Gegenüberstellungen: Aaron und Christus, das Alte und das Neue, das Zelt der Zusammenkunft und etwas Größeres, das Gegenständliche und das Himmlische, die Opfer und Golgatha, das oft vergossene Blut der tierischen Opfer und das ein für allemal geschehene, nie mehr zu wiederholende Opfer dessen, der eine
ewige Erlösung erfunden hat, indem Er sein eigenes Blut vergoß und für uns in das Heiligtum eingegangen ist.
Die erste Schwierigkeit im Abschnitt bezieht sich auf die „zukünftigen Güter“. Worin genau bestehen diese „Güter“, und wann kommen sie?
Einige setzen diese „zukünftigen Güter“ mit der Zeit der Zurechtbringung in V.10 gleich und verstehen darunter die Güter, die jetzt in Christus zu uns gekommen sind. Diese Ansicht legt die Stelle dahingehend aus, daß die Güter nur, soweit sie das Volk der alten Haushaltung betrafen, „zukünftig“, aber jetzt zu uns als den Angehörigen der neuen gekommen sind.
Andere verstehen unter den Gütern Dinge, die noch kommen sollen und noch nicht Wirklichkeit geworden sind. Wir zitieren J.N. Darby, der für diese Ansicht eintritt. Er sagt: „Sie sollen noch kommen. Diese Güter bestehen aus all dem, dessen sich der Messias erfreuen wird, wenn Er regiert.“
Doch warum sollten wir gezwungen sein, eine dieser beiden Auslegungen zu akzeptieren und die andere auszuschließen? Trifft es nicht zu, daß bereits „Güter“ gekommen sind, Güter noch kommen werden und all das, was wir jetzt besitzen, zusammen mitdem, was wir noch genießen werden, in dieser Wendung, „die zukünftigen Güter“,eingeschlossen ist? Sie sollten zu den Heiligen einer früheren Zeitkommen.
Sie werden in all ihrer Fülle an einem noch ausstehenden, herrlichen Tagkommen. So scheint dies W. Kelly zu verstehen, der schreibt: „Obwohl derSegen dem Gläubigen jetzt völlig geoffenbart ist, um ihm direkten Zugang zu Gott nach dem Anrecht auf die Herrlichkeit Christi und auf die tatsächlich für die Seele vollbrachte Erlösung zu ermöglichen, ist die Ausdrucksweise bewußt so gewählt, um ‚die zukünftigen Güter‘ für sein Volk in einer anderen Zeit darzubieten und zu gewährleisten.
Dies gleicht ‚dem zukünftigen Erdkreis‘ (Kap.2), ‚der Sabbathruhe, (die) dem Volke Gottes aufbewahrt‘ bleibt (Kap.4), ‚dem zukünftigen Zeitalter‘ (Kap.6) und der angedeuteten Ausübung des Priestertums Melchisedeks (Kap.7), um nur diese zu nennen.“
Es sind daher bereits „Güter“ zu uns gekommen, doch an einem anderen, zukünftigen Tag müssen weitere Güter folgen.
Es gibt eine Hütte, die größer und vollkommener ist als das Bauwerk und System, das Israel in der Wüste kannte. In diesem Brief kommen viele „große“ Dinge vor:
Eine Errettung 2,3
Ein großer Hoherpriester 4,14
Ein großer Kampf des Leidens (Luther ’56) 10,32
Eine große Belohnung 10,35
Eine große Wolke von Zeugen 12,1
Ein großer Hirte der Schafe 13,20
Doch es gibt auch zwei „größere“ Dinge.
Mose hielt die Schmach des Christus für „größeren Reichtum“ als die Schätze Ägyptens (11,26). Hier wird eine Hütte erwähnt, die „größer“ ist als die in der Wüste befindliche. Das alte Zelt der Zusammenkunft war, obwohl göttlich angeordnet, ein Werk von Menschenhand. Im Dienst Aarons ging es um Gegenstände sowie um Dinge, die man sehen und berühren konnte, doch der Dienst unseres HERRN erfolgt im Himmel. Ihm gehört ein Heiligtum, das nicht mit Händen gemacht ist. Es ist nicht von dieser Schöpfung. Es besitzt daher eine Vollkommenheit, die das aaronitische nicht hatte. In der fortwährenden, wiederholten Argumentation des Schreibers geht es darum, daß das Alte schattenhaft und sinnbildlich war. Es hatte seinen Dienst getan und seine Lektionen gelehrt. Jetzt ist es von etwas Größerem und Vollkommeneren abgelöst und beiseite gesetzt worden.
Nun ging aber Aaron mit dem Blut von Böcken und Kälbern
in das Allerheiligste ein. Der Bericht über sein jährliches Eingehen
in diese allerheiligste Stätte wird in 3Mo 16 wiedergegeben, wie
wir bereits festgestellt haben. Aufgrund göttlicher Anordnung ging er mit Blut hinein. Das Vergießen des Blutes verkörperte die Dahingabe des Lebens. Es ging um Tod, den Tod eines stellvertretenden Opfers. Somit mußte ein anderer sterben und die Strafe der Sünde bezahlen, und allein aufgrund dessen, daß die Strafe bezahlt worden war, ging Aaron ein.
Gottes heil’ger Grundsatz gilt in alle Ewigkeit:
Nur im Blut des Opfers steht Vergebung dem bereit, der sich Ihm, dem Reinen, naht und verläßt des Sünders Pfad.
Doch das Blut von Stieren und Kälbern hatte keinen
Eigenwert. Es stellte eine zeremonielle, rituelle Anordnung dar, damit der HERR Umgang mit dem Volk haben konnte. Bei Christus ist es anders. Er, der unser Erretter ist, ging durch Sein eigenes Blut ein (vgl. Konkordante): Er gab sichselbst. Und dies geschah „durch“ Sein eigenes Blut, nicht „mit“ Seinem Blut, worauf einige bestehen. Wir haben schon zuvor in Kap.2 festgestellt, daß Sühnung
am Kreuz und nicht im Himmel erwirkt wurde. Die Argumentation einiger, Christus sei mit Seinem Blut in den Himmel eingegangen, um dort Sühnung zu erwirken, wird durch diesen Vers nicht begründet oder erhärtet. Unser HERR vollbrachte die Sühnung am Kreuz. Das Werk wurde auf Golgatha vollendet.
Aufgrund dieses vollbrachten Werkes ging Er in das himmlische Heiligtum ein, um sich im priesterlichen Dienst für Sein Volk zu verwenden. Ja, dieser Vers zeigt eindeutig, daß das Sühnungswerk bereits vollendet war, denn Er ist eingegangen, als Er eine ewige Erlösung für uns „erfunden hatte“. Christus war der Opfernde und zugleich das Opfer.
Dieses Opfer ist von größerem Wert als Zeremonien und Riten. Es hat einen Eigenwert, den man nur aufgrund der Größe und Kostbarkeit des Gepriesenen ermessen kann, der sich selbst gab – der Heilige, der Sünden getragen hat, ein Stellvertreter, um die Sünden vieler zu tragen (Jes 53,12).
Dies ist der erste Hinweis auf das Blut Christi im Brief.
Es gibt insgesamt sieben Erwähnungen, wobei jede bedeutungsvoll und lehrreich ist.
„Sein eigenes Blut“ 9,12
„Das Blut des Christus“ 9,14
„Das Blut Jesu“ 10,19
„Das Blut des Bundes“ 10,29
„Das Blut der Besprengung“ 12,24
„Sein eigenes Blut“ 13,12
„Das Blut des ewigen Bundes“ 13,20
Es ist bedeutsam anzumerken, daß wir nirgends in einem Teil der neutestamentlichen Schriften von „dem Blut“ lesen, ohne daß
irgendein Wort oder eine Wendung als Erläuterung angefügt ist. Es ist „das Blut des Christus“, „das Blut Jesu“, „Sein eigenes Blut“
oder dergleichen, wie wir gesehen haben, aber nie lediglich „das Blut“.
In Anbetungsliedern mag „das Blut“ besungen werden. Verkündiger mögen es sich aufgrund von fehlender Unterweisung und Gedankenlosigkeit erlauben, von „dem Blut“ zu sprechen. Dies verrä keine Ehrfurcht. So zu reden, entspricht nicht dem Geist der Schrift.
Der andere große Gegensatz in diesem Vers bezieht sich auf das eine Eingehen Christi in das Allerheiligste. Aaron ging jährlich
hinein. Dies war ein wiederholtes, wiederkehrendes Ereignis einmal im Jahr (V.7). Nun entspricht aber das Wort „einmal“ (Luther ’12) in diesem V.12 nicht ganz dem Ausdruck „einmal“ in V.7. Das Wort in V.12 ist eine verstärkte Form des Begriffs in V.7 und bedeutet „ein für allemal“ (vgl. Elberf). Es muß und kann nie eine Wiederholung des auf Golgatha vollendeten Werkes geben. Dementsprechend ist Christus ein für allemal in das himmlische Heiligtum eingegangen. Die Erlösung, die Er erfunden hat, ist – wie so viele andere Sachverhalte in diesem Brief – ewiger Art. Die durch Israels Versöhnungstag gewährte Entlastung mußte jährlich neu vollzogen werden. Die Wirksamkeit des Opfers Christi besteht ewig.

Benedikt Peters, Was die Bibel lehrt

Der Autor zeigt die Überlegenheit des Messiasopfers auf drei Arten. In Vers 11 ist die erste Überlegenheit seines priesterlichen Werkes der Ort, an dem er arbeitet: ein besseres Heiligtum. Er beweist dies, indem er das irdische Heiligtum, in das der levitische Priester eingetreten ist, dem göttlichen oder himmlischen Heiligtum gegenüberstellt, in das Jesus eingetreten ist. Das himmlische Tabernakel ist größer und vollkommener als das alte irdische Tabernakel. Das alte Tabernakel wurde von sündigen, menschlichen Händen gemacht. Der himmlische wurde nicht mit Händen gemacht. Der Irdische war von dieser Schöpfung und war „erdig“, aber der Himmlische ist nicht von dieser Schöpfung; es ist himmlisch. Um zusammenzufassen, was der Autor gesagt hat: Der Messias kam als Hohepriester der kommenden guten Dinge. Die guten Dinge, die kommen sollten, waren die messianischen Erfüllungen. Er kam durch die himmlische Stiftshütte, die vollkommener ist, weil sie den Gläubigen zur geistigen Reife bringen kann. Der Autor stellt einen Kontrast zwischen dem Werk des Hohepriesters am Versöhnungstag und dem Werk des Messias. Der Kontrast besteht nicht zwischen Jesus und den fünf levitischen Opfergaben von 3. Mose 1–7. Es ist zwischen dem wichtigsten Tag des levitischen Jahres und dem, was der Messias durch seinen Tod vollbracht hat, der die Grundlage für den Dienst des Großen Hohepriesters im Himmel wurde: dem Versöhnungstag des 3. Mose 16. Das Mittel ist der Kontrast zwischen dem irdisches Heiligtum und das himmlische Heiligtum, in das Jesus eingetreten ist. Es ist sowohl größer als auch perfekter als das alte Heiligtum; nicht mit den Händen gemacht; nicht menschlich; und nicht von dieser Schöpfung; es ist nicht irdisch, sondern himmlisch.
Die zweite Überlegenheit des priesterlichen Werkes des Messias – die Natur seines Opfers – findet sich in Vers 12a. Auch hier zeichnet der Autor einen Kontrast. Der Fokus liegt nun speziell auf dem Versöhnungsopfer, wie in 3. Mose 16 beschrieben. Das irdische Opfer war das Blut von Ziegen und Kälbern [oder Stieren]. Das Blut der Ziegen war für das Volk (Lev. 16:15) und das Blut der Kälber oder Stiere war für die Priester (Lev. 16:11). Jesus kam nicht mit dem Blut einer Ziege oder eines Stiers in die himmlische Stiftshütte, sondern trat durch sein eigenes Blut ein, das ein Denkmal für sein Opfer war. Sein Blut ist eine Erinnerung. Kapitel 12 wird zeigen, dass sein Blut immer noch in der himmlischen Stiftshütte ist und für alle Ewigkeit im neuen Jerusalem bestehen bleibt. Ein weiterer Kontrast besteht darin, dass die Priester mit Blut in die irdische Stiftshütte eingetreten sind, Jesus jedoch durch Blut in die himmlische Stiftshütte eingetreten ist. Der Priester musste kommen, um Blut für seine eigenen Sünden zu tragen, und das Blut, das er trug, war nicht sein eigenes. Jesus hatte keine Sünden und deshalb ging er durch Blut, und dieses Blut war sein eigenes. Ein zusätzlicher Kontrast betrifft die Frequenz. Der Priester musste jedes Jahr in das Allerheiligste gehen, aber dieser Eine, Jesus, trat ein für alle Mal ein. Dieser eine Eingang Jesu ließ den Weg für jeden Gläubigen für immer offen. So wie Banknoten keinen inneren Wert haben, da ihr Wert auf dem Gold basiert, das sie stützt, hat auch Tierblut keinen inneren Wert, da sein Wert auf dem Blut des Messias basiert, das sie stützt.
Die dritte Überlegenheit seines priesterlichen Werkes in Vers 12b ist seine bleibende Wirksamkeit; es geht weiter. Indem Jesus durch sein eigenes Blut eintrat, erlangte er ewige Erlösung anstelle einer jährlichen vorübergehenden Versöhnung. Dies ist ein weiterer guter Vers, der die ewige Sicherheit unterstützt.
In diesen beiden Versen gibt es drei Merkmale, die den Eintritt des Messias in die himmlische Stiftshütte betreffen: (1) Es war durch sein eigenes Blut; (2) es war ein für allemal; und (3) es führte dazu, dass er ewige Erlösung erlangte.

Arnold Fruchtenbaum – Die messianisch-jüdischen Briefe

ich ein verlorenes Schaf?

Ich sehne mich nach deiner Rettung, Jehova; und dein Gesetz ist meine Wonne. Laß meine Seele leben, und sie wird dich loben; und deine Rechte mögen mir helfen!
Ich bin umhergeirrt wie ein verlorenes Schaf; suche deinen Knecht! Denn ich habe deine Gebote nicht vergessen.
Elberfelder Bibel 1905 – Ps 119,174–176

Ich bin wie ein verirret und verloren Schaf. Das ist in diesem Zusammenhange nicht ein Sündenbekenntnis. Vielmehr vergleicht sich David mit einem verirrten Schaf, weil die gewaltsamen Angriffe der Feinde ihn umtrieben und er zitternd hier und dort einen Schlupfwinkel suchen musste. Wir wissen ja, wie er sich immer auf der Flucht befand, so dass ihm in der Verbannung niemals ein ruhiges Plätzchen zuteil ward. Darum passt dies Gleichnis auf ihn so trefflich, weil er trotz Vertreibung und Flucht niemals von Gottes Gesetz wich. Da ihn aber die Wölfe verfolgten, bittet er, dass Gott ihn suche und sammle, dass er ihm also eine sichere und ruhige Wohnung gebe und seinem Umherschweifen ein Ende mache. Er hat einen trefflichen Grund, zuversichtlich die Erhörung zu erwarten: denn ich vergesse deiner Gebote nicht – trotz alles erfahrenen Unrechts. Man wird dies richtiger auf seinen ganzen Lebenslauf beziehen müssen, als auf jede einzelne seiner Taten. Denn in seinem Ehebruch war er eine Zeitlang sittlich stumpf geworden. Sicherlich hat ihn aber im Unglück seine fromme Geduld in solchen Schranken gehalten, dass er standhaft die Gerechtigkeit pflegte.

Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar

Der Psalmist bat Gott, sein Flehen zu erhören und ihn zu erretten (V. 169-170 ). Er wollte Gott für sein Wort preisen (V. 171-172 ). Er bat Gott, daß er ihn am Leben erhielt, denn er erfreute sich an seinem Gesetz (V. 173-175 ; vgl. V. 92 ). Der Psalmist schloß diesen langen, aber inhaltsreichen Psalm, indem er bekannte, daß er wie ein verlorenes Schaf in die Irre gegangen war. Er bat Gott, ihn durch sein Wort zu erretten (V. 176 ).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Davids Leben ist wirklich eine spannende Geschichte, denn der Weg vom Schäfer zum König, zwischendurch als Vogelfreier, als Gejagter… und David selbst sah sich NIE als König, sondern nur als den Fürsten! Er war sich immer dessen bewußt, dass er immer die Führung Jehovahs benötigte!
Wie sieht dass bei uns aus? Bin ich mir dessen bewußt, dass ich mein Leben NIE im Griff habe? dass ich immer SEINER Führung unterstehe? Dass ER viel weiter schauen kann als ich? Deshalb ist das Bild das der Schäfer wählt so interessant: das Schaf sieht nur den nächsten Grashalm – der Schäfer die gesamte Wiese und schon den nächsten Weidegrund im Ziel. So ist unser Schöpfer: er sieht unser gesamtes Leben – und führt uns einem Ziel entgegen. Grund zu meckern? Eigentlich nicht – denn ER führt „seine Schafe“ halt zu dem Ziel! Laß auch du dich von IHM führen!