Monat: Dezember 2021

welche Gemeinde ist besser?

Und Gott, der Herzenskenner, gab ihnen Zeugnis, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, gleichwie auch uns; und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun denn, was versuchet ihr Gott, ein Joch auf den Hals der Jünger zu legen, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten?
Elberfelder 1871 – Apg 15,8–10

Und Gott, der jedem Menschen ins Herz sieht, hat sich zu ihnen bekannt, als er den Nichtjuden genauso wie uns den Heiligen Geist gab. Ja, Gott machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen: Er befreite sie von aller Schuld, als sie an ihn glaubten. Warum wollt ihr jetzt Gott herausfordern und diesen Brüdern und Schwestern eine Last aufbürden, die weder wir noch unsere Vorfahren tragen konnten?
Hoffnung für Alle – Apostelgeschichte 15,8–10

Gott, der jeden Menschen ganz genau kennt, hatte da anscheinend Bock drauf. Er hat ja die Nichtjuden genauso wie uns mit seiner besonderen Kraft, dem heiligen Geist, abgefüllt. Gott ist es anscheinend total egal, ob du ein Jude bist oder nicht, er befreit jeden von seinem Dreck, der ihn von Gott trennt. Und zwar, sobald man anfängt, das Vertrauen auf ihn zu setzen. Wollt ihr Gott jetzt herausfordern, oder warum ist es euch so wichtig, den Leuten von Jesus noch ein paar Regeln aufzudrücken, die noch nicht einmal wir oder unsere Vorfahren wirklich gepackt haben?
VolxBibel – Apostelgeschichte 15:8–10

Worin unterscheiden sich den die verschiedenen Gemeinden? Doch nur durch andere Regeln! Bei der einen mußt du den Sabbath halten, bei der anderen geht es um Zeremonien, oder um viel Gesang, oder du mußt von Haus zu Haus gehen….
Na dann gehen wir zurück zu den Wurzeln und besuchen eine Synagoge? Aber geht es da um den Messias oder um Brauchtum?

Die Entscheidung, die hier zu treffen war, war sehr wichtig; man stritt sich (zEtEseOs, „Nachforschungen, Debatten, Fragen“; das Wort ist in V. 2 mit „Streit“ übersetzt, in 1Tim 6,4 mit „Fragen“, in 2Tim 2,23 und Tit 3,9 wieder mit „Streit“) deshalb lange und heftig. Petrus hörte sich die Debatte klugerweise eine Zeitlang an, um den Eindruck zu vermeiden, daß es sich bei den Beschlüssen um eine bereits vorher abgemachte Sache handelte. Was den Zeitpunkt des Apostelkonzils angeht, so wird es im allgemeinen auf das Jahr 49 n. Chr. angesetzt. Wenn Petrus also sagte, daß die Erwählung des Kornelius bereits lange Zeit zurückliege, sprach er von einem Zeitraum von zehn Jahren (Apg 10,1-11,18). Die Frage, ob Heiden überhaupt in die Kirche aufgenommen werden sollten, war schon damals geklärt worden. Gott hatte diesen Entschluß nach den Worten des Petrus bestätigt, indem er den Heiden, wie den Juden auch (Apg 2,4; 11,15), den Heiligen Geist gegeben hatte (10,44-46). Gott machte also keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden, entscheidend ist der Glaube.
Wenn man von den Heiden gefordert hätte, sich beschneiden zu lassen und dem mosaischen Gesetz zu gehorchen, so hätte das zweierlei bedeutet: (a) Die Juden hätten Gott versucht (peirazete; vgl. 5Mo 6,16), und (b) sie hätten ein Joch auf den Nacken der Jünger gelegt, das weder ihre Väter noch sie selbst hatten tragen können (vgl. Mt 23,4). Das war ein sehr passender Vergleich, denn das „Aufnehmen des Joches“ war eine Metapher für den endgültigen Übertritt heidnischer Proselyten zum Judentum. Sie bedeutete eine unabänderliche Verpflichtung.
Bei der Erörterung der Frage bezog Petrus sich jedoch nicht nur auf die Heiden, sondern auf alle Gläubigen. Der Terminus „Jünger“ bezeichnete sowohl Juden als auch Heiden.
Apostelgeschichte

Walvoord Bibelkommentar

Durch die Gnade des Herrn Jesu Christi selig zu werden. Petrus stellt zwei Dinge als einander ausschließend gegenüber: im Blick auf Christi Gnade das Heil erhoffen dürfen – und unter dem Joch des Gesetzes stehen. Diese Gegenüberstellung setzt die Rechtfertigung durch Christus in helles Licht, indem wir nun den Schluss ziehen, dass durch Glauben gerechtfertigt wird, wer, befreit und gelöst von dem Joch des Gesetzes, das Heil in Christi Gnade sucht. Könnte jemand durch Gnade selig werden, der noch in das Joch des Gesetzes verstrickt ist, so wäre die Schlussfolgerung des Petrus ungereimt. Denn er folgert eben aus dem Gegensatz: Wir erhoffen die Seligkeit von Christi Gnade; also sind wir dem Joch des Gesetzes nicht unterworfen. Und alles hat nur einen Sinn, wenn ein Zwiespalt zwischen Christi Gnade und dem Joch des Gesetzes besteht. Wer also in Christus Leben finden will, muss unweigerlich die Gerechtigkeit des Gesetzes fahren lassen. Denn dieser Widerstreit betrifft nicht die Lehre, sondern die Ursache der Rechtfertigung. Damit fällt auch der Irrtum, als würden wir durch Christi Gnade gerechtfertigt, weil er uns durch seinen Geist erneuert und Kräfte zur Erfüllung des Gesetzes gibt. Wer sich dies einbildet, scheint zwar das Joch des Gesetzes ein wenig zu lockern, hält aber die Seelen mit seinen Stricken auf beiden Seiten gebunden. Denn es wird immer nur die bedingte Verheißung gelten: Wer dies tut, wird darin das Leben haben. Auf der andern Seite wird der Fluch auf jedem Menschen lasten, der das Gesetz nicht ganz peinlich erfüllt hat. Darum müssen wir die Gnade Christi, auf welcher der Heilsglaube ausruht, ganz anders beschreiben als jene Träumer; sie ist die unverdiente Wiederaussöhnung mit Gott, welche durch das Opfer des Todes Christi gewonnen ward. Anders ausgedrückt: die unverdiente Vergebung der Sünden, welche Gott zufrieden stellt und aus einem Feinde oder strengen und unversöhnlichen Richter zu unserem freundlichen Vater macht. Gewiss gebe ich zu, dass Christi Gnade uns zu einem neuen Leben umschafft; wo es sich aber um die Heilszuversicht handelt, dürfen wir allein an die unverdiente Annahme zur Kindschaft denken, die mit Sühnung und Vergebung der Sünden verbunden ist. Müssten die Werke wenigstens teilweise als Untergrund der Gerechtigkeit verrechnet werden, so wäre das Joch des Gesetzes durchaus nicht zerbrochen; es müsste auch der Gegensatz, den Petrus hier aufstellt, dahinfallen.
Gleicherweise wie auch sie. Hier bezeugt Petrus, dass zwar nach dem äußeren Schein den Vätern die Dienstbarkeit des Gesetzes auferlegt war, dass aber ihre Gewissen frei und ungebunden waren. Dadurch wird eine Ungereimtheit beseitigt, welche sonst fromme Seelen nicht wenig verwirren konnte. Da der Bund des Lebens, den Gott vom Anfang bis zum Ende der Welt mit seinen Knechten geschlossen hat, ewig und unveränderlich bleibt, wäre es ungereimt und unerträglich, dass wir heute einen andern Heilsweg lehren sollten, als er einst den Vätern eröffnet war. Petrus behauptet also, dass wir in bester Einigkeit mit den Vätern ständen, weil sie nicht weniger als wir ihre Heilshoffnung auf Christi Gnade gründeten. Er vereinigt bezüglich des letzten Zwecks ihrer Lehre Gesetz und Evangelium und hebt damit einen Anstoß, der sich für die Juden aus einem eingebildeten Zwiespalt ergab. So wird deutlich, dass das Gesetz den Vätern nicht gegeben ward, damit sie aus demselben das Heil gewönnen; noch wurden die Gebräuche beigefügt, damit sie durch ihre Beobachtung Gerechtigkeit erwürben. Vielmehr war der einzige Zweck des ganzen Gesetzes, dass sie das Vertrauen auf Werke fahren lassen und alle ihre Hoffnungen auf Christi Gnade setzen sollten. Petrus lehrt also, dass der Glaube der Väter immer auf Christus gegründet war, da sich ja nirgends sonst jemals ein Weg und eine Weise finden ließen, zu Gott zu gelangen. So stimmt diese Stelle mit dem apostolischen Wort (Ebr. 13, 8): „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“

Jean Calvin – Apostelgeschichte

Es sind drei solcher Tatsachen, die Petrus hervorhebt. Gott selbst hat ausgerechnet Petrus dazu ersehen, daß „durch seinen Mund hören sollten die Heiden das Wort des Evangeliums und zum Glauben kamen“. Und dieser Entschluß Gottes stand „von alten (oder: von ersten) Tagen her“ fest; er ist kein spätes Anhängsel. Gott selbst hat solchen unbeschnittenen Heiden im Hause des Kornelius den Heiligen Geist geschenkt, die höchste messianische Gabe; dadurch hat Gott selbst „für sie Zeugnis gegeben“. Gott aber ist „Herzenskündiger“, darum gilt sein „Zeugnis“ wie kein anderes. Und Gott selbst hat sie „gereinigt“. Die Männer, die die Beschneidung der Heiden fordern, haben darin recht: Heiden sind „unrein“ vor Gott, sie müssen darum „gereinigt“ werden. Aber bei diesen Heiden in Caesarea hat Gott selbst diese Reinigung vollbracht, und dies nun wirklich so, wie es Beschneidung und Speisegebote nie tun konnten, als eine „Reinigung des Herzens“. Petrus hat von dem Unterricht Jesu nach Mk 7, 14–23 über die eigentliche „Unreinheit“ doch einiges verstanden!
So hat Gott selber bereits die Frage entschieden, um die es geht. Die Vertreter der Beschneidung sagten mit innerem Schaudern: Ihr könnt doch nicht wider das Gesetz „unterschiedslos“ unbeschnittene, unreine Heiden und beschnittene, gesetzestreue Israeliten in einer Gemeinde zusammenfassen wollen! Petrus entgegnet: Gott selbst „machte keinen Unterschied“! Dieses „unterschiedslose Aufnehmen“ hat Gott selbst vollzogen. Nun wird es überwältigend klar: Wer jetzt doch wieder „Unterschiede“ macht und die Beschneidung der Heiden fordert, der kämpft nicht gegen Paulus und Barnabas und die Antiochener, der „versucht Gott“, der führt den Kampf gegen Gott selbst! Wie kraftvoll und tief hat Petrus alles zum entscheidenden Punkt geführt.
[10/11] Darum schließt er nun mit einem Wort, daß dieses „keinen Unterschied“ auch noch nach der andern Seite, nach der jüdischen hin, deutlich macht. Sie wollen das Gesetz wie ein „Joch auf den Nacken der Jünger legen“. Aber – haben sie denn als Israeliten dieses Joch tragen können? Petrus mag hier an den mächtigen Ruf seines Herrn denken, den er mit eigenen Ohren gehört hatte: „Nehmt auf euch mein Joch … so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt 11, 29). Das Joch des Gesetzes hatte ihnen keine „Ruhe“ gebracht, sondern sie zu jenen „Sich-Abarbeitenden und Lasten-Tragenden“ (wörtlich für: „Mühselige und Beladene“) gemacht, die Jesus zu sich ruft. Darum gilt für sie als Juden der eine, einfache, gleiche Grundsatz des Heils genauso wie für Heiden: „Vielmehr durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir errettet zu werden, ganz ebenso wie auch jene“338. Es liegt darin zugleich etwas wie eine Frage an jene zum Glauben gekommenen Pharisäer: Warum kamt ihr denn überhaupt zu Jesus? Was suchtet ihr bei ihm? Der Anschluß an Jesus wird nur dann tief und unverbrüchlich sein, wenn wir bei Jesus allein die Rettung aus unserer totalen Verlorenheit finden!

Wuppertaler Studienbibel

Der Abschnitt über die Erklärungen des Jerusalemer Konzils beginnt mit dem Zeugnis des Petrus. In Vers 6 wird die Gemeindeversammlung auf Befehl der Apostel und Ältesten einberufen. Die Leiter übernahmen die Verantwortung für die Angelegenheit, die zwei Aspekte umfasste: erstens die Frage der Beschneidung der Heiden und zweitens die Frage der Heiden und der Einhaltung des mosaischen Gesetzes. Das Treffen erwies sich als ein entscheidender Wendepunkt in der Kirchengeschichte.
In den Versen 7-11 wird die Ansprache des Petrus aufgezeichnet. Nachdem viele Fragen gestellt worden waren, erhob sich Petrus (V. 7a). Mit anderen Worten: Die Judaisten bekamen reichlich Gelegenheit, ihre Argumente vorzubringen. Es wurde nicht versucht, die Debatte abzubrechen. Schließlich erhob sich Petrus und begann zu sprechen. Dies ist das letzte Mal, dass der Apostel in der Apostelgeschichte auftritt. In seiner letzten Ansprache ging er auf die Heiden ein und wies darauf hin, dass Gott sie erwählt hat: Brüder, ihr wisst, dass Gott vor langer Zeit eine Auswahl unter euch getroffen hat, damit die Heiden durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben (V. 7b). Petrus spricht seine Zuhörer als „Brüder“ an, d. h. als Mitgläubige. Die Formulierung „vor langer Zeit“ bezieht sich auf Apostelgeschichte 10. Zwischen den Kapiteln 10 und 15 waren etwa zehn bis zwölf Jahre vergangen. In diesen frühen Tagen wählte Gott Petrus aus den jüdischen Gläubigen aus, um ihn zu den Heiden zu senden, damit sie die gute Nachricht hören und glauben sollten. Da Petrus die Schlüssel des Königreichs hatte, war er derjenige, der die Heiden hereinließ, wie er es mit Kornelius in Kapitel 10 getan hatte. Daher war Petrus, der Hauptapostel, für den Beginn der Evangelisation unter den Heiden verantwortlich. Aber es war Gottes Entscheidung, nicht die von Petrus, dass die Heiden das Evangelium hören sollten.
In den Versen 8-9 wird erklärt, dass der Heilige Geist das, was Petrus tat, bestätigte. Nach Vers 8 wurde er den Heiden gegeben, die glaubten: Gott, der das Herz kennt[ 385 ], hat ihnen Zeugnis gegeben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, wie er auch uns gegeben hat. Gott kannte das Herz der Heiden, und er bezeugte ihren Glauben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab. Dies war der wichtigste Beweis für die Annahme durch die Heiden. Petrus hatte diesen Beweis bereits zweimal angeführt: in Apostelgeschichte 10,44-48 und in 11,15-17. Die Tatsache, dass der Heilige Geist diesen Heiden gegeben worden war, zeigte, dass Gott sie aus Gnade durch den Glauben angenommen hatte, unabhängig von der Beschneidung und unabhängig von den Werken des Gesetzes, genauso wie er es mit den Juden getan hatte. Daher gab Gott den Heiligen Geist aus Gnade durch den Glauben, ohne Unterschied. Petrus erklärte, er mache keinen Unterschied zwischen uns und ihnen (V. 9). Beide, Juden und Heiden, sind Sünder, und beide, Juden und Heiden, werden auf dieselbe Weise gerettet: aus Gnade durch den Glauben. Beide empfangen den Geist auf der gleichen Grundlage. Sie empfangen die Reinigung ihrer Herzen nicht durch Werke, nicht durch Zeremonien, nicht durch Rituale, sondern durch den Glauben.

Die Schlussfolgerung des Petrus ist in den Versen 10-11 festgehalten. Nachdem er dies gesagt hatte, stellte Petrus eine Herausforderung dar, die in Vers 10 beschrieben wird: Warum stellt ihr nun Gott auf die Probe, indem ihr den Jüngern ein Joch auf den Hals legt, das weder unsere Väter noch wir zu tragen vermochten? In Anbetracht dessen, was in den vorangegangenen Versen gesagt wurde, erklärte Petrus, dass die Anfechtung des heidnischen Heils bedeutet, Gott auf die Probe zu stellen, indem man den heidnischen Gläubigen ein Joch auf den Hals legt. Galater 5,1 bestätigt, dass das Gesetz tatsächlich ein Joch war. Die Tatsache, dass Petrus das Wort „Jünger“ verwendet, wenn er sich auf diese Heiden bezieht, zeigt, dass er sie als Glaubensgenossen akzeptiert. Warum sollten sie ein Joch tragen müssen, das selbst die Juden nicht tragen konnten, weder ihre Vorfahren noch die jetzige Generation? Der Punkt, den Petrus ansprach, war: „Warum diese Heiden zwingen, das zu tun, was wir selbst nicht tun können?“ Genau das hätten sie getan, wenn sie von den nichtjüdischen Gläubigen verlangt hätten, sich beschneiden zu lassen. Dies zu verlangen, hätte zwei Folgen gehabt: Erstens hätte es Gott auf die Probe gestellt, und zweitens hätte es die Jünger unter ein unerträgliches Joch gestellt. The Jewish Annotated New Testament bietet eine jüdische Sicht des Jochs:
Joch, GK „zygos“ in LCC oft für Heb „ol“, wörtlich „Joch“ als Halsstück am Zugtier; metaphorisch verwenden viele Texte im Tanach das Bild eines Jochs, um Härte auszudrücken, besonders fremde Unterdrückung (Dtn 28,48; Jes 14,25; Jer 27,12; Sir 40,1; 1 Macc 13,41). In den rabbinischen Schriften steht es für die Akzeptanz der Souveränität Gottes (m. Ber. 2.2; b. Seb. 13a; b. Ker. 7a; Ex. Rab. 30.5), der diejenigen, die es tragen, mit Segen beschenkt (m. Avot 3.5).

Schließlich stellte Petrus in Vers 11 fest, dass die Rettung tatsächlich durch die Gnade unseres Herrn Jeschua erfolgt. Indem er ihn „Herr“ nannte, erklärte Petrus, dass Jeschua der Vermittler der Gnade ist, der das Heil schenkt. Die Juden brauchten nur zu glauben, um in gleicher Weise wie sie gerettet zu werden. Die Errettung erfolgte für beide Gruppen aus Gnade durch Glauben.
Die Argumentation des Petrus lässt sich in drei Punkten zusammenfassen: Erstens war es Gottes Wille, dass die Heiden das Evangelium hören sollten; zweitens gab er ihnen den Heiligen Geist ohne Unterschied und ohne Diskriminierung, was der Beweis für ihre Annahme war; und drittens war das mosaische Gesetz für die Juden ein unerträgliches Joch, warum sollte es also den Heiden auferlegt werden?

Arnold G. Fruchtenbaum – Apostelgeschichte

Alle Christen sind frei – sie alle müssen nur die noahistischen Gebote halten – und sind frei auch die mosaischen Gesetze zu halten – egal aus welcher Familie sie stammen! Doch die Freiheit, sich Geboten/Gesetzen unterzuordnen kann auch zu einem Joch werden…
Aber alle Christen sollten unbedingt die gesamte Bibel kennen!

hören und umsetzen

Er aber sprach: Ja, vielmehr glückselig, die das Wort Gottes hören und bewahren!
Elberfelder 1871 – Lk 11,28

Aber Jesus erwiderte: »Mehr noch dürfen die sich freuen, die Gottes Wort hören und danach leben!«
Gute Nachricht Bibel – Lukas 11,28

Aber Jesus sagte: „Wirklich freuen können sich alle Leute, die Worte von Gott hören und sie in ihrem Leben umsetzen!“
VolxBibel – Lukas 11:28

„Nein!“ – entgegnete er – „sondern nur die sind glücklich zu preisen, die das Wort Gottes hören und es treu beobachten.
Johannes Greber 1936 – Lk 11:28

Schließlich kann man die Frage stellen, ob der Ausdruck »sie erhob ihre Stimme« eine Art prophetischer Begeisterung meint. Die Parallelen in Lk 1,41ff und Apg 2,14 sprechen dafür. Dafür spricht ferner die Tatsache, dass gerade Frauen als Prophetinnen in der jüdischen und frühchristlichen Geschichte eine wichtige Rolle spielten (vgl. 2 Mo 15,20; Ri 5,1ff.; 2Kön 22,14ff.; 2 Chr 34,22ff.; Neh 6,14; Lk 1,39ff.; Lk 2,36ff.; Apg 21,9). Dan aber in Lk 11,27 ein deutlicher Hinweis fehlt, lassen wir diese Frage vorsichtshalber offen.

Hatte die Frau nun Recht?
Viele lesen den 28. Vers so, als ob Jesus ein scharfes Nein gesagt hätte. Überlegt man aber seine Antwort genauer, dann merkt man, dass die Dinge nicht so einfach liegen. Versuchen wir, seine Antwort gleich vorweg in einem kurzen Satz zusammenzufassen: »Ganz recht, aber die wahre Seligkeit liegt doch darin, Gottes Wort zu hören und zu praktizieren!«

Wie heißt es nun genau in V. 28 ? »Er aber sagte: Ja doch, glücklich zu preisen sind, die das Wort Gottes hören und bewahren!« Die deutsche Übersetzung »Ja doch« geht auf ein griechisches Wort zurück, das im NT nur von sehr gut griechisch schreibenden Verfassern benutzt wird und sowohl eine Steigerung als auch eine Berichtigung ausdrückt. Das also ist die Absicht Jesu: Er will die Seligpreisung a) steigern und b) berichtigen. Voraussetzung für beides aber ist, dass die Frau zunächst einmal recht hat: »Ja«, seine Mutter ist selig zu nennen. Damit bestätigt Jesus, was bereits der Engel in Lk 1,28 gesagt hatte. Aber weit mehr sind nach der Lehre Jesu diejenigen »glücklich zu preisen, die das Wort Gottes hören und bewahren«. Sagen wir es noch kürzer: Viel seliger als seine Mutter sind seine Jünger! Das ist dieselbe Botschaft, die Jesus bereits in Lk 8,19ff parr verkündigt hatte. Beachten wir: Ein bloßes Hören des Wortes Gottes genügt nicht. Zum Hören muss vielmehr das Bewahren hinzukommen. »Bewahren« heißt: gedächtnismäßig aufbewahren, nicht verändern, befolgen, praktizieren. Die Übersetzung »befolgen« (so z. B. Revidierte Elberfelder Bibel, Neue Jerusalemer Bibel) gibt also nur einen Teilaspekt wieder. Und wo findet man das »Wort Gottes«? a) Im AT, b) im Munde Jesu, c) im Munde der Apostel (vgl. Lk 10,16 und 1 Thess 2,13).

Edition C

Hören ist ja einfach – und gerade in unserer Zeit „hören“ wir ja so viel – von Sozialen Medien, Fernsehen usw usf. Aber hören wir wirklich Jehovahs Stimme, wenn wir nur einen oder zwei Verse am Tag aus Seinem Buch lesen? Oder sollten wir unseren Tagesplan umstellen, um mehr zu lesen? Und dann? Handeln wir nach dem, was wir gelesen haben?
Hier wieder die Einladung: Versuche es doch einmal: EINMAL IM JAHR die gesamte Bibel zu lesen – und wenn du willst, dann blogst du unter jehovah-shammah.de jeden Tag was du gelernt hast, welche Fragen auftauchen usw.

von Gott verlassen??

und zur neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme und sagte : Eloi, Eloi, lama sabachthani? was verdolmetscht ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Elberfelder 1871 – Mk 15,34

Um drei Uhr nachmittags schrie Jesus mit aller Kraft: „Mein Gott, mein Gott, wo bist du jetzt, warum bist du nicht mehr da?“ In seiner Sprache hieß das: „Eli, Eli, lamá asabtáni?“
VolxBibel – Markus 15,34

Um drei Uhr rief Jesus laut: „Eli, Eli, lama asabtani?“ Das ist verdolmetscht: „Mein Gott, mein Gott, wozu hast du mich verlassen?“
Bruns 2013 – Markus 15:34

τῇ ἐνάτῃ ὥρᾳ temp. Dat. (A182) in der neunten Stunde = um drei Uhr (nachmittags). ἐ-βόησεν Aor. βοάω (laut) rufen, schreien, hier m. φωνῇ μεγάλῃ (dat. modi, A180) etwa laut schreien; es wird Ps 22,1 zitiert (vgl. V. 24), zunächst aram., dann griech. (nur z. T. nach LXX); umstritten ist, in welchem Sinn das Zitat aus dem Mund Jesu genau zu verstehen ist; am besten deutet man es im eig. Sinn: Jesus ist sich bewusst, dass der Vater ihn verlassen hat (s. a. zu Mt 27,46). ἐλωΐ (aram. אֱלָהִי ’ĕlāhî [vorausgesetzt ist offenbar der Vokalwandel ā > ō]; s. Brown, Death 2, S. 1051f; Beyer, Die aramäischen Texte, S. 137) mein Gott; nachdrückl. Verdoppelung (BDR § 4932; vgl. H-S § 294l). λεμα (aram. לְמָא ləmāh) warum? σαβαχθανι (aram. שְׁבַקְתַּ֫נִי šəbaqtánî) du hast mich verlassen. μεθ-ερμηνευόμενον V. 22. ὁ θεός Nom. m. Art. statt Vok. (A142). εἰς τί wozu? warum? (B εἰς 4f; vgl. BDR § 2993). ἐγ-κατ-έ-λιπες Aor. -κατα-λείπω44 übrig lassen; hier im Stich lassen, verlassen (B 2).

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Markus (und auch Matthäus) berichten nur dieses eine der insgesamt sieben „Worte Jesu am Kreuz“. Zu der neunten Stunde (drei Uhr nachmittags) rief Jesus laut: Eli, Eli (aramäisch; ?ElI, ?ElI), lama asabtani? (aramäisch, vgl. Ps 22,1). Markus übersetzte diese Äußerung für seine Leser ins Griechische, zu deutsch lautet sie: „Mein Gott, mein Gott, warum (wörtlich: „aus welchem Grund“) hast du mich verlassen (wörtlich: mich aufgegeben“)?“
Das war mehr als der Schrei eines leidenden Gerechten, der seinem Glauben Ausdruck gab, daß Gott ihn am Ende siegen lassen würde (vgl. dazu Ps 22,2 im Gegensatz zu Ps 22,28). Jesus fühlte sich nicht nur verlassen. In diesem Schrei verbanden sich (a) das Verstoßensein von Gott Vater in einem rechtlichen, nicht in einem ihre Verbundenheit auflösenden Sinn, und (b) eine Bestätigung der Beziehung Jesu zu Gott. Weil er den Fluch der Sünde und Gottes Gericht über die Sünde auf sich genommen hatte (vgl. 5Mo 21,22-23; 2Kor 5,21; Gal 3,13), erlitt er nun auch die grenzenlose Angst der Trennung von Gott, der die Sünde nicht ansehen kann (vgl. Hab 1,13). Das war die Antwort auf Jesu Frage warum?. Der Tod, den er für die Sünder starb (Mk 10,45; Röm 5,8; 1 Petrus 2,24; 1 Petrus 3,18), trennte ihn von Gott.
Doch in den Worten „mein Gott, mein Gott“ spiegelte sich auch ein unerschütterliches Vertrauen. Dies ist das einzige Mal in allen Gebeten Jesu, von denen Markus berichtet, daß er Gott nicht mit „Abba“ anredete (vgl. Mk 14,36). Weit entfernt, ihn zu verleugnen, schrie Jesus nach Gott, seinem Vater. Er starb von Gott verlassen, damit sein Volk weiterhin nach diesem Gott rufen durfte und nie von ihm verlassen würde (vgl. Hebräer 13,5).
Einige Juden, die dabeistanden, schienen ihn jedoch mißzuverstehen, oder deuteten seinen Ausruf mit Absicht falsch und behaupteten, er rufe nach Elia. Nach dem jüdischen Volksglauben kam der Prophet Elia den leidenden Gerechten in ihrer Not zu Hilfe.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Ab Mk 15, 34 konzentriert sich Markus auf diejenigen Ereignisse, die sich unmittelbar mit dem Sterben Jesu verbinden. Er habe »in der neunten Stunde mit lauter Stimme« gerufen: »Eloi, Eloi, lama (eigentlich: lema) sabachtani.«
Wir befinden uns also in der Zeit um ca. 15 Uhr nachmittags. Es ist die Zeit, in der drüben im Tempel die Passalämmer geschlachtet werden. Zugleich opfert man das abendliche Tamid, d. h. das tägliche Abendopfer, das aus einem einjährigen Lamm als Brandopfer (Ganzopfer) bestand (vgl. 2 Mo 29,38ff.; 4 Mo 28,3ff.).
Es ist außerdem die Zeit des abendlichen Räucheropfers, zu der einst dem Zacharias der Engel Gabriel erschienen war (vgl. Lk 1,8ff. mit Dan 9,21 und 2 Mo 30,8). All dies verkörpert Jesus jetzt in seiner Person: das »Lamm, das der Welt Sünde trägt« (Jes 53,7ff.; Joh 1,29.36); das Passalamm, dessen Blut aus dem Gericht Gottes rettet (vgl. Joh 19,36; 1 Kor 5,7; 1 Petrus 1,19 mit 2 Mo 12,3ff.); und das Ganzopfer, das ganz für Gott bestimmt ist (vgl. Mt 20,28). Halten wir ferner fest, dass die »neunte Stunde« die übliche nachmittägliche Gebetszeit darstellt (Apg 3,1; 10,3.30).
Was Jesus genau rief, ist nach den alten Handschriften unsicher. Diese Unsicherheit rührt davon her, dass Jesus auf hebr. oder aramäisch rief, die Übertragung dieser Laute ins Griech. jedoch schwierig ist. »Eloi«, aramäisch »Elahi«, ist jedenfalls die aramäische Form für »mein Gott«. »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen« bildet den Anfang des 22. Psalms (Ps 22,2). So »übersetzt« es Markus selbst in Mk 15, 34. Jesus begann also in der Todesstunde »mit lauter Stimme« den 22. Psalm zu beten. Dass er gerade diesen Psalm betete, ist von großer Bedeutung. Denn Ps 22 beschreibt das Leiden des Gerechten, der sich unschuldig weiß. Ebenso unschuldig weiß sich Jesus.
Ps 22 ist außerdem durchdrungen von der Gewissheit, dass Gott helfen wird. Ebenso rechnet Jesus mit der Hilfe des himmlischen Vaters (vgl. Hebr 5,7). Jesus muss auch beobachtet haben, dass sich Mk 15, 19 dieses Psalmes beim Loswurf über seine Kleider erfüllte. Schließlich spricht Ps 22 davon, dass der gerettete Gerechte in ein neues Leben eintritt und seinen Brüdern die Herrlichkeit des göttlichen Namens offenbart – was sich durch die Auferstehung Jesu erfüllte (vgl. Mt 28,10; Hebr 2,12). Jesus hält also auch in der schlimmsten Not des Sterbens daran fest, dass der Vater im Himmel sein Gott ist (»mein Gott«!) und dass er auferstehen wird. Doch was besagen die Worte: »Warum hast du mich verlassen?« Sie zeigen, dass Gott unsere ganze Sündenstrafe, die sich in der Gottverlassenheit zusammenfassen lässt, auf Jesus gelegt hat. Und weil Jesus diese Strafe stellvertretend für uns erlitten hat, wird jeder freigesprochen, der an Jesus glaubt.
»Einige von den Dabeistehenden« haben Jesu Gebetsruf entweder verdreht oder missverstanden. »Sie sagten: Sieh, er ruft den Elia« (Mk 15, 35). Dasselbe berichtet Matthäus (Mt 27,47). »Eli« (Mt 27,46) oder »Eloi« (Mk 15,34) konnte jedenfalls leicht an »Elia« erinnern. Aber wie kann man bloß davon sprechen, »er rufe den Elia«? Die Juden erwarteten ja die Rückkehr »Elias« (Mal 3,23; Sir 48,10; Mk 6,15; 8,28; 9,11ff.). Meinten die »Dabeistehenden« also, Jesus rufe den Elia, damit dieser wiederkomme, ihn vom Kreuz nehme und die messianische Zeit einleite? Dem Zusammenhang nach sind übrigens die Betreffenden Juden gewesen, keine Soldaten.

Edition C – NT

Mk 15:34 : Der Aufschrei Jesu ist ein aramäisches Zitat aus Ps 22,2 , ein Vers, der zu dieser Tageszeit gelegentlich gebetet wurde, hier jedoch eine besondere Bedeutung gewinnt. Jesus schreit hier: die erste Zeile des Psalms. Die vertrauten Worte mussten den Gläubigen sogleich den gesamten Psalm ins Gedächtnis rufen, in dem es um den leidenden Gerechten – und seine Hoffnung auf Gottes Rechtfertigung – geht. (Jesus zitierte den Psalm wahrscheinlich wie bei Matthäus in hebräischer Sprache; Markus gebraucht die aramäische Form, weil das Sprichwort in ein aramäisches Umfeld übertragen wurde. »Eli« konnte als »Elia« missverstanden werden; das war nahe liegender als »Eloi«; vgl. 15,35-36 .)
Mk 15:35-36 : In bestimmten jüdischen Kreisen glaubte man fest daran, dass Elia, abgesehen von seiner Aufgabe am Ende der Zeiten, wie die Engel bei besonderen Gelegenheiten ausgesandt wurde, um besonders begnadeten, berühmten Lehrern beizustehen.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Und in der neunten Stunde. Der Bericht hat sich über den Zeitraum von 12 bis 15 Uhr fast ausgeschwiegen. Vielleicht sind die Priester und mit ihnen die frommen Juden abgerückt, denn sie hatten ja drüben im Tempel Dienst. Ab 13.30 Uhr begann dort die tägliche Abendliturgie, Gott zu loben und zu preisen (Stauffer, Jesus, S. 104; Kroll, S. 389). Die neunte Stunde war dann die Stunde des Nachmittagsgebets (Bill. II, 698). Allein unter Heiden und Ausgestoßenen und mit der Finsternis schrie Jesus mit großer Stimme. Der körperlich Erschöpfte wird plötzlich ganz Gebet. »Mit großer Stimme« schrien auch die Märtyrer in Offb 6,10, »schreien« ist Stichwort im Märtyrergebet von Ps 22, zu dem Jesus jetzt seine Zuflucht nahm (V. 2.6.25).
Elohi, Elohi, lema sabachthani! Was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Die Zweisprachigkeit verrät, daß Markus für Leser außerhalb Palästinas schrieb, denn dort wäre die Übersetzung eines aram. Wortlauts überflüssig gewesen. Wiederum mußte der aram. Wortlaut mitgeteilt werden, um die Verdrehung in V.35 verstehbar zu machen.
Der zeitliche Abstand des Gebetsrufes zur höhnischen Herausforderung in V. 32 ist so groß, daß man in dieser Hinsicht keine Beziehung herstellen sollte (gegen Pesch II, S. 495). Wohl aber ist die Auslegung gut beraten, auf die unmittelbare Fortsetzung zu achten. Die Ohrenzeugen in V. 35 vernahmen einen Hilferuf. Das wird der Grundton gewesen sein, nicht etwa Triumph und Seligkeit. Somit ist der Schrei nach seinem direkten Sinn zu nehmen.
Zunächst legt der Beginn: Mein Gott, mein Gott, was immer der Nachsatz bringen mag, das Schreien Jesu als Gebetsruf fest. Damit ist allen atheistischen oder nihilistischen Deutungen der Boden entzogen. Strobel (S. 156.160) kommt in seiner sonst lesenswerten Analyse in die Nähe solcher Töne (»nihilistisches Widerfahrnis des Todes«). Doch stand für Jesus sein Tod nie im Zeichen der Sinnlosigkeit, sondern der Sendung, freilich nun einer Sendung von furchtbarer Last. Nur entsetzte er sich nicht vor der Nichtexistenz Gottes, sondern vor einer solchen Existenz Gottes, die in solcher Verborgenheit anwesend war. Was zu dieser paradoxen Redeweise berechtigt, ja nötigt, ist der Umstand, daß der von Gott verlassene Jesus diesen Gott dennoch anruft, und zwar in gesteigerter Innigkeit. Man ermesse das zweimalige mein in Jesu Mund. Wer von allen, die Gott jemals ihre schweren Warum-Fragen klagten, einschließlich des Psalmisten von Ps 22, konnte Gott so sein nennen wie Jesus! Jesus lebte aus Gott, mit Gott und für Gott, nahm einzigartig die Abba-Anrede in Anspruch und verkörperte die Nähe Gottes. Und Gott hatte sich mit ihm identifiziert (1,13 und 9,7) und ihn immer wieder beglaubigt durch Zeichen und Wunder. Jesus konnte nicht ohne Gott sein und Gott nicht ohne ihn. Um so unfaßlicher dieses: Gott hat ihn verlassen! Dieser Schrei zerriß die Welt.
Verlassen enthält hier weit mehr als räumliches Sichentfernen. Man beobachte den Begriff schon in zwischenmenschlichen Beziehungen wie 2Tim 4,10.16, aber auch in göttlichen Treuezusagen wie 1Mo 28,15; Jos 1,5; 5Mo 31,6.8; 1Chr 28,20; Hebr 13,5. Verlassen ist dann im Stich lassen, umkommen lassen, an Mächte des Verderbens preisgeben. Die nicht seltene Zusammenstellung »verlassen – seine Hand abtun« führen in die Nähe von »übergeben« (paradidonai; s. zu 1,14). Beide Begriffe fügen sich zusammen. Beim »verlassen« liegt der Ton darauf, daß Gott losläßt und seine Hand abzieht, bei »übergeben« darauf, daß er in fremde Hände ausliefert. Sowenig sich Jesus also über die Nichtexistenz Gottes beklagte, sowenig über sein Nichtstun. Indem Gott ihn verließ, tat er nämlich etwas. Er übergab ihn aktiv ans Gericht, und Jesus erschrak über einen zornigen Gott, nicht über eine gottleere Welt.
Diese Auslegung bestreitet nicht das Recht, auf Golgatha auch Jesu tiefes Eintauchen in körperlichen Zerbruch, in kreatürliche Todesangst und in den Urschmerz menschlicher Einsamkeit zu erkennen. Die späteren Evangelien und die christlichen Auslegungen schöpfen diese Möglichkeiten aus. Das Zeugnis des Markus zielt allerdings auf ein innertrinitarisches Geschehen: Mein Gott, warum hast du mich, deinen Sohn, verlassen? Man erwäge den Schrei auf dem Hintergrund solcher Bekenntnisse wie Joh 8,29; 10,30: »Der Vater läßt mich nicht allein« und »Ich und der Vater sind eins«. Erst so ahnt man das unsägliche Leid für den Sohn, aber auch für den Vater. Indem der Vater nämlich den Sohn nicht schont (Röm 8,32), schonte er sich selbst nicht, wurde er selbst betroffen. Es ging gewissermaßen ein Riß durch ihn, nicht durch seine Substanz, aber doch durch sein Wirken. Die Selbstoffenbarung Gottes trat auseinander und in Spannung zu sich selbst. In unglaublicher Weise stand Gott gegen Gott, rang Gott mit Gott, überwand Gott sich selbst.
Gott trägt die Sündennot der Welt in sich selber aus. Der Wortlaut aus Hos 11,8, wo nach dem Zusammenhang nur noch ein Vernichtungsgericht für Israel fällig ist, legt sich nahe: »Mein Herz steht gegen mich auf (wörtlich: wird gegen mich umgestürzt), meine Reue brennt mich völlig aus.« Karfreitag ist solch ein Umsturz, solch eine Revolution im Herzen Gottes. Reue verbrennt den Zorn, läßt statt Gericht Liebe hervorbrechen und rettet die nicht mehr umkehrbereiten und umkehrfähigen Sünder. Ohne Zutun von Menschen, völlig einseitig versöhnt Gott sich mit einer ganzen Welt und macht jeden Menschen noch einmal zu einem Kandidaten für wunderbar Neues und Großes. Auf diesem Karfreitagsboden ergeht dann durch das Evangelium die Aufforderung: Nehmt eure Kandidatur an, laßt euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5,19–21).
[35/36] Die Zuschauer im allgemeinen Sinn wurden bereits V. 29 erwähnt. Die Gruppe der Dabeistehenden hier werden nach einer militärischen Bezeichnung die Diensttuenden sein, nicht beliebige Zaungäste (Bertram, ThWNT V,836f; vgl. 14,17.69f; 15,39; Joh 18,22; Apg 23,2). Nach V.36 ist ja auch ein militärisches Gerät zur Hand. Diese Soldaten stammten aus Palästina (Anm. zu 15,16). Das Aramäische, in dem Jesus schrie, war auch ihre Muttersprache, und sie verstanden vor allem das hervorstechende, langgezogene Elohi, Elohi! Da sie es hörten, sagten sie: Siehe, (den) Elia ruft er. Einer aber lief hinzu und füllte einen Schwamm mit saurem Wein, legte ihn um einen Rohrstab und wollte ihn tränken und sagte: Laßt, wir wollen sehen, ob Elia kommt, ihn herunterzunehmen! Einige Ausleger vermuten, sie hätten Elohi als Elija mißverstanden. Im Bann der Elia-Spekulation (Vorb. 2 zu 6,14–16) wollten sie Jesus nun durch eine Erfrischung möglichst lange am Leben erhalten, um dem Wunder, nämlich dem Eingreifen Elias als Nothelfer, eine Chance zu geben. Doch »am Ausbleiben des Elia scheiterte nach jüdischem Urteil der messianische Anspruch« (Schlatter, Matthäus; Bornhäuser, Leiden, S. 128; Grundmann, Geschichte, S. 347; Dehn, Grob).
Überzeugender ist hier Pesch II, S. 495, wonach V. 35f in den Zusammenhang der Spottszenen gehört. Die Wachmannschaften hatten den Messiasspott der Juden mitangehört. Zum Messias gehörte aber nach allgemeinem Volksglauben das Auftreten des Elia. Blödeleien mit Wortspielen unterhalten gelangweilte Soldaten. So verzerrten sie Elohi zu Elija und hänselten damit den Sterbenden, quälten ihn zum Trinken. Es erfüllte sich Ps 69,21–22 (vgl. Mt 27,34).

Wuppertaler Studienbibel

Halte ich mich, egal wie ernst die Lage zu sein scheint – ja selbst, wenn es so scheint, als hätte Gott mich verlassen – ja halte ich mich in JEDER Lage an den himmlischen Vater? Oder versuche ich selbst aus der Lage herauszukommen, mich selbst zu befreien??

ein neuer Bund für wen?

Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen denselben; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Dieses ist mein Blut, das des neuen Bundes, welches für viele vergossen wird.
Elberfelder 1871 – Mk 14,23–24

Danach nahm er noch ein Glas mit Wein drin. Er betete dadrüber und reichte das Teil dann auch an seine Freunde weiter. Einer nach dem anderen trank dann daraus. Und Jesus sagte dazu dann: „Das ist jetzt wie mein Blut. Damit besiegeln wir einen neuen Vertrag zwischen den Menschen und Gott. Dieses Blut muss fließen, damit der ganze Mist vergeben wird, den alle Menschen machen.
VolxBibel – Markus 14:23–24

Dann nahm er den Becher.
Er sprach das Dankgebet,
gab ihn seinen Jüngern
und sie tranken alle daraus.
Und Jesus sagte zu ihnen:
»Das ist mein Blut.
Es steht für den Bund,
den Gott mit den Menschen schließt.
Mein Blut wird für die vielen vergossen werden.
BasisBibel – Markus 14:23–24

Mk 14,23 λαβών wie V. 22. ποτήριον Becher, Kelch; v. den während des jüd. Passamahls herumgereichten vier Bechern handelt es sich hier wohl um den dritten, den zum Hauptmahl gehörenden „Segensbecher“ (GBL 1, S. 4; DJG, S. 448). εὐ-χαριστήσας Aor. Ptz. -χαριστέω danken, danksagen; dankbar sein, hier das Dankgebet sprechen, Gott danken (vgl. B 2); temp. (A291,1 Anm. 1). ἔ-δωκεν erg. τοῦτο/αὐτό (A79). ἔ-πιον Aor. πίνω. Mk 14,24 δια-θήκη Testament; im NT meist: Heilsverfügung, -setzung, Bund; τὸ αἷμά μου τῆς διαθήκης τὸ ἐκχυννόμενον ὑπὲρ πολλῶν mein Blut des Bundes (Anspielung auf Ex 24,8), das für viele (Anspielung auf Jes 53,12) vergossen wird, d. h. durch meinen gewaltsamen Tod („mein Blut“), meine stellvertretende Lebenshingabe, die Sühne wirkt, richtet Gott seine neue Heilsordnung auf. ἐκ-χυννόμενον Ptz. Pass. -χέω/χύννω ausgießen; (Blut) vergießen;

Neuer Sprachlicher Schlüssel zum Griechischen Neuen Testament

Und wieder einmal kopiere ich hier aus der Joseph-Smith-Übersetzung, deren Autor ja behauptet, in einer Vision zu Änderungen an der King-James-Bibel aufgefordert worden zu sein:

Und er nahm den Kelch, und nachdem er Dank dargebracht hatte, gab er ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Dies ist zum Gedächtnis meines Blutes, das für viele vergossen wird, und des neuen Bundes, den ich euch gebe; denn von mir sollt ihr aller Welt Zeugnis geben.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – Auszüge aus der Joseph Smith Übersetzung

Bundesschlüsse wurden mit dem Blut von Opfertieren besiegelt; so hatte Gott sein Volk durch das Blut des Passahlammes aus Ägypten befreit. Die Wendung »für viele« ist wahrscheinlich eine Anspielung auf Jes 53 (s. die Ausführungen zu Mk 10,45 ). Der Becher im Passahmahl war zwar ein Symbol, aber keinesfalls ein Symbol für Blut, da die Vorstellung des Trinkens von Blut – vor allem von Menschenblut – nach jüdischem Gesetz und jüdischem Empfinden ein Gräuel war.

Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments

Dann erklärte Jesus den Jüngern die Bedeutung des Kelchs: Das (der Wein) ist (stellt dar) mein Blut (d. h. die feierliche Einführung) des Bundes, das (das Blut) für (hyper; „wegen, statt“) viele vergossen wird – ein Hinweis auf seinen stellvertretenden Opfertod für die Menschheit (vgl. Mk 10,45). Ebenso wie das Opferblut den alten (mosaischen) Bund am Sinai besiegelte (vgl. 2Mo 24,6-8), so beschloß Jesu auf Golgatha vergossenes Blut den Neuen Bund (Jer 31,31-34). Er verheißt Vergebung der Sünden und Gemeinschaft mit Gott durch den Heiligen Geist, der in allen Menschen wohnt, die durch den Glauben an Jesus zu Gott kommen.
Der Begriff diathEkE (Bund) bezeichnet kein Übereinkommen zwischen zwei gleichen Partnern (das hieße synthEkE), sondern ein Arrangement, das von einer Partei, in diesem Falle von Gott, getroffen wurde. Die andere Partei – die Menschen – hat keinen Einfluß darauf; sie kann nur akzeptieren oder ablehnen. Der neue Bund ist Gottes neue Ordnung im Umgang mit den Menschen, deren Grundlage der Tod Christi ist (vgl. Hebräer 8,6-13). Die geistlichen Segnungen, die Israel in den letzten Tagen von Gott erwartete, sind nun durch Christi Tod allen Glaubenden zugänglich. Die konkreten Wohltaten, die Israel verheißen wurden, haben sich dagegen bis jetzt noch nicht erfüllt. Sie werden erst dann Wirklichkeit werden, wenn Christus zurückkehrt und sein tausendjähriges Reich errichtet, in dem Israel sein Land zurückerhalten wird.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das AT erschließt auch hier das Verständnis. Denn wir lesen in 2 Mo 24,8

»Da nahm Mose das Blut und besprengte das Volk damit und sprach: Seht, das ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat aufgrund aller dieser Worte.« Wie der Mose des Alten Bundes wollte Jesus als der zweite Mose, der Mose des Neuen Bundes, den »Bund« mit »Blut« begründen. Aber er nahm dafür nicht das »Blut« von Tieren, sondern sein eigenes (Hebr 9,18ff.). Mit diesem eigenen »Blut« will er geistlich alle »besprengen«, die zu ihm kommen (vgl. Hebr 12,24).

Diese im Glauben zu Jesus Kommenden sind die »vielen«, »für« die sein Blut »vergossen« wird. Hier ist jedes Wort wichtig: »für« bedeutet »zugunsten«; »viele« bedeutet eine unbestimmbar große Zahl, ist aber nicht gleichbedeutend mit »alle« (vgl. Mk 10,45); »vergossen« hat Jesus sein Blut bei der Geißelung und Kreuzigung (Joh 19,1ff.; Joh 19,18ff.; Joh 19,34). Wieder also erklärt Jesus, dass er sich selbst als sühnendes Opfer für alle diejenigen hingibt, die durch ihn erlöst sein wollen (vgl. Joh 6,51ff.). Sowohl der neue »Bund« als auch der stellvertretende Sühnetod Jesu sind im AT geweissagt (vgl. Jes 53,10ff.; Jer 31,31ff.; Hes 37,26; Sach 9,11; 12,10).

Von diesen Deuteworten beim Abendmahl führt eine beeindruckende Linie hinüber zu der Botschaft der Apostel (vgl. Röm 3,24ff.; 1 Kor 1,30; 2 Kor 5,19ff.; Gal 1,4; Eph 1,7; Kol 1,20; 1 Petrus 1,18ff.; 1 Petrus 2,24; 1 Joh 1,7; Hebr 8-9; 12,18ff.)Der Abendmahlsbericht schließt bei Markus (übrigens auch bei Matthäus) einem endzeitlichen Ausblick. Mit dem feierlichen »Amen« eingeleitet, sagt Jesus zu seinen Jüngern: »Ich werde nicht mehr trinken vom Gewächs des Weinstocks bis zu dem Tag, an dem ich von neuem davon trinke im Reich Gottes« (Mk 14, 25). Vermutlich hat sich dieses Wort an den vierten Becher Wein angeschlossen, den Jesus nach der jüdischen Passaliturgie trank (vgl. im obigen Schema [n]). Es war also auf Erden wirklich das letzte Mal, dass er »vom Gewächs des Weinstocks«- also vom Wein – trank (vgl. Mt 27,34). Sein baldiger Tod steht ja fest. Aber in Hoffnung und Vertrauen schaut er hinaus auf den »Tag, an dem« er »von neuem« Wein trinken wird »im Reich Gottes«. Dieser Tag kommt so gewiss wie sein Todestag. Er selbst wird Glauben halten und »im Reich Gottes« dabei sein.

Edition C

Noch während der Becher kreiste, ertönte wieder ein Deutewort: Und er sagte ihnen: Dieses da ist mein Blut, (nämlich das) des Bundes, das vergossen wird für viele. Das »ist« behauptet nicht, daß der Rotwein nun geheimnisvoll, aber wesenhaft Blut Christi sei (vgl. zu V. 22). Sonst hätten die Jünger bei diesem Wort den Becher erschrocken abgesetzt. Bluttrinken galt Juden als unaussprechlich schauderhaft.
Die Verknüpfung des kreisenden Bechers mit dem Blut Jesu sagte das gleiche Opfer an wie die Verknüpfung des verteilten Brotes mit dem Leib Jesu. Aber diesmal blieb es nicht bei der einfachen Ansage, sondern es folgt ein Zusatz, in dessen Mittelpunkt »Bund« steht. Ein Bund Gottes mit Menschen ist in jedem Fall Gnadenbund, denn wir Menschen haben mit Gott nur Gemeinschaft, wenn er sie will. Er will sie, auf seine Kosten und zu seinen Lasten. Gott seinen Willen zu lassen, sich völlig bei Gottes Zusage zu beruhigen – das nennt die Bibel »glauben«. So glaubte Abraham Gott und war Gott recht (1Mo 15,6; Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23). Israel glaubte Gott immer wieder nicht, endgültig nicht vor seinem Messias. Es wollte in sich selbst etwas sein und bleiben, etwas haben und können (Röm 10,3). Es kündigte diesen Bund. Darauf antwortete Gott nicht mit Gegenkündigung, sondern mit der Verheißung des »neuen Bundes« in Jer 31,33–34. Das Adjektiv »neu« bedeutet hier nicht, daß das alte noch einmal neu beginnen sollte, sondern daß Gott sich zu einer unvergleichlich andersartigen, schöpferischen Initiative entschloß, die zu einem Umbau Israels führen sollte bis ins Herz hinein. In der Jeremia-Verheißung überstürzt sich geradezu ein eifriger Gott: Ich will, ich will, ich will! Diese im AT einsame Stelle vom »neuen Bund« wurde von Jesus im Blick auf seinen bevorstehenden Tod ergriffen und millionenfach vervielfältigt, indem sie mit den Einsetzungsworten in allen Sprachen in alle Welt ging. Der volle Ausdruck »neuer Bund« findet sich 1Kor 11,25. Opfertod und Auferstehung Jesu ist diese ureigene, eifrige Einmischung Gottes zugunsten seines verlorenen Volkes. Sie wird, wie sogleich gesagt werden wird, Heilungszentrum auch der Völkerwelt und der gestörten Schöpfung (Offb 21,1–22,5).
Die Rede vom vergossenen Blut geht hier natürlich nicht auf einen Mord, ohne jede sakrale Opferbedeutung. Der wörtliche Anklang an 2Mo 24,8, wo Mose im gottesdienstlichen Rahmen durch eine Blutzeremonie den Sinai-Bund in Kraft setzte, zeigt deutlich den Sinn. Jesu Tod wird Sühne sein, und zwar eine universale Sühne, die die Zahl der Betroffenen geheimnisvoll ausweitet: für viele. Dieser Ausdruck aus Jes 53 – und ohne dieses große Kapitel sind die Abendmahlsworte nicht zu erklären – wurde zu 10,45 ausführlich behandelt. Der universale Zuschnitt der Gottesknechtslieder (Jes 42,1.4.6; 45,6.22f; 49,6f.26; 51,4.5; 52,10) bestärkt, an die Letzten, Fernsten, Übersehenen und bisher nicht Erwählten zu denken (anders Pesch II, S. 360). »Gott versöhnte in Christus die Welt mit sich selbst« (2Kor 5,19). Karfreitag öffnete allen die Tür zu Gottes Fest. Dementsprechend wird auch Jes 53 vom Staunen der Geretteten durchzogen. Sie wissen sich im Bereich eines äußersten Wunders.
Rückblickend vergleichen wir die beiden Deuteworte. Verdoppeln sie nur den gleichen Gedanken, haben wir eine Doppelgleichnishandlung vor uns, oder tragen sie unterschiedliche Akzente? Es fällt z.B. auf, daß der Wein im Unterschied zum Brot nicht selber benannt wird und statt dessen immer vom Kelch die Rede ist. Aber darin mag sich einfach widerspiegeln, daß Brot ohne Behälter gereicht wurde, was beim Wein nicht möglich war. So darf man aus dem Trinken des Bechers statt Trinken des Weines nichts herauslesen (vgl. auch 10,38f). Etwas anderes verdient jedoch Beachtung. Beim erhobenen Becher öffnet sich vor der lauschenden Versammlung der Mund zu feierlicher Rede. Ein Beispiel bietet gerade der Toda-Psalm 116 in seinen Versen 13 und 14: »Ich will den Becher der Heilstaten erheben, ich will den Namen Jahwes ausrufen … vor all seinem ganzen Volk …« Bezeichnenderweise ist auch das Becherwort Jesu angereichert durch Verkündigungsinhalte. Deswegen ist es nicht wichtiger als das Brotwort, und dieses ist nicht weniger auf das Opfer Jesu bezogen als das Becherwort, sondern das zweite Wort dient eben der erläuternden Rede beim Mahl. Das Brotwort liefert die grundlegende Deutung, das Becherwort ist darauf aufbauend dem Verkündigungsgeschehen zugeordnet. Das Brotwort gibt Tiefe, das Becherwort Weite.

Wuppertaler Studienbibel

Die Formulierung „Dies tut zu meinem Gedächtnis“ ist der Schlüssel. Wenn Gläubige an Jeschua das Brot und den Kelch teilen, sollen sie sich an den Tod und die Auferstehung des Messias erinnern und auf seine glorreiche Wiederkunft in der Zukunft schauen. Es ist keine Transsubstantiation, wie sie im Katholizismus gelehrt wird. Die Elemente verwandeln sich nicht in den tatsächlichen Leib und das Blut des Messias. Es ist auch nicht die Konsubstantiation, wie sie im Luthertum gelehrt wird. Die Elemente enthalten nicht den eigentlichen Leib und das Blut des Messias:

Das Essen und Trinken von Jesu Körper und Blut könnte eine Art von Kannibalismus suggerieren und Christen wurden gelegentlich dessen beschuldigt. Für ein jüdisches Ohr des ersten Jahrhunderts deuten Essen und Trinken in einem zeremoniellen Kontext jedoch auf eine Opferung im Tempel und das anschließende Mahl hin, bei dem die Anbeter einen Teil des Opfers im Haus Gottes aßen. Hier spricht Jesus kurz vor dem Passahfest im Frühjahr, und seine Worte verbinden Opfer, Brot und Leben mit Gott und dem, den Gott gesandt hat, mit sich selbst. All diese Themen finden sich im Exodus in der Geschichte des ersten Passahs und im Passah-Ritual der Zeit Jesu. Johannes konstruiert einfach einen Diskurs, der all diese Themen und Konnotationen einfängt, um die Botschaft Jesu über seine Beziehung zum Vater, sein Werk auf der Erde und die Antwort, die wir geben sollten, zu vermitteln.

Die Zeremonie ist einfach eine Gedenkfeier, ganz im Sinne des jüdischen Pessach-Motivs. Jeder Teil des Passahfestes soll die Teilnehmer an etwas erinnern. Dieses Erinnerungsmotiv wird den Elementen des Abendmahls zugeschrieben, und diejenigen, die an dem Brot und dem Kelch teilnehmen, sollen es im Gedenken an Ihn tun. Das ist die Bedeutung des Abendmahls in seinem jüdischen Bezugsrahmen, und es soll getan werden, bis Er wiederkommt.

Jeschua sagte auch, sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt (1. Korinther 11,26), was die Frage aufwirft: Wie oft ist „oft“? Das Passahfest wurde einmal im Jahr gefeiert, was besagt, dass jede Gemeinde mindestens einmal im Jahr das Abendmahl feiern sollte. Darüber hinaus ist die Häufigkeit eine Frage der Vorliebe. Einige Gemeinden feiern das Abendmahl wöchentlich, andere monatlich und wieder andere feiern es regelmäßig, drei- oder viermal im Jahr. Biblisch gesehen sind alle Optionen gleichermaßen gültig.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

War der „alte Bund“ nur für Mose und die Priester? Oder auch für die Leviten? Wie sah es mit dem „Rest des Volkes“ aus? Durften diese bei dem „alten Bund“ teilnehmen? Warum dann die heutige Sicht einiger „Christen“, dass nur eine kleine Gruppe vom Wein nehmen darf? Schau dir einen katholischen Gottesdienst an – und dann frage dich: Warum? Wenn du die Antwort gefunden hast, wirst du auch verstehen, warum einige heute zu „einer kleinen Herde“ gehören wollen, und allen anderen die Teilnahme verweigern – und den Schwerpunkt für die anderen auf „verkündigt Jesu Namen“ legen.

Fürchtet euch nicht – dort kommt…

Ruft den verzagten Herzen zu:
»Fasst wieder Mut! Habt keine Angst!
Dort kommt euer Gott!
Er selber kommt, er will euch befreien;
er übt Vergeltung an euren Feinden.«
Dann können die Blinden wieder sehen
und die Tauben wieder hören.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Jesaja 35,4-5

Sprecht zu den übereiligen Herzen: Seid stark, fürchtet euch nicht! Siehe, euer Gott kommt zur Rache, zur Vergeltung (Erwiderung) Gottes; Er kommt und rettet euch. Jes 45,17; Ps 94,1; Hos 1,7; Röm 12,19. Dann werden aufgetan der Blinden Augen und die Ohren der Tauben geöffnet. Jes 29,18; Mt 11,5f.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Jesaja 35:4-5

Den Vers hatten wir schon, deshalb heute nur ergänzende Gedanken:

Wie die Schwachen und Mutlosen ermutigt werden (Vers 3–4). Gottes Propheten und geistliche Leiter werden aufgrund ihres Amtes beauftragt, „die schlaff gewordenen Hände“ zu stärken und diejenigen zu ermutigen, die Schwierigkeiten damit haben, sich von der Angst zu erholen, in die sie durch die assyrische Armee geraten sind. Sie müssen sie mit der Gewissheit ermutigen, dass Gott sich ihnen jetzt gnädig zuwenden wird. Das ist das Ziel des Evangeliums:
3.1 Diejenigen zu stärken, die schwach sind, und sie zu bestätigen. Es gibt unter echten Christen viele, die schlaffe Hände und strauchelnde Knie haben, die immer noch nur Unmündige in Christus sind (1.Kor 3,1), doch es ist unsere Pflicht (Lk 22,32), die Schwachen nicht nur zu tragen, sondern auch alles in unserer Macht Stehende zu tun, um ihnen Kraft zu geben (Röm 15,1; 1.Thess 5,14). Es ist auch unsere Pflicht, uns selbst zu stärken (Hebr 12,12), das Äußerste aus der Kraft zu machen, die Gott uns gegeben hat.
3.2 Diejenigen zu ermutigen, die Angst haben und entmutigt sind: „ ‚Sagt zu denen, die ein verzagtes Herz haben‘ (Vers 4), die, wörtlich, ‚eilig‘ sind, die beim ersten Anzeichen der Gefahr umkehren und fliehen möchten, die in ihrer Eile sagen: ‚Wir sind verstoßen und ruiniert‘ “ (Ps 31,23), dass es im Evangelium genug gibt, um diese Ängste zum Schweigen zu bringen. Er, der zu uns sagt, „sei stark“, hat uns durch einen Mächtigen Hilfe gegeben.
Wie die Zusicherung gegeben wird, dass ein Erlöser kommen wird: „ ‚Seht, da ist euer Gott! Die Rache kommt‘ (Vers 4). Gott wird euch gegen eure Feinde helfen. Er wird ihr Unrecht und auch eure Verluste vergelten.“ Diejenigen, deren Herz um die Lade Gottes bangt (1.Sam 4,13) und die sich um Gottes Gemeinde in der Welt sorgen, können ihre Ängste mit der Gewissheit zum Schweigen bringen, dass Gott das Werk in seine eigenen Hände nehmen wird.

Vers 5–10
„Dann, wenn euer Gott kommt, Christus selbst, dann erwartet große Dinge.“
Es wird Wunder in dem Reich der Natur und auch dem Reich der Gnade geben.
1.1 Es werden Wunder an den Leibern von Menschen geschehen (Vers 5–6): „Dann werden die Augen der Blinden aufgetan.“ Das geschieht oft bei unserem Herrn Jesus, als er auf der Erde ist (Mt 9,27; 12,22; 20,30; Joh 9,6). Durch seine Macht werden auch die Ohren der Tauben mit einem Wort geöffnet: „Ephata!“ (Mk 7,34). Viele, die lahm sind, können wieder ihre Glieder benutzen (Apg 3,8). Die Stummen können wieder sprechen (Mt 9,32–33). Christus vollbringt diese Wunder, um zu beweisen, dass er von Gott gesandt ist (Joh 3,2). Indem er die Wunder in seinem eigenen Namen vollbringt, beweist er in der Tat, dass er selbst Gott ist, der gleiche Gott, der ursprünglich den Mund des Menschen, das hörende Ohr und das sehende Auge geschaffen hat (Spr 20,12).
1.2 An den Seelen von Menschen werden Wunder, ja, noch größere Wunder geschehen. Durch das Wort und den Geist Christi werden diejenigen erleuchtet, die geistlich blind sind (Apg 26,18); diejenigen, die für Gottes Rufen taub waren, werden dazu gebracht, es bereitwillig zu hören, wie Lydia, welcher der Herr das Herz auftut, sodass sie aufmerksam achtgibt (Apg 16,14). Bei dem, der stumm ist und nicht weiß, wie er von Gott oder zu Gott sprechen soll, wird das Verständnis geöffnet werden, dass er ihn erkennt, und seine Lippen, dass er sein Lob verkündet (Ps 51,17).

Der Neue Matthew Henry Kommentar

So meint auch dieses Prophetenwort mehrere Generationen und nicht nur eine. Denn wer stark wird, weil er die Herrlichkeit Gottes im Glauben schaut, bedarf ebenfalls – wie Gott selbst! – des Zeugen, d.h., er braucht den anderen, der die Erneuerung bestätigt, er braucht den anderen, der mitmacht! Darum erwächst aus der eigenen Stärkung das aufmuntemde Wort, das die Glieder der Volksgemeinde wechselseitig sich zusprechen: Sagt den verzagten Herzen: Seid stark, fürchtet euch nicht! Trost kommt also aus dem Anschauen der Herrlichkeit Gottesc. Stärke wird Ereignis, wenn die Blickrichtung auf den sich offenbarenden Gott beibehalten wird: Seht da, euer Gott! Es bleibt also dabei: die Stärke ist nicht ruhende Qualität im frommen Menschen, sie ist fremde, zugeeignete Stärke, die aus der Hinwendung zu Gott kommt. Doch wenn Gott zum Heil kommt, dann kommt seine Rache und Vergeltung mit. Gott wendet sich seinem Volke zu, indem er sich dessen Feinden richtend zuwendet, wie er sich zuvor auch seinem Eigentumsvolk richtend zugewandt hat. Er nimmt Rache an den selbstherrlichen Gerichtswerkzeugen, damit er sich ihnen wieder erbarmend zuwenden kann: »Jedenfalls liegt das Gewicht nicht auf der Abrechnung mit den Feinden, sondern auf der Zuwendung zu Israel« (Wildberger)d.
[5–7] Die Erneuerung Israels, das nunmehr allein an seinem Gott seine Stärke findet, bringt zugleich die Erneuerung der Sinne und des Wahrnehmungsvermögens; denn die Augen der Blinden werden geöffnet, und die Ohren der Tauben gehen auf. Wie schon gelegentlich früher angedeutet, so wird jetzt endgültig – was sich aber erst viel später voll erfüllen wird! – der Verstockungsauftrag Jesajas rückgängig gemacht. Erst wenn Gott Augen und Ohren auftut, vermag der Mensch zu sehen und zu hören, wer Gott ist und was er vorhat. Die Begegnung mit der sich in Kürze offenbarenden Herrlichkeit Gottes ist so stark, daß die menschlichen Sinne davon nicht unberührt bleiben können. Sehend und hörend wird das Volk nicht für dies und das, was es letztlich wieder von Gott entfernen würde, sondern allein dieses bringt das Wachwerden der Sinne, daß Israel »für Jahwes Werk … hellsichtig und hellhörig« wird (Wildberger). Der Mensch wird von Gott und seiner Herrlichkeit erleuchtet, um ihn und sein Tun erkennen zu könnene. – Von den Sinnen und dem geistlichen Wahrnehmungsvermögen her geht die Kraft der Erneuerung bis in den körperlichen Bereich hinein. In 33, 24 war angekündigt worden, daß niemand mehr körperlich krank sein würde, weil Gott Vergebung aller Schuld schenkt. Gott erbarmt sich der am Herzen Kranken, der Blinden und der Stummen, die sein Werk nicht wahmehmen können, aber zugleich auch des Blinden, Stummen und Lahmen, der infolge der Verstockung, die Gott verhängt hatte, nicht zu einem normalen menschlichen Leben fähig war. Geistiges und Körperliches gehören eng zusammen. Aber es ist wiederum zu sehen, daß die Gesundung des ganzen Menschen eingebettet ist in die Gesundung und Erneuerung der gesamten Kreatur: So wie der Lahme springt, wird der dürre Boden zum Wasser-Teich, und wie die Zunge des Stummen jubelt, so wird das dürstende (Land) zu Wasserquellen. Dann hat das Unheimliche und Chaotische ein Ende; die Schakale als Vertreter des Schrecklichen haben keinen Platz mehr.

Wuppertaler Studienbibel

Als Jesus hier auf der Erde war, konnten die Menschen einen kleinen Einblick auf das erhaschen, was ER in Zukunft noch tun will! Einfach auf IHN vertrauen! Dann gibt es keine Blinden und Tauben – weil alle IHN sehen können! Denn Jesus Christus kommt wieder hier auf die Erde, und jedes Auge wird IHN sehen – und wir können dann den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.

kein gefällter Baum

Wenn wir aber mit Christo gestorben sind, so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, daß Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.
Elberfelder 1871 – Römer 6,8–9

Sind wir also mit Christus gestorben, so glauben wir auch, daß wir mit ihm leben werden. Denn wir wissen doch, daß Christus aus der Mitte der Toten erweckt ist und darum nicht mehr sterben kann. Der Tod hat keine Gewalt mehr über ihn.
Bruns 2013 – Röm 6,8–9

Wenn wir mit Jesus gestorben sind, das auf sicher, werden wir auch mit ihm zusammenleben. Wir wissen, dass Jesus Christus tot war und dann wieder lebendig geworden ist. Er wird nie mehr sterben. Der Tod hat gegen ihn verloren, für immer. Jesus ist gestorben, damit diese Trennung und die Macht, die hinter der Sünde steht, ein für alle Mal besiegt wurde. Und Jesus ist für Gott wieder lebendig geworden.
VolxBibel – Röm 6:8–10

[8–10] Ein letzter Durchgang befestigt das Grundanliegen des Abschnitts. Dabei zeigt die letzte Zeile, worauf Paulus schließlich hinauswill, auf die neue Lebensqualität, die Christus ans Licht gebracht hat. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, wissend, dass Christus als Auferweckter von den Toten nicht mehr stirbt, der Tod ist nicht mehr Herr über ihn. Was er nämlich starb, starb er der Sünde ein für alle Mal, was er aber lebt, lebt er für Gott. Das auffällige »er starb der Sünde ein für alle Mal« hatte seinen Anlass. Damals erstarkten religiöse Strömungen, die teilweise mit ganz ähnlichen Vokabeln wie hier Erlösungserlebnisse propagierten, doch in einem sehr anderen Sinn. Sie knüpften an beeindruckende Naturerfahrungen an, etwa an die wunderbare Wiederkehr des Lebens im Frühjahr. Das immer neue Sterben und Aufleben der Natur wurde zum Sterbe und Auferstehungsmythos überhöht und mit Hilfe eines reichen Rituals nachempfunden. Viele Halt suchende Mensehen sahen sich so in den Tiefen und Höhen ihres Seins verstanden. Wenn Paulus nun, wie dieser Abschnitt zeigt, ebenfalls von »sterben« und »auferstehen« sprach, wollte er keinesfalls hier eingereiht werden. Seine Botschaft war in Übereinstimmung mit der ganzen Urchristenheit Nachricht von einem zentralen Geschehen wie nie zuvor und nie wieder danach. Sie handelt vom Selbstopfer Gottes in seinem Sohn Jesus Christus. Dieses ein für alle Malg stand also quer zum Kreislaufdenken jener Religiosität und bedurfte immer wieder der Betonung. Wir Heutigen haben genauso wachsam auf das Eindringen naturreligiöser Weisheiten zu achten. Sie sind zwar eingängig, führen aber doch nicht aus dem Kreislauf von laufend erweckten und laufend enttäuschten Hoffnungen heraus.
Der einmaligen Aufhebung der Sündenmacht im Sterben Jesu steht nun das durchschlagend Neue seines Lebens als Auferstandener gegenüber. Es ist ungetrübtes, lichtvolles, sprühendes Leben, einzigartig geprägt vom ersten Gebot und von den ersten drei Bitten des Vaterunsers: Leben für Gott. Als bereits vollauf gesättigte Wirklichkeit ist es in Kraft. Es bildet den eigentlichen Garanten christlichen Seins in dieser Welt, widerständig gegen alles Widrige, das genannt werden mag: Christus stirbt nicht mehr! Was der Gemeinde auch noch fehlen mag – und es fehlt noch vieles –, so weit sie auch zurückgeworfen werden mag, eins bleibt: Christus lebt, und »wir werden gerettet durch sein Leben«

Wuppertaler Studienbibel

Nachdem er das Problem der Sünde behandelt und die Auflösung ihres Anspruchs an den Gläubigen aufgezeigt hat, erklärt Paulus nun die gegenwärtige und zukünftige Stellung des Gläubigen. Das erste Wort »wenn« soll keineswegs irgendeinen Zweifel aufkommen lassen. Man könnte auch übersetzen: »Denn da wir …« Das Gestorbensein mit Christus wird als Tatsache vorausgesetzt. Paulus geht davon aus, daß er dies bereits hinreichend bewiesen hat. Deshalb behauptet er: »so glauben wir, daß wir auch mit ihm leben werden«. Er trennt sich nicht von anderen Gläubigen, als gäbe es verschiedene Gedankenschulen zu diesem Thema. Die Worte »so glauben wir« schließen alle Gläubigen ein und bezeichnen so die Annahme einer grundlegenden Tatsache des Glaubens, nämlich: »Wir werden mit ihm leben.«
    Bei diesem »mit ihm leben« geht es zwar zweifellos auch um die Zukunft, da dieser Ausdruck im Futur steht, doch kann die Gegenwart davon nicht gänzlich ausgenommen werden. Daß wir mit Christus gestorben sind, erfordert tatsächlich eine weitere Erklärung bezüglich der gegenwärtigen Stellung des Christen. Die Aufmerksamkeit war bereits auf die »Neuheit des Lebens« gelenkt worden. Darin soll der Gläubige wandeln (V. 4). Die Wesensmerkmale dieses neuen Lebens sollen in einer Welt deutlich werden, die Gott feindlich ist. Leben in Christus ist der Segen, den der Gläubige besitzt. Er wird ihn niemals verlieren. Er wird geradewegs bis in die Ewigkeit andauern. Seine Aufrechterhaltung hängt nicht vom Bemühen des Gläubigen ab, sondern von dem, was Gott durch das Werk Seines Sohnes getan hat und was Er durch das Werk des Heiligen Geistes weiterhin tut. Dennoch sind aktive Gläubige, die für Gott leben, die Werkzeuge, durch die Gott zu Seiner Ehre und zum Wohl der Menschheit handelt.
9
Um das Thema des »alten Menschen« einzuführen, begann Paulus mit dem Partizip Präsens von eido , »wissen«. Bei diesem Wort geht es um ein Wissen, das durch das persönliche Vertrautsein mit einer Person oder einem Gegenstand erlangt wird, wie z.B. in Mt. 7,23 : »Ich habe euch niemals gekannt.« – »Ich habe nie eine wahre und persönliche Verbindung zu euch gehabt.« Während Paulus also in V. 6 nicht sagt, wie die Angesprochenen ihr Wissen über den »alten Menschen« erlangten, müssen wir annehmen, daß es mehr war, als nur vom Hörensagen. Sie kannten aus eigener Erfahrung die Bereitschaft zum Sündigen. Darüber hinaus hatten sie seit ihrer Bekehrung Gott durch das Evangelium und die Offenbarung Seiner Wahrheit kennen gelernt. Er hatte beschlossen, Seine Wahrheit mitzuteilen. Auf verschiedene Weise erlangten sie Kenntnis über das, was im Tod Christi inbegriffen war.
    Hier in V. 9 verweist Paulus wiederum auf das Wissen um eine Tatsache. Diesmal verwendet er jedoch das Partizip Präsens von oida in seiner Aussage: »da wir wissen, daß Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt«. Dieses Wort impliziert, daß das Subjekt in den Wahrnehmungs- oder Erfahrungsbereich der Person gerückt ist und kann indirekte Kenntnis mit einschließen. In diesem Vers geht es darum, daß es zum Erkenntnisbereich des Gläubigen gehört, daß Christus, da er von den Toten auferstanden ist, niemals wieder sterben wird. In der Bibel gab es viele Beispiele von Totenauferweckungen, einschließlich Lazarus, der Tochter des Jairus und dem Sohn der Witwe von Nain, doch sie alle mußten später wieder ins Grab zurückkehren. Da sie weiterhin sterblich waren, hatte der Tod ein Anrecht auf sie. Doch auf den Herrn Jesus hat der Tod kein Anrecht. Er konnte sterben, war aber dem Tod nicht unterworfen. Er legte sein Leben freiwillig nieder und nahm es wieder, wie er es vorausgesagt hatte (Johannes 10,18).
    Die Auferstehung, von welcher der Apostel spricht, war ein allgemein bekanntes Ereignis. Abgesehen von den vielen Voraussagen des Heilands über Seine Auferstehung, gaben die Apostel in ihrer Verkündigung ein absolut vertrauenswürdiges Zeugnis, wie aus dem Bericht der Apostelgeschichte deutlich wird. Darüber hinaus war der Herr über 500 Brüdern auf einmal erschienen (1.Kor. 15,6), und es wäre gewiß höchst naiv, zu meinen, daß sie nicht immer und immer wieder von dieser Erfahrung gesprochen haben, wohin immer sie kamen. Wenn Paulus hier also vom Wissen um die Auferstehung Christi spricht, steht das in völliger Übereinstimmung mit den offensichtlichen Tatsachen, die in apostolischer Zeit weit verbreitet wurden. Christus war gestorben, und durch die Kraft Gottes war Er siegreich auferstanden.
    Der Tod hatte keine Herrschaft über Ihn. Nach Seinem eigenen Beschluß hatte Er sich einmal dem Tod gebeugt, doch wird Er nie wieder sterben. Er hat den Tod besiegt, und schon ist der Tag bestimmt, an welchem er in Sieg verschlungen werden wird (1.Kor. 15,54). Den Gläubigen in Korinth hatte Paulus freudig geschrieben: »Nun aber ist Christus aus den Toten auferweckt, der Erstling der Entschlafenen … Ein jeder aber in seiner eigenen Ordnung: der Erstling, Christus; sodann die, welche des Christus sind bei seiner Ankunft« (1.Kor. 15,20.23). Die überschwengliche Ernte wird folgen.
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Menge übersetzt die ersten Worte dieses Verses: »Denn den Tod, den er gestorben ist«, und betont damit die Art des Todes, die Christus starb. Es war ein Tod voller Bedeutsamkeit. Es war ein Tod, den nur Christus sterben konnte. Niemand anderes hätte in den Tod gehen und dabei all das ausrichten können, was in Christi Tod enthalten ist. In diesem Vers liegt die Betonung daher darauf, daß Christus der Sünde gestorben ist. Alle Probleme der Sünde wurden durch den Tod Christi gelöst: die Macht der Sünde, ihre Strafe und sogar ihre Gegenwart. Das wird niemals wiederholt werden. Der Ausdruck »ein für allemal« beschreibt die Endgültigkeit Seines Todes. Er erfüllte alle Anforderungen der Sünde, und nun ist Er mit dem Problem der Sünde fertig.
    Genau wie die Art des Todes Christi betont wurde, so muß dieselbe Betonung auf die Art des Lebens gelegt werden, das Er nun lebt. Er lebt für Gott. Sein Leben ist auf nichts anderes ausgerichtet und kennt keinen anderen Horizont. Gottes Pläne für die Zukunft beziehen sich auf Seinen Sohn. Er ist es, der am Ende der Zeit Gottes Ratschlüsse verwirklichen wird, wenn das neue Zeitalter beginnt. Außerdem ist Sein gegenwärtiges Leben zum Nutzen der Gläubigen. Sein hohepriesterlicher Dienst und Seine Fürsprache für sie gehören zu Seinem jetzigen Leben. Die Aussage »was er aber lebt, lebt er Gott« – oder wie Menge übersetzt: »das Leben, das er jetzt lebt, ist Leben für Gott« – steckt voller Bedeutung. Sie lenkt die Aufmerksamkeit erstens darauf, was Gott von Christi Leben hat, und zweitens auf das, was daran zum Nutzen der Gläubigen ist.

Was die Bibel lehrt – Römer

Wenn die Bibel von Auferstehung von den Toten spricht, muss man zwischen zwei Arten von Auferstehungen unterscheiden.
1.Wiederherstellung Zurück zum physischen Leben
….
2. wahres Auferstehungsleben

Die zweite Art der Auferstehung von den Toten ist die Art, die Auferstehungsleben bedeutet, in der man dem Tod nicht mehr unterworfen ist (Römer 6:9). Wahres Auferstehungsleben bedeutet, dass eine Person nicht mehr fähig ist, physisch zu sterben, weil es eine Veränderung in der Natur des Körpers gab, der auferweckt wurde. Bisher ist Jesus der Einzige, der auf diese Weise auferstanden ist; er ist der Einzige, der die zweite Art der Auferstehung, die des Auferstehungslebens, durchgemacht hat. Deshalb wird Jeschua der Erstling der Auferstehung genannt (1 Korinther 15,23; Kolosser 1,15.18; Offb. 1,5). Kritiker haben diese Aussage oft als widersprüchlich empfunden, denn wie könnte Jesus als Erstling der Auferstehung bezeichnet werden, wenn es doch noch andere gab, die vor ihm auferstanden sind. Aber alle anderen, die vor Jeschua auferweckt wurden, durchliefen die erste Art der Auferstehung, die lediglich eine Wiederherstellung zurück zum natürlichen Leben war. Jesus ist der Einzige, der die zweite Art der Auferstehung, das wahre Auferstehungsleben, erfahren hat, so dass er dem Tod nicht mehr unterworfen ist. Deshalb wird Er die Erstlingsfrucht der Auferstehung genannt, das heißt, der Erste, der zum Auferstehungsleben auferweckt wurde.

Vielleicht lässt sich die Bedeutung des wahren Auferstehungslebens im Gegensatz zum Wiederherstellungsleben am besten anhand der Aussage in Hebräer 2,14 erklären, wo uns gesagt wird, dass Jeschua durch den Tod hindurchgegangen ist.

Bei der ersten Art der Auferstehung, der Auferstehung zurück zum natürlichen Leben, tritt jemand aus dem Bereich des physischen Lebens in den Bereich des physischen Todes ein. Bei der Auferstehung kommt er einfach zurück in den Bereich des physischen Lebens: vom physischen Leben zum physischen Tod und zurück zum physischen Leben. In Hebräer 2,14 heißt es, dass Jesus nicht nur „aus“ dem Tod gekommen ist, sondern durch den Tod hindurchgegangen ist, und das ist der Schlüssel. Er ging aus dem Bereich des physischen Lebens in den Bereich des physischen Todes, und dann ging er durch den Tod in den Bereich des Auferstehungs-Lebens. Aus dem Tod herauszukommen ist nur die erste Art der Auferstehung; aber durch den Tod hindurchzugehen führt zu der zweiten Art der Auferstehung, der des wahren Auferstehungslebens.

Arnold Fruchtenbaum – Die biblische Sicht des Todes

Wenn, wie Paulus behauptet JEDER Christ, der mit Christus lebt, einen Auferstehungsleib erhält, der nicht mehr sterben kann – DANN ändert das wie ich heute lebe – und wie ich heute mit Problemen umgehe! Denke an Abel, Daniel, Asarja, Hananha und Mischael und die vielen anderen, die lieber in den Tod gingen oder bei Prüfungen den Tod vorzogen – WEIL SIE GLAUBTEN; dass sie diese Auferstehung bekommen würden, obwohl Jesus bis dahin noch nicht gestorben und noch nicht auferweckt war!

weitere Gedanken zur Auferstehung…

ein gefällter Baum?

Denn für den Baum gibt es Hoffnung: wird er abgehauen, so schlägt er wieder aus, und seine Schößlinge hören nicht auf. Wenn seine Wurzel in der Erde altert, und sein Stumpf im Boden erstirbt: vom Dufte des Wassers sproßt er wieder auf und treibt Zweige wie ein Pflänzling. Der Mann aber stirbt und liegt da; und der Mensch verscheidet, und wo ist er?
Elberfelder 1871 – Ijob 14,7–10

Wenn ein Baum gefällt wird, dann besteht Hoffnung, dass er wieder ausschlägt und neue Zweige treibt. Seine Wurzeln mögen im Boden altern und der Stumpf absterben, trotzdem wird er schon allein vom Geruch des Wassers neues Grün treiben und ausschlagen wie ein junger Sämling. Doch wenn ein Mensch stirbt, ist seine Kraft verschwunden. Er tut seinen letzten Atemzug, und wo ist er dann?
Neues Leben – Bibel 2006 – Ijob 14:7–10

denn für den Baum gibt es Hoffnung: „wird er gefällt, treibt er neu, und seine Triebe hören nicht auf. Wenn seine Wurzel in der Erde altert, und sein Stumpf im Boden stirbt: vom Duft des Wassers sprosst er und treibt Zweige wie ein Pflänzling.
Der starke Mann aber stirbt und ist kraftlos. Und der Mensch verscheidet, und wo ist er?
Janzen und Jettel – Hiob 14:7–10

Der große Unterschied zwischen uns allen – und Jesus Christus: wir bleiben erst einmal im Grab – ER stand nach wenigen Stunden wieder auf! Wir müssen warten, bis der Befehl zur Auferstehung erfolgt – bei IHM erging der Ruf zur Auferstehung schon am „3. Tag“ (nach jüdischer Tagzählung).

Wenn ein Baum umgehauen wird, kann er wieder ausschlagen. Hiob spricht von dem Baum, als wenn er einen Geruchssinn besäße. Der Baum „riecht“ das Wasser und wächst. Im Gegensatz zu den Pflanzen hat der Mensch keine solche Hoffnung. Wenn er stirbt und sich niederlegt ( HAlaS , „hingestreckt wird“), ist er entschwunden. (Das hebräische Wort für Mann in 10 a ist geBer , „Starker“; vgl. V. 14 . Auch Starke müssen sterben! Mensch in 10 b lautet im Hebräischen ?ADAm . Das ist der allgemeine Ausdruck für „Mensch“, und das Wort für Mensch in V. 12 lautet ?IS , „Mann“.)

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Das Bild vom Baum ist ein Bild der Hoffnung. Ein Baum wird gefällt, weil man entweder sein Holz braucht oder weil man einen alten Fruchtbaum sich verjüngen lassen willy. Ein gefällter Baum aber ist nicht tot. Er schlägt wieder aus, das heißt, er entwickelt neues Leben, indem aus dem im Boden belassenen »Wurzelstock« (Jes 6,13) neue Sprößlinge aufwachsen und sich wieder zum Baum entfalten.
Das Verjüngen der Fruchtbäume im palästinischen Raum ist eine wichtige Aufgabe der Obstbauern. Altersschwache Bäume, die nur noch kleine Früchte tragen, werden einer sogenannten Operation unterzogen. Man haut sie mit einer Axt ab, Weinstöcke, Feigen- und Granatbäume unmittelbar über dem Boden, Nußbäume aber zum Beispiel in einiger Höhe darüber. Im folgenden Jahr entsprießen der Wurzel bzw. dem Stumpf neue Triebe. Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Bewässerung. Bereits im zweiten Jahr tragen die »neuen« Bäume Früchte. Für den Baum gibt es gerade im abgeschlagenen Zustand Hoffnung. Er kann wieder ausschlagen. Das Zeitwort »neu auschlagen« (hebräisch: ḥlp) hat die Grundbedeutung »wechseln«, »ändern». So wird zum Beispiel ein Kleid durch ein anderes ausgewechselt, ein Holz durch ein anderes ersetzt, eine Truppe durch eine andere abgelöst.

Wuppertaler Studienbibel

Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen, sagt ein trostloses Sprichwort. Aber — sagt Iob — das Geschick des Baumes ist bei weitem nicht so hoffnungslos wie das des Menschen. Denn 1. wird der Baum umgehauen, so treibt er (der in der Erde zurückgebliebene Stumpf) neue Sprossen (s. zu וְעוֹר des Nachsatzes Spr. 19,19 und über הֶֽחֱלִיף Ps. 90,6) und es bleiben nicht junge Zweige aus (יוֹנֶקֶת der zarte, saftige, noch wie an der Mutterbrust liegende Ausschößling μόσχος) — eine natürliche Thatsache, welche bei Jesaia c. 6 zum Emblem eines Grundgesetzes der Geschichte Israels wird: Terebinthe und Eiche versinnbilden dort Israel, der Wurzelstock (מצבת) ist der das Gericht überwährende Rest, und dieser Rest wird zum Samen, aus dem ein neues heiliges Israel aufsproßt, nachdem das alte hinweggetilgt ist. Carey hat wol nicht Unrecht, daß Iob vorzugsweise an die Palme (Dattelpalme) denke, von welcher Shaw sagt: when the old trunk dies, there is never wanting one or other of these offsprings to succeed it.1 Sodann 2. wenn des Baumes Wurzel in der Erde altert (הִזְקִין inchoatives Hifil: senescere Ew. § 122c) und im Staube abstirbt sein Stock (גֶּזַע wie Jes. 40,24 von dem nackten Baumstock, s. Hofmann Weiss, u. Erfüll. I,240), so kann er doch seine vor Altersschwäche versiegte Lebenskraft zurückgewinnen: er treibt, neubelebt durch Wassers Duft (רֵיתַ immer vom Geruch, den etwas aushaucht, nicht, ausg. nur etwa Hohesl. 1,3., vom Geruchssinn), wieder Blätter- und Blüthenknospen und bringt wieder Zweige (קָצִיר eig. Abschnittling, Gerte) hervor כמו נָֽטַע wie eine Pflanze, ein Pflänzling oder Setzling, also wie frisch gepflanzt LXX ὥσπερ νεόφυτον. Auch hier liegt es nahe an die Palme zu denken, welche vorzugsweise φίλυδρον φυτόν ist2 und eine wundersame Lebensfülle in sich trägt, die sie zum Bilde unversiegbarer Jugendkraft macht; Palme und Phönix haben nicht ohne Grund Einen Namen: der durch Wassers Duft wie aus dem Tode erstehende Baum, den Iob schildert, gleicht dem aus der eignen Asche wiedererstehenden Wundervogel (s. zu 29,18).

Delitzsch – Biblischer Commentar über die Poetischen Bücher des Alten Testaments: Das Buch Iob