Also wird nun ein jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben.
Elberfelder 1871 – Römer 14,12
So wird also jeder Einzelne von uns sich für sein eigenes Tun verantworten müssen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Römer 14:12
Demnach wird also jeder – Mt 12,36; Gal 6,5; 1 Petr 4,5 – von uns für sich Gott Rechenschaft geben.
Abraham Meister – Röm 14,12

In diesen Versen folgt nun die theologische Begründung für Paulus‘ Gebot, kein Urteil über andere Christen zu fällen. Christus ist unter anderem deshalb für uns gestorben und auferstanden, damit er über Tote und Lebende Herr sei. Da nun Jesus der Herr ist, sollen die Christen einander nicht richten (krineis) oder ihre Brüder verachten (exoutheneis; vgl. V. 3). Ein Christ ist nicht zum Richter über einen anderen Gläubigen berufen; alle unterstehen einem Richter, nämlich Christus.
Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar
Als Herr wird Jesus eines Tages, wenn er auf dem Richterstuhl (bEma; vgl. den Kommentar zu 2Kor 5,10) sitzt, das Werk seiner Knechte beurteilen. Paulus unterstreicht die Gewißheit des kommenden Gerichts mit einem Zitat aus Jes 49,18 und Jes 45,23 ,worinden Gläubigen prophezeit wird, daß eines Tages jeder vor Christus stehen und ihn als Herrn bekennen wird (vgl. Phil 2,10-11). Dann wird jeder Gott Rechenschaft (wörtlich: „ein Wort“) geben müssen. Da Paulus hier an die Christen in Rom schreibt (Röm 1,7) und, wie die Verwendung der ersten Person Plural („wir werden gestellt werden“; Röm 14,10) zeigt, auch sich selbst zu denen rechnet, die beurteilt werden, werden also nur die Gläubigen vor dem „Richterstuhl Gottes“ stehen. Der „Richterstuhl Gottes“ ist gleichbedeutend mit dem Richterstuhl Christi (vgl. 2Kor 5,10), denn beide werden Gericht halten – der Vater durch den Sohn (Joh 5,22.27). In diesem Gericht wird allerdings nicht das Schicksal des Gläubigen in der Ewigkeit zur Debatte stehen – darüber wurde bereits durch den Glauben an Christus entschieden (vgl. Röm 8,1) -, sondern die Lebensführung und der Dienst eines jeden Gläubigen. Dabei werden zwar manche Werke nicht bestehen können (vgl. 1Kor 3,12-15), doch das, was Bestand hat, wird belohnt werden (vgl. 1Kor 4,4-5). Das Gericht über die Gläubigen wird der Höhepunkt des Erweises der Herrschaft Gottes sein.
So wird nun ein jeglicher usw. Dieser Schluss ruft uns zur Demut und Unterwürfigkeit zurück. Eben damit gibt Paulus zu verstehen, dass wir einander nicht richten sollen (V. 13). Denn wie sollten wir uns die Stelle eines Richters anmaßen dürfen, die wir doch selbst unweigerlich im Gericht werden Rede stehen müssen! Der Doppelsinn des Wortes „richten“ gibt dabei Anlass zu einem feinen Wortspiel. Heißt es zuerst, dass keiner den andern „richten“ d. h. verdammen soll, so folgt des weiteren die Wendung, dass wir vielmehr alle unser „Richten“ (unsere Urteilskraft) darauf lenken sollen, dass niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis darstelle. Darin steckt ein heftiger Tadel gegen jene Sittenrichter, die ihren ganzen Scharfsinn darauf richten, im Leben der Brüder irgendetwas zu finden, das sich zum Zerpflücken eignet. Ganz im Gegenteil sollte man sich davor mit allem Ernst zu hüten suchen: denn unser wegwerfendes Urteil wird nur zu oft dem Bruder Anstoß und Anlass, auch selbst sich zur Sünde hinreißen lassen.
Calvins Auslegung der Heiligen Schrift
Christus wird einen jeden von uns beurteilen; er wird uns nicht danach beurteilen, was wir an den anderen zu Recht oder zu Unrecht verurteilt haben, sondern danach, ob wir gemäß den in den Versen 7–9 gelehrten Wahrheiten gelebt haben. Wer von uns wagt zu behaupten, er habe immer und in allem nur Christus gelebt? Wir sind alle schuldig geworden; niemand von uns hat ihm so gedient und ist ihm so ergeben gewesen, wie er es ihm geschuldet hätte. Wenn wir bedenken, dass wir für unseren ganzen Wandel »Gott Rechenschaft geben« werden, und wenn wir bedenken, wie groß unsere Schulden vor ihm und gegenüber den Geschwistern sind (siehe 13,8), werden wir ganz andere Sorgen haben, als das Tun und Lassen der anderen zu richten. Wir werden den Herrn täglich anflehen, uns in seiner Barmherzigkeit unsere Schuld zu vergeben (Mt 6,12). Und tun wir das, werden wir gegenüber den Geschwistern immer großzügiger und barmherziger, und wir werden immer klarer erkennen, dass Richten gerade das Gegenteil ist von Barmherzig-Sein, und wir werden bedenken, dass das Gericht ohne Barmherzigkeit sein wird gegen jeden, der nicht Barmherzigkeit geübt hat (Jak 2,13).
Benedikt Peters – Der Brief an die Römer
Da wir für den Herrn leben, so sehen wir auf ihn als auf unseren Richter, von dessen Urteil wir abhängen. Ermessen wir die Bedeutung des Todes und der Auferstehung Jesu, daß er dadurch über Tote und Lebende der Herr geworden ist, so blicken wir auch auf den Sieg Gottes hinaus, der jedes Knie vor ihm beugen wird. Da lassen wir es, die anderen zu meistern und zu richten. Wer selbst dem Gericht Gottes entgegengeht, richtet seinen Blick auf sich selbst, daß er seiner eigenen Pflicht genüge, und ist mit seiner eigenen Verantwortlichkeit vollauf beladen. Wir aber lassen es im Blick auf die anderen an Glauben fehlen, als müßten sie auf ihrem Weg notwendig fallen, und im Blick auf uns selbst an der Furcht, als wäre es nicht eine große Sache, daß Gott an jedem das Recht vollstrecken wird, so daß wir alle nicht Menschen, sondern ihm verantwortlich sind und ihm für das, was wir tun, Rechenschaft zu geben haben.
Schlatters Erlӓuterungen zum Neuen Testament
Gerade nicht über den Bruder in seiner Eigenart und Lebensweise soll und muss ich Rechenschaft geben, sondern für mich selbst. Und da soll und darf ich mich prüfen und in Zucht nehmen. Jeder steht für sich vor seinem Herrn und trägt an seiner Last. Jeder ist „bloß und aufgedeckt vor Gottes Augen“ (Hebr 4,13) und kann sich nur mit dem Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi bedecken. Alles Verurteilen des Bruders hat zu unterbleiben und dient nicht (vgl. Mt 6,21ff.; Mt 7,1-5). Auch hier steht Paulus ganz bei der Botschaft seines Herrn. Er tritt auch bei diesen Fragen der Gemeinde in der Autorität des Apostels Jesu Christi entgegen und sagt nicht seine Meinung als eine unter anderen.
Gerhard Maier – Edition C
Dieser kurze Vers ist aus verschiedenen Gründen sehr betont. Er besagt, daß »ein jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben« wird. Darin gibt es keine Ausnahmen. Darüber hinaus geschieht die Prüfung ganz persönlich. Niemand wird gebeten, Rechenschaft über das Leben und die Werke eines anderen abzugeben. Das gilt für jeden Gläubigen, sogar für den Apostel, da er sich in dem »ein jeder von uns« selbst mit einschließt.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Paulus will mit seiner Aussage offenbar herausstellen, wie vergeblich es ist, wertvolle Zeit und Mühe in die Verteidigung von Vorbehalten und in das Verurteilen anderer zu investieren, wo doch bei der letztendlichen Prüfung jeder Gläubige für sein eigenes Werk Rechenschaft vor Gott ablegen wird. Im Licht der Beurteilung und Bewertung Gottes wird es dann als wertlos erscheinen, wie ernsthaft man in seinem Leben persönliche Ansichten verteidigt oder verbreitet hat. Eine Besinnung auf einen künftigen Gerichtstag sollte zu einer Neubesinnung auf die wirklichen Werte im Leben führen. Eine rechtzeitige Korrektur wird Einbußen am Richterstuhl verhindern. Dann wird man gegen die göttliche Beurteilung keinerlei Einwand erheben.
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