Früh in der Dämmerung stehe ich auf, und schreie, ich warte auf Deine Worte. Ps 119,114; 88,14; 130,6. Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Psalm 119,147
In der Dämmrung schon komme ich vor und muß stöhnen: »Ich harre auf deine Rede.« Buber – Ps 119,147
Schon vor der Morgendämmerung war ich wach, um nach Hilfe zu schreien, denn auf deine Worte setze ich meine Hoffnung. neue Welt Übersetzung – 2018 – Ps 119,147
Der Morgendämmerung bin ich zuvorgekommen und habe geschrieen; auf dein Wort habe ich geharrt. Elberfelder 1871 – Psalm 119,147
Was mache ich, wenn ich früh morgens wach werde? Womit beschäftige ich mich? Wenn wir im NT den Bericht über Jesus lesen, stellen wir oft fest, dass dieser in den frühen Morgenstunden auf einen Hügel oder Berg war, um alleine zu sein, und diese Zeit nutzte, um im Gebet mit seinem Vater zu sein.
● Die kurze Zeit zwischen dem Sonnenuntergang und dem Einbruch der eigentlichen Dunkelheit, während der man die Sterne zu sehen beginnt, ist die Abenddämmerung. Diese Zeit wurde von den alten Hebräern als nescheph bezeichnet und war offenbar das, was sie unter dem Ausdruck „zwischen den zwei Abenden“ verstanden, der in 2. Mose 12:6 vorkommt (Sprüche 7:9) Die Morgendämmerung, die Zeit zwischen dem Ende der nächtlichen Dunkelheit und dem Sonnenaufgang, wurde mit demselben hebräischen Wort bezeichnet. Daher heißt es in Psalm 119:147: „Vor der Morgendämmerung komme ich.“ — SB.
Wachtturm Studienausgaben 1967
Ich komme in der Frühe usw. Buchstäblich: Ich komme dem Morgengrauen zuvor. David hat es also mit seinem Gebet besonders eilig. Und dass er „schreit“, ist immer ein Ausdruck besonderer Inbrunst, der weniger auf den Klang der Stimme, als vielmehr auf die Anspannung der Seele deutet. Von seiner Eile gibt er Zeugnis als von einem Beweis der Beharrlichkeit. Hebt er auch früh an mit seinem Gebet, so ermüdet er doch nicht alsbald. Die Ungläubigen werden ungehalten und hadern mit Gott, wenn er auf ihre Gebete nicht sofort antwortet. David aber verbindet mit glühender Sehnsucht hoffende Geduld und zeigt damit, wie man recht beten soll. Wenn Paulus sagt (Phil. 4, 6), dass wir unsere Bitten mit Danksagung vor Gott kund machen sollen, so erinnert er damit, dass man alle unruhigen Leidenschaften dem Gebet fernhalten muss. Denn es ist auch der Zweck des Gebets, dass wir unsre Hoffnung nähren sollen. Nicht überflüssig ist der Hinweis auf Gottes Wort: denn nur wenn dieses uns immer vor Augen steht, lässt sich die Maßlosigkeit unseres Fleisches zügeln.
Jean Calvin – Aus dem Psalmenkommentar
Die Hoffnung auf Gottes Wort ermutigt ihn, freimütig im Gebet zu sein, obwohl seine Gebete nicht unmittelbar beantwortet werden: „ ‚Ich hoffe auf dein Wort‘ (Vers 147), von dem ich weiß, dass es mich nicht im Stich lassen wird.“ Je besser wir das Wort Gottes kennen und je mehr wir in unseren Gedanken auf es eingehen, desto mehr werden wir mit Gott sprechen können. Reines Lesen des Wortes genügt nicht, wir müssen auch darüber nachsinnen. David beginnt den Tag mit Gott. Das Erste, was er am Morgen tut, bevor er sich an irgendeine Arbeit macht, ist zu beten. Wenn unsere ersten Gedanken am Morgen von Gott sind, dann werden sie eine Hilfe sein, um uns den ganzen Tag in seiner Furcht zu halten. Selbst in den Nachtwachen, wenn David aus seinem ersten Schlaf aufwacht, möchte er lieber nachsinnen und beten, als sich umzudrehen und wieder einzuschlafen.
Der Neue Matthew Henry Kommentar
Sage nicht: „Du solltest einfach mehr in der Bibel lesen“
Sage statt dessen: „Es gibt etliche Bibelstellen, die mir viel Hoffnung gegeben haben, und ich habe sie für dich aufgeschrieben. Darf ich sie dir vorlesen?“
Zeige dem Betroffenen Stellen, die seine Hoffnung stärken und die er dreimal täglich (beim aufwachen, zu Mittag und vor dem Einschlafen) lesen kann. (Jeremia 29,11; Psalm 130,5)
der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, in welchem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden Elberfelder 1871 – Kolosser 1,13–14
welcher uns errettet hat aus der Gewalt-Eph 6,12; Hebräer 2,14; 1 Petr 2,9- der Finsternis und versetzt hat in das Königreich-1 Thess 2,12; 2 Petr 1,11- des Sohnes Seiner Liebe, in welchem wir haben die Erlösung-Eph 1,7- durch Sein Blut, die Vergebung der Sünden. Abraham Meister – Kol 1,13–14
Er hat uns aus dem Machtbereich der Finsternis heraus an sich gezogen und in Seines Sohnes Königreich der Liebe hineinversetzt. In Ihm besitzen wir die Auslösung, den Freispruch von den Verfehlungen. Gottes Agenda – Das Neue Testament urtextnah ins heutige Deutsch übersetzt von Andreas Eichberger – Kol 1,13–14
Denn er hat uns aus der Gewalt der dunklen Mächte gerettet und uns unter die Herrschaft seines geliebten Sohnes gestellt. Durch den Sohn und in dessen Machtbereich ist uns die Erlösung zuteilgeworden: Unsere Schuld ist uns vergeben. Gute Nachricht Bibel – Kolosser 1,13–14
Er hat uns aus der Gefangenschaft rausgeholt und von den Handschellen befreit, die die dunkle Seite der Macht angelegt hatte. Und jetzt stehen wir unter der Kontrolle seines geliebten Sohnes Jesus. Er hat uns befreit. Unsere Schulden wurden durch ihn erlassen. Das ist doch echt geil, Leute, oder? Martin Deyer – VolxBibel
Das Geistliche Königtum Die zweite Variante von Gottes Plan für sein Reich ist das Geistliche Königtum, womit Gottes Herrschaft im Herzen des Gläubigen gemeint ist. Das Geistliche Königreich setzt sich aus allen Gläubigen und nur aus Gläubigen aller Zeiten zusammen. Das Mittel, um in dieses Reich zu gelangen, ist die Wiederherstellung durch den Heiligen Geist. In der gegenwärtigen Zeit, von Apostelgeschichte 2 bis zur Entrückung, sind das Geistliche Königreich und die Gemeinde identisch, aber nur in dieser Zeit. Das Geistliche Königreich existierte nämlich schon, bevor die Gemeinde geboren wurde, und wird auch noch da sein, nachdem die Gemeinde gegangen ist. Es schließt also all die Heiligen des Alten Testaments mit ein und ebenso diejenigen nach der Entrückung.
Schriftstellen, die von dem Geistlichen Königreich sprechen, sind z. B. Matthäus 6,33: Trachtet vielmehr zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit Ö; Matthäus 19,16.23–24 – das ewige Leben ist identisch mit dem Königreich der Himmel; Johannes 3,3–5 – man muss von Neuem geboren sein, um das Königreich Gottes betreten zu können; Apostelgeschichte 8,12 – der Glaube an die gute Nachricht über das Königreich; Apostelgeschichte 20,24, die Predigt des Königreiches war dasselbe wie das Evangelium; Kolosser 1,13–14 – Ö das Reich des Sohnes seiner Liebe, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden; Kolosser 4,11 – Mitarbeiter für das Reich Gottes; 1 Thessalonicher 2,12: Ö der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft. Das Geistliche Königreich setzt sich aus allen Gläubigen zusammen, von Adam an bis zur letzten erretteten Person am Ende des messianischen Königreiches
Arnold Fruchtenbaum – Geheimnisse Gottes – Israel, Satan und das Neue Testament
Kolosser 1:13: Errettet aus der Gewalt der Finsternis Der Vater hat uns also fähig gemacht zu diesem herrlichen Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht. Alles wird auf Ihn zurückgeführt. Er ist es auch, der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis. Er hat uns nicht nur fähig gemacht, sondern auch errettet aus einer ganz schrecklichen Gewalt. Wir lesen von dieser Gewalt zweimal im Epheserbrief. Diese Stellen zeigen uns, wie hoffnungslos verloren wir waren. In Kapitel 2,1.2 heißt es: „Auch euch, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet nach dem Zeitlauf dieser Welt, nach dem Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams.“ In 2 Korinther 4 wird gesagt, dass dieser Fürst, Satan, den Sinn der Menschen verblendet hat: Sie können – in geistlicher Hinsicht – nicht sehen. Es ist erschütternd, dass ein Mensch in dieser Welt – und dazu gehörten auch wir! – unter der Macht eines solchen Fürsten steht. Das Furchtbare ist, dass der Mensch aus diesem Machtbereich aus eigener Kraft überhaupt nicht herauskommen kann, selbst wenn er es wollte. Aber nicht einmal das wollte auch nur einer von uns. Zudem suchte keiner von uns Gott (vgl. Rö 3). Wenn wir später doch gewollt haben, dann nur deswegen, weil der Geist Gottes bereits an unserer Seele gewirkt hat. Dadurch waren wir dann bereit, uns zu öffnen. Das ist nichts anderes als Gottes Gnade. Deswegen heißt es: „Durch Gnade seid ihr errettet … Und das nicht aus euch – Gottes Gabe ist es“ (Eph 2,5.8). Die zweite Stelle über diese Gewalt im Epheserbrief steht in Kapitel 6. Dort heißt es: „Denn unser Kampf ist nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Fürstentümer, gegen die Gewalten, gegen die Weltbeherrscher dieser Finsternis, gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern“ (Vers 12). Hier haben wir denselben Machtbereich wie in Kapitel 2. Nur diesmal geht es um erlöste Menschen, die mit diesem Feind zu tun haben und deren eigentlicher Kampf gegen Satan und seine geistlichen Mitstreiter stattfindet. Es gibt viele Gläubige, denen Gott die Gnade geschenkt hat, Kinder gläubiger Eltern zu sein. Als ein solches Kind kann man den Eindruck gewinnen, dass man in den Glauben sozusagen automatisch hineinwächst – jedenfalls war das bei mir so. Wir wussten: Wir müssen uns bekehren. Und das haben wir auch getan. Aber ich habe doch nicht gewusst, was es bedeutet, im furchtbaren Machtbereich Satans zu sein. Kinder gläubiger Eltern sind genauso sündig wie alle anderen. Allein kommen auch sie aus diesem Bereich Satans nicht heraus. Es ist Jemand nötig gewesen, der uns gleichsam von außen her herausholen musste. Keiner von uns hat sich von sich heraus bekehrt. Aber Gott, unser Vater, hat uns errettet aus dieser Gewalt der Finsternis. Wir haben ewig Grund, Ihm dafür zu danken.
Versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe Der Vater nimmt uns nicht aus einem Machtbereich heraus, der nicht gut ist, um uns dann in einem Vakuum stehen zu lassen. Nein, Er bringt uns unter eine andere, eine gute Autorität. Er hat uns aus dem Machtbereich Satans herausgenommen und in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt. Das hat Er schon getan, es ist nichts Zukünftiges! Genauso, wie Er uns schon jetzt errettet und fähig gemacht hat für das Anteil am Erbe der Heiligen, hat Er uns jetzt schon in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt. Dieses Reich ist weder die Versammlung, noch weniger sein Reich auf der Erde. Als Sohn des Menschen wartet Er zur Rechten Gottes auf sein Reich, Er hat es noch nicht empfangen. In Kolosser 1,13 jedoch geht es darum, dass Gott uns aus der Gewalt Satans herausgenommen und uns in ein anderes Reich gebracht, unter die Autorität eines anderen gestellt hat, und das ist die Autorität seines eigenen Sohnes. Im Griechischen heißt es eigentlich immer „Königreich“. In der Elberfelder Übersetzung wird das Wort jeweils mit „Reich“ wiedergegeben (Reich der Himmel, Reich Gottes, usw.). Aber wir sollten nicht denken, der Herr Jesus sei unser König. Er wird es nie sein! Er ist der König Israels, der König der ganzen Erde, aber die Versammlung wird neben Ihm stehen, nicht unter Ihm. Wir sind ein Teil von Ihm, in diesem Sinn stehen wir nicht unter Ihm. Natürlich bleibt Er Gott und Herr; das werden wir nie sein. Aber wenn es um die Herrschaft geht, stellt der Herr Jesus die Versammlung, seine Braut, neben sich. Die Bezeichnung „Reich des Sohnes seiner Liebe“ finden wir nur hier. Damit wird jener geistliche Bereich beschrieben, in dem die Person des Herrn Jesus den wahren Mittelpunkt bildet. Er, der der Sohn der Liebe des Vaters ist, gibt diesem Bereich seinen eigentlichen Charakter. Unendliche Segnung! In Christus passend für die Herrlichkeit; in Christus errettet von der Gewalt der Finsternis und Gott so nahe gebracht, wie Er, der Sohn seiner Liebe, Ihm nahe ist!
Der Sohn seiner Liebe „Sohn seiner Liebe“ – dieser Titel kommt nicht noch einmal vor in Gottes Wort. Wir haben im 2. Johannesbrief einen ähnlichen Ausdruck, wo von dem Herrn Jesus die Rede ist als von dem „Sohn des Vaters“. Hier ist Er der „Sohn seiner Liebe“. Das ist eine Herrlichkeit der Person Christi, die Er nicht verliehen bekommen hat, sondern die seit jeher sein eigen ist. Als Sohn des Menschen wird Er über die Menschen herrschen, über die Erde usw. Das ist eine Ihm verliehene Herrlichkeit. Aber „Sohn der Liebe des Vaters“ drückt eine Beziehung aus, die ewig ist. Diese hat Er nicht irgendwann geschenkt bekommen. Er hat sie immer gehabt als der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist. Ich wüsste kein besseres Bild, um das besser zu verstehen, als Joseph in 1 Mose 37. Der Vater hatte ihn besonders lieb und ihm ein Gewand geschenkt. Er war der Sohn seines Alters, sagt dort die Schrift. Es existierte also eine enge Beziehung zwischen Jakob und seinem Sohn Joseph. Sie fand ihren Ausdruck in diesem schönen Gewand. Das ist ein schwaches Bild von dem, was der Herr Jesus für das Herz seines Vaters ist. Und unter genau diese Herrschaft des Herrn sind wir gekommen – unter eine Person, die der Sohn seiner Liebe ist. Er ist der volle Ausdruck der Liebe des Vaters. Christus ist der Mittelpunkt dieses Reiches. Alles in der Bibel strebt zum Herrn Jesus, und alles, was wir an Segnungen besitzen, findet in dem Herrn Jesus Grund und Ziel. Ein zweiter Punkt kommt noch hinzu. Christus ist nicht nur der Mittelpunkt dieses Reiches, sondern auch der Maßstab für unsere Segnungen. Denn durch die Gnade haben wir teil an diesem Reich, sind mit Dem innig verbunden, der davon der Mittelpunkt ist. Das ist etwas, was uns glücklich zu machen vermag. Wenn wir ablesen wollen, welche Segnungen uns Gott geschenkt hat, müssen wir den Herrn Jesus anschauen als den Sohn seiner Liebe. Nur in Ihm können wir ablesen, was uns alles geschenkt worden ist. Das ist für den menschlichen Verstand nicht zu erfassen, aber wir können und dürfen es anbetend glauben. Wenn der Sohn in solchen Beziehungen zum Vater steht, bedeutet das, dass wir in die gleichen Beziehungen gebracht worden sind (seine Gottheit natürlich ausgenommen). Der Herr Jesus sagt das in Johannes 15,9: „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt.“ Und in Johannes 17,23: „… damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ Die Liebe des Vaters zum Sohn ist dieselbe, wie die Liebe des Vaters zu uns, seinen Kindern. Haben wir nicht wirklich allen Grund, unserem Vater zu danken?
Kolosser 1:14: Erlösung in dem Sohn Der Vater hat uns aus dem Bereich der Finsternis in einen Bereich versetzt, dessen Mittelpunkt der Sohn seiner Liebe ist. In diesem Sohn haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden. Das erscheint auf den ersten Blick ein wenig seltsam. Denn ich wüsste außer einer weiteren Stelle nicht, wo die Erlösung auf eine solch schmale Basis gebracht wird. Die andere Stelle ist Epheser 1,7, wo es heißt: „Begnadigt in dem Geliebten, in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade“. Das ist genau die gleiche Ausdrucksform, allerdings mit dem Zusatz „durch sein Blut“. Der Herr Jesus hat uns die Erlösung geschenkt. Er ist der Erlöser, und Erlösung bedeutet nach diesem Vers: die Vergebung der Sünden. An anderen Stellen wie zum Beispiel in Römer 8 oder auch im 1. Petrusbrief wird Erlösung oder Errettung in Verbindung gebracht mit der endgültigen Erlösung, wenn auch der Körper des Christen Anteil haben wird an der Macht der Auferstehung. Es muss in der Tat wunderbar sein, wenn auch der Körper vollkommen fähig sein wird, in der Herrlichkeit Gottes zu sein. Dann wird jede feindliche Macht, die gegen uns ist, überwunden sein, und wir werden in der Lage sein, den Herrn Jesus zu sehen, wie Er ist.
Vergebung „Erlösung“ (Loskaufung) hat als christliche Segnung ein breites Bedeutungsspektrum und schließt zuweilen, wie bemerkt, die Erlösung des Körpers mit ein (Rö 3,24; 8,23; 1 Korinther 1,30; Eph 1,14; 4,30; Tit 2,14; Heb 9,12; 1 Petrus 1,18). Die angegebenen Stellen machen deutlich, dass der Begriff „Erlösung“ (oder „Erlösen“) im normalen Gebrauch des NT Segnungen beschreibt, die über die Vergebung der Sünden hinausgehen. Sie mögen sie durchaus voraussetzen, aber sie gehen darüber hinaus. In Kolosser 1,14 und in Epheser 1,7 wird Erlösung jedoch auf diesen einen Aspekt beschränkt. Erlösung und Sündenvergebung werden hier als dieselbe Sache angesehen. Das heißt jedoch nicht, dass diese eingeschränkte Sichtweise der Erlösung nicht dennoch etwas Gewaltiges in sich birgt. Wie viele und welche Sünden hat Gott uns vergeben? Nicht nur die Sünden bis zu unserer Bekehrung, sondern auch diejenigen, die wir als Kinder Gottes – leider! – noch begehen mögen. Gott sei Dank! Er hat uns alle Sünden vergeben. Ein Kind Gottes hat die Vergebung der Sünden. Das ist die Grundlage für jede weitere Belehrung (1 Johannes 2,12). Wenn uns nicht alle Sünden vergeben wären, wären wir verloren. Denn der Herr Jesus wird nicht noch einmal für Sünden sterben. Die Vergebung der Sünden ist tatsächlich eine absolute Wahrheit, das heißt, sie gilt für jedes Kind Gottes. Wir haben diese Vergebung durch das Blut des Herrn Jesus. Diese Gewissheit sollte indes niemand dazu verführen zu denken: Dann kann ich ja ruhig sündigen. Denn dies wäre nicht nur eine bösartige, sondern auch absurde Schlussfolgerung. Wenn ich jemand sehr lieb habe – zum Beispiel meine Ehefrau –, werde ich ihr dann unbekümmert Weh antun, weil ich ja weiß, dass sie mich liebt? Das ist unmöglich. So verhält es sich auch im Blick auf Gott: Wenn wir Ihn lieben, werden wir nicht schnell sündigen. Nun fehlt in Kolosser 1 der Zusatz „durch sein Blut“. Gewiss besitzen wir die Erlösung dadurch, dass das Blut unseres Herrn geflossen ist, das heißt, dass Er gestorben ist. Aber das steht hier nicht. Ich habe den Eindruck, dass der Heilige Geist bei den Kolossern nicht so sehr über das Werk des Sohnes sprechen, sondern unmittelbar zur Person des Sohnes kommen will. Dieser Führung wollen wir uns anschließen. Wir denken jetzt nicht nur über das nach, was Er getan hat, sondern vor allem darüber, wer Er ist. Das erinnert mich an David und Jonathan und an die Frauen in Israel. Diese Frauen haben, nachdem Goliath bezwungen worden war, David erhoben, indem sie sangen: „David hat seine Zehntausende erschlagen“ – das war sein Werk. Was aber finden wir bei Jonathan? „Da verband sich die Seele Jonathans mit der Seele Davids“ (1 Samuel 18,1). Das ist viel mehr. Er schätzte nicht nur das wert, was David getan hatte. Bei ihm finden wir Hingabe an die Person Davids. So verweilt der Heilige Geist auch im Kolosserbrief nicht lange bei dem Werk des Herrn. Er will die Gläubigen in Kolossä und auch uns direkt auf die Person des Herrn hinlenken.
Christian Briem – Christus vor Augen
Der Herr wird dann als derjenige definiert, der uns von der Herrschaft der Finsternis befreit und uns in das Reich des Sohnes seiner Liebe versetzt hat. Diese kurze, aber dicht gedrängte Äußerung weist eine Reihe von paulinischen Schlüsselthemen auf. Erstens gibt es eine apokalyptische Ausrichtung, da die Gläubigen von bösartigen geistlichen Kräften, die mit dem gegenwärtigen Zeitalter verbunden sind, gerettet wurden (siehe Gal 1,4; Kol 2,15). Zweitens haben wir hier die Sprache eines groß angelegten Transports, da das Wort übertragen (methistēmi) in Bezug auf die Verpflanzung ganzer Völker verwendet werden kann (Josephus Ant. 9.235). Gott hat sein Volk abgeholt und in ein ganz neues Gebiet verpflanzt. Paulus rahmt die Erlösung in Begriffen ein, die an den Exodus erinnern, bei dem die Gläubigen einen neuen Exodus und eine neue Erlösung erleben, indem sie in das unvergängliche Erbe Gottes eintreten (siehe die gemeinsame Sprache mit Exod 6,6; 14,30; Deut 13,5; Judg 6,9 [LXX]). 16 Möglicherweise gibt es eine spezifischere Anspielung auf Jesajas Aneignung des Exodus-Themas angesichts des Bildes von der Wiederherstellung Israels aus der „Finsternis“ zum „Licht“ in Jes 9,1-2, 42,6-7.16, 58,10, 60,1-3.17 Drittens gibt es zwar nur wenige Hinweise auf das Reich Gottes bei Paulus, aber es ist nicht weniger bedeutsam.18 Für Paulus ist das Reich Gottes etwas, das prinzipiell in der Zukunft liegt (Belohnung, Gericht, Vollendung), sich aber bereits auf die Gegenwart auswirkt.19 In der Tat kann die gesamte Erfahrung der Erlösung in gewisser Hinsicht als „Reich“ definiert werden. Paulus stellt hier das Reich in die Nähe des Sohnes und unterstreicht damit die einzigartige Beziehung, die Jesus zum Vater hat, und seine einzigartige Rolle bei der Einweihung und Ausführung des Reiches des Vaters (auch mit offensichtlichen Anklängen an eine messianische Lesart von 2 Sam 7,13-17 und Ps 2,7).20 Der Sohn ist auch die Sphäre des rettenden Handelns des Vaters, und es ist in ihm, dass die Gläubigen die Erlösung, die Vergebung der Sünden, erlangen. Das Konzept der Erlösung für griechisch-römische Menschen war durch die Freilassung von Sklaven bekannt. Erlösung bedeutete Freilassung durch die Zahlung eines Preises. An anderer Stelle in seinen Briefen gibt Paulus an, wie dieser Preis bezahlt wurde (z. B. Röm 3,24; Eph 1,7; 1 Kor 6,20; 1 Tim 2,6; Titus 2,14).21 Konkret wird die Erlösung hier mit der Vergebung der Sünden in Verbindung gebracht. Viele von Paulus‘ Metaphern für Erlösung überschneiden sich. Zum Beispiel ist Vergebung mit Rechtfertigung (Apg 13,38-39; Röm 4,7-8) und Erlösung (Kol 1,14; Eph 1,7) verbunden. An anderer Stelle im Neuen Testament ist die Vergebung mit dem Opfer (Hebr 9,22; 10,18) und der Reinigung (1 Joh 1,9) verbunden. Die Begriffe Erlösung und Vergebung gehören natürlich zusammen, da beide mit Befreiung zu tun haben. Im Fall der Vergebung bezeichnet das Wort aphesis Vorstellungen von Befreiung, Freilassung, Verzeihung oder Aufhebung einer Verpflichtung.
New Covenant Commentary Series
All dies war gutes jüdisches Denken, aber Paulus‘ neue christliche Perspektive ermöglichte es ihm, es in einem anderen Licht zu sehen.
Für Juden lag „das kommende Zeitalter“ oder „Reich Gottes“ in der Zukunft, vielleicht in weiter Ferne. Aber Jesus hatte seine Ankunft angekündigt und behauptete, es sei in seinem eigenen Leben und Wirken gegenwärtig, denn er selbst sei der Messias und Sohn Gottes. Er sagte seinen Jüngern, dass „einige hier nicht sterben werden, bis sie das Reich Gottes mit Macht haben kommen sehen“ (Mk 9,1), und als die frühesten Christen auf Jesu Leben, Tod und Auferstehung und das Kommen des Heiligen Geistes zu Pfingsten zurückblickten, waren sie sicher, dass diese Verheißung tatsächlich wahr geworden war. Paulus stimmte mit ihnen überein. Obwohl er nicht typischerweise die Terminologie des „Reiches Gottes“ benutzte, war er sich der Tatsache zutiefst bewusst, dass Christ zu werden die Übertragung der eigenen Zugehörigkeit von den Standards der gefallenen Welt zu den Werten von Gottes neuer Schöpfung bedeutete: ‚Jeder, der mit Christus verbunden ist, ist ein neues Wesen; das Alte ist vergangen, das Neue ist gekommen … Gott hat uns aus der Macht der Finsternis errettet und uns in das Reich des geliebten Sohnes Gottes gebracht, durch den wir frei geworden sind …‘ (2. Korinther 5,17; Kolosser 1,13-14).
Gewiss, Christen leben immer noch in der Welt, die von der Sünde beherrscht wird. Aber der vorherrschende Einfluss in ihrem Leben muss das Reich Gottes sein, und ihr Verhalten sollte das widerspiegeln. Das war die Grundlage für den ethischen Rat des Paulus an seine Leser: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott innerlich umgestalten durch eine völlige Veränderung eures Sinnes. Dann werdet ihr fähig sein, den Willen Gottes zu erkennen …‘ (Römer 12,2).
Das bedeutete nicht, dass die Christen bereits perfekt waren. Wie Jesus vor ihm hielt Paulus eine eschatologische Spannung aufrecht zwischen dem gegenwärtigen Wirken von Gottes Souveränität im Leben der Christen und ihrer vollständigen und endgültigen Enthüllung zu einem Zeitpunkt in der Zukunft. Aber die Gegenwart des Heiligen Geistes im Leben der Christen stellte die Invasion dieser Welt durch Gottes Reich dar – und bedeutete, dass Christen entsprechend leben sollten.
Einführung in das Neue Testament – Drane, John William
denn das Gesicht geht noch auf die bestimmte Zeit, und es strebt nach dem Ende hin (d. h. nach der Zeit des Endes hin; vergl. Dan 8,19) und lügt nicht. Wenn es verzieht, so harre sein; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben. Siehe, aufgeblasen, nicht aufrichtig ist in ihm seine Seele Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben. Elberfelder 1871 – Habakuk 2,3–4
Denn was du schaust, gilt zur bestimmten Zeit, / es weist aufs Ende hin, / es täuscht dich nicht. / Und wenn es sich verzögert, warte darauf, / denn es kommt bestimmt, / es bleibt nicht aus!(Wird im NT sinngemäß nach der LXX zitiert: Hebräer 10,37.) Sieh, die Strafe trifft den, der nicht aufrichtig ist! / Doch der Gerechte lebt durch seinen Glauben. (Wird im NT von Paulus und dem Hebräerbrief sinngemäß nach der LXX zitiert: Römer 1,17; Galater 3,11; Hebräer 10,38.) Neue evangelistische Übersetzung – Habakuk 2,3-4
Denn was ich dir jetzt offenbare, wird nicht sofort eintreffen, sondern erst zur festgesetzten Zeit. Aber es wird sich ganz bestimmt erfüllen, darauf kannst du dich verlassen. Warte geduldig, selbst wenn es noch eine Weile dauert! Dies ist, was du schreiben sollst: Nur der wird leben, der Gottes Willen tut und ihm vertraut. (Wörtlich: Der Gerechte wird durch seinen Glauben leben.) Wer aber hochmütig und unaufrichtig ist, verfehlt sein Ziel. Hoffnung für Alle – Habakuk 2,3–4
In Vers 37.38 zitiert der Schreiber Habakuk 2,3.4 um zu zeigen, dass Gott sein Ziel zu seiner Zeit erreichen wird, auch dann, wenn es aus menschlicher Sicht so scheint, als ob er sich damit Zeit lässt bzw. sich verspätet. Wenn die Leser vollständig verstehen, dass Gott die Absicht hat, sein Ziel zur rechten Zeit zu verwirklichen, wird ihnen das in Zeiten der Verfolgung neue Hoffnung geben. Sich aus Furcht zurückzuziehen ist typisch für einen Ungläubigen. Das Kennzeichen eines Gläubigen ist, aus Glauben zu leben: Mein Gerechter aber wird aus Glauben leben.
In Vers 39 formuliert der Schreiber eine Anwendung auf diese jüdischen Gläubigen. Sie sind solche, die glauben und nicht solche, die zurückweichen. Wir aber [das bedeutet, der Schreiber und die Leute, an die er schreibt] sind nicht von denen, die zurückweichen zum Verderben. Solche, die zurückweichen zum Verderben sind Ungläubige. Gläubige leben aus Glauben. Gläubige sind nicht so wie Judas, der der Sohn des Verderbens war (Joh 17,12), und der nach Johannes 13,10.11, von Anfang an nie errettet war. Gläubige sind von denen, die Glauben zur Gewinnung des Lebens. Sie, der Schreiber und seine Leser, haben rettenden Glauben. Der Gedanke hier lautet: Ihre Leiden werden nicht ewig andauern, aber ihre Errettung besteht für immer, denn sie haben rettenden Glauben.
In diesem Abschnitt geht es darum, dass sie früher Geduld und Ausharren praktiziert hatten. Im Anbetracht dessen müssen sie damit fortfahren, Geduld und Ausharren zu üben, in dem Wissen, dass Gott zur rechten Zeit zu seinem Ziel kommen wird.
Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
Gott weist Habakuk an, die Vision aufzuzeichnen, die er in Vers 2 sehen wird: Und Jehova antwortete mir und sprach: Schreibe die Vision auf und mache sie auf Tafeln deutlich, damit er sie lesen kann. Er soll es deutlich auf Steintafeln schreiben, damit es leicht gesehen und gelesen werden kann. Der Zweck war: dass er laufen darf, der es liest. Jeder, der die Inschrift liest, kann diese Nachricht aufgrund ihrer Bedeutung schnell ausführen und anderen mitteilen. Jesaja erhielt einen ähnlichen Befehl in Jesaja 8: 1–2. Gott gab dann den Zeitpunkt der Vision in Vers 3 an: Denn die Vision ist noch für die festgelegte Zeit, und sie eilt gegen Ende und wird nicht lügen: obwohl sie verweilt, warte darauf; weil es sicher kommen wird, wird es nicht verzögern. Das hebräische Wort für ernannt bedeutet „fest“. Die Erfüllung der Vision ist für eine festgelegte Zeit in Gottes Zeitplan vorgesehen. es wurde vorbestimmt. Außerdem beeilt es sich gegen Ende. Dieser Ausdruck bedeutet, dass er sich in Richtung vollständiger Erfüllung bewegt. Der Ausdruck: soll nicht lügen bedeutet, dass es mit Sicherheit entstehen wird. Unabhängig davon, wie lange es aus menschlicher Sicht verzögert zu sein scheint, wird Habakuk gebeten, darauf zu warten. weil es sicher kommen wird, wird es nicht verzögern. b. Die Botschaft – Habakuk 2: 4–5 Siehe, seine Seele ist aufgeblasen, sie ist nicht aufrecht in ihm; aber der Gerechte wird nach seinem Glauben leben. Ja, außerdem ist Wein tückisch, ein hochmütiger Mann, der nicht zu Hause bleibt; der sein Verlangen als Sheol erweitert, und er ist wie der Tod und kann nicht befriedigt werden, sondern sammelt zu ihm alle Nationen und häuft zu ihm alle Völker. Die Nachricht enthält zwei Dinge. Erstens wird in Vers 4 der Ungerechte wegen seines Stolzes sterben, aber der Gerechte [nur einer] wird nach seinem Glauben leben. Gott nicht zu glauben zeigt Stolz, aber Ihm zu glauben zeigt Zielunah oder Glauben. Man wird nicht nur durch den Glauben gerettet, sondern er lebt sein ganzes Leben durch seinen Glauben. Obwohl es ungerecht erscheint, dass Gott die Chaldäer benutzen wird, um die Juden zu bestrafen, muss Habakuk darauf vertrauen, dass das, was Gott tun wird, richtig herauskommt.
Fruchtenbaum – Die Sammlung messianischer Bibelstudien}
Wann das Buch Habakuk geschrieben wurde, kann anhand bestimmter Aussagen in diesem Buch mit einem angemessenen Maß an Genauigkeit bestimmt werden. Zum Beispiel ist aus Habakuk 1: 1-5 ersichtlich, dass Babylon noch nicht zum Reichsstatus aufgestiegen war, da das Erscheinen von Babylonis als ein Werk Gottes prophezeit wurde, über das sich Israel mit großem Staunen wundern wird. Das Buch wurde also offensichtlich geschrieben, bevor Babylon eine Großmacht wurde. Dies bedeutet auch, dass das Buch vor dem Fall von Ninive geschrieben wurde, der 612 v. Chr. Stattfand. Ninive wurde von den Babyloniern zerstört, so dass der Aufstieg des Babylonto-Reichsstatus bis dahin keine Überraschung mehr gewesen wäre. Daher muss das Buch Habakuk vor 612 v. Chr. Geschrieben worden sein. Es scheint auch, dass das Buch einige Zeit nach 640 v. Chr. Geschrieben wurde, weil der Aufstieg Babylons eine Arbeit war, die in ihrem Leben getan werden würde. Habakuk verwendete den Begriff Ihre Tage in Vers 5, der ungefähr 640 v. Chr. Ausdrücken würde. Ein weiterer Hinweis stammt aus der Überschrift in Habakuk 3:19. Basierend auf dieser Überschrift ist der Hinweis darauf, dass das Buch zu einer Zeit geschrieben wurde, als das levitische Priestertum in voller Sitzung war und korrekt funktionierte. Die beste Zeit, um das Buch Habakuk zu schreiben, wäre während der Regierungszeit Josias, und das passt zu allen Fakten. So wurde das Buch einige Zeit zwischen 640-622 v. Chr. Und wahrscheinlicher während der letzten Regierungszeit von Josiah geschrieben, nachdem er den Tempel gründlich gereinigt hatte, wahrscheinlich zwischen 630-622 v. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass Habakuk ein in Juda lebender Prophet war, da Israel, das nördliche Königreich, zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existierte. Basierend auf der Überschrift von Habakuk 3:19 scheint es, dass er auch in der Stadt Jerusalem lebte. Das Gebietsschema war also definitiv Judah und höchstwahrscheinlich Jerusalem. Die historische Kulisse war die Zeit der Regierungszeit des guten Königs Josiah. Es war eine Zeit großen Wohlstands nach außen, aber die Menschen selbst waren innerlich korrupt. Obwohl Josiahs eigenes Herz für das Volk richtig war, bestand ein Großteil seiner Reformation lediglich aus äußerer Konformität und nicht aus innerer Konformität. Auf internationaler Ebene waren die Assyrer keine unmittelbare Bedrohung mehr für Juda, aber sie waren in den Tagen von Habakuk immer noch eine starke Macht. Das Buch Habakuk macht vier Hauptpunkte. Erstens die Tatsache der göttlichen Disziplin: Irgendwann wird Gott die Sünde disziplinieren. Zweitens ist die Sünde selbstzerstörerisch: Die Sünde trägt die Keime ihrer eigenen Zerstörung in sich. Drittens sollen die Gerechten im Glauben leben. Und viertens werden alle Ungerechtigkeiten durch das zweite Kommen des Messias behoben. Die Einzigartigkeit des Buches Habakuk ist dreifach. Erstens prophezeite Habakuk weder der Nation noch dem Volk wie andere Propheten, sondern sprach nur zu Gott. Zweitens ging es ihm nicht darum, eine Nachricht zu übermitteln, aber der Inhalt seiner Last ist die Lösung eines Problems. Drittens übermittelte er Gottes Botschaft, nicht durch prophetischen Diskurs wie andere Propheten; Vielmehr übermittelte er Gottes Botschaft, wie sie durch den Dialog mit Gott zu ihm kam, und zeichnete sie dann auf. In Bezug auf die Darstellung ist das Buch in drei Haupteinheiten unterteilt. Die erste Einheit ist die Einleitung in Vers 1; Die zweite Einheit besteht aus den Kapiteln 1: 2-2: 20, die sich mit der Last von Habakuk befassen. Die dritte Einheit ist Kapitel 3, das das Gebet von Habakuk enthält. Im Neuen Testament wird Habakuk viermal zitiert. Habakuk 1: 5 wird in Apostelgeschichte 13:41 zitiert. Habakuk 2: 4 wird im Neuen Testament zweimal zitiert: in Römer 1:17 und in Galater 3:11. Es ist bezeichnend, dass dieser Vers in diesen beiden Büchern des Neuen Testaments zitiert wird, denn Habakuk 2: 4 lehrt das Thema des Buches: Die Gerechten werden im Glauben leben. In diesen beiden Büchern von Paulus befasste sich der Apostel besonders mit der Frage des Lebens im Glauben. Errettung durch Glauben, Rechtfertigung durch Glauben, Heiligung durch Glauben, Verherrlichung durch Glauben – das gesamte Leben des Gläubigen ist ein Leben des Glaubens. Auch Habakuk 2: 3-4 wird in Hebräer 10: 37-38 zitiert.
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„Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was Er mit mir reden wird, und was ich erwidern soll auf meine Klage“ (Hab 2,1). Habakuk empfängt von Gott zunächst die Weisung, daß er das „Gesicht“, d. h. die göttliche Mitteilung, klar für das Volk aufschreiben und ihm deutlich erklären soll. Hat Gott nicht Seinem Volke heute die gleiche Stellung und einen ähnlichen Auftrag gegeben? Auch wir, die Kinder Gottes, sollen „auf die Warte treten“ und hier „wachend“ und „wartend“ ein klares und deutliches Zeugnis für Gott ablegen, und zwar bis „der Morgenstern“ aufgeht. Auf der einen Seite sollen wir den Gläubigen unsere große Errettung und herrliche Stellung in Christo bezeugen, auf der anderen Seite der Welt das gerechte Gericht Gottes und Seinen kommenden Zorn über alle verkündigen, die das Heil mißachten oder versäumen. „Glückselig jener Knecht, den der Herr also tuend finden wird!“ Wie ermunternd ist alsdann das ernste Wort, das der Herr dem Propheten Habakuk zuruft: „Wenn es verzieht, so harre sein; denn kommen wird es, es wird nicht ausbleiben … Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,3-4). Ganz ähnliche Worte ruft uns heute der Geist Gottes zu im Blick auf die nahe Ankunft des Herrn „Werfet nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat. Denn ihr bedürfet des Ausharrens, auf daß ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontraget. Denn noch über ein gar Kleines, und der Kommende wird kommen und nicht verziehen. Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“ (Heb 10,35-38). Fürwahr, dies sind gar kostbare Worte für die wachenden und wartenden Erlösten in der Gegenwart, die inmitten der Bangigkeit der Völker und Ratlosigkeit ihrer Führer auf der Warte stehen und ausschauen nach dem „glänzenden Morgenstern“. So kommt Er für uns, um uns zu retten vor dem kommenden Gericht; für die Welt aber erscheint Er später als der „gerechte Richter“, und dies einst auch für das Volk Israel, soweit es im Unglauben verharrt. Dem gläubigen Überrest aus Israel und der großen Volksmenge, die aus allen Völkern, Nationen und Sprachen während der Drangsalszeit noch gerettet wird, gilt das Wort der Verheißung im Alten Bunde: „Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen mit Heilung in ihren Flügeln“ (Mal 4,2).
Ermunterung und Ermahnung 1957
Dem Propheten Habakuk war eine Wache anvertraut worden. Er sagt: „Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden will, und was ich erwidern soll auf meine Klage“ (Hab 2,1). Was ihn hauptsächlich beschäftigte, war das Böse, das sich inmitten des Volkes fand und wodurch das Gesetz Gottes in schlimmer Weise übertreten wurde, sowie die Bedrückung des Gerechten durch den Gottlosen. Das war ihm unerträglich; auch konnte er nicht verstehen, daß Gott dies geschehen und fortdauern ließ, ohne dazwischenzutreten und es zu strafen und zu beenden. Darüber schüttete er seine Klage aus und schrie zu Gott wegen der Gewalt, die Platz gegriffen hatte. Aber sein Rufen war vergeblich, der Herr gab keine Erlösung. Die Gefühle, die dadurch im Herzen dieses treuen Mannes hervorgebracht wurden, zeugen von seinem Eifer für die Ehre Gottes, von der Verurteilung des Bösen, das getrieben wurde und gegen das er als treuer Wächter zeugen mußte, sowie von seinem tiefen Mitgefühl mit den Leiden der Treuen seines Volkes. Mochten die Wege der Regierung Gottes dem Propheten auch unverständlich erscheinen, so wurde ihm doch zu erkennen gegeben, daß Gott, der zu heilig ist, um Böses zu sehen, es zu Seiner Zeit richten würde. Hierauf mußte Habakuk warten. Dieses Warten war eine Glaubensprüfung für ihn. Um ihn darin zu stärken und ihm die zukünftige Erlösung gewiß zu machen, mußte er den Platz des Wächters einnehmen, auf dem er die Antwort des Herrn vernehmen sollte, zum Trost für ihn selbst und für die Treuen im Volke. Er mußte die Antwort auf Tafeln schreiben, damit jeder Vorübergehende sie lesen konnte. Der Inhalt der Antwort ist in Habakuk 2,3 zu finden. Die Erlösung sollte nicht ausbleiben, sie würde zur bestimmten Zeit kommen, zu der Zeit, die Gott selbst in Seiner Weisheit vorgesehen hatte. Größerer Trost konnte dem Propheten in seiner Herzensnot nicht gegeben werden. Das Vertrauen auf den Herrn und das geduldige Ausharren hätte nicht so geübt und genossen werden können, wenn Er das Böse sofort gerichtet oder in der einen oder anderen Weise beendet hätte. O daß wir, die wir heute eine ähnliche Aufgabe haben, ebenso geübt würden inmitten des Bösen und des ständig zunehmenden Unglaubens in der Welt! Wieviel Untreue, wieviel Abweichen vom Worte Gottes gibt es in der Christenheit und wie wenig Ernst in der Absonderung von der Welt und ihren Grundsätzen bei den wahren Gläubigen! Auch wir sollten an dieser Schrift auf den Tafeln nicht vorübergehen, ohne ihre Bedeutung für uns zu erkennen und ihren Trost zu genießen, damit wir auf die Erlösung warten, die uns durch die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus gebracht werden wird. „Der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben“ (Hab 2,4). Die Zunahme des Bösen in Israel erweckt bei dem Propheten keinen Widerstand und keine Suche nach seinem Recht, aber ein Warten auf das, was auf den Tafeln geschrieben war. Die Erlösung würde kommen, wenn er auch den Zeitpunkt nicht wußte, wann sie kommen würde. In diesem Vertrauen lebte er und wurde er gestützt durch Den, der die Verheißung gegeben hatte. So ist der Weg des Glaubens, im Gegensatz zu den Überlegungen der menschlichen Vernunft. Gott hält den Gerechten in allen Prüfungen aufrecht und beschämt sein Vertrauen auch in den größten Schwierigkeiten nicht. Er gibt dem Glaubenden mehr als er erwartet hat. In Verbindung mit der verheißenen Erlösung kündigt Gott dem Propheten an, daß Er zugunsten Seines Volkes ein Werk der Gnade wirken würde. Er bringt die Herrlichkeit in Erinnerung, in welcher Er Seinem Volk im Anfang erschienen war, um sie trotz aller Schwierigkeiten in die ihnen verheißenen Segnungen zu bringen. Durch diese Antwort auf seine Klage wird dem Propheten das Rätsel gelöst, warum Gott das Böse nicht richtete und den Gerechten nicht erlöste, bevor der Zeitpunkt der Erlösung gekommen war. Also gestärkt, war Habakuk imstande, durch sein Vertrauen auf Gott sich in Ihm zu erfreuen, dem Gott seines Heils. Selbst wenn alles mangeln würde, was zum Dienst und zum Genuß für den Menschen gegeben worden war, so sorgte Gott für den Propheten und alle Treuen im Lande, um sie zu ermuntern, auf dem Wege der Bedrückung und der Leiden auf die Erlösung zu warten, die gewiß kommen würde (Kap. 3,17-18). Möge es auch bei uns so sein! Der Herr wirke durch Sein Wort und Seinen Geist in unseren Herzen, daß wir beständig das Auge auf das gerichtet haben, was für uns deutlich und unverwischbar geschrieben steht: „Der Kommende wird kommen und nicht verziehen.“
Ermunterung und Ermahnung 1980
Habakuk begründet die notwendige Verbreitung von Gottes Wort damit, dass es sicher eintreffen würde und man auf seine Erfüllung warten könne. Damit meint der Prophet den Sturz des Weltreiches Babylon, der eine Generation später eintreten würde, wenn die Meder und Perser die Weltmacht antreten würden. Diese Prophetie ist inzwischen schon seit Langem Wirklichkeit. Habakuk beschreibt jedoch auch das Reich des Messias, dessen Aufrichtung auch für uns noch in der Zukunft liegt. Daher können auch Christen diesen Vers auf sich anwenden und darin Mut und Trost finden. Der Schreiber des Hebräerbriefs wendet in Kap. 10,37 diesen Vers auf das Kommen des Herrn Jesus an, das mit Sicherheit eintreffen wird: „Denn noch eine ganz kleine Zeit, und der Kommende wird kommen und nicht ausbleiben.“ Die Grundsätze zur Zeit Habakuks, die er hier beschreibt, treffen auch in unseren Tagen zu: Zur bestimmten Zeit wird das eintreffen, was in Gottes Wort geschrieben steht; auch wenn Spötter es für Lüge halten, wird sich daran nichts ändern (vgl. 2Pet 3,3f). Auch Christen sind aufgerufen, mit Geduld auf das Kommen des Herrn Jesus zu warten und er wird sicher kommen, denn Gottes Wort sagt es so. Ebenso, wie sich die Prophetien Habakuks genau so erfüllt haben, werden die übrigen Aussagen in Gottes Wort über die Zukunft eintreten. Die Pronomen „es“ in diesem Vers beziehen sich allesamt auf das eingangs erwähnte Gesicht. Im Hebräerbrief wird aus diesem unpersönlichen Gesicht die Erwartung des Kommens einer konkreten Person, nämlich des Herrn Jesus. Der erste Satz entbehrt ein Prädikat, sodass „geht“ oder „ist“ zu ergänzen ist. Das Gesicht, das Habakuk erwähnt, ist das im Vers davor erwähnte, das er aufzuschreiben hätte. Die Verbindung der Präposition mit dem Nomen לַמּוֹעֵ֔ד („auf die bestimmte Zeit“) weist darauf hin, dass sich das Gesicht auf eine zukünftige Erfüllung hin deuten ließe, also eine echte Prophetie darstellt. Zu einem bestimmten Punkt in der Zeit nach der Abfassung würde sich das Gesicht erfüllen und so ist es, wie wir heute wissen, auch gekommen. Das Wort וְיָפֵ֥חַ(„es strebt“) kann der Wurzel nach auch es zieht sich hin oder es verzögert sich bedeuten, womit klar wird, dass Habakuk auf eine Wartezeit bis zur Erfüllung des Gesichts hindeutet. Es wird aber am Ende eine tatsächliche Erfüllung finden, da es wahr ist und nicht auf Trug beruht („und lügt nicht“). Die Leser werden darauf aufmerksam gemacht, dass sich das Gesicht auch erfüllen würde, wenn man meint, es würde sich verzögern. Dies sollte nicht dazu führen, dass man meint, es käme nicht, wie angekündigt, sondern es sollte zum geduldigen Ausharren und Warten seitens der Gläubigen führen. Die Richtigkeit dieser Aussage hat sich im Untergang Babylons für uns bereits gezeigt und sie wird sich wiederum zeigen, wenn die noch ausstehenden Aussagen über das kommende messianische Reich eintreten werden. Die Wiederholung des Verbs in בֹ֥א יָבֹ֖א („es wird kommen“) verweist auf die Sicherheit des Eintreffens und kann auch mit „und sicher bzw. gewiss wird es kommen“ übersetzt werden. Das Wort „harre“ kann auch mit „hoffe darauf“ wiedergegeben werden. Die erfüllten Prophetien im AT, wie die von Habakuk, lässt Christen auf die noch ausstehenden Aussagen in Gottes Wort vertrauen, die sich ebenso wie die bereits erfüllten, einstellen werden. Darauf dürfen wir hoffen. Allerdings werden sich auch diejenigen Aussagen erfüllen, die Menschen betrifft, die das Evangelium nicht annehmen wollen und auf die das ewige Gericht Gottes wartet.
Kennen wir alle – oder?: Menschen, die sich über den Virus ärgern, der unsere Bewegung einschränkt, Menschen die sich über andere Personen ärgern usw usf. Und zum Teil – seien wir ehrlich – ärgern wir uns auch über dies und das.
Ich lese gerade „Probe“ ein eingescanntes Buch von Ernst Modersohn. Aus diesem Buch ein längeres Zitat:
Und was von den Ereignissen im Völkerleben gilt, das gilt auch von den kleinen Vorkommnissen im Leben der einzelnen. Da sind Menschen, die uns Schweres zufügen, die uns beleidigen oder verdächtigen, die uns irgendwie hindern und schädigen. Nun bleiben viele bei den Menschen stehen und denken voll Groll und Bitterkeit daran, was die Menschen ihnen angetan haben. So denkt und redet man sich in die Verbitterung hinein.
Wie anders wird es, wenn man die rechte Auffassung gewonnen hat, wenn man erkannt hat, dass hinter den Menschen – der HErr steht.
Ja, ist das denn wirklich wahr? Schlag’ einmal Offb 3, 9 auf: „Siehe, Ich werde geben aus des Satans Schule, die da sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern lügen.“ In die friedliche Gemeinde zu Philadelphia kommen Satansschüler, wie der HErr selber sie nennt. Sie richten Verwirrung und Zwietracht an. Wie schmerzlich ist das! Wie schrecklich!
Und – wo kommen diese Satansschüler her? Der HErr gibt sie! Klar und deutlich heißt es: „Ich werde geben“. Wie? Der HErr gibt die Satansschüler? Ja, das steht hier. Auch die Satansschüler kommen von Ihm.
Hat es nicht in deinem Leben auch schon Satansschüler gegeben? Menschen, die dir das Leben schwer machten? Ganz gewiss. Was hast du nun getan? Nicht wahr, du hast dich über sie geärgert, du hast dich über sie beklagt und beschwert und schwer an dieser Last getragen. Wer hätte nicht schon gelitten unter solchen unbequemen und unangenehmen Menschen?
Und nun mach’ dir einmal klar: Diese Satansschüler hat Gott in dein Leben hineingestellt. Du hast es also eigentlich gar nicht mit diesen Menschen zu tun, sondern mit Gott! Er hat sie in dein Leben hineingestellt, weil Er dich – durch sie erziehen will, weil – du die Satansschüler so nötig brauchst!
Denke doch einmal darüber nach! Wenn du umgeben wärest von lauter Menschen, die so freundlich und liebevoll mit dir umgingen, die immer nur zu loben und anzuerkennen hätten – wäre das wohl gut für dich? Sicherlich nicht. Dann würde nichts aus uns werden. Wir hätten gar keine Gelegenheit, uns in Demut und Sanftmut, in Geduld und Freundlichkeit zu üben und auszubilden, wenn die Satansschüler nicht da wären! Das mach’ dir einmal recht klar. Wir brauchen sie zu unserer Erziehung. Wir haben sie alle so nötig. Bei Lichte besehen, sind diese Satansschüler unsere Wohltäter, die im Namen Gottes ein Werk an uns tun müssen. –
O, wie hat diese Auffassung auf mich befreiend gewirkt! Wie bin ich so froh geworden, als mir hierfür der Blick ausging! Lass ihn dir auch öffnen, und du kommst aus dem Ärger heraus und kommst ins Loben und Danken hinein. Denn wenn die Satansschüler uns von Gott gegeben werden, wenn sie zu unserer Erziehung dienlich sind, dann – müssen wir doch Gott für sie danken. Das versteht sich doch von selber. Und sobald wir anfangen, für die Satansschüler zu danken, hören wir auf, uns über sie zu ärgern. Das kannst du erfahren und erproben.
Denn jede Natur, sowohl der Tiere als der Vögel, sowohl der kriechenden als der Meertiere, wird gebändigt und ist gebändigt worden durch die menschliche Natur; die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen: sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes. Elberfelder 1871 – Jakobus 3,7–8
denn jede Natur, der wilden Tiere und auch der Vögel, der kriechenden ‹Tiere› und auch der Meerwesen, wird gebändigt und ist gebändigt worden von der menschlichen Natur, aber die Zunge vermag keiner der Menschen zu bändigen, ein ungehaltenes Übel, voll todbringenden Giftes. Jantzen Jettel – Jak 3,7–8
Die Menschen haben es gelernt, Löwen zu dressieren, Vögeln das Sprechen beizubringen und Delfine aus dem Wasser springen zu lassen, aber die Zunge haben sie nie in den Griff bekommen. Unkontrolliert verbreitet sie ihr tödliches Gift. Mit ihr sagen wir Gott, unserem Vater, wie toll er ist, und im nächsten Augenblick verfluchen wir einen Menschen, obwohl der ja nach dem Vorbild von Gott gemacht wurde. Gute Wünsche und fiese Aggrosprüche kommen aus demselben Mund. Leute, genau das soll bei euch nicht abgehen! VolxBibel – Jak 3,7–10
In den 10 Worten/Geboten wird dem Volke Gottes verboten, Lügen oder Schlechtes über andere zu sagen. Aber wie trifft uns dies?
Zunge Die Z. als Werkzeug menschlicher → Sprache kann Urheberin und Mittlerin sowohl vieler Sünden (Jak 3,5ff) als auch des Lobes Gottes sein (Phil 2,11).
Die Z. des Gottesfürchtigen dagegen rühmt und preist den Herrn (Ps 66,17; 126,2) und redet von seiner Gerechtigkeit (Ps 35,28). Der Gottesfürchtige hütet seine Z. vor Trug und Sünde (Hiob 27,4; Ps 39,2), weil er weiß, dass kein Wort auf seiner Zunge ist, das Gott nicht kennt (Ps 139,4).
An vielen dieser und anderer Stellen der Bibel kann das bildhaft-konkrete Wort »Zunge« ohne Weiteres durch die dem heutigen Sprachgebrauch gemäßen Wörter »Rede, Worte, Sprache« ersetzt werden.
Lexikon zur Bibel
Der nach dem Ebenbild Gottes erschaffene Mensch (V. 9 ) wurde zum Herrn über die gesamte Schöpfung ernannt ( 1.Mose 1,26 ). Er kann sich, wie Gott es geboten hat, alle Kreaturen der Schöpfung unterwerfen ( 1.Mose 1,28; 9,2 ). Die Zunge aber ist wie eine Schlange voll von tödlichem Gift ( Ps 140,4 ; vgl. 58,2-6 ; die –Schriftrollen vom Toten Meer und andere jüdische Schriften). Auch die stoischen Philosophen befassten sich manchmal mit dem Thema der Herrschaft des Menschen über die Tiere. Jak 3:9-10 : Auch andere jüdische Lehrer verwiesen auf die Inkonsequenz, die darin liegt, Gott zu loben und gleichzeitig die Menschen, die doch nach seinem Bild geschaffen sind, zu verfluchen; und noch häufiger machten sie warnend deutlich, dass man, was immer man einem anderen Menschen antut, Gott selbst antut, da die Menschen nach seinem Bild geschaffen sind; die Leser des Jakobusbriefes konnten den Verfasser in diesem Punkt also gar nicht missverstehen. Die Passage stellt noch einmal die Form klar, was unter »verfehltem« Reden zu verstehen ist, wie es bereits in 3,1-2 angesprochen wurde: ein widersprüchliches Reden, in dem Gotteslob und Fluch sich mischen; damit ist der Verfasser bei der Grundproblematik, mit der sich sein ganzer Brief auseinander setzt. Sei es nun durch zündende Volksverführung oder durch den Ruf zur Schlacht – die Verfluchung menschlicher Feinde ist unvereinbar mit der Anbetung Gottes, ganz gleich, wie sehr ein solches Verhalten in patriotischen jüdischen Überlieferungen auch gerühmt werden mochte (seit der Makkabäerzeit ).
Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
In Vers 7 merkt Jakobus an, dass das Tierreich zähmbar und zu bändigen ist. Indem er mit dem Wort Denn beginnt, schlägt er eine Brücke zu den Versen 5-6. Jakobus sagt nicht, dass jedes Geschöpf oder jedes Tier vom Menschen gezähmt worden ist. Das hier verwendete griechische Wort bedeutet „Wesen“. Das Wesen eines jeden Tieres ist vom Menschen gebändigt worden. Es gibt eindeutige, wesenseigene Charakteristika, welche die Tiere in klare Gruppen unterteilen; und jede Kategorie – nicht unbedingt jedes Tier – ist gezähmt worden. Die Kategorien sind jeder Art oder jeden „Wesens“. Der Ausdruck jede Art in diesem Vers gründet sich auf 1 Mose 9,2. Es gibt vier Tierkategorien. Die von ihm erwähnten „Arten“ sind Tiere – gemeint sind laufende Tiere; Vögel – gemeint sind fliegende Tiere; kriechende – also krabbelnde Tiere; und Seetiere, also alle schwimmenden Geschöpfe. Der letzte Ausdruck Seetiere [Dinge im Meer – Anm. d. Übers.] ist ein griechisches Wort, das nur hier im griechischen Text gebraucht wird. Der Ausdruck gebändigt bedeutet nicht domestiziert. Es heißt „untertan machen“, „abschwächen“ oder „Einhalt gebieten“ – ein nur hier und in Markus 5,4 gebrauchtes Wort. In der Gegenwartsform ist das eine von der Menschheit wiederholt beobachtete Tatsache. Der Ausdruck ist gebändigt worden steht im Perfekt und weist darauf hin, dass die Geschichte diese vorangegangene Beobachtung bestätigt. Daher sind alle Kategorien gebändigt und gebändigt worden durch die menschliche Art. Das Griechische betont „die Art“ des Menschen; die „Art“ der Geschöpfe aus der Tierwelt steht der Kontrolle durch menschliche „Art“ offen. Betont wird die Überlegenheit der menschlichen Art über die vier Arten der Tiere, ob sie nun laufen, fliegen, kriechen oder schwimmen.
Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief
Während jedoch alle vier Bereiche der Tierwelt gebändigt oder dem Menschen unterworfen sind, erklärt Jakobus in Vers 8, dass die Zunge nicht gebändigt ist. Das Wort aber hebt diesen Kontrast hervor. Die Zunge aber kann keiner der Menschen bändigen. Kann in der Gegenwartsform lenkt die Aufmerksamkeit auf die ständige Unfähigkeit des Menschen, die Zunge zu zähmen. Wenn Jakobus von keinem der Menschen schreibt, heißt das: Es gibt keine Ausnahmen. Die Betonung liegt hier auf dem Wort „Mensch natürlich“. Das griechische Wort lautet anthropos (z. B. Ursprung des Wortes „Anthropologie“) – es bedeutet „nach Menschenart“. Die Menschheit verfügt nicht über die Fähigkeit, die Zunge zu bändigen. Diese Unfähigkeit ist eine moralische Unfähigkeit, eine Schwäche des menschlichen Willens. Im griechischen Text steht das Wort Mensch am Ende des Satzes, und es heißt wörtlich: „Die Zunge kann nicht gezähmt werden vom Menschen.“ Diese Bedeutung bietet Gott die Möglichkeit, diese Bändigung vorzunehmen. Was der Mensch von Natur aus nicht tun kann, kann Gott übernatürlich tun. Die einzige Möglichkeit für uns, die Zunge zu beherrschen, ist die übernatürliche durch den Heiligen Geist. Andernfalls ist die Zunge ein unstetes Übel. Der griechische Ausdruck für ein unstetes Übel trägt auch die Bedeutung von „instabil“ oder „wankelmütig“ – die Übersetzung in 1,8. Die Aussage: Die Zunge ist unbeständig und unzuverlässig. Hier in diesem Vers lautet die Definition unbeherrscht, unbeherrschbar, ein Instrument der Bosheit, unfähig, zurückgehalten zu werden, und immer geneigt, in lasterhafte Worte auszubrechen. Durch die Bezeichnung rastlos meint Jakobus, dass sie sich immer rührt und ändert; sie entgeht dem menschlichen Zugriff und drosselt alle Versuche ab, sie zu dämpfen. Sie gleicht einem ungebändigten Tier, das hin- und herwandert, bereit, sich auf alles zu stürzen, was ihm zu nahe kommt. Die Art der Zunge ist übel. Das griechische Wort meint „gemein“ und „verroht“ im Wesen. Er fügt hinzu: [Sie ist] voll tödlichen Giftes. Der Einfluss der Zunge ist tödlich. Wörtlich lautet das Griechische „Tod tragend“; es wird nur hier gebraucht. Das Bild ist eine tödliche Schlange wie die in Psalm 58,5 und 140,4.
Arnold Fruchtenbaum – Der Jakobusbrief
Der falsche Gebrauch der Zunge Beim genauen Lesen des Jakobusbriefes und anderer Stellen in der Bibel wird uns klar, wie wir die Zunge zu Bösem gebrauchen können. Aber lasst uns dies in unserem Leben vermeiden. 1. Gott beschuldigen, wenn man versucht wird (Jak 1,13.14.). 2. Die Mitmenschen verleumden und Geheimnisse enthüllen (Spr 20,19). Wenn die Liebe zu unseren Geschwistern aufrichtig ist, so wird die Zunge keine Gelegenheit haben, ihre Schwachheiten und Fehltritte zur Schau zu stellen. Vielmehr wird die Zunge gebraucht, um sie zurechtzubringen im Geist der Sanftmut (Gal 6,1). 3. Sich grosser Dinge rühmen (Jak 3,5). Wer sich rühmt, hat noch nicht begriffen, was der Apostel Paulus sagt: «Ich weiss, dass in mir … nichts Gutes wohnt.» Wenn wir etwas zu rühmen haben, so rühmen wir uns des Herrn (1 Korither 1,31; Gal 6,14). 4. Den Nächsten richten (Jak 4,12; 5,9; Röm 14,12.13). Das Richten steht allein Gott zu. 5. Schwören und den Namen Gottes missbrauchen (Jak 5,12). Wie viele schenken gerade diesen Worten keine Beachtung!
Der richtige Gebrauch der Zunge Lasst uns nun die positive Seite beachten und als Kinder Gottes die Zunge in einer für Gott wohlgefälligen Weise gebrauchen! 1. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater (Jak 3,9). Wenn wir die Güte Gottes und seine reiche Gnade betrachten, die uns offenbart und geworden ist im Herrn Jesus, so wird unsere Zunge überfliessen von Dank (Eph 5,20). 2. Mit ihr beten wir zu Gott, dass Er uns Weisheit schenke, uns in allen Umständen des Lebens richtig zu verhalten, dass wir ein gutes Beispiel sein können für unsere Familien, Geschwister und Mitmenschen. Wir dürfen und sollen beten für unsere Verwandten, für alle Heiligen, für das Werk des Herrn, für die Diener Gottes, für alle Menschen und alle, die in Hoheit sind (Eph 6,18 und 1 Timotheus 2,2). 3. Mit ihr singen wir, vor allem dem Herrn, zur Ermunterung für andere und zu unserer eigenen Freude (Ps 51,16; Eph 5,19 und Jak 5,13). 4. Mit ihr ermuntern wir einander (Heb 10,25). 5. Mit ihr trösten wir die anderen (2 Korinther 1,4; 1 Thessalonicher 4,18).
Gott hat uns für diese Aufgabe extra ausgesucht, er hat uns seine guten Nachrichten anvertraut. Darum reden wir davon, nicht weil wir irgendwelche Menschen damit beeindrucken wollen. Es geht uns alleine um Gott, und er kennt unser Herz, er weiß, was in uns abgeht. VolxBibel – 1 Thessalonicher 2,4
Im Gegenteil, Gott selbst hat uns geprüft und für vertrauenswürdig erachtet. Er hat uns beauftragt, die rettende Botschaft zu verkünden – deshalb und nur deshalb sagen wir sie weiter. Wir wollen nicht Menschen damit gefallen, sondern Gott. Ihn können wir nicht täuschen, denn er kennt unser Herz. Hoffnung für Alle – 1 Thess 2,4
Nein, Gott hat uns geprüft und zum Dienst für die Gute Nachricht brauchbar gefunden – deshalb und nur deshalb verkünden wir sie! Wir wollen nicht Menschen gefallen, sondern ihm, der unsere geheimsten Gedanken kennt. Gute Nachricht Bibel – 1 Thess 2,4
sondern so, wie wir von Gott bewährt worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, also reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Elberfelder 1871 – 1 Thess 2,4
Der deutlich ins Auge springende kontrastierende Stil (»nicht …, sondern«) wurde unabhängig davon eingesetzt, ob die betreffenden Vorwürfe tatsächlich gegen den Redner oder Autor erhoben worden waren. Gott mehr zu gefallen als den Menschen war eine wichtige Forderung in der Ethik der jüdischen Diaspora . Göttliche Bevollmächtigung und Inspiration galten als sicheres Zeichen dafür, dass jemand kein Scharlatan war, auch wenn die Leute durchaus nicht jedem glaubten, der mit diesem Anspruch auftrat.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Der Jünger des Herrn steht in Gefahr, anstatt die Zustimmung seines Herrn, die Anerkennung vonseiten seiner Glaubensgeschwister zu suchen. Paulus ist uns in dieser Hinsicht ein Vorbild. Ihm ging es in allem, was er tat, nicht um das Urteil von Menschen, sondern um das Urteil des Herrn (vgl. 1 Korither 4,3.4). Er redete nicht, um Menschen zu gefallen, sondern Gott (vgl. 1 Thessalonicher 2,4.6). Das Urteil seines Herrn war für ihn die Richtschnur, nach der er sein ganzes Leben ausrichtete. Auch unsere Lebensführung unser Dienst sollten so ausgerichtet sein, dass sie die Zustimmung des Herrn finden. Suchen wir finanzielle Vorteile? Paulus erinnert die Thessalonicher daran, dass er unter ihnen nicht mit einem Vorwand der Habsucht diente. Er verzichtete sogar auf sein gutes Recht, «vom Evangelium zu leben» (vgl. 1 Thessalonicher 2,5; 1 Korither 9,12-18). Auch Petrus ermahnt die Ältesten in seinem ersten Brief, den Hirtendienst nicht wegen finanzieller Vorteile auszuüben, sondern bereitwillig und aus Liebe zum Herrn. Der Herr wird ihren Dienst einmal reich belohnen (vgl. 1 Petrus 5,2-4). Auch wir wollen uns durch unseren Dienst nicht Schätze auf der Erde sammeln, sondern im Himmel (vgl. Mt 6,19.20).
Halte fest 2020
Und was findet ER bei mir, in meinem Herzen ??
1 THESSALONICHER 2,4
… nicht Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.
Lebst du für die Anerkennung anderer Menschen? Beantworte ehrlich die folgenden Fragen, um festzustellen, ob du von der Angst vor Ablehnung beherrscht wirst.
• Vermeidest du bestimmte Leute aus Angst, dass sie dich ablehnen könnten? • Bereitet es dir Sorgen, wenn du den Eindruck hast, dass dich jemand nicht akzeptiert? • Fühlst du dich in der Gegenwart anderer Menschen unsicher? • Beunruhigt es dich, wenn dich jemand unfreundlich behandelt? • Willst du unbedingt herausfinden, was andere über dich denken? • Wirst du deprimiert, wenn andere dir gegenüber kritisch sind? • Hältst du dich für schüchtern und asozial? • Hältst du Ausschau nach negativen Eigenschaften in anderen? • Versuchst du immer wieder, andere zu beeindrucken? • Sagst du dir negative Aussagen über dich immer wieder vor? • Versuchst du festzustellen, wie andere sich dir gegenüber verhalten, um den Schmerz der Ablehnung möglichst schon im Vorhinein zu vermeiden? • Sagst du „ja“, wenn du eigentlich „nein“ sagen solltest? • Erwartest du, dass die anderen auf Situationen und Gespräche ebenso reagieren wie du? • Beurteilen andere dich als „zwanghaft abhängige“ Person? • Bist du für die Meinung anderer übertrieben empfindlich, während du deinen eigenen Gefühlen gegenüber unempfindlich bist? • Fühlst du dich häufig von anderen kontrolliert? • Kämpfst du mit Zorn und Ressentiments? • Lässt du dich leicht durch andere manipulieren?
Gestern war die Behauptung der Bibel – dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten wirken wird. Aber deshalb sich keine Sorgen machen?
Und warum seid ihr um Kleidung besorgt? Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß selbst nicht Salomon in all seiner Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen. Elberfelder 1871 – Mt 6,28–29
Und warum macht ihr euch Sorgen um eure Kleidung? Seht euch die Lilien auf dem Feld an und lernt von ihnen! Sie wachsen, ohne sich abzumühen und ohne zu spinnen ´und zu weben`. Und doch sage ich euch: Sogar Salomo in all seiner Pracht war nicht so schön gekleidet wie eine von ihnen. Neue Genfer Übersetzung – Matthäus 6,28–29
Warum stresst ihr euch immer damit, dass eure Kleidung total out und sogar peinlich werden könnten? Seht euch doch mal die Blumen auf den Wiesen an! Die gehen auch nicht jeden Tag arbeiten oder machen sich den Kopf, was sie heute wieder anziehen sollen. Hey, selbst der große Präsident Salomo, der so stylisch gut aussah, hatte längst nicht so coole Kleidung wie eine dieser schönen Blumen. VolxBibel – Matthäus 6,28–29
Auch andere jüdische Lehrer verurteilten das Begehren; manche gingen sogar so weit wie Jesus und stellten es auf dieselbe Stufe wie Ehebruch. Hier greift Jesus also nicht die Lehrmeinung an, die seine Hörer vertraten, vielmehr geht es ihm um ihre innere Einstellung. Das griechische Wort an dieser Stelle ist dasselbe wie in der Einleitung des Zehnten Gebots in der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des A.T. ): »Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib« ( 2.Mose 20,17 ). Das Zehnte Gebot, das Gebot über das Begehren, zwingt die Zuhörer Jesu, auch die anderen Gebote, die Mose gab, zu verinnerlichen.
Craig Keener – Kommentar zum Umfeld des Neuen Testaments
Als Nächstes beschäftigt sich der Herr mit der Unvernunft der Sorge, dass wir in Zukunft nicht genug anzuziehen haben. Die Lilien des Feldes (wahrscheinlich ist hier eine wilde Anemonenart gemeint) »mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht«. Dennoch übersteigt ihre Schönheit die Anmut der königlichen Kleider Salomos. Wenn Gott für eine wilde Blume ein solch elegantes Kleid schaffen kann, die doch nicht lange lebt und die man schließlich im Ofen verbrennt, damit man Brot backen kann, dann wird er sicherlich für sein Volk sorgen, das ihn anbetet und ihm dient.
MacDonald – Kommentar zum Neuen Testament
Worüber machen wir uns Sorgen?
Ein charakteristisches Merkmal von Menschen, die sich Sorgen machen, ist der negative Blick in die Zukunft. Wenn du Sorgen hast, verbringst du deine Zeit damit, zu überlegen, was passieren oder nicht passieren könnte, um dann das Schlechteste zu befürchten.
• „Was mache ich, wenn ich meine Arbeit verliere?“ • „Wie werde ich meine Rechnungen bezahlen?“ • „Was mache ich, wenn ich keine andere Arbeit bekomme?“ • „Was mache ich, wenn mich mein Ehepartner verlässt?“ • „Wie werde ich es alleine schaffen?“ • „Was werden die Leute denken?“ • „Was mache ich, wenn meine Kinder in Schwierigkeiten geraten?“ • „Wie soll ich damit fertig werden?“ • „Was für Möglichkeiten habe ich?“ • „Was mache ich, wenn meine Eltern pflegebedürftig werden?“ • „Wie soll ich für die Pflege bezahlen?“ • „Was werden sie von mir erwarten?“ • „Was mache ich, wenn mein Ehepartner eine Affäre hat?“ • „Wie werde ich ihm je verzeihen?“ • „Was werde ich unseren Kindern sagen?“ • „Was mache ich, wenn ich an Krebs erkranke?“ • „Welche Folgen könnte das auf mein Leben haben?“ • „Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für mich?“
MATTHÄUS 6,31
So seid nun nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Oder: Was sollen wir trinken? Oder: Was sollen wir anziehen?
D. Die andere Seite von Sorgen
Du musst zwischen destruktiven Sorgen und konstruktiver Fürsorge unterscheiden, darfst aber nicht versuchen, deine Sorgen als Fürsorge zu tarnen. Frage dich ehrlich, was die innersten Motive deines Herzens sind.3
PSALM 51,8
Siehe, du hast Lust an der Wahrheit im Innern, und im Verborgenen wirst du mir Weisheit kundtun.
Destruktive Sorgen / Konstruktive Fürsorge • lähmen / • motiviert • unterbinden Kreativität / • steigert die Kreativität • verhindern jede Initiative / • bewirkt Initiative • werden zu Angst / • bewirkt Konzentration • wollen deine Zukunft kontrollieren / • versucht, die Zukunft zu verbessern • befürchten das Schlechteste / • hofft auf das Beste • sehen für andere nicht gut aus / • sieht für andere gut aus • lenken deine Gedanken von den wichtigen Dingen ab / • lenkt unsere Gedanken auf wichtige Dinge
Schlüssel zur biblischen Seelsorge – June Hunt
Die Macht des Geldes geht noch weiter: das Geld regiert die Welt. Es öffnet den Weg zur Befriedigung jeder Art von Begierde nach Besitz und Herrschaft, es ist der Nährboden für den Ehrgeiz, die Selbstsucht und für den Stolz des menschlichen Herzens. Dies alles zeugt davon, dass der Mensch von niemandem abhängig sein will, am wenigsten von Gott. Ist es möglich, dass solche Gefühle auch in einem Gläubigen wohnen? Ach, unsere natürlichen Herzen bleiben immer die gleichen, und wenn wir uns von unseren Begierden beherrschen lassen, könnten auch wir von derselben Geldliebe mitfortgerissen werden, die völlig im Gegensatz steht zur Entfaltung der Abhängigkeit von Gott und unseres Vertrauens auf Ihn, der verheissen hat, uns tagtäglich alles zu geben, was wir nötig haben (vgl. Mt 6,24-34). Kein Gläubiger wagt zu sagen, er komme ohne Gott aus, und doch handelt er manchmal so. Von einem solchen Gläubigen hat man den Eindruck, dass er nur das eine Ziel vor Augen habe: «viele Güter» aufzuhäufen «auf viele Jahre», um sich, wie er meint, mit diesen seinen einzigen Mitteln die Zukunft zu sichern. Dadurch verliert er den Segen einer beständigen Abhängigkeit von Gott, wie sie in dem Gebet, das der Herr seine Jünger lehrte, zum Ausdruck kommt: «Unser nötiges Brot gib uns heute» (Mt 6,11). Die Macht des Geldes hat noch andere Folgen: es bestimmt in vielen Fällen die Beziehungen der Menschen untereinander. Der Besitzer von Reichtum übt nur allzu leicht eine mehr oder weniger bewusste Herrschaft über die aus, die in irgendeiner Weise von ihm abhängig sind. Dieser Einfluss des Geldes, selbst wenn er nicht gewollt ist, kann die, die diesem Einfluss unterworfen sind, zu einem Verhalten führen, das anders ist, als es sein sollte. Es mag manchmal so weit kommen, dass sie, gegen ihren Willen, von einem Menschen abhängig werden, anstatt nur von Gott abhängig zu bleiben, und vielleicht in diesen Umständen so handeln, dass ihr vom Wort Gottes erleuchtetes Gewissen gestraft wird. Der Einfluss des Geldes hat sogar seine bemühenden Folgen im Dienst des Herrn! Es mag auf den ersten Anblick scheinen, dass der Dienst leichter und fruchtbarer getan werden könnte, wenn man über die nötigen Mittel verfügte. Es mag auch scheinen, dass der Diener viel mehr vollbringen würde, wenn er nicht einen Teil seiner Zeit dazu verwenden müsste, für sich und seine Familie den Lebensunterhalt zu verdienen, sondern genügend Geld hätte, um sich frei zu bewegen, ohne durch irdische Beschäftigungen aufgehalten zu werden. Dies alles ist sehr einleuchtend, wenn man die Dinge nur vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet. In der Tat, dies ist für einen Diener manchmal ein sehr gefährlicher Fallstrick, und es kann sein, dass dies für seinen Dienst ein Hindernis ist und nicht, wie er hoffte, eine Hilfe. Wir haben in der Schrift in dieser Hinsicht einige wertvolle Belehrungen. Der Apostel Paulus, als Zeltmacher mit seinen Händen arbeitend, diente dem Herrn deswegen nicht weniger eifrig und fruchtbar (vgl. Apg 18,3-11). Am Ende seines öffentlichen Dienstes angekommen, erinnerte er die Ältesten von Ephesus daran, wie seine Hände nicht nur seinen persönlichen Bedürfnissen, sondern auch «denen, die bei ihm waren» gedient hatten. Ja noch mehr, er übte sich auch in der Wohltätigkeit (vgl. Apg 20,33-35). So hat also Paulus sowohl für seine persönlichen Bedürfnisse als auch für die seiner Reisebegleiter gearbeitet und endlich auch um «sich der Schwachen anzunehmen». Hat dies seinen Dienst für den Herrn beeinträchtigt? Ist beim Apostel je der Gedanke aufgekommen, dass er besser zu dienen vermöchte, wenn ihm grosse Mittel zur Verfügung stünden? Man braucht unter den vielen einschlägigen Stellen nur Apg 20,17-27.31; 1 Korither 15,10; 2 Korinther 11,23-33 zu lesen, um eine Ahnung zu bekommen von der grossen Tätigkeit des Apostels und ihren Resultaten. Es ist wohl so, dass er den Korinthern ins Gedächtnis rief, wie «der Herr für die, die das Evangelium verkündigen, angeordnet, vom Evangelium zu leben», doch wollte er von diesem Recht keinen Gebrauch machen (vgl. 1 Korither 9,1-23). Ohne Zweifel hat er von gewissen Versammlungen Gaben erhalten, und mit welcher Dankbarkeit nahm er sie entgegen! (vgl. 1. Phil 4,15-20). Aber diese Gaben nahm er nicht so sehr für seinen Lebensunterhalt an, obwohl es einige Male geschehen sein mochte (2 Korinther 11,8); sie bedeuteten ihm vielmehr ein Zeichen der Gemeinschaft im Dienst, der Gemeinschaft der Versammlung mit dem Apostel und der Gemeinschaft des Apostels mit der Versammlung. War eine Versammlung in einem schlechten Zustand, konnte Paulus von ihr nichts annehmen; so wollte er zum Beispiel von den Korinthern nichts empfangen, und er wünschte, ihnen auch in keiner Weise zur Last zu sein: «Und ich hielt mich in allem euch unbeschwerlich und werde mich so halten» (2 Korinther 11,9 – vgl. auch 12,14). Welch ein Beispiel und welch eine Belehrung für uns! Um seinen Dienst zu erfüllen, zählte der Apostel nicht auf das Geld, auf die Macht des Geldes und auf die Möglichkeiten, die es verschafft. Mit einem lebendigen Glauben vertraute er auf den Herrn, der selber das Nötige an Zeit, an Erleichterungen, an körperlicher und moralischer Kraft, an geistlichen Hilfsquellen zu geben weiss. Er ist es, der die Türen öffnet, und die, die Er gesandt hat, leitet und stärkt. Der Diener rechnet allein mit dem Herrn, der ihn mit allem Nötigen versieht und ihm auch Grenzen setzt, die sowohl für den Diener wie auch für die, denen er zu dienen sucht, gut sind. Man tut wohl, diese Grenzen zu beachten, denn es hat sich noch immer gezeigt, dass man es mit der Macht des Feindes zu tun bekommt, wenn man «eine Mauer einreisst» (Pred 10,8). Eine übergrosse Tätigkeit ist nicht immer das Zeichen eines sehr nutzbringenden und gesegneten Dienstes. Da der Apostel nichts mit der Macht des Geldes zu tun hatte, verwirklichte er in seinem Dienst die Macht des Glaubens oder besser gesagt, die Macht Gottes, und er ermahnt uns, seine Nachahmer zu sein, wie er ein Nachahmer Christi war. Was müssen wir erst sagen, wenn wir den vollkommenen Diener betrachten! Hat er je nötig gehabt, von jenen Mitteln, die das Geld verschafft, Gebrauch zu machen? War er je diesem Einfluss unterworfen oder war er je abhängig von seiner Macht, Er, der nicht hatte, wo Er sein Haupt hinlegen konnte, und der nicht ein einziges Geldstück besass, um die Tempelsteuer zu zahlen? (Mt 8,20; 17,24-27). «Reich werden wollen» bedeutet, vom Geist dieses Zeitlaufs angesteckt zu sein, es bedeutet, in Versuchung und Fallstrick zu fallen «und in viele unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen versenken in Verderben und Untergang» (1 Timotheus 6,9). «Reich werden wollen» führt zur Versuchung, auf eine Weise zu handeln, die nicht immer richtig ist, ja die sogar bisweilen den Stempel der Unehrlichkeit trägt, wo Gott nicht mehr dabei sein kann. Wie manche sind es, «die sich selbst mit vielen Schmerzen durchbohrt haben», weil die Geldliebe in ihren Herzen Platz gefunden hat! Und wer vermag zu ermessen, wie viel Böses die Macht des Geldes im Dienst für den Herrn schon angerichtet hat, indem sie ein Hindernis war für die Entfaltung der Macht Gottes als Antwort auf den Glauben des Dieners? Dass doch niemand sich gewinnen oder mitfortreissen lasse von der «Geldliebe»! Er stünde in Gefahr, am Ende seiner irdischen Laufbahn bekennen zu müssen, dass er sein Leben verloren hat. Glückselig anderseits der, der eine wahre Glaubensabhängigkeit an den Tag legt und von Gott alles Nötige für seine äusseren Bedürfnisse empfängt, indem er sein Vertrauen nicht auf die Güter setzt, die ihm geschenkt sind, «sondern auf Gott, der uns alles reichlich darreicht zum Genuss» (1 Timotheus 6,17-19)!
Halte fest 1967
Sorget nicht! Die Güter spiegeln dem menschlichen Herzen vor, ihm Sicherheit und Sorglosigkeit zu geben; aber in Wahrheit verursachen sie gerade erst die Sorge. Das Herz, das sich an die Güter hängt, empfängt mit ihnen die erstickende Last der Sorge. Die Sorge schafft sich Schätze, und die Schätze schaffen wieder die Sorge. Wir wollen unser Leben durch die Güter sichern, wir wollen durch Sorge sorglos werden; aber in Wahrheit erweist sich das Gegenteil. Die Fesseln, die uns an die Güter binden, die die Güter festhalten, sind selbst – Sorgen. Der Mißbrauch der Güter besteht darin, daß wir sie zur Sicherung für den nächsten Tag gebrauchen. Sorge ist immer auf das Morgen gerichtet. Die Güter aber sind in strengstem Sinn allein für das Heute bestimmt. Gerade die Sicherung für den morgigen Tag macht mich heute so unsicher. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage habe. Wer das Morgen ganz in die Hand Gottes legt und heute ganz empfängt, was er zum Leben braucht, der allein ist wahrhaft gesichert. Das tägliche Empfangen macht mich frei vom Morgen. Der Gedanke an das Morgen liefert mich der unendlichen Sorge aus. „Sorget nicht für den anderen Morgen“ – das ist entweder ein furchtbarer Hohn auf die Armen und Elenden, zu denen Jesus gerade spricht, auf alle die, die – menschlich geredet – morgen verhungern, wenn sie heute nicht sorgen. Es ist entweder ein unerträgliches Gesetz, das der Mensch mit Widerwillen von sich stößt oder aber – es ist die einzigartige Verkündigung des Evangeliums selbst von der Freiheit der Kinder Gottes, die einen Vater im Himmel haben, der ihnen seinen lieben Sohn geschenkt hat. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken? „Sorget nicht für den anderen Morgen“ – das ist nicht zu begreifen als Lebensweisheit, als Gesetz. Es ist allein zu begreifen als das Evangelium von Jesus Christus. Nur der Nachfolgende, der Jesus erkannt hat, empfängt aus diesem Wort die Zusage der Liebe des Vaters Jesu Christi und die Freiheit von allen Dingen. Nicht die Sorge macht den Jünger sorglos, sondern der Glaube an Jesus Christus. Nun weiß er: Wir können gar nicht sorgen (v. 27). Der nächste Tag, die nächste Stunde ist uns gänzlich entnommen. Es ist sinnlos, so zu tun, als könnten wir überhaupt sorgen. Wir können ja an den Zuständen der Welt nichts ändern. Gott allein kann sorgen, weil er die Welt regiert. Weil wir nicht | sorgen können, weil wir so völlig ohnmächtig sind, darum sollen wir auch nicht sorgen. Wir maßen uns damit das Regiment Gottes an. Der Nachfolgende aber weiß auch, daß er nicht nur nicht sorgen kann und darf, sondern daß er auch nicht zu sorgen braucht. Nicht die Sorge, aber auch nicht die Arbeit schafft das tägliche Brot, sondern Gott der Vater. Die Vögel und die Lilien arbeiten und spinnen nicht, und doch werden sie ernährt und gekleidet, sie empfangen täglich das Ihre ohne Sorge. Sie brauchen die Güter der Welt nur zum täglichen Leben, sie sammeln sie nicht, und gerade so preisen sie den Schöpfer, nicht durch ihren Fleiß, ihre Arbeit, ihre Sorge, sondern durch das tägliche, einfältige Empfangen der Gabe, die Gott gibt. So werden Vögel und Lilien zu Exempeln für die Nachfolgenden. Jesus löst den ohne Gott gedachten notwendigen Zusammenhang von Arbeit und Nahrung auf. Er preist das tägliche Brot nicht als den Lohn der Arbeit, sondern er spricht von der sorglosen Einfalt dessen, der in Jesu Wegen geht und alles von Gott empfängt. „Nun arbeitet kein Tier um seine Nahrung, sondern ein jegliches hat sein Werk, darnach sucht’s und findet seine Speise. Das Vöglein fliegt und singet, machet Nester und zeuget Junge; das ist seine Arbeit, aber davon nähret sich’s nicht. Ochsen pflügen, Pferde tragen und streiten, Schafe geben Wolle, Milch, Käse, das ist ihre Arbeit; aber davon nähren sie sich nicht; sondern die Erde trägt Gras und nährt sie durch Gottes Segen. Also soll und muß der Mensch auch arbeiten und etwas tun, aber doch daneben wissen, daß ein Anderer sei, der ihn ernähre, denn seine Arbeit, nämlich Gottes reicher Segen; wiewohl es scheinet, als nähre ihn seine Arbeit, weil Gott ohne seine Arbeit ihm nichts gibt. Wiewohl das Vöglein nicht säet noch erntet, aber doch müßte Hungers sterben, wo es nicht nach der Speise flöge und suchte. Daß es aber Speise findet, ist nicht seine Arbeit, son- | dern Gottes Güte. Denn wer hat Speise dahingelegt, daß es sie findet? Denn wo Gott nicht hinlegt, da findet niemand nichts, und sollt sich alle Welt zu Tod arbeiten und suchen“ (Luther). Wenn aber Vögel und Lilien vom Schöpfer erhalten werden, sollte der Vater nicht vielmehr seine Kinder ernähren, die ihn täglich darum bitten, sollte er ihnen nicht geben können, was sie zur Notdurft ihres Lebens täglich brauchen, er, dem alle Güter der Erde gehören und der sie verteilen kann nach seinem Wohlgefallen? „Gott gebe mir nun jeden Tag, soviel ich darf zum Leben, er gibt’s den Vögeln auf dem Dach, wie sollt er’s mir nicht geben?“ (Claudius). Sorge ist Sache der Heiden, die nicht glauben, die sich auf ihre Kraft und Arbeit verlassen, aber nicht auf Gott. Heiden sind die Sorgenden darum, weil sie nicht wissen, daß der Vater weiß, daß wir des alles bedürfen. Darum wollen sie selbst tun, was sie von Gott nicht erwarten. Für den Nachfolgenden aber gilt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Damit ist deutlich gemacht, daß Sorge für Essen und Kleidung noch nicht Sorge für das Reich Gottes ist, wie wir es gern verstehen möchten, als sei Erfüllung unserer Arbeit für unsere Familie und uns, als sei unsere Sorge um Brot und Wohnung schon das Trachten nach dem Reich Gottes, als vollzöge dieses sich nur innerhalb jener Sorgen. Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit ist hier etwas von dem, was uns an Gaben der Welt zufallen soll, ganz und gar Unterschiedenes. Es ist nichts anderes als die Gerechtigkeit, von der Mt. 5 und 6 gesprochen wurde, die Gerechtigkeit des Kreuzes Christi und der Nachfolge unter dem Kreuz. Die Gemeinschaft Jesu und der Gehorsam gegen sein Gebot kommt zuerst, alles andere folgt nach. Es ist kein Ineinander, sondern ein Nacheinander. Vor den Sorgen um unser Leben, um Essen und Kleidung, um Beruf und Familie steht das Trachten nach der Gerechtigkeit Christi. Es ist hier nur die äußerste Zusammenfassung dessen gegeben, was schon gesagt war. Auch dieses Wort Jesu ist entweder eine unerträgliche Last, eine unmögliche Vernichtung der menschlichen Existenz der Armen und Elenden – oder aber es ist das Evangelium selbst, das ganz froh und ganz frei macht. Nicht von dem, was der Mensch soll und nicht kann, spricht Jesus, sondern von dem, was Gott uns geschenkt hat und noch verheißt. Ist Christus uns geschenkt, sind wir in seine Nachfolge berufen, so ist uns mit ihm alles, wirklich alles geschenkt. Es wird uns alles andere zufallen. Wer in der Nachfolge Jesu allein auf Seine Gerechtigkeit blickt, der ist in der Hand und Hut Jesu Christi und seines Vaters, und wer so in der Gemeinschaft des Vaters ist, dem kann nichts geschehen, der kann auch nicht mehr zweifeln, daß der Vater seine Kinder wohl ernähren kann und nicht hungern lassen wird. Gott wird zur rechten Stunde helfen. Er weiß, was wir bedürfen. Der Nachfolger Jesu wird noch nach langer Jüngerschaft auf die Frage des Herrn: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?“ antworten: „Herr, niemals!“ Wie sollte der auch Mangel haben, der in Hunger und Blöße, in Verfolgung und Gefahr der Gemeinschaft Jesu Christi gewiß ist?
Dietrich Bonhoeffer – Nachfolge
„Macht euch also keine Sorgen!“ Wir befinden uns mitten in der Bergpredigt und hören diese Anweisung von Jesus. Sich keine Sorgen zu machen – das kann ermutigend sein. Das kann aber auch sehr radikal wirken und verunsichern. Sollen wir denn gar nicht vorausplanen? Ich verstehe die Worte von Jesus so, dass sie uns nicht ausreden, uns um andere Menschen oder um unser eigenes Wohlbefinden zu kümmern. Gleich zu Beginn erklärt Jesus, dass wir wertvoll in Gottes Augen sind. Wenn Gott uns einen so großen Wert zuspricht, dann dürfen wir uns selbst auch diesen Wert zusprechen. Dann dürfen wir für uns selbst sorgen. Jesus möchte uns allerdings von dem Druck befreien, der sich durch ängstliches und unnötiges Sorgen aufbaut. Wir sollen uns nicht durch Sorgen gefangen nehmen lassen und nicht den Blick auf das verlieren, was eigentlich wichtig ist. Jesus betont, dass wir durch unsere Sorgen unser Leben ja gar nicht verlängern können. Jesus geht es hier um einen Perspektivwechsel: wegzuschauen von unseren ängstlichen Sorgen – und unseren Blick neu auszurichten auf Gottes Reich und seine Gerechtigkeit. Wir können Gott vertrauen, denn als unser Vater weiß er, was wir brauchen. Jesus spricht uns zu, dass Gott sich um uns kümmert. Diesen Perspektivwechsel beschreibt die Lutherübersetzung in Vers 33 so: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ Priorität hat also das Suchen nach Gottes Reich und nach Gottes Gerechtigkeit. Dietrich Bonhoeffer hat zu dieser Bibelstelle geschrieben, dass Jesus unseren Blick weglenkt von dem, was wir Menschen nicht können – also weg von dem, was uns Sorgen bereitet –, und hin zu dem, was Gott uns geschenkt hat und verheißt: sein Reich und seine Gerechtigkeit. Wir sind Beschenkte! Und Jesus ermutigt uns, mit dieser neuen Perspektive durch das Leben zu gehen.
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