Monat: April 2025

Das würde wahrscheinlich ewig dauern, die ganzen Geschichten über Leute zu erzählen, die Gott vertraut haben.

Und was soll ich noch sagen? Denn die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon und Barak und Simson und Jephta, und David und Samuel und den Propheten, welche durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen (d. h. das, was ihnen verheißen war) erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampfe stark wurden, der Fremden Heerscharen zurücktrieben.
Elberfelder 1871 – Hebräer 11,32–34

Wie viele andere Beispiele wären noch zu nennen! Die Zeit fehlt mir, um auf Gideon und Barak einzugehen, auf Simson und Jiftach, auf David und Samuel und auf die Propheten
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 11:32

Was soll ich sonst noch alles aufzählen? Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich noch ausführlich erzählen würde von Gideon, Barak, Simson, Jeftah, David, Samuel und den Propheten.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Hebr 11,32

Das Prädikat λέγω („soll ich sagen?“) ist der Form nach Konjunktiv, der Funktion nach Deliberativ und bezeichnet somit eine Frage, welche Beispiele er noch mehr anführen soll, um die Gedanken zu unterstreichen, eigentlich wäre es bereits genug, sodass er nur noch die Namen auflistet. Die Kombination Futur und Partizip Präsens (vgl. 2Timotheus 3,13; 2Timotheus 4,3 etc.) ist kein Irrealis der Gegenwart, sondern beschreibt Dinge, die kommen werden, falls der Inhalt des Finitums eintritt, d.h. wenn Paulus weiter genauso ausführlich berichten wird, dann fehlt die Zeit. Daher kürzt er ab und nennt nur die Namen. Ein Irrealis der Gegenwart wäre im Präsens, sowie mit der Partikel ἂν. In der Aufzählung werden Βαράκ τε καὶ Σαμψὼν („Barak und auch Simson“) sowie Δαυίδ τε καὶ Σαμουὴλ („David und auch Samuel“) näher zusammengerückt.

P. Streitenberger – Der Hebräerbrief

Die Reihe der Glaubenszeugen ließe sich unschwer erweitern, aber die Zeit würde nicht ausreichen, wenn unser Verfasser alles Erwähnenswerte erzählen wollte. Deshalb begnügt er sich damit, nur noch ganz kurz einige Namen und einige besonders charakteristische Glaubenstaten zu erwähnen.
Zunächst werden die vier bekanntesten Gestalten der Richterzeit erwähnt. Ohne Beachtung der Chronologie wird Gideon vor Barak gestellt. Dann folgten Jeftah und – als der Letzte und Berühmteste -Simson. Jeder dieser Männer wurde vom Geist Gottes ausgewählt, um das Volk Israel von einem feindlichen Nachbarvolk zu retten.
Barak, der vierte Richter nach der Zählung des AT, wird durch die Prophetin Debora von Gott dazu berufen, den kanaanitischen Heerführer Sisera zu überwinden (vgl. Ri 4-5). Der Name Gideons, des fünften Richters, ist mit der Rettung Israels von den Midianitern verknüpft, und zwar standen ihm nur dreihundert Soldaten zur Verfügung (vgl. Ri 6-7). Jeftah, der achte Richter, war« ein streitbarer Mann« und hat dem Volk Israel den Sieg über die Ammoniter errungen (vgl. Ri 11-12). Letztlich erhielt Simson Mut und Stärke, die Erbfeinde Israels, die Philister, zu besiegen (vgl. Ri 13-16).
David ist der einzige König, der mit Namen erwähnt wird, und zwar, weil alle späteren Könige nach ihm beurteilt wurden. Hier ist David freilich auch als Prophet verstanden. Wenn Samuel nach David erwähnt wird, obwohl er zeitlich vor ihm erscheint, dann deshalb, um ihn noch näher mit den Propheten zu verknüpfen. So sieht die Schrift in Samuel den ersten klassischen Propheten Israels (vgl. Apg 3,24).
Neun Beispiele für Glaubenstaten werden verzeichnet.
Als Leute, die »Königreiche bezwungen« haben, zeichnen sich in erster Linie Josua, die Richter, David und Salomo aus. Wenn auch menschlich schwach, vertrauten sie Gott, dessen Kraft »in den Schwachen mächtig ist« (2Kor 12,9).
Ferner ist insbesondere Samuel dafür bekannt, dass er »Gerechtigkeit geübt« hat (vgl. 1Sam 8,9; 12,3ff.; 1Sam 15,33). Wir haben aber nicht nur an Samuel, sondern allgemein an die Richter und Könige zu denken, die gerecht regiert haben.
Eines haben die Propheten Gottes gemeinsam, dass sie »Verheißungen erlangt« haben. Die Glaubenden begnügten sich nicht damit zu hören, was Gott an anderen getan hat, sondern drängten darauf, selbst Gegenstand seiner Gnade zu werden (vgl. 1Mose 32,27 b).
Die nächsten Beispiele handeln von Männern, die »durch den Glauben« wunderbare Rettung aus Todesgefahr erfuhren. Bei denen, die »Löwen den Rachen gestopft« haben, denkt unser Verfasser aller Wahrscheinlichkeit nach vor allem an Daniel (Dan 6,23 ; vgl. aber auch Ri 14,6; 1Sam 17,34ff.), weil die nächste Wendung unzweideutig dem Danielbuch entnommen ist. Es waren die drei Freunde Daniels, die »des Feuers Kraft ausgelöscht« haben, indem sie dem Feuerofen entkamen, und zwar konnte man »keinen Brand an ihnen riechen« (Dan 3,27). Wieder andere sind »der Schärfe des Schwertes entronnen«, wie z. B. Elia (vgl. 1Kön 19,1ff.) und Elisa (vgl. 2Kön 6,31ff.), aber auch David (vgl. 1Sam 18,11; 19,10).
Die drei letzten Beispiele lassen sich nicht genau belegen, weil sie ziemlich allgemein abgefasst sind. Simson darf aber unzweifelhaft als einer gelten, der »aus der Schwachheit zu Kräften gekommene« ist (vgl. Ri 16,28ff.). Andere sind »stark geworden im Kampf«, wie z. B. Barak (vgl. Ri 4,14) oder David angesichts Goliaths (vgl. 1Sam 17,41-51). Wieder andere, Richter wie Könige, vertrauten in der Stunde der Gefahr der Macht Gottes und kamen in die Lage, »fremde Heere in die Flucht« zu schlagen. Hier dürfen wir vor allem an Gideon denken (vgl. Ri 7,20ff.).

Gerhard Maier – Edition C

Der Schreiber beginnt diesen Abschnitt mit einer Frage in Vers 32a: Und was soll ich noch sagen? Der Gebrauch des maskulinen Partizips noch sagen schließt Priscilla als Verfasserin des Briefes aus. Und was soll ich noch sagen? Mit anderen Worten: Er könnte noch viel mehr Beispiele nennen, aber ihm lief die Zeit davon. Diese Menschen besaßen alle einen vorbildlichen Glaubensmut. Die Quintessenz dieses Kapitels lautet, dass Glaube und Versuchungen zusammengehören. Es ist natürlich, dass der Glaube geprüft wird (dieses Faktum ist eine Hauptaussage des Jakobusbriefes). Da es nun natürlich ist, dass der Glaube geprüft wird, sollten die Versuchungen den Glauben nicht zunichte machen. Versuchungen sollten den Glauben stark machen, denn Versuchungen bringen noch mehr Glauben hervor.

In Vers 32a-34 zeigt der Verfasser diesen Glauben, der sich über die gesamte Geschichte Israels erstreckt, und er wählt verschiedene Vertreter des Glaubens aus. Es gab Richter wie Gideon, Barak, Simson und Jefthah. Es gab Könige wie David. Es gab Propheten wie Samuel. Dann stellt er drei Tripletten vor.

Die erste beinhaltet nationale Siege: 1. Sie bezwangen Königreiche, wie es Josua, die Richter und David getan haben. 2. Sie wirkten Gerechtigkeit, wie es David und Samuel getan haben. 3. Sie erlangten Verheißungen, wie es bei Gideon, Barak und David geschah.
Die zweite Triplette befasst sich mit der persönlichen Befreiung: 1. Sie verstopften der Löwen Rachen, wie es Daniel, Simson und David taten. 2. Sie löschten des Feuers Kraft aus, wie es die drei Freunde Daniels taten. 2. Sie entgingen des Schwertes Schärfe, wie es bei Mose, Elia, Elisa, Jefthah und David geschah.
Die dritte Triplette nennt die persönlichen Gaben und Errungenschaften: 1. Sie gewannen aus der Schwachheit Kraft, was für Gideon, Simson und David zutrifft. 2. Sie wurden im Kampf stark, was bei Josua, Barak und David geschah. 3. Sie trieben der Fremden Heere zurück, wie es David und Joschafat getan haben

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Der Schreiber gesteht ein, daß sein vorliegender Bericht über die Heldentaten der Glaubenden keineswegs erschöpfend ist. Er kann es auch nie sein. Weder von der Zeit noch vom Platz her würde man alles wiedergeben können. „Und was sage ich noch? Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon und Barak und Simson und Jephta und David und Samuel und von den Propheten“ (J.N. Darby): Gideon schlug Weizen in der Kelter aus, Midian zum Trotz (Ri 6). Barak glaubte der Weissagung Deboras und befreite das Volk aus einer zwanzigjährigen Unterdrückung unter Jabin und Sisera (Ri 4). Simson zerriß einen Löwen, als wäre es ein Böcklein gewesen. Er erschlug tausend Mann und hatte nur einen Eselskinnbacken bei sich. Er zerbrach die stärksten Stricke, womit die Philister ihn binden konnten und trug die Flügel des Stadttors von Gaza hinweg, riß – obwohl von seinen Feinden geblendet – die Säulen des Tempels Dagons um und tötete dadurch in seinem Tod mehr als in seinem Leben (Ri 13-16). Jephta, ein Mann von niedriger Geburt und von den Lebensumständen nicht begünstigt, der Sohn einer Hure, befreite Israel von der Bedrängnis der Ammoniter, als die Verhältnisse ihm persönlich scheinbar entgegenstanden (Ri 11). David, der in 1Sam 16,12 erwähnte Hirtenjunge aus Bethlehem, erschlug den Riesen Goliat und wurde Psalmist sowie Sänger wohlklingender Lieder (1Sam 18,6). Er war König von Israel und Juda. Samuel, der Junge im Tempel (1Sam 1), wurde ein Prophet und salbte die ersten Könige des Volkes. Dazu kamen auch die Propheten, eine lange Reihe gläubiger Männer, die oft in Zeiten der Bedrängnis und Gefahr dem Volk die Gedanken Gottes mutig übermittelten, ganz gleich, ob es in ihrem Dienst um Zurechtweisung oder Trost, um Lob oder um Verurteilung ging.
  Die abschließende Liste der Namen ist – wie man feststellen wird – nicht chronologisch geordnet, richtet sich aber auch nicht nach ihrer Bedeutung oder Vortrefflichkeit. Männer und Frauen aus allen Schichten und Lebensbereichen sind von Gott aufgrund ihres Glaubens gebraucht worden. Welch eine zusätzliche Ermunterung ist das für diese hebräischen Erstempfänger des Briefes gewesen! Der HERR war nach wie vor der gleiche. Und dabei gab es nichts Mystisches in bezug auf den Glauben. Es ging in jedem Zeitalter einfach immer darum, Gott beim Wort zu nehmen, zu glauben und im Gehorsam zu folgen, selbst wenn das mit Kosten verbunden war. So war es auch bei denen gewesen, die jetzt erwähnt worden sind.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

„Ich glaub, meine Uhr ist bald abgelaufen. Jetzt bist du dran,“

Als nun die Tage Davids herannahten, daß er sterben sollte, gebot er seinem Sohne Salomo und sprach:
Ich gehe den Weg der ganzen Erde; so sei stark und sei ein Mann; und warte der Hut Jehovas, (Eig beobachtete, was Jehova zu beobachten ist) deines Gottes, daß du auf seinen Wegen wandelst, indem du seine Satzungen, seine Gebote und seine Rechte und seine Zeugnisse beobachtest, wie geschrieben ist in dem Gesetz Moses; auf daß es dir gelinge in allem, was du tust, und überall, wohin du dich wendest; auf daß Jehova sein Wort aufrecht halte, das er über mich geredet hat, indem er sprach: Wenn deine Söhne auf ihren Weg achthaben, so daß sie vor mir wandeln in Wahrheit, mit ihrem ganzen Herzen und mit ihrer ganzen Seele, so soll es, sprach er, dir nicht an einem Manne fehlen auf dem Throne Israels.
Elberfelder 1871 – 1.Könige 2,1–4

»Ich gehe nun den Weg, den jeder Mensch eines Tages gehen muss. Du aber sei mutig und verhalte dich wie ein Mann.
Neues Leben – Bibel 2006 – 1.Könige 2:2

„Ich werde bald sterben. Deshalb sei stark und beweise, dass du ein Mann bist.
neue Welt Übersetzung – 2018 – 1.Kön 2,2

Der erste Teil des Auftrags Davids an seinen Sohn betraf etwas, das von größter Wichtigkeit war.
Den Weg der ganzen Welt gehen ist ein bildhafter Ausdruck für den Tod. David war ein Realist; er wußte, daß er bald sterben würde, und so machte er Pläne, die auch Ratschläge an seinen Nachfolger beinhalteten. Sein Auftrag erinnert an Moses Auftrag für Josua ( 5Mo 31,23 ).
Salomo wurde ermutigt, das Wort des Herrn gut zu bewahren. Er sollte sich selbst als ein Mann erweisen, indem er mutig für das Recht und gegen das Falsche einstand. Er sollte aus Gehorsam gegen Jahwe beachten, was der HERR anordnete. Was der Herr anordnet, ist, in seinen Wegen zu wandeln , namentlich seine Gebote (Anordnungen), Befehle … Gesetze und Forderungen (Zeugnisse) zu halten. Diese vier Worte (Gebote, Befehle, Gesetze, Anordnungen) beziehen sich auf verschiedene Vorschriften im mosaischen Gesetz. Gehorsam gegenüber der feststehenden Offenbarung Gottes würde Erfolg garantieren, sagte David. Gottes Segen hängt vom Gehorsam seines Volkes gegenüber dem mosaischen Gesetz ab. Salomos persönlicher Gehorsam würde bewirken, daß Gott sein Versprechen, daß Davids Nachkommen für immer auf dem Thron Israels sitzen würden ( 2Sam 7,12-16 ), erfüllen würde.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Ganz bewusst redet David von seinem Sterben. Auch er als König geht den Weg aller Welt, es gibt keine Ausnahme. Aber es gibt den Trost des Glaubens, im Sterben nicht verlassen zu seinh, und die Hoffnung auf die Auferstehung. Der Tod setzt eine unabänderliche Tatsache für die Hinterbliebenen, das Ende der menschlichen Beziehungj. D.h. in diesem Fall für Salomo: Nun muss er ohne Rat und Hilfe des Vaters seiner Aufgabe als König gerecht werden. Darauf zielen die Worte Davids: Sei stark und sei ein Mann. Salomo wird von David zu entschlossenem Handeln aufgerufen. Er wird ermutigt, die Regierungsgeschäfte fest in die Hand zu nehmen. Die Aufforderung »sei stark« begegnet häufig im Kampf oder aber wie hier vor der Übernahme einer Aufgabel, die auch eine besonders schwere Aufgabe sein kann.

Hartmut Schmid – Wuppertaler Studienbibel

Die Worte Davids an Salomo beginnen hier und gehen bis Vers 9. Dieses Zitat enthält mehrere eingebettete Zitate. Wenn Übersetzer beschließen, einige der direkten Zitate in indirekte Zitate umzuwandeln, wie es GNT getan hat, muss besonders darauf geachtet werden, dass sich die Pronomen auf die richtigen Substantive beziehen. In RSV SETZT SICH der Satz, der hier am Ende von Vers 2 beginnt, bis Vers 4 fort. Dieser Satz ist nicht nur lang, er enthält auch komplexe Beziehungen zwischen den einzelnen Sätzen. In vielen Sprachen wird es besser sein, diesen Satz in mehrere Sätze aufzuteilen.

Ich bin im Begriff, den Weg der ganzen Erde zu gehen: Dieser Ausdruck kommt auch in Jos 23,14 vor. Das Wort Erde bezieht sich auf die Menschen der Erde (NAB „Menschen“) oder auf „sterbliche Dinge“ (Knox; ähnlich TOB). GNT macht deutlich, dass dieser ganze Ausdruck bedeutet, dass David im Begriff ist zu sterben. Aber GNT drückt nicht die volle Bedeutung des Hebräischen aus, nämlich dass er sterben wird, so wie alle Menschen sterben werden; der Tod ist eine Gewissheit. Vergleiche CEV: „Ich werde bald sterben, wie jeder sterben muss“.

Sei stark: Dies kann eher im Sinne von Charakterstärke als von körperlicher Stärke verstanden werden. Aus diesem Grund wurde es mit „Seid zuversichtlich“ (GNT) oder „Habt Mut“ (NAB) übersetzt.

Zeige dich wie ein Mann heißt wörtlich „sei ein Mann“. Die gleichen Worte kommen in 1 Sam 4,9 in der Pluralform vor, wo sie von RSV mit „verhaltet euch wie Männer“ übersetzt werden. Die Vorstellung, dass Männer bessere Kämpfer sind als Frauen oder Kinder, wird in den verschiedenen Kulturen des Alten Testaments vorausgesetzt. In Kulturen, in denen diese Vorstellung geteilt wird, kann dieser Ausdruck wörtlich übersetzt werden. Es ist jedoch denkbar, dass in einigen Sprachen ein anderes Bild angemessener ist. FRCL gibt denselben Gedanken auf eine Weise wieder, die für die moderne westliche Kultur akzeptabler ist, indem er sagt: „Benimm dich wie ein Erwachsener“. Andere verstehen es in dem allgemeineren Sinne, dass man „mutig“ (CEV) oder ein „starker Führer“ (NCV) sein soll.

2:3
Dieser Vers setzt den in Vers 2 begonnenen Satz fort. Der erste Teil des Verses sagt, was Salomo tun soll. Das Ende des Verses sagt, was das Ergebnis sein wird, wenn er Gottes Gebote hält.
Halte den Auftrag des HERRN, deines Gottes: Das Verb „halten“ und das Substantiv „halten“ haben im Hebräischen dieselbe Wurzel, obwohl dies in den meisten Sprachen nicht wiedergegeben werden kann. Es geht darum, das zu tun, was Gott verlangt, oder seinen Geboten zu gehorchen. Zum HERRN, deinem Gott, siehe 1. Könige 1,17.
In seinen Wegen wandeln: Dies ist ein bildlicher Ausdruck, denn das Verb „wandeln“ ist nicht im wörtlichen Sinne zu verstehen. Es bezieht sich auf das Verhalten oder die Handlungsweise, die David für Salomo als charakteristisch ansehen wollte. Es ist auf verschiedene Weise übersetzt worden, u. a. mit „sich seinen Wegen anpassen“ (REB), „tun, was er verlangt“ (PV) und „seinen Lehren folgen“ (CEV). Siehe die Kommentare zu einem ähnlichen Ausdruck in 1 Könige 3:3.
Der Verfasser verwendet eine Reihe von Synonymen für Gottes Willen: Auftrag, Wege, Satzungen, Gebote, Verordnungen und Zeugnisse. GNT fasst diese verschiedenen Substantive mit den beiden Worten „Gesetze und Gebote“ zusammen. Es ist möglich, für jedes der hebräischen Substantive ein anderes Substantiv in der Rezeptionssprache zu finden, aber es ist nicht notwendig, dies zu tun, da eine klare Unterscheidung nicht beabsichtigt zu sein scheint. Das hebräische Wort für Gesetz bedeutet eine autoritative Aussage, eine Art Verkündigung; und das Wort für Verordnung hat eine breite Palette von Bedeutungen, einschließlich „Brauch“, „Gebot“ und „Übereinstimmung mit einer Regel“. Zeugnisse ist ein hebräisches Substantiv, das auf einer Wurzel mit der Bedeutung „Zeugnis ablegen“ beruht. In seinen Gesetzen legt Gott Zeugnis von seinen Absichten AB. AB übersetzt seine Zeugnisse mit „seine Warnungen“. Viele der gleichen Synonyme finden sich zusammen in einer Reihe anderer alttestamentlicher Stellen, darunter Dtn 11,1; 30,16. Es ist auch bekannt, dass sie in Psa 119 als Synonyme verwendet werden.
Wie es im Gesetz des Mose geschrieben steht, bezieht sich auf die Lehren des Mose, aus denen Salomo entnehmen kann, was der Wille Gottes ist.

Prosper kann auch mit „Erfolg haben“ übersetzt werden (Mft; ähnlich NJPSV, NAB, NCV, NLT, AB). Derselbe Gedanke findet sich in Dtn 29,9.

Wo immer du dich hinwendest, heißt wörtlich „überall, wo du dich hinwendest“. Einige Ausleger verstehen diese Worte in einem wörtlichen physischen Sinn von Bewegung. GNT zum Beispiel sagt „wohin du auch gehst“. Andere verstehen sie im übertragenen Sinne, da das hebräische Verb „sich umwenden“ auch „auf [etwas] achten“ bedeuten kann. De Vries zum Beispiel sagt „in allem, dem du deine Aufmerksamkeit zuwendest“. Vielleicht ist eine solche feine Unterscheidung vom Verfasser nicht beabsichtigt. Der Sinn der Worte „in allem, was du tust und wohin du dich wendest“ ist wahrscheinlich korrekt ausgedrückt als „in allem, was du tust und unternimmst“ (NJB).

Roger L. Omanson – in Handbuch über 1.& 2. Könige


David „diente seiner eigenen Generation nach dem Willen Gottes“ (Apostelgeschichte 13:36, NKJV), aber er war auch um Salomo und die nächste Generation besorgt. David hatte seine Feinde, von denen einige zu seinem eigenen Haus und seinem engsten Kreis gehörten, und er wollte sicher sein, dass der neue König nicht die alten Probleme erben würde. Während seiner langen Regierungszeit von vierzig Jahren hatte David die Nation geeint, ihre Feinde besiegt, die Angelegenheiten des Königreichs erfolgreich organisiert und mehr als ausreichende Vorbereitungen für den Bau des Tempels getroffen. Er sang sein letztes Lied (2. Sam. 23:1-7) und übertrug dann Salomo seinen letzten Auftrag.

„Setzt den Herrn an die erste Stelle“ (V. 1-4). Im Alten Testament sind die letzten Worte von Jakob (Gen 49), Mose (Dtn 33), Josua (23,1-24,27) und David (1 Kön 2,1-11) überliefert. „Ich gehe den Weg der ganzen Erde“ ist ein Zitat von Josua am Ende seines Lebens (Jos. 23,14), und „Sei stark und erweise dich als Mann“ klingt wie die Worte des Herrn an Josua zu Beginn seines Dienstes (Jos. 1,6). Salomo war ein junger Mann, der ein behütetes Leben geführt hatte, deshalb brauchte er diese Ermahnung. Tatsächlich musste er gleich zu Beginn seiner Herrschaft einige schwierige Entscheidungen treffen und schwierige Befehle erteilen. David hatte Salomo bereits mit dem Bau des Tempels beauftragt (1. Chronik 22,6-13), eine Aufgabe, die sieben Jahre dauern sollte. Eines Tages würde Salomo das Ende seines Lebens erreichen, und David wollte, dass er mit Zufriedenheit zurückblicken konnte. Gesegnet ist der Mensch, dessen Herz mit Gott im Reinen ist, dessen Gewissen rein ist und der zurückblicken und mit dem Meister sagen kann: „Ich habe Dich auf Erden verherrlicht. Ich habe das Werk vollendet, das du mir aufgetragen hast“ (Johannes 17,4, NKJV).

Davids Worte sind eine Parallele zu denen von Mose, als er Josua beauftragte (Dtn 31). Zuerst ermahnte Mose Josua, „ein Mann zu sein“ und sich seiner Verantwortung mit Mut und Glauben zu stellen (V. 1-8), und dann gab Mose den Priestern das Gesetz und ermahnte das Volk (einschließlich Josua), es zu kennen und zu befolgen. Vom König wurde erwartet, dass er mit dem Gesetz und dem Bund vertraut war (Dtn 17,14-20), denn im Gehorsam gegenüber Gottes Wort würde er seine Weisheit, seine Kraft und seinen Segen finden.

Aber David erinnerte seinen Sohn auch an den besonderen Bund, den der Herr mit der davidischen Dynastie geschlossen hatte (V. 4; 2 Sam. 7:1-17). Er warnte Salomo, dass er, wenn er Gottes Gesetz nicht befolgte, sich selbst und das Land züchtigen und betrüben würde, wenn er aber Gottes Gebote befolgte, würde Gott ihn und das Volk segnen. Und was noch wichtiger war: Gott würde dafür sorgen, dass immer ein Nachkomme Davids auf dem Thron sitzen würde. David wusste, dass Israel die Aufgabe hatte, den verheißenen Erlöser auf die Erde zu bringen, und dass die Zukunft des Erlösungsplans Gottes in Israel lag. Wie tragisch, dass Salomo Gottes Gesetz nicht vollständig befolgte und dadurch den Götzendienst im Lande förderte und das Reich dann spaltete.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

glaubte Abraham an Jehovah oder glaubte Abraham Jehovahs Verheißung???

Und er glaubte an den Ewigen, und der rechnete es ihm als Tugend an.
Neftali-Herz-Tur-Sinai – 1.Mose 15,6

Und er glaubte Jehova; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit.
Elberfelder 1871 – 1.Mose 15:6

Und er gibt (aufs Neue) sein Glaubensamen in Jehova hinein; und Er rechnete es ihm als Gerechtigkeit (Melchisedek).
Pfleiderer Übersetzung – Genesis 15,6

Er aber hatte seine ganze Zuversicht auf Gott gesetzt und dies achtete Er ihm als Pflichtgerechtigkeit.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 15:6

Einige wenige Bibeln schreiben, das Abraham glaubte, das Jehovah existiert – was natürlich sehr widersinnig ist, denn jehovah war Abraham mehrfach erschienen und hatte mehrfach mit Abraham gesprochen!

Abram glaubte (wörtl. »glaubte daran«) dem Herrn und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet . Diese grundlegende Wahrheit wird dreimal im NT wiederholt ( Röm 4,3; Gal 3,6; Jak 2,23 ), um deutlich zu machen, daß Gerechtigkeit vor Gott durch Glauben erlangt wird.
1Mo 15,6 enthält eine wichtige Bemerkung, beschreibt aber eigentlich nicht die Umkehr Abrams. Diese war viele Jahre vorher geschehen, als er Ur verließ. (Die hebr. Form »glaubte« zeigt, daß sein Glaube nicht nach den in den Versen 1-5 geschilderten Ereignissen begann.) Abrams Glaube wird hier erwähnt, weil er die unbedingte Grundlage für den Bund mit Gott darstellte. Der abramitische Bund verschaffte Abram keine Erlösung. Es war ein Bund, der mit Abram geschlossen wurde, der bereits geglaubt hatte und dem bereits Gerechtigkeit zugerechnet wurde. Die Bibel lehrt ganz klar, daß in allen Zeitaltern Gerechtigkeit (d.h. Errettung) nur auf den Glauben zurückgeführt werden kann.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Abraham „glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm zur Gerechtigkeit“ (V. 6). Die hier dem Abraham zugerechnete Gerechtigkeit gründete sich auf seinen Glauben an Gott als den, der Tote lebendig macht. Gerade in diesem Charakter offenbart sich Gott in einer Welt, wo der Tod herrscht, und die Seele, die an ihn als an einen solchen Gott glaubt, wird vor Gott als gerecht anerkannt. Dadurch wird natürlich der Mensch von einer Mitwirkung völlig ausgeschlossen, denn was kann er in einer Szene des Todes tun? Kann er Tote auferwecken? Kann er die Pforten des Grabes öffnen? Kann er sich der Macht des Todes entziehen und außerhalb dieses traurigen Bereichs Leben und Freiheit erlangen? Keineswegs, und deshalb kann er auch weder Gerechtigkeit hervorbringen, noch sich in das Verhältnis eines Kindes versetzen. „Gott ist nicht der Gott der Toten, sondern der Lebenden“ (Mk 12,27), und darum kann ein Mensch, solange er sich unter der Macht des Todes und unter der Herrschaft der Sünde befindet, weder die Stellung eines Kindes noch den Zustand der Gerechtigkeit kennen. Gott allein kann also die Stellung der Sohnschaft schenken, und nur Er kann Gerechtigkeit zurechnen, und beides knüpft sich an den Glauben an ihn als den Gott, der Christus aus den Toten auferweckt hat.

In dieser Weise behandelt der Apostel die Frage, wenn er im 4. Kapitel des Römerbriefes den Glauben Abrahams schildert: „Es ist aber nicht allein seinetwegen geschrieben, dass es ihm zugerechnet worden ist, sondern auch unsertwegen, denen es zugerechnet werden soll, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten auferweckt hat“ (V. 23.24). Der Gott der Auferstehung wird „auch uns“ hier als der Gegenstand des Glaubens dargestellt, und unser Glaube an ihn als die alleinige Grundlage unserer Gerechtigkeit genannt. Hätte Abraham seinen „schon erstorbenen“ Leib angesehen, nachdem er das mit unzähligen Sternen besäte Himmelsgewölbe betrachtet hatte, so hätte er nie den Gedanken fassen können, dass seine Nachkommen so zahlreich wie eben diese Sterne sein sollte. Aber er blickte nicht auf seinen eigenen Leib, sondern auf die Auferstehungsmacht Gottes, und da diese Macht es war, die den verheißenen Nachkommen hervorbringen sollte, können wir verstehen, dass die Sterne des Himmels und der Sand am Ufer des Meeres nur ganz schwache Bilder waren, denn welches Bild könnte die Wirkung einer Macht erläutern, die Tote auferwecken kann?

Mackintosh – Die fünf Bücher Mose

Das Wort, das Gott zu ihm redete, und das herrliche Bild, das Er ihm zeigte, waren nicht ohne Wirkung auf Abrahams Herz. Seine bangen Zweifel waren verschwunden, seine Fragen, wie es zugehen solle, waren verstummt, die Anreizung zur Ungeduld war erloschen, jeder Zweifel, ob Gott wirklich mit ihm geredet habe und ob Er Wort halten werde, war gelöst, Abrahams ganze Seele ruhte nun mit völligem Vertrauen in Gott. Gottes Wort war ihm gewisser als sein eigenes Dasein, und die Versicherung der göttlichen Liebe und Treue war ihm süßer als Honig. Abraham glaubte dem HErrn. Er ward stark mitten in seiner Schwachheit, er war aufs neue innerlich vollkommen gewiss, dass Gott, was Er verheißen hat, auch zu tun mächtig ist. Er hielt sich nicht mehr an das Sichtbare, sondern an das Unsichtbare. Er vertraute auf Gott, der die Toten lebendig macht, und der, was nicht ist, ins Dasein ruft. Er glaubte „wider Hoffnung auf Hoffnung.“ (Röm 4,18)
Er gab Gott die Ehre, und dies „rechnete ihm Gott zur Gerechtigkeit.“

Als Er den Abraham in seinem Vaterland Ur berief und sich ihm zum erstenmal offenbarte, da fand Er ihn, wie auch Paulus andeutet (Röm 4,5), nicht als einen Gerechten, sondern als einen Gottlosen, nämlich als einen von denen, die den Götzen dienten.
Abraham wurde berufen, nicht nach seinen Werken, nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, als ob er solche getan hätte, sondern nach Gottes Vorsatz und Gnade. Gott in Seiner Huld und Herablassung kam ihm zuvor und reichte ihm die Hand. Abraham ergriff die dargebotene Hand, er nahm die göttliche Einladung und Verheißung an; mit einem Wort, er glaubte, d.h. er baute auf den HErrn und stützte sich ganz auf Ihn. So harrte er aus von Stufe zu Stufe. Wenn eine neue Prüfung kam, wenn Gott ihn einer neuen Offenbarung würdigte, so traute er auf den HErrn. Dadurch hat er Gott gefallen, und der HErr, der solchen Glauben bei ihm fand, konnte väterlich mit ihm verfahren, ja sogar ihn als Seinen Freund behandeln.

In der Kraft dieses Glaubens hat Abraham Großes geleistet und sich nicht mit leeren Worten, sondern mit Taten gehorsam gegen Gott bewiesen. Die Werke gingen aus seinem Glauben hervor, doch schon ehe diese Werke ans Licht traten, war Abraham Gott gefällig, indem er Gottes Wort glaubte und an der Wahrhaftigkeit, Allmacht und Liebe Gottes festhielt. Abrahams Rettung aus dem Verderben des Götzendienstes war Gnadensache, nicht Sache des Verdienstes. Gewiss hat Abraham selbst es so angesehen, und ist auf jeder Lebensstufe fest dabei geblieben. Gottes Huld und Wohlgefallen blieben ihm ein unverdientes Geschenk. David nennt den Menschen selig, dem die Übertretungen vergeben und die Sünden bedeckt sind (Psalm 32,1), und die Gerechten aller Zeiten haben von keinem andern Grunde des Trostes und des Friedens gewusst als von diesem: „Ich glaube eine Vergebung der Sünden.“

Abraham befand sich also bereits im Stande der Gnade, er war kindlich gesinnt gegen Gott, er stand mit dem HErrn im Frieden, der Himmel war über ihm nicht verschlossen, er hoffte auf den künftigen Erlöser und Segenspender und er genoss das göttliche Wohlgefallen um des verheißenen Heilands willen. Er befand sich in dem seligen Stande, zu dem wir, die Christgläubigen, berufen und in den wir durch die heilige Taufe versetzt sind.

Thiersch – Genesis

Mose 15,6 enthält die Erklärung von Abrams Glauben. Dies ist eine soteriologische Aussage, die sowohl die menschliche Anforderung als auch die göttliche Antwort enthält. Die menschliche Bedingung lautet: Und er glaubte an Jehova. Dies steht nicht in der Reihenfolge der Verse 1-5. Offensichtlich war Abram bereits in 1. Mose 11-12 gläubig, als er Gott gehorchte und Ur in den Chaldäern verließ. Dieser Vers ist eine allgemeine Aussage über Abrams Glaubensleben, denn sein Glaube an Jehova war bereits in 12:1 und wahrscheinlich sogar noch früher, am Ende von Kapitel 11, deutlich. Der Inhalt von Abrams Glauben war das, was er direkt von Gott hörte und verstand. Der Inhalt von Abrams Glauben war der Glaube an die Verheißungen des Abrahamsbundes. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass der Inhalt von Abrams Glauben der Glaube an den Messias als solchen war. Man neigt dazu, den Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testament zu sehr zu vereinfachen, indem man sagt, der alttestamentliche Heilige blicke auf den Tod des Messias voraus und der neutestamentliche Heilige blicke zurück. Das ist eine grobe Vereinfachung, und die Bibel lässt sie einfach nicht zu. In der Tat gab, gibt und wird es immer nur einen Weg der Erlösung geben: aus Gnade durch den Glauben. Das hat sich nicht geändert. Was sich ändert, ist der Inhalt des Glaubens. Was muss man glauben, um gerettet zu werden? Das ändert sich je nachdem, was Gott bis zu einem bestimmten Zeitpunkt offenbart hat. Was hat Abram tatsächlich geglaubt? Die Bibel sagt nicht, dass er an das Kommen des Messias glaubte; sie sagt nicht, dass er glaubte, dass der Messias für seine Sünden sterben würde. Sie sagt: Er glaubte an Jehova. Außerdem glaubte er in diesem Zusammenhang an die Verheißungen Gottes im Abrahamsbund. Was also die Rettung Abrams betrifft, so war das Mittel, dass er glaubte; er übte Glauben aus. Der Inhalt seines Glaubens waren die Verheißungen Gottes. Der Gegenstand seines Glaubens war Jehova. Das hebräische Wort für „glauben“ steht im Hiphil-Stamm, und dasselbe Wort wird in der Genesis noch zwei weitere Male verwendet (42:20, 45:26). Die menschliche Forderung führt zu der göttlichen Antwort: und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an; Gott rechnete Abram die Gerechtigkeit zu. Abram wurde also aus Gnade durch Glauben gerettet, und der Inhalt seines Glaubens waren die Verheißungen Gottes. Hier werden zum ersten Mal drei soteriologische Schlüsselbegriffe erwähnt: „glauben“, d. h. Glaube an Gott; „zurechnen“ und „Gerechtigkeit“.
Bevor wir diesen Abschnitt verlassen, können zwei allgemeine Beobachtungen gemacht werden. Die erste Beobachtung ist, dass die Verheißungen des Abrahamischen Bundes bedingungslose Verheißungen waren, und genau diese Tatsache der Bedingungslosigkeit des Abrahamischen Bundes wurde auch von rabbinischen Kommentaren anerkannt. Soncino zitiert Rabbi Nachmanides mit den Worten: „Nachdem er die Zusicherung Gottes erhalten hatte, glaubte Abraham nun, dass die Prophezeiung mit Sicherheit in Erfüllung gehen würde, und er brauchte nicht zu befürchten, dass er sie durch Sünde verwirken könnte.“4 Es war ein Akt der Gnade, dass Gottes Verheißung in Bezug auf seine Nachkommenschaft Bestand haben würde, ganz gleich, was mit Abram persönlich geschehen würde. Die zweite Beobachtung betrifft zwei wichtige Elemente des Abrahamsbundes: den Samen und das Land. Um den Samen ging es in 15,1-6 und um das Land wird es in 15,7-21 gehen.
Schließlich gibt es noch drei Zitate aus dem Neuen Testament und deren Anwendung. Erstens wird in Römer 4:3, 4:9 und 4:22 auf diese Stelle verwiesen, um zu zeigen, dass Abraham durch den Glauben und nicht durch Werke gerettet wurde. Zweitens verweist Galater 3,6 auf diese Stelle, um zu zeigen, dass Abram durch den Glauben und nicht durch die Werke des Gesetzes gerettet wurde. Der einzige Weg zur Rettung ist also immer noch aus Gnade durch den Glauben (Röm 3,7-9). Drittens verweist Jakobus 2,21-23 auf Abrahams Bereitschaft, Isaak zu opfern, um zu zeigen, dass Abraham durch den Glauben gerechtfertigt wurde, denn seine Bereitschaft, Isaak zu opfern, war der Beweis für Abrams Glauben, wie er in Genesis 15,6 zum Ausdruck kommt. Die Stelle wird zitiert, um zu zeigen, dass Abrams Bereitschaft, Isaak zu opfern, ein Beweis für seine zuvor erklärte Rechtfertigung durch den Glauben war. Mit anderen Worten: Seine Handlungen waren ein Beweis für seinen Glauben an Gott und zeigten die Reife seines Glaubens. Daher wurde Abram durch den Glauben gerechtfertigt, und sein Werk, Isaak zu opfern, war der Beweis für diese Rechtfertigung durch den Glauben.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Gott hatte Abram bereits gesagt: „Ich bin dein Schild“, dein Beschützer und dein „übergroßer Lohn“ (V. 1). Jetzt sagt Gott, du wirst einen Erben aus deinem eigenen Blut und Geschlecht haben (V. 4). Dann weist Gott Abram auf den Himmel hin: So unzählig wie die Sterne waren und sind, so unzählig wird auch sein Same sein (V. 5). Dann heißt es, Abram „glaubte an den HERRN, und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an“ (V. 6). Dieser Vers wird in Römer 4,9 und 22 zitiert, und in Galater 3,6 ist er grundlegend für den Brief des Paulus. Wir sehen ihn auch in Römer 4,3 als Prämisse dieses Kapitels, und in Jakobus 2,23 wird er verwendet, um zu zeigen, dass Glaube ohne Werke tot ist. Das hebräische Wort, das übersetzt wird, ist aman, und es ist eng verwandt mit dem hebräischen und englischen Wort Amen. Abraham sagte Amen zu Gott; er vertraute ihm vollkommen; Gott hatte gesprochen, und Abraham vertraute auf jedes Wort Gottes. In Anbetracht dessen, was Abram durchgemacht hatte und noch durchmachen würde, war sein Glaube kein leichter Glaube, sondern ein totales Vertrauen in Gott. Am nächsten kommt uns die Aussage Hiobs: „Und wenn er mich auch tötet, so will ich doch auf ihn vertrauen“ (Hiob 13,15). Dies ist die erste Verwendung des Wortes glauben in der Bibel. Es bedeutet weit mehr als Zustimmung oder Einverständnis: Es ist totale Treue und Vertrauen.

Rousas John Rushdoony – Kommentare zum Pentateuch

Glauben (1. Mose 15,6). Verheißungen nützen uns nichts, wenn wir sie nicht glauben und danach handeln. Abraham hatte bereits auf Gottes Verheißung vertraut (12,1-3) und dies bewiesen, indem er seine Heimat verließ und nach Kanaan zog (Hebr. 11,8). Mose 15,6 ist jedoch der erste Hinweis in der Bibel auf Abrahams Glauben. Es ist das Johannes 3,16 des Alten Testaments; und aus diesem Grund verwenden die Autoren des Neuen Testaments es, um die Errettung durch den Glauben zu veranschaulichen.

Im hebräischen Original von 1. Mose 15,6 gibt es nur fünf Worte, aber sie enthalten eine Fülle von Bedeutungen. Der Vers wird im Neuen Testament dreimal zitiert: Galater 3,6; Römer 4,3; und Jakobus 2,23. Die drei Schlüsselwörter sind „glauben“, „zählen“ und „gerecht sein“.

Abraham glaubte Gott, was wörtlich bedeutet: „Abraham sagte: ‚Amen, Gott!‘ „Das hebräische Wort, das mit „glauben“ übersetzt wird, bedeutet „sich mit seinem ganzen Gewicht darauf stützen“. Abraham stützte sich ganz und gar auf die Verheißung Gottes und den Gott der Verheißung. Wir werden nicht dadurch gerettet, dass wir Gott Versprechungen machen, sondern indem wir den Verheißungen Gottes glauben. Im Johannesevangelium, das geschrieben wurde, um den Menschen zu sagen, wie sie gerettet werden können (Johannes 20,31), wird das Wort „glauben“ fast 100 Mal verwendet. Das Heil ist eine Gnadengabe Gottes, die durch den Glauben empfangen wird (Eph. 2:8-9).

Was war Abrahams größtes Bedürfnis? Rechtschaffenheit. Das ist das größte Bedürfnis der Menschen in unserer heutigen Welt, denn „alle haben gesündigt und sind der Herrlichkeit Gottes nicht würdig“ (Röm. 3,23). „Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer“ (3,10). Es reicht nicht aus, „religiös“ zu sein; Gott verlangt, dass wir vollkommene Gerechtigkeit haben, sonst lässt er uns nicht in seinen Himmel.

Wie hat Abraham diese Gerechtigkeit erhalten? Er glaubte dem Herrn, und die Gerechtigkeit wurde ihm zugerechnet. „Zurechnen“ bedeutet „auf eine Rechnung setzen“. Am Kreuz wurden Jesus unsere Sünden zugerechnet („den Übertretern zugerechnet“, Jes 53,12), als er die Strafe erlitt, die uns zustand (53,6). Wenn Sie ihm vertrauen, wird seine Gerechtigkeit auf Ihre Rechnung gesetzt (2. Korinther 5,21), und Sie stehen gerecht und vergeben vor einem heiligen Gott.

Abraham bewies seinen Glauben durch seine Werke, als er Isaak auf dem Altar opferte (Jakobus 2,14-24). Abraham wurde nicht dadurch gerettet, dass er Gott gehorchte oder sogar versprach, Gott zu gehorchen; aber sein Gehorsam bewies seinen Glauben. Sünder werden nicht durch Glauben plus Werke gerettet, sondern durch einen Glauben, der wirkt.

Nehmen Sie sich die Zeit, Galater 3, Römer 4 und Jakobus 2 zu lesen, und Sie werden sehen, wie Abraham die Errettung durch den Glauben veranschaulicht. In Galater 3 konzentriert sich Paulus auf den Glauben, in Römer 4 auf die Zurechnung und in Jakobus 2 erklärt Jakobus die Rechtschaffenheit. Es braucht drei Kapitel des Neuen Testaments, um einen Vers zu entfalten!

Die Antwort auf Abrahams Angst war Gottes Gegenwart – ICH BIN. Die Antwort auf Abrahams Sorge um seinen Erben war Gottes Versprechen – ICH WILL. Wie wird Gott Abrahams dritte Sorge beantworten?

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Gepriesen sei Jehova, der Gott unserer Väter

Gepriesen sei Jehova, der Gott unserer Väter, der solches in das Herz des Königs gegeben hat, um das Haus Jehovas zu verherrlichen, das in Jerusalem ist, und der mir Güte zugewandt hat vor dem König und seinen Räten und allen mächtigen Fürsten des Königs! Und ich erstarkte, weil die Hand Jehovas, meines Gottes, über mir war, und ich versammelte Häupter aus Israel, daß sie mit mir hinaufzögen.
Elberfelder 1871 – Esra 7,27–28

Gepriesen sei der Ewige, der Gott unserer Väter, der solches in das Herz des Königs gegeben hat, um das Haus des Ewigen in Jeruschalajim zu ehren, und der mir vor dem König und seinen Räten und allen mächtigen Fürsten des Königs Gunst erwiesen hat. Und ich fasste Mut, weil die Hand des Ewigen, meines Gottes, über mir war, und sammelte aus Jisrael Oberhäupter, damit sie mit mir hinaufzögen.
Die Philippson-Bibel – Esra 7:27–28

Gepriesen sei Jahwe, der Gott unserer Väter! Er hat es dem König ins Herz gegeben, Jahwes Haus in Jerusalem Ehre und Ansehen zu verleihen. Er hat mich die Gunst des Königs und auch die seiner Räte und hohen Beamten finden lassen. Und ich fasste Mut, weil Jahwe seine Hand über mir hielt, und konnte eine ganze Reihe Häupter israelitischer Sippen gewinnen, mit mir zurückzukehren.
NeÜ bibel.heute – Esra 7,27–28

Jehovah ist der Gott Abrahams, Isaak und Jakobs – und kann nicht einfach manipuliert werden! Nur weil ich Seinen Namen in den Mund nehme, heißt das noch lange nicht, dass Er deshalb Er deshalb meine Wünsche erfüllen müßte! Jehovah handelt für Sein Volk Israel und erst im „erweiterten Sinn“ für die, die „mit Israel gut gesinnt sind“!

Was Artaxerxes für die Juden tat, war eindeutig der guten Hand Gottes zu verdanken, die für Gottes auserwähltes Volk am Werk war. Schließlich befreite Artaxerxes die Priester, Leviten und Tempeldiener von der Zahlung von Steuern oder der Einberufung zu besonderen Diensten für das Reich (V. 24). Auch wenn er selbstsüchtige Motive hatte, war Artaxerxes daran gelegen, dass der Tempeldienst stark und beständig war. Um sicherzustellen, dass beim Wiederaufbau der Stadt alles reibungslos ablief, erteilte der König Esra weitreichende Vollmachten zur Durchsetzung des Gesetzes (V. 26).

Feier (Vv. 27-28). Dies ist das erste Mal, dass er in der ersten Person erzählt; es geht weiter bis 9,15. Er lobt den Herrn dafür, dass er den König dazu bewegt hat, seinen Plänen zuzustimmen, und er sieht dieses Ereignis als Beweis für Gottes Barmherzigkeit oder Bundesliebe. Esra rechnete sich diese Leistung nicht an; es war alles das Ergebnis der „guten Hand Gottes“ über ihm. Ohne Zeit zu verlieren, versammelte er die Oberhäupter der Stämme und rief die Menschen zusammen, die sich berufen fühlten, nach Jerusalem zu reisen.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

In seinem Dankgebet pries Esra den HERRN, weil er das Herz des Königs gelenkt hatte, den Tempel herrlich zu machen; und er dankte ihm demütig dafür, dass er ihm Kraft verliehen hatte, solch ein wichtiges Werk auszuführen. Ermutigt durch die Hand des HERRN über ihm, versammelte er die Häupter Israels, damit diese mit ihm nach Jerusalem hinaufzogen.

MacDonald – Kommentar zum Alten Testament

Unmittelbar auf den Artahsasta-Erlass folgt der Lobpreis Gottes aus dem Munde Esras. Wiederum wird wie in Esr 1,1 die eigentliche Ursache für die Ereignisse genannt. Es ist nicht der persische König mit seinen Mächtigen, sondern Jahwe, der Gott unserer Väter. Weil dieser der Urheber ist, spielt auch die Rückkehr ins Gelobte Land oder die Strukturierung der dort lebenden Gesellschaft nicht die erste Rolle, sondern das Haus Jahwes, das in Jerusalem steht. Dies ist das Zentrum der Hilfe, die Artahsasta gewährt. Das Bezugswort zu Gnade kann das »er« sein, das sich auf Jahwe bezieht, also: die Gnade Jahwes. Es ist aber auch denkbar, dass sich das Wort auf den König bezieht, also: die Gnade des Königs. Der Sache nach besteht kein Unterschied: Weder der König noch die Mächtigen an seiner Seite konnten den Zug nach Jerusalem zum Tempel bewirken, sondern einzig die Gnade, die von Gott ausging. Deshalb war es so etwas wie eine Wallfahrt zur Ehre Gottes, die im Folgenden beschrieben wird, denn Esra bedient sich hier, nachdem er vorher nur von dem Tempel gesprochen hat, eines Begriffs, der typisch ist für die Tempelwallfahrtsliturgie: Sie zogen mit mir hinauf.

vom Orde – Wuppertaler Studienbibel

Die zurückkehrenden Exilanten stießen fast ein Jahrhundert lang auf Widerstand (4:1-24), aber durch das Wirken der Propheten des Herrn (Haggai und Sacharja), dreier verschiedener persischer Herrscher (Kyros, Darius, Artaxerxes) und Esra, dem Priester, wurde der Tempel schließlich wieder aufgebaut und der Tempelkult wieder eingeführt (5:1-7:28). Esra war sich sehr bewusst, dass der Herr für den Erfolg der Gemeinde verantwortlich war (7,27-28). Er erkannte, dass der Herr das Herz von König Artaxerxes bewegt hatte. Einmal mehr taucht das Thema der Souveränität des Herrn gegenüber menschlichen Herrschern auf. Die Wiederherstellung der Verbannten war wirklich das Werk Gottes und versprach deshalb erfolgreich zu sein.

David M. Howard – Auslegung der historischen Bücher – ein exegetisches Handbuch

Jehovah wird in naher zuzkunft für Sein Volk Israel eintreten – und es kommt dann nicht darauf an, ob du Seinen Namen kennst, sondern WIE DU zu Seinem Volk stehst!

Als die Sorgen mich fertigmachten, da warst du dran.

Bei der Menge meiner Gedanken (O. Sorgen, Kümmernisse) in meinem Innern erfüllten deine Tröstungen meine Seele mit Wonne
Elberfelder 1871 – Psalm 94,19

wann meine Sorgen mir im Innern sich mehren,
erquicken deine Tröstungen mir die Seele.
Buber & Rosenzweig – Psalm 94:19

Bei meiner Sorgen Fülle in meinem Innern erfreuen mich deine Tröstungen.
Die Philippson-Bibel – Ps 94,19

Herr, entsprechend meinem großen Kummer in meinem Herzen
haben deine Tröstungen meiner Seele Liebe erwiesen
Septuaginta Deutsch – Ps 93:19

Wenn mir das Herz schwer war von tausend Sorgen,
hat mich dein Trost wieder froh gemacht.
Gute Nachricht Bibel – Psalm 94,19

In Vers 19 bedeutet TEV „ich bin ängstlich und besorgt“ übersetzt „die vielen Gedanken in meinem Herzen“. Das hebräische Wort für „Gedanken“ kommt nur hier und in 139,23 vor; hier sind die Gedanken eindeutig beunruhigend und beunruhigend. In Vers 19b wird dein Trost am besten durch eine Verbphrase dargestellt, „du tröstest (oder tröstest oder beruhigst)“; und „mein nefesh“ (meine Seele) ist wieder eine Art, „mich“ zu sagen.

Bratcher – Ein Übersetzerhandbuch zum Buch der Psalmen

Schon zu Salomos Zeiten hatten Menschen, die missbraucht und ausgebeutet wurden, keinen Rechtsbehelf und fanden niemanden, der in ihrem Namen Recht sprach (Prediger 4:1), also muss es in den Tagen Manasses, kurz vor dem Fall Jerusalems, noch viel schlimmer gewesen sein. Die Frage in Vers 16 ist rhetorisch und der Schreiber beantwortet sie selbst in Vers 17- „der HERR“. Der Psalmist erlebte die hinterhältigen Intrigen der bösen Führer und schrie zu Gott um Hilfe. Er wusste, dass die Richter das Gesetz verdrehten, um die Armen auszubeuten (V. 20), und er war dabei, in eine tiefe und gefährliche Situation zu geraten. Sein Herz war innerlich unruhig, aber der Herr hielt ihn aufrecht, zog ihn heraus und gab ihm inneren Frieden. Er war dankbar für andere Gläubige, die ihm beistanden und mit ihm beteten, denn aus „mein Gott“ in Vers 22 wurde zu „unser Gott“ in Vers 23. Er vertraute darauf, dass der Herr das Gericht herbeiführen würde, das die bösen Führer verdienten. Wie Asaph in Psalm 73 war er in seinem Glauben und seinem Lebenswandel ins Schleudern geraten, aber Gott zeigte ihm, dass die Gottlosen auf schlüpfrigen Wegen waren und schnell auf das Gericht zusteuerten (73:2-3, 18, 27-28).

In bösen Tagen danken wir, dass wir den Herrn als unsere Zuflucht und Festung haben. Aber wir verstecken uns in ihm, nicht um der Verantwortung zu entgehen, sondern um gerüstet zu sein, hinauszugehen und den Feind zu bekämpfen. Als Salz der Erde und Licht der Welt (Mt 5,13-16) sollte das Volk Gottes alles tun, was es kann, um die Gerechtigkeit in dieser Welt zu fördern. Wie Edmund Burke sagte: „Es ist nur notwendig, dass der gute Mensch nichts tut, damit das Böse triumphiert“. Letztlich ist es aber der Herr, der die Herzen der Menschen kennt und der gerecht richten wird.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series

Aus dem Knäuel der »Unzahl der Gedanken« hätte er keinen Ausweg gefunden; es gab wohl auch keinen Ausweg – außer dem Ausweg in die Gegenwart Gottes (2Kor 4,8). Sehen wir ihn, sind wir getröstet im Wissen, dass er weiß, was wir nie wissen können.

›Als ich inwendig viel Bekümmernis hatte, ergötzten deine Tröstungen meine Seele‹: Der Vers hat fast den selben Sinn wie der vorherige. Jener meldet die Gedanken der Verzweiflung … dieser aber redet von den mancherlei Gedanken, die einer in solcher Verzweiflung hat, wie er davonkommen solle oder könne. Da denkt er hierhin und dahin und sucht alle Winkel und Löcher, findet aber keine. Da spricht er nun: Als ich in solcher Marter war und mich mit meinen Gedanken schlug, hier und da Trost suchte und doch nicht fand, da kamst du mit deinem Trost und ergötztest mich und hieltest dich mit Sprüchen und Exempeln der Heiligen Schrift freundlich zu meiner Seele, sodass ich wohl sagen kann: ›Selig ist der, den du züchtigst und lehrst durch dein Gesetz‹ (V. 12)« (Luther).

Benedikt Peters – Die Psalmen

Wer hat nicht die gewaltige Glaubenssprache empfunden, die in den Psalmen unserer Bibel geführt wird? Wie sprechen sie von einem Weltweh, von dem sich die einzelnen Völker, ja die ganze Schöpfung erfasst sieht. Wer von uns hat nicht seinen tiefsten Schmerz, für den unsere Seele keinen Ausdruck zu finden vermochte, in den einzelnen Klagen und Seufzern der Psalmen wiedergefunden! Denn in den Psalmen spricht nicht fromme Theorie, in ihnen zittert die nackte Wirklichkeit und der ganze Ernst unseres menschlichen Lebens wieder. Sie kennen das Leid, den Kampf, die Bosheit, die Schuld, die Spannungen unseres todverfallenen Daseins.
Aber die Psalmen künden uns mehr. Sie reden auch von einem Glauben, der aus dem Weh der Gegenwart den Weg zu Gott findet. Wie selten bleibt ein Psalm allein bei dem Leid der Zeit stehen. Der Glaube, der in ihm weint und klagt, erhebt sich zu Gott, bis er in Gott selbst zur Ruhe kommt.
Daher finden wir in den Psalmen nicht nur die bekannten Bußgebete, klingen in ihnen nicht nur die einzelnen Klagelieder wieder, sondern sie enden in so manchen Fällen mit seltenem Dank und tiefer Anbetung. Wenn wir auch keine scharfe Grenze zwischen Dank und Anbetung ziehen, aber die Dankgebete bleiben doch mehr oder weniger bei dem stehen, was der Mensch an einzelnen Segnungen von Gott empfangen hat. Man hat die Vergebung der Sünden erlebt und preist nun die Barmherzigkeit, die unsere Schuld zuzudecken und unser Leben mit neuem Segen zu krönen vermag. Oder man hat sichtbar Gottes Eingreifen in unsere Not und Verhältnisse erfahren, und zwar in einer Stunde, wo alle Wogen und Wellen über uns ergingen. Nun preist die Seele den, der auch aus dem Tode erretten kann. Die Dankeslieder bleiben in der Regel bei dem stehen, was man als Gabe, als Segen, als Rettung und Hilfe von Gott empfangen hat.
Es gibt aber auch Psalmen, in denen das Lob der Seele sich nicht mehr mit dem beschäftigt, was man von Gott empfangen hat, sondern was Gott uns in seiner Person, in seiner Majestät, in seiner Gegenwart und Herrlichkeit geworden ist. In ihnen spricht ein Glaube mit seinem geistigen Schauen, dem Gott mehr ist als seine Gabe, ein Glaube, der in seiner Hingabe und Anbetung Gott über alles ehrt. Er hat über den Segen den Weg zum Segnenden gefunden und bekennt vor der ganzen Schöpfung Gottes: „Du, Herr, bist mein Gut, nichts geht mir über Dich!“

Jakob Kroeker – ER sprach zu mir

der im Vergleich mit dem himmlischen Tempel von Gott total peinlich rüberkommen muss

(welche dem Abbilde und Schatten der himmlischen Dinge dienen, gleichwie Moses eine göttliche Weisung empfing, als er im Begriff war, die Hütte aufzurichten; denn „siehe“, spricht er, „daß du alles nach dem Muster machest, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist“). (2Mose 25,40)
Elberfelder 1871 – Hebräer 8,5

Sie verrichten ihren Dienst allerdings in einem Heiligtum, das nur einen Schatten, nur eine unvollkommene Nachbildung des wahren Heiligtums darstellt, das im Himmel ist. Denn als Mose daranging, das Heilige Zelt zu errichten, erhielt er von Gott die Weisung: »Gib acht, dass alles genau nach dem Urbild angefertigt wird, das ich dir hier auf dem Berg gezeigt habe.«
Gute Nachricht Bibel 2018 – Hebräer 8:5

Diese versehen freilich den Dienst nur an einer Nachbildung und einem Schattenbild der himmlischen Dinge entsprechend der göttlichen Weisung, die Mose erhielt, als er das Zelt (= die Stiftshütte) herstellen sollte; denn »Gib wohl acht«, sagt der Herr zu ihm (2.Mose 25,40), »daß du alles nach dem Vorbild (= Muster) anfertigst, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist«.
Menge 2003 – Hebr 8,5

Ihr Dienst vollzieht sich freilich in einem ´Heiligtum`, das nur ein Abbild und ein Schatten der himmlischen Wirklichkeit ist. Aus diesem Grund erhielt Mose, als er sich an den Bau des heiligen Zeltes machte, die Anweisung: »Achte darauf, dass du alles genau nach dem Vorbild ausführst, das dir auf dem Berg gezeigt wurde!«
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebr 8:5

Doch die verrichten ihren Gottesdienst nur im Bereich des Abbilds, ja, des Schattens der eigentlichen Dinge, die in der Himmelswirklichkeit zu finden sind. So hat es Mose damals als Anweisung gehört, als er im Begriff war, das Zelt der Gottesbegegnung zu errichten. Da sagte Gott zu ihm: »Achte darauf, dass du alles genau gemäß dem Vorbild machst, das dir dort oben auf dem Berg gezeigt wurde!«
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Hebräer 8,5

In diesen beiden Syllogismen hat der Verfasser zwei Konzepte angesprochen, die er in den beiden nächsten Kapiteln entwickeln wird. Fürs Erste fährt er in Vers 5 fort, das wahre Gegenmodell zu erläutern. Da Jesus Christus kein levitischer Priester war, konnte er nicht in der irdischen Stiftshütte dienen. Deshalb muss der Schauplatz seines Dienstes die himmlische Stiftshütte sein. Der irdische Dienst in der Stiftshütte war durch rigide Gesetze beschränkt. Diese Gesetze waren so starr, dass sogar Mose, der Begründer, sie nicht brechen durfte. Und doch war diese irdische Stiftshütte lediglich ein Abbild. Sie war nur ein Modell für die himmlische Stiftshütte. Sie war ein Schatten, und ein Schatten steht im Gegensatz zur Substanz selbst. Sie war nur ein allgemeiner Abriss ohne Details. Sie war ein Muster, eine Typus. Daher muss das irdische Zelt dem himmlischen weichen. Die vergängliche Stiftshütte muss der ewigen Platz machen. Das System, das auf einem zeitlichen, bedingten Bund beruhte, musste einem System weichen, das auf einem unbedingten, ewigen Bund beruhte.

Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief

Das wahre Heiligtum befindet sich ebenfalls im Himmel. Die irdischen Priester »dienen nur dem Abbild und Schatten des Himmlischen«. Als Mose eben dabei war, die Stiftshütte zu errichten, war ihm von Gott eine Weisung gegeben: »Sieh zu, dass du alles machst nach dem Bilde, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist« (2Mose 25,40 ; vgl. 2Mose 25,8f.; 2Mose 26,30). Diese Aussage, die ursprünglich zur Verherrlichung des irdischen Tempels und seiner Einrichtung diente, wird nun von unserem Verfasser dazu benützt zu zeigen, dass das Vorbild der wahre Tempel ist, von welchem die irdische Stiftshütte nur ein »Abbild«, einen »Schatten« darstellt. Das himmlische Heiligtum stellt der Autor des Hebräerbriefes als schon gegenwärtig vor, und zwar hat es die Form des irdischen Heiligtums, das genau nach dem Modell des himmlischen errichtet war. Einer Nachbildung kommt aber nicht die gleiche Ehre zu wie dem Urbild. In dieser charakteristischen Weise wird die Unzulänglichkeit und Vorläufigkeit des irdischen Heiligtums betont (vgl. Heb 10,1). Jesus Christus dient nicht einem Abbild des wahren Heiligtums, sondern dem ursprünglichen, vollkommenen Heiligtum. Die, die versucht sind, ins Judentum zurückzufallen, sollen bedenken, dass sie in diesem Fall dem »Schatten« den Vorzug geben. Die Realität der Gnade und Wahrheit Gottes ist mit dem Kommen Christi verknüpft (vgl. Joh 1,17).

Gerhard Maier – Edition C

Zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Briefes verrichteten die Priester des Gesetzes noch den Dienst. Das ist einer der inneren Beweise dafür, daß der Brief vor 70 n.Chr. und vor der Zerstörung des zweiten Tempels geschrieben wurde. Dieser stand noch. Es gibt einen traurigen Unterton beim Gebrauch dieses Wortes „dienen“. Hier steht nicht der Begriff diakoneo, wovon wir unser Wort „Diakon“ ableiten. Auch steht hier nicht douleuo, was wir mit unserem Ausdruck „Sklave der Bande“ übersetzen. Es geht um das Wort latreuo, das dem priesterlichen Bereich entstammt, oft mit Gottesdienst verbunden ist und manchmal durch die RV so übersetzt wird (Lk 2,37; Hebräer 9,9). Es ist traurig, daß es zu jener Zeit noch so viele Tausende Priester gab, die vergebens in einem „Dienst“ angestellt waren, der nichts bewirkte. Er umfaßte einen Priesterdienst, der veraltet sowie beiseite gesetzt und weder für Gott noch für das Volk von Nutzen war. Der weitere Gebrauch des Wortes läßt erkennen, daß der wahre „Dienst“ jetzt denen anvertraut worden ist, die an den Herrn Jesus glauben. Sie sind es, die dem lebendigen Gott „dienen“ (9,14). Sie sind es, die Ihm nun wohlgefällig „dienen“ (12,28). Der „Dienst“ des Priestertums des Gesetzes ist demnach vergebens wie der Dienst der nominell christlichen Priester. Dafür gibt es keinen Auftrag und keine Zustimmung Gottes. Er ist Ihm nicht wohlannehmlich und wohlgefällig.
 Diese Priester des Gesetzes in einem veralteten Judentum waren in einer Lebensform tätig, die – wie wir bereits festgestellt haben – lediglich vorläufig und vergänglich war. Zwei Worte werden in diesem Vers verwendet, um die Zeitweiligkeit des alten Systems anzuzeigen, und zwar „Abbild“ und „Schatten“. Als Abbild (hypodeigma) war das alte Zelt eine Nachbildung himmlischer Dinge. Es war daher in keiner Beziehung auf Dauer eingerichtet und sollte es auch nicht sein. Es war nur ein Abbild dessen, was sich in den Himmeln befand, um seinen Zweck im Blick auf ein irdisches Volkes zu erfüllen, bis mit Christus das kommen würde, was die himmlische Wirklichkeit darstellt. Als Schatten (skia) umriß das alte System jene himmlischen Dinge. So wie wir durch das Beobachten der Umrisse eines geworfenen Schattens die Silhouette eines Menschen, eines Baumes oder irgendeines anderen Objekts erkennen können, sind wir aufgrund eines richtigen Verständnisses der alten Ordnung imstande herauszufinden, was Gott hinsichtlich Seines Volkes im Sinn hatte und beabsichtigte. Sie war trotzdem nur ein Schatten. All ihre Zeremonien und Riten, ihre Altäre und Opfer umrissen nur das, was in Christus und in den himmlischen Örtern geistlich vorhanden war. Das Wort „Schatten“ wird in 10,1 erneut gebraucht.
 Der Schreiber verweist uns jetzt auf die göttliche Weisung, die Mose empfing, als er im Begriff stand, die Stiftshütte zu bauen. Diese Weisung umfaßte mehr als eine Belehrung; sie war im Grunde eine Warnung. Es war unbedingt notwendig, daß alles nach dem Muster angefertigt wurde, das Mose auf dem Berge gezeigt worden war. Diese Warnung wurde Mose gegenüber mehrmals wiederholt (2Mo 25,40; 26,30; 27,8). Es war außerordentlich wichtig, daß die Stiftshütte ein getreues Abbild dessen war, was Mose gesehen hatte . Viele Ausleger meinen, es sei möglich, daß Mose eine tatsächliche, sichtbare Verkörperung dessen gesehen hat, wofür er die Bauanweisung empfing, und daß die wörtlichen Anweisungen lediglich das erläutern, was er sah. Ganz gleich, ob dies so war oder nicht – es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß Mose klare Anweisungen sowie ein mit Verständnis verbundener Einblick in die göttlichen Anforderungen hinsichtlich des Bauwerks gegeben wurden und er entsprechend bauen sollte.
  Dieser unveränderliche Grundsatz besagt, daß wir immer dafür verantwortlich sind, nach dem uns gezeigten göttlichen Muster zu bauen. Mose konnte nicht von sich aus Veränderungen und Umbauten, die er möglicherweise für wünschenswert hielt, vornehmen. Die Weisung war eindeutig: „‚Siehe‘, spricht er, ‚daß du alles nach dem Muster machest, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist‘.“ Laßt uns in dem, was wir für Gott bauen, sorgfältig und gehorsam, den inspirierten Anweisungen gemäß bauen, die uns gegeben worden sind (1Kor 3,9-15).
  Diese Verse zielen jedoch hauptsächlich darauf ab, daß die alte Ordnung der Stiftshütte nur ein Abbild und ein Schatten war. Es wäre traurig, wenn man sich mit dem Schatten beschäftigen würde, während uns das Eigentliche in Christus zur Verfügung steht.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Nachdem Gott sein versöhntes Volk für sich selbst ausgesondert hatte, war es notwendig, einen bestimmten Ort zu haben, an dem er mit ihnen zusammentreffen und unter ihnen wohnen würde, und auch die Mittel zu bestimmen, mit denen sie sich ihm nähern sollten, und die Art und Weise, in der er sich ihnen offenbaren würde. Um all dies zu offenbaren und um die „steinernen Tafeln“ zu übergeben, auf denen die Gebote eingraviert waren, rief Gott nun Mose noch einmal „auf den Berg“. In Begleitung von Josua, seinem Diener“, gehorchte er dem göttlichen Befehl und überließ Aaron und Hur die Leitung des Volkes. Sechs Tage lang musste er warten, während „die Herrlichkeit Jehovas auf dem Berg verweilte“. Am siebten Tag wurde Mose in die helle Wolke gerufen, die den Kindern Israels darunter „wie ein verzehrendes Feuer“ erschien – Josua blieb wahrscheinlich in der Nähe, aber nicht wirklich bei ihm. „Vierzig Tage und vierzig Nächte“ war Mose auf dem Berg, ohne Brot zu essen oder Wasser zu trinken. Die neue Offenbarung, die er nun erhielt, betraf die Stiftshütte, die errichtet werden sollte, das Priestertum, das darin dienen sollte, und die Gottesdienste, die gefeiert werden sollten. Nein, sie erstreckte sich auf jedes Detail der Einrichtung, der Kleidung und der Einhaltung der Vorschriften. Und für das, was für diesen Dienst nötig war, sollten die freiwilligen Opfer Israels erbeten werden.

Wir wissen aus höchster Quelle, dass alles nicht nur in den großen Zügen, sondern auch in den kleinsten Einzelheiten „nach dem Muster“ gemacht werden sollte, das Gott Mose auf dem Berg gezeigt hatte. Und so lesen wir auch in Apostelgeschichte 7,44 und Hebräer 8,5; 9,23, die uns lehren, dass Mose von Gott ein tatsächliches Muster oder Modell von allem gezeigt wurde, was er im und für das Heiligtum machen sollte. Dies kann nur eine Bedeutung haben. Es lehrt weit mehr als die allgemeine Wahrheit, dass nur die Annäherung an Gott rechtmäßig oder annehmbar ist, die er angegeben hat. Denn Gott zeigte Mose jede Einzelheit, um zu zeigen, dass jede Einzelheit ihre besondere Bedeutung hatte und daher in keiner, auch nicht in der kleinsten Einzelheit, verändert werden konnte, ohne diese Bedeutung zu zerstören und die Bedeutung zu verlieren, die sie allein von Bedeutung machte. Nichts war hier als bloßes Ornament oder Zeremonie gedacht, alles war Symbol und Typus. Als Symbol wies es auf eine gegenwärtige Wahrheit hin; als Typus wies es auf künftige geistige Wirklichkeiten hin (eine Prophezeiung in der Tat), während es gleichzeitig dem Anbeter bereits die Erstlingsfrüchte und den Vorgeschmack auf ihre endgültige Vollendung in „der Fülle der Zeit“ vermittelte. Wir wiederholen: Alles hier hatte eine geistliche Bedeutung – das Material, aus dem die Lade, die Kleider der Priesterschaft und alles andere gemacht war; Farben, Maße, Zahlen, Gefäße, Kleider, Dienste und die Priesterschaft selbst – und alles verkündete dieselbe geistliche Wahrheit und wies auf dieselbe geistliche Wirklichkeit hin, nämlich auf Gott in Christus inmitten seiner Kirche. Die Stiftshütte war „das Zelt der Begegnung“ (Ohel Moëd), in dem Gott mit seinem Volk verkehrte und von wo aus er ihm Segen spendete. Das Priestertum, das im Hohepriester gipfelte, war die von Gott eingesetzte Vermittlungsinstanz, durch die man sich Gott näherte und durch die er seine Gaben verteilte; die Opfer waren das Mittel, um sich Gott zu nähern, und sollten entweder die Gemeinschaft mit Gott wiederherstellen, wenn sie getrübt oder unterbrochen worden war, oder aber diese Gemeinschaft zum Ausdruck bringen und manifestieren. Aber sowohl das Priestertum, die Opfer als auch der Altar wiesen auf die Person und das Werk des Herrn Jesus Christus hin. Was die Stiftshütte selbst betrifft, so war der Vorhof mit dem Brandopferaltar der Ort, an dem Israel sich Gott näherte; das Heilige war der Ort, an dem sie Gemeinschaft mit Gott hatten; und das Allerheiligste war der Ort, an dem der Herr selbst in der Schechina als Bundesgott sichtbar unter ihnen wohnte, wobei seine Gegenwart auf dem Gnadensitz ruhte, der die Lade bedeckte.

Alfred Edersheim – Geschichte der Bibel

sollt ihr euch nicht einmal mit Worten einlassen

Hurerei aber und alle Unreinigkeit oder Habsucht (O. Gier) werde nicht einmal unter euch genannt, gleichwie es Heiligen geziemt
Elberfelder 1871 – Epheser 5,3

Unter euch sollen sexuelles Fehlverhalten oder Unreinheit und auch die Gier nach Reichtum noch nicht einmal Gesprächsgegenstand sein. Nur das ist angemessen für Menschen, die ganz auf Gottes Seite gehören.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Epheser 5:3

Götzendienerische Unzucht aber und jegliche Unreinheit oder Habgier soll unter euch noch nicht einmal zum Thema gemacht werden, wie es sich auch für Gottgeweihte gebührt
Andreas Eichberger – Gottes Agenda – Eph 5,3

Auf sexuelle Unmoral und Schamlosigkeit jeder Art, aber auch auf Habgier sollt ihr euch nicht einmal mit Worten einlassen, denn es gehört sich nicht für Gottes heiliges Volk, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Eph 5:3

Ihr gehört nun zu Gott. Da passt es selbstverständlich nicht mehr, sich sexuell unmoralisch zu verhalten, ausschweifend zu leben oder alles haben zu wollen. Über so etwas sollt ihr nicht einmal reden!
Hoffnung für Alle – Eph 5,3

Vers 1 und Vers 2 hatten wir ja schon ….

Als Kinder des Lichts zu wandeln, verlangt weit mehr, als lediglich sich der hier erwähnten Sünden zu enthalten. Sie dürfen bei anderen nie anerkannt werden, noch soll man überhaupt von ihnen reden, vielmehr sollen sie gerügt werden. »Genannt« (onomàzo, Namen geben, nennen) muß hier eine engere Bedeutung haben als lediglich »erwähnen«. Diese Sünden werden hier vom Apostel erwähnt; manchmal muß man selbstverständlich diese Sünden beim Namen nennen, etwa bei Fragen der Gemeindezucht. Wenn man solche Dinge erwähnt, dann soll das nie leichtfertig oder witzelnd geschehen, sondern mit Zittern. Wie es Heiligen geziemt, sollen diese Sünden nie in tolerierender Weise genannt werden. »Hurerei« bedeutet, wenn es wie hier allein steht und nicht von »Ehebruch« begleitet wird, Unzucht im umfassenden Sinn. In der Wendung »alle Unreinigkeit« (akatharsìa) bedeutet »alle« (pas) Unreinheit in jeder Art und Gestalt, sei es in Gedanken, Wort oder Tat. »Habsucht« (pleonexìa, Habgier, die Lust, mehr zu erlangen, 4,19), (zusammengesetzt aus pleon, mehr, und echein, haben, also wörtl. »mehr haben wollen«, der Übers.) ist nicht auf Geldgier beschränkt.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Alle Fragen, die der Apostel in seinen Ermahnungen ab Kap. 4 ff anschneidet, sind von der Gemeinde aus gesehen und gestellt. d. h. es werden hier Dinge berührt, welche nicht nur für die damaligen Gemeinden, sondern zu allen Zeiten im Gemeinschaftsleben der Kinder Gottes brennend sind. Auch in seinen sittlichen Ermahnungen ist der Epheserbrief ein Gemeindebrief. Er wäre es nicht, wollte er nur von den großen, kostbaren Heilsgütern der Gemeinde, ihrem köstlichen Heilsbesitz, ihrer wunderbaren Hoffnung, ihrer ewigen Herrlichkeit (Kap. 1-4,16) reden. Der Epheserbrief bekommt als Gemeindebrief erst seine Vollendung dadurch, daß auch die Nöte und Schwierigkeiten der Gemeinde berührt werden (Kap. 4,17 ff). Das gibt diesem Brief nicht allein eine universale Geltung, weil er zu jeder Zeit und Lage die Situation der Gemeinde trifft, sondern gibt ihm auch diesen tiefen Wirklichkeitssinn, der nur auf dem Grunde göttlicher Offenbarung und lebendigen Glaubens erwächst.

So gesehen, ergibt sich, was allein aus dem Dasein einer solchen Vermahnung folgt: Paulus redet von Schäden des Gemeindelebens, redet von tatsächlichen Vorfällen, wie sie sich in Korinth ereignet haben, so auch in den Gemeinden Kleinasiens. Darum muß der Ausdruck „Hurerei“ zunächst einmal wörtlich genommen werden. In dieser wörtlichen Bedeutung redet er auch unsere gegenwärtige Gemeinde an. Nie wird man nun zwar diese Zeitgemäßheit des V. 3 empirisch belegen können, denn das Sexuelle ist keine Sache der Statistik oder der öffentlichen Diskussion, aber Gott sagt auch heutigentags dies Pauluswort Seiner Gemeinde. Es ist also falsch, nur rein historisch diesen Satz verstehen zu wollen. Nach unserm Wort bricht in solchen Verfehlungen die Welt des Widergöttlichen in die Gemeinde herein (V. 5). Es ist Abgötterei, es ist ein Götzendienst, damals sowohl als auch heute.

Merkwürdig ist zu beobachten, wie das Gewissen der sittlich erzogenen Christenheit im ganzen durchaus beipflichtet, wenn sich das Wort Gottes gegen diese groben Fleischessünden kehrt, dagegen in bedenklicher Weise versagt, wenn die Schrift die Habsucht, d. h. die „Sucht zu haben“, in diese Rubrik setzt (Rö 1,29). Einem offenkundig Unreinen und Unzüchtigen würde in wirklich christlich gesinnten Kreisen doch schier jede Tür verschlossen sein. Ob dem ebenso offenkundig Habsüchtigen auch? Die Sucht zu haben, hat eben eine reiche und sehr anständige Garderobe. Sie kleidet sich in das Gewand der Rührigkeit, der geschäftlichen Tüchtigkeit, vor allem aber der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit. So aufgeputzt, erscheint sie ungehindert in der besten Gesellschaft. Darum ist sie viel gefährlicher als selbst schamlose Unzucht, die nicht daran denkt, sich zu verkleiden. Nur das Wort Gottes zeigt uns ihr wahres Wesen und ihre innige Zusammengehörigkeit mit aller Unreinigkeit und Unzucht. Denn Habsucht ist eine der schmutzigsten Formen der Abgötterei, eine Wurzel alles Übels (Kol 3,5;1 Tim 6,10).

F.Rienecker – Wuppertaler Studienbibel

Die Ermahnungen, die wir nun von Paulus hören, sind mit einem Lebenswandel im Licht verbunden. Alles, was das Licht Gottes nicht ertragen kann, darf bei Gläubigen keinen Platz haben. Außerdem steht es im Widerspruch zur Liebe. Die Liebe sucht immer das, was für den anderen gut ist, sogar dann, wenn das auf eigene Kosten geht. Aber die Dinge, die hier genannt werden, haben nichts anderes zum Ziel, als die eigenen Begierden zu befriedigen. Das sind Sünden, durch die man sich auf Kosten eines anderen Genuss verschafft.
Alles wird daran gemessen, wer Gott ist. Der Gläubige ist nach Ihm geschaffen (4,24). Gott ist Licht, das ist sein Wesen (1Joh 1,5); und Gott ist Liebe, das ist seine Natur (1Joh 4,8,16). Gläubige wandeln als Kinder Gottes in Liebe (5,1.2), und als Heilige wandeln sie im Licht (5,3–21). Die Dinge, die von Vers 3 an genannt werden, passen nicht zu Liebe und Licht. Für den Gläubigen gehört es sich nicht, Dinge zu tun, ja nicht einmal zu erwähnen, die sich „nicht geziemen“ (V. 4), also nicht zum Wesen und zur Natur Gottes passen. Es geht hier nicht so sehr um Taten, sondern um das, was ihnen vorausgeht. Es geht um das, was im Herzen ist und was der Mund ausspricht. „Aus der Fülle des Herzens redet der Mund“ (Mt 12,34). Paulus verurteilt hier natürlich die Art zu reden, die jemandes Wollust verrät.
Wenn er Dinge nennt, von denen er sagt, dass sie nicht einmal genannt werden sollten, handelt er damit nicht im Widerspruch zu seiner eigenen Ermahnung. Er nennt sie ja in missbilligendem Sinn. Genau so muss über diese Dinge auch gesprochen werden, wenn Zucht in der Gemeinde ausgeübt werden muss oder sie anderweitig angeprangert werden müssen (V. 11). Lass dich aber nicht dazu verführen, diese Dinge leichtfertig oder in Witzen zu erwähnen, auch nicht, um sie zu tolerieren.
„Hurerei“ ist hier Unzucht im weitesten Sinn des Wortes. Es handelt sich um jeglichen sexuellen Umgang außerhalb der Ehe, und das ist mehr als nur Ehebruch. „Alle Unreinheit“ ist Unreinheit jeder Form und Art, sowohl in Wort und Tat als auch in Gedanken. „Habsucht“ ist die Sucht nach mehr Besitz und beschränkt sich nicht auf Geld.
Über solche Sachen nicht zu reden, passt zu „Heiligen“. Anständige Menschen achten auf das, was sie sagen, damit ihr guter Name nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt wird. Aber „Heilige“ haben ein viel höheres Motiv. Sie gehören nicht zu der Welt, in der diese Themen Allgemeingut sind, sondern zum neuen Menschen.

Ger de Koning – Eine Erklärung speziell für dich

Radikale Abkehr von allem, was der Liebe widerspricht (V. 3-6): Nachdem in den V. 1-2 zu hingebungsvoller Liebe aufgerufen wurde, werden in V. 3-6 nun Verhaltensweisen abgelehnt, die im Gegensatz zu solcher Liebe stehen. »Unzucht aber und alle Unreinheit oder Habsucht … und Hässlichkeiten und dummes Geschwätz oder Possenreißerei« soll es unter Christen nicht geben. Das »Aber« in V. 3 a markiert den Kontrast zu der in V. 1-2 geforderten Liebe. Im Einzelnen geht es um Folgendes: 1.) Sexuelle Fehlverhalten stehen im Gegensatz zu hingebungsvoller Liebe. Paulus nennt »Unzucht … und alle Unreinheit«. »Unzucht« ist ein Begriff, der in der Bibel alle Arten von Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe bezeichnet. So kann Hurerei/Prostitution »Unzucht« heißen (1Mose 38,15-24; 1Kor 6,13ff.); ebenso Geschlechtsverkehr mit nahen Verwandten (1Kor 5,1ff.) und praktizierte Homosexualität (3Mose 18,22; Jud 1,7). Als unrechtmäßiger Geschlechtsverkehr muss auch der voreheliche Beischlaf angesehen werden (vgl. 5Mose 22,20ff.; 1Mose 34,1ff.). Die »Unzucht« beginnt in den sündigen Gedanken des Herzens und wird zur Tat (Mt 15,19).

Sie gehört zu den Werken des Fleisches (Gal 5,19) und charakterisiert das heidnische – nicht das christliche – Leben (1Kor 6,9ff.). Christen sollen mit Unzucht nichts zu tun haben – sie soll unter ihnen »nicht einmal genannt werden«, also absolut kein Thema sein. Und sollte mit dem Wort »Unzucht« irgendeine illegitime Sexualpraktik noch nicht bezeichnet sein, fügt Paulus noch allgemein hinzu, dass das gleiche für »alle Unreinheit« generell gilt. Was im sexuellen Bereich »unrein« und damit sündig ist, kann nur von den Geboten und Verboten Gottes her bestimmt werden (vgl. die Aussagen in 3Mose 18; 5Mose 22; Mt 5,27ff.; Röm 1,24ff.; 1Kor 6,9ff.). Hingebungsvolle, reine Liebe ist das alles nicht, sondern Lustgewinn auf Wegen, die Gott so nicht für unsere Sexualität gedacht hat. 2.) Genau so steht auch die »Habsucht« im Kontrast zu hingebungsvoller Liebe. Die Liebe schenkt. (Christus hat sich, V. 2. für uns hingegeben.) Die Habsucht will. Die Liebe denkt an den anderen. Die Habsucht denkt nur an den eigenen Vorteil. Habsucht ist ein Verfallensein an materielle Güter. Das Geld wird dem Habsüchtigen zum Gott. Deshalb ist Habsucht wie Götzendienst (V. 5; Kol 3,5; vgl. 1Tim 6,9ff.: Geldgier ist eine Wurzel aller Übel). Schon Jesus hat davor gewarnt (Lk 12,15). Und auch der Apostel verlangt, dass Christen sich von aller Habsucht radikal fernhalten. Denn solch eine Einstellung gehört sich nicht für Christen. 3.) Auch »Hässlichkeiten und dummes Geschwätz oder Possenreißerei« stehen im Gegensatz zur Liebe.

Gerhard Maier – Edition C