Und was soll ich noch sagen? Denn die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon und Barak und Simson und Jephta, und David und Samuel und den Propheten, welche durch Glauben Königreiche bezwangen, Gerechtigkeit wirkten, Verheißungen (d. h. das, was ihnen verheißen war) erlangten, der Löwen Rachen verstopften, des Feuers Kraft auslöschten, des Schwertes Schärfe entgingen, aus der Schwachheit Kraft gewannen, im Kampfe stark wurden, der Fremden Heerscharen zurücktrieben.
Elberfelder 1871 – Hebräer 11,32–34
Wie viele andere Beispiele wären noch zu nennen! Die Zeit fehlt mir, um auf Gideon und Barak einzugehen, auf Simson und Jiftach, auf David und Samuel und auf die Propheten
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Hebräer 11:32
Was soll ich sonst noch alles aufzählen? Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich noch ausführlich erzählen würde von Gideon, Barak, Simson, Jeftah, David, Samuel und den Propheten.
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Hebr 11,32

Das Prädikat λέγω („soll ich sagen?“) ist der Form nach Konjunktiv, der Funktion nach Deliberativ und bezeichnet somit eine Frage, welche Beispiele er noch mehr anführen soll, um die Gedanken zu unterstreichen, eigentlich wäre es bereits genug, sodass er nur noch die Namen auflistet. Die Kombination Futur und Partizip Präsens (vgl. 2Timotheus 3,13; 2Timotheus 4,3 etc.) ist kein Irrealis der Gegenwart, sondern beschreibt Dinge, die kommen werden, falls der Inhalt des Finitums eintritt, d.h. wenn Paulus weiter genauso ausführlich berichten wird, dann fehlt die Zeit. Daher kürzt er ab und nennt nur die Namen. Ein Irrealis der Gegenwart wäre im Präsens, sowie mit der Partikel ἂν. In der Aufzählung werden Βαράκ τε καὶ Σαμψὼν („Barak und auch Simson“) sowie Δαυίδ τε καὶ Σαμουὴλ („David und auch Samuel“) näher zusammengerückt.
P. Streitenberger – Der Hebräerbrief
Die Reihe der Glaubenszeugen ließe sich unschwer erweitern, aber die Zeit würde nicht ausreichen, wenn unser Verfasser alles Erwähnenswerte erzählen wollte. Deshalb begnügt er sich damit, nur noch ganz kurz einige Namen und einige besonders charakteristische Glaubenstaten zu erwähnen.
Gerhard Maier – Edition C
Zunächst werden die vier bekanntesten Gestalten der Richterzeit erwähnt. Ohne Beachtung der Chronologie wird Gideon vor Barak gestellt. Dann folgten Jeftah und – als der Letzte und Berühmteste -Simson. Jeder dieser Männer wurde vom Geist Gottes ausgewählt, um das Volk Israel von einem feindlichen Nachbarvolk zu retten.
Barak, der vierte Richter nach der Zählung des AT, wird durch die Prophetin Debora von Gott dazu berufen, den kanaanitischen Heerführer Sisera zu überwinden (vgl. Ri 4-5). Der Name Gideons, des fünften Richters, ist mit der Rettung Israels von den Midianitern verknüpft, und zwar standen ihm nur dreihundert Soldaten zur Verfügung (vgl. Ri 6-7). Jeftah, der achte Richter, war« ein streitbarer Mann« und hat dem Volk Israel den Sieg über die Ammoniter errungen (vgl. Ri 11-12). Letztlich erhielt Simson Mut und Stärke, die Erbfeinde Israels, die Philister, zu besiegen (vgl. Ri 13-16).
David ist der einzige König, der mit Namen erwähnt wird, und zwar, weil alle späteren Könige nach ihm beurteilt wurden. Hier ist David freilich auch als Prophet verstanden. Wenn Samuel nach David erwähnt wird, obwohl er zeitlich vor ihm erscheint, dann deshalb, um ihn noch näher mit den Propheten zu verknüpfen. So sieht die Schrift in Samuel den ersten klassischen Propheten Israels (vgl. Apg 3,24).
Neun Beispiele für Glaubenstaten werden verzeichnet.
Als Leute, die »Königreiche bezwungen« haben, zeichnen sich in erster Linie Josua, die Richter, David und Salomo aus. Wenn auch menschlich schwach, vertrauten sie Gott, dessen Kraft »in den Schwachen mächtig ist« (2Kor 12,9).
Ferner ist insbesondere Samuel dafür bekannt, dass er »Gerechtigkeit geübt« hat (vgl. 1Sam 8,9; 12,3ff.; 1Sam 15,33). Wir haben aber nicht nur an Samuel, sondern allgemein an die Richter und Könige zu denken, die gerecht regiert haben.
Eines haben die Propheten Gottes gemeinsam, dass sie »Verheißungen erlangt« haben. Die Glaubenden begnügten sich nicht damit zu hören, was Gott an anderen getan hat, sondern drängten darauf, selbst Gegenstand seiner Gnade zu werden (vgl. 1Mose 32,27 b).
Die nächsten Beispiele handeln von Männern, die »durch den Glauben« wunderbare Rettung aus Todesgefahr erfuhren. Bei denen, die »Löwen den Rachen gestopft« haben, denkt unser Verfasser aller Wahrscheinlichkeit nach vor allem an Daniel (Dan 6,23 ; vgl. aber auch Ri 14,6; 1Sam 17,34ff.), weil die nächste Wendung unzweideutig dem Danielbuch entnommen ist. Es waren die drei Freunde Daniels, die »des Feuers Kraft ausgelöscht« haben, indem sie dem Feuerofen entkamen, und zwar konnte man »keinen Brand an ihnen riechen« (Dan 3,27). Wieder andere sind »der Schärfe des Schwertes entronnen«, wie z. B. Elia (vgl. 1Kön 19,1ff.) und Elisa (vgl. 2Kön 6,31ff.), aber auch David (vgl. 1Sam 18,11; 19,10).
Die drei letzten Beispiele lassen sich nicht genau belegen, weil sie ziemlich allgemein abgefasst sind. Simson darf aber unzweifelhaft als einer gelten, der »aus der Schwachheit zu Kräften gekommene« ist (vgl. Ri 16,28ff.). Andere sind »stark geworden im Kampf«, wie z. B. Barak (vgl. Ri 4,14) oder David angesichts Goliaths (vgl. 1Sam 17,41-51). Wieder andere, Richter wie Könige, vertrauten in der Stunde der Gefahr der Macht Gottes und kamen in die Lage, »fremde Heere in die Flucht« zu schlagen. Hier dürfen wir vor allem an Gideon denken (vgl. Ri 7,20ff.).
Der Schreiber beginnt diesen Abschnitt mit einer Frage in Vers 32a: Und was soll ich noch sagen? Der Gebrauch des maskulinen Partizips noch sagen schließt Priscilla als Verfasserin des Briefes aus. Und was soll ich noch sagen? Mit anderen Worten: Er könnte noch viel mehr Beispiele nennen, aber ihm lief die Zeit davon. Diese Menschen besaßen alle einen vorbildlichen Glaubensmut. Die Quintessenz dieses Kapitels lautet, dass Glaube und Versuchungen zusammengehören. Es ist natürlich, dass der Glaube geprüft wird (dieses Faktum ist eine Hauptaussage des Jakobusbriefes). Da es nun natürlich ist, dass der Glaube geprüft wird, sollten die Versuchungen den Glauben nicht zunichte machen. Versuchungen sollten den Glauben stark machen, denn Versuchungen bringen noch mehr Glauben hervor.
Arnold Fruchtenbaum – Der Hebräerbrief
In Vers 32a-34 zeigt der Verfasser diesen Glauben, der sich über die gesamte Geschichte Israels erstreckt, und er wählt verschiedene Vertreter des Glaubens aus. Es gab Richter wie Gideon, Barak, Simson und Jefthah. Es gab Könige wie David. Es gab Propheten wie Samuel. Dann stellt er drei Tripletten vor.
Die erste beinhaltet nationale Siege: 1. Sie bezwangen Königreiche, wie es Josua, die Richter und David getan haben. 2. Sie wirkten Gerechtigkeit, wie es David und Samuel getan haben. 3. Sie erlangten Verheißungen, wie es bei Gideon, Barak und David geschah.
Die zweite Triplette befasst sich mit der persönlichen Befreiung: 1. Sie verstopften der Löwen Rachen, wie es Daniel, Simson und David taten. 2. Sie löschten des Feuers Kraft aus, wie es die drei Freunde Daniels taten. 2. Sie entgingen des Schwertes Schärfe, wie es bei Mose, Elia, Elisa, Jefthah und David geschah.
Die dritte Triplette nennt die persönlichen Gaben und Errungenschaften: 1. Sie gewannen aus der Schwachheit Kraft, was für Gideon, Simson und David zutrifft. 2. Sie wurden im Kampf stark, was bei Josua, Barak und David geschah. 3. Sie trieben der Fremden Heere zurück, wie es David und Joschafat getan haben
Der Schreiber gesteht ein, daß sein vorliegender Bericht über die Heldentaten der Glaubenden keineswegs erschöpfend ist. Er kann es auch nie sein. Weder von der Zeit noch vom Platz her würde man alles wiedergeben können. „Und was sage ich noch? Die Zeit würde mir fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon und Barak und Simson und Jephta und David und Samuel und von den Propheten“ (J.N. Darby): Gideon schlug Weizen in der Kelter aus, Midian zum Trotz (Ri 6). Barak glaubte der Weissagung Deboras und befreite das Volk aus einer zwanzigjährigen Unterdrückung unter Jabin und Sisera (Ri 4). Simson zerriß einen Löwen, als wäre es ein Böcklein gewesen. Er erschlug tausend Mann und hatte nur einen Eselskinnbacken bei sich. Er zerbrach die stärksten Stricke, womit die Philister ihn binden konnten und trug die Flügel des Stadttors von Gaza hinweg, riß – obwohl von seinen Feinden geblendet – die Säulen des Tempels Dagons um und tötete dadurch in seinem Tod mehr als in seinem Leben (Ri 13-16). Jephta, ein Mann von niedriger Geburt und von den Lebensumständen nicht begünstigt, der Sohn einer Hure, befreite Israel von der Bedrängnis der Ammoniter, als die Verhältnisse ihm persönlich scheinbar entgegenstanden (Ri 11). David, der in 1Sam 16,12 erwähnte Hirtenjunge aus Bethlehem, erschlug den Riesen Goliat und wurde Psalmist sowie Sänger wohlklingender Lieder (1Sam 18,6). Er war König von Israel und Juda. Samuel, der Junge im Tempel (1Sam 1), wurde ein Prophet und salbte die ersten Könige des Volkes. Dazu kamen auch die Propheten, eine lange Reihe gläubiger Männer, die oft in Zeiten der Bedrängnis und Gefahr dem Volk die Gedanken Gottes mutig übermittelten, ganz gleich, ob es in ihrem Dienst um Zurechtweisung oder Trost, um Lob oder um Verurteilung ging.
Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt
Die abschließende Liste der Namen ist – wie man feststellen wird – nicht chronologisch geordnet, richtet sich aber auch nicht nach ihrer Bedeutung oder Vortrefflichkeit. Männer und Frauen aus allen Schichten und Lebensbereichen sind von Gott aufgrund ihres Glaubens gebraucht worden. Welch eine zusätzliche Ermunterung ist das für diese hebräischen Erstempfänger des Briefes gewesen! Der HERR war nach wie vor der gleiche. Und dabei gab es nichts Mystisches in bezug auf den Glauben. Es ging in jedem Zeitalter einfach immer darum, Gott beim Wort zu nehmen, zu glauben und im Gehorsam zu folgen, selbst wenn das mit Kosten verbunden war. So war es auch bei denen gewesen, die jetzt erwähnt worden sind.
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