Monat: Juli 2024

haltet an dem fest was ihr habt

doch was ihr habt haltet fest, bis ich komme.
Elberfelder 1871 – Offenbarung 2,25

nur haltet fest, was ihr habt, bis ich komme! (a) Off 3:11
Zürcher 1931 – Offenbarung 2,25

Dennoch, haltet an dem fest, was ihr habt, bis ich komme.
neue Welt Übersetzung – Bi12 – Offenbarung 2:25

Nur das ist wichtig: Haltet fest an dem, was ihr habt, bis ich komme!
Roland Werner – Das Buch – 2009 – Offenbarung 2,25

Nach diesem scharfen Verdammungsurteil richtete Christus ein mahnendes Wort an den gottesfürchtigen Rest der Gemeinde, wobei er offensichtlich davon ausging, daß alle übrigen Gemeindeglieder vom Glauben abgewichen waren. Er nannte diese wenigen Getreuen die „andern in Thyatira, die solche Lehre nicht haben und nicht erkannt haben die Tiefen des Satans“. Dieser kleinen gottesfürchtigen Schar erteilte er eine einzige, sehr einfache Anweisung: Was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme. Er befahl ihnen also nicht etwa, die Gemeinde zu verlassen – vielleicht, weil sie so klein war -, sondern in ihr als ein Zeugnis für Gott auszuharren. Das Gericht über Isebel und ihre Anhänger würde in Kürze hereinbrechen und die Gemeinde reinigen. Heute können Christen, die in abtrünnigen Gemeinden leben, die Gemeinschaft im allgemeinen problemlos verlassen und sich einer anderen Gruppe anschließen; damals in Thyatira war ein solches Vorgehen jedoch nicht praktikabel.
Die Parallelen zwischen Thyatira und anderen von Christus abgefallenen Gemeinden in der Kirchengeschichte sind deutlich. Manche Ausleger vergleichen Thyatira mit den Gläubigen im Mittelalter, als sich der Protestantismus vom römischen Katholizismus abspaltete und zur Reinheit in Lehre und Lebensführung zurückzukehren versuchte. Die herausragende Rolle der Isebel, die in der Gemeinde von Thyatira irrtümlicherweise als weibliche Prophetin akzeptiert und verehrt wurde, wird manchmal mit der Erhöhung von Maria, die sich ebenfalls nicht aus der Schrift ableiten läßt, in Verbindung gebracht. Die Teilnahme an Götzenopfermählern kann als Sinnbild für die falsche Lehre der katholischen Kirche, die im Abendmahl die Wiederholung des Opfers Christi am Kreuz sieht, verstanden werden. Ungeachtet der Apostasie in der Kirche des Mittelalters gab es jedoch auch damals Gemeinden, die wie die Gemeinde in Thyatira immer noch Gläubige zu ihren Mitgliedern zählten, deren Frömmigkeit und Rechtgläubigkeit in der Lehre und im Leben vorbildhaft waren.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

a) »Doch was ihr habt, das haltet« (V. 25): Es ist ein Irrtum zu meinen, wenn man im rechten Glauben sei, könne einem nichts mehr zustoßen. Dem, der aus seiner Sorge heraus, er könnte doch noch einmal abfallen, auf Jesus blickt, wird zu seiner Gewissheit das tröstliche Wort gesagt: Niemand wird euch aus meiner Hand reißen« (Joh 10,28.29). »Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur kann uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn« (Röm 8,38.39). Dem aber, der in Selbstsicherheit auf sich schaut, wird gesagt: »Wer sich dünken lässet er stehe, mag wohl zusehen, dass er nicht falle« (1 Kor 10,12). Gottes Wort redet seelsorgerlich mit einem jeden, wie er’s bedarf. Dieser Aufruf »doch was ihr habt, das haltet«, die Weisung, wachsam und treu zu sein, würde nicht ausgesprochen, wenn keine Gefahr bestünde (vgl. Auch Offb 3,11 und das dazu Gesagte).
b) »Bis dass ich komme«: Die Zeit ist abzusehen, bis der Herr kommt oder bis er uns im Tode ruft. Wir müssen nicht ewig in den Prüfungen bleiben; im rechten Augenblick wird er sie abschließen und alles herrlich hinausführen (1 Kor 10,13; Phil 1,6).

Gerhardt Maier – Edition C

Ich finde es ja „befremdlich“, wenn eine religiöse Zeitschrift zu diesem Vers schreibt:

Wir müssen die Lehren von Abtrünnigen zurückweisen. Jesus warf einigen in Pergamon vor, Spaltungen und Sektenbildung zu fördern (Offb. 2:14-16). In Thyatira gab es Christen, die sich von den „tiefen Dingen Satans“ ferngehalten hatten. Jesus lobte sie und forderte sie auf, an der Wahrheit festzuhalten (Offb. 2:24-26). Andere hatten sich jedoch von falschen Lehren verführen lassen und mussten bereuen. Wie ist es heute? Wir müssen alles ablehnen, was mit der Denkweise Jehovas unvereinbar ist. Abtrünnige erwecken manchmal den Eindruck, „als hätten sie Gottesfurcht, aber die Kraft dahinter zeigt sich in ihrem Leben nicht“ (2. Tim. 3:5). Je intensiver wir uns mit Gottes Wort beschäftigen, desto leichter fällt es uns, falsche Lehren zu erkennen und zurückzuweisen (2. Tim. 3:14-17; Jud. 3, 4). Wir müssen sicherstellen, dass unsere Anbetung für Jehova annehmbar ist. Andernfalls müssen wir sofort etwas unternehmen (Offb. 2:5, 16; 3:3, 16). w22.05 4 Abs. 9; 5 Abs. 11

Tagestext für den heutigen Tag

Befremdlich, da diese Zeitschrift in den letzten Jahren fast alle wichtigen Glaubenslehren durch „neues Licht“ ersetzt hat. Schau nur mal die Seite 2 auf einer Zeitschrift aus den 1980iger oder früher – oder schau dir dies hier an: https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1996607 bzw https://wol.jw.org/de/wol/d/r10/lp-x/1999084 besonders unter „kein weiteres Hinzufügen“ …
Die eigentliche Frage in der Bibelstelle: haben wir Christus? Oder haben wir schon einen „Ersatz-Gesalbten“ und folgen damit nicht mehr Jesus Christus, bis ER kommt??

WESSEN Spiel?

In den letzten Tagen lese ich „hier und da“ Berichte über die Feier zur Einweihung der Olympischen Spiele dieses Jahr. Und viele Christen regen sich über das, was sie im Fernsehen gesehen haben, auf.

Hier zwei Beispiele:

Jetzt eine ehrliche Frage: Woher kommen den die „Olympisch Spiele“? Und zu wessen Ehre werden diese abgehalten?

Ihren Ursprung haben die Olympischen Spiele in Griechenland, im Ort Olympia auf der Halbinsel Peloponnes. Der Mythos besagt, dass der Halbgott Herakles die Spiele zu Ehren seines Vaters Zeus begründete, dem höchsten Gott der griechischen Götterwelt.
Historische Aufzeichnungen aus dem 4. Jahrhundert vor Christus datieren die ersten Spiele auf 776 vor Christus. Zumindest gibt es Siegerlisten, die bis auf diesen Zeitpunkt zurückgehen.
Bis in das Jahr 724 vor Christus bestanden die Spiele nur aus einem Stadionlauf. Ein „Stadion“ ist eine altgriechische Maßeinheit, die etwa 192,28 Metern entspricht. Mit den Jahren kamen mehr und mehr Sportarten hinzu.
Zunächst weitere Laufwettbewerbe, dann diverse Faust- und Ringkämpfe sowie der Pentathlon. Dieser antike Fünfkampf bestand aus Diskuswurf, Weitsprung, Speerwerfen, Laufen und Ringen. Ab 680 vor Christus wurden dann nach und nach verschiedene Pferdesportwettbewerbe eingeführt.

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/sport/geschichte_der_olympischen_spiele/index.html

Glaubst du, dass Paulus oder Petrus zu den Olypischen Spielen gefahren wären? Wenn ja – was werden wohl Paulus oder Petrus über das, was sie dort gesehen hätten, gesagt?
Meine persönliche Meinung: Was für einen „anderen Gott“ gefeiert wird, geht mich als Christ doch garnichts an! – oder?

Und wie sahen die „Anbeter von Zeus“ und anderer Götter im ersten Jahrhundert Menschen die an Christus glaubten?

Denn Christus hat mich nicht ausgesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkündigen; nicht in Redeweisheit, auf daß nicht das Kreuz Christi zunichte gemacht werde.
Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft.

Elberfelder 1871 – 1. Kor 1,17–18

wir aber predigen Christum als gekreuzigt, den Juden ein Ärgernis, und den Nationen eine Torheit;

Elberfelder 1871 – 1. Kor 1,23

Muß ich mich also wundern, wenn „die Nationen“ den Christus als „eine Torheit“ darstellen? Geht es mich überhaupt etwas an, was „die Nationen“ zu Ehren „ihrer Götter“ feiern??

Liebe Jehova, deinen Gott

Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot von allen ist: „Höre, Israel: der Herr, unser Gott, ist ein einiger Herr; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstande (O. Gemüt) und aus deiner ganzen Kraft“. (5Mose 6,4-5) Dies ist das erste Gebot
Elberfelder 1871 – Markus 12,29–30

Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein Herr, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand und mit all deiner Kraft. – Dtn 6,4-5; Jos 22,5
Zürcher Bibel 2019 – Markus 12:29–30

Jesus aber antwortete ihm: Das erste Gebot von allen ist: Höre, Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Herr. 5Mo 6,4.
Und du sollst lieben den Herrn deinen Gott von deinem ganzen Herzen und von deiner ganzen Seele und von deiner ganzen Gesinnung und mit deiner ganzen Stärke. Dies ist das erste Gebot. 5Mo 6,5f; Mt 22,37; Lk 10,27.
Tafelbibel mit hinzugefügten Sachparallelstellen – Markus 12,29–30

da wir hier eine „Parallelstelle“ haben – schauen wir uns auch die schon erwähnten Bibelstellen an:
5Mo 6,5f; , Mt 22,37; und ein zweites Mal: Matthäus 22 .

Daraufhin nannte ihm Jesus, ohne sich in irgendwelche Spitzfindigkeiten zu verlieren, das höchste Gebot und, untrennbar davon, ein zweites, die zusammen das ganze Gesetz enthalten.
Er begann mit den Einleitungsworten des Shema (aus dem Hebräischen, „Höre!“; S+maZ, das erste Wort von 5Mo 6,4). Dieses Glaubensbekenntnis (4Mo 15,37-41; 5Mo 6,4-9; 5Mo 11,13-21) wurde von frommen Juden zweimal täglich – morgens und abends – gebetet. Es war die Grundlage des jüdischen Glaubens: Der Herr (hebräisch: Yahwe), unser Gott, der Bundesgott Israels, ist der Herr allein, d. h. ist der einzige Gott (vgl. Mk 12,32).
Das Gebot, du sollst den Herrn, deinen Gott (5Mo 6,5), lieben, zielt auf die auf persönlicher Entscheidung beruhende, aus ganzem Herzen kommende Treue zu Gott. Die wiederholte Präposition von (ex, „aus“: gibt den Ursprungsort an), das Adjektiv ganz (holEs; „das Ganze“) und die verschiedenen Umschreibungen für die menschliche Persönlichkeit – Herz (Kontrollzentrum; vgl. Mk 7,19), Seele (Bewußtsein; vgl. Mk 8,36-37), Gemüt (hier im Sinne von Verstand) und Kräfte (körperliche Kräfte), unterstreichen diese Forderung. Im hebräischen Text fehlt der Begriff „Gemüt“ und in der Septuaginta das Wort „Herz“; doch Jesus nannte alle beide und hob damit den ganzheitlichen Aspekt des höchsten Gebots hervor (vgl. Mk 12,33; Mt 22,37; Lk 10,27).
Eine ähnliche Verpflichtung sah Jesus dem Nächsten gegenüber, indem er ein anderes, vom ersten untrennbares (vgl. 1Joh 4,19-21) und es ergänzendes Gebot zitierte: „Du sollst deinen Nächsten (plEsion, „den, der neben dir ist“, der Begriff für „Mitmensch“) lieben wie dich selbst“ (3Mo 19,18). Die ganz natürliche Selbstliebe des Menschen soll nicht zur Selbstsucht führen – eine Gefahr, die immer besteht -, sondern sollte auch auf andere ausstrahlen.
Es ist kein anderes Gebot größer als diese beiden. Gott und den Nächsten aus ganzem Herzen lieben ist die Summe und das Wesen des Gesetzes und der Propheten (vgl. Mt 22,40). Wer diese Gebote erfüllt, erfüllt damit alle anderen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Antwort Jeschuas übertraf die Frage des Schriftgelehrten. Er antwortete, indem er sagte, dass das wichtigste Gebot in Deuteronomium 6,4-5 zu finden ist, wo es heißt: „Höre, o Jisrael: Der HERR, unser Gott, der HERR ist einer. Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Der erste Teil, Vers 4, ist das berühmte Sch’ma, das Juden zweimal am Tag rezitieren, am Morgen und am Abend, und kurz vor ihrem Tod: Höre, o Jisrael, der HERR, unser Gott, der HERR ist einer. Der zweite Teil, Vers 5, enthält das wichtigste der 613 Gebote des mosaischen Gesetzes: Man soll den HERRN, den Gott, mit allem, was man hat, lieben. Obwohl im rabbinischen Judentum Vers 4 verwendet wird, um die absolute Einheit Gottes zu lehren, verstanden sogar die Rabbiner, dass das hebräische Wort für eins, das in diesem Vers verwendet wird, zuweilen eine Mehrzahl bedeuten kann:

Bezugnehmend auf Lev. IV, 2: Wenn jemand aus Irrtum sündigt in irgendeinem der Dinge, die der Herr nicht zu tun befohlen hat, und tut eines davon. Die Konstruktion in Hebräer [machat mahanah] ist ungewöhnlich. Die Nebeneinanderstellung von „einer“ und „diese“ wird daher als Hinweis darauf verstanden, dass es eine Mehrzahl gibt, die den Charakter der Einheit trägt, und eine Einheit, die den Charakter einer Mehrzahl trägt, v. Sanh. 62a. Diese Darstellung wird hier in der Terminologie der Gemara ausgedrückt, dass sich das Prädikat soll tun einerseits auf ‚einer‘ und andererseits auf ‚diese‘ bezieht.

Jeschua fuhr fort und gab das zweitwichtigste Gebot: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Markus 12:31, zitiert Lev. 19:18). Dann schloss er: An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten (Matthäus 22,40). Daube merkt an, dass das Verb „hängen“, „anhängen“, ein Fachbegriff der rabbinischen Exegese ist:
Es ist wichtig zu bemerken, dass das Ende von Jesu Antwort bei Matthäus viel gelehrter formuliert ist als bei Markus oder Lukas: „An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“. Tala, „hängen“, „davon abhängen“, „daraus folgen“, „daraus ableitbar oder verständlich sein“, ist ein Fachbegriff der rabbinischen Exegese. In der Bibel lesen wir, dass die in Levitikus 19 aufgezählten Gebote, von denen eines lautet: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, von Moses nicht nur „den Kindern Israels“, sondern „der ganzen Gemeinde der Kinder Israels“ verkündet werden sollen. Nach den Tannaiten bedeutet dies, dass sie in einer feierlichen Versammlung verkündet werden mussten, weil „der größte Teil der wesentlichen Punkte der Tora an ihnen hängt“, d.h. aus ihnen ableitbar ist. Für Bar Kappara (Anfang des 3. Jh. n. Chr.) hängt ‚alles Wesentliche der Tora an einem winzigen Abschnitt‘, nämlich an einem Vers aus den Sprüchen: ‚Auf allen deinen Wegen erkenne ihn an.‘

Die beiden Gebote, Gott zu lieben und seinen Nächsten zu lieben, fassen das Gesetz und die Propheten zusammen. Jedes der Gebote betrifft entweder die Beziehung eines Menschen zu Gott oder seine Beziehung zu den Menschen. Wenn sie Gott mit ihrem ganzen Wesen lieben, werden sie natürlich die Gebote halten, die ihre Beziehung zu ihm regeln. Wenn sie ihren Nächsten lieben wie sich selbst, werden sie die Gebote halten, die die menschlichen Beziehungen regeln. Das entsprach der pharisäischen Doktrin, und sie konnten Ihm nichts vorwerfen. Tatsächlich lobte der Schriftgelehrte, der Jeschua befragt hatte, Ihn (Markus 12:32-33). Von da an waren auch die Pharisäer zum Schweigen gebracht und stellten Jeschua keine weiteren Fragen mehr (Markus 12,34b).

Eine letzte Aussage zum Sch’ma ist angebracht. Nach der rabbinischen Lehre bedeutet das Rezitieren des Sch’ma, sich dem Joch des Himmelreichs zu unterwerfen:

Eine Passage in Sifrè … fasst die ganze menschenfreundliche Seite der Religion zusammen. Auf die Worte: „Wenn sie weise wären, würden sie dies bedenken“ (Deut. 32, 29), läuft der Kommentar: „Wenn Israel die Worte des Gesetzes bedenken würde, das ihnen gegeben wurde, würde keine Nation und kein Königreich über sie herrschen“ (siehe Vers 30). Und was sagt es (das Gesetz) zu ihnen? Nehmt das Joch des Himmelreichs auf euch und sucht einander zu übertreffen in der Furcht des Himmels; und verhaltet euch zueinander liebenswürdig.“

Die ersten beiden Klauseln umfassen den Teil der Religion, der mit der Beziehung des Menschen zu Gott zu tun hat. „Das Joch des Himmelreiches“ ist die Anerkennung der alleinigen Souveränität Gottes und der Verpflichtung, ihn mit Geist und Seele und Substanz zu lieben, die der Mensch mit dem Rezitieren des Schma‘ (Deut. 6, 4) – dem täglich erneuerten Bekenntnis seiner Religion – ablegt. Der zweite Satz setzt diese Religion in die Praxis um, wie sie in Deut. 10, 12 zusammengefasst ist.Schließlich fasst der Midrasch in einem Satz zusammen, was die Religion von den Menschen in ihren Beziehungen zueinander verlangt. Dieser Teil des Sifrè stammt aus der Schule von R. Akiba, der in Lev. 19, 18, „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, den umfassendsten Grundsatz des Gesetzes fand. . . . Die Sifrè geht weit über die Wahrung der Rechte anderer hinaus, wenn sie gemīlūt hasadīm in der ganzen Bedeutungsfülle, die in diesen Satz hineingelegt wurde, zum Prinzip des gesamten menschlichen Umgangs macht. Sie fordert eine aktive Nächstenliebe und macht zum Maßstab der Pflicht nicht die Rechte, sondern die Bedürfnisse der anderen.“

Arnold Fruchtenbaum Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive


sah den Geist Gottes wie eine Taube

Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald von dem Wasser herauf; und siehe, die Himmel wurden ihm aufgetan, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herniederfahren und auf ihn kommen.
Elberfelder 1871 – Matthäus 3,16

Und da Jesus getauft war, stieg er bald herauf aus dem Wasser; und siehe, da that sich der Himmel auf über ihm. Und Johannes sahe den Geist Gottes, gleich als eine Taube, herab fahren und über ihn kommen.
Protestantenbibel – Matthäus 3:16

Als Jesus untergetaucht war und wieder aus dem Wasser hervorkam, war plötzlich der Himmel über ihm geöffnet. Er sah, wie der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam.
Roland Werner – Das Buch – Matthäus 3:16

Bemerkenswert an Jesu Taufe war die Bestätigung seiner Identität und seines Amtes vom Himmel. Als Jesus getauft war, stieg er heraus aus dem Wasser und sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Eine Stimme vom Himmel – die Stimme Gottes des Vaters – sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe (vgl. Eph 1,5; Kol 1,13). Dieselben Worte wiederholte Gott bei der Verklärung Christi (Mt 17,5). Alle drei Personen der Gottheit waren bei diesem Ereignis anwesend: der Vater, der von seinem Sohn sprach, der Sohn, der getauft wurde, und der Geist, der in Gestalt einer Taube auf den Sohn herabschwebte. Für Johannes war dies die endgültige Bestätigung, daß Jesus Gottes Sohn war (Joh 1,32-34).
Es stimmte außerdem mit Jesajas Prophezeiung überein, derzufolge der Geist auf dem Messias ruhen würde (Jes 11,2). Das Herabkommen des Heiligen Geistes gab dem Sohn, dem Messias, die Vollmacht für seinen Dienst unter den Menschen.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Die Schilderung ist knapp und dramatisch. Der Täufer hatte sich wie Jesus unter Gottes Willen gebeugt und ihn getauft. Jesus kommt heraus ans Jordanufer. »Siehe, da wurden die Himmel geöffnet.« Nach Joh 1,32 sah auch der Täufer, was vorging. »Die Himmel« ist biblische Redeweise. Sie weist darauf hin, dass jenseits unserer sinnlichen Wahrnehmung eine reiche überirdische Welt mit vielen Sphären liegt (vgl. 1 Kön 8,27; 2 Kor 12,2-4). Dass die Himmel »geöffnet wurden«, bezeichnet Gottes Handeln. Wenn Gott die Himmel öffnet und damit den Blick über die irdische Welt hinaus ermöglicht, dann gibt er damit eine Berufung oder einen Auftrag (vgl. Hes 1,1; Apg 10,11). Wir werden also auf eine besondere Beauftragung Jesu vorbereitet. Bevor dieser Auftrag ausgesprochen wird, geschieht die Ausrüstung mit dem Geist Gottes, seiner Kraft und seiner Weisheit: »und er sah Gottes Geist herabkommen… und auf sich kommen.« Damit erfüllen sich die messianischen Weissagungen, wonach Gottes Geist auf dem Messias ruhen wird Jes 11,2; 42,1). Aber was meint der Vergleich »wie eine Taube«? Zunächst ist klarzustellen: es heißt nicht »als Taube«. Nur ein Vergleich wird angestellt. Kein Evangelist sagt, dass eine Taube gekommen wäre. Allerdings erinnert die leibhaftige Gestalt des Geistes nach Lukas 3,22 an die Taube. Der Geist wurde also sichtbar verliehen. Nun ist die Taube nach Mt 10,16 ein Bild der Reinheit, nach 3 Mose 12,6ff.) geeignet als Opfertier für Reinigungsopfer. Außerdem las man – wie das ganze Hohelied 2,12 im Judentum messianisch und deutete dabei die Taube auf den Heiligen Geist. Schließlich erklärte man das Schweben des Geistes über den Wassern in 1 Mose 1,2 durch den Vergleich mit der Taube. So wird der Vergleich in Mt 3,16 verständlich.

Gerhard Maier – Edition C

Gott, der Geist, erschien in der Form einer Taube, die auf Jeschua herabkam. Lukas gibt an, dass Er in leiblicher Gestalt, als Taube, herabkam (Lukas 3:22), und macht damit deutlich, dass dies nicht nur eine geisterhafte Gestalt war. Warum hat der Heilige Geist bei all den verschiedenen Möglichkeiten, in denen er hätte erscheinen können, einen Vogel gewählt? Und warum gerade eine Taube? Das erste Mal, dass der Heilige Geist in der Heiligen Schrift erscheint, ist in 1 Mose 1,2, wo es heißt, dass er sich auf dem Wasser bewegte. Das hebräische Verb für bewegen ist merachephet, ein Wort, das für eine Vogelmutter verwendet wird, die über ihren Eiern schwebt, kurz bevor sie schlüpfen. Der hebräische Wortlaut von 1 Mose 1,2 setzt also diese Erscheinung des Heiligen Geistes in Beziehung zu den Handlungen einer Vogelmutter: Er brütete über den Wassern wie ein Muttervogel, kurz bevor die Eier auf dem trockenen Land schlüpften. Der Midrasch Rabbah erzählt die Geschichte von Rabbi Simeon b. Zoma, der irgendwann über die Schöpfung nachdachte und zu dem Schluss kam, „dass zwischen dem oberen und dem unteren Wasser nur zwei oder drei Fingerbreit sind, . . . Denn es steht hier nicht geschrieben: UND DER GEIST GOTTES blies, sondern er SCHWEBTE, wie ein Vogel, der fliegt und mit den Flügeln schlägt, wobei seine Flügel kaum [das Nest, über dem er schwebt] berühren.“

Lachs zitiert einen alten rabbinischen Kommentar zu 1 Mose 1,2, in dem es heißt, dass der Geist, der über den Wassern brütete, „wie eine Taube war:“

In jüdischen Quellen ist die Taube das Symbol für den Heiligen Geist oder sie wird metaphorisch als Heiliger Geist verwendet. Beachten Sie das Folgende:

„Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern [Gen. 1.2] wie eine Taube, die über ihre Jungen schwebt, ohne sie zu berühren.“

„Es ist gelehrt worden: R. Jose sagt: ‚Ich war einmal auf der Straße unterwegs und betrat eine der Ruinen von Jerusalem, um zu beten. Elia, seligen Andenkens, erschien und wartete am Eingang auf mich, bis ich mein Gebet beendet hatte. Nachdem ich mein Gebet beendet hatte, sagte er zu mir: ‚Mein Sohn, welches Geräusch hast du in dieser Ruine gehört?‘ ‚Ich hörte eine göttliche Stimme [bat qol], die wie eine Taube gurrte und sagte: „Wehe den Kindern, wegen deren Sünden ich mein Haus zerstört und meinen Tempel verbrannt und sie unter die Völker der Welt verbannt habe!“ Und er sagte zu mir: „Bei deinem Leben und bei deinem Kopf! Nicht in diesem Augenblick allein ruft es so aus, sondern dreimal am Tag verkündet es so …'“

Obwohl der Heilige Geist häufig mit einer Taube verglichen wird, wird er auch mit anderen Vögeln verglichen, z.B.: „Der Heilige Geist schwebt über den Wassern wie ein Adler über seinen Jungen im Nest.“

So legten die Rabbiner den Vogel aus 1 Mose 1,2 als eine Taube fest, und dies war immer noch die Denkweise der jüdischen Gemeinde zu Jeschuas Zeiten. Um dies in den Passagen, die Seine Taufe beschreiben, klar zu kommunizieren, kam der Heilige Geist tatsächlich in der körperlichen Form einer Taube herab. Der Sohn und der Geist waren nun sichtbar.

Arnold Fruchtenbaum – Jeschua – Das Leben des Messias aus einer messianisch-jüdischen Perspektive

Deshalb achtet auf euch selbst, damit eure Herzen sich ja nicht verstricken

Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit und Lebenssorgen, und jener Tag plötzlich über euch hereinbreche
Elberfelder 1871 – Lukas 21,34

»Seht euch vor! Lasst euch nicht vom Rausch umnebeln oder von den Alltagssorgen gefangen nehmen! Sonst werdet ihr von jenem Tag unvorbereitet überrascht wie von einer Falle, die zuschlägt.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Lukas 21:34

Hütet euch vor einem ausschweifenden Leben und vor übermäßigem Weingenuss und lasst euch nicht von den Sorgen des täglichen Lebens gefangen nehmen. Sonst wird euer Herz abgestumpft, und ihr werdet (- wörtlich: Hütet euch, dass eure Herzen nicht durch Rausch und Trunkenheit und Sorgen des täglichen Lebens beschwert werden. Sonst werdet ihr. -) von jenem Tag überrascht werden wie von einer Falle, die zuschnappt.
Neue Genfer Übersetzung 2013 – Lukas 21,34

Deshalb achtet auf euch selbst, damit eure Herzen sich ja nicht verstricken in Vielfresserei und Besäufnissen und den alltäglichen Sorgen! Denn sonst könnte der große Gottestag plötzlich wie ein Fallnetz über euch kommen!
Roland Werner – Das Buch – Lukas 21:34

Jesus schloß seine Predigt mit der Aufforderung an die Jünger, immer wachsam zu sein. Der Gläubige ist zwar in der Lage, das Kommen des Gottesreiches an bestimmten Zeichen abzulesen, doch trotzdem kann er so sehr mit den alltäglichen Dingen des Lebens beschäftigt sein, daß er, wenn das Reich dann plötzlich (V. 34) über alle (V. 35) hereinbricht, nicht vorbereitet ist und daher auch nicht in das Reich eingehen kann. Davor warnte Jesus die Jünger mit den Worten: Hütet euch (V. 34) und seid allezeit wach (V. 36).

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Vers 33 war eine Mahnung Jesu, seinen Worten zu glauben. Nun folgt in Vers 34 eine Mahnung, sich nicht vom Diesseits vereinnahmen zu lassen. Wir stehen vor der Wahl, entweder das Vergängliche oder das Ewige vorzuziehen. »Hütet euch aber davor, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Rausch und Trunkenheit und täglichen Sorgen!« Folglich sind auch Jünger durch »Rausch«, »Trunkenheit« und »tägliche Sorgen« gefährdet (vgl. Mt 24,49; Mk 4,19; Lk 8,14). Die Apostel hatten sich ständig gegen diese Gefahren zu wehren (Röm 13,13; Gal 5,21; Eph 5,18; 1 Thess 5,5ff.; 2 Thess 3,6ff.; 1 Tim 5,6; Tit 2,2ff.; 1 Petrus 4,1ff.; 2 Petrus 2,2ff.). »Rausch« und »Trunkenheit« bezeichnen nicht nur Alkohol und Drogen, sondern auch Fresserei. Darüber hinaus bezeichnen sie alles, was Menschen – auch geistig! – berauschen kann: Musikleidenschaft, Kunstbesessenheit, Sammlerwut, Genuss von Ehren und Auszeichnungen, geistige Überheblichkeit, Nationalismus, Verfallenheit an Ideologien. Jeder prüfe sich selbst! Im Endeffekt werden wir dadurch nicht befriedigt, sondern im »Herzen« »beschwert« und gegen das Evangelium immun gemacht. Dasselbe gilt von den »täglichen Sorgen« oder »Lebensunterhaltssorgen«, die alles Glaubensmäßige ersticken können (Lk 8,14; 12,22).

Gerhard Maier – Edition C

Die ernste Warnung in diesem Vers lautet, sich vor einem Herzen zu hüten, das von Sorgen überladen oder von den Vergnügungen der Welt umstrickt wird; denn solches Abweichen im Herzen wird sich bald in entsprechendem Gebaren kundtun. Als Übersetzung von kraipale verwenden Elberf und Rev.Elberf „Völlerei“, Schlachter und Zürcher „Rausch“, Menge „Schlemmerei“, Luther „Fressen“. Vine folgt A. Plummer in der Ansicht, daß es den Zustand des Berauschtseins nach übermäßigem Trinken bezeichnet. Methä bedeutet zunächst „starkes Getränk“, dann „Trunkenheit“ und wurde für gewohnheitsmäßiges Berauschtsein verwendet (W.E. Vine). Das Wort, das mit „Lebenssorgen“ übersetzt wird, lautet merimna und bedeutet eigentlich, zwischen zwei Dingen hin- und hergerissen werden. Jede dieser drei genannten Dinge macht es dem Gläubigen unmöglich, beim Kommen des Herrn bereit zu sein.

Benedikt Peters – Was die Bibel lehrt

Gott hat mich vor euch her geschickt, um Leben zu retten

Und nun, betrübt euch nicht, und lasset es in euren Augen nichts Bekümmerndes sein, dass ihr mich hierher verkauft habet; denn zur Lebenserhaltung hat Gott mich vor euch geschickt.
Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Genesis 45,5

Nun aber, grämt euch nimmer!
es entflamme nimmer eure Augen, daß ihr mich hierher verkauft habt!
Buber & Rosenzweig – Genesis 45:5

Aber ihr braucht euch nicht zu fürchten. Macht euch keine Vorwürfe, dass ihr mich hierher verkauft habt, denn Gott wollte es so! Er hat mich vorausgeschickt, um euch zu retten.
Hoffnung für Alle – – 1.Mose 45,5

Genesis 45:5 ‎אל תעצבו, lasset den Gedanken an die Art und Weise, wie ich hierhergekommen, euch nicht die Freude über mein Hiersein, das doch ein Glück ist, trüben, rauben. עצב ist ja das Gefühl eines gezwungenen Entsagens und Verzichtens. Ihr könnt euch ruhig dem freudigen Gefühle des Glückes hingeben. — 1/>בעיגיפם1> אל יחר>, sonst immer חרה ל־, kommt in dieser Verbindung — חרה ein Gemütszustand, עינים ein Verstandesurteil — nur verneinend hier und oben Kap.31, 35 vor, und spricht in beiden Fällen aus, dass das, was dem Gemüte חרה ist, durch Einsicht des Verstandes, בעינים, in einem anderen Lichte erscheinen möge. Eurem Gefühle kann ich nicht auferlegen, dass es euch nicht leid sein soll; denn Unrecht ist Unrecht, und das Gefühl ist ein berechtigtes. Allein euer Verstand soll auch dieses Bewusstsein mildern, dadurch, „dass ihr es mit anderen Augen ansehen“ lernt, so wie er es ja schon längst anders anzuschauen gewöhnt war. Möglich, dass auch das בי nicht: dass, sondern: „denn“ bedeutet: denn ihr habt mich ja hierher verkauft! Ihr seid ja die mittelbare Ursache der großen glücklichen Stellung, in welcher ihr mich jetzt hier findet.

Rabbiner Samson Raphael Hirsch – Kommentar auf die Genesis

Mit einem Gefühlsausbruch gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen. Das (V. 2 ) war nun das dritte von fünf Malen, daß er über seine Brüder geweint hatte ( 1Mo 42,24; 43,30;45,14; 50,17; vgl. 1Mo 50,1 ). Die Brüder waren von der Nachricht wie betäubt und aus Angst, daß Josef sie töten könnte, unfähig zu sprechen. In diesem Abschnitt vervollständigen starke Gefühle, gute geistliche Einsicht und eine Erörterung das Werk der Versöhnung, das bis hierher eine harte Prüfung verlangt hatte. Es war die Aufgabe eines weisen Mannes gewesen, und über einen langen Zeitraum hinweg erfüllte Josef die Aufgabe auf wunderbare Weise.
Josef erklärte, daß Gott ihn souverän nach Ägypten gebracht hatte, um ihre Errettung von der Hungersnot vorzubereiten. Seine Worte bilden eine klassische Aussage über göttliche Führung. Gott hat mich vor euch hergesandt ( 1Mo 45,5 ). Ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott (V. 8 ; vgl. V. 9 ). Die Sicherheit, daß Gottes Wille, nicht der des Menschen, die Wirklichkeit in jedem Ereignis überwacht, schimmert als Grundlage der Versöhnung hindurch. Zweifellos hatte sich Josef selbst viele Male mit diesem Glaubensgrundsatz getröstet. Der geistliche Mensch kann die Hand Gottes in jedem Ereignis erkennen und ist deshalb in der Lage, denen zu vergeben, die ihm Unrecht tun.

Die Bibel erklärt und ausgelegt – Walvoord Bibelkommentar

Mose 45,5-8 handelt davon, wie Josef seine Brüder tröstet, wobei sich Vers 5 auf den Plan Gottes konzentriert und das Zusammenspiel von menschlichem und göttlichem Handeln zeigt. Das menschliche Handeln war: Und nun seid nicht betrübt noch zornig über euch selbst, dass ihr mich hierher verkauft habt; und das menschliche Handeln war, dass die Brüder ihn nach Ägypten verkauften. Dann kam das göttliche Wirken: Denn Gott hat mich vor euch hergesandt, um das Leben zu erhalten. Das göttliche Ziel wurde durch menschliches Handeln erreicht. In Vers 6 legt Josef die Notwendigkeit des Plans dar, sowohl in Bezug auf die Vergangenheit als auch auf die Zukunft. Er bezieht sich auf die Vergangenheit: Denn diese zwei Jahre ist die Hungersnot im Lande gewesen; zwei Jahre hat die Hungersnot gedauert, und das war nun Geschichte. Dann verweist Josef auf die Zukunft: Und es sind noch fünf Jahre, in denen weder gepflügt noch geerntet werden kann. Die Hungersnot sollte noch fünf Jahre andauern. In Vers 7 erläuterte Josef erneut den Plan Gottes: Und Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch einen Rest auf Erden zu erhalten und euch durch eine große Errettung am Leben zu erhalten. In Vers 8 geht es dann um die Vorsehung Gottes und erneut um ein Gleichgewicht zwischen den beiden Instanzen des menschlichen und göttlichen Handelns. Zunächst zitiert Josef das menschliche Handeln und schränkt es ein: Nicht ihr habt mich hierher gesandt, nicht die Brüder waren es schließlich. Aber zweitens war es das göttliche Handeln: Es war Gott. Das Ergebnis war: und er hat mich dreifach gemacht. Erstens hat Gott Josef gemacht: zum Vater des Pharao. Im hebräischen Text lautet das Wort av, ein hebräisches Wort, das „Vater“ bedeutet. In diesem Fall handelt es sich möglicherweise nicht um ein hebräisches Wort, sondern um eine hebräische Transliteration des ägyptischen Wortes für Wesir, das den gleichen Laut av hat. Es könnte also Vater für den Pharao bedeuten, aber auch: „Er machte mich zum Wesir des Pharao“. Zweitens: Gott machte Josef zum Herrn über sein ganzes Haus. Drittens machte er Josef zum Herrscher über das ganze Land Ägypten.

Arnold Fruchtenbaum – Genesis

Der Kluge sieht die Gefahr und weicht ihr aus

Der Kluge sieht das Unglück und verbirgt sich; die Einfältigen aber gehen weiter und leiden Strafe.
Elberfelder 1871 – Sprüche 22,3

Ein Mensch mit Erfahrung sieht das Unglück kommen und bringt sich in Sicherheit; die Unerfahrenen laufen mitten hinein und müssen es büßen.
Gute Nachricht Bibel 2018 – Sprüche 22:3

Der Gescheite sieht das Uebel, und verbirgt sich; aber die Unerfahrnen rennen hinein, und müssen büssen.
van Ess 1858 – Sprichwörter 22,3

Ein kluger Mensch sieht die Gefahr voraus und bringt sich in Sicherheit; die Unerfahrenen stolpern blindlings dahin und müssen die Folgen tragen.
Neues Leben 2006 – Sprichwörter 22:3

„Die Einfältigen erben die Torheit, aber die Klugen werden mit Erkenntnis gekrönt“ (14,18). Manchmal werden die Einfältigen lernen, wenn sie sehen, wie andere für ihre Sünden bestraft werden (19,25; 21,11). Der Weise lernt durch Belehrung, aber der Einfältige muss ein lebendiges Beispiel sehen, bevor er oder sie lernt. Weise Menschen sehen die Gefahr kommen und weichen ihr aus, aber die Einfältigen laufen direkt in sie hinein (22:3; 27:12). Manche Menschen müssen auf die harte Tour lernen.

Wir alle sind in vielen Dingen unwissend, aber Einfaltspinsel sind sich ihrer Unwissenheit nicht bewusst und wollen nicht lernen. Sie folgen der Philosophie: „Wo Unwissenheit Glückseligkeit ist, ist es töricht, weise zu sein.“ (- Diese oft zitierte Aussage ist die letzte Zeile von Thomas Grays Gedicht „Ode on a Distant Prospect of Eton College“, aber ihre Botschaft wird meist missverstanden. In dem Gedicht kontrastiert Gray die fröhliche Unschuld der Kinder in der Schule mit den Schwierigkeiten, die sie im Erwachsenenalter haben werden. Er bittet uns, sie nicht zu früh ihrer jugendlichen Freuden zu berauben. Sie werden noch genug Zeit haben, um zu lernen, dass das Leben nicht immer nur aus Spaß und Spiel besteht. Wir erwarten von Kindern ein gewisses Maß an naiver Unschuld, aber nicht von Erwachsenen. -) Aber wenn es eine Bibel zu lesen, ein Leben aufzubauen und sich auf die Ewigkeit vorzubereiten gilt, ist es töricht, unwissend zu sein.

Warren W. Wiersbe – Sei Commentary Series Sprüche

Sieht steht nur in der ersten Vershälfte. Ist daraus zu schlußfolgern, daß der Unerfahrene mit geschlossenen Augen durch die Welt geht, daß er sich der Gefahr gar nicht bewußt wird, in der er schwebt? Oder darf man das »sieht« auch für die zweite Vershälfte voraussetzen? Das würde bedeuten, daß der Unerfahrene die Gefahr zwar sieht, sie aber nicht als solche erkennt und deshalb keine Vorsichtsmaßnahmen ergreift. Der Gescheite sieht die Gefahr und trifft seine Vorkehrungen. An welches Unglück zu denken ist, läßt sich nicht erschließen. Es muß sich um etwas handeln, vor dem man sich verbergen kann und das beim Weitergehen über einen hereinbricht. Für »Unglück« steht eigentlich »Böses«. Dann könnte man sich vorstellen, daß jemand beim Handeln die Bosheit, Hinterlist des Partners erkennt und sich von diesem Geschäft zurückzieht.
Es fällt auf, daß dem einen Gescheiten viele Unerfahrene gegenüberstehen – offenbar eine Widerspiegelung der Realität. Während die Zeitformen das Verbergen als Folge des Sehens darstellen (im Kere ist es gleichzeitig), fallen weitergehen und bestraft werden zeitlich zusammen. Diese Beobachtung rät ab, »bestraft werden« entsprechend der Etymologie des Wertes als Geldstrafe zu verstehen. Es ist vielmehr die Selbstbestrafung, die der Unvorsichtigkeit anhaftet. Im NT findet man ähnliche Gedanken im Zusammenhang mit der Endzeit: 1Thess 5,2–6.

Dietrich – Wuppertaler Studienbibel

V. 3 – Blaise Pascal sagte: »Wir rennen achtlos in den Abgrund, wenn wir etwas gefunden haben, was uns den Anblick des Abgrundes verstellt«212 (vgl. 1,17).

V. 3 – »Nicht Blindheit ist es, nicht Unwissenheit, was die Menschen und Staaten verdirbt. Nicht lange bleibt ihnen verborgen, wohin die eingeschlagene Bahn sie führen wird. Aber es ist in ihnen ein Trieb, von ihrer Natur begünstigt, von der Gewohnheit verstärkt, dem sie nicht widerstehen, der sie weiter vorwärtsreißt, solange sie noch einen Rest von Kraft haben. Göttlich ist der, welcher sich selbst bezwingt. Die meisten sehen ihren Ruin vor Augen, aber sie gehen hinein« (der große deutsche Historiker Leopold von Ranke, zitiert von Joachim Fest, in: Hitler. Eine Biographie).

Dieser Vers steht (fast) wörtlich gleich in 27,12.
Der Herr kündigte dem König Josia das kommende »Unglück« an (2Kö 22,16), und der tat, was »der Kluge« tut: Er barg sich bei Gott, d. h., er suchte Schutz und Bewahrung im Wort Gottes, und dieses lehrte er das ganze Volk als die einzige wirkliche Zuflucht (2Kö 23,1–3). Anders die »Einfältigen«; die achten nicht auf die göttlichen Warnungen, kehren nicht um, sondern »gehen weiter« auf ihrem Weg, und am Ende müssen sie »Strafe [leiden]«. Gott sandte immer wieder seine Propheten, die das Volk zur Umkehr riefen, doch man verachtete Gottes Worte und verhöhnte dessen Propheten, »bis der Grimm des HERRN gegen sein Volk stieg, dass keine Heilung mehr war« (2Chr 36,15–16). Da »ließ er den König der Chaldäer gegen sie heraufkommen«, und dessen Armee zerstörte Stadt und Tempel und verschleppte die vom Schwert Übriggebliebenen nach Babel. So erfüllte sich das Wort des HERRN (Kap. 36,17–21).

Benedikt Peters – Das Buch der Sprüche